NACHHALTIGKEIT: ALLES IM GRÜNEN BEREICH? - Der ...

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NACHHALTIGKEIT: ALLES IM GRÜNEN BEREICH? - Der ...
DAS MAGAZIN DER KUNSTSTOFFBRANCHE

                   Ausgabe 1 - März 2021

                                               NACHHALTIGKEIT: ALLES
                                               IM GRÜNEN BEREICH?
                                               Heimische Kunststoffbranche profitiert
                                               von neuen Technologien                   			                 Seite 4

                                                                                WEITERE THEMEN:
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                                                                                Medizintechnik, neue Kooperation
Bild: AdobeStock

                   www.kunststoff-cluster.at
NACHHALTIGKEIT: ALLES IM GRÜNEN BEREICH? - Der ...
KC INSIDE

    Ein Gespräch über Inspiration,
    Pioniergeist und Verantwortung
    Thomas Gröger, seit 2008 als Projektmanager im Kunststoff-Cluster Büro St. Pölten tätig, folgte mit Jahresbeginn Harald Bleier
    als Cluster-Manager nach. Im Gespräch mit KC-aktuell analysiert er die Lage der Kunststoffbranche und verrät seine Ziele und
    Visionen. In voller Länge lesen Sie das Interview auf www.kunststoff-cluster.at.

    Wo liegen die Stärken des Kunststoffs-          wicklungen werden die Wahrnehmung und           Mit welchen Themen zu „Innovation durch
    tandorts Österreich?                            somit das Image des Kunststoffs weiter          Kooperation“ halten wir den Standort zu-
    Von der Rohstoffherstellung über Mate-          negativ beeinflusst.                            kunftsfähig?
    rialveredelung, Verarbeitungsmaschinen,                                                         Kooperation findet zwischen Menschen
    Sammel- und Sortier-Know-how bis hin zu         Und wo sehen Sie Vorteile?                      statt. Folgt man dem Ziel, sich zu öffnen,
    Recyclingmaschinen haben wir sehr erfolg-       Kunststoffe haben einen wesentlichen An-        aufmerksam zuzuhören, seine Gedanken
    reiche Unternehmen als KC-Partner, die glo-     teil an unserem heutigen Wohlstand und          zu teilen und miteinander die Grenzen zu
    bal führend sind. Diese Tatsache, gepaart       unserer Gesundheit, nicht
    mit exzellenten Ausbildungsstätten, ermög-      zuletzt, da sie im Vergleich    „Erinnern wir uns an den Pioniergeist
    licht es uns, den gesamten Stoffkreislauf       zu anderen Materialien eine
    im eigenen Land abzubilden und somit Ent-       hohe Einsatzvielfalt bei ver-   und lassen wir uns davon inspirieren!“
    wicklungen von weitreichender Bedeutung         gleichsweise niedrigem Auf-
    voranzutreiben.                                 wand in Form von Energie, Ressourcen und        verschieben, entsteht daraus etwas Neues.
                                                    somit CO2 vorweisen können.                     Wir als KC bringen Leute zusammen und
    Welchen Risiken oder Nachteilen ist die                                                         ermöglichen Ihnen, genau das zu tun, um
    heimische Kunststoffindustrie ausge-            Kunststoff und sein schlechtes Image –          das notwendige Vertrauen aufzubauen und
    setzt?                                          wie kann man es nachhaltig verbessern?          dadurch Dynamik entstehen zu lassen. Das
    Kritische Faktoren sind u.a. das ange-          Lassen Sie uns Verantwortung überneh-           ist die Basis unserer Clusterarbeit und un-
    schlagene Image, das zu einem starken           men und präsentieren wir uns als Teil der       ser Beitrag zur Gestaltung einer vielverspre-
    Rückgang im Ausbildungsbereich künftiger        Lösung! Dazu ist eine gemeinsame Initiati-      chenden Zukunft.
    Fachkräfte führt. Zusätzlich droht durch die    ve aller unterschiedlichen Interessensgrup-
    wachsende Konkurrenz am globalen Markt          pen notwendig. Was wir brauchen, ist ein
    die Abwanderung größerer Produktions-           Schulterschluss des gesamten Kunststoff-
    stätten und damit verbunden eine Redukti-       bereichs und einen koordinierten starken
    on der Forschungs- und Entwicklungstätig-       Auftritt von Experten und Expertinnen aus
    keiten, da diese in der Regel der Produktion    allen Bereichen. Einen ersten Schritt haben
    folgen. Durch daraufhin weniger in der Öf-      wir mit der Gründung des ÖCC² – Öster-
    fentlichkeit sichtbare Innovationen und Ent-    reichischer Carbon Cycle Circle in diesem
                                                                        Jahr gesetzt. Erinnern
                                                                        wir uns an den Pionier-
    „Lassen Sie uns Verantwortung überneh-                              geist und lassen wir uns
    men und präsentieren wir uns als Teil der                           davon inspirieren!

    Lösung!“                                                                                        Ing. Harald Bleier, ehemaliger Cluster-Manager
                                                                                                    Kunststoff-Cluster, Büro St. Pölten
                                                                         An welchen Schwer-         Bild: Business Upper Austria
                                                    punkt- bzw. Zukunftsthemen arbeitet der
                                                                                                      Mit der Übergabe des ecoplus. Clus-
                                                    Kunststoff-Cluster in Niederösterreich?
                                                                                                      termanagements von Harald Bleier an
                                                    Derzeit sind wir dabei, biobasierte Kunst-
                                                                                                      Thomas Gröger findet auch ein Gene-
                                                    stoffe als Teil einer ganzheitlichen Bio-Öko-
                                                                                                      rationenwechsel statt.
                                                    nomie-Strategie zu etablieren. Im Sinne der
                                                                                                      Harald Bleier, der sich weiterhin bran-
                                                    Ressourceneffizienz werden Stoffkreisläufe
                                                                                                      chenübergreifenden Innovationsthe-
                                                    geschlossen, Materialeigenschaften, Zulas-
                                                                                                      men widmen wird: „Thomas Gröger ist
                                                    sungen und Einsatzgebiete für Recycling-
                                                                                                      der Richtige für die Herausforderungen
                                                    material erarbeitet und somit ein Wandel
                                                                                                      im Umfeld der Kunststoffbranche. Mit
                                                    vom Reststoff zum Wertstoff eingeleitet.
                                                                                                      seinem soliden Fundament an Wissen,
                                                    Seit 2005 setzen wir auf den Faktor Nach-
                                                                                                      Beziehungen und Begeisterung hat er
                                                    haltigkeit. Als weiteren Schritt in Richtung
                                                                                                      die besten Voraussetzungen, um die
                                                    geschlossene Kreislaufwirtschaft verstär-
                                                                                                      Zukunft des Kunststoff-Clusters ge-
    DI Thomas Gröger zPM, Cluster-Manager           ken wir in Zukunft die Aktivitäten zum The-
    Kunststoff-Cluster und Mechatronik-Cluster,                                                       meinsam mit Wolfgang Bohmayr wei-
                                                    ma „Kohlenstoff-Kreislauf“ als Perspektive
    ecoplus. Niederösterreichs Wirtschaftsagentur                                                     ter zu entwickeln.“
    GmbH Bild: ecoplus                              für alle organischen Stoffe.

2   KC-aktuell | Ausgabe 1 - März 2021
NACHHALTIGKEIT: ALLES IM GRÜNEN BEREICH? - Der ...
EDITORIAL

                                                                                                                                   INHALT
                                                                                                                                   KC INSIDE
                                                                                                                                   DI Thomas Gröger im Gespräch               2
                                                                                                                                   ÖCC² stellt sich vor			                    8

Stärke durch Kooperationen                                                                                                         EDITORIAL
                                                                                                                                   Impressum 			3
Auch für Branchennetzwerke war das „Coronajahr“ 2020 fordernd und leider setzen sich die mit
der Pandemie verbundenen Einschränkungen auch in diesem Jahr fort – ohne, dass wir ein                                             COVERSTORY
Ablaufdatum kennen. Das digitale Vernetzen und die Verbindlichkeit bei Online-Treffen stoßen                                       Kunststoff als nachhaltige Lösung          4
oft an ihre Grenzen, obwohl es einige gute Formate für virtuelle Veranstaltungen und Bespre-                                       DI Clemens Holzer im Gespräch              6
chungen gibt. Eines ist aber sicher: Weder Teams, Zoom, GoTo oder andere Tools können reale
Begegnungen vollwertig ersetzen. Darum haben wir uns für 2021 zumindest das Motto „Mehr                                            MATERIALENTWICKLUNG
live als online“ verordnet, da wir als Netzwerk gerne mit Menschen zusammenarbeiten.                                               Projekt C2PAT			9
                                                                                                                                   Datenspeicherung in Polymeren              10
Die Digitalisierung des Netzwerkens, das Arbeiten aus der Ferne und über unsere Channels, neu                                      Additive für Recyclinganwendungen          11
aufgebaute Formate und die Projektinitiierung ohne physische Meetings haben auch durchaus                                          Nachhaltigkeit durch Digitalisierung       11
positive Aspekte. Einige davon werden in Zukunft feste Bestandteile unseres Arbeitsalltags sein.
                                                                                                                                   Neues 3D-Drucksystem an der JKU            12
                                                                                                                                   So gelingt Kunststoffrecycling		           14
2021 steht für einen Wandel und diesen gibt es auch im Kunststoff-Cluster. Da er von den beiden
Bundesländern OÖ und NÖ getragen wird, hat er als Besonderheit auch zwei Cluster-Manager.
                                                                                                                                   COMPOUNDIERUNG
Im Büro in St. Pölten hat mit Jahreswechsel DI Thomas „Tom“ Gröger die Agenden des Cluster-
                                                                                                                                   Kooperation schafft Mehrwert		             15
Managers von Harald Bleier übernommen. Seine Ideen lesen Sie im Vorstellungsinterview in der
                                                                                                                                   Kratzfest und glänzend		                   16
Rubrik „KC Inside“ auf Seite 2.
                                                                                                                                   Feinste Innovationen		                     16
                                                                                                                                   Innovation aus dem Hause ECON              17
Uns sind die Kontinuität der Kooperation, die gute Zusammenarbeit und ein gemeinsames Ver-
                                                                                                                                   MAS-Extruder			17
ständnis als österreichisches Branchennetzwerk immer eine Herzensangelegenheit gewesen.
Harald Bleier stand mit Engagement und Herzblut hinter dieser Kooperation und setzte inhaltli-
                                                                                                                                   ADDITIVE FERTIGUNG
che Akzente für die positive Weiterentwicklung. Das „Danke dafür, lieber Harald!“ kommt aus der
                                                                                                                                   Produktion der Zukunft		                   18
ganzen Branche von Ost bis West, Nord und Süd und über die Ländergrenzen hinaus.
                                                                                                                                   Projekt NABIAM			19
                                                                                                                                   Material für hybride Fertigung		           19
Damit und mit einer intensiveren Kooperation mit Kärnten und dem KWF starten wir 2021 mit
großem Enthusiasmus! Das KC-Team freut sich auf die direkten Kontakte für Projekt- oder
Innovationsideen, denn es ist die beste Zeit für nachhaltige Kooperationen!                                                        ANWENDERFOKUS MEDIZINTECHNIK
                                                                                                                                   Medizinische Kunststoffe		                 20
                                                                                                                                   Kunststofftechnologie & Medizintechnik 23
                                                                                                                                   Neue PVD-Technologie		                     24

                                                                                                                                   KOOPERATIONEN
                                                                                                                                   eDigiStars				25
                                                                                                                                   Kooperation mit Kärnten		                  26
Ing. Wolfgang Bohmayr                                                    DI Thomas Gröger
Cluster-Manager Büro Linz                                                Cluster-Manager Büro St. Pölten
                                                                                                                                   VORSCHAU
                                                                                                                                   KC-Veranstaltungen 			28
                                                                                                                                   Schrittweise zum Bauteiltechniker          28

IMPRESSUM & OFFENLEGUNG GEM. § 25 MEDIENGESETZ
Blattlinie: Informationen über Aktivitäten des Kunststoff-Clusters und seiner Partnerunternehmen sowie News aus der Kunst-
stoff-Branche. Der Kunststoff-Cluster ist eine Initiative der Länder Oberösterreich und Niederösterreich. Träger sind die regio-
nalen Standortagenturen Business Upper Austria und ecoplus. Medieninhaber (Verleger) und Herausgeber: Business Upper
Austria – OÖ Wirtschaftsagentur GmbH, Redaktionsadresse: Hafenstraße 47-51, 4040 Linz, Telefon: +43 732 79810 – 5115,
E-Mail: kunststoff-cluster@biz-up.at, www.kunststoff-cluster.at. Für den Inhalt verantwortlich: DI (FH) Werner Pamminger, MBA,
Redaktion: Ing. Wolfgang Bohmayr, Mag.a Petra Danhofer, Mag.a Tamara Gruber-Pumberger, Mag. Markus Käferböck, Ullrich
Kapl, DI Hermine Wurm-Frühauf. Grafik/Layout: Generative III GmbH, Umsetzung: Business Upper Austria. Bildmaterial: Alle
Bilder, wenn nicht anders angegeben: Business Upper Austria/Kunststoff-Cluster.
Gastbeiträge müssen nicht notwendigerweise die Meinung des Herausgebers wiedergeben. Beigelegte Unterlagen stellen ent-
geltliche Informationsarbeit des KC für die Partner dar. Alle Angaben erfolgen trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr, eine
Haftung ist ausgeschlossen. Vorbehaltlich Satz- und Druckfehler. Aus Gründen der besseren Leserlichkeit verzichten wir teil-
weise auf geschlechtsspezifische Formulierungen. Sämtliche personenbezogenen Bezeichnungen beziehen sich auf alle Ge-
schlechter in gleicher Weise.
                                                                                                                                               KC-aktuell | Ausgabe 1 - März 2021   3
NACHHALTIGKEIT: ALLES IM GRÜNEN BEREICH? - Der ...
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    Bild: AdobeStock

    Kunststoff als nachhaltige Lösung
    Die Diskussion über Kunststoff ist etwas leiser geworden, da das Material aktuell wieder mehr als wertvoller Werkstoff für viele
    Bereiche der Medizintechnik wahrgenommen wird und auch als sichere Lebensmittelverpackung seine Vorteile ausspielen kann.
    Was kommt an innovativen Materiallösungen – insbesondere in Hinblick auf eine kreislauffähige Kunststoffbranche – auf uns
    zu? Ist wirklich alles im „grünen“ Bereich? Experten sehen vor allem die Preisentwicklung kritisch.

    Die Coronakrise hat vielen heimischen          schwer eingeschätzt werden, weshalb sich       langlebige Kunststoffe können dazu beitra-
    Kunststoffbetrieben zusätzliche Sorgen be-     die Profis auf die Entwicklung neuer Materi-   gen, wichtige Ressourcen wie Energie und
    schert. Zwar ist – vor allem durch den Lock-   alien konzentrieren.                           Wasser in strategischen Sektoren wie etwa
    down der Gastronomie – der Verbrauch an                                                       Verpackung, Bauwesen, Automobil und
    Verpackungsmaterial um rund 20 Prozent         Kunststoffabfälle sind Wertstoffe              erneuerbare Energien zu sparen. Aktuell
    gestiegen, zusätzliche Gewinne bringt das      Entgegen seinem Image ist Kunststoff ein       werden weltweit neun Prozent der Kunst-
    allerdings kaum. Vor allem die Recycling-      nachhaltiger Werkstoff. Die Produktion bei     stoffe wiederverwertet. In Österreich sind
    Wirtschaft leidet unter dem Preisverfall bei   niedrigen Temperaturen erfordert einen         es 26 bis 28 Prozent – Tendenz steigend.
    Rohöl. Die Erzeugung von Neuware aus           geringen Energiebedarf. Mit minimalem          Grundsätzlich hat Kreislaufwirtschaft einen
    Kunststoff brachte im Jahr 2020 die Kreis-     Materialeinsatz – wenn man beispielsweise      immer höheren Stellenwert, wie die Initiati-
    laufwirtschaft ordentlich ins Straucheln,      dünne Folien betrachtet – kann die Haltbar-    ven der Mitgliedsbetriebe des Kunststoff-
    weil die Preise für wiederaufbereitetes Ma-    keit von Lebensmitteln um ein Vielfaches       Clusters beweisen.
    terial um bis zu 50 Prozent gesunken sind.     verlängert werden. Darüber hinaus können
    Damit ist Recycling für viele Unternehmen      Kunststoffanwendungen in Verpackungen          Keine Kreislaufwirtschaft ohne Kunststoff
    zu einem Verlustgeschäft geworden. Zahl-       helfen, Lebensmittelabfälle zu reduzieren.     Die aktuelle Entwicklung bei der Verfüg-
    reiche Produktionsanlagen stehen still oder    Die einzigartigen Eigenschaften von Kunst-     barkeit und Materialpreisentwicklung im
    beginnen – mit dem aktuellen Wiederan-         stoffen ermöglichen den Produzenten,           Kunststoffsektor sowie die damit verbun-
    stieg des Ölpreises – nur langsam zu lau-      eine wichtige Rolle auf dem Weg in eine        denen Chancen und Probleme sind aktuelle
    fen. Was die Zukunft bringt, ist daher eine    nachhaltigere und ressourceneffizientere       Themen, die viele Firmen vor Herausforde-
    Preisfrage. Die preisliche Entwicklung kann    Zukunft zu spielen. Leichte, vielseitige und   rungen stellen. DI Rudolf Wölfer, Head of

4   KC-aktuell | Ausgabe 1 - März 2021
NACHHALTIGKEIT: ALLES IM GRÜNEN BEREICH? - Der ...
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                                                   wendung, aber auch, um CO2-Emissionen zu        Doch heute stammen nur etwa sechs Pro-
                                                   reduzieren und Energie einzusparen“, beton-     zent des Kunststoffs in neuen Produkten aus
                                                   te Wölfer. Kunststoffe haben einen enormen      Rezyklaten, und dies ist oft auf geringwertige
                                                   Wert für eine breite Palette von Branchen       oder Nischenanwendungen beschränkt. Der
                                                   und Anwendungen. Sie verfügen über höchst       ökologische Fußabdruck des Werkstoffs ist
                                                   wünschenswerte Eigenschaften, die andere        im Vergleich zu anderen Materialien gering
                                                   Materialien einfach nicht bieten können         und kann durch die Verwendung von Rezyk-
                                                   – vor allem, wenn es um Hightech-Anwen-         laten und durch das Rezyklieren des eigenen
                                                   dungen geht. Hier haben Unternehmen wie         Produktionsabfalls noch weiter reduziert
                                                   Borealis die Zeichen auf Innovation gestellt.   werden. Die Herausforderung ist also, vom
                                                   Als Hersteller hochwertiger Polyolefine setzt   Wegwerfprodukt hin zum Wertstoff zu kom-
                                                   Borealis verstärkt auf Lösungen für Kunst-      men. Für eine funktionierende Kreislaufwirt-
                                                   stoffabfälle und Recycling.                     schaft sind alle Unternehmen entlang der
                                                                                                   Wertschöpfungskette, die Abfallwirtschaft
                                                   Upcycling und Ressourcen                        und nicht zuletzt die Konsumenten gefordert.
                                                   Durch das Recycling von Kunststoffen trägt
                                                   die Firma Thermoplastkreislauf (TPK) in         Biokunststoffe als Chance
                                                   Traiskirchen nachweislich zur Schonung          Kompostierbare Biokunststoffe auf Basis
                                                   und zum Erhalt der natürlichen, endlichen       von nachwachsenden Rohstoffen ermögli-
                                                   Ressourcen für aktuelle und kommende Ge-        chen viele Funktionen, die von Kunststoffen
                                                   nerationen bei. Die Kunststoffabfälle landen    gefordert und erwartet werden. Kompos-
                                                   nicht wie oftmals üblich in der Verbrennung,    tierbare Biokunststoffe sind kein Ersatz
                                                   sondern gelangen in den Wertstoffkreislauf      für herkömmliche Kunststoffe, sondern
                                                   zurück. Dabei werden nicht nur hochwerti-       ergänzen das Sortiment der Kunststoffe
                                                   ge Rohstoffe erhalten und wiedergewon-          als Spezialprodukte. Sie sind beispielswei-
                                                   nen, sondern auch erhebliche Mengen CO2         se die optimale Lösung für Biomüllbeutel,
                                                   eingespart. „Diese Aussage ist uns durch        kompostierbare Obst- und Gemüsebeutel
                                                   eigene Auswertungen in Zusammenarbeit           oder unterpflügbare Agrarfolien. Speziell bei
                                                   mit der Montanuniversität Leoben belegt         Einwegprodukten werden sie als Alternative
                                                   und bestätigt worden“, betont Firmenchef        gesehen, wenngleich auch kompostierbare
                                                   Christian Wind und ergänzt: „Die Regranu-       Biokunststoffe nicht achtlos in der Natur
                                                   late und Compounds substituieren Neu-           landen sollten. An der Uni Leoben gibt es
                                                   ware und sparen dabei ca. 60 Prozent CO2        Forschung in die umgekehrte Richtung, wie
                                                   im Vergleich zu Neuware ein.“ Aus seiner        Clemens Holzer, Leiter Kunststoffverarbei-
                                                   Sicht ist das eine enorme Einsparung, die       tung, im nachfolgenden Interview erzählt.
                                                   zur Schonung der natürlichen Ressourcen         Der Wissenschaftler und sein Team expe-
                                                   beiträgt und zeigt, wie wichtig es ist, auf     rimentieren mit nachwachsendem Kunst-
                                                   Recycling-Materialien zu setzen. Diesen         stoff, der aus Bakterienkulturen gezüchtet
                                                   Trend haben mittlerweile auch die großen        wird, die diese Biopolymere produzieren.
                                                   Konsumgüterproduzenten und Automo-
Rudolf Wölfer, Head of Innovation des Head-        bilhersteller erkannt, die Nachhaltigkeit zu
quarters von Borealis, hebt die Vorteile hervor,   einem verpflichtenden Vergabekriterium für
die Kunststoff für die Menschen und die Umwelt
gebracht hat. Bild: Borealis                       ihre Zulieferer gemacht haben.

Innovation des Headquarters von Borealis,          Kreislaufwirtschaft hat noch Potenzial
räumte beim KC-Treffpunkt „Open Beirat             Trotz der Fortschritte ist die Kreislaufwirt-
Materialpreisentwicklung“ ein, dass der we-        schaft noch nicht überall angekommen:
gen der Coronapandemie gesunkene Roh-              Ohne eine klare und verlässliche Nachfra-
stoffpreis oftmals Rezyklate preislich wieder      ge nach recycelten Kunststoffen werde es
weniger attraktiv gemacht hat. Das sei aber        nicht das notwendige Vertrauen geben, um
nur ein temporäres Problem. Am Wertstoff           in Recyclinganlagen zu investieren, beklagt
Kunststoff im Kontext mit der Kreislaufwirt-       die Industrie. Experten schätzen, dass zur
schaft führe kein Weg vorbei. „Kunststoffe         Erreichung des Ziels, die Kunststoffrecyc-
haben aufgrund ihrer spezifischen Eigen-           lingkapazitäten in Europa von 2015 bis 2030
                                                                                                   Christian Wind, Chef von TPK, sieht einen Trend
schaften viele Vorteile für Menschen und           zu vervierfachen, Investitionen zwischen 8,4    zur Nutzung von Rezyklaten und eine erhöhte
Umwelt gebracht, etwa im Bereich der An-           und 16,6 Milliarden Euro erforderlich sind.     Nachfrage. Bild: Thermoplastkreislauf

                                                                                                                KC-aktuell | Ausgabe 1 - März 2021   5
NACHHALTIGKEIT: ALLES IM GRÜNEN BEREICH? - Der ...
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    Univ.-Prof. DI Clemens Holzer von der Montanuniversität Leoben im Gespräch

    „Techniker sind
    gegen Marketing machtlos“
    Univ.-Prof. DI Clemens Holzer hat den Lehrstuhl für Kunststoffverarbeitung an der Montanuniversität Leoben inne. Er gilt als
    einer der Masterminds bei der Forschung im Kunststoffbereich und der Entwicklung dieser Technologie im Land. Im Interview
    spricht Holzer über Herausforderungen, Chancen, ökologische Fehleinschätzungen und den Bedarf an Fachkräften.

    Wie beurteilt die Forschung den Kontext            mische Forscherinnen und Forscher sowie         Was sind die wichtigsten Forschungsge-
    von Kunststoff und Nachhaltigkeit?                 Unternehmen haben dabei eine tragende           biete für die Zukunft? Wo hat Kunststoff
    Wir müssen davon abgehen, Kunststoff               Rolle gespielt.                                 seinen Platz?
    emotional zu betrachten. In den vergan-                                                            Mein Forschungsgebiet erfordert lebenslan-
    genen Jahren ist sehr viel über Müllberge,         Welche Forschungsfragen sind für die            ges Lernen in Bereichen wie Sustainability,
    verschmutzte Ozeane und wenig über die             Kunststoffkreislaufwirtschaft      entschei-    Additive Fertigung, Digitalisierung, KI, In-
    Lösungsmöglichkeiten berichtet worden.             dend?                                           dustrie 4.0. Und natürlich spielen Leichtbau,
    Nicht, dass ich die Umweltprobleme wegdis-         Die Kunststofftechnik ermöglicht Lösun-         Ressourcenschonung und Lebensdauer-
    kutieren will, aber es gibt auch beim Kunst-       gen. Manche mögen unspektakulär erschei-        berechnung ganz wichtige Rollen. Bei den
    stoff viele grüne Trends, die von der Öffent-      nen, aber es ist viel Arbeit bis zur Umset-     Anwendungen könnte man eine lange Liste
    lichkeit zu wenig wahrgenommen werden.             zung erforderlich: Vom Molekül bis zum          schreiben, aber an vorderster Stelle stehen
    Als Techniker ist man gegen Marketing und          Produkt – und dann Recycling. Der Nach-         Medizin, Wasserstofftechnologie, nachhalti-
    mediale Halbwahrheiten machtlos. Ich neh-          haltigkeitsrucksack reicht aus meiner Sicht     ge Verpackung oder Elektronik und Elektro-
    me die Kritik aber ernst und betone, dass          bis zur Digitalisierung. Meine Devise lautet:   technik.
    technische Lösungen allein nicht genügen!          Wir können alles! Aber die Rahmenbedin-
    Es muss auch eine Verhaltensänderung be-           gungen dafür müssen geschaffen werden.
    wirkt werden. Hier ist die Politik gefragt – mit   Wir brauchen Forschungsförderung, einen
    einer Umweltpolitik, die alle Branchen in die      Markt für Rezyklate und Ökobilanzen. Die
    Pflicht nimmt. Es reicht nicht, nur von Plastik-   Aussage, nur Papier sei ökologisch, genügt
    sackerl auf Papier umzusteigen. Bei der kon-       mir nicht. Biobasiert per se ist nicht ökolo-
    sequenten Erhöhung des Recyclinganteils in         gisch. Bioabbaubar schon gar nicht. Ökobi-
    Produkten ist auch der Staat gefragt.              lanzen liefern uns die Fakten, die wir brau-
                                                       chen, um die jeweiligen Fälle beurteilen und
    Was sind die wesentlichen Erfordernisse,           die beste Lösung finden zu können.
    damit Kunststoff ein „grünes“ Image be-
    kommt?                                             Das Kunststoffimage in der breiten Öf-
    Der Start ist immer das Sammelsystem und           fentlichkeit ist nach wie vor negativ, die
    natürlich muss es auch eine ressourcen-            Studierendenzahlen nehmen ab. Will noch
    schonende Fertigung geben. Grüne Trends            jemand Kunststofftechnik studieren?
    haben wir bei der Entwicklung, wenn es             Sie treffen einen wunden Punkt, weil unse-
    um die Frage der Recyclingfähigkeit geht           re Sparte so viele Chancen bietet. Sie ver-
    und auch bei den Materialien. Sind sie bio-        langt eine Fülle an Wissen aus einem sehr
    basiert, haben sie einen ökologischen Fuß-         breiten Spektrum – von Mathematik über
    abdruck? Im Endeffekt muss die gesamte             technische Fertigkeit bis hin zu Ausdauer.
                                                                                                       Univ.-Prof. DI Clemens Holzer, Lehrstuhl für
    Bilanz betrachtet werden: Nutzungsphase,           Entscheidend sind Talent und Motivation.        Kunststoffverarbeitung an der Montanuniver-
    Verbesserung der Haltbarkeit, Wiederver-           Aus meiner Sicht ist Kunststofftechnik eine     sität Leoben, sieht in seinem Fach enorme beruf-
                                                                                                       liche Chancen für junge Menschen.
    wendbarkeit und Reparierbarkeit. In diesen         Zukunftsbranche mit tollen Berufschancen.       Bild: Foto Furgler/Michael Schaffer-Warga
    Bereichen hat es in den vergangenen Jah-           Gegenwärtig haben aber junge Menschen
    ren enorme Fortschritte gegeben und hei-           wenig Interesse, in dem Fach zu studieren
                                                       oder eine Lehre zu beginnen. Hier sind wir        Festkolloquium 50 Jahre Kunststoff-
                                                       wieder beim Image: Kunststoffunterneh-            technik in Leoben
                                                       men haben angeblich keine Zukunft, aber           15./16. September 2021
                                                       das Gegenteil ist der Fall, wenn eine Firma       www.kunststofftechnik.at/de/6503/
                                                       strategisch richtig aufgestellt ist. Ein Aus-
                                                       weg und zugleich Pflichtprogramm wäre             KC-Materials Week:
                                                       mehr Ausbildung in Nachhaltigkeit. Wir            Alles im „grünen“ Bereich?
                                                       haben dringenden Bedarf an Fachkräften,           7./8./9. April 2021 als Treffpunkte á 2 h
    Ergebnis heimischer Innovationskraft: Ein flau-
    schiges Handtuch – aus Kunststoff erzeugt.
                                                       jungen Forscherinnen und Forschern und            www.kunststoff-cluster.at
    Bild: Kunststofftechnik Leoben/Tanja Grössing      Menschen mit Zukunftsvisionen.

6   KC-aktuell | Ausgabe 1 - März 2021
NACHHALTIGKEIT: ALLES IM GRÜNEN BEREICH? - Der ...
EIN SYSTEMPARTNER
                       EINE PROZESSKETTE
                              EIN QUALITÄTSGARANT
EINMALIG
  EIN VERANTWORTLICHER
                                       EIN PROJEKT
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NACHHALTIGKEIT: ALLES IM GRÜNEN BEREICH? - Der ...
KC INSIDE

    Bild: Pixabay

    Mit einer starken Stimme:
    Branche hat nun ein Sprachrohr
    Mit der Gründung des Vereins Österreichischer Carbon Cycle Circle – ÖCC2 hat sich die Kunststoffbranche zusammengeschlos-
    sen. Ein gemeinsamer Auftritt in der Öffentlichkeit ist nun möglich und erlaubt der Branche, sich in die öffentliche Debatte rund
    um Kunststoffthemen mit einer starken Stimme einzubringen.

    Die Idee zum ÖCC² ist im Rahmen des              Kohlenstoffkreislaufes sowie die Verbes-               Alle Branchen eingeladen
    Projekts SeeRRi (responsible research            serung des Kunststoff-Images. Der Verein               Aus diesem Aspekt heraus lädt der ÖCC2
    and innovation) zum Thema „Beiträge der          strebt effiziente Lösungsansätze für die               ausdrücklich auch weitere Branchen, die
    Kunststoffindustrie zur Erreichung der Kli-      Sammlung und Sortierung an und wird sich               mit Kunststoffen zu tun haben – insbeson-
    maziele“ entstanden. Die Vertreter der Bran-     intensiv mit hochwertigem Recycling und                dere Energie- und Zementindustrie – ein,
    chenverbände sowie alle bisher beteiligten       konsequenter Kreislaufwirtschaft beschäf-              sich diesem Wissenstransfer anzuschlie-
    Industriepartner unterstützen den Verein         tigen. Auch die Anregung zur Diskussion                ßen. Denn Kohlenstoff ist Leben – mensch-
    vollinhaltlich. Der ÖCC2 will in die aktuellen   über eine CO2-Steuer steht im Raum. Und                liches Leben genauso wie Natur, Flora und
    Diskussionen eine gesamtheitliche Betrach-       nicht zuletzt geht es auch um Standort- und            Fauna. Kohlenstoff ist auch Energieträger
    tungsweise als Basis einbringen, denn die        Arbeitsplatzsicherung in Österreich.                   – vom Lebensmittel bis zum Brennstoff –
    holistische Ansicht sämtlicher Kohlenstoff-                                                             sowie Baumaterial, Konstruktionsmaterial,
    Stoffströme ist notwendig, um Zusammen-          Expertenwissen einbringen                              Medikament, Komfortzone oder Speicher-
    hänge zu identifizieren und wirklich nach-       „Wir leben in Zeiten, in denen grundlegende            medium. Kohlenstoff ist der kleinste ge-
    haltige Lösungen ableiten zu können.             Wertewandlungen vorgenommen werden                     meinsame Nenner des Lebens und auch
                                                     müssen, um die unabdingbare Transfor-                  der unterschiedlichsten Branchen.
    Gemeinsame Ziele                                 mation von Wirtschaft und Gesellschaft
    Der ÖCC2 wird u.a. das branchenübergrei-         in Richtung Ressourcenschonung, Klima-
    fende Marketing und die intensive Kommu-         schutz, schadstofffreier Umwelt und der
    nikation sowie das Vernetzen der Branche         Erfüllung der europäischen Ziele zu einer
    übernehmen. Zu den weiteren Zielen gehö-         nachhaltigen Entwicklung (SDG) erfolg-
                                                                                                                Mitglied werden und die Kommunika-
    ren das gemeinsame Entwickeln nachhal-           reich durchführen zu können“, sagt Nieder-
                                                                                                                tion aktiv mitgestalten!
    tiger Lösungen und die Optimierung des           österreichs     Kunststoff-Cluster-Manager
                                                                                                                Kontaktieren Sie uns unter
                                                     Thomas Gröger. „Die Kunststoffbranche
                                                                                                                verband@carboncircle.at
                                                     mit ihrem mehr als 100 Jahre alten Ex-
      Erste Mitglieder im ÖCC2                       pertenwissen um
      • Kunststoff- und Mechatronik-Cluster          Synthese, Umwand-
      • Montanuniversität Leoben                     lung, Nutzung und
      • Borealis AG                                  Verwertung        von
      • PlasticsEurope Austria                       Kohlenstoffen       in
      • Manfred Hackl                                den     unterschied-
      • Österreichische Kunststoffzeitschrift        lichsten Varianten
        (Welkin Media)                               und Vielfältigkeiten
      • KRM Maschinen- und Anlagenbau                kann und wird einen
        GmbH                                         wesentlichen Bei-
      • Nachgedacht e.U.                             trag zu dieser Trans-      Die Positionierung des Vereins ÖCC2 Österreichischer Carbon Cycle Circle
                                                     formation leisten.“        Bild: ÖCC2

8   KC-aktuell | Ausgabe 1 - März 2021
NACHHALTIGKEIT: ALLES IM GRÜNEN BEREICH? - Der ...
MATERIALENTWICKLUNG

Ressource CO2 – aus Kohlendioxid
werden Kraftstoff und Polymere
Dass die Nutzung von CO2 im großindustriellen Maßstab möglich ist, will das KC-Partnerunternehmen Borealis gemeinsam mit
OMV, Verbund und Lafarge Zementwerke in einem branchenübergreifenden Projekt beweisen: mit der Errichtung einer Anlage
zur CO2-Abscheidung und -Nutzung.

Das Ziel des Projektes CARBON2PRODUCT                                              neuerbaren Rohstoffen.
AUSTRIA, kurz C2PAT, ist ambitioniert: Bis                                         So funktioniert Kreislauf-
zum Jahr 2030 sollen eine sektorübergrei-                                          wirtschaft. „Das Konzept
fende Wertschöpfungskette geschaffen                                               der     Kreislaufwirtschaft
und eine Anlage errichtet werden, die eine                                         verlangt, das Gesamtsys-
Abscheidung von nahezu 100 % des jährli-                                           tem zu betrachten und
chen CO2-Ausstoßes im Zementwerk Man-                                              nicht aus Bequemlichkeit
nersdorf (NÖ) ermöglicht.                                                          die einfacheren, linearen
                                                                                   Optionen zu verfolgen“,
CO2 als Ressource nutzen                                                           ist Alfred Stern, CEO von
Die jährlich anfallenden 700.000 Tonnen                                            Borealis, überzeugt. „Die
CO2 des Lafarge Zementwerks Manners-                                               Kunststoffindustrie kann
dorf sollen mithilfe von Wasserstoff zu                                            mit der Reduktion von
Kohlenwasserstoffen verarbeitet werden.                                            CO2-Emissionen        einen
Dabei kommt grüner Wasserstoff zum                                                 wichtigen Beitrag zum
Einsatz. Dieser wird durch den Projektpart-                                        Klimaschutz leisten. Wir
ner Verbund in einem Elektrolyseprozess                                            freuen uns darauf, ge-
                                                                                                                  Kohlenwasserstoff – aus abgeschiedenem CO2 erzeugt – wird im Werk
auf Basis von Strom aus erneuerbaren                                               meinsam mit unseren            von Borealis für die Erzeugung von Polypropylen genutzt.
Energien erzeugt und bietet daher enormes                                          Projektpartnern den Wan-       Bild: Borealis
Potenzial für die Dekarbonisierung von CO2-                                        del hin zu einer nahezu
intensiven industriellen Prozessen.                                                CO2-freien Industrie voranzutreiben.“                  Cluster von industriellen Pilotanlagen im
                                                                                                                                          Osten Österreichs technisch entwickelt
Funktionierende Kreislaufwirtschaft                                                Erste Pilotanlagen vielleicht schon 2023               und bis 2023 in Betrieb genommen werden.
Die erzeugten Kohlenwasserstoffe werden                                            Das Projekt C2PAT ist in drei Phasen an-               Phase 3 beinhaltet die vollständige Realisie-
im weiteren Produktionsprozess für die                                             gelegt: In Phase 1 evaluieren die Partner              rung des Vorhabens durch Erweiterung auf
Herstellung von synthetischen Kraftstoffen                                         derzeit einen gemeinsamen Ansatz für die               die volle Größe von 700.000 Tonnen CO2,
sowie für die Erzeugung von hochwertigen                                           Projektentwicklung, das Geschäftsmodell                womit demonstriert werden kann, dass
Kunststoffen wie Polypropylen genutzt.                                             und die Verfahrenstechnik. Basierend auf               eine Nutzung in großindustriellem Maßstab
Beide Endprodukte basieren somit auf er-                                           diesen Ergebnissen könnte in Phase 2 ein               möglich ist.

     Sektorübergreifende Wertschöpfungskette                                                                                                                  Vorzeigeprojekt
                                                                                                                                                              Mit diesem innovativen Projekt werden die
     für Klimaneutralität
                                                                                                                                                  n

                                                                                                                                                              Emissionen in der Zementproduktion signi-
                                                                                                                                               ce
                                                                                                                    t
                                                                                                                  ha

                                                                                                                                              ur
                                                                                                                                               o
                                                                                                               ec

                                                                                                                                            ss
                                                                                                                                      en us
                                                                                                              w

                                                                                                                                         Re
                                                                                                             ch

                                                                                                                                    ar a

                                                                                                                                                              fikant verringert und das Treibhausgas CO2
                                                                                                         S

                                                                                                                                  rb ffe
                                                                                                         e

                                                                                                                                ue to
                                                                                                        ag

                                                                                                                              ne ts
                                                                                                   nl

                                                                                                                            er uns
                                                                                                 A
                                                                                              n-

                                                                                                                              K
                                                                                            io

                                                                                                                                                              als wertvolle Ressource für die industrielle
                                                                                         at
                      m

                                                                                       is
                      ro

                                                                                       er
                    St

                                                                                  ym
                 er

                                                                                  ol
                r
             ba

                                                                               P

                                                                                                                                                              Weiterverwendung etabliert – ein wichtiger
             r
          ue

                                                       e
                                                     ys
        ne

                                                   ol
       Er

                                                   tr
                                                  ek

                                                                                                                                                              Schritt in Richtung Dekarbonisierung und
                                              El

                                                                                                                                                              Klimaneutralität, sind die Projektpartner
                                                                                                                                                   n
                                                                                                                                                 io
                                 rf

                                                                                                                                               at
                            do

                                                                                                                                             is
                            rs

                                                                                                                                           er
                           ne

                                                                                                              Re rne ine rce ren us

                                                                                                                                          m

                                                                                                                                                              sicher. „Letztendlich wird der Erfolg von
                       an

                                                                                                                e f u ba a

                                                                                                                                        ly
                      M

                                                                                                                  Ol sso er ffe

                                                                                                                                      Po
                                                                         ff
                    k

                                                                         to

                                                                                                                            u o
                   er

                                                                                                                ss ue a n
                                                                                                                      Re rne ftst
                                                                       rs
                 tw

                                                                   se

                                                                                                                        e a
             en

                                                                                                             Kr

                                                                                                                                                              C2PAT auch wesentlich davon abhängen,
                                                                                                                  ou rb us
                                                                 as

                                                                                                                      en n
                                                                                                t
             m

                                                                                            ha

                                                                                                                    rc are
                                                                W
            Ze

                                                                                         ec
                                                                r

                                                                                        w
                                                               ne

                                                                                       ch

                                                                                                                    e
                                                           rü

                                                       –
                                                                                   S

                                                                                                                                                              ob die notwendigen finanziellen und regula-
                                                       G

                                                                                  e

                                                  H2
                                                                               ri
                                                                              ne
                                                                             fi
                                                                          af
                                                                         R

                                                  H2                                                                                                          torischen Rahmenbedingungen sowohl auf
                                                           –
                                                                                                                                                              europäischer als auch auf nationaler Ebene
                                                           G
                                                            rü
                                              g

                                                                ne
                                           un
                                      he 2 -

                                                                                                                                                              geschaffen werden“, erklärt Alfred Stern.
                                    sc O

                                                                 r
                                        id

                                                                                                                       fe
                                  Ab C

                                                                     W

                                                                                                                   f
                                                                      as

                                                                                                           se n-
                                                                                                                to
                                                                        se

                                                                                                             rs
                                                                                                         as le
                                                                        rs

                                                                                                        w oh
                                                                          to

                                                                                                                                                              Mit ihrer ambitionierten Zusammenarbeit
                                                                                                         K
                                                                             ff

                                                               CO
                                                                                        fe w 2 ➝ e
                                                                                    st ohl + H e
                                                                                                    s

                                                                                                                                                              zeigen die Projektpartner auf jeden Fall auf,
                                                                                                 r-
                                                                                                h

                                                                                               se
                                                                                  O t
                                                                                 C yn

                                                                                             as

                                                                 2
                                                                                   S

                                                                                      of en
                                                                                           2
                                                                               K

                                                                                                                               C2PAT                          dass durch den Einsatz neuer, innovativer
                                                                                                                                                   CARBON 2
                                                                                                                                                   PRODUCT
                                                                                                                                                   AUSTRIA

                                                                                                                                                              Technologien Wirtschaftlichkeit und Klima-
Das Projekt soll eine sektorübergreifende Wertschöpfungskette für abgeschiedenes CO2 schaffen.
                                                                                                                                                              schutz Hand in Hand gehen können.
Bild: C2PAT

                                                                                                                                                                          KC-aktuell | Ausgabe 1 - März 2021   9
NACHHALTIGKEIT: ALLES IM GRÜNEN BEREICH? - Der ...
MATERIALENTWICKLUNG

     Gastbeitrag von Univ-Prof. Dr. Oliver Brüggemann, Vorstand des Instituts für Chemie der Polymere an der JKU Linz

     Datenspeicherung in
     Polymeren durch chemisches Prägen
     Datenspeicherung auf molekularer Ebene durch das Prägen in Polymere hat besondere Vorteile: Die Technik ist unkompliziert
     und die verschlüsselten Daten lassen sich mit Standardverfahren wieder auslesen.

     Dass Polymere Träger von Informationen                 nen außerdem die in einer digitalen Welt ex-
     sein können und sogar die Datenträger                  ponentiell wachsenden Datenmengen nicht
     schlechthin sind, zeigt die von der Natur              mehr aufnehmen. DNA-Ketten weisen unter
     entwickelte DNA, die es Organismen seit                geeigneten Bedingungen wesentlich höhere
     Milliarden Jahren ermöglicht, Erbinformati-            Datendichten kombiniert mit längerer Le-
     onen zu speichern und abzurufen. Mit der               bensdauer auf.
     vor einigen Jahren entwickelten Technolo-
     gie zur künstlichen Herstellung von DNA er-            Komplementäre Codes
     gab sich die Möglichkeit, die Sequenzen der            Unsere Technik zur Datenspeicherung
     Nukleobasen in den DNA-Strängen derart                 auf Basis des molekularen Prägens mit
     zu definieren, dass digitale Informationen             sequenzdefinierten Templates wie Pro-          „Für unsere Forschungsarbeiten über
     wie Texte, Bilder, Audio- und Videodateien in          teinen oder Peptid-Nukleinsäuren, die als      Speicherung von Codes in molekular
     diesen DNA-Polymeren speicherbar wurden                Prägestempel fungieren, ist hingegen un-       geprägten Polymeren erhielten mein
     (Quelle siehe Infokasten).                             komplizierter. Dabei können Sequenzen          Team und ich 2020 das US-Patent.“
                                                            von chemischen funktionellen Gruppen,          Oliver Brüggemann Bild: PRIVAT
     DNA-Speicher sind langlebig                            die – ähnlich wie in DNA – binären Codes
     Die zugrunde liegenden binären Codes die-              entsprechen, durch das Prägen direkt in        US-Patent erteilt
     ser Dateien wurden dabei über einen zuvor              Standard-Polymere wie z.B. vernetzte Ac-       Schwieriger gestaltet sich das Herausle-
     festgelegten Schlüssel in genau definierte             rylate übertragen werden. Bei diesem von       sen der Codes, was allerdings in der DNA-
     Abfolgen von Nukleobasen übersetzt. Diese              uns bereits im Jahr 2013 erdachten Verfah-     basierten Datenspeicherung ebenfalls
     Entwicklung motivierte IT-Firmen wie z.B.              ren hinterlassen die in Template-Molekülen     aufwändig ist. Nach einigen Forschungs-
     Microsoft ab dem Jahr 2015, in DNA-Spei-               genau definierten Abfolgen zweier verschie-    arbeiten zu diesem Thema wurde meinem
     chertechniken zu investieren. Die IT-Branche           dener funktioneller Gruppen, die Reihen von    Team – Klaus Mosbach, Jacqueline Wolf-
     ist seit geraumer Zeit auf der Suche nach              Nullen und Einsen darstellen, durch den        schlucker und mir – im Herbst 2020 dafür
     Alternativen zu herkömmlichen Speicherme-              Prägevorgang komplementäre Abfolgen            das US-Patent erteilt. Vielleicht können wir
     dien wie Festplatten oder Disks. Denn diese            funktioneller Gruppen in den Polymeren,        mit unserer Technologie einen Beitrag zur
     sind nur von begrenzter Haltbarkeit und kön-           also komplementäre Codes.                      Zukunft der Datenspeicherung liefern. Darü-
                                                                                                           ber hinaus könnten mit unserem speziellen
                                                                                                           Ansatz auf molekularer Ebene Daten auf
                                                                                                           Kunststoffe übertragen werden, um im Fal-
                                                                                                           le des Recyclings oder bei Reklamationen
                                                                                                           genaue Informationen über den Kunststoff
                                                                                                           und seine Zusammensetzung abrufen zu
                                                                                                           können. Und nicht zuletzt könnten im Rah-
                                                                                                           men forensischer Untersuchungen moleku-
                                                                                                           lar kodierte Kunststoffe die Aufklärung von
                                                                                                           Straftaten ermöglichen.

                                                                                                             Die zitierte Technologie zur Speicherung
                                                                                                             digitaler Informationen in DNA-Polyme-
                                                                                                             ren entstammt folgender Quelle:
                                                                                                             Goldman, N.; Bertone, P.; et al. Towards
                                                                                                             practical, high-capacity, low-mainte-
                                                                                                             nance information storage in synthe-
                                                                                                             sized DNA. Nature 494, 77–80 (2013).
     Prinzip der Datenspeicherung in molekular geprägten Polymeren (MIPs): Das Template hinterlässt mit
     seiner Abfolge funktioneller Gruppen eine komplementäre Sequenz von Funktionen, die einem binären       doi.org/10.1038/nature11875
     Code entsprechen, im Polymer. Bild: PRIVAT

10   KC-aktuell | Ausgabe 1 - März 2021
MATERIALENTWICKLUNG

Additive für Recyclinganwendungen
Baerlocher bietet verschiedenste Additive für Thermoplaste an: Die BAEROPOL RST-Stabilisatoren beispielsweise bilden die
Grundlage für eine Reihe von Additiv-Blends, die sich als besonders geeignet für Recyclinganwendungen erwiesen haben.

Die Baerlocher GmbH stellt im Rahmen            auch schneller und gleichmä-
ihrer BAEROPOL-Produktpalette fertig for-       ßiger im Werkzeug erstarren.
mulierte Additivpakete her. Diese Produkte      Dies erhöht die Wirtschaft-
sind auch in einer staubfreien Pastillenform    lichkeit.
erhältlich, die von Recyclern wegen des ein-
facheren Handlings sehr geschätzt wird. Im      Upcycling von HDPE
Gegensatz zu Additiven in Masterbatches         minderer Qualität
haben diese Produkte einen zu 100 Prozent       Ein weiteres BAEROPOL er-
aktiven Wirkstoffgehalt.                        möglicht es Compoundern,
                                                HDPE in minderer Qualität
Verbesserung der Rezyklat-Qualität              für den Einsatz in qualitativ
Für das Recycling von Folien können die         hochwertigen Anwendungen         Mit BAEROPOL lassen sich beispielsweise Agrarfolien aus
                                                                                 Recycling-PE stabilisieren. Bild: Pixabay/Andreas Lischka
Pastillen – mit kostengünstiger volumetri-      aufzurüsten. In der Praxisan-
scher Dosierung – direkt in die Kompaktier-     wendung beim Kunden wurde gezeigt, wie              anderen Polymer zu mildern – es wirkt in
einheit der Recyclinganlagen eingebracht        der Einsatz dieses Additivs Fließinhomo-            diesem Sinne als Kompatibilisator.
werden. Ein solches BAEROPOL führt zu           genitäten in recyceltem HDPE beseitigen
weniger Gels und Abbauprodukten. Damit          kann und raue Oberflächen an extrudier-             Langjährige Kooperation
können gezielt der Kollaps beim Filmbla-        ten Profilen verhindert. Diese Modifikation         Baerlocher, führender Anbieter von Additi-
sen minimiert und gleichmäßige mecha-           wirkt auch dem sogenannten „Memory                  ven für die Kunststoffindustrie, arbeitet seit
nische Eigenschaften erreicht werden. Zu-       Effekt“ – dem Verdrehen des Profils beim            25 Jahren erfolgreich mit der A.R.Peißig
dem sichert ein BAEROPOL im Spritzguss          Düsenaustritt in Schneckendrehrichtung              GmbH zusammen.
nicht nur die Verarbeitbarkeit und die me-      – entgegen. Das Produkt ist zudem in der
chanischen Eigenschaften, sondern lässt         Lage, die negativen Auswirkungen eines              www.arpeissig.at
beispielsweise Polypropylen im Kühlzyklus       geringen Anteils von PP oder PE im jeweils          www.baerlocher.com

Nachhaltigkeit durch Digitalisierung
Seit Jänner 2021 leitet DI Dr. Christian Marschik den Forschungsbereich „Prozessdigitalisierung“ der Competence Center CHASE
GmbH – eine spannende Aufgabe für einen Area-Manager.

CHASE ist ein interdisziplinäres Kompetenz-     ermöglicht eine vorausschauende und flexi-
zentrum, das an den zentralen Forschungs-       ble Produktion und verbessert gleichzeitig
fragen der energie- und ressourceninten-        die Qualität von Produkten.
siven Prozessindustrie arbeitet. Durch
Zusammenführung der wissenschaftlichen          Manager mit Kompetenz und Erfahrung
Kompetenzen der JKU Linz (LIT Factory),         Als Area-Manager arbeitet Christian
TU Wien und zahlreicher außeruniversitä-        Marschik eng mit den Partnern aus In-
rer Forschungseinrichtungen ermöglicht          dustrie und Wissenschaft zusammen und
CHASE den Unternehmenspartnern einen            bringt dazu seine umfassende Kompe-
raschen Einstieg in eine effiziente und nach-   tenz und Erfahrung ein. Er absolvierte das
haltige Produktion. Dabei wird ein hoch         Bachelorstudium Kunststofftechnik, das
vernetztes Methodenspektrum in drei For-        Masterstudium Polymer Technologies and
schungsbereichen, sogenannten „Areas“,          Science sowie das Doktoratsstudium der
generiert:                                      Technischen Wissenschaften an der JKU.
1. Prozessdigitalisierung                       Neben seiner akademischen Ausbildung
                                                                                                     CHASE Area Manager DI Dr. Christian Marschik
2. Prozessintensivierung                        und internationalen Projekterfahrung sam-
                                                                                                     Bild: Christian Marschik
3. Kreislaufwirtschaft                          melte Christian Marschik Erfahrungen als
                                                stellvertretender Institutsvorstand am Insti-
In der Area „Prozessdigitalisierung“ werden     tut für Polymer Extrusion and Compounding
hybride Modellierungsmethoden zur Bil-          (IPEC) an der JKU Linz.
dung von Digitalen Zwillingen von Prozess-
und Wertschöpfungsketten entwickelt. Das        www.chasecenter.at

                                                                                                                  KC-aktuell | Ausgabe 1 - März 2021   11
MATERIALENTWICKLUNG

     Gastbeitrag von DI Dr. Martin Reiter, Leiter des LIT Locomotion Labs an der JKU

     Ein revolutionäres 3D-Drucksystem
     schafft neue Fertigungsmöglichkeiten
     Forscher des LIT Locomotion Labs an der JKU Linz arbeiten an neuen Fertigungsverfahren mittles Roboter-3D-Druck. OLAF – so
     nennt sich die jüngste Entwicklung aus der universitären Schmiede.

     3D-Druck ist heutzutage ein integraler          beschäftigt bereits etliche Forschungs-       und Industrie stehen den Forscherinnen
     Bestandteil einer effizienten Produktent-       gruppen weltweit. Daher war es an der Zeit,   und Forschern am LIT bereits verschie-
     wicklung. Insbesondere der auf Filament         die oberösterreichische Forschungsland-       denste additive Fertigungsverfahren zur
     basierende FFF-Druck (Fused Filament            schaft mit einem Mehrachs-Drucksystem         Verfügung.
     Fabrication) bietet kosteneffiziente Lösun-     für Kunststoffe zu erweitern. Eine elegan-
     gen sowohl für den Bau von Prototypen als       te Lösung ist dabei die Verwendung von        Neues Fertigungssystem OLAF
     auch für die Serienfertigung.                   Industrierobotern, da diese bereits gute      Nun hat Martin Reiter zusammen mit
                                                     Positionierungsgenauigkeit und Wiederhol-     dem Kunststofftechnikstudenten Sebasti-
     Oberösterreichische Lösung                      genauigkeit aufweisen und über etablierte     an Lämmermann ein flexibles 6-Achs-3D-
     Konventionelle FFF-Drucker arbeiten mit         Softwareschnittstellen angesprochen wer-      Drucksystem namens OLAF (Open Innova-
     drei unabhängigen Achsen, auf denen ein         den können.                                   tion for Large Scale Additive Fabrication)
     Filamentextruder bewegt werden kann.                                                          aufgebaut. Dank universitätsübergreifen-
     Bei einem einfachen Schichtaufbau kön-    LIT Locomotion Lab                                  der Kooperation und der Unterstützung
     nen allerdings nur zwei dieser drei AchsenIm Zuge der erfolgreichen Gründung der              durch Prof. Johannes Braumann, Leiter des
     frei bewegt werden, wobei die Position derLIT Factory wurde das LIT Locomotion Lab            Labors für Kreative Robotik an der Kunst-
     dritten jeweils durch die aktuelle Schicht-
                                               unter der Leitung von DI Dr. Martin Reiter          universität Linz, konnte in den letzten Mo-
                                                                  (Institute of Polymer            naten ein Kuka KR16-Industrieroboter mit
                                                                  Product     Engineering)         einem Filamentextruder bestückt sowie
     „Es war an der Zeit, die oberösterreichische
                                                                  und DI Jakob Ziegler             eine eigene Regelung zur Extrudersteue-
     Forschungslandschaft mit einem Mehrachs-                     (Institut für Robotik)           rung gebaut und in die Robotersteuerung
                                                                  als Kooperation zwei-            integriert werden.
     Drucksystem für Kunststoffe zu erweitern. “                  er Institute gegründet.
                                                                  Die Forschung darin              Robotik versus konventioneller 3D-Druck
     höhe bestimmt wird. Die sich daraus erge- beschäftigt sich mit Biomechanik, Robotik           OLAF bietet mit einer Bauplattform von
     benden Limitierungen eines sehr starren   und neuen Fertigungsverfahren, die perso-           3 Meter x 1 Meter und einer maximalen
     Schichtaufbaus können durch zusätzliche   nalisierte Technologien ermöglichen. Zur            Druckhöhe von 2 Meter die besondere
     Freiheitsgrade überwunden werden. Die     Herstellung von individuellen Produktlösun-         Möglichkeit, sehr große Bauteile mittels
     Nutzung dieses zusätzlichen Potenzials    gen im Bereich Gesundheit, Medizin, Sport           FFF-Verfahren herzustellen. Bei derart
                                                                                                   großen Bauteilen stellt auch der Druck
                                                                                                   von Stützstrukturen einen beträchtlichen
                                                                                                   Kosten- und Zeitfaktor dar. Durch Nutzung
                                                                                                   des Roboterarms können nun sechs Bewe-
                                                                                                   gungsfreiheitsgrade des Extruderkopfes
                                                                                                   unabhängig angesteuert werden.

                                                                                                   Zusätzliche Freiheitsgrade
                                                                                                   Damit ist es möglich, den Einschränkun-
                                                                                                   gen eines Schichtaufbaus zu entkommen,
                                                                                                   gekrümmte Bahnen im Raum zu drucken
                                                                                                   und somit kostenaufwändige Stützstruk-
                                                                                                   turen einzusparen. Das bedeutet eine
                                                                                                   signifikante Verbesserung des aus dem
                                                                                                   3-Achs-Druck bekannten „curved layer prin-
                                                                                                   tings“. Um Bauteile in einem ressourcen-
                                                                                                   schonenden Leichtbaudesign zu gestalten,
                                                                                                   bieten die zusätzlichen Freiheitsgrade die
                                                                                                   Möglichkeit, kritische Stellen eines Bau-
                                                                                                   teils mit thermoplastischen Faserverbund-
                                                                                                   werkstoffen zu verstärken und unkritische
     Neuer Roboter-3D-Drucker OLAF. Bild: JKU IPPE                                                 Stellen aus (Recycling-) Thermoplasten zu

12   KC-aktuell | Ausgabe 1 - März 2021
MATERIALENTWICKLUNG

fertigen. Dafür wurden im Locomotion Lab                Institute of Polymer Product Engineering           sche Komponenten während des Druckens
neue Softwaretools programmiert, mit de-                entwickelten Druckkopf für Endlosfaserfi-          integriert werden. Hierfür ist auch die Wei-
ren Hilfe komplexe 3D-Bahnen entlang von                lamente erweitert sowie mit einem Schne-           terentwicklung der Software ein essenziel-
Freiformflächen erzeugt werden können.                  ckenextruder ausgestattet, der es erlaubt,         ler Bestandteil. OLAF bietet somit eine aus-
Diese Bahnen werden anschließend mit                    herkömmliches Kunststoffgranulat zu ver-           gezeichnete Plattform für interdisziplinäre
KUKA|prc simuliert und in Robotercode                   arbeiten. Daraus resultiert auch eine enge         Forschungsprojekte zwischen der JKU und
übersetzt.                                              Zusammenarbeit mit der LIT Factory, die            der Industrie.
                                                        Methoden entwickelt, um aus Kunststoff-
Plattform für                                           abfällen in einem Recyclingprozess Gra-
interdisziplinäre Forschungsprojekte                    nulat herzustellen. Darüber hinaus können
In weiteren Forschungsprojekten wird                    verschiedenste Materialien in einem Druck-
das Roboterdrucksystem mit einem am                     vorgang kombiniert oder auch elektroni-

                                                                                                           „OLAF bietet die einzigartige Möglich-
                                                                                                           keit, sehr große Bauteile mittels FFF-
                                                                                                           Verfahren herzustellen.“
                                                                                                           DI Dr. Martin Reiter leitet das LIT Locomotion
OLAF bringt lokale Faserverstärkungen auf ein gekrümmtes Bauteil auf. Bild: JKU IPPE                       Lab an der JKU Linz Bild: JKU IPPE

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                                                                                                                                            09.02.21   2021   13
MATERIALENTWICKLUNG

     So gelingt Kunststoffrecycling
     Ein Leitfaden – basierend auf den Erkenntnissen aus dem Projekt CIRCUMAT – klärt auf und unterstützt Unternehmen beim
     Entwickeln von Anwendungen aus Kunststoffrezyklaten.

     Rund 380 Millionen Tonnen Kunststoff             samten Kunststoffbranche nützen soll. „In        Ziel des Leitfadens ist es, die Verarbeitung
     werden weltweit pro Jahr produziert. Das         einem 20-seitigen Nachschlagewerk klären         von Rezyklaten in der Kunststoffbranche zu
     schafft nicht nur wertvolle Arbeitsplätze,       wir auf, wo und wann der Einsatz von Rezy-       etablieren und somit zu einer funktionieren-
     sondern auch ein Müllproblem. Die Lösung         klaten sinvoll ist und wo eher nicht. Und das    den Kreislaufwirtschaft beizutragen.
     kann jedoch nicht der Verzicht auf Kunst-        sehr praxisnah. Anhand realisierter Beispiele
     stoffprodukte sein, sondern vielmehr eine        wird gezeigt, wie vor allem Polyolefin-Rezy-
     funktionierende Kreislaufwirtschaft. Dafür       klate wieder in qualitativ hochwertigen An-      Leitfaden zum
     ist viel Aufklärungsarbeit in der Branche not-   wendungen eingesetzt werden“, erklärt Dr.        Download:
     wendig.                                          Christoph Burgstaller, Geschäftsführer des
                                                      TCKT, der den Leitfaden verfasst hat.
     Schlaues Nachschlagewerk
     Im Projekt CIRCUMAT haben Leitbetriebe           Inhaltliche Schwerpunkte
     und Forschungseinrichtungen entlang der          Der Leitfaden liefert Antworten auf wichtige
     gesamten Kunststoff-Wertschöpfungskette          und grundsätzliche Fragestellungen zum
     verschiedene Anwendungen aus Post-Con-           Thema Rezyklateinsatz und behandelt fol-
     sumer-Rezyklaten entwickelt. Als Resultat        gende Punkte:
     daraus entstand ein Leitfaden, der der ge-       •    Welches Rezyklat für welche Anwen-
                                                           dung?
                                                      •    Problemstellungen und mögliche Lö-          „Echte Kreisläufe können nur dann er-
                                                           sungsansätze                                reicht werden, wenn alle Partner entlang
                                                      •    Was Sie schon immer über Rezyklate          der Wertschöpfungskette mitmachen.“
                                                           wissen wollten                              Dr. Christoph Burgstaller, Leiter des Projekts
                                                      •    Fallbeispiele                               CIRCUMAT und Geschäftsführer des außeruni-
                                                                                                       versitären Forschungsinstitutes Transfercenter
     20 Seiten wertvolle Infos zum Thema Kunst-
                                                      •    Zusätzliche technische Herausforde-         für Kunststofftechnik (TCKT)
     stoffrecycling Bild: Business Upper Austria           rungen beim Kunststoffrecycling             Bild: DP Photography/TCKT

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                                                                                                                             ShowHello!
            CIRCULAR ECONOMY.

                                                                                                                   Ob Inhouse-, Postconsumer
                                                                                                                   oder Bottle-Recycling: Nur
                                                                                                                   wenn Maschinen perfekt auf
                                                                                                                   die jeweilige Anforderung
                                                                                                                   abgestimmt sind, gelingt es
                                                                                                                   Kreisläufe präzise und
                                                                                                                   profitabel zu schließen.
                                                                                                                   Vertrauen Sie dabei auf die
                                                                                                                   Nummer 1-Technologie von
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                                                                                                                   produzieren so jährlich
                                                                                                                   rund 14,5 Mio. Tonnen
                                                                                                                   hochwertiges Granulat –
                                                                                                                   hocheffizient und
                                                                                                                   energiesparend.

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     KC-aktuell                     1
                | Ausgabe 1 - März 2021                                                                                                28.01.21 10:27
COMPOUNDIERUNG

Kooperation schafft
Innovation und Mehrwert
Polymerwerkstatt und pexopol: Wie können zwei Unternehmen – eines gerade fünf Jahre jung und das zweite noch nicht mehr
als die vage Idee einer möglichen Gründung – gemeinsam am Kunststoffmarkt erfolgreich sein?

Was sich Anfang 2018 bei mehreren Tassen              „Für uns und unsere Kunden bedeutet die Kooperation eine               der vielen positiven Kun-
Kaffee noch als Gleichung mit vielen Un-              deutliche Vergrößerung unseres Produktportfolios.“                     denrückmeldungen und der
bekannten darstellte, kann man drei Jahre             Alexander Datzinger, Gründer und Geschäftsführer der pexopol GmbH      hohen Nachfrage, speziell
später schon als kleine Erfolgsgeschichte be-                                                                                angesichts der teilweise an-
zeichnen. Die beiden im Donau Gewerbepark             ren Produktionskapazitäten auch als Prob-               gespannten Preis- und Verfügbarkeitssitua-
(DGK) in Krems an der Donau ansässigen                lemlöser behilflich sein – sei es im Bereich            tion bei Neuware, sind weitere Produktfami-
Unternehmen Polymerwerkstatt GmbH und                 der Materialsubstitution oder der Lohnpro-              lien aus PS (pexorol) sowie Polymerblends
pexopol GmbH haben es durch Aufgaben-                 duktion von Compounds.                                  (pexoblend) bereits in Planung.
teilung mit Fokus auf die jeweiligen Stärken
geschafft, Kunden durch die Kombination                Ökologischer Neuwarenersatz
der gemeinsamen Fähigkeiten einen echten               Unter den Handelsnamen pexolac, pexo-
Mehrwert zu bieten. Frei nach dem Motto:               form, pexomid und pexodur entwickelten
„Das Ganze ist mehr als die Summe seiner               die beiden Unternehmen Produktfamilien
Teile“ kann das gemeinsame Wissen und                  auf Basis von ABS, POM Homo- und Co-
                                                                                                                 Die Polymerwerkstatt ist ein inhaberge-
Netzwerk nun dazu genutzt werden, Kunst-               polymeren, Polyamid 6 und 6.6 sowie PBT,
                                                                                                                 führter und unabhängiger Produktions-
stoffverarbeitern den für sie passenden Werk-          die allesamt mit Anteilen aus zertifizierten
                                                                                                                 und Entwicklungsbetrieb, der sich mit
stoff anzubieten.                                      Sekundärrohstoffen hergestellt werden
                                                                                                                 branchenübergreifenden, durchdachten
                                                                       und sich als Neuwarener-
„Egal ob maßgeschneiderte Produkte für hochspezifische                                                           Werkstofflösungen aus Kunststoff be-
                                                                       satz für eine Vielzahl von
Anwendungen oder Standardkunststoffe in großen Men- technischen Anwendungen                                      schäftigt.

gen – gemeinsam können wir fast jeden Materialbedarf eignen. Vorteile sind ein
                                                                                                                 Als Handelsvertretung für mehrere
abdecken.“                                                             ausgezeichnetes        Preis-
                                                                                                                 Unternehmen aus dem angrenzenden
Robert Lielacher und Thomas Auinger, Geschäftsführer der               Leistungs-Verhältnis sowie
Polymerwerkstatt                                                                                                 Ausland ist für die pexopol GmbH die
                                                                       definierte mechanische und
                                                                                                                 Partnerschaft mit ausschließlich eigen-
Doch nicht nur das breite Spektrum an Ma-              rheologische Eigenschaften in konstanter
                                                                                                                 tümergeführten, klein- und mittelständi-
terialien zeichnet die Zusammenarbeit aus.             Qualität. Mit dem Einsatz dieser Materialien
                                                                                                                 schen Unternehmen als Lieferanten die
Kunden, die maschinen- oder prozesstechni-             kann auch ein wertvoller Beitrag zur Einspa-
                                                                                                                 Grundlage für eine verlässliche Zusam-
schen Know-how-Bedarf haben, können auf                rung von CO2 geleistet werden. Die Herstel-
                                                                                                                 menarbeit.
Expertise und hilfreiche Kontakte als inklu-          lung dieser Produkte obliegt der Verantwor-
                                                                                                                 www.polymerwerkstatt.com
dierte Serviceleistung zählen.                        tung der Polymerwerkstatt. Marketing und
                                                                                                                 www.pexopol.com
                                                      Vertrieb erfolgen über pexopol. Aufgrund
Kollaborativer Ansatz
Durch die enge Zusammenarbeit ergeben
sich für die beiden Unternehmen viele Vor-
teile. Musste die Polymerwerkstatt früher
einen großen Anteil an Zeit und Energie
für die Marktbearbeitung und Geschäfts-
entwicklung aufwenden, so können diese
Ressourcen nun als zusätzliche Kapazität
für die Entwicklung neuer Produkte einge-
setzt werden. Dabei handelt es sich meist
um spezielle Materiallösungen, die unter
Berücksichtigung umweltrechtlicher und
anderer regulatorischer Standards (REACH,
UL- oder IMDS-Listungen, etc.), auch im
Rahmen von geförderten Beratungspro-
jekten, ausgearbeitet werden. So können
die bereits bestehenden Produkte aus der
Polymerwerkstatt einem noch größeren
Kundenkreis zugänglich gemacht werden.
                                                      Das Team der Polymerwerkstatt und von pexopol (v. l.): Robert Lielacher, Alexander Datzinger und
Weiters kann man durch die lokal verfügba-            Thomas Auinger. Bild: www.charakter.photos / Philipp Monihart

                                                                                                                            KC-aktuell | Ausgabe 1 - März 2021   15
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