AUFBRUCHSTIMMUNG BEI KUNSTSTOFFVERARBEITERN
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DAS MAGAZIN DER KUNSTSTOFFBRANCHE Ausgabe 3 - Oktober 2021 AUFBRUCHSTIMMUNG BEI KUNSTSTOFFVERARBEITERN Chancen und Zukunftsaussichten aus vier Perspektiven Seite 4 WEITERE THEMEN: Digitalisierung, Automatisierung, Anwenderfokus Mobilität Bild: ARBURG www.kunststoff-cluster.at
KC INSIDE Biokunststoff im Gespräch Die HTL Andorf veranstaltet zum Thema Kunststoff einen Vortragsabend samt Podiumsdiskussion. Die Andorf Technology School geht am 17. Fachliche Ausbildung November 2021 der Frage nach, ob Bio- „Wir sehen uns als Kompetenzzentrum für „Wertstoff Kunststoff“ – Biokunststoffe kunststoffe lediglich ein Marketinggag oder Werkstofftechnik, das zur Wettbewerbsfähig- 17. November 2021, 17.00 Uhr doch eine Alternativlösung sind. Im Fokus keit unserer Region beiträgt, und nehmen die Anmeldung: der Veranstaltung stehen Fakten rund um Verantwortung für die Ausbildung unserer Ju- office@andorftechnologyschool.at die Materie Kunststoff. Ein Besuch sei ne- gendlichen wahr“, betont Direktor Josef Karl. Es gelten die aktuellen COVID-19-Bestimmun- ben Schülern und Lehrern vor allem auch für Schwerpunkte der Ausbildungszweige sind gen der Österreichischen Bundesregierung. Studenten, Eltern und Wirtschaftsvertreter Nachhaltigkeit, Schonung der Ressourcen und www.andorftechnologyschool.at empfehlenswert, meinen die Organisatoren. der Übergang in eine Kreislaufwirtschaft. Argusaugen für die rPET-Folie Schüler der HTL Neufelden entwickelten eine Maschine zur optischen Qualitätsprüfung von rPET-Folie. Dies glückte in Zusam- menarbeit mit dem Mühlviertler Recyclingmaschinenhersteller Starlinger viscotec. Vier Maturanten der HTL Neufelden entwi- aus gebrauchten PET-Geträn- ckelten und programmierten während ihres keflaschen saubere, recycelte Sommerpraktikums für den Recyclingan- Folie für Lebensmittelverpackun- lagenerzeuger Starlinger viscotec eine ka- gen herstellen. „Die Maturanten meraunterstützte Folienerkennung. Das haben unsere Anforderungen Analysegerät CASA (Camera Aided Sheet ausgezeichnet umgesetzt“, lobt Analyzer) erkennt zuverlässig mögliche op- Stefan Wolkerstorfer, Produkt- tische Fehler in Folien und stellt das Ergeb- manager bei Starlinger viscotec, nis visuell dar. Etwaige Makel können durch das Engagement der Schüler. Klebstoffreste oder Fremdkörper im Recyc- Die vier „ausgezeichneten“ Maturanten (v.l.): Raphael Leitner, Tobias Wöger- bauer, Florian Weiß, Kilian Reiter Bild: privat lingmaterial entstehen. Maturanten augezeichnet CASA wurde beim österreichwei- Ansprüche an CASA ten Ideen- und Kreativwettbewerb „jugend Auszeichnung für die gelungene Umsetzung Am Standort in St. Martin im Mühlkreis pro- innovativ“ geehrt. In der Kategorie „Enginee- des Themas „Digitalisierung“ verliehen. duziert Starlinger viscotec für seine weltwei- ring“ erhielten die Maturanten den zweiten ten Kunden Maschinen für das Recycling Preis. Das engagierte Viererteam bekam www.htl-neufelden.at von Kunststoff. Mit diesen Anlagen lässt sich zudem von der Fachjury die „Digi-Bonus“- www.viscotec.at HTL-Schüler treiben Technik voran Vier HTL-Diplomarbeiten am TGM Wien wurden im Juni dieses Jahres mit dem Borealis Innovation Award ausgezeichnet. Die preisgekrönten Diplomarbeiten be- mittelverpackungen auf Basis schäftigen sich mit den unterschiedlichs- nachwachsender Rohstoffe. ten Thematiken im Bereich Kunststoff- und Daraus sollen nachhaltige Tief- Umwelttechnik. Ihre Ergebnisse leisten kühlverpackungen hergestellt wichtige Beiträge in der Praxis. „Ohne die werden. enge Kooperation zwischen Ausbildung und Industrie wären solche Erfolge und Fortschritte in der Medizin eine moderne Ausbildung am Stand der Mit der Entwicklung einer Vor- Die Siegerteams mit ihren Betreuern bei der Preisverleihung (v.l.): Emil Technik nicht möglich“, weiß Klemens Rei- richtung zur Kalibrierung von Ramsauer, Felix Syrch, Corinna Schadler, Dr. Harald Wilhelm, Arabella Schmid, Dipl.-Ing. Klemens Reitinger MSc, Mehmed Mehmedi, Dipl.-Päd. tinger, Abteilungsvorstand des TGM. Magnetresonanztomographen Uwe Dröszler, Ahmed Soliman, Christopher Fischer MSc, Nico Paunovic, Lukas Wilhelm Bild: GFKT erreichte ein drittes Schülerduo Erfolge für die Praxis eine Verbesserung der medizinischen Di- Borealis Innovation Award Eine der ausgezeichneten Abschlussarbei- agnostik. Erste Erfolge konnten während „Borealis sieht die Förderung der Ausbil- ten befasst sich mit der Verbesserung der der Erprobung bereits in der Tumorer- dung als Teil seiner gesellschaftlichen Ver- Eigenschaften von Kunststoffmischun- kennung erzielt werden. Das vierte Team antwortung und unterstützt junge Talente gen. Mit den gewonnenen Resultaten tra- erforschte die Herstellung mikroskopisch und ihre innovativen Projekte“, erklärt Tho- gen die Verfasser zur Erreichung vorgege- kleiner Bauteile mittels eines hochprä- mas Gangl, CEO von Borealis. bener Recyclingquoten bei. Ein weiteres zisen 3D-Druckverfahrens. Diese oft nur Team entwickelte Messverfahren und reiskorngroßen Stücke werden in der Me- www.tgm.ac.at -methoden zur Bewertung von Lebens- dizintechnik angewendet. www.borealisgroup.com 2 KC-aktuell | Ausgabe 3 - Oktober 2021
EDITORIAL INHALT Innovationstreiber Kunststofftechnik KC INSIDE Drei innovative Schulen im Portrait 2 Voll in Fahrt und doch schaumgebremst, so lässt sich der Herbst 2021 für die Kunststoffbranche zusammenfassen. Wir sehen aktuell bei den Partnerbetrieben eine gute – vielleicht über die Lie- EDITORIAL ferbranchen hinweg etwas unterschiedliche – Stimmung, was die Auftragslage und generell die Impressum 3 wirtschaftliche Lage betrifft. Trotzdem stottert es gewaltig in der Supply Chain, unter anderem durch Knappheit bei Elektronikbauteilen. Besonders in der Mobilitätsbranche steht das Manage- COVERSTORY ment vor Denkaufgaben und kämpft mit großer Planungsunsicherheit. Aufbruchstimmung bei Kunststoffverarbeitern 4 Der Zug zu Elektromobilität und geänderten Antriebskonzepten ist unaufhaltsam. Für die Zulie- ferindustrie bedeutet das aber auch, dass nur mehr ein Zehntel des Bedarfes bei den Bauteilen KUNSTSTOFFVERARBEITUNG für den Antriebsstrang zu erwarten ist. Das wird sich nicht so schnell durch andere Anwendungs- Drei Schritte in die Zukunft 6 bereiche kompensieren lassen. Innovationstreiber für die Zukunft 8 Wirtschaftlich – sozial – kompetent 8 Bei den aktuell für mehrere Branchen-Cluster erhobenen F&E-Kennzahlen der Partnerbetriebe Die Nummer 1 bei Prüfungen 9 (Quelle: Statistik Austria, Erhebung über Forschung und experimentelle Entwicklung 2019, Leis- Schmelzefilter aus dem 3D-Drucker 10 tungs- und Strukturstatistik) ist aber eines augenscheinlich: Mobilität ist derzeit mit sieben % F&E-Quote einer der Innovationstreiber, herausragend bleibt auch die hohe F&E-Quote im klassi- DIGITALISIERUNG schen Maschinenbau und im Bereich der Mechatronik mit 8,9 %, wo die Transformation zur Digi- Pilotfabrik LIT Factory 11 talisierung bereits seit 2019 voll greift. Die F&E-Quote der Kunststoffbetriebe hat im Vergleich zu Kunststofftechnik an der JKU 12 2017 (4,4 %) mit einem aktuellen Wert von 4,6 % nochmals zugenommen – die Effekte der oben genannten Branchen dürften aber erst 2021 intensiver durchschlagen, wenn es zur Implemen- AUTOMATISIERUNG tierung von Innovationen durch Kunststofflösungen kommen wird, wo viel an experimenteller Wireless Safety to go 13 Forschung zu erwarten ist. Automatisierung im Formenbau 14 In unserer Coverstory wollen wir am Beispiel von vier klassischen Betrieben des Kunststoffge- ANWENDERFOKUS MOBILITÄT werbes und Innungs- und Fachgruppenvertretern mehrerer Bundesländer die wichtigsten Inves- Ohne Kunststoff keine Klimawende 16 titionen in die Zukunft aufzeigen: Fundierte Fachausbildung, Wissenstransfer und Umsetzung Mobilität effizienter gestalten 18 von Innovationen. Kunststoffe für die E-Mobilität 18 Interview mit Florian Danmayr 19 All diese Herausforderungen bieten sich mehr denn je für die Kooperation mit dem Kunststoff- Revolutionär in jeder Hinsicht 20 Cluster an, um in der Schnelllebigkeit und digitalen Transformation vorne dabei zu sein. Ein Grenzenlose Bearbeitungsvielfalt 20 Hinweis sei noch gestattet: Der Kunststoff-Cluster ist auf der Fakuma in Halle B2 am Gemein- schaftsstand B2-2115 der Wirtschaftskammer Österreich vertreten. Besuchen Sie uns, wir KOOPERATIONEN freuen uns auf Sie! Leichtbau-Drohne hebt ab 21 Lehrmittelbox räumt mit Mythen auf 21 Smarte Bauteile für das Leben 22 Ein Labor für Wind und Wetter 24 Qualitätssicherung im 3D-Druck 25 Auf Hochglanz poliert 26 Ing. Wolfgang Bohmayr DI Thomas Gröger Gleiche Chancen für alle Generationen 27 Cluster-Manager Büro Linz Cluster-Manager Büro St. Pölten VORSCHAU KC-Veranstaltungen 28 IMPRESSUM & OFFENLEGUNG GEM. § 25 MEDIENGESETZ Blattlinie: Informationen über Aktivitäten des Kunststoff-Clusters und seiner Partnerunternehmen sowie News aus der Kunst- stoff-Branche. Der Kunststoff-Cluster ist eine Initiative der Länder Oberösterreich und Niederösterreich. Träger sind die regio- nalen Standortagenturen Business Upper Austria und ecoplus. Medieninhaber (Verleger) und Herausgeber: Business Upper Austria – OÖ Wirtschaftsagentur GmbH, Redaktionsadresse: Hafenstraße 47-51, 4040 Linz, Telefon: +43 732 79810 – 5115, E-Mail: kunststoff-cluster@biz-up.at, www.kunststoff-cluster.at. Für den Inhalt verantwortlich: DI (FH) Werner Pamminger, MBA, Redaktion: Ing. Wolfgang Bohmayr, Mag.a Petra Danhofer, Mag.a Tamara Gruber-Pumberger, Mag. Markus Käferböck, Ullrich Kapl, DI Hermine Wurm-Frühauf, Sophie Elisabeth Mooseder Grafik/Layout: Generative III GmbH, Umsetzung: Business Upper Austria. Bildmaterial: Alle Bilder, wenn nicht anders angegeben: Business Upper Austria/Kunststoff-Cluster. Gastbeiträge müssen nicht notwendigerweise die Meinung des Herausgebers wiedergeben. Beigelegte Unterlagen stellen ent- geltliche Informationsarbeit des KC für die Partner dar. Alle Angaben erfolgen trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr, eine Haftung ist ausgeschlossen. Vorbehaltlich Satz- und Druckfehler. Aus Gründen der besseren Leserlichkeit verzichten wir teil- weise auf geschlechtsspezifische Formulierungen. Sämtliche personenbezogenen Bezeichnungen beziehen sich auf alle Ge- schlechter in gleicher Weise. KC-aktuell | Ausgabe 3 - Oktober 2021 3
COVERSTORY Bild: iStock Aufbruchstimmung bei Kunststoffverarbeitern Kunststoff und Vorurteile – lange Zeit schienen diese Begriffe untrennbar miteinander verbunden zu sein. Doch hartnäckige Überzeugungsarbeit und innovative Produktlinien haben dazu beigetragen, dass wieder mehr über Kunststoff als Wertstoff ge- redet wird. Vier Unternehmer geben Einblick in ihre Tätigkeit und sprechen über Chancen, Probleme und Zukunftsaussichten. Die Coronakrise hat den Kunststoffver- Hälfte der Arbeitsplätze bei Kunststoffver- aufgezeigt werden. „Österreichweit sind arbeitern vergleichsweise moderat zu- arbeitern und wird der größte Teil des Pro- wir gerade dabei, uns mit der Industrie gesetzt. Einzelnen Sparten wie etwa der duktionswertes erwirtschaftet. Im Bereich und den großen Playern zu vernetzen, um Automobilindustrie zwar stärker als ande- der Kunststoffverarbeitung gibt es die große, einheitliche, positive Aussagen zum ren, die daraus resultierenden Probleme Lehrberufe Kunststofftechnik und Kunst- Kunststoff und seinem Kreislauf zu ma- sind aus Sicht der meisten heimischen stoffverarbeitung mit vier bzw. drei Jahren chen. Das funktioniert natürlich nur, wenn Branchenvertreter jedoch großteils über- Dauer. Rund 45 % aller Lehrlinge kommen wir auch positive, ehrliche Beispiele zeigen wunden. Dafür bereiten aktuell die Roh- aus Ober- und Niederösterreich, wobei können“, betont Lottmann. stoffpreise und die Verfügbarkeit einiger auch immer mehr Mädchen diese Lehrbe- Vorprodukte zunehmendes Kopfzerbre- rufe ergreifen. Seit 2005 hat sich die Zahl Künstliche Intelligenz als Ergänzung chen. Weitere Dauerthemen sind der Fach- der weiblichen Lehrlinge verdoppelt. In der Debatte um erfolgreichen Wettbe- kräftemangel und das schlechte Image werb ist Digitalisierung ein vielstrapazier- von Kunststoff. Jugend für Kunststoff begeistern tes Schlagwort. „Digitalisierung ist ein sehr Erika Lottmann, Geschäftsführerin der geflügeltes Wort in diesen Tagen. Ich den- Aktuelle Zahlen Lottmann Fensterbänke GmbH, enga- ke am Ende geht es um Datenerhebung Eine zeitgemäße Produktion muss auf giert sich als WKO-Funktionärin sehr für mit Sensorik, Vernetzung von verschie- jeden Fall den Ressourcenverbrauch bei den Nachwuchs: „Als Fachvertreterin des denen Geräten und Maschinen sowie die hoher Funktionalität senken, um rentabel kunststoffverarbeitenden Gewerbes habe Auswertung und Bewertung dieser Daten. und gleichzeitig umweltfreundlich zu sein. ich, so wie als Unternehmerin in der Region, Mit einigen Projekten in diesem Bereich Laut aktueller Statistik des Fachverban- die Möglichkeit, in direktem Austausch mit haben wir positive Erfahrungen gemacht. des der chemischen Industrie gibt es in den Schülern, Eltern und Lehrern auf die Sehr häufig ist ein belegbarer wirtschaft- Österreich 559 Betriebe, die in der Kunst- Wichtigkeit von gut ausgebildeten Fach- licher Vorteil, der sich in angemessener stoffverarbeitung tätig sind. Die Branche kräften hinzuweisen.“ Überregional ziehen Zeit erwirtschaften lässt, nur schwer fest ist klein- und mittelbetrieblich strukturiert. die Unternehmer mit dem Kunststoff-Clus- zu machen“, betont Markus Brunnthaler, Rund 62 % der Unternehmen beschäftigen ter an einem Strang. Dabei geht es nicht Eigentümer der Firma Miraplast und stell- weniger als 20 Mitarbeiter, 33 % zwischen nur am Tag „Schule und Wirtschaft“ um vertretender Bundesinnungsmeister der 20 und 249 Mitarbeiter und fünf Prozent Imagewerbung und Veranstaltungen. Wo Kunststoffverarbeiter in der Wirtschafts- mehr als 250 Mitarbeiter. es geht, wird Pädagogen und Schülern das kammer. Frank Böhler, Bundesspartenob- Thema Kunststoff als wichtiger Werkstoff mann in der WKO, sieht die Branche auf Weibliche Lehrlinge auf dem Vormarsch und nicht nur als Verpackungsabfall nä- einem guten Weg. Technisch sei für die Die Zentren der Produktion liegen in Ober- hergebracht. Paradebeispiel ist der Stand Industrie 4.0 alles top, einzig die Weiterbil- und Niederösterreich. In diesen beiden bei der Messe „Jugend und Beruf“ in Wels, dung der Fachkräfte hinke dem positiven Bundesländern finden sich mehr als die wo die Möglichkeiten der Kunststofflehre Trend ein wenig nach. 4 KC-aktuell | Ausgabe 3 - Oktober 2021
COVERSTORY Erika Lottmann, Lottmann Fensterbänke GmbH Was ist das Geheimnis Ihres Geschäftser- Thema Nachhaltigkeit – wie sieht es in Ih- folgs? rem Unternehmen damit aus? Wir versuchen, immer im Sinne der Kunden Unsere Produkte können 25 Jahre und zu denken und Lösungen zu finden, wenn länger in einem Gebäude verbaut sein. Wir das Problem noch gar nicht so offensicht- beschäftigen uns auch mit sofortigem Re- lich ist. Es geht darum, möglichst einfache cycling im Produktionsprozess, mit dem Systeme im Sinne des Verarbeiters zu ent- richtigen Maß an Transportverpackung wickeln. oder der Installation einer Photovoltaik- anlage, um den größten Teil unseres be- Was bewegt die kleinen und mittleren Unter- nötigten Stroms selbst zu erzeugen. Wir nehmen aus der Kunststoffbranche aktuell? versuchen, so viele Produkte wie möglich Bild: Starmayr Wenn irgendwann der Bogen durch die regional zu kaufen, trennen im ganzen Preisentwicklung überspannt wird, be- Haus Reststoffe penibel zur Wiederverwer- fürchten wir schon einen Einbruch in der tung und haben den Nachhaltigkeitsgedan- Bautätigkeit. ken in unserem Leitbild formuliert. Frank Böhler, Tecnoplast GmbH Was ist das Geheimnis Ihres Geschäftser- haben wir gute Erfahrungen gemacht. Oft folgs? hinkt die Weiterbildung unserer Fachkräfte Wir pflegen langjährige Kundenpartnerschaf- hinterher, um all die Möglichkeiten, die ma- ten und bieten intelligente Produktlösungen. schinenseitig angeboten werden, auch wirk- lich betriebswirtschaftlich zu nutzen. Welche positiven Erfahrungen haben Sie mit Digitalisierungsmaßnahmen gemacht? Welches Kunststoffprodukt aus Ihrer Ferti- Unsere Branche ist seit „Industrie 4.0“ auf gung ist besonders nachhaltig? einem gutem Weg: Schnittstellen von Spritz- Dosierkugeln für Reinigungsmittelkonzent- gießmaschinen zu Peripherie und Geräten, rate (genaue Dosierung in der Anwendung) MDE, Prozessdatendokumentation, Sensorik oder Distanzringe für Terrassenplatten aus Bild: Lukas Hämmerle für vorbeugende Instandhaltung. Prinzipiell zu 100 Prozent recyceltem Polypropylen. Markus Brunnthaler, Miraplast GmbH Was ist das Geheimnis Ihres Geschäftser- Wo gilt es, beim Image neue Wege zu gehen? folgs? Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Da gibt es kein wirkliches Geheimnis. Ich wünsche mir eine sachliche Diskussi- on und dass die Kunststoffverarbeiter als Welches Kunststoffprodukt aus Ihrer Ferti- Teil der Lösung des Müllproblems und der gung ist besonders nachhaltig? Klimakrise verstanden werden. Dann ha- Wir fertigen nur Mehrwegprodukte und ben wir auch kein schlechtes Image und versuchen mit internem Recycling alles werden mehr Fachkräfte finden. Mit dem Recycelbare zu erfassen, Dazu haben wir ÖCC2 haben wir eine neue Plattform, die eigene Produkte aus 100-Prozent-Recyc- Organisationen und Betriebe entlang der lingkunststoff. Eine andere Produktlinie ist Wertschöpfungskette verbindet und wich- Bild: Wirtschaftsbund-Lechner aus greenPE gefertigt. tige Imagearbeit leisten wird. Werner Kruschitz, KRM Kunststoff-Recycling-Maschinen GmbH Was ist das Geheimnis Ihres Geschäftser- Fehlende Fachkräfte und schlechtes Image folgs? sind zwei Faktoren, mit denen die Kunst- Immer etwas Neues ausprobieren und of- stoffbranche immer wieder zu kämpfen fen sein für neue Techniken. hat. Wie stehen Sie dazu? Ein vorrangiges Ziel ist, das Image nach- Was bewegt die kleinen und mittleren Unter- haltig und dauerhaft zu verbessern. Wir nehmen aus der Kunststoffbranche aktuell? sollen den Schülern zeigen, wie interessant Die schlechte Versorgung mit Rohstoffen es ist, in einem Kunststoffbetrieb zu arbei- und die starken Preisschwankungen. ten. Mit immer neuen Herausforderungen und Chancen lassen sich Lösungen ge- meinsam erarbeiten. Bild: KRM GmbH KC-aktuell | Ausgabe 3 - Oktober 2021 5
KUNSTSTOFFVERARBEITUNG FUSO produziert hochwertige Kunststoffteile. Bild: FUSO Drei Schritte in die Zukunft Mehr als drei Millionen Euro hat die FUSO GmbH, Spezialist für Produktentwicklung, Formenbau und Produktion hochwertiger Kunststoffteile, in den vergangenen zwei Jahren in den Ausbau des Unternehmens gesteckt. Mit KC-aktuell spricht Firmenchef Andreas Högn über Investitionen, ökologische Auswirkungen und die daraus resultierenden Kundenvorteile. FUSO lässt mit drei Neuerungen aufhor- Was erwartet FUSO von der vergrößerten Stanz-Biege-Teile, Dreh-Fräs-Komponen- chen. Welche sind das? Fläche? ten oder keramische Komponenten kön- Die größte Neuheit ist unsere Halle mit Mit der neuen Halle setzen wir ein Zeichen nen wir mit Kunststoff vereinen – wie im- etwa 1.200 m² zusätzlicher Fläche, die uns für Ökologie und Wachstum. 20 bis 25 wei- mer ganz individuell nach Kundenwunsch. nach siebenmonatiger Bauzeit in mehrere tere Maschinen werden dort bis zu 40 zu- Dimensionen wachsen lässt. Dort findet sätzliche Arbeitsplätze schaffen. Die Halle Was hat es mit der Erweiterung der Kühl- auch unsere neue automatisierte Zelle ist mit einer Hakenhöhe von über sechs wasseranlage auf sich? Platz, mit der wir bei Metallkunststoffver- Metern außerdem höher als die bisherige, Wir nutzen bereits die bestehende Kühl- bundteilen sehr flexibel auf Kundenan- was Raum für noch größere Maschinen wasseranlage mit entkalktem und entsalz- forderungen reagieren können. Die dritte mit einem Werkzeuggewicht von bis zu tem Wasser. Korrosionshemmer und Keim- Neuerung ist ein Investment in die Ökolo- 15 Tonnen bietet. In einem Teil der Halle hemmer haben also auch schon bisher zur gisierung: eine zusätzliche Kühlwasseran- erweitern wir unser Hochregallager, so- hohen Werkzeugschonung beigetragen. lage, mit der wir in der kühlen Jahreszeit dass wir 550 bis 600 Paletten zusätzlich Nun haben wir die Anlage erweitert. Mit der heizen und Erdgas einsparen können. inhouse deponieren können. Bisher war für Abwärme der Werkzeuge und Maschinen das Zwischenlagern bei einem externen können wir ab sofort unsere Gebäude hei- Investitionen von mehr als drei Millionen Dienstleister häufig ein zusätzlicher Lkw- zen und unseren Gasverbrauch mehr als Euro sind nicht gerade typisch für Krisen- Transport nötig. Jetzt bleiben Rohstoffe halbieren. Einmal mehr ein Beweis dafür, zeiten. Wie kam es zu diesem Entschluss? bzw. Waren im Haus und wir verringern dass sich Wirtschaftlichkeit und Ökologie Der Entschluss für den Zubau war schon den Transportaufwand. Rechnerisch kön- bei FUSO die Hand reichen. vor der Coronakrise gefallen und auch die nen wir durch diese Investition in Produk- Behördenwege hatten wir bereits erfolgreich tions- und Lagerfläche den Umsatz und www.fuso.com absolviert. So konnten wir zu günstigen Kon- Waren-Output theoretisch verdoppeln. ditionen investieren. Wie auch schon in der Vergangenheit haben wir wieder mit regiona- Was haben FUSO-Kunden davon? len Firmen zusammengearbeitet, wo gegen- Unsere Kunden haben mit uns seit Jahr- seitiges Vertrauen herrscht – von den Baufir- zehnten einen sowohl gefestigten als auch men über den Installateur bis zum Elektriker. innovativen Partner, der mit ihnen gemein- sam dynamisch und gesund wächst. Welche Möglichkeiten bietet die neue automatisierte Zelle? Die automatisierte Zelle ist recht einfach rüstbar und kommt für unterschiedlichs- te Anwendungen zum Einsatz: Wir kön- nen damit rasch Kunststofferzeugnisse, Metallkunststoffverbindungen und Metall- teile fertigen. Sie ist für hohe, aber auch „Mit der Erweiterung setzen wir ein Zei- Andreas Högn (r.) führt mit seinem Bruder Thomas (l.) für mittlere Stückzahlen aufgrund der ein- chen für Ökologie und Wachstum.“ das Unternehmen. Auch Sohn Maximilian (Mitte) ist mittlerweile im Familienbetrieb tätig. Bild: FUSO fachen Adaptierbarkeit ideal. Auch Lager-, Andreas Högn Bild: FUSO 6 KC-aktuell | Ausgabe 3 - Oktober 2021
KUNSTSTOFFVERARBEITUNG QUALITÄTSSIEGEL HIGH PERFORMANCE 5 JAHRE GEWÄHRLEISTUNG LEISTUNGSDICHTE NACHHALTIG PRÄZISE DYNAMISCH LEISE 1 .10.202 12. - 16 101 e A 3 , Stand 3 Hall ri ch sh afen, Frie d land D euts ch Wissen Sie eigentlich, was wirklich nachhaltig wirkt? Die Leistungsdichte Ihres Antriebs! Der Planetenrollengewindetrieb unserer hybriden und elektrischen ALLROUNDER ist nicht nur in dieser Hinsicht das Beste, was Sie im gesamten Markt finden. Sichern Sie sich die besten Werte! Bei Geräuschentwicklung, Kühlung, Kraftübertragung, Tragfähigkeit, Kompaktheit, Ersatzteilversorgung – einfach überall. Und obendrauf gibts noch fünf Jahre Gewährleistung. Unser Planetenrollengewindetrieb: einzigartig! www.arburg.at KC-aktuell | Ausgabe 3 - Oktober 2021 7
KUNSTSTOFFVERARBEITUNG Innovationstreiber für die Zukunft Seit gut 80 Jahren baut die Leistritz Extrusionstechnik GmbH Doppelschnecken für die Aufbereitungstechnik. Die Kunden profi- tieren vom Know-how auf verschiedenen Gebieten der Materialaufbereitung wie Masterbatch, Compounding, Direkt-, Labor- und Pharmaextrusion. Die Fähigkeit zur Erneuerung ist für Unter- nehmen heute eine entscheidende Kom- petenz, um im tiefgreifenden Wandel der Märkte und Kundenanforderungen beste- hen zu können. Dabei lauten die Kernthe- men Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft, Effizienz und Grüne Technologien. ZSE MAXX-Extruder sind besonders für die Rezyklataufbereitung oder -verarbeitung geeignet. Der Anteil an Rezyklaten kann dabei bis zu 100 Prozent betragen. Bild: Leistritz Technologieführerschaft ausbauen Wer in diesen Bereichen technologisch im nationalen und internationalen Raum ten Recycling-Extrusionsanlage, die es er- eine Führungsrolle einnimmt, punktet mit auszubauen – mit wegweisenden techni- möglicht, aus bis zu 100 Prozent Rezyklat einem erheblichen Vorteil gegenüber sei- schen Lösungen und individuellen Servi- lebensmittelkonforme Verpackungen her- nen Mitbewerbern. Die Geschäftsführung ces, die unsere Nähe und das Verständnis zustellen. Das Anlagenkonzept mit seiner der Leistritz Extrusionstechnik sieht enor- für die branchenspezifischen Bedürfnisse einzigartigen Konfiguration und den ZSE me Chancen für agile Unternehmen und unserer Kunden zeigen“, erklärt Dipl.-Ing. MAXX Doppelschnecken-Extrudern zeigt will diese nutzen. „Unser strategischer Anton Fürst, einer der drei Geschäftsführer. Leistritz auf der heurigen Fakuma vom 12. Fokus ist klar auf zukunftsträchtige Ge- bis 16. Oktober in Friedrichshafen – in Hal- schäftsfelder ausgerichtet. Das Ziel ist, die Leistungsschau auf der Fakuma le A6. Position der Leistritz Extrusionstechnik als Konkret umgesetzt hat Leistritz diese Stra- Innovationstreiber und Technologieführer tegie bereits in einer kürzlich fertiggestell- extruders.leistritz.com Wirtschaftlich – sozial – kompetent ABC gilt als einer der führenden und innovativsten Auftragsfertiger in den Bereichen Zerspanung, Kunststoff, Mechatronik, Montage und Textil. Als Kärntens integrativer Betrieb beweist Umfangreiches Angebot ABC Auftragsfertigung seit 1981, dass sich Top ausgebildete Fachkräfte sowie die Faktoren Wirtschaftlichkeit, soziale ausschließlich zertifizierte Kunst- Verantwortung und Kompetenz nicht aus- stoffschweißer sind für individuelle schließen, sondern perfekt ergänzen. An Kundenwünsche im Einsatz. Sie drei Standorten in Kärnten werden durch- schweißen und kleben PP, PE und schnittlich 240 Mitarbeiter bzw. Lehrlinge PVC, aber auch Hochleistungs- beschäftigt, wobei 80 Prozent des Per- kunststoffe und Fluorkunststoffe sonals wegen der Art oder Schwere ihrer wie PVDF, ECTFE, PFA etc. Nam- Behinderung nicht auf dem allgemeinen hafte nationale und internationale Arbeitsmarkt tätig sein können. Konzerne und Unternehmen zählen zu den Stammkunden von ABC. Die High-End-Bearbeitung von Kunststoffen CNC-Bearbeitung, Thermoformen, ABCs erfahrenes Personal schweißt, klebt, Montage und Konfektionierung fräst und formt auf höchstem Qualitätsni- zählen ebenso wie die 3D-Mess- veau. „Dabei bearbeiten wir kleine bis mitt- technik zum Angebot von ABC. lere Losgrößen von zehn bis 1.000 Stück. „Wir bemühen uns stets um den Top ausgebildete Mitarbeiter arbeiten auf höchstem Qualitätsniveau. Wir wickeln für unsere Kundinnen und Einsatz umweltfreundlicher Tech- Bild: ABC Service & Produktion GmbH Kunden alle Aufträge zeitnah und unkom- nologien und versuchen, all unsere pliziert ab. Wiederbeschaffungszeit von 24 Prozesse nachhaltig zu Ende zu Stunden bei entsprechender Vereinbarung“, denken“, versichert Höbart. betont Geschäftsführer Dipl.-Ing. Thomas Höbart. www.abc-auftragsfertigung.com 8 KC-aktuell | Ausgabe 3 - Oktober 2021
KUNSTSTOFFVERARBEITUNG Die Nummer 1 bei Prüfungen Seit 75 Jahren unterstützt das OFI als unabhängiges, akkreditiertes Prüf- und Forschungsinstitut die österreichische Wirtschaft. Die Geschichte des OFI beginnt 1946 mit der verdeutlichen, erfolgte 1984 die Um- Gründung des Chemischen Forschungs- benennung in den bis heute gültigen institutes der Wirtschaft Österreichs (CFI) Namen Österreichisches Forschungs- und ist eng mit der Entwicklung des Werk- institut für Chemie und Technik (OFI). stoffes Kunststoff verbunden. Kunststoffe und Kunststoffprodukte umfassten zu der Akkreditierte Prüfanstalt Zeit nur einen ganz geringen Prozentsatz Die Untersuchung von Produkten und der gesamten wirtschaftlichen Aktivitäten. die Beurteilung ihrer Qualität waren Zehn bis 20 Dekagramm betrug damals der von Beginn an Aufgaben des OFI. Als jährliche Pro-Kopf-Verbrauch – eine Menge, eine der ersten Prüfanstalten Öster- die heute bestenfalls mit dem Verbrauch reichs erhielt das OFI 1992 erstmals von Gewürzen zu vergleichen ist. eine Akkreditierung. Seit damals wur- Werkstoffcharakterisierung und Produktprüfung sowie Qualitäts- sicherung besitzen im Dienstleistungsangebot der akkreditierten den die Verfahren stetig erweitert. So Prüf-, Inspektions- und Zertifizierungsstelle OFI einen hohen Stel- Große Branchenvielfalt war das OFI zuletzt für die Durchfüh- lenwert. Bild: OFI/Michael Pyerin Mit den Jahren gewannen Kunststoffe als rung von 704 Verfahren akkreditiert. Werkstoffe immer mehr an Bedeutung. Zu- langjährigen Erfahrung unterstützen sie nächst im Elektrobereich und in der Sport- Zugang zu Forschung dabei, ihre Ideen Wirklichkeit werden zu artikelindustrie, später dann auch in der „Gerade Start-ups und KMU ohne eigene lassen“, betonen die OFI-Geschäftsführer Biomedizin, der Bautechnik oder im Ver- Forschungsabteilung profitieren vom OFI. Dr. Michael Balak und DI Udo Pappler. packungsbereich. Um die Breite der Bran- Unsere Expertinnen und Experten mit ih- chen, die man mittlerweile bediente, zu rem interdisziplinären Know-how und der www.ofi.at WE DRIVE THE BESUCHEN SIE unseren virtuellen Showroom ShowHello! CIRCULAR ECONOMY. Ob Inhouse-, Postconsumer oder Bottle-Recycling: Nur wenn Maschinen perfekt auf die jeweilige Anforderung abgestimmt sind, gelingt es Kreisläufe präzise und profitabel zu schließen. Vertrauen Sie dabei auf die Nummer 1-Technologie von EREMA: Über 6000 unserer Maschinen und Systeme produzieren so jährlich rund 14,5 Mio. Tonnen hochwertiges Granulat – hocheffizient und energiesparend. CHOOSE THE NUMBER ONE. 2101019ERE_KC_aktuell.indd 1 28.01.21 10:27 KC-aktuell | Ausgabe 3 - Oktober 2021 9
KUNSTSTOFFVERARBEITUNG Minimaler Druckverlust dank Schmelzefilter aus dem 3D-Drucker Mit den innovativen Schmelzefiltern flow filter V und flow filter X hat die voestalpine High Performance Metals Division ein ein- faches Standardprodukt für den Kunststoffspritzguss neu erfunden. Hergestellt mit modernster 3D-Druck-Technologie, lassen sie ihre konventionell erzeugten Alternativen weit hinter sich. Vor dem Hintergrund von jährlich rund zu Farbveränderungen 400 Millionen Tonnen CO2, die durch das und reduzierten mecha- weltweite Herstellen und Verbrennen von nischen Eigenschaften Kunststoffen emittiert werden, gewinnt führen. das Thema Nachhaltigkeit zunehmend an Bedeutung. Recycling von Kunststoffen Alles für den gilt als wichtiger Baustein auf dem Weg optimalen „flow“ zu einer nachhaltigeren Produktion von Unter dieser Prämis- flow filter V eignen sich für eine Vielzahl ungefüllter Kunststoffe. Bild: voestalpine High Performance Metals Konsumgütern und Verpackungen – und se hat die voestalpine somit zu einer sauberen Umwelt. High Performance Me- tals Division Filtereinsätze designt, die onsbeständige Pulver kommt natürlich Verunreinigungen gefährden Qualität nur vernachlässigbar in die Strömung des ebenfalls aus unseren eigenen Produk- Recycelter Kunststoff ist für Spritzgießer Kunststoffes eingreifen. Möglich macht tionswerken. Mit dieser Innovation bie- ein herausfordernder Rohstoff. Problema- das die innovative Fertigung mittels 3D- ten wir unseren Kunden eine optimale tisch sind vor allem Verunreinigungen, die Metalldruck. Für die Herstellung des flow Lösung zu komplexen Fragestellungen im Wiederaufbereitungsprozess ins Ar- filters V wird weder gebohrt noch gefräst, im Bereich Kunststoffspritzguss“, erklärt beitsmaterial gelangen und die Teilequa- sondern lediglich das Pulver an den ent- Thomas Schanzer, Managing Director lität negativ beeinflussen. Zudem besteht scheidenden Stellen aufgeschmolzen der voestalpine High Performance Metals die Gefahr, dass enge Anspritzpunkte ver- und zu einem festen Körper verbunden. International GmbH. stopfen und der Produktionsprozess zum In allen durchgeführten Tests zeigen flow Erliegen kommt. Aufwendige Reinigung, filter V wesentlich geringere Druckverluste www.voestalpine.com/ Produktionsausfall und Mehrkosten durch im Vergleich zu häufig eingesetzten Stan- highperformancemetals/international Instandsetzung sind die Folgen. dardfiltern. Weiterer Vorteil des flow filters V: Die Maschenweite liegt konstant niedrig Hoher Druckverlust bei 0,6 mm. bei konventionellen Filtern Um diesen Gefahren entgegenzuwirken, Durchmischung der Schmelze können Schmelzefilter in die Maschinen- Einige Anwendungen erfordern neben der düse eingesetzt werden. Es handelt sich Reinigung auch eine zusätzliche Durchmi- dabei üblicherweise um mechanische Sie- schung der Schmelze. Um das zu errei- be. Viele Spritzgießer scheuen sich jedoch chen, vereint der flow filter X einen hochef- vor dem Einsatz solcher Schmelzefilter. fizienten Filter und einen statischen Mixer Hauptgrund dafür ist ein hoher Druckver- auf engstem Raum. Spritzgießer profitie- lust, den diese Filter oftmals bewirken. ren mit diesem Produkt nicht nur von einer Hinzu kommt, dass konventionelle Filter optimierten Durchmischung der Schmelze den Kunststoff mit einer starken Scher- – der flow filter X garantiert gleichzeitig spannung belasten. Das wiederum kann höchste Sicherheit gegen Produktions- „Wir konzentrieren uns auf technolo- ausfall durch verstopfte gisch anspruchsvolle Produktsegmen- Anspritzpunkte. te und sind weltweiter Marktführer für Bestes Pulver Werkzeugstähle und Sonderwerkstoffe. für beste Produkte Durch die Abstimmung mit Konstrukteu- Die hohe Werkstoffkom- ren, Werkzeugmachern und -anwendern Bezahlte Anzeige petenz des Konzerns können wir unseren Kunden Komplettlö- trägt zur Einzigartigkeit sungen präsentieren.“ der Filter bei. „Das für Thomas Schanzer, Managing Director der voestalpine flow filter X stoppen zuverlässig Verunreinigungen jeder Art und verhindern dadurch den Metalldruck der Bau- High Performance Metals International GmbH ein Verstopfen der Anspritzpunkte. Bild: voestalpine High Performance Metals teile eingesetzte korrosi- Bild: voestalpine High Performance Metals 10 KC-aktuell | Ausgabe 3 - Oktober 2021
DIGITALISIERUNG Pilotfabrik bringt neuen Wind in Kunststoffbranche Die LIT Factory des Linz Institute of Technology (LIT) ist ein vernetzter Lehr-, Lern- und Forschungsbetrieb für Smart Polymer Processing und Digitalisierung. Ab Herbst startet sie in den Vollbetrieb. Die Pilotfabrik verfügt gemeinsam mit dem Wegweisendes Modell Open Innovation Center über die Kompe- Die LIT Factory will mit tenzen von Wissenschaft und Wirtschaft. einem wegweisenden Auf rund 8.000 m2 existiert so ein Raum PPP-Modell (Public Pri- für Innovationen. „Langfristig soll die LIT vate Partnership) aus Factory ein international sichtbares Flagg- Wirtschaft, Forschung schiff für Polymer Processing und Digita- und den Fördergebern lisierung werden“, betont Manfred Hackl, Innovationen vorantrei- CEO der EREMA Group. Die Gründung er- ben. Zur Zielerreichung folgte auf Basis eines Calls der Österreichi- der Recyclingvorgaben schen Forschungsförderungsgesellschaft sind ein Zusammen- und unter Mitfinanzierung des Bundesmi- wirken mit Politik, Un- nisteriums für Klimaschutz, Umwelt, Ener- ternehmen und die In der Pilotfabrik wird ab Herbst 2021 im Vollbetrieb geforscht, entwickelt und gelehrt. Bild: EREMA gie, Mobilität, Innovation und Technologie Übersetzung aus der sowie dem Land Oberösterreich, der Stadt Forschung in die Praxis notwendig. Der Erfolgreiche Kooperationen Linz und der Industrie. Open Innovation Ansatz, die Nutzung fach- Mit der Beteiligung am neu gegründeten übergreifender Synergien auf dem Gebiet COMET Zentrum CHASE an der JKU und Kreislaufwirtschaft im Fokus der Digitalen Transformation in der Kunst- TU Wien konnten in Kooperation mit der Die LIT Factory will als offene Plattform stofftechnik und Lösungen für die Kreis- LIT Factory bereits zahlreiche Projekte die Potenziale der digitalen Transforma- laufwirtschaft sind am Kunststoffstandort auf dem Gebiet der Prozessdigitalisierung tion erforschen, Methoden entwickeln, etablierte Erfolgsrezepte. „Innovation und dem Recycling von Kunststoffen er- durch Kooperation ist ein folgreich gestartet werden. Das Linz Ins- mittlerweile fix veranker- titute of Technology und die Institute der tes und gelebtes Kulturgut, Kunststofftechnik der JKU wirken zudem das mit der LIT Factory in mit den COMET Zentren Pro2Future, SCCH den GoLive-Betrieb geht“, und Wood K plus zusammen. sagt Wolfgang Bohmayr, Manager des Kunststoff- www.jku.at/en/lit-factory Clusters. Interdisziplinäres Zentrum Die Johannes Kepler Uni- versität Linz eignet sich aus mehreren Gründen als Mittelpunkt für die Um- Die LIT Factory bietet auf 8.000 m2 Raum für Innovationen und Coworking. setzung technologischer Bild: LIT Factory - JKU Linz Innovationen aus dem demonstrieren und lehren. Die Schwer- Gebiet der Kunststofftechnik: „Besonders punkte dabei reichen vom Werkstoff bis die fachliche Einbettung der Kunststoff- zur ökologischen Wiederverwertung von technik zwischen Polymerchemie, Mecha- Kunststoffen im Sinne einer Kreislaufwirt- tronik und Informatik mit Schwerpunkten schaft. Kunststoffe zählen schon heute zu im Bereich Machine Learning sowie dem den vielfältigsten Werkstoffen und sind die LIT mit Schwerpunkten bei Cyber Physi- Quelle von Innovationen für viele Anwen- cal Systems sticht hier heraus“, erklärt dungsbereiche, bei denen Kreislauffähig- Univ.-Prof. DI Dr. Georg Steinbichler, Leiter keit, Ressourceneffizienz und Nachhaltig- der LIT Factory. Daneben können auch keit wichtige Faktoren darstellen und bei gesellschaftliche, soziale, rechtliche und Betrachtung von Ökobilanzen entscheiden- wirtschaftliche Aspekte in der Forschung Univ.-Prof. DI Dr. Georg Steinbichler, Leiter der LIT de Vorteile bieten. abgedeckt werden. Factory Bild: ENGEL KC-aktuell | Ausgabe 3 - Oktober 2021 11
DIGITALISIERUNG Wohin die Reise geht – Kunststofftechnik an der JKU Die JKU Kunststofftechnik blickt auf erfolgreiche Jahre zurück – im Forschungsbereich, bei Projekten und zuletzt durch den Aufbau der Pilotfabrik der LIT Factory. Als Experte für Kunststoffverarbeitung wird Univ.-Prof. DI Dr. Gerald Berger-Weber das neue Institut für Polymer Processing und Digital Transformation an der JKU Linz leiten. Welchen Forschungsfragen er sich widmen möchte und wo er die größten Herausforderungen sieht, verrät er im Gespräch mit KC-aktuell. Interview in voller Länge auf www.kunststoff-cluster.at. Welchen wichtigen Fragen möchten Sie Wo sehen Sie mit Blick auf Ihre bisheri- sich in Ihrer neuen Funktion widmen? gen Forschungsschwerpunkte Advanced Meine Zukunftsthemen in der Kunststoff- Manufacturing, dynamische Werkzeug- verarbeitung sind die Digitale Transfor- temperierung und Simulation die größten mation, die Simulation als „physikalisches Herausforderungen? Modell“ der Formgebungsprozesse sowie Dynamische Temperierung von Formge- das Thema Nachhaltigkeit. Natürlich werde bungswerkzeugen ist bereits Stand der ich die bestehenden Großforschungsvorha- Technik. Der breite Einsatz scheiterte aber ben der JKU im Bereich Kunststoffverarbei- bisher zumeist an Energieeffizienz sowie tung fortführen und insbesondere die sehr Heiz- und Kühlraten. Gerade die rasante Univ.-Prof. DI Dr. Gerald Berger-Weber Bild: Opernfoto Graz erfolgreichen Industrie- und Forschungs- Entwicklung der letzten Jahre im Bereich kooperationen stärken. Ich pflege einen Additiver Fertigung mit metallischen Gerald Berger-Weber studierte Kunst- ganzheitlichen und kooperativen Ansatz Werkstoffen wird hier einen weiteren stofftechnik an der Montanuniversität – immer den Fokus auf die Anwendbarkeit Technologiesprung in der Kunststoffver- Leoben (MUL) und schloss 2006 sein meiner Forschungsergebnisse gerichtet. arbeitung ermöglichen. Die systematische Doktoratsstudium ab. Nach berufli- Forschung muss der Gesellschaft und der Modellbildung und Simulation von Ferti- chen Stationen unter anderem bei Industrie helfen, die Herausforderungen der gungsprozessen sehe ich als unerläss- MAGNA Intier Automotive und dem Zukunft besser zu meistern. liches Tool für Ausbildung, Entwicklung Polymer Competence Center Leoben und Forschung. Aus eigener Erfahrung folgte 2018 seine Habilitation im Fach Kunststoff und sein negatives Image – wo weiß ich, dass sich die Simulationser- Kunststoffverarbeitung. Bis Septem- sehen Sie hier Handlungsbedarf? gebnisse trotz sorgfältiger Vorbereitung ber 2021 vertrat er als Assoziierter Es wird nicht über einzelne Anwendungen oftmals nicht mit den Ergebnissen einer Professor im Department Kunst- und die fachgerechte Kreislaufführung dis- experimentellen Validierung decken. We- stofftechnik der MUL das Thema Ad- kutiert, sondern Kunststoff im Allgemeinen sentliche Störfaktoren sind hier die Stoff- vanced Manufacturing, ehe er am 1. wird in der Öffentlichkeit oft als Problem datenmessung bzw. die Materialmodelle, Oktober 2021 an die JKU Linz auf die wahrgenommen, das es zu eliminieren gilt. gefolgt von der exakten Modellierung des Professur für Polymer Processing and Wir an den Universitäten spüren das un- Verarbeitungsprozesses sowie der Mo- Digital Transformation wechselte. mittelbar an sinkenden Studierendenzah- dellierung von äußeren Störgrößen. Mein langfristiges Ziel ist es, diese on. Zusammen mit den Instituten und Kom- Lücken zu schließen. Dann petenzzentren der JKU, den großen Unter- „Zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen und erst kann Prozesssimulati- nehmen der Kunststofftechnik und den meinem Team möchte ich die internationale Sichtbarkeit on effizient an der Digitalen weiteren wissenschaftlichen Playern in der der JKU-Kunststofftechnik noch weiter ausbauen und die Transformation mitwirken. Digitalisierung ergeben sich große Potenzi- kunststoffrelevanten Studiengänge in Richtung Digitale Und was Advanced Manu- ale für kollektive Forschungs- und Entwick- Transformation und Nachhaltigkeit gestalten.“ facturing betrifft – also den lungskooperationen. Es muss uns gelingen, intensiven Einsatz innovativer neben dem universitären Studium auch ei- len, aber auch der Lehrlingsnachwuchs in Technologien – so scheitern KMU leider nen niederschwelligen Zugang zu Wissen, der Industrie stagniert. Im Wandel zu einer oft bereits an der Flexibilität, Leistbarkeit, Pilotanlagen und Best-Practice-Beispielen nachhaltigen Gesellschaft können wir auf Benutzerfreundlichkeit oder Durchgängig- zu schaffen. Hier sehe ich das Linz Institu- den Werkstoff Kunststoff mit seinen vielen keit der unterstützenden Softwaretools. te of Technology (LIT) und die Linz School Vorteilen nicht verzichten. Im Gegenteil: of Education als potenzielle Enabler und Kunststoffe sind Teil der Lösung! Es muss Wie kann heute schon ein KMU aktuelle insbesondere die LIT Factory als zentrale uns also gelingen, junge Leute trotz des Forschungsergebnisse nutzbar machen? Plattform. Industrie und KMU müssen sich aktuellen Images von Kunststoffen für ein Was sind konkrete Angebote an die Indus- als aktive Partner im Lernprozess verste- Studium der Kunststofftechnik zu begeis- trie zur Forschungskooperation? hen. Die Erfahrung zeigt, dass jene Projekte, tern und auf die Bedeutung der Ausbildung Hier sehe ich den größten Aufholbedarf. bei denen die Firmenpartner aktiv bereits in zur Erarbeitung faktenbasierter Lösungen Insbesondere die KMU in der Kunststoff- der Entwicklung der digitalen Assistenzsys- für den Einsatz und die Wiederverwertung verarbeitung benötigen Unterstützung bei teme mitwirken, den größten Mehrwert für von Kunststoffen hinzuführen. den Prozessen der Digitalen Transformati- die Unternehmen schaffen. 12 KC-aktuell | Ausgabe 3 - Oktober 2021
AUTOMATISIERUNG Wireless Safety to go: Bedienpanel öffnet neue Türen Freiheit beim Bedienen, WLAN-Datenübertragung ohne Kabelsalat und integrierte Sicherheitsfunktionen – das wireless Bedien- panel HGW 1033 vom Salzburger Automatisierungsexperten Sigmatek vereint all diese Punkte. Vor allem die beiden Eigenschaften Bedien- komfort und Bewegungsfreiheit bündelt das wireless Panel HGW 1033-32 von Sigmatek. Zur Ausstattung zählen drei Safety-Elemen- te sowie drei Drehgeber. Mit einem Panel können dann gleich mehrere Bearbeitungs- zellen bedient werden. „So wird die Steue- rung noch effizienter und Kosten für mehre- re Panels können eingespart werden“, hebt Sigmatek-Geschäftsführer Alexander Mel- kus einen wichtigen Kundenvorteil hervor. Zur eindeutigen Maschinenidentifikation ist eine sichere 7-Segmentanzeige integriert. Diese zeigt dem Benutzer an, mit welcher Maschineneinheit das WLAN-Panel gerade verbunden ist. Nah am Geschehen Dank der kabellosen Handhabung ist es möglich, ganz nahe an die gekoppelte Ma- schine zu treten. So kann der Benutzer lau- fende Prozesse genau im Blick behalten. Das hochauflösende 10,1-Zoll Multitouchdisplay ermöglicht eine intuitive Bedienung. Bild: SIGMATEK Die eingebauten Safety-Komponenten Zu- stimmtaster, Schlüsselschalter und aktiv Technology-Prozessor sowie das inte- die Übertragung das Black-Channel-Prinzip leuchtender Nothalt bieten dem Bediener grierte Akkupack. Dieses gewährleistet genutzt. Die redundante Datenübertragung dabei die nötige Sicherheit. Drei Drehgeber einen zweistündigen Dauereinsatz ohne auf separaten Frequenzbändern (2.4 und 5 sorgen für einen komfortablen Betrieb – Nachladen. GHz) erhöht zudem die Verfügbarkeit so- speziell beim Einrichten. Mit 1.350 Gramm wie die Qualität des Funknetzes. liegt das Panel noch dazu leicht in der Einfach andocken Hand, der Griff ist ergonomisch geformt. Ist ein Ladevorgang notwendig, kann der Vom Schlafzimmer auf den Weltmarkt Die HGW-Reihe bietet je nach Anforderung Bediener das Panel an der Basisstation Der 1988 gegründete Familienbetrieb verschiedene Bedienpanels. Für die nötige platzieren und der Vorgang startet au- Sigmatek ist im Laufe der Jahrzehnte zu Visualisierungspower sorgen ein EDGE2- tomatisch. Diese Basisstation BWH 001 einem führenden Unternehmen der Auto- wurde passend zum matisierungstechnologie geworden. „Da WLAN-Bedienpanel in unserem Haus das Schlafzimmer am entwickelt und dient leichtesten auszuräumen war, haben wir als Gateway mit Do- dort unsere erste Produktionsstätte einge- cking- und Ladefunk- richtet“, erzählt Andreas Melkus. Das Un- tion. Das mobile HMI ternehmen befindet sich nach wie vor zu überträgt die Daten 100 Prozent im Eigentum der Gründerfa- über eine „Peer-to- milien Melkus und Kusejko. Rund 565 Mit- Peer“-Verbindung di- arbeiter – davon alleine 450 am Stamm- rekt an die Basisstati- sitz in Lamprechtshausen – beschäftigt on, die wiederum für Sigmatek heute weltweit an seinen acht die Kommunikation Standorten. „Integrierte Systemlösungen, zur Sicherheitssteu- ausgerichtet auf den Kundennutzen, wa- erung S-DIAS von ren und sind nach wie vor unser Erfolgsre- Sigmatek sorgt. Bei zept“, betonen die Geschäftsführer. sicherheitsrelevan- Die wireless HGW-Familie wächst laufend und bietet vielfältige Varianten für das flexible Bedienen von Maschinen und Anlagen. Bild: SIGMATEK ten Daten wird für www.sigmatek-automation.com KC-aktuell | Ausgabe 3 - Oktober 2021 13
AUTOMATISIERUNG Gastbeitrag von Univ.-Prof. Dr. Friedrich Bleicher, Vorstand des Instituts für Fertigungstechnik und Photonische Technologien an der TU Wien Neue Möglichkeiten durch Automatisierung im Formenbau In der Automobilbranche führen immer neue Produkteinführungen und Facelifts zu einem stetigen Anstieg der Bauteilvarianten bei deutlich verkürzten wirtschaftlich relevanten Produktionsphasen. Ein hochautomatisierter und digital durchgängiger For- menbau ist hier gefragt. Um die notwendige Ersatzteilversorgung sätzen, es ist aber für viele Anwendungen aus. Das Know-how und die Erfahrung der für Produktlebenszyklen von 25 bis 30 Jah- und vor allem für kleinere Stückzahlen einzelnen Mitarbeiter können jedoch stark ren zu gewährleisten, werden Spritzguss- durchaus geeignet. Die Hochpräzisionszer- variieren. So erhält man oft unterschied- werkzeuge und Formeinsätze für gewöhn- spanung ermöglicht es, Oberflächengüten lichste Lösungsmöglichkeiten, was sich lich auf Lager gelegt. So stehen sie im in Polierqualität „maschinefallend“ zu reali- signifikant auf die kostenintensive Arbeits- Bedarfsfall schnell zur Verfügung. Die da- sieren und das Härten sowie das anschlie- planung bzw. Steuerprogrammerstellung durch verursachten Lagerhaltungskosten ßende Superfinishing entfallen dabei. auswirken kann. müssen jedoch im Vorhinein mitkalkuliert werden. Und auch der Automobilhersteller Digital durchgängige Arbeitsvorbereitung Standardisierte Prozesse als Lösung trägt dabei ein Risiko, denn er muss darauf Das Institut für Fertigungstechnik und Pho- Abhilfe kann auch hier die Digitalisierung vertrauen, dass das Zulieferunternehmen tonische Technologien (IFT) der TU Wien aller erforderlichen Produkt- und Ferti- über diesen langen Zeitraum fortbesteht. arbeitet bereits seit 2019 mit einem führen- gungsinformationen schaffen. Mit den den Hersteller von Spritzgießmaschinen in beiden Schlüsseltechnologien Model- Optimal für kleine Losgrößen einer Forschungskooperation. Gemeinsam Based-Definition (MBD) und Feature- Einen entscheidenden Vorteil könnte ein versuchen sie, eine datendurchgängige Technologie (FT) lassen sich Prozesse hochautomatisierter und digital durchgän- CAD/CAM/CAQ-Prozesskette aufzubauen aus der Fertigung und Qualitätsprüfung giger Formenbau bieten, der speziell für und die Vorteile der digitalisierten Produkt- standardisieren. Durch die maschinen- und kleine Losgrößen optimiert ist. Aluminium- und Fertigungsinformationen (PMI), die menschenlesbaren PMI ist es möglich, Formeinsätze lassen sich kurzfristig und sowohl menschen- als auch maschinen- Best-Practice-Bearbeitungs- und auch günstig aus der digitalen Repräsentanz lesbar sind, zu nutzen. Messprozesse in einer Regelbibliothek zu des Werkstücks und der Form fertigen, hinterlegen und die kostenintensive Steu- wenn eine durchgängige CAD/CAM/CAQ- Unterschiedlicher Wissensstand erprogrammerstellung zu automatisieren. Prozesskette existiert. Aluminium besitzt Die Erstellung eines CAM-Programmes zwar nicht dieselben Werkstoffeigenschaf- setzt viel Wissen und enorme Datenmen- Präzise Kalkulation möglich ten wie Stahl bei herkömmlichen Formein- gen aus verschiedensten Bereichen vor- Die Digitalisierung der PMI bietet außer- dem noch einen weiteren Vorteil: Durch De- finition der Qualitäts- und Kostenstandards wird bereits im Vorfeld eine präzise Kalku- lation in der Arbeitsplanung möglich. Die Herstellungskosten sind nicht nur schon während der Konstruktionsphase bekannt – sie sind auch signifikant niedriger. Arbeitsvorbereitung in der Cloud Die Software zur automatisierten Steu- erungsprogrammerstellung läuft dabei entweder als Cloud-Dienst oder auf einem Edge-System. Um die Verknüpfung zwi- schen derartigen Softwareservices und den tatsächlichen Fertigungssystemen zu schaffen, werden durchgängige Soft- wareschnittstellen und standardisierte austauschbare Datenmodelle benötigt. Cloud-Server und Edge-Geräte bilden ge- meinsam eine verteilte Infrastruktur, die aber unabhängig von deren physischem Vertikale Vernetzung – Use-Case-übergreifendes Bild als universelles Rückgrat des Projekts, Unternehmen siedeln sich Standort und Betreiber die Verfügbarkeit entlang dieser vertikalen Integrationskette an. Bild: EuProGigant 14 KC-aktuell | Ausgabe 3 - Oktober 2021
AUTOMATISIERUNG Dr. Friedrich Bleicher (Institut für Fertigungstechnik und Photonische Technologien, TU Wien) und Dr. Claudia Schickling (Pilotfabrik Industrie 4.0, TU Wien) stellten das Projekt EuProGigant beim Opening-Event im Juni 2021 der Öffentlichkeit vor. Bild: Matthias Heschl und Datensicherheit gewährleisten muss. Nutzung von Daten für die Produktion“. gen, wie eine hoch vernetzte Produktion Denn besonders für produzierende Unter- Ziel ist die Demonstration und Skalierung mit sich selbst organisierenden und sta- nehmen spielt es eine zentrale Rolle, wie eines standortübergreifenden, digital ver- bilisierenden Eigenschaften ausgestattet mit sensiblen Daten umgegangen wird. netzten Produktionsökosystems mit resi- werden kann. Dank souveränem Daten- lienter, datengetriebener und nachhaltiger und Informationsaustausch innerhalb ei- Aktuelles Projekt Wertschöpfung zur Stärkung der europäi- nes gemeinsamen Datenökosystems wird stärkt Europas Vorreiterrolle schen Vorreiterrolle in der Industrie. eine nachhaltige und resiliente Produktion Das binationale Forschungsprojekt EuPro- zur Realität. Gigant (Europäisches Produktionsgiganet Nachhaltige und resiliente Produktion zur kalamitätsmindernden Selbstorchest- Konkret soll EuProGigant den technolo- rierung von Wertschöpfungs- und Lernöko- gischen und ökonomischen Nutzen der systemen) bearbeitet zentrale Fragestel- offenen, europäischen Multi-Cloud-Infra- lungen zum Thema „Smarte und souveräne struktur Gaia-X verdeutlichen und aufzei- Das binationale Leitprojekt EuProGigant Projektleiter sind die TU Wien und die TU wird vom österreichischen Bundesminis- Darmstadt. Unterstützt werden sie vom Univ.-Prof. Dr. Friedrich Bleicher ist seit 2009 Inhaber terium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, projektbegleitenden Industrieausschuss, des Lehrstuhls für Spanende Fertigungstechnik und Vor- stand des Instituts für Fertigungstechnik und Photoni- Mobilität, Innovation und Technologie dem Generationenbeirat und dem Wissen- sche Technologien an der TU Wien. Bild: Tanzer (BMK) und vom deutschen Bundesminis- schaftlichen Beirat. terium für Wirtschaft und Energie (BMWi) mit rund 5 Mio. EUR gefördert. 16 Projekt- • Projektlaufzeit: 4 Jahre partner aus Österreich und Deutschland • Projektvolumen: 8,5 Mio. EUR. sind an der Ausführung, Entwicklung und Implementierung des Projekts beteiligt. www.euprogigant.com KC-aktuell | Ausgabe 3 - Oktober 2021 15
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