Mehr als Geld und gute Worte für ehemalige Heimkinder 1/2019 - KVJS
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1/2019 Jugend Mehr als Geld und gute Worte für ehemalige Heimkinder Seite 32 KVJS Soziales Jugend Landrat Bauer 20 Jahre Werkstatt Kita inklusiv – übernimmt das Wohnen: Zahlreiche Gleich sein in Ruder Neuerungen Verschiedenheit Seite 4 Seite 14 Seite 28
Impressum KVJS aktuell Januar 2019 Herausgeber: Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg Öffentlichkeitsarbeit Lindenspürstraße 39 70176 Stuttgart www.kvjs.de Verantwortlich: Kristina Reisinger Redaktion: Monika Kleusch Mit Beiträgen von: Gabriele Addow (add) Julia Holzwarth (hol) Monika Kleusch (mok) Kristina Reisinger (rei) Titelfoto: Julia Holzwarth Layout: Waltraud Gross Bestellungen und Adressänderungen: Petra Wagner Telefon 0711 6375-208 Petra.Wagner@kvjs.de Druck: Texdat-Service gGmbH, Weinheim Redaktioneller Hinweis: Wir bitten um Verständnis, dass aus Gründen der Lesbarkeit auf eine durch- gängige Nennung der weiblichen und männlichen Bezeichnungen verzichtet wird. Selbstverständlich beziehen sich die Texte in gleicher Weise auf Frauen und Männer. 2 KVJS aktuell
KVJS Inhaltsverzeichnis KVJS 4 Landrat Bauer übernimmt das Ruder 5 Neuwahlen in den Gremien des KVJS 6 Verbandsvorsitzender Karl Röckinger präsentiert seinen letzten Haushalt 8 Neues Jahr, neue Aufgaben 10 Welche Wege führen zum Ziel? HABILA 12 Rabenhof Ellwangen knüpft neuen Knoten im Aalener Netzwerk SOZIALES 14 Ein Grund zum Feiern 16 S’Lädele ergreift neue Chance des BTHG 18 WIR wirken: Neue Bausteine-Reihe fokussiert Wirkungskontrolle 19 FaWo-Fachtag gut besucht 20 Integrierte Sozialplanung: Die Mischung macht‘s INTEGRATION 23 Inklusionsfirma Dornahof eröffnet neue Großküche 24 Fokus auf den Fähigkeiten 26 Die Lizenz zum Beraten JUGEND 27 Neue Arbeitshilfe zum Kinderschutz erschienen 28 Gleich sein in Verschiedenheit 30 Viel vorgenommen und viel erreicht 32 Mehr als Geld und gute Worte 34 Fünfter UMA-Fachtag liefert viele Ideen zur Integration und Teilhabe FORSCHUNG 36 Kitas machen Kommunen attraktiv FORTBILDUNG 38 KVJS-Regionalfachtage fassen Entwicklungen zum Bundesteilhabegesetz zusammen 39 Jahrestagung fokussiert Auswirkungen des BTHG auf Fallsteuerung 40 Weiterbildung nach Maß: BTHG-Qualifizierungsoffensive 41 Damit der Start in den Beruf gelingt 1/2019 KVJS aktuell 3
KVJS Der alte und neue Vorsitz mit der Verbandsdirektorin Kristin Schwarz: Landrat Gerhard Bauer (2. von links) übernimmt ab Juli 2019 den Vorsitz von Landrat a. D. Karl Röckinger (2. von rechts). Oberbürgermeister Gunter Czisch (links) wurde erneut zum ersten Stellvertreter gewählt, Landrat Dr. Achim Brötel (rechts) zum zweiten. Foto: Holzwarth Landrat Bauer übernimmt das Ruder Neuer Vorsitzender des KVJS löst Landrat a. D. Röckinger 2019 ab Landrat Gerhard Bauer (Schwäbisch Hall) ist zum Vorsitzenden des Kommunalverbandes für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS) gewählt worden. Er löst Karl Röckin- ger ab, der als Landrat des Enzkreises Ende Januar 2018 in den Ruhestand getreten ist und zum 30. Juni 2019 aus der Verbandsversammlung ausscheiden wird. Bauers Laufbahn in der öffentlichen Verwaltung Die Wahlen fanden deshalb in der diesjährigen Sit- begann 1991 als Sozialdezernent im Rems-Murr- zung der Verbandsversammlung statt. Kreis. Der Verbandsversammlung gehört er als Landrat seit 2005 an. Mit Landrat a. D. Karl Röckinger tritt ein soziales Urgestein aus dem Amt aus. Er hat den Vorsitz seit Oberbürgermeister Gunter Czisch (Stadt Ulm) Gründung des KVJS im Jahr 2005 innegehabt und wurde erneut zum ersten Stellvertreter gewählt, die Interessen der 44 Stadt– und Landkreise mit Landrat Dr. Achim Brötel (Neckar-Odenwald-Kreis) viel persönlichem Einsatz vertreten. Dank seiner zum zweiten Stellvertreter. Czisch war bereits sehr guten Vernetzung im ganzen Land hat er Stellvertreter und wird dieses Amt weiterfüh- viele Brücken gebaut zu anderen Kommunalver- ren. Brötel übernimmt die Position von Bauer, der bänden, zur Politik und zur Praxis vor Ort. Ende erstmals zum Vorsitzenden gewählt wurde. Die Juni 2019 wird Röckinger sein Amt offiziell an sei- fünfjährige Amtsperiode beginnt am 1. Juli 2019. nen Nachfolger übergeben. rei 4 KVJS aktuell 1/2019
KVJS Viele gehen – viele kommen Neuwahlen in den Gremien des KVJS Kaum ein Stein bleibt auf dem anderen – könnte man meinen, schaut man sich die zurückliegende Verbandsversammlung des KVJS an. Erstmals mit der neuen Verbands- direktorin Kristin Schwarz fanden gleich mehrere Wahlen statt. Neben Landrat Gerhard Bauer, Oberbürgermeis- ter Gunter Czisch und Landrat Dr. Achim Brötel wurden auch für die anderen Ausschüsse neue Die Mitglieder der Verbandsversammlung haben die neuen Gremienmitglieder ein- stimmig gewählt. Foto: Holzwarth Mitglieder gewählt. Da Bauer, bislang zweiter Stellvertreter des Vorsitzenden des Verbandsaus- schusses des KVJS, zum Verbandsvorsitzenden gewählt wurde, übernimmt er gleichzeitig den Vorsitz des Ausschusses ab. Nun hat die Verbands- Vorsitz des Verbandsausschusses. Brötel wurde versammlung Landrat Joachim Walter (Tübingen) zum zweiten Stellvertreter gewählt. auf fünf Jahre zum Vorsitzenden ab 1. Juli 2019 gewählt. Da mit der Wahl von Bauer zum Vorsitzenden ein Posten im Verbandsausschuss frei wurde, wählte Landesjugendhilfeausschuss die Verbandsversammlung Landrat Dr. Matthias Neth (Hohenlohekreis) als ordentliches Mitglied. Auch aus dem Landesjugendhilfeausschuss ver- Er war zuvor stellvertretendes Mitglied, für ihn abschieden sich gleich drei ordentliche stimmbe- wurde Landrat Dr. Richard Sigel (Rems-Murr-Kreis) rechtigte Mitglieder in den Ruhestand: Für Ulrike gewählt. Für den KVJS-Verbandsausschuss ist Dimmler-Trumpp wurde Elisabeth Krug (Sozialde- keine Amtszeit festgelegt. Deshalb gilt die Wahl zernentin Main-Tauber-Kreis) gewählt. Auf Eva- solange die Mitgliedschaft in der Verbandsver- Maria Münzer folgt Dr. Ulrike Kleinknecht-Strähle sammlung besteht. (Sozialdezernentin Landkreis Emmendingen) und Dietmar J. Herdes (Sozialdezernent Landkreistag) Ausschuss für Eingliederungshilfe- und Inte- übernimmt den Posten von Christa Heilemann. grationsgesellschaften Herdes war zuvor stellvertretendes Mitglied. An Mit der Eingliederung des Landeswohlfahrtsver- seine Stelle wurde Waltraud Mäule (Referentin bands in Abwicklung in den KVJS wurde bereits Sozialdezernat Landkreistag) gewählt. Als weite- 2018 der Ausschuss Eingliederungshilfe- und Inte- res stellvertretendes Mitglied folgt Klaus Feistauer grationsgesellschaften gebildet. Mit der Wahl (Sozialamtsleiter Stadt Böblingen) Monika Mül- Bauers zum Verbandsvorsitzenden gibt er den ler, die ebenfalls aus dem Landesjugendhilfeaus- schuss ausgeschieden ist. rei 1/2019 KVJS aktuell 5
KVJS Mit Stolz und Wehmut Verbandsvorsitzender Karl Röckinger präsentiert seinen letzten Haushalt Ein letztes Mal hat der scheidende Verbandsvorsitzende Karl Röckinger den Haushalt des KVJS präsentiert: Nach 13 Jahren wird der ehemalige Landrat des Enzkreises 2019 aus der Verbandsversammlung ausscheiden. Eine Bilanz: „Das erfüllt mich auf der einen Seite mit Wehmut. Auf der anderen Seite bin ich stolz auf das, was wir erreicht haben“, sagt Röckinger in seiner Haus- haltsrede und bedankte sich für die Unterstützung der Verbandsversammlung. „Ohne Sie hätte der KVJS seine Gestaltungskraft in dieser Form nicht entfalten können.“ Am Ende seiner 13-jährigen Amtszeit hat der KVJS als Dienstleistungs- und Kompetenzzentrum Kontur angenommen und wird als solches geschätzt. Das war nicht immer so. Worauf blickt der KVJS zurück? Die positive Entwicklung zeigt sich zum Beispiel darin, dass der KVJS die Stadt- und Landkreise seit 2005 mit Teilhabe- und Kreisseniorenplänen unterstützt: Bis heute haben 28 von 44 Stadt- und Landkreisen diesen Service genutzt. Zudem unter- stützt er die Kreise seit 2010 durch Forschung, die aktuelle Probleme und Themen aufgreift für prak- tikable Lösungsansätze. Hervorzuheben ist auch die Arbeit der Anlauf- und Beratungsstelle „Heimerziehung in der Bundesre- publik Deutschland in den Jahren 1949 bis 1975“, Landrat a. D. Karl Röckinger bei seiner letzten Haushaltsrede. Foto: Holzwath die 2018 ihre Pforten geschlossen hat. Sieben Jahre beriet und begleitete sie ehemalige Heim- In den letzten acht Jahren haben sich die Teilnah- kinder und stieß damit auf ausgesprochen posi- mezahlen der KVJS-Fortbildung um mehr als 30 tive Akzeptanz. Mittlerweile ist es gemeinsam mit Prozent erhöht. Diese Entwicklung ist vor allem dem Sozialministerium, den Kommunalen Landes- deshalb möglich, weil das KVJS-Angebot aktu- verbänden und dem Deutschen Jugendinstitut ell, praxisnah und preiswert auf den Bedarf der gelungen, ein Landeskinderschutzkonzept auf den Fachkräfte ausgerichtet ist. Ein weiterer positiver Weg zu bringen. Der KVJS wird im Zuge dessen Akzent setzte der KVJS mit der Vermittlung von sein Fortbildungsangebot systematisch ausbauen mehr als 4.500 Menschen mit einer wesentlichen und damit eine zentrale Funktion beim Kinder- Behinderung seit dem Jahr 2005 auf den allgemei- und Jugendschutz übernehmen. nen Arbeitsmarkt. 6 KVJS aktuell 1/2019
KVJS Was steht dem KVJS bevor? kraftsummen und Einwohnerzahlen wirkt sich vor allem der letztmalig eingeplante Fehlbetrag Künftig wird vor allem das Bundesteilhabegesetz positiv auf die Umlagehöhe aus. Aufgrund des eine herausragende Rolle spielen: 33 Stadt- und positiven Rechnungsergebnisses 2017 kann 2019 Landkreise wollen sich an der praktischen Erpro- ein Fehlbetrag von 7,8 Millionen Euro eingeplant bung des Ermittlungsinstruments BEI_BW beteili- werden. Damit wurden die Stadt- und Landkreise gen. Auch die Fortbildung zur Bedarfsermittlung seit 2011 um insgesamt 20 Millionen Euro bei der und Gesamt-Teilhabeplanung hat Gestalt ange- Umlageerhebung entlastet. Ab 2020 sind keine nommen. Ziel ist es, landesweit verlässliche Rah- derartigen Fehlbeträge mehr möglich: Damit wird menbedingungen und einheitliche Standards bei sich der Umlagebedarf ab 2020 erhöhen. der Umsetzung des BTHG zu schaffen. Gleichzeitig gibt es strittige Themen, zu denen beim BTHG ein- Durch den Fehlbetrag können beide Umlagefak- deutig die Kostenfrage gehört, wozu der KVJS mit toren gegenüber dem Vorjahr deutlich gesenkt dem Land weiterhin in der Diskussion bleiben wird. werden. Der Kopfbetrag liegt nun bei 2,271 Euro gegenüber dem Vorjahr mit 2,436 Euro. Der Ebenfalls diskutiert wurde eine Neuauflage der Hebesatz ist mit 0,128 Prozent der Steuerkraft- Förderung der Pflegeinfrastruktur. Der Verbands- summen auf dem niedrigsten Stand seit Bestehen ausschuss hat die Verwaltung des KVJS beauftragt, des KVJS. Der eigentliche Finanzierungsbedarf erste Eckpunkte für eine innovative und quartiers- steigt gegenüber dem Vorjahr um 1,6 Millionen bezogene Förderung der Pflegeinfrastruktur zu Euro an. Durch die Berücksichtigung der Fehlbe- erarbeiten. Erste Ergebnisse sollen dem Verbands- träge kann die absolute Umlagehöhe aber um 3,1 ausschuss auf der Klausurtagung im Juli präsen- Millionen Euro auf 49,98 Millionen Euro gesenkt tiert werden. Zu weiteren Herausforderungen in werden. Auch 2019 sind keine Kreditaufnahmen den nächsten Jahren zählt der Fachkräftebedarf in vorgesehen, der KVJS bleibt damit weiterhin der Pflege. schuldenfrei. rei Von zentraler Bedeutung wird in den nächsten Jahren auch die Frage sein, wie künftig der Bedarf an zusätzlichen Kindertagesbetreuungsplätzen gedeckt werden kann. Mit dem Gute-Kita-Gesetz, das am 19. September 2018 beschlossen wurde, will der Bund fördernd und fordernd eingreifen. Der KVJS hat bereits einen „Runden Tisch – Betriebser- laubnisverfahren für Kindertageseinrichtungen“ eingerichtet, der sich mit Übergangslösungen und möglichen Erleichterungen im Betriebserlaubnis- verfahren auseinandersetzen wird. Ziel ist unter anderem, die im Land sehr unterschiedliche Hand- habung infektionsschutzrechtlicher oder brand- schutzrechtlicher Vorgaben zu vereinheitlichen. Was bringt der Haushalt 2019? Für all die Aufgaben bedarf es eines soliden Haus- Der scheidende Verbandsvorsitzende Karl Röckinger (rechts) mit dem neu gewähl- halts: Neben den seit Jahren steigenden Steuer- ten Verbandsvorsitzenden Landrat Gerhard Bauer. Foto: Holzwarth 1/2019 KVJS aktuell 7
KVJS Neues Jahr, neue Aufgaben Verbandsversammlung beschließt weitere Tätigkeitsbereiche des KVJS Der KVJS startet mit neuen Aufgaben in das Jahr 2019: Die Abwicklung des Sonderförder- programms „Solitäre Kurzzeitpflege“ erfolgt künftig durch den Verband. Auch die Lan- desgeschäftsstelle Pflegestützpunkte mit einer Stelle zur Qualitätssicherung werden beim KVJS angesiedelt. Ein vom Land initiiertes Aktionsbündnis aus Sozi- kosten von Einrichtungen der Kinder- und Jugend- alministerium, Einrichtungsträgern, Pflegekassen hilfe. und den kommunalen Landesverbänden verfolgt das Ziel, die Kurzzeitpflege im Land auszubauen. Darüber hinaus hat die KVJS-Verbandsversamm- Derzeit besteht bundesweit eine große Nachfrage. lung dem Vorhaben zugestimmt, die Landesge- Kurzzeitpflege kann zum Beispiel im Anschluss an schäftsstelle Pflegestützpunkte sowie eine Stelle einen Krankenhausaufenthalt in Anspruch genom- zur Qualitätssicherung beim KVJS einzurichten. men werden und dient auch der Entlastung pfle- Pflegestützpunkte beraten Hilfesuchende und ihre gender Angehöriger. Angehörigen bei Pflege- und Betreuungsfragen und informieren über rechtliche sowie finanzielle Unterstützt wird das Bündnis mit einem Sonder- Angelegenheiten. Über die Kommission Pflege- förderprogramm „Solitäre Kurzzeitpflege“. Die stützpunkte wird die Fachaufsicht erfolgen. Verbandsversammlung hat im Dezember 2018 zugestimmt, dass die Abwicklung des Förder- Aufgaben der Geschäftsstelle Pflegestützpunkte programms durch den KVJS erfolgen wird. Die sind unter anderem die Unterstützung der Kom- Fachkräfte des KVJS werden unter anderem für mission sowie die Mitwirkung und Beratung bei die Beratung der Stadt- und Landkreise sowie der der Abrechnung der Finanzierung der Pflegestütz- Antragssteller zuständig sein. Sie unterstützen bei punkte. fachlich-konzeptionellen und baulichen Fragen, prüfen Förderanträge und ordnen die Auszahlung Die Einrichtung der Geschäftsstelle Pflegestütz- der Fördermittel an. punkte sowie der Stelle zur Qualitätssicherung basieren auf dem Rahmenvertrag Pflegestütz- Der KVJS wickelt derzeit vier Förderprogramme für punkte vom 20. Juni 2018. Baden-Württemberg ist das Sozialministerium ab. Dazu zählen die beiden das erste Bundesland, das die landesgesetzlichen Landesprogramme zur Förderung der Investitions- Grundlagen für das kommunale Initiativrecht zur kosten von Einrichtungen der Behinderten- und Einrichtung der Pflegestützpunkte geschaffen hat. Wohnungslosenhilfe, das Innovationsprogramm Laut Rahmenvertrag soll die Zahl der Vollzeitkräfte Pflege und das Förderprogramm „Impulse Inklu- in den Pflegestützpunkten in den kommenden sion“. Außerdem bearbeitet der KVJS Altfälle aus Jahren von 83 auf 203 ausgebaut werden. der Landespflegeheimförderung sowie aus dem hol Landesprogramm zur Förderung der Investitions- 8 KVJS aktuell 1/2019
KVJS KVJS erhält Prädikat „Familienbewusstes Unternehmen“ Der KVJS ist im Dezember mit dem Prädikat „Fami- Home-Office an. Darüber hinaus sind Themen zur lienbewusstes Unternehmen“ ausgezeichnet wor- Vereinbarkeit, Stressbewältigung und Gesundheit den. Die Verleihung erfolgte im Zuge des landes- Bestandteil regelmäßiger interner Fortbildungen. weiten Projekts familyNET. Die Arbeitgeber Baden-Württemberg und der Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gehört Landesfamilienrat verliehen das Prädikat an ins- zum festen Bestandteil der Personalpolitik beim gesamt 24 Unternehmen aus Industrie, Dienst- KVJS und wird im Zuge des Qualitätsmanage- leistung und Sozialwirtschaft. Gefördert wird das ments fortlaufend überprüft sowie weiterent- Projekt familyNET von den Arbeitgeberverbänden wickelt. Der Verband bietet seinen Mitarbeiten- Südwestmetall und Chemie Baden-Württemberg den unter anderem flexible Arbeitszeitmodelle, in Kooperation mit dem Wirtschaftsministerium. Teilzeitarbeitsmodelle, Telearbeit und flexibles hol Der KVJS erhält für seine familienbewusste Personalpolitik eine Auszeichnung. V. l . n. r.: Charlotte Knappertsbusch (Chemie-Verbände Baden-Württemberg) mit Petra Welle, Clarissa Doz und Simona Zwicker vom KVJS. Foto: Holzwarth 1/2019 KVJS aktuell 9
KVJS Welche Wege führen zum Ziel? Verbandsleitung im Gespräch mit dem Sozialministerium Wie setzen wir das BTHG praktisch um? Wo legen wir Prioritäten? Was ist mit dem Pro- gramm STÄRKE und der SGB VIII-Reform? Einmal im Jahr stellt die Verbandsleitung im Gespräch mit Ministerialdirektor Prof. Dr. Wolf-Dietrich Hammann (Sozialministerium) Schwerpunkte des KVJS dar und steckt Rahmen für die Umsetzung gemeinsamer Aufgaben. Ganz oben auf der Tagesordnung stand das Bun- Unbegleitete minderjährige Ausländer desteilhabegesetz, insbesondere die Bedarfser- mittlung BEI_BW. Die Schulungen zu dem Instru Für die mögliche Neuordnung der Altersfeststel- ment haben stattgefunden, die Erprobung soll lung bei unbegleiteten minderjährigen Auslän- nun starten. Parallel dazu laufen die Verhandlun- dern müsse das Konzept noch mit dem Innenmi- gen für einen neuen Rahmenvertrag. Verbands- nisterium abgestimmt werden. Der KVJS wird zwar direktorin Kristin Schwarz machte deutlich, dass die Aufgabe der Altersfeststellung selber nicht der Zeitplan nur einzuhalten sei, wenn Prioritäten durchführen können, die Kreise und das Land aber bei der Umsetzung gesetzt würden. Das solle in organisatorisch unterstützen. einer gemeinsamen Arbeitsgruppe geschehen, so Hammann. Jugendhilfe und Kinderschutz Investive Förderung des Landes Beim Thema Kinderschutzkommission machte der KVJS deutlich, dass die Jugendhilfe eingebunden Am 28. Dezember kommen die neuen Förder- werden müsse. Das Landesprogramm STÄRKE soll grundsätze für dezentrale Wohnangebote sowie weitergeführt werden, dafür sicherte Hammann von Betreuungs- und Werkstattangebote für Men- eine Aufstockung des Personals zu. In der Jugend- schen mit Behinderungen. Der KVJS kann sich berufshilfe sei dagegen noch nicht beschlossen, mit seiner Fachexpertise einbringen. Das Aktions- wie es weitergeht. Auch bei der SGB VIII-Reform bündnis Kurzzeitpflege dagegen müsse noch aus- plant das Sozialministerium eine Arbeitsgruppe. gestaltet werden, so Hammann. Das Ministerium Wer beteiligt wird, stehe aber nicht fest. Dass der hat dem KVJS die Aufgabe für das Sonderförder- KVJS eingebunden wird, scheint jedoch wahr- programm Kurzzeitpflege mit Mitteln in Höhe von scheinlich. 7,6 Millionen Euro übertragen. rei 10 KVJS aktuell 1/2019
KVJS KVJS erhält Auszeichnung „Future Communities“ Unter dem Titel „Future Communities“ hat Digi- Das Projekt „BEI_BW digital“ wird von der Koor- talisierungsminister Thomas Strobl den KVJS dinierungsstelle BTHG beim KVJS und der Stabs- ausgezeichnet: Für den innovativen Antrag zum stelle 01 umgesetzt. Das künftige Bedarfsermitt- digitalen Ermittlungsinstrument BEI_BW hat der lungsinstrument Baden-Württemberg (BEI_BW) KVJS eine Förderung von knapp 22 000 Euro vom wird als Online-Fragebogen mit Plattform bereit- Innenministerium erhalten. gestellt. 33 Stadt- und Landkreise wollen sich an der praktischen Erprobung beteiligen. Bereits im Insgesamt erhielten 45 Kommunen mit den inno- Sommer letzten Jahres hatte der KVJS dazu einen vativsten Anträgen Förderbescheide in Höhe von Förderantrag beim Innenministerium gestellt und insgesamt über eine Million Euro für die Umset- nun den Preis dafür bekommen. Die Preisverlei- zung digitaler Projekte. Das Land hatte den hung war eingebettet in eine Veranstaltung „Mor- Wettbewerb „Städte, Gemeinden, Landkreise 4.0 genstadt-Werkstatt“ im Fraunhofer Institut. – Future Communities“ im Rahmen der Digitalisie- rei rungsstrategie digital@bw durchgeführt. Thomas Strobl überreicht Julia Lindenmaier (links) und Kristin Schwarz die Urkunde. Foto: Reisinger 1/2019 KVJS aktuell 11
HABILA Basisstation für neue Ziele Rabenhof Ellwangen knüpft neuen Knoten im Aalener Netzwerk Die neue Betriebsstätte in Aalen soll als zusätzlicher Knotenpunkt in einem Netzwerk wirken, das Menschen mit Behinderung Übergänge zwischen verschiedenen Assistenzan- geboten erleichtert. Dazu passend feierte auch der Regionale Wohnverbund Aalen sein zehnjähriges Bestehen. „Was kann das Quartier für Menschen mit psychi- scher Erkrankung oder seelischer Behinderung in Aalen leisten?“ Unter dieser Fragestellung stand eine Fachveranstaltung, mit der die neue Betriebs- stätte der Rabenhof-Werkstatt in Aalen eingeweiht wurde. Als „Basisstation in allen Lebenslagen“ schilderte Friedrich Haselberger die Funktion der neuen Betriebsstätte, die zwölf Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung bietet. Der Manager des Geschäftsbereichs Werkstätten und Service der Habila beschrieb sie als Ort der offenen Türen, der gleichermaßen den Weg zu Arbeitsmöglich- keiten auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt ebnen wie auch einen Raum der Sicherheit bieten könne. Die Vielfalt der Möglichkeiten, die von der neuen Betriebsstätte ausgehen, hob auch Kristin Schwarz Dr. Michael Konrad, Referent zur Umsetzung des BTHG, Ministerium für Soziales hervor. In ihrem Grußwort sagte die Direktorin und Integration. Fotos: Gokeler des Kommunalverbands für Jugend und Soziales Baden-Württemberg: „Wir brauchen einen bunten der Psychiatrie-Enquete gewesen, erinnerte Dr. Strauß an Angeboten. Verschiedene Tätigkeiten Michael Konrad in seinem Fachvortrag. Konrad ist und Aufgabenbereiche kennenlernen zu können, beim Ministerium für Soziales und Integration in das ist Normalität am Arbeitsplatz.“ Baden-Württemberg Referent zur Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes (BTHG). Partizipation ermöglichen Ein zentrales Element des BTHG sei die Partizipation Kurze Wege in der Stadt, zwischen verschiedenen von Menschen mit Behinderung, die von Selbst- Wohn- und Arbeitsangeboten, aber auch vielfäl- hilfegruppen seit langem unter dem Motto „Nichts tige Verbindungen innerhalb des Quartiers tra- über uns ohne uns“ eingefordert werde, so Michael gen dazu bei, dass Menschen mit Behinderung Konrad. Mit dem im Land entwickelten „Bedarfser- am gesellschaftlichen Leben in Aalen teilhaben mittlungsinstrument“ werde der Paradigmenwech- können. Die Forderung, dass auch Menschen mit sel von fürsorgeorientierten institutionellen hin zu einer psychischen Erkrankung oder Behinderung personenzentrierten Leistungen festgeschrieben. ein selbstbestimmtes Leben außerhalb speziali- sierter Institutionen führen können, sei bereits Gemeinsam mit den Betroffenen werden damit vor mehr als 40 Jahren eine zentrale Forderung künftig kurz-, mittel- und langfristige Ziele der 12 KVJS aktuell 1/2019
HABILA gesellschaftlichen Teilhabe formuliert und die dafür bereits vorhandene und noch benötigte Assistenz definiert. Dafür könne ein flexibles Angebot, wie es in Aalen neu geschaffen wurde, einen wichtigen Beitrag liefern. Zehn Jahre Wohnverbund Aalen Seinen zehnten Geburtstag feierte wenige Tage später der Regionale Wohnverbund Aalen der Habila, vormals LWV.Eingliederungshilfe. Klien- ten, Angehörige, Betreuer und Mitarbeiter kamen im Festzelt zusammen, wo Thomas Knies, Leiter Wohnen und Soziale Dienste am Rabenhof, die Veranstaltung mit einem Grußwort eröffnete. Der Stadtjugendring Aalen unterstützte das Fest mit Pavillon und Kühltheke. In einem bunten Pro- gramm mit Flohmarkt, Kaffee und Kuchen der (v.li.) Joachim Kiefer, Thomas Klement (Leiter Werkstätten und Service), Helmut Bert- Schüler der Uhland-Realschule und Gegrilltem von ram (Vorsitzender Werkstattrat), Verbandsdirektorin Kristin Schwarz, Bereichsmanager der Caritas wurde auch dieser Teil des Netzwerks Norbert Peichl, Dr. Michael Konrad, Friedrich Haselberger (Bereichsmanager Wohnen und Sozial Dienste). gebührend gefeiert. Stephan Gokeler, Elke Schillinger Norbert Peichl in den Ruhestand verabschiedet „Inklusion fällt nicht vom Himmel, man muss sie mit vielen Projekten erkämpfen.“ Das sagte Norbert Peichl, als er Mitte befördert. Beispiel- November mit einer Feierstunde der LWV.Einglie- haft nannte Joachim derungshilfe in Reutlingen-Rappertshofen in den Kiefer, Geschäftsfüh- Ruhestand verabschiedet wurde. Peichl arbei- rer der LWV.Eingliede- tete zunächst in der LWV-Einrichtung Rapperts- rungshilfe, das Konzept hofen Reutlingen. Dort wurde er dann Gesamt- „Wohnen mit Assistenz“ leiter, bevor er dann bei der inzwischen zur GmbH am Tannenhof in Ulm, gewordenen LWV.Eingliederungshilfe die Posi- ein Wohnprojekt als Teil tion des Bereichsmanagers Wohnen und Soziale einer Baugemeinschaft Dienste übernahm. im Französischen Vier- tel in Tübingen oder Peichls Berufsleben wurde vom Paradigmenwech- den Kulturpark Reutlin- sel in den Angeboten für Menschen mit Behinde- gen-Nord, die allesamt rung geprägt. Anstelle einer Rundumversorgung von Peichl maßgeblich in einem Heim sind individuelle Assistenzan- angestoßen und voran- Habila-Geschäftsführer Joachim Kiefer (li.) verab- gebote und die Begleitung in einem möglichst getrieben wurden. schiedet Norbert Peichl (re.). Foto: Gokeler selbstbestimmten Leben getreten. Diese Ent- Stephan Gokeler wicklung hat Norbert Peichl aktiv unterstützt und 1/2019 KVJS aktuell 13
SOZIALES Ein Grund zum Feiern Werkstatt Wohnen des KVJS präsentiert zahlreiche Neuerungen zum 20-jährigen Jubiläum Auch nach 20 Jahren zeigt sich die Werkstatt Wohnen von ihrer schönsten und moderns- ten Seite. Die Gäste der Jubiläumsfeier waren beeindruckt von den neuen Räumen der barrierefreien Musterwohnung und ihrem raffinierten 360-Grad-Rundgang. 2018 war für die Werkstatt Wohnen nicht nur ein Jubiläumsjahr, sondern auch eine Zeit der Weiter- entwicklung: Zum 20-jährigen Bestehen sind das Schlafzimmer sowie der Wohn- und Essbereich in der Musterwohnung technisch auf den neuesten Stand gebracht worden. Darüber hinaus sorgen neue Möbel und ein modernes Farbkonzept für INFO Seit 1998 präsentiert der KVJS gemein- sam mit seinen Kooperationspartnern in der Musterwohnung Werkstatt Wohnen finanzierbare barrierefreie Lösungen für die eigenen vier Wände. Sie orientiert sich dabei an den tech- nischen und baulichen Entwicklungen am Markt. Um den Besuchern vor Ort stets neue Lösungen vorstellen zu können, wird die Werkstatt Wohnen fortlaufend modernisiert. Die Werkstatt Wohnen im Internet erleben: www.barrierefrei-wohnen.kvjs.de Der KVJS bietet gemeinsam mit der DRK-Wohnberatungsstelle auch weiter- hin offene Sprechstunden an, in denen die Werkstatt Wohnen besichtigt und die technischen Möglichkeiten auspro- Clevere Ideen hinter jeder Tür. Die Werkstatt Wohnen bietet auch 2019 offene biert werden können. Aktuelle Termine Sprechstunden an, in denen die barrierefreien Lösungen selbst getestet werden können. Foto: Holzwarth sind im Internet veröffentlicht. 14 KVJS aktuell 1/2019
SOZIALES ein noch gemütlicheres Ambiente. Auch die Fas- sade des Gebäudes erhielt einen frischen Anstrich. Bei der Jubiläumsfeier im November wurden die Neuerungen feierlich eingeweiht. Wohnberater des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) brachten den Interessierten die Besonderheiten in den einzel- nen Räumen näher und informierten sie über die barrierefreien Lösungen. Diese konnten auch direkt erleben, was es bedeutet, den Alltag als älterer Mensch oder Person mit einer Behinderung zu bewältigen: Ein Alterssimulationsanzug und ein Rollstuhlparcours zeigten anschaulich, was Barrie- ren sind und wie sie sich anfühlen. Auch online ganz vorn dabei Barrierefrei Wohnen – die DRK-Wohnberater zeigen, was möglich ist. Foto: Holzwarth Nicht nur in der realen, auch in der virtuellen Welt gab es einen frischen Anstrich: Eine neue Web- seite mit 360-Grad-Rundgang sorgt für ein Ent- deckungserlebnis vor dem heimischen Bildschirm. Interessierte können vom PC aus durch die Werk- statt Wohnen spazieren und sich über die barrie- refreien Lösungen informieren – rund um die Uhr. „In Baden-Württemberg ist der virtuelle Rundgang in dieser Form ein einmaliges Angebot und stößt auch über die Landesgrenzen hinweg auf gro- ßes Interesse“, betonte KVJS-Verbandsdirektorin Kristin Schwarz in ihrer Rede zur Entwicklung der Werkstatt Wohnen. Zu den Besonderheiten des neuen Online-Ange- bots zählt darüber hinaus die Wahlmöglichkeit verschiedener Lebenswelten wie Sehen, Demenz oder Mobilität. Diese bilden individuelle Lebens- bereiche ab und bündeln jeweils die gezeigten baulichen Lösungen und Hilfsmittel. Eine immer wichtigere Rolle spielen in diesem Kontext auch Systeme unter dem Begriff Ambient Assisted Living (AAL). Sie unterstützen beim Bewältigen des Alltags und bieten bei Krankheit oder Behin- derung Sicherheit durch Mikro- und Bewegungs- sensoren. KVJS-Verbandsdirektorin Kristin Schwarz über 20 Jahre Werkstatt Wohnen. hol Foto: Holzwarth 1/2019 KVJS aktuell 15
SOZIALES S’Lädele ergreift neue Chance des BTHG Erster „Anderer Leistungsanbieter“ fördert individuelle Teilhabe am Arbeitsleben Mit dem Bundesteilhabegesetz können seit 2018, „Andere Leistungsanbieter“ als Alter- native zu den Werkstätten für Menschen mit Behinderung Beschäftigungsplätze im Arbeitsbereich anbieten. S’Lädele zählt bundesweit zu den ersten Einrichtungen, die diese Chance nutzen. Seit 1993 verkauft der Integrationsbetrieb s’Lädele Laden berücksichtigt werden können. Er arbei- aus Donaueschingen bereits Produkte aus Werk- tet mit beim Zusammenbau von Insektenhotels stätten für Menschen mit Behinderung (WfbM). und Nistkästen, die im Geschäft verkauft werden, Künftig werden Waren dort von Menschen mit unterstützt beim Bedrucken des Geschenkpapiers Behinderung auch selbst produziert. Vor Einfüh- und bei der Produktion von Weihnachtskarten. rung des Bundesteilhabegesetzes (BTHG) sah das Auch der Warenempfang mit Registratur sowie die Gesetz eine solche Beschäftigung lediglich in Unterstützung im Verkauf gehören zu den neuen anerkannten Werkstätten für Menschen mit Behin- Aufgaben. Dabei zählt auch die Kommunikation derung vor. Mittels des neuen Leistungsangebots mit den Kunden zu einem wichtigen Bestandteil unter dem Begriff „Andere Leistungsanbieter“ bie- der Beschäftigung. tet das BTHG dieser Personengruppe eine Mög- lichkeit zur beruflichen Bildung und zur Beschäfti- Eine Feier im November 2018 hat den offiziellen gung außerhalb der Werkstätten. Beginn der neuen Einrichtung eingeläutet. hol Mit gutem Beispiel voran Das Ladengeschäft s’Lädele des Vereins zur För- derung der Eingliederung von Behinderten in INFO Die Weiterentwicklung der Teilhabe am das Arbeitsleben e. V. hat Ende 2018 den ersten Arbeitsleben und die Veränderungen Beschäftigungsplatz eingerichtet. Der Schwarz- von Teilhabeleistungen waren Thema wald-Baar-Kreis als Leistungsträger und der KVJS auf verschiedenen KVJS-Veranstaltun- wirkten bei der Umsetzung des neuen Angebots gen zum BTHG. Die Tagungsunterla- beratend mit. gen, weiterführende Informationen sowie Ansprechpartner finden Sie Erster Beschäftigter ist ein junger Mann mit gebündelt im Mitgliederbereich des Autismus-Spektrum-Störung, dessen besondere KVJS. Bedürfnisse und Fähigkeiten bei der Arbeit im 16 KVJS aktuell 1/2019
SOZIALES Gut gerüstet: KVJS entwickelt Wissensportal „BTHG Bedarfsermittlung“ Das Kompetenz- und Dienstleistungszentrum für Dienst des KVJS erhalten die Mitarbeiter der Stadt- das Bundesteilhabegesetz (BTHG) des KVJS hat ein und Landkreise Zugang zum Mitgliederbereich. Online-Wissensportal zur Bedarfsermittlung ent- Darin stehen zahlreiche Informationen aus den wickelt. Es soll die Stadt- und Landkreise in Baden- Arbeitsgruppen sowie zu einzelnen Fachbereichen Württemberg als Träger der Eingliederungshilfe zur Verfügung. bei der Umsetzung ihrer Aufgaben unterstützen. Darüber hinaus informiert das Portal über die Quali- Das Wissensportal BTHG bündelt relevante Infor- fizierungsoffensive BTHG mit einer Terminübersicht mationen übersichtlich und strukturiert an einem zu den jeweiligen Fortbildungen. Nähere Informati- Ort. Es ist ab sofort unter www.bthg.kvjs.de abruf- onen zur Qualifizierungsoffensive finden Sie auch in bar und wird stetig aktualisiert sowie erweitert. diesem Aktuell unter der Rubrik Fortbildung. hol Neben allgemeinen Informationen zur Bedarfs- ermittlung und dem Medizinisch-Pädagogischen Neu! Onlineberatung für ehrenamtliche Betreuer Der KVJS bietet ehrenamtlichen rechtlichen Württemberg. Das dafür eingerichtete Kontaktfor- Betreuern ab sofort eine Onlineberatung an. Mit mular steht auf dem KVJS-Wissensportal für Ehren- dem neuen Angebot haben sie die Möglichkeit, amtliche Betreuer unter rechtlich fundierte Antworten auf ihre individuel- www.ehrenamtliche-betreuer-bw.de len Fragen zu erhalten. Einzelfallanfragen, die eine zur Verfügung. In dem Wissensportal sind darüber Rechtsberatung erfordern, werden von einem vom hinaus zahlreiche allgemeine Informationen zur KVJS beauftragten Rechtsanwalt beantwortet. rechtlichen Betreuung übersichtlich und verständ- lich zusammengefasst. Die Onlineberatung ist kostenlos und richtet sich hol speziell an die ehrenamtlichen Betreuer in Baden- 1/2019 KVJS aktuell 17
SOZIALES WIR wirken Neue Bausteine-Reihe fokussiert Wirkungskontrolle in der Eingliederungshilfe Mit dem Bundesteilhabegesetz müssen Teilhabeleistungen künftig auf Wirksamkeit überprüft werden. Die nächste Projektphase der Neuen Bausteine in der Eingliede- rungshilfe zielt auf diese Neuerung ab und unterstützt die Stadt- und Landkreise bei der Entwicklung geeigneter Messinstrumente. Umsetzung der BTHG-Anforderungen Bereits seit zehn Jahren werden innovative Pro- jekte im Rahmen der Reihe Neue Bausteine des Die fünfte Projektphase der Neuen Bausteine im KVJS umgesetzt. Ziel ist, die Stadt- und Landkreise Zeitraum von 2019 bis 2022 trägt das Motto „WIR bei der Weiterentwicklung der Eingliederungshilfe Wirken“ (WIR: Abkürzung für Wirk-Indikatoren- zu unterstützen und Handlungsempfehlungen zu Regional). Verstärkt bringt der KVJS damit eine entwickeln, die landesweit etabliert werden kön- konzeptionelle Projektskizze ein. Der Verband nen. möchte die Stadt- und Landkreise als Träger der hol Eingliederungshilfe dabei unterstützen, ein auf alle Kreise übertragbares Instrument zur Wir- kungskontrolle von Teilhabeleistungen zu ent- wickeln. Bisher fehlen noch geeignete Instru- mente und Kriterien, die den Anforderungen des Bundesteilhabegesetzes (BTHG) gerecht werden. Mit der Formulierung von Messvariablen können bessere Steuerungs- und Verhandlungsmöglich- keiten für die Kreise geschaffen werden. Die Bau- steine-Projekte werden wissenschaftlich begleitet und evaluiert. Weiterentwicklung der Obdachlosenhilfe Darüber hinaus wird die Förderung der Woh- nungslosenhilfe Bestandteil der nächsten Pro- jektphase bleiben. Seit 2013 erproben die Kreise Modellprojekte in diesem Bereich. Der neue Schwerpunkt wird zwischen 2019 bis 2021 auf der Entwicklung von Angeboten der aufsuchenden Foto: Holzwarth Sozialarbeit liegen. Sie sollen sich an obdachlose INFO Ihre Ansprechpartnerin Menschen richten, die in Not- oder Obdachlosen- unterkünften untergebracht sind. Ziel ist es, sie Bettina Süßmilch bei der Integration in das soziale Gefüge zu unter- Telefon 0711 6375-397 stützen und in ein stabiles Mietverhältnis vermit- Bettina.Suessmilch@kvjs.de teln zu können. 18 KVJS aktuell 1/2019
SOZIALES Expertenrunde (v.l.n.r.): Prof. Dr. Gerd Naegele, Institut für Gerontologie TU Dortmund, Dr. Angela Postel, Ministerium für Soziales und Integration B-W, Beate Zabukovec, Landkreistag B-W und Christiane Biber von der FaWo. Foto: Addow Gemeinsam Verantwortung tragen FaWo-Fachtag gut besucht „Ein Gewinn für alle – Die Entwicklung ambulant betreuter Wohngemeinschaften in der Kommune“ lautete der Titel der diesjährigen Herbstfachtagung der Fachstelle ambulant unterstützte Wohnformen (FaWo) im Stuttgarter Hospitalhof. Vertreter von Kommunen, Initiativen, Trägern und Wohnformen für Menschen mit Behinderungen Verbänden zeigten großes Interesse an diesem oder Pflegebedürftige vor Ort ein Mehrwert für Thema: Rund 130 Teilnehmer folgten den Beiträ- alle entsteht. gen der Referenten aus den Bereichen der Alten- und der Eingliederungshilfe. Sie beleuchteten aus Darüber hinaus bot die vom Ministerium für Sozia- verschiedener Sichtweise die Faktoren, welche die les und Integration Baden-Württemberg und der Entwicklung und Realisierung betreuter Wohnge- Fachstelle veranstaltete Tagung Gelegenheit zum meinschaften begünstigen. Austausch und zur Vernetzung. Ergänzt wurden die Vorträge am Nachmittag mit Um allen Interessierten die Möglichkeit zu geben, zwei Beispielen aus der Praxis. Unter dem Blick- sich über die Inhalte der Fachtagung zu informie- winkel, wer welche Projekte wie unterstützen kann ren, hat die Fachstelle eine Online-Dokumentation und was dabei der Gewinn für die Beteiligten ist, mit den Beiträgen der Referenten erstellt. Diese stellten sich vorab die Experten auf dem Podium steht auf der Homepage der Fachstelle zur Verfü- den Fragen der Tagungsgäste. gung unter www.kvjs.de/soziales/fawo-fachstelle-fuer- Die Tagung machte deutlich, dass im Zusammen- ambulant-unterstuetzte-wohnformen/news-und- wirken unterschiedlicher Akteure auf kommuna- termine ler Ebene im Rahmen der Entwicklung von neuen add 1/2019 KVJS aktuell 19
SOZIALES Die Mischung macht‘s Integrierte Sozialplanung – „Altenhilfe meets Behindertenhilfe“ Fast alle Menschen wollen auch im Alter, bei Krankheit oder mit einer Behinderung möglichst selbstbestimmt im vertrauten Quartier wohnen. Wie es gelingen kann, ihre Bedarfe in einer bereichsübergreifenden Sozialplanung zu verknüpfen, haben Fach- kräfte aus Alten- sowie Behindertenhilfeplanung gemeinsam erörtert. Mit einer integrierten Sozialplanung werden Quer- eine der wichtigsten Voraussetzungen hierfür hob schnittsthemen aus den unterschiedlichen Hand- Jansen hervor, dass sämtliche sozialplanerische lungsfeldern bearbeitet und in ein übergeordne- Aktivitäten in eine Gesamtstrategie integriert und tes Konzept gebracht. Damit können parallel und aufeinander abgestimmt sind. Eine übergeord- voneinander abgekoppelte Fachplanungen ver- nete Einheit unterstützt dabei, die Aufgaben und mieden werden. Über deren Folgen referierte Prof. das Fachwissen aus den Bereichen Jugendhilfe-, Dr. Johannes Schädler von der Universität Siegen. Senioren- sowie Sozialplanung für Menschen mit Ohne integrierte Sozialplanung in der Alten- und Behinderung zu bündeln und auch das Vertrags- Behindertenhilfe könne es in einigen Sozialräu- recht zu integrieren. men zur Häufung von Angeboten, in anderen zur Unterversorgung kommen, so Schädler. Darüber Projekt Ruhestandslotse hinaus werde die Entwicklung moderner, inklu- siver Unterstützungskonzepte durch fehlende In Workshops lernten die Planer praktische Bei- Vernetzung erschwert. Fachplanungen integriert spiele integrierter Sozialplanung kennen. Vor- anzugehen sei aus kommunaler Sicht sinnvoll, gestellt wurde unter anderem das Projekt Ruhe- da in den verschiedenen Feldern oft die gleichen standslotse, das vom Landkreis Konstanz und dem Lösungsansätze sowie parallele Entwicklungen KVJS gefördert wird. Das Angebot richtet sich an existierten. Eine kommunale Koordination sei ältere Menschen mit und ohne Behinderung, die dabei notwendig, um handlungsfähig zu bleiben kurz vor dem Ruhestand stehen. und Komplexität zu reduzieren. Susanne Mende vom Landratsamt Konstanz ver- Synergieeffekte nutzen anschaulichte, wie schwierig es für Menschen mit Behinderung häufig ist, aus dem Arbeitsleben aus- Bereichsübergreifende Planungen setzen verän- zuscheiden. Es bedeutet den Verlust der gewohn- derte Strukturen voraus. Stefanie Jansen, Leite- ten Tagesstruktur und des sozialen Gefüges, was rin des Dezernats Jugend und Soziales im Rhein- zu Unsicherheiten und Ängsten führen kann. Neckar-Kreis, gewährte Einblicke in die neuen Mit seinem Projekt will der Landkreis frühzeitig Strukturen ihres Landkreises, die für eine inte- gegensteuern. Im ersten Schritt sind die Men- grierte Sozialplanung aufgebaut worden sind. schen in Seminaren auf den Ruhestand vorbereitet Jansen zeigte auf, wie innerhalb einer Behörde und mit individueller Beratung unterstützt wor- Synergien zwischen den einzelnen Planungsbe- den. Nun sollen neue Angebote geschaffen und reichen genutzt werden können. Angebote und darüber hinaus auch Regelangebote der Alten- Konzepte sollen künftig so entwickelt werden, hilfe für die Zielgruppe in den Bereichen Wohnen, dass sie für mehrere Zielgruppen offen sind. Als Freizeit und Tagesstruktur erschlossen werden. 20 KVJS aktuell 1/2019
SOZIALES Zwei Zielgruppen – sich überschneidende Bedarfslagen. Wie integrierte Sozialplanung gelingen kann, war Thema auf dem KVJS-Fachtag im November 2018. Foto: Holzwarth Im Workshop diskutierten die Fachkräfte darüber, gen berichtete in einem weiteren Workshop von wie Regeleinrichtungen dafür sensibilisiert und einem laufenden Projekt in ihrem Kreis. Ziel ist es, gewonnen werden können. finanzierbare Tagesstrukturangebote für Senioren mit und ohne Behinderung sowie Pflegebedarf zu Mittels ehrenamtlichen Engagements sollen die schaffen. Das Projekt des Landkreises Böblingen Menschen mit Behinderung in Angebote der wird ebenfalls vom KVJS gefördert. Altenhilfe vermittelt und dabei begleitet werden. Die Fachplaner tauschten sich zu Erfahrungen bei Die Fachplanerinnen Sandra Eichenhofer und der Suche nach Freiwilligen aus und welche Wege Manuela Wettels von der Stadt Ulm setzten sich für die Akquise eignen. Grundlegend seien Impulse zum Thema Sozialraumorientierung. Sie die direkte Nähe zu den potenziellen Ehrenamt- stellten die Strukturen des Stadtkreises vor, in der lichen und der Zugang zu ihnen vor Ort. Darüber die Hilfsangebote und Dienstleistungen in fünf hinaus können Behindertenbeauftragte und Sozialräumen gebündelt werden. Seniorenräte wichtige Bindeglieder sein, um die Menschen für das Thema zu sensibilisieren. Dazu gibt es auch ein Video der Stadt Ulm auf You- Tube: Vielfältige Impulse www.youtube.com/watch?v=P7EWmiP4U-0 hol Karin Braitmaier von der Stabsstelle Sozialpla- nung und Controlling des Landkreises Böblin- 1/2019 KVJS aktuell 21
SOZIALES Dr. Alexandra Klein neue Leiterin des Referats „Sozialplanung, investive Förderung“ Seit dem 1. Januar 2019 leitet Dr. Alexandra Klein das Referat Sozialplanung, investive Förderung im Dezernat Soziales beim KVJS. Bevor sie 2011 ihre Tätigkeit im Referat begann, war die Verwaltungs- wirtin und Diplom-Sozialwissenschaftlerin unter anderem beim Statistischen Landesamt tätig. Das Referat ist derzeit zuständig für die Sozialpla- nung für Menschen mit geistiger Behinderung, psychischer Erkrankung, Senioren und von Woh- nungslosigkeit betroffenen Personen. Darüber hinaus führt das Referat Förderprogramme für das Sozialministerium durch. Als eigenständige Orga- nisationseinheiten werden zukünftig die Fach- stelle ambulant unterstützte Wohnformen sowie die Geschäftsstelle Pflegestützpunkte mit der Stelle zur Qualitätssicherung am Referat angesie- delt sein. hol Referatsleiterin Dr. Alexandra Klein Foto: Kleusch 22 KVJS aktuell 1/2019
INTEGRATION Für 3200 hungrige Mäuler Inklusionsfirma Dornahof eröffnet neue Großküche Der Dornahof hat offenbar den Geschmack seiner Kundschaft getroffen: Um alle Anfra- gen befriedigen zu können, musste der Spezialist für Gemeinschaftsverpflegung eine neue Großküche errichten. Im Herbst war Einweihung in Altshausen. Was darf´s denn sein: Wildragout mit Spätzle und Salat? Hähnchenbrustschnitzel natur mit Pap- rikasoße, Reis und Salat? Oder doch lieber der Apfelstrudel mit Vanillesoße? Der Speiseplan für Schulen und Betriebe der Dornahof Integrations- betriebe gGmbH aus Riedlingen offeriert die Qual der Wahl. Täglich stehen zwei Fleischgerichte, davon eines ohne Schweinefleisch, ein vegetari- sches Gericht und ein Nudelgericht zur Wahl. Plus Suppe, plus Nachtisch. Küchenleiter Reiner Hugger erklärt auf der Ein- weihungsfeier: „1989 kam ich zum Dornahof und kochte 150 Essen täglich. Die Zahlen stie- gen, bis wir vor zwei Jahren zum Schluss kamen, dass es nun Zeit sei, eine neue Küche zu bauen.“ Tatkräftige Unterstützung erhielt das Inklusions- unternehmen dabei vom KVJS-Integrationsamt, Damit kein Magen knurrig bleibt. Foto: Svenja98/Fotolia von dem ein Zuschuss zur neuen Küche kam. Im Küchenteam hat rund die Hälfte der Mitarbeiter eine Behinderung. ten und Einzelpersonen mit „Essen auf Rädern“. Auch die eigenen Mitarbeiter und Klienten zählen Lob für großes Engagement zu den Essensgästen. Und wenn es festlich werden soll, hat der Partyservice das passende Angebot. Bernhard Pflaum vom KVJS war voll des Lobes: „Wir wissen, dass man Mut für das Führen eines Diese Angebote lesen sich nicht nur lecker. In Inklusionsunternehmens braucht. Der Erfolg des diesem Jahr wurde die Catering-Abteilung des Dornahofs entsteht durch die Arbeit der Beschäf- Dornahofs von der Deutschen Gesellschaft für tigten und durch das große Engagement der Men- Ernährung (DGE) mit herausragendem Ergebnis schen, die das wirtschaftlich in die Hand nehmen.“ rezertifiziert. Die DGE bietet Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung sowie Caterern, die 3.200 Essen werden täglich in der modernen diese Einrichtungen beliefern, die Möglichkeit, ein neuen Großküche zubereitet, die die bisher größte vollwertiges Verpflegungsangebot zertifizieren Einzelbaumaßnahme in der Geschichte des Dor- zu lassen. Hier hat der Dornahof also mit Bravour nahofs ist. Hauptsächlich werden Schul- und bestanden. Wieder einmal. Betriebskantinen beliefert, aber auch Kindergär- mok 1/2019 KVJS aktuell 23
INTEGRATION Ellen Wagner (ganz links) kann sich auf ihre Mitarbeiter verlassen. Serie Ausgezeichnet! Fokus auf den Fähigkeiten Bei einem beispielhaft behindertenfreundlichen Arbeitgeber Wer kennt sie nicht, die nützlichen kleinen Pflanzenroller, mit denen man schwere Blu- menkübel durch die Gegend rollen kann. Bernd Gmeiner kennt 300 mit Namen, oder viel mehr mit Nummern. Er arbeitet bei Wagner System, Hersteller pfiffiger Alltagsprodukte in Lahr, als einer von neun Mitarbeitern mit Behinderung. Ellen Wagner zuckt mit den Schultern: „Das Beson- lem auftaucht.“ Die jungen Mitarbeiter bekommen dere bei uns ist, dass es eigentlich nichts Beson- Zeit, in einem Praktikum zu zeigen, was in ihnen deres gibt. Alle Mitarbeiter werden gleich behan- steckt und wo sie am besten einzusetzen sind. delt.“ Gemeinsam mit ihrem Bruder führt sie die Wagner System GmbH, die sich auf hochwertige Von Solisten und Teamplayern Möbelkomponenten wie Möbelbeine und Stuhl- gleiter, Transporthilfen – und eben Pflanzenrollen Igor Bojarski zum Beispiel ist Solist und Spezialist. spezialisiert hat. Zehn unterschiedliche große Transporthilfen kann er montieren. Dazu braucht er seine Ruhe. „Mit „Manche sind länger im Betrieb als ich“, sagt Ellen anderen zusammen an einem Gerät zu arbeiten, Wagner. Silke Deibel zum Beispiel. Vor 29 Jah- wäre nichts für ihn“, weiß Ellen Wagner. Also hat ren wurde sie von Wagners Eltern eingestellt, er seinen eigenen Bereich, den er zur allseitigen den Unternehmensgründern. Sie kam vorbei und Zufriedenheit ausfüllt. blieb. Silke Deibel kennt sich bestens aus mit der Blisterverpackung. Sorgfältig verteilt sie Kleinteile Solist oder Teamplayer: Genaues Hinsehen auf in die durchsichtigen Plastikbehälter und presst Fähigkeiten und Bedürfnisse – ob bei Mitarbei- den Deckel darauf. tern mit oder ohne Behinderung – das ist wohl das Erfolgsgeheimnis bei Wagner System mit seinen Die jüngeren Mitarbeiter mit geistiger Behinde- insgesamt 109 Mitarbeitern auf zwei Standorten rung werden heute vom Integrationsfachdienst in Lahr. Ein Erfolg, der zur Auszeichnung als bei- (IFD) vorgeschlagen und begleitet. „Der IFD macht spielhaft behindertenfreundlicher Arbeitgeber eine tolle Arbeit“, lobt Personalverantwortliche durch den KVJS führt. Ellen Wagner. „Sie kommen regelmäßig, besichti- gen die Arbeitsplätze und sind da, wenn ein Prob- 24 KVJS aktuell 1/2019
INTEGRATION Fotos: Kleusch Ein Grund für die Ehrung ist auch die gute Zusam- wird in der Schule geübt, teils so erfolgreich, dass menarbeit mit der Georg-Wimmer-Schule, Son- ehemalige Praktikanten mittlerweile Mitarbeiter derpädagogisches Bildungs- und Beratungszent- bei Wagner sind. Ellen Wagner würde sagen: „Das rum mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. ist bei uns nichts Besonderes.“ Schüler der Oberstufe machen immer wieder mok Praktika bei Wagner. Was im Betrieb nicht klappt, Gerhard Opp leitet Kündigungsschutz Stuttgart Seit dem 1. Januar 2019 leitet Gerhard Opp das Referat für Kündigungsschutz und Begleitende Hilfen des KVJS-Integrationsamtes in Stuttgart. Der Diplom-Verwaltungswirt begann seine Tätig- keit 1979 bei der damaligen Hauptfürsorgestelle. Er war bei der Zweigstelle in Tübingen seit 1986 stellvertretender Referatsleiter des Referats Kün- digungsschutz und Begleitende Hilfen bis zur Auf- lösung der Zweigstelle. Nach dem Wechsel nach Stuttgart war er seit 2008 wiederum stellvertre- tender Referatsleiter des Kündigungsschutzrefe- rates. Zu den Aufgaben des Referates zählen Prävention und Kündigungsschutz und die begleitende Hilfe im Arbeitsleben für schwerbehinderte Menschen. Außerdem verfügt das Referat über einen eige- nen Technischen Beratungsdienst, der die Sach- bearbeiter mit seiner Expertise unterstützt. Die 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind zuständig für alle Arbeitgeber und ihre schwerbehinderten Beschäftigten in den Regierungsbezirken Stutt- gart und Tübingen. mok Referatsleiter Gerhard Opp. Foto: Kleusch 1/2019 KVJS aktuell 25
INTEGRATION Die Lizenz zum Beraten Neue Betriebliche Eingliederungsberater zertifiziert Diesmal waren es zehn Damen und Herren, die ihr Zertifikat als Betrieblicher Einglie- derungsberater des KVJS-Integrationsamtes entgegen nehmen konnten. Das Programm innerhalb des Fortbildungsangebotes zum Schwerbehindertenrecht qualifiziert gezielt Schwerbehindertenvertreter und Beauftragte des Arbeitgebers. „Ich würde das Fortbildungsprogramm des KVJS jedem empfehlen. Jeder Kurs bringt einen weiter“, sagt Brigitte Richter, Personalrätin und Schwer- behindertenvertreterin bei der Stadt Reutlingen sowie frisch zertifizierte Betriebliche Einglie- derungsberaterin. Zwar wird sie nicht mehr als Schwerbehindertenvertretung kandidieren: „Aber auch als Personalrat kann ich davon profitieren. Da hat man es ja auch häufig mit dem Schwerbe- hindertenrecht zu tun.“ Sie haben ihre Kompetenz jetzt schriftlich. Foto: Kleusch Für das Zertifikat musste Brigitte Richter in einem persönlichen Kursbuch den Besuch der Grund- berücksichtigen und bieten teilweise Zusatzkurse und Aufbaukurse Schwerbehindertenrecht, eines an“, erklärt Karl-Friedrich Ernst, Leiter des Inte- Kurses zum Betrieblichen Eingliederungsmanage- grationsamtes. „Außerdem haben wir unser Schu- ment (BEM) und ein BEM-Praxis-Workshop nach- lungsteam erweitert. Leider lassen sich trotzdem weisen. Zusätzlich hat sie einen erfolgreich gelös- Wartezeiten nicht immer vermeiden.“ ten eigenen BEM-Fall dokumentiert und schriftlich mok eingereicht. „Mir hat das Programm sehr bei den BEM-Gesprächen geholfen“, so Brigitte Richter. INFO Das Fortbildungsprogramm im Enger Praxisbezug Internet Kein Wunder, denn das Fortbildungsangebot des Das aktuelle Fortbildungsprogramm KVJS-Integrationsamtes orientiert sich eng an mit Anmeldemöglichkeit finden Sie der Praxis der Schwerbehindertenvertretungen unter: und Arbeitgeberbeauftragten. Die Referenten des www.kvjs.de/fortbildung/ Integrationsamtes kommen alle aus der Praxis behinderung-und-beruf/ und arbeiten im Bereich „Kündigungsschutz und Tipp: Lassen Sie sich bei einer aus- Begleitende Hilfen“. Auch die externen Dozenten gebuchten Veranstaltung unbedingt sind ausgewiesene Praktiker. auf die Warteliste setzen! Vielleicht können Sie nachrücken oder es findet Der Preis des Erfolgs: Es kann teilweise dauern, ein zusätzlicher Kurs zum gewählten einen Platz in einem besonders gefragten Kurs zu Thema statt. bekommen. „Wir bemühen uns, alle Anfragen zu 26 KVJS aktuell 1/2019
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