Wohnen im Bethlehem - Mehrgenerationensiedlung Projektdokumentation 2013 2021 - Age-Stiftung

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Wohnen im Bethlehem - Mehrgenerationensiedlung Projektdokumentation 2013 2021 - Age-Stiftung
Wohnen im
Bethlehem

Mehrgenerationensiedlung   Projektdokumentation
                           2013 – 2021
Wohnen im Bethlehem - Mehrgenerationensiedlung Projektdokumentation 2013 2021 - Age-Stiftung
Impressum

Auftraggeberin
SMB Missionshaus Bethlehem
Patrice Riedo
Im Bethlehem 3
6405 Immensee
Telefon 041 854 11 28
patrice.riedo@imbethlehem.ch
www.imbethlehem.ch

Projektgruppe
Patrice Riedo (Verein Missionshaus
Bethlehem VMB), Hansruedi Küng
(Verein Missionshaus Bethlehem VMB)
Stefan Kaiser (Projektleiter 1. Etappe
WiB), Fabienne Roth (Age-Stiftung)

Auftragnehmerin
Zimraum GmbH
Dr. Joëlle Zimmerli
Müllerstrasse 48
8004 Zürich
zimmerli@zimraum.ch
Telefon 044 586 43 31

Förderung
Dieser Bericht dokumentiert ein För-
derprojekt der Age-Stiftung – weitere
Informationen dazu unter www.age-
stiftung.ch. Der Bericht ist integraler
Bestandteil der Förderung. Die Age-
Stiftung legt ihren Fokus auf Wohnen
und Älterwerden. Dafür fördert sie
Wohn- und Betreuungsangebote in der
deutschsprachigen Schweiz mit finan-
ziellen Beiträgen. Sie engagiert sich für
inspirierende zukunftsfähige Lösungen
und informiert über gute Beispiele.

Grafik / Layout
Büro Nord

Druck
Druckcenter am Rigi

Bilder
André Herger, Studio12

Datum
Juni 2021
Wohnen im Bethlehem - Mehrgenerationensiedlung Projektdokumentation 2013 2021 - Age-Stiftung
Inhaltsverzeichnis

Management Summary                                                5

1        Ausgangslage                                             6
1.1      Zielgruppen und Wohnkonzept                              6
1.2      Einordnung in den Kontext                                6
1.3      Organisation                                             9

2        Dialog mit dem Bezirk                                   10
2.1      Begleitung der Umsetzung                                10
2.2      Vorgaben in den Sonderbauvorschriften                   10

3        Wohnkonzept                                             12
3.1      Grundwerte der SMB und Leitbild «Wohnen im Bethlehem»   12
3.2      Architektonisches Konzept                               14
3.3      Wohnungskonzept                                         14
3.4      Zusatzangebote                                          14
3.5      Gastronomie                                             15
3.6      Betreutes Wohnen                                        15

4        Planung, Nutzungsentwicklung und Partizipation          22
4.1      Projektentwicklung im dynamischen Umfeld                22
4.2      Integriertes Nutzungskonzept                            24
4.3      Information und Partizipation                           26

5        Vermietung                                              30
5.1      Vermietungsablauf Gewerbe                               30
5.2      Vermietungskonzept Wohnungen                            30
5.3      Vermietungsergebnis                                     33

6        Erkenntnisse                                            36
6.1      Rückblick der SMB                                       36
6.2      Erkenntnisse des Bezirks                                36
6.3      Erkenntnisse zur Projektentwicklung                     37

Wohnen im Bethlehem – Projektdokumentation 2021                   3
Wohnen im Bethlehem - Mehrgenerationensiedlung Projektdokumentation 2013 2021 - Age-Stiftung
Wohnen im Bethlehem - Mehrgenerationensiedlung Projektdokumentation 2013 2021 - Age-Stiftung
Management Summary

Die Missionsgesellschaft Bethlehem in Immensee      Das Nutzungskonzept für die Siedlung wird von
(SMB) realisiert zwischen 2012 und 2021 die erste   drei Grundgedanken geprägt. Es sollen Synergien
Etappe der Siedlung «Im Bethlehem» in Immen-        mit den bestehenden Strukturen und Kapazitäten
see bei Küssnacht am Rigi. Die SMB ist eine Ge-     der SMB genutzt werden. Das Zusammenleben in
meinschaft apostolischen Lebens von Priestern       der Siedlung soll mit einem begegnungsfördern-
und Brüdern, die sich zum missionarischen Dienst    den Raumprogramm und gemeinschaftsfördern-
zusammengeschlossen haben. Das Mutterhaus, in       den Massnahmen unterstützt werden. Und die Ei-
dem die Missionare ihren Lebensabend verbrin-       gentümerin möchte nahe an den Bedürfnissen
gen, befindet sich auf dem Areal der Siedlung.      der Mieterinnen und Mietern dran sein.

Die SMB reagiert mit dem Projekt «Im Bethle-        Der Vermietungsprozess der Wohnungen startete
hem» auf das lokale Bedürfnis nach bezahlbaren      lange vor dem offiziellen Termin. Ab 2017 führte
Wohnungen insbesondere für Familien und Seni-       die SMB einen Informations- und Partizipations-
oren im Bezirk. «Im Bethlehem» ist aber mehr als    prozess durch, mit dem das Projekt positioniert
bezahlbare Wohnungen: Es ist auch das künfti-       und Interessierte aus dem Bezirk und dem wei-
ge Mutterhaus der Missionare, und es bietet den     teren Umfeld an das Projekt herangeführt wur-
Bewohnerinnen und Bewohnern ein Wohnumfeld,         den. Dieser Prozess führte nicht nur dazu, dass
das Gemeinschaft, Nachbarschaft und Toleranz        die Wohnungen am Schluss sehr schnell vermie-
fördert. Die SMB und der Bezirk haben das Pro-      tet werden konnten, sondern auch, dass die er-
jekt dazu genutzt, die Angebotsentwicklung im       wünschten Zielgruppen – zu denen insbesonde-
Bereich Wohnen im Alter voranzutreiben.             re auch Senioren zählen – gut erreicht wurden.
                                                    Die Interessenten erhielten genügend Zeit, sich
Das Projekt umfasst rund 180 Wohnungen und di-      mit dem für den ländlichen Raum unkonventionel-
verse Gewerbeflächen. Es wird in mehreren Etap-     len Nutzungskonzept und einem allfälligen Umzug
pen realisiert. Zur ersten Etappe zählen 51 Woh-    auseinanderzusetzen.
nungen. Mit der ersten Etappe entsteht rund um
den «Bethlehemhof», der mit Teilen des alten        Das Projekt wurde von der Autorin der Dokumen-
Mutterhauses bestehen bleibt, das Zentrum der       tation ab 2013 begleitet. Sie erstellte Grundla-
Überbauung. Dieses eigentliche Herz soll über       gen für das Nutzungskonzept und entwickelte mit
das Areal hinaus ausstrahlen. Zum breiten Woh-      der SMB den partizipativen Prozess zur An- und
nungsmix, der sich über eher knappe Wohnflä-        Einbindung der künftigen Nutzerinnen und Nut-
chen auszeichnet, werden auch Jokerzimmer mit       zer der Siedlung. Sie bleibt bis zur Umsetzung der
Nasszellen, Hobbyräume und Gästezimmer ver-         partizipativen Aussenraumgestaltung, die nach
mietet. Die Bewohnerinnen und Bewohner ha-          dem Bezug der ersten Etappe durchgeführt wird,
ben Zugang zu einem Gemeinschaftsraum, einer        involviert.
Sauna, einer Werkstätte, einem Theatersaal und
weiteren Gemeinschaftsflächen. Weiter profitie-
ren sie von der Nähe zum Bistro der SMB, zu Kin-
derbetreuung, einer Lingerie, einem Hofladen und
weiteren Dienstleistungen.

Wohnen im Bethlehem – Projektdokumentation 2021                                                     5
Wohnen im Bethlehem - Mehrgenerationensiedlung Projektdokumentation 2013 2021 - Age-Stiftung
1 Ausgangslage

Die Missionsgesellschaft Bethlehem in Immensee (SMB) verfügt über ein
beträchtliches Land- und Immobilienportfolio. Um die Grundgedanken der
Mission in die Zukunft zu tragen, beschliesst das Generalkapitel der SMB
im Jahr 2013, die Ländereien beim Mutterhaus der Mission mit einem ge-
meinnützigen Wohnprojekt zu überbauen. Das Projekt soll ihr weltweites
soziales Engagement spiegeln. Dank des Verzichts auf maximalen Gewinn
sollen bezahlbare Wohnungen realisiert werden. Für die SMB ist dies
ein Dank an den Bezirk Küssnacht am Rigi für seine Gastfreundschaft.

Im Dialog mit dem Bezirk entsteht die Idee, mit       Der teilweise erhaltene Wohnteil des Mutterhau-
der Siedlung «Im Bethlehem» ein Wohnungsan-           ses und ein Neubau dienen als Wohn- und Ar-
gebot mit Fokus auf die ortsansässige Bevölke-        beitsort der SMB. Hier können die pensionierten
rung, die sozial gut verankert ist und langfristig    Missionare ihren Lebensabend mit Unterstützung
im Bezirk bleiben möchte, zu erstellen. Im Sinne      der Dienstleistungen der SMB verbringen. Die von
der Mission sollen Menschen aus unterschiedli-        der Mission und weiteren Gewerbemietern er-
chen Kulturen in der Siedlung wohnen. Der Aspekt      brachten Dienstleistungen richten sich aber nicht
der Bezahlbarkeit steht im Vordergrund, weil es in    nur an die Missionare, sondern auch an die Mie-
Küssnacht bei Neubauprojekten an bezahlbarem          terinnen und Mieter und an die Öffentlichkeit. Sie
Wohnraum für verschiedene Generationen fehlt.         sollen den Alltag von Familien und Erwerbstäti-
Das Konzept soll betreutes Wohnen ermöglichen.        gen entlasten, Senioren ein gut versorgtes Woh-
                                                      nen im Alter ermöglichen und einen Beitrag an
                                                      das öffentliche Quartierleben leisten.
1.1   Zielgruppen und Wohnkonzept

Die Generationensiedlung «Im Bethlehem» wird          1.2   Einordnung in den Kontext
zwischen 2010 und 2021 geplant, entwickelt und in
der ersten Etappe realisiert. Zielgruppen sind:       Das Areal mit dem Missionshaus befindet sich an
• Junge Personen, Paare und Familien mit be-         einer strategischen Randlage zwischen Immen-
   scheidenem Budget, die innerhalb des Bezirks       see und Küssnacht am Rigi, direkt neben dem
   nach einer Wohnung suchen.                         Gymnasium Immensee mit dem Internat (Abbil-
• Junge Personen, Paare und Familien, die wegen      dung 1). Rund um das Areal gibt es Arbeitsplatz-
   mangelndem Wohnungsangebot weg­           ziehen   gebiete, in der Nähe befindet sich ein Wohnquar-
   mussten und nach Immensee zurückkehren             tier. Der Wanderweg zur Hohlen Gasse führt am
   wollen.                                            Missionshaus vorbei. An dieser Schnittstelle soll
• Alleinstehende und Paare in der Aufbruchs-         ein neues kleines Zentrum mit einer ausstrahlen-
   phase (55 plus), die im Bezirk umziehen oder in    den und einladenden Identität entstehen (Abbil-
   den Bezirk zurückkehren möchten.                   dung 2).
• Alleinstehende und Paare in der Ausklingen-
   phase (80 plus), die ein altersfreundliches
   Wohnumfeld mit individuellen Unterstützungs-
   möglichkeiten für den Alltag suchen und die im
   Bezirk umziehen oder in den Bezirk zurückkeh-
   ren möchten.
• Personen, die ein Wohnumfeld mit Charakter
   suchen, unter verschiedenen Generationen und
   Nationen wohnen möchten und offen sind, flexi-
   bel mit Wohn- und Freizeiträumen umzugehen.

6
Wohnen im Bethlehem - Mehrgenerationensiedlung Projektdokumentation 2013 2021 - Age-Stiftung
Zug

                                                                                                                 Immensee

                                                                                          Im Bethlehem

                                                                                                                                        Schwyz
                                      Küssnacht

       Luzern

                                                                                                    Wohgebiete          Arbeitsplätze

Abbildung 1: Lageplan Missionshaus und Areal

                                                      Küssnacht

       Hohle Gasse AG
                                                                          Ar
                                                                            the
                                                                               rst
                                                                                  ras
                                        Sportanlage                                  se

                                  Missionshaus Bethlehem                                                                                 Immensee

      Gymnasium Immensee

                                                           Bethlehemhof

                                                                                                            g
                                                                                                         mwe
                                                                                                     lehe
                                                                                                 Beth

         Hohle Gasse

                                                  Bauernhof

Abbildung 2: Übersichtsplan Siedlung «Im Bethlehem» mit allen Etappen

                       Wohnen im Bethlehem – Projektdokumentation 2021                                                                              7
Wohnen im Bethlehem - Mehrgenerationensiedlung Projektdokumentation 2013 2021 - Age-Stiftung
Abbildung 3: Etappen und Wohnungsmix

1. Etappe
18 × 2.5-Zimmer-Wohnungen
20 × 3.5-Zimmer-Wohnungen
10 × 4.5-Zimmer-Wohnungen
3 × 5.5-Zimmer-Wohnungen

Total 51 Wohnungen

2. Etappe
18 × 2.5-Zimmer-Wohnungen
7 × 3.5-Zimmer-Wohnungen
20 × 4.5-Zimmer-Wohnungen
6 × 6.0-Zimmer-Wohnungen

Total 51 Wohnungen

3. Etappe
18 × 2.5-Zimmer-Wohnungen
7 × 3.5-Zimmer-Wohnungen
20 × 4.5-Zimmer-Wohnungen
6 × 6.0-Zimmer-Wohnungen

Total 51 Wohnungen

4. Etappe
9 × 2.5-Zimmer-Wohnungen
9 × 3.5-Zimmer-Wohnungen
8 × 4.5-Zimmer-Wohnungen
5 × 5.5-Zimmer-Wohnungen

Total 31 Wohnungen
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1 Ausgangslage

                                                                                 Abbildung 4:
                                                                                 Visualisierung
                                                                                 der Etappen

Die Siedlung mit rund 180 Wohnungen sowie Ge-        Die Ursprünge der SMB gehen auf den französi-
werbeflächen wird vom Architekturbüro Lüscher        schen Priester Pierre-Marie Barral zurück. Dieser
Bucher Theiler aus Luzern geplant. Deren Pro-        gründete 1895 in Meggen die «Ecole apostolique
jekt geht aus einem Architekturwettbewerb her-       de Bethléem», die ein Jahr später nach Immen-
vor. Die Jury wählt es wegen seinem sorgfältigen     see verlegt wurde. Aus ihr entstand das Gym-
Umgang mit dem Bestand aus.                          nasium Bethlehem, Immensee. Lange ging der
                                                     Nachwuchs für die SMB aus dem Gymnasium
Die erste Bauetappe mit vier Gebäuden und 51         hervor. In den 1990er Jahren wurde die Schu-
Wohnungen wird im April 2021 fertiggestellt (Ab-     le in eine private Stiftung überführt. Im Lauf der
bildung 3). Diese Etappe rund um den idyllischen     Zeit baute die Missionsgesellschaft missionari-
Bethlehemhof bildet den Kern der Siedlung mit        sche Tätigkeiten in Asien, Afrika, Lateinamerika
Bistro, Joker- und Gästezimmer, Hobbyräumen,         und Europa auf. In verschiedenen Ländern bilde-
Kinderhort und weiteren Begegnungsorten.             ten sich Freundeskreise, so auch in der Schweiz.

In weiteren Etappen folgen, verteilt über das Are-   Das Zweite Vatikanische Konzil und ein neu-
al, zwei Gruppen von Wohngebäuden mit rund           es Missionsverständnis führte dazu, dass Laien
130 Wohnungen, die je nach Bedarf mit Gewer-         im missionarischen und kirchlichen Dienst auf-
beflächen in den Erdgeschossen ergänzt wer-          gewertet wurden. In der Folge arbeiteten immer
den können. Diese Etappen weisen im Gegensatz        mehr Laien in den Projekten der SMB mit. Das
zur ersten Etappe einen stärkeren Wohncharakter      Generalkapitel 1974 bestätigte als neue Form der
auf. In der letzten Etappe besteht die Option auf    missionarischen Arbeit solche Projekteinsätze.
die Realisierung eines Pflegeheims mit 60 Apart-
ments (Abbildung 4).                                 Die SMB nimmt ihre Interessen in zivilen Belan-
                                                     gen seit vielen Jahren über den Verein Missi-
                                                     onshaus Bethlehem (VMB) wahr. Dieser Verein
1.3   Organisation                                   ist als formeller Bauherr des Projekts aktiv. Der
                                                     Vorstand des VMB setzt sich aus Vertretern der
Trägerin der Siedlung «Im Bethlehem» ist die         Missionsgesellschaft und externen Vertrauens-
Missionsgesellschaft Bethlehem (SMB). Die Mis-       personen zusammen. In der Geschäftsleitung
sionsgesellschaft ist eine Gemeinschaft aposto-      des Vereins sind der Geschäftsführer – der zu-
lischen Lebens von Priestern und Brüdern, die        gleich Generalökonom der SMB ist – sowie drei
sich zum missionarischen Dienst zusammenge-          Personen vertreten, die sich um die Finanzen
schlossen haben. Ihr Mutterhaus befindet sich        und Administration, die Hotellerie und das Faci-
auf dem Areal der Siedlung «Im Bethlehem».           lity Management der SMB kümmern.

Wohnen im Bethlehem – Projektdokumentation 2021                                                      9
Wohnen im Bethlehem - Mehrgenerationensiedlung Projektdokumentation 2013 2021 - Age-Stiftung
2 Dialog mit dem Bezirk

Das Konzept für die Siedlung «Im Bethlehem» entsteht im Dialog der
SMB mit dem Bezirk Küssnacht. Der Bezirk setzt sich auf zwei Ebenen
dafür ein, dass die Ideen umgesetzt wurden.

2.1   Begleitung der Umsetzung                      bewilligung gründet. Die Arbeitsgruppe setzt sich
                                                    mit der Umsetzung des Nutzungskonzepts ausei-
Der Bezirk ist von Anfang an in die Projektent-     nander. In der Gruppe ist der Bezirk mit der Fach-
wicklung involviert und begleitet das Projekt in    stelle für Gesellschaftsfragen vertreten.
veränderten Konstellationen bis zum Abschluss
der ersten Etappe: Der damalige Bezirksam-
mann Stefan Kaiser sowie der damalige Ver-          2.2	Vorgaben in den Sonderbauvorschriften
walter des Alters- und Pflegeheims «Sunnehof»
Josef Wechsler sind Mitglied der Planungskom-       Das Grundkonzept mit der Realisierung eines An-
mission und Wettbewerbsjury. Stefan Kaiser,         teils von mindestens 50 Prozent an preisgünsti-
der in der Zwischenzeit nicht mehr Bezirksam-       gen Wohnungen unter dem Marktpreis, von Be-
man ist, wird nach der Erteilung der Baubewilli-    treutem Wohnen, Wohnungen für Familien und
gung Präsident der Baukommission und Projekt-       Senioren, einem Dienstleistungskonzept mit all-
leiter. In der Baukommission sind Mitglieder der    tagsrelevanten Angeboten sowie öffentlich zu-
SMB, des VMB und der Geschäftsleitung vertre-       gänglichen Freiräumen hält der Bezirk in den Son-
ten. Josef Wechsler, der in der Zwischenzeit pen-   derbauvorschriften eigentümerverbindlich fest
sioniert ist, wird Ende 2017 Präsident des VMB.     (Abbildung 5). Diese Vorschriften sind das Ergeb-
Beide sind Mitglied der Arbeitsgruppe Quartier-     nis der gemeinsamen Konzeptentwicklung und
entwicklung, die der VMB nach Erteilung der Bau-    Verhandlungen zwischen der SMB und dem Bezirk.

Abbildung 5: Eintrag in den Sonderbauvorschriften

Art. 7 Bau- und Nutzungsbestimmungen

a)     Nutzweise

1	Die 1. Etappe der Wohnüberbauung «Wohnen im Bethlehem», beste­hend aus vier
   Baukörpern, soll für Gemeinschaftliches Wohnen ­genutzt werden. Es handelt sich
   um Alterswohnungen und Betreutes Wohnen, unter anderem für Mitglieder des
   Missionshauses, preisgünstigen Wohnraum z. B. für Familien, sowie Flächen für
   Nutzungen (Infrastrukturflächen), die dem ganzen Quartier zu Gute kommen, wie
   z.B. Kinderhort, Gaststätte mit kleinem Angebot an Lebensmitteln, Gesundheits-
   zentrum, Gemeinschaftspraxis, Therapieräume, Coiffeur, Pedicure, Büroräume, etc.

2	Mindestens die Hälfte der zu Wohnzwecken bestimmten Bruttogeschossfläche ist
   für den preisgünstigen Wohnungsbau reserviert. Die Mietpreise werden dort 25 %
   unter dem Marktpreis festgelegt.

I)     Umgebung

2	Die beiden Spiel- und Ruheflächen sind öffentlich zugänglich.
   Der Bethlehemhof hat ca. 1150 m² und die Spielfläche nördlich des ­Baubereichs A
   hat ca. 150 m².

10
Mascha Lalik, Krippenleitung
                                                                 Chinderhuus
                                                                 Weshalb ist das Chinderhuus in die
                                                                 Siedlung gezogen?
                                                                 Uns haben das ganzheitliche Konzept des Gene-
                                                                 rationenwohnens und die Räumlichkeiten, die auf
                                                                 die Bedürfnisse des Chinderhuus ausgebaut wur-
                                                                 den, überzeugt.

                                                                 Füreinander da sein bedeutet für uns nicht nur,
                                                                 Betreuungsplätze anzubieten, sondern auch den
                                                                 aktiven Austausch mit den Bewohnerinnen der
                                                                 Siedlung aller Altersklassen zu pflegen.

Petra Gamma Grüter, Bezirksrätin
Welchen Aspekt finden Sie besonders
wegweisend an der Wohnsiedlung?
Durch den stark steigenden Anteil von älteren
Menschen in unserer Gesellschaft ist es wichtig,
die Generationendurchmischung zu fördern und
Begegnungen zwischen Jung und Alt zu ermög-
lichen. Ein gutes Funktionieren der Gesellschaft
wird inskünftig vermehrt von diesem Aspekt ge-
prägt sein.

Mit der Überbauung Im Bethlehem wurde der Be-
zirk mit einer zukunftsgerichteten und wegwei-
senden Wohnsiedlung bereichert. Die Siedlung
bietet eine wunderbare Möglichkeit, Integration
auf verschiedenen Ebenen zu leben. Im Bethle-
hem leistet mit ihrer gelebten Philosophie Pio-
nierarbeit für andere Wohnprojekte.

               Wohnen im Bethlehem – Projektdokumentation 2021                                                     11
3 Wohnkonzept

«Im Bethlehem» bietet neue Wohnlösungen im ländlichen Raum an. Die Bau-
herrin orientiert sich an gemeinnützigen Wohnprojekten aus dem städtischen
Raum. Dabei zeigt sich, dass viele gemeinnützige Gedanken aus den urbanen
Konzepten wie Gemeinschaft, Nachbarschaft und Suffizienz gut zu den Grund-
werten der SMB passen. Die SMB kann dank der Dienstleistungen, die sie den
Missionaren anbietet, Synergien für Mieterservices nutzen.

3.1	Grundwerte der SMB und Leitbild «Wohnen                      Abbildung 7: Leitbild «Im Bethlehehm»
     im Bethlehem»

Die Siedlung «Im Bethlehem» soll als missionari-
sches Projekt der SMB die Grundwerte der Mis-          1
                                                       	
                                                        Respektierung der Privatsphäre: Wir respektieren Individualität und
                                                        Privatsphäre unserer Bewohnerinnen und Bewohner.

sionsgesellschaft vermitteln. Diese umfassen Of-
fenheit, Gemeinschaftlichkeit, Interkulturalität und   2   	
                                                            Partnerschaftlicher Umgang: Unser Verhalten gegenüber den Be-
                                                            wohnern sowie gegenüber externen Ansprechgruppen und -perso-
Einfachheit.                                                nen ist partnerschaftlich.

Die Grundwerte spiegeln sich im Wohnprojekt in
den Zielgruppen, dem Angebot an Gemeinschafts-
                                                       3   	
                                                            Periodische Kontakte: Wir pflegen periodisch Kontakt mit der Be-
                                                            völkerung, den Bezirksbehörden und der Wohnbaugenossenschaft
                                                            Küssnacht.
räumen, im Umgang mit dem Bestand, den schlich-
ten und werthaltigen Materialien und dem Raum-
programm mit Zusatz- und Gemeinschaftsräumen           4   	
                                                            Förderung von guter Nachbarschaft: Die Mehrgenerationensied-
                                                            lung WiB (Merkzeichen «Hof und Nischen») fördert Begegnungen
                                                            zwischen den Bewohnerinnen und Bewohnern verschiedener sozialer
(Abbildung 6). Eine wichtige Voraussetzung für die          Schichten und Kulturen. Mit der Raumgestaltung und mit periodi-
SMB ist, dass sich Mieterinnen und Mieter mit den           schen Anlässen schaffen wir die Basis für ein gutnachbarschaftli-
Grundwerten identifizieren.                                 ches Leben.

Die SMB entwickelt ein Leitbild für «Im Bethle-        5           örderung der Quartierintegration: Durch die Öffnung des identitäts-
                                                                  F
                                                                  stiftenden Hofes für die Allgemeinheit fördern wir die Integration des
hem» (Abbildung 7). Dieses wird von der Gene-                     Quartiers WiB in den wachsenden Bezirk Küssnacht, im Speziellen in
                                                                  den Siedlungsraum Immensee.
ralversammlung des VMB am 16. Dezember 2017
genehmigt. Das Leitbild beschreibt das Grundkon-
zept der Siedlung, die Interaktion mit Akteuren im     6          Breites Mieterspektrum: Bei der Vermietung zielen wir auf ein breites
                                                                   Mieterspektrum ab, insbesondere bevorzugen wir lokal verankerte
Umfeld und den angestrebten Lernprozess.                           junge Familien sowie ältere, sozial denkende Paare und Personen, die
                                                                   offen sind für gemeinschaftliche und unterschiedliche Lebensformen
                                                                   und Lebensstile.

                                                       7   	
                                                            Überdurchschnittliche Dienstleistungen: Wir bieten Möglichkeiten
                                                            und Dienstleistungen, die das übliche Angebot übertreffen und es für
                                                            Mieterinnen und Mieter einfacher machen, in wechselnden Lebens-
                                                            situationen spezifische Bedürfnisse mit ihrem Alltag in Übereinstim-
                                                            mung zu bringen (Kinderhort, Jokerzimmer, Raum für medizinische
                                                            Untersuchungen, Zentralwäscherei, Restaurant, Betreuungsleistun-
                                                            gen, Bastelwerkstatt etc.)

                                                       8   	
                                                            Ausrichtung auf den Quartier- und Bezirksbedarf: Unsere Dienstleis-
                                                            tungen orientieren sich am Bedarf der Hauptzielgruppen im Quartier,
                                                            aber auch im Bezirk. Sie werden periodisch auf ihre Wirksamkeit und
                                                            Wirtschaftlichkeit überprüft.

                                                       9           rmöglichung von Lernprozessen: Mit dem Bauen in Etappen er-
                                                                  E
                                                                  möglichen wir einen Lernprozess und die Anpassung an die sich
                                                                  verändernden Gegebenheiten innerhalb des Bezirks.

                                                       10          ransparente Kommunikation: Wir kommunizieren ansprechgrup-
                                                                  T
                                                                  pengerecht und transparent.

12
Abbildung 6: Wohnungsmix und Zusatzräume

Wohungsmix

6%                                                3 Wohnungen        5.5 Zimmer        125 m²

20 %                                              10 Wohnungen       4.5 Zimmer   102 – 109 m²

47 %                                              20 Wohnungen       3.5 Zimmer    75 – 95 m²

27 %                                              18 Wohnungen       2.5 Zimmer    53 – 66 m²

                                       Total      51 Wohnungen

Zusatzräume

2                                                                   Hobbyräume          32 m²

4                                                               Studiowohnungen         25 m²

8                                                         Jokerzimmer mit Bad           31 m²

13                                                           Disponible Räume       14 – 16 m²

Wohnen im Bethlehem – Projektdokumentation 2021                                            13
1

1
Innenansicht Bistro

3.2 Architektonisches Konzept                          3.3 Wohnungskonzept

Das architektonische Konzept gewichtet die sozi-       Der Wohnungsspiegel umfasst einen grossen An-
alen Anliegen hoch und schafft mit dem Hof und         teil an 2.5- und 3.5-Zimmer-Wohnungen. Die
den vielfältigen Gemeinschaftsräumen die räum-         4.5-Zimmer-Wohnungen sind eher klein geschnit-
lichen Voraussetzungen für ein gutes nachbar-          ten, damit sie bezahlbar sind. Ergänzend dazu gibt
schaftliches Zusammenleben. Es ist das einzige         es acht Jokerzimmer mit Bad, dreizehn disponible
Projekt aus dem Wettbewerb, das einen Teil des         Räume und zwei Hobbyräume ohne Nasszelle. Das
Bestandes erhält und die bestehenden Höfe des          Raumprogramm folgt dem Gedanken, die Wohnung
Gymnasiums miteinbezieht. Mit dem erhaltenen           je nach Bedarf mit einem Zusatzraum vergrössern
«Bethlehemhof» und seiner unverwechselbaren            oder wieder verkleinern zu können. Die Jokerzim-
Identität entsteht in der 1. Etappe ein Quartierzen-   mer mit Bad können von Mietern mit bescheidenen
trum. Zusammen mit den weiteren Etappen bil-           Ansprüchen auch zum Wohnen genutzt werden. Ein
det sich ein einmaliges Bauensemble, das Men-          Jokerzimmer vermietet der VMB fix als Gästezim-
schen aus dem Dorf und dem Bezirk anziehen             mer.
kann und einen wichtigen Beitrag zur Verknüp-
fung der wachsenden Quartiere zwischen Immen-
see und Küssnacht leistet.                             3.4 Zusatzangebote

Da der Erhalt und Einbezug der Gebäudestruktur         Die Zusatzangebote zu den Wohnungen können
sich auf die Kosten auswirken und die Nutzungs-        zwei Typen zugeordnet werden: Die Nutzung der
entwicklung einen sorgfältigen Prozess erfordert,      Gemeinschaftsräume Waschsalon, Sauna, Win-
stellt die SMB bei der Age Stiftung einen Antrag       tergarten, Werkstatt, Mehrzweckraum und Raum
für einen Entwicklungs- und Realisierungsbeitrag.      der Stille ist im Mietpreis der Wohnungen inbe-
                                                       griffen. Die Dienstleistungen der Mission und der
                                                       Gewerbeflächen-Mieter sind für die Bewohnen-
                                                       den kostenpflichtig.

14
3 Wohnkonzept

                                                     Im Bistro gibt es 68 Sitzplätze, auf dem Garten-
Für die Missionare stehen Räumlichkeiten wie         sitzplatz haben ca. 40 bis 50 Personen Platz. Im
eine Kapelle, Sakristei, Musikzimmer und Räume       Mehrzweckraum können Anlässe mit bis zu 80
 für die Pflege zur Verfügung. Am Infopoint, der     Personen durchgeführt werden.
Dreh- und Angelpunkt für die Anliegen der Mie-
terinnen und Mieter ist, wird voraussichtlich auch
der Verkauf vom Hofladen abgewickelt. Infopo-        3.6 Betreutes Wohnen
 int, Hofladen, Bistro und Lingerie werden von der
Geschäftsstelle des VMB betrieben. Der VMB ge-       In den Sonderbauvorschriften ist festgehalten,
 winnt je eine Betreiberin für eine Kindertages-     dass das Wohnkonzept nicht nur Alterswohnun-
stätte und eine Spielgruppe als Mieterinnen. Da-     gen und Betreutes Wohnen für die Mitglieder des
mit stellt der Verein ein Entlastungsangebot für     Missionshauses, sondern auch für umzugswillige
Familien sicher. Der Theatersaal, den der VMB        Senioren aus dem Bezirk Küssnacht vorsehen soll.
an das Gymnasium Immensee vermietet, wird in         Mit dem Angebot soll eine Ergänzung zu den be-
das Siedlungsleben eingebunden und als Teil des      stehenden Alters- und Pflegeheimen geschaffen
­Kulturangebots auch Mieterinnen und Mieter so-      werden.
 wie Externen zur Verfügung gestellt. Der VMB
 bietet ein zukunftsorientiertes Mobilitätsange-     Die SMB und der Bezirk planen auch die Option
 bot an: Neben der reduzierten Anzahl Parkplätze     eines Pflegeheims ein. In der kantonalen Planung
 für Autos – die sogar weniger nachgefragt sind      der Pflegeangebote wird mit der Zeit allerdings
als erwartet – bietet der Verein zwei Standplät-     klar, dass es im Bezirk kein weiteres konventionel-
ze für Elektromobile sowie Infrastruktur für Elek-   les Pflegeheim braucht, sondern ergänzende An-
trobikes an.                                         gebote in privater Umgebung. Die SMB hat mit den
                                                     Etappen genügen Zeit und Spielraum, um auf die
                                                     veränderten Rahmenbedingungen zu reagieren.
3.5 Gastronomie
                                                     Im Verlauf der Zeit definieren die SMB und der
Das Bistro ist ein tragendes Angebot für das         Bezirk das Betreute Wohnen als hindernisfreie
Siedlungsleben. Es übernimmt eine doppelte           Wohnungen, die mit Unterstützung von ambulan-
Funktion, weil es sowohl die Missionare verpflegt    ten Dienstleistungen das private Wohnen bis ins
als auch externe Gäste bewirtet. Die Entwicklung     hohe Alter ermöglichen. Der VMB entwickelt mit
des Konzepts stellt sich als Herausforderung dar.    der Spitex einen 24h-Service für die Missionare.
Der VMB muss das Angebot vom Konkurrenzan-
gebot im Umfeld abgrenzen, ein wirtschaftlich        Zu den weiteren Gewerbe-Mietern, die das Woh-
tragfähiges Konzept für den Standort entwickeln      nen im Alter unterstützen, zählt eine Therapeu-
und ein geeignetes Gastro-Team einbinden.            tin. Der VMB sucht zudem nach einer Arztpraxis.
                                                     Mit dem Bistro steht ein generationengemischter
Die Restaurants im Umfeld bieten traditionelle       Verpflegungsdienst zur Verfügung, der nieder-
Schweizer Küche, balkanische Spezialitäten und       schwellige soziale Kontakte ermöglicht und zur
mediterrane Küche. Die Hälfte der Restaurants ist    Einbindung der Siedlung in das Quartier- und Ge-
nicht durchgehend geöffnet. Keines verfolgt einen    meindeleben beiträgt.
niederschwelligen Ansatz mit Selbstbedienung.
Hier setzt das Angebot an.

Das Bistro-Konzept umfasst für den Vormittag
ein Frühstücksbuffet mit Selbstbedienung, für
den Mittag ein bedientes Buffet mit frischen Sa-
laten, Tagessuppe, fünf Menüs inklusive Aktions-
menü aus Foodwaste und Kindermenü sowie für
den Abend zwei Menüs mit Suppe. Die Küche
verwendet saisonale und regionale Produkte und
verarbeitet diese schonend.

Das Bistro-Team macht auch das Catering für in-
terne und externe Anlässe im Mehrzweckraum,
im Bistro, im Hof, im Theatersaal oder für private
Anlässe in den Wohnungen der Mieterinnen und
Mieter. Das Bistro ist unter der Woche von 7.30
bis 20 Uhr und am Wochenende bis 22 Uhr ge-
öffnet.

Wohnen im Bethlehem – Projektdokumentation 2021                                                      15
1

         2

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3 Wohnkonzept

                                           3      Infrastruktur der
                                                  Missionsgesellschaft

                                                  1

                                                  Ansicht der gesamten
                                                  Anlage

                                                  2

                                                  Bistro

                                                  3

                                                  Lingerie

                                                  4

                                                  Erhaltener
                                                  Bethlehemhof

                                                      4

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Gemeinschaftsräume   1
Im Bethlehem

 1

Sauna

 2

Zumietbares
Gästezimmer

 3

Waschsalon

 4

Gemeinschaftsraum

 5

Meditationsraum

     2

18
3 Wohnkonzept

                                                      3

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                                                      5

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3 Wohnkonzept

                                        4         Wohnungsbereich

                                                  1

                                                  Hindernisfrei
                                                  ausgebautes Bad

                                                  2

                                                  Erschliessung der
                                                  Wohnungen

                                                  3

                                                  Treppenhaus

                                                  4

                                                  Privater Balkon

                                                  5

                                                  Sicht auf die
                                                  Nachbarschaft

                                                                      5

Wohnen im Bethlehem – Projektdokumentation 2021                           21
4	Planung, Nutzungsentwicklung
   und Partizipation

Das Vorgehen der SMB zeugt vom starken Willen,
das Projekt möglichst gut in das gewachsene und
wachsende Umfeld einzubetten.

Die an der Projektentwicklung beteiligten Perso-    Zur unerwarteten Herausforderung entwickelt sich
nen bewegen sich dabei parallel auf drei Schie-     der Widerstand aus den eigenen Reihen gegen das
nen (Abbildung 8):                                  neue Mutterhaus. Trotz des grundsätzlichen Ge-
•	Die erste Schiene ist die Projektentwicklung,    neralkapitel-Entscheids im Jahr 2013, die Wohn-
   die auf Bedürfnisse des Bezirks und der Nach-    siedlung zu realisieren, reichen 28 Missionare
   barn sowie auf veränderte Nutzungsbedürf-        beim Bezirk eine Einsprache zum Gestaltungsplan
   nisse seitens der Missionare eingehen muss.      ein, als dieser im Jahr 2014 aufgelegt wird. Dies
•	Die zweite Schiene ist die Nutzungsentwick-      führt zu einem Planungsstopp, in dessen Rahmen
   lung, die ein tragfähiges Konzept für die Ei-    die SMB eine längere interne Grundsatzdiskussi-
   gennutzung durch die SMB und die Nachfrage       on führt. Zehn Missionare ziehen ihre Einsprache
   aus dem ländlichen Raum erfordert.               zurück. Der Bezirk stellt bei der Prüfung der Ein-
•	Die dritte Schiene sind die Information und      sprachen schliesslich fest, dass die Missionare gar
   Partizipation, mit denen die Ideen aus dem       nicht einspracheberechtigt sind. Auch drei weite-
   Konzept vermittelt und interessierte Miete-      re Einsprachen, zwei davon aus der Nachbarschaft
   rinnen und Mieter für die Wohnungen und die      und eine Einsprache aus der Gemeinde, werden
   Gewerbeflächen an- und eingebunden werden        abgewiesen. Die Planung wird mit einer Verzöge-
   sollen.                                          rung von einem Jahr unter veränderten Rahmen-
                                                    bedingungen wieder aufgenommen.

4.1	Projektentwicklung im dynamischen              Ergebnis des Planungsstopps ist eine Anpassung
     Umfeld                                         des Projekts: Die vorgesehene Pflegeabteilung für
                                                    die Missionare im Neubau wird in ein Geschoss
Der VMB bewegt sich mit der Projektentwicklung      mit Kleinwohnungen umgeplant, dafür bleibt das
im Spannungsfeld der Bedürfnisse der Missions-      bisherige Pflegegeschoss im erhaltenen Teil des
gesellschaft, des Bezirks, des Gymnasiums Im-       Mutterhauses bestehen. Die Missionare dürfen
mensee und dem benachbarten Gewerbezentrum          individuell entscheiden, ob sie im erhaltenen Teil
Hohle Gasse AG.                                     des Mutterhauses bleiben oder in eine Wohnung
                                                    im neuen Teil des Mutterhauses ziehen möchten.
Die Bedürfnisse der Missionsgesellschaft müs-       Ende 2020 entscheidet sich ein Drittel der Missi-
sen mehrheitsfähig umgesetzt werden, da die         onare zu zügeln. Zwei Drittel bleiben im alten Teil.
Generalversammlung des VMB über Projektmei-         Als Folge davon stehen mehr Kleinwohnungen für
lensteine zum Projekt und zum Raumprogramm          Personen aus dem Bezirk zur Verfügung.
abstimmt. Die Bedürfnisse des Bezirks sind zwar
über die Sonderbauvorschriften vorgegeben, ent-     Während der Planungszeit findet ein altersbe-
wickeln sich aber insbesondere in Bezug auf das     dingter Pächterwechsel beim landwirtschaftli-
Wohnen im Alter mit der Projektdauer weiter. Das    chen Betrieb statt, der zur Missionsgesellschaft
Gymnasium muss als Nutzerin von Infrastruktur       gehört. Es entstehen Diskussionen über die Ein-
an seine neue Rolle herangeführt werden, nicht      bindung des Betriebs in das Konzept «Im Beth-
mehr alleinige Mieterin des Theatersaals zu sein    lehem». Der Prozess der Entwicklung einer na-
und dafür gewonnen werden, sich an der Pla-         turnahen, auf den Grundgedanken der Werte der
nung der gemeinsamen Einstellhalle zu beteiligen.   Pioniersiedlung abgestimmten Bewirtschaftung
Auch die Hohle Gasse AG soll in das Mobilitäts-     des Betriebs läuft parallel. Bedürfnisse aus der
konzept eingebunden werden. Die Angestellten        Siedlung können und sollen aufgenommen und
des Gewerbezentrums sind zudem eine wichtige        wenn möglich abgedeckt werden.
Konsumzielgruppe für die Dienstleistungen.

22
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                                                        BK
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                 2
                 3                                                                      2    Wettbewerbsprojekte

                                                                                        3    Jurierung des Wettbewerbes

                                                                                             Entwicklung Nutzungskonzept
                                                                              2013
                                                                                        4

                                                                                        5    Besichtigungen Wohnprojekte (Uster
                                      4                                                      Brandstrasse, Generationenhaus Giesserei)

                                                                                        6    Auflage Gestaltungsplan
                                      5

                                                                                        7    Einsprachen gegen Gestaltungsplan

 6
                                                                               2014     8    Rückzug interne Einsprachen

 7                                                                                      9    Abweisung aller Einsprachen

                                                                                        10   Gestaltungsplan Missionshaus wird
                                                                                             rechtsgültig
 8
                                                                                        11   Revidiertes Richtprojekt

 9
                                                                               2015     12   Zwischennutzung des alten Missionsge-
                                                                                             bäudes für 2 Jahre durch minderjährige
                                                                                             unbegleitete Asylsuchende

                                                                                        13   Gründung Quartierentwicklungsgruppe

 10                                                                                     14   Erste Diskussionen Vermietungskonzept

                 11                                           12
                                                                              2016      15   Verein Missionshaus Bethlehem geneh-
                                                              13                             migt die Ausführungsplanung Etappe 1

                                                                                        16   Workshop mit dem Freundeskreis

                                                                                        17   Hoffest 1
                                      14
                                                                               2017     18   Generalversammlung: grünes Licht für die
                                                                                             Baueingabe Etappe 1

                                                                                        19   Plakatausstellung an der Scheune
 15                                                           16
                                                              17                        20   Besichtigung von Wohnsiedlungen
                                                                                             (Sunnige Hof, BEP Hofächer)
 18                                                           19
                                                                              2018      21   Baueingabe

                                                                                        22   Vermietungsstrategie «Wohnen im
                                      20                      20
                                                                                             Bethlehem» wird verabschiedet
                                      21                      22
                                                              23                        23   Hoffest 2

                                                                                        24   Start Plakatkampagne

                                                              24
                                                                              2019      25   Lancierung Website
                                                              25
                                                                                        26   Hoffest 3
                                                              26
                                                                                        27   Servicekonzept ist erarbeitet
                                      27
                                                                                        28   Nutzungsreglemente wird verabschiedet

                                                                              2020      29   Ablauf Vermietung wird festgelegt
                                      28
                                                                                        30   Start Vermietung im Netzwerk
                 30                   29                      31
                 32                                                                     31   Newsletter aktiv im Alter

                                                                                        32   Öffnung der Vermietung
                 33
                                                                               2021     33   Letzte Etappe Vermietung
                 34
                                                                                        34   Erstbezug

        Wohnen im Bethlehem – Projektdokumentation 2021                                                                          23
4.2	Integriertes Nutzungskonzept                     Personen zweimal gemeinnützige Wohnprojekte mit
                                                      dem Ziel, Erkenntnisse für das Gelingen des Sied-
Der VMB arbeitet das Nutzungskonzept nach Er-         lungslebens zu gewinnen. Nach den Besichtigun-
teilung der Baubewilligung mit der Arbeitsgrup-       gen treffen die Projektbeteiligten drei Grundsatz-
pe Quartierentwicklung aus. In der Arbeitsgruppe      entscheide:
sind die Geschäftsstelle und der Vorstand des Ver-    •	Die Pflege des Siedlungs- und Gemeinschafts-
eins vertreten. Weitere Mitglieder sind eine Sozio-      lebens wird nicht mit der Anstellung einer
login mit Erfahrung mit gemeinnützigen Wohnpro-          Drittperson abgedeckt, sondern mit dem be-
jekten, der Bezirk Küssnacht sowie eine Vertreterin      stehenden Team. Nach Bedarf wird externe Un-
des Freundschaftskreises SMB.                            terstützung herangezogen.
                                                      •	Ein gemeinsamer Waschsalon trägt zum Sied-
Das Nutzungskonzept wird von drei Grundgedan-            lungsleben bei. Deshalb werden keine individu-
ken geprägt. Es sollen Synergien mit den bestehen-       ellen Waschmaschinen in den Wohnungen ein-
den Strukturen und Kapazitäten des VMB genutzt           gebaut, auch keine Anschlüsse.
werden, damit bestehende Arbeitsplätze langfris-      •	In das Raumprogramm wird eine Werkstatt in-
tig gesichert werden können. Das Zusammenleben           tegriert, die vom Facility Manager betreut und
in der Siedlung soll mit einem begegnungsfördern-        von den Mieterinnen und Mietern semiprofes-
den Raumprogramm und gemeinschaftsfördern-               sionell genutzt werden kann.
den Massnahmen unterstützt werden. Und die Ei-
gentümerin möchte nahe an den Bedürfnissen der        Im Verlauf des Öffnungsprozesses für Interessierte
Mieterinnen und Mietern dran sein.                    wird das Nutzungskonzept von verschiedenen Sei-
                                                      ten in Frage gestellt. Einerseits werden Ansprüche
Erkenntnisse zum Siedlungsleben                       angemeldet, eine eigene (Werte-) Gemeinschaft in
Weil das Rad nicht neu erfunden werden soll, be-      einem Gebäude in der Siedlung bilden zu können.
sichtigen die an der Projektentwicklung beteiligten   Andererseits wird die Vermarktbarkeit von Woh-

        Abbildung 9: Aufgaben der Bereiche

        1. Infopoint                                          3. Hotellerie
        •	Entgegennahme von Anfragen                         • Ferienabwesenheitsdienst (intern)
        • Verkauf Hofladen                                    • Wäscheservice (intern/extern)
        • Abrechnungen für Externe                            • Reinigungsservice (intern)
        • Post/Pakete entgegennehmen                          • Mahlzeitenservice (intern)
        • Schlüsselübergabe / Badgesystem                     • Catering (intern/extern)
        •	Administrative Hilfe (z.B. Briefe,                 •	Reinigung Gästezimmer (speziell verwaltete
           amtliche Formulare, Steuererklärung)                  Jokerzimmer)
        • Vermittlung Fahrdienst (intern)                     • Reinigungsservice
        •	Unterstützung bei der Organisation von             •	Sicherstellung wichtiger Anlässe
           Kultur-/Freizeitanlässen                              (z.B. Osterbrunch, Hoffest)

        2. Facility Management                                4. Verwaltung SMB
        • Unterhalt                                           • Wohnungsvermietung
        • Technische Arbeiten                                 •	Entgegennahme von Anliegen zum
        •	Technische Betreuung Zusatzräume                      Mietverhältnis
           (z.B. Joker, Sauna, Wintergarten, Küche)           •	Informationsanlässe: Updates zur Arealent-
        • Garten                                                 wicklung, Auffrischung der «Arbeitsgruppen»
        •	Technische Unterstützung Kultur-/                     sowie des Jahresangebots an Kulturveranstal-
           Freizeitanlässe                                       tungen
        •	Unterhalt Mobilität (Elektrovelo,
           Elektrostationen)

24
4 Planung, Nutzungsentwicklung und Partizipation

nungen ohne eigenem Waschturm und mit einer           Wohnungen:
reduzierten Zahl an Parkplätzen in Zweifel gezogen.   •	Die Wohnungen werden individuell und un-
Der VMB entgegnet den Beeinflussungsversuchen            befristet vermietet. Der Infopoint nimmt An-
mit dem missionarischen Auftrag der SMB, einen           fragen entgegen. Die Reinigung der Wohnun-
Ort des toleranten Zusammenlebens und der Ein-           gen erfolgt individuell durch die Mieterinnen
fachheit zu schaffen, und nicht eine Plattform für       und Mieter oder wird bei Bedarf kostenpflich-
Gemeinschaftsprojekte und Ideen anderer zu sein.         tig vom VMB übernommen.

Infopoint als Anlaufstelle                            Zusatzräume:
Von Anfang an ist vorgesehen, für die Unterstüt-      •	Zusatzräume werden in private und halbpri-
zung des Siedlungslebens einen Hauswart mit er-          vate Räume aufgeteilt. Zu den privaten Zu-
weitertem Aufgabenspektrum einzusetzen. Der              satzräumen zählen die Jokerzimmer und die
VMB diskutiert lange das richtige Modell. Die An-        disponiblen Räume. Diese werden unbefristet
sätze aus den besichtigten Wohnsiedlungen, eine          vermietet und durch die Mieter individuell ge-
Siedlungsassistenz im Teilzeitpensum anzustel-           reinigt. Zusatzdienstleistungen gibt es nicht.
len, überzeugen ihn nicht. Er entscheidet sich für    •	Zu den halbprivaten Zusatzräumen zählen
ein Modell, das in die eigene Organisationsstruktur      das Gästezimmer, die Sauna und die Werk-
eingebettet ist und gründet den Infopoint, der von       statt. Diese werden für eine bestimmte Zeit-
mehreren in der Geschäftsstelle tätigen Personen         dauer vermietet oder zugänglich gemacht.
betreut wird (Abbildung 9).                              Für die Nutzung gibt es Nutzungsreglemen-
                                                         te. Die Reservation erfolgt über den Infopoint
Der Infopoint ist während den Arbeitszeiten per-         inklusive Abrechnung, Reinigung. Die Badge-
sonell besetzt und gewährleistet eine hohe Prä-          Übergabe erfolgt am Infopoint.
senz vor Ort. Hier laufen viele Aufgaben zusammen.
Verschiedene Personen aus den Bereichen Facili-       Gemeinschaftsräume:
ty Management, Finanzen, Hauswirtschaft und           •	Die Gemeinschaftsräume werden in funktio-
Verwaltung nehmen Anliegen entgegen. Sie füh-            nale Räume und Freizeiträume aufgeteilt. Zu
ren Aufgaben aus, die teilweise in den Nebenkos-         den funktionalen Räumen zählen der Wasch-
ten zum Mietzins enthalten sind und teilweise nach       salon und die Trockenräume. Deren Nutzung
Aufwand verrechnet werden. Verschiedene Dienst-          ist im Mietzins inbegriffen. Es gibt Nutzungs-
leistungen werden nicht nur für Mieterinnen und          regeln. Die Reinigung erfolgt professionell
Mieter, sondern auch für Externe geleistet.              und wird vom VMB organisiert.
                                                      •	Zu den Freizeiträumen zählen die Dachgär-
Bewirtschaftungsmodell                                   ten und der Gemeinschaftsraum mit Küche.
Die Vermietung und Bewirtschaftung der verschie-         Auch die Nutzung dieser Räume ist im Miet-
denen Räumlichkeiten sowie die Bereitstellung von        zins enthalten. Für die Räume gibt es Nut-
Dienstleistungen wird in die Strukturen und Abläu-       zungsreglemente. Die Reinigung erfolgt pro-
fe des VMB eingebunden. Um nahe an den Miete-            fessionell und wird vom VMB organisiert.
rinnen und Mieter dran zu sein, entscheidet sich
der Verein, die Mieterbetreuung vor Ort selbst        Gewerbeflächen:
wahrzunehmen. Nur die Liegenschaftenverwaltung        •	Die Gewerbeflächen werden in interne und
(Mietverträge, Abrechnungen, etc.) wird an eine ex-      externe Flächen unterschieden. Zu den inter-
terne Firma vergeben.                                    nen Gewerbeflächen zählen die vom VMB be-
                                                         triebenen Räume. Die Dienstleistungen kön-
Der VMB und die Verwaltung bestellen einen Sied-         nen von den Mieterinnen gegen Bezahlung in
lungsrat. Dieser nimmt Anliegen der Mieterinnen          Anspruch genommen werden.
und Mieter zum Siedlungsleben auf, behandelt          •	Die externen Flächen werden an Gewerbe-
Fragen des Zusammenlebens zuhanden der Ver-              treibende vermietet. Die Reinigung wird von
waltung und ist Anlaufstelle bei Streitfällen. Der       diesen übernommen. Deren Dienstleistun-
Siedlungsrat erhält ein jährliches Budget für die        gen können von den Mietern gegen Bezah-
Umsetzung von Massnahmen zugunsten des Sied-             lung bezogen werden.
lungslebens.
                                                      Förderung nachbarschaftliche Aktivitäten
Für die Bewirtschaftung gliedert der VMB das          Das Raumangebot «Im Bethlehem» öffnet viel
Raumprogramm in verschiedene Raumtypen und            Spielraum für private, gemeinschaftliche und
weist den unterschiedlichen Raumtypen Vermie-         öffentlichkeitswirksame Aktivitäten. Die Eigen-
tungs- und Bewirtschaftungsformen zu (Abbildung       tümerin vertritt die Haltung, dass sie die Infra-
10). Er erstellt zu diversen Räumen Nutzungsregle-    strukturen sowie gute Rahmenbedingungen für
mente.                                                den Betrieb bereitstellt, die Bewohner die Räu-

Wohnen im Bethlehem – Projektdokumentation 2021                                                     25
Abbildung 10: Raumprogramm, Dienstleistungen und Unterhalt

           Wohnungen                             Zusatzräume                              Gemeinschafts-                           Gewerbeflächen
                                                                                             räume

          Raum
           Privat:                    Privat:                Halbprivat:           Funktional:         Freizeit:            Extern:                SMB:
           – 1.5 Zimmer               – Jokerzimmer          – Gästezimmer         – Waschsalon        – 2 Wintergärten     – Arzt                 – Infopoint
           – 2.5 Zimmer                 mit Bad              – Sauna               – Trocknen          – Küche              – Kita / Kiga          – Bistro
           – 3.5 Zimmer               – Disponible           – Musikraum           – Dispo             – Gemeinschafts-     – Massagepraxis        – Lingerie
           – 4.5 Zimmer                 Räume                – Werkstatt                                 raum               – Grafikatelier
           – 5.5 Zimmer                                      – Küche                                                        – Podologie / Coiff.
                                                                                                                            – Hofladen
                                                                                                                            – Mobility
         Individuelle Vermietung               Individuelle Vermietung               Im individuellen Mietzins enthalten    – Gärtnerei
               (unbefristet)                   (unbefristet / tageweise)
                                                                                                                               Individuelle
                                                                                                                               Vermietung

       Dienstleistung

                    Infopoint          keine                  Reservations-        Nutzungsregeln       Nutzungsregeln      Externes               Eigenes
                    (Entgegen-                                system (App) inkl.   Reinigung            Aktivierung von     Dienstleistungs-       Dienstleistungs-
                    nahme von                                 Schlüsselüber-                            kollektiv genutz-   angebot                angebot
                    Anfragen)                                 gabe, Abrech-                             ten Räumen,
                                                              nung,Reinigung                            Reinigung
                                                              (Infopoint)

       Unterhalt
                    Individuelle       Individuelle           Professionelle       Professionelle       Professionelle      Professionelle         Professionelle
                    Reinigung          Reinigung              Reinigung            Reinigung            Reinigung           Reinigung              Reinigung
                                                              (plus)                                    (plus)

          Im Mietzins (Nebenkosten)        Nach Aufwand / Nutzung

me aber aus eigener Initiative nutzen und bespie-                              4.3 Information und Partizipation
len sollen. Dazu können sie sich in Arbeitsgrup-
pen engagieren.                                                                Das Wohnkonzept ist für den ländlichen Raum
                                                                               nicht selbsterklärend und Senioren, die eine wich-
Der Infopoint unterstützt die Bildung von Arbeits-                             tige Zielgruppe sind, benötigen in der Regel einen
gruppen mit regelmässigen Mieterversammlun-                                    längeren Entscheidungsprozess für einen Umzug.
gen, bei denen Ideen gesammelt werden und In-                                  Der VMB nutzt deshalb früh Gelegenheiten, die
teressierte sich zusammenschliessen können. Er                                 Kernideen zu vermitteln und Interessierte zu in-
kommuniziert die Verfügbarkeit von Räumen, die                                 formieren und an das Projekt heranzuführen. Die
auch von Externen genutzt werden können, nach                                  Herausforderung in der Kommunikation besteht
aussen, und nutzt dazu die vorhandenen Kontak-                                 darin, die Siedlung mit den Werten der SMB zu
te im Bezirk sowie zum Quartierverein.                                         prägen und das Projekt gleichzeitig soweit zu öff-
                                                                               nen, dass es von sehr unterschiedlichen Zielgrup-
Der VMB richtet einen Kulturfonds für die Finan-                               pen angenommen wird.
zierung des Siedlungslebens ein, der, neben frei-
willigen Mieterbeiträgen, vom Verein Missions-                                 Hoffeste
haus Bethlehem unterstützt wird. Der Fonds steht                               Eine wichtige Rolle für die Bekanntmachung des
dem Siedlungsrat für seine Aktivitäten zur Verfü-                              Projekts spielen die Hoffeste, die der VMB ab
gung. Der Rat legt einen partizipativ abgestützten                             2017 durchführt. Das Hoffest-Konzept entwickelt
Mechanismus vor, wie er über die Mittel verfügt.                               sich mit den Jahren weiter.

26
4 Planung, Nutzungsentwicklung und Partizipation

Das erste Fest wird kurz vor der Baueingabe          kulturellen Aspekt wiedergeben und dazu führen,
durchgeführt. Der VMB nutzt es dazu, die Pro-        dass sich Personen aus anderen Kulturen ange-
jektidee zu vermitteln: wie kam es zum Projekt,      sprochen fühlen. Die Plakate werden vor allem an
wie funktioniert das Wohnkonzept und welche In-      Bahnhöfen und bei der Baustelle, teilweise auch
formationen zur Vermietung sind bereits bekannt.     mobil, aufgehängt.
Der Bezirksammann würdigt das Projekt seitens
der öffentlichen Hand. Als Rahmenprogramm or-        Ergänzend zu den Werbe-Plakaten hängt der
ganisiert der VMB Bier, Wurst und Kuchen sowie       VMB vor Ort grosse Informationstafeln zur Sied-
Musik einer lokalen Musikgruppe. Das Publikum        lung an der Strasse und an der Baustellenwand
setzt sich vorwiegend aus der lokalen Bevölke-       auf. Diese informieren Passanten und Passan-
rung und der SMB nahestehenden Kreisen zu-           tinnen auf niederschwellige Weise über das Pro-
sammen.                                              jekt.

Beim zweiten Hoffest 2018 vermittelt die SMB         Medien
ihre Grundwerte für das Projekt und wie sich die-    Der VMB informiert die Medien mit Mitteilungen
se im Zusammenleben spiegeln sollen. Der Ver-        bei Meilensteinen. Dazwischen kommen die Lo-
ein informiert wieder über die Vermietung. Die-      kalmedien und das SRF Regionaljournal auf den
ses Mal wird ein interaktiver Teil eingebaut. Die    Verein zu, um Geschichten über das Projekt zu
Gäste können das Leitbild beurteilen, das Dienst-    schreiben. Ergänzend dazu organisiert der VMB
leistungskonzept bewerten und Ideen für das kul-     verschiedene Vorträge zum Projekt in Küssnacht,
turelle Angebot einbringen. Anhand der Rückmel-      unter anderem beim Verein «Aktiv im Alter».
dungen validiert der VMB das Angebot, überprüft
die Vermietungskriterien und diskutiert ein Kon-     Ein wichtiges Kommunikationsinstrument ist eine
fliktmanagement. Auch bei diesem Hoffest ist         Interessensliste, die nach der Initiierung erster
das Publikum geprägt von bekannten Gesichtern.       Kommunikationsmassnahmen aufgebaut wird.
                                                     Anfangs werden Adressen von Interessierten mit
Beim dritten Hoffest im Jahr 2019 findet eine Öff-   aufgelegten Listen gesammelt. Wer eingetragen
nung für ein breites Zielpublikum statt. Das Fest    ist, erhält per Post oder E-Mail weitere Informati-
dauert während des ganzen Tages. Die Mission         onen zum Projekt.
stellt das Essen nicht mehr selbst bereit, sondern
organisiert ein internationales Buffet. Über den     Der Postversand wird gemacht, damit auch älte-
Tag verteilt spielen Bands aus unterschiedlichen     re Personen gut erreicht werden. Nachdem die
Stilrichtungen und Nationen. Dank einem Wett-        Website online geht, wird die Interessensliste mit
bewerb zur Baustellenwandbemalung, der sich          einem Newsletter zusammengeführt, für den sich
an Kinder richtet, sind viele Familien anwesend.     Interessierte über ein Online-Formular anmelden
Diverse Interessentinnen und Interessenten, die      können. Mit der Zeit wird die postalische Kommu-
teilweise von weit entfernt anreisen, besichtigen    nikation immer mehr von der digitalen Kommuni-
den Ort und stellen sich der Geschäftsstelle vor.    kation abgelöst.

Im Jahr 2020 kann das geplante Hoffest mit Bau-      Die erste Ausschreibungsrunde für die Wohnun-
stellenbesichtigung wegen der Bestimmungen           gen erfolgt nur unter den Newsletter-Abonnen-
zum Schutz vor Corona nicht durchgeführt wer-        ten. Allein diese Runde reicht aus, fast die Hälfte
den. Der VMB organisiert nur individuelle Füh-       der Wohnungen zu vermieten. Erst zum Schluss
rungen für Wohnungsinteressenten. Wegen den          schaltet der VMB konventionelle Inserate auf den
Schutzbestimmungen kann auch der geplante            Internetportalen. Mit diesen sucht er vor allem
Empfangs-Apéro für die Mieterinnen und Mietern       Mieterinnen und Mieter für die grösseren Fami-
vor dem Bezug der Siedlung nicht stattfinden.        lienwohnungen.

Plakatkampagne                                       Partizipative Aussenraumgestaltung
Die offizielle Vermarktung der Siedlung wird mit     Als partizipatives Element der Wohnraument-
einer Website und einer Plakatkampagne voran-        wicklung gestaltet der VMB die Hof- und Spielbe-
getrieben. Die Plakatkampagne verfolgt die Idee,     reiche zusammen mit künftigen Bewohnern und
nach Wohnpionieren zu suchen. Dazu werden drei       Kindern der Siedlung und der Umgebung. Er bin-
Bildsujets ausgewählt, die unterschiedliche Ge-      det den Bezirk und das Gymnasium in die Parti-
nerationen repräsentieren. Nach längeren inter-      zipation ein. Als Zeitpunkt wählt der Verein den
nen Diskussionen werden die Bilder zugunsten         Spätsommer nach Bezug der Wohnungen im Jahr
von mehr Diversität nochmals angepasst: auf ei-      2021, damit sich die Bewohnerinnen und Bewoh-
nem Sujet ist nun eine Familie mit Migrationshin-    ner eingelebt haben und es klarer ist, was die Be-
tergrund abgebildet. Dieses Sujet soll den multi-    dürfnisse zur Nutzung des Freiraums sind.

Wohnen im Bethlehem – Projektdokumentation 2021                                                     27
1   2

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4 Planung, Nutzungsentwicklung und Partizipation

                                                   4   Werbekampagne
                                                       «Pioniere»

                                                       1

                                                       Icon «Herz» als
                                                       Flaggen­signet und
                                                       Bestandteil der Logo-
                                                       marke «Im Bethlehem»

                                                       2

                                                       Kampagnensujet
                                                       «Wohnpioniere»

                                                       3

                                                       Website

                                                       4

                                                       APG Plakatkampagne
                                                       Sujet F4

                                                       5

                                                       APG Plakatkampagne
                                                       Sujet F12

                                                                          5

Wohnen im Bethlehem – Projektdokumentation 2021                               29
5	Vermietung

Die SMB möchte mit der Wohnsiedlung «Im Bethlehem» bestimmten Ziel-
gruppen ein Zuhause geben und ihnen alltagstaugliche Dienstleistun-
gen zur Verfügung stellen. Das Erreichen der Zielgruppen für die Wohnun-
gen überlässt der VMB nicht dem Zufall, sondern steuert es mit einem
getakteten Vermietungsablauf und den bereits beschriebenen zielgrup-
penspezifischen Informationsmassnahmen, basierend auf einem Vermie-
tungskonzept und von Vermietungskriterien. Auf passende Mieter für die
Gewerbeflächen geht der Verein proaktiv zu.

5.1   Vermietungsablauf Gewerbe                      Wohnung gesteuerte Mietpreise ab. Als Ver-
                                                     gleichsgrundlage dienen die Mieten von preis-
Der VMB machte sich rasch ein Bild der Anker-        günstigen Wohnbauträgern in der R
                                                                                     ­ egion.
nutzungen, die er in der Siedlung haben möchte.
                                                     Bei einem Teil der Wohnungen werden die Mie-
Die Gastronomie und Lingerie entwickelt er aus       ten so angesetzt, dass der maximale Mietzins die
dem bestehenden Betrieb weiter. Als Partner für      Vorgaben des Bezirks Küssnacht für Bezüger von
die Pflegeangebote geht er auf die örtliche Spitex   Mietzinsbeiträgen (Sozialhilfeempfänger) erfüllt.
zu und entwickelt mit ihr das Betreuungs-Konzept     Die entsprechenden Mieter werden vom Bezirk
für die pflegebedürftigen Missionare.                vermittelt.

Um attraktiv für Familien zu sein, sucht der VMB     Die Wohnungsmieten werden so kalkuliert, dass
eine Kinderbetreuung. Er geht auf das Chinder­       Wohnungen mit zusätzlichen Qualitäten einen
huus in Küssnacht zu, das seine Angebote über        Zuschlag erhalten, was es erlaubt, andere Woh-
mehrere Liegenschaften verteilt betreibt, und bie-   nungen zusätzlich zu vergünstigen. Dadurch wird
tet ihm einen attraktiven Mietvertrag für ein kon-   Spielraum für Transferzahlungen zwischen Mie-
solidiertes Angebot an. Der VMB macht Zuge-          tern mit tiefen und hohen Einkommen und Ver-
ständnisse bei der Miete, da ihm dieses Angebot      mögen geschaffen. Die Verwaltung hat auch die
sehr wichtig ist. Die Spielgruppe ist bereits auf    Möglichkeit von Finanzierungen durch zeitlich be-
dem Gelände und wird umgesiedelt.                    schränkte Mietzinsreduktionen.

Die übrigen Mieter, zu denen unter anderem The-      Vermietungskriterien Wohnungen
rapeuten zählen, kommen von sich aus auf den         Zur Umsetzung der gewünschten Mischung wer-
VMB zu. Sie fühlen sich vom Konzept der Sied-        den die Bewerbungen von Wohnungsinteressen-
lung angesprochen.                                   ten nach verschiedenen Kriterien beurteilt. Ein
                                                     ausgewogener Mix wird zu Alter, Haushaltsform,
                                                     finanzielle Möglichkeiten und Migrationshinter-
5.2 Vermietungskonzept Wohnungen                     grund angestrebt. Zu den hoch gewichteten Um-
                                                     zugsgründen zählen die Rückkehr nach Küssnacht
Das Vermietungskonzept für die Wohnungen ori-        bzw. Immensee, der Umzug innerhalb des Bezirks
entiert sich am Leitbild «Im Bethlehem». Inner-      oder für das Wohnen im Alter, das Interesse und
halb der Siedlung wird ein ausgewogener Mieter-      Engagement für nachbarschaftliche Wohnformen,
mix angestrebt. Einseitige Mehrheiten sollen in      geringere Chancen auf dem Wohnungsmarkt, Be-
der Siedlung und in den einzelnen Häusern ver-       treuungsbedarf oder finanzielle Gründe.
mieden werden.
                                                     Die Grundlage der Vermietung bildet der be-
Der Mietzins basiert auf einer Kostenmiete. Da-      schriebene Mietermix. Bestehende Mieter, die
raus leiten sich unterschiedliche, durch Woh-        künftig in eine andere Wohnung wechseln möch-
nungsgrösse, Ausbaustandard und Lage der             ten, erhalten bei Wohnungsausschreibungen den

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