Wissen schafft Exzellenz - Technische Universität Dresden - TU Dresden
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Wissen schafft Exzellenz Technische Universität Dresden Verlagsbeilage der Sächsischen Zeitung in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Dresden Der Rektor der Technischen Universität, Professor Hans Müller-Steinhagen, vor der Silhouette Dresdens. Die Stadt bietet hohe Lebensqualität und exzellente Bedingungen für die Wissenschaft. Foto: Amac Garbe
ZAHLEN UND FAKTEN 35 336 Studierende sind an der TU Dresden immatrikuliert. Liebe Leserinnen und liebe Leser, Allein im Wintersemester 2012/13 starteten fast 9 000 junge Menschen ihr Studium, davon 1 075 ausländische Studierende. Zwischen rund 120 Studiengängen an 14 Fakultäten können die Studierenden wählen. Die meisten entscheiden sich für die Fakul- tät Maschinenwesen (6000), gefolgt von der Fakultät Mathematik und Naturwissenschaften (4400) und der Philosophischen Fakul- tät (3300). Das am stärksten nachgefragte Wissenschaftsgebiet sind traditionell die Ingenieurwissenschaften (48,3%), es folgen es gibt in jedem Leben Sternstunden, die man nie vergessen die Geistes- und Sozialwissenschaften (32,4%), die Naturwissen- wird. Für mich war eine solche im Juni dieses Jahres. Gemein- schaften (12,3%) und die Medizin (7%). sam mit vielen Kolleginnen und Kollegen, Studierenden sowie Freunden und Partnern der Universität fieberten wir der Ent- 47 Prozent der Studierenden kommen aus Sachsen, mehr als scheidung der Gutachterkommissionen zur Exzellenzinitiative 23 Prozent aus den anderen neuen Bundesländern, fast 19 Prozent entgegen. aus den alten Bundesländern und mehr als 11 Prozent aus dem Schon seit Wochen gab es kaum noch ein anderes Thema. Im- Ausland. Über zwei Drittel der Absolventen bleiben in Sachsen. mer wieder die Frage: Schaffen wir es? Die endgültige Entschei- dung wurde am 15. Juni gegen 14:30 Uhr verkündet: Die TU Die TU Dresden belegt Platz 2 beim Einwerben und der Vergabe Dresden ist eine der elf Exzellenzuniversitäten Deutschlands! von Deutschlandstipendien an die leistungsstärksten Studierenden. Und damit nicht genug – alle unsere vier Anträge waren erfolg- 2011 wurden an der TUD insgesamt 150 Deutschlandstipendien, reich. Diesen Moment werde ich sicher nie vergessen: Im Fest- im Jahr 2012 bereits 332 vergeben. saal unserer Universität durfte ich diese für die TU Dresden so wichtige Nachricht verkünden. Dies war ein für eine Universi- 500 Professoren, rund 5000 haushaltfinanzierte Beschäftigte und tät sehr emotionaler Moment: Applaus brauste auf, Hochschul- etwa 3000 Drittmittelbeschäftigte arbeiten an der TU Dresden. angehörige, Vertreter der außeruniversitären Forschung und Politiker lagen sich in den Armen, die TU Dresden jubelte. Im Die mit Abstand meisten Patente und Ausgründungen aller Festsaal der Universität herrschte eine Stimmung, vergleichbar deutschen Universitäten kommen von der TU Dresden. Allein im der in einem Fußballstadion nach einem entscheidenden Sieg. Jahr 2011 wurden 71 nationale und 45 internationale Schutz- Journalisten kämpften um Statements, dem einen oder ande- rechtsanmeldungen (Patente und Gebrauchsmuster) eingereicht. ren der Anwesenden standen Tränen der Freude in den Augen und alle versicherten sich immer wieder, dass die TU Dresden 204 Millionen Euro betrugen die Drittmitteleinnahmen im Jahr damit endlich ihre Leistungsfähigkeit bestätigt bekommen hat. 2011. Sie stammen aus 5196 Projekten. Größter Geldgeber ist die Ist das der viel beschworene Dresden-Spirit? Ich denke „Ja“. Deutsche Forschungsgemeinschaft (49,4 Mio. Euro), gefolgt vom Der große Erfolg der Universität ist neben dem überzeugenden BMBF (40,8 Mio. Euro) und der Wirtschaft (31,8 Mio. Euro). Zukunftskonzept auch der Art des Miteinanders der vielen Mit- streiter zu danken. Ich selbst war viele Jahre im Ausland und an 150 aktive Hochschulverträge verbindet die TU Dresden mit Uni- unterschiedli- versitäten in mehr als 60 Staaten in der ganzen Welt: von A wie Ali- chen Universitä- ten und Wissen- cante in Spanien bis Z wie Zvolen in der Slowakei. schaftsstandorten – doch nirgends Die TU Dresden 10 Stiftungsprofessuren, zwei international gestiftete Lehrstühle, sieben DFG-Sonderforschungsbereiche, sechs DFG-Graduierten- habe ich ein so ist eine der kollegs, sechs geförderte Graduiertenkollegs, vier DFG-Schwerpunkt- ausgeprägtes WIR-Gefühl wie elf Exzellenz- programme und 51 Kompetenzzentren bzw. Zentrale wissenschaft- liche Einrichtungen unterstreichen die Leistungsfähigkeit der Univer- hier in Dresden universitäten sität. und an der TU Dresden erlebt. Deutschlands Zu den drei besten Krankenhäusern Deutschlands zählt das Uni- versitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden. So ein Ranking des Wir wollen die TUD zu einer der weltweit Nachrichtenmagazins „Focus“ vom Mai 2012. 100 erfolgreichsten Universitäten entwickeln Der Grundstein zum Erfolg ist neben dem Miteinander aber Seit 2003 hat die TU Dresden als erste Technische Universität ein harte Arbeit. Seit reichlich zwei Jahren bin ich Rektor der TU validiertes Umweltmanagementsystem nach EMAS (Environmental Dresden und vor zwei Jahren haben wir auch die Leitung der Management and Audit Scheme – Umweltmanagement und Um- Universität derart neu aufgestellt, dass unsere Prorektorin und weltbetriebsprüfung). die zwei Prorektoren nun hauptamtlich arbeiten und eigene Geschäftsbereiche betreuen. Damit sind alle Mitglieder der ------------------------------------------------------------------------------------------ Universitätsleitung deutlich stärker in die Managementverant- Mehr Informationen: tu-dresden.de wortung einbezogen, als dies bisher der Fall war. Ein herausra- gendes Thema war für uns in den vergangenen Jahren der Er- folg in der Exzellenzinitiative, aber natürlich insbesondere auch die Planung der damit verbundenen strukturellen und in- haltlichen Maßnahmen. Unser Ziel ist es, die Technische Uni- versität Dresden als Volluniversität zu profilieren und uns zu IMPRESSUM einer der 100 erfolgreichsten Universitäten weltweit zu entwi- ckeln. Das Exzellenz-Siegel, die damit verbundenen Fördergel- Verlagsbeilage der Sächsischen Zeitung in Kooperation mit der TU Dresden der und unsere positiv begutachtete Strategie bieten uns die Redaktion: Anzeigen: Chance, dieses Ziel auch zu erreichen. Dr. Peter Ufer (verantw., Sächsische Zeitung) Dresdner Druck- und Verlagshaus GmbH & Co. KG Die Bewerbung im Rahmen der Exzellenzinitiative und nun die Kim-Astrid Magister, Mathias Bäumel (TU Dresden) Tobias Spitzhorn (verantw.), Detlef Hockun Ostra-Allee 20, 01067 Dresden Umsetzung der einzelnen im Zukunftskonzept definierten Druck: Maßnahmen waren und sind Woche für Woche immer wieder Dresdner Verlagshaus Druck GmbH Layout: Meinholdstraße 2, 01129 Dresden Rita Schönberger-Gay Thema unserer Leitungssitzungen, aber auch im Senat, in den 2 | Wissen schafft Exzellenz – Technische Universität Dresden
Professor Hans Müller-Steinhagen, der Rektor der TUD, auf dem Campus seiner Universität. Diese ist seit Juni 2012 Exzellenzuniversität. Foto: Amac Garbe Sitzungen des Hochschulrats und in anderen Gremien. Es geht eben nicht Dies beinhaltet z. B. ein innovatives Berufungsverfahren, spezielle Pro- nur darum, einen überzeugenden Antrag auf die Beine zu stellen, son- gramme zur Weiterqualifizierung von hervorragenden Studierenden und dern insbesondere, die Uni auf diesem Weg mitzunehmen. Was nutzt die Nachwuchswissenschaftlern sowie den Aufbau einer Graduiertenakade- beste Idee, wenn sie nicht von einer großen Mehrheit getragen wird? Im- mie. Durch neue IT-Systeme und verbesserte Strukturen sollen alle Ler- mer wieder stellen sich die Mitglieder der nenden, Lehrenden und Forschenden optimal Universitätsleitung den Fragen der Professo- unterstützt werden. Außerdem wird der Wis- ren, der Mitarbeiter und Studierenden. Unser senschaftsverbund DRESDEN-concept e.V. Zukunftskonzept wurde nicht von einigen wenigen Mitstreitern zusammengestellt, son- Ziel unseres künftig noch stärker durch die Nutzung von Synergien zwischen der TU Dresden und den dern mehr als 300 Universitätsangehörige Zukunftskonzeptes außeruniversitären Forschungseinrichtungen waren über viele Monate an der Erarbeitung beteiligt. Eine Umfrage unter allen Mitarbei- ist es, die besten dazu beitragen, dass sich die Dresdner Wis- senschaft als entscheidender Standortfaktor tern und Studierenden zeigt, dass rund 80 Wissenschaftler, Mit- profiliert. Der Freistaat Sachsen wird die Be- Prozent der Universitätsangehörigen die Be- werbung der TU Dresden bei der Exzellenz- arbeiter und Studie- mühungen der TU Dresden unter anderem durch Baumaßnahmen in dreistelliger Millio- initiative begrüßen. renden aus aller Welt nenhöhe unterstützen. Auf dem Campus wer- Wir gehören nun zu den elf Exzellenzuniver- sitäten Deutschlands. Dies ist auf der einen für die TU Dresden den in den nächsten Jahren die Baukräne ste- hen, um für noch bessere Bedingungen in Seite Lohn und Anerkennung für unsere bis- zu begeistern Forschung und Lehre zu sorgen! herige Arbeit, aber vor allem auch Herausfor- Immer wieder sprechen Gäste, Gutachter und derung und Ansporn für die kommenden Mitstreiter von dem besonderen wissenschaft- Jahre. Denn jetzt geht es darum, unsere Versprechen einzulösen und lichen Genius Loci, unserem Dresden-Spirit. Im Team haben wir es ge- Konzepte für eine erfolgreiche Wiederbegutachtung in fünf Jahren zu er- schafft, Exzellenzuniversität zu werden und im Team werden wir auch in arbeiten. den kommenden Jahren unser Zukunftskonzept realisieren. Geprägt wird Ganz konkret sollen in unserem Exzellenzcluster „Center for Regenerati- unser Team von vielen einzelnen Persönlichkeiten mit viel Herzblut für un- ve Therapies Dresden“ neuartige, regenerative Therapien für bisher un- sere gemeinsame Sache. Einige von ihnen wollen wir Ihnen auf den nächs- heilbare Krankheiten entwickelt werden. Im Exzellenzcluster „Center for ten Seiten stellvertretend für alle Angehörigen der TU Dresden vorstellen. Advancing Electronics Dresden“ geht es um die Erforschung völlig neuer Wege in der Mikroelektronik und an der Graduiertenschule „Dresden In- Ich wünsche Ihnen Spaß beim Lesen und viele Anregungen! ternational Graduate School for Biomedicine und Bioengineering“ kön- nen die weltweit besten Nachwuchswissenschaftler im Bereich Biomedi- zin/Biotechnologie promovieren. Ziel unseres Zukunftskonzeptes ist es, die besten Wissenschaftler, Mitarbeiter und Studierenden aus aller Welt Prof. Dr.-Ing. habil. DEng/Auckland für die TU Dresden zu begeistern. Hans Müller-Steinhagen, Rektor Wissen schafft Exzellenz – Technische Universität Dresden | 3
E r sagt ihn gern diesen Satz: „Die Lichtgeschwindig- keit ist viel zu langsam.“ Dann genießt er kurz das verblüffte Gesicht seines Gegenübers. Der Professor mag verblüffte Gesichter. Sie geben ihm die Gewiss- heit, dem anderen voraus zu sein. Das ist sein Kapital. Seit 1994 leitet der 50-Jährige den Vodafone-Stiftungslehr- stuhl Mobile Nachrichtensysteme an der Technischen Uni- versität Dresden. Auf dem Schrank seines Büros stehen aus der Anfangszeit seiner Lehrtätigkeit drei mobile Telefone. Die sind groß wie Kofferfernseher. Ursprünglich wollte der gebürtige Antwerpener jedes Gerät einer neuen Generation sammeln, aber damit wäre seine Zeit ausgebucht gewesen. Und sein Büro voll. Denn die Generationswechsel vollziehen sich extrem hastig. Der Ingenieur verbandelt technische mit sozialen Prozessen, denn er meint, dass beispielsweise der Aufschwung von eins- tigen Entwicklungsländern wie China oder Korea auf der Produktion moderner Kommunikationstechnik wie Handys oder Computern beruhe. Die meisten Menschen in Asien hätten inzwischen einen Wohlstand, von dem sie vor Jahren nicht mal zu träumen wagten. Sozialer Aufstieg durch Kom- munikationstechnik. Und da steht schon die zweite Heraus- forderung, der sich Fettweis, der in den 90er-Jahren in Berke- ley San Jose als Gastwissenschaftler PostDoc für IBM und da- nach in Berkeley bei TCSI arbeitete, stellt: Wie kann der Me- chanismus der Übertragung verbessert werden? So gesehen versteht sich der Professor als Transportunternehmer, als Logistiker, der klären will, wie man mobile Kommunikati- onsströme optimieren kann. Denn die Inhalte, also die Ton- nage für den Transport, erhöhen sich permanent. Inzwischen wird ja nicht mehr nur telefoniert, sondern es werden 3-D-Videos per Funk übertragen, Pläne von Wolken- kratzern als anschauliche Animation oder Konstruktionsplä- ne von Autos und Flugzeugen. Und alles muss schnell von ei- nem Ort zum anderen gesendet werden. Man ahnt, warum Gerhard Fettweis die Lichtgeschwindigkeit nicht mehr reicht. Aber neben der Schnelligkeit gibt es ein viel größeres Problem, für das der Wissenschaftler ebenfalls eine Lösung sucht: Der steigende Energieverbrauch. „Jeder Internet- und Handynutzer trägt dazu bei, dass der Energiebedarf der Mo- bilkommunikation jährlich um etwa 20 Prozent steigt“, sagt Fettweis. „Serverfarmen verschlingen mittlerweile rund 180 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr oder über ein Prozent des weltweiten Strombedarfs. Die Basisstationen und Netze der Mobilfunkbetreiber kommen noch einmal auf rund 60 Professor Gerhard Fettweis: Milliarden Kilowattstunden pro Jahr. Zusammen entspricht Mobilfunkbetreiber verbrauchen das 27 Kraftwerken mit einer Leistung von einem Gigawatt zehn Prozent des weltweit durch oder fast zehn Prozent des weltweit durch Kernkraftwerke Kernkraftwerke erzeugten produzierten Stroms“, sagt Fettweis. Stroms. Foto: Amac Garbe Dieser Herausforderung stellt sich der neue Sonderfor- schungsbereich 912 „HAEC - Highly Adaptive Energy-Effi- cient Computing“. Rund 8,2 Millionen Euro gibt die Deut- sche Forschungsgemeinschaft für vier Jahre, damit die Wis- senschaftler der 16 beteiligten Lehrstühle aus Elektrotechnik, Informatik und Mathematik einen völlig neuen wissen- Das Licht ist schaftlichen Ansatz verfolgen können. Sein Exzellenzcluster „Center for Advancing Electronics Dresden“ sucht neue We- ge in der Mikro- und Nanotechnologie und hat die Weiter- entwicklung elektronischer Informationsverarbeitungssyste- me zum Ziel. Diese sind die Basis für die Informations- und Kommunikationstechnologie - dem wichtigsten Innovati- viel zu langsam onstreiber für fast alle Industriebereiche -, welche die Welt, in der wir heute leben, entscheidend prägt. Bereits 2020 wer- den jedoch die Möglichkeiten der herkömmlichen Halblei- tertechnik physikalische Grenzen erreichen. Deshalb be- schreiten die Dresdner Wissenschaftler um Gerhard Fettweis völlig neue und ungewöhnliche Wege. Um die Erfolgschan- Die Kommunikation bewegt sich an cen zu maximieren und den interdisziplinären Ideenaus- tausch zu fördern, suchen insgesamt neun Teams nach neu- physikalischen Grenzen. Gerhard en Möglichkeiten. Diese neun „Forschungspfade“ reichen von Silizium-Nano-Drähten über organische Elektronik bis Fettweis überschreitet sie kühn. hin zum chemischen Rechnen sowie komplexen, heteroge- nen Informationsverarbeitungssystemen. Gerhard Fettweis koordiniert das Projekt. Er weiß eher als andere, wie es läuft. Er hat Vorsprung. Peter Ufer 4 | Wissen schafft Exzellenz – Technische Universität Dresden
Doktor, made in Dresden Wie das Gehirn wächst, ist unklar. Iva Kelava erforscht es. D as Verborgene treibt Iva Kelava an. Warum unser Gehirn wächst, wie es wächst, das will sie ergründen. Denn dass sich der Aufbau des Gehirns bei allen Säu- getieren ähnelt, wissen Biologen längst, dass ihre Größe extrem variiert auch. Wahrschein- lich seien es die unterschiedlichen Muster der Stammzellen, die entscheiden, wie groß ein Ge- hirn letztendlich wird, vermutet die 29-Jährige Nachwuchswissenschaftlerin. Um diesen Mustern auf den Grund zu gehen, untersucht die Kroatin Gehirne. In unzählige Köpfe hat sie dafür geschaut, Zellen gezählt und dabei an ihrer eigenen Zukunft gearbeitet. Exzellente Bedingungen hat sie dafür an der „Dresden International Graduate School for Biomedicine and Bioengineering“. Die TU Dresden hat sich dafür mit vier außeruniversi- Iva Kelava gehört zu den Besten. An der Dresden International Graduate School for Biomedicine tären Forschungseinrichtungen zusammenge- and Bioengineering erforscht sie Gehirne. Foto: Amac Garbe schlossen. 220 der weltweit besten Nachwuchs- wissenschaftler aus 37 Nationen forschen zur den fünf Jahre bereit. Über 1000 junge Wissen- Promovieren gebe, hat sie schon an der Univer- Zeit in der Graduiertenschule für ihre Doktor- schaftler bewerben sich jedes Jahr um einen Platz sität in Zagreb gehört. Eines, das im Detail über- arbeiten, viele von ihnen am Max-Planck-Insti- im Programm. Das Auswahlverfahren ist inten- zeugt. Oft seien es die kleinen Dinge, die das Ar- tut für Molekulare Zellbiologie und Genetik. siv. Die, die überzeugen, werden zur Auswahlwo- beiten erleichtern, sagt Iva Kelava und meint ne- Sie promovieren zu den Schwerpunkten Zell-, che nach Dresden eingeladen. ben der individuellen Teambetreuung zum Bei- Entwicklungs- und Systembiologie, Regenera- In Gesprächen und Diskussionen klopfen sich spiel das Intranet. tive Medizin und Molekulares Bioengineering Kandidaten und Gruppenleiter gegenseitig ab. Das vernetzt die Forscher über die verschiede- und Biophysik. „Für die Kandidaten ist diese Woche hart“, sagt nen Institute hinaus. „Wer etwas braucht, stellt Seit ihrer Gründung im Jahr 2006 fördert die Prof. Gerhard Rödel, Sprecher der Graduierten- es dort ein und jeder hilft“, erzählt sie, „ganz an- Exzellenzinitiative die Graduiertenschule an schule, „doch so gehen wir sicher, dass wir Top- ders als bei Doktoranden außerhalb der Gradu- der TU Dresden. Rund eine Million Euro gab es leute finden.“ So wie Iva Kelava. Nach ihrem Di- iertenschule. Die sind oft ganz auf sich allein ge- jedes Jahr. Auch in der zweiten Exzellenzrunde plom in Biologie und Ökologie in Kroatien be- stellt.“ Franziska Lange konnte die Doktorandenschule punkten. Rund warb sie sich – und überzeugte prompt. Dass es in ----------------------------------------------------------- 7,5 Millionen Euro stehen so für die kommen- Dresden ein hervorragendes Programm zum DIGS-BB im Internet: www.digs-bb.de The nanoelectronics centre in the Dresden Technology Centre complex is a prominent location in the heart of the Dresden electronics industry, especially for developers and manufacturers, but also for suppliers and service providers in the nano and microelectronics sectors. The construction project will be promoted by the Free State of Saxony as part of the joint effort – improving the regional economic structure. As a tenant of the NZD you will be given quotations for rooms, room fittings and even clean rooms tailor-made to your company-specific requirements. You will be given specialist service to match your company activities. You deal with your company, we will deal with your working surroundings. » reception service and security service » conference and seminar rooms » industry-specific services » modern infrastructure with up-to-date communication facilities Company founders will be supported in all matters relating to founding preparation, financing and implementation of business plans. We can help growing companies by solving questions such as finance, area expansion, personnel expansion, logistics and staff and management qualification. We can also offer firstclass contacts to scientific institutions in the region for your product development. NanoelektronikZentrumDresden GmbH phone | +49 (0) 351 - 32 36 23 36 Maria-Reiche-Straße 1 | D-01109 Dresden fax | +49 (0) 351 - 32 36 23 34 Andreas Schmidt | Managing Director mail | info@nanodresden.de web | www.nanodresden.de Wissen schafft Exzellenz – Technische Universität Dresden | 5
Organisches Ersatzteillager für wurden neuronale Stammzellen genetisch daran, das Selbstheilungspotenzial des Der Mensch kann sein Gehirn mit Hilfe des sogenannten Cre/loxP-Systems menschlichen Körpers zu ergründen. Als erstes nicht selbst heilen. Das soll sich dauerhaft markiert und von diesen abstammen- de neugebildete Nervenzellen dadurch sichtbar deutsches Forschungsinstitut rückte das Zen- trum adulte Stammzellen in den wissenschaft- ändern, sagt Michael Brand. gemacht. lichen Fokus. Die Frage, ob dem Menschen ir- Ein Beispiel für Grundlagenforschung des gendwann ein organisches Ersatzteillager zur Dresdner Forschungszentrums, das sich als Ex- Verfügung steht, beantwortet Brand nicht mit zellenzcluster in der Exzellenzinitiative des Bun- ungläubigem Kopfschütteln. Im Gegenteil: W as ist passiert? Der Mensch verlor des und der Länder durchsetzte. Im Juni dieses „Das ist im Prinzip denkbar“, sagt er. Schon etwas, was er dringend braucht. Jahres ist das CRTD der TU Dresden mit seinem jetzt können die Wissenschaftler aus Stamm- Da lief im Laufe der Evolution Antrag nicht nur das zweite Mal als Exzellenz- zellen Beta-Zellen herstellen, die Diabetes hei- wohl etwas schief. Bei Verletzun- cluster bestätigt worden, sondern auch für eine len könnten. Die Transplantationspipeline gen oder Erkrankungen des menschlichen Ge- dritte Periode als Forschungszentrum der DFG. steht. Für die fünf Millionen Diabetiker in hirns werden die Zellen zerstört und die Hirn- Mit insgesamt 40 Millionen Euro wird das Groß- Deutschland eine grandiose Hoffnung. funktion leidet. Dauerhaft. Krankheiten wie Par- projekt gefördert. „Dresden ist für mich das Idealbild eines For- kinson oder Alzheimer sind die Folge. Eine schungsstandorts, Biotechnologie unter einem Chance zur Selbstheilung allerdings gibt es Alzheimer und Diabetes besiegen Dach, vernetzte Strukturen, schnelle Anwen- nicht. Nicht mehr. „Die Idee dieses Forschungszentrums besteht dung. Wir sind mit Amerika und Asien absolut Andere Wirbeltiere dagegen wissen noch, wie es darin, dass wir Stammzellen, ihre Differenzie- konkurrenzfähig“, sagt Brand, der in den geht. Zum Beispiel Salamander oder Zebrafi- rung, ihre Aktivierung und ihre Aktivitäten nächsten Monaten auch in London arbeiten sche. Die besitzen nach wie vor die Fähigkeit, besser verstehen lernen, damit wir Krankheiten wird, um seine Erfahrungen weiterzutragen. Er zerstörte Nervenzellen und Gehirnteile zu rege- wie Alzheimer, Parkinson oder auch Diabetes lebt gern in Dresden, denn hier gibt es neben nerieren. Ein Phänomen, das seit 60 Jahren be- behandeln oder mit Glück sogar besiegen kön- der wunderschönen Stadt ein kulturelles Ange- kannt ist, aber nie erklärt werden konnte. Immer nen. Grundlagenforschung und klinische The- bot, das man in anderen Städten wie beispiels- stand die Frage nach den Ursachen und ob der rapie zusammenzubringen, das ist unser Ziel“, weise Tübingen, wo er eine Zeit arbeitete, ver- Mensch das von den Fischen vielleicht wieder sagt der Professor, der in Köln, Harvard, San geblich sucht. In Sachsen wird zudem ein so- lernen kann? Klingt verrückt, aber er kann es tat- Francisco und Tübingen studierte, promovier- ziales Umfeld geboten, das er in London nicht sächlich. Das behauptet Professor Michael te und habilitierte. 260 Mitarbeiter forschen in vorfindet. Gerade wird in Dresden ein zweiter Brand mit der Ruhe eines Mannes, der weiß, seinem Haus, über 90 Arbeitsgruppen in sieben institutseigener Kindergarten geplant. dass er eine heiße Spur verfolgt und nah an der verschiedenen Institutionen Dresdens gehören Ein Kindergartenplatz für seinen Sohn ist in Lösung ist. Der Direktor des DFG-Forschungs- zum interdisziplinären Netzwerk des Instituts. Dresden normal, in Großbritannien unerreich- zentrums und Exzellenzclusters für Regenerati- Wer das Gebäude mit der riesigen Glasfassade bar oder unbezahlbar. Dabei ist eine gute Be- ve Therapien der TU Dresden (CRTD) stellt unweit der Elbe betritt, geht aus der Stadt in ei- treuung so wichtig. Es schont die Nervenzellen. nicht nur Behauptungen auf, sondern wies erst- ne andere, eine internationale Welt. Hier for- Die können übrigens im menschlichen Hirn mals nach, woher die nachgebildeten Nervenzel- schen und lehren Wissenschaftler aus 35 Natio- stimuliert werden. Zum Beispiel durch Bewe- len stammen, die die Regeneration eines er- nen. Alle Doktoranden werden international gung. Auch das haben die Wissenschaftler wachsenen Zebrafischgehirns ermöglichen. Da- rekrutiert, nur die besten Köpfe. Sie arbeiten nachgewiesen. Peter Ufer Professor Michael Brand mit Zebrafischen. Der For- scher wies nach, woher die nachgebildeten Nervenzel- len stammen, die die Rege- neration eines erwachse- nen Zebrafischgehirns er- möglichen. Foto: Amac Garbe 6 | Wissen schafft Exzellenz – Technische Universität Dresden
Beste Klinik Sachsens! Die Dresdner. Spitzenmedizin. Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden Exzellenz in Dresden Dresdner Spitzenmedizin. In der Gegenwart. Für die Zukunft. Die Ärzte und Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät und des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus arbeiten gemeinsam an der Zukunft der Medizin. Im Mittelpunkt steht dabei der zeitnahe Transfer von der Grundlagenforschung in die Krankenversorgung. Nach Jahren der Aufbauarbeit ist die Dresdner Hochschulmedizin nun in die Spitzengruppe europäischer Forschungseinrichtungen aufgerückt. Einen wichtigen Beitrag leisten dabei die drei Partnerstandorte der Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung: I Im Rahmen des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebs- forschung wird in Dresden unter anderem die Protonentherapie zur schonenderen und wirksameren Behandlung von Krebspatienten weiterentwickelt. I Ein interdisziplinäres Forscherteam entwickelt als Partnerstandort des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen, neue Ansätze zu Prävention und Kompensation dieser Krankheiten. I Im Paul Langerhans Institut Dresden entwickeln Biologen und Genetiker eine Immuntherapie des Typ-1-Diabetes und erkunden Möglichkeiten regenerativer Medizin zur Verhinderung von Diabetes mellitus. Von der exzellenten Forschung profitieren die Patienten auf direktem Weg: Das bestätigen 18.000 Ärzte, die dem Universitätsklinikum Carl Gustav Carus in Deutschlands größtem Krankenhausvergleich des Nachrichtenmagazins „Focus“eine Spitzenposition zuerkannten. Fetscherstraße 74, 01307 Dresden Telefon +49 351 458-4162 info@uniklinikum-dresden.de www.uniklinikum-dresden.de/spitzenmedizin
ne Sehnsüchte. Ein Schutzraum für das eigene Glück. Sich selbst finden, eine Gemeinschaft, die die eigenen Interessen teilt, eine Form von Glück begreifen und ökonomisch autark sein. Das wären Ziele aus dem Mittelalter. Sie kom- men einem allerdings verdammt heutig vor. Ein entscheidender Unterschied existiere aller- dings, sagt der Historiker, der auch Mitglied des Hochschulrates der TUD ist: Im Mittelalter be- griffen sich die Menschen als Gast auf der Erde, es war der Ort ihrer Bewährung. Und wer damals ins Kloster ging, der bereitete sich aufs Sterben vor, auf die nächste Station des Lebens. Klöster waren die Orte, um sich vom Irdischen zurückzuziehen, die Startrampen zum Himmel, Stätten des Frie- dens. Und der moralischen Prüfung. Das sagt Gert Melville und er sagt auch: „Die historischen Wurzeln dieser Welt lagen genau dort, wo man angefangen hatte, sich von irdischen Verstri- ckungen radikal befreien zu wollen, und bereit gewesen war, erstmals die entscheidende Grenze zu überschreiten.“ Klöster sind Zentren der Innovation Die Geschichte der mittelalterlichen Klöster und Orden ist nicht nur die Geschichte von Gründungen, Abspaltungen, Blütezeiten, Nie- dergängen und Reformen, sondern zugleich von Bildung, Spiritualität, wirtschaftlichem Er- folg, Organisation und Rechtssprechung. Eine bewährte Ordnung von Gemeinschaft und In- dividualität. Klöster prägten unsere Kultur nachhaltiger, als wir glauben und sind aktueller denn je. Nicht zuletzt wegen des Glaubens und des hektischer werdenden Alltagsgemetzels, dem immer mehr Menschen entfliehen. Die klösterliche Lebensart bietet Alternative. Melville ist an der TUD allerdings nicht nur Forscher, sondern zugleich Wissenschaftsma- nager. In Dresden begründete der 67-Jährige ei- Professor Gert Melville mit seinem neues- nen Sonderforschungsbereich und Graduier- ten Buch über die Lebensweise in den tenkollegs. Seit 2005 ist Melville Direktor der Klöstern des Mittelalters und was wir Forschungsstelle für Vergleichende Ordensge- heute davon lernen können. Foto: Amac Garbe schichte, die zunächst an der KU Eichstätt an- gesiedelt war und seit 2010 an der TU Dresden untergebracht ist. Zudem ist er seit 2010 Leiter des Forschungsprojektes Klöster im Hochmit- telalter: Innovationslabore europäischer Le- bensentwürfe und Ordnungsmodelle, das von der Heidelberger Akademie der Wissenschaf- Durchgangsstation ten und der Sächsischen Akademie der Wissen- schaften finanziert wird. Melville allerdings wäre nicht der richtige Wis- senschaftler, wenn seine Forschungen nicht zum Himmel Rom erreicht hätten. Er ist nicht nur katho- lisch, er lebte nicht nur zwei Jahre in der Ewi- gen Stadt, er habilitierte nicht nur zur Papstge- schichte, sondern der Heilige Vater berief den TU-Professor in das „Pontificio Comitato di Scienze Storiche“. Das Päpstliche Komitee für Geschichtswissenschaft ist eine Einrichtung G ert Melville breitet die Arme aus und der Römischen Kurie und hat seinen Sitz in der Klöster waren einst Orte der lacht. Wer ihm begegnet, fühlt sich Vatikanstadt. Seine 20 Mitglieder wirken am Bewährung. Das erforscht Gert bei ihm sofort willkommen. Zu Wort kommt er nicht. Der Seniorprofessor geschichtlichen Bild der Kirche mit. Um in die- sem Gremium mitarbeiten zu dürfen, wird man Melville. Er berät auch den Papst. für Mittelalterliche Geschichte knüpft blitz- nicht gefragt, sondern berufen. Melville erhielt schnell und charmant sein Wissen zu einem eine E-Mail, er möge mitarbeiten und sollte Netz aus historischer Wahrheit und Überzeu- sich zwei Wochen später in Rom einfinden. Der gungskraft. Es dauert keine fünf Minuten und Professor flog hin und fuhr das erste Mal mit der Zuhörer ist darin gefangen. Seine Spezial- dem Taxi zum Petersdom. „Das hatte ich mir gebiete: Klöster und vergleichende Ordensge- vorher nie geleistet, da nahm ich immer die schichte. Bahn“, sagt Melville und lacht. Der Zuhörer hat Klöster seien Innovationszentren der Moderne, das Gefühl, dieser Mann ist gerade dabei, sein sagt der gebürtige Bayer Melville. Was der Lebenswerk zu vollenden. Und dafür will er Mensch in den einsamen Orten suche, sind sei- noch lange auf dieser Welt bleiben. Peter Ufer 8 | Wissen schafft Exzellenz – Technische Universität Dresden
Im Außendienst für Wissenschaft Die DIU und die GWT sind zwei private Unternehmen. Sie verkaufen Wissen der TUD. I n der Wissensgesellschaft ist Wissenschaft Produktivkraft. Sie braucht Anwender. Claus-Peter Held gehört zu jenen Men- schen, die das erkannt haben. Der Ingenieur hat nichts dagegen, wenn ihn einer als Außen- dienstmitarbeiter der Wissenschaft bezeichnet. Im Gegenteil, das ist sein Job. Er bringt Anwen- dern Ergebnisse der Wissenschaft. 23 Millionen Euro Umsatz pro Jahr erzielt seine Firma, die GWT, Gesellschaft für Wissen- und Technolo- gietransfer, damit. Schließlich verkauft der Ge- Reinhard Kretzschmar (l.) schäftsführer eines der besten Produkte: Wis- und Claus-Peter Held vermit- senschaftliche Ergebnisse der TU Dresden und teln Wissen. Foto: Amac Garbe ihrer Partner. Der sportliche Mann ist deutschlandweit unter- wegs im Dienste der Wissenschaft, bringt bei- spielsweise Patente in Unternehmen, organi- siert Kooperationen zwischen Firmen und TUD, vermittelt Auftragsforschung an die Uni- Weitblick in Dresden die DIU, die Dresden In- Universität hat zweistellige Zuwachsraten, bie- versität, betreut klinische Studien in Koopera- ternational University. Unterstützt wurden sie tet zurzeit 27 Studiengänge an, die über 1400 tion mit der Universitätsklinik. 1400 Projekte dabei vom früheren sächsischen Ministerpräsi- Studierende mit einem Durchschnittsalter von laufen zurzeit bei der GWT. „Die Wissenschaft denten Kurt Biedenkopf, der sagt: „Wer aus ei- 34 Jahren belegen, 14 Prozent davon Ausländer braucht systematische Beziehungen zur Indus- gener Erfahrung weiß, wie schwierig es ist, an aus der ganzen Welt, vor allem aus China. Hier trie und eine professionelle Projektabwicklung. den trennenden Grenzen zwischen den klassi- lehren Professoren der TUD genau wie Akade- Das können Wissenschaftler im Tagesgeschäft schen Fakultäten Neues anzusiedeln, kann die miker aus der Praxis, Anwälte, Ärzte, Juristen. von Lehre und Forschung nicht allein leisten. Leistungen ermessen, die notwendig waren, Abgeschlossen wird mit Bachelor oder Master. Sein Unternehmen gehört zur TUDAG, der TU Zaudernde zu ermutigen und Partner für einen Und hier studieren nicht irgendwelche Studen- Dresden Aktiengesellschaft. Und er ist dort Gang in ungewohnte akademische Gefilde zu ten, 28 von ihnen sind Professoren, die längst nicht allein. Denn zum Wissensvertrieb gehört gewinnen.“ Es war genau der richtige Weg. erkannt haben, dass akademische Weiterbil- noch etwas: akademische Weiterbildung. Des- Das bestätigt Reinhard Kretzschmar, der DIU- dung genauso wichtig ist wie Forschung und halb gründeten Menschen mit Innovation und Geschäftsführer, gern mit Fakten. Die private Lehre. Wissenschaft alleine nützt wenig. PU In einer faszinierenden Neukonzeption zeigt das älteste Museum im Dresdner Zwinger, wie man Jahrhunderte lang die Welt vermaß. Im Mittelpunkt stehen wissenschaftliche Instrumente, die nicht nur durch ihre Funktionalität, sondern auch durch Schönheit und Eleganz begeistern. Mathematisch-Physikalischer Salon Dresdner Zwinger Wiedereröffnung April 2013 www.skd.museum Wissen schafft Exzellenz – Technische Universität Dresden | 9
S Professor Wolfgang Donsbach wurde 1993 zum ieben von zehn Deutschen Gründungsprofessor des Instituts für Kommuni- wissen nicht, was „Grundla- kationswissenschaft an der TU berufen. Seine genforschung“ bedeutet. Vier Forschungsschwerpunkte sind Journalismus, öf- von zehn glauben nicht an fentliche Meinung, politische Kommunikation die Evolution. Der Anteil der Bürger, und Rezeptionsforschung. 2010 wurde er zum die Sternschnuppen und vierblättri- „Fellow“ der International Communication Asso- gen Kleeblättern eine besondere Be- ciation (ICA) ernannt. Foto: Amac Garbe deutung beimessen, liegt bei rund 40 Prozent und hat sich seit den siebziger Jahren verdoppelt. Das ist der Reso- nanzboden, wenn Wissenschaft mit der Bevölkerung über das Higgs-Bo- son, die Sicherheit von Kernreaktoren oder Gentechnologie kommunizieren will. Dies ist allerdings keine neue Si- tuation und sie wird uns auch trotz Internet-Kommunikation erhalten bleiben: Den meisten Menschen ist wissenschaftliche Forschung gleich- gültig, und wenn sie sich dafür inte- ressieren, fehlt ihnen grundlegendes Beurteilungswissen. Trotzdem kommt Bewegung in das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Gesellschaft – und es ist fraglich, ob sie die Lage verbessert. Wir beob- achten vier Entwicklungen. Erstens wird es auch für den gebildeten Laien immer schwieriger zu verstehen, was Wissenschaft erforscht und welche Folgen das haben kann. Eines der Ex- zellenzcluster an der Technischen Universität Dresden untersucht, wie in Zukunft biomolekulare Strukturen unsere Rechner betreiben. Am CERN jagen Tausende von Wissenschaftlern mit Hilfe von Milliarden-Investitio- nen die kleinsten Teilchen unserer Materie. Fast alles ist inzwischen weit weg von der Vorstellungskraft aller Menschen, außer denen, die diese Themen selbst erforschen. Komplexität und Politisierung von Forschung Ein zweiter Trend, und er hängt damit zusammen, sind schwindendes Inte- resse an und größere Skepsis der Be- völkerung gegenüber Forschung. Wir beobachten hier Parallelen zur Hal- tung gegenüber der Politik, deren Komplexität – siehe Euro-Rettung – ebenfalls ständig wächst. Das eigene Unverständnis der Sachverhalte führt zu kognitiven Dissonanzen, weil es mit der Vorstellung vom Ich, der so- genannten „Selbstwirksamkeits-Er- wartung“, nicht vereinbar ist. Die Fol- gen sind einerseits Rückzug von Poli- tik und Wissenschaft und anderer- Mission seits deren Abwertung (im Falle der Politik: Politikverdrossenheit). Letzte- res geschieht als Strategie, um die Ab- kehr zu legitimieren. Es entsteht eine Abwärtsspirale aus Unwissenheit, impossible? Vermeidung und Unwissen. Steigende Komplexität und sinkende Bereitschaft, sich zu informieren tref- fen nun auf einen dritten Trend: die Politisierung vieler wissenschaftlicher Themen. Für diese Politisierung gibt Zur Kommunikation zwischen es gute Gründe, denn immer mehr Forschungsgebiete rühren an wichtige Wissenschaft und Gesellschaft. Normen und Werte der Gesellschaft. 10 | Wissen schafft Exzellenz – Technische Universität Dresden
Zum Beispiel geht es bei Energiethemen um Si- nalisierung und instrumentelle Selektion von Wissenschaftskommunikation auf Bürger zu cherheit, Unabhängigkeit und Bezahlbarkeit, Fakten die öffentlichen Debatten, auch in der treffen, die gegenüber den Argumenten ver- bei der Genforschung ebenfalls um Risiken, medialen Darstellung, zuletzt zu beobachten schiedener Positionen, zum Beispiel bei ethi- aber auch um grundlegende ethische Fragen. am Fall Fukushima. Schon 1989 bezeichnete der schen Fragen von Forschung, aufgeschlossen Die Bürger haben al- damalige DFG-Präsi- sind. so ein legitimes dent Heinz Maier- Recht, über die For- Leibnitz „das Irratio- Strategien für schung mitzudisku- tieren, die in ihrem Menschen suchen nale als die neue Mo- ral“. Wissenschaftskommunikation Land und meistens immer öfter Ent- Als vierten Trend be- Wo Risiken sind, gibt es auch Chancen. mit ihrem Geld ge- schieht. Und so ha- scheidungshilfen, obachten wir nun, dass solche Diskus- Wissenschaftskommunikation muss sich neu erfinden und ist bereits dabei, es zu tun. Das ben sie sich beispiels- die ihnen die sionen an Irrationali- alte Paradigma, man müsse den Bürger nur gut weise das Recht ge- nommen, die For- Illusion einer tät und Unwägbar- keiten zunehmen. genug in den Themen informieren, damit er die „richtige“ Einstellung zur Forschung ent- schung über Kern- unabhängigen Das Internet forciert wickelt, gehören ins Museum. Wissenschaftler energie und zumin- dest die sogenannte Meinung lassen erwiesenmaßen die selektive Zuwendung müssen heute stattdessen vor allem zwei Regeln beachten. Erstens: Sie müssen anti- „grüne“ Gentechno- Wolfgang Donsbach durch parteiische zipieren, wo in ihrem Forschungsgebiet mögli- logie weitgehend aus Quellen und soziale cherweise politische Minen liegen und sich dem Land zu jagen. Netzwerke, die mehr dafür wappnen, auch durch externe Beratung. oder weniger im eigenen Saft schmoren. Kom- Zweitens: Sie müssen etwas davon verstehen biniert mit der zunehmenden Komplexität der (oder sich wiederum dieses Verständnis bei Wissenschaft und Internet Dinge, des fehlenden Sachverstandes und der Kollegen einholen), wie Prozesse der Mei- Laufen solche Prozesse der Entscheidungsfin- häufigen Werte-Relevanz der Forschungsthe- nungsbildung heute ablaufen. Mit anderen dung einigermaßen rational und sachlich ab, men bedeutet dies, dass die Menschen immer Worten, sie müssen mitspielen im großen Spiel ist dagegen nichts einzuwenden. Der Bürger ist öfter nach Entscheidungshilfen suchen müs- des Framing von öffentlichen Themen und des der Souverän. Nur zeigten die Befunde der sen, nach sogenannten „Proxys“, die ihnen die Angebots von „Proxys“ für die Urteilsbildung. Kommunikationswissenschaft auch schon vor Illusion einer unabhängigen und selbst entwi- Mit beidem kann man durchaus den ge- dem Internet, dass Wissenschaftsfragen in der ckelten Meinung lassen. Blogs sowie Facebook- sellschaftlichen Diskussionen Rationalität Öffentlichkeit selten mit diesen Attributen ab- und Twittergruppen bieten diese an. Als Folge zuführen, auch wenn es um Fragen von Moral gehandelt werden. Stattdessen prägen Emotio- wird es vermutlich immer schwieriger, mit geht. Wolfgang Donsbach Exzellente Querdenker gesucht! Die WSB Unternehmensgruppe projektiert und realisiert seit über 16 Jahren Windenergie- und Photovoltaikanlagen in Deutschland und Europa. Dabei arbeiten wir eng mit sächsischen Universitäten, Hochschulen und Forschungseinrichtungen zusammen, denn exzellente Köpfe sind unser Potential. Unterstützen Sie uns beim Ausbau der erneuerbaren Energien: ob als Student, Berufseinsteiger oder qualifizierte Fachkraft. Lernen Sie uns als internationalen Arbeitgeber mit besten Aufstiegschancen kennen! WSB Neue Energien GmbH | Schweizer Str. 3a | 01069 Dresden | Telefon +49 351 - 211 83 0 | www.wsb.de | karriere@wsb.de Wissen schafft Exzellenz – Technische Universität Dresden | 11
Nach dem Euro braucht Europa jetzt eine Sprache len und nationalen Verbindung mit ihrem Haben weltweit agierende Organisationen Europa im Griff? Land und der europäischen Kultur zusammen- Das untersucht Eugénia da Conceição-Heldt. setzt. „In den USA werde ich als Europäerin wahrgenommen, da fragt gar keiner, aus wel- chem Land ich komme“, sagt sie. Europa befin- det sich an einem Scheideweg, aber leide an den höchst unterschiedlichen nationalen Inte- ressen der einzelnen Staaten und zudem daran, Professorin Eugénia da dass die Europäer keine gemeinsame Sprache Conceição-Heldt sagt: sprechen. „Nach der Einführung der gemeinsa- Schwache Staaten, ent- men Währung muss man jetzt über die Einfüh- machtete nationale Par- rung einer gemeinsamen Sprache verhandeln“, lamente sind die Ursa- sagt sie und lächelt sofort, weil sie weiß, dass chen der Euro-Krise. das ein langer Prozess sein wird. Die Wissen- Foto: Amac Garbe schaftssprache in Europa ist allerdings längst Englisch. „Alle meine Arbeiten schreibe ich auf Englisch, sonst würde ich in der academic com- munity gar nicht wahrgenommen“, sagt sie. Dresden bietet exzellente Chancen Außerdem beklagt die Politikwissenschaftlerin, dass Europa Politiker mit Visionen fehlen. Männer wie Helmut Kohl oder François Mitter- rand lebten einst die Idee von Europa. „Die Kanzlerin Angela Merkel dagegen agiert zu zö- gerlich und reagiert vor allem, anstatt klare Prämissen für eine Gemeinsamkeit zu setzen“, sagt die Professorin. Dabei sei in Europa schon so viel erreicht, was die Menschen längst als selbstverständlich hinnehmen: Reisen ohne Grenzkontrollen, Bezahlen ohne Währungen tauschen zu müssen, grenzüberschreitend ar- beiten zu dürfen. Das sei einfach phänomenal. „Ich bin doch das beste Beispiel dafür. Vor dreißig Jahren sei es praktisch unmöglich ge- wesen, dass eine Portugiesin in Deutschland zur Professorin für Internationale Politik beru- fen worden wäre“, sagt sie und staunt selbst ein wenig über ihren Weg. An der TUD stellt sie S ie repräsentiert Europa. Eine Frau, Die Politikwissenschaftlerin untersucht Macht- jetzt für ihr Projekt vier wissenschaftliche Mit- Portugiesin, deutsche Staatsbürgerin, strukturen, sie will herausfinden, welchen Ein- arbeiter ein, der Förderpreis des Europäischen Forschungsaufenthalte in Belgien, Ita- fluss Organisationen, wie beispielsweise die Forschungsrats für Spitzenforschung, der eine lien und Kanada. Seit März arbeitet sie Weltbank, der Internationale Währungsfonds Summe von 1,3 Millionen Euro über fünf Jahre in Dresden. Eugénia da Conceição-Heldt ge- oder die NATO auf Staaten haben und umge- umfasst, macht es möglich. nießt alle Vorteile der europäischen Vereini- kehrt. Sie will wissen, warum einige Organisa- Sie ist nach Deutschland gekommen, weil sie gung. Und sie untersucht deren Auswirkungen. tionen wie die Europäische Kommission viel eine neue Fremdsprache erlernen und eine Am TUD-Lehrstuhl für Internationale Politik Macht und andere wie die Weltgesundheitsor- neue Kultur kennenlernen wollte. Und am En- arbeitet sie an einem Projekt, das mit 1,3 Millio- ganisation wenig Macht besitzen. Ihre These de ist sie hier geblieben. Der Weg nach Dresden nen Euro vom europäischen Forschungsrat ge- lautet, dass durch das Kompetenzgerangel der hatte allerdings viele Nebenwege. Nach der fördert wird und eine wichtige Frage aufwirft: verschiedenen europäischen Regierungen ein- Promotion mit einem Stipendium der Studien- Wer regiert die Welt, wer Europa? Die Mit- zelne Organisationen ungewollt an Macht ge- stiftung des deutschen Volkes, einer Assistenz- gliedsstaaten oder internationale Organisatio- winnen, sich verselbstständigen und unkon- professur an der HU Berlin, einem Forschungs- nen? Ganz offensichtlich ist das weder klar trolliert agieren. Und das ohne demokratische aufenthalt, gefördert mit einem Jean-Monnet noch geregelt. Vielleicht ist diese Unklarheit ei- Legitimation. Stipendium des renommierten Europäischen ne der entscheidenden Ursachen für die Krise Hochschulinstituts in Florenz, Gastprofessuren der Union. Fehlende Kompetenzen, schwache In Amerika gelte ich nur als Europäerin an der Carleton University in Ottawa (Kanada) Staaten, entmachtete nationale Parlamente, Eugénia da Conceição-Heldt schaut schwei- und an der FU Berlin sowie ein Heisenberg-Sti- Demokratieverlust und Machtvakuum heißen gend mit ihren großen braunen Augen, so als pendium der Deutschen Forschungsgemein- die Zutaten für Instabilität. Möglicherweise könnte sie nur nett schauen. Aber sobald sie ih- schaft, fiel ihr die Entscheidung nicht schwer, bringt die Frage nach der Rolle von internatio- re Thesen erläutert, entwickelt sie eine Energie, in Deutschland zu bleiben. Denn hier sind die nalen Organisationen und ihrer Macht eine die Europa dringend nötig hat. Sie erklärt ihre Rahmenbedingungen für die Spitzenforschung Antwort hervor, mit der niemand rechnet. Wer eigene Identität, die sich aus der lokalen Ver- einfach exzellent, sagt Eugénia da Conceição- hat Europa in der Hand? bundenheit mit ihrem Heimatort, der regiona- Heldt. Peter Ufer 12 | Wissen schafft Exzellenz – Technische Universität Dresden
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Christina Schröder studierte an der TUD Internationale Beziehungen, eine deutsch- landweit einmalige Ausbildung. Foto: Amac Garbe Schön diplomatisch bildung angehender Diplomaten. Durch das Stu- tät wie an der TU Dresden. „Wir bilden in zwei dium in Dresden fühle sie sich „bestens gerüs- verschiedenen Schwerpunktbereichen aus: Glo- Christina Schröder ist Attachée tet“ und freut sich, ihre Kenntnisse in der Aka- bale politische Ökonomie und Internationale und eine der jüngsten demie Auswärtiger Dienst praxisnah vertiefen zu können. Organisation - letzteres hatte Frau Schröder be- legt“, so Fastenrath. Christina Schröder gehörte Diplomatinnen Deutschlands. Christina Schröder hatte an der TU Dresden zu- hier zu den besten Studenten; sie hat sehr schnell nächst im Bachelor- und anschließend auch im studiert, ihr Studium in insgesamt viereinhalb Masterstudienabschnitt „Internationale Bezie- Jahren vorzeitig beendet. M it Tempo zur Startlinie. So könnte hungen“ studiert. Das sei sehr selten, weiß Pro- man das Studierverhalten der 24- fessor Ulrich Fastenrath, Wissenschaftlicher Di- Die Weltkulturen kennenlernen jährigen Christina Schröder be- rektor des Zentrums für Internationale Studien Nun ist sie eine der jüngsten Bewerberinnen, die schreiben. Nach ihrem exzellenten und Inhaber der Professur für Öffentliches sich im Auswahlwettbewerb des Auswärtigen Abschluss des Masterstudienganges „Internatio- Recht, Europa- und Völkerrecht der TU Dres- Amtes im ersten Anlauf durchsetzen konnten. nale Beziehungen“ an der TUD ist sie jetzt eine den. „Die meisten gehen für den Master an eine Schneller und mit besseren Leistungen kann der jüngsten Anwärterinnen aller Zeiten für die ausländische Universität.“ Christina Schröder man wohl kaum an den Start einer akademisch- Laufbahn im höheren Dienst des Auswärtigen jedoch fand das Master-Studienangebot in Dres- diplomatischen Laufbahn gelangen. „Es ist wich- Amtes. den sehr attraktiv und blieb an der dortigen TU. tig, ein klares Ziel vor Augen zu haben und sich „Nach einem Praktikum 2010 in der Zentrale des dann dafür konsequent zu engagieren“, erklärt Am liebsten bei der UNO arbeiten Auswärtigen Amts ermutigte man mich, auch im Christina Schröder. Dabei ist ihr durchaus be- Bereits am 1. Juli 2013 wird sie nach einer gegen- Masterstudium die breite, interdisziplinäre Aus- wusst, dass ihr künftiges Berufsleben nicht nur wärtig laufenden 14-monatigen Attaché-Ausbil- bildung beizubehalten, und die gibt es in dieser Zuckerschlecken sein wird. „Man lernt definitiv dung an der Akademie Auswärtiger Dienst in Form nur hier an der TU Dresden.“ Das Bache- viele Länder und deren Kulturen, aber auch ganz Berlin-Tegel ihren ersten Posten in ihrer berufli- lorstudium „Internationale Beziehungen“ in verschiedene Tätigkeitsbereiche kennen, die von chen Laufbahn antreten. „Am liebsten“, so Dresden sei, so Professor Fastenrath, was der politischen Abteilung bis hin zu protokolla- Christina Schröder, „in einer Ständigen Vertre- Deutschland angeht, „einmalig“. Im Masterstu- rischen Fragen reichen“, so die junge Attachée. tung Deutschlands bei einer internationalen Or- dium gebe es zwar ähnliche Studiengänge auch „Aber ein drei- bis vierjähriger Wechsel des ganisation wie UNO, UNESCO, NATO oder OS- an anderen deutschen Universitäten, aber stets Dienstpostens bringt natürlich auch viele He- ZE.“ Aber klar: Einsatzort und Einsatzposten ohne die starke Betonung der Interdisziplinari- rausforderungen mit sich“. Mathias Bäumel könne man sich nicht aussuchen, schließlich sei „uneingeschränkte Versetzbarkeit eine der Grundvoraussetzungen für eine Tätigkeit im Auswärtigen Dienst.“ In den ersten vier Monaten in Berlin habe sie, so Schröder, eine „ganze Vielfalt“ von Ausbil- dungseinheiten erlebt: EU-Seminar, Medientrai- ning, Lehrbesichtigungsfahrt nach Brüssel und Den Haag, die Arbeit an Zukunftsthemen ge- meinsam mit ihren französischen Amtskollegen, aber auch Kurse im Völkerrecht und in der poli- tischen Analyse sind feste Bestandteile der Aus- Mehr exzellente Bücher aus Dresden und Sachsen unter www.editionSZ.de 14 | Wissen schafft Exzellenz – Technische Universität Dresden
Erfolg mit viel Licht einem Siliziumsolarmodul 200 Gramm Halblei- Die ersten organischen Leucht- termaterial pro Quadratmeter verbaut, in einem dioden kommen aus Dresden. aus Kohlenstoff dagegen nur ein Gramm pro Quadratmeter. Schon bald soll es im Baumarkt Sie leuchten jetzt weltweit. Solarzellen von der Rolle geben, die ganz einfach auf das Fenster geklebt werden können. Karl Leo rechnet damit im nächsten Jahr. Auch dafür hat W enn Karl Leo zeigen will, was in seinen er mit Kollegen eine Firma gegründet. Heliatek. Laboren passiert, hat er es einfach. Gemeinsam mit den Chefs seiner Ausgründun- Der 52-Jährige greift zum Handy. Das gen Heliatek und Novaled ist Karl Leo mit dem Smartphone sieht erst einmal ganz normal aus – Zukunftspreis des Bundespräsidenten 2011 ausge- wie alle diese kleinen „Telefon-Computer“ im zeichnet worden. Handtaschenformat. Vielleicht leuchtet das Dis- Jetzt will er noch weiter forschen. Die Idee: am play ein klein wenig anders. Und genau das ist Tag sammeln die Zellen Strom, der direkt ins das Geheimnis. Im Display sorgen organische Netz gespeist wird. Und in der Nacht leuchten die Leuchtdioden dafür, dass es leuchtet und die Zellen und geben Licht für den Innenraum. Die- Symbole und Zahlen angezeigt werden. „Die Fir- ses Produkt passt nicht in seine Hosentasche. ma Samsung macht damit sechs Milliarden Euro Aber vielleicht kleben die neuen Module bald an Umsatz“, sagt der Direktor des Instituts für An- seinen Fenstern. Annechristin Kleppisch gewandte Photophysik der TUD. Er sagt das mit Stolz. Denn auch seine Technik ist dabei. Seit 2003 beschäftigen sich der Professor und die Karl Leo macht im Labor Licht aus Koh- 80 Mitarbeiter ausschließlich mit organischen lenstoff. Seine Leuchtdioden sind weltweit Kohlenstoffverbindungen und der Frage, wie gefragt. Foto: Amac Garbe diese zum Leuchten gebracht werden. Sie haben die erste organische Leuchtdiode (Oled) entwi- ckelt. Die braucht, verglichen mit einer her- kömmlichen Leuchtstoffröhre, weniger elektri- sche Energie, um zu leuchten. Denn der elektri- sche Strom wird direkt in Licht umgewandelt, ohne dass die Diode heiß wird. Das ist nicht nur umweltfreundlicher. „Man braucht auch viel we- niger Material, um so eine Leuchte zu produzie- ren“, sagt er. Dafür wird eine Glasscheibe mit der Kohlenstoffverbindung bedampft. Die Schicht ist nur ein Hunderstel so dick wie ein menschliches Haar. Dann wird Spannung ange- legt und die Schicht leuchtet. Die Grundlagenforschung aus den Laboren der TUD ist inzwischen real geworden. Karl Leo ar- beitet erfolgreich mit dem Fraunhofer Institut für Photonische Mikrosysteme Dresden zusammen. Daraus ist eine eigene Firma entstanden. Mit No- valed verkauft er seine entwickelte Technologie bereits weltweit. 2001 wurde die Firma aus der TUD heraus gegründet, 2011 erzielte sie fast 20 !" Millionen Euro Umsatz. Ein langer Weg war es bis dahin. 1985 wurde zum ersten Mal zum The- #$ #$% & '( ) * ma in Dresden geforscht, damals noch von sei- +) ,( " ( nem Vorgänger Horst Böttcher. Karl Leo kam -)) . (( acht Jahre später an die Dresdner Universität. / +)( 2000 gab es die ersten Displays mit eingebauten Oleds. Vor zwei Jahren dann kam der Durch- bruch auf dem Markt. Nun hofft Leo auf einen neuen Schub für seine Forschung – auch oder ge- rade weil die TUD jetzt den Exzellenztitel trägt. „Das ist für die TU ein Gottesgeschenk“, sagt der Professor. „Wir haben in Deutschland nur die Bil- dung, davon hängt unser Wohlstand ab.“ Darin müsse investiert werden. Er selbst bekommt zu- nächst einmal einen modernen Forschungsneu- bau. 2015 sollen die Photophysiker umziehen. In den neuen Laboren sollen neue Produkte mit den organischen Verbindungen entstehen. Der Schwerpunkt liegt auf Solarzellen. Die sollen besser und stabiler funktionieren. Und hauch- dünn sein. Das Wissen über die Leuchtdioden !"#$$%# soll helfen. Auch hier setzt Karl Leo darauf, dass &&& % ' mit viel weniger Material die gleiche oder sogar eine bessere Wirkung erzielt wird. So werden in Wissen schafft Exzellenz – Technische Universität Dresden | 15
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