Mehr als Geld und gute Worte für ehemalige Heimkinder 1/2019 - KVJS

 
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1/2019

Jugend

Mehr als Geld und gute Worte
für ehemalige Heimkinder
Seite 32

KVJS            Soziales             Jugend
Landrat Bauer   20 Jahre Werkstatt   Kita inklusiv –
übernimmt das   Wohnen: Zahlreiche   Gleich sein in
Ruder           Neuerungen           Verschiedenheit
Seite 4         Seite 14             Seite 28
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Impressum

                   KVJS aktuell
                   Januar 2019
                   Herausgeber:
                   Kommunalverband für Jugend und Soziales
                   Baden-Württemberg
                   Öffentlichkeitsarbeit
                   Lindenspürstraße 39
                   70176 Stuttgart
                   www.kvjs.de

                   Verantwortlich:
                   Kristina Reisinger

                   Redaktion:
                   Monika Kleusch

                   Mit Beiträgen von:
                   Gabriele Addow (add)
                   Julia Holzwarth (hol)
                   Monika Kleusch (mok)
                   Kristina Reisinger (rei)

                   Titelfoto:
                   Julia Holzwarth

                   Layout:
                   Waltraud Gross

                   Bestellungen und Adressänderungen:
                   Petra Wagner
                   Telefon 0711 6375-208
                   Petra.Wagner@kvjs.de

                   Druck:
                   Texdat-Service gGmbH, Weinheim

                                                Redaktioneller Hinweis:
                                                Wir bitten um Verständnis, dass aus
                                                Gründen der Lesbarkeit auf eine durch-
                                                gängige Nennung der weiblichen und
                                                männlichen Bezeichnungen verzichtet
                                                wird. Selbstverständlich beziehen sich
                                                die Texte in gleicher Weise auf Frauen
                                                und Männer.
2   KVJS aktuell
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KVJS

                   Inhaltsverzeichnis

KVJS           4   Landrat Bauer übernimmt das Ruder
               5   Neuwahlen in den Gremien des KVJS
               6   Verbandsvorsitzender Karl Röckinger präsentiert seinen letzten Haushalt
               8   Neues Jahr, neue Aufgaben
              10   Welche Wege führen zum Ziel?

HABILA        12   Rabenhof Ellwangen knüpft neuen Knoten im Aalener Netzwerk

SOZIALES      14   Ein Grund zum Feiern
              16   S’Lädele ergreift neue Chance des BTHG
              18   WIR wirken: Neue Bausteine-Reihe fokussiert Wirkungskontrolle
              19   FaWo-Fachtag gut besucht
              20   Integrierte Sozialplanung: Die Mischung macht‘s

INTEGRATION   23   Inklusionsfirma Dornahof eröffnet neue Großküche
              24   Fokus auf den Fähigkeiten
              26   Die Lizenz zum Beraten

JUGEND        27   Neue Arbeitshilfe zum Kinderschutz erschienen
              28   Gleich sein in Verschiedenheit
              30   Viel vorgenommen und viel erreicht
              32   Mehr als Geld und gute Worte
              34   Fünfter UMA-Fachtag liefert viele Ideen zur Integration und Teilhabe

FORSCHUNG     36   Kitas machen Kommunen attraktiv

FORTBILDUNG   38   KVJS-Regionalfachtage fassen Entwicklungen zum Bundesteilhabegesetz zusammen
              39   Jahrestagung fokussiert Auswirkungen des BTHG auf Fallsteuerung
              40   Weiterbildung nach Maß: BTHG-Qualifizierungsoffensive
              41   Damit der Start in den Beruf gelingt

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KVJS

Der alte und neue Vorsitz mit der Verbandsdirektorin Kristin Schwarz: Landrat Gerhard Bauer (2. von links) übernimmt ab Juli 2019 den Vorsitz von Landrat a. D. Karl
Röckinger (2. von rechts). Oberbürgermeister Gunter Czisch (links) wurde erneut zum ersten Stellvertreter gewählt, Landrat Dr. Achim Brötel (rechts) zum zweiten.
                                                                                                                                                          Foto: Holzwarth

                    Landrat Bauer übernimmt das Ruder
                   Neuer Vorsitzender des KVJS löst Landrat a. D. Röckinger 2019 ab

                   Landrat Gerhard Bauer (Schwäbisch Hall) ist zum Vorsitzenden des Kommunalverbandes
                   für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS) gewählt worden. Er löst Karl Röckin-
                   ger ab, der als Landrat des Enzkreises Ende Januar 2018 in den Ruhestand getreten ist
                   und zum 30. Juni 2019 aus der Verbandsversammlung ausscheiden wird.

                   Bauers Laufbahn in der öffentlichen Verwaltung                       Die Wahlen fanden deshalb in der diesjährigen Sit-
                   begann 1991 als Sozialdezernent im Rems-Murr-                        zung der Verbandsversammlung statt.
                   Kreis. Der Verbandsversammlung gehört er als
                   Landrat seit 2005 an.                                                Mit Landrat a. D. Karl Röckinger tritt ein soziales
                                                                                        Urgestein aus dem Amt aus. Er hat den Vorsitz seit
                   Oberbürgermeister Gunter Czisch (Stadt Ulm)                          Gründung des KVJS im Jahr 2005 innegehabt und
                   wurde erneut zum ersten Stellvertreter gewählt,                      die Interessen der 44 Stadt– und Landkreise mit
                   Landrat Dr. Achim Brötel (Neckar-Odenwald-Kreis)                     viel persönlichem Einsatz vertreten. Dank seiner
                   zum zweiten Stellvertreter. Czisch war bereits                       sehr guten Vernetzung im ganzen Land hat er
                   Stellvertreter und wird dieses Amt weiterfüh-                        viele Brücken gebaut zu anderen Kommunalver-
                   ren. Brötel übernimmt die Position von Bauer, der                    bänden, zur Politik und zur Praxis vor Ort. Ende
                   erstmals zum Vorsitzenden gewählt wurde. Die                         Juni 2019 wird Röckinger sein Amt offiziell an sei-
                   fünfjährige Amtsperiode beginnt am 1. Juli 2019.                     nen Nachfolger übergeben.
                                                                                                                                            rei

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Viele gehen – viele kommen
Neuwahlen in den Gremien des KVJS

Kaum ein Stein bleibt auf dem anderen –
könnte man meinen, schaut man sich die
zurückliegende Verbandsversammlung des
KVJS an. Erstmals mit der neuen Verbands-
direktorin Kristin Schwarz fanden gleich
mehrere Wahlen statt.

Neben Landrat Gerhard Bauer, Oberbürgermeis-
ter Gunter Czisch und Landrat Dr. Achim Brötel
wurden auch für die anderen Ausschüsse neue         Die Mitglieder der Verbandsversammlung haben die neuen Gremienmitglieder ein-
                                                    stimmig gewählt.                                            Foto: Holzwarth
Mitglieder gewählt. Da Bauer, bislang zweiter
Stellvertreter des Vorsitzenden des Verbandsaus-
schusses des KVJS, zum Verbandsvorsitzenden
gewählt wurde, übernimmt er gleichzeitig den        Vorsitz des Ausschusses ab. Nun hat die Verbands-
Vorsitz des Verbandsausschusses. Brötel wurde       versammlung Landrat Joachim Walter (Tübingen)
zum zweiten Stellvertreter gewählt.                 auf fünf Jahre zum Vorsitzenden ab 1. Juli 2019
                                                    gewählt.
Da mit der Wahl von Bauer zum Vorsitzenden ein
Posten im Verbandsausschuss frei wurde, wählte      Landesjugendhilfeausschuss
die Verbandsversammlung Landrat Dr. Matthias
Neth (Hohenlohekreis) als ordentliches Mitglied.    Auch aus dem Landesjugendhilfeausschuss ver-
Er war zuvor stellvertretendes Mitglied, für ihn    abschieden sich gleich drei ordentliche stimmbe-
wurde Landrat Dr. Richard Sigel (Rems-Murr-Kreis)   rechtigte Mitglieder in den Ruhestand: Für Ulrike
gewählt. Für den KVJS-Verbandsausschuss ist         Dimmler-Trumpp wurde Elisabeth Krug (Sozialde-
keine Amtszeit festgelegt. Deshalb gilt die Wahl    zernentin Main-Tauber-Kreis) gewählt. Auf Eva-
solange die Mitgliedschaft in der Verbandsver-      Maria Münzer folgt Dr. Ulrike Kleinknecht-Strähle
sammlung besteht.                                   (Sozialdezernentin Landkreis Emmendingen) und
                                                    Dietmar J. Herdes (Sozialdezernent Landkreistag)
Ausschuss für Eingliederungshilfe- und Inte-        übernimmt den Posten von Christa Heilemann.
grationsgesellschaften
                                                    Herdes war zuvor stellvertretendes Mitglied. An
Mit der Eingliederung des Landeswohlfahrtsver-      seine Stelle wurde Waltraud Mäule (Referentin
bands in Abwicklung in den KVJS wurde bereits       Sozialdezernat Landkreistag) gewählt. Als weite-
2018 der Ausschuss Eingliederungshilfe- und Inte-   res stellvertretendes Mitglied folgt Klaus Feistauer
grationsgesellschaften gebildet. Mit der Wahl       (Sozialamtsleiter Stadt Böblingen) Monika Mül-
Bauers zum Verbandsvorsitzenden gibt er den         ler, die ebenfalls aus dem Landesjugendhilfeaus-
                                                    schuss ausgeschieden ist.
                                                                                                      rei

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KVJS

Mit Stolz und Wehmut
Verbandsvorsitzender Karl Röckinger präsentiert seinen letzten Haushalt

Ein letztes Mal hat der scheidende Verbandsvorsitzende Karl Röckinger den Haushalt des
KVJS präsentiert: Nach 13 Jahren wird der ehemalige Landrat des Enzkreises 2019 aus
der Verbandsversammlung ausscheiden. Eine Bilanz:

„Das erfüllt mich auf der einen Seite mit Wehmut.
Auf der anderen Seite bin ich stolz auf das, was wir
erreicht haben“, sagt Röckinger in seiner Haus-
haltsrede und bedankte sich für die Unterstützung
der Verbandsversammlung. „Ohne Sie hätte der
KVJS seine Gestaltungskraft in dieser Form nicht
entfalten können.“ Am Ende seiner 13-jährigen
Amtszeit hat der KVJS als Dienstleistungs- und
Kompetenzzentrum Kontur angenommen und
wird als solches geschätzt. Das war nicht immer so.

Worauf blickt der KVJS zurück?

Die positive Entwicklung zeigt sich zum Beispiel
darin, dass der KVJS die Stadt- und Landkreise
seit 2005 mit Teilhabe- und Kreisseniorenplänen
unterstützt: Bis heute haben 28 von 44 Stadt- und
Landkreisen diesen Service genutzt. Zudem unter-
stützt er die Kreise seit 2010 durch Forschung, die
aktuelle Probleme und Themen aufgreift für prak-
tikable Lösungsansätze.

Hervorzuheben ist auch die Arbeit der Anlauf- und
Beratungsstelle „Heimerziehung in der Bundesre-
publik Deutschland in den Jahren 1949 bis 1975“,       Landrat a. D. Karl Röckinger bei seiner letzten Haushaltsrede.   Foto: Holzwath
die 2018 ihre Pforten geschlossen hat. Sieben
Jahre beriet und begleitete sie ehemalige Heim-        In den letzten acht Jahren haben sich die Teilnah-
kinder und stieß damit auf ausgesprochen posi-         mezahlen der KVJS-Fortbildung um mehr als 30
tive Akzeptanz. Mittlerweile ist es gemeinsam mit      Prozent erhöht. Diese Entwicklung ist vor allem
dem Sozialministerium, den Kommunalen Landes-          deshalb möglich, weil das KVJS-Angebot aktu-
verbänden und dem Deutschen Jugendinstitut             ell, praxisnah und preiswert auf den Bedarf der
gelungen, ein Landeskinderschutzkonzept auf den        Fachkräfte ausgerichtet ist. Ein weiterer positiver
Weg zu bringen. Der KVJS wird im Zuge dessen           Akzent setzte der KVJS mit der Vermittlung von
sein Fortbildungsangebot systematisch ausbauen         mehr als 4.500 Menschen mit einer wesentlichen
und damit eine zentrale Funktion beim Kinder-          Behinderung seit dem Jahr 2005 auf den allgemei-
und Jugendschutz übernehmen.                           nen Arbeitsmarkt.

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KVJS

Was steht dem KVJS bevor?                             kraftsummen und Einwohnerzahlen wirkt sich
                                                      vor allem der letztmalig eingeplante Fehlbetrag
Künftig wird vor allem das Bundesteilhabegesetz       positiv auf die Umlagehöhe aus. Aufgrund des
eine herausragende Rolle spielen: 33 Stadt- und       positiven Rechnungsergebnisses 2017 kann 2019
Landkreise wollen sich an der praktischen Erpro-      ein Fehlbetrag von 7,8 Millionen Euro eingeplant
bung des Ermittlungsinstruments BEI_BW beteili-       werden. Damit wurden die Stadt- und Landkreise
gen. Auch die Fortbildung zur Bedarfsermittlung       seit 2011 um insgesamt 20 Millionen Euro bei der
und Gesamt-Teilhabeplanung hat Gestalt ange-          Umlageerhebung entlastet. Ab 2020 sind keine
nommen. Ziel ist es, landesweit verlässliche Rah-     derartigen Fehlbeträge mehr möglich: Damit wird
menbedingungen und einheitliche Standards bei         sich der Umlagebedarf ab 2020 erhöhen.
der Umsetzung des BTHG zu schaffen. Gleichzeitig
gibt es strittige Themen, zu denen beim BTHG ein-     Durch den Fehlbetrag können beide Umlagefak-
deutig die Kostenfrage gehört, wozu der KVJS mit      toren gegenüber dem Vorjahr deutlich gesenkt
dem Land weiterhin in der Diskussion bleiben wird.    werden. Der Kopfbetrag liegt nun bei 2,271 Euro
                                                      gegenüber dem Vorjahr mit 2,436 Euro. Der
Ebenfalls diskutiert wurde eine Neuauflage der        Hebesatz ist mit 0,128 Prozent der Steuerkraft-
Förderung der Pflegeinfrastruktur. Der Verbands-      summen auf dem niedrigsten Stand seit Bestehen
ausschuss hat die Verwaltung des KVJS beauftragt,     des KVJS. Der eigentliche Finanzierungsbedarf
erste Eckpunkte für eine innovative und quartiers-    steigt gegenüber dem Vorjahr um 1,6 Millionen
bezogene Förderung der Pflegeinfrastruktur zu         Euro an. Durch die Berücksichtigung der Fehlbe-
erarbeiten. Erste Ergebnisse sollen dem Verbands-     träge kann die absolute Umlagehöhe aber um 3,1
ausschuss auf der Klausurtagung im Juli präsen-       Millionen Euro auf 49,98 Millionen Euro gesenkt
tiert werden. Zu weiteren Herausforderungen in        werden. Auch 2019 sind keine Kreditaufnahmen
den nächsten Jahren zählt der Fachkräftebedarf in     vorgesehen, der KVJS bleibt damit weiterhin
der Pflege.                                           schuldenfrei.
                                                                                                      rei
Von zentraler Bedeutung wird in den nächsten
Jahren auch die Frage sein, wie künftig der Bedarf
an zusätzlichen Kindertagesbetreuungsplätzen
gedeckt werden kann. Mit dem Gute-Kita-Gesetz,
das am 19. September 2018 beschlossen wurde,
will der Bund fördernd und fordernd eingreifen. Der
KVJS hat bereits einen „Runden Tisch – Betriebser-
laubnisverfahren für Kindertageseinrichtungen“
eingerichtet, der sich mit Übergangslösungen und
möglichen Erleichterungen im Betriebserlaubnis-
verfahren auseinandersetzen wird. Ziel ist unter
anderem, die im Land sehr unterschiedliche Hand-
habung infektionsschutzrechtlicher oder brand-
schutzrechtlicher Vorgaben zu vereinheitlichen.

Was bringt der Haushalt 2019?

Für all die Aufgaben bedarf es eines soliden Haus-    Der scheidende Verbandsvorsitzende Karl Röckinger (rechts) mit dem neu gewähl-
halts: Neben den seit Jahren steigenden Steuer-       ten Verbandsvorsitzenden Landrat Gerhard Bauer.                 Foto: Holzwarth

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KVJS

Neues Jahr, neue Aufgaben
Verbandsversammlung beschließt weitere Tätigkeitsbereiche des KVJS

Der KVJS startet mit neuen Aufgaben in das Jahr 2019: Die Abwicklung des Sonderförder-
programms „Solitäre Kurzzeitpflege“ erfolgt künftig durch den Verband. Auch die Lan-
desgeschäftsstelle Pflegestützpunkte mit einer Stelle zur Qualitätssicherung werden
beim KVJS angesiedelt.

Ein vom Land initiiertes Aktionsbündnis aus Sozi-     kosten von Einrichtungen der Kinder- und Jugend-
alministerium, Einrichtungsträgern, Pflegekassen      hilfe.
und den kommunalen Landesverbänden verfolgt
das Ziel, die Kurzzeitpflege im Land auszubauen.      Darüber hinaus hat die KVJS-Verbandsversamm-
Derzeit besteht bundesweit eine große Nachfrage.      lung dem Vorhaben zugestimmt, die Landesge-
Kurzzeitpflege kann zum Beispiel im Anschluss an      schäftsstelle Pflegestützpunkte sowie eine Stelle
einen Krankenhausaufenthalt in Anspruch genom-        zur Qualitätssicherung beim KVJS einzurichten.
men werden und dient auch der Entlastung pfle-        Pflegestützpunkte beraten Hilfesuchende und ihre
gender Angehöriger.                                   Angehörigen bei Pflege- und Betreuungsfragen
                                                      und informieren über rechtliche sowie finanzielle
Unterstützt wird das Bündnis mit einem Sonder-        Angelegenheiten. Über die Kommission Pflege-
förderprogramm „Solitäre Kurzzeitpflege“. Die         stützpunkte wird die Fachaufsicht erfolgen.
Verbandsversammlung hat im Dezember 2018
zugestimmt, dass die Abwicklung des Förder-           Aufgaben der Geschäftsstelle Pflegestützpunkte
programms durch den KVJS erfolgen wird. Die           sind unter anderem die Unterstützung der Kom-
Fachkräfte des KVJS werden unter anderem für          mission sowie die Mitwirkung und Beratung bei
die Beratung der Stadt- und Landkreise sowie der      der Abrechnung der Finanzierung der Pflegestütz-
Antragssteller zuständig sein. Sie unterstützen bei   punkte.
fachlich-konzeptionellen und baulichen Fragen,
prüfen Förderanträge und ordnen die Auszahlung        Die Einrichtung der Geschäftsstelle Pflegestütz-
der Fördermittel an.                                  punkte sowie der Stelle zur Qualitätssicherung
                                                      basieren auf dem Rahmenvertrag Pflegestütz-
Der KVJS wickelt derzeit vier Förderprogramme für     punkte vom 20. Juni 2018. Baden-Württemberg ist
das Sozialministerium ab. Dazu zählen die beiden      das erste Bundesland, das die landesgesetzlichen
Landesprogramme zur Förderung der Investitions-       Grundlagen für das kommunale Initiativrecht zur
kosten von Einrichtungen der Behinderten- und         Einrichtung der Pflegestützpunkte geschaffen hat.
Wohnungslosenhilfe, das Innovationsprogramm           Laut Rahmenvertrag soll die Zahl der Vollzeitkräfte
Pflege und das Förderprogramm „Impulse Inklu-         in den Pflegestützpunkten in den kommenden
sion“. Außerdem bearbeitet der KVJS Altfälle aus      Jahren von 83 auf 203 ausgebaut werden.
der Landespflegeheimförderung sowie aus dem                                                           hol
Landesprogramm zur Förderung der Investitions-

8   KVJS aktuell                                                                                  1/2019
Mehr als Geld und gute Worte für ehemalige Heimkinder 1/2019 - KVJS
KVJS

KVJS erhält Prädikat
„Familienbewusstes Unternehmen“
Der KVJS ist im Dezember mit dem Prädikat „Fami-                     Home-Office an. Darüber hinaus sind Themen zur
lienbewusstes Unternehmen“ ausgezeichnet wor-                        Vereinbarkeit, Stressbewältigung und Gesundheit
den. Die Verleihung erfolgte im Zuge des landes-                     Bestandteil regelmäßiger interner Fortbildungen.
weiten Projekts familyNET.
                                                                     Die Arbeitgeber Baden-Württemberg und der
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gehört                       Landesfamilienrat verliehen das Prädikat an ins-
zum festen Bestandteil der Personalpolitik beim                      gesamt 24 Unternehmen aus Industrie, Dienst-
KVJS und wird im Zuge des Qualitätsmanage-                           leistung und Sozialwirtschaft. Gefördert wird das
ments fortlaufend überprüft sowie weiterent-                         Projekt familyNET von den Arbeitgeberverbänden
wickelt. Der Verband bietet seinen Mitarbeiten-                      Südwestmetall und Chemie Baden-Württemberg
den unter anderem flexible Arbeitszeitmodelle,                       in Kooperation mit dem Wirtschaftsministerium.
Teilzeitarbeitsmodelle, Telearbeit und flexibles                                                                     hol

Der KVJS erhält für seine familienbewusste Personalpolitik eine Auszeichnung. V. l . n. r.: Charlotte Knappertsbusch (Chemie-Verbände
Baden-Württemberg) mit Petra Welle, Clarissa Doz und Simona Zwicker vom KVJS.                                          Foto: Holzwarth

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Mehr als Geld und gute Worte für ehemalige Heimkinder 1/2019 - KVJS
KVJS

Welche Wege führen zum Ziel?
Verbandsleitung im Gespräch mit dem Sozialministerium

Wie setzen wir das BTHG praktisch um? Wo legen wir Prioritäten? Was ist mit dem Pro-
gramm STÄRKE und der SGB VIII-Reform? Einmal im Jahr stellt die Verbandsleitung im
Gespräch mit Ministerialdirektor Prof. Dr. Wolf-Dietrich Hammann (Sozialministerium)
Schwerpunkte des KVJS dar und steckt Rahmen für die Umsetzung gemeinsamer Aufgaben.

Ganz oben auf der Tagesordnung stand das Bun-        Unbegleitete minderjährige Ausländer
desteilhabegesetz, insbesondere die Bedarfser-
mittlung BEI_BW. Die Schulungen zu dem Instru­       Für die mögliche Neuordnung der Altersfeststel-
ment haben stattgefunden, die Erprobung soll         lung bei unbegleiteten minderjährigen Auslän-
nun starten. Parallel dazu laufen die Verhandlun-    dern müsse das Konzept noch mit dem Innenmi-
gen für einen neuen Rahmenvertrag. Verbands-         nisterium abgestimmt werden. Der KVJS wird zwar
direktorin Kristin Schwarz machte deutlich, dass     die Aufgabe der Altersfeststellung selber nicht
der Zeitplan nur einzuhalten sei, wenn Prioritäten   durchführen können, die Kreise und das Land aber
bei der Umsetzung gesetzt würden. Das solle in       organisatorisch unterstützen.
einer gemeinsamen Arbeitsgruppe geschehen, so
Hammann.                                             Jugendhilfe und Kinderschutz

Investive Förderung des Landes                       Beim Thema Kinderschutzkommission machte der
                                                     KVJS deutlich, dass die Jugendhilfe eingebunden
Am 28. Dezember kommen die neuen Förder-             werden müsse. Das Landesprogramm STÄRKE soll
grundsätze für dezentrale Wohnangebote sowie         weitergeführt werden, dafür sicherte Hammann
von Betreuungs- und Werkstattangebote für Men-       eine Aufstockung des Personals zu. In der Jugend-
schen mit Behinderungen. Der KVJS kann sich          berufshilfe sei dagegen noch nicht beschlossen,
mit seiner Fachexpertise einbringen. Das Aktions-    wie es weitergeht. Auch bei der SGB VIII-Reform
bündnis Kurzzeitpflege dagegen müsse noch aus-       plant das Sozialministerium eine Arbeitsgruppe.
gestaltet werden, so Hammann. Das Ministerium        Wer beteiligt wird, stehe aber nicht fest. Dass der
hat dem KVJS die Aufgabe für das Sonderförder-       KVJS eingebunden wird, scheint jedoch wahr-
programm Kurzzeitpflege mit Mitteln in Höhe von      scheinlich.
7,6 Millionen Euro übertragen.                                                                         rei

10 KVJS aktuell                                                                                    1/2019
KVJS

KVJS erhält Auszeichnung „Future Communities“
Unter dem Titel „Future Communities“ hat Digi-                      Das Projekt „BEI_BW digital“ wird von der Koor-
talisierungsminister Thomas Strobl den KVJS                         dinierungsstelle BTHG beim KVJS und der Stabs-
ausgezeichnet: Für den innovativen Antrag zum                       stelle 01 umgesetzt. Das künftige Bedarfsermitt-
digitalen Ermittlungsinstrument BEI_BW hat der                      lungsinstrument Baden-Württemberg (BEI_BW)
KVJS eine Förderung von knapp 22 000 Euro vom                       wird als Online-Fragebogen mit Plattform bereit-
Innenministerium erhalten.                                          gestellt. 33 Stadt- und Landkreise wollen sich an
                                                                    der praktischen Erprobung beteiligen. Bereits im
Insgesamt erhielten 45 Kommunen mit den inno-                       Sommer letzten Jahres hatte der KVJS dazu einen
vativsten Anträgen Förderbescheide in Höhe von                      Förderantrag beim Innenministerium gestellt und
insgesamt über eine Million Euro für die Umset-                     nun den Preis dafür bekommen. Die Preisverlei-
zung digitaler Projekte. Das Land hatte den                         hung war eingebettet in eine Veranstaltung „Mor-
Wettbewerb „Städte, Gemeinden, Landkreise 4.0                       genstadt-Werkstatt“ im Fraunhofer Institut.
– Future Communities“ im Rahmen der Digitalisie-                                                                     rei
rungsstrategie digital@bw durchgeführt.

Thomas Strobl überreicht Julia Lindenmaier (links) und Kristin Schwarz die Urkunde.                        Foto: Reisinger

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HABILA

Basisstation für neue Ziele
Rabenhof Ellwangen knüpft neuen Knoten im Aalener Netzwerk

Die neue Betriebsstätte in Aalen soll als zusätzlicher Knotenpunkt in einem Netzwerk
wirken, das Menschen mit Behinderung Übergänge zwischen verschiedenen Assistenzan-
geboten erleichtert. Dazu passend feierte auch der Regionale Wohnverbund Aalen sein
zehnjähriges Bestehen.

„Was kann das Quartier für Menschen mit psychi-
scher Erkrankung oder seelischer Behinderung in
Aalen leisten?“ Unter dieser Fragestellung stand
eine Fachveranstaltung, mit der die neue Betriebs-
stätte der Rabenhof-Werkstatt in Aalen eingeweiht
wurde. Als „Basisstation in allen Lebenslagen“
schilderte Friedrich Haselberger die Funktion der
neuen Betriebsstätte, die zwölf Arbeitsplätze für
Menschen mit Behinderung bietet. Der Manager
des Geschäftsbereichs Werkstätten und Service
der Habila beschrieb sie als Ort der offenen Türen,
der gleichermaßen den Weg zu Arbeitsmöglich-
keiten auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt ebnen
wie auch einen Raum der Sicherheit bieten könne.

Die Vielfalt der Möglichkeiten, die von der neuen
Betriebsstätte ausgehen, hob auch Kristin Schwarz
                                                      Dr. Michael Konrad, Referent zur Umsetzung des BTHG, Ministerium für Soziales
hervor. In ihrem Grußwort sagte die Direktorin        und Integration.                                              Fotos: Gokeler
des Kommunalverbands für Jugend und Soziales
Baden-Württemberg: „Wir brauchen einen bunten         der Psychiatrie-Enquete gewesen, erinnerte Dr.
Strauß an Angeboten. Verschiedene Tätigkeiten         Michael Konrad in seinem Fachvortrag. Konrad ist
und Aufgabenbereiche kennenlernen zu können,          beim Ministerium für Soziales und Integration in
das ist Normalität am Arbeitsplatz.“                  Baden-Württemberg Referent zur Umsetzung des
                                                      Bundesteilhabegesetzes (BTHG).
Partizipation ermöglichen
                                                      Ein zentrales Element des BTHG sei die Partizipation
Kurze Wege in der Stadt, zwischen verschiedenen       von Menschen mit Behinderung, die von Selbst-
Wohn- und Arbeitsangeboten, aber auch vielfäl-        hilfegruppen seit langem unter dem Motto „Nichts
tige Verbindungen innerhalb des Quartiers tra-        über uns ohne uns“ eingefordert werde, so Michael
gen dazu bei, dass Menschen mit Behinderung           Konrad. Mit dem im Land entwickelten „Bedarfser-
am gesellschaftlichen Leben in Aalen teilhaben        mittlungsinstrument“ werde der Paradigmenwech-
können. Die Forderung, dass auch Menschen mit         sel von fürsorgeorientierten institutionellen hin zu
einer psychischen Erkrankung oder Behinderung         personenzentrierten Leistungen festgeschrieben.
ein selbstbestimmtes Leben außerhalb speziali-
sierter Institutionen führen können, sei bereits      Gemeinsam mit den Betroffenen werden damit
vor mehr als 40 Jahren eine zentrale Forderung        künftig kurz-, mittel- und langfristige Ziele der

12 KVJS aktuell                                                                                              1/2019
HABILA

gesellschaftlichen Teilhabe formuliert und die
dafür bereits vorhandene und noch benötigte
Assistenz definiert. Dafür könne ein flexibles
Angebot, wie es in Aalen neu geschaffen wurde,
einen wichtigen Beitrag liefern.

Zehn Jahre Wohnverbund Aalen

Seinen zehnten Geburtstag feierte wenige Tage
später der Regionale Wohnverbund Aalen der
Habila, vormals LWV.Eingliederungshilfe. Klien-
ten, Angehörige, Betreuer und Mitarbeiter kamen
im Festzelt zusammen, wo Thomas Knies, Leiter
Wohnen und Soziale Dienste am Rabenhof, die
Veranstaltung mit einem Grußwort eröffnete. Der
Stadtjugendring Aalen unterstützte das Fest mit
Pavillon und Kühltheke. In einem bunten Pro-
gramm mit Flohmarkt, Kaffee und Kuchen der
                                                       (v.li.) Joachim Kiefer, Thomas Klement (Leiter Werkstätten und Service), Helmut Bert-
Schüler der Uhland-Realschule und Gegrilltem von       ram (Vorsitzender Werkstattrat), Verbandsdirektorin Kristin Schwarz, Bereichsmanager
der Caritas wurde auch dieser Teil des Netzwerks       Norbert Peichl, Dr. Michael Konrad, Friedrich Haselberger (Bereichsmanager Wohnen
                                                       und Sozial Dienste).
gebührend gefeiert.
                   Stephan Gokeler, Elke Schillinger

Norbert Peichl in den Ruhestand verabschiedet
„Inklusion fällt nicht vom Himmel, man muss sie        mit vielen Projekten
erkämpfen.“ Das sagte Norbert Peichl, als er Mitte     befördert. Beispiel-
November mit einer Feierstunde der LWV.Einglie-        haft nannte Joachim
derungshilfe in Reutlingen-Rappertshofen in den        Kiefer, Geschäftsfüh-
Ruhestand verabschiedet wurde. Peichl arbei-           rer der LWV.Eingliede-
tete zunächst in der LWV-Einrichtung Rapperts-         rungshilfe, das Konzept
hofen Reutlingen. Dort wurde er dann Gesamt-           „Wohnen mit Assistenz“
leiter, bevor er dann bei der inzwischen zur GmbH      am Tannenhof in Ulm,
gewordenen LWV.Eingliederungshilfe die Posi-           ein Wohnprojekt als Teil
tion des Bereichsmanagers Wohnen und Soziale           einer Baugemeinschaft
Dienste übernahm.                                      im Französischen Vier-
                                                       tel in Tübingen oder
Peichls Berufsleben wurde vom Paradigmenwech-          den Kulturpark Reutlin-
sel in den Angeboten für Menschen mit Behinde-         gen-Nord, die allesamt
rung geprägt. Anstelle einer Rundumversorgung          von Peichl maßgeblich
in einem Heim sind individuelle Assistenzan-           angestoßen und voran-             Habila-Geschäftsführer Joachim Kiefer (li.) verab-
gebote und die Begleitung in einem möglichst           getrieben wurden.                 schiedet Norbert Peichl (re.).    Foto: Gokeler

selbstbestimmten Leben getreten. Diese Ent-                     Stephan Gokeler
wicklung hat Norbert Peichl aktiv unterstützt und

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SOZIALES

                   Ein Grund zum Feiern
                   Werkstatt Wohnen des KVJS präsentiert zahlreiche Neuerungen zum 20-jährigen Jubiläum

                   Auch nach 20 Jahren zeigt sich die Werkstatt Wohnen von ihrer schönsten und moderns-
                   ten Seite. Die Gäste der Jubiläumsfeier waren beeindruckt von den neuen Räumen der
                   barrierefreien Musterwohnung und ihrem raffinierten 360-Grad-Rundgang.

                                                                                      2018 war für die Werkstatt Wohnen nicht nur ein
                                                                                      Jubiläumsjahr, sondern auch eine Zeit der Weiter-
                                                                                      entwicklung: Zum 20-jährigen Bestehen sind das
                                                                                      Schlafzimmer sowie der Wohn- und Essbereich in
                                                                                      der Musterwohnung technisch auf den neuesten
                                                                                      Stand gebracht worden. Darüber hinaus sorgen
                                                                                      neue Möbel und ein modernes Farbkonzept für
                                                                                      INFO

                                                                                               Seit 1998 präsentiert der KVJS gemein-
                                                                                               sam mit seinen Kooperationspartnern
                                                                                               in der Musterwohnung Werkstatt
                                                                                               Wohnen finanzierbare barrierefreie
                                                                                               Lösungen für die eigenen vier Wände.
                                                                                               Sie orientiert sich dabei an den tech-
                                                                                               nischen und baulichen Entwicklungen
                                                                                               am Markt. Um den Besuchern vor Ort
                                                                                               stets neue Lösungen vorstellen zu
                                                                                               können, wird die Werkstatt Wohnen
                                                                                               fortlaufend modernisiert.

                                                                                               Die Werkstatt Wohnen im Internet
                                                                                               erleben:
                                                                                               www.barrierefrei-wohnen.kvjs.de

                                                                                               Der KVJS bietet gemeinsam mit der
                                                                                               DRK-Wohnberatungsstelle auch weiter-
                                                                                               hin offene Sprechstunden an, in denen
                                                                                               die Werkstatt Wohnen besichtigt und
                                                                                               die technischen Möglichkeiten auspro-
Clevere Ideen hinter jeder Tür. Die Werkstatt Wohnen bietet auch 2019 offene                   biert werden können. Aktuelle Termine
Sprechstunden an, in denen die barrierefreien Lösungen selbst getestet werden
können.                                                             Foto: Holzwarth
                                                                                               sind im Internet veröffentlicht.

                   14 KVJS aktuell                                                                                                1/2019
SOZIALES

ein noch gemütlicheres Ambiente. Auch die Fas-
sade des Gebäudes erhielt einen frischen Anstrich.

Bei der Jubiläumsfeier im November wurden die
Neuerungen feierlich eingeweiht. Wohnberater
des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) brachten den
Interessierten die Besonderheiten in den einzel-
nen Räumen näher und informierten sie über
die barrierefreien Lösungen. Diese konnten auch
direkt erleben, was es bedeutet, den Alltag als
älterer Mensch oder Person mit einer Behinderung
zu bewältigen: Ein Alterssimulationsanzug und ein
Rollstuhlparcours zeigten anschaulich, was Barrie-
ren sind und wie sie sich anfühlen.

Auch online ganz vorn dabei                            Barrierefrei Wohnen – die DRK-Wohnberater zeigen, was möglich ist. Foto: Holzwarth

Nicht nur in der realen, auch in der virtuellen Welt
gab es einen frischen Anstrich: Eine neue Web-
seite mit 360-Grad-Rundgang sorgt für ein Ent-
deckungserlebnis vor dem heimischen Bildschirm.
Interessierte können vom PC aus durch die Werk-
statt Wohnen spazieren und sich über die barrie-
refreien Lösungen informieren – rund um die Uhr.
„In Baden-Württemberg ist der virtuelle Rundgang
in dieser Form ein einmaliges Angebot und stößt
auch über die Landesgrenzen hinweg auf gro-
ßes Interesse“, betonte KVJS-Verbandsdirektorin
Kristin Schwarz in ihrer Rede zur Entwicklung der
Werkstatt Wohnen.

Zu den Besonderheiten des neuen Online-Ange-
bots zählt darüber hinaus die Wahlmöglichkeit
verschiedener Lebenswelten wie Sehen, Demenz
oder Mobilität. Diese bilden individuelle Lebens-
bereiche ab und bündeln jeweils die gezeigten
baulichen Lösungen und Hilfsmittel. Eine immer
wichtigere Rolle spielen in diesem Kontext auch
Systeme unter dem Begriff Ambient Assisted
Living (AAL). Sie unterstützen beim Bewältigen
des Alltags und bieten bei Krankheit oder Behin-
derung Sicherheit durch Mikro- und Bewegungs-
sensoren.                                              KVJS-Verbandsdirektorin Kristin Schwarz über 20 Jahre Werkstatt Wohnen.
                                                hol                                                                       Foto: Holzwarth

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SOZIALES

S’Lädele ergreift neue Chance des BTHG
Erster „Anderer Leistungsanbieter“ fördert individuelle Teilhabe am Arbeitsleben

Mit dem Bundesteilhabegesetz können seit 2018, „Andere Leistungsanbieter“ als Alter-
native zu den Werkstätten für Menschen mit Behinderung Beschäftigungsplätze im
Arbeitsbereich anbieten. S’Lädele zählt bundesweit zu den ersten Einrichtungen, die
diese Chance nutzen.

Seit 1993 verkauft der Integrationsbetrieb s’Lädele   Laden berücksichtigt werden können. Er arbei-
aus Donaueschingen bereits Produkte aus Werk-         tet mit beim Zusammenbau von Insektenhotels
stätten für Menschen mit Behinderung (WfbM).          und Nistkästen, die im Geschäft verkauft werden,
Künftig werden Waren dort von Menschen mit            unterstützt beim Bedrucken des Geschenkpapiers
Behinderung auch selbst produziert. Vor Einfüh-       und bei der Produktion von Weihnachtskarten.
rung des Bundesteilhabegesetzes (BTHG) sah das        Auch der Warenempfang mit Registratur sowie die
Gesetz eine solche Beschäftigung lediglich in         Unterstützung im Verkauf gehören zu den neuen
anerkannten Werkstätten für Menschen mit Behin-       Aufgaben. Dabei zählt auch die Kommunikation
derung vor. Mittels des neuen Leistungsangebots       mit den Kunden zu einem wichtigen Bestandteil
unter dem Begriff „Andere Leistungsanbieter“ bie-     der Beschäftigung.
tet das BTHG dieser Personengruppe eine Mög-
lichkeit zur beruflichen Bildung und zur Beschäfti-   Eine Feier im November 2018 hat den offiziellen
gung außerhalb der Werkstätten.                       Beginn der neuen Einrichtung eingeläutet.
                                                                                                     hol
Mit gutem Beispiel voran

Das Ladengeschäft s’Lädele des Vereins zur För-
derung der Eingliederung von Behinderten in
                                                      INFO

                                                               Die Weiterentwicklung der Teilhabe am
das Arbeitsleben e. V. hat Ende 2018 den ersten
                                                               Arbeitsleben und die Veränderungen
Beschäftigungsplatz eingerichtet. Der Schwarz-
                                                               von Teilhabeleistungen waren Thema
wald-Baar-Kreis als Leistungsträger und der KVJS
                                                               auf verschiedenen KVJS-Veranstaltun-
wirkten bei der Umsetzung des neuen Angebots
                                                               gen zum BTHG. Die Tagungsunterla-
beratend mit.
                                                               gen, weiterführende Informationen
                                                               sowie Ansprechpartner finden Sie
Erster Beschäftigter ist ein junger Mann mit
                                                               gebündelt im Mitgliederbereich des
Autismus-Spektrum-Störung, dessen besondere
                                                               KVJS.
Bedürfnisse und Fähigkeiten bei der Arbeit im

16 KVJS aktuell                                                                                   1/2019
SOZIALES

Gut gerüstet: KVJS entwickelt
Wissensportal „BTHG Bedarfsermittlung“
Das Kompetenz- und Dienstleistungszentrum für          Dienst des KVJS erhalten die Mitarbeiter der Stadt-
das Bundesteilhabegesetz (BTHG) des KVJS hat ein       und Landkreise Zugang zum Mitgliederbereich.
Online-Wissensportal zur Bedarfsermittlung ent-        Darin stehen zahlreiche Informationen aus den
wickelt. Es soll die Stadt- und Landkreise in Baden-   Arbeitsgruppen sowie zu einzelnen Fachbereichen
Württemberg als Träger der Eingliederungshilfe         zur Verfügung.
bei der Umsetzung ihrer Aufgaben unterstützen.
                                                       Darüber hinaus informiert das Portal über die Quali-
Das Wissensportal BTHG bündelt relevante Infor-        fizierungsoffensive BTHG mit einer Terminübersicht
mationen übersichtlich und strukturiert an einem       zu den jeweiligen Fortbildungen. Nähere Informati-
Ort. Es ist ab sofort unter www.bthg.kvjs.de abruf-    onen zur Qualifizierungsoffensive finden Sie auch in
bar und wird stetig aktualisiert sowie erweitert.      diesem Aktuell unter der Rubrik Fortbildung.
                                                                                                        hol
Neben allgemeinen Informationen zur Bedarfs-
ermittlung und dem Medizinisch-Pädagogischen

Neu! Onlineberatung für ehrenamtliche Betreuer
Der KVJS bietet ehrenamtlichen rechtlichen             Württemberg. Das dafür eingerichtete Kontaktfor-
Betreuern ab sofort eine Onlineberatung an. Mit        mular steht auf dem KVJS-Wissensportal für Ehren-
dem neuen Angebot haben sie die Möglichkeit,           amtliche Betreuer unter
rechtlich fundierte Antworten auf ihre individuel-     www.ehrenamtliche-betreuer-bw.de
len Fragen zu erhalten. Einzelfallanfragen, die eine   zur Verfügung. In dem Wissensportal sind darüber
Rechtsberatung erfordern, werden von einem vom         hinaus zahlreiche allgemeine Informationen zur
KVJS beauftragten Rechtsanwalt beantwortet.            rechtlichen Betreuung übersichtlich und verständ-
                                                       lich zusammengefasst.
Die Onlineberatung ist kostenlos und richtet sich                                                    hol
speziell an die ehrenamtlichen Betreuer in Baden-

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SOZIALES

WIR wirken
Neue Bausteine-Reihe fokussiert Wirkungskontrolle in der Eingliederungshilfe

Mit dem Bundesteilhabegesetz müssen Teilhabeleistungen künftig auf Wirksamkeit
überprüft werden. Die nächste Projektphase der Neuen Bausteine in der Eingliede-
rungshilfe zielt auf diese Neuerung ab und unterstützt die Stadt- und Landkreise bei der
Entwicklung geeigneter Messinstrumente.

Umsetzung der BTHG-Anforderungen                      Bereits seit zehn Jahren werden innovative Pro-
                                                      jekte im Rahmen der Reihe Neue Bausteine des
Die fünfte Projektphase der Neuen Bausteine im        KVJS umgesetzt. Ziel ist, die Stadt- und Landkreise
Zeitraum von 2019 bis 2022 trägt das Motto „WIR       bei der Weiterentwicklung der Eingliederungshilfe
Wirken“ (WIR: Abkürzung für Wirk-Indikatoren-         zu unterstützen und Handlungsempfehlungen zu
Regional). Verstärkt bringt der KVJS damit eine       entwickeln, die landesweit etabliert werden kön-
konzeptionelle Projektskizze ein. Der Verband         nen.
möchte die Stadt- und Landkreise als Träger der                                                       hol
Eingliederungshilfe dabei unterstützen, ein auf
alle Kreise übertragbares Instrument zur Wir-
kungskontrolle von Teilhabeleistungen zu ent-
wickeln. Bisher fehlen noch geeignete Instru-
mente und Kriterien, die den Anforderungen des
Bundesteilhabegesetzes (BTHG) gerecht werden.
Mit der Formulierung von Messvariablen können
bessere Steuerungs- und Verhandlungsmöglich-
keiten für die Kreise geschaffen werden. Die Bau-
steine-Projekte werden wissenschaftlich begleitet
und evaluiert.

Weiterentwicklung der Obdachlosenhilfe

Darüber hinaus wird die Förderung der Woh-
nungslosenhilfe Bestandteil der nächsten Pro-
jektphase bleiben. Seit 2013 erproben die Kreise
Modellprojekte in diesem Bereich. Der neue
Schwerpunkt wird zwischen 2019 bis 2021 auf der
Entwicklung von Angeboten der aufsuchenden                                                  Foto: Holzwarth
Sozialarbeit liegen. Sie sollen sich an obdachlose
                                                      INFO

                                                               Ihre Ansprechpartnerin
Menschen richten, die in Not- oder Obdachlosen-
unterkünften untergebracht sind. Ziel ist es, sie
                                                               Bettina Süßmilch
bei der Integration in das soziale Gefüge zu unter-
                                                               Telefon 0711 6375-397
stützen und in ein stabiles Mietverhältnis vermit-
                                                               Bettina.Suessmilch@kvjs.de
teln zu können.

18 KVJS aktuell                                                                                      1/2019
SOZIALES

Expertenrunde (v.l.n.r.): Prof. Dr. Gerd Naegele, Institut für Gerontologie TU Dortmund, Dr. Angela Postel, Ministerium für Soziales und
Integration B-W, Beate Zabukovec, Landkreistag B-W und Christiane Biber von der FaWo.                                     Foto: Addow

Gemeinsam Verantwortung tragen
FaWo-Fachtag gut besucht

„Ein Gewinn für alle – Die Entwicklung ambulant betreuter Wohngemeinschaften in der
Kommune“ lautete der Titel der diesjährigen Herbstfachtagung der Fachstelle ambulant
unterstützte Wohnformen (FaWo) im Stuttgarter Hospitalhof.

Vertreter von Kommunen, Initiativen, Trägern und                      Wohnformen für Menschen mit Behinderungen
Verbänden zeigten großes Interesse an diesem                          oder Pflegebedürftige vor Ort ein Mehrwert für
Thema: Rund 130 Teilnehmer folgten den Beiträ-                        alle entsteht.
gen der Referenten aus den Bereichen der Alten-
und der Eingliederungshilfe. Sie beleuchteten aus                     Darüber hinaus bot die vom Ministerium für Sozia-
verschiedener Sichtweise die Faktoren, welche die                     les und Integration Baden-Württemberg und der
Entwicklung und Realisierung betreuter Wohnge-                        Fachstelle veranstaltete Tagung Gelegenheit zum
meinschaften begünstigen.                                             Austausch und zur Vernetzung.

Ergänzt wurden die Vorträge am Nachmittag mit                         Um allen Interessierten die Möglichkeit zu geben,
zwei Beispielen aus der Praxis. Unter dem Blick-                      sich über die Inhalte der Fachtagung zu informie-
winkel, wer welche Projekte wie unterstützen kann                     ren, hat die Fachstelle eine Online-Dokumentation
und was dabei der Gewinn für die Beteiligten ist,                     mit den Beiträgen der Referenten erstellt. Diese
stellten sich vorab die Experten auf dem Podium                       steht auf der Homepage der Fachstelle zur Verfü-
den Fragen der Tagungsgäste.                                          gung unter
                                                                      www.kvjs.de/soziales/fawo-fachstelle-fuer-
Die Tagung machte deutlich, dass im Zusammen-                         ambulant-unterstuetzte-wohnformen/news-und-
wirken unterschiedlicher Akteure auf kommuna-                         termine
ler Ebene im Rahmen der Entwicklung von neuen                                                                         add

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SOZIALES

Die Mischung macht‘s
Integrierte Sozialplanung – „Altenhilfe meets Behindertenhilfe“

Fast alle Menschen wollen auch im Alter, bei Krankheit oder mit einer Behinderung
möglichst selbstbestimmt im vertrauten Quartier wohnen. Wie es gelingen kann, ihre
Bedarfe in einer bereichsübergreifenden Sozialplanung zu verknüpfen, haben Fach-
kräfte aus Alten- sowie Behindertenhilfeplanung gemeinsam erörtert.

Mit einer integrierten Sozialplanung werden Quer-   eine der wichtigsten Voraussetzungen hierfür hob
schnittsthemen aus den unterschiedlichen Hand-      Jansen hervor, dass sämtliche sozialplanerische
lungsfeldern bearbeitet und in ein übergeordne-     Aktivitäten in eine Gesamtstrategie integriert und
tes Konzept gebracht. Damit können parallel und     aufeinander abgestimmt sind. Eine übergeord-
voneinander abgekoppelte Fachplanungen ver-         nete Einheit unterstützt dabei, die Aufgaben und
mieden werden. Über deren Folgen referierte Prof.   das Fachwissen aus den Bereichen Jugendhilfe-,
Dr. Johannes Schädler von der Universität Siegen.   Senioren- sowie Sozialplanung für Menschen mit
Ohne integrierte Sozialplanung in der Alten- und    Behinderung zu bündeln und auch das Vertrags-
Behindertenhilfe könne es in einigen Sozialräu-     recht zu integrieren.
men zur Häufung von Angeboten, in anderen zur
Unterversorgung kommen, so Schädler. Darüber        Projekt Ruhestandslotse
hinaus werde die Entwicklung moderner, inklu-
siver Unterstützungskonzepte durch fehlende         In Workshops lernten die Planer praktische Bei-
Vernetzung erschwert. Fachplanungen integriert      spiele integrierter Sozialplanung kennen. Vor-
anzugehen sei aus kommunaler Sicht sinnvoll,        gestellt wurde unter anderem das Projekt Ruhe-
da in den verschiedenen Feldern oft die gleichen    standslotse, das vom Landkreis Konstanz und dem
Lösungsansätze sowie parallele Entwicklungen        KVJS gefördert wird. Das Angebot richtet sich an
existierten. Eine kommunale Koordination sei        ältere Menschen mit und ohne Behinderung, die
dabei notwendig, um handlungsfähig zu bleiben       kurz vor dem Ruhestand stehen.
und Komplexität zu reduzieren.
                                                    Susanne Mende vom Landratsamt Konstanz ver-
Synergieeffekte nutzen                              anschaulichte, wie schwierig es für Menschen mit
                                                    Behinderung häufig ist, aus dem Arbeitsleben aus-
Bereichsübergreifende Planungen setzen verän-       zuscheiden. Es bedeutet den Verlust der gewohn-
derte Strukturen voraus. Stefanie Jansen, Leite-    ten Tagesstruktur und des sozialen Gefüges, was
rin des Dezernats Jugend und Soziales im Rhein-     zu Unsicherheiten und Ängsten führen kann.
Neckar-Kreis, gewährte Einblicke in die neuen       Mit seinem Projekt will der Landkreis frühzeitig
Strukturen ihres Landkreises, die für eine inte-    gegensteuern. Im ersten Schritt sind die Men-
grierte Sozialplanung aufgebaut worden sind.        schen in Seminaren auf den Ruhestand vorbereitet
Jansen zeigte auf, wie innerhalb einer Behörde      und mit individueller Beratung unterstützt wor-
Synergien zwischen den einzelnen Planungsbe-        den. Nun sollen neue Angebote geschaffen und
reichen genutzt werden können. Angebote und         darüber hinaus auch Regelangebote der Alten-
Konzepte sollen künftig so entwickelt werden,       hilfe für die Zielgruppe in den Bereichen Wohnen,
dass sie für mehrere Zielgruppen offen sind. Als    Freizeit und Tagesstruktur erschlossen werden.

20 KVJS aktuell                                                                                 1/2019
SOZIALES

Zwei Zielgruppen – sich überschneidende Bedarfslagen. Wie integrierte Sozialplanung gelingen kann, war Thema auf dem KVJS-Fachtag im November 2018.
                                                                                                                                     Foto: Holzwarth

Im Workshop diskutierten die Fachkräfte darüber,                 gen berichtete in einem weiteren Workshop von
wie Regeleinrichtungen dafür sensibilisiert und                  einem laufenden Projekt in ihrem Kreis. Ziel ist es,
gewonnen werden können.                                          finanzierbare Tagesstrukturangebote für Senioren
                                                                 mit und ohne Behinderung sowie Pflegebedarf zu
Mittels ehrenamtlichen Engagements sollen die                    schaffen. Das Projekt des Landkreises Böblingen
Menschen mit Behinderung in Angebote der                         wird ebenfalls vom KVJS gefördert.
Altenhilfe vermittelt und dabei begleitet werden.
Die Fachplaner tauschten sich zu Erfahrungen bei                 Die Fachplanerinnen Sandra Eichenhofer und
der Suche nach Freiwilligen aus und welche Wege                  Manuela Wettels von der Stadt Ulm setzten
sich für die Akquise eignen. Grundlegend seien                   Impulse zum Thema Sozialraumorientierung. Sie
die direkte Nähe zu den potenziellen Ehrenamt-                   stellten die Strukturen des Stadtkreises vor, in der
lichen und der Zugang zu ihnen vor Ort. Darüber                  die Hilfsangebote und Dienstleistungen in fünf
hinaus können Behindertenbeauftragte und                         Sozialräumen gebündelt werden.
Seniorenräte wichtige Bindeglieder sein, um die
Menschen für das Thema zu sensibilisieren.                       Dazu gibt es auch ein Video der Stadt Ulm auf You-
                                                                 Tube:
Vielfältige Impulse                                              www.youtube.com/watch?v=P7EWmiP4U-0
                                                                                                                hol
Karin Braitmaier von der Stabsstelle Sozialpla-
nung und Controlling des Landkreises Böblin-

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SOZIALES

Dr. Alexandra Klein neue Leiterin des Referats
„Sozialplanung, investive Förderung“
Seit dem 1. Januar 2019 leitet Dr. Alexandra Klein
das Referat Sozialplanung, investive Förderung im
Dezernat Soziales beim KVJS. Bevor sie 2011 ihre
Tätigkeit im Referat begann, war die Verwaltungs-
wirtin und Diplom-Sozialwissenschaftlerin unter
anderem beim Statistischen Landesamt tätig.

Das Referat ist derzeit zuständig für die Sozialpla-
nung für Menschen mit geistiger Behinderung,
psychischer Erkrankung, Senioren und von Woh-
nungslosigkeit betroffenen Personen. Darüber
hinaus führt das Referat Förderprogramme für das
Sozialministerium durch. Als eigenständige Orga-
nisationseinheiten werden zukünftig die Fach-
stelle ambulant unterstützte Wohnformen sowie
die Geschäftsstelle Pflegestützpunkte mit der
Stelle zur Qualitätssicherung am Referat angesie-
delt sein.
                                                  hol

                                                        Referatsleiterin Dr. Alexandra Klein   Foto: Kleusch

22 KVJS aktuell                                                                                     1/2019
INTEGRATION

Für 3200 hungrige Mäuler
Inklusionsfirma Dornahof eröffnet neue Großküche

Der Dornahof hat offenbar den Geschmack seiner Kundschaft getroffen: Um alle Anfra-
gen befriedigen zu können, musste der Spezialist für Gemeinschaftsverpflegung eine
neue Großküche errichten. Im Herbst war Einweihung in Altshausen.

Was darf´s denn sein: Wildragout mit Spätzle und
Salat? Hähnchenbrustschnitzel natur mit Pap-
rikasoße, Reis und Salat? Oder doch lieber der
Apfelstrudel mit Vanillesoße? Der Speiseplan für
Schulen und Betriebe der Dornahof Integrations-
betriebe gGmbH aus Riedlingen offeriert die Qual
der Wahl. Täglich stehen zwei Fleischgerichte,
davon eines ohne Schweinefleisch, ein vegetari-
sches Gericht und ein Nudelgericht zur Wahl. Plus
Suppe, plus Nachtisch.

Küchenleiter Reiner Hugger erklärt auf der Ein-
weihungsfeier: „1989 kam ich zum Dornahof
und kochte 150 Essen täglich. Die Zahlen stie-
gen, bis wir vor zwei Jahren zum Schluss kamen,
dass es nun Zeit sei, eine neue Küche zu bauen.“
Tatkräftige Unterstützung erhielt das Inklusions-
unternehmen dabei vom KVJS-Integrationsamt,          Damit kein Magen knurrig bleibt.               Foto: Svenja98/Fotolia
von dem ein Zuschuss zur neuen Küche kam. Im
Küchenteam hat rund die Hälfte der Mitarbeiter
eine Behinderung.                                    ten und Einzelpersonen mit „Essen auf Rädern“.
                                                     Auch die eigenen Mitarbeiter und Klienten zählen
Lob für großes Engagement                            zu den Essensgästen. Und wenn es festlich werden
                                                     soll, hat der Partyservice das passende Angebot.
Bernhard Pflaum vom KVJS war voll des Lobes:
„Wir wissen, dass man Mut für das Führen eines       Diese Angebote lesen sich nicht nur lecker. In
Inklusionsunternehmens braucht. Der Erfolg des       diesem Jahr wurde die Catering-Abteilung des
Dornahofs entsteht durch die Arbeit der Beschäf-     Dornahofs von der Deutschen Gesellschaft für
tigten und durch das große Engagement der Men-       Ernährung (DGE) mit herausragendem Ergebnis
schen, die das wirtschaftlich in die Hand nehmen.“   rezertifiziert. Die DGE bietet Einrichtungen der
                                                     Gemeinschaftsverpflegung sowie Caterern, die
3.200 Essen werden täglich in der modernen           diese Einrichtungen beliefern, die Möglichkeit, ein
neuen Großküche zubereitet, die die bisher größte    vollwertiges Verpflegungsangebot zertifizieren
Einzelbaumaßnahme in der Geschichte des Dor-         zu lassen. Hier hat der Dornahof also mit Bravour
nahofs ist. Hauptsächlich werden Schul- und          bestanden. Wieder einmal.
Betriebskantinen beliefert, aber auch Kindergär-                                                     mok

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INTEGRATION

Ellen Wagner (ganz links) kann sich auf ihre Mitarbeiter verlassen.

                    Serie Ausgezeichnet!

                    Fokus auf den Fähigkeiten
                    Bei einem beispielhaft behindertenfreundlichen Arbeitgeber

                    Wer kennt sie nicht, die nützlichen kleinen Pflanzenroller, mit denen man schwere Blu-
                    menkübel durch die Gegend rollen kann. Bernd Gmeiner kennt 300 mit Namen, oder viel
                    mehr mit Nummern. Er arbeitet bei Wagner System, Hersteller pfiffiger Alltagsprodukte
                    in Lahr, als einer von neun Mitarbeitern mit Behinderung.

                    Ellen Wagner zuckt mit den Schultern: „Das Beson-       lem auftaucht.“ Die jungen Mitarbeiter bekommen
                    dere bei uns ist, dass es eigentlich nichts Beson-      Zeit, in einem Praktikum zu zeigen, was in ihnen
                    deres gibt. Alle Mitarbeiter werden gleich behan-       steckt und wo sie am besten einzusetzen sind.
                    delt.“ Gemeinsam mit ihrem Bruder führt sie die
                    Wagner System GmbH, die sich auf hochwertige            Von Solisten und Teamplayern
                    Möbelkomponenten wie Möbelbeine und Stuhl-
                    gleiter, Transporthilfen – und eben Pflanzenrollen      Igor Bojarski zum Beispiel ist Solist und Spezialist.
                    spezialisiert hat.                                      Zehn unterschiedliche große Transporthilfen kann
                                                                            er montieren. Dazu braucht er seine Ruhe. „Mit
                    „Manche sind länger im Betrieb als ich“, sagt Ellen     anderen zusammen an einem Gerät zu arbeiten,
                    Wagner. Silke Deibel zum Beispiel. Vor 29 Jah-          wäre nichts für ihn“, weiß Ellen Wagner. Also hat
                    ren wurde sie von Wagners Eltern eingestellt,           er seinen eigenen Bereich, den er zur allseitigen
                    den Unternehmensgründern. Sie kam vorbei und            Zufriedenheit ausfüllt.
                    blieb. Silke Deibel kennt sich bestens aus mit der
                    Blisterverpackung. Sorgfältig verteilt sie Kleinteile   Solist oder Teamplayer: Genaues Hinsehen auf
                    in die durchsichtigen Plastikbehälter und presst        Fähigkeiten und Bedürfnisse – ob bei Mitarbei-
                    den Deckel darauf.                                      tern mit oder ohne Behinderung – das ist wohl das
                                                                            Erfolgsgeheimnis bei Wagner System mit seinen
                    Die jüngeren Mitarbeiter mit geistiger Behinde-         insgesamt 109 Mitarbeitern auf zwei Standorten
                    rung werden heute vom Integrationsfachdienst            in Lahr. Ein Erfolg, der zur Auszeichnung als bei-
                    (IFD) vorgeschlagen und begleitet. „Der IFD macht       spielhaft behindertenfreundlicher Arbeitgeber
                    eine tolle Arbeit“, lobt Personalverantwortliche        durch den KVJS führt.
                    Ellen Wagner. „Sie kommen regelmäßig, besichti-
                    gen die Arbeitsplätze und sind da, wenn ein Prob-

                    24 KVJS aktuell                                                                                        1/2019
INTEGRATION

                                                                                                              Fotos: Kleusch

Ein Grund für die Ehrung ist auch die gute Zusam-     wird in der Schule geübt, teils so erfolgreich, dass
menarbeit mit der Georg-Wimmer-Schule, Son-           ehemalige Praktikanten mittlerweile Mitarbeiter
derpädagogisches Bildungs- und Beratungszent-         bei Wagner sind. Ellen Wagner würde sagen: „Das
rum mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung.       ist bei uns nichts Besonderes.“
Schüler der Oberstufe machen immer wieder                                                              mok
Praktika bei Wagner. Was im Betrieb nicht klappt,

Gerhard Opp leitet Kündigungsschutz Stuttgart
Seit dem 1. Januar 2019 leitet Gerhard Opp das
Referat für Kündigungsschutz und Begleitende
Hilfen des KVJS-Integrationsamtes in Stuttgart.
Der Diplom-Verwaltungswirt begann seine Tätig-
keit 1979 bei der damaligen Hauptfürsorgestelle.
Er war bei der Zweigstelle in Tübingen seit 1986
stellvertretender Referatsleiter des Referats Kün-
digungsschutz und Begleitende Hilfen bis zur Auf-
lösung der Zweigstelle. Nach dem Wechsel nach
Stuttgart war er seit 2008 wiederum stellvertre-
tender Referatsleiter des Kündigungsschutzrefe-
rates.

Zu den Aufgaben des Referates zählen Prävention
und Kündigungsschutz und die begleitende Hilfe
im Arbeitsleben für schwerbehinderte Menschen.
Außerdem verfügt das Referat über einen eige-
nen Technischen Beratungsdienst, der die Sach-
bearbeiter mit seiner Expertise unterstützt. Die 30
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind zuständig
für alle Arbeitgeber und ihre schwerbehinderten
Beschäftigten in den Regierungsbezirken Stutt-
gart und Tübingen.
                                                mok   Referatsleiter Gerhard Opp.             Foto: Kleusch

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INTEGRATION

Die Lizenz zum Beraten
Neue Betriebliche Eingliederungsberater zertifiziert

Diesmal waren es zehn Damen und Herren, die ihr Zertifikat als Betrieblicher Einglie-
derungsberater des KVJS-Integrationsamtes entgegen nehmen konnten. Das Programm
innerhalb des Fortbildungsangebotes zum Schwerbehindertenrecht qualifiziert gezielt
Schwerbehindertenvertreter und Beauftragte des Arbeitgebers.

„Ich würde das Fortbildungsprogramm des KVJS
jedem empfehlen. Jeder Kurs bringt einen weiter“,
sagt Brigitte Richter, Personalrätin und Schwer-
behindertenvertreterin bei der Stadt Reutlingen
sowie frisch zertifizierte Betriebliche Einglie-
derungsberaterin. Zwar wird sie nicht mehr als
Schwerbehindertenvertretung kandidieren: „Aber
auch als Personalrat kann ich davon profitieren.
Da hat man es ja auch häufig mit dem Schwerbe-
hindertenrecht zu tun.“

                                                      Sie haben ihre Kompetenz jetzt schriftlich.   Foto: Kleusch
Für das Zertifikat musste Brigitte Richter in einem
persönlichen Kursbuch den Besuch der Grund-           berücksichtigen und bieten teilweise Zusatzkurse
und Aufbaukurse Schwerbehindertenrecht, eines         an“, erklärt Karl-Friedrich Ernst, Leiter des Inte-
Kurses zum Betrieblichen Eingliederungsmanage-        grationsamtes. „Außerdem haben wir unser Schu-
ment (BEM) und ein BEM-Praxis-Workshop nach-          lungsteam erweitert. Leider lassen sich trotzdem
weisen. Zusätzlich hat sie einen erfolgreich gelös-   Wartezeiten nicht immer vermeiden.“
ten eigenen BEM-Fall dokumentiert und schriftlich                                                         mok
eingereicht. „Mir hat das Programm sehr bei den
BEM-Gesprächen geholfen“, so Brigitte Richter.
                                                      INFO

                                                                 Das Fortbildungsprogramm im
Enger Praxisbezug
                                                                 Internet

Kein Wunder, denn das Fortbildungsangebot des
                                                                 Das aktuelle Fortbildungsprogramm
KVJS-Integrationsamtes orientiert sich eng an
                                                                 mit Anmeldemöglichkeit finden Sie
der Praxis der Schwerbehindertenvertretungen
                                                                 unter:
und Arbeitgeberbeauftragten. Die Referenten des
                                                                 www.kvjs.de/fortbildung/
Integrationsamtes kommen alle aus der Praxis
                                                                 behinderung-und-beruf/
und arbeiten im Bereich „Kündigungsschutz und
                                                                 Tipp: Lassen Sie sich bei einer aus-
Begleitende Hilfen“. Auch die externen Dozenten
                                                                 gebuchten Veranstaltung unbedingt
sind ausgewiesene Praktiker.
                                                                 auf die Warteliste setzen! Vielleicht
                                                                 können Sie nachrücken oder es findet
Der Preis des Erfolgs: Es kann teilweise dauern,
                                                                 ein zusätzlicher Kurs zum gewählten
einen Platz in einem besonders gefragten Kurs zu
                                                                 Thema statt.
bekommen. „Wir bemühen uns, alle Anfragen zu

26 KVJS aktuell                                                                                          1/2019
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