Zukunftskonzept 2017-2024 der Institute IAT und FES - Erarbeitet von einem Autorenkollektiv unter Leitung von Ulf Tippelt und Harald Schaale ...
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Zukunftskonzept 2017-2024 der Institute IAT und FES Erarbeitet von einem Autorenkollektiv unter Leitung von Ulf Tippelt und Harald Schaale Leipzig & Berlin, Oktober 2017
Inhalt Inhalt 2 1 Präambel 3 2 Institut für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT) 5 2.1 Status Quo 5 2.1.1 Selbstverständnis des IAT 5 2.1.2 Forschungsstrategie des IAT 7 2.1.3 Bilanz Zukunftskonzept IAT 2012-2016 9 2.2 Herausforderungen für & Erwartungen an das IAT 15 2.2.1 Sportpolitische Rahmenbedingungen 15 2.2.2 Externe Erwartungen 15 2.2.3 Interne Herausforderungen 17 2.3 Strategie „IAT 2024“ 18 2.4 Umsetzungsszenarien „IAT 2024“ 22 2.4.1 Zukünftige Struktur und Arbeitsweise 22 2.4.2 Entwicklungsbedingungen 23 2.4.3 Szenario 1: Weiterentwicklung 24 2.4.4 Szenario 2: Erhaltung 26 2.5 Schlussfolgerungen 27 3 Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) 29 3.1 Analyse, Bewertung und Bilanz des Zukunftskonzepts FES 2016 30 3.1.1 Struktur, Netzwerk, Strategie, Methodik, Verbundsystem 30 3.1.2 Haushaltskennzahlen des FES 36 3.1.3 Fazit zur Zielerreichung des Zukunftskonzepts FES 2016 37 3.2 Herausforderungen für das FES 39 3.2.1 Sportpolitische Rahmenbedingungen und Leistungssportreform 39 3.2.2 Erwartungen an das zukünftige System wissenschaftlicher Unterstützung 39 3.3 Positionierung des FES 40 3.3.1 Strategische Eckpunkte des FES 41 3.3.2 Vision zur besseren wissenschaftlichen Unterstützung des Leistungssports 41 3.4 Zukunftsvision FES 2024, Rahmenbedingungen 42 3.4.1 Szenario 1: Modell zur Steigerung der Leistungsfähigkeit 45 3.4.2 Szenario 2: Erhaltung der Leistungsfähigkeit 48 3.5 Schlussfolgerungen 50 4 Ausblick 52 Abbildungsverzeichnis 54 Literatur 55 Impressum 56 2
1 Präambel Für eine moderne Gesellschaft bietet der Sport vielfältige Werte. Zu nennen sind neben den gesundheitlichen Aspekten die Erziehung zu kompetentem Sozialverhalten, die Integration von sozial Schwachen oder ausländischen Mitmenschen sowie auch die dem Sport immanente Leistungsbereitschaft. Im Leistungssport äußern sich diese Werte in einer ganz besonderen Form. Die Förderung des Leistungssports in Deutschland begründet sich auch in seiner Vorbildfunktion insbesondere für Kinder und Jugendliche. Im Konzept zur Neustrukturierung des Leistungssports (2016) heißt es dazu: „Gerade die im Spitzensport erfolgreichen Athleten stehen im sportlichen Wettkampf für Leistungswillen, Ausdauer, Disziplin und Respekt. Ihre Erfolge bei internationalen Sportgroßveranstaltungen und ihr positives Auftreten fördern darüber hinaus das Ansehen Deutschlands in der Welt, das sich im internationalen Vergleich durch seine sportliche Vielfalt auszeichnet.“1 Ziel der Förderung sei es demnach „… den Spitzensport zukünftig erfolgreicher zu machen, Erfolgspotenziale für Podiumsplätze bei Olympischen, Paralympischen und Deaflym- pischen Spielen, Weltmeisterschaften und World Games zu erkennen und gezielter zu fördern.“2 Das Institut für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT) und das Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) haben den Auftrag, die deutschen Sportler3 auf dem Weg zu Weltspitzenleistungen zu unterstützen und mittels prozessbegleitender Trainings- und Wettkampfforschung sowie Entwicklungsprogrammen für Wettkampf- und Trainingsgeräte und Informationssysteme die internationale Chancengleichheit zu sichern.4 Sie leisten damit auch ihren Beitrag zum Anti-Doping-Kampf. Der anwendungsorientierte Forschungsansatz von IAT und FES ist unter den Leistungssportverantwortlichen, Trainern und Athleten in den kooperierenden Spitzenverbänden in hohem Maße anerkannt.5 Darüber hinaus zeigen Erkenntnisse aus der bislang einzigen wissenschaftlich fundierten Studie zum Wissenschaftlichen Verbundsystem Leistungssport, dass der Transfer in die Leistungssportpraxis durch IAT und FES deutlich besser funktioniert und dass sportartspezifische Forschungen besser angenommen werden.6 Nicht zuletzt hat die am IAT praktizierte Arbeitsweise auch international immer mehr Nachahmer – mit dann jeweils nationentypischen Lösungen – gefunden (z. B. Australien, Großbritannien, Japan, Neuseeland, Frankreich, Kanada), wobei aufgrund enormer Investitionen sowie der Weiterentwicklung der nationalen Unterstützungssysteme der früher bestehende Vorsprung in Methodik, Innovation, Anwendungsorientierung und Transfergeschwindigkeit inzwischen zumindest zum Teil egalisiert wurde.7 In der Verknüpfung von sportartspezifischer 1 BMI, SMK & DOSB (2016), S. 5 2 Ebd., S. 7 3 Anmerkung zum Sprachgebrauch: Im Folgenden wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit in der Regel nur die männliche Form verwendet, die jedoch die weibliche mit einschließt. 4 IAT/FES (2012), S .3-4 5 Kienbaum Management Consult GmbH (2016) 6 Muckenhaupt, Grehl & Lange (2009) 7 Internationale Länderanalysen des IAT, 1992-2016, Zuletzt: Regner, Sandner, Brüning & Franz (2016) 3
Trainingswissenschaft und Technologieentwicklung durch die Institute IAT und FES, liegt jedoch weiterhin ein Alleinstellungsmerkmal für den deutschen Spitzensport im internationalen Wettbewerb. Der Nutzen von IAT und FES für den deutschen Leistungssport besteht in der bedarfs- und anwendungsorientierten, sportartgerichteten Forschung durch qualifiziertes trainings- und ingenieur-wissenschaftliches Fachpersonal, dessen Neugier und Innovationskraft, dem langjährig erarbeiteten und systematisch dokumentierten Wissen sowie dem passgenauen Wissenstransfer durch etablierte Trainer-Berater-Systeme. Diesen Nutzen optimal im Unterstützungssystem für den Leistungssport zur Wirkung zu bringen, ist eine der Herausforderungen im Zuge der Neustrukturierung des deutschen Leistungssports. Mit dem Konzept für den Forschungs- und Serviceverbund Leistungssport (FSL), in dem DOSB, IAT, FES, Olympiastützpunkte und Trainerakademie Köln zusammenwirken, besteht nunmehr eine gute Grundlage, um „… mit der Interaktion aller im FSL beteiligten Institutionen einen wirksamen Beitrag für die Erarbeitung und Sicherung der Zugehörigkeit des deutschen Spitzensports zur Weltspitze zu leisten.“8 Das vorliegende Zukunftskonzept IAT/FES 2017-2024 beschreibt eine Bilanz der bisherigen Entwicklung, umreißt die aktuellen Herausforderungen und Erwartungen an die Institute, zeigt Wirksamkeitsreserven auf, stellt strategische Eckpunkte und Ziele für die nächsten Jahre vor und skizziert daraus resultierende Umsetzungsszenarien. Wesentliche Eckpfeiler des IAT sind die Erweiterung der sportartgerichteten Projekte in der prozessbegleitenden Trainings- und Wett- kampfforschung um themenzentrierte Expertisen sowie die dauerhafte Etablierung des Nachwuchsleistungssports und des paralympischen Sports am Institut. Mit der Schaffung einer Matrixorganisation sollen die Flexibilität erhöht, die Rahmenbedingungen für Innovationen verbessert und die Interdisziplinarität optimiert werden. Im gleichen Kontext verkörpert das FES die ingenieurwissenschaftliche Betrachtungsweise von Problemen des Leistungssports in Deutschland. Besonderes Augenmerk legt das FES dabei auf die praxisverbundene Zweck- forschung, deren Umsetzung in geräte- und messtechnische Prototypen sowie deren Erprobung und Anpassung an den Athleten. Damit erhöht das FES die Wirksamkeit der wissenschaftlichen Betreuung durch eine noch engere Verbindung von Wissenschaft und leistungssportlicher Trainings- und Wettkampfpraxis. Dies geschieht unter Berücksichtigung von aktuellen Entwicklungen im internationalen Spitzensport sowie unter Beachtung der mit der Leistungs- sportreform in Deutschland zu erwartenden veränderten Rahmenbedingungen bis 2024. Es gilt, an dieser Stelle dem Bundesministerium des Innern für die Förderung sowie den Spitzenverbänden, dem DOSB und allen weiteren Partnern in Sport und Politik für die Unterstützung zu danken. Sie alle haben wesentlich zur positiven Entwicklung der Institute IAT und FES auf der Grundlage des vorigen durch die Mitgliederversammlung verabschiedeten Zukunftskonzepts 2012-2016 beigetragen. 8 Schimmelpfennig, Tippelt, Schaale, Scharf, Nordmann & Rücker (2016) 4
2 Institut für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT) 2.1 Status Quo 2.1.1 Selbstverständnis des IAT Als nationales trainingswissenschaftliches Kompetenzzentrum unterstützt das IAT deutsche Athleten und deren Trainer auf dem Weg an die Weltspitze mit einem ganzheitlichen Ansatz von Forschung, Entwicklung, wissenschaftlich gestützten Serviceleistungen und Wissenstransfer. In einer praxisorientierten, prozessbegleitenden und interdisziplinären Arbeitsweise verbindet das IAT die kurzfristig abrufbare wissenschaftliche Kompetenz mit der Fähigkeit, langfristig angelegte Fragestellungen kontinuierlich bearbeiten zu können. In Kompetenzteams erarbeitet das IAT gemeinsam mit der Sportpraxis wissenschaftlich fundierte und nachhaltige Lösungen, um Wettbewerbsvorteile für deutsche Athleten und ihre Trainer zu erzielen. Oberste Prämissen sind dabei Kompetenz, Verlässlichkeit und Flexibilität. Die wissenschaftliche Unterstützung der Sportarten erfolgt fortlaufend jeweils über einen Olympiazyklus auf der Grundlage begutachteter Projekte und der mit dem jeweiligen Spitzen- verband geschlossenen Kooperationsvereinbarung. Die Projekte werden in den sportartspezifi- schen Fachbereichen Ausdauer, Kraft-Technik und Technik-Taktik umgesetzt. Die wissenschafts- disziplinspezifischen Querschnittsbereiche (Nachwuchsleistungssport, MINT, Sportmedizin und Information Kommunikation Sport (IKS)) bringen interdisziplinäre Kompetenzen in die Projekte ein. Abb. 1. Aktuelle Organisationsstruktur des IAT 5
Die Inhalte der Projektarbeit stellen sich auf der Basis der im 2016 neu gefassten Leitbild beschrie- benen neun Kernkompetenzen wie folgt dar: Weltstand analysieren: Anhand kontinuierlicher Weltstandsanalysen zeigen wir natio- nale und internationale Entwicklungstendenzen auf und präzisieren Leistungsstrukturen sowie Anforderungsprofile in den einzelnen Sportarten. Darüber hinaus analysieren wir konkurrierende Nationen hinsichtlich der Entwicklung ihrer Leistungssportstrukturen und wissenschaftlichen Unterstützungssysteme. Leistung steuern und optimieren: Auf der Grundlage umfassender Daten aus der Trai- nings- und Wettkampfanalyse sowie der Leistungsdiagnostik leiten wir wissenschaftlich fundierte Trainingsempfehlungen zur Optimierung der Leistungsentwicklung ab. Gemein- sam mit den Trainern treffen wir im Rahmen des Trainer-Berater-Systems Entscheidungen zur kurz-, mittel- und langfristigen Trainingsgestaltung. Training und Technik individualisieren: Für eine effiziente Trainingsplanung und -steu- erung analysieren wir Leistungs- und Trainingsdaten. Im Trainer-Berater-System werden die Ergebnisse zusammengeführt, individuelle Zielgrößen für das Training formuliert und so Leistungsreserven erschlossen. Des Weiteren entwickeln wir individuell zweckmäßige sporttechnische Leitbilder und Maßnahmen für deren trainingsmethodische Umsetzung. Trainingsmethodik weiterentwickeln: Für die kooperierenden Sportarten entwickeln und prüfen wir methodische Lösungen, wirken bei der Erstellung von Rahmentrainings- konzeptionen mit und leisten damit einen Beitrag zur Weiterentwicklung der allgemeinen und sportartspezifischen Methodik des Trainings. Sportart- und disziplinübergreifend vorausdenken: Sportartübergreifend und interdis- ziplinär diskutieren wir nationale und internationale Erkenntnisse zur Leistungsstruktur, Trainingsmethodik sowie weiteren Entwicklungen im Spitzensport. Dank dieses Arbeits- und Wissenschaftsprofils können wir einen trainingswissenschaftlichen und technologi- schen Vorlauf in den Sportarten und Sportartengruppen schaffen. Talent identifizieren und entwickeln: Gemeinsam mit den Spitzenverbänden untersu- chen wir die Wirksamkeit von Strukturen und Prozessen zur Auswahl und Entwicklung sportlicher Talente bis in die Weltspitze. Auf der Grundlage entwicklungsabhängiger An- forderungsprofile testen wir relevante Leistungsvoraussetzungen und dokumentieren die Entwicklung der Athleten, um deren Potenzial für Spitzenleistungen innerhalb der beiden nachfolgenden Olympiazyklen fundiert beurteilen und Handlungsempfehlungen ableiten zu können. Gesundheit & Belastbarkeit sichern: Die trainingswissenschaftliche Forschung wird durch leistungsphysiologisches Know-how essenziell unterstützt. Dazu werden sport- artspezifische Belastungen quantifiziert und in Bezug auf leistungssportlich relevante Aus- wirkungen analysiert. Als anerkanntes lizenziertes sportmedizinisches Untersuchungs- 6
zentrum des DOSB sichern wir Gesundheits- und Belastbarkeitsdiagnostiken der Nach- wuchs- und Spitzensportler sowie umfangreiche Betreuungsmaßnahmen im Hochleis- tungssport. Innovative Technologien entwickeln und anwenden: Für die Erfassung, Verarbeitung und Präsentation der umfangreichen, für die trainingswissenschaftlichen Analysen in den Sportarten benötigten Daten entwickeln wir modernste online-basierte Datenmanage- ment-Systeme, Mess- und Informationssysteme zur Bewegungsanalyse (u. a. Trainings- und Diagnosegeräte mit integrierter Messtechnik), Bildverarbeitungssysteme sowie kom- plexe Analyseverfahren (u. a. für Big Data und Motion Capturing). Wissen vermitteln: An der Schnittstelle zwischen Sportpraxis und -wissenschaft betrach- ten wir es als unsere grundsätzliche Aufgabe, trainingswissenschaftliche Erkenntnisse zeitnah und nutzerbezogen in die Praxis zu überführen. Die dafür entwickelten Trainer- Berater-Systeme setzen moderne Kommunikationsmittel zur Wissensvermittlung und zum Informationsaustausch ein. 2.1.2 Forschungsstrategie des IAT Die prozessbegleitende Trainings- und Wettkampfforschung des IAT umfasst praxisorien- tierte Forschung und Entwicklung, trainingswissenschaftlichen Service sowie zielgerichteten Wissenstransfer (Abb. 2). Abb. 2. Weiterentwickelte Strategie der prozessbegleitenden Trainings- und Wettkampfforschung des IAT9 9 Büsch, Seidel & Wick (2016) 7
Forschungsfragestellungen werden gemeinsam mit der Leistungssportpraxis generiert. Die Ergebnisse der Forschungstätigkeit werden den Athleten und Trainern als wissenschaftlich gestützte Trainings- und Handlungsempfehlungen zur Verfügung gestellt. Der Ergebnistransfer erfolgt vorrangig im Rahmen von Trainer-Berater-Systemen.10 Mit dieser Forschungsstrategie ist es möglich, eine Sportart oder Disziplin umfassend zu unterstützen und der Komplexität des Pro- zesses von Training und Wettkampf gerecht zu werden. Sie kann einzelne Forschungsfragestel- lungen separat bearbeiten, aber gleichzeitig auch alle wesentlichen Einflussfaktoren auf die sport- liche Leistungsentwicklung komplex betrachten und hat die Möglichkeit, Defizite und deren Ursachen im Prozess von Training und Wettkampf im Detail zu identifizieren und diesen zu opti- mieren. Dazu nutzt sie auch Erkenntnisse aus der Grundlagen- oder der Anwendungsforschung anderer Sportarten oder Disziplinen und prüft ihre Übertragbarkeit für den spezifischen Anwen- dungsfall. Sie generiert also Transferwissen und erbringt Übersetzungsleistungen vom wissen- schaftlichen System in das Leistungssportsystem und umgekehrt. Da die Anwendbarkeit des Wissens im Vordergrund steht, ist – bei Sicherung der wissenschaftlichen Qualität – der Nachweis des praktischen Nutzens das wesentliche Kriterium zur Bewertung der Forschungsleistungen. Zur Umsetzung dieser athletennahen Forschungsstrategie bedarf es: langjähriger leistungssporterfahrener, hoch qualifizierter und engagierter Mitarbeiter, ein- schließlich eines professionellen Zeitrahmens und das Sprechen der Sprache der Trainer und Athleten. Das schafft Vertrauen und ermöglicht eine effektive Umsetzung der Ergeb- nisse im Trainingsprozess. sportartspezifischer Expertise in Kombination mit interdisziplinären Kapazitäten, die einer- seits sportartspezifischen Erkenntnisgewinn in die Sportart transferieren und anderseits einen sportartübergreifenden Erkenntnisgewinn im Rahmen der Sportartengruppe ermöglichen. einer schnellen Technologieentwicklung am IAT in Kooperation mit dem Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) und den Olympiastützpunkten (OSP), damit ein zeitnaher und anwenderorientierter Prozesseinfluss gewährleistet wird.11 Mit seiner Forschungsstrategie steht das IAT an der Nahtstelle zwischen Wissenschaft und Leis- tungssport, an der es eng mit den Olympiastützpunkten in der trainingswissenschaftlichen Unterstützung im Prozess, mit dem FES in der synergetischen Nutzung von Trainingswis- senschaft und Technologie und mit der Trainerakademie im Wissenstransfer im Rahmen der Aus- und Fortbildung von Trainern zusammenarbeitet. Darüber hinaus kooperiert das IAT ziel- gerichtet mit Universitäten und außeruniversitären Einrichtungen im Rahmen der trainings- wissenschaftlichen oder technologischen Grundlagen- und Anwendungsforschung. 10 Pfützner (2016) 11 Ebd., S. 32. 8
2.1.3 Bilanz Zukunftskonzept IAT 2012-2016 Die im Zukunftskonzept IAT/FES 2012-2016 enthaltenen Zielstellungen und strategischen Ablei- tungen für das IAT wurden weitestgehend erfüllt. Im Folgenden werden einige zentrale Ergeb- nisse des Zyklus 2012-2016 herausgestellt. Forschung/Entwicklung/wissenschaftlicher Service/Wissenstransfer Die wissenschaftliche Unterstützung der Vorbereitung der Athletinnen und Athleten auf die Olympischen Spiele in Sotschi 2014, Rio de Janeiro 2016 und Pyeongchang 2018 konnte mittels des Trainer-Berater-Systems auf einem hohen Niveau gesichert werden. Sportarten mit IAT-Unterstützung errangen 76 % der deutschen Medaillen bei den Olym- pischen Spielen 2016 und 47 % bei den Olympischen Winterspielen 2014. Auf der Grundlage der Ergebnisse der Olympischen Spiele sowie der sportartspezifischen Analysen des IAT wurden Entwicklungstendenzen herausgearbeitet, bewertet und den unterstützten Sportarten zur Verfügung gestellt.12 2016 wurde Tischtennis in das Sportartenprogramm des IAT aufgenommen. Der Mittelauf- wuchs reichte jedoch nicht, um die Nachfrage weiterer olympischer Spitzenverbände, gleiches gilt für paralympische Sportarten, erfüllen zu können. Die Qualifizierung und Stärkung der Nachwuchsleistungssportforschung als wichtige inhaltliche Säule des Instituts gelang lediglich temporär mit Drittmittelprojekten. In den zum Nachwuchsleistungssport-Symposium 2013 vorgelegten „Leipziger Positionen zum Nachwuchsleistungssport in Deutschland“ formulierte das IAT Anforderungen für die erfolgreiche Entwicklung begabter Nachwuchssportler bis zum Spitzenathleten. Mit den Projekten „Evaluation der Nachwuchsbundesligen Basketball“, trainingswissenschaftliche Begleitung der Systemumstellung im Land Brandenburg, „Gemeinsam an die Skispitze“ sowie „DELTA“ wurden wichtige Erkenntnisse zu zukünftigen Inhalten und zur Struktur einer notwendigen prozessbegleitenden Nachwuchsleistungssportforschung erarbeitet. Das IAT hat sich mit der Neu- und Weiterentwicklung von Datenbanken zur Trainings- und Leistungsanalyse und zu sportartspezifischen Messplätzen als führender Anbieter im Leis- tungssport etabliert. Im Bilanzierungszeitraum gelang es, die Verwertung wissenschaftlicher Ergebnisse durch neue Kommunikationsprozesse und Vernetzungsinstrumente zu unterstützen und den Wissenstransfer, als eine wesentliche Kompetenz des IAT an der Schnittstelle zwischen Sportpraxis und -wissenschaft, weiter zu qualifizieren. Für die Sommersportprojekte 2017- 2021 wurden die Leistungen des IAT entsprechend der weiterentwickelten Forschungs- strategie des IAT neu in die Bereiche Forschung, Entwicklung, wissenschaftlicher Service und Wissenstransfer untergliedert und sowohl in den Projektkonzeptionen als auch in den Kooperationsvereinbarungen mit den Spitzenverbänden inhaltlich untersetzt. 12 Tippelt et al. (2016) 9
Kooperationen & Partnerschaften Das IAT kooperiert im Rahmen seiner Forschungsprojekte bundesweit mit zahlreichen Partnern in Forschungs- und Serviceverbund Leistungssport, der universitären und außer- universitären Forschung sowie der Wirtschaft (Abb. 4). Abb. 4. Übersicht der Projekt-Kooperationspartner 2012-2016 In die Diskussionen zur zukünftigen Ausgestaltung des Systems der wissenschaftlichen Unterstützung von Spitzen- und Nachwuchsathleten hat das IAT grundlegende Positionen gebildet und in Veröffentlichungen und zahlreiche Diskussionsrunden eingebracht, u. a. - Konzept FSL 2020 (Zeitschrift „Leistungssport“, 1/2016), - Überlegungen zur zukünftigen Struktur der wissenschaftlichen Unterstützung des Leistungssports (dvs-Expertenworkshop, 2/2016), - Das IAT als nationales Kompetenzzentrum Forschung und Entwicklung für den deut- schen Spitzen- und Nachwuchsleistungssport: Kernkompetenzen und Entwicklungs- perspektiven (Konzeptpapier für BMI, 4/2016), - Position des IAT zur wissenschaftlichen Unterstützung des Leistungssports (2. Kien- baum-Workshop, 4/2016), - Chancen der Digitalisierung/Big Data am IAT (Sportausschuss des Dt. Bundestags, 6/2016), 11
- Leistungssportsteuerung und -forschung in ausgewählten Ländern (Ergebnisbericht, 7/2016), - Thesenpapier zur wirkungsvolleren wissenschaftlichen Unterstützung des deutschen Leistungssports (FSL-Direktorenkonferenz 11/2016). Mit der Beteiligung des IAT an den Verbandsgesprächen des DOSB mit den Spitzen- verbänden konnte die Planung der Rahmenbedingungen wissenschaftlicher Unterstüt- zung auf ein neues Niveau gehoben werden. Das IAT hat seine internationale Arbeit weiter intensiviert. Im Berichtszeitraum waren mehrere internationale Delegationen zu Gast (z. B. Own the Podium (Kanada), Australian Institute of Sport (Australien) oder English Institute of Sport (GB)). Das IAT ist Mitglied der ASPC und hat regelmäßig an Veranstaltungen von mit dem IAT vergleichbaren Forschungsinstitutionen weltweit teilgenommen. Wissenschaftler des IAT beteiligten sich außerdem an internationalen wissenschaftlichen Veranstaltungen. Ressourcen Die Einnahmen des IAT sind dank erhöhter Zuwendungen des Bundes 2012-2016 ge- stiegen (Abb. 5). Damit konnten die bereits vom IAT unterstützten Sportarten mit Mehr- bedarf gestärkt sowie die dringend erforderlichen Kapazitätserweiterungen in den Fach- bereichen Sportmedizin und MINT realisiert werden (Tab. 1). Dank des Mittelaufwuchses 2015 hat sich die Mitarbeiterzahl 2012-2016 von 102 auf 114,5 (lt. Stellenplan) erhöht. Hinzu kamen 2016 5 Mitarbeiter in Drittmittelprojekten. 450.109 432.922 306.385 257.044 501.047 8.940.000 8.940.000 7.908.000 7.118.000 7.118.000 2012 2013 2014 2015 2016 Zuwendungen des Bundes eigene Einnahmen Abb. 5. Einnahmenentwicklung des IAT 2012-2016 (in €) 12
Tab. 1. Stellenbesetzung am IAT durch zusätzliche Zuwendungen seit 2015 Fachbereich Stelle Ausdauer 2 wiss. Mitarbeiter Kanurennsport/Radsport Kraft-Technik 2 wiss. Mitarbeiterinnen LA Wurf/Stoß/techn.-akrobatische Sportarten 1 wiss. Mitarbeiter Skispringen/NK Technik-Taktik 1 wiss. Mitarbeiter Tischtennis 1 wiss.-techn. Mitarbeiterin Rückschlagspiele Sportmedizin 1 wiss. Mitarbeiterin/Assistenzärztin MINT 3 wiss. Mitarbeiter Softwareentwicklung/hardwarenahe Programmierung 1 wiss.-techn. Mitarbeiter Messplatzentwicklung/Biomechanik Verwaltung 1 Mitarbeiterin Sachbearbeitung Finanzen (0,5 VZÄ) Gleichwohl gestaltet sich die Entwicklung der Finanzsituation ambivalent. Aufgrund von Inflation und Tarifabschlüssen haben sich die Personal- und Sachausgaben seit 2015 so- weit erhöht, dass die aktuell zur Verfügung stehenden Investitionsmittel unterhalb der Be- darfe für die Projekte liegen (Abb. 6). International vergleichbare Institute verfügen über einen deutlich höheren Anteil investiver Mittel. 4,3 11,5 84,2 Personalausgaben Sachkosten Investitionen Abb. 6. Kostenverteilung des IAT 2016 (in %) 13
Zur weiteren Qualifizierung der Personalarbeit wurde 2016 das Personalkonzept des IAT mit Maßnahmen zur Auswahl, Qualifizierung, Förderung, Bindung und zum optimalen Ein- satz von Mitarbeitern verabschiedet. Die Entwicklung von nichtpromovierten Nachwuchswissenschaftlern am Institut erfolgt über Kooperationen mit Universitäten. Neun Mitarbeiter promovierten im Bilanzierungs- zeitraum. Die Konzipierung und Umsetzung eines Nachwuchsförderprogramms steht noch in den Startlöchern. Eine Arbeitsgruppe des IAT beschäftigt sich seit 2015 mit Qualifizierungs- maßnahmen für den wissenschaftlichen Nachwuchs und mit der Erarbeitung eines Promo- tionsleitfadens. In der Personalarbeit nahm die Bedeutung des betrieblichen Gesundheitsmanagements einen wichtigen Platz bei Förderung der Leistungsfähigkeit und Gesunderhaltung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein. In die Entwicklung, Modernisierung und Instandhaltung der baulichen Infrastruktur konn- ten 2012-2016 rund 4,7 Mio. € investiert werden. Die Finanzierung erfolgte zu 2/3 vom Bundesministerium des Innern und zu 1/3 vom Sächsischen Staatsministerium des Innern. Beiden Ministerien gilt der Dank des IAT für die konstruktive Zusammenarbeit bei der Vor- bereitung und Genehmigung dieser Maßnahmen. Kernstück ist der 2013 fertiggestellte neue Funktionsergänzungsbau mit dem erweiterten Ergometriezentrum (Abb. 7). Der Ausbau dezentraler Messplätze des IAT ist weiter vorangeschritten. So wurden u. a. an den Skisprungschanzen Oberstdorf, die seit 2012 in der unmittelbaren Saisonvorbereitung der Spezialspringer und Kombinierer im Einsatz sind, im Olympischen und Paralympischen Trainingszentrum Kienbaum (MIS Wurf/Stoß) und an mehreren OSP (MIS Reck) installiert. 2014 erfolgte die Ersterfassung sämtlicher Anlagegüter des IAT in Form einer General- inventur. Abb. 7. Übersicht der Bau- und Instandsetzungsmaßnahmen am IAT im Zeitraum 2012-2016 14
2.2 Herausforderungen für & Erwartungen an das IAT 2.2.1 Sportpolitische Rahmenbedingungen Nach dem Beschluss der Mitgliederversammlung des DOSB im Dezember 2016 haben Sport und Politik gemeinsam mit der Umsetzung der Leistungssportreform begonnen. Die zukünftige Gestaltung des Systems der wissenschaftlichen Unterstützung ist jedoch bis zum heutigen Zeit- punkt noch unklar. Ebenso sind die Kriterien des Potenzialanalysesystems (PotAS), welche die gleichnamige Kommission zur Bewertung der Spitzenverbände heranziehen wird, noch nicht ab- schließend geklärt. Beides wird Auswirkungen auf die zukünftige Ausrichtung und Arbeitsweise des IAT in der Kooperation mit den Spitzenverbänden haben. Wahrscheinlich ist, dass sich die Spitzenverbände als Kooperationspartner des IAT auf Konsequenzen hinsichtlich ihrer Förderung, ihrer Struktur sowie ihrer internationalen Wettbewerbsfähigkeit einstellen müssen. Zu einer Herausforderung für das IAT werden auch die mit der Agenda 2020 des IOC verbundenen Veränderungen im olympischen Sport. Während z. B. in der Vergangenheit von einer hohen Kon- stanz der im olympischen Programm enthaltenen Sportarten und Disziplinen auszugehen war, wird mit der Agenda 2020 eine höhere Variabilität an Sportarten und Disziplinen im olympischen Programm bewirkt. Dies wiederum hat mit hoher Wahrscheinlichkeit Auswirkungen auf die schwerpunktmäßig zu fördernden Sportarten und damit verbunden für die prozessbegleitenden Unterstützungssysteme. Ungeachtet dessen steht der deutsche Leistungssport vor der Herausforderung, auch in Zukunft seine Wettbewerbsfähigkeit im internationalem Spitzensport zu sichern. 2.2.2 Externe Erwartungen Als dem Leistungssport verpflichtete Institution und als Zuwendungsempfänger des Bundes ist ein effektiver und effizienter Mittel- und Personaleinsatz am IAT oberstes Gebot. Vor diesem Hintergrund ist es notwendig, Wirkung und Nutzen von Arbeitsprozessen und -inhalten konti- nuierlich zu prüfen und ggf. weiter zu qualifizieren. Der Bedarf an der prozessbegleitenden Training- und Wettkampfforschung des IAT hat weiter zugenommen. Die erhöhte Nachfrage der Sportverbände betrifft sowohl bereits unterstützte als auch noch nicht unterstützte Sportarten (einschließlich paralympische) sowie in großer Zahl den Nachwuchsleistungssport (Abb. 8). Perspektivisch wird sich dieser Bedarf durch Veränderungen im olympischen Programm weiter erhöhen. Neben der Entwicklung unmittelbarer Lösungen für die Leistungssportpraxis ist das IAT gefordert, sich permanent an der international rasant wachsenden angewandten Forschung und Entwick- lung im weltweitem Wettbewerb zu orientieren und relevante Zukunftsthemen zu identifizieren. Vor allem aus den neuen und sich immer schneller entwickelnden Informations- und Kommuni- kationstechnologien ergeben sich neue Perspektiven für deren Nutzung im Leistungssport. 15
Abb. 8. Im Rahmen der Verbandsgespräche beim DOSB angemeldeter Bedarf an wissenschaftlicher Unterstützung durch das IAT Darüber hinaus fragen die Sportverbände zunehmend neben sportartspezifischem Wissen auch sportartübergreifende Leistungen nach. Als Beispiele sind ein nutzerorientiertes Wissens- management, verstärkte Bedarfe in der Lehre/Aus- und Fortbildung von Spitzensportpersonal sowie die Profilierung in sportartübergreifenden Themenbereichen zu nennen. Mit PotAS sehen die Verbände weiteren Herausforderungen (z. B. Datenbanken, Rahmentrainingskonzeptionen) entgegen, für die sie zusätzlichen Unterstützungsbedarf beim IAT angemeldet haben. Weitere Potenziale werden in der Professionalität der Projektabwicklung bei gleichzeitiger flexib- ler Ausrichtung am Bedarf der Spitzenverbände (sportartorientierte Flexibilität, sportartübergrei- fende Expertisen, Verfügbarkeit bei kurzfristigen Anfragen/neuen Bedarfen) sowie einem koope- rativen Zusammenwirken der Organisationen des Forschungs- und Serviceverbunds Leistungs- sport (FSL) und Vernetzung mit Forschungslandschaft und Industrie (Erschließung von Synergien aller spitzensportorientierten Forschungskapazitäten) gesehen. 16
Ungeachtet der durch die Verbände positiv bewerteten Arbeit des Instituts wächst außerdem der Bedarf an Legitimation im Umfeld des Leistungssports, um die Kontinuität der wissenschaftlichen Unterstützung weiter sicherzustellen. 2.2.3 Interne Herausforderungen Die permanente Herausforderung für die Mitarbeiter besteht darin, die Leistungen des Instituts für die Leistungssportpraxis in einem Höchstmaß an wissenschaftlicher Qualität wie auch in einer zeitnahen und unmittelbar für Training und Wettkampf wirksamen Form zu erbringen. Hierfür ist es notwendig, die Prozesse, die Organisation und die Strukturen am Institut permanent zu prüfen und zu optimieren. Die größte interne Herausforderung für das IAT in den nächsten Jahren ist die Gewinnung und Entwicklung qualifizierten Personals. Neben der altersbedingten Fluktuation von Instituts- mitarbeitern (Tab. 2) wird die generelle Knappheit an Fachpersonal im Leistungssport die Situation zusätzlich verschärfen. Tab. 2. Altersbedingte Personalfluktuation 2018-2024 (In Klammern: davon Leiter (L) bzw. wissenschaftliche Mitar- beiter (WM)) Davon Bereich 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 Gesamt L/WM Direktorat 1 0 0 0 0 0 0 1 0 Verwaltung 1 (1) 2 0 0 0 0 0 3 1 Sportmedizin 0 0 0 0 0 0 0 0 0 MINT 2 (2) 1 (1) 1 0 0 2 0 6 3 NWLS 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Ausdauer 0 2 (2) 0 1 (1) 0 1 0 4 3 Kraft-Technik 0 0 0 1 (1) 2 (2) 0 0 3 3 Technik-Taktik 1 (1) 0 0 1 1 (1) 0 0 3 2 IKS 0 0 0 0 1 (1) 1 (1) 0 2 2 IAT gesamt 5 (4) 5 (3) 1 3 (2) 4 (4) 4 (1) 0 22 14 Junge, gut ausgebildete sowie sportartspezifisch und wissenschaftlich qualifizierte Mitarbeiter am IAT werden schon heute gern durch Verbände oder andere Einrichtungen des Leistungssport- systems zur Ausfüllung herausgehobener Funktionen übernommen. Es muss gelingen, die Attrak- tivität des IAT als Arbeitgeber zu erhöhen. Andererseits muss auf der Basis des fortzuschreibenden Personalentwicklungskonzepts systematisch Personalgewinnung und -entwicklung sowohl für die eigene Einrichtung, als auch – als neu anzunehmende Aufgabe – die Personalentwicklung für die Bedarfe des gesamten Leistungssportsystems unterstützt werden. 17
2.3 Strategie „IAT 2024“ Um zukünftig einen international wettbewerbsfähigen Spitzensport in Deutschland mitgestalten zu können, stehen zehn strategische Eckpunkte im Fokus der zukünftigen Institutsarbeit: Unterstützung der olympischen Sportarten als Kernaufgabe Entwicklung eines Trainer-Berater-Systems für paralympische Sportarten Etablierung der Nachwuchsleistungssportforschung Qualifizierung interdisziplinärer Kompetenzbereiche Mehr Innovation und Flexibilität in Forschung, Entwicklung und Service Ausbau der Schlüsselexpertise Wissenstransfer Implementierung eines effizienten Qualitätsmanagements Zukunftssicherheit durch Spitzenpersonal Spitzenleistung braucht Spitzenbedingungen Wissenschaftliche Kompetenzbündelung unter dem Dach des DOSB Unterstützung der olympischen Sportarten als Kernaufgabe Das IAT unterstützt die olympischen Sportarten durch nachhaltige prozessbegleitende wissen- schaftliche Arbeit in Forschung, Entwicklung, wissenschaftlichem Service und Wissenstransfer. Weil eine Bereitstellung der notwendigen Ressourcen für eine komplexe wissenschaftliche Unter- stützung aller olympischen Sportarten durch das IAT nicht realistisch scheint, werden diese zu- künftig in differenzierter Form zum Einsatz kommen. Entsprechend einer vier- bzw. achtjährigen Prioritätensetzung auf der Grundlage der Förderentscheidung zur Clusterung werden priorisierte Sportarten umfassend mit Leistungen des Institutes wissenschaftlich unterstützt, insbesondere mit einer vertieften sportartspezifischen prozessbegleitenden Trainings- und Wettkampf- forschung. Weniger priorisierte Sportarten in den anderen Clustern können Basis- oder Teil- leistungen des Instituts beziehen, wie z. B. im Wissenstransfer, mit Datenbanklösungen oder themenbezogenen trainingswissenschaftlichen Forschungsleistungen. Hierzu wird ein Umset- zungskonzept entwickelt, welches die Anforderungen an die Verbände formuliert und eine unter- schiedliche Tiefe der Unterstützung von Sportarten berücksichtigt. Die Spitzenverbände sind in die Lage zu versetzen, eine aktive Rolle im System der wissenschaftlichen Unterstützung zu spielen und zur Ermittlung des Forschungsbedarfs sowie zum Wissenstransfer beizutragen. Entwicklung eines Trainer-Berater-Systems für paralympische Sportarten Die Paralympics haben national und international große Popularität erreicht. Im Konzept zur Neu- strukturierung des Leistungssports und der Spitzensportförderung ist das Bekenntnis zu einer Gleichbehandlung von olympischem und paralympischem Sport verankert. Das IAT spricht sich für die trainingswissenschaftliche Unterstützung paralympischer Sportarten aus – wie sie z. B. in Kanada mit Own the Podium oder in Großbritannien mit der Einbindung in das English Institute 18
of Sport gelebt wird. Ziel ist es, die bislang nur punktuelle Unterstützung paralympischer Sportler in ein gemeinsam mit dem Deutschen Behindertensportverband zu entwickelndes, inklusives Unterstützungskonzept zu überführen.13 Im Rahmen der Zusammenarbeit soll eine kontinu- ierliche wissenschaftliche Unterstützung der paralympischen Sportarten aufgebaut werden, in der die etablierte prozessbegleitende Trainings- und Wettkampfforschung für die Unterstützung der paralympischen Athleten nutzbar gemacht, Synergien bestehender Kompetenzen erschlos- sen und dabei die spezifischen Anforderungen des Spitzensports der Menschen mit Behinderung berücksichtigt werden. Neben fachlich qualifiziertem, zusätzlichem Personal bedarf es hierfür einer anforderungsgerechten Infrastruktur, einschließlich der Tagungs- und Übernachtungs- kapazitäten. Etablierung der Nachwuchsleistungssportforschung Im Zuge der Leistungssportreform ist die Bedeutung der systematischen Talentförderung und - entwicklung weiter gestiegen. Als gemeinsames Ziel haben DOSB und BMI die optimale Förde- rung der perspektivreichsten Athleten ausgegeben, die u. a. durch eine Verbesserung der wissen- schaftlichen Unterstützung erreicht werden soll. Dazu bedarf es einer Durchgängigkeit vom Nach- wuchs- bis in den Spitzenbereich. Um eine optimale wissenschaftliche Unterstützung und Nachwuchsleistungssportforschung zu gewährleisten, die eine ähnliche Qualität wie in anderen Nationen erreichen kann, sind feste Organisationsstrukturen am IAT unumgänglich. Diese sollen auf der Grundlage des Konzepts zur Nachwuchsleistungssportforschung am IAT14 geschaffen werden, um der enormen Nachfrage der Verbände gerecht werden zu können. Mit einer derart an den Bedürfnissen der Leistungssportpraxis ausgerichteten Forschung im Nachwuchsleistungs- sport kann das IAT die Verbände bei der zielgerichteten Auswahl und Entwicklung ihrer Nach- wuchs- und Perspektivkader wirkungsvoll unterstützen, den Förderern mittelfristig eine valide Grundlage für die Einschätzung der Wirksamkeit der Arbeit im Nachwuchsleistungssport liefern sowie den Partnern Voraussetzungen für eine evidenzbasierte Ausrichtung von Unterstützungs- systemen, wie z. B. der Schulorganisation in den Eliteschulen des Sports, schaffen. Eine nach- haltige prozessbegleitende Forschung im Nachwuchsleistungssport mit dem Ziel der Entwick- lung von Talenten zur Weltspitze verspricht also einerseits eine verbesserte Qualität des Nach- wuchsleistungssports in den Verbänden und ist andererseits Voraussetzung für eine valide Beurteilung der Förderung des Nachwuchsleistungssports auf Landes- und Bundesebene. Qualifizierung interdisziplinärer Kompetenzbereiche Aufbauend auf der kontinuierlichen, sportartspezifischen Unterstützung des IAT sollen inter- disziplinäre Kompetenzbereiche Forschungsprojekte zu sportartübergreifenden leistungssport- 13 vgl. Schreiben des Deutschen Behindertensportverbands an das IAT vom 20.2.2017 mit konkreten Projektvorschlägen in vier paralympischen Sportarten. 14 Hoffmann & Tippelt (2017) 19
relevanten Themen initiieren. Diese setzen sich aus trainingswissenschaftlichen und wissen- schaftsdisziplinspezifischen Kompetenzen des IAT zusammen und sollen darüber hinaus externe Kapazitäten einbeziehen, um in Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern sportartübergrei- fende Produkte, Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen für die Leistungssportpraxis zu generieren. Mit der Schaffung flexibler Forschungseinheiten zu sportartübergreifenden leistungs- sportrelevanten Themengebieten (Krafttraining, Höhentraining, Technologien u. a.) würde den Erwartungen der Verbände an das IAT Rechnung getragen und könnten Expertisen in sportart- übergreifenden Themenbereichen ausgebaut werden. Dabei sollen die Experten die Leistungs- sportpraxis über geeignete Kanäle mit neuen Erkenntnissen aus ihrem Themengebiet versorgen und gleichzeitig neue Themen in der Grundlagenforschung identifizieren, die für den Leistungs- sport nutzbar sind. Mehr Innovation und Flexibilität in Forschung, Entwicklung und Service Spitzenpersonal und die Fähigkeit, schnell und passgenau auf neue Entwicklungen reagieren zu können, sind entscheidende Faktoren im Innovationswettbewerb. Das IAT wird die dafür notwen- digen technologischen, organisatorischen und personellen Rahmenbedingungen gewährleisten. Dazu ist es notwendig, eine Institutsfinanzierung zu erreichen, die eine bessere zeitliche und themenflexible Bearbeitung ermöglicht. Das Forschungsprofil des IAT ist ständig abzugleichen und auf die Felder auszurichten, die besonders praxisrelevant und innovativ sind. Neben den Möglichkeiten der Unterstützung von für Deutschland wichtigen Kernsportarten und -disziplinen im olympischen Programm sind sportartübergreifende Kompetenzen zu entwickeln, um kurzfristig eine wirksame Unterstützung von neu oder nur temporär ins olympische Programm aufgenommenen Sportarten/Disziplinen zu sichern. Für ein schnelles und flexibles Aufgreifen neuer Themen sollen interne Prozesse und Strukturen mithilfe einer Matrixorgani- sation weiterentwickelt werden. Ausbau der Schlüsselexpertise Wissenstransfer An der Nahtstelle zwischen Wissenschaft und Leistungssportpraxis nimmt das IAT die Speiche- rung, die Aufbereitung und den Transfer neuen Wissens als Schlüsselexpertise wahr. Diese möchte das IAT weiter ausbauen, um praxisorientierte Lösungen in diesem Bereich zu entwickeln. Neben dem etablierten Trainer-Berater-System, das es ständig weiterzuentwickeln gilt, wird die in den letzten Jahren um moderne Kommunikations- und Dokumentationsmedien erweiterte Strategie konsequent verfolgt und gestärkt. Das IAT will seine Position als führender Anbieter sportartspezifischer Messplätze, Datenbanken sowie Informationsplattformen im deutschen Leistungssport ausbauen, um den nachhaltigen Einsatz solcher Instrumente im Leistungssport zu sichern. Wichtige, von Verbänden und der Sport- praxis geforderte Leistungen sind darüber hinaus die Traineraus- und -weiterbildungen, die Aus- richtung von und Teilnahme an wissenschaftlichen Veranstaltungen sowie an Fachtagungen der Verbände. Zukünftige strategische Schwerpunkte im Wissenstransfer sind u. a. die Zusammen- 20
führung von verschiedenen Angeboten in sportartspezifischen Wissensplattformen und die Über- setzung vom wissenschaftlichen System in das Leistungssportsystem. Implementierung eines effizienten Qualitätsmanagements Das IAT betreibt angewandte Auftragsforschung, fördert die praktische Anwendung wissen- schaftlicher Erkenntnisse im Spitzensport und stellt Infrastrukturen und wissenschaftlichen Dienstleistungen den Spitzensport bereit. Erfolg und Qualität der Arbeit des IAT werden aktuell nahezu einzig anhand wissenschaftlicher Kriterien im Rahmen der Erfolgskontrolle bewertet. Ein dem Forschungstyp des IAT entsprechen- des Qualitätsmanagement (QM) muss jedoch den Anforderungen der Leistungssportpraxis, dem Zuwendungsgeber, den wissenschaftlichen Gütekriterien wie auch den Erwartungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter genügen. Es soll einerseits die objektivierte Darstellung der Qualität der gesamten Leistungen gewährleisten und andererseits keine unnötige Normierung, sondern die Schaffung bestmöglicher Voraussetzungen und Anreize für Forschung, Entwicklung, wissenschaftlichen Service und Wissenstransfer liefern. Ziel ist die Etablierung eines QM, welches Prozesse beschreibt, Verantwortlichkeiten definiert, Abläufe optimiert und Ergebnisse nach außen sichtbar macht und Grundlage der Erfolgskontrolle nach BHO ist. Zukunftssicherheit durch Spitzenpersonal Top ausgebildete und motivierte Mitarbeiter bilden das Rückgrat des Instituts. Zukünftige Projekt- bzw. Funktionsverantwortliche in einer dynamischen, hochkomplexen Projektstruktur (Matrix) müssen unterschiedliche Ansprüche wertschöpfend integrieren und teils divergierenden Anfor- derungen erfolgreich austarieren. Ausgehend vom bestehenden Personalkonzept wird eine inte- grierte Strategie der Personalentwicklung, -bindung und -gewinnung zu entwickeln sein. Dabei sind die Förderung potenzieller Führungskräfte, des wissenschaftlichen Nachwuchses sowie individuelle Qualifizierungsmaßnahmen, längerfristige Karriereperspektiven, ein modernes Arbeitszeitregime, gute wissenschaftliche und technologische Rahmenbedingungen sowie die Möglichkeit außertariflicher Bezahlungen in den Blick zu nehmen. Spitzenleistung braucht Spitzenbedingungen Im internationalen Spitzensport hat sich der Trend fortgesetzt, dass führende Nationen ihre Auf- wendungen für Athleten und Trainer, aber auch für die Betreuungssysteme sowie die Forschungs- und Entwicklungskapazitäten weiter erhöhen.15 Diesem verstärkten internationalen Wettbewerb muss mit einer besseren Ausstattung der Institute IAT/FES weiter Rechnung getragen werden. Spitzenforscherinnen und -forscher sind auf hochwertige wissenschaftliche Infrastrukturen ange- wiesen. Dazu zählen Infrastrukturen, die das Management von Informationen (Daten, Objekte, 15 Vgl. Länderanalysen des IAT 1992-2016, Zuletzt: Regner, Sandner, Brüning & Franz (2016). 21
Medien) betreffen, forschungsbasierte Dienstleistungen und soziale Infrastrukturen wie Tagungs- und Begegnungszentren. Die Projektförderung auf der Grundlage der sportartspezifischen Projekte ist mit der beschriebe- nen Arbeitsweise des Instituts zunehmend schwerer vereinbar. Als zukünftige Finanzierungsform wird eine Förderung des Instituts in den sportartspezifischen und übergreifenden Bereichen an- gestrebt. Darüber hinaus bedarf es der Erhöhung des Anteils der Investitions- und Sachmittel im Haushalt. Wissenschaftliche Kompetenzbündelung unter dem Dach des DOSB Das System der wissenschaftlichen Unterstützung des Spitzensports in Deutschland besteht aus einer Reihe von Institutionen, die jeweils ihre spezifischen, im System unersetzlichen Kompeten- zen aufweisen. Zukünftig ist gemäß gemeinsamen Konzept zur Neustrukturierung des Leistungs- sports und der Spitzensportförderung dieses System unter die Gesamtregie des DOSB zu stellen. Als das trainingswissenschaftliche Kompetenzzentrum des deutschen Leistungssports wird das IAT weiterhin Impulsgeber an der Nahtstelle zwischen Sportpraxis und Sportwissenschaft sein. Das IAT wird ein Konzept zum Zusammenwirken dieser Einrichtungen auch zukünftig mitgestal- ten. Im Zentrum steht dabei eine noch engere Zusammenarbeit mit dem Schwesterinstitut FES, um den Verbänden trainingswissenschaftliche und ingenieurwissenschaftliche Leistungen zur Qualifizierung von Wettkampf und Training in integraler Form anbieten zu können, sowie mit den Olympiastützpunkten und der Trainerakademie Köln. Darüber hinaus intensiviert das IAT Kooperationen mit externen universitären und außeruniversitären Partnern und unterstützt die Entwicklung nachhaltiger Netzwerke, um gemeinsam inhaltlich am Leistungssportprozess festgemachte Leistungen zu erbringen. 2.4 Umsetzungsszenarien „IAT 2024“ Grundsätzlich geht es bei der Umsetzung der Strategie „IAT 2024“ darum, die Arbeitsprozesse am Institut zu optimieren, die Aufgaben entsprechend der gegebenen Rahmenbedingungen zu priorisieren und den effizienten Einsatz der zur Verfügung stehenden Ressourcen zu gewähr- leisten. Dies alles ist auch abhängig von den Rahmenbedingungen, deren Entwicklung bei der Erstellung des Zukunftskonzeptes noch in vielen Punkten unklar ist. 2.4.1 Zukünftige Struktur und Arbeitsweise Die Arbeitsstruktur des Instituts soll in eine Matrixorganisation überführt werden. Mit der Zielstellung, konkrete Lösungen für die Leistungsentwicklung in den unterstützten Sport- arten zu entwickeln, arbeiten in den Matrixprojekten Experten aller Kompetenzbereiche inter- disziplinär zusammen. Zukünftig können Projekte sowohl sportartspezifisch als auch themen- orientiert angelegt sein. Bei Bedarf sollen Expertisen des FES und der OSP direkt eingebunden und gezielt Kooperationen mit universitären und außeruniversitären Partnern eingegangen werden. 22
Auf der horizontalen Ebene befinden sich Projektgruppen, während die vertikale Ebene die Kompetenzbereiche umfasst (Abb. 9). Letztere sollen entsprechend ihrer Ausrichtung in einen sportartgerichteten Bereich (grün dargestellt), in dem die Sportartexperten als direkte Ansprech- partner für die Verbände verortet sind, und in einem themenorientierten Bereich, der sowohl die sportartgerichtete wissenschaftliche Unterstützung stärkt als auch als Nahtstelle zur universitären und außeruniversitären Forschung fungiert, überführt werden. Um den themenorientierten Be- reich (blau) bedarfsgerecht zu gestalten, muss eine Anreicherung bzw. ein Ausbau der Kompe- tenzen des Instituts mit notwendigen weiteren Expertisen erfolgen. Abb. 9. Perspektivische Matrixorganisation 2.4.2 Entwicklungsbedingungen Um die Sportarten auf dem gegenwärtigen Leistungsniveau weiter unterstützen zu können, muss ab dem Jahr 2018 eine Steigerung der Zuwendungen in Höhe der tariflich bedingten Mehr- ausgaben sichergestellt werden. Nur mit einem auch für die Zukunft abgesicherten Mittel- aufwuchs durch Personalverstärkungsmittel entsprechend tariflicher Veränderungen lässt sich ein Szenario des Rückbaus des Personals und damit der Leistungsfähigkeit des IAT verhindern. Darüber hinaus ist eine Verstetigung des 2015 bewilligten Mittelaufwuchses eine notwendige Voraussetzung für die Fortführung der bisherigen Leistungen. Flexiblere Bedingungen für die Leistungen des IAT könnte eine Veränderung der Finanzierungs- form mit sich bringen. Derzeit leiten sich die Zuwendungen an das IAT allein aus der Förderung der sportartspezifischen Projekte her. Eine Förderung des IAT in der Gesamtheit seiner Tätigkeits- bereiche würde dem Charakter des Instituts und dem Erfordernis einer möglichst geringen 23
Bürokratie deutlich besser gerecht werden. Eine Veränderung der Finanzierungsform ist mit dem BMI zu prüfen. Neben den zugewiesenen Mitteln und der Form der Ausreichung ist eine bedarfsgerechte moderne Infrastruktur des Instituts eine wesentliche Entwicklungsbedingung für die Umsetzung der Strategie 2024 und die Erreichung der Ziele. Hierzu sollen: die bereits im Jahr 2016 beantragte Erneuerung des Biomechanikzentrums am IAT zeitnah ermöglicht, die momentan sehr eng bemessenen Übernachtungskapazitäten für KLD, Lehrgänge und Veranstaltungen von Athleten und Trainern am IAT erweitert, die Erneuerung der Belüftungsanlage der Testhalle im Jahr 2018 fertiggestellt, die Inbetriebnahme der durch moderne Kistlerplattformen erneuerten zentralen Mess- plätze in der Testhalle im Jahr 2019 realisiert und mit permanenten Investitionen in die technologische Infrastruktur, insbesondere in die IT, auf die dynamischen Veränderungen im Zuge der Digitalisierung reagiert werden. Um eine Intensivierung der IAT Kooperationen und die Bildung von nachhaltigen Netzwerken des IAT mit universitären und außeruniversitären Netzwerken wirkungsvoll zu stimulieren, sollten Hybridprojekte mit einer Mitfinanzierung der IAT Beteiligung ermöglicht werden. 2.4.3 Szenario 1: Weiterentwicklung Eine Weiterentwicklung des Instituts entsprechend der Strategie „IAT 2024“ und den beschrie- benen Zielen erfordert in den kommenden Jahren einen deutlichen Mittelaufwuchs. Zur Entwicklung einer zukunftsfähigen Matrixorganisation mit dem erforderlichen Ausbau der aus den strategischen Eckpunkten abgeleiteten sportartgruppen- und themenbezogenen Kompe- tenzen des IAT für den olympischen Spitzensport sowie für die Einführung der prozessbegleiten- den Trainings- und Wettkampfforschung im paralympischen Leistungssport ist eine Erhöhung der jährlich bereitgestellten Zuwendungen um 2,2 Mio. € erforderlich. Damit wird es möglich Eine kontinuierliche wissenschaftlichen Unterstützung paralympischer Sportarten einzurichten, mit welchem neben eigenen Forschungs-, Entwicklungs- und Serviceleistungen die Synergieeffekte der Forschung im olympischen Sport zielgerichtet in den paralympischen Sport übertragen werden können, die bisherigen Fachbereiche Ausdauer, Kraft-Technik und Technik-Taktik in 5 Sportart- gruppen zu überführen, deren Leiter neben der inhaltlichen Leitung der sportart- spezifischen wissenschaftlichen Arbeit der Mitarbeiter ihrer Sportartgruppe auch den Transfer zu anderen durch das IAT nicht ganzheitlich unterstützten olympischen Sport- arten der Sportartgruppe gewährleisten können, ausgewählte neue Sportarten in eine ganzheitliche prozessbegleitende Trainings- und Wettkampfforschung am IAT zu integrieren, 24
mit der Stärkung der themenbezogenen, sportartübergreifenden Bereiche die Wissens- gewinnung und Innovationskraft des IAT weiterzuentwickeln, was sowohl der Qualitäts- erhöhung der prozessbegleitenden Forschung in den ganzheitlich unterstützten Sport- arten als auch der Lösung von punktuellen Fragestellungen der anderen olympischen und paralympischen Sportarten zu Gute kommt, praxisorientierte trainingswissenschaftliche Expertise z. B. zum Thema Kraft/Schnellkraft- training, zum Schnelligkeitstraining, zum Ausdauertraining oder auch zum Technik- oder Taktiktraining herauszubilden und allen olympischen Sportarten zur Verfügung stellen zu können, bisher nicht oder nur ansatzweise bearbeitete leistungsrelevante Bereiche wie die Sport- psychologie und die Ernährungswissenschaft in den Kontext der prozessbegleitenden Trainings- und Wettkampfforschung einzubinden, die Entwicklung und Pflege komplexer Datenbanken zur wissenschaftlich gestützten Trainingssteuerung zu forcieren und abzusichern, gemeinsam mit den Sportarten den zielgerichteten, sportartspezifischen Wissenstransfer weiterzuentwickeln und darüber hinaus die übergreifende Institutskommunikation zu stärken sowie eine wirksame Leitung der Matrixorganisation durch zwei stellvertretende Direktoren ab- zusichern und die Projektkoordination und das Qualitätsmanagement sowie die projekt- bezogene Finanzbearbeitung zu stärken. Um den Aufbau eines dauerhaft wirksamen Fachbereiches Nachwuchsleistungssport abzusichern und die geforderte prozessbegleitende Forschung für den Nachwuchsleistungssport zu gewähr- leisten, ist außerdem ein Aufwuchs von 0,8 Mio. € erforderlich. Da die Förderung des Nachwuchs- leistungssports in der Zuständigkeit der Länder liegt, wird die Bereitstellung des Zuwachses wie auch die Finanzierung der bisherigen Stellen aus Mitteln der Länder angestrebt. Damit wird es möglich Experten für die Ausdauersportarten, technisch-akrobatische Sportarten, Kraft-/Schnell- kraft-Sportarten, Sportspiele, Zweikampfsportarten und ggfs. fahrtechnische Sportarten und Zielschusssportarten mit spezifische Fragen der Talentauswahl/-entwicklung sowie Trainingsmethodik und -steuerung im LLA in den jeweiligen Sportarten(-gruppen) zu betrauen und zugleich das Wissensmanagement und den -transfer in diesem Bereich per- sonell abzusichern, die kontinuierliche Begleitung und Unterstützung von Verbänden sowie die Flexibilität, neue olympische Sportarten in die Kooperation aufzunehmen, zu gewährleisten, sowie eine systematischere Zusammenarbeit mit den Sportarten-Fachgruppen zu sicherzu- stellen, die bislang aufgrund der zeitlich begrenzten Projekte nur eingeschränkt möglich war. Mit dem Zuwachs der jährlich bereitgestellten Mittel um insgesamt 3 Mio. € ließen sich die für die wissenschaftliche Unterstützung des deutschen Leistungssports am IAT bereitgestellten Personalkapazitäten um ca. 30 Stellen erhöhen (Tab. 3) sowie die notwendigen Investitionen ab- sichern. 25
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