Sektion Tübingen des Deutschen Alpenvereins - Jahrgang Heft 2 Juni 2021

Die Seite wird erstellt Moritz Scholl
 
WEITER LESEN
Sektion Tübingen des Deutschen Alpenvereins - Jahrgang Heft 2 Juni 2021
130. Jahrgang
                        Heft 2
                                 Sektion Tübingen
                    Juni 2021    des Deutschen Alpenvereins
www.dav-tuebingen.de
Sektion Tübingen des Deutschen Alpenvereins - Jahrgang Heft 2 Juni 2021
Sprechen Sie
mit den Richtigen
über Geld.
                        Weil die Sparkasse
                        nah ist und auf
                        Geldfragen die richtigen
                        Antworten hat.

                                 Wenn‘s um Geld geht

 www.ksk-tuebingen.de
Sektion Tübingen des Deutschen Alpenvereins - Jahrgang Heft 2 Juni 2021
Liebe Bergfreundinnen und Bergfreunde,
                                                 ihr haltet diesmal ein etwas anderes Heft in der
                                                 Hand als ihr gewohnt seid: Während begeister-
                                                 te Tourenberichte sonst einen großen Teil des
                                                 Inhalts ausmachen, findet ihr in dieser Ausgabe
                                                 keinen einzigen Bericht aus dem vergangenen
                                                 Winter. Und so war es auch – das gesamte Tou-
                                                 ren- und Kursprogramm musste nach und nach
                                                 abgesagt werden. Leider ist auch jetzt im April
                                                 noch kein Ende sichtbar. Der Optimismus, mit
                                                 dem die Touren- und Kursleitungen ihre Ange-
                                                 bote für dieses Jahr geplant haben, wurde also
                                                 bisher noch nicht belohnt. Nun richtet sich un-
                                                 sere Hoffnung darauf, dass wir zumindest die
                                                 Sommersaison wieder zu gemeinsamen Unternehmungen nutzen können. Die
                                                 beiden Berichte vom Rimpfischhorn und Stubai lassen uns davon träumen.
                                                 Dass das Sektionsleben dennoch blüht und gedeiht, ist an den vielfältigen Akti-
Nachrichten der Sektion Tübingen                 vitäten zu erkennen, über die in diesem Heft berichtet wird:
des Deutschen Alpenvereins
130. Jg., Heft 2/2021                            Ein kleiner Paukenschlag ist der Pächterwechsel auf der Tübinger Hütte. Da
Herausgeber: Sektion Tübingen,                   Birgit Amann aus persönlichen Gründen die Hütte nicht länger führen konn-
1. Vorsitzender: Dieter Porsche                  te, mussten wir sehr kurzfristig nach einer Nachfolge suchen. Auf Seite 18 be-
BG Hechingen, 1. Vorsitzender: omas
Bodmer                                           kommt ihr einen Eindruck von unserem neuen Pächterpaar Julika und Patrick,
Geschäftsstelle der Sektion Tübingen             das sich mit einem bewundernswerten Elan in die Aufgabe stürzt. Sie freuen
Anschrift (Herausgeber und Redaktion)            sich schon sehr auf unsere neugierigen Blicke, wenn wir alle in diesem Sommer
Kornhausstraße 21, 72070 Tübingen
Tel.: 07071 23451, Fax: 07071 252295
                                                 zum Kennenlernbesuch auf die Hütte kommen.
Geschäftsführer: Matthias Lustig                 Die Jugendarbeit der Sektion wird durch die gegenwärtigen Einschränkungen
Leiterin der Geschäftsstelle: Bärbel Morawietz
Mitarbeiterin der Geschäftsstelle: Bärbel Frey   besonders stark ausgebremst. Auch ein sorgfältig erarbeitetes Konzept zur Ju-
E-Mail: info@dav-tuebingen.de                    gendarbeit in Coronazeiten konnte nur für kurze Zeit im März aktiv in echte
Internet: www.dav-tuebingen.de
                                                 Treffen umgesetzt werden. Mit großem Engagement werden Online-Trainings
Öffnungszeiten:
Di/Fr         10:00 – 11:30 Uhr                  durchgeführt, Trainingsvideos erstellt und Trainingstipps erarbeitet (nicht nur
Di/Do         17:00 – 19:00 Uhr                  für Jugendliche lohnt sich der Blick auf www.dav-tuebingen.de unter dem Menü-
Sa            11:30 – 13:00 Uhr
Bibliothek Do 17:00 – 19:00 Uhr
                                                 punkt „Training“). Große Fortschritte machen die Vorbereitungs- und Planungs-
Vereinsheim: Krumme Brücke                       arbeiten für das Jugendgelände neben dem B12; auch der Bauwagen ist in-
Kornhausstr. 21, 72070 Tübingen                  zwischen bestellt (Seite 27). Das Jugendgelände eignet sich auch gut dazu,
Bankverbindung:
                                                 ökologische Ideen konkret auszuprobieren und umzusetzen. Auf Seite 20 er-
IBAN: DE18 6415 0020 0000 0472 52                fahrt ihr, wie weit das Spektrum der Nachhaltigkeit in der Sektionsjugend gese-
BIC: SOLADES1TUB                                 hen und gelebt wird.
Redaktion/Layout/Druck:
Redaktionsteam:                                  Ein weiteres Projekt mit starkem Nachhaltigkeitscharakter hat Klaus Schmie-
Redaktion@dav-tuebingen.de                       der mit den „DAV Sektionsstreuobstwiesen“ ins Leben gerufen. Es geht da-
Anzeigenleitung: Bärbel Morawietz
Herstellung: Druckerei Maier, Rottenburg         rum, in der Umgebung Tübingens in ehrenamtlicher Arbeit eine Streuobstwiese
Erscheinungsweise: vierteljährlich,              zu bewirtschaften und den Ertrag in Form von Saft zu vermarkten. Für den wei-
das Heft 3/2021 erscheint im Sept. 2021          teren Aufbau des Projektes werden Mitwirkende mit und ohne Fachkenntnisse
Redaktionsschluss für Heft 3/2021:
30. Juni 2021
                                                 gesucht (Seite 10).
Bezugspreis: 1 Euro/Ausgabe, im Mitglieds-
beitrag enthalten.                               Ein ganz großer Schwerpunkt der Sektionsarbeit liegt aktuell auf der Planung
                                                 der Erweiterung des B12 zum Sport- und Vereinszentrum der Sektion. Seit Ok-
Manuskripte werden gern entgegengenom-
men. Mit der Einsendung gibt der Verfasser
                                                 tober treibt ein Kernteam in zahlreichen Sitzungen und Abstimmungen das
die Zustimmung zur Veröffentlichung und           Projekt voran. Ausführliche Informationen findet ihr auf Seite 6.
zur redaktionellen Bearbeitung. Artikel, die
mit Namen gekennzeichnet sind, geben nicht       Wir haben uns entschlossen, die diesjährige Mitgliederversammlung am
unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Die Nachrichten und alle darin enthaltenen
                                                 18. Juni 2021 digital im Online-Format durchzuführen. Damit kann die Veran-
Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt.     staltung unabhängig von der aktuellen Corona-Situation stattfinden.
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit
schriftlicher Genehmigung durch den Verein.      Ich wünsche uns allen, dass wir uns bald wieder bei gemeinsamen Touren, Kur-
                                                 sen, Gruppenaktivitäten, auf der Tübinger Hütte, im B12 und in der Geschäfts-
Titelbild: Gratkletterei vom Feekopf zum
Allalinhorn, Bild: Friederike Schreiner, siehe   stelle sehen und miteinander plaudern können.
dazu auch Seite 44
                                                                                                            Euer Konrad Küpfer
                                                                                                                2. Vorsitzender

           ID-Nr. 21102625

                                                                                                                              1
Sektion Tübingen des Deutschen Alpenvereins - Jahrgang Heft 2 Juni 2021
Obstblüte am Schönbuchtrauf
Bild: Julia Schenkenberger, siehe dazu auch Seite 12
Sektion Tübingen des Deutschen Alpenvereins - Jahrgang Heft 2 Juni 2021
Tourenberichte
     Seenwanderung im Stubai                                15

     Die jungen Seiten
          Aufgeschoben ist nicht aufgehoben – Expedition
          in den Kaukasus                                   28

     Berge mit allen Sinnen – und mit ganzem Herzen         35

     Wiederentdeckung – Skitouren am Feldberg               39

     Vom Tiefseegraben zum 4.000er                          44

Aus Verein und Geschäftsstelle
     Einladung zur Mitgliederversammlung                     4

     Erweiterung des B12 zum Sport- und Vereinszentrum       6

     Projekt: DAV-Sektionsstreuobstwiesen                   10

     Streuobstwiesen – Im Mosaik der Vielfalt               12

     Mit neuem Pächterpaar in die kommende Hüttensaison     18

     Zum ema Nachhaltigkeit
        – im Bereich Jugend                                 20
        – im Bereich Medien und Kommunikation               21

     Mit Bus und Bahn in die Berge                          23

     Mitgliedsbeiträge 2021                                 24

     Aufnahmeantrag                                         25

     Die jungen Seiten
          Ein Gelände von der Jugend für die Jugend         27

     Die Jubilare der Sektion 2021                          30

     Unsere Sektionspartner                                 32

     Geburtstage im 3. Quartal 2021                         40

     Sozial im Social Distancing – FSJ beim DAV in Zeiten
     von Corona                                             41

     querbeet – Infos aus dem Referat „Natur und Umwelt”    48

                                                             3
Sektion Tübingen des Deutschen Alpenvereins - Jahrgang Heft 2 Juni 2021
Freitag, 18. Juni
                                                                                                             2021,
                                                                                           19:00 Uhr
     Mitgliederversammlung 2021
    Schon Schon im vergangenen Jahr war es eine große         der Verkauf von Haus Matschwitz auch in die Lage,
    Herausforderung, die Mitgliederversammlung unter          unseren Schuldenstand in angepasstem Rahmen zu
    Corona-Bedingungen durchzuführen. Wir sind sehr           verringern, kleinere Projekte in den verschiedenen
    froh, dass eine Umsetzung in guter Zusammenarbeit         Vereinsbereichen umzusetzen und uns schon heute,
    mit der Stadt Tübingen in der Paul-Horn-Arena möglich     aber auch mittelfristig auf die ideellen Bedürfnisse der
    war. In diesem Jahr planen wir eine Online-Mitglieder-    Sektion zu konzentrieren.
    versammlung am 18.06.2021, um 19:00 Uhr.
    Nachdem die Mitgliederversammlung im vergangenen          Herzliche Einladung zur Mitgliederversammlung der
    Jahr den vom Vorstand empfohlenen Verkauf von             Sektion Tübingen des Deutschen Alpenvereins e.V.
    Haus Matschwitz beschlossen hat, steht nun die Ent-       am Freitag, 18. Juni 2021, um 19:00 Uhr
    scheidung über die Mittelverwendung aus dem Verkauf       in Form einer digitalen Versammlung
    an. Hierzu haben wir von Anfang an einen breiten
                                                              Tagesordnungspunkte:
    Meinungsbildungsprozess im Verein angestoßen zur
    Ideenfindung für die Mittelverwendung. Insbesondere        1. Begrüßung
    durch die Abstimmung mit unseren aktiven Ehrenamtli-      2. Geschäftsberichte
    chen konnten wir dazu ein Gesamtkonzept erarbeiten.       3. Jahresrechnung 2020
                                                              4. Entlastung des Sektionsvorstands
    Neben der Erweiterung des B12 Boulder- und Klet-
                                                              5. Beschluss über B12-Erweiterung (Sportbereich und
    terzentrums (vgl. Artikel „Erweiterung des B12 zum
                                                                 Vereinsräumlichkeiten)
    Sport- und Vereinszentrum“ auf Seite 6) versetzt uns
                                                              6. Voranschlag 2021
                                                              7. Nachwahlen Beirat
                      Um den Anmelde- und Akkreditie-
                                                              8. Anträge
                      rungsprozess für die Teilnahme an
                      der Online-Mitgliederversammlung,
                      Wahlen und Abstimmungen so ein-         Weitere Details zu einzelnen Tagesordnungspunkten
                      fach wie möglich zu gestalten, benö-    sind unter www.dav-tuebingen.de oder in der
                      tigen wir einige Informationen vorab.   Geschäftsstelle einzusehen.
    Hierfür steht auf unserer Homepage ein Anmeldefor-        Anträge sind bis zum 04. Juni 2021 schriftlich an die
    mular bereit unter https://www.dav-tuebingen.de/          Geschäftsstelle zu richten.
    mitgliederversammlung-2021. Dort finden Sie auch                                    Dieter Porsche, 1. Vorsitzender
    weitere Informationen zu den anstehenden Entschei-
    dungen der Mitgliederversammlung. Die Anmeldung
    ist bis zum 10.06.2021 möglich. Eine Anmeldung da-                        Wie bereits im letzten Jahr planen
    nach ist leider aus technischen Gründen nicht mehr                        wir im Vorfeld der Mitgliederver-
    möglich. Weiterführende Informationen zum Login                           sammlung eine Online-Infoveran-
    sowie die Akkreditierungscodes für die Wahlen und                         staltung für alle Mitglieder.
    Abstimmungen werden ab dem 12.06.2021 an die                              Diese findet am Montag,
    angemeldeten Personen verschickt. Sollten Sie wei-                        07.06.2021, um 19:00 Uhr statt.
    tere Fragen haben, wenden Sie sich gerne direkt an        Die Zugangsdaten können Sie unter
    unsere Geschäftsstelle unter 07071 23 451 oder            https://www.dav-tuebingen.de/anmeldung-info-
    info@dav-tuebingen.de                                     veranstaltung-2021 anfordern.

4
Sektion Tübingen des Deutschen Alpenvereins - Jahrgang Heft 2 Juni 2021
rzentrum
                                                        e
                                                   Bould

            e n u n s  d a r a u f,
Wir F r e u                         k d o w n
                a c h  d e m  L o c
Euch alle n              b e g r ü  ß e n !
wieder     i m B 1 2 z u
                           Öffnungszeiten
                             Montag               09:30 – 23:00 Uhr
                             Dienstag             09:30 – 23:00 Uhr
                             Mittwoch             08:30 – 23:00 Uhr
                             Donnerstag           12:30 – 23:00 Uhr
                             Freitag              09:30 – 23:00 Uhr
                             Samstag              10:00 – 22:00 Uhr
                             Sonn- und Feiertag   10:00 – 21:30 Uhr
Sektion Tübingen des Deutschen Alpenvereins - Jahrgang Heft 2 Juni 2021
wahrgenommen werden und nach-

                                           zentrum                                   haltig ankommen. Deshalb war es für
                                         er                                          den Vorstand erklärtes Ziel, gleich-
                                    Bould                                            zeitig mit der Erweiterung des B12 ein
                                                                                     Zentrum zu schaffen, in dem sich das
                                                                                     Vereinsleben in seinen verschieden-
                                                                                     sten Ausprägungen weiterentwickeln
ein vielfältiges Vereinsleben das
                                                                                     kann und sich alle in der Sektion gerne
„Musterländle“ in Deutschland. Aber
                                                                                     treffen.
auch im „Ländle“ sind wir vor schnel-
len Verände                                                                          Das Startsignal für das Projekt erfolg-
                                                                                     te im Oktober vergangenen Jahres,
                                                                                     nachdem der Verkauf von Haus
                                                                                     Matschwitz in trockenen Tüchern war.
                                                                                     An Bord geholt wurde mit Katharina
                                                                                     Meier eine hauptamtliche Projekt-
                                                                                     assistenz und mit der Projektstruktur
                                                                                     wird sichergestellt, dass die Interes-

                                                                                             Vorstand

                                                                                                                         Erweitertes
                                                                                            Kernteam                     Projektteam

                                                                                          Präventionssport     Ehrenamtlich Aktive / Beirat

Erweiterung des B12 zum                                                              sen aller Gruppen in der Sektion in
Sport- und Vereinszentrum                                                            die Planungen einfließen und – in so
                                                                                     einem breit angelegten Projekt so

der DAV Sektion Tübingen                                                             unvermeidlich wie wichtig – unter-
                                                                                     schiedliche Interessen diskutiert und
                                                                                     ausgeglichen werden können.
                                                                                     Nach intensiven Vorarbeiten, vielen
35.000 Eintritte pro Jahr – mit dieser    keiten aufgezeigt werden, das B12
                                                                                     tragfähigen Ideen aller Projektbeteilig-
Zahl kalkulierten die Planer der DAV      im Bedarfsfall zu erweitern. Allein, die
                                                                                     ten und konstruktiven Diskussionen in
Sektion Tübingen bei der Eröffnung         finanziellen Möglichkeiten der Sektion
                                                                                     der Projektgruppe selbst wie auch mit
des Boulderzentrums im Jahr 2012,         ließen zum damaligen Zeitpunkt eine
                                                                                     den Beiräten und Aktiven der Sektion
inzwischen ist es als B12 in Boulder-     konkrete Ausplanung und Umsetzung
                                                                                     liegt jetzt ein Konzept vor, das sehr
und Kletterkreisen in Tübingen und        der aufgezeigten Perspektiven für
                                                                                     gute Perspektiven für die Zukunft
der weiteren Umgebung bekannt und         einen Ausbau nicht zu.
                                                                                     eröffnet:
etabliert. Freizeitsport, Leistungs-
                                          Mit dem Verkauf des Haus Matsch-           ĿIm sportlichen Bereich verdoppelt
training, Schul-AGs, inklusive Ange-
                                          witz, im Skigebiet Golm gelegen und          sich die Boulderfläche nahezu und
bote und vieles mehr zeigen aktu-
                                          als Berggasthaus nicht mehr im stra-         wird ergänzt durch einen
ell, wie intensiv das B12 mit seinen
                                          tegischen Fokus der Sektion, wurden
Möglichkeiten zum Bouldern, ergänzt                                                  ĿTrainingsbereich, der den Belangen
                                          Chancen für Investitionen geschaffen,
durch einen Seilkletterbereich, von ei-                                                der Leistungssportler gerecht wird,
                                          die dem Vereinsleben in Tübingen und
nem breitgefächerten Kreis von Klet-                                                   aber auch den Breiten- und Freizeit-
                                          darüber hinaus neue und in die Zu-
terbegeisterten genutzt wird.                                                          kletterern neue Möglichkeiten bie-
                                          kunft weisende Impulse geben kön-
                                                                                       tet.
Das hat mittlerweile zu einer fast        nen. Naheliegend daher, die Überle-
dreifachen Zahl an Jahreseintritten       gungen für eine Erweiterung des B12        ĿMit einer maßvollen Erweiterung
geführt. Diese positive und kaum zu       wieder aufzugreifen und fortzuführen,        der Seilkletterflächen wird das
erwartende Entwicklung setzte be-         um der Entwicklung der Besucher-             „Heimtraining“-Angebot speziell für
reits kurz nach Eröffnung ein. Das         zahlen gerecht zu werden. Aber nicht         die Alpinen in der Sektion abgerun-
blieb natürlich den Verantwortlichen      nur bei den Besucherzahlen im B12            det.
in der Sektion nicht verborgen und        war in den letzten Jahren enormes          ĿUnd auch für den hoffnungsvollen
führte vor drei Jahren zu Gesprächen      Wachstum zu verzeichnen. Auch die            Bergsport-Nachwuchs gibt es beste
mit den zuständigen Abteilungen bei       mittlerweile 13.000 Mitglieder in            Perspektiven: Ein neuer Kinder- und
der Stadt Tübingen. Dabei konnten         der Sektion zeigen, dass die breitge-        Familienbereich wird sicher große
zunächst grundsätzlich die Möglich-       fächerten Angebote der Sektion gerne         Freude bereiten.

6
Sektion Tübingen des Deutschen Alpenvereins - Jahrgang Heft 2 Juni 2021
Fragen an
       Die Leitideen für die Erweiterung
       des B12                                                                    Manne und Andi,
       B12 wird der zentrale Treffpunkt…                                          die Betreiber
       …     für Jung bis Alt
       …     für alle Bergsportarten                                              des B12
       …     für Ehrenamtliche und Mitglieder
       …     für Bouldern/Klettern in der Region Tübingen                         Ihr leitet das B12 seit seiner
       und bietet mit seiner nachhaltigen, umweltgerechten                        Eröffnung im Jahr 2012. Wie hat
       Gestaltung die besten Voraussetzungen für eine                             sich das B12 seither entwickelt?
       gelingende Sektionsarbeit für alle Aktivitäten der Sektion,
       insbesondere auch der Jugend des DAV Tübingen.                             Die Planungszahlen wurden bereits
                                                                                  im ersten Betriebsjahr weit über-
                                                                                  troffen. Wir hatten den Eindruck,
                                                                                  ganz Tübingen hat auf diese Klet-
Bei den Planungen konnten die Be-        können, andererseits aber auch, wo       ter- und Boulderhalle gewartet.
treiber des B12, Manne Aberle und        noch weitere Überlegungen zu einer       Wir mussten quasi nur die Tür
Andi Hartmann, auf ihrer großen Erfah-   tragfähigen Lösung führen müssen.        aufmachen und wurden vom Be-
rung der vergangenen Jahre aufbauen      Dies betrifft beispielsweise die Park-    sucheransturm überrannt.
und gemeinsam mit den Trainern der       situation. Und nicht zuletzt: Die Vor-   Wie stark die Klettercommunity
Sektion ein rundes Konzept erarbei-      gaben von Seiten des Vorstandes für      in Tübingen ist und wie groß das
ten, wie sie selbst in ihren Antworten   den finanziellen Rahmen des Gesamt-       Interesse speziell am Bouldern ist,
zu unseren Fragen erläutern.             projektes erfordern permanente Auf-      das war in dieser Größenordnung
                                         merksamkeit und fallweise auch Kor-      nicht abzusehen. Parallel zum
Und für das „sonstige“ nicht weniger
                                         rekturen in der Planung und Umset-       öffentlichen Betrieb haben auch
intensive Vereinsleben werden eben-
                                         zung. Aber mit den erwarteten und        die DAV Jugendarbeit im B12 und
falls im wahrsten Sinn des Wortes
                                         vorab bereits positiv signalisierten     die Nachfragen der Schulen stetig
neue Räume geschaffen. Nach vielen
                                         Zuschüssen von DAV und WLSB kann         zugenommen. In Tübingen haben
Alternativ-Überlegungen werden mit
                                         der finanzielle Rahmen – inklusive ei-    beispielsweise alle sechs Gym-
einer Aufstockung auf das Bestands-
                                         nes Risikovorhalts – eingehalten wer-    nasien und zwei Grundschulen eine
gebäude bedarfsorientiert ausrei-
                                         den, da ist das Projektteam sehr zu-     Kletter-AG, die wöchentlich zu uns
chend Flächen geschaffen, um auch
                                         versichtlich. Dennoch, es gibt noch      kommen.
zukünftigen Anforderungen gerecht
                                         „ausreichend“ Arbeit für das Team,       Im B12 kann man gut die Ent-
werden zu können: Seminarraum, Ju-
                                         bevor es letztlich – nach hoffentlich     wicklung des Klettersports in den
gendraum, Vereinstreff, Büroflächen
                                         positivem Mitglieder-Beschluss auf       letzten Jahren nachvollziehen.
als Ergänzung zur Geschäftsstelle im
                                         der Mitgliederversammlung – in die       Sowohl im Breiten- als auch im
Zentrum, eine Werkstatt, ein Gym-
                                         Umsetzung gehen kann.                    Leistungssport hat sich unglaublich
nastikraum, Sanitärräume und nicht
zuletzt Lagerräume, alle gut erreich-                          Roland Hunger      viel getan. Nicht nur bei uns sind
bar und attraktiv angeordnet. Unser                                               die Besucherzahlen angestiegen.
Architekt Stephan Häsing konnte                                                   Vor Corona hat praktisch jeden
                                                           Aktuelle Planungen
mit viel Geduld und noch mehr Hirn-                                               Monat irgendwo in Deutschland
                                                           und Infos rund um
schmalz nahezu alle Wünsche, die aus                                              eine weitere Boulderhalle auf-
                                                           die Erweiterung
den verschiedenen Gruppen kamen, in                                               gemacht.
                                                           des B12 gibt’s auf
den aktuellen Grundrissen abbilden.                                               Was sich im Leistungsbereich
                                                           der Homepage des
                                                                                  getan hat, kann man in unserem
Gemeinsam mit den Präventions-                             DAV Tübingen.
                                                                                  Jugendleistungskader sehen. In
sportgruppen Tübingen (Prävis), die im                                            unserem Gorilla Leistungskader
vorderen Gebäudeteil zu Hause sind,                                               trainieren gleich mehrere Jugend-
wurden auch eine Erweiterung der                                                  liche, die auch am Fels im 10. Grad
Sanitärräume für den Sportbereich                                                 unterwegs sind – das wäre vor
vorgesehen und die Eingangssitua-                                                 zehn Jahren nicht denkbar gewe-
tionen sowohl für die Prävis als auch                                             sen und ist eindeutig den besseren
für die B12-ler optimiert.                                                        Trainingsmöglichkeiten vor Ort zu
Erste Gespräche im Februar mit dem                                                verdanken.
Planungsamt der Stadt Tübingen zeig-
                                                                                  Wo lagen die besonderen Heraus-
ten einerseits, dass die Planungen
                                                                                  forderungen in den vergangenen
der Sektion so fortgeführt werden
                                                                                  Jahren?
                                                                                  Die besondere Herausforderung
                                                                                  in der Betriebsführung des B12
                                                                                  besteht darin, das Miteinander der

                                                                                                                     7
Sektion Tübingen des Deutschen Alpenvereins - Jahrgang Heft 2 Juni 2021
Anbau Klettern

                                Vereinsräumlichkeiten
                                                                                                 Anbau Bouldern

                                                                  Zugang Werkstatt
      West-Ansicht des Gebäudes (vom Radweg aus)
      Neue Gebäudeteile:
      Vereinsräumlichkeiten als Aufbau auf das Bestandsgebäude, ein Anbau am Kletterturm und ein Anbau an die
      Boulderhalle mit Trainingsbereich im Obergeschoss.
      Die Werkstatt liegt im Erdgeschoss und ist vom Radweg aus zugänglich.
      Umbauten im Bestandsgebäude:
      bestehender Seminarraum wird Gymnastik-Raum, bestehende Galerie wird Kinder- und Familienbereich

      Anbau Bouldern                                                                          Bestandsgebäude B12

                                        Anbau                 Aufbau
                                        Klettern              Vereinsräumlichkeiten

                                                                     Erweiterung
                                                                     Umkleidebereich

       Ansicht des Gebäudes von oben
       Neue Gebäudeteile:
       Vereinsräumlichkeiten als Aufbau auf das Bestandsgebäude, ein Anbau am Kletterturm und ein Anbau an die
       Boulderhalle mit Trainingsbereich im Obergeschoss.
       Die geplante Werkstatt liegt im Erdgeschoss (siehe Westansicht) und ist vom Radweg aus zugänglich.
       Umbauten im Gebäude:
       bestehender Seminarraum zum Gymnastik-Raum, bestehende Galerie zum Kinder- und Familienbereich

verschiedenen Nutzergruppen so gut        die Anzahl der Kindergeburtstage         im engen Kontakt mit Kollegen,
wie möglich zu gestalten. Der Platz       deutlich reduziert und keinen speziel-   besuchen oft andere Boulder- und
war über die Jahre einfach immer          len Kinderbereich ausweisen können,      Seilkletterhallen und versuchen mit
knapp. Das erfordert viel Rücksicht-      da die Wandfläche ohnehin schon           den Entwicklungen in einem sich
nahme und Verständnis von allen.          knapp war. Dafür haben Wettkämpfe        rasch verändernden Sport mitzuge-
Wir Betriebsführer haben dabei oft        schon von Beginn an eine große Rolle     hen. Das bedeutet, dass man die
die Rolle von Mediatoren, die sowohl      bei uns gespielt und den Trainings-      Konzepte stetig weiterentwickeln
die Interessen des öffentlichen Be-        und Leistungsgruppen werden ten-         und anpassen muss. Wie in jeder
triebs als auch der Vereinsgruppen        denziell mehr Privilegien eingeräumt.    Sportart kommen viele Impulse aus
im Blick haben müssen. So mussten                                                  dem Leistungs- und Wettkampfbe-
wir einige Kompromisse eingehen.          Wo seht ihr aktuell, im Jahr 2021,       reich, so wie die Verwendung von
Letztendlich haben wir uns dafür          eure Schwerpunkte für das B12?           großen Volumen im Routenbau, oder
eingesetzt, den Sportbetrieb und die      Und wo sind Entwicklungsfelder?          eben auch Trends im Trainingsbe-
Vereinsinteressen zu präferieren. Das     Eine Boulderhalle zu führen bedeutet,    reich. Unsere parallele Trainertätig-
geht teilweise zu Lasten von Kinder-      immer „am Ball“ oder besser gesagt       keit im Verein ist hierbei sehr
und Familienangeboten. So haben wir       „am Griff“ zu bleiben. Wir stehen         hilfreich!

8
Wer die Entwicklung der Sportart         falt, die unsere Besucher repräsen-      Ŀ Mehr Kletterfläche sowohl im
beobachtet, wird schnell feststellen,    tieren, spannend finden. Von der             Boulder- als auch im Seilkletter-
dass es sich weder um ein Tübinger       Kinder- bis zur Seniorengruppe, von         bereich. Hier geht es vor allem
noch um ein nationales Phänomen          der inklusiven Gruppe bis zum Leis-         um die Realisierung von Wandnei-
handelt, sondern um eine globale und     tungskader, von den alpinen ambi-           gungen und Strukturen, die bisher
nachhaltige Bewegung, die durch die      tionierten Seilkletterern bis zu den        fehlen.
Bereitstellung von urbanen Kletter-      „Hardcore Boulderern“ – im B12 lebt      Ŀ Ein eigener Bereich für Kindergrup-
möglichkeiten ihren Anfang genom-        die Diversität!                             pen und Familien. Dieser Bereich
men hat. Faszinierend ist, wie viele                                                 soll eine spannende Kinderbewe-
Menschen, vor allem Kinder und           Ihr seid im Kernteam, das die B12-          gungslandschaft beinhalten und
Jugendliche, inzwischen zum Beispiel     Erweiterung plant, und da vor allem         auch den Kindergruppen mehr
in Asien oder Südamerika mit dem         für die Gestaltung des Sportbereich-        Möglichkeiten für ein altersgerech-
Klettern beginnen.                       es zuständig.                               tes Training bieten.
                                         Was sind die Kernpunkte, die bei         Ŀ Die Schaffung eines neuen, großen
Die Olympischen Spiele, bei denen
                                         der Erweiterung speziell für den            Trainingsbereichs. Das Interesse
zum ersten Mal auch ein Kletterkom-
                                         Sportbetrieb wichtig und eigentlich         an gezieltem Training für das Klet-
binationswettkampf in den Diszipli-
                                         unabdingbar sind?                           tern und für die Erhaltung der Ge-
nen Bouldern, Lead und Speed
durchgeführt wird (sofern sie letz-                                                  sundheit ist auch im breitensport-
                                         Wir haben das große Glück, dass
tendlich wirklich stattfinden können),                                                lichen Bereich extrem gestiegen.
                                         wir ausgehend von einer inzwischen
werden dem Klettern sicherlich noch                                               Ŀ Wir möchten auch weiterhin
                                         sechsjährigen Erfahrung in der Lei-
mal einen Schub geben. Bisher ist der                                                attraktive Wettkämpfe im B12
                                         tung einer Boulderhalle jetzt den
Kletter-sport, speziell das Wett-                                                    veranstalten. Deshalb müssen wir
                                         nächsten Schritt, die Erweiterung,
kampf-klettern, in den Medien und                                                    die Wettkampfeignung des B12
                                         mitplanen können. Unser Fokus bei
der Öffentlichkeit nicht besonders                                                    deutlich verbessern!
                                         der Erweiterung ist ganz klar darauf
präsent. Das kann sich durch Olympia     gerichtet, was uns bisher „abgeht“,      Wenn es uns gelingt, mit der Erwei-
sicherlich ändern.                       was fehlt! Das alles auszuführen         terung des B12 diese Punkte zu rea-
Unsere Begeisterung für die Wett-        würde Seiten sprengen, aber den-         lisieren (und davon sind wir natürlich
kämpfe soll nicht darüber hinweg-        noch kurz die wichtigsten Aspekte        überzeugt), dann sind wir wirklich gut
täuschen, dass wir vor allem die Viel-   zusammengefasst:                         aufgestellt für die Zukunft!

           Kostet
          nicht die                                                                      oŗƕķƪ΁ƄƲő΁̰̯̯΁Φ
                                                                                       ôŊƑƈƲôƯèƄƕƢƫ΁įôƕƤƌƢį

           Welt.
                                                         Jetzt zu unserem Ökostrom-Tarif wechseln
                                                         und 100 % Natur einstecken!

                                                         tüstrom-natur.de
                                                         Für jeden neuen TüStrom Natur-Tarif
                                                         bis 31. Dezember 2021 pflanzen wir im
                                                         Stadtwald Tübingen einen Baum.

                                                                                                                       9
Zum
     Thema
     Nach
     haltig
     keit
                                                          Nachhaltigkeit
                                                          vor der Haustür
                                     Streuobstwiesen
                                                          Ein etwas anderes Porträt

                                                                                 trat hergestellt und dieses kommt
Projekt:                                                                         meist aus China.

DAV-Sektionsstreuobstwiesen                                                      Streuobstwiesen brauchen Pflege
                                                                                 Bei der seit Jahrhunderten erfolgten
Streuobstwiesen                                                                  Auslese von Sorten spielten vor al-
Ŀ ;7ĮĭĐ7Ē^ĬıďķĴĴĴ+7ıďĪĮĭ'ģ5Į>ıĮ5ďĒıĮĭ7ı5ďĒıĮďı7İĨ;ĒıĮ              lem die Fruchtmenge und -qualität die
   Lebensräume Deutschlands!                                                     Hauptrolle. Hierdurch ging im Erbgut
Ŀ Ĩ^ĒıĮı7ĮııĮĬ5Į9Đ7ĒĶĴĴĴ
drei Tonnen Äpfel! Aber auch ausge-            Wir tragen mit unseren Ausfahrten         der Universität Hohenheim u.a. auch
wachsene Bäume brauchen stetige                erheblich zur Umweltbelastung durch       an Streuobstwiesen. So leitete er die
Pflege. Nur besonnte Früchte sind               Verkehr bei. Wir versiegeln Boden mit     letzten beiden landesweiten Streuobst-
geschmackvoll und vitaminreich. Ab-            unserem Boulderzentrum B12, ver-          erhebungen in Baden-Württemberg
getragenes Fruchtholz muss entfernt            brauchen Energie und produzieren          2008 und 2018, ein Projekt zu den
werden, zu dichte Kronen befördern             Abwasser. Aber schützen wir auch?         Lebensraumansprüchen von Wende-
Pilzkrankheiten sowie Astbruch und             Wir sagen ja und werden aktiv!            hals und Grauspecht in Streuobst-
müssen daher ausgelichtet werden.                                                        wiesen und demnächst ein Projekt
                                               Sektionsstreuobstwiesen und „pure         zu Streuobstwiesen im Klimawan-
Aber 80% der Streuobstbäume in                 natural power drink“ für das B12          del. Aber auch in der Praxis ist Klaus
Baden-Württemberg werden seit
                                               Wie wäre es, wenn der DAV selbst          Schmieder kompetent: Er ist seit
Jahrzehnten gar nicht oder nur unre-
                                               Obstwiesen bewirtschaften würde,          2007 Fachwart für Obst- und Garten-
gelmäßig gepflegt. Pilzkrankheiten
                                               daraus einen isotonischen „pure natu-     bau, bewirtschaftet mehrere Obst-
und Schädlinge, wie die schmarot-
                                               ral power drink” produzieren und im       wiesen und -gärten und pflegt jährlich
zende Mistel, breiten sich rasant aus
                                               B12 vermarkten würde?                     ca. 100 Obstbäume sowie arten-
und schwächen die Bäume weiter. Die
                                                                                         reiche Wiesen.
Kronen sind der Holz- und Fruchtlast           Das wäre ein Beitrag zum Natur-
nicht gewachsen und brechen ausein-            schutz, zum Erhalt unserer heimischen
ander.                                         Kulturlandschaft und vor allem ein          Wir suchen:
                                               aktives Kompensationsprojekt für
                                               die Umweltbelastungen, die mit un-          Ŀ *ĒďıĪđĬ;Ēē7ı;ıĮ >Īď ıē7ďĒ
                                               seren Bergsportaktivitäten und der          schaftung für das Projekt in der
                                               Erweiterung des Boulderzentrums             Umgebung von Tübingen.
                                               B12 verbunden sind. Wir produzie-           Ŀ 9Ē7
sammeln fleißig Nektar und Pollen.
Streuobstwiesen –                                                                         Zwischen ihnen immer wieder Schweb-
                                                                                          fliegen und verschiedenste Käfer. Am
Im Mosaik der Vielfalt                                                                    Nachbarbaum singt ein Rotkehlchen
                                                                                          und über uns zieht ein Rotmilan seine
                                                                                          Kreise.
Mit jedem Schritt knirschen die robusten Wanderschuhe im Sand. Rechts,                    Historischer Ursprung
links, rechts, links, in zügigem Wechsel. Das Knirschen bildet den Rhythmus im
                                                                                          Woher kommt diese Vielfalt? Die Ur-
vielstimmigen Kanon der Bienen, die, gewärmt von den Strahlen der Mittags-
                                                                                          sprünge liegen weit zurück im Mittel-
sonne, emsig von Blüte zu Blüte fliegen. Die Melodie dieses Frühlingstages
                                                                                          alter. Ab dem 16. Jahrhundert wur-
übernehmen die Vögel, sie runden den vielstimmigen Chor ab.
                                                                                          den außerhalb der Dörfer und Städte
                                                                                          Obstbaum-Hochstämme gepflanzt.
Plötzlich ein lautes Zetern. Wenige      lockt mich zum nächsten Apfelbaum.               Die Bäume trugen wesentlich zur Er-
Meter vor mir fliegt ein Grünspecht       Doch es sind nicht nur Honigbienen,              nährung der Bevölkerung bei. Doch
auf, offensichtlich gestört von der       die hier von Blüte zu Blüte fliegen und           nutzbares Land war knapp – es gab
Wanderin. Sein unverkennbarer Warn-      sie ganz nebenbei bestäuben. Auch                noch keine künstlichen Dünger, des-
ruf lässt mich innehalten in der Bewe-   ihre wilden Geschwister, die Wildbie-            halb war mehr Ackerfläche nötig, um
gung. Ich bleibe stehen, schaue mich     nen, sind unterwegs: Hier eine Rote              die Bevölkerung zu ernähren. Für die
um. Und es lohnt sich: Ich stehe auf     Mauerbiene, dort zwei Sandbienen-                Streuobstwiesen bedeutete dies:
einem schmalen Pfad inmitten blü-        Arten. Auch Stein- und Erdhummeln                Eine Nutzung allein reicht nicht! Des-
hender Obstbäume. Äpfel, Kirschen,
Birnen und Pflaumen, sie alle leuchten
in strahlendem Weiß und kräftigem
Rosa. Unter ihnen – in der Wiese –
mehr Farben: Das zarte Blauviolett der
Wiesenglockenblume, kräftiges Rosa
beim Rotklee und ein nicht minder in-
tensives Gelb des Hufeisenklees. Am
Wegesrand blüht in dekorativem Blau
der Natternkopf, und die rosa Blüten
der Taubenskabiose nicken sanft in
der Brise.
Eine unglaubliche Artenfülle umgibt
mich. Bei näherem Hinsehen sogar
noch mehr: Das Summen der Bienen
                                          Sandbiene beim Pollensammeln an einer Schlehe

                                          Streuobstwiese bei Herrenberg
                                                                                          halb wurde das Grünland unter den
                                                                                          Bäumen genutzt – mal als Weide, mal
                                                                                          zur Heugewinnung für den Winter.
                                                                                          Diese extensive Nutzung – ohne Dün-
                                                                                          gung, ohne Pestizide – hat die Streu-
                                                                                          obstwiesen über die Jahrhunderte zu
                                                                                          einem der wertvollsten Lebensräume
                                                                                          für Tiere und Pflanzen werden lassen.
                                                                                          Die Vielfalt liegt aber auch im reichen
                                                                                          Mosaik der Kleinstlebensräume der
                                                                                          Streuobstwiese begründet. An schüt-
                                                                                          teren, steilen Wegböschungen finden
                                                                                          Sand- und Pelzbienen warme Nist-
                                                                                          plätze, ganz in der Nähe wachsen ihre
                                                                                          Nektar- und Pollenpflanzen und bieten
                                                                                          von Frühling bis Herbst durchgehend
                                                                                          Blüten, und mancher alte, abgestor-
                                                                                          bene Baum darf über Jahre vor sich
                                                                                          hinwittern.
                                                                                          Das tote Holz ist voller Leben: In Höh-
                                                                                          len im morschen Holz brüten Stein-
                                                                                          kauze und Spechte, unter der Rinde

12
tummeln sich verschiedene Käfer und
andere Insektenlarven. Sie wiederum
locken Kleiber, Meisen und Spechte
an, die unter der Rinde nach der ei-
weißreichen Nahrung suchen. Skurrile
Pilzkörper wachsen am Stamm, und
vielleicht sucht sogar eine Fledermaus
in einer schmalen Spalte im morschen
Holz Schutz.
Während ich auf meinen Weg innehal-
te, nehme ich all diese Elemente des
Streuobstmosaiks um mich herum
wahr, auf kleinstem Raum. Oft lohnt
sich ein genauerer Blick, ein Innehal-
ten statt Vorbeieilen. Erst so bemer-
ken wir den Artenreichtum, der uns
umgibt.

                                                                                       vor allem, wenn man eine hohe Qua-
                                                                                       lität der Ernte sicherstellen will. Das
                                                                                       gibt es beispielsweise bei den Fach-
                                                                                       wartkursen, die von den Landratsäm-
                                                                                       tern jährlich angeboten werden. Eines
                                                                                       ist sicher: Der Arbeitsaufwand lohnt
                                                                                       sich!

                                                                                       Vielleicht motiviert manchen ja, dass
                                                                                       der Streuobstanbau im März als im-
                                                                                       materielles Kulturerbe in das bun-
ymian ist bei vielen Tagfaltern beliebt.   Schachbrett-Falter auf Tauben-Skabiose     desweite Verzeichnis der deutschen
                                                                                       UNESCO-Kommission aufgenommen
                                                                                       wurde. Dieser Schritt könnte Impulse
Vielfalt in Gefahr                          kommerziellen Anbau in Massen zum          schaffen, die Pflege eines der arten-
                                            Einsatz kommen. Und Äpfel und Co.          reichsten Lebensräume Baden-Würt-
Allerdings: Die Vielfalt ist im Schwin-
                                            lassen sich nicht nur zu leckeren Ku-      tembergs wieder aufleben zu lassen,
den begriffen. Äpfel aus Neuseeland
                                            chen und Marmeladen verarbeiten:           vielleicht sogar neue Flächen anzule-
gibt es ganzjährig zu Dumpingpreisen
                                            Auch hervorragende Getränke, ob mit        gen. In jedem Fall braucht es engagier-
im Supermarkt, die aufwändige Pflege
                                            oder ohne „Umdrehung“, lassen sich         te Menschen, die vorangehen!
der eigenen Bäume lohnt nicht mehr.
                                            daraus herstellen.
Die Wiesen werden aufgegeben, über-
                                                                                       Ich für meinen Teil habe für den Mo-
wuchern mit Brombeeren und fallen           Doch dafür braucht es Pflege – und
                                                                                       ment genug in der Vielfalt geschwelgt
der natürlichen Wiederbewaldung an-         engagierte Menschen, die diese Pfle-
                                                                                       und setze meinen Weg nun fort, wei-
heim. Andere Flächen weichen den            ge übernehmen. Regelmäßig müssen
                                                                                       ter durch die Streuobstwiesen bis
wachsenden Dörfern, Städten und Ge-         die Wiesen gemäht und abgeräumt
                                                                                       hinauf in den Buchenwald. Es gibt
werbegebieten. Allein zwischen 1957         werden. Auommenden Büschen ist
                                                                                       noch so viel zu entdeckewn.
und 1974 gingen in Baden-Württem-           Einhalt zu gebieten, und die Obst-
berg rund 15.700 ha Streuobstwie-           bäume selbst bedürfen regelmäßiger                                 Text und Bilder:
sen verloren. Auch jetzt noch verliert      Pflege. Dazu braucht es Know-how,                             Julia Schenkenberger
das Land etwa 200.000 Streuobst-
bäume jährlich.
                                              Tourentipp
Doch ihr Erhalt lohnt – nicht nur aus
Sicht des Artenschutzes. Die Obst-            Am Schönbuchtrauf gibt es noch gut erhaltene Streuobstbestände zu entdecken.
wiesen prägen die Landschaft, gera-           Hier ist die Schönbuchtrauf-Landtour zu empfehlen.
de in Baden-Württemberg. Die alten            Mit 10,8 km Länge führt sie vom Waldfriedhof Herrenberg durch die Streuobst-
Obstsorten sind robust und bewährt,           wiesen – besonders im Mai ein herrlicher Anblick! Zurück geht’s dann an der
manche Allergiker vertragen die alten         oberen Trauante entlang, herrliche Ausblicke inklusive.
Sorten besser als ‘Pink Lady‘ und Co.         Infobroschüre zur Tour:
Auch für Nicht-Allergiker ist das Obst        https://schoenbuch-heckengaeu.de/wp-content/uploads/2019/11/
der Wiesen um ein Vielfaches gesün-           2019-SchoI%CC%80%CB%86nbuchTrauf-Web.pdf
der – eben ohne die Pestizide, die im

                                                                                                                             13
Seit über 28 Jahren inno-
     vative Beratung. Seit dem
     1. Januar 2019 sind wir als
     RTS Steuerbertungsgesell-
     schaft KG in Tübingen am
     gewohnten Standort für
     Sie da.

 Mit Zahlen kennen wir uns aus – unsere
 Leidenschaft gehört den Menschen dahinter.
 Mit diesen Dienstleistungen stehen wir Ihnen zur Verfügung:

 »   Jahresabschluss und Steuererklärungen
 »   Steuerliche und steuerrechtliche Beratung                 Eino Hahn
                                                               Steuerberater
 »   Nachfolgeberatung                                         Rechtsanwalt
 »   Finanzbuchhaltung und Lohnbuchhaltung

 RTS Steuerberatungsgesellschaft KG
 Wilhelmstraße 146 · 72074 Tübingen
 Tel. 07071 5594-3 · Fax -55
 tuebingen@rtskg.de · www.rtskg.de

14
Seenwanderung im Stubai
oder der verschwundene See (20.–23.08.2020)

                In Tübingen waren bis zu 36° C an-      nenschein und moderater Temperatur
                gekündigt, ein Klima, das eine Tour     eine angenehme Übung zur Adapta-
                in die Alpen noch reizvoller erschei-   tion an die Höhe.
                nen lässt als ohnehin! Also starteten
                wir, eine Gruppe von neun Teilneh-      Die erste Tageswanderung führte uns
                mer*innen unter Leitung von Hans        zum Rinnensee. Bei herrlichem Son-
                Reibold und Dieter Hereth, in Rich-     nenschein zeigte uns Hans während
                tung Tirol und erreichten den Park-     des Aufstiegs einige botanische
                platz bei der Oberissalm (1.742 m) im   Besonderheiten (Petersbart, Stän-
                Oberbergtal/Stubai am Mittag. Unser     gelloses Leimkraut, verschiedene
                Ziel, die Franz-Senn-Hütte, besitzt     Enzianarten, Alpenaster, Moschus-
                einen Lastenaufzug, den wir für unser   Schafgarbe u.v.m.), teilweise war
                Gepäck nutzen konnten. So war der       Hans selbst erstaunt, was in dieser
                Aufstieg zur Hütte (2.147 m) bei Son-   Höhe noch so alles wächst und blüht.

                                                                                 Am Rinnensee

                                                                                          15
Am Höllenrachen

Immer wieder querten wir Bäche und      über Spalten hinweg balancieren. Am     ner und das Oberbergtal. Nach dem
Rinnsale mit klarem, kalten Wasser,     See angelangt machten wir Rast, wir     Abstieg zur Hütte blieb nach einer
mit dem die Trinkflaschen gefüllt wur-   nutzten die Zeit nicht nur zum Ves-     Kaffeepause noch Zeit, einen Spazier-
den. Die Ausblicke ins Tal und zurück   pern, sondern auch zu einem Fußbad.     gang am Alpeiner Bach entlang zu
auf die Hütte waren beeindruckend.      Einer von uns nahm sogar ein Vollbad    machen. An einer Stelle durchbricht
An einer Weggabelung angekom-           in dem kühlen Gebirgssee.               dieser einen Felsen unterirdisch und
men, äußerten einige Mitwanderer        Die Rast gab mir Gelegenheit, ei-       macht dabei einen Höllenlärm, diese
den Wunsch, weiter zur Rinnenspit-      nige Kleinlebewesen in Lachen am        Stelle heißt Höllenrachen. Die milde
ze (3.000 m) zu gehen. Nach kurzer      Rande des Sees zu beobachten. So        Nachmittagsbeleuchtung machte die-
Diskussion – die Tour war so nicht      machte sich eine Steinfliegenlarve       sen Spaziergang zu einem besonders
ausgeschrieben – setzten wir den        über ein Käsebröckchen her, das mir     ästhetischen Erlebnis.
Weg zum Rinnensee fort. Zunächst        hinuntergefallen war, oder ein dicker   Für unseren zweiten Wandertag war
gelangten wir an eine trockene Senke    Marienkäfer schwamm rücklings auf       ein Wetterumschwung angekündigt.
und fragten uns, ob das wohl schon      dem See. Ich konnte ihn aus dem         Deshalb starteten wir früh, um einem
unser Ziel sei. Das GPS gab Antwort:    Wasser fischen und auf einem Stein       für 14 Uhr angekündigten Gewitter
Zum See waren es noch etwa 500 m.       absetzen, wo er sich trocknen ließ      auszuweichen. Während unseres Auf-
Das Gelände war hier zwar nicht         und dann davonflog.                      stiegs zum Sommerwandsee bildete
mehr so steil wie anfangs, aber sehr    Nach der Rast gingen wir noch ein       sich eine immer dichter werdende
steinig. Man musste sehr konzen-        Stück weiter zu einem grandiosen        Wolkendecke.
triert über die großen Brocken und      Aussichtspunkt auf den Alpeiner Fer-    Unser Weg verlief parallel zu einem
                                                                                Grat, auf dem Kletterer unterwegs
                                                                                waren. Das war interessant zu beo-
                                                                                bachten, bedeutete aber auch für uns
                                                                                erhöhte Wahrscheinlichkeit von Stein-
                                                                                schlag. Trotz der im Vergleich zum
                                                                                Vortag etwas gedämpfteren Stim-
                                                                                mung taten sich einige von uns an den
                                                                                reifen Heidelbeeren gütlich. Wir lern-
                                                                                ten, diese von den dunkler beblätter-
                                                                                ten Rauschbeeren zu unterscheiden.
                                                                                Am See angelangt staunten wir über
                                                                                eine mit Rinnsalen durchzogene hell-
                                                                                graue Fläche fein gemahlenen Ge-
                                                                                steins, also Sand. Das also war der
                                                                                Sommerwandsee! „Wer hat denn da
                                                                                den Stopfen gezogen?“, hallte es kurz
Aufstieg von der Franz-Senn-Hütte aus

16
Panorama am Rinnensee

über die Ebene. Ohne Rast machten       Murmeltiere sehen, die uns neugierig
wir uns angesichts des drohenden Re-    zu beobachten schienen.
gens auf den Rückweg. Erst in Sicht-
                                        Auch eine Kröte zeigte sich. Der blaue
weite der Hütte, als die Wolken wie-
                                        Himmel blieb uns nicht lange erhalten.
der etwas aufbrachen, vesperten wir,
                                        Den Abstieg zum Parkplatz mussten
um schließlich vor dem Starkregen,
                                        wir unter Wolken absolvieren. Auf der
der den ganzen Nachmittag anhielt, in
                                        Oberissalm setzten wir uns noch ein
der Hütte anzukommen.
                                        letztes Mal zu einer Mittagsmahlzeit
Ein verregneter Nachmittag auf der      und zur gemeinsamen Rückschau auf
Hütte ist auch ein besonderes Erleb-    unsere Tour zusammen. Alle waren
nis. Wir vertrieben uns die Zeit mit    sich einig, dass sich hier eine sehr
intensiven Gesprächen und Gesell-       angenehme Gruppe gefunden hatte,
schaftsspielen. Ein Gesprächsthema      entsprechend herzlich war der Ab-
war die Herstellung von Terra Preta,    schied.
einem Biodünger, den die Indios ent-
wickelten und mit Erfolg einsetzten.                       Text: Brigitte Becker
Wir politisierten ein wenig zu der                         Bilder: Hans Reibold
Frage, wie man diesen ökologisch                                                   Am Höllenrachen
äußerst wertvollen Dünger „promo-
ten“ könnte, wie man neudeutsch          Die Gruppe beim Rinnensee
sagt.
An dieser Stelle ein Wort zur Franz-
Senn-Hütte: Diese ist nicht nur wegen
ihrer Lage, sondern auch wegen des
guten Essens und des angenehmen
Managements äußerst empfehlens-
wert. Wir fühlten uns hier ausgespro-
chen wohl.
Am Morgen des letzten Tags unse-
rer Ausfahrt zeigte sich der Himmel
wieder blau und wir beschlossen am
Frühstückstisch, vor dem Abstieg
noch einmal zum Höllenrachen und
ein Stückchen weiter den Alpeiner
Bach entlang zu gehen. Auf unserem
Weg konnten wir mehrmals junge

                                                                                                     17
Mit neuem Pächterpaar in die                                                                Der Hüttenbetrieb selbst kann nach
                                                                                            Abschluss der verbliebenen Moder-
                                                                                            nisierungsarbeiten in Sommer 2020
kommende Hüttensaison                                                                       bei der Abwasserreinigung mit einer
                                                                                            zusätzlichen Feststoff-Vorklärung und
                                                                                            des Wasserkraftwerkes mit neuer
                                                                                            Elektrik im Turbinenhaus und der Grund-
Mitte Januar kam die Nachricht – zu unserem großen Bedauern: Unsere lang-
                                                                                            überholung der Turbine selbst vollum-
jährige Hüttenwirtin Birgit kann die Tübinger Hütte aus persönlichen Gründen
                                                                                            fänglich loslaufen.
nicht weiter führen. Was natürlich für unseren Geschäftsführer Matthias, den
Hüttenwart der Tübinger Hütte Dirk und Roland als Hüttenreferent kurzfristig
„Action“ bedeutete, hieß es doch, umgehend eine Ausschreibung zusammen-
zustellen, die Kommunikation zu planen und auch zu überlegen, welche Qua-
                                                                                                                             m
litäten die Bewerber mitbringen sollen, um die Hütte in den nächsten Jahren                             „Julika kommt aus de
                                                                                                         Chiemgau und Patrick
führen zu können. Zwei Wochen später war die Ausschreibung fertig, die Veröf-
fentlichung der Pächtersuche auf der Internet-Seite der Sektion, den Internet-                                               k.”
Plattformen des Alpenvereins und auch im Montafon veranlasst und natürlich                              aus der Oststeiermar
auch persönliche Kontakte zur Kommunikation genutzt. Erste Anfragen kamen
überraschend schnell, als eine der ersten die sehr aussagekräftige Bewerbung
von Julika Rieger und Patrick Kohlbacher. Kein Problem für die beiden, hatten
sie doch bereits im Sommer 2020 den Entschluss gefasst, als Hüttenwirte
gemeinsam den Sprung in eine neue Aufgabe zu wagen und sehr ausführliche
Bewerbungsunterlagen – zunächst mit Blick auf andere Hütten – vorbereitet.                     „Uns ist nachhaltiger
Nach ein paar Telefonaten und zwei Online-Besprechungen, „dank“ Corona                        Bergtourismus und eine
leider ohne direkten persönlichen Kontakt, waren sich alle Beteiligten sehr
schnell einig: Wir passen zusammen!
                                                                                              regionale Hüttenküche
                                                                                                     wichtig.”
Kurz und knapp: Ab der Sommersai-         Situation im Sommer 2021 bleiben
son werden also Julika und Patrick die    die Vorbereitungen anspruchsvoll.
Tübinger Hütte als Pächterpaar führen     Hoffen wir, dass die Vorgaben für den
und bewirtschaften. Im Pachtvertrag       Hüttenbetrieb im kommenden Som-
wurden einige Inhalte präzisiert und      mer keine wesentlichen Beschränkun-                            „Wir freuen uns
                                                                                                                         auf
leicht angepasst. Dabei hat gehol-        gen mehr mit sich bringen und viele                             erlebnis- und arb eine
fen, dass die beiden mit neuem, nicht     Übernachtungsgäste wie auch Tages-                                               eits-
„vorbelastetem“ Blick Inhalte und For-    gäste den Weg auf die Hütte finden.                                  reiche Saison
mulierungen konstruktiv hinterfragt       Die sehr gute Entwicklung der Gäs-                               und auf spannen
                                                                                                                            d
haben und jetzt der Pacht- und Be-        tezahlen in den letzten Jahren sollte                           und herzliche Be e
triebsführungsvertrag aktualisiert und    doch ihre Fortsetzung finden.                                                     geg-
präzisiert werden konnte. Dies vor                                                                              nungen.”
allem an Punkten, die aus der Histo-
rie raus „scho emmer“ so gehandhabt
wurden. Weitere Formalitäten sind
mittlerweile erledigt und unseren neu-
en Pächter sind mit Vorbereitungen
zur Hüttenöffnung wie auch mit den
Planungen für die weitere Saison gut
beschäftigt. In ihrer ersten Hüttensai-
son überhaupt sind ja viele Dinge neu
und erfordern besondere Aufmerk-
samkeit. Aber gleichzeitig bietet sich
die Chance auch für uns als Sektion
für neue Impulse und Ideen im Hüt-
tenbetrieb, „So schmecken die Berge“
und „Umweltfreundliche Hütte“ nur
als Beispiel für konkrete Perspektiven.
Mit der erfahrenen Hüttenberaterin
Petra Erhart-Ruffer im Hintergrund
und natürlich mit Unterstützern aus
der Sektion sollten Julika und Patrick
die meisten Klippen sicher umschiffen
können. Dennoch, mit der nach wie vor
gegebenen Unsicherheit zur Corona-
                                          Julika Rieger und Patrick Kohlbacher: Das neue Pächterpaar der Tübinger Hütte

18
Darüber hinaus kann nach den positi-
ven Berichten der Kurs- und Touren-
leiter wie auch der Teilnehmer der Kur-
se in der letzten Sommersaison die
eigene Hütte mit ihren Möglichkeiten
auch von der Sektion voll umfänglich
genutzt werden. Und Julika und Pa-
trick werden als ausgebildete Wan-
derleiter das Hüttenprogramm noch
ergänzen.
Und so hoffen wir alle auf eine er-
folgreiche Hüttensaison im Sommer
2021. Mit einer voll betriebsfähigen
Hütte, mit vielen Gästen ohne weitere
                                                                Wenn’s geht,
                                                             gerne mit dem Rad!
Beschränkungen, mit Kursen und Tou-
ren der Sektion, die wie geplant statt-                             Der Umwelt
finden können, und mit unseren neuen                                   zuliebe.

Hüttenwirten, die mit ihrem Team den
Bergfreunden einen unvergesslichen
Aufenthalt bieten wollen.
                 Text: Roland Hunger                        www.reusch-tuebingen.de

    Drei Fragen an Julika und Patrick

    Wie ihr uns gesagt habt, habt ihr euch seit letztem
    Sommer konkret überlegt, eine neue Aufgabe als           „Die Sektion Tübingen ist super
    Hüttenwirte anzugehen. Dennoch, eure Bewer-              organisiert und so konnten wir uns
    bung für die Tübinger Hütte war mit heißer Nadel         bei diversen Online-Meetings sch
                                                                                              on
    gestrickt. Wie kam es dazu?                              kennenlernen...“
    Ja, das stimmt allerdings. Wir haben uns seit letzten
    Sommer für Alpenvereinshütten beworben und ha-          ... und uns auch einen recht umfangreichen Eindruck
    ben auch super viel Zuspruch bekommen. So stan-         von der Hütte machen. Durch die Pläne und Fotos
    den wir dann vor der Qual der Wahl. Die Anzeige         von der Hütte, die ausführlichen Online-Meetings
    der Tübinger Hütte kam dann nur wenige Tage vor         und auch die Unterstützung unserer Hüttenberate-
    unserer finalen Entscheidung online.                     rin Petra Erhart-Ruffer fühlen wir uns wirklich sehr
                                                            gut aufgestellt. Trotzdem freuen wir uns natürlich
                                                            schon sehr auf ein live Kennlernen mit allen auf der
     „Mit wenig Hoffnung darauf, das
                                        s das               Hütte bei Saisonstart.
     alles innerhalb kurzer Zeit möglich
                                         sein
     würde, haben wir uns dann trotzd
                                         em                 Was werdet ihr als allererstes machen, wenn ihr
     beworben, weil die Tübinger Hütte
     einfach super ist!“                                    im Juni zum ersten Mal auf eure neue Wirkungs-
                                                            stätte Tübinger Hütte kommt?

    Und wir freuen uns riesig, dass es nun zu einer Zu-     Wir werden tief durchatmen und einmal die Atmo-
    sammenarbeit gekommen ist.                              sphäre genießen, bevor es dann voller Kraft voraus
                                                            mit der Saison losgeht.
    Ihr konntet ja bis jetzt nur quasi indirekt sowohl
    die Sektionsvertreter über Online-Besprechungen          „Wir freuen uns schon total auf uns
    wie auch die Hütte selbst in Form von Plänen und                                             er
                                                             Team, das bereits im Vorfeld mit
    Fotos kennenlernen. Wie geht es euch damit?                                               viel
                                                             Leidenschaft und Kompetenz bei
                                                                                              den
    Wir finden, dass das erstaunlich gut klappt. Wenn         Vorbereitungen ist...“
    uns jemand allerdings vor einem Jahr gesagt hätte,
    dass wir eine Hütte übernehmen, auf der wir noch
    nie waren, hätten wir sicher vehement den Kopf ge-      ... und natürlich auch auf die Tübingern Hütte mit all
    schüttelt und gelacht.                                  ihren Besonderheiten.

                                                                                                                     19
wandels sind eine der größten Heraus-     lem aufmerksam zu machen, konnte
                                        forderungen der Welt in der heutigen      jede*r seinen eigenen Nistkasten
                                        Zeit. Darüber hinaus beeinflussen un-      bauen und mit nach Hause nehmen.
                                        ter anderem Herkunft und Geschlecht       Auch für das neue Jugendgelände

     Zum                                unsere individuellen Chancen, was zu
                                        sozialer Ungleichheit führt. Sowohl
                                                                                  hinter dem B12 wurden zwei Kästen
                                                                                  gebaut und im Herbst angebracht.
     Thema                              der Klimawandel als auch die soziale
                                        Ungleichheit sind menschengemacht
                                                                                  Und wer weiß, vielleicht haben bereits
                                                                                  die ersten Bewohner einen geschütz-
     Nach                               und können damit auch verändert
                                        werden. In Anbetracht dieser Aus-
                                                                                  ten Unterschlupf gefunden.

     haltig                             gangslage gilt es neue, nachhaltige

     keit
                                        Wege für einen respektvollen Um-
                                        gang miteinander und mit unserer
                                        Umwelt einzuschlagen.“ Diese Posi-
                                        tion strahlt vom Bundesverband bis
                                        in die einzelnen Sektionen hinein.
                                        Auch die Jugend der Sektion Tübingen
                                        hat das ema als immer wichtigeren
                                        Teil der Vereinsarbeit erkannt. Es wird
                                        inzwischen in ganz verschiedenen
                                        Bereichen aufgegriffen.

                                                     Im vergangenen Frühjahr
Nachhaltigkeit                                       wurden anlässlich des
                                                     weltweiten digitalen Kli-
im Bereich Jugend                                    mastreiks von Gruppen-
                                                     kindern und ihren Jugend-
                                                     leiter*innen fleißig Plaka-
Klettern, Bergsteigen, Skitouren,       te gemalt und in der Geschäftsstelle
Wandern und vieles mehr – der Al-       ausgestellt, um gemeinsam mit Fri-
penverein ist für viele wohl zunächst   days for Future eine bessere Klima-
                                                                                  Doch nicht nur für Vögel soll das neue
ein Bergsportverein. Doch der DAV       politik zu fordern. Zwar durfte sich
                                                                                  Jugendgelände einen Unterschlupf
und insbesondere die JDAV sind auch     durch die Corona-Verordnungen nicht
                                                                                  bieten. Gemeinsam mit den Kindern
ein anerkannter Naturschutzverband.     persönlich getroffen werden, doch
                                                                                  und Jugendlichen der JDAV soll das
Sowohl in den einzelnen Sektionen,      auch online funktionierte das gemein-
                                                                                  Gelände gestaltet und dabei auch
als auch auf Landes- sowie Bundes-      same Malen prima.
                                                                                  Wert auf eine ökologisch sinnvolle
ebene gibt es zahlreiche Projekte
                                        In den Sommerferien wurden dann           Umsetzung gelegt werden. Gruppen-
und Initiativen rund um das ema
                                        im Rahmen der Sommerferienwoche           übergreifende und umweltbildende
Nachhaltigkeit.
                                        mit einigen Kindern gemeinsam Vo-         Aktionen wie beispielsweise der Bau
Die JDAV hat mit dem Positions-         gelnistkästen gebaut, denn gerade in      eines Insektenhotels oder die Bepflan-
papier dazu ihre Stellung als Umwelt-   Städten gibt es wenig Brutplätze für      zung der Fläche tragen dazu bei, dass
verband neben dem Bergsport             Vögel. Um den Kindern die ematik         sich die Beteiligten mit der Natur in
verdeutlicht: „Die Folgen des Klima-    näher zu bringen und sie auf das Prob-    ihrer Umgebung auseinandersetzen.

20
Mit einer Fortbildung zum ema
Nachhaltigkeit in Jugendgruppen soll                                                  Kurz gefragt:
im Mai außerdem Jugendleiter*innen
der Sektion die Möglichkeit gegeben                                                   1. Wie sehr war das ema Nach-
werden, sich selbst damit zu be-                                                      haltigkeit in der Vergangen-
schäftigen, wie die ematik für Kin-                                                  heit in eurem Bereich präsent?
der und Jugendliche verständlich auf-                                                      Bisher gab es schon einige
bereitet und in Gruppenstunden oder                                                        Aktionen mit ökologischem
auf Tour umgesetzt werden kann.                                                            oder sozialem Hintergrund,
                                                                                           um die Jugendarbeit in der
Neben ökologischen fallen aber auch                                                        Sektion nachhaltiger zu ge-
soziale Aspekte unter den Begriff der                                                       stalten.
Nachhaltigkeit. So wurde im letzten
Jahr die Solidarfinanzierung für Touren                                                2. Was denkt ihr, wie stark ihr
und Ausfahrten der Jugend einge-                                                      euch in der nahen Zukunft für
führt, die unabhängig von der finan-                                                   das einsetzen werdet?
ziellen Situation Einzelner allen die                                                      In Zukunft wird das ema
Möglichkeit zur Teilnahme bietet.                                                          weiterhin wichtig in der Vereins-
Wer kann, zahlt den angegebenen                                                            arbeit sein, gerade auch mit
Deckungsbeitrag, oder bestenfalls                                                          Hinblick auf die Gestaltung
auch ein bisschen mehr. Wem das                                                            des neuen Jugendgeländes.
nicht möglich ist, der zahlt den                                                      3. Was denkt ihr, wie hoch das
                                         Mit diesen und vielen weiteren Projek-
Mindestbeitrag. Die Kosten für die                                                    Potenzial diesbezüglich bei euch
                                         ten soll in Zukunft mit Einbezug der
Ausfahrten gleichen sich mehr oder                                                    ist?
                                         Kinder und Jugendlichen noch mehr
weniger aus. Sollte am Ende ein Über-                                                      Im Jugendbereich gibt es
                                         Bewusstsein für nachhaltige Vereins-
schuss entstanden sein, so fließt das                                                       gerade beim ema Umwelt-
                                         arbeit und nachhaltigen Bergsport
Geld in einen Solidartopf und wird                                                         bildung viele Möglichkeiten,
                                         geschaffen werden.
für eine der nächsten Ausfahrten ge-                                                       nachhaltigkeitsbezogene
nutzt. Damit soll der Bergsport für                    Text: Emilia Weißenborn             Aspekte einzubringen.
alle geöffnet und die Chancengleich-              Bilder: Lea Schönleben, Emilia
heit in der Jugend gefördert werden.                     Weißenborn, Max Kraft

Nachhaltigkeit                                                                       über eure großartigen Projekte berich-
                                                                                     ten, darauf aufmerksam machen und
im Bereich Medien und                                                                neue Aufrufe starten: im unterwegs,
                                                                                     auf unseren sozialen Kanälen und auf
Kommunikation                                                                        unserer Homepage.

                                         Was hat unser Bereich Medien und            Wir sind unterwegs
                                         Kommunikation mit Natur und Um-             unterwegs in der Sektion und klima-
                                         welt zu tun? Was ist unser Beitrag,         neutral gedruckt, denn Nachhaltigkeit
                                         den wir leisten? Eine interessante          ist uns auch in diesem Bezug wichtig.
                                         Frage, die uns grübeln ließ. Auf den        In unserer vierteljährlich erscheinen-
                                         ersten Blick scheint es, als hätten wir     den Sektionszeitschrift berichten
                                         mit all dem in unserer Sektion nichts       Menschen aus der Sektion regelmäßig
                                         am Hut – aber das stimmt nicht, be-         über „Nachhaltigkeit in der Sektion”,
                                         haupten wir nun selbstbewusst!              erzählen über Ausflüge „Mit Bus und
                                         Wir erzählen weiter, was wir                Bahn in die Berge” und plaudern
                                         erfahren, und wir haben immer ein           „querbeet”.
                                         offenes Ohr für neue Ideen und               Wer es lieber digital statt auf Papier
                                         Projekte!                                   mag, findet alle unterwegs-Ausgaben
                                         Wir möchten dazu beitragen, die Welt        auch auf unserer Homepage und er-
                                         besser zu machen und sehen uns da-          hält sie auf Wunsch per Newsletter.
                                         bei als eine Art Dienstleister – oder po-   Das spart langfristig Ressourcen.
                                         etischer ausgedrückt als laute Flüster-     Wer mag, kann gerne jederzeit um-
                                         post. Wir leisten unseren Beitrag für       stellen – einfach per Mail an die Ge-
                                         die Natur und die Umwelt, indem wir         schäftsstelle!

                                                                                                                         21
Sie können auch lesen