AUFBRUCHSTIMMUNG BEI KUNSTSTOFFVERARBEITERN

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AUFBRUCHSTIMMUNG BEI KUNSTSTOFFVERARBEITERN
DAS MAGAZIN DER KUNSTSTOFFBRANCHE

               Ausgabe 3 - Oktober 2021

                                           AUFBRUCHSTIMMUNG BEI
                                           KUNSTSTOFFVERARBEITERN
                                           Chancen und Zukunftsaussichten aus vier Perspektiven		                Seite 4

                                                                                       WEITERE THEMEN:
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Bild: ARBURG

               www.kunststoff-cluster.at
AUFBRUCHSTIMMUNG BEI KUNSTSTOFFVERARBEITERN
KC INSIDE

    Biokunststoff im Gespräch
    Die HTL Andorf veranstaltet zum Thema Kunststoff einen Vortragsabend samt Podiumsdiskussion.

    Die Andorf Technology School geht am 17.         Fachliche Ausbildung
    November 2021 der Frage nach, ob Bio-            „Wir sehen uns als Kompetenzzentrum für                     „Wertstoff Kunststoff“ – Biokunststoffe
    kunststoffe lediglich ein Marketinggag oder      Werkstofftechnik, das zur Wettbewerbsfähig-                 17. November 2021, 17.00 Uhr
    doch eine Alternativlösung sind. Im Fokus        keit unserer Region beiträgt, und nehmen die                Anmeldung:
    der Veranstaltung stehen Fakten rund um          Verantwortung für die Ausbildung unserer Ju-                office@andorftechnologyschool.at
    die Materie Kunststoff. Ein Besuch sei ne-       gendlichen wahr“, betont Direktor Josef Karl.               Es gelten die aktuellen COVID-19-Bestimmun-
    ben Schülern und Lehrern vor allem auch für      Schwerpunkte der Ausbildungszweige sind                     gen der Österreichischen Bundesregierung.
    Studenten, Eltern und Wirtschaftsvertreter       Nachhaltigkeit, Schonung der Ressourcen und                 www.andorftechnologyschool.at
    empfehlenswert, meinen die Organisatoren.        der Übergang in eine Kreislaufwirtschaft.

    Argusaugen für die rPET-Folie
    Schüler der HTL Neufelden entwickelten eine Maschine zur optischen Qualitätsprüfung von rPET-Folie. Dies glückte in Zusam-
    menarbeit mit dem Mühlviertler Recyclingmaschinenhersteller Starlinger viscotec.

    Vier Maturanten der HTL Neufelden entwi-         aus gebrauchten PET-Geträn-
    ckelten und programmierten während ihres         keflaschen saubere, recycelte
    Sommerpraktikums für den Recyclingan-            Folie für Lebensmittelverpackun-
    lagenerzeuger Starlinger viscotec eine ka-       gen herstellen. „Die Maturanten
    meraunterstützte Folienerkennung. Das            haben unsere Anforderungen
    Analysegerät CASA (Camera Aided Sheet            ausgezeichnet umgesetzt“, lobt
    Analyzer) erkennt zuverlässig mögliche op-       Stefan Wolkerstorfer, Produkt-
    tische Fehler in Folien und stellt das Ergeb-    manager bei Starlinger viscotec,
    nis visuell dar. Etwaige Makel können durch      das Engagement der Schüler.
    Klebstoffreste oder Fremdkörper im Recyc-                                                Die vier „ausgezeichneten“ Maturanten (v.l.): Raphael Leitner, Tobias Wöger-
                                                                                           bauer, Florian Weiß, Kilian Reiter Bild: privat
    lingmaterial entstehen.                          Maturanten augezeichnet
                                                     CASA wurde beim österreichwei-
    Ansprüche an CASA                                ten Ideen- und Kreativwettbewerb „jugend                  Auszeichnung für die gelungene Umsetzung
    Am Standort in St. Martin im Mühlkreis pro-      innovativ“ geehrt. In der Kategorie „Enginee-             des Themas „Digitalisierung“ verliehen.
    duziert Starlinger viscotec für seine weltwei-   ring“ erhielten die Maturanten den zweiten
    ten Kunden Maschinen für das Recycling           Preis. Das engagierte Viererteam bekam                    www.htl-neufelden.at
    von Kunststoff. Mit diesen Anlagen lässt sich    zudem von der Fachjury die „Digi-Bonus“-                  www.viscotec.at

    HTL-Schüler treiben Technik voran
    Vier HTL-Diplomarbeiten am TGM Wien wurden im Juni dieses Jahres mit dem Borealis Innovation Award ausgezeichnet.

    Die preisgekrönten Diplomarbeiten be-            mittelverpackungen auf Basis
    schäftigen sich mit den unterschiedlichs-        nachwachsender     Rohstoffe.
    ten Thematiken im Bereich Kunststoff- und        Daraus sollen nachhaltige Tief-
    Umwelttechnik. Ihre Ergebnisse leisten           kühlverpackungen hergestellt
    wichtige Beiträge in der Praxis. „Ohne die       werden.
    enge Kooperation zwischen Ausbildung
    und Industrie wären solche Erfolge und           Fortschritte in der Medizin
    eine moderne Ausbildung am Stand der             Mit der Entwicklung einer Vor-    Die Siegerteams mit ihren Betreuern bei der Preisverleihung (v.l.): Emil
    Technik nicht möglich“, weiß Klemens Rei-        richtung zur Kalibrierung von     Ramsauer, Felix Syrch, Corinna Schadler, Dr. Harald Wilhelm, Arabella
                                                                                       Schmid, Dipl.-Ing. Klemens Reitinger MSc, Mehmed Mehmedi, Dipl.-Päd.
    tinger, Abteilungsvorstand des TGM.              Magnetresonanztomographen         Uwe Dröszler, Ahmed Soliman, Christopher Fischer MSc, Nico Paunovic,
                                                                                       Lukas Wilhelm Bild: GFKT
                                                     erreichte ein drittes Schülerduo
    Erfolge für die Praxis                           eine Verbesserung der medizinischen Di-               Borealis Innovation Award
    Eine der ausgezeichneten Abschlussarbei-         agnostik. Erste Erfolge konnten während               „Borealis sieht die Förderung der Ausbil-
    ten befasst sich mit der Verbesserung der        der Erprobung bereits in der Tumorer-                 dung als Teil seiner gesellschaftlichen Ver-
    Eigenschaften von Kunststoffmischun-             kennung erzielt werden. Das vierte Team               antwortung und unterstützt junge Talente
    gen. Mit den gewonnenen Resultaten tra-          erforschte die Herstellung mikroskopisch              und ihre innovativen Projekte“, erklärt Tho-
    gen die Verfasser zur Erreichung vorgege-        kleiner Bauteile mittels eines hochprä-               mas Gangl, CEO von Borealis.
    bener Recyclingquoten bei. Ein weiteres          zisen 3D-Druckverfahrens. Diese oft nur
    Team entwickelte Messverfahren und               reiskorngroßen Stücke werden in der Me-               www.tgm.ac.at
    -methoden zur Bewertung von Lebens-              dizintechnik angewendet.                              www.borealisgroup.com

2   KC-aktuell | Ausgabe 3 - Oktober 2021
AUFBRUCHSTIMMUNG BEI KUNSTSTOFFVERARBEITERN
EDITORIAL

                                                                                                                                   INHALT
Innovationstreiber Kunststofftechnik                                                                                               KC INSIDE
                                                                                                                                   Drei innovative Schulen im Portrait          2
Voll in Fahrt und doch schaumgebremst, so lässt sich der Herbst 2021 für die Kunststoffbranche
zusammenfassen. Wir sehen aktuell bei den Partnerbetrieben eine gute – vielleicht über die Lie-                                    EDITORIAL
ferbranchen hinweg etwas unterschiedliche – Stimmung, was die Auftragslage und generell die                                        Impressum			                                 3
wirtschaftliche Lage betrifft. Trotzdem stottert es gewaltig in der Supply Chain, unter anderem
durch Knappheit bei Elektronikbauteilen. Besonders in der Mobilitätsbranche steht das Manage-                                      COVERSTORY
ment vor Denkaufgaben und kämpft mit großer Planungsunsicherheit.                                                                  Aufbruchstimmung
                                                                                                                                   bei Kunststoffverarbeitern		                 4
Der Zug zu Elektromobilität und geänderten Antriebskonzepten ist unaufhaltsam. Für die Zulie-
ferindustrie bedeutet das aber auch, dass nur mehr ein Zehntel des Bedarfes bei den Bauteilen                                      KUNSTSTOFFVERARBEITUNG
für den Antriebsstrang zu erwarten ist. Das wird sich nicht so schnell durch andere Anwendungs-                                    Drei Schritte in die Zukunft		              6
bereiche kompensieren lassen.                                                                                                      Innovationstreiber für die Zukunft          8
                                                                                                                                   Wirtschaftlich – sozial – kompetent         8
Bei den aktuell für mehrere Branchen-Cluster erhobenen F&E-Kennzahlen der Partnerbetriebe                                          Die Nummer 1 bei Prüfungen		                9
(Quelle: Statistik Austria, Erhebung über Forschung und experimentelle Entwicklung 2019, Leis-                                     Schmelzefilter aus dem 3D-Drucker          10
tungs- und Strukturstatistik) ist aber eines augenscheinlich: Mobilität ist derzeit mit sieben %
F&E-Quote einer der Innovationstreiber, herausragend bleibt auch die hohe F&E-Quote im klassi-                                     DIGITALISIERUNG
schen Maschinenbau und im Bereich der Mechatronik mit 8,9 %, wo die Transformation zur Digi-                                       Pilotfabrik LIT Factory		                  11
talisierung bereits seit 2019 voll greift. Die F&E-Quote der Kunststoffbetriebe hat im Vergleich zu                                Kunststofftechnik an der JKU		             12
2017 (4,4 %) mit einem aktuellen Wert von 4,6 % nochmals zugenommen – die Effekte der oben
genannten Branchen dürften aber erst 2021 intensiver durchschlagen, wenn es zur Implemen-                                          AUTOMATISIERUNG
tierung von Innovationen durch Kunststofflösungen kommen wird, wo viel an experimenteller                                          Wireless Safety to go		                    13
Forschung zu erwarten ist.                                                                                                         Automatisierung im Formenbau               14

In unserer Coverstory wollen wir am Beispiel von vier klassischen Betrieben des Kunststoffge-                                      ANWENDERFOKUS MOBILITÄT
werbes und Innungs- und Fachgruppenvertretern mehrerer Bundesländer die wichtigsten Inves-                                         Ohne Kunststoff keine Klimawende           16
titionen in die Zukunft aufzeigen: Fundierte Fachausbildung, Wissenstransfer und Umsetzung                                         Mobilität effizienter gestalten		          18
von Innovationen.                                                                                                                  Kunststoffe für die E-Mobilität		          18
                                                                                                                                   Interview mit Florian Danmayr		            19
All diese Herausforderungen bieten sich mehr denn je für die Kooperation mit dem Kunststoff-                                       Revolutionär in jeder Hinsicht		           20
Cluster an, um in der Schnelllebigkeit und digitalen Transformation vorne dabei zu sein. Ein                                       Grenzenlose Bearbeitungsvielfalt           20
Hinweis sei noch gestattet: Der Kunststoff-Cluster ist auf der Fakuma in Halle B2 am Gemein-
schaftsstand B2-2115 der Wirtschaftskammer Österreich vertreten. Besuchen Sie uns, wir                                             KOOPERATIONEN
freuen uns auf Sie!                                                                                                                Leichtbau-Drohne hebt ab		                 21
                                                                                                                                   Lehrmittelbox räumt mit Mythen auf         21
                                                                                                                                   Smarte Bauteile für das Leben		            22
                                                                                                                                   Ein Labor für Wind und Wetter		            24
                                                                                                                                   Qualitätssicherung im 3D-Druck             25
                                                                                                                                   Auf Hochglanz poliert		                    26
Ing. Wolfgang Bohmayr                                                    DI Thomas Gröger                                          Gleiche Chancen für alle Generationen      27
Cluster-Manager Büro Linz                                                Cluster-Manager Büro St. Pölten
                                                                                                                                   VORSCHAU
                                                                                                                                   KC-Veranstaltungen 		28

IMPRESSUM & OFFENLEGUNG GEM. § 25 MEDIENGESETZ
Blattlinie: Informationen über Aktivitäten des Kunststoff-Clusters und seiner Partnerunternehmen sowie News aus der Kunst-
stoff-Branche. Der Kunststoff-Cluster ist eine Initiative der Länder Oberösterreich und Niederösterreich. Träger sind die regio-
nalen Standortagenturen Business Upper Austria und ecoplus. Medieninhaber (Verleger) und Herausgeber: Business Upper
Austria – OÖ Wirtschaftsagentur GmbH, Redaktionsadresse: Hafenstraße 47-51, 4040 Linz, Telefon: +43 732 79810 – 5115,
E-Mail: kunststoff-cluster@biz-up.at, www.kunststoff-cluster.at. Für den Inhalt verantwortlich: DI (FH) Werner Pamminger, MBA,
Redaktion: Ing. Wolfgang Bohmayr, Mag.a Petra Danhofer, Mag.a Tamara Gruber-Pumberger, Mag. Markus Käferböck, Ullrich
Kapl, DI Hermine Wurm-Frühauf, Sophie Elisabeth Mooseder Grafik/Layout: Generative III GmbH, Umsetzung: Business Upper
Austria. Bildmaterial: Alle Bilder, wenn nicht anders angegeben: Business Upper Austria/Kunststoff-Cluster.
Gastbeiträge müssen nicht notwendigerweise die Meinung des Herausgebers wiedergeben. Beigelegte Unterlagen stellen ent-
geltliche Informationsarbeit des KC für die Partner dar. Alle Angaben erfolgen trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr, eine
Haftung ist ausgeschlossen. Vorbehaltlich Satz- und Druckfehler. Aus Gründen der besseren Leserlichkeit verzichten wir teil-
weise auf geschlechtsspezifische Formulierungen. Sämtliche personenbezogenen Bezeichnungen beziehen sich auf alle Ge-
schlechter in gleicher Weise.
                                                                                                                                            KC-aktuell | Ausgabe 3 - Oktober 2021   3
AUFBRUCHSTIMMUNG BEI KUNSTSTOFFVERARBEITERN
COVERSTORY

                                                                                                                                       Bild: iStock

    Aufbruchstimmung
    bei Kunststoffverarbeitern
    Kunststoff und Vorurteile – lange Zeit schienen diese Begriffe untrennbar miteinander verbunden zu sein. Doch hartnäckige
    Überzeugungsarbeit und innovative Produktlinien haben dazu beigetragen, dass wieder mehr über Kunststoff als Wertstoff ge-
    redet wird. Vier Unternehmer geben Einblick in ihre Tätigkeit und sprechen über Chancen, Probleme und Zukunftsaussichten.

    Die Coronakrise hat den Kunststoffver-           Hälfte der Arbeitsplätze bei Kunststoffver-    aufgezeigt werden. „Österreichweit sind
    arbeitern vergleichsweise moderat zu-            arbeitern und wird der größte Teil des Pro-    wir gerade dabei, uns mit der Industrie
    gesetzt. Einzelnen Sparten wie etwa der          duktionswertes erwirtschaftet. Im Bereich      und den großen Playern zu vernetzen, um
    Automobilindustrie zwar stärker als ande-        der Kunststoffverarbeitung gibt es die         große, einheitliche, positive Aussagen zum
    ren, die daraus resultierenden Probleme          Lehrberufe Kunststofftechnik und Kunst-        Kunststoff und seinem Kreislauf zu ma-
    sind aus Sicht der meisten heimischen            stoffverarbeitung mit vier bzw. drei Jahren    chen. Das funktioniert natürlich nur, wenn
    Branchenvertreter jedoch großteils über-         Dauer. Rund 45 % aller Lehrlinge kommen        wir auch positive, ehrliche Beispiele zeigen
    wunden. Dafür bereiten aktuell die Roh-          aus Ober- und Niederösterreich, wobei          können“, betont Lottmann.
    stoffpreise und die Verfügbarkeit einiger        auch immer mehr Mädchen diese Lehrbe-
    Vorprodukte zunehmendes Kopfzerbre-              rufe ergreifen. Seit 2005 hat sich die Zahl    Künstliche Intelligenz als Ergänzung
    chen. Weitere Dauerthemen sind der Fach-         der weiblichen Lehrlinge verdoppelt.           In der Debatte um erfolgreichen Wettbe-
    kräftemangel und das schlechte Image                                                            werb ist Digitalisierung ein vielstrapazier-
    von Kunststoff.                                  Jugend für Kunststoff begeistern               tes Schlagwort. „Digitalisierung ist ein sehr
                                                     Erika Lottmann, Geschäftsführerin der          geflügeltes Wort in diesen Tagen. Ich den-
    Aktuelle Zahlen                                  Lottmann Fensterbänke GmbH, enga-              ke am Ende geht es um Datenerhebung
    Eine zeitgemäße Produktion muss auf              giert sich als WKO-Funktionärin sehr für       mit Sensorik, Vernetzung von verschie-
    jeden Fall den Ressourcenverbrauch bei           den Nachwuchs: „Als Fachvertreterin des        denen Geräten und Maschinen sowie die
    hoher Funktionalität senken, um rentabel         kunststoffverarbeitenden Gewerbes habe         Auswertung und Bewertung dieser Daten.
    und gleichzeitig umweltfreundlich zu sein.       ich, so wie als Unternehmerin in der Region,   Mit einigen Projekten in diesem Bereich
    Laut aktueller Statistik des Fachverban-         die Möglichkeit, in direktem Austausch mit     haben wir positive Erfahrungen gemacht.
    des der chemischen Industrie gibt es in          den Schülern, Eltern und Lehrern auf die       Sehr häufig ist ein belegbarer wirtschaft-
    Österreich 559 Betriebe, die in der Kunst-       Wichtigkeit von gut ausgebildeten Fach-        licher Vorteil, der sich in angemessener
    stoffverarbeitung tätig sind. Die Branche        kräften hinzuweisen.“ Überregional ziehen      Zeit erwirtschaften lässt, nur schwer fest
    ist klein- und mittelbetrieblich strukturiert.   die Unternehmer mit dem Kunststoff-Clus-       zu machen“, betont Markus Brunnthaler,
    Rund 62 % der Unternehmen beschäftigen           ter an einem Strang. Dabei geht es nicht       Eigentümer der Firma Miraplast und stell-
    weniger als 20 Mitarbeiter, 33 % zwischen        nur am Tag „Schule und Wirtschaft“ um          vertretender Bundesinnungsmeister der
    20 und 249 Mitarbeiter und fünf Prozent          Imagewerbung und Veranstaltungen. Wo           Kunststoffverarbeiter in der Wirtschafts-
    mehr als 250 Mitarbeiter.                        es geht, wird Pädagogen und Schülern das       kammer. Frank Böhler, Bundesspartenob-
                                                     Thema Kunststoff als wichtiger Werkstoff       mann in der WKO, sieht die Branche auf
    Weibliche Lehrlinge auf dem Vormarsch            und nicht nur als Verpackungsabfall nä-        einem guten Weg. Technisch sei für die
    Die Zentren der Produktion liegen in Ober-       hergebracht. Paradebeispiel ist der Stand      Industrie 4.0 alles top, einzig die Weiterbil-
    und Niederösterreich. In diesen beiden           bei der Messe „Jugend und Beruf“ in Wels,      dung der Fachkräfte hinke dem positiven
    Bundesländern finden sich mehr als die           wo die Möglichkeiten der Kunststofflehre       Trend ein wenig nach.

4   KC-aktuell | Ausgabe 3 - Oktober 2021
AUFBRUCHSTIMMUNG BEI KUNSTSTOFFVERARBEITERN
COVERSTORY

                                Erika Lottmann, Lottmann Fensterbänke GmbH
                                Was ist das Geheimnis Ihres Geschäftser-       Thema Nachhaltigkeit – wie sieht es in Ih-
                                folgs?                                         rem Unternehmen damit aus?
                                Wir versuchen, immer im Sinne der Kunden       Unsere Produkte können 25 Jahre und
                                zu denken und Lösungen zu finden, wenn         länger in einem Gebäude verbaut sein. Wir
                                das Problem noch gar nicht so offensicht-      beschäftigen uns auch mit sofortigem Re-
                                lich ist. Es geht darum, möglichst einfache    cycling im Produktionsprozess, mit dem
                                Systeme im Sinne des Verarbeiters zu ent-      richtigen Maß an Transportverpackung
                                wickeln.                                       oder der Installation einer Photovoltaik-
                                                                               anlage, um den größten Teil unseres be-
                                Was bewegt die kleinen und mittleren Unter-    nötigten Stroms selbst zu erzeugen. Wir
                                nehmen aus der Kunststoffbranche aktuell?      versuchen, so viele Produkte wie möglich
Bild: Starmayr                  Wenn irgendwann der Bogen durch die            regional zu kaufen, trennen im ganzen
                                Preisentwicklung überspannt wird, be-          Haus Reststoffe penibel zur Wiederverwer-
                                fürchten wir schon einen Einbruch in der       tung und haben den Nachhaltigkeitsgedan-
                                Bautätigkeit.                                  ken in unserem Leitbild formuliert.

                                Frank Böhler, Tecnoplast GmbH
                                Was ist das Geheimnis Ihres Geschäftser-       haben wir gute Erfahrungen gemacht. Oft
                                folgs?                                         hinkt die Weiterbildung unserer Fachkräfte
                                Wir pflegen langjährige Kundenpartnerschaf-    hinterher, um all die Möglichkeiten, die ma-
                                ten und bieten intelligente Produktlösungen.   schinenseitig angeboten werden, auch wirk-
                                                                               lich betriebswirtschaftlich zu nutzen.
                                Welche positiven Erfahrungen haben Sie
                                mit Digitalisierungsmaßnahmen gemacht?         Welches Kunststoffprodukt aus Ihrer Ferti-
                                Unsere Branche ist seit „Industrie 4.0“ auf    gung ist besonders nachhaltig?
                                einem gutem Weg: Schnittstellen von Spritz-    Dosierkugeln für Reinigungsmittelkonzent-
                                gießmaschinen zu Peripherie und Geräten,       rate (genaue Dosierung in der Anwendung)
                                MDE, Prozessdatendokumentation, Sensorik       oder Distanzringe für Terrassenplatten aus
Bild: Lukas Hämmerle            für vorbeugende Instandhaltung. Prinzipiell    zu 100 Prozent recyceltem Polypropylen.

                                Markus Brunnthaler, Miraplast GmbH
                                Was ist das Geheimnis Ihres Geschäftser-       Wo gilt es, beim Image neue Wege zu gehen?
                                folgs?                                         Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
                                Da gibt es kein wirkliches Geheimnis.          Ich wünsche mir eine sachliche Diskussi-
                                                                               on und dass die Kunststoffverarbeiter als
                                Welches Kunststoffprodukt aus Ihrer Ferti-     Teil der Lösung des Müllproblems und der
                                gung ist besonders nachhaltig?                 Klimakrise verstanden werden. Dann ha-
                                Wir fertigen nur Mehrwegprodukte und           ben wir auch kein schlechtes Image und
                                versuchen mit internem Recycling alles         werden mehr Fachkräfte finden. Mit dem
                                Recycelbare zu erfassen, Dazu haben wir        ÖCC2 haben wir eine neue Plattform, die
                                eigene Produkte aus 100-Prozent-Recyc-         Organisationen und Betriebe entlang der
                                lingkunststoff. Eine andere Produktlinie ist   Wertschöpfungskette verbindet und wich-
Bild: Wirtschaftsbund-Lechner   aus greenPE gefertigt.                         tige Imagearbeit leisten wird.

                                Werner Kruschitz, KRM Kunststoff-Recycling-Maschinen GmbH
                                Was ist das Geheimnis Ihres Geschäftser-       Fehlende Fachkräfte und schlechtes Image
                                folgs?                                         sind zwei Faktoren, mit denen die Kunst-
                                Immer etwas Neues ausprobieren und of-         stoffbranche immer wieder zu kämpfen
                                fen sein für neue Techniken.                   hat. Wie stehen Sie dazu?
                                                                               Ein vorrangiges Ziel ist, das Image nach-
                                Was bewegt die kleinen und mittleren Unter-    haltig und dauerhaft zu verbessern. Wir
                                nehmen aus der Kunststoffbranche aktuell?      sollen den Schülern zeigen, wie interessant
                                Die schlechte Versorgung mit Rohstoffen        es ist, in einem Kunststoffbetrieb zu arbei-
                                und die starken Preisschwankungen.             ten. Mit immer neuen Herausforderungen
                                                                               und Chancen lassen sich Lösungen ge-
                                                                               meinsam erarbeiten.
Bild: KRM GmbH

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AUFBRUCHSTIMMUNG BEI KUNSTSTOFFVERARBEITERN
KUNSTSTOFFVERARBEITUNG

    FUSO produziert hochwertige Kunststoffteile. Bild: FUSO

    Drei Schritte in die Zukunft
    Mehr als drei Millionen Euro hat die FUSO GmbH, Spezialist für Produktentwicklung, Formenbau und Produktion hochwertiger
    Kunststoffteile, in den vergangenen zwei Jahren in den Ausbau des Unternehmens gesteckt. Mit KC-aktuell spricht Firmenchef
    Andreas Högn über Investitionen, ökologische Auswirkungen und die daraus resultierenden Kundenvorteile.

    FUSO lässt mit drei Neuerungen aufhor-                    Was erwartet FUSO von der vergrößerten        Stanz-Biege-Teile, Dreh-Fräs-Komponen-
    chen. Welche sind das?                                    Fläche?                                       ten oder keramische Komponenten kön-
    Die größte Neuheit ist unsere Halle mit                   Mit der neuen Halle setzen wir ein Zeichen    nen wir mit Kunststoff vereinen – wie im-
    etwa 1.200 m² zusätzlicher Fläche, die uns                für Ökologie und Wachstum. 20 bis 25 wei-     mer ganz individuell nach Kundenwunsch.
    nach siebenmonatiger Bauzeit in mehrere                   tere Maschinen werden dort bis zu 40 zu-
    Dimensionen wachsen lässt. Dort findet                    sätzliche Arbeitsplätze schaffen. Die Halle   Was hat es mit der Erweiterung der Kühl-
    auch unsere neue automatisierte Zelle                     ist mit einer Hakenhöhe von über sechs        wasseranlage auf sich?
    Platz, mit der wir bei Metallkunststoffver-               Metern außerdem höher als die bisherige,      Wir nutzen bereits die bestehende Kühl-
    bundteilen sehr flexibel auf Kundenan-                    was Raum für noch größere Maschinen           wasseranlage mit entkalktem und entsalz-
    forderungen reagieren können. Die dritte                  mit einem Werkzeuggewicht von bis zu          tem Wasser. Korrosionshemmer und Keim-
    Neuerung ist ein Investment in die Ökolo-                 15 Tonnen bietet. In einem Teil der Halle     hemmer haben also auch schon bisher zur
    gisierung: eine zusätzliche Kühlwasseran-                 erweitern wir unser Hochregallager, so-       hohen Werkzeugschonung beigetragen.
    lage, mit der wir in der kühlen Jahreszeit                dass wir 550 bis 600 Paletten zusätzlich      Nun haben wir die Anlage erweitert. Mit der
    heizen und Erdgas einsparen können.                       inhouse deponieren können. Bisher war für     Abwärme der Werkzeuge und Maschinen
                                                              das Zwischenlagern bei einem externen         können wir ab sofort unsere Gebäude hei-
    Investitionen von mehr als drei Millionen                 Dienstleister häufig ein zusätzlicher Lkw-    zen und unseren Gasverbrauch mehr als
    Euro sind nicht gerade typisch für Krisen-                Transport nötig. Jetzt bleiben Rohstoffe      halbieren. Einmal mehr ein Beweis dafür,
    zeiten. Wie kam es zu diesem Entschluss?                  bzw. Waren im Haus und wir verringern         dass sich Wirtschaftlichkeit und Ökologie
    Der Entschluss für den Zubau war schon                    den Transportaufwand. Rechnerisch kön-        bei FUSO die Hand reichen.
    vor der Coronakrise gefallen und auch die                 nen wir durch diese Investition in Produk-
    Behördenwege hatten wir bereits erfolgreich               tions- und Lagerfläche den Umsatz und         www.fuso.com
    absolviert. So konnten wir zu günstigen Kon-              Waren-Output theoretisch verdoppeln.
    ditionen investieren. Wie auch schon in der
    Vergangenheit haben wir wieder mit regiona-               Was haben FUSO-Kunden davon?
    len Firmen zusammengearbeitet, wo gegen-                  Unsere Kunden haben mit uns seit Jahr-
    seitiges Vertrauen herrscht – von den Baufir-             zehnten einen sowohl gefestigten als auch
    men über den Installateur bis zum Elektriker.             innovativen Partner, der mit ihnen gemein-
                                                              sam dynamisch und gesund wächst.

                                                              Welche Möglichkeiten bietet die neue
                                                              automatisierte Zelle?
                                                              Die automatisierte Zelle ist recht einfach
                                                              rüstbar und kommt für unterschiedlichs-
                                                              te Anwendungen zum Einsatz: Wir kön-
                                                              nen damit rasch Kunststofferzeugnisse,
                                                              Metallkunststoffverbindungen und Metall-
                                                              teile fertigen. Sie ist für hohe, aber auch   „Mit der Erweiterung setzen wir ein Zei-
    Andreas Högn (r.) führt mit seinem Bruder Thomas (l.)     für mittlere Stückzahlen aufgrund der ein-    chen für Ökologie und Wachstum.“
    das Unternehmen. Auch Sohn Maximilian (Mitte) ist
    mittlerweile im Familienbetrieb tätig. Bild: FUSO         fachen Adaptierbarkeit ideal. Auch Lager-,    Andreas Högn Bild: FUSO

6   KC-aktuell | Ausgabe 3 - Oktober 2021
AUFBRUCHSTIMMUNG BEI KUNSTSTOFFVERARBEITERN
KUNSTSTOFFVERARBEITUNG

                                               QUALITÄTSSIEGEL
               HIGH PERFORMANCE
                                  5 JAHRE GEWÄHRLEISTUNG
LEISTUNGSDICHTE
                                   NACHHALTIG                                               PRÄZISE
                                                                 DYNAMISCH
                                                            LEISE

                         1
               .10.202
    12. - 16                101
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AUFBRUCHSTIMMUNG BEI KUNSTSTOFFVERARBEITERN
KUNSTSTOFFVERARBEITUNG

    Innovationstreiber für die Zukunft
    Seit gut 80 Jahren baut die Leistritz Extrusionstechnik GmbH Doppelschnecken für die Aufbereitungstechnik. Die Kunden profi-
    tieren vom Know-how auf verschiedenen Gebieten der Materialaufbereitung wie Masterbatch, Compounding, Direkt-, Labor- und
    Pharmaextrusion.

    Die Fähigkeit zur Erneuerung ist für Unter-
    nehmen heute eine entscheidende Kom-
    petenz, um im tiefgreifenden Wandel der
    Märkte und Kundenanforderungen beste-
    hen zu können. Dabei lauten die Kernthe-
    men Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft,
    Effizienz und Grüne Technologien.
                                                    ZSE MAXX-Extruder sind besonders für die Rezyklataufbereitung oder -verarbeitung geeignet. Der Anteil an Rezyklaten kann
                                                    dabei bis zu 100 Prozent betragen. Bild: Leistritz
    Technologieführerschaft ausbauen
    Wer in diesen Bereichen technologisch           im nationalen und internationalen Raum                           ten Recycling-Extrusionsanlage, die es er-
    eine Führungsrolle einnimmt, punktet mit        auszubauen – mit wegweisenden techni-                            möglicht, aus bis zu 100 Prozent Rezyklat
    einem erheblichen Vorteil gegenüber sei-        schen Lösungen und individuellen Servi-                          lebensmittelkonforme Verpackungen her-
    nen Mitbewerbern. Die Geschäftsführung          ces, die unsere Nähe und das Verständnis                         zustellen. Das Anlagenkonzept mit seiner
    der Leistritz Extrusionstechnik sieht enor-     für die branchenspezifischen Bedürfnisse                         einzigartigen Konfiguration und den ZSE
    me Chancen für agile Unternehmen und            unserer Kunden zeigen“, erklärt Dipl.-Ing.                       MAXX Doppelschnecken-Extrudern zeigt
    will diese nutzen. „Unser strategischer         Anton Fürst, einer der drei Geschäftsführer.                     Leistritz auf der heurigen Fakuma vom 12.
    Fokus ist klar auf zukunftsträchtige Ge-                                                                         bis 16. Oktober in Friedrichshafen – in Hal-
    schäftsfelder ausgerichtet. Das Ziel ist, die   Leistungsschau auf der Fakuma                                    le A6.
    Position der Leistritz Extrusionstechnik als    Konkret umgesetzt hat Leistritz diese Stra-
    Innovationstreiber und Technologieführer        tegie bereits in einer kürzlich fertiggestell-                   extruders.leistritz.com

    Wirtschaftlich – sozial – kompetent
    ABC gilt als einer der führenden und innovativsten Auftragsfertiger in den Bereichen Zerspanung, Kunststoff, Mechatronik,
    Montage und Textil.

    Als Kärntens integrativer Betrieb beweist       Umfangreiches Angebot
    ABC Auftragsfertigung seit 1981, dass sich      Top ausgebildete Fachkräfte sowie
    die Faktoren Wirtschaftlichkeit, soziale        ausschließlich zertifizierte Kunst-
    Verantwortung und Kompetenz nicht aus-          stoffschweißer sind für individuelle
    schließen, sondern perfekt ergänzen. An         Kundenwünsche im Einsatz. Sie
    drei Standorten in Kärnten werden durch-        schweißen und kleben PP, PE und
    schnittlich 240 Mitarbeiter bzw. Lehrlinge      PVC, aber auch Hochleistungs-
    beschäftigt, wobei 80 Prozent des Per-          kunststoffe und Fluorkunststoffe
    sonals wegen der Art oder Schwere ihrer         wie PVDF, ECTFE, PFA etc. Nam-
    Behinderung nicht auf dem allgemeinen           hafte nationale und internationale
    Arbeitsmarkt tätig sein können.                 Konzerne und Unternehmen zählen
                                                    zu den Stammkunden von ABC. Die
    High-End-Bearbeitung von Kunststoffen           CNC-Bearbeitung, Thermoformen,
    ABCs erfahrenes Personal schweißt, klebt,       Montage und Konfektionierung
    fräst und formt auf höchstem Qualitätsni-       zählen ebenso wie die 3D-Mess-
    veau. „Dabei bearbeiten wir kleine bis mitt-    technik zum Angebot von ABC.
    lere Losgrößen von zehn bis 1.000 Stück.        „Wir bemühen uns stets um den
                                                                                                      Top ausgebildete Mitarbeiter arbeiten auf höchstem Qualitätsniveau.
    Wir wickeln für unsere Kundinnen und            Einsatz umweltfreundlicher Tech-                  Bild: ABC Service & Produktion GmbH
    Kunden alle Aufträge zeitnah und unkom-         nologien und versuchen, all unsere
    pliziert ab. Wiederbeschaffungszeit von 24      Prozesse nachhaltig zu Ende zu
    Stunden bei entsprechender Vereinbarung“,       denken“, versichert Höbart.
    betont Geschäftsführer Dipl.-Ing. Thomas
    Höbart.                                         www.abc-auftragsfertigung.com

8   KC-aktuell | Ausgabe 3 - Oktober 2021
AUFBRUCHSTIMMUNG BEI KUNSTSTOFFVERARBEITERN
KUNSTSTOFFVERARBEITUNG

Die Nummer 1 bei Prüfungen
Seit 75 Jahren unterstützt das OFI als unabhängiges, akkreditiertes Prüf- und Forschungsinstitut die österreichische Wirtschaft.

Die Geschichte des OFI beginnt 1946 mit der   verdeutlichen, erfolgte 1984 die Um-
Gründung des Chemischen Forschungs-           benennung in den bis heute gültigen
institutes der Wirtschaft Österreichs (CFI)   Namen Österreichisches Forschungs-
und ist eng mit der Entwicklung des Werk-     institut für Chemie und Technik (OFI).
stoffes Kunststoff verbunden. Kunststoffe
und Kunststoffprodukte umfassten zu der       Akkreditierte Prüfanstalt
Zeit nur einen ganz geringen Prozentsatz      Die Untersuchung von Produkten und
der gesamten wirtschaftlichen Aktivitäten.    die Beurteilung ihrer Qualität waren
Zehn bis 20 Dekagramm betrug damals der       von Beginn an Aufgaben des OFI. Als
jährliche Pro-Kopf-Verbrauch – eine Menge,    eine der ersten Prüfanstalten Öster-
die heute bestenfalls mit dem Verbrauch       reichs erhielt das OFI 1992 erstmals
von Gewürzen zu vergleichen ist.              eine Akkreditierung. Seit damals wur-      Werkstoffcharakterisierung und Produktprüfung sowie Qualitäts-
                                                                                         sicherung besitzen im Dienstleistungsangebot der akkreditierten
                                              den die Verfahren stetig erweitert. So
                                                                                         Prüf-, Inspektions- und Zertifizierungsstelle OFI einen hohen Stel-
Große Branchenvielfalt                        war das OFI zuletzt für die Durchfüh-      lenwert. Bild: OFI/Michael Pyerin

Mit den Jahren gewannen Kunststoffe als       rung von 704 Verfahren akkreditiert.
Werkstoffe immer mehr an Bedeutung. Zu-                                                            langjährigen Erfahrung unterstützen sie
nächst im Elektrobereich und in der Sport-    Zugang zu Forschung                                  dabei, ihre Ideen Wirklichkeit werden zu
artikelindustrie, später dann auch in der     „Gerade Start-ups und KMU ohne eigene                lassen“, betonen die OFI-Geschäftsführer
Biomedizin, der Bautechnik oder im Ver-       Forschungsabteilung profitieren vom OFI.             Dr. Michael Balak und DI Udo Pappler.
packungsbereich. Um die Breite der Bran-      Unsere Expertinnen und Experten mit ih-
chen, die man mittlerweile bediente, zu       rem interdisziplinären Know-how und der              www.ofi.at

       WE DRIVE THE                                                                                                            BESUCHEN SIE unseren
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                                                                                                                              ShowHello!
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                                                                                                                  Ob Inhouse-, Postconsumer
                                                                                                                  oder Bottle-Recycling: Nur
                                                                                                                  wenn Maschinen perfekt auf
                                                                                                                  die jeweilige Anforderung
                                                                                                                  abgestimmt sind, gelingt es
                                                                                                                  Kreisläufe präzise und
                                                                                                                  profitabel zu schließen.
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                                                                                                                  Maschinen und Systeme
                                                                                                                  produzieren so jährlich
                                                                                                                  rund 14,5 Mio. Tonnen
                                                                                                                  hochwertiges Granulat –
                                                                                                                  hocheffizient und
                                                                                                                  energiesparend.

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AUFBRUCHSTIMMUNG BEI KUNSTSTOFFVERARBEITERN
KUNSTSTOFFVERARBEITUNG

                   Minimaler Druckverlust dank
                   Schmelzefilter aus dem 3D-Drucker
                   Mit den innovativen Schmelzefiltern flow filter V und flow filter X hat die voestalpine High Performance Metals Division ein ein-
                   faches Standardprodukt für den Kunststoffspritzguss neu erfunden. Hergestellt mit modernster 3D-Druck-Technologie, lassen
                   sie ihre konventionell erzeugten Alternativen weit hinter sich.

                   Vor dem Hintergrund von jährlich rund                              zu Farbveränderungen
                   400 Millionen Tonnen CO2, die durch das                            und reduzierten mecha-
                   weltweite Herstellen und Verbrennen von                            nischen Eigenschaften
                   Kunststoffen emittiert werden, gewinnt                             führen.
                   das Thema Nachhaltigkeit zunehmend an
                   Bedeutung. Recycling von Kunststoffen                              Alles für den
                   gilt als wichtiger Baustein auf dem Weg                            optimalen „flow“
                   zu einer nachhaltigeren Produktion von                             Unter dieser Prämis-          flow filter V eignen sich für eine Vielzahl ungefüllter Kunststoffe.
                                                                                                                    Bild: voestalpine High Performance Metals
                   Konsumgütern und Verpackungen – und                                se hat die voestalpine
                   somit zu einer sauberen Umwelt.                                    High Performance Me-
                                                                                      tals Division Filtereinsätze designt, die                  onsbeständige Pulver kommt natürlich
                   Verunreinigungen gefährden Qualität                                nur vernachlässigbar in die Strömung des                   ebenfalls aus unseren eigenen Produk-
                   Recycelter Kunststoff ist für Spritzgießer                         Kunststoffes eingreifen. Möglich macht                     tionswerken. Mit dieser Innovation bie-
                   ein herausfordernder Rohstoff. Problema-                           das die innovative Fertigung mittels 3D-                   ten wir unseren Kunden eine optimale
                   tisch sind vor allem Verunreinigungen, die                         Metalldruck. Für die Herstellung des flow                  Lösung zu komplexen Fragestellungen
                   im Wiederaufbereitungsprozess ins Ar-                              filters V wird weder gebohrt noch gefräst,                 im Bereich Kunststoffspritzguss“, erklärt
                   beitsmaterial gelangen und die Teilequa-                           sondern lediglich das Pulver an den ent-                   Thomas Schanzer, Managing Director
                   lität negativ beeinflussen. Zudem besteht                          scheidenden Stellen aufgeschmolzen                         der voestalpine High Performance Metals
                   die Gefahr, dass enge Anspritzpunkte ver-                          und zu einem festen Körper verbunden.                      International GmbH.
                   stopfen und der Produktionsprozess zum                             In allen durchgeführten Tests zeigen flow
                   Erliegen kommt. Aufwendige Reinigung,                              filter V wesentlich geringere Druckverluste           www.voestalpine.com/
                   Produktionsausfall und Mehrkosten durch                            im Vergleich zu häufig eingesetzten Stan-             highperformancemetals/international
                   Instandsetzung sind die Folgen.                                    dardfiltern. Weiterer Vorteil des flow filters
                                                                                      V: Die Maschenweite liegt konstant niedrig
                   Hoher Druckverlust                                                 bei 0,6 mm.
                   bei konventionellen Filtern
                   Um diesen Gefahren entgegenzuwirken,                               Durchmischung der Schmelze
                   können Schmelzefilter in die Maschinen-                            Einige Anwendungen erfordern neben der
                   düse eingesetzt werden. Es handelt sich                            Reinigung auch eine zusätzliche Durchmi-
                   dabei üblicherweise um mechanische Sie-                            schung der Schmelze. Um das zu errei-
                   be. Viele Spritzgießer scheuen sich jedoch                         chen, vereint der flow filter X einen hochef-
                   vor dem Einsatz solcher Schmelzefilter.                            fizienten Filter und einen statischen Mixer
                   Hauptgrund dafür ist ein hoher Druckver-                           auf engstem Raum. Spritzgießer profitie-
                   lust, den diese Filter oftmals bewirken.                           ren mit diesem Produkt nicht nur von einer
                   Hinzu kommt, dass konventionelle Filter                            optimierten Durchmischung der Schmelze
                   den Kunststoff mit einer starken Scher-                            – der flow filter X garantiert gleichzeitig
                   spannung belasten. Das wiederum kann                               höchste Sicherheit gegen Produktions-
                                                                                                                                            „Wir konzentrieren uns auf technolo-
                                                                                                        ausfall durch verstopfte
                                                                                                                                            gisch anspruchsvolle Produktsegmen-
                                                                                                        Anspritzpunkte.
                                                                                                                                            te und sind weltweiter Marktführer für
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                                                                                                         Die hohe Werkstoffkom-             ren, Werkzeugmachern und -anwendern
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                                                                                                         trägt zur Einzigartigkeit          sungen präsentieren.“
                                                                                                         der Filter bei. „Das für
                                                                                                                                            Thomas Schanzer, Managing Director der voestalpine
                   flow filter X stoppen zuverlässig Verunreinigungen jeder Art und verhindern dadurch
                                                                                                         den Metalldruck der Bau-           High Performance Metals International GmbH
                   ein Verstopfen der Anspritzpunkte. Bild: voestalpine High Performance Metals          teile eingesetzte korrosi-         Bild: voestalpine High Performance Metals

10                 KC-aktuell | Ausgabe 3 - Oktober 2021
DIGITALISIERUNG

Pilotfabrik bringt
neuen Wind in Kunststoffbranche
Die LIT Factory des Linz Institute of Technology (LIT) ist ein vernetzter Lehr-, Lern- und Forschungsbetrieb für Smart Polymer
Processing und Digitalisierung. Ab Herbst startet sie in den Vollbetrieb.

Die Pilotfabrik verfügt gemeinsam mit dem                  Wegweisendes Modell
Open Innovation Center über die Kompe-                     Die LIT Factory will mit
tenzen von Wissenschaft und Wirtschaft.                    einem wegweisenden
Auf rund 8.000 m2 existiert so ein Raum                    PPP-Modell (Public Pri-
für Innovationen. „Langfristig soll die LIT                vate Partnership) aus
Factory ein international sichtbares Flagg-                Wirtschaft, Forschung
schiff für Polymer Processing und Digita-                  und den Fördergebern
lisierung werden“, betont Manfred Hackl,                   Innovationen vorantrei-
CEO der EREMA Group. Die Gründung er-                      ben. Zur Zielerreichung
folgte auf Basis eines Calls der Österreichi-              der Recyclingvor­gaben
schen Forschungsförderungsgesellschaft                     sind ein Zusammen-
und unter Mitfinanzierung des Bundesmi-                    wirken mit Politik, Un-
nisteriums für Klimaschutz, Umwelt, Ener-                  ternehmen und die           In der Pilotfabrik wird ab Herbst 2021 im Vollbetrieb geforscht, entwickelt und gelehrt.
                                                                                       Bild: EREMA
gie, Mobilität, Innovation und Technologie                 Über­setzung aus der
sowie dem Land Oberösterreich, der Stadt                   Forschung in die Praxis notwendig. Der                      Erfolgreiche Kooperationen
Linz und der Industrie.                                    Open Innovation Ansatz, die Nutzung fach-                   Mit der Beteiligung am neu gegründeten
                                                           übergreifender Syner­gien auf dem Gebiet                    COMET Zentrum CHASE an der JKU und
Kreislaufwirtschaft im Fokus                               der Digitalen Trans­formation in der Kunst-                 TU Wien konnten in Kooperation mit der
Die LIT Factory will als offene Plattform                  stofftechnik und Lösungen für die Kreis-                    LIT Factory bereits zahlreiche Projekte
die Potenziale der digitalen Transforma-                   laufwirtschaft sind am Kunststoffstandort                   auf dem Gebiet der Prozessdigitalisierung
tion erforschen, Methoden entwickeln,                      etablierte   Erfolgsrezepte.      „Innovation               und dem Recycling von Kunststoffen er-
                                                                           durch Kooperation ist ein                   folgreich gestartet werden. Das Linz Ins-
                                                                           mittlerweile fix veranker-                  titute of Technology und die Institute der
                                                                           tes und gelebtes Kulturgut,                 Kunststofftechnik der JKU wirken zudem
                                                                           das mit der LIT Factory in                  mit den COMET Zentren Pro2Future, SCCH
                                                                           den GoLive-Betrieb geht“,                   und Wood K plus zusammen.
                                                                              sagt Wolfgang Bohmayr,
                                                                              Mana­ger des Kunststoff-                   www.jku.at/en/lit-factory
                                                                              Clusters.

                                                                                  Interdisziplinäres Zentrum
                                                                                  Die Johannes Kepler Uni-
                                                                                  versität Linz eignet sich
                                                                                  aus mehreren Gründen
                                                                                  als Mittelpunkt für die Um-
Die LIT Factory bietet auf 8.000 m2 Raum für Innovationen und Coworking.          setzung technologischer
Bild: LIT Factory - JKU Linz
                                                                                  Innovationen aus dem
demonstrieren und lehren. Die Schwer-                            Gebiet der Kunststofftechnik: „Besonders
punkte dabei reichen vom Werkstoff bis                           die fachliche Einbettung der Kunststoff-
zur ökologischen Wiederverwertung von                            technik zwischen Polymerchemie, Mecha-
Kunststoffen im Sinne einer Kreislaufwirt-                       tronik und Informatik mit Schwerpunkten
schaft. Kunststoffe zählen schon heute zu                        im Bereich Machine Learning sowie dem
den vielfältigsten Werkstoffen und sind die                      LIT mit Schwerpunkten bei Cyber Physi-
Quelle von Innovationen für viele Anwen-                         cal Systems sticht hier heraus“, erklärt
dungsbereiche, bei denen Kreislauffähig-                         Univ.-Prof. DI Dr. Georg Steinbichler, Leiter
keit, Ressourceneffizienz und Nachhaltig-                        der LIT Factory. Daneben können auch
keit wichtige Faktoren darstellen und bei                        gesellschaftliche, soziale, rechtliche und
Betrachtung von Ökobilanzen entscheiden-                         wirtschaftliche Aspekte in der Forschung
                                                                                                                         Univ.-Prof. DI Dr. Georg Steinbichler, Leiter der LIT
de Vorteile bieten.                                              abgedeckt werden.                                       Factory Bild: ENGEL

                                                                                                                                     KC-aktuell | Ausgabe 3 - Oktober 2021        11
DIGITALISIERUNG

     Wohin die Reise geht –
     Kunststofftechnik an der JKU
     Die JKU Kunststofftechnik blickt auf erfolgreiche Jahre zurück – im Forschungsbereich, bei Projekten und zuletzt durch den Aufbau
     der Pilotfabrik der LIT Factory. Als Experte für Kunststoffverarbeitung wird Univ.-Prof. DI Dr. Gerald Berger-Weber das neue Institut für
     Polymer Processing und Digital Transformation an der JKU Linz leiten. Welchen Forschungsfragen er sich widmen möchte und wo er
     die größten Herausforderungen sieht, verrät er im Gespräch mit KC-aktuell. Interview in voller Länge auf www.kunststoff-cluster.at.

     Welchen wichtigen Fragen möchten Sie          Wo sehen Sie mit Blick auf Ihre bisheri-
     sich in Ihrer neuen Funktion widmen?          gen Forschungsschwerpunkte Advanced
     Meine Zukunftsthemen in der Kunststoff-       Manufacturing, dynamische Werkzeug-
     verarbeitung sind die Digitale Transfor-      temperierung und Simulation die größten
     mation, die Simulation als „physikalisches    Herausforderungen?
     Modell“ der Formgebungsprozesse sowie         Dynamische Temperierung von Formge-
     das Thema Nachhaltigkeit. Natürlich werde     bungswerkzeugen ist bereits Stand der
     ich die bestehenden Großforschungsvorha-      Technik. Der breite Einsatz scheiterte aber
     ben der JKU im Bereich Kunststoffverarbei-    bisher zumeist an Energieeffizienz sowie
     tung fortführen und insbesondere die sehr     Heiz- und Kühlraten. Gerade die rasante             Univ.-Prof. DI Dr. Gerald Berger-Weber
                                                                                                       Bild: Opernfoto Graz
     erfolgreichen Industrie- und Forschungs-      Entwicklung der letzten Jahre im Bereich
     kooperationen stärken. Ich pflege einen       Additiver Fertigung mit metallischen                Gerald Berger-Weber studierte Kunst-
     ganzheitlichen und kooperativen Ansatz        Werkstoffen wird hier einen weiteren                stofftechnik an der Montanuniversität
     – immer den Fokus auf die Anwendbarkeit       Technologiesprung in der Kunststoffver-             Leoben (MUL) und schloss 2006 sein
     meiner Forschungsergebnisse gerichtet.        arbeitung ermöglichen. Die systematische            Doktoratsstudium ab. Nach berufli-
     Forschung muss der Gesellschaft und der       Modellbildung und Simulation von Ferti-             chen Stationen unter anderem bei
     Industrie helfen, die Herausforderungen der   gungsprozessen sehe ich als unerläss-               MAGNA Intier Automotive und dem
     Zukunft besser zu meistern.                   liches Tool für Ausbildung, Entwicklung             Polymer Competence Center Leoben
                                                   und Forschung. Aus eigener Erfahrung                folgte 2018 seine Habilitation im Fach
     Kunststoff und sein negatives Image – wo      weiß ich, dass sich die Simulationser-              Kunststoffverarbeitung. Bis Septem-
     sehen Sie hier Handlungsbedarf?               gebnisse trotz sorgfältiger Vorbereitung            ber 2021 vertrat er als Assoziierter
     Es wird nicht über einzelne Anwendungen       oftmals nicht mit den Ergebnissen einer             Professor im Department Kunst-
     und die fachgerechte Kreislaufführung dis-    experimentellen Validierung decken. We-             stofftechnik der MUL das Thema Ad-
     kutiert, sondern Kunststoff im Allgemeinen    sentliche Störfaktoren sind hier die Stoff-         vanced Manufacturing, ehe er am 1.
     wird in der Öffentlichkeit oft als Problem    datenmessung bzw. die Materialmodelle,              Oktober 2021 an die JKU Linz auf die
     wahrgenommen, das es zu eliminieren gilt.     gefolgt von der exakten Modellierung des            Professur für Polymer Processing and
     Wir an den Universitäten spüren das un-       Verarbeitungsprozesses sowie der Mo-                Digital Transformation wechselte.
     mittelbar an sinkenden Studierendenzah-       dellierung von äußeren Störgrößen. Mein
                                                                langfristiges Ziel ist es, diese     on. Zusammen mit den Instituten und Kom-
                                                                Lücken zu schließen. Dann            petenzzentren der JKU, den großen Unter-
     „Zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen und
                                                                erst kann Prozesssimulati-           nehmen der Kunststofftechnik und den
     meinem Team möchte ich die internationale Sichtbarkeit
                                                                on effizient an der Digitalen        weiteren wissenschaftlichen Playern in der
     der JKU-Kunststofftechnik noch weiter ausbauen und die
                                                                Transformation       mitwirken.      Digitalisierung ergeben sich große Potenzi-
     kunststoffrelevanten Studiengänge in Richtung Digitale
                                                                Und was Advanced Manu-               ale für kollektive Forschungs- und Entwick-
     Transformation und Nachhaltigkeit gestalten.“
                                                                facturing betrifft – also den        lungskooperationen. Es muss uns gelingen,
                                                                intensiven Einsatz innovativer       neben dem universitären Studium auch ei-
     len, aber auch der Lehrlingsnachwuchs in      Technologien – so scheitern KMU leider            nen niederschwelligen Zugang zu Wissen,
     der Industrie stagniert. Im Wandel zu einer   oft bereits an der Flexibilität, Leistbarkeit,    Pilotanlagen und Best-Practice-Beispielen
     nachhaltigen Gesellschaft können wir auf      Benutzerfreundlichkeit oder Durchgängig-          zu schaffen. Hier sehe ich das Linz Institu-
     den Werkstoff Kunststoff mit seinen vielen    keit der unterstützenden Softwaretools.           te of Technology (LIT) und die Linz School
     Vorteilen nicht verzichten. Im Gegenteil:                                                       of Education als potenzielle Enabler und
     Kunststoffe sind Teil der Lösung! Es muss     Wie kann heute schon ein KMU aktuelle             insbesondere die LIT Factory als zentrale
     uns also gelingen, junge Leute trotz des      Forschungsergebnisse nutzbar machen?              Plattform. Industrie und KMU müssen sich
     aktuellen Images von Kunststoffen für ein     Was sind konkrete Angebote an die Indus-          als aktive Partner im Lernprozess verste-
     Studium der Kunststofftechnik zu begeis-      trie zur Forschungskooperation?                   hen. Die Erfahrung zeigt, dass jene Projekte,
     tern und auf die Bedeutung der Ausbildung     Hier sehe ich den größten Aufholbedarf.           bei denen die Firmenpartner aktiv bereits in
     zur Erarbeitung faktenbasierter Lösungen      Insbesondere die KMU in der Kunststoff-           der Entwicklung der digitalen Assistenzsys-
     für den Einsatz und die Wiederverwertung      verarbeitung benötigen Unterstützung bei          teme mitwirken, den größten Mehrwert für
     von Kunststoffen hinzuführen.                 den Prozessen der Digitalen Transformati-         die Unternehmen schaffen.

12   KC-aktuell | Ausgabe 3 - Oktober 2021
AUTOMATISIERUNG

Wireless Safety to go:
Bedienpanel öffnet neue Türen
Freiheit beim Bedienen, WLAN-Datenübertragung ohne Kabelsalat und integrierte Sicherheitsfunktionen – das wireless Bedien-
panel HGW 1033 vom Salzburger Automatisierungsexperten Sigmatek vereint all diese Punkte.

Vor allem die beiden Eigenschaften Bedien-
komfort und Bewegungsfreiheit bündelt das
wireless Panel HGW 1033-32 von Sigmatek.
Zur Ausstattung zählen drei Safety-Elemen-
te sowie drei Drehgeber. Mit einem Panel
können dann gleich mehrere Bearbeitungs-
zellen bedient werden. „So wird die Steue-
rung noch effizienter und Kosten für mehre-
re Panels können eingespart werden“, hebt
Sigmatek-Geschäftsführer Alexander Mel-
kus einen wichtigen Kundenvorteil hervor.
Zur eindeutigen Maschinenidentifikation ist
eine sichere 7-Segmentanzeige integriert.
Diese zeigt dem Benutzer an, mit welcher
Maschineneinheit das WLAN-Panel gerade
verbunden ist.

Nah am Geschehen
Dank der kabellosen Handhabung ist es
möglich, ganz nahe an die gekoppelte Ma-
schine zu treten. So kann der Benutzer lau-
fende Prozesse genau im Blick behalten.                      Das hochauflösende 10,1-Zoll Multitouchdisplay ermöglicht eine intuitive Bedienung. Bild: SIGMATEK

Die eingebauten Safety-Komponenten Zu-
stimmtaster, Schlüsselschalter und aktiv                     Technology-Prozessor sowie das inte-                             die Übertragung das Black-Channel-Prinzip
leuchtender Nothalt bieten dem Bediener                      grierte Akkupack. Dieses gewährleistet                           genutzt. Die redundante Datenübertragung
dabei die nötige Sicherheit. Drei Drehgeber                  einen zweistündigen Dauereinsatz ohne                            auf separaten Frequenzbändern (2.4 und 5
sorgen für einen komfortablen Betrieb –                      Nachladen.                                                       GHz) erhöht zudem die Verfügbarkeit so-
speziell beim Einrichten. Mit 1.350 Gramm                                                                                     wie die Qualität des Funknetzes.
liegt das Panel noch dazu leicht in der                          Einfach andocken
Hand, der Griff ist ergonomisch geformt.                         Ist ein Ladevorgang notwendig, kann der                      Vom Schlafzimmer auf den Weltmarkt
Die HGW-Reihe bietet je nach Anforderung                         Bediener das Panel an der Basisstation                       Der 1988 gegründete Familienbetrieb
verschiedene Bedienpanels. Für die nötige                        platzieren und der Vorgang startet au-                       Sigmatek ist im Laufe der Jahrzehnte zu
Visualisierungspower sorgen ein EDGE2-                           tomatisch. Diese Basisstation BWH 001                        einem führenden Unternehmen der Auto-
                                                                                          wurde passend zum                   matisierungstechnologie geworden. „Da
                                                                                          WLAN-Bedienpanel                    in unserem Haus das Schlafzimmer am
                                                                                          entwickelt und dient                leichtesten auszuräumen war, haben wir
                                                                                          als Gateway mit Do-                 dort unsere erste Produktionsstätte einge-
                                                                                          cking- und Ladefunk-                richtet“, erzählt Andreas Melkus. Das Un-
                                                                                          tion. Das mobile HMI                ternehmen befindet sich nach wie vor zu
                                                                                          überträgt die Daten                 100 Prozent im Eigentum der Gründerfa-
                                                                                          über eine „Peer-to-                 milien Melkus und Kusejko. Rund 565 Mit-
                                                                                          Peer“-Verbindung di-                arbeiter – davon alleine 450 am Stamm-
                                                                                          rekt an die Basisstati-             sitz in Lamprechtshausen – beschäftigt
                                                                                          on, die wiederum für                Sigmatek heute weltweit an seinen acht
                                                                                          die Kommunikation                   Standorten. „Integrierte Systemlösungen,
                                                                                          zur Sicherheitssteu-                ausgerichtet auf den Kundennutzen, wa-
                                                                                          erung S-DIAS von                    ren und sind nach wie vor unser Erfolgsre-
                                                                                          Sigmatek sorgt. Bei                 zept“, betonen die Geschäftsführer.
                                                                                          sicherheitsrelevan-
Die wireless HGW-Familie wächst laufend und bietet vielfältige Varianten für das flexible
Bedienen von Maschinen und Anlagen. Bild: SIGMATEK                                        ten Daten wird für                  www.sigmatek-automation.com

                                                                                                                                          KC-aktuell | Ausgabe 3 - Oktober 2021   13
AUTOMATISIERUNG

     Gastbeitrag von Univ.-Prof. Dr. Friedrich Bleicher,
     Vorstand des Instituts für Fertigungstechnik und Photonische Technologien an der TU Wien

     Neue Möglichkeiten durch
     Automatisierung im Formenbau
     In der Automobilbranche führen immer neue Produkteinführungen und Facelifts zu einem stetigen Anstieg der Bauteilvarianten
     bei deutlich verkürzten wirtschaftlich relevanten Produktionsphasen. Ein hochautomatisierter und digital durchgängiger For-
     menbau ist hier gefragt.

     Um die notwendige Ersatzteilversorgung                           sätzen, es ist aber für viele Anwendungen             aus. Das Know-how und die Erfahrung der
     für Produktlebenszyklen von 25 bis 30 Jah-                       und vor allem für kleinere Stückzahlen                einzelnen Mitarbeiter können jedoch stark
     ren zu gewährleisten, werden Spritzguss-                         durchaus geeignet. Die Hochpräzisionszer-             variieren. So erhält man oft unterschied-
     werkzeuge und Formeinsätze für gewöhn-                           spanung ermöglicht es, Oberflächengüten               lichste Lösungsmöglichkeiten, was sich
     lich auf Lager gelegt. So stehen sie im                          in Polierqualität „maschinefallend“ zu reali-         signifikant auf die kostenintensive Arbeits-
     Bedarfsfall schnell zur Verfügung. Die da-                       sieren und das Härten sowie das anschlie-             planung bzw. Steuerprogrammerstellung
     durch verursachten Lagerhaltungskosten                           ßende Superfinishing entfallen dabei.                 auswirken kann.
     müssen jedoch im Vorhinein mitkalkuliert
     werden. Und auch der Automobilhersteller                         Digital durchgängige Arbeitsvorbereitung              Standardisierte Prozesse als Lösung
     trägt dabei ein Risiko, denn er muss darauf                      Das Institut für Fertigungstechnik und Pho-           Abhilfe kann auch hier die Digitalisierung
     vertrauen, dass das Zulieferunternehmen                          tonische Technologien (IFT) der TU Wien               aller erforderlichen Produkt- und Ferti-
     über diesen langen Zeitraum fortbesteht.                         arbeitet bereits seit 2019 mit einem führen-          gungsinformationen schaffen. Mit den
                                                                      den Hersteller von Spritzgießmaschinen in             beiden Schlüsseltechnologien Model-
     Optimal für kleine Losgrößen                                     einer Forschungskooperation. Gemeinsam                Based-Definition (MBD) und Feature-
     Einen entscheidenden Vorteil könnte ein                          versuchen sie, eine datendurchgängige                 Technologie (FT) lassen sich Prozesse
     hochautomatisierter und digital durchgän-                        CAD/CAM/CAQ-Prozesskette aufzubauen                   aus der Fertigung und Qualitätsprüfung
     giger Formenbau bieten, der speziell für                         und die Vorteile der digitalisierten Produkt-         standardisieren. Durch die maschinen- und
     kleine Losgrößen optimiert ist. Aluminium-                       und Fertigungsinformationen (PMI), die                menschenlesbaren PMI ist es möglich,
     Formeinsätze lassen sich kurzfristig und                         sowohl menschen- als auch maschinen-                  Best-Practice-Bearbeitungs- und auch
     günstig aus der digitalen Repräsentanz                           lesbar sind, zu nutzen.                               Messprozesse in einer Regelbibliothek zu
     des Werkstücks und der Form fertigen,                                                                                  hinterlegen und die kostenintensive Steu-
     wenn eine durchgängige CAD/CAM/CAQ-                              Unterschiedlicher Wissensstand                        erprogrammerstellung zu automatisieren.
     Prozesskette existiert. Aluminium besitzt                        Die Erstellung eines CAM-Programmes
     zwar nicht dieselben Werkstoffeigenschaf-                        setzt viel Wissen und enorme Datenmen-                Präzise Kalkulation möglich
     ten wie Stahl bei herkömmlichen Formein-                         gen aus verschiedensten Bereichen vor-                Die Digitalisierung der PMI bietet außer-
                                                                                                                            dem noch einen weiteren Vorteil: Durch De-
                                                                                                                            finition der Qualitäts- und Kostenstandards
                                                                                                                            wird bereits im Vorfeld eine präzise Kalku-
                                                                                                                            lation in der Arbeitsplanung möglich. Die
                                                                                                                            Herstellungskosten sind nicht nur schon
                                                                                                                            während der Konstruktionsphase bekannt
                                                                                                                            – sie sind auch signifikant niedriger.

                                                                                                                            Arbeitsvorbereitung in der Cloud
                                                                                                                            Die Software zur automatisierten Steu-
                                                                                                                            erungsprogrammerstellung läuft dabei
                                                                                                                            entweder als Cloud-Dienst oder auf einem
                                                                                                                            Edge-System. Um die Verknüpfung zwi-
                                                                                                                            schen derartigen Softwareservices und
                                                                                                                            den tatsächlichen Fertigungssystemen
                                                                                                                            zu schaffen, werden durchgängige Soft-
                                                                                                                            wareschnittstellen und standardisierte
                                                                                                                            austauschbare Datenmodelle benötigt.
                                                                                                                            Cloud-Server und Edge-Geräte bilden ge-
                                                                                                                            meinsam eine verteilte Infrastruktur, die
                                                                                                                            aber unabhängig von deren physischem
     Vertikale Vernetzung – Use-Case-übergreifendes Bild als universelles Rückgrat des Projekts, Unternehmen siedeln sich   Standort und Betreiber die Verfügbarkeit
     entlang dieser vertikalen Integrationskette an. Bild: EuProGigant

14   KC-aktuell | Ausgabe 3 - Oktober 2021
AUTOMATISIERUNG

Dr. Friedrich Bleicher (Institut für Fertigungstechnik und Photonische Technologien, TU Wien) und Dr. Claudia Schickling (Pilotfabrik Industrie 4.0, TU Wien) stellten das Projekt EuProGigant beim
Opening-Event im Juni 2021 der Öffentlichkeit vor. Bild: Matthias Heschl

und Datensicherheit gewährleisten muss.                             Nutzung von Daten für die Produktion“.                               gen, wie eine hoch vernetzte Produktion
Denn besonders für produzierende Unter-                             Ziel ist die Demonstration und Skalierung                            mit sich selbst organisierenden und sta-
nehmen spielt es eine zentrale Rolle, wie                           eines standortübergreifenden, digital ver-                           bilisierenden Eigenschaften ausgestattet
mit sensiblen Daten umgegangen wird.                                netzten Produktionsökosystems mit resi-                              werden kann. Dank souveränem Daten-
                                                                    lienter, datengetriebener und nachhaltiger                           und Informationsaustausch innerhalb ei-
Aktuelles Projekt                                                   Wertschöpfung zur Stärkung der europäi-                              nes gemeinsamen Datenökosystems wird
stärkt Europas Vorreiterrolle                                       schen Vorreiterrolle in der Industrie.                               eine nachhaltige und resiliente Produktion
Das binationale Forschungsprojekt EuPro-                                                                                                 zur Realität.
Gigant (Europäisches Produktionsgiganet                             Nachhaltige und resiliente Produktion
zur kalamitätsmindernden Selbstorchest-                             Konkret soll EuProGigant den technolo-
rierung von Wertschöpfungs- und Lernöko-                            gischen und ökonomischen Nutzen der
systemen) bearbeitet zentrale Fragestel-                            offenen, europäischen Multi-Cloud-Infra-
lungen zum Thema „Smarte und souveräne                              struktur Gaia-X verdeutlichen und aufzei-

   Das binationale Leitprojekt EuProGigant                          Projektleiter sind die TU Wien und die TU
   wird vom österreichischen Bundesminis-                           Darmstadt. Unterstützt werden sie vom
                                                                                                                                         Univ.-Prof. Dr. Friedrich Bleicher ist seit 2009 Inhaber
   terium für Klimaschutz, Umwelt, Energie,                         projektbegleitenden Industrieausschuss,                              des Lehrstuhls für Spanende Fertigungstechnik und Vor-
                                                                                                                                         stand des Instituts für Fertigungstechnik und Photoni-
   Mobilität, Innovation und Technologie                            dem Generationenbeirat und dem Wissen-                               sche Technologien an der TU Wien. Bild: Tanzer
   (BMK) und vom deutschen Bundesminis-                             schaftlichen Beirat.
   terium für Wirtschaft und Energie (BMWi)
   mit rund 5 Mio. EUR gefördert. 16 Projekt-                       •    Projektlaufzeit: 4 Jahre
   partner aus Österreich und Deutschland                           •    Projektvolumen: 8,5 Mio. EUR.
   sind an der Ausführung, Entwicklung und
   Implementierung des Projekts beteiligt.                          www.euprogigant.com

                                                                                                                                                      KC-aktuell | Ausgabe 3 - Oktober 2021           15
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