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DAS MAGAZIN DER KUNSTSTOFFBRANCHE Ausgabe 1 - März 2021 NACHHALTIGKEIT: ALLES IM GRÜNEN BEREICH? Heimische Kunststoffbranche profitiert von neuen Technologien Seite 4 WEITERE THEMEN: Additive Fertigung, Anwenderfokus Medizintechnik, neue Kooperation Bild: AdobeStock www.kunststoff-cluster.at
KC INSIDE Ein Gespräch über Inspiration, Pioniergeist und Verantwortung Thomas Gröger, seit 2008 als Projektmanager im Kunststoff-Cluster Büro St. Pölten tätig, folgte mit Jahresbeginn Harald Bleier als Cluster-Manager nach. Im Gespräch mit KC-aktuell analysiert er die Lage der Kunststoffbranche und verrät seine Ziele und Visionen. In voller Länge lesen Sie das Interview auf www.kunststoff-cluster.at. Wo liegen die Stärken des Kunststoffs- wicklungen werden die Wahrnehmung und Mit welchen Themen zu „Innovation durch tandorts Österreich? somit das Image des Kunststoffs weiter Kooperation“ halten wir den Standort zu- Von der Rohstoffherstellung über Mate- negativ beeinflusst. kunftsfähig? rialveredelung, Verarbeitungsmaschinen, Kooperation findet zwischen Menschen Sammel- und Sortier-Know-how bis hin zu Und wo sehen Sie Vorteile? statt. Folgt man dem Ziel, sich zu öffnen, Recyclingmaschinen haben wir sehr erfolg- Kunststoffe haben einen wesentlichen An- aufmerksam zuzuhören, seine Gedanken reiche Unternehmen als KC-Partner, die glo- teil an unserem heutigen Wohlstand und zu teilen und miteinander die Grenzen zu bal führend sind. Diese Tatsache, gepaart unserer Gesundheit, nicht mit exzellenten Ausbildungsstätten, ermög- zuletzt, da sie im Vergleich „Erinnern wir uns an den Pioniergeist licht es uns, den gesamten Stoffkreislauf zu anderen Materialien eine im eigenen Land abzubilden und somit Ent- hohe Einsatzvielfalt bei ver- und lassen wir uns davon inspirieren!“ wicklungen von weitreichender Bedeutung gleichsweise niedrigem Auf- voranzutreiben. wand in Form von Energie, Ressourcen und verschieben, entsteht daraus etwas Neues. somit CO2 vorweisen können. Wir als KC bringen Leute zusammen und Welchen Risiken oder Nachteilen ist die ermöglichen Ihnen, genau das zu tun, um heimische Kunststoffindustrie ausge- Kunststoff und sein schlechtes Image – das notwendige Vertrauen aufzubauen und setzt? wie kann man es nachhaltig verbessern? dadurch Dynamik entstehen zu lassen. Das Kritische Faktoren sind u.a. das ange- Lassen Sie uns Verantwortung überneh- ist die Basis unserer Clusterarbeit und un- schlagene Image, das zu einem starken men und präsentieren wir uns als Teil der ser Beitrag zur Gestaltung einer vielverspre- Rückgang im Ausbildungsbereich künftiger Lösung! Dazu ist eine gemeinsame Initiati- chenden Zukunft. Fachkräfte führt. Zusätzlich droht durch die ve aller unterschiedlichen Interessensgrup- wachsende Konkurrenz am globalen Markt pen notwendig. Was wir brauchen, ist ein die Abwanderung größerer Produktions- Schulterschluss des gesamten Kunststoff- stätten und damit verbunden eine Redukti- bereichs und einen koordinierten starken on der Forschungs- und Entwicklungstätig- Auftritt von Experten und Expertinnen aus keiten, da diese in der Regel der Produktion allen Bereichen. Einen ersten Schritt haben folgen. Durch daraufhin weniger in der Öf- wir mit der Gründung des ÖCC² – Öster- fentlichkeit sichtbare Innovationen und Ent- reichischer Carbon Cycle Circle in diesem Jahr gesetzt. Erinnern wir uns an den Pionier- „Lassen Sie uns Verantwortung überneh- geist und lassen wir uns men und präsentieren wir uns als Teil der davon inspirieren! Lösung!“ Ing. Harald Bleier, ehemaliger Cluster-Manager Kunststoff-Cluster, Büro St. Pölten An welchen Schwer- Bild: Business Upper Austria punkt- bzw. Zukunftsthemen arbeitet der Mit der Übergabe des ecoplus. Clus- Kunststoff-Cluster in Niederösterreich? termanagements von Harald Bleier an Derzeit sind wir dabei, biobasierte Kunst- Thomas Gröger findet auch ein Gene- stoffe als Teil einer ganzheitlichen Bio-Öko- rationenwechsel statt. nomie-Strategie zu etablieren. Im Sinne der Harald Bleier, der sich weiterhin bran- Ressourceneffizienz werden Stoffkreisläufe chenübergreifenden Innovationsthe- geschlossen, Materialeigenschaften, Zulas- men widmen wird: „Thomas Gröger ist sungen und Einsatzgebiete für Recycling- der Richtige für die Herausforderungen material erarbeitet und somit ein Wandel im Umfeld der Kunststoffbranche. Mit vom Reststoff zum Wertstoff eingeleitet. seinem soliden Fundament an Wissen, Seit 2005 setzen wir auf den Faktor Nach- Beziehungen und Begeisterung hat er haltigkeit. Als weiteren Schritt in Richtung die besten Voraussetzungen, um die geschlossene Kreislaufwirtschaft verstär- Zukunft des Kunststoff-Clusters ge- DI Thomas Gröger zPM, Cluster-Manager ken wir in Zukunft die Aktivitäten zum The- Kunststoff-Cluster und Mechatronik-Cluster, meinsam mit Wolfgang Bohmayr wei- ma „Kohlenstoff-Kreislauf“ als Perspektive ecoplus. Niederösterreichs Wirtschaftsagentur ter zu entwickeln.“ GmbH Bild: ecoplus für alle organischen Stoffe. 2 KC-aktuell | Ausgabe 1 - März 2021
EDITORIAL INHALT KC INSIDE DI Thomas Gröger im Gespräch 2 ÖCC² stellt sich vor 8 Stärke durch Kooperationen EDITORIAL Impressum 3 Auch für Branchennetzwerke war das „Coronajahr“ 2020 fordernd und leider setzen sich die mit der Pandemie verbundenen Einschränkungen auch in diesem Jahr fort – ohne, dass wir ein COVERSTORY Ablaufdatum kennen. Das digitale Vernetzen und die Verbindlichkeit bei Online-Treffen stoßen Kunststoff als nachhaltige Lösung 4 oft an ihre Grenzen, obwohl es einige gute Formate für virtuelle Veranstaltungen und Bespre- DI Clemens Holzer im Gespräch 6 chungen gibt. Eines ist aber sicher: Weder Teams, Zoom, GoTo oder andere Tools können reale Begegnungen vollwertig ersetzen. Darum haben wir uns für 2021 zumindest das Motto „Mehr MATERIALENTWICKLUNG live als online“ verordnet, da wir als Netzwerk gerne mit Menschen zusammenarbeiten. Projekt C2PAT 9 Datenspeicherung in Polymeren 10 Die Digitalisierung des Netzwerkens, das Arbeiten aus der Ferne und über unsere Channels, neu Additive für Recyclinganwendungen 11 aufgebaute Formate und die Projektinitiierung ohne physische Meetings haben auch durchaus Nachhaltigkeit durch Digitalisierung 11 positive Aspekte. Einige davon werden in Zukunft feste Bestandteile unseres Arbeitsalltags sein. Neues 3D-Drucksystem an der JKU 12 So gelingt Kunststoffrecycling 14 2021 steht für einen Wandel und diesen gibt es auch im Kunststoff-Cluster. Da er von den beiden Bundesländern OÖ und NÖ getragen wird, hat er als Besonderheit auch zwei Cluster-Manager. COMPOUNDIERUNG Im Büro in St. Pölten hat mit Jahreswechsel DI Thomas „Tom“ Gröger die Agenden des Cluster- Kooperation schafft Mehrwert 15 Managers von Harald Bleier übernommen. Seine Ideen lesen Sie im Vorstellungsinterview in der Kratzfest und glänzend 16 Rubrik „KC Inside“ auf Seite 2. Feinste Innovationen 16 Innovation aus dem Hause ECON 17 Uns sind die Kontinuität der Kooperation, die gute Zusammenarbeit und ein gemeinsames Ver- MAS-Extruder 17 ständnis als österreichisches Branchennetzwerk immer eine Herzensangelegenheit gewesen. Harald Bleier stand mit Engagement und Herzblut hinter dieser Kooperation und setzte inhaltli- ADDITIVE FERTIGUNG che Akzente für die positive Weiterentwicklung. Das „Danke dafür, lieber Harald!“ kommt aus der Produktion der Zukunft 18 ganzen Branche von Ost bis West, Nord und Süd und über die Ländergrenzen hinaus. Projekt NABIAM 19 Material für hybride Fertigung 19 Damit und mit einer intensiveren Kooperation mit Kärnten und dem KWF starten wir 2021 mit großem Enthusiasmus! Das KC-Team freut sich auf die direkten Kontakte für Projekt- oder Innovationsideen, denn es ist die beste Zeit für nachhaltige Kooperationen! ANWENDERFOKUS MEDIZINTECHNIK Medizinische Kunststoffe 20 Kunststofftechnologie & Medizintechnik 23 Neue PVD-Technologie 24 KOOPERATIONEN eDigiStars 25 Kooperation mit Kärnten 26 Ing. Wolfgang Bohmayr DI Thomas Gröger Cluster-Manager Büro Linz Cluster-Manager Büro St. Pölten VORSCHAU KC-Veranstaltungen 28 Schrittweise zum Bauteiltechniker 28 IMPRESSUM & OFFENLEGUNG GEM. § 25 MEDIENGESETZ Blattlinie: Informationen über Aktivitäten des Kunststoff-Clusters und seiner Partnerunternehmen sowie News aus der Kunst- stoff-Branche. Der Kunststoff-Cluster ist eine Initiative der Länder Oberösterreich und Niederösterreich. Träger sind die regio- nalen Standortagenturen Business Upper Austria und ecoplus. Medieninhaber (Verleger) und Herausgeber: Business Upper Austria – OÖ Wirtschaftsagentur GmbH, Redaktionsadresse: Hafenstraße 47-51, 4040 Linz, Telefon: +43 732 79810 – 5115, E-Mail: kunststoff-cluster@biz-up.at, www.kunststoff-cluster.at. Für den Inhalt verantwortlich: DI (FH) Werner Pamminger, MBA, Redaktion: Ing. Wolfgang Bohmayr, Mag.a Petra Danhofer, Mag.a Tamara Gruber-Pumberger, Mag. Markus Käferböck, Ullrich Kapl, DI Hermine Wurm-Frühauf. Grafik/Layout: Generative III GmbH, Umsetzung: Business Upper Austria. Bildmaterial: Alle Bilder, wenn nicht anders angegeben: Business Upper Austria/Kunststoff-Cluster. Gastbeiträge müssen nicht notwendigerweise die Meinung des Herausgebers wiedergeben. Beigelegte Unterlagen stellen ent- geltliche Informationsarbeit des KC für die Partner dar. Alle Angaben erfolgen trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr, eine Haftung ist ausgeschlossen. Vorbehaltlich Satz- und Druckfehler. Aus Gründen der besseren Leserlichkeit verzichten wir teil- weise auf geschlechtsspezifische Formulierungen. Sämtliche personenbezogenen Bezeichnungen beziehen sich auf alle Ge- schlechter in gleicher Weise. KC-aktuell | Ausgabe 1 - März 2021 3
COVERSTORY Bild: AdobeStock Kunststoff als nachhaltige Lösung Die Diskussion über Kunststoff ist etwas leiser geworden, da das Material aktuell wieder mehr als wertvoller Werkstoff für viele Bereiche der Medizintechnik wahrgenommen wird und auch als sichere Lebensmittelverpackung seine Vorteile ausspielen kann. Was kommt an innovativen Materiallösungen – insbesondere in Hinblick auf eine kreislauffähige Kunststoffbranche – auf uns zu? Ist wirklich alles im „grünen“ Bereich? Experten sehen vor allem die Preisentwicklung kritisch. Die Coronakrise hat vielen heimischen schwer eingeschätzt werden, weshalb sich langlebige Kunststoffe können dazu beitra- Kunststoffbetrieben zusätzliche Sorgen be- die Profis auf die Entwicklung neuer Materi- gen, wichtige Ressourcen wie Energie und schert. Zwar ist – vor allem durch den Lock- alien konzentrieren. Wasser in strategischen Sektoren wie etwa down der Gastronomie – der Verbrauch an Verpackung, Bauwesen, Automobil und Verpackungsmaterial um rund 20 Prozent Kunststoffabfälle sind Wertstoffe erneuerbare Energien zu sparen. Aktuell gestiegen, zusätzliche Gewinne bringt das Entgegen seinem Image ist Kunststoff ein werden weltweit neun Prozent der Kunst- allerdings kaum. Vor allem die Recycling- nachhaltiger Werkstoff. Die Produktion bei stoffe wiederverwertet. In Österreich sind Wirtschaft leidet unter dem Preisverfall bei niedrigen Temperaturen erfordert einen es 26 bis 28 Prozent – Tendenz steigend. Rohöl. Die Erzeugung von Neuware aus geringen Energiebedarf. Mit minimalem Grundsätzlich hat Kreislaufwirtschaft einen Kunststoff brachte im Jahr 2020 die Kreis- Materialeinsatz – wenn man beispielsweise immer höheren Stellenwert, wie die Initiati- laufwirtschaft ordentlich ins Straucheln, dünne Folien betrachtet – kann die Haltbar- ven der Mitgliedsbetriebe des Kunststoff- weil die Preise für wiederaufbereitetes Ma- keit von Lebensmitteln um ein Vielfaches Clusters beweisen. terial um bis zu 50 Prozent gesunken sind. verlängert werden. Darüber hinaus können Damit ist Recycling für viele Unternehmen Kunststoffanwendungen in Verpackungen Keine Kreislaufwirtschaft ohne Kunststoff zu einem Verlustgeschäft geworden. Zahl- helfen, Lebensmittelabfälle zu reduzieren. Die aktuelle Entwicklung bei der Verfüg- reiche Produktionsanlagen stehen still oder Die einzigartigen Eigenschaften von Kunst- barkeit und Materialpreisentwicklung im beginnen – mit dem aktuellen Wiederan- stoffen ermöglichen den Produzenten, Kunststoffsektor sowie die damit verbun- stieg des Ölpreises – nur langsam zu lau- eine wichtige Rolle auf dem Weg in eine denen Chancen und Probleme sind aktuelle fen. Was die Zukunft bringt, ist daher eine nachhaltigere und ressourceneffizientere Themen, die viele Firmen vor Herausforde- Preisfrage. Die preisliche Entwicklung kann Zukunft zu spielen. Leichte, vielseitige und rungen stellen. DI Rudolf Wölfer, Head of 4 KC-aktuell | Ausgabe 1 - März 2021
COVERSTORY wendung, aber auch, um CO2-Emissionen zu Doch heute stammen nur etwa sechs Pro- reduzieren und Energie einzusparen“, beton- zent des Kunststoffs in neuen Produkten aus te Wölfer. Kunststoffe haben einen enormen Rezyklaten, und dies ist oft auf geringwertige Wert für eine breite Palette von Branchen oder Nischenanwendungen beschränkt. Der und Anwendungen. Sie verfügen über höchst ökologische Fußabdruck des Werkstoffs ist wünschenswerte Eigenschaften, die andere im Vergleich zu anderen Materialien gering Materialien einfach nicht bieten können und kann durch die Verwendung von Rezyk- – vor allem, wenn es um Hightech-Anwen- laten und durch das Rezyklieren des eigenen dungen geht. Hier haben Unternehmen wie Produktionsabfalls noch weiter reduziert Borealis die Zeichen auf Innovation gestellt. werden. Die Herausforderung ist also, vom Als Hersteller hochwertiger Polyolefine setzt Wegwerfprodukt hin zum Wertstoff zu kom- Borealis verstärkt auf Lösungen für Kunst- men. Für eine funktionierende Kreislaufwirt- stoffabfälle und Recycling. schaft sind alle Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette, die Abfallwirtschaft Upcycling und Ressourcen und nicht zuletzt die Konsumenten gefordert. Durch das Recycling von Kunststoffen trägt die Firma Thermoplastkreislauf (TPK) in Biokunststoffe als Chance Traiskirchen nachweislich zur Schonung Kompostierbare Biokunststoffe auf Basis und zum Erhalt der natürlichen, endlichen von nachwachsenden Rohstoffen ermögli- Ressourcen für aktuelle und kommende Ge- chen viele Funktionen, die von Kunststoffen nerationen bei. Die Kunststoffabfälle landen gefordert und erwartet werden. Kompos- nicht wie oftmals üblich in der Verbrennung, tierbare Biokunststoffe sind kein Ersatz sondern gelangen in den Wertstoffkreislauf für herkömmliche Kunststoffe, sondern zurück. Dabei werden nicht nur hochwerti- ergänzen das Sortiment der Kunststoffe ge Rohstoffe erhalten und wiedergewon- als Spezialprodukte. Sie sind beispielswei- nen, sondern auch erhebliche Mengen CO2 se die optimale Lösung für Biomüllbeutel, eingespart. „Diese Aussage ist uns durch kompostierbare Obst- und Gemüsebeutel eigene Auswertungen in Zusammenarbeit oder unterpflügbare Agrarfolien. Speziell bei mit der Montanuniversität Leoben belegt Einwegprodukten werden sie als Alternative und bestätigt worden“, betont Firmenchef gesehen, wenngleich auch kompostierbare Christian Wind und ergänzt: „Die Regranu- Biokunststoffe nicht achtlos in der Natur late und Compounds substituieren Neu- landen sollten. An der Uni Leoben gibt es ware und sparen dabei ca. 60 Prozent CO2 Forschung in die umgekehrte Richtung, wie im Vergleich zu Neuware ein.“ Aus seiner Clemens Holzer, Leiter Kunststoffverarbei- Sicht ist das eine enorme Einsparung, die tung, im nachfolgenden Interview erzählt. zur Schonung der natürlichen Ressourcen Der Wissenschaftler und sein Team expe- beiträgt und zeigt, wie wichtig es ist, auf rimentieren mit nachwachsendem Kunst- Recycling-Materialien zu setzen. Diesen stoff, der aus Bakterienkulturen gezüchtet Trend haben mittlerweile auch die großen wird, die diese Biopolymere produzieren. Konsumgüterproduzenten und Automo- Rudolf Wölfer, Head of Innovation des Head- bilhersteller erkannt, die Nachhaltigkeit zu quarters von Borealis, hebt die Vorteile hervor, einem verpflichtenden Vergabekriterium für die Kunststoff für die Menschen und die Umwelt gebracht hat. Bild: Borealis ihre Zulieferer gemacht haben. Innovation des Headquarters von Borealis, Kreislaufwirtschaft hat noch Potenzial räumte beim KC-Treffpunkt „Open Beirat Trotz der Fortschritte ist die Kreislaufwirt- Materialpreisentwicklung“ ein, dass der we- schaft noch nicht überall angekommen: gen der Coronapandemie gesunkene Roh- Ohne eine klare und verlässliche Nachfra- stoffpreis oftmals Rezyklate preislich wieder ge nach recycelten Kunststoffen werde es weniger attraktiv gemacht hat. Das sei aber nicht das notwendige Vertrauen geben, um nur ein temporäres Problem. Am Wertstoff in Recyclinganlagen zu investieren, beklagt Kunststoff im Kontext mit der Kreislaufwirt- die Industrie. Experten schätzen, dass zur schaft führe kein Weg vorbei. „Kunststoffe Erreichung des Ziels, die Kunststoffrecyc- haben aufgrund ihrer spezifischen Eigen- lingkapazitäten in Europa von 2015 bis 2030 Christian Wind, Chef von TPK, sieht einen Trend schaften viele Vorteile für Menschen und zu vervierfachen, Investitionen zwischen 8,4 zur Nutzung von Rezyklaten und eine erhöhte Umwelt gebracht, etwa im Bereich der An- und 16,6 Milliarden Euro erforderlich sind. Nachfrage. Bild: Thermoplastkreislauf KC-aktuell | Ausgabe 1 - März 2021 5
COVERSTORY Univ.-Prof. DI Clemens Holzer von der Montanuniversität Leoben im Gespräch „Techniker sind gegen Marketing machtlos“ Univ.-Prof. DI Clemens Holzer hat den Lehrstuhl für Kunststoffverarbeitung an der Montanuniversität Leoben inne. Er gilt als einer der Masterminds bei der Forschung im Kunststoffbereich und der Entwicklung dieser Technologie im Land. Im Interview spricht Holzer über Herausforderungen, Chancen, ökologische Fehleinschätzungen und den Bedarf an Fachkräften. Wie beurteilt die Forschung den Kontext mische Forscherinnen und Forscher sowie Was sind die wichtigsten Forschungsge- von Kunststoff und Nachhaltigkeit? Unternehmen haben dabei eine tragende biete für die Zukunft? Wo hat Kunststoff Wir müssen davon abgehen, Kunststoff Rolle gespielt. seinen Platz? emotional zu betrachten. In den vergan- Mein Forschungsgebiet erfordert lebenslan- genen Jahren ist sehr viel über Müllberge, Welche Forschungsfragen sind für die ges Lernen in Bereichen wie Sustainability, verschmutzte Ozeane und wenig über die Kunststoffkreislaufwirtschaft entschei- Additive Fertigung, Digitalisierung, KI, In- Lösungsmöglichkeiten berichtet worden. dend? dustrie 4.0. Und natürlich spielen Leichtbau, Nicht, dass ich die Umweltprobleme wegdis- Die Kunststofftechnik ermöglicht Lösun- Ressourcenschonung und Lebensdauer- kutieren will, aber es gibt auch beim Kunst- gen. Manche mögen unspektakulär erschei- berechnung ganz wichtige Rollen. Bei den stoff viele grüne Trends, die von der Öffent- nen, aber es ist viel Arbeit bis zur Umset- Anwendungen könnte man eine lange Liste lichkeit zu wenig wahrgenommen werden. zung erforderlich: Vom Molekül bis zum schreiben, aber an vorderster Stelle stehen Als Techniker ist man gegen Marketing und Produkt – und dann Recycling. Der Nach- Medizin, Wasserstofftechnologie, nachhalti- mediale Halbwahrheiten machtlos. Ich neh- haltigkeitsrucksack reicht aus meiner Sicht ge Verpackung oder Elektronik und Elektro- me die Kritik aber ernst und betone, dass bis zur Digitalisierung. Meine Devise lautet: technik. technische Lösungen allein nicht genügen! Wir können alles! Aber die Rahmenbedin- Es muss auch eine Verhaltensänderung be- gungen dafür müssen geschaffen werden. wirkt werden. Hier ist die Politik gefragt – mit Wir brauchen Forschungsförderung, einen einer Umweltpolitik, die alle Branchen in die Markt für Rezyklate und Ökobilanzen. Die Pflicht nimmt. Es reicht nicht, nur von Plastik- Aussage, nur Papier sei ökologisch, genügt sackerl auf Papier umzusteigen. Bei der kon- mir nicht. Biobasiert per se ist nicht ökolo- sequenten Erhöhung des Recyclinganteils in gisch. Bioabbaubar schon gar nicht. Ökobi- Produkten ist auch der Staat gefragt. lanzen liefern uns die Fakten, die wir brau- chen, um die jeweiligen Fälle beurteilen und Was sind die wesentlichen Erfordernisse, die beste Lösung finden zu können. damit Kunststoff ein „grünes“ Image be- kommt? Das Kunststoffimage in der breiten Öf- Der Start ist immer das Sammelsystem und fentlichkeit ist nach wie vor negativ, die natürlich muss es auch eine ressourcen- Studierendenzahlen nehmen ab. Will noch schonende Fertigung geben. Grüne Trends jemand Kunststofftechnik studieren? haben wir bei der Entwicklung, wenn es Sie treffen einen wunden Punkt, weil unse- um die Frage der Recyclingfähigkeit geht re Sparte so viele Chancen bietet. Sie ver- und auch bei den Materialien. Sind sie bio- langt eine Fülle an Wissen aus einem sehr basiert, haben sie einen ökologischen Fuß- breiten Spektrum – von Mathematik über abdruck? Im Endeffekt muss die gesamte technische Fertigkeit bis hin zu Ausdauer. Univ.-Prof. DI Clemens Holzer, Lehrstuhl für Bilanz betrachtet werden: Nutzungsphase, Entscheidend sind Talent und Motivation. Kunststoffverarbeitung an der Montanuniver- Verbesserung der Haltbarkeit, Wiederver- Aus meiner Sicht ist Kunststofftechnik eine sität Leoben, sieht in seinem Fach enorme beruf- liche Chancen für junge Menschen. wendbarkeit und Reparierbarkeit. In diesen Zukunftsbranche mit tollen Berufschancen. Bild: Foto Furgler/Michael Schaffer-Warga Bereichen hat es in den vergangenen Jah- Gegenwärtig haben aber junge Menschen ren enorme Fortschritte gegeben und hei- wenig Interesse, in dem Fach zu studieren oder eine Lehre zu beginnen. Hier sind wir Festkolloquium 50 Jahre Kunststoff- wieder beim Image: Kunststoffunterneh- technik in Leoben men haben angeblich keine Zukunft, aber 15./16. September 2021 das Gegenteil ist der Fall, wenn eine Firma www.kunststofftechnik.at/de/6503/ strategisch richtig aufgestellt ist. Ein Aus- weg und zugleich Pflichtprogramm wäre KC-Materials Week: mehr Ausbildung in Nachhaltigkeit. Wir Alles im „grünen“ Bereich? haben dringenden Bedarf an Fachkräften, 7./8./9. April 2021 als Treffpunkte á 2 h Ergebnis heimischer Innovationskraft: Ein flau- schiges Handtuch – aus Kunststoff erzeugt. jungen Forscherinnen und Forschern und www.kunststoff-cluster.at Bild: Kunststofftechnik Leoben/Tanja Grössing Menschen mit Zukunftsvisionen. 6 KC-aktuell | Ausgabe 1 - März 2021
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KC INSIDE Bild: Pixabay Mit einer starken Stimme: Branche hat nun ein Sprachrohr Mit der Gründung des Vereins Österreichischer Carbon Cycle Circle – ÖCC2 hat sich die Kunststoffbranche zusammengeschlos- sen. Ein gemeinsamer Auftritt in der Öffentlichkeit ist nun möglich und erlaubt der Branche, sich in die öffentliche Debatte rund um Kunststoffthemen mit einer starken Stimme einzubringen. Die Idee zum ÖCC² ist im Rahmen des Kohlenstoffkreislaufes sowie die Verbes- Alle Branchen eingeladen Projekts SeeRRi (responsible research serung des Kunststoff-Images. Der Verein Aus diesem Aspekt heraus lädt der ÖCC2 and innovation) zum Thema „Beiträge der strebt effiziente Lösungsansätze für die ausdrücklich auch weitere Branchen, die Kunststoffindustrie zur Erreichung der Kli- Sammlung und Sortierung an und wird sich mit Kunststoffen zu tun haben – insbeson- maziele“ entstanden. Die Vertreter der Bran- intensiv mit hochwertigem Recycling und dere Energie- und Zementindustrie – ein, chenverbände sowie alle bisher beteiligten konsequenter Kreislaufwirtschaft beschäf- sich diesem Wissenstransfer anzuschlie- Industriepartner unterstützen den Verein tigen. Auch die Anregung zur Diskussion ßen. Denn Kohlenstoff ist Leben – mensch- vollinhaltlich. Der ÖCC2 will in die aktuellen über eine CO2-Steuer steht im Raum. Und liches Leben genauso wie Natur, Flora und Diskussionen eine gesamtheitliche Betrach- nicht zuletzt geht es auch um Standort- und Fauna. Kohlenstoff ist auch Energieträger tungsweise als Basis einbringen, denn die Arbeitsplatzsicherung in Österreich. – vom Lebensmittel bis zum Brennstoff – holistische Ansicht sämtlicher Kohlenstoff- sowie Baumaterial, Konstruktionsmaterial, Stoffströme ist notwendig, um Zusammen- Expertenwissen einbringen Medikament, Komfortzone oder Speicher- hänge zu identifizieren und wirklich nach- „Wir leben in Zeiten, in denen grundlegende medium. Kohlenstoff ist der kleinste ge- haltige Lösungen ableiten zu können. Wertewandlungen vorgenommen werden meinsame Nenner des Lebens und auch müssen, um die unabdingbare Transfor- der unterschiedlichsten Branchen. Gemeinsame Ziele mation von Wirtschaft und Gesellschaft Der ÖCC2 wird u.a. das branchenübergrei- in Richtung Ressourcenschonung, Klima- fende Marketing und die intensive Kommu- schutz, schadstofffreier Umwelt und der nikation sowie das Vernetzen der Branche Erfüllung der europäischen Ziele zu einer übernehmen. Zu den weiteren Zielen gehö- nachhaltigen Entwicklung (SDG) erfolg- Mitglied werden und die Kommunika- ren das gemeinsame Entwickeln nachhal- reich durchführen zu können“, sagt Nieder- tion aktiv mitgestalten! tiger Lösungen und die Optimierung des österreichs Kunststoff-Cluster-Manager Kontaktieren Sie uns unter Thomas Gröger. „Die Kunststoffbranche verband@carboncircle.at mit ihrem mehr als 100 Jahre alten Ex- Erste Mitglieder im ÖCC2 pertenwissen um • Kunststoff- und Mechatronik-Cluster Synthese, Umwand- • Montanuniversität Leoben lung, Nutzung und • Borealis AG Verwertung von • PlasticsEurope Austria Kohlenstoffen in • Manfred Hackl den unterschied- • Österreichische Kunststoffzeitschrift lichsten Varianten (Welkin Media) und Vielfältigkeiten • KRM Maschinen- und Anlagenbau kann und wird einen GmbH wesentlichen Bei- • Nachgedacht e.U. trag zu dieser Trans- Die Positionierung des Vereins ÖCC2 Österreichischer Carbon Cycle Circle formation leisten.“ Bild: ÖCC2 8 KC-aktuell | Ausgabe 1 - März 2021
MATERIALENTWICKLUNG Ressource CO2 – aus Kohlendioxid werden Kraftstoff und Polymere Dass die Nutzung von CO2 im großindustriellen Maßstab möglich ist, will das KC-Partnerunternehmen Borealis gemeinsam mit OMV, Verbund und Lafarge Zementwerke in einem branchenübergreifenden Projekt beweisen: mit der Errichtung einer Anlage zur CO2-Abscheidung und -Nutzung. Das Ziel des Projektes CARBON2PRODUCT neuerbaren Rohstoffen. AUSTRIA, kurz C2PAT, ist ambitioniert: Bis So funktioniert Kreislauf- zum Jahr 2030 sollen eine sektorübergrei- wirtschaft. „Das Konzept fende Wertschöpfungskette geschaffen der Kreislaufwirtschaft und eine Anlage errichtet werden, die eine verlangt, das Gesamtsys- Abscheidung von nahezu 100 % des jährli- tem zu betrachten und chen CO2-Ausstoßes im Zementwerk Man- nicht aus Bequemlichkeit nersdorf (NÖ) ermöglicht. die einfacheren, linearen Optionen zu verfolgen“, CO2 als Ressource nutzen ist Alfred Stern, CEO von Die jährlich anfallenden 700.000 Tonnen Borealis, überzeugt. „Die CO2 des Lafarge Zementwerks Manners- Kunststoffindustrie kann dorf sollen mithilfe von Wasserstoff zu mit der Reduktion von Kohlenwasserstoffen verarbeitet werden. CO2-Emissionen einen Dabei kommt grüner Wasserstoff zum wichtigen Beitrag zum Einsatz. Dieser wird durch den Projektpart- Klimaschutz leisten. Wir ner Verbund in einem Elektrolyseprozess freuen uns darauf, ge- Kohlenwasserstoff – aus abgeschiedenem CO2 erzeugt – wird im Werk auf Basis von Strom aus erneuerbaren meinsam mit unseren von Borealis für die Erzeugung von Polypropylen genutzt. Energien erzeugt und bietet daher enormes Projektpartnern den Wan- Bild: Borealis Potenzial für die Dekarbonisierung von CO2- del hin zu einer nahezu intensiven industriellen Prozessen. CO2-freien Industrie voranzutreiben.“ Cluster von industriellen Pilotanlagen im Osten Österreichs technisch entwickelt Funktionierende Kreislaufwirtschaft Erste Pilotanlagen vielleicht schon 2023 und bis 2023 in Betrieb genommen werden. Die erzeugten Kohlenwasserstoffe werden Das Projekt C2PAT ist in drei Phasen an- Phase 3 beinhaltet die vollständige Realisie- im weiteren Produktionsprozess für die gelegt: In Phase 1 evaluieren die Partner rung des Vorhabens durch Erweiterung auf Herstellung von synthetischen Kraftstoffen derzeit einen gemeinsamen Ansatz für die die volle Größe von 700.000 Tonnen CO2, sowie für die Erzeugung von hochwertigen Projektentwicklung, das Geschäftsmodell womit demonstriert werden kann, dass Kunststoffen wie Polypropylen genutzt. und die Verfahrenstechnik. Basierend auf eine Nutzung in großindustriellem Maßstab Beide Endprodukte basieren somit auf er- diesen Ergebnissen könnte in Phase 2 ein möglich ist. Sektorübergreifende Wertschöpfungskette Vorzeigeprojekt Mit diesem innovativen Projekt werden die für Klimaneutralität n Emissionen in der Zementproduktion signi- ce t ha ur o ec ss en us w Re ch ar a fikant verringert und das Treibhausgas CO2 S rb ffe e ue to ag ne ts nl er uns A n- K io als wertvolle Ressource für die industrielle at m is ro er St ym er ol r ba P Weiterverwendung etabliert – ein wichtiger r ue e ys ne ol Er tr ek Schritt in Richtung Dekarbonisierung und El Klimaneutralität, sind die Projektpartner n io rf at do is rs er ne Re rne ine rce ren us m sicher. „Letztendlich wird der Erfolg von an e f u ba a ly M Ol sso er ffe Po ff k to u o er ss ue a n Re rne ftst rs tw se e a en Kr C2PAT auch wesentlich davon abhängen, ou rb us as en n t m ha rc are W Ze ec r w ne ch e rü – S ob die notwendigen finanziellen und regula- G e H2 ri ne fi af R H2 torischen Rahmenbedingungen sowohl auf – europäischer als auch auf nationaler Ebene G rü g ne un he 2 - geschaffen werden“, erklärt Alfred Stern. sc O r id fe Ab C W f as se n- to se rs as le rs w oh to Mit ihrer ambitionierten Zusammenarbeit K ff CO fe w 2 ➝ e st ohl + H e s zeigen die Projektpartner auf jeden Fall auf, r- h se O t C yn as 2 S of en 2 K C2PAT dass durch den Einsatz neuer, innovativer CARBON 2 PRODUCT AUSTRIA Technologien Wirtschaftlichkeit und Klima- Das Projekt soll eine sektorübergreifende Wertschöpfungskette für abgeschiedenes CO2 schaffen. schutz Hand in Hand gehen können. Bild: C2PAT KC-aktuell | Ausgabe 1 - März 2021 9
MATERIALENTWICKLUNG Gastbeitrag von Univ-Prof. Dr. Oliver Brüggemann, Vorstand des Instituts für Chemie der Polymere an der JKU Linz Datenspeicherung in Polymeren durch chemisches Prägen Datenspeicherung auf molekularer Ebene durch das Prägen in Polymere hat besondere Vorteile: Die Technik ist unkompliziert und die verschlüsselten Daten lassen sich mit Standardverfahren wieder auslesen. Dass Polymere Träger von Informationen nen außerdem die in einer digitalen Welt ex- sein können und sogar die Datenträger ponentiell wachsenden Datenmengen nicht schlechthin sind, zeigt die von der Natur mehr aufnehmen. DNA-Ketten weisen unter entwickelte DNA, die es Organismen seit geeigneten Bedingungen wesentlich höhere Milliarden Jahren ermöglicht, Erbinformati- Datendichten kombiniert mit längerer Le- onen zu speichern und abzurufen. Mit der bensdauer auf. vor einigen Jahren entwickelten Technolo- gie zur künstlichen Herstellung von DNA er- Komplementäre Codes gab sich die Möglichkeit, die Sequenzen der Unsere Technik zur Datenspeicherung Nukleobasen in den DNA-Strängen derart auf Basis des molekularen Prägens mit zu definieren, dass digitale Informationen sequenzdefinierten Templates wie Pro- „Für unsere Forschungsarbeiten über wie Texte, Bilder, Audio- und Videodateien in teinen oder Peptid-Nukleinsäuren, die als Speicherung von Codes in molekular diesen DNA-Polymeren speicherbar wurden Prägestempel fungieren, ist hingegen un- geprägten Polymeren erhielten mein (Quelle siehe Infokasten). komplizierter. Dabei können Sequenzen Team und ich 2020 das US-Patent.“ von chemischen funktionellen Gruppen, Oliver Brüggemann Bild: PRIVAT DNA-Speicher sind langlebig die – ähnlich wie in DNA – binären Codes Die zugrunde liegenden binären Codes die- entsprechen, durch das Prägen direkt in US-Patent erteilt ser Dateien wurden dabei über einen zuvor Standard-Polymere wie z.B. vernetzte Ac- Schwieriger gestaltet sich das Herausle- festgelegten Schlüssel in genau definierte rylate übertragen werden. Bei diesem von sen der Codes, was allerdings in der DNA- Abfolgen von Nukleobasen übersetzt. Diese uns bereits im Jahr 2013 erdachten Verfah- basierten Datenspeicherung ebenfalls Entwicklung motivierte IT-Firmen wie z.B. ren hinterlassen die in Template-Molekülen aufwändig ist. Nach einigen Forschungs- Microsoft ab dem Jahr 2015, in DNA-Spei- genau definierten Abfolgen zweier verschie- arbeiten zu diesem Thema wurde meinem chertechniken zu investieren. Die IT-Branche dener funktioneller Gruppen, die Reihen von Team – Klaus Mosbach, Jacqueline Wolf- ist seit geraumer Zeit auf der Suche nach Nullen und Einsen darstellen, durch den schlucker und mir – im Herbst 2020 dafür Alternativen zu herkömmlichen Speicherme- Prägevorgang komplementäre Abfolgen das US-Patent erteilt. Vielleicht können wir dien wie Festplatten oder Disks. Denn diese funktioneller Gruppen in den Polymeren, mit unserer Technologie einen Beitrag zur sind nur von begrenzter Haltbarkeit und kön- also komplementäre Codes. Zukunft der Datenspeicherung liefern. Darü- ber hinaus könnten mit unserem speziellen Ansatz auf molekularer Ebene Daten auf Kunststoffe übertragen werden, um im Fal- le des Recyclings oder bei Reklamationen genaue Informationen über den Kunststoff und seine Zusammensetzung abrufen zu können. Und nicht zuletzt könnten im Rah- men forensischer Untersuchungen moleku- lar kodierte Kunststoffe die Aufklärung von Straftaten ermöglichen. Die zitierte Technologie zur Speicherung digitaler Informationen in DNA-Polyme- ren entstammt folgender Quelle: Goldman, N.; Bertone, P.; et al. Towards practical, high-capacity, low-mainte- nance information storage in synthe- sized DNA. Nature 494, 77–80 (2013). Prinzip der Datenspeicherung in molekular geprägten Polymeren (MIPs): Das Template hinterlässt mit seiner Abfolge funktioneller Gruppen eine komplementäre Sequenz von Funktionen, die einem binären doi.org/10.1038/nature11875 Code entsprechen, im Polymer. Bild: PRIVAT 10 KC-aktuell | Ausgabe 1 - März 2021
MATERIALENTWICKLUNG Additive für Recyclinganwendungen Baerlocher bietet verschiedenste Additive für Thermoplaste an: Die BAEROPOL RST-Stabilisatoren beispielsweise bilden die Grundlage für eine Reihe von Additiv-Blends, die sich als besonders geeignet für Recyclinganwendungen erwiesen haben. Die Baerlocher GmbH stellt im Rahmen auch schneller und gleichmä- ihrer BAEROPOL-Produktpalette fertig for- ßiger im Werkzeug erstarren. mulierte Additivpakete her. Diese Produkte Dies erhöht die Wirtschaft- sind auch in einer staubfreien Pastillenform lichkeit. erhältlich, die von Recyclern wegen des ein- facheren Handlings sehr geschätzt wird. Im Upcycling von HDPE Gegensatz zu Additiven in Masterbatches minderer Qualität haben diese Produkte einen zu 100 Prozent Ein weiteres BAEROPOL er- aktiven Wirkstoffgehalt. möglicht es Compoundern, HDPE in minderer Qualität Verbesserung der Rezyklat-Qualität für den Einsatz in qualitativ Für das Recycling von Folien können die hochwertigen Anwendungen Mit BAEROPOL lassen sich beispielsweise Agrarfolien aus Recycling-PE stabilisieren. Bild: Pixabay/Andreas Lischka Pastillen – mit kostengünstiger volumetri- aufzurüsten. In der Praxisan- scher Dosierung – direkt in die Kompaktier- wendung beim Kunden wurde gezeigt, wie anderen Polymer zu mildern – es wirkt in einheit der Recyclinganlagen eingebracht der Einsatz dieses Additivs Fließinhomo- diesem Sinne als Kompatibilisator. werden. Ein solches BAEROPOL führt zu genitäten in recyceltem HDPE beseitigen weniger Gels und Abbauprodukten. Damit kann und raue Oberflächen an extrudier- Langjährige Kooperation können gezielt der Kollaps beim Filmbla- ten Profilen verhindert. Diese Modifikation Baerlocher, führender Anbieter von Additi- sen minimiert und gleichmäßige mecha- wirkt auch dem sogenannten „Memory ven für die Kunststoffindustrie, arbeitet seit nische Eigenschaften erreicht werden. Zu- Effekt“ – dem Verdrehen des Profils beim 25 Jahren erfolgreich mit der A.R.Peißig dem sichert ein BAEROPOL im Spritzguss Düsenaustritt in Schneckendrehrichtung GmbH zusammen. nicht nur die Verarbeitbarkeit und die me- – entgegen. Das Produkt ist zudem in der chanischen Eigenschaften, sondern lässt Lage, die negativen Auswirkungen eines www.arpeissig.at beispielsweise Polypropylen im Kühlzyklus geringen Anteils von PP oder PE im jeweils www.baerlocher.com Nachhaltigkeit durch Digitalisierung Seit Jänner 2021 leitet DI Dr. Christian Marschik den Forschungsbereich „Prozessdigitalisierung“ der Competence Center CHASE GmbH – eine spannende Aufgabe für einen Area-Manager. CHASE ist ein interdisziplinäres Kompetenz- ermöglicht eine vorausschauende und flexi- zentrum, das an den zentralen Forschungs- ble Produktion und verbessert gleichzeitig fragen der energie- und ressourceninten- die Qualität von Produkten. siven Prozessindustrie arbeitet. Durch Zusammenführung der wissenschaftlichen Manager mit Kompetenz und Erfahrung Kompetenzen der JKU Linz (LIT Factory), Als Area-Manager arbeitet Christian TU Wien und zahlreicher außeruniversitä- Marschik eng mit den Partnern aus In- rer Forschungseinrichtungen ermöglicht dustrie und Wissenschaft zusammen und CHASE den Unternehmenspartnern einen bringt dazu seine umfassende Kompe- raschen Einstieg in eine effiziente und nach- tenz und Erfahrung ein. Er absolvierte das haltige Produktion. Dabei wird ein hoch Bachelorstudium Kunststofftechnik, das vernetztes Methodenspektrum in drei For- Masterstudium Polymer Technologies and schungsbereichen, sogenannten „Areas“, Science sowie das Doktoratsstudium der generiert: Technischen Wissenschaften an der JKU. 1. Prozessdigitalisierung Neben seiner akademischen Ausbildung CHASE Area Manager DI Dr. Christian Marschik 2. Prozessintensivierung und internationalen Projekterfahrung sam- Bild: Christian Marschik 3. Kreislaufwirtschaft melte Christian Marschik Erfahrungen als stellvertretender Institutsvorstand am Insti- In der Area „Prozessdigitalisierung“ werden tut für Polymer Extrusion and Compounding hybride Modellierungsmethoden zur Bil- (IPEC) an der JKU Linz. dung von Digitalen Zwillingen von Prozess- und Wertschöpfungsketten entwickelt. Das www.chasecenter.at KC-aktuell | Ausgabe 1 - März 2021 11
MATERIALENTWICKLUNG Gastbeitrag von DI Dr. Martin Reiter, Leiter des LIT Locomotion Labs an der JKU Ein revolutionäres 3D-Drucksystem schafft neue Fertigungsmöglichkeiten Forscher des LIT Locomotion Labs an der JKU Linz arbeiten an neuen Fertigungsverfahren mittles Roboter-3D-Druck. OLAF – so nennt sich die jüngste Entwicklung aus der universitären Schmiede. 3D-Druck ist heutzutage ein integraler beschäftigt bereits etliche Forschungs- und Industrie stehen den Forscherinnen Bestandteil einer effizienten Produktent- gruppen weltweit. Daher war es an der Zeit, und Forschern am LIT bereits verschie- wicklung. Insbesondere der auf Filament die oberösterreichische Forschungsland- denste additive Fertigungsverfahren zur basierende FFF-Druck (Fused Filament schaft mit einem Mehrachs-Drucksystem Verfügung. Fabrication) bietet kosteneffiziente Lösun- für Kunststoffe zu erweitern. Eine elegan- gen sowohl für den Bau von Prototypen als te Lösung ist dabei die Verwendung von Neues Fertigungssystem OLAF auch für die Serienfertigung. Industrierobotern, da diese bereits gute Nun hat Martin Reiter zusammen mit Positionierungsgenauigkeit und Wiederhol- dem Kunststofftechnikstudenten Sebasti- Oberösterreichische Lösung genauigkeit aufweisen und über etablierte an Lämmermann ein flexibles 6-Achs-3D- Konventionelle FFF-Drucker arbeiten mit Softwareschnittstellen angesprochen wer- Drucksystem namens OLAF (Open Innova- drei unabhängigen Achsen, auf denen ein den können. tion for Large Scale Additive Fabrication) Filamentextruder bewegt werden kann. aufgebaut. Dank universitätsübergreifen- Bei einem einfachen Schichtaufbau kön- LIT Locomotion Lab der Kooperation und der Unterstützung nen allerdings nur zwei dieser drei AchsenIm Zuge der erfolgreichen Gründung der durch Prof. Johannes Braumann, Leiter des frei bewegt werden, wobei die Position derLIT Factory wurde das LIT Locomotion Lab Labors für Kreative Robotik an der Kunst- dritten jeweils durch die aktuelle Schicht- unter der Leitung von DI Dr. Martin Reiter universität Linz, konnte in den letzten Mo- (Institute of Polymer naten ein Kuka KR16-Industrieroboter mit Product Engineering) einem Filamentextruder bestückt sowie „Es war an der Zeit, die oberösterreichische und DI Jakob Ziegler eine eigene Regelung zur Extrudersteue- Forschungslandschaft mit einem Mehrachs- (Institut für Robotik) rung gebaut und in die Robotersteuerung als Kooperation zwei- integriert werden. Drucksystem für Kunststoffe zu erweitern. “ er Institute gegründet. Die Forschung darin Robotik versus konventioneller 3D-Druck höhe bestimmt wird. Die sich daraus erge- beschäftigt sich mit Biomechanik, Robotik OLAF bietet mit einer Bauplattform von benden Limitierungen eines sehr starren und neuen Fertigungsverfahren, die perso- 3 Meter x 1 Meter und einer maximalen Schichtaufbaus können durch zusätzliche nalisierte Technologien ermöglichen. Zur Druckhöhe von 2 Meter die besondere Freiheitsgrade überwunden werden. Die Herstellung von individuellen Produktlösun- Möglichkeit, sehr große Bauteile mittels Nutzung dieses zusätzlichen Potenzials gen im Bereich Gesundheit, Medizin, Sport FFF-Verfahren herzustellen. Bei derart großen Bauteilen stellt auch der Druck von Stützstrukturen einen beträchtlichen Kosten- und Zeitfaktor dar. Durch Nutzung des Roboterarms können nun sechs Bewe- gungsfreiheitsgrade des Extruderkopfes unabhängig angesteuert werden. Zusätzliche Freiheitsgrade Damit ist es möglich, den Einschränkun- gen eines Schichtaufbaus zu entkommen, gekrümmte Bahnen im Raum zu drucken und somit kostenaufwändige Stützstruk- turen einzusparen. Das bedeutet eine signifikante Verbesserung des aus dem 3-Achs-Druck bekannten „curved layer prin- tings“. Um Bauteile in einem ressourcen- schonenden Leichtbaudesign zu gestalten, bieten die zusätzlichen Freiheitsgrade die Möglichkeit, kritische Stellen eines Bau- teils mit thermoplastischen Faserverbund- werkstoffen zu verstärken und unkritische Neuer Roboter-3D-Drucker OLAF. Bild: JKU IPPE Stellen aus (Recycling-) Thermoplasten zu 12 KC-aktuell | Ausgabe 1 - März 2021
MATERIALENTWICKLUNG fertigen. Dafür wurden im Locomotion Lab Institute of Polymer Product Engineering sche Komponenten während des Druckens neue Softwaretools programmiert, mit de- entwickelten Druckkopf für Endlosfaserfi- integriert werden. Hierfür ist auch die Wei- ren Hilfe komplexe 3D-Bahnen entlang von lamente erweitert sowie mit einem Schne- terentwicklung der Software ein essenziel- Freiformflächen erzeugt werden können. ckenextruder ausgestattet, der es erlaubt, ler Bestandteil. OLAF bietet somit eine aus- Diese Bahnen werden anschließend mit herkömmliches Kunststoffgranulat zu ver- gezeichnete Plattform für interdisziplinäre KUKA|prc simuliert und in Robotercode arbeiten. Daraus resultiert auch eine enge Forschungsprojekte zwischen der JKU und übersetzt. Zusammenarbeit mit der LIT Factory, die der Industrie. Methoden entwickelt, um aus Kunststoff- Plattform für abfällen in einem Recyclingprozess Gra- interdisziplinäre Forschungsprojekte nulat herzustellen. Darüber hinaus können In weiteren Forschungsprojekten wird verschiedenste Materialien in einem Druck- das Roboterdrucksystem mit einem am vorgang kombiniert oder auch elektroni- „OLAF bietet die einzigartige Möglich- keit, sehr große Bauteile mittels FFF- Verfahren herzustellen.“ DI Dr. Martin Reiter leitet das LIT Locomotion OLAF bringt lokale Faserverstärkungen auf ein gekrümmtes Bauteil auf. Bild: JKU IPPE Lab an der JKU Linz Bild: JKU IPPE We have the optimal polymer for your application. high performance polymers engineering polymers YOUR ACH! POLYMERCO standard polymers amorphous flexible semi-crystalline polymers Biesterfeld Interowa GmbH & Co KG Bräuhausgasse 3-5, 1050 Vienna, Austria, Phone: +43 1 512 35 71-0, interowa@biesterfeld.com, www.interowa.com, www.biesterfeld.com KC-aktuell_180x127_2021.indd 1 KC-aktuell | Ausgabe 1 - März18:03 09.02.21 2021 13
MATERIALENTWICKLUNG So gelingt Kunststoffrecycling Ein Leitfaden – basierend auf den Erkenntnissen aus dem Projekt CIRCUMAT – klärt auf und unterstützt Unternehmen beim Entwickeln von Anwendungen aus Kunststoffrezyklaten. Rund 380 Millionen Tonnen Kunststoff samten Kunststoffbranche nützen soll. „In Ziel des Leitfadens ist es, die Verarbeitung werden weltweit pro Jahr produziert. Das einem 20-seitigen Nachschlagewerk klären von Rezyklaten in der Kunststoffbranche zu schafft nicht nur wertvolle Arbeitsplätze, wir auf, wo und wann der Einsatz von Rezy- etablieren und somit zu einer funktionieren- sondern auch ein Müllproblem. Die Lösung klaten sinvoll ist und wo eher nicht. Und das den Kreislaufwirtschaft beizutragen. kann jedoch nicht der Verzicht auf Kunst- sehr praxisnah. Anhand realisierter Beispiele stoffprodukte sein, sondern vielmehr eine wird gezeigt, wie vor allem Polyolefin-Rezy- funktionierende Kreislaufwirtschaft. Dafür klate wieder in qualitativ hochwertigen An- Leitfaden zum ist viel Aufklärungsarbeit in der Branche not- wendungen eingesetzt werden“, erklärt Dr. Download: wendig. Christoph Burgstaller, Geschäftsführer des TCKT, der den Leitfaden verfasst hat. Schlaues Nachschlagewerk Im Projekt CIRCUMAT haben Leitbetriebe Inhaltliche Schwerpunkte und Forschungseinrichtungen entlang der Der Leitfaden liefert Antworten auf wichtige gesamten Kunststoff-Wertschöpfungskette und grundsätzliche Fragestellungen zum verschiedene Anwendungen aus Post-Con- Thema Rezyklateinsatz und behandelt fol- sumer-Rezyklaten entwickelt. Als Resultat gende Punkte: daraus entstand ein Leitfaden, der der ge- • Welches Rezyklat für welche Anwen- dung? • Problemstellungen und mögliche Lö- „Echte Kreisläufe können nur dann er- sungsansätze reicht werden, wenn alle Partner entlang • Was Sie schon immer über Rezyklate der Wertschöpfungskette mitmachen.“ wissen wollten Dr. Christoph Burgstaller, Leiter des Projekts • Fallbeispiele CIRCUMAT und Geschäftsführer des außeruni- versitären Forschungsinstitutes Transfercenter 20 Seiten wertvolle Infos zum Thema Kunst- • Zusätzliche technische Herausforde- für Kunststofftechnik (TCKT) stoffrecycling Bild: Business Upper Austria rungen beim Kunststoffrecycling Bild: DP Photography/TCKT WE DRIVE THE BESUCHEN SIE unseren virtuellen Showroom ShowHello! CIRCULAR ECONOMY. Ob Inhouse-, Postconsumer oder Bottle-Recycling: Nur wenn Maschinen perfekt auf die jeweilige Anforderung abgestimmt sind, gelingt es Kreisläufe präzise und profitabel zu schließen. Vertrauen Sie dabei auf die Nummer 1-Technologie von EREMA: Über 6000 unserer Maschinen und Systeme produzieren so jährlich rund 14,5 Mio. Tonnen hochwertiges Granulat – hocheffizient und energiesparend. CHOOSE THE NUMBER ONE. 14 2101019ERE_KC_aktuell.indd KC-aktuell 1 | Ausgabe 1 - März 2021 28.01.21 10:27
COMPOUNDIERUNG Kooperation schafft Innovation und Mehrwert Polymerwerkstatt und pexopol: Wie können zwei Unternehmen – eines gerade fünf Jahre jung und das zweite noch nicht mehr als die vage Idee einer möglichen Gründung – gemeinsam am Kunststoffmarkt erfolgreich sein? Was sich Anfang 2018 bei mehreren Tassen „Für uns und unsere Kunden bedeutet die Kooperation eine der vielen positiven Kun- Kaffee noch als Gleichung mit vielen Un- deutliche Vergrößerung unseres Produktportfolios.“ denrückmeldungen und der bekannten darstellte, kann man drei Jahre Alexander Datzinger, Gründer und Geschäftsführer der pexopol GmbH hohen Nachfrage, speziell später schon als kleine Erfolgsgeschichte be- angesichts der teilweise an- zeichnen. Die beiden im Donau Gewerbepark ren Produktionskapazitäten auch als Prob- gespannten Preis- und Verfügbarkeitssitua- (DGK) in Krems an der Donau ansässigen lemlöser behilflich sein – sei es im Bereich tion bei Neuware, sind weitere Produktfami- Unternehmen Polymerwerkstatt GmbH und der Materialsubstitution oder der Lohnpro- lien aus PS (pexorol) sowie Polymerblends pexopol GmbH haben es durch Aufgaben- duktion von Compounds. (pexoblend) bereits in Planung. teilung mit Fokus auf die jeweiligen Stärken geschafft, Kunden durch die Kombination Ökologischer Neuwarenersatz der gemeinsamen Fähigkeiten einen echten Unter den Handelsnamen pexolac, pexo- Mehrwert zu bieten. Frei nach dem Motto: form, pexomid und pexodur entwickelten „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner die beiden Unternehmen Produktfamilien Teile“ kann das gemeinsame Wissen und auf Basis von ABS, POM Homo- und Co- Die Polymerwerkstatt ist ein inhaberge- Netzwerk nun dazu genutzt werden, Kunst- polymeren, Polyamid 6 und 6.6 sowie PBT, führter und unabhängiger Produktions- stoffverarbeitern den für sie passenden Werk- die allesamt mit Anteilen aus zertifizierten und Entwicklungsbetrieb, der sich mit stoff anzubieten. Sekundärrohstoffen hergestellt werden branchenübergreifenden, durchdachten und sich als Neuwarener- „Egal ob maßgeschneiderte Produkte für hochspezifische Werkstofflösungen aus Kunststoff be- satz für eine Vielzahl von Anwendungen oder Standardkunststoffe in großen Men- technischen Anwendungen schäftigt. gen – gemeinsam können wir fast jeden Materialbedarf eignen. Vorteile sind ein Als Handelsvertretung für mehrere abdecken.“ ausgezeichnetes Preis- Unternehmen aus dem angrenzenden Robert Lielacher und Thomas Auinger, Geschäftsführer der Leistungs-Verhältnis sowie Polymerwerkstatt Ausland ist für die pexopol GmbH die definierte mechanische und Partnerschaft mit ausschließlich eigen- Doch nicht nur das breite Spektrum an Ma- rheologische Eigenschaften in konstanter tümergeführten, klein- und mittelständi- terialien zeichnet die Zusammenarbeit aus. Qualität. Mit dem Einsatz dieser Materialien schen Unternehmen als Lieferanten die Kunden, die maschinen- oder prozesstechni- kann auch ein wertvoller Beitrag zur Einspa- Grundlage für eine verlässliche Zusam- schen Know-how-Bedarf haben, können auf rung von CO2 geleistet werden. Die Herstel- menarbeit. Expertise und hilfreiche Kontakte als inklu- lung dieser Produkte obliegt der Verantwor- www.polymerwerkstatt.com dierte Serviceleistung zählen. tung der Polymerwerkstatt. Marketing und www.pexopol.com Vertrieb erfolgen über pexopol. Aufgrund Kollaborativer Ansatz Durch die enge Zusammenarbeit ergeben sich für die beiden Unternehmen viele Vor- teile. Musste die Polymerwerkstatt früher einen großen Anteil an Zeit und Energie für die Marktbearbeitung und Geschäfts- entwicklung aufwenden, so können diese Ressourcen nun als zusätzliche Kapazität für die Entwicklung neuer Produkte einge- setzt werden. Dabei handelt es sich meist um spezielle Materiallösungen, die unter Berücksichtigung umweltrechtlicher und anderer regulatorischer Standards (REACH, UL- oder IMDS-Listungen, etc.), auch im Rahmen von geförderten Beratungspro- jekten, ausgearbeitet werden. So können die bereits bestehenden Produkte aus der Polymerwerkstatt einem noch größeren Kundenkreis zugänglich gemacht werden. Das Team der Polymerwerkstatt und von pexopol (v. l.): Robert Lielacher, Alexander Datzinger und Weiters kann man durch die lokal verfügba- Thomas Auinger. Bild: www.charakter.photos / Philipp Monihart KC-aktuell | Ausgabe 1 - März 2021 15
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