BÜHNE FREI Anton Bruckner Privatuniversität Magazin Sommer 2021 - Anton Bruckner ...

 
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Anton Bruckner Privatuniversität
              Magazin Sommer 2021

BÜHNE FREI
BÜHNE FREI Anton Bruckner Privatuniversität Magazin Sommer 2021 - Anton Bruckner ...
Inhalt

3    Editorial
     Ich verabschiede mich

4    Bilanz
     Wo steht die
     Bruckneruniversität?

                                                                                                             © Land OÖ
8    Neubau
     Offenes Haus der Künste
     Der Neubau in Zahlen
     Wie eine Skulptur im Park
                                      Danke an Rektorin Brandstätter für ihr enga-
16   Veranstaltungen
                                      giertes Wirken an der Bruckneruniversität!
     Universität oder Konzerthaus?

18   Kooperationen                    Die Anton Bruckner Privatuniversität ist eine zentrale Gestalterin
     Das OÖ Opernstudio               im Kultur- und Bildungsland Oberösterreich. Mit starken regionalen
     Kooperationen des Instituts
     Schauspiel                       Wurzeln bildet die Universität den künstlerischen Nachwuchs aus
     Das Handeln und sein Maß         und belebt mit ihrem Veranstaltungsangebot das oberösterreichi-
     Die Orchesterakademie            sche Kulturgeschehen. Unter der Leitung von Ursula Brandstätter
     Vom Geist des Möglichen          hat sich die Bruckneruniversität in den letzten neun Jahren erfolg-
                                      reich weiterentwickelt. Prägend für ihre Amtszeit waren u. a. der
30   Interview
                                      Auf- und Ausbau der Forschungsagenden, die Einführung der Pro-
     Das Lehramtsstudium -
     ein Studium mit neuen            motionsstudien, das Lehramtstudium Musikerziehung sowie zahl-
     Perspektiven                     reiche Kooperationsprojekte auf regionaler, nationaler und interna-
                                      tionaler Ebene. Für ihre engagierte Arbeit und ihren großen Einsatz
35   Aus den Instituten               möchte ich mich bei Rektorin Brandstätter aufrichtig bedanken und
     Vieles ist „neu“ im ITG
     Die ersten fünf Jahre des IKD    ihr die Anerkennung des Landes OÖ aussprechen. Für die Zukunft
                                      wünsche ich ihr, dass sie die Kraft der Musik weiterhin begleiten
44   Forschung                        möge.
     Die Promotionsstudien der        Mit Martin Rummel wurde kürzlich in der OÖ. Landesregierung ein-
     Bruckneruniversität              stimmig ihre Nachfolge ab Oktober beschlossen. Vorangegangen
     Von der Kunst, Wissen zu
     schaffen                         war ein umfangreicher, transparenter Ausschreibungsprozess unter
                                      Verantwortung einer vom Universitätsrat eingesetzten Findungs-
50   Lehrgänge                        kommission. Es wurde viel Zeit und Arbeit investiert, um eine breite
     Neue Impulse für Weiterbildung   Basis, insbesondere für das Auswahlverfahren zu finden. Rummel
     und Begabtenförderung            ist ein seit vielen Jahren international angesehener Künstler und
                                      Unternehmer, der auch im internationalen Hochschulsektor schon
54   Administration
                                      verschiedenste (Leitungs-)Funktionen erfolgreich innehatte. Ich bin
     Serviceorientierung in
     bewegten Zeiten                  überzeugt, dass er die Anton Bruckner Privatuniversität in eine gute
                                      Zukunft führen wird.
56   Bibliothek
     Meilensteine der
     Bibliotheksentwicklung

58   Preise und Auszeichnungen
     Stellen und Engagements          Mag. Thomas Stelzer
                                      Landeshauptmann
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3

Editorial

Ich verabschiede mich

Eigentlich hätte die „Bühne frei“ – so wie immer – zu      Partnern. Dabei immer wieder von neuem das per-
Beginn des Semesters erscheinen sollen. Eigentlich         sönliche Engagement der Studierenden und der Leh-
sollten die Veranstaltungen des Sommersemesters            renden zu erleben, das war es, was mir Kraft gegeben
angekündigt werden. Eigentlich. In Corona-Zeiten ist       und mich darin bestätigt hat, dass es sich lohnt, mit
alles anders.                                              voller Energie für die Bruckneruniversität zu arbeiten.

Nun stehe ich im letzten Semester meiner Amtszeit          Dies ist nun auch der Moment, um mich bei allen
als Rektorin und blicke zurück auf neun bewegte und        Menschen zu bedanken, die die Entwicklung der
bewegende Jahre. Die vorliegende Ausgabe der               Bruckneruniversität in den vergangenen neun Jah-
„Bühne frei“ ist diesem Rückblick gewidmet. Was            ren unterstützt und mit vorangetrieben haben: bei
thematisiert man, wenn man auf eine Zeit voller He-        den Lehrenden und Studierenden ebenso wie bei
rausforderungen, voller Höhen und Tiefen zurück-           den Mitarbeiter*innen der Administration, bei den
blickt? Was greift man heraus aus der Dichte und           vielen Partnern der Bruckneruniversität und natür-
Fülle der Erfahrungen? Ich habe mich entschieden,          lich grundsätzlich beim Land Oberösterreich, das
die Aufmerksamkeit ausschließlich auf jene Verände-        die Bruckneruniversität finanziert.
rungen zu lenken, die im Gefüge der Bruckneruniver-
sität strukturelle Spuren hinterlassen haben und die       Angesichts so vieler und so vielfältig kompetenter
demnach weiter in die Zukunft wirken werden. Sie           Menschen, die die Bruckneruniversität tragen und
sind Thema der nachfolgenden Beiträge.                     die sich für sie engagieren, blicke ich vertrauensvoll
                                                           und neugierig in eine gute Zukunft!
Dabei fällt vieles unter den Tisch, was den eigentlichen
Arbeitsalltag einer Rektorin ausmacht: die vielen Ent-
scheidungen, die den operativen Betrieb in Gang hal-
ten, die vielen Begegnungen und Gespräche innerhalb
und außerhalb der Universität, die Netzwerkarbeit und:
die unzähligen künstlerischen Erlebnisse, um die es ja
im Kern einer Kunstuniversität geht. Ich denke zurück      Univ.Prof. Dr. Ursula Brandstätter
an die vielen Konzerte, Opernabende, Theaterauffüh-        Rektorin
rungen und Tanzperformances, an Symposien und
Kunstgespräche, an Veranstaltungen innerhalb der
Universität, aber auch Veranstaltungen mit externen
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Bilanz

         Wo steht die Bruckneruniversität?
         von Univ.Prof. Dr. Ursula Brandstätter

                                                               Als ich im Herbst 2012 das Amt als Rektorin der
                                                               Bruckneruniversität übernahm, war dies mit einem
                                                               doppelten Auftrag verbunden. Zum einen ging es
                                                               darum, im Zug der Übersiedlung in den Neubau das
                                                               Haus auch konzeptionell neu zu positionieren. Zum
                                                               anderen bestand der Auftrag darin, den Prozess der
                                                               Universitätswerdung weiter voranzutreiben. Nach
                                                               neun Jahren Amtszeit kann ich mit Zufriedenheit
                                                               feststellen, dass wir beide Ziele gut erreicht haben.

                                                               PROFILIERUNG
                                                               Die Entwicklungsarbeit startete im Frühjahr 2013 mit
                                                               einem komplexen Organisationsentwicklungsprozess
                                                               – das Ergebnis war eine Neudefinition des Leitbilds
                                                               sowie des spezifischen Profils der Bruckneruniver-
                                                               sität. Durchlässigkeit wurde als eine der Leitideen
                                                               definiert: Durchlässigkeit zwischen künstlerischen
                                                               und pädagogischen Studiengängen, Durchlässig-
                                                               keit zwischen den künstlerischen Disziplinen sowie
                                                               Durchlässigkeit zwischen Studium und Beruf. In der
                                                               Folge wurden in Zusammenarbeit mit dem Bruckner
                                                               Orchester die Orchesterakademie ins Leben gerufen
                                                               und in Zusammenarbeit mit dem Musik- und Landes-
                                                               theater das Schauspielstudio und das Opernstudio.
                                                               Der Aufbau eines Tanzstudios befindet sich in Vor-
                                                               bereitung. Mit diesen strukturell verankerten Koope-
                                                               rationen hat die Bruckneruniversität ein Alleinstel-
                                                               lungsmerkmal in der Landschaft der künstlerischen
                                                               Ausbildungsinstitutionen in Österreich erworben.

                                                               Ein anderes Ergebnis des Organisationsentwick-
                                                               lungsprozesses stellte die Neugründung von zwei
                                                               Instituten dar: das Institut für Komposition und Di-
                                                               rigieren und das Institut für Theorie und Geschichte.
                       Ursula Brandstätter © Jürgen Grünwald   Beide Institute haben wesentlich zur Profilierung der
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Bruckneruniversität beigetragen. Die Bruckneruni-         ches Doktoratsstudium vorsieht, hat sich in der Zwi-
versität hat sich inzwischen nicht nur als Haus, in dem   schenzeit einen internationalen Ruf erworben. Davon
auf höchstem Niveau die Tradition der Künste ge-          zeugen die internationalen Bewerbungen, aber auch
pflegt wird, einen Namen gemacht, sondern gewis-          die Anfragen von Kunstuniversitäten aus dem Ausland,
sermaßen auch als Laboratorium, in dem der neuen          die mit der Bruckneruniversität kooperieren wollen.
und zeitgenössischen Musik ein wichtiger Platz ein-
geräumt wird, sei es im Institut für Jazz und Impro-      OFFENE UNIVERSITÄT IN OFFENER
visierte Musik oder eben im neu gegründeten Institut      GESELLSCHAFT
für Komposition und Dirigieren.                           Für jede Universität stellt sich die Frage nach ihrem
                                                          Stellenwert in der Gesellschaft, umso mehr aber
STATUS UNIVERSITÄT                                        für eine Kunstuniversität, die – wie die Bruckner-
Für den Status als Universität ist der Nachweis von       universität – mit öffentlichen Geldern finanziert wird.
Forschungsaktivitäten unabdingbar. Das Thema der          Wie kann das, was eine Gesellschaft in eine Ausbil-
Forschung stellt dabei an einer Kunstuniversität eine     dungsinstitution investiert, dieser wieder zurückge-
besondere Herausforderung dar, umso mehr an einer         geben werden?
Institution, die auf eine lange Tradition als Konser-
vatorium zurückblickt, also als eine Ausbildungs-         Die Bruckneruniversität tut dies, indem sie sich als
institution, in der das künstlerische Tun im Fokus        einer der wichtigsten Kulturveranstalter der Region
steht. Um sich als Universität zu etablieren, war es      versteht. Mit mehr als 500 Veranstaltungen im Jahr, mit
notwendig, die Exzellenz der künstlerischen Lehre         Festivals, Konzertreihen, Performances, Symposien
durch den Aufbau einer universitären Reflexions- und      und Vortragsreihen öffnet die Bruckneruniversität
Forschungskultur zu unterstützen und weiterzuentwi-       ihre Tore für unterschiedlichste Zielgruppen. Und: Sie
ckeln. Es ging darum, neue Strukturen aufzubauen          verlässt bewusst auch den vermeintlichen universi-
(wie etwa eine Entwicklungskonferenz Forschung),          tären „Elfenbeinturm“ und präsentiert ihre Arbeit in
darüber hinaus wurden aber auch neue Stellen und          neuen, zum Teil auch ungewöhnlichen Kontexten: in
neue dienstrechtliche Rahmenbedingungen (etwa für         Wirtschaftsunternehmen und Banken ebenso wie in
forschungsgeleitete Lehre) geschaffen.                    Krankenhäusern und Senior*innenheimen.

Die größte Herausforderung bestand aber sicherlich        Zum Selbstverständnis als öffentliche Bildungsinsti-
darin, ein Promotionsstudium aufzubauen – entspre-        tution gehört aber auch, dass die Bruckneruniversi-
chend den gesetzlichen Rahmenbedingungen stellt           tät nicht nur Exzellenzprogramme und Studiengänge
dieses das entscheidende Kriterium für den Status als     für die professionelle Künstler*innenkarriere anbie-
Universität dar. Das Promotionsprogramm der Anton         tet, sondern dass sie sich darüber hinaus auch für
Bruckner Privatuniversität, das sowohl ein wissen-        den Nachwuchs und für die musikalische und künst-
schaftliches als auch ein künstlerisch-wissenschaftli-    lerische Bildung der Gesellschaft insgesamt verant-
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wortlich fühlt. Konkret bedeutet das, dass neben den     Studierende werden Lehrveranstaltungen nicht nur an
künstlerischen Studiengängen auch künstlerisch-          der Universität, an der sie inskribiert sind, absolvieren,
pädagogische eine zentrale Rolle spielen.                sondern sie werden sich ein individuelles Studienprofil
Einen besonderen Meilenstein stellt in dieser Hin-       auf der Basis von Lehrangeboten in internationalen
sicht die Implementierung des Lehramtsstudiums           Ausbildungsnetzwerken zusammenstellen können.
Musikerziehung an der Bruckneruniversität dar – im       Die große Herausforderung wird aber darin bestehen,
Rahmen des Verbunds Mitte, also des Zusammen-            die rechte Balance zwischen einer manchmal
schlusses von insgesamt zehn Universitäten und           geradezu grenzenlos erscheinenden Erweiterung der
Pädagogischen Hochschulen in Oberösterreich und          digitalen Möglichkeiten und der dann doch immer
Salzburg. Durch die Mitarbeit der Bruckneruniversität    wieder notwendigen Konzentration und bewussten
ist die universitäre Verankerung der Musiklehrer*in-     Beschränkung zu finden.
nenbildung in OÖ gewährleistet und damit der Mu-
sikunterricht an allgemeinbildenden Schulen auf ein      Ein Balanceakt ist auch gefordert, wenn es darum
sicheres Fundament gestellt. Für die Bruckneruniver-     geht, den zunehmend ökonomisch orientierten An-
sität bedeutet die Erweiterung des Studienangebots,      sprüchen, die an Universitäten gestellt werden, ge-
dass das Institut für Musikpädagogik nunmehr alle        recht zu werden. Es besteht kein Zweifel, dass wirt-
Felder der musikalischen Bildung im Blick hat und        schaftliches Denken auch an Universitäten gefragt ist,
betreut: von der Elementaren Musikpädagogik über         aber ebenso wenig darf ein Zweifel daran bestehen,
die Instrumental- und Vokalpädagogik bis zur außer-      dass Bildung und Kunst nicht nur an der Erfüllung
schulischen Musikvermittlung, und nun seit drei Jah-     wirtschaftlicher Kriterien orientiert und bewertet
ren eben auch das Lehramtsstudium Musikerziehung.        werden können. Es gilt, dieses Spannungsverhältnis
                                                         auszuhalten und immer wieder neue Wege zu finden.
UND DIE ZUKUNFT?
Wie die jüngsten Entwicklungen im Rahmen der             Dass der Bruckneruniversität die vielen Balanceakte
Bewältigung der Corona-Pandemie gezeigt haben,           gelingen, das wünsche ich ihr.
birgt das Thema der Digitalisierung auch im Kontext
der Kunstuniversitäten viele neue Möglichkeiten, sei     Dass es genügend Menschen gibt, die dazu bereit und
es im Bereich der Lehre, der Veranstaltungen oder        imstande sind, das habe ich erfahren und das danke
der Administration. Die Digitalisierung wird das         ich allen, die die Entwicklung der Bruckneruniversität
Selbstverständnis von Institutionen und damit das        gemeinsam mit mir vorangetrieben haben.
Studieren in Zukunft elementar verändern. An die
Stelle abgegrenzter Institutionen werden vermutlich      Univ.Prof. Dr. Ursula Brandstätter
international agierende universitäre Netzwerke treten.   Rektorin
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© Christian Stummer
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Neubau

      Offenes Haus der Künste
      von Mag. Brigitte Mössenböck

                                              Was für ein Gebäude, dieses of-       kleidungen der Brüstungen be-
                                              fene Haus der Künste auf den          wirken, dass man in den Sälen
                                              ehemaligen Hagengründen am            und Unterrichtszimmern nichts
                                              Fuße vom Pöstlingberg – inspi-        von dem im Foyer so erwünsch-
                                              rierend, funktionell, akustisch auf   ten regen Treiben hört.
                                              höchstem Niveau!
                         © Reinhard Winkler

                                                                                    Das neue Universitätsgebäude
                                              Der architektonische Schwung          ist aber nicht nur wunderschön,
                                              vermittelt auf den ersten Blick,      es wird allen drei Sparten der
                                              was sich drinnen abspielt: Musik      Universität, aber auch dem We-
                                              und Bewegung. Die vertikalen          sen eines Hauses der Kultur in
                                              Lamellen der Fassade verlei-          höchster Weise gerecht. Die Ver-
  Brigitte Mössenböck                         hen dem Gebäude Leichtigkeit.         anstaltungssäle für bis zu 600
     verantwortete als                        Gleichzeitig funktionieren sie als    Besucher*innen, die mehr als
                                              Beschattung gegen sommerliche         100 Unterrichts- und Vortrags-
 Gesamtprojektleiterin
                                              Überhitzung und lenken mit ihrer      räume für rund 850 Studierende
          den Neubau                          hellen Farbe Licht ins Gebäude.       – alle sind sie für ihre jeweiligen
  der Anton Bruckner                          Im Inneren besticht die vom ers-      Anforderungen ausgestattet und
    Privatuniversität.                        ten Untergeschoß bis zum Dach         begeistern Lehrende wie Studie-
                                              offene Architektur. Unterwegs         rende gleichermaßen.
                                              auf den Gängen in den „Luft-
                                              räumen“ überraschen sensatio-         Offen und einladend geht die
                                              nelle Durch- und Querblicke. Die      Universität auch auf Nachbar*in-
                                              akustisch wirksamen Holzver-          nen und Gäste zu. Nicht nur die
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vielen Veranstaltungen - vom        lem dem außergewöhnlichen En-        finden. Im Sommer 2015 war es
Klassenabend über Diplomprü-        gagement unzähliger Menschen         endlich soweit: Das neue Haus
fungen bis zu Orchesterkon-         zu verdanken.                        war fertig und für die Mitarbei-
zerten, Tanzperformances oder       Viele Lehrende der Universität       ter*innen der Universität, allen
Theaterproduktionen, von Jazz-      haben unglaublich viel (Frei-)Zeit   voran für jene aus den Abteilun-
und Popularmusik bis zu Musi-       und Energie in die Erarbeitung       gen Haustechnik, IT und Biblio-
cals oder Opern - sind öffentlich   eines bis ins letzte Detail über-    thek, hieß es Übersiedlung statt
zugänglich. Kein Zaun grenzt den    legten Raum- und Funktions-          Urlaub oder Sommerferien!
westlich vom Gebäude gelege-        programms gesteckt. Nur sie          1.093 Möbelstücke, 547 Instru-
nen, sehr naturnah belassenen       wussten wirklich, was eine künst-    mente, darunter 54 Flügel, 35
Park ein. Im bis zur Dachver-       lerische Universität braucht. Den    Pianos und 8 Kontrabässe,
glasung offenen, lichtdurchflu-     Architekt*innen gelang ein be-       50.000 verschiedene Noten-
teten Foyer des Hauses oder in      stechender Entwurf. Weil Susanne     blätter, 20.000 Bücher und Zeit-
der warmen Jahreszeit auch auf      Seyfert auch Musik studiert hat?     schriften sowie etwa 10.000 Ton-
der Terrasse treffen sich Studie-   Ganz bestimmt auch deshalb!          träger, hunderte Aktenordner,
rende, Lehrende, Mitarbeitende                                           Geschirr, Blumen, und, und, und.
der Administration und Gäste im     Das Projektteam hat über all die     Das alles musste je nach Größe,
Bistro Frédéric zum Essen und       Jahre der Detailplanung und der      Gewicht und Abmessung für die
Trinken, zum Verweilen und die      nicht immer einfachen Umset-         Spedition vorbereitet oder direkt
Atmosphäre genießen, um das         zung nie die Begeisterung und        in Kartons verpackt werden.
nächste künstlerische Projekt zu    die Energie verloren. Budgetäre      Versehen mit dem Hinweis auf
besprechen, zum Lernen ... Auf      Grenzen, neue Anforderungen,         den neuen Bestimmungsort fan-
der Terrasse trifft man übrigens    technische Schwierigkeiten, die      den 3.525 Umzugskartons und
auf einen „alten Bekannten“. Der    erhoffte aber spät erfolgte Fi-      eine Unzahl von „Großgebinden“
Brunnen aus der Wildbergstra-       nanzierung einer Konzertorgel        ihren richtigen Platz am neuen
ße spiegelt, neu errichtet und      (wo bringen wir sie jetzt noch       Ort. Das Wiederfinden war damit
erweitert nach den Plänen von       unter) und dabei immer die Vor-      wirklich ein Leichtes.
Professor Helmut Gsöllpointner,     stellungen der Nutzer*innen im       Heute, nach mehr als fünf Jah-
in den von Wasser umspülten Ku-     Vordergrund – wie soll das ge-       ren im neuen Gebäude hat sich
geln auch am neuen Standort die     lingen?                              der Betrieb zu 100 % eingespielt.
Umgebung.                           Offene, umfassende Kommu-            Und dennoch hält die Faszination
                                    nikation, Vertrauen in die hohe      ungemindert an!
Dass ein Bauprojekt in dieser       Kompetenz der jeweils anderen,
Größenordnung im Rahmen des         Hausverstand und Pragmatismus        Brigitte Mössenböck
Budgets so erfolgreich umge-        machten es möglich, gemeinsam        Universitätsdirektorin von
setzt werden konnte, ist einer      für jede Herausforderung eine        2001-2020 und Projektleiterin
Vielzahl von Faktoren und vor al-   gute und tragfähige Lösung zu        des Neubaus
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                Der Universitätsrat fällt die Entscheidung zum Neubau des Universitätsgebäudes auf dem Areal
Dezember 2006
                des ehemaligen Schloss Hagen

Juli 2008       Ausschreibung des EU-weiten einstufigen Architekturwettbewerbs

                Der Entwurf des Architektenteams Matthias Seyfert, Dietmar Moser, Susanne Seyfert aus Linz
Dezember 2008
                (Architekturbuero 1) geht als Sieger der Ausschreibung hervor

April 2010      Die Oö. Landesregierung und der Oö. Landtag beschließen die Errichtung und Finanzierung des Neubaus

Februar 2011    Die Baubewilligung wird erteilt

Mai 2011        Spatenstich

Juni 2011       Beginn Aushub

November 2012   Gleichenfeier
Zahlen - Fakten - Meilensteine

                                                                         Der Neubau
                                                                         in Zahlen

                                                                         DER NEUBAU IN ZAHLEN
                                                                         •   8.600 m² Funktionsfläche
                                                                         •   4 Veranstaltungssäle:
                                                                             ein großer Konzertsaal
                                                                             ein Orgel- und Kammermusiksaal
                                                                             ein Saal für Computer- und elektroakustisch
                                                                             verstärkte Musik und ein Studio für die
                                                                             Produktionen aus den Sparten Schauspiel
                                                                             und Tanz
                                                                         •   Knapp 100 Unterrichts- und Vortragsräume
                                                                         •   10 Unterrichtssäle
                                                                             für die Bereiche Schauspiel, Tanz und
                                                                             Elementare Musikpädagogik
                                                                         •   Büros und Nebenräume
                                                                         •   800 m² Bibliothek
                                                                         •   Passivhausbauweise
                                                                         Gesamtkosten: EUR 49,5 Millionen
     Die Bruckneruniversität mit Blick auf den Pöstlingberg © bueho.at

Ende 2012               Fertigstellung Rohbau

Juni 2014               Beginn Lamellenmontage

Dezember 2014           Abschluss Bodenlege- und Malerarbeiten sowie Innenausbau der Konzertsäle

Mai 2014                Fertigstellung Außengestaltung

Sommer 2015             Gesamtfertigstellung, schrittweiser Bezug und Probebetrieb

Herbst 2015             Vollinbetriebnahme

November 2015           Offizielle Eröffnung

Februar 2016            Einbau der Orgel
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         Neubau

         Wie eine Skulptur
         im Park
         von DI Susanne Seyfert

EIN HAUS FÜR MUSIK,                  und noch dazu in unserer Stadt, in    ASSOZIATIONEN ZU MUSIK
SCHAUSPIEL UND TANZ                  Linz. 2008 konnten wir als junges     Wie eine Skulptur liegt der or-
Fast sechs Jahre sind seit der       Linzer Büro den internationalen       ganisch geformte Baukörper im
Fertigstellung der neuen Anton       offenen Wettbewerb mit einem          Park und wird von einem Kleid
Bruckner Privatuniversität vergan-   sehr „gewagten“ Entwurf gewin-        vertikaler Lamellen umspielt, das
gen - unglaublich! Dass wir dieses   nen. Nie hätten wir das für mög-      nicht nur der Verschattung dient,
Gebäude mit solch einem wun-         lich gehalten. Wir haben durch all    sondern als musische Metapher
derbaren Projektteam realisieren     die Jahre unser ganzes Herzblut in    Assoziationen zu Musik weckt
durften, ist für uns immer noch      dieses Projekt gesteckt. Die Vision   und den Baukörper scheinbar mit
wie ein Traum. Und das war für uns   eines Gebäudes, dem man seine         dem umliegenden Baumbestand
auch die Bauaufgabe - ein Haus       besondere, musische Nutzung an-       verschmelzen lässt. Eine Frei-
für Musik, Schauspiel und Tanz -     sieht, war von Anfang an da.          treppe mit Sitzstufen kann für
Das Team vom Architekturbuero 1: Dietmar Moser, Matthias Seyfert und Susanne Seyfert © Reinhard Winkler

Freiluftkonzerte genutzt werden.              akustisch wirksame Wandver-                   werden konnte, verdanken wir
Im inneren Aufbau wollten wir                 kleidung der Säle spiegelt das                einem großartigen Projektteam,
diese fließende, musische Ges-                Lamellenkleid der Außenfassade                das mit höchstem Einsatz, Mut
tik fortsetzen - ein geschwun-                auch im Inneren wider.                        und immer in gegenseitiger Wert-
gener, lichtdurchfluteter Luft-                                                             schätzung all dies gemeinsam
raum durchzieht das Gebäude als               KOMPLEXE ANFORDERUNGEN                        ermöglichte. Es ist so schön zu
„Fluss“ und bietet immer wieder               Dass das Gebäude schließlich mit              sehen, wie das Gebäude durch-
neue Ein- und Ausblicke. Durch                all seinen komplexen Anforde-                 strömt ist von Leben, Kreativität
die segmentartigen Raumzu-                    rungen – von Passivhausstandard               und positiver Energie. Wir werden
schnitte des organisch geform-                bis zu höchsten Ansprüchen an                 immer eng mit der Bruckneruni-
ten Baukörpers werden Flatte-                 die Akustik – und im engen Kos-               versität, unserem Herzensprojekt,
rechos vermieden. Die gewellte,               tenrahmen dennoch so realisiert               verbunden bleiben!
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Fotos © Jürgen Grünwald
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Veranstaltungen

         Universität oder Konzerthaus? –
         Ganz klar: BEIDES
         Die Bruckneruniversität ist nicht nur als Bildungseinrichtung regional im
         Kulturleben verankert. Mit mehr als 500 Veranstaltungen im Jahr zählt
         sie auch zu einem der größten Kulturveranstalter Oberösterreichs.
         von Univ.Prof. Thomas Kerbl

Eine Frage, die sich Musikuniversitäten weltweit im-     Tanzaufführungen, Jazz-Performances, Konzerte zeit-
mer wieder stellen müssen, beschäftigt uns auch an       genössischer Musik bis hin zu Vorträgen und Diskus-
der Bruckneruniversität seit jeher und das ganz be-      sionsveranstaltungen. Darüber hinaus werden spezi-
sonders seit dem Umzug in das neue Universitäts-         elle Vermittlungsprogramme sowie Mitmachkonzerte
gebäude: Ist die Bruckneruniversität in erster Linie     und Workshops für junges Publikum angeboten.
eine Bildungseinrichtung oder ein Konzerthaus? Die
Antwort lautet immer wieder ganz klar: BEIDES! Als       ERKLÄRTES ZIEL: NEUES PUBLIKUM
Universität bilden wir junge Künstlerinnen und Künst-    In den letzten vier Jahren wurden zahlreiche neue
ler aus, als Konzerthaus bieten wir diesen aufstreben-   Programmschienen entwickelt, um neue Publikums-
den jungen Talenten auch ein Podium. Sprechen wir        schichten anzusprechen. Dadurch konnte ein Pub-
mit der künstlerischen Exzellenz unserer Studieren-      likumszuwachs von rund 30 % verzeichnet werden.
den auch noch unterschiedliche Publikumsschichten        Besonders erfolgreich gestalteten sich u. a. die Weih-
an, und erfüllen so auch unseren Bildungs- und Ver-      nachtskonzertreihe „Wie im Himmel“, bei der auf-
mittlungsauftrag, ist die Win-win-Situation perfekt.     grund des großen Andrangs Zusatztermine einge-
Das neue Universitätsgebäude mit seiner einzigarti-      schoben werden mussten, die Konzerte der Bruckner
gen Architektur und seinen vier Veranstaltungssälen      Big Band, die Schubertiade, der Operettenwettbe-
scheint dafür geradezu prädestiniert zu sein.            werb, aber auch das Festival für Zeitgenössische Mu-
                                                         sik „Leicht über Linz“. Hervorzuheben sind aber auch
Seit Bezug des neuen Universitätsgebäudes hat sich       die zahlreichen Veranstaltungen mit unseren Koope-
der Veranstaltungsbetrieb grundlegend verändert.         rationspartnern in ganz Oberösterreich und darüber
Wurden zuvor rund 300 Veranstaltungen jährlich ab-       hinaus, sei es als Gastspiel im Brucknerhaus oder im
gehalten, so waren es im Studienjahr vor der Coro-       Wiener Jazzclub Porgy & Bess, als Koproduktion im
na-Pandemie bereits mehr als 600. Die Bandbreite         Musiktheater oder als künstlerische Umrahmung von
der Veranstaltungen spannt sich dabei von Klassen-       Veranstaltungen in Museen, im Oberbank Forum oder
abenden und öffentlichen Abschlussprüfungen über         als besonderes Highlight der letzten Jahre auf dem
Ensemble- und Orchesterkonzerte, Schauspiel- und         Wiener Life Ball. Darüber hinaus ist es uns gelungen,
Thomas Kerbl © Andreas Wenter

die Bruckneruniversität in der vorlesungsfreien Zeit    planten 533 Veranstaltungen im letzten Studienjahr
als Veranstaltungslocation zu etablieren: Zahlreiche    mussten 354 abgesagt werden. Nur die Veranstal-
Unternehmen und Service Clubs waren in den letzten      tungen, die das Herzstück der Universität betreffen
Jahren in unserem Haus zu Gast und konnten sich so      – sämtliche Abschlussprüfungen – konnten dank des
von der künstlerischen Exzellenz unserer Studieren-     großen Einsatzes des Dekanats und Institute um-
den überzeugen.                                         gesetzt werden. Einem hoch engagierten Team der
                                                        Medientechnik ist es zu verdanken, dass diese Prü-
INTERNATIONALE STRAHLKRAFT                              fungen als Livestream übertragen werden konnten.
Doch nicht nur das regionale Publikum sollte von        Dies hatte den Vorteil, dass auch viele Angehörige
den Glanzleistungen unserer Studierenden über-          der Studierenden – vor allem auch aus dem Ausland
zeugt werden. Durch den Auf- und Ausbau inter-          – die Konzerte miterleben konnten.
nationaler Kooperationen konnte die Bruckneruni-        Wie auch in vielen anderen Unternehmen und Ein-
versität in den letzten Jahren auch im Ausland an       richtungen hat die Krise an unserer Universität zu
Strahlkraft gewinnen. Besonders erfolgreich gestal-     einem Digitalisierungsschub geführt - Livestreams
teten sich etwa die beiden Tourneen der Bruckner        unserer Veranstaltungen sind mittlerweile nicht mehr
Big Band durch Südafrika sowie die Aufführungen         wegzudenken. Langfristig soll nun auch ein Anton
von Udo Zimmermanns Kammeroper „Die Weiße               Bruckner-Digitalarchiv mit sämtlichen 147 Werken –
Rose“ in Sotschi (Russland) sowie in Tongyeong          eine Weltnovität in Vorbereitung für das Brucknerjahr
(Südkorea). Sehr erfolgreich präsentierte sich auch     2024 – entstehen.
das Institute of Dance Arts (IDA) in den letzten Jah-   Trotz aller digitalen Maßnahmen und Erfolge kann
ren auf zahlreichen internationalen Tanzfestivals, u.   ein virtuelles Konzerterlebnis einem realen gemein-
a. in Spanien, Belgien, Mazedonien und Israel und       samen Konzerterleben nie gerecht werden. Umso
die Bruckner Big Band wurde bereits zweimal zum         mehr überwiegt derzeit die Vorfreude, dass im Som-
berühmten Jazzfestival in Montreux eingeladen.          mer und Herbst wieder ein realer Kulturgenuss an der
                                                        Bruckneruniversität möglich sein wird.
NEUE CHANCEN DURCH DIE CORONA-PANDEMIE
Die Corona-Pandemie machte auch vor der Bruck-          Thomas Kerbl
neruniversität nicht halt: Von den ursprünglich ge-     Vizerektor für künstlerische Projekte
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Kooperationen

       Das Oberösterreichische
       Opernstudio
       Gezielte Förderung für die Opernstars von morgen
       von Univ.Doz. Robert Holzer

                                                Theater und Opernhäuser weltweit sehen in der
                                                Gründung von Opernstudios einen Mehrwert und
                                                versuchen auf diese Weise den sängerischen Nach-
                                                wuchs zu fördern. Vor allem im deutschsprachi-
                                                gen Raum wurden in den letzten Jahren zahlreiche
                                                Opernstudios gegründet, um jungen Sänger*innen
                           © Matthias Witzany

                                                den Berufseinstieg zu erleichtern. Kritische Stimmen
                                                sehen in dieser Praxis eine Ausbeutung junger Sän-
                                                ger*innen und werfen den Theatern teilweise vor,
                                                dadurch Personalkosten zu sparen. Warum dies in
                                                keinster Weise auf das gemeinsame Opernstudio von
                                                Bruckneruniversität und Landestheater Linz zutrifft
         Robert Holzer                          und welches Alleinstellungsmerkmal es einzigartig
        ist Direktor des                        macht, soll im Folgenden erläutert werden.
   Instituts für Gesang
                                                An der Bruckneruniversität hatte ich bereits vor vie-
  und Musiktheater an                           len Jahren zusammen mit Thomas Kerbl und Kurt
   der Anton Bruckner                           Azesberger die Idee, den Übergang vom Studien-
    Privatuniversität.                          abschluss in ein Engagement an einem Opernhaus
                                                mit der Schaffung eines Opernstudios fließender zu
                                                gestalten und damit jungen talentierten Sänger*in-
                                                nen den oftmals harten Einstieg in ein Erstengage-
                                                ment zu erleichtern. Gleichzeitig sollten diese jungen
                                                Talente aber in einem von Theater und Universität
Die Mitglieder des OÖ Opernstudios 2020-2022 © Petra Moser

gemeinsam geführten Opernstudio noch in berufs-           Die Erfolge unserer ehemaligen Studiomitglieder
begleitender Weise sowohl stimmlich als auch in der       bestärken uns in unserem Weg. Viele sind mittler-
Entwicklung ihrer individuellen Sängerpersönlich-         weile an verschiedensten Bühnen im Engagement,
keit unterstützt werden. Und so wurde das Ober-           u. a. Julia Grüter am Staatstheater Nürnberg, Ilia
österreichische Opernstudio 2016 mit Intendant            Staple am Gärtnerplatztheater München, Rastislav
Hermann Schneider und Gregor Horres als Leiter zur        Lalinsky und Xiaoke Hu am Schleswig Holsteinischen
Realität: Mit diesem gemeinsam geführten Opern-           Landestheater, Justus Seeger an der Musikalischen
studio unterscheiden wir uns von den zahlreichen          Komödie Leipzig, Rafael Helbig-Kostka am Staatsthe-
anderen Opernstudios durch die direkte Anbindung          ater Meiningen, Timothy Connor an der Neuen Oper
und Eingliederung der Mitglieder in den universitären     Wien sowie im Jungen Ensemble am Theater an der
Betrieb mit einem speziell für das Opernstudio ab-        Wien, Philipp Kranjc am Musiktheater im Revier Gel-
gestimmten Studienplan. Die jungen Sänger*innen           senkirchen und Florence Losseau mit Engagements
erleben im Theater das Berufsleben eines Opern-           in Lyon, Köln und Paris. Ein gemeinsames Projekt wie
sängers bzw. einer Opernsängerin mit all seinen           das Opernstudio mit zwei in ihrer Aufgabe und Funk-
Forderungen, werden aber parallel an der Bruckne-         tion ganz unterschiedlichen Kulturinstitutionen kann
runiversität mit weiterführendem und berufsbeglei-        nur von Erfolg gekrönt sein, wenn die verantwort-
tendem Unterricht und Workshops betreut.                  lichen Personen in regem Austausch miteinander
                                                          stehen und gemeinsam an einem Strang ziehen. Wir
Mehrere hundert Sängerinnen und Sänger aus aller          können uns glücklich schätzen, hier mit dem Landes-
Welt bewerben sich alle zwei Jahre online für unser       theater Linz einen großartigen Partner an der Seite
Opernstudio. Circa 80 werden nach Linz zum Vorsin-        zu haben. Perspektivisch wünsche ich mir daher die
gen eingeladen und kämpfen in zwei Runden um die          weitere Sicherstellung unseres gemeinsamen Opern-
begehrten sechs Plätze nach dem Besetzungsmodell          studios und dass die Synergien und Kollaborationen
von Cosi fan tutte: lyrischer Sopran, Soubrette, Mez-     zwischen unseren beiden Häusern auf verschiedens-
zosopran, lyrischer Tenor, Bariton und Bass.              ten Ebenen weiterentwickelt werden.
20

Kooperationen

       Langfristige Kooperationen
       des Instituts Schauspiel
       Damit die Studierenden möglichst viele Erfahrungen in der künst-
       lerischen Praxis sammeln können, arbeitet das Institut Schauspiel
       eng und langfristig mit mehreren Theaterhäusern und Festivals zu-
       sammen: mit dem Landestheater Linz, mit dem Theater Chemnitz
       und mit dem Theaterfestival Schäxpir.
       von Univ.Prof. Margareta Pesendorfer

                                              Bereits seit der Spielzeit 2005/06 wirken Studieren-
                                              de des Instituts Schauspiel regelmäßig in Produk-
                                              tionen des Landestheaters Linz mit. Seit 2016 gibt
                                              es nun eine Kooperation in Form eines Studios. Die
                                              Mitwirkung der Studierenden in Aufführungen des
                                              Landestheaters ist damit fester Bestandteil der Aus-
                                              bildung.
                           © privat

                                              Im Schauspielstudio Linz werden Studierende des
                                              3. und 4. Studienjahres neben dem Studium und be-
Margareta Pesendorfer                         gleitet von den Lehrenden des Instituts in Produk-
     ist Direktorin des                       tionen des Landestheaters Linz eingesetzt. Neben
                                              ihrem regulären Studium wirken die Studieren-
Instituts Schauspiel an
                                              den pro Jahr in mindestens zwei Produktionen des
  der Anton Bruckner                          Landestheaters als Schauspieler*innen mit. Über-
    Privatuniversität.                        dies erhalten die Studierenden am Landestheater
                                              Sprechunterricht und werden von einem eigenen
                                              Studioleiter, dem Regisseur und Lehrenden der
                                              Anton Bruckner Privatuniversität, Peter Wittenberg,
                                              betreut. Das Landestheater produziert auch eine ei-
                                              gene Studioproduktion, in der nur Studierende als
                                              Protagonist*innen mitwirken. Diese wird von einer/
Studierende des Instituts Schauspiel © Reinhard Winkler

einem erfahrenen Regisseur*in inszeniert.               unterricht, erarbeiten mit Schauspielerinnen und
Die Studierenden wirken in bis zu 7 Produktionen        Schauspielern des Ensembles Monologe und Sze-
und in mehr als 90 Vorstellungen pro Spielzeit mit.     nenstudien, wirken in verschiedenen Produktionen
Regelmäßig werden Absolvent*innen des Instituts         des Spielplans mit und zeigen gleich zu Beginn der
Schauspiel nach ihrem Studienabschluss auch ins         Spielzeit eine eigene Studioinszenierung.
Ensemble des Landestheaters Linz übernommen:
                                                        ENGE KOOPERATION MIT DEM THEATER-
ab Spielzeit 2016/17:                                   FESTIVAL SCHÄXPIR
Steven Cloos, Christopher Schulzer                      Eine langjährige Kooperation gibt es auch mit dem
                                                        großen internationalen Theaterfestival für junges
ab Spielzeit 2019/20:                                   Publikum „Schäxpir“. Seit 2006 steuert das Institut
Friedrich Eidenberger                                   Schauspiel Produktionen zum Festival Schäxpir bei.
                                                        Seit 2017 werden gemeinsam in biennalem Abstand
ab Spielzeit 2020/21:                                   Neuinszenierungen produziert und im Rahmen des
Isabella Campestrini, Jakob Hofbauer                    Festivals aufgeführt.

SCHAUSPIELSTUDIO AM THEATER CHEMNITZ                    Die Studierenden haben überdies die Möglichkeit,
Seit der Spielzeit 2014/15 sind 1 – 3 Studierende des   zahlreiche internationale Inszenierungen zu sehen,
4. Studienjahres Mitglieder des Studios am Theater      Theaterleute aus der ganzen Welt kennenzulernen
Chemnitz. Sie verbringen fast ihr gesamtes letztes      und an Symposien und Workshops des Festivals teil-
Studienjahr am Schauspiel Chemnitz. Dort erhalten       zunehmen.
sie weiterhin Schauspiel-, Sprech- und Bewegungs-
22

Kooperationen

        Das Handeln und sein Maß
        „Auf welche Weise man nun Erkenntnis der Dinge erlernen oder
        selbst finden soll, das einzusehen sind wir vielleicht nicht genug, ich
        und du; es genüge uns aber schon, darin übereinzukommen, dass
        nicht durch die Worte, sondern weit lieber durch sie selbst man sie
        erforschen und kennenlernen muss als durch die Worte.“
        Platon, Kratylos 439b
        von Mag.art. Hermann Schneider

                                              Von Sokrates sind keine Werke,      die Praxis nicht das Ergebnis der
                                              nur Worte hinterlassen, der Phi-    Theorie sei oder umgekehrt. Man
                                              losoph begegnet uns vor allem in    lebt, lernt und lehrt unter einer
                                              den Dialogen Platons. Und dort      Glasglocke. In Vitro – im Rea-
                                              zeichnet sich sein Denken durch     genzglas fern der Probleme des
                                              eine bestimmte Art der Frage-       Alltags oder der rauen Wirklich-
                                              stellung aus, die man gemeinhin     keit entwickelt sich ein Talent.
                          © Robert Josipovi

                                              als sokratisch bezeichnet. Sokra-   Die Theorie ist aber nicht die
                                              tes pflegte sein Gegenüber durch    Wurzel, sondern die Blüte der
                                              die Frage selbst zum Denken an-     Praxis. Die Wurzel ist die unmit-
                                              zuregen, die Frage – rhetorisch,    telbare Erfahrung: Das Handeln
                                              suggestiv, scheinbar naiv – setz-   oder auch das Ding.
   Hermann Schneider                          te also einen kreativen Prozess     Dennoch muss die Hochschu-
      ist Intendant des                       in Gang. Denken wiederum oder       le einen (zunächst) geschützten
  Landestheaters Linz.                        Theorie, zielte dann meist auf      Innenraum, diesen Idealzustand
                                              das Ethische ab: die Frage „wie     als Referenz pädagogisch wie
                                              will oder soll man leben?“ „was     didaktisch herstellen, was neben
                                              darf man tun?“. Neben dem poli-     methodischen Fragen Erfah-
                                              tischen Bewusstsein war es die      rungswerte definierbarer macht.
                                              Moral, die das Handeln und sein     Künstlerische Ausbildung wiede-
                                              Maß bestimmte.                      rum bedeutet, dass neben dem
                                              Hochschulen haftet gemeinhin        Erlernen eines Handwerks vor al-
                                              der Ruf der Praxisferne an. Und     lem darauf hingearbeitet werden
                                              es erhebt sich oft die Frage, ob    sollte, Zwecke und Mittel von-
einander unterscheiden zu ler-        tegralen Studiengänge, Lehrplan       werden mindestens zwei Kam-
nen. Die Mittel werden als Hand-      und Lehrinhalte galt es nur noch      meropern in der Blackbox mit
werkszeug erlernt, die Fertigkeit     systematischer mit der Spiel-         einem klaren ästhetischen und
und Verfügbarkeit ihrer Anwen-        planung, den Besetzungen und          programmatischen Profil erarbei-
dung bezeichnet den Status des        Programmierungen der Sparten          tet, kleinere Rollen im Spielplan
Abschlusses. Die Zwecke liegen        Schauspiel und Junges Theater         des Großen Saals ergänzen dies;
sozusagen jenseits dessen – in        zu akkordieren. Das Ganze wurde       Meisterkurse, Workshops so-
der künstlerischen Praxis, in ei-     dann entsprechend in einen Ko-        wie diverse Projekte runden das
ner anderen Institution.              operationsvertrag gegossen. Und       Programm ab, das eben auch nur
In der Hochschule hat „Praxis“        die Erfolge sprechen für sich – wir   durch die Zusammenarbeit vieler
jedoch den Charakter des La-          sind immer dann besonders stolz,      so erfolgreich sein und werden
bors. Das Experiment inkludiert       wenn Alumni Ensemblemitglieder        konnte: Thomas Kerbl, Robert
Erfolg und Scheitern, und oft ge-     an unserem Haus sind und wer-         Holzer und last but not least, dem
nug – gerade in künstlerischen        den können. Der Erfolg hat viele      Leiter des Opernstudios Gregor
Prozessen – liegt im Scheitern        Väter und Mütter: neben Ursula        Horres. Und auch hier zeigen
der Erfolg. Aus dem Dilemma           Brandstätter und Margareta Pe-        die Anschlussengagements der
der Praxisferne, der Vermitt-         sendorfer sind es Peter Witten-       ehemaligen Mitglieder der Ober-
lung von Praxis und deren An-         berg, Stephan Suschke und Nele        österreichischen Opernstudios,
wendung gelangt man nur durch         Neitzke.                              dass der Weg stimmt.
einen Perspektivenwechsel. Man        Neu, anders und komplexer ver-        Perspektivisch wünschen wir uns
wechselt die Seite, das Habitat,      hielt es sich mit der Gründung des    angesichts der aktuellen Pan-
um so in Wechselwirkung und           Oberösterreichischen        Opern-    demie und den daher künftigen
Synergie im Wortsinn aus-zu-          studios. Was mir in meiner an-        Herausforderungen die Weiter-
bilden. Paradigmatisch stehen         nähernd zwölfjährigen Würzbur-        führung und Weiterentwicklung
für diesen Perspektivenwechsel        ger Intendanz mit der dortigen        der Studios; hier ist die Versteti-
die Studios der Anton Bruckner        Hochschule nicht gelungen war,        gung schon Gewinn. Grundsätz-
Privatuniversität.                    konnten Ursula Brandstätter und       lich aber wollen wir eine noch
Als ich mich auf meine Intendanz      ich noch vor meinem eigentlichen      engere und doch weit gefasstere
am Landestheater Linz ab dem          Amtsantritt 2015 innerhalb von        Kollaboration unserer Institutio-
Spätherbst 2014 vorbereitete,         Monaten auf den Weg bringen:          nen – sei es in der Sparte Tanz
war es für mich ein großes Glück,     Ein internationales Opernstudio,      oder auch mit dem Musiktheater-
in der Rektorin, Frau Prof. Brand-    das integriert in die künstlerische   Labor, wo wir Werkgenese, Dra-
stätter, eine Kollegin anzutreffen,   Praxis des Musiktheaters seine        maturgie und Aufführungspraxis
die die obengenannten Gedan-          pädagogische Anbindung und            von Musiktheater in statu na-
ken und Ideale zur Ausbildung an      Supervision durch die Bruckner-       scendi versuchen.
einer Universität mit den Fächern     universität erhält: einzigartig in    Synergie ist also das Zauberwort
künstlerischer, performativer Pra-    Österreich.                           – Praxis Sinn und Zweck, vor allem
xis mehr als teilte. Und sie teilte   Anders als im Schauspielstudio        aber die Chance für junge Nach-
die Vision, entsprechende „Stu-       werden hier in einem Aufbaustu-       wuchskünstler*innen in Schau-
dios“ zu gründen augenblicklich       dium junge Absolvent*innen zu         spiel und Musiktheater. Dass sich
und mit großem Enthusiasmus.          Vorsingen eingeladen; hunderte        dadurch und darüber hinaus die
Das Schauspielstudio war auf          Bewerbungen gingen schon vor-         Bruckneruniversität und das Lan-
Grund der schon lange gepfleg-        ab ein, nachdem wir gemeinsam         destheater Linz so verbunden
ten Praxis und Zusammenarbeit         die Gründung und die Stellen-         haben, hat auch kulturpolitische
zwischen der Bruckneruniversität      ausschreibungen publik gemacht        Bedeutung: denn der gesell-
und dem Landestheater Linz le-        hatten. Die Ausbildung ist auf        schaftliche Bildungsauftrag gilt
diglich neu zu formatieren: die in-   zwei Jahre ausgelegt, pro Saison      für beide Institutionen.
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Kooperationen

        Das Masterstudium
        Orchesterakademie
        Ein Leuchtturm in der universitären Landschaft
        von Wilfried Brandstötter

                                                      Bis 2012 standen im deutschsprachigen Raum Stu-
                                                      dierende, die während des Bachelor- oder Master-
                                                      studiums ein Probespiel für eine Akademiestelle in
                                                      einem Orchester für sich entscheiden konnten, oft
                                                      vor einem großen Problem: Aufgrund ihrer Dienst-
                            © Michaela Brandstötter

                                                      verpflichtung im Orchester und dem oft daraus re-
                                                      sultierenden Ortswechsel konnten sie ihr künstleri-
                                                      sches Studium nicht mehr abschließen.

                                                      Josef Eidenberger, damaliger Vizerektor der Bruck-
                                                      neruniversität und Heribert Schröder, damaliger
                                                      künstlerischer Direktor des Brucknerorchesters er-
  Wilfried Brandstötter                               kannten die Notwendigkeit, auf dieses Problem zu
   ist Studiendekan für                               reagieren. Gemeinsam kreierten sie die Idee eines
  künstlerische Studien                               Masterstudiums, welches hervorragenden Musi-
                                                      ker*innen ermöglichen sollte, trotz der Anstellung
 an der Anton Bruckner
                                                      in einem Symphonieorchester ihr Studium abzu-
     Privatuniversität.                               schließen und einen akademischen Grad zu er-
                                                      werben. Unterstützt durch Rektorin Ursula Brand-
                                                      stätter, Landeskulturdirektor Walter Rescheneder
                                                      und Chefdirigent Dennis Russell Davies wurde das
                                                      Konzept des Studienganges schließlich der AQ
                                                      Austria zur Akkreditierung vorgelegt. Im Bescheid
                                                      der AQ Austria vom 29.01.2014 wurde unter „Mas-
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terstudium Orchesterakademie“ festgehalten: „Die        Die bereits im Engagement stehenden Musiker*in-
Gutachter beurteilen das Curriculum dieses neuen        nern kamen/kommen aus folgenden Orchestern:
Studienganges als sehr gut konzipiert und interna-
tionalen Standards entsprechend.“ Unter „Zusam-           Bruckner Orchester Linz                   7
menfassung und Schlussfolgerung“ wurde festge-            Kärntner Symphonieorchester               3
halten: „Die Orchesterakademie stellt aus Sicht der       Symphonieorchester und Oper Graz          3
Gutachter ein hervorragendes Konzept dar.“                WDR Köln                                  1
                                                          Vereinigte Bühnen Wien                    1
ÜBERREGIONALE BEACHTUNG UND                               Tschechische Philharmonie Prag            1
WEITERENTWICKLUNG                                         Staatstheater Augsburg                    1
Ursprünglich nur für Akademist*innen des Bruck-           Rundfunkorchester Berlin                  1
ner Orchesters gedacht, fand das Konzept des              Polizeiorchester München                  1
Studienganges bald überregionale Beachtung und            Mozarteumorchester Salzburg               1
wurde auch von bereits fix im Engagement stehen-          Bamberger Symphoniker                     1
den Orchestermusiker*innen nachgefragt. Lehrver-          Slowakischer Rundfunk Brno                1
anstaltungen wie „Probespieltraining“ und „Men-           Royal Danish Orchestra Kopenhagen         1
tor*innencoaching“ unterstützen die Musiker*innen         Orchester des Bayrischen Rundfunks        1
gezielt in der Vorbereitung für Probespiele. „Aus-
gewählte Kapitel aus Opern- und Orchesterlitera-        Bis dato gibt es im deutschsprachigen Bereich
tur“ vertiefen aufbauend auf das Spiel im Orchester     kein ähnliches Studienangebot, das sich gezielt
den Theoriebereich und durch Fächer wie „Orches-        an Orchestermusiker*innen richtet. Die Bruckner-
terleitung“ wird Wissen vermittelt, das eng an die      universität ermöglicht einen Masterabschluss, der
Berufsrealitäten der Musiker*innen angelehnt ist.       aufgrund der geblockten Abhaltung von vielen
                                                        Lehrveranstaltungen selbst für Studierende, die
Um in den Studiengang aufgenommen zu werden,            sehr regelmäßig Orchesterdienste versehen müs-
müssen die Bewerber*innen über eine hervorra-           sen, bei genauer Zeitplanung machbar ist. Im Ge-
gende künstlerische Allgemeinbildung, Kreativität,      genzug entstehen viele Berührungspunkte zu Sym-
künstlerische Ausdrucksfähigkeit und eine offene        phonieorchestern, die sich sonst nicht zwingend
Persönlichkeit sowie Flexibilität, Vielseitigkeit und   ergeben würden. Die daraus resultierenden Kon-
Bereitschaft zu intensiver künstlerisch-wissen-         takte ziehen wiederum Einladungen zu Probespie-
schaftlicher Betätigung verfügen. Außerdem ist der      len und Substitutentätigkeit für andere Studierende
Nachweis über ein gewonnenes Probespiel ver-            des Hauses nach sich. Auch die verpflichtende Mit-
pflichtend vorgeschrieben. Seit 2014 konnten trotz      wirkung im Symphonieorchester der Bruckneruni-
dieser hohen Einstiegsvoraussetzungen 47 Studie-        versität an Solopositionen wirkt sich durch die be-
rende in den Studiengang aufgenommen werden.            reits vorhandene Orchesterroutine positiv auf die
                                                        Gesamtqualität aus und motiviert die übrigen Mit-
Die Akademist*innen kamen bzw. kommen aus fol-          spieler*innen, sich von der besten Seite zu zeigen.
genden Orchestern:                                      Eine echte Win-win-Situation.
                                                        Somit konnte unter Rektorin Ursula Brandstätter
  Bruckner Orchester Linz                    18         ein Studiengang etabliert werden, der weit über
  Tschechische Philharmonie Prag              2         die Grenzen von Oberösterreich hinaus eine hohe
  Staatskapelle Berlin                        1         Anziehungskraft ausübt und der aufgrund seiner
  Kärntner Symphonieorchester                 1         wohlüberlegten Konzeptionierung ein echtes Al-
  Düsseldorfer Symphoniker                    1         leinstellungsmerkmal aufweist.
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Kooperationen

         Vom Geist des Möglichen
         von Hon.Prof. Markus Poschner und Mag.art. Norbert Trawöger

Ein gemeinsamer Name verbindet. Eine Verbindung         und unverwechselbar oberösterreichischen Spiel-
hat aber nur dann Bedeutung, wenn sie lebendig          art auf der Spur. Im Zentrum dieses Laboratoriums
ist und immer wird. Im Falle der Anton Bruckner         steht die praktische Arbeit des Chefdirigenten mit
Privatuniversität und des Bruckner Orchesters           dem Orchester der Universität, dazu kommen Vor-
Linz (BOL) heißt Lebendigkeit, etwas gemeinsam          lesungen und Gesprächsrunden, die eine ganz ei-
zum Klingen zu bringen. Zwischen dem universi-          gene Linzer Art der künstlerischen Forschung um
tären und orchestralen Klangkörper gibt es von          die Musik Bruckners begründen. Die Zeit hat dies
jeher viele Gemeinsamkeiten: Musikerinnen und           noch nicht zugelassen, aber sie wird kommen. Ein
Musiker des BOL haben selbst an der Bruckner-           besonderes Hörformat, das in Zusammenarbeit mit
universität studiert oder lehren in der Hagenstraße.    der Rektorin Ursula Brandstätter und Markus Posch-
Wir haben aber gerade in den letzten Jahren viel        ner geboren wurde und drei Mal stattgefunden hat,
mehr als die offensichtlichen Berührungspunkte          war die „Anhörung“. Dabei erklangen neue Wer-
zum Klingen gebracht und neue Akkordverbindun-          ke von jungen Komponistinnen und Komponisten.
gen hörbar gemacht, die nur von Linzer Bruckner-        Aber nicht im „Endstadium“ eines Konzerts, son-
institutionen angeschlagen werden können.               dern in der ersten Probe. Markus Poschner probte
                                                        diese dann öffentlich, nicht ohne zu kommentieren
Da muss gleich ein Projekt zur Sprache kommen,          und Fragen an die jungen Klangschöpfer*innen zu
welches trotz dreier Anläufe pandemiebedingt noch       stellen. Dies waren spannende Hörerfahrungen
nicht zustande kommen konnte: Das Brucknerlabor!        der besonderen Art und für die Komponierenden
In die Aufführungsgeschichte der Musik unseres Na-      eine Möglichkeit, ihre Werke erstmals zu hören.
mensgebers haben sich viele Spuren eingeschrie-
ben. Bei aller Subjektivität, die jedem Musikmachen     Seit der Spielzeit 2013/14 gibt es die Orchesteraka-
zugrunde liegt, zeigen die Partitur, die Kenntnis der   demie, die herausragenden jungen Musiker*innen
Aufführungspraxis und Umstände zu Bruckners Zeit        die Möglichkeit gibt, Erfahrungen in einem profes-
mitunter ein anderes Bild. Markus Poschner und das      sionellen Orchesterbetrieb zu sammeln. Junge Mu-
Bruckner Orchester Linz sind einer eigenen Lesart       sizierende im Übergangsstadium zwischen Studium
© www.sakheralmonem.com

und Erstengagement werden hier durch eine be-        die von Dozent*innen aus den Reihen des BOL im
hutsame Integration in den Orchesteralltag an die    Rahmen des Lehrprogramms der Anton Bruckner
Anforderungen, die an eine*n Berufsmusiker*in        Privatuniversität angeboten werden, gehören zum
gestellt werden, herangeführt und gezielt musika-    verpflichtenden Ausbildungsteil. Und nicht zuletzt
lisch gefördert. Die Orchesterakademie des BOL ist   sei noch die intensive Kooperation des BOL mit dem
eine wahre Brutstätte für den Orchesternachwuchs.    Universitätslehrgang „Musikvermittlung - Musik im
Alle Absolvent*innen konnten berufliche Aufgaben     Kontext“ der Bruckneruniversität erwähnt. Trotz
im professionellen Musikbetrieb finden, ob in En-    der schwierigen Zeitumstände sind in der heurigen
gagements in Orchestern von Madrid bis München       Saison drei Jahrgangsprojekte in Zusammenarbeit
oder auch in einem Solist*innendasein. Die jungen    mit den Studierenden und dem BOL im Entstehen.
Akademist*innen werden seitens des Orchesters in     Eines begleitet die Abokonzerte des Orchesters,
enger Kooperation mit der Anton Bruckner Privat-     ein anderes führt ins BOLiversum und ein drittes ist
universität durch ein Tutor*innen-Programm un-       im Rahmen des Theaterfestivals „Schäxpir“ zu er-
terstützt, in dem erfahrene Kolleg*innen aus dem     leben. Auch hier wird die gemeinsame Arbeit zum
Orchester den jungen Menschen nicht nur mit Rat      Ereignis, die zum künstlerischen Erlebnis führt. Wir
und Tat, sondern auch unterrichtend zur Seite ste-   bleiben dran und danken allen voran Rektorin Ursu-
hen. Unter Anleitung ihrer Mentor*innen bereiten     la Brandstätter, mit der wir diesen gemeinsamen
sich die Akademist*innen auf die jeweiligen Stücke   Möglichkeitsraum in den letzten Jahren besonders
vor, werden fachspezifisch auf Probespiele vorbe-    innovativ gestaltet und mit unserem gemeinsamen
reitet und haben die Möglichkeit, Kammermusik in     Geist belebt haben.
den vielfältigsten Zusammensetzungen zu spielen.
Den Akademist*innen wird die Möglichkeit gebo-       Norbert Trawöger
ten, im Rahmen der künstlerischen Studiengänge       Künstlerischer Direktor Bruckner Orchester Linz
der Anton Bruckner Privatuniversität das Master-
studium „Orchesterakademie“ zu absolvieren. Die      Markus Poschner
Teilnahme an Kursen und Lehrveranstaltungen,         Chefdirigent Bruckner Orchester Linz
Fotos © Jürgen Grünwald
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Interview

         Ein Studium mit neuen
         Perspektiven
         Das Lehramtsstudium Musikerziehung der Sekundarstufe
         an der Anton Bruckner Privatuniversität
         Interview von Daniela Fietzek BA MA MA

         mit Univ.Prof. Dr. Ursula Brandstätter und Dagmar Schinnerl MA

Seit dem Studienjahr 2016/17 bieten insgesamt 10        nachdem, ob es um die Ausbildung für die Haupt-
Ausbildungsstätten aus Oberösterreich und Salzburg      und Realschule oder für das Gymnasium ging.
ein gemeinsames Lehramtsstudium für die Sekun-          Aus diesem differenzierten Sekundarstufenstudium
darstufe im Regionalverbund Verbund Mitte an. Auch      wurde ein gemeinsames gemacht, und das hatte
an der Anton Bruckner Privatuniversität können Stu-     zur Folge, dass nicht mehr für die eine Seite die pä-
dierende im Lehramt Musikerziehung Lehrveranstal-       dagogischen Hochschulen und für die andere Seite
tungen belegen und gemeinsam mit allen anderen          die Universitäten zuständig waren, sondern dass
Studierenden der Bruckneruniversität studieren. Was     alle Institutionen herausgefordert waren, in einem
Verbund Mitte bedeutet und welche Vorteile sich durch   gemeinsamen Kooperationsmodell Curricula für die
ein Kooperationsstudium für die Bruckneruniversi-       gesamte Sekundarstufe zu entwickeln. Das war der
tät aber auch für Studierende ergeben, darüber hat      entscheidende Punkt, an dem die Bruckneruniver-
Daniela Fietzek, Absolventin der Bruckneruniversität,   sität einsteigen konnte.
mit Rektorin Ursula Brandstätter und Studiendekanin
Dagmar Schinnerl in einem Interview gesprochen.         Und was bedeutet Verbund Mitte?

Wie kam es dazu, dass auch die Bruckneruniversi-        URSULA BRANDSTÄTTER: Da es am Standort Linz
tät Lehrveranstaltungen für das Lehramtsstudium         nicht möglich war, alle Fächer für das Lehramt der Se-
Musikerziehung der Sekundarstufe 1 und 2 anbietet?      kundarstufe anzubieten, war es wichtig, ein bundes-
                                                        landübergreifendes Kooperationsmodell auf die Beine
URSULA BRANDSTÄTTER: Der Ausgangspunkt war,             zu stellen. Das Ergebnis ist Verbund Mitte. Dieser um-
dass sich der gesetzliche Rahmen für das Lehr-          fasst 10 Institutionen aus Oberösterreich und Salz-
amtsstudium der Sekundarstufe grundsätzlich in          burg. Alle Pädagogische Hochschulen und Universi-
ganz Österreich verändert hat. Davor wurde das          täten, die es in den beiden Ländern gibt, haben sich
Sekundarstufenstudium differenziert angeboten,          zusammengeschlossen, um gemeinsam Curricula für
es fand an unterschiedlichen Institutionen statt, je    das Lehramtsstudium zu entwickeln und anzubieten.
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