www.ocl-online.de - www.doz-verlag.de ISSN 2748-8217 - Sichtkontakte.de

Die Seite wird erstellt Nicklas Engel
 
WEITER LESEN
www.ocl-online.de - www.doz-verlag.de ISSN 2748-8217 - Sichtkontakte.de
www.doz-verlag.de • ISSN 2748-8217                       Jahrgang 1 • Nr. 3 • Oktober 2021

                                                    Mitteilungsorgan der

                                www.ocl-online.de
www.ocl-online.de - www.doz-verlag.de ISSN 2748-8217 - Sichtkontakte.de
Challenge the limits
of imagination

 Als ZEISS vor 175 Jahren gegründet wurde, waren es Neugier, Leidenschaft und Präzision, die uns und
 unsere Kunden inspiriert haben. Neue Perspektiven haben unsere Sicht auf die Welt geprägt. Und aus
 großen Herausforderungen haben wir große Chancen für uns abgeleitet. Auch wenn sich die Welt in
 den vergangenen 175 Jahren bedeutend verändert hat, wird eines gleich bleiben: Gemeinsam fordern
 wir die Grenzen der Vorstellungskraft heraus.
 www.zeiss.de/175
www.ocl-online.de - www.doz-verlag.de ISSN 2748-8217 - Sichtkontakte.de
Editorial

OCL Call for Papers
                                      Die technische und hiermit verbundene apparative Entwicklung im Bereich der
                                      Ophthalmologie hat seit der Erfindung des Augenspiegels im Jahr 1850 durch
                                      Hermann von Helmholtz in den letzten beiden Jahrzehnten eine geradezu
                                      unvorstellbare Entwicklung genommen. Dies beeinflusst die Ophthalmologie
                                      gleichermaßen wie die Optometrie, werden doch Untersuchungsgeräte und
                                      -verfahren oft von beiden Eye Care Berufen eingesetzt und durchgeführt.
                                          Viele in den deutschsprachigen Ländern Europas durchgeführte wissen-
                                      schaftliche und klinische Studien erlangen leider keine globale Beachtung, weil
                                      sie nicht in international gelesenen Journalen publiziert werden oder aufgrund
                                      der deutschen Publikationssprache weltweit keine Verbreitung finden.
                                          Optometry and Contact Lenses (OCL) hat sich als Ziel gesetzt, durch die
                                      Kombination einer deutschsprachigen Printausgabe sowie einer deutsch/
                                      englischen Online-Präsentation einen internationalen fachlichen Diskurs zu
                                      realisieren.
                                          Bis zum Zeitpunkt des Erscheinens der aktuellen dritten OCL Ausgabe
                                      wurden schon 31 Fachartikel für eine Publikation in Optometry and Contact
                                      Lenses (OCL) eingereicht. Hiervon haben mittlerweile 16 wissenschaftliche
Wolfgang Cagnolati, DSc*, MSc*,       und klinische Arbeiten erfolgreich das Peer Review Verfahren durchlaufen. Die
FCOptom, FAAO, Germany                Autorinnen und Autoren wie auch die Reviewer kommen gleichermaßen aus
* Pennsylvania College of Optometry   der Optometrie und Ophthalmologie.
                                          Optometry and Contact Lenses (OCL) ist eine neue Fachzeitschrift auf
                                      dem internationalen Parkett der Eye Care Journale und bietet potenziellen
                                      Autorinnen und Autoren eine interessante Möglichkeit, ihre wissenschaftlichen
                                      und klinischen Arbeiten einem breiten Leserkreis vorzustellen.
                                          OCL lädt deshalb nationale und internationale Expertinnen und Experten
                                      ein, jederzeit interessante Studien und Kasuistiken aus dem Gesamtkomplex
                                      der Optometrie und Ophthalmologie für eine Publikation einzureichen.
                                          Die OCL-Septemberausgabe 2022 wird sich dem Thema „Okuläre Mani-
                                      festationen neurodegenerativer Erkrankungen“ und die Oktoberausgabe 2022
                                      dem Thema „Presbyopie, Ursache und Management” widmen.
                                          Die Deadline für einzureichende Manuskripte ist für die Septemberaus-
                                      gabe der 1. Februar und für die Oktoberausgabe der 1. März 2022. Auf der
                                      OCL-Website www.ocl-online.de finden sich die für eine Publikation in OCL
                                      relevanten Autorenrichtlinien in Deutsch und Englisch.
                                          Nutzen Sie die Möglichkeit einer Publikation in Optometry and Contact
                                      Lenses (OCL).

                                      Ihr

                                                                               OCL • Jahrgang 1 • Nr. 3 • Oktober 2021   | 81
www.ocl-online.de - www.doz-verlag.de ISSN 2748-8217 - Sichtkontakte.de
Inhalt

                                         81
                                   Editorial

                                         83
                                   Impressum

                                         84
                                   T. Bracher · D. Nosch · R. Joos
                                   Klinischer Vergleich eines neu entwickelten Prototyps zur Messung
                                   der Hornhautsensibilität zum aktuellen Goldstandard
                                   Artikel in englischer Sprache auf der OCL-Website www.ocl-online.de • Open Access

                                         92
                                   Fragebogen (COE Zertifizierte Fortbildung)

                                         93
                                   M. Hübner · C. von Handorff
                                   Der Einfluss von blaulichtreduzierenden Brillengläsern
                                   auf die Farbwahrnehmung

                                         100
                                   M. Mihelčič
                                   Nicht arterielle anteriore ischämische Optikusneuropathie
                                   Artikel in englischer Sprache auf der OCL-Website www.ocl-online.de • Open Access

                                         105
                                   A. Maxam
                                   Kontaktoptische Rehabilitation eines Auges mittels Sklerallinse
                                   nach einer Schwefelsäureverletzung

                                         111
                                   VDCO – News

82   |   OCL • Jahrgang 1 • Nr. 3 • Oktober 2021
www.ocl-online.de - www.doz-verlag.de ISSN 2748-8217 - Sichtkontakte.de
Impressum

                                                                                                                  www.ocl-online.de

Chefredakteur/Editor-in-Chief                                       Anzeigen
Wolfgang Cagnolati, DSc*, MSc*, FCOptom, FAAO, Germany              Kerstin Fischer, fischer@doz-verlag.de, Tel. +49 (0) 6221 905173;
* Pennsylvania College of Optometry                                 Margarethe Pidde, pidde@doz-verlag.de, Tel. +49 (0) 6221 905178
cagnolati@ocl-online.de, Tel. +49 (0) 171 2035627
                                                                    Anzeigenpreise
Editorial Board                                                     Es gelten die unter ocl-online.de für das jeweilige Jahr hinterlegten
Dr. Michael Bärtschi, Bern, Switzerland                             Mediadaten.
Dr. Sven Jonuscheit, Glasgow, UK
Dr. Heiko Pult, Weinheim, Germany                                   Erscheinungsweise
                                                                    OCL erscheint zehnmal jährlich.
Scientific Advisory Board
Dr. Stefan Bandlitz, Cologne, Germany                               Abonnementservice
Prof. Dr. Sherry Bass, New York, USA                                Stefanie Niestroj, doz@doz-verlag.de, Tel. +49 (0) 6221 905170
Prof. Dr. Jan P. Bergmanson, Houston, USA
Dr. Andreas Berke, Cologne, Germany                                 Bezugspreise (brutto) ab 01. Juli 2021
Dr. med. Detlev Breyer, Düsseldorf, Germany                         (Preise für Studierende und Auszubildende in Klammern):
Dr. Bastian Cagnolati, Duisburg, Germany                            • Jahresabo Print: 114,90 € (34,90 €)*
Dr. Fabian Conrad, Sydney, Australia                                • Jahresabo Digital: 109,90 € (29,90 €)*
Prof. Dr. Stephan Degle, Jena, Germany                              • Jahresabo Print + Digital: 124,90 € (39,90 €)*
Prof. Dr. Holger Dietze, Berlin, Germany                            * Die zusätzlichen Versandkosten für Print-Abos belaufen sich im Inland
Dr. Klaus Ehrmann, Botany, Australia                                auf 15 € jährlich; Ausland auf Anfrage.
Prof. Dr. med. Carl Erb, Berlin, Germany                            VDCO-Mitglieder erhalten Vorzugskonditionen; wenden Sie sich dazu
Prof. Dr. J. Peter Gierow, Kalmar, Sweden                           direkt an die VDCO.
Prof. Dr. med. Dipl. Ing. (FH) Hans-Jürgen Grein, Lübeck, Germany   Der Verlag hat das Recht, Abonnementpreise veränderten Gegeben-
Prof. Dr. Michel Guillon, London, UK                                heiten (erhöhte Personal-, Sachkosten oder erhöhte Kosten zur Erbrin-
Dr. Andreas Hartwig, Heikendorf, Germany                            gung von Leistungen, die der Verlag an Dritte zahlen muss) anzupassen.
Prof. Dr. Christian Kempgens, Berlin, Germany
Prof. Dr. Pete Kollbaum, Bloomington, USA                           Abonnementkündigungen
Prof. Dr. Konstantin Kotliar, Aachen, Germany                       Kündigung eines Jahresabonnements ist jeweils zum 31. Dezember
Prof. Dr. med. Kathleen Kunert, Jena, Germany                       eines Jahres möglich und muss bis spätestens 30. September schriftlich
Prof. Dr. med. Anja Liekfeld, Potsdam, Germany                      im Verlag vorliegen.
Dr. Dörte Lünsmann, Waterloo, Canada
Dr. Sigrid Müller-Schotte, Utrecht, Netherlands                     Layout
Prof. Dr. Paul Murphy, Waterloo, Canada                             Ulrike Fritzel, Bad Dürkheim
Prof. Dr. Daniela Nosch, Olten, Switzerland
Dr. Daniela Oehring, Plymouth, UK                                   Herstellung
Dipl. Ing. (FH) Gustav Pöltner, Insbruck, Austria                   Druckpress GmbH, Leimen
Prof. Dr. Stephan Reiss, Berlin, Germany
Dr. Janine Rolfs, Berlin, Germany                                   Alle in der OCL erscheinenden Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.
Prof. Wolfgang Sickenberger, Jena, Germany                          Alle Rechte, auch Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen, gleich
Dr. Jan Skerswetat, Boston, USA                                     welcher Art, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des
Prof. Dr. med. Nicole Stübiger, Hamburg, Germany                    Verlags. Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Heidelberg.
Dr. Mirjam van Tilborg, Utrecht, Netherlands
PD Dr. Wolfgang Wesemann, Cologne, Germany                          Gender-Hinweis
Prof. Dr. Stefanie G. Wohl, New York, USA                           Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei Personenbezeichnun-
Dr. Graeme Young, Farnham, UK                                       gen und personenbezogenen Hauptwörtern in einigen Beiträgen allein
                                                                    die männliche Form verwendet. Dies hat nur redaktionelle Gründe und
Projektkoordination                                                 beinhaltet keine Wertung.
Stephanie Mühlberg, M.Sc., muehlberg@ocl-online.de,
Tel. +49 (0) 6221 9051729

Verlag und Herausgeber
DOZ-Verlag
Optische Fachveröffentlichung GmbH
Postfach 12 02 01, 69065 Heidelberg
Luisenstraße 14 (Marienhaus), 69115 Heidelberg
Telefon: +49 (0) 6221 905170
Telefax: +49 (0) 6221 905171
Internet: www.doz-verlag.de
E-Mail: doz@doz-verlag.de
                                                                             ökologisch gedruckt mit BIO-Farben
Geschäftsführer                                                              www.druckpress.de
Stephan Schenk, schenk@doz-verlag.de; Dr. Jan Wetzel

                                                                                               OCL • Jahrgang 1 • Nr. 3 • Oktober 2021      | 83
www.ocl-online.de - www.doz-verlag.de ISSN 2748-8217 - Sichtkontakte.de
Originalartikel                                                                                 Optometry & Contact Lenses · Vol. 1, No. 3, pp. 84-91, 2021
                                                                                                 © 2021 Official journal of the VDCO · Published by DOZ-Verlag
                                                                                                                          All rights reserved · Printed in Germany
                                                                                                       Published online in English as Open Access: 29.09.2021

     Klinischer Vergleich eines
     neu entwickelten Prototyps zur
     Messung der Hornhautsensibilität
     zum aktuellen Goldstandard
     Tobias Bracher 1,, Daniela Nosch 2,3, Roland Joos 2,3

     1   M.Sc., EurOptom • 2 Prof. Dr. • 3 Institut für Optometrie, FHNW, Schweiz

     Eingereicht 27. April 2021; angenommen 14. Juli 2021

                                                                                    COE Multiple-Choice-
     Received 27 April 2021; accepted 14 July 2021

                                                                                    Fragebogen
                                                                                    Die Publikation „Klinischer Vergleich eines Prototyps zur Messung
                                                                                    der Hornhautsensibilität zum aktuellen Goldstandard“ wurde
                                                                                    von der Gütegemeinschaft Optometrische Leistungen (GOL) als
                                                                                    COE Fortbildungsartikel anerkannt. Die Frist zur Beantwortung
                                                                                    der Fragen endet am 1. Oktober 2022. Die Fragen können online
                                                                                    auf der Website www.ocl-online.de beantwortet werden. Die
                                                                                    unten stehende Reihenfolge entspricht nicht der Online-Version.
                                                                                    Pro Frage ist nur eine Antwort richtig. Eine erfolgreiche Teilnahme
                                                                                    setzt die Beantwortung von vier der sechs Fragen voraus.

     Zusammenfassung
     Zweck. Die Studie prüft einen neu entwickelten Prototypen                      te für LJ und CB (LJ (M ± SD): 24,3 ± 2,0 dB; CB (M ± SD):
     zur Messung der cornealen Sensibilität (Liquid Jet (LJ) mit                    20,0 ± 2,0 dB). Zwischen den beiden Untersuchungstermi-
     Kochsalzlösung als Stimulus) auf Reproduzierbarkeit und                        nen konnte bei LJ kein signifikanter Unterschied gefunden
     Korrelation mit dem Ästhesiometer von Cochet-Bonnet (CB).                      werden, wohingegen dieser Unterschied bei CB signifikant
     Dies ist ein Ausschnitt einer Masterthesis, welche Teil einer                  unterschiedlich war (LJ: M Differenz = -0,063 dB, p = 0,779;
     größer angelegten Studie war.                                                  CB: M Differenz = -0,641 dB, p = 0,003). Die Schwellenwerte
                                                                                    von LJ korrelieren moderat positiv mit den Schwellenwer-
     Material und Methoden. In einem klinischen Versuch mit                         ten von CB und PSQ (LJ-CB: r = 0,476, p < 0,001; LJ-PSQ:
     Messwiederholung wurde an 30 Testpersonen eine Schwel-                         r = 0,437, p < 0,001).
     lenwertbestimmung der cornealen Sensibilität durchgeführt.
     An zwei Terminen, mit einem Abstand von mindestens einem                       Fazit. LJ weist eine deutlich größere Stimulus-Bandbreite als
     und maximal vierzehn Tagen, wurden jeweils zwei Schwellen-                     CB auf. Bezüglich Reproduzierbarkeit war LJ dem CB überle-
     wertbestimmungen mit jedem Gerät durchgeführt. Zusätzlich                      gen, bei gleichzeitig korrelierenden Schwellenwerten. Daraus
     wurde ein Fragebogen zum allgemeinen Schmerzempfinden                          lässt sich schließen, dass LJ vergleichbare Werte wie CB mit
     (Pain sensitivity questionnaire PSQ) ausgefüllt, um einen                      besserer Reproduzierbarkeit liefert. Eine moderat positive
     möglichen Zusammenhang zwischen dem Schwellenwert                              Korrelation zwischen LJ und dem allgemeinen Schmerzemp-
     der cornealen Sensibilität und dem allgemeinen Schmerz-                        finden wurde gefunden.
     empfinden zu finden.

     Ergebnisse. Die Auswertung über alle Testpersonen hinweg                       Schlüsselwörter
     ergab ähnliche Standardabweichungen der Schwellenwer-                          Ästhesiometrie, Cochet-Bonet, Liquid Jet, Prototyp, PSQ

84   |    OCL • Jahrgang 1 • Nr. 3 • Oktober 2021
www.ocl-online.de - www.doz-verlag.de ISSN 2748-8217 - Sichtkontakte.de
Klinischer Vergleich eines neu entwickelten Prototyps zur Messung der Hornhautsensibilität zum aktuellen Goldstandard • Tobias Bracher et al.

Clinical comparison of a newly developed prototype for
measuring corneal sensitivity to the current gold standard
Abstract
Purpose. The aim of the study was to test a newly developed                   was found between the two visits for LJ (mean differen-
prototype for corneal sensitivity measurement (liquid jet (LJ)                ce: -0.063 dB, p = 0.78), however there was a statistically
with saline as stimulus) for repeatability and correlation with               significant difference for CB (mean difference: -0.641 dB,
the Cochet-Bonnet esthesiometer (CB). This is an excerpt of                   p = 0.003). LJ CSTs correlated moderately positively with
a master thesis, which was part of a larger study.                            CB CSTs and PSQ (LJ-CB: r = 0.476, p < 0.001; LJ-PSQ:
                                                                              r = 0.437, p < 0.001).
Material and Methods. Corneal sensitivity thresholds (CST)
were determined for 30 subjects, in a clinical trial with 30                  Conclusion. LJ offers a significantly larger stimulus bandwidth
subjects, with each device on two separate dates (with inter-                 than CB. Better reproducibility was observed for LJ, while
vals of at least one day and a maximum of fourteen days). In                  correlation between the results for the two instruments was
addition, the pain sensitivity questionnaire (PSQ) was applied                good. Significant moderate positive correlation was found
to determine any possible correlation with corneal sensitivity.               between LJ CSTs and general pain sensitivity.

Results. Similar standard deviations of the CSTs for LJ and
CB were obtained (LJ (M ± SD): 24.3 ± 2.0 dB; CB (M ± SD):                    Keywords
20.0 ± 2.0 dB). No statistically significant difference in CST                esthesiometry, Cochet-Bonnet, Liquid Jet, prototype, PSQ

Einleitung                                                                    oder abgeschwächt. Wie unangenehme Reize am Auge wahr-
                                                                              genommen werden, ist entsprechend von Person zu Person
Die Cornea besitzt die ausgeprägteste Innervationsdichte                      unterschiedlich.8 Ein validiertes Verfahren zur Selbstbestim-
des Körpers.1–4 Von Tiermodellen ausgehend, wird geschätzt,                   mung der individuellen Empfindung von Schmerzen stellt
dass die Cornea 300 bis 600 mal stärker innerviert ist als                    der Pain Sensitivity Questionnaire (PSQ) von Ruscheweyh
die Haut.5 Nerven, welche mechanische, elektrische, chemi-                    et al. dar.9 Dieser wurde bereits für Untersuchungen am Auge
sche und thermische Stimuli wahrnehmen, schützen durch                        verwendet und ergab einen Zusammenhang zwischen all-
Reflexe die Funktionsfähigkeit der Cornea. 1,4 Wenn der                       gemeinem Schmerzempfinden und Augenbeschwerden.8,10,11
Schmerz durch einen Fehler im nozizeptiven System jedoch                      Auch als Hilfsmittel zur Selektion geeigneter Träger von form-
ausbleibt oder der Schwellenwert für das Auslösen eines                       stabilen Kontaktlinsen wurde der PSQ vorgeschlagen.12
Reflexes zu hoch ist, besteht die Gefahr von unbemerkten                          Weiter erkennen oberflächliche Nervenendigungen
Verletzungen der Cornea und damit verbunden ein möglicher                     Abkühlung durch einen verdünnten Tränenfilm und lösen
Sehverlust. Zur Regeneration der Cornea nach Verletzung                       dadurch die Sekretion neuer Tränenflüssigkeit und einen
und zum Erhalt der Integrität wird eine intakte Nervenver-                    Lidschlag aus, welcher den Tränenfilm wieder gleichmäßig
sorgung vorausgesetzt. Bei längerer Unterbrechung der                         verteilt.1,13 Somit sind oberflächliche, schmerzempfindliche
Nervenversorgung können epitheliale Defekte, Ulzerationen                     Nerven mitverantwortlich für die Basissekretion der Tränen-
bis hin zu Perforationen der Cornea entstehen.6 Mit Hilfe von                 flüssigkeit und spielen eine bedeutende Rolle in der Patho-
modernen bildgebenden Verfahren konnte gezeigt werden,                        genese des trockenen Auges.13
dass strukturelle Anomalien bei gewissen pathologischen                           Studien haben gezeigt, dass die corneale Sensibilität
Veränderungen auftreten und umgekehrt.2,7 Die Struktur und                    nicht konstant ist und sich in der Folge von systemischen
Funktion der Nerven stimmen jedoch nicht immer miteinan-                      Erkrankungen wie Diabetes,14–16 chirurgischen Eingriffen
der überein. Symptome können ohne sichtbare Pathologie                        am Auge2,4 oder Alterungsprozessen17,18 ändern kann. Auch
vorliegen und entgegengesetzt.2,7 Genauere Messungen                          das Tragen von Kontaktlinsen19,20 sowie degenerative Ver-
der cornealen Sensibilität könnten daher zusätzliche Infor-                   änderungen wie beispielsweise Keratokonus haben einen
mationen über Ursache und Auswirkung pathologischer                           negativen Einfluss.4,21,22 Eine veränderte Sensibilität kann
Veränderungen auf die cornealen Nerven liefern.                               die verstärkte oder fehlende Symptomatik beim trockenen
    Die Reizempfindung entsteht auf der cornealen Ober-                       Auge begründen, wodurch Symptome ohne ersichtlichen
fläche, wo sie durch die Nerven an den Hirnstamm weiter-                      Grund oder Anzeichen für Trockenheit ohne Symptome vor-
geleitet, durch das limbische System interpretiert und an das                 liegen können.1,13,23 Der Messung der cornealen Sensibilität
Cerebrum übermittelt wird. An jeder dieser Stellen wird das                   kommt daher in der Augenheilkunde große Bedeutung zu.
Signal durch nozizeptive Verarbeitung entweder verstärkt                      Von Frey beschrieb im Jahr 1894 zum ersten Mal die Äs-

                                                                                                           OCL • Jahrgang 1 • Nr. 3 • Oktober 2021        | 85
www.ocl-online.de - www.doz-verlag.de ISSN 2748-8217 - Sichtkontakte.de
Klinischer Vergleich eines neu entwickelten Prototyps zur Messung der Hornhautsensibilität zum aktuellen Goldstandard • Tobias Bracher et al.

     thesiometrie.21 Dabei wurden Haare vom Pferdeschweif mit                          auf die corneale Sensibilität zu einem Ausschluss der Studie,
     unterschiedlichen Längen benutzt, um die Sensibilität der                         wohingegen weiche Kontaktlinsen in einem Abstand von
     Cornea zu prüfen. Diese Version wurde von Francheschetti                          mindestens 48 Stunden vor der Untersuchung getragen
     im Jahr 1932 und anschließend von Boberg-Ans dahinge-                             werden durften.19,20 Die Testpersonen durften keine syste-
     hend optimiert, dass neu ein Nylonfaden mit konstantem                            mischen Erkrankungen haben, welche einen Einfluss auf die
     Durchmesser und variabler Länge verwendet wurde.24 Die                            Augengesundheit haben, wie beispielsweise Diabetes. Un-
     Einstellmöglichkeit ist mit elf Stufen (von 0,5 cm bis 6 cm, in                   fälle oder Operationen, sowie akute entzündliche Vorgänge,
     Abstufungen von 0,5 cm) stark eingeschränkt und weist mit                         die den vorderen Augenabschnitt betreffen und Symptome
     abnehmender Fadenlänge zunehmend größere Lücken im                                des trockenen Auges (OSDI Score > 13) führten ebenfalls
     Messbereich auf. Des Weiteren ist der Nylonfaden anfällig                         zum Ausschluss. Des Weiteren durften besonders am Tag
     für Schwankungen der Luftfeuchtigkeit.25 Da der Stimulus                          der Untersuchung keine systemischen Medikamente oder
     sichtbar ist, kann der Schwellenwert durch die Anspannung                         Augentropfen angewendet werden, welche einen Einfluss
     zusätzlich beeinflusst werden. Die Druckwerte bei größeren                        auf den Tränenfilm haben.
     Fadenlängen liegen relativ nah beieinander und steigen mit                            Bei dieser Studie handelt es sich um eine Subanalyse einer
     abnehmender Fadenlänge exponentiell an. Bei Verwen-                               größer angelegten Studie, welche in Übereinstimmung mit
     dung eines Fadens von 0,12 mm Durchmesser besteht die                             der Deklaration von Helsinki durchgeführt und von der Ethik-
     Gefahr, sehr hohe Empfindlichkeiten zu übersehen, da der                          kommission Nordwest- und Zentralschweiz genehmigt wurde
     geringste Schwellenwert bereits einem mittleren Wert des                          (Projekt-ID 2019-012).26
     Fadens mit 0,08 mm Durchmesser entspricht. Besonders
     beim größeren Fadendurchmesser kann es aufgrund der
     hohen Kräfte und der Kanten am Ende des Fadens zu Lä-                             Geräte zur Erfassung der cornealen Sensibilität
     sionen am cornealen Epithel kommen. Aus diesen Gründen
     wurde in dieser Studie das Ästhesiometer mit einem Faden-                         Cochet-Bonnet-Ästhesiometer
     durchmesser von 0,08 mm (Luneau Ophtalmologie, Chartres,                          In den 1960er Jahren verbesserten Cochet und Bonnet das
     Frankreich) verwendet. Gegenwärtig ist das Ästhesiometer                          damalige Ästhesiometer indem zwei Modelle mit unter-
     von Cochet-Bonnet, mit einem Nylonfaden als taktilen Stimu-                       schiedlichem Fadendurchmesser entwickelt wurden (0,12
     lus, das einzige kommerziell erhältliche Gerät. Aufgrund der                      und 0,08 mm). Die Länge des Nylonfadens ist variabel und in
     erwähnten Nachteile wurde an der Fachhochschule Nord-                             0,5 cm Abstufungen einstellbar. Die Anwendung erfolgt senk-
     westschweiz (FHNW) ein Prototyp (Liquid Jet Ästhesio-                             recht auf die zentrale Cornea, bis sich der Faden um fünf Grad
     meter) entwickelt, welcher einen flüssigen Stimulus, be-                          durchbiegt. Die Testperson konzentriert sich für die Messung
     stehend aus Kochsalzlösung, verwendet.                                            auf ein fernes Fixationsobjekt und gibt an, ob der Stimulus
         Ziel dieser Studie war es, die Schwellenwertmessungen                         gespürt wurde. Die Messung geht von kurz nach lang. Die
     der cornealen Sensibilität des Liquid Jet Ästhesiometers                          zuletzt gespürte Stärke des Stimulus wird in Zentimeter (cm)
     denjenigen des Ästhesiometers von Cochet-Bonnet gegen-                            notiert.24 In dieser Studie wurde das Ästhesiometer mit einem
     überzustellen und zu überprüfen, ob die Schwellenwert-                            Fadendurchmesser von 0,08 mm (Luneau Ophtalmologie,
     messungen reproduzierbar sind. Des Weiteren wurden die                            Chartres, Frankreich) verwendet.
     Schwellenwerte der cornealen Sensibilität mit den Ergebnis-
     sen aus dem Fragebogen für allgemeines Schmerzempfinden                           Liquid Jet Ästhesiometer-Prototyp
     (PSQ) verglichen. Bei diesem Artikel handelt es sich um eine                      Der neu entwickelte Liquid Jet Ästhesiometer-Prototyp (LJ)
     Subanalyse einer größer angelegten Studie am Institut für                         (Eigenbau FHNW, überarbeitete Version, Stand September
     Optometrie der FHNW.                                                              2019) besteht aus einem Kamerazentriersystem, einer pe-
                                                                                       ristaltischen Druckpumpe, einem Drucktransmitter, einem
                                                                                       Ventil (Durchmesser 0,1 mm) mit vorgeschalteter Heizfolie
     Material und Methoden                                                             und zwei Auslöseknöpfen. Der flüssige Stimulus besteht aus
                                                                                       isotonischer Kochsalzlösung, während einer Ventilöffnungs-
     Testpersonen                                                                      dauer von 40 ms. Die isotonische Kochsalzlösung gelangt
                                                                                       durch ein Infusionskit zum Ventil und wird von dort aus in
     Die teilnehmenden Testpersonen wurden aus dem Patienten-                          vordefinierter Intensität und Temperatur auf die zu messen-
     stamm des Instituts für Optometrie der FHNW und durch                             de Cornea projiziert. Das Volumen der Kochsalzlösung ist so
     ausgelegte Flyer rekrutiert. Testpersonen im Alter von 18 bis                     gering, dass diese unmittelbar nach Auftreffen auf der Augen-
     30 Jahren (Gruppe A) oder 50 bis 70 Jahren (Gruppe B) wur-                        vorderfläche vom Tränenfilm absorbiert wird und nicht über
     den für die Studie zugelassen (Tabelle 1). Die Unterteilung                       den Lidrand hinaustritt (0,61 ml für 150 mbar bis 3,45 ml für
     in zwei Altersgruppen erfolgte aufgrund der abnehmenden                           1500 mbar). Messungen von Bistoletti und Mauchle haben im
     Dichte an Nervenzellen und der damit verbundenen Reduk-                           Rahmen einer Bachelorarbeit des Institutes für Optometrie
     tion der Sensibilität der Cornea im Alter.17,18 Das Geschlecht                    der FHNW gezeigt, dass von einer maximalen Abkühlung der
     hat gemäß Acosta et al. keinen signifikanten Einfluss auf                         Hornhautoberfläche (respektive des Tränenfilms) von 1,63 °C
     die Sensibilität der Cornea.18 Das Tragen von formstabilen                        ausgegangen werden kann.27 Für diese Studie wurde der
     Kontaktlinsen führte aufgrund ihres nachhaltigen Einflusses                       Stimulus 2,2 °C wärmer als die Oberflächentemperatur der

86   |   OCL • Jahrgang 1 • Nr. 3 • Oktober 2021
www.ocl-online.de - www.doz-verlag.de ISSN 2748-8217 - Sichtkontakte.de
Klinischer Vergleich eines neu entwickelten Prototyps zur Messung der Hornhautsensibilität zum aktuellen Goldstandard • Tobias Bracher et al.

Tabelle 1: Altersverteilung der Studienteilnehmer

                                                         Allgemein                         Altersgruppe A                    Altersgruppe B

                                                         Männer           Frauen           Männer           Frauen           Männer           Frauen

 Anzahl                                                  18               12               9                9                9                3

 Alter [Jahre]         Mittelwert                        42,2             31,3             24,2             22,6             60,2             57,3

                       Standardabweichung                ± 18,9           ± 16,2           ± 2,8            ± 3,0            ± 6,5            ± 9,0

Cornea gewählt, um diese mit zusätzlicher Toleranz sicher                        (der stärkste vorstellbare Schmerz) bewertet werden sollen.
nicht abzukühlen. Eine Abkühlung von bereits 0,1 °C kann                         Daraus errechnet sich ein Painscore im Bereich von null bis
eine Reizung der kälteempfindlichen Rezeptoren auslösen,                         maximal zehn.9
wohingegen die Toleranz bei leichter Erwärmung großzügiger
ausfällt.1,28,29 Die durchschnittliche Stimulus Temperatur be-
trug 36,7 ± 0,6 °C. Durch diese Temperierung des Stimulus,                       Studiendesign und Ablauf der Untersuchungen
ähnlich der Oberflächentemperatur der Cornea, wird ein
ausschließlich taktiler Stimulus angestrebt.                                     Die vorliegende Studie ist als klinischer Versuch mit Mess-
    Die Testperson blickt auf ein Fixierlicht, während das                       wiederholung angelegt. Pro Termin wurden pro Testperson
nicht zu vermessende Auge abgedeckt wird. Zwei seitlich                          jeweils zwei Schwellenwertbestimmungen mit LJ und CB
versetzte Kameras ermöglichen die korrekte Zentrierung                           durchgeführt. Alle Messungen erfolgten ausschließlich am
auf der Hornhaut und die Einstellung des benötigten Ab-                          rechten Auge, wobei die letzte Messung von jedem Durch-
standes von 15 mm zum Auge. Die Messung erfolgt im ab-                           gang jeweils mit dem Cochet-Bonnet Ästhesiometer erfolgte,
gedunkelten Raum, damit der Stimulus von der Testperson                          da dieses die oberflächliche Cornea verletzen kann und somit
nicht visuell wahrgenommen werden kann, was die Antwort                          die folgenden Messungen verfälschen könnte.
(gespürt / nicht gespürt) beeinflussen könnte.                                       Jede Testperson durchlief zwei Termine von ungefähr
    Die geforderten Einstellungen werden auf dem mit dem                         60 Minuten. Beim ersten Besuch wurden die Testpersonen
Ästhesiometer verbundenen Laptop vorgenommen. Der                                ausführlich über das Vorgehen informiert. Nach dem Unter-
vorprogrammierte Algorithmus sucht in einem Stufenver-                           zeichnen der Einwilligungserklärung füllten die Testpersonen
fahren nach dem Schwellenwert der cornealen Sensibilität.                        den OSDI Fragebogen und den Fragebogen zum allgemei-
Dies wird erreicht, indem abwechselnd deutlich spürbare                          nen Schmerzempfinden (PSQ) aus. Mittels Anamnese und
Werte kontinuierlich reduziert und nicht spürbare Werte                          Spaltlampenuntersuchung des vorderen Augenabschnittes
kontinuierlich erhöht werden. Somit wird eine mögliche Be-                       wurden beide Augen auf akute Entzündungen oder voran-
einflussung durch den Untersucher verhindert. Nach ausge-                        gegangene Traumata / Operationen überprüft.
löstem Stimulus gibt die Testperson per Knopfdruck an, ob                            Bei beiden Messgeräten wurde jeweils ein unterschwel-
der Stimulus am Auge gespürt wurde. Die Reinigung erfolgt                        liger und ein deutlich spürbarer Stimulus am linken Auge
nach jeder Testperson mittels Spülvorgang und Ultraschall-                       demonstriert, damit die Testpersonen eine Vorahnung hat-
reinigung des Ventils.                                                           ten, was sie erwarten würde. Es folgten die zwei Durchgän-
                                                                                 ge für die Bestimmung der Schwellenwerte. Am Ende der
OSDI                                                                             Messungen wurde der vordere Augenabschnitt erneut mit
Der Ocular Surface Disease Index (OSDI) wird mit Hilfe des                       dem Spaltlampenmikroskop, nun mit zusätzlicher Verwen-
speziell dafür erarbeiteten und validierten Fragebogens von                      dung von Fluoreszein, untersucht. In einem Abstand von
Allergan ermittelt.30 Dieser ist durch die Testperson auszufül-                  mindestens 24 Stunden und maximal 14 Tagen wurden die
len und wird benutzt, um abschätzen zu können, ob eine Per-                      Schwellenwertbestimmungen und das Ausfüllen der Frage-
son subjektiv trockene Augen hat oder nicht. Der Fragebogen                      bogen wiederholt.
besteht aus zwölf alltagsbezogenen Fragen über den Verlauf
der letzten Woche und decken die häufigsten Tätigkeiten                          Statistische Auswertung
ab, bei welchen typischerweise Symptome des trockenen                            Die Daten wurden mit Microsoft Excel 2019 aufbereitet,
Auges auftreten. Aus der Summe aller beantworteten Fragen                        umgerechnet und anschließend mit IBM SPSS 25.0 ausge-
errechnet sich der OSDI-Score. Ein OSDI-Score von 13 stellt                      wertet. Die Normalverteilung wurde mit dem Shapiro-Wilk-
die untere Grenze zum trockenen Auge dar.                                        Test geprüft. Die Vergleiche der Mittelwerte erfolgte für
                                                                                 normalverteilte Daten entweder mit dem T-Test für gepaarte
Pain Sensitivity Questionnaire (PSQ)                                             Stichproben oder dem T-Test für unabhängige Stichproben.
Der Fragebogen besteht aus 17 Fragen zu alltäglichen Si-                         Die nicht normalverteilten Daten wurden mit dem nicht
tuationen, welche auf einer Skala von null (überhaupt nicht                      parametrischen Test für verbundene Stichproben (Wilcoxon-
schmerzhaft), eins (gerade eben wahrnehmbar) bis zehn                            Test) oder dem nicht parametrischen Test für unabhängige

                                                                                                                OCL • Jahrgang 1 • Nr. 3 • Oktober 2021      | 87
www.ocl-online.de - www.doz-verlag.de ISSN 2748-8217 - Sichtkontakte.de
Klinischer Vergleich eines neu entwickelten Prototyps zur Messung der Hornhautsensibilität zum aktuellen Goldstandard • Tobias Bracher et al.

     Stichproben (Mann-Whitney-U-Test) geprüft. Die linearen                           Tabelle 2: Schwellenwerte Liquid Jet und Cochet-Bonnet
     Regressionen wurden nach Pearson berechnet.
         Um die Reproduzierbarkeit der beiden Verfahren zu tes-                                                        Liquid Jet             Cochet-Bonnet
     ten, wurden Bland-Altman-Plots erstellt (Bild 4 und Bild 5).31
     Zunächst wurde die Differenz der Schwellenwerte vom ersten                                                        dB        mbar         dB     µN
     und zweiten Besuch berechnet. Weiter wurden die Mittel-                             Median                        24,2      264,1        19,3   85,7
     werte, die Standardabweichungen und die 95 % Konfidenz-
     intervalle bestimmt. Das Konfidenzintervall wird berechnet,                         Mittelwert                    24,3      302,5        20     114,2
     indem die Standardabweichung mit ± 1,96 multipliziert und
                                                                                         Standardabweichung            2         143,4        2      74,9
     zum Mittelwert addiert wird. Die X Achse des Diagramms
     entspricht dem Mittelwert und die Y-Achse den Differen-
                                                                                         erstes Quartil                23        198          18,4   69,8
     zen. Die rote Linie stellt den Mittelwert dar und die grünen
     Linien widerspiegeln das obere und untere Ende des 95 %                             drittes Quartil               26        402,5        21,3   135,5
     Konfidenzintervalls. Die Breite der Konfidenzintervalle zeigt
     die Reproduzierbarkeit der jeweiligen Verfahren. Je näher
     die Konfidenzintervalle beieinanderliegen und je weniger                          lenwerte von CB abgelehnt (p = 0,001). Für OSDI und Pain-
     der Mittelwert von null abweicht, umso besser ist die Repro-                      score wurde die Nullhypothese der Normalverteilung eben-
     duzierbarkeit des jeweiligen Verfahrens.                                          falls abgelehnt (OSDI: p < 0,001; Painscore: p = 0,006).
         In den Naturwissenschaften wird für die Güte einer
     Messgröße das Signal-zu-Rausch-Verhältnis verwendet.
     Als Signal wurde der Mittelwert der Schwellenwerte des                            Übersicht der Schwellenwerte
     ersten und zweiten Besuches genommen und davon die
     Standardabweichung berechnet. Das Rauschen wurde aus                              Der Mittelwert (M) der Schwellenwerte und deren Standard-
     der Standardabweichung der Differenz der Schwellenwerte                           abweichung (SD), sowie der Median (MD) über alle Testper-
     des ersten und zweiten Besuches berechnet. Das Verhältnis                         sonen, sind in der Tabelle 2 zu sehen. Die Schwellenwerte
     von Signal zu Rauschen ist ein Maß für die Brauchbarkeit                          sind sowohl in mbar, resp. µN, wie auch in dB aufgeführt. Des
     des Verfahrens.                                                                   Weiteren ist das erste und dritte Quartil aufgeführt, welche
         Diese Berechnungen erfolgten jeweils als allgemein,                           die Spannweite des Interquartilabstandes beschreiben. LJ
     ohne und mit Unterteilungen nach Alter. Es wurde mit ei-                          weist höhere Mittelwerte als CB auf, wobei die SD sehr ähn-
     nem Signifikanzniveau von α = 0,05 gearbeitet. Werte von                          lich ausfallen (Tabelle 2).
     0,05 < p < 0,2 wurden als starker, respektive weniger starker
     Trend beschrieben. Die Korrelationskoeffizienten wurden
     nach Cohen interpretiert, wobei r = 0,1 einer schwachen,                          Vergleich der Besuche
     r = 0,3 einer moderaten und r = 0,5 einer starken Korrelation
     entspricht.32                                                                     Die Schwellenwerte des ersten und zweiten Besuches wurden
                                                                                       bei LJ mit dem T-Test für gepaarte Stichproben und bei CB
     Transformation der Daten                                                          mit dem nicht parametrischen Test für verbundene Stich-
     Daten mit unterschiedlicher Maßeinheit lassen sich nicht                          proben (Wilcoxon-Test) geprüft.
     ohne vorherige Transformation vergleichen. Daher müssen                               Für LJ ergibt sich dadurch bei keiner der Gruppierun-
     die Schwellenwerte vor weiterer Verrechnung in ein loga-                          gen ein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Be-
     rithmisches Maß transformiert werden. Dezibel (dB) ist ein                        suchsterminen (LJ: allg.: M Differenz = -0,063 dB, p = 0,779;
     Verhältnis zweier Zahlen, basierend auf einer logarithmischen                     Gruppe A: M Differenz = +0,112 dB, p = 0,704; Gruppe B:
     Skala. Damit lassen sich sehr große, respektive sehr kleine                       M Differenz = -0,325 dB, p = 0,359). Bei CB liegt jedoch
     Werte einfacher darstellen und verarbeiten. Um negative                           sowohl bei Betrachtung aller Testpersonen, als auch bei
     Werte zu vermeiden, wurde als dB Nullwert jeweils 1 mbar,                         isolierter Betrachtung der Altersgruppe A ein signifikanter
     resp. 1 µN gewählt.                                                               Unterschied zwischen den Schwellenwerten der beiden
                                                                                       Besuchsterminen vor (CB: allg. M Differenz = -0,641 dB,
                                                                                       p = 0,003; Gruppe A: M Differenz = -0,576 dB, p = 0,020).
     Ergebnisse                                                                        Für die Altersgruppe B liegt ein starker Trend zu unterschied-
                                                                                       lichen Schwellenwerten zwischen den beiden Messterminen
     Prüfung auf Normalverteilung                                                      vor (M Differenz = -0,739 dB, p = 0,072) (Bild 1).

     Die Differenzen der gemessenen Werte vom ersten und
     zweiten Besuch wurden gebildet und mit dem Shapiro-Wilk-                          Vergleich der Altersgruppen
     Test auf Normalverteilung geprüft. Nach Transformation der
     Schwellenwerte in Dezibel konnte die Nullhypothese der                            Die Mittelwerte der Schwellenwerte sind bei der Alters-
     Normalverteilung für LJ angenommen werden (p = 0,828). Die                        gruppe B jeweils leicht höher ausgefallen als bei der Alters-
     Nullhypothese der Normalverteilung wurde für die Schwel-                          gruppe A. Für LJ war dieser Unterschied zwischen den beiden

88   |   OCL • Jahrgang 1 • Nr. 3 • Oktober 2021
Klinischer Vergleich eines neu entwickelten Prototyps zur Messung der Hornhautsensibilität zum aktuellen Goldstandard • Tobias Bracher et al.

Bild 1: Boxplots der Schwellenwerte gruppiert nach Besuch                      Bild 2: Boxplots der Schwellenwerte gruppiert nach Altersgruppe

Altersgruppen nicht signifikant (p = 0,324). Für CB war dieser                 CB: allg. p = 0,003). Der Unterschied zwischen den beiden
Unterschied ein leichter Trend zu höheren Messwerten bei                       Messungen betrug durchschnittlich -0,063 ± 3,396 dB für
der älteren Gruppe (p = 0,151) (Bild 2).                                       LJ und -0,641 ± 3,091 dB für CB (Bild 4 und Bild 5).

Korrelationen                                                                  Diskussion
Die Korrelationen wurden als Pearson-Produkt-Moment-                           Ziel dieser Arbeit war es herauszufinden, ob der Liquid Jet
Korrelationen berechnet und auf Signifikanz geprüft. Die                       Ästhesiometer Prototyp reproduzierbare Messwerte liefert
Messungen von LJ korrelieren moderat positiv mit den Mes-                      und mit den Messwerten des Ästhesiometers vom Cochet-
sungen vom CB und Painscore (Bild 3).                                          Bonnet korreliert. Des Weiteren konnte eine klinische An-
                                                                               wendung des Prototypen überprüft werden.

Reproduzierbarkeit
                                                                               Allgemeiner Vergleich
LG und CB zeigten beide in Bezug auf ihre Reproduzier-
barkeit leichte Schwankungen in der Signalqualität sowie                       Sowohl mit wie auch ohne Unterteilung in Altersgruppen
ein im Vergleich zueinander ähnliches Rauschen, wobei das                      sind die Schwankungen der Messungen bei Liquid Jet und
Rauschen bei CB etwas schwächer war.                                           dem Ästhesiometer von Cochet-Bonnet ähnlich ausgefallen.
    LJ und CB zeigten in Bezug auf ihre Reproduzierbarkeit                         Vergleicht man die beiden Altersgruppen miteinander,
leichte Schwankungen in ihrer Signalqualität und ähnliches,                    so konnte eine Tendenz für einen höheren Schwellenwert
bis leicht schwächeres Rauschen. Dies führt zu einem ge-                       bei der älteren Gruppe beobachtet werden, welcher jedoch
ringen Verhältnis von Signal zu Rauschen sowohl ohne als                       nicht statistisch signifikant war. Lediglich bei der Messung
auch mit Unterteilung in die Altersgruppen (vgl. Tabelle 3).                   mit dem Ästhesiometer von Cochet-Bonnet war dieser Trend
Die Differenzen zwischen den beiden Untersuchungen wa-                         statistisch signifikant. Roszkowska et al. haben bei ihren
ren für LJ nicht signifikant unterschiedlich, wohingegen bei                   Untersuchungen mit dem Ästhesiometer von Cochet-Bonnet
CB ein signifikanter Unterschied vorlag (LJ: allg. p = 0,779;                  ebenfalls signifikante Unterschiede zwischen den Altersgrup-

Tabelle 3: Signal und Rauschen der Messmethoden

                                            Allgemein                             Gruppe A                              Gruppe B

                                            Standard-            Verhältnis       Standard-           Verhältnis        Standard-           Verhältnis
                                            abweichung                            abweichung                            abweichung
                                            [dB]                                  [dB]                                  [dB]

 Liquid Jet             Signal              1,87                 1,08             1,75                1                 2,03                1,2

                        Rauschen            1,73                                  1,75                                  1,7

 Cochet-Bonnet          Signal              1,85                 1,17             1,67                1,1               2,03                1,21

                        Rauschen            1,58                                  1,52                                  1,69

                                                                                                            OCL • Jahrgang 1 • Nr. 3 • Oktober 2021        | 89
Klinischer Vergleich eines neu entwickelten Prototyps zur Messung der Hornhautsensibilität zum aktuellen Goldstandard • Tobias Bracher et al.

                                                                                       Bild 4: Bland-Altman-Plot des Liquid Jet Ästhesiometers

     Bild 3: Streudiagrammmatrix der gemessenen Parameter

     pen festgestellt.33 Dass dies mit dem Liquid Jet Ästhesiometer
     in dieser Studie nicht repliziert werden konnte, ist möglicher-
     weise im großen Unterschied des Stichprobenumfangs be-                            Bild 5: Bland-Altman-Plot des Cochet-Bonnet-Ästhesiometers
     gründet (Roszkowska et al. 500 Augen versus 30 Augen). Die
     Altersgruppen sind in dieser Subanalyse nicht homogen, was
     einen Vergleich schwierig gestaltet. Aufgrund der Verände-                        dem PSQ (r = 0,437, p < 0,001). Da das Ästhesiometer von
     rungen der cornealen Sensibilität im Alter wurde es jedoch                        Cochet-Bonnet mit Liquid Jet korreliert, jedoch nicht mit
     als wichtig erachtet, diese Unterteilung beizubehalten. In der                    Painscore, müssten diese Korrelationen mit einer größeren
     Gesamtstudie mit Fallzahlplanung, welche noch nicht pub-                          Stichprobe genauer untersucht werden. PSQ Scores waren
     liziert wurde, war dieser Unterschied auch für LJ signifikant.                    gemäß Ruscheweyh et al. signifikant korrelierend mit der Be-
          Zwischen den Stimuli wird der Druck beim Liquid Jet                          urteilung von wahrgenommenen Schmerzen, nicht jedoch mit
     durch eine peristaltische Pumpe geregelt, was verhältnismä-                       den individuellen Schwellenwerten. In deren Validierung des
     ßig viel Zeit in Anspruch nimmt. Auch wenn bei entsprechen-                       PSQ wurden keine signifikanten Unterschiede bei Geschlecht
     der Compliance der Testpersonen eine erfolgreiche Messung                         oder Alter festgestellt.9
     innerhalb von drei bis fünf Minuten erfolgen kann, ist dies ein
     nicht unerheblicher zeitlicher Unterschied zur Messung mit
     dem Ästhesiometer von Cochet-Bonnet. Um den Aufbau des                            Reproduzierbarkeit
     geforderten Druckes zu beschleunigen, wäre das Verbauen
     einer Spritzpumpe eine mögliche Optimierung.                                      Bei Gegenüberstellung der Messungen vom ersten und
                                                                                       zweiten Besuch fielen signifikante Unterschiede bei den
                                                                                       Messungen mit dem Ästhesiometer von Cochet-Bonnet auf
     Korrelationen                                                                     (p = 0,003). Dies war bei den Messungen mit Liquid Jet nicht
                                                                                       der Fall (p = 0,779). Diese Beobachtungen gelten sowohl mit,
     Die Schwellenwerte von Liquid Jet korrelieren moderat signi-                      als auch ohne Unterteilung in die beiden Altersgruppen. Dass
     fikant positiv mit denjenigen vom Ästhesiometer von Cochet-                       es zwischen den beiden Besuchsterminen zu Unterscheiden
     Bonnet (r = 0,476, p < 0,001). Dies lässt darauf schließen,                       kam, kann zum einen daran liegen, dass es sich um psycho-
     dass mit diesen beiden Verfahren ähnliche Werte gemessen                          physische Messungen an der Wahrnehmungsgrenze handelt,
     werden können.                                                                    was Variabilität kreiert und zum anderen daran, dass physio-
         OSDI und Pain Score korrelieren kaum mit den anderen                          logische Tagesunterschiede möglich sind. Bei beiden Geräten
     Variablen. Dies liegt möglicherweise darin begründet, dass                        liegt ein deutliches Rauschen in den Messungen vor. Stellt
     nur Testpersonen mit niedrigem OSDI, resp. ohne Symptome                          man das Signal und das Rauschen ins Verhältnis, so fällt dies
     des trockenen Auges und gesunden Augen, zur Studie zuge-                          aufgrund des starken Rauschens bei beiden Messmethoden
     lassen waren. Einzig Liquid Jet korrelierte moderat signifikant                   sehr gering aus. Allerdings kann nicht abschließend gesagt
     positiv mit der allgemeinen Schmerzempfindlichkeit aus                            werden, ob das Rauschen physiologisch bedingt durch die

90   |   OCL • Jahrgang 1 • Nr. 3 • Oktober 2021
Klinischer Vergleich eines neu entwickelten Prototyps zur Messung der Hornhautsensibilität zum aktuellen Goldstandard • Tobias Bracher et al.

gesunden Augen von allen Testpersonen oder auf die Mess-                                8   Li, W., Graham, A. D., Lin, M. C. (2016). Understanding ocular discom-
                                                                                            fort and dryness using the pain sensitivity questionnaire. PLoS One, 11,
ungenauigkeit der Geräte zurückzuführen ist.                                                e0154753.
    Die Reproduzierbarkeit des Ästhesiometers von Cochet-                               9   Ruscheweyh, R., Marziniak, M., Stumpenhorst, F., Reinholz, J., Knecht S.
Bonnet wird nach Ansicht der Autor*innen dieser Arbeit                                      (2009). Pain sensitivity can be assessed by self-rating: Development and
                                                                                            validation of the pain sensitivity questionnaire. Pain, 146, 65–74.
sehr wahrscheinlich überschätzt. Durch die eingeschränkte
                                                                                        10 Vehof, J., Kozareva, D., Hysi, P. G., Harris, J., Nessa, A., Williams, F. K.,
Stimulus-Bandbreite und die ungleiche Intensitätsverteilung                                Bennett, D. L. H., McMahon, S. B., Fahy, S. J., Direk, K., Spector, T. D.,
der Stimuli ist diese Messmethode um einiges toleranter                                    Hammond, C. J. (2013). Relationship between dry eye symptoms and
                                                                                           pain sensitivity. JAMA Ophthalmol., 131, 1304.
gegenüber Schwankungen als die unendlich vielen Intensi-
                                                                                        11 Li, W., Lin, M. C. (2018). Pain sensitivity associated with the length of the
tätsstufen des Prototypen.                                                                 maximum interblink period. Invest. Opthalmol. Vis. Sci., 59, 238.
                                                                                        12 Nosch, D. S., Joos, R. E., Müller, D., Matt, S. M. (2019). General pain per-
                                                                                           ception sensitivity, lid margin sensitivity and gas permeable contact lens
Fazit                                                                                      comfort. Clin. Exp. Optom., 103, 766–771.
                                                                                        13 Rosenthal, P., Borsook, D. (2016). Ocular neuropathic pain. Br. J. Ophthal-
                                                                                           mol., 100, 128–34.
Durch die Temperierung des Stimulus, ähnlich der Ober-                                  14 Saini, J. S, Mittal, S. (1996). Graded corneal sensitivity for screening of
flächentemperatur der Cornea, wird mit dem Liquid Jet Äs-                                  diabetic retinopathy. Indian J. Ophthalmol., 44, 219.
thesiometer ein taktiler Stimulus angestrebt. Die Messungen                             15 Malik, R. A., Kallinikos, P., Abbott, C. A., van Schie, C. H. M., Morgan, P.,
                                                                                           Efron, N., Boulton, A. J. M. (2003). Corneal confocal microscopy: A non-
sind reproduzierbar und korrelieren mit dem bis heute als                                  invasive surrogate of nerve fibre damage and repair in diabetic patients.
Goldstandard verwendeten Cochet-Bonnet Ästhesiometer.                                      Diabetologia., 46, 683–8.
Mit seiner bedeutend größeren Stimulus Bandbreite ist das                               16 Tavakoli, M., Kallinikos, P. A., Efron, N., Boulton, A. J. M., Malik, R. A.
                                                                                           (2007). Corneal sensitivity is reduced and relates to the severity of neu-
Liquid Jet Ästhesiometer in der Lage, kleinere Empfindlich-
                                                                                           ropathy in patients with diabetes. Diabetes Care, 30, 1895–7.
keitsschwankungen zu erkennen und die Hornhautsensibilität                              17 Grupcheva, C. N., Wong, T., Riley, A. F., McGhee, C. N. (2002). Assessing
reproduzierbarer zu bestimmen.                                                             the sub-basal nerve plexus of the living healthy human cornea by in vivo
    Liquid Jet korrelierte moderat signifikant positiv mit dem                             confocal microscopy. Clin. Exp. Ophthalmol., 30, 187–90.
                                                                                        18 Acosta, M. C., Alfaro, M. L., Borrás, F., Belmonte, C., Gallar, J. (2006). Influ-
allgemeinen Schmerzempfinden (r = 0,437, p < 0,001). Dieser
                                                                                           ence of age, gender and iris color on mechanical and chemical sensitivity
potenzielle Zusammenhang müsste mit einer größeren Stich-                                  of the cornea and conjunctiva. Exp. Eye Res., 83, 932–8.
probe genauer untersucht werden.                                                        19 Stapleton, F., Marfurt, C., Golebiowski, B., Rosenblatt, M., Bereiter, D.,
    Weitere Studien mit optimiertem Prototypen und einer                                   Begley, C., Dartt, D., Gallar, J., Bellmonte, C., Hamrah, P., Willcox, TFOS
                                                                                           Contact Lens International Workshop on Contact Lens Discomfort.
größeren Testgruppe mit ausbalancierten Altersgruppen und                                  (2013). The TFOS international workshop on contact lens discomfort:
gegebenenfalls Testpersonen mit Symptomen des trockenen                                    report of the subcommittee on neurobiology. Invest. Opthalmol. Vis. Sci.,
                                                                                           54, TFOS71–TFOS97.
Auges sind angebracht.
                                                                                        20 Ntola, A. M, Murphy, P. J. (2002). The effect of contact lens wear on
                                                                                           corneal sensation. Minerva Oftalmol., 44, 31–38.
                                                                                        21 Cho, K. J., Mok, J. W., Choi, M. Y., Kim, J., Joo, C.-K. (2013). Changes
Korrespondierender Autor                                                                   in corneal sensation and ocular surface in patients with asymmetrical
                                                                                           keratoconus: Cornea, 32, 205–10.
                                                                                        22 Spadea, L., Salvatore, S., Vingolo, E. M. (2013). Corneal sensitivity in kera-
                             Tobias Bracher                                                toconus: A review of the literature. ScientificWorldJournal, 2013, 683090.
                             M.Sc., EurOptom                                            23 Craig, J. P., Nichols, K. K., Akpek, E. K, Caffery, B., Dua, H. S., Joo, C-K.,
                                                                                           Liu, Z., Nelson, J. D., Nichols, J. J., Tsubota, K., Stapleton, F. (2017). TFOS
                                                                                           DEWS II definition and classification report. Ocul. Surf., 15, 276–83.
                                                                                        24 Martin, X. Y., Safran, A. B. (1988). Corneal hypoesthesia. Surv. Ophthal-
                                                                                           mol., 33 , 28–40.
                             E-Mail:                                                    25 Lum, E., Murphy, P. J. (2018). Effects of ambient humidity on the Cochet–
                             t.bracher@gmx.ch                                              Bonnet aesthesiometer. Eye (Lond.), 32, 1644–51.
                                                                                        26 Nosch, D. S., Kaeser, E., Oscity, M., Bracher, T., Steigmeier, P., Loepfe, M.,
                                                                                           et al. (2020). Technical and clinical validation of a new Liquid Jet Esthe-
Literatur                                                                                  siometer. ARVO Annual Meeting Abstract, Invest. Ophthalmol. Vis. Sci.,
                                                                                           61, 3281.
1   Belmonte C., Nichols J. J., Cox S. M., Brock J. A., Begley C. G., Bereiter D.
                                                                                        27 Bistoletti, G., Mauchle, T. (2019). Bestimmung der optimalen Stimulus-
    A., Dartt, D. A., Galor, A., Hamrah, P., Ivanusic, J., Jacobs, D. S., McNamara,
                                                                                           temperatur der Liquid Jet Aesthesiometrie, Bachelor Thesis Optometrie.
    N. A., Rosenblatt, M. I., Stapleton, F., Wolffsohn, J. S. (2017). TFOS DEWS
                                                                                           Institut für Optometrie, FHNW.
    II pain and sensation report. Ocul. Surf., 15, 404–37.
                                                                                        28 Belmonte, C., Aracil, A., Acosta, M. C., Luna, C., Gallar, J. (2004). Nerves
2   Shaheen B. S., Bakir M., Jain S. (2014). Corneal nerves in health and
                                                                                           and sensations from the eye surface. Ocul. Surf., 2, 248–53.
    disease. Surv. Ophthalmol., 59, 263–85.
                                                                                        29 Belmonte, C., Carmen Acosta, M., Gallar, J. (2004). Neural basis of sensa-
3   Rosenthal P., Borsook D., Moulton, E. A. (2016). Oculofacial pain: Corneal
                                                                                           tion in intact and injured corneas. Exp. Eye Res., 78, 513–25.
    nerve damage leading to pain beyond the eye. Invest. Opthalmol. Vis.
    Sci., 57, 5285.                                                                     30 Schiffman, R. M. (2000). Reliability and Validity of the Ocular Surface
                                                                                           Disease Index. Arch. Ophthalmol., 118, 615.
4   Müller, L. J., Marfurt, C. F., Kruse, F., Tervo, T. M. T. (2003). Corneal nerves:
    Structure, contents and function. Exp. Eye Res., 76, 521–42.                        31 Bland, J. M., Altman, D. G. (1986). Statistical methods for assessing agree-
                                                                                           ment between two methods of clinical measurement. Lancet (Lond.), 1,
5. Eguchi, H., Hiura, A., Nakagawa, H., Kusaka, S., Shimomura, Y. (2017).
                                                                                           307–10.
   Corneal nerve fiber structure, its role in corneal function, and its changes
   in corneal diseases. Biomed. Res. Int., 1–15.                                        32 Cohen, J. (1988). Statistical power analysis for the behavioral sciences.
                                                                                           (2nd ed.), New York, p. 567.
6   Bonini, S., Rama, P., Olzi, D., Lambiase, A. (2003). Neurotrophic keratitis.
    Eye (Lond.), 17, 989–95.                                                            33 Roszkowska, A. M., Colosi, P., Ferreri, F. M. B., Galasso, S. (2004). Age-
                                                                                           related modifications of corneal sensitivity. Bibl. Ophthalmol., 218, 350–5.
7   Al-Aqaba, M. A., Dhillon, V. K., Mohammed, I., Said, D. G., Dua, H. S. (2019).
    Corneal nerves in health and disease. Prog. Retin. Eye Res., 73, 100762.

                                                                                                                        OCL • Jahrgang 1 • Nr. 3 • Oktober 2021              | 91
Klinischer Vergleich eines neu entwickelten Prototyps zur Messung der Hornhautsensibilität zum aktuellen Goldstandard • Tobias Bracher et al.

     COE Multiple-Choice-Fragebogen
     Letzter Termin, um die Fragen online auf der Website www.ocl-online.de
     zu beantworten, ist der 1. Oktober 2022

     Frage 1: Die oberflächlichen schmerzempfindlichen                                 Frage 5: Die Schwellenwertmessungen mit dem Liquid
     Hornhautnerven haben folgende Funktionen, außer:                                  Jet Ästhesiometer korrelieren mit denen des Cochet-
     a) Regelung der Basissekretion des Tränenfilms                                    Bonnet Ästhesiometers mit einem r-Wert von …
     b) Detektion von Fremdkörpern                                                     a) 0,47 (p < 0,001)
     c) Initiierung von Botenstoffen für die Regeneration der                          b) 0,89 (p < 0,001)
        Cornea nach Verletzung                                                         c) 0,12 (p = 0,489)
     d) Regulierung des Augeninnendrucks                                               d) 0,66 (p < 0,001)

     Frage 2: Hornhautsensibilität kann durch folgende                                 Frage 6: Welches Ergebnis wurde erwartet, konnte in
     Einflüsse beeinflusst werden, außer durch:                                        dieser Probandengruppe aber nicht gezeigt werden?
     a) das Trockene Auge                                                              a) Statistisch signifikant höhere Schwellenwerte für
     b) periphere Neuropathie bei Diabetes                                                die Hornhautsensibilität mit der Liquid Jet Methode
     c) die Hornhautdicke                                                                 in Gruppe B
     d) chirurgische Eingriffe am Auge                                                 b) Statistisch signifikant höhere Schwellenwerte für
                                                                                          die Hornhautsensibilität mit der Liquid Jet Methode
     Frage 3: Das Cochet-Bonnet Ästhesiometer weist                                       in Gruppe A
     folgende Nachteile auf, außer:                                                    c) Statistisch signifikant tiefere Schwellenwerte für
     a) es ist kommerziell nicht mehr erhältlich                                          die Hornhautsensibilität mit der Cochet-Bonnet
     b) eingeschränkte Stimulusbandbreite                                                 Methode in Gruppe B
     c) mögliche Verletzung des Hornhautepithels bei der                               d) Keine Korrelation zwischen allgemeinem Schmerz-
         Messung                                                                          empfinden und Schwellenwertmessungen
     d) Anfälligkeit für Schwankungen der Luftfeuchtigkeit

     Frage 4: Welche Aussage in Bezug auf das Liquid Jet
     Ästhesiometer ist nicht korrekt?
     a) Der Stimulus kann erwärmt werden.
     b) Die Stimulus-Intensität wird über den Druck geregelt.
     c) Der Schwellenwert für die Hornhautsensibilität wird
        durch einen Algorithmus bestimmt.
     d) Der Schwellenwert für die Hornhautsensibilität stellt die
        für eine Testperson maximal erträgliche Intensität eines
        Stimulus dar.

92   |   OCL • Jahrgang 1 • Nr. 3 • Oktober 2021
Originalartikel                                                                            Optometry & Contact Lenses · Vol. 1, No. 3, pp. 93-99, 2021
                                                                                        © 2021 Official journal of the VDCO · Published by DOZ-Verlag
                                                                                                                 All rights reserved · Printed in Germany

Der Einfluss von
blaulichtreduzierenden
Brillengläsern auf die
Farbwahrnehmung
Mareike Hübner 1, Christoph von Handorff 2,3

1
    M.Sc. Augenoptik/Optometrie • 2 Prof. Dipl.-Ing. (FH) • 3 Berliner Hochschule für Technik (ehemals Beuth Hochschule für Technik Berlin)

Eingereicht 27. Juni 2021; angenommen 21. Juli 2021
Received 27 June 2021; accepted 21 July 2021

Zusammenfassung
Zweck. Analyse zweier verschiedener blaulichtreduzierender                 „Wellness Protect 15“ von Eschenbach zum Referenzglas
Gläser im Hinblick auf eine Veränderung in der Farbwahr-                   von Hoya ermittelt (p < 0,001) sowie zum Testglas von Shamir
nehmung anhand des Farnsworth-Munsell 100 Hue Tests.                       (p < 0,001). Es wurde ein Medianwertunterschied im dritten
                                                                           Kasten (43 – 63) des 100 Hue Tests bei allen drei Testgläsern
Material und Methoden. Dreißig farbnormale Probanden                       zu den anderen Kästen festgestellt.
führten mit je drei verschiedenen planen Testbrillen den
Farnsworth-Munsell 100 Hue Test durch; anschließend wur-                   Fazit. Mit der in dieser Studie getesteten Blaulichtentspie-
den die Gesamtfehlerzahlen anhand der Test Scoring Soft-                   gelung von der Firma Shamir konnte keine Veränderung des
ware ermittelt. Untersucht wurden die Testgläser „Glacier                  Farbtonunterscheidungsvermögens festgestellt werden.
Blue Shield“ (Shamir) sowie „Wellness Protect 15“ (Eschen-                 Nur mit dem relativ stark blaulichtreduzierenden „Wellness
bach). Als Vergleich diente ein Referenzglas in neutraler                  Protect 15“ ergibt sich eine signifikante Verschlechterung.
15 % Grautönung (Hoya). Die Transmissionsspektren der drei                 Je enger die Farben im CIE Farbdreieck zusammenliegen,
Testgläser wurden als Vormessung mit dem Spektrometer                      desto stärker die Konfusion. Im Hinblick auf die Farbqualität
„Flame-S-UV-VIS-ES“ (Firma „Ocean Optics“) gemessen.                       mit diesen Gläsern müssten weitere Tests zur Untersuchung
                                                                           des Farbwiedergabeindexes gemacht werden.
Ergebnisse. Mit Hilfe einer einfaktoriellen Varianzanalyse
(ANOVA) mit Messwiederholung konnte kein signifikanter
Unterschied bezüglich des Farbtonunterscheidungsver-                       Schlüsselwörter
mögens zwischen dem Referenzglas der Firma Hoya und                        Blaulichtreduzierende Brillengläser, Farbtonunterscheidung,
dem Testglas der Firma Shamir festgestellt werden (p > 0,05).              Farbwahrnehmung, Farbwiedergabeindex, Transmission
Eine signifikante Verschlechterung wurde beim Testglas

                                                                                                      OCL • Jahrgang 1 • Nr. 3 • Oktober 2021           | 93
Der Einfluss von blaulichtreduzierenden Brillengläsern auf die Farbwahrnehmung • Mareike Hübner und Christoph von Handorff

     The influence of blue-light-filtering lenses
     on colour perception
     Abstract
     Purpose. To investigate the influence of two different blue-                   “Wellness Protect 15“ lens from Eschenbach compared to
     light-filtering lenses on subjective colour perception, using                  the reference lens from Hoya (p < 0.001) and to the test lens
     the Farnsworth-Munsell 100 Hue test.                                           from Shamir (p < 0.001). In addition, a median disparity of the
                                                                                    third box (43 – 63 of the Hue test) against all the other boxes
     Material and Methods. Thirty subjects with normal colour                       was noticed for both the test lenses and the reference lens.
     vision performed the Farnsworth-Munsell 100 Hue test
     wearing three pairs of plano spectacle lenses. The total er-                   Conclusion. With the blue-light-filtering anti-reflection
     ror score was calculated with the “Farnsworth-Munsell Test                     coating from Shamir no difference in colour discrimination
     Scoring Software“. The evaluated test lenses were the “Glacier                 could be observed in this study. Only a stronger blue-light-
     Blue Shield“ (Shamir) and the “Wellness Protect 15“ (Eschen-                   filtering lens like “Wellness Protect 15“ leads to a significant
     bach) in addition to the 15 % grey tint (Hoya) as a reference                  deterioration. The closer the colours are in the CIE colour
     lens. The transmission spectra of the lenses were measured                     triangle, the bigger the confusion. To test the quality of
     beforehand with the spectrometer “Flame-S-UV-VIS-ES“                           colours with these lenses the colour rendering index should
     (“Ocean Optics“).                                                              also be evaluated.

     Results. Using the univariate analysis of variance (ANOVA)
     with repeated measures, no significant difference could be                     Keywords
     detected in the colour discrimination capability between                       Blue-light-filtering lenses, Colour discrimination, Colour
     the reference lens from Hoya and the test lens from Sha-                       perception, Colour Rendering Index, Transmission
     mir (p > 0.05). A significant deterioration was found with the

     Einführung                                                                     zentration und Leistungsfähigkeit am Tag. Des Weiteren wird
                                                                                    violettes Licht mit Wellenlängen von 360 – 400 nm mit einer
     Durch Licht bekommt unser Alltag Farben. Besonders künst-                      Verhinderung der Progression von Myopie in Zusammenhang
     liches Licht ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken.                     gebracht.5 Jedoch bewirkt blaues Licht auch eine photo-
     Seit einer EU-Verordnung im Jahr 2009 wurde die Einfuhr                        chemische toxische Reaktion in der Retina durch Bildung
     und der Verkauf von Lampen mit ungebündeltem Licht gere-                       freier Radikale, die trotz natürlicher Schutzfunktionen die
     gelt, um den Verkauf von effizienteren und energiesparende-                    Makula schädigen. Diese blaulichtschädigende Wirkung wird
     ren Leuchtmitteln zu fördern.1 Dazu gehören unter anderem                      unter anderem in Zusammenhang mit der altersbedingten
     die sogenannten LEDs (Lichtdioden, engl. light emitting                        Makuladegeneration gebracht.6–8
     diodes), deren Lichtstrom und Lichtausbeute kontinuierlich                         Auch wenn der prozentuale Anteil der Blaulichtexposi-
     weiterentwickelt wurden. Auch deren Lebensdauer wurde                          tion und dadurch die Gefährdung der Netzhaut durch das
     und wird stetig verbessert.                                                    Sonnenlicht höher ist als der durch die Nutzung digitaler
         Die meisten Displays von Smartphones, Laptops, PCs,                        Geräte,2,4 wird das Thema weiterhin diskutiert. In der Brillen-
     Tablets und TV-Geräten werden mit Hilfe von LEDs beleuch-                      glasindustrie wurden entsprechende Produkte entwickelt,
     tet. Eine Eigenschaft dieser Lichtquellen ist ein erhöhter                     die Schutz gegen den sogenannten „blue hazard“, (Gefahr
     blauer Lichtanteil in ihrem Farbspektrum. Die Strahlungs-                      durch blaues Licht), geben sollen. Blaulichtreduzierende
     spektren verschiedener LEDs und ihre potenziellen Aus-                         Brillengläser, die durch ihre Entspiegelung oder aber durch
     wirkungen auf die Gesundheit des Auges wurde in Studien                        entsprechende Absorber im Glas das blaue Licht dämpfen
     bereits untersucht. Von kaltweißen LEDs scheint demnach                        sollen, werden von der Industrie in den letzten Jahren ver-
     eine höhere Netzhautgefährdung auszugehen als beispiels-                       stärkt vermarktet.9
     weise von warmweißen LEDs.2–4                                                      Diese Gläser bewirken jedoch einen leicht gelbstichigen
         Dieser hohe Blaulichtanteil ist immer mehr in den Blick                    Seheindruck, der von Brillenträgern teilweise als „unange-
     von Wissenschaft und Forschung gerückt. Biologisch gese-                       nehm“ empfunden wird. Aus diesem Grund soll in dieser Stu-
     hen hängt der Tag-Nacht-Rhythmus mit dem blauen Licht                          die die Farbwahrnehmung mit Hilfe des Farnsworth-Munsell
     durch eine wachhaltende Wirkung aufgrund von Melatonin-                        100 Hue Test im Alltag analysiert werden.
     Suppression zusammen und ist dadurch essenziell für Kon-

94   |   OCL • Jahrgang 1 • Nr. 3 • Oktober 2021
Sie können auch lesen