RÜCKBLICK 2019/2020 - Diakonie Wolfen
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
RÜCKBLICK 2019/2020 Frauenpower Konkurrenzfähig Selbstbestimmt Was Lucie Zschiegner für den Warum die Wolfener Werkstätten Was das Pädagogikkonzept von Diakonieverein ist: Kaufmänni- mit ihren über 500 Beschäftigten Montessori an der Evangelischen scher Vorstand und Kümmerin. konkurrenzfähig sein müssen. Grundschule in Wolfen ausmacht. Seiten 12-17 Seiten 22-25 Seiten 30-35 www.diakonie-wolfen.de
EDITORIAL Unser Diakonieverein ist auf einem guten wirtschaftlichen Weg Lassen Sie mich noch einmal den Blick spräche zwischen Mitarbeitenden und Vor- auf 2019 lenken und über wichtige Ereig- gesetzten. Zur Wertschätzung gehört auch nisse stichpunktartig berichten! Eine kleine Aufmerksamkeit dazu. So erhalten unsere Auswahl nur, weil hier der Platz nicht reicht. Mitarbeitenden Glückwunschkarten zum Als persönlich einschneidend empfand ich Geburtstag und Einladungen zum Neu- das Ausscheiden meines langjährigen Vor- jahrsempfang. Nicht zu vergessen die be- standskollegen Bernd Rothe Anfang 2019. triebliche Altersvorsorge, an der wir uns als Ich bin froh, dass ich seit Mai Theologin Arbeitgeber beteiligen. Ulrike Petermann als Theologischen Vor- Ja, uns liegt das Wohlergehen unserer stand an meiner Seite habe. An vielen Punk- Mitarbeitenden am Herzen. Egal, ob in der ten konnten wir bereits von ihren Erfahrun- Verwaltung, in der Schule, im Kindergarten gen in unterschiedlichen Feldern profitieren. oder in der Werkstatt. So nehmen wir das Seit Jahren beschäftigt uns das Bundesteil- Gesundheitsmanagement ernst. Mit Unter- habegesetz. Das Ziel ist klar: die Bedingun- stützung der BKK Diakonie organisieren gen von Menschen mit Behinderung zu ver- wir für unsere Mitarbeitenden Gesundheits- bessern. Unsere Hoffnung war, dass dadurch wochen, Obsttage, Klangschalen-Massagen, endlich eine bundesweite Angleichung der Seminare zur emotionalen Intelligenz im Lucie Zschiegner Bedingungen in der Eingliederungshilfe er- Arbeitsalltag... Kaufmännischer Vorstand folgt. Doch nach einem auf Bundesebene Die Anforderungen sind ja auch hoch. Um mehr schlecht als recht gezimmerten Geset- der ständig steigenden Bürokratie und dem zesrahmen wird es nun den Ländern überlas- Aufwuchs an Verwaltungsaufgaben gerecht sen, das Gesetz mit Leben zu füllen. zu werden, mussten wir die zentrale Verwal- 2019 wurden die erforderlichen gesetzli- tung des Vereins personell verstärken. chen Rahmenbedingungen durch den Lan- Den Arbeitsaufwand erhöhte auch die Ende 2018 vom Diakonieverein und der Evangelischen Kirchengemeinde Bobbau- Wir profitieren von unserer neuen Wolfen-Nord gegründete Tochtergesell- schaft. Die DIAKONIE Erziehung und Unternehmensstruktur und dem Bildung gGmbH ist seit Januar Träger des Engagement unserer Mitarbeitenden. evangelischen Kindergartens im Christo- phorushaus. Der Verein ist seit Juni Allein- gesellschafter. Die Vernetzung mit anderen Bereichen der desrahmenvertrag auf den Weg gebracht. Diakonie gelingt immer besser. Das zeig- Seit Januar ist die Übergangsregelung in te im Juni das Integrative Sportfest unserer Kraft. Viele Anpassungen sind nötig, um ein Schule und der Wolfener Werkstätten mit funktionierendes System zu entwickeln. 300 Teilnehmern. Das war Inklusion pur. Da profitieren wir von unserer neu- Der Fokus muss auf den Menschen ru- en Unternehmensstruktur. Die unter der hen, die neben ihrer Arbeit bei uns auch Geschäftsleitung eingezogene Bereichslei- Hilfe in anderen Bereichen benötigen. Die tungsebene für die Eingliederungshilfe, die Aufgaben sind vielfältig, die der Begleitende Altenhilfe und die Jugendhilfe bilden eine Dienst leistet. Unsere Gruppenleiter sorgen Arbeitsstruktur mit den Stabsstellen Ver- dafür, dass unsere Beschäftigten gern zur waltung und Technik. Mit effizienteren Ar- Arbeit gehen. beitsabläufen. Apropos Personalführung. Wertschätzung Lucie Zschiegner, ist uns wichtig. Unser Verein bietet regel- Kaufmännischer Vorstand mäßig Fort- und Weiterbildungskurse des Diakonieverein e. V. an und jedes Jahr Personalentwicklungsge- Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainischen 2| Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainichen
EDITORIAL Über einen Raum im Wandel und Türen, die sich neu öffnen Den Diakonieverein e.V. Bitterfeld-Wol- nicht immer alles gleich reibungslos, klappt fen-Gräfenhainichen verstehe ich als Raum. nicht alles gleich besser. Nicht wegen der vielen Gebäude an ver- Nichtsdestotrotz: Wir müssen uns den schiedenen Standorten, sondern wegen sei- neuen Herausforderungen stellen, sonst wer- ner Menschen und ihren Leistungen. Ein den wir abgehängt. Der dynamische Wandel Raum erzeugt Schwingungen und Akkorde, der Arbeitswelt verändert unseren Alltag und aber auch Dissonanzen, Missklänge. All das den unserer Klienten, der demografische erzeugt Widerhall bei uns Menschen. Raum Umbruch verändert unsere Gesellschaft. verändert sich, er schrumpft und kann wach- Das erfordert neue Verständigungswege und sen. Raum ist Interaktion. Erlebnisraum, der neue Orientierungspunkte. mit uns spricht. Raum beeinflusst das Füh- Ich lade die Mitarbeitenden im Diakonie- len und Denken, den Umgang miteinander. verein und seinen Tochtergesellschaften dazu Jeden Tag neu. ein, die Veränderungen im Arbeitsalltag ak- „Du stellst meine Füße auf weiten Raum.“ tiv mitzugestalten! Stellen wir uns den Her- Ein Psalmvers der Bibel. Gottes Wort holt ausforderungen der Digitalisierung: Da, wo uns aus der Enge des Alltags: Befreit uns von die Beschäftigten der Werkstatt mit digitalen Zwängen und immer gleichen Verhaltens- Medien richtig umgehen wollen. Da, wo in Ulrike Petermann mustern. Es reißt uns aus dem Netz heraus, unserer Grundschule ein Digitalkonzept er- Theologischer Vorstand das uns nicht immer nur andere, sondern wartet wird. Da, wo der Begleitende Dienst auch wir selbst gelegt haben. oder die Erziehungsberatung verschlüsselt Räume haben Türen, die sich schließen – und sicher E-Mails an die offiziellen An- andere gehen auf. Welche Tür öffnen wir in- sprechpartner senden müssen. Wir wollen diesem Jahr? Für den Diakonieverein möchte unsere Mitarbeitenden dabeí gut ausstatten. ich hier zwei nennen. Dazu zählen die erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten, um mit dem rasanten Ver- änderungstempo Schritt halten zu können. Du stellst meine Füße Eine weitere Tür, die sich öffnet, ist der an- stehende Generationswechsel im Diakonie- auf weiten Raum. verein. Frau Zschiegner geht zum Jahresende (Psalm 31,9) 2020 in ihren wohlverdienten Ruhestand. Wer sie kennt, weiß, dass sie alle erforder- lichen Stellschrauben für einen geregelten Übergang justiert. Dafür möchte ich ihr Eine sich öffnende Tür ist die komplett auch ganz persönlich danken. Ihre Position neue EDV-Ausstattung. Neue Server und wird ab Januar 2021 neu besetzt. neue Lizenzen werden nötig. Ja, wir haben Gott schenkt uns immer wieder neuen nun eine ganz neue Infrastruktur mit einem Raum. Manchmal täuschen wir uns über die neuen Partner, der schon im Sommer 2019 eigene Situation. Gottes Wort schafft in uns die komplette Administration übernommen Perspektivwechsel, weil es Distanz zu uns sel- hat und unsere EDV-Landschaft verbessern ber schenkt. Gott begleitet uns. Er ist mit im soll. Eine gute und richtige Entscheidung, Raum. In diesem Sinne wünsche ich uns den wie sich immer wieder zeigt. Mut, alle zukünftigen Herausforderungen in Digitale Transformation, Vernetzung, Big- unserem Diakonieverein als sich öffnende Data, Internet der Dinge... Kein Bereich, in Türen zu begreifen und zu meistern! dem uns diese Schlagworte nicht begegnen. Die Digitalisierung bietet viele Chancen. Ulrike Petermann, Doch nur ein umsichtiger Wandel macht die Theologischer Vorstand vernetzte Welt auch zu einer besseren. Wenn des Diakonieverein e. V. etwas Neues eingeführt wird, läuft dadurch Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainischen Jahresrückblick 2019 | 3
INHALT 2 14 16 17 19 22 26 30 36 42 6 Jahresrückblick in Zahlen Zustände herrschten. Als Kuratoriums- dem Nebeneinander ist längst ein Mitein- Die Bereiche des Diakonievereins im vorsitzender musste er viele Fragen lösen. ander geworden. Gelebte Inklusion. Überblick: Wie viele haupt- und ehren- So auch jene Herausforderungen, um die amtliche Mitarbeitende es bei uns gibt. Fahrradwerkstatt aufzubauen. 30 Und an welchen Standorten. Wir stellen Hilfe zur Selbsthilfe Ihnen hier unsere verschiedenen Arbeits- Was die Montessori-Pädagogik an der bereiche kurz und knapp vor. 19 Eine Lebensaufgabe Evangelischen Grundschule Wolfen So sieht die 64-jährige Gudrun Schneider ausmacht. Was Selbstbestimmung mit ihr Engagement als Ehrenamtliche beim Motivation zu tun hat. Und was Eltern 10 Perspektivwechsel Familienunterstützenden Dienst Wolfen. noch so schätzen. Die Lernziele werden Es gibt viele gute Gründe, um beim Und der hätte ohne die Freiwilligen ein auf Grundlage reformpädagogischer Diakonieverein e. V. Bitterfeld-Wolfen- ernsthaftes Problem. Arbeitsweisen nach Maria Montessori ver- Gräfenhainichen zu arbeiten. mittelt. Orientierung geben die staatlichen Lehrpläne und die Richtlinien des Landes Wo Arbeit Identität stiftet Sachsen-Anhalt. 12 22 Eine Frau für alle Fälle Warum die Wolfener Werkstätten Lucie Zschiegner ist für den Diakonie- konkurrenzfähig bleiben müssen. Die fast 500 Beschäftigten realisieren Arbeiten 36 Stark in der Corona-Krise verein Kaufmännischer Vorstand und für seine Mitarbeitenden Kümmerin. Eine und Dienstleistungen auf Augenhöhe. Zu Wie der Diakonieverein nach dem 13. Entscheiderin, die Arbeit zwischen nötig den Geschäftspartnern des Diakoniever- März trotz Corona-Ausnahmezustandes und finanzierbar gestaltet, zwischen wün- eins gehören etwa 80 Handwerks- und die Herausforderungen meistert. Der Vor- schenswert und machbar. Nach nunmehr Industriebetriebe, aber auch Institutionen, stand hat einen Krisenstab einberufen, der fast 30 Jahren ist sie in Abschiedsstim- Kirchengemeinden, Vereine und Privat- die erforderlichen Maßnahmen ergreift. mung. Wegbegleiter aus dem Diakonie- personen aus der Region. Die Mitarbeitenden in allen Bereichen verein und der Kommunalpolitik erinnern ziehen an einem Strang. Da werden etwa sich an gemeinsame Herausforderungen die so nötigen Gesichtsmasken genäht... 26 und Episoden. Zuhause und glücklich Im Haus Wichern erfahren die Bewohner 42 Halt und Geborgenheit. Finden Teilhabe statt Ausgrenzung 14 Schlaflose Nächte Einkehr, und ihre Stimme wird gehört. Das Bundesteilhabegesetz hilft Men- Altbischof Axel Noack berichtet von Das ist ihre Fluchtburg und Heimat. Da- schen mit Behinderung. Seit Januar gibt den Anfängen des Diakonievereins. In vid Dauksch lebt hier und erzählt, wie sein es Neuerungen, von denen wir hier die der Wendezeit, als vielerorts chaotische Tagesablauf ist und wo er arbeitet. Aus wichtigsten auflisten. 4| Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainichen
Das war 2019 2019 war für den Diakonieverein e. V. Bereiche erfolgreich weiterentwickeln. Sie wurden dabei feierlich in die Grundschule Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainischen ein er- sieht das Zusammenwirken von wirtschaft- aufgenommen. folgreiches Jahr. Die wichtigsten Ereignisse: lichen Anforderungen und christlichem Menschenbild als entscheidend für die Be- Unser Jahresfest mit DIAKONIE Erziehung und Bildung wältigung der zukünftigen Aufgaben an. Ihr herbstlichem Bauernmarkt wird Träger der Evangelischen Kita Einführungsgottesdienst fand am 24. Mai in der Stadtkirche Bitterfeld unter Leitung von Am 7. September feierten wir und un- Seit 19 Jahren gibt es die Kindertages- Altbischof Axel Noack statt. sere Tochtergesellschaften DIAKONIE So- stätte der Evangelischen Kirchengemein- ziale Dienste gGmbH und DIAKONIE de Bobbau-Wolfen-Nord als Bildungs- Inklusion pur mit Erziehung und Bildung gGmbH mit allen und Lebensraum, in dem die vielfältigen integrativem Sportfest Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Bereiche der kindlichen Persönlichkeit Be- allen Beschäftigten, Bewohnerinnen und achtung finden und sich entfalten können. Die Evangelische Grundschule und Be- Bewohnern unser Jahresfest. Getreu dem Seit Januar ist sie nun Teil der DIAKONIE reiche der Eingliederungshilfe veranstalteten Motto „Herbstlicher Bauernmarkt“ prä- Erziehung und Bildung gGmbH, die zu un- im Juni ein Sportfest (Siehe Foto!). Es ging sentierten sich die einzelnen Arbeitsberei- serem Diakonieverein e.V. gehört. Am 15. dabei nicht um sportliche Höchstleistungen. che im Lützowweg 1 farbenfroh und gut Januar fand der feierliche Trägerwechsel statt. Die Teilnehmer hatten viel Spaß und vor al- gelaunt. Unsere Besucher ehrten mit uns Pfarrer Matthias Seifert überreichte sym- lem das Gefühl, dass man sich in allen Situa- die diesjährigen Jubilare im Verein. Unter bolisch einen bunten Schlüssel an Patricia tionen auch immer helfen kann. Dass das dem Slogan „Ich bin ein Diakonie-Geburts- Metz, Geschäftsführerin der DIAKONIE funktioniert, bewiesen die etwa 300 Teilneh- tagskind“ feierten wir mit der Evangelischen Erziehung und Bildung gGmbH. Der Verein mer aus allen Einrichtungen der Diakonie in Grundschule Wolfen (5 Jahre), dem Fami- hat die Gesellschafteranteile der Kirchenge- Bitterfeld, Wolfen und Gräfenhainichen, die lienunterstützenden Dienst Bitterfeld (5 meinde vollständig übernommen. sich beim Ballwerfen, Balancieren oder Tor- Jahre) und der Fördergruppe Wolfen (20 wandschießen beweisen konnten. Um den Jahre). Auf die Beine gestellt wurde das Neuer Theologischer Vorstand Effekt des gegenseitigen Kennenlernens und Jahresfest auch dieses Mal durch die fast nimmt die Arbeit auf der Hilfe weiter zu verbessern, wurden die 300 Mitarbeitenden des Diakonievereins Gruppen aus Beschäftigten und Schülern und der Tochtergesellschaften DIAKONIE Der Diakonieverein e.V. Bitterfeld-Wol- bunt gemischt. Soziale Dienste gGmbH und DIAKONIE fen-Gräfenhainichen hat Ulrike Peter- Erziehung und Bildung gGmbH. mann im Mai zu seinem neuen Theologi- Evangelische Grundschule schen Vorstand berufen. Sie tritt die Nach- startete ins neues Schuljahr Neuer Standort für die DIAKONIE folge von Bernd Rothe an, der den Diakonie- Soziale Dienste gGmbH verein aus gesundheitlichen Gründen verlas- Der Diakonieverein e.V. gründete am sen hat. Die 44-jährige Theologin ist verheira- 1. September 2014 die Evangelische Grund- Seit September werden durch die DIAKO- tet, hat vier Kinder und lebt in Halle (Saale). schule Bitterfeld-Wolfen mit einer Stamm- NIE Soziale Dienste gGmbH Dienstleistun- Bisher leitete sie den Bereich Unterneh- gruppe. Inzwischen gibt es vier Stammgrup- gen der Pflege und Betreuung für kranke und menskommunikation der Pfeifferschen pen mit insgesamt 72 Schülerinnen und hilfsbedürftige Menschen auch in Pouch und Stiftungen in Magdeburg. Mit ihr ge- Schülern. Am 11. August feierte die Schule Umgebung angeboten. Perspektivisch winnt der Verein eine erfahrene Mitar- ihren sechsten Einschulungsgottesdienst in wird sich das Leistungsangebot weiterentwi- beiterin der Diakonie und kann so alle der Johanniskirche in Wolfen. 19 Kinder ckeln und erheblich vergrößern. Jahresrückblick 2019 | 5
9,3 % Verwaltung 7,2 % Jugend und Familie Hauptamtliche 10,4 % Mitarbeitende Bildung nach Aufgabengebiet 45,1 % Eingliederungshilfe 28 % Hilfen für Senioren 280 Hauptamtliche Mitarbeitende 512 Beschäftigte Menschen mit Behinderung oder psychischer Erkrankung in den Wolfener Werkstätten 60 Ehrenamtliche Mitarbeitende Kuratorium Zentralverwaltung Vorstand Stabsstelle Technik Mitarbeitervertretung Kaufm. Vorstand Arbeitsschutz/Brandschutz Theol. Vorstand IT/Marketing/Datenschutz GB Altenhilfe GB Eingliederungshilfe GB Jugend und Familie GB Bildung DIAKONIE Wolfener DIAKONIE Soziale Dienste gGmbH JMD FUD EFB SPFH Erziehung und Bildung gGmbH Werkstätten Sanders- Begl. Pouch Zörbig Wolfen PL 1 PL 2 BBB FG Kindertagesstätte Christophorus dorf Dienst Sozialst. Sozialst. Sozialst. Sozialst. Haupt- Thalheim. GHC Q-Park werkst. Straße Tagespfl. Tagespfl. 8 WE 8 WE Wohnstätten Evangelische Grundschule Haus Haus IBW ABW Grundschule Hort Wichern Friederike 6| Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainichen
Eingliederungshilfe: » Einen Beitrag zur Arbeit unserer aner- kannten Werkstatt für Menschen mit Be- hinderung finden Sie auf den Seiten 22 bis Wolfener Werkstätten 25 und auch auf den Seiten 36 und 37. 512 Beschäftigte 4 Standorte 69 Mitarbeitende Eingliederungshilfe: Wohnstätten und Wohnangebote » Wie es ist, ein Zuhause im Wohnheim zu haben, erfahren Sie auf den Seiten 26 bis 29. 76 Bewohner in Wohnheimen 2 Wohnheime 16 Plätze Intensiv betreutes Wohnen 70 Klienten Intensiv ambulant betreutes Wohnen/ Ambulant betreutes Wohnen 57 Mitarbeitende Jahresrückblick 2019 | 7
DIAKONIE Soziale Dienste gGmbH » Nah am Menschen zu sein, gehört hier dazu. Was genau das in Zeiten von Corona bedeutet, erfahren Sie auf den Seiten 40 und 41. 450 Kunden in der ambulanten Pflege 4 Standorte 30 Plätze Tagespflege 18 Betreute Wohnungen 78 Mitarbeitende Jugend und Familie » Ob ein Offener Treff für Schüler und Azu- bis, Beratungsangebote für Familien und Migranten oder Erziehungsberatung, im ganzen Landkreis Anhalt-Bitterfeld sind wir vor Ort aktiv. Was Ehrenamtliche im 4 Familienunterstützenden Dienst leisten, Standorte erfahren Sie auf den Seiten 19 bis 21. 38 Ehrenamtliche 3 Beratungsstellen 20 Mitarbeitende 8| Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainichen
Evangelische Grundschule » Was die Montessori-Pädagogik an der Evangelischen Grundschule Wolfen ausmacht, können Sie auf den Seiten 30 Bitterfeld-Wolfen bis 35 nachlesen. 72 Schüler 4 Stammgruppen (Klassen) 12 Mitarbeitende Diakonie Bildung und Erziehung » Unseren Evangelischen Kindergarten gibt es nun schon 20 Jahre. Mehr dazu finden Sie auf den Seiten 38 und 39 im Corona- gGmbH Blog. Im Mai wurde das Klettergerüst fertiggestellt. 83 Kinder 17 Mitarbeitende Stand: Mai 2020, Diakonieverein e.V. Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainichen Jahresrückblick 2019 | 9
VIELE GUTE GRÜNDE ...um beim Diakonieverein e.V. Bitterfeld- Wolfen-Gräfenhainichen zu arbeiten Werte sind Ihnen wichtig? Uns auch! Die Diakonie ist die soziale Arbeit der evangelischen Kirche. Sie sind kein Kirchenmitglied und möchten dennoch mit uns zusam- menarbeiten, weil Sie unsere Werte teilen? Wie etwa unsere Vorstel- lung von Menschenwürde, Nächstenliebe und Solidarität mit den Schwachen? Dann sollten wir miteinander reden. Denn wir wissen, dass wir die Werte, für die die Diakonie steht, am besten gemeinsam mit unseren Mitarbeitenden vertreten können. 10 | Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainichen
Menschen sind uns wichtig! Ihnen ist ein familien- und mitarbeiterfreundlicher Arbeitgeber wichtig, der sich auch um Ihre Gesundheit kümmert? Für die Diakonie sind das ebenfalls sehr wichtige Themen, damit sich die Mitarbeitenden im Beruf und in der Ausbildung wohlfühlen. Die diakonischen Einrichtungen schätzen Sie als Menschen. Daher bieten wir Ihnen diese Vorteile: ► 30 Tage Urlaub und 13. Monatsgehalt (wird zweimal im Jahr je zur Hälfte ausgezahlt) ► zusätzliche betriebliche Altersvorsorge ► aktives Gesundheitsmanagement mit Seminarangeboten zu Zeit- und Stressmanagement ► regelmäßige Fortbildungsangebote ► Vereinbarkeit von Beruf und Familie (Unterstützungsangebote für Eltern oder pflegende Angehörige) Wertvoll! Bei uns verdienen Sie gut! Wenn es für Sie wichtig ist, angemessen zu verdienen, laden wir Sie ein, sich bei unseren diakonischen Einrichtungen zu bewerben. Denn 90 Prozent der Einrichtungen der Diakonie zahlen nach Tarif und im Sozial- und Pflegebereich überdurchschnittlich. Dabei gibt es deutschlandweit verschiedene Tarife. Zusätzliche Leistungen – ohne zusätzliche Kosten: regelmäßige Fortbil- dungsangebote sind für uns selbstverständlich. Auch nicht schlecht und ziemlich einmalig: die betriebliche Altersvorsorge. Diese übernehmen momentan fast komplett die Arbeitgeber. Für Sie bedeutet das: mehr Rente. Reichhaltig! Wenn Sie bei uns arbeiten möchten, stehen Ihnen viele unterschied- liche Bereiche offen: ► Teilstationäre und ambulante Altenpflege ► Stationäre und ambulante Angebote für Menschen mit Behinderung ► Betreuung und Begleitung von Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderung ► Kindertagesstätte ► Grundschule ► Gastronomie ► Gebäude Services ► Verwaltung Wenn Sie wissen möchten, welche Jobs wir momentan konkret anbieten, dann besuchen Sie doch unsere Stellenbörse auf www.diakonie-wolfen.de/jobs! Natürlich freuen wir uns auch über Ihre Initiativbewerbung an bewerbung@diakonie-wolfen.de. Jahresrückblick 2019 | 11
Die Bauherrin bei der Grundsteinlegung für die Sozialstation Zörbig am 14. September 2010: Lucie Zschiegner (2. v. l.) hält die Hülse mit den Zeitdokumenten in ihren Händen. Eine Frau für alle Fälle Lucie Zschiegner: für den Diakonieverein Kaufmännischer Vorstand, für die Mitarbeitenden Kümmerin. Eine Entscheiderin, die Arbeit gestaltet zwischen nötig und finanzierbar, wünschenswert und machbar. E in Bild mit Symbolkraft: Lucie Zschiegner mit Bauhelm im Jahr 2010 bei der Grundsteinlegung für die Sozialsta- den Regeln des Marktes bestimmt. Wie in anderen Bereichen beantwortet sich die Frage danach, was angeboten werden kann, Grundrechte. Jeder Mensch ist ein Ebenbild Gottes. Von daher kommt jedem Menschen eine unverlierbare Würde zu. So nimmt dia- tion Zörbig. Als Bauherrin in Aktion. Und nicht allein am Hilfsbedarf der Menschen, konisches Handeln den ganzen Menschen zwar in Eigenschaft als Geschäftsführerin der sondern auch an der Finanzierbarkeit der wahr, begegnet ihm als partnerschaftliches DIAKONIE Soziale Dienste gGmbH. Eine Aufgaben. „Da sind wir in unserer betriebs- Gegenüber. Keiner ist mehr oder weniger Tochterfirma des Diakonieverein e. V. Bitter- wirtschaftlichen Kompetenz gefordert”, sagt wichtig, keiner mehr oder weniger „richtig“. feld-Wolfen-Gräfenhainichen. Den leitet sie Lucie Zschiegner. „Christliche Grundhaltung darf kein schon seit fast 30 Jahren. Erfolgreich! Schon in der Bibel ist von einer klugen Luxus sein, der bei guter Kassenlage dazu- Entscheiderin und Kümmerin, das ist Haushalterschaft die Rede. Im Unterschied kommt, sondern gehört immer zur Dia- Lucie Zschiegner. Das scheinen zwei Seiten zu privatwirtschaftlichen Unternehmen konie dazu. Diakonische Einrichtungen einer Medaille zu sein, die nicht zueinander wird von diakonischen Einrichtungen damit haben keine Absicht zur Gewinnmaximie- passen. Einerseits Zuwendung und christli- ein selbstloses Wirtschaften im Dienst am rung”, sagt Lucie Zschiegner. „Wir sind als ches Menschenbild, andererseits Managerin Nächsten erwartet. Und zwar sowohl von Diakonieverein der größte diakonische Ar- und Vorstand. Eine Aufgabe, die bisweilen deren Kunden, Klienten und Bewohnern als beitgeber im Landkreis Anhalt-Bitterfeld. auch harte und ungeliebte Entscheidungen auch Mitarbeitenden. Dem müssen diakoni- Ein wirtschaftliches Unternehmen, das sich nötig werden lässt. sche Einrichtungen gerecht werden. selbst finanzieren muss. Den wirtschaftli- Wie das geht? Es muss, sonst funktionie- Grundlage diakonischer Arbeit ist die chen Ertrag, den wir erzielen, setzen wir für ren heute diakonische Einrichtungen nicht. Überzeugung, dass jeder Mensch einzigartig diakonische Projekte ein.” Gemeinnützige Angebote und Aktivitäten ist. Die Würde jedes Einzelnen ist unantast- 1991 als gemeinnütziger Träger evangeli- der Sozialwirtschaft werden längst auch von bar. Für alle Menschen gelten die gleichen scher Sozialarbeit mit Sitz in Wolfen gegrün- 12 | Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainichen
det, sieht der Diakonieverein seinen Auftrag darin, aus christlicher Verantwortung Men- Bernd Rothe schen unabhängig von Abstammung und Konfession zu helfen, die auf Grund ihrer gesundheitlichen, sozialen oder psychischen sagt Danke Situation einer besonderen Unterstützung, Begleitung, Betreuung oder sonstiger Hilfe bedürfen. Also ein behüteter „Raum” mit Auf meine Tätigkeit als pädagogischer Förderung, Zuwendung und Herz. Vorstand schaue ich mit großer Dankbarkeit Lucie Zschiegner war von Beginn an zurück. Für mich war es immer etwas Beson- dabei. Als der Diakonieverein 1991 als ge- deres, im Auftrag der evangelischen Kirche meinnütziger Träger evangelischer Sozialar- mit unserem Kaufmännischen Vorstand, Lu- beit mit Sitz in Wolfen gegründet wurde, cie Zschiegner, die sozial-diakonische Arbeit war die Betriebswirtin bislang als ökonomi- des Diakonieverein e.V. zu gestalten. Es war „Wir sind ein sche Direktorin für die Sozialeinrichtungen eine sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit, Unternehmen, das im damaligen Landkreis Bitterfeld zuständig gewesen, und damit auch verantwortlich für an die ich gern zurückdenke. Jederzeit bereiteten wir ein neues Arbeits- sich mit anderen mes- die Werkstattbereiche. Und so war sie quasi gebiet oder eine Erweiterung vor. Bauvor- sen kann und muss.“ automatisch in die neue Aufgabe hineinge- wachsen. 1991 zunächst als Verwaltungslei- Lucie Zschiegner terin, ab 1995 als Geschäftsführerin und seit 2001 als Kaufmännischer Vorstand. Als Lucie Zschiegner 1991 hier anfing, be- treuten 13 Mitarbeitende 46 Menschen mit Handicaps, inzwischen sind es fast 300. Und die anerkannte Werkstatt für Menschen mit Behinderung hat knapp 500 Beschäftigte. Fast 30 Jahre sind nun vergangen. Die Welt befindet sich inzwischen in einem rasanten Wandel. Die soziale Daseinvorsorge hat große Umwälzungen erlebt. Zunehmende Bernd Rothe, Pädagogischer Einschränkungen der Leistungen des So- Vorstand, kam 1997 in den zialstaats haben eine Debatte auch um den Diakonieverein. Anfang 2019 gesellschaftlichen Stellenwert der Diakonie wurde er verabschiedet. entfacht. Die Herausforderungen sind hoch: Wie lassen sich universelle Werte und Nor- men, Menschenwürde und Solidarität, aber haben wurden durchgeführt. Personal aus- auch Freiheit und Selbstverwirklichung dia- gesucht und eingestellt. Viele Beratungen konisch begründen und umsetzen? absolviert. Die Arbeit in den Gremien und Die Ökonomisierung des Sozialen, die der Öffentlichkeit gestaltet. Zahlreiche Fes- rechtliche Ausdifferenzierung von Hilfssys- te spiegelten dabei die vielfältige, ereignis- temen und die Säkularisierung der Gesell- reiche und zuweilen rasante Entwicklung schaft haben die diakonische Arbeit stark unserer Diakonie wider. verändert. Enge zeitliche und finanzielle Ich erinnere mich zum Beispiel an die Vorgaben zwingen in der sozialen Arbeit zur Grundsteinlegung der Fördergruppe im Rationalisierung, für zwischenmenschliche Lützowweg an einem ungewöhnlich heißen Begegnungen muss dennoch Raum bleiben. Sommertag, bei dem jeder ins Schwitzen In den Bereichen der Diakonie, in denen kam. Oder die Grundsteinlegung der Werk- soziale Leistungen auf Grund sozialrechtli- statt in Gräfenhainichen bei frostigen Tempe- cher Ansprüche refinanziert werden, greifen raturen, wo sich jeder gern am heißen Kaffee die sozialrechtlichen Vorgaben oft weit in wärmte, oder die Grundsteinlegung der So- das Leistungsgeschehen ein und erzeugen zialstation Zörbig, bei der es in Strömen reg- Zwänge. Eine engagierte soziale Arbeit, die nete und keiner trocken geblieben war... So sich von den Belangen der Hilfesuchenden vielfältig und herausfordernd wie das Leben her versteht, muss sich diesen Herausforde- sein kann, so erlebte ich unsere Vorstands- rungen stellen. arbeit: Oft außergewöhnlich und spannend, Und so lautet Lucie Zschiegners Fazit: aber auch in der Gewissheit des Glau- „Eine christliche Unternehmensführung bens, alle Dinge mit Gottes Segen zu tun. braucht hohe Fachlichkeit, Engagement und So sage ich noch einmal allen Danke für Menschlichkeit, eine innere Haltung eben. die stets sehr gelungene Zusammenarbeit, Nicht nur von den Führungskräften und für die gemeinsamen Wege und für die wun- Vorständen, sondern von allen Mitarbeiten- derbare Zeit des beruflichen Miteinanders. den. Das ist Diakonie im besten Sinne.“ Bernd Rothe Jahresrückblick 2019 | 13
Weggefährten +++ Weggefährten +++ Weggefährten Schlaflose Nächte für die Diakonie Altbischof Axel Noack über die Anfänge des Diakonievereins. Auszug aus seiner Biografie von 2019. „Ach, schön warm ist es hier“, freut sich zeischule. Nur der Sockel steht noch. An vor der Mahlzeit die Hände. Dann stöhnt er Axel Noack. Wir sind auf unserer Tour ihm befindet sich eine Tafel, die an die Ge- leise und dankbar: „Ach, wunderbar.“ durch das kalte Wolfen in der ehmaligen schichte des Ortes erinnert. „Beim Schleifen Um uns her sitzen Behinderte und Nicht- Polizeischule gelandet. Von deren frühe- der Denkmale verschont man den Sockel, behinderte, essen gemeinsam und hinter- ren Aufgaben ist allerdings nichts mehr man könnte ihn noch brauchen“, zitiert lassen ein gleichtöniges Geklapper des Ge- zu sehen. Die zweistöckigen Häuser sind Axel Noack den Autor Bertolt Brecht. schirrs. Axel Noack lässt die Geschichte der schmuck renoviert. Im Haupthaus befindet Bis 13 Uhr hat die Küche geöffnet. Wolfener Diakonie Revue passieren. Das sei sich ein großer heller Raum, der Arbeits- „Kommse mal mit“, sagt die freundliche am Anfang kein Zuckerschlecken gewesen. raum, in dem sich auch Axel Noack aufhält Diakonie-Mitarbeiterin. Wohin er auch Schlaflose Nächte habe er gehabt, erinnert und arbeitet, wenn er hier ist. Denn er ist kommt, überall wird er herzlich begrüßt. sich der Pfarrer, der sich Zeit seines Lebens Kuratoriumsvorsitzender des Diakoniever- Wir landen im großen Speisesaal an der den Behinderten besonders verbunden ein e. V. Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhaini- Essensausgabe. An einer großen Tafel ist fühlt. Auch in Wolfen hatte alles – wie so chen, der am 6. April 1991 als gemeinnüt- das Angebot ordentlich verzeichnet. Ich oft bei ihm – mit einer handfesten Notlage ziger Träger evangelischer Sozialarbeit mit entscheide mich für Fischstäbchen für 3,50 begonnen... Sitz in Wolfen gegründet wurde. Heute ist Euro. „Herr Noack, Bolognese?“, fragt die Am Wolfener Markt, erzählt er, gibt es er einer der größten Arbeitgeber am Ort. Mitarbeiterin. „Ja, machen se was druff“, eine kleine Werkstatt für Arbeitstherapie, in Der Blick geht nach draußen auf die Fel- entgegnet der. Macht zusammen 6,60 Euro. der auch Menschen mit Behinderungen be- der und das geschleifte Denkmal der Poli- Wir setzen uns, wie immer faltet Axel Noack schäftigt sind. Im Chemiewerk, das – wie 14 | Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainichen
Weggefährten +++ Weggefährten +++ Weggefährten andere volkseigene Betriebe auch – eine sie eine Summe von 600.000 Mark als Be- bestimmte Anzahl von Behinderten be- dingung. Die müssen zuvor auf den Tisch schäftigen musste, werden die Behinderten gelegt werden, um die frühere Polizeischule zuerst entlassen. In ihrer Not gehen sie zum als Einrichtung für Behinderte übernehmen Markt und hoffen, dort einen Arbeitsplatz zu dürfen. „Wären wir einfach nur einge- zu ergattern. Doch die kleine Werkstatt zogen, hätte kein Hahn danach gekräht“, kann den Ansturm nicht bewältigen. Da ärgert sich Axel Noack noch heute. Inzwi- klopfen die Mitarbeiter der Arbeitsthera- schen, während die Verhandlungen noch pie am Pfarrhaus und fragen, was sie ma- laufen, kommen Vandalen, zerstören die chen sollen. Sie haben gerademal zehn oder Druckerei, zerschlagen die Fenster und be- fünfzehn Menschen angestellt. Auch sie schmieren die Wände. kommen mit der Erwartung: „Pfarrer, nun Doch am Ende übernimmt die Dia- mach mal!“ konie das Gelände doch. „Für den un- Und der Pfarrer macht. Er gründet eine terirdischen Schießkanal haben wir zum kleine, bescheidene Fahrradwerkstatt. Glück einen Schützenverein gefunden“, Schließlich sind die Menschen hier nach wie zeigt sich Axel Noack erleichtert. Anfangs vor mehrheitlich per Rad unterwegs. Als Fi- gibt es kein Wasser und keinen Strom. Als nanzchefin ist von Anfang an Lucie Zschieg- Kuratoriumsvorsitzender muss Axel Noack ner dabei. Bei der Anstellung der Behinder- unzählige praktische Fragen lösen. Dazu ten muss der Landkreis einbezogen werden. zählen die Verhandlungen mit der Stadt für „Doch die hatten ja genauso wenig Ahnung eine Abwasseranlage. Er zieht von Haus zu wie wir“, sagt Axel Noack. Dann muss der Haus durch die Wohnsiedlungen, um zu Antrag für eine neue Werkstatt gestellt wer- klären, wo die Abwasserleitungen liegen, den, weil die alte zu klein geworden ist. Sie an die man sich anschließen könne. Das hat zwar einen riesigen Keller, doch der ist Problem: Überall wohnen die ehemaligen mit Ersatzteilen „zugebunkert“. Chefs der Polizeischule, die offensichtlich Die schwere Entscheidung steht an, ob Freude daran haben, die Bemühungen der die Diakonie die leerstehende Polizeischule neuen Nutzer zu torpedieren oder doch zu für ihre Arbeit übernimmt. Bei der Schu- erschweren. So verwehren sie dem Pfarrer lung der Wahlhelfer hatte Axel Noack auch so manches Mal den Zutritt zu ihrem schon einmal vorsichtig hier angefragt. Die Gelände. „Schon allein die Frage, ob wir Axel Noack, der frühere Bischof Auffanggesellschaft ist froh, dass sich über- mal in den Garten schauen dürften, ob da der Kirchenprovinz Sachsen, war haupt jemand für das riesige Gelände mit ein Rohr durchgeht, war ihnen zu viel“, er- seit Mitte der 1980er Jahre und den zahlreichen Gebäuden interessiert, ob- innert er sich. bis zu seinem Wechsel ins Bi- wohl die ja für schulische Zwecke ausgelegt Axel Noack sitzt in dem modernen Ar- schofsamt 1997 Pfarrer in Wol- sind und es keine Abwasseranlage gibt. beitszimmer auf dem Diakonieglände. fen im Kirchenkreis Bitterfeld. Aber ist das nicht alles viel zu groß? Im- Dankbar erinnert er sich, wie die Werkstatt Der 70-Jährige ist Vorsitzender merhin hat das Areal die Größe von rund aus Nordenham bei Bremen beim Aufbau des ehrenamtlichen Kuratoriums zehn Fußballfeldern, auf denen sich ein geholfen hat. Denn schnell wurde die Ar- des Diakonieverein e.V. Bitter- Hundezwinger, Übungsfelder, Gebäude beit der Fahrradwerkstatt erweitert. Andere feld-Wolfen-Gräfenhainichen. mit Unterrichtsräumen, eine Druckerei Arbeitsfelder kommen hinzu. Verträge mit und das große Kulturhaus befinden. „Tolle Betrieben müssen geschlossen werden. Etwa Das Kapitel „Schlaflose Nächte Räume mit getäfelten Wänden waren das“, mit der Klebstoff-Firma Uhu, für die in ei- für die Diakonie“ ist aus dem sagt Axel Noack. Die Entscheidung darü- ner neu einzurichtenden Behindertenwerk- 2019 erschienen Buch „Axel ber habe ihm manch schlaflose Nacht be- statt Verpackungsschachteln befüllt werden. Noack – Biografie eines froh- schert. „Es war ein wahnsinniger Kampf“, Gurte für Kinder werden bald hergestellt, gemuten Protestanten“ von Bet- sagt er im Rückblick. Dabei geht es ja vor ebenso Augenklappen. Die ersten Aufträge tina Röder mit freundlicher allem darum, behinderten Menschen, die kommen direkt von den Partnern in Nor- Genehmigung entnommen bei Umbruchprozessen als Erste unter die denham: Verpackungsschachteln, Nähsa- worden. Wartburg Verlag Räder zu kommen drohen, eine Perspektive chen. „Heute schicken wir denen Arbeit GmbH, Weimar zu schaffen. hin“, sagt Axel Noack. Die Diakonie hat ISBN 978-3-86160-565-2. Anfang der 1990er Jahre, als noch so inzwischen 180 Mitarbeiterinnen und Mit- ziemlich alles und nichts möglich ist, hätte arbeiter, die die Arbeit hier in Wolfen be- man sicher hier einfach einziehen können. treuen und für einen reibungslosen Ablauf Das aber machen sie bewusst nicht. Der sorgen, 400 Behinderte sind angestellt. Antrag auf Nutzungsänderung durch die Auch ein Fahrradgeschäft gibt es immer Initiatoren der Diakonie ist dann fast der noch auf dem Diakonie-Gelände. Stolz Ruin. Axel Noack karikiert die Situation zeigt Axel Noack die moderne Einrich- nicht ohne Genugtuung, dass die Bürokra- tung, in der man preiswert einen Draht- ten am Ende doch nicht siegten. „Sie kamen esel erwerben kann. Auch die Liebe zum mit der westlichen Heimbauverordnung, Fahrrad, die Freiheit, die man auf zwei maßen, wie groß der Abstand vom Klobe- Rädern genießt, hat ihn sein ganzes Leben cken zum Wasserhahn ist.“ Dann nennen begleitet. Jahresrückblick 2019 | 15
Weggefährten +++ Weggefährten +++ Weggefährten Starke Partnerschaft für die Gemeinschaft Der Diakonieverein e. V. Bitter- Adventsmarkt des Vereins und seine Teil- feld-Wolfen-Gräfenhainichen ist ein nahme an städtischen Festen wie dem Se- engagierter und wichtiger Verein in niorenmarkt der Stadt und am Bitterfelder unserer Stadt Bitterfeld-Wolfen. Ein Hafenfest, das größte Stadtfest der Region breit aufgestellter und starker Partner mit nahezu 10.000 Besuchern. gerade bei sozialen Themen. Der gesunde Mix macht‘s: Kern- Ich denke da etwa an die Ansied- aufgaben, Präsentation des Vereinslebens lung der Evangelischen Grundschule in und Teilnahme am gesellschaftlichen Leben Trägerschaft des Vereins. Damit wurde die in der Stadt mit Frau Zschiegner voran. Sie Bildungslandschaft unserer Stadt um einiges ist ein Machertyp. Den Verein hat sie ge- attraktiver. prägt, gestaltet und dabei stets die Zahlen Oberbürgermeister Armin Und in der Krise der Solarindustrie, die im Auge. Mit einem Mut zu Investitionen Schenk sitzt seit dem unsere Stadt mit Wucht traf, setzte der Dia- und dem richtigen Blick für neue Perspekti- 6. März 2017 hinter dem konieverein ein positives Signal mit dem Um- ven. Sie nimmt Herausforderungen an und Schreibtisch im großen Raum zug in den Q-Park, also die Schaffung neuer stemmt sie gemeinsam mit ihrem Team. des Wolfener Rathauses und Räumlichkeiten dort für seine Werkstätten. Respekt! lenkt die Geschicke der Er ist ein verlässlicher Arbeitsgeber in der Ja, ich bin begeistert, was der Diakonie- Doppelstadt Bitterfeld-Wolfen. Region, der Menschen mit Behinderung verein und die Menschen, die ihn prägen, Teilhabe am gesellschaftlichen Leben er- geschaffen haben. Ich bin stolz, dass Sie alle möglicht. Teil unserer Stadtgesellschaft sind. In der Kürze kann ich hier nur stichpunkt- Danke, Frau Zschiegner, für Ihr Engage- artig Beispiele nennen, was der Diakoniever- ment, Ihre Leidenschaft und das Herz, das ein und Frau Zschiegner für uns bedeuten. Sie stets in Ihre Arbeit eingebracht haben! Gern erinnere ich mich an den jährlichen Alles, alles Gute! Armin Schenk Auf sie ist stets Verlass 2002 begann ich als Zivildienstleisten- nach der Prüfung des Konzepts anvertraut der für den Diakonieverein zu arbeiten. wurde. Dass mir diese Möglichkeit gegeben 2003 wurde ich dann dort fest eingestellt. wurde, habe ich neben harter Arbeit auch Im Bereich der Fördergruppe konnte ich fast der Unterstützung von Frau Zschiegner zu 13 Jahre eine Menge lernen und auch bewir- verdanken. ken. Hier wurde unsere Arbeit im Team und 2018 wurde ich auf Wunsch einiger Kol- auch in der Einzelbetreuung stets von Frau legen in die Mitarbeitervertretung gewählt. Zschiegner unterstützt und mit allem, was Seither trete ich nicht nur als Angestellter, wir zur Erleichterung wirklich brauchten, ver- sondern auch als Vertreter der Mitarbeiter Marco Schneider ist Stellvertre- sorgt. des Diakonievereins mit ihr in Kontakt. Sie tender Vorsitzender der Mitar- Nach meinen Erfahrungen steht sie neu- hat stets ein offenes Ohr für jegliche Ange- beitervertretung im Diakonie- en Ideen offen gegenüber und schafft im- legenheiten, ob positiv oder negativ. In den verein. 2002 begann er hier als mer den Spagat zwischen menschlicher und Gesprächen tritt sie mir gegenüber immer Zivildienstleistender. Inzwischen kaufmännischer Entscheidung. So zum Bi- respektvoll und offen auf. Probleme werden ist er Gruppenleiter in den spiel die Kita, die Grundschule und weitere besprochen und Lösungen gesucht. Auch als Wolfener Werkstätten. In all Pflegestützpunkte. 2016 begann für mich „Angestellter“ suche ich immer noch gern das den Jahren hat er oft festgestellt, ein neuer Abschnitt meines Arbeitslebens, Gespräch mit ihr. Egal, ob im Dienst oder bei dass man mit Frau Zschiegner die Gründung einer neuen Gruppe entspre- einer der vielen Veranstaltungen des Vereins. über alles reden kann. chend meiner kreativen Fähigkeiten und Mich persönlich fasziniert, wie sie alles die Möglichkeit, diese zu leiten. Kreative souverän meistert und nie das Ziel aus den Förderung und Herstellung von Eigenpro- Augen verliert. dukten war meine Vorstellung, welche mir Alles Gute! Marco Schneider 16 | Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainichen
Weggefährten +++ Weggefährten +++ Weggefährten Weitsicht Liebe Lucie, ich werde nie die Dienstberatung im März 1993 in Gräfenhainichen vergessen, die in und Elan einem feucht-fröhlichen Beisammensein mündete. Du hast mir damals das Du an- geboten, und ich war stolz darauf. Aber ich bewundert werde auch nicht meinen aufgeregten, in der Küche sitzenden Mann vergessen, der nicht wusste, wo ich um 22 Uhr noch war... Ich möchte Dir von ganzem Herzen für die anstrengenden, aber schönen gemeinsa- men Jahre danken, auch wenn Du neulich gefragt, wo Du die Kraft hernimmst, aber erst zu mir gesagt hast, dass wir uns nicht die Werkstatt war ja Dein „drittes Kind“. bewusst waren, wie schön es war. Ich danke Ich danke Dir, dass Du mir geduldig zu- Dir, dass Du immer Wert auf meine Mit- gehört hast, wenn mich etwas bedrückt hat, arbeit und meine Meinung gelegt hast. Dass und auch dafür, dass Du so viel Vertrauen Du mich „groß“ gemacht hast, mich mit hattest, mir auch mal Deine Sorgen und meiner sozialarbeiterischen „Gefühlsduselei“ Nöte anzuvertrauen. Ich danke Dir, dass ich das ein oder andere Mal auf den Boden der gelegentlich Canapees in der Küche mit ma- Carola Hlawatschke vom Tatsachen geholt hast. Ja, manchmal kamen chen durfte, auch wenn es nicht in meiner Sozialbegleitenden Dienst im mir die Tränen, ich musste Dir im Nachgang Stellenbeschreibung stand bzw. meiner Ge- Diakonieverein kennt Lucie aber häufig Recht geben. Ich habe Deine haltsklasse entsprach! Zschiegner eine halbe Ewigkeit. Entscheidungen immer respektiert und das Ich wünsche Dir ganz viel Gesundheit, Und ist ihr von Herzen dank- „Du“, glaube ich, nicht ausgenutzt, obwohl Zufriedenheit und Freude mit Deinen En- bar, dass sie so ist, wie sie ist. ich schon gelegentlich gegenüber Mitarbei- keln. Ich hoffe, dass ich immer noch bei tern versucht habe zu vermitteln, damit sie Euch bzw. mit Deinem Mann Kirschen Dich und Deine Entscheidungen verstehen. pflücken kann. Du kriegst dann auch Pilze, Ich habe Deinen Blick und Deine Weit- wenn ich viel gefunden habe! sicht für das „Ganze“ immer bewundert. Ich danke Dir von ganzem Herzen – ich Deinen unbändigen Elan, sich auf neue hatte nur zwei Arbeitsstellen vorher, aber die Dinge einzulassen und sie anzugehen, be- in der Werkstatt war die Schönste! wundere ich noch heute. Ich habe mich oft Tschüss! In Verbundenheit, Carola Ihr Wissen stets geteilt Am 17. April 2001 begann ich meinen Ihnen lernen. Sie haben Ihr Wissen Dienst im Diakonieverein. Zu dieser Zeit stets geteilt, mir die Freiheit für waren noch zwei Wirtschaftsprüfer für die eigene Entscheidungen und Erfah- Soziale Dienste gGmbH und den Diako- rungen gelassen und dafür gesorgt, nieverein zuständig. Ich hatte meine erste dass ich mich und meinen Bereich Begegnung mit Herrn Irmscher von der entwickeln konnte. Wenn ich zurück- bundesweit tätigen Wirtschaftsprüfungsge- schaue und all die Arbeitsjahre Revue sellschaft Curacon und war ehrfürchtig vor passieren lasse, so bin ich sehr dankbar dem großen Thema Sozialwirtschaft. für das große Vertrauen, dass Sie mir stets Die Werkstatt hatte gerade den zweiten entgegenbrachten. großen Bauabschnitt fertig. Der damalige Sollte ich einige besondere Erlebnisse, Architekt und die Behörden ließen die Ver- Erfahrungen oder Ereignisse in unserer ge- Patricia Metz, Verwaltungs- wendungsnachweisprüfung zur größten He- meinsamen Zusammenarbeit benennen, leitung im Diakonieverein, rausforderung meiner beruflichen Tätigkeit da denke ich an die Vorsteuerverrechnun- hat hier am Anfang Blut und im Verein werden... Bis heute. gen erster und zweiter Bauabschnitt, an die Wasser geschwitzt. Nach all Spezielle Kenntnisse zur Sonderpostenbu- Praktikantin Wirbelwind, an unser erstes den gemeinsamen Jahren ist sie chung, Gemeinnützigkeit und Umsatzsteuer Schrottwichteln mit Herrn Beer und Frau Lucie Zschiegner dankbar, dass in Werkstätten waren ein Spaziergang da- Tanhäuser und nicht zu vergessen an die sie ihr immer mit Kompetenz gegen. Zum Glück haben Sie, Frau Zschieg- Mühen rund um unsere Administratoren. und Pragmatismus zur Seite ner, mir immer mit Rat und Tat, Kompe- Ich wünsche Ihnen alles erdenklich Gute gestanden hat. tenz und dem notwendigen Pragmatismus für die Zukunft! zur Seite gestanden. Ich konnte immer von Mit den besten Grüßen, Patricia Metz Jahresrückblick 2019 | 17
Der Diakonieverein e. V. Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhaini- chen ist ein gemeinnütziger Träger evangelischer Sozialar- beit. Wir brauchen Ihre Unterstützung und Ihre Spenden. Die Geschichte der Diakonie ist immer auch eine Geschich- te des Spendens und der Nächstenliebe. Zahlreiche Partner, Privatpersonen und Unternehmen haben schon für den Diakonieverein e. V. gespendet. Bitte spenden auch Sie! Wir brauchen Spendenkonto für den Diakonieverein e.V. Bank: Bank für Kirche und Diakonie IBAN: DE 90 3506 0190 1566 1010 21 BIC: GENODED1DKD Ihre Spenden! Verwendungszweck: Teilhabe/Freizeit/zu Hause Bitte geben Sie bei einer Spende immer auch Ihre Anschrift ein, damit wir Ihnen eine Spendenquittung zuschicken können! Spendenzweck Teilhabe Unsere Fördergruppe ist eine pädagogische, teilstationäre Einrichtung mit einer Kapazität von 30 Plätzen. Sie besteht aus 5 Gruppen, die unter Berücksichtigung der UN-Behin- dertenrechtskonventionen ganzheitlich eine Förderung zum selbstbestimmten Leben und zur vollen Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft anbieten. Spendenzweck Freizeit Der Familienunterstützende Dienst (FUD) Wolfen versteht sich als Dienstleister für Familien mit außergewöhnlichen Betreuungsbedürfnissen. Betreut werden Kinder, Jugendli- che und erwachsene Menschen mit und ohne Behinderung sowie ältere Menschen und Menschen mit demenziellen Erkrankungen. Spendenzweck zu Hause Wir haben 92 Wohnplätze für Menschen mit Behinderun- gen. In dem Haus Wichern (Wolfen), dem Haus Friederike (Zschornewitz), dem Ambulant betreuten Wohnen und dem Intensiv betreuten Wohnen finden Menschen ihr Zuhause. Impressum 9 (1), 13 (1), 14 (2),15 (1), 16 (1), 17 (2), 21 (3), 23 (2), 24 (2), 36 (2), 37 (7), 38 (3), 39 (3), 43 (2) Grafiken, m:sp Mediengestaltung St. Pudenz-Pech: S. 6, 7, 8, 9, 44 Rückblick 2019/2020 Adobe Stock: S. 1 (1) + 4 (1) + 42 (1): Claudia Löw, 8 (1): pikselstock, 10 (1): asife, 11 (1): philidor, Druck: Harzdruckerei GmbH Herausgeber und v.i.S.d.P.: 12-17 (163): upixa, 18 (2): M.Dörr & M.Frommherz Max-Planck-Str. 12/14 • 38855 Wernigerode Ulrike Petermann, Theologischer Vorstand Dana Kadell: 4 (1), 18 (1), 19 (1), 20 (2), 26 (2), Tel. 03943 5424-31 • Fax 03943 5424-30 Lucie Zschiegner, Kaufmännischer Vorstand 27 (3), 28 (1), 29 (3), 30 (2), 31 (3), 32 (2), 33 (1), 34 (3), 35 (3), 36 (1), 40 (1), 42 (2) Kontakt: Diakonieverein e.V. Redaktion: Dana Kadell, Stefanie Eiserbeck Andreas Hofmann: S. 1 (4), 4 (2), 14 (1), 22 (1), 23 (1) Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainichen Layout/Gestaltung: D. Kadell | m:sp Mediengestal- Andreas Rothe: S. 13 (1) Lützowweg 1 • 06766 Bitterfeld-Wolfen tung St. Pudenz-Pech, www.stephanie-pech.de MZ, Katrin Madeleine Zaruba: S. 12 (1) Tel. 03494-36670 Fotos, Diakonieverein Bitterfeld-Wolfen-Gräfen- Stadt Bitterfeld-Wolfen: S. 4 (1) + 16 (1) info@diakonie-wolfen.de hainichen: S. 1 (4), 2 (1). 3 (1), 4 (5), 5 (1), 7 (1), Karikatur, Manfred Bofinger: S. 10 (1) www.diakonie-wolfen.de 18 | Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainichen
Nachmittags ist Kaffeezeit im Familienunterstützenden Dienst (FUD) Wolfen. Wer noch am Lützowweg ist, sitzt dann mit am Tisch (v.l.n.r.): Sarah, Nils, Mitarbeiter Felix Hamerla, FUD-Leiterin Kathleen Bessel, die Ehrenamtlichen Gudrun Schneider und Rick Dohse, dazwischen Marlon. Die anderen, die hier betreut werden, sind gerade zum Bowlen. „Das liebe ich, das hält mich fit, das ist meine Lebensaufgabe“ So sieht die 64-jährige Gudrun Schneider ihr Engagement als Ehrenamtliche beim Familienunterstützenden Dienst Wolfen. Und der hätte ohne die Freiwilligen ein Problem. G udrun Schneider kommt nach Einfach mal ausspannen – das ist für jeden ihrer Alltagskompetenz beschnitten sind. ihrer Arbeit in den Familienun- wichtig, um den Alltag mit Familie, Beruf Dazu gehören Angebote der Nachmittags- terstüzenden Dienst am Lützow- und Verpflichtungen auf Dauer meistern zu betreuung, Integrationshilfen, Freizeitange- weg in Wolfen, begrüßt alle mit „Hallo“ und können. Feierabend, Wochenende und Fe- bote, Ferienbetreuung und Reisen für alle Küsschen. Die 64-Jährige ist hier die dienst- rientage nutzen, um Kraft zu tanken. Anders Altersgruppen. „Der FUD schafft Freiräume älteste Ehrenamtliche, dabei seit 2006. Dem ist es etwa bei Familien mit einem Kind, das für die ganze Familie“, so Kathleen Bessel. Gründungsjahr des Familienunterstützenden ein Handicap hat. Ein Mädchen oder ein Pause! Der Kaffee ist durch, duftender Dienstes, kurz FUD, im Diakonieverein. Junge mit Mehrfachbehinderungen: Eltern Kuchen steht auf dem Tisch. Leckerer Stol- Es ist Kaffeezeit. Kinder und Betreuer de- und Geschwister haben auch dann kaum len. Für die Erwachsenen gibt‘s Kaffee, für cken den Tisch, die Kaffeemaschine läuft... Gelegenheit für eine erholsame Auszeit. Da- die Kinder Tee und Brausen. Die Stimmung Eine gute Gelegenheit, jetzt etwas über mit sie ihre „Akkus aufladen“ können, bietet ist ausgelassen. Es wird gegessen, getrunken, den FUD zu erfahren. „Wir helfen, bera- der FUD Dienstleistungen an. gequatscht und viel gelacht. ten, begleiten, unterstützen“, sagt Kathleen Die Aufgabe: Qualifizierte Betreuung Hier und jetzt werden gerade kleine Bessel, Leiterin des FUD in Wolfen. Der dauerhaft und vorübergehend eingeschränk- Glücksmomente erlebt. Am Kaffeetisch. Diakonieverein hat auch noch einen FUD ter Kinder, Jugendlicher und Erwachsener Sei einfach du selbst! Ja, das sind sie hier. in Bitterfeld (Siehe Kontaktdaten auf S. 21!). mit Behinderung oder Pflegebedarf, die in Das steht so oft in Ratgebern zum Thema Jahresrückblick 2019 | 19
Glück. Sei du selbst! „Auf die Dauer nimmt die Seele die Farbe der Gedanken an.“ Das hat einmal der römische Kaiser Marc Aurel gesagt. Ist ewig her, aber immer noch ein wei- ser Spruch. Und stimmt auch heute, wenn‘s ums Glück geht. Wie wir die Welt erleben, hängt sehr davon ab, wie wir gerade drauf sind. Wer positiv denkt, positiv ist, empfindet leichter und öfter Glück. Hier strahlen gerade die Augen von Sa- rah, Nils und Marlon und den anderen. Eine positive Grundstimmung, die ansteckt. Im FUD, in dem Gudrun Schneider immer wieder sagt: „Wir sind hier wie eine große Familie. Wir haben uns alle lieb.“ Klingt vielleicht kitschig? Ist es aber nicht! Der liebevolle Umgang hier miteinander sagt mehr als Worte. Er macht stark, umarmt und sprengt auch Grenzen. Die der Handicaps. Es macht einen Unterschied, ob ich unglücklich damit hadere, dass ich im Leben immer wie- der an Grenzen stoße, oder ob ich das Glück in den uns Menschen gesetzten Grenzen su- che. Ein Mensch, der sich über Kleinigkeiten freuen kann, wird immer glücklicher sein als einer, dem nichts genug ist. Und genau das passiert hier. Freude über kleine Gesten. Dass liebe Menschen um einen herum sind. Und frischer Kaffee, leckerer Kuchen... „Gudrun Schneider ist ein Multitalent. Sie ist toll. Ich hätte gern mehr davon“, schwärmt Kathleen Bessel. Was schätzt sie konkret an ihr? „Zuverlässigkeit, Lebens- freude, Vielseitigkeit, Engagement, Ein- satzbereitschaft.“ Die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen. Nachdenklich schiebt sie dann hinterher: „Wir müssten zumachen ohne die Ehrenamtlichen. Es ist schön, dass es Menschen gibt, die sich freiwillig engagieren.“ Ob hier als Begleitung von Einkäufen oder bei der Betreuung von Freizeitaktivitäten... In 600.000 Vereinen, 22.000 Stiftungen Gudrun Schneider kommt, begrüßt jeden mit Küsschen. Und redet mit Marlon, und anderswo packen Menschen gemein- gibt ihm eine Klangschale (Foto unten). Die schlägt er mit einem Stab sanft an und sam an, um Deutschland besser zu machen. genießt dann die feinsten Vibrationen der Klangschale, die den Körper erfüllen, Es sind oft Ehrenamtliche, die dafür sorgen, Verspannungen lösen. Das hilft Marlon, von seiner Hyperaktivität herunterzukom- dass aus einer Krise keine Katastrophe wird. men. Nils spielt mit den Lego-Bausteinen. Gudrun Schneider bestaunt seinen selbst „Unsere Familienunterstützenden Diens- gebastelten Bus. Links daneben Rick Dohse, der hier auch ehrenamtlich arbeitet. te in Wolfen und in Bitterfeld beschäftigen insgesamt fünf Festangestellte, die sich um mehr als 200 Klienten kümmern. 60 Ehren- unserer zu Begleitenden einzustellen. Ganz Marlon kommt seit Oktober 2019 zwei amtliche helfen uns hier und da“, sagt An- wichtig ist eine positive Grundeinstellung Mal die Woche nach der Schule in den FUD nett Spott, als Geschäftsbereichsleiterin Ju- zum Leben. Dafür ein großes Dankeschön!“ Wolfen. Hier hat er seine Spielkameraden. gend und Familie im Diakonieverein für Wichtig sei auch Geduld, ganz viel Ge- Alle nehmen ihn so, wie er ist. „Er wird da den FUD verantwortlich. 60 Ehrenamtliche duld. Sagt‘s und zeigt auf Marlon. „Er muss abgeholt, wo er steht“, sagt Kathleen Bessel. klingt erst mal viel. Sind es aber nicht, sie erst mal wieder runterkommen...“ Und erzählt nun mehr über den FUD des sind ja nicht alle auf einmal und ständig da. Was heißt das? Gudrun Schneider kuschelt Diakonievereins. „Der Umfang unserer Hil- Und so erklärt Annett Spott: „Wir brauchen eine Runde mit dem Zehnjährigen, schwatzt feleistungen richtet sich nach den Bedürf- unbedingt noch mehr Freiwillige!“ mit ihm. Gibt ihm dann eine Klangschale nissen der Betroffenen: stundenweise oder Es kann jeder mitmachen – ab 18 Jahre. und einen Stab. Jeder seiner leichten Schläge tageweise Betreuung – unter der Woche, Ob berufstätig oder in Rente: Man muss erzeugt Vibrationen, die den Körper erfüllen, an den Wochenenden und in den Ferien. sich Zeit nehmen und den Herausforde- Verspannungen lösen. Marlon, gerade noch Je nach individuellem Bedarf. Für Notfälle rungen gewachsen sein. Worauf kommt es hyperaktiv, wird zusehends ruhiger. Ja, er auch rund um die Uhr.“ an? Kathleen Bessel sagt: „Auf Sozialkompe- wird entschleunigt, ein bisschen. Nach ein Menschen mit Behinderungen sind oft tenz, Empathie, Offenheit. Die Bereitschaft, paar Minuten rekelt er sich an der Seite von über den gesamten Tag auf Begleitung und sich auf die unterschiedlichen Tagesformen Gudrun Schneider und lächelt zufrieden. Hilfe angewiesen. Es fehlen ihnen in ihrem 20 | Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainichen
Sie können auch lesen