RÜCKBLICK 2019/2020 - Diakonie Wolfen

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RÜCKBLICK 2019/2020 - Diakonie Wolfen
RÜCKBLICK
                                     2019/2020
     Frauenpower                    Konkurrenzfähig                     Selbstbestimmt
 Was Lucie Zschiegner für den    Warum die Wolfener Werkstätten      Was das Pädagogikkonzept von
Diakonieverein ist: Kaufmänni-   mit ihren über 500 Beschäftigten   Montessori an der Evangelischen
scher Vorstand und Kümmerin.      konkurrenzfähig sein müssen.      Grundschule in Wolfen ausmacht.
         Seiten 12-17                      Seiten 22-25                       Seiten 30-35

                                 www.diakonie-wolfen.de
RÜCKBLICK 2019/2020 - Diakonie Wolfen
EDITORIAL
                                             Unser Diakonieverein
                                              ist auf einem guten
                                             wirtschaftlichen Weg
                                          Lassen Sie mich noch einmal den Blick         spräche zwischen Mitarbeitenden und Vor-
                                       auf 2019 lenken und über wichtige Ereig-         gesetzten. Zur Wertschätzung gehört auch
                                       nisse stichpunktartig berichten! Eine kleine     Aufmerksamkeit dazu. So erhalten unsere
                                       Auswahl nur, weil hier der Platz nicht reicht.   Mitarbeitenden Glückwunschkarten zum
                                          Als persönlich einschneidend empfand ich      Geburtstag und Einladungen zum Neu-
                                       das Ausscheiden meines langjährigen Vor-         jahrsempfang. Nicht zu vergessen die be-
                                       standskollegen Bernd Rothe Anfang 2019.          triebliche Altersvorsorge, an der wir uns als
                                          Ich bin froh, dass ich seit Mai Theologin     Arbeitgeber beteiligen.
                                       Ulrike Petermann als Theologischen Vor-            Ja, uns liegt das Wohlergehen unserer
                                       stand an meiner Seite habe. An vielen Punk-      Mitarbeitenden am Herzen. Egal, ob in der
                                       ten konnten wir bereits von ihren Erfahrun-      Verwaltung, in der Schule, im Kindergarten
                                       gen in unterschiedlichen Feldern profitieren.    oder in der Werkstatt. So nehmen wir das
                                          Seit Jahren beschäftigt uns das Bundesteil-   Gesundheitsmanagement ernst. Mit Unter-
                                       habegesetz. Das Ziel ist klar: die Bedingun-     stützung der BKK Diakonie organisieren
                                       gen von Menschen mit Behinderung zu ver-         wir für unsere Mitarbeitenden Gesundheits-
                                       bessern. Unsere Hoffnung war, dass dadurch       wochen, Obsttage, Klangschalen-Massagen,
                                       endlich eine bundesweite Angleichung der         Seminare zur emotionalen Intelligenz im
         Lucie Zschiegner              Bedingungen in der Eingliederungshilfe er-       Arbeitsalltag...
     Kaufmännischer Vorstand           folgt. Doch nach einem auf Bundesebene             Die Anforderungen sind ja auch hoch. Um
                                       mehr schlecht als recht gezimmerten Geset-       der ständig steigenden Bürokratie und dem
                                       zesrahmen wird es nun den Ländern überlas-       Aufwuchs an Verwaltungsaufgaben gerecht
                                       sen, das Gesetz mit Leben zu füllen.             zu werden, mussten wir die zentrale Verwal-
                                          2019 wurden die erforderlichen gesetzli-      tung des Vereins personell verstärken.
                                       chen Rahmenbedingungen durch den Lan-               Den Arbeitsaufwand erhöhte auch die
                                                                                        Ende 2018 vom Diakonieverein und der
                                                                                        Evangelischen Kirchengemeinde Bobbau-
                                Wir profitieren von unserer neuen                       Wolfen-Nord gegründete Tochtergesell-
                                                                                        schaft. Die DIAKONIE Erziehung und
                                 Unternehmensstruktur und dem                           Bildung gGmbH ist seit Januar Träger des
                               Engagement unserer Mitarbeitenden.                       evangelischen Kindergartens im Christo-
                                                                                        phorushaus. Der Verein ist seit Juni Allein-
                                                                                        gesellschafter.
                                                                                           Die Vernetzung mit anderen Bereichen der
                                       desrahmenvertrag auf den Weg gebracht.           Diakonie gelingt immer besser. Das zeig-
                                       Seit Januar ist die Übergangsregelung in         te im Juni das Integrative Sportfest unserer
                                       Kraft. Viele Anpassungen sind nötig, um ein      Schule und der Wolfener Werkstätten mit
                                       funktionierendes System zu entwickeln.           300 Teilnehmern. Das war Inklusion pur.
                                          Da profitieren wir von unserer neu-              Der Fokus muss auf den Menschen ru-
                                       en Unternehmensstruktur. Die unter der           hen, die neben ihrer Arbeit bei uns auch
                                       Geschäftsleitung eingezogene Bereichslei-        Hilfe in anderen Bereichen benötigen. Die
                                       tungsebene für die Eingliederungshilfe, die      Aufgaben sind vielfältig, die der Begleitende
                                       Altenhilfe und die Jugendhilfe bilden eine       Dienst leistet. Unsere Gruppenleiter sorgen
                                       Arbeitsstruktur mit den Stabsstellen Ver-        dafür, dass unsere Beschäftigten gern zur
                                       waltung und Technik. Mit effizienteren Ar-       Arbeit gehen.
                                       beitsabläufen.
                                         Apropos Personalführung. Wertschätzung           Lucie Zschiegner,
                                       ist uns wichtig. Unser Verein bietet regel-        Kaufmännischer Vorstand
                                       mäßig Fort- und Weiterbildungskurse                des Diakonieverein e. V.
                                       an und jedes Jahr Personalentwicklungsge-          Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainischen

2|                               Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainichen
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EDITORIAL
                                  Über einen Raum
                                im Wandel und Türen,
                                  die sich neu öffnen
                              Den Diakonieverein e.V. Bitterfeld-Wol-      nicht immer alles gleich reibungslos, klappt
                           fen-Gräfenhainichen verstehe ich als Raum.      nicht alles gleich besser.
                           Nicht wegen der vielen Gebäude an ver-             Nichtsdestotrotz: Wir müssen uns den
                           schiedenen Standorten, sondern wegen sei-       neuen Herausforderungen stellen, sonst wer-
                           ner Menschen und ihren Leistungen. Ein          den wir abgehängt. Der dynamische Wandel
                           Raum erzeugt Schwingungen und Akkorde,          der Arbeitswelt verändert unseren Alltag und
                           aber auch Dissonanzen, Missklänge. All das      den unserer Klienten, der demografische
                           erzeugt Widerhall bei uns Menschen. Raum        Umbruch verändert unsere Gesellschaft.
                           verändert sich, er schrumpft und kann wach-     Das erfordert neue Verständigungswege und
                           sen. Raum ist Interaktion. Erlebnisraum, der    neue Orientierungspunkte.
                           mit uns spricht. Raum beeinflusst das Füh-         Ich lade die Mitarbeitenden im Diakonie-
                           len und Denken, den Umgang miteinander.         verein und seinen Tochtergesellschaften dazu
                           Jeden Tag neu.                                  ein, die Veränderungen im Arbeitsalltag ak-
                              „Du stellst meine Füße auf weiten Raum.“     tiv mitzugestalten! Stellen wir uns den Her-
                           Ein Psalmvers der Bibel. Gottes Wort holt       ausforderungen der Digitalisierung: Da, wo
                           uns aus der Enge des Alltags: Befreit uns von   die Beschäftigten der Werkstatt mit digitalen
                           Zwängen und immer gleichen Verhaltens-          Medien richtig umgehen wollen. Da, wo in
  Ulrike Petermann         mustern. Es reißt uns aus dem Netz heraus,      unserer Grundschule ein Digitalkonzept er-
Theologischer Vorstand     das uns nicht immer nur andere, sondern         wartet wird. Da, wo der Begleitende Dienst
                           auch wir selbst gelegt haben.                   oder die Erziehungsberatung verschlüsselt
                              Räume haben Türen, die sich schließen –      und sicher E-Mails an die offiziellen An-
                           andere gehen auf. Welche Tür öffnen wir in-     sprechpartner senden müssen. Wir wollen
                           diesem Jahr? Für den Diakonieverein möchte      unsere Mitarbeitenden dabeí gut ausstatten.
                           ich hier zwei nennen.                           Dazu zählen die erforderlichen Kenntnisse
                                                                           und Fähigkeiten, um mit dem rasanten Ver-
                                                                           änderungstempo Schritt halten zu können.
                         Du stellst meine Füße                                Eine weitere Tür, die sich öffnet, ist der an-
                                                                           stehende Generationswechsel im Diakonie-
                          auf weiten Raum.                                 verein. Frau Zschiegner geht zum Jahresende
                             (Psalm 31,9)                                  2020 in ihren wohlverdienten Ruhestand.
                                                                           Wer sie kennt, weiß, dass sie alle erforder-
                                                                           lichen Stellschrauben für einen geregelten
                                                                           Übergang justiert. Dafür möchte ich ihr
                              Eine sich öffnende Tür ist die komplett      auch ganz persönlich danken. Ihre Position
                           neue EDV-Ausstattung. Neue Server und           wird ab Januar 2021 neu besetzt.
                           neue Lizenzen werden nötig. Ja, wir haben          Gott schenkt uns immer wieder neuen
                           nun eine ganz neue Infrastruktur mit einem      Raum. Manchmal täuschen wir uns über die
                           neuen Partner, der schon im Sommer 2019         eigene Situation. Gottes Wort schafft in uns
                           die komplette Administration übernommen         Perspektivwechsel, weil es Distanz zu uns sel-
                           hat und unsere EDV-Landschaft verbessern        ber schenkt. Gott begleitet uns. Er ist mit im
                           soll. Eine gute und richtige Entscheidung,      Raum. In diesem Sinne wünsche ich uns den
                           wie sich immer wieder zeigt.                    Mut, alle zukünftigen Herausforderungen in
                              Digitale Transformation, Vernetzung, Big-    unserem Diakonieverein als sich öffnende
                           Data, Internet der Dinge... Kein Bereich, in    Türen zu begreifen und zu meistern!
                           dem uns diese Schlagworte nicht begegnen.
                           Die Digitalisierung bietet viele Chancen.         Ulrike Petermann,
                           Doch nur ein umsichtiger Wandel macht die         Theologischer Vorstand
                           vernetzte Welt auch zu einer besseren. Wenn       des Diakonieverein e. V.
                           etwas Neues eingeführt wird, läuft dadurch        Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainischen

                                                                                   Jahresrückblick 2019 | 3
RÜCKBLICK 2019/2020 - Diakonie Wolfen
INHALT

2             14               16               17              19             22              26              30               36           42

     6
          Jahresrückblick in Zahlen              Zustände herrschten. Als Kuratoriums-         dem Nebeneinander ist längst ein Mitein-
    Die Bereiche des Diakonievereins im          vorsitzender musste er viele Fragen lösen.    ander geworden. Gelebte Inklusion.
    Überblick: Wie viele haupt- und ehren-       So auch jene Herausforderungen, um die
    amtliche Mitarbeitende es bei uns gibt.      Fahrradwerkstatt aufzubauen.                  30
    Und an welchen Standorten. Wir stellen                                                            Hilfe zur Selbsthilfe
    Ihnen hier unsere verschiedenen Arbeits-                                                   Was die Montessori-Pädagogik an der
    bereiche kurz und knapp vor.
                                                     19 Eine Lebensaufgabe                     Evangelischen Grundschule Wolfen
                                                 So sieht die 64-jährige Gudrun Schneider      ausmacht. Was Selbstbestimmung mit
                                                 ihr Engagement als Ehrenamtliche beim         Motivation zu tun hat. Und was Eltern
     10
           Perspektivwechsel                     Familienunterstützenden Dienst Wolfen.        noch so schätzen. Die Lernziele werden
    Es gibt viele gute Gründe, um beim           Und der hätte ohne die Freiwilligen ein       auf Grundlage reformpädagogischer
    Diakonieverein e. V. Bitterfeld-Wolfen-      ernsthaftes Problem.                          Arbeitsweisen nach Maria Montessori ver-
    Gräfenhainichen zu arbeiten.                                                               mittelt. Orientierung geben die staatlichen
                                                                                               Lehrpläne und die Richtlinien des Landes
                                                        Wo Arbeit Identität stiftet            Sachsen-Anhalt.
    12                                               22
           Eine Frau für alle Fälle                     Warum die Wolfener Werkstätten
    Lucie Zschiegner ist für den Diakonie-       konkurrenzfähig bleiben müssen. Die fast
                                                 500 Beschäftigten realisieren Arbeiten
                                                                                               36 Stark in der Corona-Krise
    verein Kaufmännischer Vorstand und für
    seine Mitarbeitenden Kümmerin. Eine          und Dienstleistungen auf Augenhöhe. Zu        Wie der Diakonieverein nach dem 13.
    Entscheiderin, die Arbeit zwischen nötig     den Geschäftspartnern des Diakoniever-        März trotz Corona-Ausnahmezustandes
    und finanzierbar gestaltet, zwischen wün-    eins gehören etwa 80 Handwerks- und           die Herausforderungen meistert. Der Vor-
    schenswert und machbar. Nach nunmehr         Industriebetriebe, aber auch Institutionen,   stand hat einen Krisenstab einberufen, der
    fast 30 Jahren ist sie in Abschiedsstim-     Kirchengemeinden, Vereine und Privat-         die erforderlichen Maßnahmen ergreift.
    mung. Wegbegleiter aus dem Diakonie-         personen aus der Region.                      Die Mitarbeitenden in allen Bereichen
    verein und der Kommunalpolitik erinnern                                                    ziehen an einem Strang. Da werden etwa
    sich an gemeinsame Herausforderungen                                                       die so nötigen Gesichtsmasken genäht...
                                                     26
    und Episoden.                                       Zuhause und glücklich
                                                 Im Haus Wichern erfahren die Bewohner
                                                                                               42
                                                 Halt und Geborgenheit. Finden                       Teilhabe statt Ausgrenzung
    14
           Schlaflose Nächte                     Einkehr, und ihre Stimme wird gehört.         Das Bundesteilhabegesetz hilft Men-
    Altbischof Axel Noack berichtet von          Das ist ihre Fluchtburg und Heimat. Da-       schen mit Behinderung. Seit Januar gibt
    den Anfängen des Diakonievereins. In         vid Dauksch lebt hier und erzählt, wie sein   es Neuerungen, von denen wir hier die
    der Wendezeit, als vielerorts chaotische     Tagesablauf ist und wo er arbeitet. Aus       wichtigsten auflisten.

    4|                                  Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainichen
RÜCKBLICK 2019/2020 - Diakonie Wolfen
Das war 2019
   2019 war für den Diakonieverein e. V.          Bereiche erfolgreich weiterentwickeln. Sie      wurden dabei feierlich in die Grundschule
Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainischen ein er-        sieht das Zusammenwirken von wirtschaft-        aufgenommen.
folgreiches Jahr. Die wichtigsten Ereignisse:     lichen Anforderungen und christlichem
                                                  Menschenbild als entscheidend für die Be-                  Unser Jahresfest mit
  DIAKONIE Erziehung und Bildung                  wältigung der zukünftigen Aufgaben an. Ihr              herbstlichem Bauernmarkt
  wird Träger der Evangelischen Kita              Einführungsgottesdienst fand am 24. Mai in
                                                  der Stadtkirche Bitterfeld unter Leitung von       Am 7. September feierten wir und un-
   Seit 19 Jahren gibt es die Kindertages-        Altbischof Axel Noack statt.                    sere Tochtergesellschaften DIAKONIE So-
stätte der Evangelischen Kirchengemein-                                                           ziale Dienste gGmbH und DIAKONIE
de Bobbau-Wolfen-Nord als Bildungs-                           Inklusion pur mit                   Erziehung und Bildung gGmbH mit allen
und Lebensraum, in dem die vielfältigen                     integrativem Sportfest                Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie
Bereiche der kindlichen Persönlichkeit Be-                                                        allen Beschäftigten, Bewohnerinnen und
achtung finden und sich entfalten können.            Die Evangelische Grundschule und Be-         Bewohnern unser Jahresfest. Getreu dem
Seit Januar ist sie nun Teil der DIAKONIE         reiche der Eingliederungshilfe veranstalteten   Motto „Herbstlicher Bauernmarkt“ prä-
Erziehung und Bildung gGmbH, die zu un-           im Juni ein Sportfest (Siehe Foto!). Es ging    sentierten sich die einzelnen Arbeitsberei-
serem Diakonieverein e.V. gehört. Am 15.          dabei nicht um sportliche Höchstleistungen.     che im Lützowweg 1 farbenfroh und gut
Januar fand der feierliche Trägerwechsel statt.   Die Teilnehmer hatten viel Spaß und vor al-     gelaunt. Unsere Besucher ehrten mit uns
Pfarrer Matthias Seifert überreichte sym-         lem das Gefühl, dass man sich in allen Situa-   die diesjährigen Jubilare im Verein. Unter
bolisch einen bunten Schlüssel an Patricia        tionen auch immer helfen kann. Dass das         dem Slogan „Ich bin ein Diakonie-Geburts-
Metz, Geschäftsführerin der DIAKONIE              funktioniert, bewiesen die etwa 300 Teilneh-    tagskind“ feierten wir mit der Evangelischen
Erziehung und Bildung gGmbH. Der Verein           mer aus allen Einrichtungen der Diakonie in     Grundschule Wolfen (5 Jahre), dem Fami-
hat die Gesellschafteranteile der Kirchenge-      Bitterfeld, Wolfen und Gräfenhainichen, die     lienunterstützenden Dienst Bitterfeld (5
meinde vollständig übernommen.                    sich beim Ballwerfen, Balancieren oder Tor-     Jahre) und der Fördergruppe Wolfen (20
                                                  wandschießen beweisen konnten. Um den           Jahre). Auf die Beine gestellt wurde das
      Neuer Theologischer Vorstand                Effekt des gegenseitigen Kennenlernens und      Jahresfest auch dieses Mal durch die fast
         nimmt die Arbeit auf                     der Hilfe weiter zu verbessern, wurden die      300 Mitarbeitenden des Diakonievereins
                                                  Gruppen aus Beschäftigten und Schülern          und der Tochtergesellschaften DIAKONIE
   Der Diakonieverein e.V. Bitterfeld-Wol-        bunt gemischt.                                  Soziale Dienste gGmbH und DIAKONIE
fen-Gräfenhainichen hat Ulrike Peter-                                                             Erziehung und Bildung gGmbH.
mann im Mai zu seinem neuen Theologi-                     Evangelische Grundschule
schen Vorstand berufen. Sie tritt die Nach-              startete ins neues Schuljahr                 Neuer Standort für die DIAKONIE
folge von Bernd Rothe an, der den Diakonie-                                                              Soziale Dienste gGmbH
verein aus gesundheitlichen Gründen verlas-          Der Diakonieverein e.V. gründete am
sen hat. Die 44-jährige Theologin ist verheira-   1. September 2014 die Evangelische Grund-          Seit September werden durch die DIAKO-
tet, hat vier Kinder und lebt in Halle (Saale).   schule Bitterfeld-Wolfen mit einer Stamm-       NIE Soziale Dienste gGmbH Dienstleistun-
Bisher leitete sie den Bereich Unterneh-          gruppe. Inzwischen gibt es vier Stammgrup-      gen der Pflege und Betreuung für kranke und
menskommunikation der Pfeifferschen               pen mit insgesamt 72 Schülerinnen und           hilfsbedürftige Menschen auch in Pouch und
Stiftungen in Magdeburg. Mit ihr ge-              Schülern. Am 11. August feierte die Schule      Umgebung angeboten. Perspektivisch
winnt der Verein eine erfahrene Mitar-            ihren sechsten Einschulungsgottesdienst in      wird sich das Leistungsangebot weiterentwi-
beiterin der Diakonie und kann so alle            der Johanniskirche in Wolfen. 19 Kinder         ckeln und erheblich vergrößern.

                                                                                                          Jahresrückblick 2019 | 5
RÜCKBLICK 2019/2020 - Diakonie Wolfen
9,3 %
                                                                                                           Verwaltung
                                                                                                                                            7,2 %
                                                                                                                                            Jugend und Familie

             Hauptamtliche
                                                                                                                                                            10,4 %
             Mitarbeitende
                                                                                                                                                            Bildung
             nach Aufgabengebiet

                                                                   45,1 %
                                                   Eingliederungshilfe
                                                                                                                                             28 %
                                                                                                                                             Hilfen für Senioren

                                                                  280            Hauptamtliche Mitarbeitende
                                                                  512            Beschäftigte Menschen mit Behinderung oder
                                                                                 psychischer Erkrankung in den Wolfener Werkstätten
                                                                  60             Ehrenamtliche Mitarbeitende

                                                                                   Kuratorium
                                                                                                                   Zentralverwaltung
                                                                                     Vorstand
                                                                                                                  Stabsstelle Technik
                        Mitarbeitervertretung                                    Kaufm. Vorstand
                                                                                                              Arbeitsschutz/Brandschutz
                                                                                 Theol. Vorstand
                                                                                                               IT/Marketing/Datenschutz

            GB Altenhilfe                          GB Eingliederungshilfe                       GB Jugend und Familie              GB Bildung

           DIAKONIE                                           Wolfener                                                              DIAKONIE
     Soziale Dienste gGmbH                                                                     JMD   FUD    EFB   SPFH     Erziehung und Bildung gGmbH
                                                             Werkstätten

            Sanders-                                              Begl.
 Pouch                   Zörbig      Wolfen       PL 1     PL 2              BBB      FG                                      Kindertagesstätte Christophorus
              dorf                                                Dienst

Sozialst.   Sozialst.    Sozialst.   Sozialst.   Haupt-                            Thalheim.
                                                             GHC      Q-Park
                                                 werkst.                            Straße
            Tagespfl.    Tagespfl.

              8 WE        8 WE

                                                             Wohnstätten                                                    Evangelische Grundschule

                                                  Haus      Haus
                                                                           IBW       ABW                                     Grundschule             Hort
                                                 Wichern Friederike

6|                                               Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainichen
RÜCKBLICK 2019/2020 - Diakonie Wolfen
Eingliederungshilfe:                       »   Einen Beitrag zur Arbeit unserer aner-
                                               kannten Werkstatt für Menschen mit Be-
                                               hinderung finden Sie auf den Seiten 22 bis
Wolfener Werkstätten                           25 und auch auf den Seiten 36 und 37.

     512
     Beschäftigte

     4
     Standorte

     69
     Mitarbeitende

Eingliederungshilfe:
Wohnstätten und Wohnangebote
                                           »   Wie es ist, ein Zuhause im Wohnheim zu
                                               haben, erfahren Sie auf den Seiten 26 bis
                                               29.

     76
     Bewohner in Wohnheimen

     2
     Wohnheime

     16 Plätze
     Intensiv betreutes Wohnen

     70 Klienten
     Intensiv ambulant betreutes Wohnen/
     Ambulant betreutes Wohnen

     57
     Mitarbeitende

                                                      Jahresrückblick 2019 | 7
RÜCKBLICK 2019/2020 - Diakonie Wolfen
DIAKONIE Soziale Dienste gGmbH                           »   Nah am Menschen zu sein, gehört hier
                                                              dazu. Was genau das in Zeiten von Corona
                                                              bedeutet, erfahren Sie auf den Seiten 40
                                                              und 41.

      450
      Kunden in der ambulanten Pflege
      4
      Standorte
      30
      Plätze Tagespflege
      18
      Betreute Wohnungen
      78
      Mitarbeitende

 Jugend und Familie                                       »   Ob ein Offener Treff für Schüler und Azu-
                                                              bis, Beratungsangebote für Familien und
                                                              Migranten oder Erziehungsberatung, im
                                                              ganzen Landkreis Anhalt-Bitterfeld sind
                                                              wir vor Ort aktiv. Was Ehrenamtliche im
      4                                                       Familienunterstützenden Dienst leisten,
      Standorte                                               erfahren Sie auf den Seiten 19 bis 21.

      38
      Ehrenamtliche
      3
      Beratungsstellen
      20
      Mitarbeitende

8|                    Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainichen
RÜCKBLICK 2019/2020 - Diakonie Wolfen
Evangelische Grundschule                                              »   Was die Montessori-Pädagogik an der
                                                                             Evangelischen Grundschule Wolfen
                                                                             ausmacht, können Sie auf den Seiten 30
   Bitterfeld-Wolfen                                                         bis 35 nachlesen.

               72
               Schüler

               4
               Stammgruppen (Klassen)

               12
               Mitarbeitende

   Diakonie Bildung und Erziehung
                                                                         »   Unseren Evangelischen Kindergarten gibt
                                                                             es nun schon 20 Jahre. Mehr dazu finden
                                                                             Sie auf den Seiten 38 und 39 im Corona-
   gGmbH                                                                     Blog. Im Mai wurde das Klettergerüst
                                                                             fertiggestellt.

               83
               Kinder

               17
               Mitarbeitende

Stand: Mai 2020, Diakonieverein e.V. Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainichen

                                                                                    Jahresrückblick 2019 | 9
RÜCKBLICK 2019/2020 - Diakonie Wolfen
VIELE GUTE GRÜNDE
   ...um beim Diakonieverein e.V. Bitterfeld-
       Wolfen-Gräfenhainichen zu arbeiten
                                Werte sind Ihnen wichtig? Uns auch!

                   Die Diakonie ist die soziale Arbeit der evangelischen Kirche. Sie
                   sind kein Kirchenmitglied und möchten dennoch mit uns zusam-
                   menarbeiten, weil Sie unsere Werte teilen? Wie etwa unsere Vorstel-
                   lung von Menschenwürde, Nächstenliebe und Solidarität mit den
                   Schwachen? Dann sollten wir miteinander reden. Denn wir wissen,
                   dass wir die Werte, für die die Diakonie steht, am besten gemeinsam
                   mit unseren Mitarbeitenden vertreten können.

10 |         Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainichen
Menschen sind uns wichtig!

Ihnen ist ein familien- und mitarbeiterfreundlicher Arbeitgeber
wichtig, der sich auch um Ihre Gesundheit kümmert? Für die
Diakonie sind das ebenfalls sehr wichtige Themen, damit sich die
Mitarbeitenden im Beruf und in der Ausbildung wohlfühlen. Die
diakonischen Einrichtungen schätzen Sie als Menschen. Daher
bieten wir Ihnen diese Vorteile:
► 30 Tage Urlaub und 13. Monatsgehalt (wird zweimal im Jahr
je zur Hälfte ausgezahlt)
► zusätzliche betriebliche Altersvorsorge
► aktives Gesundheitsmanagement mit Seminarangeboten zu
Zeit- und Stressmanagement
► regelmäßige Fortbildungsangebote
► Vereinbarkeit von Beruf und Familie (Unterstützungsangebote
für Eltern oder pflegende Angehörige)

              Wertvoll! Bei uns verdienen Sie gut!

Wenn es für Sie wichtig ist, angemessen zu verdienen, laden wir
Sie ein, sich bei unseren diakonischen Einrichtungen zu bewerben.
Denn 90 Prozent der Einrichtungen der Diakonie zahlen nach Tarif
und im Sozial- und Pflegebereich überdurchschnittlich. Dabei gibt
es deutschlandweit verschiedene Tarife.
Zusätzliche Leistungen – ohne zusätzliche Kosten: regelmäßige Fortbil-
dungsangebote sind für uns selbstverständlich. Auch nicht schlecht und
ziemlich einmalig: die betriebliche Altersvorsorge. Diese übernehmen
momentan fast komplett die Arbeitgeber. Für Sie bedeutet das: mehr
Rente.

                            Reichhaltig!

Wenn Sie bei uns arbeiten möchten, stehen Ihnen viele unterschied-
liche Bereiche offen:
► Teilstationäre und ambulante Altenpflege
► Stationäre und ambulante Angebote für Menschen mit
Behinderung
► Betreuung und Begleitung von Kindern und Jugendlichen mit
und ohne Behinderung
► Kindertagesstätte
► Grundschule
► Gastronomie
► Gebäude Services
► Verwaltung
Wenn Sie wissen möchten, welche Jobs wir momentan konkret
anbieten, dann besuchen Sie doch unsere Stellenbörse auf
www.diakonie-wolfen.de/jobs!
Natürlich freuen wir uns auch über Ihre Initiativbewerbung an
bewerbung@diakonie-wolfen.de.

                                                                         Jahresrückblick 2019 | 11
Die Bauherrin bei der
                                                                                                                    Grundsteinlegung für
                                                                                                                   die Sozialstation Zörbig
                                                                                                                   am 14. September 2010:
                                                                                                                    Lucie Zschiegner (2. v.
                                                                                                                     l.) hält die Hülse mit
                                                                                                                   den Zeitdokumenten in
                                                                                                                         ihren Händen.

              Eine Frau für alle Fälle
Lucie Zschiegner: für den Diakonieverein Kaufmännischer Vorstand, für die Mitarbeitenden Kümmerin.
 Eine Entscheiderin, die Arbeit gestaltet zwischen nötig und finanzierbar, wünschenswert und machbar.

  E   in Bild mit Symbolkraft: Lucie
      Zschiegner mit Bauhelm im Jahr 2010
bei der Grundsteinlegung für die Sozialsta-
                                                den Regeln des Marktes bestimmt. Wie in
                                                anderen Bereichen beantwortet sich die
                                                Frage danach, was angeboten werden kann,
                                                                                               Grundrechte. Jeder Mensch ist ein Ebenbild
                                                                                               Gottes. Von daher kommt jedem Menschen
                                                                                               eine unverlierbare Würde zu. So nimmt dia-
tion Zörbig. Als Bauherrin in Aktion. Und       nicht allein am Hilfsbedarf der Menschen,      konisches Handeln den ganzen Menschen
zwar in Eigenschaft als Geschäftsführerin der   sondern auch an der Finanzierbarkeit der       wahr, begegnet ihm als partnerschaftliches
DIAKONIE Soziale Dienste gGmbH. Eine            Aufgaben. „Da sind wir in unserer betriebs-    Gegenüber. Keiner ist mehr oder weniger
Tochterfirma des Diakonieverein e. V. Bitter-   wirtschaftlichen Kompetenz gefordert”, sagt    wichtig, keiner mehr oder weniger „richtig“.
feld-Wolfen-Gräfenhainichen. Den leitet sie     Lucie Zschiegner.                                 „Christliche Grundhaltung darf kein
schon seit fast 30 Jahren. Erfolgreich!            Schon in der Bibel ist von einer klugen     Luxus sein, der bei guter Kassenlage dazu-
   Entscheiderin und Kümmerin, das ist          Haushalterschaft die Rede. Im Unterschied      kommt, sondern gehört immer zur Dia-
Lucie Zschiegner. Das scheinen zwei Seiten      zu privatwirtschaftlichen Unternehmen          konie dazu. Diakonische Einrichtungen
einer Medaille zu sein, die nicht zueinander    wird von diakonischen Einrichtungen damit      haben keine Absicht zur Gewinnmaximie-
passen. Einerseits Zuwendung und christli-      ein selbstloses Wirtschaften im Dienst am      rung”, sagt Lucie Zschiegner. „Wir sind als
ches Menschenbild, andererseits Managerin       Nächsten erwartet. Und zwar sowohl von         Diakonieverein der größte diakonische Ar-
und Vorstand. Eine Aufgabe, die bisweilen       deren Kunden, Klienten und Bewohnern als       beitgeber im Landkreis Anhalt-Bitterfeld.
auch harte und ungeliebte Entscheidungen        auch Mitarbeitenden. Dem müssen diakoni-       Ein wirtschaftliches Unternehmen, das sich
nötig werden lässt.                             sche Einrichtungen gerecht werden.             selbst finanzieren muss. Den wirtschaftli-
   Wie das geht? Es muss, sonst funktionie-        Grundlage diakonischer Arbeit ist die       chen Ertrag, den wir erzielen, setzen wir für
ren heute diakonische Einrichtungen nicht.      Überzeugung, dass jeder Mensch einzigartig     diakonische Projekte ein.”
Gemeinnützige Angebote und Aktivitäten          ist. Die Würde jedes Einzelnen ist unantast-      1991 als gemeinnütziger Träger evangeli-
der Sozialwirtschaft werden längst auch von     bar. Für alle Menschen gelten die gleichen     scher Sozialarbeit mit Sitz in Wolfen gegrün-

12 |                                 Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainichen
det, sieht der Diakonieverein seinen Auftrag
                        darin, aus christlicher Verantwortung Men-           Bernd Rothe
                        schen unabhängig von Abstammung und
                        Konfession zu helfen, die auf Grund ihrer
                        gesundheitlichen, sozialen oder psychischen
                                                                              sagt Danke
                        Situation einer besonderen Unterstützung,
                        Begleitung, Betreuung oder sonstiger Hilfe
                        bedürfen. Also ein behüteter „Raum” mit            Auf meine Tätigkeit als pädagogischer
                        Förderung, Zuwendung und Herz.                  Vorstand schaue ich mit großer Dankbarkeit
                           Lucie Zschiegner war von Beginn an           zurück. Für mich war es immer etwas Beson-
                        dabei. Als der Diakonieverein 1991 als ge-      deres, im Auftrag der evangelischen Kirche
                        meinnütziger Träger evangelischer Sozialar-     mit unserem Kaufmännischen Vorstand, Lu-
                        beit mit Sitz in Wolfen gegründet wurde,        cie Zschiegner, die sozial-diakonische Arbeit
                        war die Betriebswirtin bislang als ökonomi-     des Diakonieverein e.V. zu gestalten. Es war
     „Wir sind ein      sche Direktorin für die Sozialeinrichtungen     eine sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit,
  Unternehmen, das      im damaligen Landkreis Bitterfeld zuständig
                        gewesen, und damit auch verantwortlich für
                                                                        an die ich gern zurückdenke.
                                                                           Jederzeit bereiteten wir ein neues Arbeits-
sich mit anderen mes-   die Werkstattbereiche. Und so war sie quasi     gebiet oder eine Erweiterung vor. Bauvor-
 sen kann und muss.“    automatisch in die neue Aufgabe hineinge-
                        wachsen. 1991 zunächst als Verwaltungslei-
   Lucie Zschiegner     terin, ab 1995 als Geschäftsführerin und seit
                        2001 als Kaufmännischer Vorstand.
                           Als Lucie Zschiegner 1991 hier anfing, be-
                        treuten 13 Mitarbeitende 46 Menschen mit
                        Handicaps, inzwischen sind es fast 300. Und
                        die anerkannte Werkstatt für Menschen mit
                        Behinderung hat knapp 500 Beschäftigte.
                           Fast 30 Jahre sind nun vergangen. Die Welt
                        befindet sich inzwischen in einem rasanten
                        Wandel. Die soziale Daseinvorsorge hat
                        große Umwälzungen erlebt. Zunehmende                   Bernd Rothe, Pädagogischer
                        Einschränkungen der Leistungen des So-                  Vorstand, kam 1997 in den
                        zialstaats haben eine Debatte auch um den              Diakonieverein. Anfang 2019
                        gesellschaftlichen Stellenwert der Diakonie              wurde er verabschiedet.
                        entfacht. Die Herausforderungen sind hoch:
                        Wie lassen sich universelle Werte und Nor-
                        men, Menschenwürde und Solidarität, aber        haben wurden durchgeführt. Personal aus-
                        auch Freiheit und Selbstverwirklichung dia-     gesucht und eingestellt. Viele Beratungen
                        konisch begründen und umsetzen?                 absolviert. Die Arbeit in den Gremien und
                           Die Ökonomisierung des Sozialen, die         der Öffentlichkeit gestaltet. Zahlreiche Fes-
                        rechtliche Ausdifferenzierung von Hilfssys-     te spiegelten dabei die vielfältige, ereignis-
                        temen und die Säkularisierung der Gesell-       reiche und zuweilen rasante Entwicklung
                        schaft haben die diakonische Arbeit stark       unserer Diakonie wider.
                        verändert. Enge zeitliche und finanzielle          Ich erinnere mich zum Beispiel an die
                        Vorgaben zwingen in der sozialen Arbeit zur     Grundsteinlegung der Fördergruppe im
                        Rationalisierung, für zwischenmenschliche       Lützowweg an einem ungewöhnlich heißen
                        Begegnungen muss dennoch Raum bleiben.          Sommertag, bei dem jeder ins Schwitzen
                           In den Bereichen der Diakonie, in denen      kam. Oder die Grundsteinlegung der Werk-
                        soziale Leistungen auf Grund sozialrechtli-     statt in Gräfenhainichen bei frostigen Tempe-
                        cher Ansprüche refinanziert werden, greifen     raturen, wo sich jeder gern am heißen Kaffee
                        die sozialrechtlichen Vorgaben oft weit in      wärmte, oder die Grundsteinlegung der So-
                        das Leistungsgeschehen ein und erzeugen         zialstation Zörbig, bei der es in Strömen reg-
                        Zwänge. Eine engagierte soziale Arbeit, die     nete und keiner trocken geblieben war... So
                        sich von den Belangen der Hilfesuchenden        vielfältig und herausfordernd wie das Leben
                        her versteht, muss sich diesen Herausforde-     sein kann, so erlebte ich unsere Vorstands-
                        rungen stellen.                                 arbeit: Oft außergewöhnlich und spannend,
                           Und so lautet Lucie Zschiegners Fazit:       aber auch in der Gewissheit des Glau-
                        „Eine christliche Unternehmensführung           bens, alle Dinge mit Gottes Segen zu tun.
                        braucht hohe Fachlichkeit, Engagement und          So sage ich noch einmal allen Danke für
                        Menschlichkeit, eine innere Haltung eben.       die stets sehr gelungene Zusammenarbeit,
                        Nicht nur von den Führungskräften und           für die gemeinsamen Wege und für die wun-
                        Vorständen, sondern von allen Mitarbeiten-      derbare Zeit des beruflichen Miteinanders.
                        den. Das ist Diakonie im besten Sinne.“                                      Bernd Rothe

                                                                              Jahresrückblick 2019 | 13
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                                               Schlaflose Nächte
                                               für die Diakonie
    Altbischof Axel Noack über die Anfänge des Diakonievereins. Auszug aus seiner Biografie von 2019.

   „Ach, schön warm ist es hier“, freut sich   zeischule. Nur der Sockel steht noch. An       vor der Mahlzeit die Hände. Dann stöhnt er
Axel Noack. Wir sind auf unserer Tour          ihm befindet sich eine Tafel, die an die Ge-   leise und dankbar: „Ach, wunderbar.“
durch das kalte Wolfen in der ehmaligen        schichte des Ortes erinnert. „Beim Schleifen      Um uns her sitzen Behinderte und Nicht-
Polizeischule gelandet. Von deren frühe-       der Denkmale verschont man den Sockel,         behinderte, essen gemeinsam und hinter-
ren Aufgaben ist allerdings nichts mehr        man könnte ihn noch brauchen“, zitiert         lassen ein gleichtöniges Geklapper des Ge-
zu sehen. Die zweistöckigen Häuser sind        Axel Noack den Autor Bertolt Brecht.           schirrs. Axel Noack lässt die Geschichte der
schmuck renoviert. Im Haupthaus befindet          Bis 13 Uhr hat die Küche geöffnet.          Wolfener Diakonie Revue passieren. Das sei
sich ein großer heller Raum, der Arbeits-      „Kommse mal mit“, sagt die freundliche         am Anfang kein Zuckerschlecken gewesen.
raum, in dem sich auch Axel Noack aufhält      Diakonie-Mitarbeiterin. Wohin er auch          Schlaflose Nächte habe er gehabt, erinnert
und arbeitet, wenn er hier ist. Denn er ist    kommt, überall wird er herzlich begrüßt.       sich der Pfarrer, der sich Zeit seines Lebens
Kuratoriumsvorsitzender des Diakoniever-       Wir landen im großen Speisesaal an der         den Behinderten besonders verbunden
ein e. V. Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhaini-       Essensausgabe. An einer großen Tafel ist       fühlt. Auch in Wolfen hatte alles – wie so
chen, der am 6. April 1991 als gemeinnüt-      das Angebot ordentlich verzeichnet. Ich        oft bei ihm – mit einer handfesten Notlage
ziger Träger evangelischer Sozialarbeit mit    entscheide mich für Fischstäbchen für 3,50     begonnen...
Sitz in Wolfen gegründet wurde. Heute ist      Euro. „Herr Noack, Bolognese?“, fragt die         Am Wolfener Markt, erzählt er, gibt es
er einer der größten Arbeitgeber am Ort.       Mitarbeiterin. „Ja, machen se was druff“,      eine kleine Werkstatt für Arbeitstherapie, in
   Der Blick geht nach draußen auf die Fel-    entgegnet der. Macht zusammen 6,60 Euro.       der auch Menschen mit Behinderungen be-
der und das geschleifte Denkmal der Poli-      Wir setzen uns, wie immer faltet Axel Noack    schäftigt sind. Im Chemiewerk, das – wie

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andere volkseigene Betriebe auch – eine         sie eine Summe von 600.000 Mark als Be-
bestimmte Anzahl von Behinderten be-            dingung. Die müssen zuvor auf den Tisch
schäftigen musste, werden die Behinderten       gelegt werden, um die frühere Polizeischule
zuerst entlassen. In ihrer Not gehen sie zum    als Einrichtung für Behinderte übernehmen
Markt und hoffen, dort einen Arbeitsplatz       zu dürfen. „Wären wir einfach nur einge-
zu ergattern. Doch die kleine Werkstatt         zogen, hätte kein Hahn danach gekräht“,
kann den Ansturm nicht bewältigen. Da           ärgert sich Axel Noack noch heute. Inzwi-
klopfen die Mitarbeiter der Arbeitsthera-       schen, während die Verhandlungen noch
pie am Pfarrhaus und fragen, was sie ma-        laufen, kommen Vandalen, zerstören die
chen sollen. Sie haben gerademal zehn oder      Druckerei, zerschlagen die Fenster und be-
fünfzehn Menschen angestellt. Auch sie          schmieren die Wände.
kommen mit der Erwartung: „Pfarrer, nun            Doch am Ende übernimmt die Dia-
mach mal!“                                      konie das Gelände doch. „Für den un-
   Und der Pfarrer macht. Er gründet eine       terirdischen Schießkanal haben wir zum
kleine, bescheidene Fahrradwerkstatt.           Glück einen Schützenverein gefunden“,
Schließlich sind die Menschen hier nach wie     zeigt sich Axel Noack erleichtert. Anfangs
vor mehrheitlich per Rad unterwegs. Als Fi-     gibt es kein Wasser und keinen Strom. Als
nanzchefin ist von Anfang an Lucie Zschieg-     Kuratoriumsvorsitzender muss Axel Noack
ner dabei. Bei der Anstellung der Behinder-     unzählige praktische Fragen lösen. Dazu
ten muss der Landkreis einbezogen werden.       zählen die Verhandlungen mit der Stadt für
„Doch die hatten ja genauso wenig Ahnung        eine Abwasseranlage. Er zieht von Haus zu
wie wir“, sagt Axel Noack. Dann muss der        Haus durch die Wohnsiedlungen, um zu
Antrag für eine neue Werkstatt gestellt wer-    klären, wo die Abwasserleitungen liegen,
den, weil die alte zu klein geworden ist. Sie   an die man sich anschließen könne. Das
hat zwar einen riesigen Keller, doch der ist    Problem: Überall wohnen die ehemaligen
mit Ersatzteilen „zugebunkert“.                 Chefs der Polizeischule, die offensichtlich
   Die schwere Entscheidung steht an, ob        Freude daran haben, die Bemühungen der
die Diakonie die leerstehende Polizeischule     neuen Nutzer zu torpedieren oder doch zu
für ihre Arbeit übernimmt. Bei der Schu-        erschweren. So verwehren sie dem Pfarrer
lung der Wahlhelfer hatte Axel Noack            auch so manches Mal den Zutritt zu ihrem
schon einmal vorsichtig hier angefragt. Die     Gelände. „Schon allein die Frage, ob wir      Axel Noack, der frühere Bischof
Auffanggesellschaft ist froh, dass sich über-   mal in den Garten schauen dürften, ob da      der Kirchenprovinz Sachsen, war
haupt jemand für das riesige Gelände mit        ein Rohr durchgeht, war ihnen zu viel“, er-    seit Mitte der 1980er Jahre und
den zahlreichen Gebäuden interessiert, ob-      innert er sich.                                  bis zu seinem Wechsel ins Bi-
wohl die ja für schulische Zwecke ausgelegt        Axel Noack sitzt in dem modernen Ar-        schofsamt 1997 Pfarrer in Wol-
sind und es keine Abwasseranlage gibt.          beitszimmer auf dem Diakonieglände.             fen im Kirchenkreis Bitterfeld.
   Aber ist das nicht alles viel zu groß? Im-   Dankbar erinnert er sich, wie die Werkstatt    Der 70-Jährige ist Vorsitzender
merhin hat das Areal die Größe von rund         aus Nordenham bei Bremen beim Aufbau          des ehrenamtlichen Kuratoriums
zehn Fußballfeldern, auf denen sich ein         geholfen hat. Denn schnell wurde die Ar-       des Diakonieverein e.V. Bitter-
Hundezwinger, Übungsfelder, Gebäude             beit der Fahrradwerkstatt erweitert. Andere     feld-Wolfen-Gräfenhainichen.
mit Unterrichtsräumen, eine Druckerei           Arbeitsfelder kommen hinzu. Verträge mit
und das große Kulturhaus befinden. „Tolle       Betrieben müssen geschlossen werden. Etwa     Das Kapitel „Schlaflose Nächte
Räume mit getäfelten Wänden waren das“,         mit der Klebstoff-Firma Uhu, für die in ei-    für die Diakonie“ ist aus dem
sagt Axel Noack. Die Entscheidung darü-         ner neu einzurichtenden Behindertenwerk-        2019 erschienen Buch „Axel
ber habe ihm manch schlaflose Nacht be-         statt Verpackungsschachteln befüllt werden.    Noack – Biografie eines froh-
schert. „Es war ein wahnsinniger Kampf“,        Gurte für Kinder werden bald hergestellt,     gemuten Protestanten“ von Bet-
sagt er im Rückblick. Dabei geht es ja vor      ebenso Augenklappen. Die ersten Aufträge        tina Röder mit freundlicher
allem darum, behinderten Menschen, die          kommen direkt von den Partnern in Nor-          Genehmigung entnommen
bei Umbruchprozessen als Erste unter die        denham: Verpackungsschachteln, Nähsa-             worden. Wartburg Verlag
Räder zu kommen drohen, eine Perspektive        chen. „Heute schicken wir denen Arbeit                GmbH, Weimar
zu schaffen.                                    hin“, sagt Axel Noack. Die Diakonie hat        ISBN 978-3-86160-565-2.
   Anfang der 1990er Jahre, als noch so         inzwischen 180 Mitarbeiterinnen und Mit-
ziemlich alles und nichts möglich ist, hätte    arbeiter, die die Arbeit hier in Wolfen be-
man sicher hier einfach einziehen können.       treuen und für einen reibungslosen Ablauf
Das aber machen sie bewusst nicht. Der          sorgen, 400 Behinderte sind angestellt.
Antrag auf Nutzungsänderung durch die              Auch ein Fahrradgeschäft gibt es immer
Initiatoren der Diakonie ist dann fast der      noch auf dem Diakonie-Gelände. Stolz
Ruin. Axel Noack karikiert die Situation        zeigt Axel Noack die moderne Einrich-
nicht ohne Genugtuung, dass die Bürokra-        tung, in der man preiswert einen Draht-
ten am Ende doch nicht siegten. „Sie kamen      esel erwerben kann. Auch die Liebe zum
mit der westlichen Heimbauverordnung,           Fahrrad, die Freiheit, die man auf zwei
maßen, wie groß der Abstand vom Klobe-          Rädern genießt, hat ihn sein ganzes Leben
cken zum Wasserhahn ist.“ Dann nennen           begleitet.

                                                                                              Jahresrückblick 2019 | 15
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                                                     Starke Partnerschaft
                                                    für die Gemeinschaft
                                                      Der Diakonieverein e. V. Bitter-      Adventsmarkt des Vereins und seine Teil-
                                                   feld-Wolfen-Gräfenhainichen ist ein      nahme an städtischen Festen wie dem Se-
                                                   engagierter und wichtiger Verein in      niorenmarkt der Stadt und am Bitterfelder
                                                   unserer Stadt Bitterfeld-Wolfen. Ein     Hafenfest, das größte Stadtfest der Region
                                                  breit aufgestellter und starker Partner   mit nahezu 10.000 Besuchern.
                                                gerade bei sozialen Themen.                    Der gesunde Mix macht‘s: Kern-
                                                 Ich denke da etwa an die Ansied-           aufgaben, Präsentation des Vereinslebens
                                            lung der Evangelischen Grundschule in           und Teilnahme am gesellschaftlichen Leben
                                         Trägerschaft des Vereins. Damit wurde die          in der Stadt mit Frau Zschiegner voran. Sie
                                         Bildungslandschaft unserer Stadt um einiges        ist ein Machertyp. Den Verein hat sie ge-
                                         attraktiver.                                       prägt, gestaltet und dabei stets die Zahlen
        Oberbürgermeister Armin             Und in der Krise der Solarindustrie, die        im Auge. Mit einem Mut zu Investitionen
            Schenk sitzt seit dem        unsere Stadt mit Wucht traf, setzte der Dia-       und dem richtigen Blick für neue Perspekti-
         6. März 2017 hinter dem         konieverein ein positives Signal mit dem Um-       ven. Sie nimmt Herausforderungen an und
       Schreibtisch im großen Raum       zug in den Q-Park, also die Schaffung neuer        stemmt sie gemeinsam mit ihrem Team.
        des Wolfener Rathauses und       Räumlichkeiten dort für seine Werkstätten.         Respekt!
          lenkt die Geschicke der        Er ist ein verlässlicher Arbeitsgeber in der          Ja, ich bin begeistert, was der Diakonie-
       Doppelstadt Bitterfeld-Wolfen.    Region, der Menschen mit Behinderung               verein und die Menschen, die ihn prägen,
                                         Teilhabe am gesellschaftlichen Leben er-           geschaffen haben. Ich bin stolz, dass Sie alle
                                         möglicht.                                          Teil unserer Stadtgesellschaft sind.
                                            In der Kürze kann ich hier nur stichpunkt-         Danke, Frau Zschiegner, für Ihr Engage-
                                         artig Beispiele nennen, was der Diakoniever-       ment, Ihre Leidenschaft und das Herz, das
                                         ein und Frau Zschiegner für uns bedeuten.          Sie stets in Ihre Arbeit eingebracht haben!
                                            Gern erinnere ich mich an den jährlichen           Alles, alles Gute! Armin Schenk

                                              Auf sie ist stets Verlass
                                             2002 begann ich als Zivildienstleisten-        nach der Prüfung des Konzepts anvertraut
                                           der für den Diakonieverein zu arbeiten.          wurde. Dass mir diese Möglichkeit gegeben
                                          2003 wurde ich dann dort fest eingestellt.        wurde, habe ich neben harter Arbeit auch
                                         Im Bereich der Fördergruppe konnte ich fast        der Unterstützung von Frau Zschiegner zu
                                         13 Jahre eine Menge lernen und auch bewir-         verdanken.
                                         ken. Hier wurde unsere Arbeit im Team und             2018 wurde ich auf Wunsch einiger Kol-
                                         auch in der Einzelbetreuung stets von Frau         legen in die Mitarbeitervertretung gewählt.
                                         Zschiegner unterstützt und mit allem, was          Seither trete ich nicht nur als Angestellter,
                                         wir zur Erleichterung wirklich brauchten, ver-     sondern auch als Vertreter der Mitarbeiter
   Marco Schneider ist Stellvertre-      sorgt.                                             des Diakonievereins mit ihr in Kontakt. Sie
    tender Vorsitzender der Mitar-          Nach meinen Erfahrungen steht sie neu-          hat stets ein offenes Ohr für jegliche Ange-
   beitervertretung im Diakonie-         en Ideen offen gegenüber und schafft im-           legenheiten, ob positiv oder negativ. In den
    verein. 2002 begann er hier als      mer den Spagat zwischen menschlicher und           Gesprächen tritt sie mir gegenüber immer
   Zivildienstleistender. Inzwischen     kaufmännischer Entscheidung. So zum Bi-            respektvoll und offen auf. Probleme werden
      ist er Gruppenleiter in den        spiel die Kita, die Grundschule und weitere        besprochen und Lösungen gesucht. Auch als
      Wolfener Werkstätten. In all       Pflegestützpunkte. 2016 begann für mich            „Angestellter“ suche ich immer noch gern das
   den Jahren hat er oft festgestellt,   ein neuer Abschnitt meines Arbeitslebens,          Gespräch mit ihr. Egal, ob im Dienst oder bei
     dass man mit Frau Zschiegner        die Gründung einer neuen Gruppe entspre-           einer der vielen Veranstaltungen des Vereins.
         über alles reden kann.          chend meiner kreativen Fähigkeiten und                Mich persönlich fasziniert, wie sie alles
                                         die Möglichkeit, diese zu leiten. Kreative         souverän meistert und nie das Ziel aus den
                                         Förderung und Herstellung von Eigenpro-            Augen verliert.
                                         dukten war meine Vorstellung, welche mir              Alles Gute! Marco Schneider

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Weggefährten +++ Weggefährten +++ Weggefährten

                                                  Weitsicht
   Liebe Lucie,
   ich werde nie die Dienstberatung im März
1993 in Gräfenhainichen vergessen, die in

                                                  und Elan
einem feucht-fröhlichen Beisammensein
mündete. Du hast mir damals das Du an-
geboten, und ich war stolz darauf. Aber ich

                                                 bewundert
werde auch nicht meinen aufgeregten, in der
Küche sitzenden Mann vergessen, der nicht
wusste, wo ich um 22 Uhr noch war...
   Ich möchte Dir von ganzem Herzen für
die anstrengenden, aber schönen gemeinsa-
men Jahre danken, auch wenn Du neulich         gefragt, wo Du die Kraft hernimmst, aber
erst zu mir gesagt hast, dass wir uns nicht    die Werkstatt war ja Dein „drittes Kind“.
bewusst waren, wie schön es war. Ich danke        Ich danke Dir, dass Du mir geduldig zu-
Dir, dass Du immer Wert auf meine Mit-         gehört hast, wenn mich etwas bedrückt hat,
arbeit und meine Meinung gelegt hast. Dass     und auch dafür, dass Du so viel Vertrauen
Du mich „groß“ gemacht hast, mich mit          hattest, mir auch mal Deine Sorgen und
meiner sozialarbeiterischen „Gefühlsduselei“   Nöte anzuvertrauen. Ich danke Dir, dass ich
das ein oder andere Mal auf den Boden der      gelegentlich Canapees in der Küche mit ma-         Carola Hlawatschke vom
Tatsachen geholt hast. Ja, manchmal kamen      chen durfte, auch wenn es nicht in meiner        Sozialbegleitenden Dienst im
mir die Tränen, ich musste Dir im Nachgang     Stellenbeschreibung stand bzw. meiner Ge-          Diakonieverein kennt Lucie
aber häufig Recht geben. Ich habe Deine        haltsklasse entsprach!                           Zschiegner eine halbe Ewigkeit.
Entscheidungen immer respektiert und das          Ich wünsche Dir ganz viel Gesundheit,          Und ist ihr von Herzen dank-
„Du“, glaube ich, nicht ausgenutzt, obwohl     Zufriedenheit und Freude mit Deinen En-           bar, dass sie so ist, wie sie ist.
ich schon gelegentlich gegenüber Mitarbei-     keln. Ich hoffe, dass ich immer noch bei
tern versucht habe zu vermitteln, damit sie    Euch bzw. mit Deinem Mann Kirschen
Dich und Deine Entscheidungen verstehen.       pflücken kann. Du kriegst dann auch Pilze,
   Ich habe Deinen Blick und Deine Weit-       wenn ich viel gefunden habe!
sicht für das „Ganze“ immer bewundert.            Ich danke Dir von ganzem Herzen – ich
Deinen unbändigen Elan, sich auf neue          hatte nur zwei Arbeitsstellen vorher, aber die
Dinge einzulassen und sie anzugehen, be-       in der Werkstatt war die Schönste!
wundere ich noch heute. Ich habe mich oft         Tschüss! In Verbundenheit, Carola

 Ihr Wissen stets geteilt
   Am 17. April 2001 begann ich meinen         Ihnen lernen. Sie haben Ihr Wissen
Dienst im Diakonieverein. Zu dieser Zeit       stets geteilt, mir die Freiheit für
waren noch zwei Wirtschaftsprüfer für die      eigene Entscheidungen und Erfah-
Soziale Dienste gGmbH und den Diako-           rungen gelassen und dafür gesorgt,
nieverein zuständig. Ich hatte meine erste     dass ich mich und meinen Bereich
Begegnung mit Herrn Irmscher von der           entwickeln konnte. Wenn ich zurück-
bundesweit tätigen Wirtschaftsprüfungsge-      schaue und all die Arbeitsjahre Revue
sellschaft Curacon und war ehrfürchtig vor     passieren lasse, so bin ich sehr dankbar
dem großen Thema Sozialwirtschaft.             für das große Vertrauen, dass Sie mir stets
   Die Werkstatt hatte gerade den zweiten      entgegenbrachten.
großen Bauabschnitt fertig. Der damalige          Sollte ich einige besondere Erlebnisse,
Architekt und die Behörden ließen die Ver-     Erfahrungen oder Ereignisse in unserer ge-        Patricia Metz, Verwaltungs-
wendungsnachweisprüfung zur größten He-        meinsamen Zusammenarbeit benennen,                 leitung im Diakonieverein,
rausforderung meiner beruflichen Tätigkeit     da denke ich an die Vorsteuerverrechnun-          hat hier am Anfang Blut und
im Verein werden... Bis heute.                 gen erster und zweiter Bauabschnitt, an die        Wasser geschwitzt. Nach all
   Spezielle Kenntnisse zur Sonderpostenbu-    Praktikantin Wirbelwind, an unser erstes         den gemeinsamen Jahren ist sie
chung, Gemeinnützigkeit und Umsatzsteuer       Schrottwichteln mit Herrn Beer und Frau          Lucie Zschiegner dankbar, dass
in Werkstätten waren ein Spaziergang da-       Tanhäuser und nicht zu vergessen an die           sie ihr immer mit Kompetenz
gegen. Zum Glück haben Sie, Frau Zschieg-      Mühen rund um unsere Administratoren.              und Pragmatismus zur Seite
ner, mir immer mit Rat und Tat, Kompe-            Ich wünsche Ihnen alles erdenklich Gute                 gestanden hat.
tenz und dem notwendigen Pragmatismus          für die Zukunft!
zur Seite gestanden. Ich konnte immer von          Mit den besten Grüßen, Patricia Metz

                                                                                                Jahresrückblick 2019 | 17
Der Diakonieverein e. V. Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhaini-
                                                                                    chen ist ein gemeinnütziger Träger evangelischer Sozialar-
                                                                                    beit. Wir brauchen Ihre Unterstützung und Ihre Spenden.
                                                                                    Die Geschichte der Diakonie ist immer auch eine Geschich-
                                                                                    te des Spendens und der Nächstenliebe. Zahlreiche Partner,
                                                                                    Privatpersonen und Unternehmen haben schon für den
                                                                                    Diakonieverein e. V. gespendet. Bitte spenden auch Sie!

Wir brauchen
                                                                                                Spendenkonto für den Diakonieverein e.V.
                                                                                                Bank: Bank für Kirche und Diakonie
                                                                                                IBAN: DE 90 3506 0190 1566 1010 21
                                                                                                BIC: GENODED1DKD

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                                                                                    Bitte geben Sie bei einer Spende immer auch Ihre Anschrift
                                                                                    ein, damit wir Ihnen eine Spendenquittung zuschicken
                                                                                    können!

                                                                                                             Spendenzweck Teilhabe

                                                                                    Unsere Fördergruppe ist eine pädagogische, teilstationäre
                                                                                    Einrichtung mit einer Kapazität von 30 Plätzen. Sie besteht
                                                                                    aus 5 Gruppen, die unter Berücksichtigung der UN-Behin-
                                                                                    dertenrechtskonventionen ganzheitlich eine Förderung zum
                                                                                    selbstbestimmten Leben und zur vollen Teilhabe am Leben
                                                                                    in der Gemeinschaft anbieten.

                                                                                                              Spendenzweck Freizeit

                                                                                    Der Familienunterstützende Dienst (FUD) Wolfen versteht
                                                                                    sich als Dienstleister für Familien mit außergewöhnlichen
                                                                                    Betreuungsbedürfnissen. Betreut werden Kinder, Jugendli-
                                                                                    che und erwachsene Menschen mit und ohne Behinderung
                                                                                    sowie ältere Menschen und Menschen mit demenziellen
                                                                                    Erkrankungen.

                                                                                                             Spendenzweck zu Hause

                                                                                    Wir haben 92 Wohnplätze für Menschen mit Behinderun-
                                                                                    gen. In dem Haus Wichern (Wolfen), dem Haus Friederike
                                                                                    (Zschornewitz), dem Ambulant betreuten Wohnen und dem
                                                                                    Intensiv betreuten Wohnen finden Menschen ihr Zuhause.

           Impressum                                           9 (1), 13 (1), 14 (2),15 (1), 16 (1), 17 (2), 21 (3),
                                                              23 (2), 24 (2), 36 (2), 37 (7), 38 (3), 39 (3), 43 (2)
                                                                                                                       Grafiken, m:sp Mediengestaltung St. Pudenz-Pech:
                                                                                                                                       S. 6, 7, 8, 9, 44
       Rückblick 2019/2020                                  Adobe Stock: S. 1 (1) + 4 (1) + 42 (1): Claudia Löw,
                                                              8 (1): pikselstock, 10 (1): asife, 11 (1): philidor,              Druck: Harzdruckerei GmbH
             Herausgeber und v.i.S.d.P.:                    12-17 (163): upixa, 18 (2): M.Dörr & M.Frommherz             Max-Planck-Str. 12/14 • 38855 Wernigerode
     Ulrike Petermann, Theologischer Vorstand                Dana Kadell: 4 (1), 18 (1), 19 (1), 20 (2), 26 (2),          Tel. 03943 5424-31 • Fax 03943 5424-30
    Lucie Zschiegner, Kaufmännischer Vorstand               27 (3), 28 (1), 29 (3), 30 (2), 31 (3), 32 (2), 33 (1),
                                                                     34 (3), 35 (3), 36 (1), 40 (1), 42 (2)                      Kontakt: Diakonieverein e.V.
    Redaktion: Dana Kadell, Stefanie Eiserbeck              Andreas Hofmann: S. 1 (4), 4 (2), 14 (1), 22 (1), 23 (1)          Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainichen
 Layout/Gestaltung: D. Kadell | m:sp Mediengestal-                         Andreas Rothe: S. 13 (1)                         Lützowweg 1 • 06766 Bitterfeld-Wolfen
   tung St. Pudenz-Pech, www.stephanie-pech.de                    MZ, Katrin Madeleine Zaruba: S. 12 (1)                               Tel. 03494-36670
  Fotos, Diakonieverein Bitterfeld-Wolfen-Gräfen-                 Stadt Bitterfeld-Wolfen: S. 4 (1) + 16 (1)                       info@diakonie-wolfen.de
  hainichen: S. 1 (4), 2 (1). 3 (1), 4 (5), 5 (1), 7 (1),          Karikatur, Manfred Bofinger: S. 10 (1)                          www.diakonie-wolfen.de

 18 |                                           Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainichen
Nachmittags ist Kaffeezeit im Familienunterstützenden Dienst (FUD) Wolfen. Wer noch am Lützowweg ist, sitzt dann
        mit am Tisch (v.l.n.r.): Sarah, Nils, Mitarbeiter Felix Hamerla, FUD-Leiterin Kathleen Bessel, die Ehrenamtlichen Gudrun
             Schneider und Rick Dohse, dazwischen Marlon. Die anderen, die hier betreut werden, sind gerade zum Bowlen.

         „Das liebe ich, das hält mich fit,
          das ist meine Lebensaufgabe“
          So sieht die 64-jährige Gudrun Schneider ihr Engagement als Ehrenamtliche beim
       Familienunterstützenden Dienst Wolfen. Und der hätte ohne die Freiwilligen ein Problem.

 G
            udrun Schneider kommt nach              Einfach mal ausspannen – das ist für jeden   ihrer Alltagskompetenz beschnitten sind.
            ihrer Arbeit in den Familienun-      wichtig, um den Alltag mit Familie, Beruf       Dazu gehören Angebote der Nachmittags-
            terstüzenden Dienst am Lützow-       und Verpflichtungen auf Dauer meistern zu       betreuung, Integrationshilfen, Freizeitange-
weg in Wolfen, begrüßt alle mit „Hallo“ und      können. Feierabend, Wochenende und Fe-          bote, Ferienbetreuung und Reisen für alle
Küsschen. Die 64-Jährige ist hier die dienst-    rientage nutzen, um Kraft zu tanken. Anders     Altersgruppen. „Der FUD schafft Freiräume
älteste Ehrenamtliche, dabei seit 2006. Dem      ist es etwa bei Familien mit einem Kind, das    für die ganze Familie“, so Kathleen Bessel.
Gründungsjahr des Familienunterstützenden        ein Handicap hat. Ein Mädchen oder ein             Pause! Der Kaffee ist durch, duftender
Dienstes, kurz FUD, im Diakonieverein.           Junge mit Mehrfachbehinderungen: Eltern         Kuchen steht auf dem Tisch. Leckerer Stol-
   Es ist Kaffeezeit. Kinder und Betreuer de-    und Geschwister haben auch dann kaum            len. Für die Erwachsenen gibt‘s Kaffee, für
cken den Tisch, die Kaffeemaschine läuft...      Gelegenheit für eine erholsame Auszeit. Da-     die Kinder Tee und Brausen. Die Stimmung
   Eine gute Gelegenheit, jetzt etwas über       mit sie ihre „Akkus aufladen“ können, bietet    ist ausgelassen. Es wird gegessen, getrunken,
den FUD zu erfahren. „Wir helfen, bera-          der FUD Dienstleistungen an.                    gequatscht und viel gelacht.
ten, begleiten, unterstützen“, sagt Kathleen        Die Aufgabe: Qualifizierte Betreuung            Hier und jetzt werden gerade kleine
Bessel, Leiterin des FUD in Wolfen. Der          dauerhaft und vorübergehend eingeschränk-       Glücksmomente erlebt. Am Kaffeetisch.
Diakonieverein hat auch noch einen FUD           ter Kinder, Jugendlicher und Erwachsener           Sei einfach du selbst! Ja, das sind sie hier.
in Bitterfeld (Siehe Kontaktdaten auf S. 21!).   mit Behinderung oder Pflegebedarf, die in       Das steht so oft in Ratgebern zum Thema

                                                                                                       Jahresrückblick 2019 | 19
Glück. Sei du selbst! „Auf die Dauer nimmt
die Seele die Farbe der Gedanken an.“ Das
hat einmal der römische Kaiser Marc Aurel
gesagt. Ist ewig her, aber immer noch ein wei-
ser Spruch. Und stimmt auch heute, wenn‘s
ums Glück geht. Wie wir die Welt erleben,
hängt sehr davon ab, wie wir gerade drauf
sind. Wer positiv denkt, positiv ist, empfindet
leichter und öfter Glück.
   Hier strahlen gerade die Augen von Sa-
rah, Nils und Marlon und den anderen. Eine
positive Grundstimmung, die ansteckt. Im
FUD, in dem Gudrun Schneider immer
wieder sagt: „Wir sind hier wie eine große
Familie. Wir haben uns alle lieb.“
   Klingt vielleicht kitschig? Ist es aber nicht!
Der liebevolle Umgang hier miteinander sagt
mehr als Worte. Er macht stark, umarmt und
sprengt auch Grenzen. Die der Handicaps. Es
macht einen Unterschied, ob ich unglücklich
damit hadere, dass ich im Leben immer wie-
der an Grenzen stoße, oder ob ich das Glück
in den uns Menschen gesetzten Grenzen su-
che. Ein Mensch, der sich über Kleinigkeiten
freuen kann, wird immer glücklicher sein als
einer, dem nichts genug ist. Und genau das
passiert hier. Freude über kleine Gesten. Dass
liebe Menschen um einen herum sind. Und
frischer Kaffee, leckerer Kuchen...
   „Gudrun Schneider ist ein Multitalent.
Sie ist toll. Ich hätte gern mehr davon“,
schwärmt Kathleen Bessel. Was schätzt sie
konkret an ihr? „Zuverlässigkeit, Lebens-
freude, Vielseitigkeit, Engagement, Ein-
satzbereitschaft.“ Die Antwort kommt wie aus
der Pistole geschossen. Nachdenklich schiebt
sie dann hinterher: „Wir müssten zumachen
ohne die Ehrenamtlichen. Es ist schön, dass es
Menschen gibt, die sich freiwillig engagieren.“
Ob hier als Begleitung von Einkäufen oder
bei der Betreuung von Freizeitaktivitäten...
   In 600.000 Vereinen, 22.000 Stiftungen                      Gudrun Schneider kommt, begrüßt jeden mit Küsschen. Und redet mit Marlon,
und anderswo packen Menschen gemein-                         gibt ihm eine Klangschale (Foto unten). Die schlägt er mit einem Stab sanft an und
sam an, um Deutschland besser zu machen.                       genießt dann die feinsten Vibrationen der Klangschale, die den Körper erfüllen,
Es sind oft Ehrenamtliche, die dafür sorgen,                 Verspannungen lösen. Das hilft Marlon, von seiner Hyperaktivität herunterzukom-
dass aus einer Krise keine Katastrophe wird.                 men. Nils spielt mit den Lego-Bausteinen. Gudrun Schneider bestaunt seinen selbst
   „Unsere Familienunterstützenden Diens-                      gebastelten Bus. Links daneben Rick Dohse, der hier auch ehrenamtlich arbeitet.
te in Wolfen und in Bitterfeld beschäftigen
insgesamt fünf Festangestellte, die sich um
mehr als 200 Klienten kümmern. 60 Ehren-            unserer zu Begleitenden einzustellen. Ganz         Marlon kommt seit Oktober 2019 zwei
amtliche helfen uns hier und da“, sagt An-          wichtig ist eine positive Grundeinstellung      Mal die Woche nach der Schule in den FUD
nett Spott, als Geschäftsbereichsleiterin Ju-       zum Leben. Dafür ein großes Dankeschön!“        Wolfen. Hier hat er seine Spielkameraden.
gend und Familie im Diakonieverein für              Wichtig sei auch Geduld, ganz viel Ge-          Alle nehmen ihn so, wie er ist. „Er wird da
den FUD verantwortlich. 60 Ehrenamtliche            duld. Sagt‘s und zeigt auf Marlon. „Er muss     abgeholt, wo er steht“, sagt Kathleen Bessel.
klingt erst mal viel. Sind es aber nicht, sie       erst mal wieder runterkommen...“                   Und erzählt nun mehr über den FUD des
sind ja nicht alle auf einmal und ständig da.          Was heißt das? Gudrun Schneider kuschelt     Diakonievereins. „Der Umfang unserer Hil-
Und so erklärt Annett Spott: „Wir brauchen          eine Runde mit dem Zehnjährigen, schwatzt       feleistungen richtet sich nach den Bedürf-
unbedingt noch mehr Freiwillige!“                   mit ihm. Gibt ihm dann eine Klangschale         nissen der Betroffenen: stundenweise oder
   Es kann jeder mitmachen – ab 18 Jahre.           und einen Stab. Jeder seiner leichten Schläge   tageweise Betreuung – unter der Woche,
Ob berufstätig oder in Rente: Man muss              erzeugt Vibrationen, die den Körper erfüllen,   an den Wochenenden und in den Ferien.
sich Zeit nehmen und den Herausforde-               Verspannungen lösen. Marlon, gerade noch        Je nach individuellem Bedarf. Für Notfälle
rungen gewachsen sein. Worauf kommt es              hyperaktiv, wird zusehends ruhiger. Ja, er      auch rund um die Uhr.“
an? Kathleen Bessel sagt: „Auf Sozialkompe-         wird entschleunigt, ein bisschen. Nach ein         Menschen mit Behinderungen sind oft
tenz, Empathie, Offenheit. Die Bereitschaft,        paar Minuten rekelt er sich an der Seite von    über den gesamten Tag auf Begleitung und
sich auf die unterschiedlichen Tagesformen          Gudrun Schneider und lächelt zufrieden.         Hilfe angewiesen. Es fehlen ihnen in ihrem

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