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www.doz-verlag.de • ISSN 2748-8217 Jahrgang 1 • Nr. 3 • Oktober 2021 Mitteilungsorgan der www.ocl-online.de
Challenge the limits of imagination Als ZEISS vor 175 Jahren gegründet wurde, waren es Neugier, Leidenschaft und Präzision, die uns und unsere Kunden inspiriert haben. Neue Perspektiven haben unsere Sicht auf die Welt geprägt. Und aus großen Herausforderungen haben wir große Chancen für uns abgeleitet. Auch wenn sich die Welt in den vergangenen 175 Jahren bedeutend verändert hat, wird eines gleich bleiben: Gemeinsam fordern wir die Grenzen der Vorstellungskraft heraus. www.zeiss.de/175
Editorial OCL Call for Papers Die technische und hiermit verbundene apparative Entwicklung im Bereich der Ophthalmologie hat seit der Erfindung des Augenspiegels im Jahr 1850 durch Hermann von Helmholtz in den letzten beiden Jahrzehnten eine geradezu unvorstellbare Entwicklung genommen. Dies beeinflusst die Ophthalmologie gleichermaßen wie die Optometrie, werden doch Untersuchungsgeräte und -verfahren oft von beiden Eye Care Berufen eingesetzt und durchgeführt. Viele in den deutschsprachigen Ländern Europas durchgeführte wissen- schaftliche und klinische Studien erlangen leider keine globale Beachtung, weil sie nicht in international gelesenen Journalen publiziert werden oder aufgrund der deutschen Publikationssprache weltweit keine Verbreitung finden. Optometry and Contact Lenses (OCL) hat sich als Ziel gesetzt, durch die Kombination einer deutschsprachigen Printausgabe sowie einer deutsch/ englischen Online-Präsentation einen internationalen fachlichen Diskurs zu realisieren. Bis zum Zeitpunkt des Erscheinens der aktuellen dritten OCL Ausgabe wurden schon 31 Fachartikel für eine Publikation in Optometry and Contact Lenses (OCL) eingereicht. Hiervon haben mittlerweile 16 wissenschaftliche Wolfgang Cagnolati, DSc*, MSc*, und klinische Arbeiten erfolgreich das Peer Review Verfahren durchlaufen. Die FCOptom, FAAO, Germany Autorinnen und Autoren wie auch die Reviewer kommen gleichermaßen aus * Pennsylvania College of Optometry der Optometrie und Ophthalmologie. Optometry and Contact Lenses (OCL) ist eine neue Fachzeitschrift auf dem internationalen Parkett der Eye Care Journale und bietet potenziellen Autorinnen und Autoren eine interessante Möglichkeit, ihre wissenschaftlichen und klinischen Arbeiten einem breiten Leserkreis vorzustellen. OCL lädt deshalb nationale und internationale Expertinnen und Experten ein, jederzeit interessante Studien und Kasuistiken aus dem Gesamtkomplex der Optometrie und Ophthalmologie für eine Publikation einzureichen. Die OCL-Septemberausgabe 2022 wird sich dem Thema „Okuläre Mani- festationen neurodegenerativer Erkrankungen“ und die Oktoberausgabe 2022 dem Thema „Presbyopie, Ursache und Management” widmen. Die Deadline für einzureichende Manuskripte ist für die Septemberaus- gabe der 1. Februar und für die Oktoberausgabe der 1. März 2022. Auf der OCL-Website www.ocl-online.de finden sich die für eine Publikation in OCL relevanten Autorenrichtlinien in Deutsch und Englisch. Nutzen Sie die Möglichkeit einer Publikation in Optometry and Contact Lenses (OCL). Ihr OCL • Jahrgang 1 • Nr. 3 • Oktober 2021 | 81
Inhalt 81 Editorial 83 Impressum 84 T. Bracher · D. Nosch · R. Joos Klinischer Vergleich eines neu entwickelten Prototyps zur Messung der Hornhautsensibilität zum aktuellen Goldstandard Artikel in englischer Sprache auf der OCL-Website www.ocl-online.de • Open Access 92 Fragebogen (COE Zertifizierte Fortbildung) 93 M. Hübner · C. von Handorff Der Einfluss von blaulichtreduzierenden Brillengläsern auf die Farbwahrnehmung 100 M. Mihelčič Nicht arterielle anteriore ischämische Optikusneuropathie Artikel in englischer Sprache auf der OCL-Website www.ocl-online.de • Open Access 105 A. Maxam Kontaktoptische Rehabilitation eines Auges mittels Sklerallinse nach einer Schwefelsäureverletzung 111 VDCO – News 82 | OCL • Jahrgang 1 • Nr. 3 • Oktober 2021
Impressum www.ocl-online.de Chefredakteur/Editor-in-Chief Anzeigen Wolfgang Cagnolati, DSc*, MSc*, FCOptom, FAAO, Germany Kerstin Fischer, fischer@doz-verlag.de, Tel. +49 (0) 6221 905173; * Pennsylvania College of Optometry Margarethe Pidde, pidde@doz-verlag.de, Tel. +49 (0) 6221 905178 cagnolati@ocl-online.de, Tel. +49 (0) 171 2035627 Anzeigenpreise Editorial Board Es gelten die unter ocl-online.de für das jeweilige Jahr hinterlegten Dr. Michael Bärtschi, Bern, Switzerland Mediadaten. Dr. Sven Jonuscheit, Glasgow, UK Dr. Heiko Pult, Weinheim, Germany Erscheinungsweise OCL erscheint zehnmal jährlich. Scientific Advisory Board Dr. Stefan Bandlitz, Cologne, Germany Abonnementservice Prof. Dr. Sherry Bass, New York, USA Stefanie Niestroj, doz@doz-verlag.de, Tel. +49 (0) 6221 905170 Prof. Dr. Jan P. Bergmanson, Houston, USA Dr. Andreas Berke, Cologne, Germany Bezugspreise (brutto) ab 01. Juli 2021 Dr. med. Detlev Breyer, Düsseldorf, Germany (Preise für Studierende und Auszubildende in Klammern): Dr. Bastian Cagnolati, Duisburg, Germany • Jahresabo Print: 114,90 € (34,90 €)* Dr. Fabian Conrad, Sydney, Australia • Jahresabo Digital: 109,90 € (29,90 €)* Prof. Dr. Stephan Degle, Jena, Germany • Jahresabo Print + Digital: 124,90 € (39,90 €)* Prof. Dr. Holger Dietze, Berlin, Germany * Die zusätzlichen Versandkosten für Print-Abos belaufen sich im Inland Dr. Klaus Ehrmann, Botany, Australia auf 15 € jährlich; Ausland auf Anfrage. Prof. Dr. med. Carl Erb, Berlin, Germany VDCO-Mitglieder erhalten Vorzugskonditionen; wenden Sie sich dazu Prof. Dr. J. Peter Gierow, Kalmar, Sweden direkt an die VDCO. Prof. Dr. med. Dipl. Ing. (FH) Hans-Jürgen Grein, Lübeck, Germany Der Verlag hat das Recht, Abonnementpreise veränderten Gegeben- Prof. Dr. Michel Guillon, London, UK heiten (erhöhte Personal-, Sachkosten oder erhöhte Kosten zur Erbrin- Dr. Andreas Hartwig, Heikendorf, Germany gung von Leistungen, die der Verlag an Dritte zahlen muss) anzupassen. Prof. Dr. Christian Kempgens, Berlin, Germany Prof. Dr. Pete Kollbaum, Bloomington, USA Abonnementkündigungen Prof. Dr. Konstantin Kotliar, Aachen, Germany Kündigung eines Jahresabonnements ist jeweils zum 31. Dezember Prof. Dr. med. Kathleen Kunert, Jena, Germany eines Jahres möglich und muss bis spätestens 30. September schriftlich Prof. Dr. med. Anja Liekfeld, Potsdam, Germany im Verlag vorliegen. Dr. Dörte Lünsmann, Waterloo, Canada Dr. Sigrid Müller-Schotte, Utrecht, Netherlands Layout Prof. Dr. Paul Murphy, Waterloo, Canada Ulrike Fritzel, Bad Dürkheim Prof. Dr. Daniela Nosch, Olten, Switzerland Dr. Daniela Oehring, Plymouth, UK Herstellung Dipl. Ing. (FH) Gustav Pöltner, Insbruck, Austria Druckpress GmbH, Leimen Prof. Dr. Stephan Reiss, Berlin, Germany Dr. Janine Rolfs, Berlin, Germany Alle in der OCL erscheinenden Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Prof. Wolfgang Sickenberger, Jena, Germany Alle Rechte, auch Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen, gleich Dr. Jan Skerswetat, Boston, USA welcher Art, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Prof. Dr. med. Nicole Stübiger, Hamburg, Germany Verlags. Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Heidelberg. Dr. Mirjam van Tilborg, Utrecht, Netherlands PD Dr. Wolfgang Wesemann, Cologne, Germany Gender-Hinweis Prof. Dr. Stefanie G. Wohl, New York, USA Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei Personenbezeichnun- Dr. Graeme Young, Farnham, UK gen und personenbezogenen Hauptwörtern in einigen Beiträgen allein die männliche Form verwendet. Dies hat nur redaktionelle Gründe und Projektkoordination beinhaltet keine Wertung. Stephanie Mühlberg, M.Sc., muehlberg@ocl-online.de, Tel. +49 (0) 6221 9051729 Verlag und Herausgeber DOZ-Verlag Optische Fachveröffentlichung GmbH Postfach 12 02 01, 69065 Heidelberg Luisenstraße 14 (Marienhaus), 69115 Heidelberg Telefon: +49 (0) 6221 905170 Telefax: +49 (0) 6221 905171 Internet: www.doz-verlag.de E-Mail: doz@doz-verlag.de ökologisch gedruckt mit BIO-Farben Geschäftsführer www.druckpress.de Stephan Schenk, schenk@doz-verlag.de; Dr. Jan Wetzel OCL • Jahrgang 1 • Nr. 3 • Oktober 2021 | 83
Originalartikel Optometry & Contact Lenses · Vol. 1, No. 3, pp. 84-91, 2021 © 2021 Official journal of the VDCO · Published by DOZ-Verlag All rights reserved · Printed in Germany Published online in English as Open Access: 29.09.2021 Klinischer Vergleich eines neu entwickelten Prototyps zur Messung der Hornhautsensibilität zum aktuellen Goldstandard Tobias Bracher 1,, Daniela Nosch 2,3, Roland Joos 2,3 1 M.Sc., EurOptom • 2 Prof. Dr. • 3 Institut für Optometrie, FHNW, Schweiz Eingereicht 27. April 2021; angenommen 14. Juli 2021 COE Multiple-Choice- Received 27 April 2021; accepted 14 July 2021 Fragebogen Die Publikation „Klinischer Vergleich eines Prototyps zur Messung der Hornhautsensibilität zum aktuellen Goldstandard“ wurde von der Gütegemeinschaft Optometrische Leistungen (GOL) als COE Fortbildungsartikel anerkannt. Die Frist zur Beantwortung der Fragen endet am 1. Oktober 2022. Die Fragen können online auf der Website www.ocl-online.de beantwortet werden. Die unten stehende Reihenfolge entspricht nicht der Online-Version. Pro Frage ist nur eine Antwort richtig. Eine erfolgreiche Teilnahme setzt die Beantwortung von vier der sechs Fragen voraus. Zusammenfassung Zweck. Die Studie prüft einen neu entwickelten Prototypen te für LJ und CB (LJ (M ± SD): 24,3 ± 2,0 dB; CB (M ± SD): zur Messung der cornealen Sensibilität (Liquid Jet (LJ) mit 20,0 ± 2,0 dB). Zwischen den beiden Untersuchungstermi- Kochsalzlösung als Stimulus) auf Reproduzierbarkeit und nen konnte bei LJ kein signifikanter Unterschied gefunden Korrelation mit dem Ästhesiometer von Cochet-Bonnet (CB). werden, wohingegen dieser Unterschied bei CB signifikant Dies ist ein Ausschnitt einer Masterthesis, welche Teil einer unterschiedlich war (LJ: M Differenz = -0,063 dB, p = 0,779; größer angelegten Studie war. CB: M Differenz = -0,641 dB, p = 0,003). Die Schwellenwerte von LJ korrelieren moderat positiv mit den Schwellenwer- Material und Methoden. In einem klinischen Versuch mit ten von CB und PSQ (LJ-CB: r = 0,476, p < 0,001; LJ-PSQ: Messwiederholung wurde an 30 Testpersonen eine Schwel- r = 0,437, p < 0,001). lenwertbestimmung der cornealen Sensibilität durchgeführt. An zwei Terminen, mit einem Abstand von mindestens einem Fazit. LJ weist eine deutlich größere Stimulus-Bandbreite als und maximal vierzehn Tagen, wurden jeweils zwei Schwellen- CB auf. Bezüglich Reproduzierbarkeit war LJ dem CB überle- wertbestimmungen mit jedem Gerät durchgeführt. Zusätzlich gen, bei gleichzeitig korrelierenden Schwellenwerten. Daraus wurde ein Fragebogen zum allgemeinen Schmerzempfinden lässt sich schließen, dass LJ vergleichbare Werte wie CB mit (Pain sensitivity questionnaire PSQ) ausgefüllt, um einen besserer Reproduzierbarkeit liefert. Eine moderat positive möglichen Zusammenhang zwischen dem Schwellenwert Korrelation zwischen LJ und dem allgemeinen Schmerzemp- der cornealen Sensibilität und dem allgemeinen Schmerz- finden wurde gefunden. empfinden zu finden. Ergebnisse. Die Auswertung über alle Testpersonen hinweg Schlüsselwörter ergab ähnliche Standardabweichungen der Schwellenwer- Ästhesiometrie, Cochet-Bonet, Liquid Jet, Prototyp, PSQ 84 | OCL • Jahrgang 1 • Nr. 3 • Oktober 2021
Klinischer Vergleich eines neu entwickelten Prototyps zur Messung der Hornhautsensibilität zum aktuellen Goldstandard • Tobias Bracher et al. Clinical comparison of a newly developed prototype for measuring corneal sensitivity to the current gold standard Abstract Purpose. The aim of the study was to test a newly developed was found between the two visits for LJ (mean differen- prototype for corneal sensitivity measurement (liquid jet (LJ) ce: -0.063 dB, p = 0.78), however there was a statistically with saline as stimulus) for repeatability and correlation with significant difference for CB (mean difference: -0.641 dB, the Cochet-Bonnet esthesiometer (CB). This is an excerpt of p = 0.003). LJ CSTs correlated moderately positively with a master thesis, which was part of a larger study. CB CSTs and PSQ (LJ-CB: r = 0.476, p < 0.001; LJ-PSQ: r = 0.437, p < 0.001). Material and Methods. Corneal sensitivity thresholds (CST) were determined for 30 subjects, in a clinical trial with 30 Conclusion. LJ offers a significantly larger stimulus bandwidth subjects, with each device on two separate dates (with inter- than CB. Better reproducibility was observed for LJ, while vals of at least one day and a maximum of fourteen days). In correlation between the results for the two instruments was addition, the pain sensitivity questionnaire (PSQ) was applied good. Significant moderate positive correlation was found to determine any possible correlation with corneal sensitivity. between LJ CSTs and general pain sensitivity. Results. Similar standard deviations of the CSTs for LJ and CB were obtained (LJ (M ± SD): 24.3 ± 2.0 dB; CB (M ± SD): Keywords 20.0 ± 2.0 dB). No statistically significant difference in CST esthesiometry, Cochet-Bonnet, Liquid Jet, prototype, PSQ Einleitung oder abgeschwächt. Wie unangenehme Reize am Auge wahr- genommen werden, ist entsprechend von Person zu Person Die Cornea besitzt die ausgeprägteste Innervationsdichte unterschiedlich.8 Ein validiertes Verfahren zur Selbstbestim- des Körpers.1–4 Von Tiermodellen ausgehend, wird geschätzt, mung der individuellen Empfindung von Schmerzen stellt dass die Cornea 300 bis 600 mal stärker innerviert ist als der Pain Sensitivity Questionnaire (PSQ) von Ruscheweyh die Haut.5 Nerven, welche mechanische, elektrische, chemi- et al. dar.9 Dieser wurde bereits für Untersuchungen am Auge sche und thermische Stimuli wahrnehmen, schützen durch verwendet und ergab einen Zusammenhang zwischen all- Reflexe die Funktionsfähigkeit der Cornea. 1,4 Wenn der gemeinem Schmerzempfinden und Augenbeschwerden.8,10,11 Schmerz durch einen Fehler im nozizeptiven System jedoch Auch als Hilfsmittel zur Selektion geeigneter Träger von form- ausbleibt oder der Schwellenwert für das Auslösen eines stabilen Kontaktlinsen wurde der PSQ vorgeschlagen.12 Reflexes zu hoch ist, besteht die Gefahr von unbemerkten Weiter erkennen oberflächliche Nervenendigungen Verletzungen der Cornea und damit verbunden ein möglicher Abkühlung durch einen verdünnten Tränenfilm und lösen Sehverlust. Zur Regeneration der Cornea nach Verletzung dadurch die Sekretion neuer Tränenflüssigkeit und einen und zum Erhalt der Integrität wird eine intakte Nervenver- Lidschlag aus, welcher den Tränenfilm wieder gleichmäßig sorgung vorausgesetzt. Bei längerer Unterbrechung der verteilt.1,13 Somit sind oberflächliche, schmerzempfindliche Nervenversorgung können epitheliale Defekte, Ulzerationen Nerven mitverantwortlich für die Basissekretion der Tränen- bis hin zu Perforationen der Cornea entstehen.6 Mit Hilfe von flüssigkeit und spielen eine bedeutende Rolle in der Patho- modernen bildgebenden Verfahren konnte gezeigt werden, genese des trockenen Auges.13 dass strukturelle Anomalien bei gewissen pathologischen Studien haben gezeigt, dass die corneale Sensibilität Veränderungen auftreten und umgekehrt.2,7 Die Struktur und nicht konstant ist und sich in der Folge von systemischen Funktion der Nerven stimmen jedoch nicht immer miteinan- Erkrankungen wie Diabetes,14–16 chirurgischen Eingriffen der überein. Symptome können ohne sichtbare Pathologie am Auge2,4 oder Alterungsprozessen17,18 ändern kann. Auch vorliegen und entgegengesetzt.2,7 Genauere Messungen das Tragen von Kontaktlinsen19,20 sowie degenerative Ver- der cornealen Sensibilität könnten daher zusätzliche Infor- änderungen wie beispielsweise Keratokonus haben einen mationen über Ursache und Auswirkung pathologischer negativen Einfluss.4,21,22 Eine veränderte Sensibilität kann Veränderungen auf die cornealen Nerven liefern. die verstärkte oder fehlende Symptomatik beim trockenen Die Reizempfindung entsteht auf der cornealen Ober- Auge begründen, wodurch Symptome ohne ersichtlichen fläche, wo sie durch die Nerven an den Hirnstamm weiter- Grund oder Anzeichen für Trockenheit ohne Symptome vor- geleitet, durch das limbische System interpretiert und an das liegen können.1,13,23 Der Messung der cornealen Sensibilität Cerebrum übermittelt wird. An jeder dieser Stellen wird das kommt daher in der Augenheilkunde große Bedeutung zu. Signal durch nozizeptive Verarbeitung entweder verstärkt Von Frey beschrieb im Jahr 1894 zum ersten Mal die Äs- OCL • Jahrgang 1 • Nr. 3 • Oktober 2021 | 85
Klinischer Vergleich eines neu entwickelten Prototyps zur Messung der Hornhautsensibilität zum aktuellen Goldstandard • Tobias Bracher et al. thesiometrie.21 Dabei wurden Haare vom Pferdeschweif mit auf die corneale Sensibilität zu einem Ausschluss der Studie, unterschiedlichen Längen benutzt, um die Sensibilität der wohingegen weiche Kontaktlinsen in einem Abstand von Cornea zu prüfen. Diese Version wurde von Francheschetti mindestens 48 Stunden vor der Untersuchung getragen im Jahr 1932 und anschließend von Boberg-Ans dahinge- werden durften.19,20 Die Testpersonen durften keine syste- hend optimiert, dass neu ein Nylonfaden mit konstantem mischen Erkrankungen haben, welche einen Einfluss auf die Durchmesser und variabler Länge verwendet wurde.24 Die Augengesundheit haben, wie beispielsweise Diabetes. Un- Einstellmöglichkeit ist mit elf Stufen (von 0,5 cm bis 6 cm, in fälle oder Operationen, sowie akute entzündliche Vorgänge, Abstufungen von 0,5 cm) stark eingeschränkt und weist mit die den vorderen Augenabschnitt betreffen und Symptome abnehmender Fadenlänge zunehmend größere Lücken im des trockenen Auges (OSDI Score > 13) führten ebenfalls Messbereich auf. Des Weiteren ist der Nylonfaden anfällig zum Ausschluss. Des Weiteren durften besonders am Tag für Schwankungen der Luftfeuchtigkeit.25 Da der Stimulus der Untersuchung keine systemischen Medikamente oder sichtbar ist, kann der Schwellenwert durch die Anspannung Augentropfen angewendet werden, welche einen Einfluss zusätzlich beeinflusst werden. Die Druckwerte bei größeren auf den Tränenfilm haben. Fadenlängen liegen relativ nah beieinander und steigen mit Bei dieser Studie handelt es sich um eine Subanalyse einer abnehmender Fadenlänge exponentiell an. Bei Verwen- größer angelegten Studie, welche in Übereinstimmung mit dung eines Fadens von 0,12 mm Durchmesser besteht die der Deklaration von Helsinki durchgeführt und von der Ethik- Gefahr, sehr hohe Empfindlichkeiten zu übersehen, da der kommission Nordwest- und Zentralschweiz genehmigt wurde geringste Schwellenwert bereits einem mittleren Wert des (Projekt-ID 2019-012).26 Fadens mit 0,08 mm Durchmesser entspricht. Besonders beim größeren Fadendurchmesser kann es aufgrund der hohen Kräfte und der Kanten am Ende des Fadens zu Lä- Geräte zur Erfassung der cornealen Sensibilität sionen am cornealen Epithel kommen. Aus diesen Gründen wurde in dieser Studie das Ästhesiometer mit einem Faden- Cochet-Bonnet-Ästhesiometer durchmesser von 0,08 mm (Luneau Ophtalmologie, Chartres, In den 1960er Jahren verbesserten Cochet und Bonnet das Frankreich) verwendet. Gegenwärtig ist das Ästhesiometer damalige Ästhesiometer indem zwei Modelle mit unter- von Cochet-Bonnet, mit einem Nylonfaden als taktilen Stimu- schiedlichem Fadendurchmesser entwickelt wurden (0,12 lus, das einzige kommerziell erhältliche Gerät. Aufgrund der und 0,08 mm). Die Länge des Nylonfadens ist variabel und in erwähnten Nachteile wurde an der Fachhochschule Nord- 0,5 cm Abstufungen einstellbar. Die Anwendung erfolgt senk- westschweiz (FHNW) ein Prototyp (Liquid Jet Ästhesio- recht auf die zentrale Cornea, bis sich der Faden um fünf Grad meter) entwickelt, welcher einen flüssigen Stimulus, be- durchbiegt. Die Testperson konzentriert sich für die Messung stehend aus Kochsalzlösung, verwendet. auf ein fernes Fixationsobjekt und gibt an, ob der Stimulus Ziel dieser Studie war es, die Schwellenwertmessungen gespürt wurde. Die Messung geht von kurz nach lang. Die der cornealen Sensibilität des Liquid Jet Ästhesiometers zuletzt gespürte Stärke des Stimulus wird in Zentimeter (cm) denjenigen des Ästhesiometers von Cochet-Bonnet gegen- notiert.24 In dieser Studie wurde das Ästhesiometer mit einem überzustellen und zu überprüfen, ob die Schwellenwert- Fadendurchmesser von 0,08 mm (Luneau Ophtalmologie, messungen reproduzierbar sind. Des Weiteren wurden die Chartres, Frankreich) verwendet. Schwellenwerte der cornealen Sensibilität mit den Ergebnis- sen aus dem Fragebogen für allgemeines Schmerzempfinden Liquid Jet Ästhesiometer-Prototyp (PSQ) verglichen. Bei diesem Artikel handelt es sich um eine Der neu entwickelte Liquid Jet Ästhesiometer-Prototyp (LJ) Subanalyse einer größer angelegten Studie am Institut für (Eigenbau FHNW, überarbeitete Version, Stand September Optometrie der FHNW. 2019) besteht aus einem Kamerazentriersystem, einer pe- ristaltischen Druckpumpe, einem Drucktransmitter, einem Ventil (Durchmesser 0,1 mm) mit vorgeschalteter Heizfolie Material und Methoden und zwei Auslöseknöpfen. Der flüssige Stimulus besteht aus isotonischer Kochsalzlösung, während einer Ventilöffnungs- Testpersonen dauer von 40 ms. Die isotonische Kochsalzlösung gelangt durch ein Infusionskit zum Ventil und wird von dort aus in Die teilnehmenden Testpersonen wurden aus dem Patienten- vordefinierter Intensität und Temperatur auf die zu messen- stamm des Instituts für Optometrie der FHNW und durch de Cornea projiziert. Das Volumen der Kochsalzlösung ist so ausgelegte Flyer rekrutiert. Testpersonen im Alter von 18 bis gering, dass diese unmittelbar nach Auftreffen auf der Augen- 30 Jahren (Gruppe A) oder 50 bis 70 Jahren (Gruppe B) wur- vorderfläche vom Tränenfilm absorbiert wird und nicht über den für die Studie zugelassen (Tabelle 1). Die Unterteilung den Lidrand hinaustritt (0,61 ml für 150 mbar bis 3,45 ml für in zwei Altersgruppen erfolgte aufgrund der abnehmenden 1500 mbar). Messungen von Bistoletti und Mauchle haben im Dichte an Nervenzellen und der damit verbundenen Reduk- Rahmen einer Bachelorarbeit des Institutes für Optometrie tion der Sensibilität der Cornea im Alter.17,18 Das Geschlecht der FHNW gezeigt, dass von einer maximalen Abkühlung der hat gemäß Acosta et al. keinen signifikanten Einfluss auf Hornhautoberfläche (respektive des Tränenfilms) von 1,63 °C die Sensibilität der Cornea.18 Das Tragen von formstabilen ausgegangen werden kann.27 Für diese Studie wurde der Kontaktlinsen führte aufgrund ihres nachhaltigen Einflusses Stimulus 2,2 °C wärmer als die Oberflächentemperatur der 86 | OCL • Jahrgang 1 • Nr. 3 • Oktober 2021
Klinischer Vergleich eines neu entwickelten Prototyps zur Messung der Hornhautsensibilität zum aktuellen Goldstandard • Tobias Bracher et al. Tabelle 1: Altersverteilung der Studienteilnehmer Allgemein Altersgruppe A Altersgruppe B Männer Frauen Männer Frauen Männer Frauen Anzahl 18 12 9 9 9 3 Alter [Jahre] Mittelwert 42,2 31,3 24,2 22,6 60,2 57,3 Standardabweichung ± 18,9 ± 16,2 ± 2,8 ± 3,0 ± 6,5 ± 9,0 Cornea gewählt, um diese mit zusätzlicher Toleranz sicher (der stärkste vorstellbare Schmerz) bewertet werden sollen. nicht abzukühlen. Eine Abkühlung von bereits 0,1 °C kann Daraus errechnet sich ein Painscore im Bereich von null bis eine Reizung der kälteempfindlichen Rezeptoren auslösen, maximal zehn.9 wohingegen die Toleranz bei leichter Erwärmung großzügiger ausfällt.1,28,29 Die durchschnittliche Stimulus Temperatur be- trug 36,7 ± 0,6 °C. Durch diese Temperierung des Stimulus, Studiendesign und Ablauf der Untersuchungen ähnlich der Oberflächentemperatur der Cornea, wird ein ausschließlich taktiler Stimulus angestrebt. Die vorliegende Studie ist als klinischer Versuch mit Mess- Die Testperson blickt auf ein Fixierlicht, während das wiederholung angelegt. Pro Termin wurden pro Testperson nicht zu vermessende Auge abgedeckt wird. Zwei seitlich jeweils zwei Schwellenwertbestimmungen mit LJ und CB versetzte Kameras ermöglichen die korrekte Zentrierung durchgeführt. Alle Messungen erfolgten ausschließlich am auf der Hornhaut und die Einstellung des benötigten Ab- rechten Auge, wobei die letzte Messung von jedem Durch- standes von 15 mm zum Auge. Die Messung erfolgt im ab- gang jeweils mit dem Cochet-Bonnet Ästhesiometer erfolgte, gedunkelten Raum, damit der Stimulus von der Testperson da dieses die oberflächliche Cornea verletzen kann und somit nicht visuell wahrgenommen werden kann, was die Antwort die folgenden Messungen verfälschen könnte. (gespürt / nicht gespürt) beeinflussen könnte. Jede Testperson durchlief zwei Termine von ungefähr Die geforderten Einstellungen werden auf dem mit dem 60 Minuten. Beim ersten Besuch wurden die Testpersonen Ästhesiometer verbundenen Laptop vorgenommen. Der ausführlich über das Vorgehen informiert. Nach dem Unter- vorprogrammierte Algorithmus sucht in einem Stufenver- zeichnen der Einwilligungserklärung füllten die Testpersonen fahren nach dem Schwellenwert der cornealen Sensibilität. den OSDI Fragebogen und den Fragebogen zum allgemei- Dies wird erreicht, indem abwechselnd deutlich spürbare nen Schmerzempfinden (PSQ) aus. Mittels Anamnese und Werte kontinuierlich reduziert und nicht spürbare Werte Spaltlampenuntersuchung des vorderen Augenabschnittes kontinuierlich erhöht werden. Somit wird eine mögliche Be- wurden beide Augen auf akute Entzündungen oder voran- einflussung durch den Untersucher verhindert. Nach ausge- gegangene Traumata / Operationen überprüft. löstem Stimulus gibt die Testperson per Knopfdruck an, ob Bei beiden Messgeräten wurde jeweils ein unterschwel- der Stimulus am Auge gespürt wurde. Die Reinigung erfolgt liger und ein deutlich spürbarer Stimulus am linken Auge nach jeder Testperson mittels Spülvorgang und Ultraschall- demonstriert, damit die Testpersonen eine Vorahnung hat- reinigung des Ventils. ten, was sie erwarten würde. Es folgten die zwei Durchgän- ge für die Bestimmung der Schwellenwerte. Am Ende der OSDI Messungen wurde der vordere Augenabschnitt erneut mit Der Ocular Surface Disease Index (OSDI) wird mit Hilfe des dem Spaltlampenmikroskop, nun mit zusätzlicher Verwen- speziell dafür erarbeiteten und validierten Fragebogens von dung von Fluoreszein, untersucht. In einem Abstand von Allergan ermittelt.30 Dieser ist durch die Testperson auszufül- mindestens 24 Stunden und maximal 14 Tagen wurden die len und wird benutzt, um abschätzen zu können, ob eine Per- Schwellenwertbestimmungen und das Ausfüllen der Frage- son subjektiv trockene Augen hat oder nicht. Der Fragebogen bogen wiederholt. besteht aus zwölf alltagsbezogenen Fragen über den Verlauf der letzten Woche und decken die häufigsten Tätigkeiten Statistische Auswertung ab, bei welchen typischerweise Symptome des trockenen Die Daten wurden mit Microsoft Excel 2019 aufbereitet, Auges auftreten. Aus der Summe aller beantworteten Fragen umgerechnet und anschließend mit IBM SPSS 25.0 ausge- errechnet sich der OSDI-Score. Ein OSDI-Score von 13 stellt wertet. Die Normalverteilung wurde mit dem Shapiro-Wilk- die untere Grenze zum trockenen Auge dar. Test geprüft. Die Vergleiche der Mittelwerte erfolgte für normalverteilte Daten entweder mit dem T-Test für gepaarte Pain Sensitivity Questionnaire (PSQ) Stichproben oder dem T-Test für unabhängige Stichproben. Der Fragebogen besteht aus 17 Fragen zu alltäglichen Si- Die nicht normalverteilten Daten wurden mit dem nicht tuationen, welche auf einer Skala von null (überhaupt nicht parametrischen Test für verbundene Stichproben (Wilcoxon- schmerzhaft), eins (gerade eben wahrnehmbar) bis zehn Test) oder dem nicht parametrischen Test für unabhängige OCL • Jahrgang 1 • Nr. 3 • Oktober 2021 | 87
Klinischer Vergleich eines neu entwickelten Prototyps zur Messung der Hornhautsensibilität zum aktuellen Goldstandard • Tobias Bracher et al. Stichproben (Mann-Whitney-U-Test) geprüft. Die linearen Tabelle 2: Schwellenwerte Liquid Jet und Cochet-Bonnet Regressionen wurden nach Pearson berechnet. Um die Reproduzierbarkeit der beiden Verfahren zu tes- Liquid Jet Cochet-Bonnet ten, wurden Bland-Altman-Plots erstellt (Bild 4 und Bild 5).31 Zunächst wurde die Differenz der Schwellenwerte vom ersten dB mbar dB µN und zweiten Besuch berechnet. Weiter wurden die Mittel- Median 24,2 264,1 19,3 85,7 werte, die Standardabweichungen und die 95 % Konfidenz- intervalle bestimmt. Das Konfidenzintervall wird berechnet, Mittelwert 24,3 302,5 20 114,2 indem die Standardabweichung mit ± 1,96 multipliziert und Standardabweichung 2 143,4 2 74,9 zum Mittelwert addiert wird. Die X Achse des Diagramms entspricht dem Mittelwert und die Y-Achse den Differen- erstes Quartil 23 198 18,4 69,8 zen. Die rote Linie stellt den Mittelwert dar und die grünen Linien widerspiegeln das obere und untere Ende des 95 % drittes Quartil 26 402,5 21,3 135,5 Konfidenzintervalls. Die Breite der Konfidenzintervalle zeigt die Reproduzierbarkeit der jeweiligen Verfahren. Je näher die Konfidenzintervalle beieinanderliegen und je weniger lenwerte von CB abgelehnt (p = 0,001). Für OSDI und Pain- der Mittelwert von null abweicht, umso besser ist die Repro- score wurde die Nullhypothese der Normalverteilung eben- duzierbarkeit des jeweiligen Verfahrens. falls abgelehnt (OSDI: p < 0,001; Painscore: p = 0,006). In den Naturwissenschaften wird für die Güte einer Messgröße das Signal-zu-Rausch-Verhältnis verwendet. Als Signal wurde der Mittelwert der Schwellenwerte des Übersicht der Schwellenwerte ersten und zweiten Besuches genommen und davon die Standardabweichung berechnet. Das Rauschen wurde aus Der Mittelwert (M) der Schwellenwerte und deren Standard- der Standardabweichung der Differenz der Schwellenwerte abweichung (SD), sowie der Median (MD) über alle Testper- des ersten und zweiten Besuches berechnet. Das Verhältnis sonen, sind in der Tabelle 2 zu sehen. Die Schwellenwerte von Signal zu Rauschen ist ein Maß für die Brauchbarkeit sind sowohl in mbar, resp. µN, wie auch in dB aufgeführt. Des des Verfahrens. Weiteren ist das erste und dritte Quartil aufgeführt, welche Diese Berechnungen erfolgten jeweils als allgemein, die Spannweite des Interquartilabstandes beschreiben. LJ ohne und mit Unterteilungen nach Alter. Es wurde mit ei- weist höhere Mittelwerte als CB auf, wobei die SD sehr ähn- nem Signifikanzniveau von α = 0,05 gearbeitet. Werte von lich ausfallen (Tabelle 2). 0,05 < p < 0,2 wurden als starker, respektive weniger starker Trend beschrieben. Die Korrelationskoeffizienten wurden nach Cohen interpretiert, wobei r = 0,1 einer schwachen, Vergleich der Besuche r = 0,3 einer moderaten und r = 0,5 einer starken Korrelation entspricht.32 Die Schwellenwerte des ersten und zweiten Besuches wurden bei LJ mit dem T-Test für gepaarte Stichproben und bei CB Transformation der Daten mit dem nicht parametrischen Test für verbundene Stich- Daten mit unterschiedlicher Maßeinheit lassen sich nicht proben (Wilcoxon-Test) geprüft. ohne vorherige Transformation vergleichen. Daher müssen Für LJ ergibt sich dadurch bei keiner der Gruppierun- die Schwellenwerte vor weiterer Verrechnung in ein loga- gen ein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Be- rithmisches Maß transformiert werden. Dezibel (dB) ist ein suchsterminen (LJ: allg.: M Differenz = -0,063 dB, p = 0,779; Verhältnis zweier Zahlen, basierend auf einer logarithmischen Gruppe A: M Differenz = +0,112 dB, p = 0,704; Gruppe B: Skala. Damit lassen sich sehr große, respektive sehr kleine M Differenz = -0,325 dB, p = 0,359). Bei CB liegt jedoch Werte einfacher darstellen und verarbeiten. Um negative sowohl bei Betrachtung aller Testpersonen, als auch bei Werte zu vermeiden, wurde als dB Nullwert jeweils 1 mbar, isolierter Betrachtung der Altersgruppe A ein signifikanter resp. 1 µN gewählt. Unterschied zwischen den Schwellenwerten der beiden Besuchsterminen vor (CB: allg. M Differenz = -0,641 dB, p = 0,003; Gruppe A: M Differenz = -0,576 dB, p = 0,020). Ergebnisse Für die Altersgruppe B liegt ein starker Trend zu unterschied- lichen Schwellenwerten zwischen den beiden Messterminen Prüfung auf Normalverteilung vor (M Differenz = -0,739 dB, p = 0,072) (Bild 1). Die Differenzen der gemessenen Werte vom ersten und zweiten Besuch wurden gebildet und mit dem Shapiro-Wilk- Vergleich der Altersgruppen Test auf Normalverteilung geprüft. Nach Transformation der Schwellenwerte in Dezibel konnte die Nullhypothese der Die Mittelwerte der Schwellenwerte sind bei der Alters- Normalverteilung für LJ angenommen werden (p = 0,828). Die gruppe B jeweils leicht höher ausgefallen als bei der Alters- Nullhypothese der Normalverteilung wurde für die Schwel- gruppe A. Für LJ war dieser Unterschied zwischen den beiden 88 | OCL • Jahrgang 1 • Nr. 3 • Oktober 2021
Klinischer Vergleich eines neu entwickelten Prototyps zur Messung der Hornhautsensibilität zum aktuellen Goldstandard • Tobias Bracher et al. Bild 1: Boxplots der Schwellenwerte gruppiert nach Besuch Bild 2: Boxplots der Schwellenwerte gruppiert nach Altersgruppe Altersgruppen nicht signifikant (p = 0,324). Für CB war dieser CB: allg. p = 0,003). Der Unterschied zwischen den beiden Unterschied ein leichter Trend zu höheren Messwerten bei Messungen betrug durchschnittlich -0,063 ± 3,396 dB für der älteren Gruppe (p = 0,151) (Bild 2). LJ und -0,641 ± 3,091 dB für CB (Bild 4 und Bild 5). Korrelationen Diskussion Die Korrelationen wurden als Pearson-Produkt-Moment- Ziel dieser Arbeit war es herauszufinden, ob der Liquid Jet Korrelationen berechnet und auf Signifikanz geprüft. Die Ästhesiometer Prototyp reproduzierbare Messwerte liefert Messungen von LJ korrelieren moderat positiv mit den Mes- und mit den Messwerten des Ästhesiometers vom Cochet- sungen vom CB und Painscore (Bild 3). Bonnet korreliert. Des Weiteren konnte eine klinische An- wendung des Prototypen überprüft werden. Reproduzierbarkeit Allgemeiner Vergleich LG und CB zeigten beide in Bezug auf ihre Reproduzier- barkeit leichte Schwankungen in der Signalqualität sowie Sowohl mit wie auch ohne Unterteilung in Altersgruppen ein im Vergleich zueinander ähnliches Rauschen, wobei das sind die Schwankungen der Messungen bei Liquid Jet und Rauschen bei CB etwas schwächer war. dem Ästhesiometer von Cochet-Bonnet ähnlich ausgefallen. LJ und CB zeigten in Bezug auf ihre Reproduzierbarkeit Vergleicht man die beiden Altersgruppen miteinander, leichte Schwankungen in ihrer Signalqualität und ähnliches, so konnte eine Tendenz für einen höheren Schwellenwert bis leicht schwächeres Rauschen. Dies führt zu einem ge- bei der älteren Gruppe beobachtet werden, welcher jedoch ringen Verhältnis von Signal zu Rauschen sowohl ohne als nicht statistisch signifikant war. Lediglich bei der Messung auch mit Unterteilung in die Altersgruppen (vgl. Tabelle 3). mit dem Ästhesiometer von Cochet-Bonnet war dieser Trend Die Differenzen zwischen den beiden Untersuchungen wa- statistisch signifikant. Roszkowska et al. haben bei ihren ren für LJ nicht signifikant unterschiedlich, wohingegen bei Untersuchungen mit dem Ästhesiometer von Cochet-Bonnet CB ein signifikanter Unterschied vorlag (LJ: allg. p = 0,779; ebenfalls signifikante Unterschiede zwischen den Altersgrup- Tabelle 3: Signal und Rauschen der Messmethoden Allgemein Gruppe A Gruppe B Standard- Verhältnis Standard- Verhältnis Standard- Verhältnis abweichung abweichung abweichung [dB] [dB] [dB] Liquid Jet Signal 1,87 1,08 1,75 1 2,03 1,2 Rauschen 1,73 1,75 1,7 Cochet-Bonnet Signal 1,85 1,17 1,67 1,1 2,03 1,21 Rauschen 1,58 1,52 1,69 OCL • Jahrgang 1 • Nr. 3 • Oktober 2021 | 89
Klinischer Vergleich eines neu entwickelten Prototyps zur Messung der Hornhautsensibilität zum aktuellen Goldstandard • Tobias Bracher et al. Bild 4: Bland-Altman-Plot des Liquid Jet Ästhesiometers Bild 3: Streudiagrammmatrix der gemessenen Parameter pen festgestellt.33 Dass dies mit dem Liquid Jet Ästhesiometer in dieser Studie nicht repliziert werden konnte, ist möglicher- weise im großen Unterschied des Stichprobenumfangs be- Bild 5: Bland-Altman-Plot des Cochet-Bonnet-Ästhesiometers gründet (Roszkowska et al. 500 Augen versus 30 Augen). Die Altersgruppen sind in dieser Subanalyse nicht homogen, was einen Vergleich schwierig gestaltet. Aufgrund der Verände- dem PSQ (r = 0,437, p < 0,001). Da das Ästhesiometer von rungen der cornealen Sensibilität im Alter wurde es jedoch Cochet-Bonnet mit Liquid Jet korreliert, jedoch nicht mit als wichtig erachtet, diese Unterteilung beizubehalten. In der Painscore, müssten diese Korrelationen mit einer größeren Gesamtstudie mit Fallzahlplanung, welche noch nicht pub- Stichprobe genauer untersucht werden. PSQ Scores waren liziert wurde, war dieser Unterschied auch für LJ signifikant. gemäß Ruscheweyh et al. signifikant korrelierend mit der Be- Zwischen den Stimuli wird der Druck beim Liquid Jet urteilung von wahrgenommenen Schmerzen, nicht jedoch mit durch eine peristaltische Pumpe geregelt, was verhältnismä- den individuellen Schwellenwerten. In deren Validierung des ßig viel Zeit in Anspruch nimmt. Auch wenn bei entsprechen- PSQ wurden keine signifikanten Unterschiede bei Geschlecht der Compliance der Testpersonen eine erfolgreiche Messung oder Alter festgestellt.9 innerhalb von drei bis fünf Minuten erfolgen kann, ist dies ein nicht unerheblicher zeitlicher Unterschied zur Messung mit dem Ästhesiometer von Cochet-Bonnet. Um den Aufbau des Reproduzierbarkeit geforderten Druckes zu beschleunigen, wäre das Verbauen einer Spritzpumpe eine mögliche Optimierung. Bei Gegenüberstellung der Messungen vom ersten und zweiten Besuch fielen signifikante Unterschiede bei den Messungen mit dem Ästhesiometer von Cochet-Bonnet auf Korrelationen (p = 0,003). Dies war bei den Messungen mit Liquid Jet nicht der Fall (p = 0,779). Diese Beobachtungen gelten sowohl mit, Die Schwellenwerte von Liquid Jet korrelieren moderat signi- als auch ohne Unterteilung in die beiden Altersgruppen. Dass fikant positiv mit denjenigen vom Ästhesiometer von Cochet- es zwischen den beiden Besuchsterminen zu Unterscheiden Bonnet (r = 0,476, p < 0,001). Dies lässt darauf schließen, kam, kann zum einen daran liegen, dass es sich um psycho- dass mit diesen beiden Verfahren ähnliche Werte gemessen physische Messungen an der Wahrnehmungsgrenze handelt, werden können. was Variabilität kreiert und zum anderen daran, dass physio- OSDI und Pain Score korrelieren kaum mit den anderen logische Tagesunterschiede möglich sind. Bei beiden Geräten Variablen. Dies liegt möglicherweise darin begründet, dass liegt ein deutliches Rauschen in den Messungen vor. Stellt nur Testpersonen mit niedrigem OSDI, resp. ohne Symptome man das Signal und das Rauschen ins Verhältnis, so fällt dies des trockenen Auges und gesunden Augen, zur Studie zuge- aufgrund des starken Rauschens bei beiden Messmethoden lassen waren. Einzig Liquid Jet korrelierte moderat signifikant sehr gering aus. Allerdings kann nicht abschließend gesagt positiv mit der allgemeinen Schmerzempfindlichkeit aus werden, ob das Rauschen physiologisch bedingt durch die 90 | OCL • Jahrgang 1 • Nr. 3 • Oktober 2021
Klinischer Vergleich eines neu entwickelten Prototyps zur Messung der Hornhautsensibilität zum aktuellen Goldstandard • Tobias Bracher et al. gesunden Augen von allen Testpersonen oder auf die Mess- 8 Li, W., Graham, A. D., Lin, M. C. (2016). Understanding ocular discom- fort and dryness using the pain sensitivity questionnaire. PLoS One, 11, ungenauigkeit der Geräte zurückzuführen ist. e0154753. Die Reproduzierbarkeit des Ästhesiometers von Cochet- 9 Ruscheweyh, R., Marziniak, M., Stumpenhorst, F., Reinholz, J., Knecht S. Bonnet wird nach Ansicht der Autor*innen dieser Arbeit (2009). Pain sensitivity can be assessed by self-rating: Development and validation of the pain sensitivity questionnaire. Pain, 146, 65–74. sehr wahrscheinlich überschätzt. Durch die eingeschränkte 10 Vehof, J., Kozareva, D., Hysi, P. G., Harris, J., Nessa, A., Williams, F. K., Stimulus-Bandbreite und die ungleiche Intensitätsverteilung Bennett, D. L. H., McMahon, S. B., Fahy, S. J., Direk, K., Spector, T. D., der Stimuli ist diese Messmethode um einiges toleranter Hammond, C. J. (2013). Relationship between dry eye symptoms and pain sensitivity. JAMA Ophthalmol., 131, 1304. gegenüber Schwankungen als die unendlich vielen Intensi- 11 Li, W., Lin, M. C. (2018). Pain sensitivity associated with the length of the tätsstufen des Prototypen. maximum interblink period. Invest. Opthalmol. Vis. Sci., 59, 238. 12 Nosch, D. S., Joos, R. E., Müller, D., Matt, S. M. (2019). General pain per- ception sensitivity, lid margin sensitivity and gas permeable contact lens Fazit comfort. Clin. Exp. Optom., 103, 766–771. 13 Rosenthal, P., Borsook, D. (2016). Ocular neuropathic pain. Br. J. Ophthal- mol., 100, 128–34. Durch die Temperierung des Stimulus, ähnlich der Ober- 14 Saini, J. S, Mittal, S. (1996). Graded corneal sensitivity for screening of flächentemperatur der Cornea, wird mit dem Liquid Jet Äs- diabetic retinopathy. Indian J. Ophthalmol., 44, 219. thesiometer ein taktiler Stimulus angestrebt. Die Messungen 15 Malik, R. A., Kallinikos, P., Abbott, C. A., van Schie, C. H. M., Morgan, P., Efron, N., Boulton, A. J. M. (2003). Corneal confocal microscopy: A non- sind reproduzierbar und korrelieren mit dem bis heute als invasive surrogate of nerve fibre damage and repair in diabetic patients. Goldstandard verwendeten Cochet-Bonnet Ästhesiometer. Diabetologia., 46, 683–8. Mit seiner bedeutend größeren Stimulus Bandbreite ist das 16 Tavakoli, M., Kallinikos, P. A., Efron, N., Boulton, A. J. M., Malik, R. A. (2007). Corneal sensitivity is reduced and relates to the severity of neu- Liquid Jet Ästhesiometer in der Lage, kleinere Empfindlich- ropathy in patients with diabetes. Diabetes Care, 30, 1895–7. keitsschwankungen zu erkennen und die Hornhautsensibilität 17 Grupcheva, C. N., Wong, T., Riley, A. F., McGhee, C. N. (2002). Assessing reproduzierbarer zu bestimmen. the sub-basal nerve plexus of the living healthy human cornea by in vivo Liquid Jet korrelierte moderat signifikant positiv mit dem confocal microscopy. Clin. Exp. Ophthalmol., 30, 187–90. 18 Acosta, M. C., Alfaro, M. L., Borrás, F., Belmonte, C., Gallar, J. (2006). Influ- allgemeinen Schmerzempfinden (r = 0,437, p < 0,001). Dieser ence of age, gender and iris color on mechanical and chemical sensitivity potenzielle Zusammenhang müsste mit einer größeren Stich- of the cornea and conjunctiva. Exp. Eye Res., 83, 932–8. probe genauer untersucht werden. 19 Stapleton, F., Marfurt, C., Golebiowski, B., Rosenblatt, M., Bereiter, D., Weitere Studien mit optimiertem Prototypen und einer Begley, C., Dartt, D., Gallar, J., Bellmonte, C., Hamrah, P., Willcox, TFOS Contact Lens International Workshop on Contact Lens Discomfort. größeren Testgruppe mit ausbalancierten Altersgruppen und (2013). The TFOS international workshop on contact lens discomfort: gegebenenfalls Testpersonen mit Symptomen des trockenen report of the subcommittee on neurobiology. Invest. Opthalmol. Vis. Sci., 54, TFOS71–TFOS97. Auges sind angebracht. 20 Ntola, A. M, Murphy, P. J. (2002). The effect of contact lens wear on corneal sensation. Minerva Oftalmol., 44, 31–38. 21 Cho, K. J., Mok, J. W., Choi, M. Y., Kim, J., Joo, C.-K. (2013). Changes Korrespondierender Autor in corneal sensation and ocular surface in patients with asymmetrical keratoconus: Cornea, 32, 205–10. 22 Spadea, L., Salvatore, S., Vingolo, E. M. (2013). Corneal sensitivity in kera- Tobias Bracher toconus: A review of the literature. ScientificWorldJournal, 2013, 683090. M.Sc., EurOptom 23 Craig, J. P., Nichols, K. K., Akpek, E. K, Caffery, B., Dua, H. S., Joo, C-K., Liu, Z., Nelson, J. D., Nichols, J. J., Tsubota, K., Stapleton, F. (2017). TFOS DEWS II definition and classification report. Ocul. Surf., 15, 276–83. 24 Martin, X. Y., Safran, A. B. (1988). Corneal hypoesthesia. Surv. Ophthal- mol., 33 , 28–40. E-Mail: 25 Lum, E., Murphy, P. J. (2018). Effects of ambient humidity on the Cochet– t.bracher@gmx.ch Bonnet aesthesiometer. Eye (Lond.), 32, 1644–51. 26 Nosch, D. S., Kaeser, E., Oscity, M., Bracher, T., Steigmeier, P., Loepfe, M., et al. (2020). Technical and clinical validation of a new Liquid Jet Esthe- Literatur siometer. ARVO Annual Meeting Abstract, Invest. Ophthalmol. Vis. Sci., 61, 3281. 1 Belmonte C., Nichols J. J., Cox S. M., Brock J. A., Begley C. G., Bereiter D. 27 Bistoletti, G., Mauchle, T. (2019). Bestimmung der optimalen Stimulus- A., Dartt, D. A., Galor, A., Hamrah, P., Ivanusic, J., Jacobs, D. S., McNamara, temperatur der Liquid Jet Aesthesiometrie, Bachelor Thesis Optometrie. N. A., Rosenblatt, M. I., Stapleton, F., Wolffsohn, J. S. (2017). TFOS DEWS Institut für Optometrie, FHNW. II pain and sensation report. Ocul. Surf., 15, 404–37. 28 Belmonte, C., Aracil, A., Acosta, M. C., Luna, C., Gallar, J. (2004). Nerves 2 Shaheen B. S., Bakir M., Jain S. (2014). Corneal nerves in health and and sensations from the eye surface. Ocul. Surf., 2, 248–53. disease. Surv. Ophthalmol., 59, 263–85. 29 Belmonte, C., Carmen Acosta, M., Gallar, J. (2004). Neural basis of sensa- 3 Rosenthal P., Borsook D., Moulton, E. A. (2016). Oculofacial pain: Corneal tion in intact and injured corneas. Exp. Eye Res., 78, 513–25. nerve damage leading to pain beyond the eye. Invest. Opthalmol. Vis. Sci., 57, 5285. 30 Schiffman, R. M. (2000). Reliability and Validity of the Ocular Surface Disease Index. Arch. Ophthalmol., 118, 615. 4 Müller, L. J., Marfurt, C. F., Kruse, F., Tervo, T. M. T. (2003). Corneal nerves: Structure, contents and function. Exp. Eye Res., 76, 521–42. 31 Bland, J. M., Altman, D. G. (1986). Statistical methods for assessing agree- ment between two methods of clinical measurement. Lancet (Lond.), 1, 5. Eguchi, H., Hiura, A., Nakagawa, H., Kusaka, S., Shimomura, Y. (2017). 307–10. Corneal nerve fiber structure, its role in corneal function, and its changes in corneal diseases. Biomed. Res. Int., 1–15. 32 Cohen, J. (1988). Statistical power analysis for the behavioral sciences. (2nd ed.), New York, p. 567. 6 Bonini, S., Rama, P., Olzi, D., Lambiase, A. (2003). Neurotrophic keratitis. Eye (Lond.), 17, 989–95. 33 Roszkowska, A. M., Colosi, P., Ferreri, F. M. B., Galasso, S. (2004). Age- related modifications of corneal sensitivity. Bibl. Ophthalmol., 218, 350–5. 7 Al-Aqaba, M. A., Dhillon, V. K., Mohammed, I., Said, D. G., Dua, H. S. (2019). Corneal nerves in health and disease. Prog. Retin. Eye Res., 73, 100762. OCL • Jahrgang 1 • Nr. 3 • Oktober 2021 | 91
Klinischer Vergleich eines neu entwickelten Prototyps zur Messung der Hornhautsensibilität zum aktuellen Goldstandard • Tobias Bracher et al. COE Multiple-Choice-Fragebogen Letzter Termin, um die Fragen online auf der Website www.ocl-online.de zu beantworten, ist der 1. Oktober 2022 Frage 1: Die oberflächlichen schmerzempfindlichen Frage 5: Die Schwellenwertmessungen mit dem Liquid Hornhautnerven haben folgende Funktionen, außer: Jet Ästhesiometer korrelieren mit denen des Cochet- a) Regelung der Basissekretion des Tränenfilms Bonnet Ästhesiometers mit einem r-Wert von … b) Detektion von Fremdkörpern a) 0,47 (p < 0,001) c) Initiierung von Botenstoffen für die Regeneration der b) 0,89 (p < 0,001) Cornea nach Verletzung c) 0,12 (p = 0,489) d) Regulierung des Augeninnendrucks d) 0,66 (p < 0,001) Frage 2: Hornhautsensibilität kann durch folgende Frage 6: Welches Ergebnis wurde erwartet, konnte in Einflüsse beeinflusst werden, außer durch: dieser Probandengruppe aber nicht gezeigt werden? a) das Trockene Auge a) Statistisch signifikant höhere Schwellenwerte für b) periphere Neuropathie bei Diabetes die Hornhautsensibilität mit der Liquid Jet Methode c) die Hornhautdicke in Gruppe B d) chirurgische Eingriffe am Auge b) Statistisch signifikant höhere Schwellenwerte für die Hornhautsensibilität mit der Liquid Jet Methode Frage 3: Das Cochet-Bonnet Ästhesiometer weist in Gruppe A folgende Nachteile auf, außer: c) Statistisch signifikant tiefere Schwellenwerte für a) es ist kommerziell nicht mehr erhältlich die Hornhautsensibilität mit der Cochet-Bonnet b) eingeschränkte Stimulusbandbreite Methode in Gruppe B c) mögliche Verletzung des Hornhautepithels bei der d) Keine Korrelation zwischen allgemeinem Schmerz- Messung empfinden und Schwellenwertmessungen d) Anfälligkeit für Schwankungen der Luftfeuchtigkeit Frage 4: Welche Aussage in Bezug auf das Liquid Jet Ästhesiometer ist nicht korrekt? a) Der Stimulus kann erwärmt werden. b) Die Stimulus-Intensität wird über den Druck geregelt. c) Der Schwellenwert für die Hornhautsensibilität wird durch einen Algorithmus bestimmt. d) Der Schwellenwert für die Hornhautsensibilität stellt die für eine Testperson maximal erträgliche Intensität eines Stimulus dar. 92 | OCL • Jahrgang 1 • Nr. 3 • Oktober 2021
Originalartikel Optometry & Contact Lenses · Vol. 1, No. 3, pp. 93-99, 2021 © 2021 Official journal of the VDCO · Published by DOZ-Verlag All rights reserved · Printed in Germany Der Einfluss von blaulichtreduzierenden Brillengläsern auf die Farbwahrnehmung Mareike Hübner 1, Christoph von Handorff 2,3 1 M.Sc. Augenoptik/Optometrie • 2 Prof. Dipl.-Ing. (FH) • 3 Berliner Hochschule für Technik (ehemals Beuth Hochschule für Technik Berlin) Eingereicht 27. Juni 2021; angenommen 21. Juli 2021 Received 27 June 2021; accepted 21 July 2021 Zusammenfassung Zweck. Analyse zweier verschiedener blaulichtreduzierender „Wellness Protect 15“ von Eschenbach zum Referenzglas Gläser im Hinblick auf eine Veränderung in der Farbwahr- von Hoya ermittelt (p < 0,001) sowie zum Testglas von Shamir nehmung anhand des Farnsworth-Munsell 100 Hue Tests. (p < 0,001). Es wurde ein Medianwertunterschied im dritten Kasten (43 – 63) des 100 Hue Tests bei allen drei Testgläsern Material und Methoden. Dreißig farbnormale Probanden zu den anderen Kästen festgestellt. führten mit je drei verschiedenen planen Testbrillen den Farnsworth-Munsell 100 Hue Test durch; anschließend wur- Fazit. Mit der in dieser Studie getesteten Blaulichtentspie- den die Gesamtfehlerzahlen anhand der Test Scoring Soft- gelung von der Firma Shamir konnte keine Veränderung des ware ermittelt. Untersucht wurden die Testgläser „Glacier Farbtonunterscheidungsvermögens festgestellt werden. Blue Shield“ (Shamir) sowie „Wellness Protect 15“ (Eschen- Nur mit dem relativ stark blaulichtreduzierenden „Wellness bach). Als Vergleich diente ein Referenzglas in neutraler Protect 15“ ergibt sich eine signifikante Verschlechterung. 15 % Grautönung (Hoya). Die Transmissionsspektren der drei Je enger die Farben im CIE Farbdreieck zusammenliegen, Testgläser wurden als Vormessung mit dem Spektrometer desto stärker die Konfusion. Im Hinblick auf die Farbqualität „Flame-S-UV-VIS-ES“ (Firma „Ocean Optics“) gemessen. mit diesen Gläsern müssten weitere Tests zur Untersuchung des Farbwiedergabeindexes gemacht werden. Ergebnisse. Mit Hilfe einer einfaktoriellen Varianzanalyse (ANOVA) mit Messwiederholung konnte kein signifikanter Unterschied bezüglich des Farbtonunterscheidungsver- Schlüsselwörter mögens zwischen dem Referenzglas der Firma Hoya und Blaulichtreduzierende Brillengläser, Farbtonunterscheidung, dem Testglas der Firma Shamir festgestellt werden (p > 0,05). Farbwahrnehmung, Farbwiedergabeindex, Transmission Eine signifikante Verschlechterung wurde beim Testglas OCL • Jahrgang 1 • Nr. 3 • Oktober 2021 | 93
Der Einfluss von blaulichtreduzierenden Brillengläsern auf die Farbwahrnehmung • Mareike Hübner und Christoph von Handorff The influence of blue-light-filtering lenses on colour perception Abstract Purpose. To investigate the influence of two different blue- “Wellness Protect 15“ lens from Eschenbach compared to light-filtering lenses on subjective colour perception, using the reference lens from Hoya (p < 0.001) and to the test lens the Farnsworth-Munsell 100 Hue test. from Shamir (p < 0.001). In addition, a median disparity of the third box (43 – 63 of the Hue test) against all the other boxes Material and Methods. Thirty subjects with normal colour was noticed for both the test lenses and the reference lens. vision performed the Farnsworth-Munsell 100 Hue test wearing three pairs of plano spectacle lenses. The total er- Conclusion. With the blue-light-filtering anti-reflection ror score was calculated with the “Farnsworth-Munsell Test coating from Shamir no difference in colour discrimination Scoring Software“. The evaluated test lenses were the “Glacier could be observed in this study. Only a stronger blue-light- Blue Shield“ (Shamir) and the “Wellness Protect 15“ (Eschen- filtering lens like “Wellness Protect 15“ leads to a significant bach) in addition to the 15 % grey tint (Hoya) as a reference deterioration. The closer the colours are in the CIE colour lens. The transmission spectra of the lenses were measured triangle, the bigger the confusion. To test the quality of beforehand with the spectrometer “Flame-S-UV-VIS-ES“ colours with these lenses the colour rendering index should (“Ocean Optics“). also be evaluated. Results. Using the univariate analysis of variance (ANOVA) with repeated measures, no significant difference could be Keywords detected in the colour discrimination capability between Blue-light-filtering lenses, Colour discrimination, Colour the reference lens from Hoya and the test lens from Sha- perception, Colour Rendering Index, Transmission mir (p > 0.05). A significant deterioration was found with the Einführung zentration und Leistungsfähigkeit am Tag. Des Weiteren wird violettes Licht mit Wellenlängen von 360 – 400 nm mit einer Durch Licht bekommt unser Alltag Farben. Besonders künst- Verhinderung der Progression von Myopie in Zusammenhang liches Licht ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. gebracht.5 Jedoch bewirkt blaues Licht auch eine photo- Seit einer EU-Verordnung im Jahr 2009 wurde die Einfuhr chemische toxische Reaktion in der Retina durch Bildung und der Verkauf von Lampen mit ungebündeltem Licht gere- freier Radikale, die trotz natürlicher Schutzfunktionen die gelt, um den Verkauf von effizienteren und energiesparende- Makula schädigen. Diese blaulichtschädigende Wirkung wird ren Leuchtmitteln zu fördern.1 Dazu gehören unter anderem unter anderem in Zusammenhang mit der altersbedingten die sogenannten LEDs (Lichtdioden, engl. light emitting Makuladegeneration gebracht.6–8 diodes), deren Lichtstrom und Lichtausbeute kontinuierlich Auch wenn der prozentuale Anteil der Blaulichtexposi- weiterentwickelt wurden. Auch deren Lebensdauer wurde tion und dadurch die Gefährdung der Netzhaut durch das und wird stetig verbessert. Sonnenlicht höher ist als der durch die Nutzung digitaler Die meisten Displays von Smartphones, Laptops, PCs, Geräte,2,4 wird das Thema weiterhin diskutiert. In der Brillen- Tablets und TV-Geräten werden mit Hilfe von LEDs beleuch- glasindustrie wurden entsprechende Produkte entwickelt, tet. Eine Eigenschaft dieser Lichtquellen ist ein erhöhter die Schutz gegen den sogenannten „blue hazard“, (Gefahr blauer Lichtanteil in ihrem Farbspektrum. Die Strahlungs- durch blaues Licht), geben sollen. Blaulichtreduzierende spektren verschiedener LEDs und ihre potenziellen Aus- Brillengläser, die durch ihre Entspiegelung oder aber durch wirkungen auf die Gesundheit des Auges wurde in Studien entsprechende Absorber im Glas das blaue Licht dämpfen bereits untersucht. Von kaltweißen LEDs scheint demnach sollen, werden von der Industrie in den letzten Jahren ver- eine höhere Netzhautgefährdung auszugehen als beispiels- stärkt vermarktet.9 weise von warmweißen LEDs.2–4 Diese Gläser bewirken jedoch einen leicht gelbstichigen Dieser hohe Blaulichtanteil ist immer mehr in den Blick Seheindruck, der von Brillenträgern teilweise als „unange- von Wissenschaft und Forschung gerückt. Biologisch gese- nehm“ empfunden wird. Aus diesem Grund soll in dieser Stu- hen hängt der Tag-Nacht-Rhythmus mit dem blauen Licht die die Farbwahrnehmung mit Hilfe des Farnsworth-Munsell durch eine wachhaltende Wirkung aufgrund von Melatonin- 100 Hue Test im Alltag analysiert werden. Suppression zusammen und ist dadurch essenziell für Kon- 94 | OCL • Jahrgang 1 • Nr. 3 • Oktober 2021
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