Zeitschrift für Gesundheitspolitik: Aktuelle Herausforderungen der Landmedizin - Gesundheitszentrum St ...

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Zeitschrift für Gesundheitspolitik: Aktuelle Herausforderungen der Landmedizin - Gesundheitszentrum St ...
Magazin der Ärztekammer für OÖ

                                                              OÖ ÄRZTE Nr. 280 | April 2014

                                                Arbeitszeit in Spitälern –
                                                             EU greift ein
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                  Zeitschrift für Gesundheitspolitik:
               Aktuelle Herausforderungen der Landmedizin

                                   Ausschreibungen von Vertragsarztstellen | Seite 28
                                       Besetzungen von Vertragsarztstellen | Seite 30

                                www.aekooe.at | www.medak.at
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Editorial                                                                                                                                                                                                                               Inhalt

                                             April, April                                                                                                                                           Aktuelle Meldungen des Monats                                                                      04

                                                                                                                                                                                                    Präsident                                                                                          05
                                             an der folgenden Entwicklung deut-         Nichts Neues für die Ärztekammer,
                                                                                                                                                                                                    ■ Arbeitszeitgrenzen kommen in Bewegung
                                             lich: So ist es heute nicht mehr von der   die sich seit Jahren für eine Verbesse-
                                             Hand zu weisen, dass die Umgestal-         rung der Arbeitszeiten einsetzt. Man ist
                                             tung des Apothekerrechts, im Speziel-      dennoch geneigt, diesen Vorstoß zu be-                                                                      Coverstory
                                             len die Zurückdrängung der ärztlichen      grüßen, schlussendlich bringt er zusätz-                                                                    ■ Zeitschrift für Gesundheitspolitik:
                                             Hausapotheke, mittlerweile als einer       liche Aufmerksamkeit und im besten                                                                              Aktuelle Herausforderungen der Landmedizin                                                     06
                                             der Hauptgründe für den Ärzteman-          Fall werden die Karten neu gemischt.
    Ab und an tendiert man dazu, manche      gel in peripheren Gebieten anzuführen      Auf Seite 12 kritisiert Dr. Harald
                                                                                                                                                                                                    Aktuelles
    Veränderungen als schlechten Witz ein-   ist. Mit dieser und weiteren „Heraus-      Mayer diesen Raubbau, der an Spitals-
    zustufen – wir Menschen sind schließ-    forderungen für die Landmedizin“ be-       ärzten betrieben wird, aufs Schärfste.                                                                      ■ Arbeitszeit in Spitälern – EU greift ein                                                          12
    lich Gewohnheitstiere. Dass Neue-        schäftigt sich die aktuelle Ausgabe der                                                                                                                ■ Die ärztliche Meinung                                                                             14
    rungen im Gesundheitssystem zwar         Zeitschrift für Gesundheitspolitik –       Im Namen des gesamten Redaktions-
    nicht grundsätzlich schlecht sind, es    einen Themenüberblick finden Sie auf       teams wünsche ich Ihnen einen freund-                                                                       Ärzteportrait
    für erfolgreiche Projekte aber der       Seite 6.                                   lichen April.                                                                                               ■ Dr. Jürgen Barthofer: Ein Arzt zwischen Sieg und Niederlage                                       16
    ärztlichen Meinung bedarf, zeigen
    die Beispiele Mammografie - Screening,   Weit entfernt von einem Aprilscherz ist
    HPV- Impfung, sowie die elektronische    die mögliche Klage der Europäischen                                                                                                                    Recht & Service | ExpertInnen-Tipps                                                                20
    Gesundheitsakte ELGA. „Wenn Ärzte        Union. Warum Brüssel aufschreit?                                                                                                                                       | Termine                                                                          23
    nicht gehört werden, kommen neue         Die Dienstdauer der österreichischen
    Programme nicht gut an“, ist MR Dr.      Ärzte sei gesetzeswidrig, so die Schlag-                                                                                                               Kultur & Veranstaltungen                                                                           26
    Thomas Fiedler (Seite 14) überzeugt.     zeilen der letzten Zeit. Nichts Neu-
    Was bei konsequenter Missachtung         es für Ärzte, die in manchen Wochen                       Mag. Christina Holzner
                                                                                                                                                                                                    Ausschreibungen & Besetzungen                                                                      28
    der ärztlichen Meinung passiert, wird    unmenschlich lange Dienste leisten.                         redaktion@aekooe.at

                                                                                                                                                                                                    Kleinanzeigen                                                                                      33

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                                                                                                                                                                                                    Personalia  |  Anerkennung FÄ & AM                                                                 37
                                                                                                                                                                                                                         |  ÖÄK-Diplom                                                                 37
                                                                                                                                                                                                                         |  Diplomüberreichung                                                         38

                                                                                                                                                                                                    Kammer-intern                                                                                      39

                                                                                                                                   Impressum:
                                                                                                                                   Herausgeber, Verleger, Medieninhaber: Ärztekammer für OÖ, Körperschaft öffentlichen Rechts, 4010 Linz, Dinghoferstraße 4
                                                                                                                                   Grundlegende Richtung: Das Magazin „OÖ Ärzte“ ist das offizielle Organ der Ärztekammer für OÖ. Die grundlegende Richtung besteht in der Information der oberösterreichischen
                                                                                                                                   Ärzte über die Wahrnehmung und Förderung ihrer gemeinsamen beruflichen, sozialen und wirtschaftlichen Belange durch die Ärztekammer für OÖ sowie die Wahrung des ärztlichen
                                                                                                                                   Berufsansehens und der ärztlichen Berufspflichten.
                                                                                                                                   Für den Inhalt verantwortlich: KAD Dr. Felix Wallner
                                                                                                                                   Chefredaktion: Mag. Christina Holzner
                                                                                                                                   Redaktion: Monika Falkner-Woutschuk, Mag. Gabriele Dietrich, Franz Schöffmann
                                                                                                                                   Illustrationen: Monika Falkner-Woutschuk
                                                                                                                                   Redaktionsanschrift: Ärztekammer für OÖ, Dinghoferstraße 4, 4010 Linz, E-Mail: redaktion@aekooe.at, Tel.: 0732/77 83 71-0, Internet: www.aekooe.at
                                                                                                                                   Erscheinungsweise: monatlich oder 10 x jährlich
                                                                                                                                   Anzeigenverwaltung: Die Werbezone, Anita Grillberger, 4175 Herzogsdorf, Bäckerweg 3, Telefon: 0043 (0) 664 / 25 47 230, Mail: ag@grillberger.at

2      OÖ ÄRZTE | April 2014                                                                                                                                                                                                                                      OÖ ÄRZTE | April 2014                           3
Zeitschrift für Gesundheitspolitik: Aktuelle Herausforderungen der Landmedizin - Gesundheitszentrum St ...
Aktuelle Meldungen des Monats                                                                                                                                                              Präsident

    Sozialratgeber 2014 –                                           Reaktion von Dr. Silvester
                                    jetzt                           Hutgrabner auf Aussagen der
                                    erschienen                      Apothekerkammerpräsidentin                                           Arbeitszeitgrenzen
                                    Der Sozialratgeber des Lan-
                                    des OÖ fungiert als Nach-
                                    schlagewerk für alle sozialen
                                                                    Leserbrief im Kurier: Diskussion um Hausapotheken

                                                                    „Kein Notnagel! Die Aussage der
                                                                                                                                         kommen in Bewegung                                                                                   Präsident Dr. Peter Niedermoser
                                    Leistungen, die in Oberös-      Apothekerpräsidentin       Mursch-Edl-
                                    terreich angeboten werden.      mayr im KURIER, Hausapotheken
                                    Gerade erst erschienen,         dienen nur der Notversorgung halte
                                                                                                                                         Ein Klageverfahren der EU gegen Österreich steht im Raum, da die Arbeitszeit-         Aufbau haben und in den Sonder-
                                    kann er sowohl beim Bür-        ich auch für mehr als entbehrlich.
                                                                    Die Versorgung der Patienten vor                                     richtlinie nicht eingehalten wird. Ja, die Diskussion um die ärztlichen Arbeits-      fächern Innere Medizin und Chirurgie
                                    gerservice des Landes OÖ                                                                                                                                                                   werden wir uns an die deutsche Wei-
                                                                    allem im ländlichen Bereich würde                                    zeiten hat an Dynamik gewonnen.
                                    bestellt, als auch unter                                                                                                                                                                   terbildungsordnung anlehnen, um den
                                                                    fürchterlich aussehen, gäbe es keine
                                                                    Hausapotheken mehr oder würden                                                                                                                             jungen Kolleginnen und Kollegen, die
        http://www.land-oberoesterreich.gv.at/                                                                                           Ich brauche gerade Ihnen nicht mehr         nicht umgesetzt worden. Wenn man          diese Fächer ergreifen, verbesserte Mi-
                                                                    Hausapotheken nur zur Notver-
                                                                                                                                         die Argumente darstellen, warum wir         mit den Damen und Herren spricht,         grationsbedingungen zu ermöglichen.
    heruntergeladen werden.                                    ■    sorgung dienen. Eigenartig ist
                                                                                                                                         schon lange eine Reduktion des durch-       die dieses Papier erarbeitet haben,       Prinzipiell wäre vorgesehen, diese
                                                                    auch, dass die Apothekerkammer
                                                                                                                                         gehenden Dienstes auf 25h fordern.          merkt man bald, dass es eigentlich        Ausbildungskataloge mit 1.1.2015 in
                                                                    über Rückgänge bei den Umsät-
                                                                                                                                         Nach 25 Stunden Dienst nach Hause           nur um Kompetenzerweiterungen auf         Kraft treten zu lassen. Ich weiß, ein
                                                                    zen klagt, angeblich schreiben ja fast ein
                                                                                                                                         gehen zu dürfen ist ein Menschen-           Kosten ureigenster ärztlicher Aufga-      ambitionierter Zeitplan, da die fach-

      Initiativantrag von
                                                                    Drittel aller öffentlichen Apotheken in Österreich Verluste, und
                                                                                                                                         recht. Manche politisch Verantwortli-       bengebiete geht. Es ist keine Aufgabe     lich inhaltliche Diskussion zu den
                                                                    auf der anderen Seite wird genau von der Apothekerkammer ver-
                                                                                                                                         chen auch im Land OÖ sehen das aber         des Pflegepersonals Anästhesien durch-    Ausbildungskatalogen zwar in den
                                                                    sucht jede nur mögliche Hausapotheke wegzubringen und durch

      SPÖ und FPÖ
                                                                                                                                         immer noch ganz anders. Mit dieser          zuführen, oder standardisierte medizi-    meisten Fachgesellschaften bereits
                                                                    eine öffentliche Apotheke zu ersetzen, obwohl dann die Service-
                                                                                                                                         Sichtweise muss nun endlich Schluss         nische Befunde (z. B: Röntgenbilder,      abgeschlossen ist, aber die Diskussi-
                                                                    qualität und die Fahrstrecken für die Patienten nicht besser und
                                                                                                                                         sein.                                       Interventionsbefunde, OP - Berichte)      on zwischen den Fachgesellschaften
                                                                    kürzer werden, und man von vornherein schon sieht, dass so eine
      Die Landtagsabgeordneten Dr. Julia Röper-Kelmayr                                                                                                                               zu interpretieren und daraus Konse-       bei analogen Inhalten nach Veröffent-
                                                                    Apotheke Verluste schreiben wird. Also bei dieser Vorgehensweise
      (SPÖ) und Prim. Dr. Brigitte Povysil (FPÖ) stell-                                                                                  Natürlich wird die Organisation des         quenzen für die weitere Vorgangsweise     lichung der Rasterzeugnisse auf der
                                                                    kann irgendetwas nicht stimmen. Zur Aussage der Apothekerpräsi-
      ten in der 41. Sitzung des oberösterreichischen Land-                                                                              ärztlichen Dienstes schwieriger, es         abzuleiten. Wir haben in den letzten      Homepage der Ärztekammer begin-
                                                                    dentin, Vollsortiment und Fachberatung ist nicht durch eine Haus-
      tags einen Antrag auf Begrenzung der Dienstdauer                                                                                   werden auch für uns Ärztinnen und           Jahrzehnten eine hochqualitative Me-      nen wird. Erst nach dieser transpa-
                                                                    apotheke zu ersetzen, möchte ich nur sagen, dass die Fachberatung,
      auf maximal 25 Stunden. Ärztekammer-Referentin                                                                                     Ärzte die Planungen der Dienste etwas       dizin entwickelt, an der wir selbst oft   renten Diskussion, die zu fachlich
                                                                    welcher Patient welches Medikament bekommt, logischerweise bei
      Dr. Röper-Kelmayr wies vor allem auf die qualitäts-                                                                                schwieriger, aber neue Arbeitszeitmo-       etwas leiden, weil sich dadurch auch      guten Ergebnissen führen muss, ist
                                                                    den Ärzten besser aufgehoben ist. Ich gebe aber der Apotheker-
      gefährdenden Begleiterscheinungen von überlangen                                                                                   delle sind gefragt, um uns zu motivie-      eine ausufernde Qualitätsdokumenta-       an eine Beschlussfassung der neuen
                                                                    präsidentin Recht, wenn Sie zur Zusammenarbeit im Sinne der
      Diensten hin: „Nach 25 Stunden nach Hause gehen zu                                                                                 ren weiterhin mit großen Engagement         tion entwickelt hat. Diese Qualität des   Rasterzeugnisse zu denken.           ■
                                                                    Patienten mahnt, und nicht zu einem Gegeneinander. Deshalb
      können, nach einem durchgehenden Dienst, das be-                                                                                   in den Spitälern zu arbeiten, denn eine     medizinischen Handelns – nicht der
                                                                    sollten sich Apotheker und Ärztevertreter schnellstens zusammen-
      deutet einen Akt der Sicherheit für den Arzt und einen                                                                             Umfrage zeigt klar auf, dass sich viele     Dokumentation – gilt es zu erhalten
                                                                    setzen und einen neuen, der Zeit und der Versorgung entsprechen-
      Akt der Sicherheit für den Patienten.“                                                                                             Kolleginnen und Kollegen unter diesen       und nicht um Jahre zurückzuwerfen.
                                                          ■         den, Apothekengesetzentwurf mit der Politik verhandeln.“         ■
                                                                                                                                         Bedingungen nicht vorstellen können         Beide Berufsgruppen haben unter-
                                                                                                                                         bis zum 65. Lebensjahr im Kranken-          schiedliche Aufgabengebiete und das
                                                                                                                                         haus zu arbeiten. Wir werden jedenfalls     ist gut so. Es gilt die Zusammenarbeit

    Erinnerung: ELGA-Spot auf y-doc
                                                                                                                                         die Regierung klar und deutlich auffor-     der verschiedensten Berufsgruppen
                                                                                                                                         dern mit uns gemeinsam die Modelle          im Gesundheitswesen noch besser zu
                                                                                                                                         für eine lebbare Arbeitszeitbelastung zu    gestalten, daran sollten wir arbei-
                                                                                                                                         erarbeiten. Ideen haben wir ja schon        ten und nicht daran, die Kompetenz
                                    Seit 1. Februar 2014 läuft                                                                           viele an den Bund herangetragen.            anderer Berufsgruppen abzugraben.           Ihr Präsident Dr. Peter Niedermoser
                                    ein 45 Sekunden langer Spot     Vizepräsident OMR                                                                                                Wir werden das als Ärzteschaft sicher                       Linz, im März 2014
                                    über ELGA auf den Fernse-       Dr. Klaus Haslwanter zu ELGA:                                        Kompetenzvertiefung                         zu verhindern wissen.
                                    hern der OÖ Ordinationen                                                                             und Kompetenzerweiterung
                                    und wird noch bis 31. März      Wir Ärzte sind nicht gegen Systemerneuerungen, aber ELGA?            Ein anderer Bereich der derzeit inten-      Neue Rasterzeugnisse
                                    ausgestrahlt.                   Sicher nicht in dieser Form. Erstens erfasst das System nur ei-      sive Diskussionen auslöst ist ein Papier    Seit längerer Zeit diskutieren wir mit
                                                                    nen Bruchteil der Daten. Zweitens bietet es keine Suchfunktion       des ÖBIGs zum Thema der Kompe-              den wissenschaftlichen Gesellschaften
                                     Dieser wurde von der ELGA      an. Drittens werden Krankenhausbefunde schon jetzt rasch und         tenzvertiefung und Erweiterung durch        der Sonderfächer und dem Ministe-
                      GmbH in Auftrag gegeben. Die Ärztekam-        digital an den Haus- oder Facharzt übermitteln. Und das alles        das Pflegepersonal. Ich habe darüber        rium die neuen Ausbildungskatalo-
    mer für OÖ hat sich bemüht, diese Schaltung zu verhindern.      völlig abgesehen von der Datensicherheit. Wir erinnern uns:          schon mal berichtet. Gegen Kompe-           ge. In der Systematik des Aufbaues
    Jedoch entzieht sich diese Entscheidung unserer Einflussnah-    Datenleck bei der Apothekerkammer und jetzt auch die Daten-          tenzvertiefung ist per se nichts ein-       dieser Fächer ist nun ein Konsens
    me. In der letzten Kuriensitzung wurde zudem entschlossen,      panne beim BIFIE. Sensible Daten gehören geschützt und dieser        zuwenden. Da ist ja noch Raum ge-           gefunden worden. Wie bereits mehr-
    keinen Gegenspot produzieren zu lassen. Wir distanzieren        Schutz ist bei der derzeitigen Form von ELGA nicht gegeben. ■        geben durch das Guk und vieles, was         fach dargestellt, werden die neuen
    uns aber in allen Maßen von dieser Einschaltung.                                                                                     der Pflege hier erlaubt ist, ist noch gar   Ausbildungskataloge einen modularen

4      OÖ ÄRZTE | April 2014                                                                                                                                                                                                        OÖ ÄRZTE | April 2014                       5
Zeitschrift für Gesundheitspolitik: Aktuelle Herausforderungen der Landmedizin - Gesundheitszentrum St ...
Coverstory

                   Zeitschrift für Gesundheitspolitik:
                   Aktuelle Herausforderungen der Landmedizin
                                            In der ersten Ausgabe 2014 widmet sich die Zeitschrift für Gesundheitspolitik der      In manchen Regionen in Österreich sind die Bevölkerungszahlen rück-                              Daher gibt es heute bereits zahlreiche Projekte zur
                                              Frage, was mit den peripheren Gebieten langfristig passiert, wenn es keine Ärzte     läufig wie etwa in der westlichen Obersteiermark oder in Oberkärn-                               Förderung der Landmedizin: die EU unterstützt
                                               und keine Infrastruktur mehr geben wird. Im zentralen Blickpunkt dabei steht der    ten). Dies wirkt sich vor allem auf die Infrastruktur aus, da es zu einer                        Projekte zur Telemedizin, bei der etwa Diagnosen
                                                immer massiver werdende Mangel an Landärzten und welchen Anforderungen es          Erhöhung der Erhaltungskosten kommt und die Etablierung bzw. Auf-                                oder Rezepte mit Hilfe von Datenübertragungen
                                                 bedarf, dieser tristen Zukunftsperspektive entgegen zu wirken. Zudem präsen-                                                                                                       erstellt werden, die Ärztekammer fordert höhere
                                                                                                                                                                                                                                    Vergütungen und flexiblere Arbeitszeiten sowie
                                                 tiert die Zeitschrift erstmals die Rubrik „Auf den StandPunkt gebracht“, in der     Bevölkerungsrückgang verursacht Bevölkerungsrückgang:                                          neue Kooperationsformen für Landärzte und in
                                                 verschiedenste Experten aus der Standesvertretung der Ärzte in Österreich zum       Der Teufelskreis des Einwohnerrückgangs nach Hahne (Grafik: Hahne 2010)                        Deutschland gibt es seit 2012 das Versorgungs-
                                                 Schwerpunktthema Stellung beziehen.                                                                                                                                                strukturgesetz, das den ländlichen Raum für Ärzte
                                                                                                                                                                                                                                    wieder interessanter machen soll.
                                                                                                                                                                        Attraktivitäts-
                                               Im ersten Beitrag geht Diplom Politologin Eva Kuhn vom Berlin-Institut für                                                   verlust
                                               Bevölkerung und Entwicklung der Frage nach, ob Gesundheitsversorgung mittler-
                                              weile zum Luxusgut geworden ist und beschäftigt sich mit dem Thema der ärztlichen          Investitions-                                                 Verringerung                 Eine aussterbende Spezies?
                                             Dienstleistungen bei Bevölkerungsrückgang im ländlichen Raum.                   »           bereitschaft
                                                                                                                                           nimmt ab
                                                                                                                                                                                                        öffentlicher
                                                                                                                                                                                                       Investitionen
                                                                                                                                                                                                                                    Im Jänner 2014 wurde durch das Linzer Institut
                                                                                                                                                                                                                                    für Gesundheitssystem-Forschung (LIG) eine
                                                                                                                                                                         Einwohner-                                                 Befragung zum Thema „Der niedergelassene
                                                                                                                                                                          rückgang                                                  Land(Arzt) – vom Aussterben bedroht?“ durch-
                                                                                                                                        Angebotsvielfalt                                                 Sinkende                   geführt und die Ansichten der Turnus-, Kassen-
                                                                                                                                        Privatwirtschaft                                                kommunale
                                                                                                                                                                                                                                    und WahlärztInnen in Oberösterreich erhoben.
                                                                                                                                              sinkt                                                     Einnahmen
                                                                                                                                                                                                                                    Gesundheitsökonomin Mag. Katharina Riedler
                                                                                                                                                                                                                                    vom LIG fasst in ihrem Beitrag die wesentlichs-
                                                                                                                                                           Kaufkraft-                     Unterauslastung                           ten Erkenntnisse zusammen und weist auf über-
                                                                                                                                                            verlust                        Infrastruktur                            raschende Ergebnisse hin.

                                                                                                                                                                                                                                    Grundsätzlich bestehe laut Umfrage unter den
                                                                                                                                                                                                                                    Turnusärzten ein potenzielles Interesse, sich
                                                                                                                                   rechterhaltung von Schulen, Arztpraxen oder Krankenhäusern dadurch                               niederzulassen und als Hausarzt am Land zu
                                                                                                                                   nicht mehr rentabel werden. Die Folge? Die zurück zu legenden Wege                               praktizieren. Vor allem Turnusärzte in Ausbildung
                                                                                                                                   werden noch weiter, noch mehr junge Menschen ziehen aus den Regio-                               zum Allgemeinmediziner sind mit 16,4% im                »
                                                                                                                                   nen fort und übrig bleibt die älte-
                                                                                                                                   re Bevölkerung. Kuhn bezeichnet
                                                                                                                                   dies als „Teufelskreis der Schrump-      Bereitscheift der Turnusärzte und Turnusärztinnen sich (eventuell) mit Kassenvertrag
                                                                                                                                   fung“, der auch am Wegbrechen            als Landarzt / Landärztin in einer kleinen Gemeinde niederzulassen
                                                                                                                                   der Landarztpraxen maßgeblich
                                                                                                                                   beteiligt ist – und umgekehrt.                    Ja, das ist mein erklärtes Ziel    Eventuell      Nein, auf keinen Fall
                                                                                                                                                                                                      Wollen keinen Kassenvertrag           Wollen keine Niederlassung
                                                                                                                                   Für jene Ärzte, die am Land ar-                          50 %
                                                                                                                                   beiten, bedeutet dies überfüllte
                                                                                                                                   Praxen, weil viele Ärzte in Pension                      40 %
                                                                                                                                   gehen, ohne dass die Nachfolge
                                                                                                                                   gesichert ist. Und Nachfolger gibt                       30 %
                                                                                                                                   es deswegen keine, weil Ärzte nicht
                                                                                                                                   bevorzugt in peripheren Gebieten                         20 %
                                                                                                                                   praktizieren wollen und der Trend
                                                                                                                                   eher in Richtung Fachärzte geht.
                                                                                                                                                                                            10 %
                                                                                                                                   Hinzu kommen noch die schlech-
                                                                                                                                   ten Arbeitsbedingungen, die es zum
                                                                                                                                                                                             0%
                                                                                                                                   Beispiel Frauen fast unmöglich                                           Turnusärzte             Turnusärzte in Ausbildung   Turnusärzte in Ausbildung
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                                                                                                                                   machen, Familie und eine Land-                                                                    zum Allgemeinmediziner           zum Facharzt
                                                                                                                                   arztstelle zu vereinbaren.

               6    OÖ ÄRZTE | April 2014                                                                                                                                                                                                               OÖ ÄRZTE | April 2014                   7
Zeitschrift für Gesundheitspolitik: Aktuelle Herausforderungen der Landmedizin - Gesundheitszentrum St ...
Coverstory

    Vergleich zu Turnusärzten in Ausbildung zum Facharzt             lung berücksichtigt werden, dass eine Hausapotheke mitt-         Rot-Kreuz-Schwester, die z.B. bei Antragstellungen für Pflege-               Auf den StandPunkt gebracht
    Spitzenreiter. Die fachliche Herausforderung, die dieser Be-     lerweile einen wesentlicher Faktor für die Übernahme einer       gelder behilflich ist oder auch notwendige Hausbesuche rasch                 Die neue Rubrik beinhaltet Positionen und ExpertInnen-
    ruf mit sich bringt, wird als sehr positiv angesehen.            Landarztpraxis darstellt und somit auch die medizinische         und unbürokratisch durchführt.                                               wissen aus der Standesvertretung der Ärzte und Ärztinnen
                                                                     Versorgungssicherheit der Landbevölkerung mitbestimmt.                                                                                        in Österreich zum jeweiligen Schwerpunktthema. MR Dr.
    Dennoch zeigt sich auch ein großer Anteil an Unentschlos-                                                                         Landesspezifische Regelungen                                                 Edgar Wutscher, zweiter Kurienobmann-Stellvertreter der

                                                                                                                                                                                                    © Fotolia.de
    senen, die gute Bedingungen brauchen, um sich letztendlich       Gesundheitszentrum St. Agatha – ein Vorzeigeprojekt              des Bereitschaftsdiensts                                                     niedergelassenen Ärzte in Tirol, kritisiert, dass die Politik
    für diese Berufswahl zu entscheiden.                             Ein positives Beispiel zur Sicherung der ländlichen Gesund-      Mag. Martin Keplinger,                                                       nach wie vor das Problem der Nachbesetzung von Ver-
                                                                     heitsversorgung ist das Gesundheitszentrum St. Agatha, das       Leiter der Abteilung                                                         tragsarztstellen am Land nicht erkennt. Dabei sei die Lage
    Große Einigkeit unter den Befragten herrscht darüber, dass       2013 seine Eröffnung feierte. Patientenorientierung, inter-      Vertragsarztstellen &                                                         mehr als prekär, denn laut Dr. Wutscher ist die Thematik
    sich die Arbeitsbedingungen für niedergelassene Ärzte und        disziplinäre Zusammenarbeit und Kooperationen mit nicht-         IT, sowie Gesund-                                                               des Landärztemangels noch nicht auf ihrem Höhepunkt
    speziell für Landärzte in den letzten Jahren verschlechtert      ärztlichen Dienstleistern sowie ständige Fortbildung sind        heitsökonomin Mag.                                                               angelangt. Im Gegenteil. Er sieht langfristig eine
    haben. Einkommen, steigende Bürokratie und zu viele              zentrale Merkmale, die den Erfolg für das Projekt garantieren.   Katharina      Riedler                                                            Verschärfung der Problematik, die vor allem durch die
    Nacht- und Wochenddienste werden als maßgebliche nega-           Nicht zu vergessen die Hausapotheke, die in der Mitte des        haben sich in ihrem                                                                belastenden Bereitschaftsdienste, schlechte Bezah-
    tive Faktoren gesehen. Aber auch die mangelhafte Ausbil-         zweistöckigen Hauses einen prominenten Platz eingenom-           gemeinsamen        Bei-                                                            lung und die degressive Gestaltung von Kassenver-
    dung während des Turnus und die Regelungen für bzw.              men hat und eine der wichtigsten Leistungskomponenten            trag die Ausgestaltung,                                                            trägen noch forciert wird. Er appelliert an die Politik,
    wider den Erhalt von Hausapotheken erfahren große Kritik.        für die Patienten darstellt, da die notwendigen Medikamente      Problemstellungen und                                                              die Situation endlich zur Kenntnis zu nehmen und
                                                                     sofort zur Verfügung stehen und so im Extremfall sogar ein       Empfehlungen der ärzt-                                                            Lösungsvorschläge der Ärztekammern zu akzeptieren
    Hausapotheken als wichtiger Wirtschaftsfaktor                    Krankenhausaufenthalt vermieden werden kann.                     lichen Bereitschaftsdienste                                                      und auch umzusetzen.
    Wie die Neuregelung der Arzneimittelversorgung in Öster-                                                                          in Österreich näher angesehen
    reich aus rechtspolitischer Überlegung heraus betrachtet         Über die Entstehung dieses Vorzeigeprojekts und die bisher       und durchdiskutiert.                                                         Dr. Doris Müller, Turnusärztevertreterin in der Ärzte-
    werden muss, stellt Hon.-Prof. Dr. Felix Wallner, Kammer-        gesammelten Erfahrungen haben die Allgemeinmediziner                                                                                          kammer für Oberösterreich, sieht die Ursachen dafür, dass
    amtsdirektor in der Ärztekammer für OÖ, klar. Haus-              Dr. Johanna und Martin Schiffkorn in einem persönli-             Grundsätzlich stellt der Bereitschaftsdienst für viele Ärzte                 junge Mediziner nicht gerne eine Praxis am Land führen
    apotheken spielen gerade in der heutigen Zeit für eine           chen Gespräch mit Gesundheitsökonomin Mag. Katharina             eine enorme Belastung dar und ist somit einer der wesent-                    wollen, maßgeblich in den schlechten Rahmenbedingun-
    Landpraxis eine wesentliche wirtschaftliche Rolle. Die           Riedler geschildert.                                             lichen Faktoren, warum sich viele Ärzte nicht für eine Praxis                gen, die mit der Funktion eines Landarztes einhergehen.
    Regelungen über die Verteilung von Hausapotheken sind ein                                                                         am Land entscheiden wollen. Denn befinden sich nur zwei                      Darüber hinaus kritisiert sie die derzeit kaum vorhandene
    gewichtiger Grund, warum viele Arztpraxen am Land keine                                                                           oder drei Ärzte in einem Dienstrad, heißt das automatisch                    und qualitativ schlechte Ausbildung, die angehende Ärzte
    Nachfolger mehr finden. Durch das Apothekergesetz 2006                                                                            mehr Nacht- und Wochenenddienste und in Folge – in Kom-                      im Rahmen ihres Turnus absolvieren. Sie fordert eine Auf-
    mussten viele Landpraxen ihre Hausapotheken aufgeben                                                                              bination mit den normalen Öffnungszeiten – Arbeitszeiten,                    wertung der Ausbildung, vor allem durch eine Lehrpraxis,
    bzw. jenen, die sich jetzt noch haben, wird ein langfristiger                                                                     die sich mit einer modernen Work-Life-Balance nicht mehr                     in der die Jungärzte auf die Anforderungen als Landarzt
    Erhalt nicht garantiert.                                                                                                          vereinbaren lassen.                                                          vorbereitet werden.                                        »
    Dabei war es seit der ursprünglichen Fassung des Apotheker-                                                                       Um diesem Trend entgegenzuwirken bedarf es neuer Model-
    rechts aus dem Jahr 1906 so, dass praktisch in Ballungszent-                                                                      le, um einerseits den Bereitschaftsdienst für die Bevölkerung
    ren die Arzneimittelversorgung durch Apotheken geregelt                                                                           sicherzustellen und andererseits für die teilnehmenden Ärzte
    wurde, während diese Aufgabe in dünner besiedelten Gebie-                                                                         akzeptable Lösungen zu finden. Der Artikel stellt den Bereit-
    ten von Hausapotheken erfüllt wurde – ein duales System der                                                                       schaftsdienst in Österreich vor und zeigt wie dieser in den
    Arzneimittelversorgung, das erst durch Neuregelungen der                                                                          einzelnen Bundesländern derzeit organisiert und finanziert
                                                                     © Fotolia.de

    jüngsten Vergangenheit in Frage gestellt wurde. Zwar hat der                                                                      wird. Wien wurde dabei nicht angeführt. Die gravierends-
    Gesetzgeber in der letzten Novelle zum Apothekergesetz 2006                                                                       ten Probleme in den meisten Bundesländern ergeben sich
    explizit genau dieses Mischsystem festgelegt, jedoch wurde                                                                        durch einen Mangel an Ärzten in gewissen Sprengeln und
    die Abgrenzung an den Stellenplan geknüpft, der festlegt, dass   Das Gesundheitszentrum bietet durch die Hausarztpraxis von       der Schwierigkeit, Vertretungen für Bereitschaftsdienste
    in „Ein-Kassenarzt-Gemeinden“ eine Hausapotheke geführt          Herrn Dr. Schiffkorn und den komplementärmedizinischen           (etwa Wahlärzte) zu finden. In Kärnten und Niederösterreich
    werden soll und es für Apotheken keine Konzession gibt.          Leistungen seiner Frau ein umfassendes allgemeinmedizini-        sind daher bereits Diskussionsprozesse zur Umgestaltung
    Problematisch ist diese Regelung insofern, dass eine Ände-       sches Angebot. Zudem sind eine Fachärztin für Neurologie,        des Bereitschaftsdienstes im Gange und in der Steiermark
    rung des Stellenplans sich automatisch wieder auf diese          ein Optiker und eine Diabetesschwester im Zentrum un-            wurde es bereits ermöglicht, dass Wahlärzte im eigenen
    Grenzziehung auswirkt. So können sowohl Hausapotheken            tergebracht. Mit April ist zusätzlich noch eine Orthopädin       Namen am Wochentagsdienst in der Nacht partizipieren
    als auch Apotheken rasch ihre Berechtigung verlieren. Zudem      einquartiert. Das Bemerkenswerte: außer dem Allgemein-           (anstatt in Vertretung des Kassenarztes) und direkt mit den
    ist es auch in „Ein-Kassenarzt-Gemeinden“ nicht möglich          medizinern Dr. Schiffkorn handelt es sich bei allen anderen      Krankenversicherungsträgern abrechnen können – eine
    eine Hausapotheke zu führen, wenn innerhalb von 6 Straßen-       Ärzten um Wahlärzte, deren kostenpflichtigen Leistungen die      Maßnahme zur Erleichterung der Vertreterfindung und
    kilometern eine Apotheke besteht – ein Weg, der für ältere       Bevölkerung aber gerne in Anspruch nimmt. Grund dafür ist        damit zur Entlastung der Kassenärzte. In Salzburg Stadt soll
    Menschen sehr beschwerlich sein kann.                            die unmittelbare Nähe und schnelle Erreichbarkeit der Ärzte      der Bereitschaftsdienst ebenfalls umgestaltet werden, um
                                                                     sowie der weitaus größere Zeitaufwand, der jedem Patienten       das erklärte Ziel, eine Entlastung der Spitalsambulanzen, zu
    Ein Vorschlag wäre laut Dr. Wallner eine Abgrenzung zwi-         individuell zur Verfügung steht.                                 erreichen. Ausgedehnte Ordinationszeiten sind eine der
    schen Apotheken- und Hausapothekengemeinden anhand                                                                                Ideen, die dazu beitragen sollen.
    der Bevölkerungsdichte festzuschreiben. Und zwar anhand          Dass es den Mitarbeitern im Gesundheitszentrum immer
    einer Liste, auf der explizit angegeben ist, in welchen Regio-   nur um die Patienten und deren Bedürfnisse geht, beweist         Oberösterreich hat mit seinem im Jahr 2013 gestarteten
    nen Apotheken und in welchen Gebieten Hausapotheken              unter anderem auch die Kooperation mit dem Revital Hotel         Pilotmodell des Hausärztlichen Notdienstes im Bezirk Perg
    die Arzneiversorgung übernehmen und die alle 5 Jahre             Kocher, das den Patienten einen raschen und unkomp-              eine der Vorreiterrollen übernommen. Das Projekt war im
    aktualisiert werden könnte. Aufwendige Genehmigungs-             lizierten Zugang zu physiotherapeutischen Behandlungen           letzten Jahr so erfolgreich, dass es 2014 bereits auf die Bezir-
    verfahren würden sich dadurch erübrigen und es ergebe sich       ermöglicht. Zudem stehen die Ärzte in enger Zusammen-            ke Grieskirchen und Eferding ausgeweitet wurde und weitere
    eine erhöhte Rechtssicherheit. Jedenfalls muss bei der Rege-     arbeit mit einer diplomierten Psychologin und einer        »     Bezirke eine Übernahme ebenfalls andenken.

8      OÖ ÄRZTE | April 2014                                                                                                                                                                                                                  OÖ ÄRZTE | April 2014                 9
Zeitschrift für Gesundheitspolitik: Aktuelle Herausforderungen der Landmedizin - Gesundheitszentrum St ...
Coverstory                                                                                                                    Coverstory

                                                                                      © Fotolia.de
                                                                                                     Das Versorgungsstrukturgesetz
                                                                                                     Im letzten Beitrag beschäftigt sich Dr. med. Bernhard Gibis,
                                                                                                     Leitung Dezernat 4 im Geschäftsbereich Sicherstellung und
                                                                                                     Versorgungsstruktur in der Kassenärztlichen Bundesvereini-
                                                                                                     gung Berlin mit der Thematik der Bedarfsplanung von Land-
                                                                                                     arztstellen in Deutschland. Das 2012 eingeführte Versorgungs-
                                                                                                     strukturgesetz soll dem beständigen Ärzteschwund am Land
                                                                                                     entgegenwirken. Als erste Maßnahme wurde bis 1. Jänner 2013
                                                                                                     ein Planungssystem den aktuellen Anforderungen angepasst. In
                                                                                                     einem zweiten Schritt wurden auf Landesebene entsprechende
                                                                                                     Fördermaßnahmen für unterversorgte Gebiete weiterentwickelt.

                                                                                                     Besonderes Augenmerk im Rahmen der Bedarfsplanung wurde
                                                                                                     auf die demographischen Faktoren der jeweiligen Regionen
                                                                                                     gelegt. Besonderen Bedacht versuchte die Reform auf den
                             Im StandPunkt von Dr. Reinhold Glehr, Präsident der                     Raumbezug zu nehmen, also einer Gleichverteilung der Ärzte
                             Österreichischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin                      mit einem angemessenen Einzugsgebiet je Fachgruppe. So kann
                             (ÖGAM), liegt der Fokus auf der Wirtschaftlichkeit. Viele               das Einzugsgebiet eines Radiologen beispielsweise größer sein
                             Landarztpraxen sind heute mit zahlreichen Einflussfaktoren              als das eines Hausarztes. Die Verhältniszahlen (Arzt-Patienten)
                             konfrontiert, die sich maßgeblich auf die Wirtschaftlichkeit            wurden zuvor immer auf den Kreis oder die kreisfreie Stadt be-
                             der Praxen auswirken, u.a. dem Einzugsgebiet, der Abwan-                zogen, die eine gewisse Raumblindheit des Systems verursachte,
                             derungsproblematik oder der geographischen Situation. Vor               besonders weil die (Land-)Kreise immer größer wurden. Für
                             allem jene Landarztpraxen, denen die Hausarztpraxis ent-                die zukünftige Bedarfsplanung wurden vier Ebenen der Ver-
                             zogen wurde, haben stark an wirtschaftlicher Atrraktivität              sorgung definiert, für die jeweils andere Einzugsgebiete gelten:
                             verloren. Darum müsse es zu einer Reihe von Maßnahmen                   erstens die hausärztliche Versorgungsebene, zweitens die allge-
                             kommen, um das Überleben von Landarztpraxen auch                        mein fachärztliche Versorgungsebene, drittens die spezialisier-
                             künftig zu sichern. Eine besondere Bedeutung müsse laut                 te fachärztliche Versorgungsebene und viertens die gesonderte
                             Dr. Glehr vor allem einer monetären Sonderstellung durch                fachärztliche Versorgungsebene. Speziell bei der hausärztlichen
                             die Kassen zukommen. Als positives Beispiel sieht er das                Versorgung ergibt sich daraus eine wesentlich feingliederige
                             in Deutschland gängige Versorgungsstrukturgesetz. Eine                  räumliche Erfassung, sodass Versorgungslücken besser sichtbar
                             weitere Möglichkeit wäre, Ärzte, die in unterversorgten                 gemacht werden können.
                             Gebieten für einen bestimmten Zeitrahmen tätig sind,
                             bei einer eventuellen späteren Bewerbung in städtischen                 Diese Lücken können jedoch nicht durch Planung alleine
                             Räumen zu bevorzugen.                                                   gefüllt werden, sondern es bedarf Anreize, um Ärzte für die
                                                                                                     Versorgung am Land zu gewinnen. Entscheidend dabei ist aber
                                                                                                     nicht ausschließlich die Vergütung. Nach Dr. Gibis sind Fak-
                                                                                                     toren wie Schulen, adäquate Arbeitsplätze für den Ehepartner
                                                                                                     sowie ein gutes Kulturangebot ebenfalls wichtig. Darum müsse
                                                                                                     es zu Bemühungen auf allen politischen Ebenen kommen, um
                                                                                                     das medizinische Angebot am Land sicherstellen zu können. ■
                                                                                                                                            Mag. Gabriele Dietrich

                                                                                                       Die Zeitschrift für Gesundheitspolitik (ZGP) erscheint 4 x jähr-
                                                                                                                                               lich und wird vom LIG –
                                                                                                                                               Linzer Institut für

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                                                                                                                                               Gesundheitssystem-
                                                                                                                                               Forschung – heraus-
                                                                                                                                               gegeben. Die aktuelle
                             MR Dr. Wolfgang Ziegler, Kurienobmann-Stellvertreter der                                                          Ausgabe steht zum
                             niedergelassenen Ärzte in Oberösterreich, sieht das Problem                                                       Download bereit:
                             des Ärztemangels vor allem im Bereich des zu verrichtenden
                             Notdiensts angesiedelt. Derzeit verrichten in Oberösterreich                                                           www.aekooe.at
                             etwa 600 ÄrztInnen Notdienste in rund 100 Dienstspren-
                             geln. In ländlichen Gebieten ist die Häufigkeit des Nacht-                                                       Wollen Sie die ZGP
                             dienstes noch um einiges höher. Gemeinsam mit den regu-                                                          kostenlos abonnieren?
                             lären Ordinationszeiten, ist ein Anspruch auf Freizeit oder                                                      Bitte kontaktieren Sie
                             Familienleben meist nicht mehr möglich. Lösungsansätze                                                           Mag. Katharina Riedler:
                             sieht Dr. Ziegler in der Vergrößerung der Dienstsprengel                                                         riedler@aekooe.at,
                             und der Erweiterung von Modellen wie dem Hausärztlichen                                                          Telefon 77 82 71-320.
                             Notdienst im Bezirk Perg.

10   OÖ ÄRZTE | April 2014                                                                                                          OÖ ÄRZTE | April 2014                 11
Zeitschrift für Gesundheitspolitik: Aktuelle Herausforderungen der Landmedizin - Gesundheitszentrum St ...
Aktuelles
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                                                                                                                                                Wie bekannt wurde, droht die Europäische Kommis-            Chronische Überlastung der Mediziner
                                                                                                                                                                                                            ist für alle gefährlich.
                                                                                                                                                sion Österreich mit einer Vertragsverletzungs-Klage,
                                                                                                                                                wenn die grundsätzlich europaweit gültigen Arbeits-
                                                                                                                                                zeit-Standards in den Spitäler nicht endlich eingeführt
                                                                                                                                                werden. „Der Raubbau an den Spitalsärztinnen und
                                                                                                                                                Spitalsärzten darf nicht weiter ein tragendes Element für
                                                                                                                                                das Funktionieren der österreichischen Krankenhäuser
                                                                                                                                                sein“, ist der Bundesobmann überzeugt.

                                                                                                                                                Den Nutzen einer geregelten Arbeitssituation
                                                                                                                                                sieht er sowohl für die Ärzteschaft als auch
                                                                                                                                                die Patienten, denn durchgehende Dienst
                                                                                                                                                bis zu 49 Stunden „sind für beide Gruppen
                                                                                                                                                gleichermaßen unerträglich. Sie führen zu
                                                                                                                                                chronischer Überlastung der Mediziner
                                                                                                                                                und gefährden die Patienten.“

                                                                                                                                                Aktuell liegt es am zuständigen Sozial-
         Zu lange Arbeitszeit für Ärzte: EU droht mit Klage                                                                                     ministerium die Karten neu zu mi-
                               OÖ Nachrichten, 21.03.2014                                                                                       schen, denn es bedarf sozial ver-

                                                                                  Arbeitszeit
                                                                                                                                                träglicher sowie organisatorisch
                                                                                                                                                möglicher Lösungen – und das
                                                                                                                                                denkbar rasch.                ■
                                                                                                                                                        Mag. Christina Holzner

                                                                                                                                                                                                                                                   © Fotolia.de
                                                                               in Spitälern –
                     EU-Mahnung: Ärzte arbeiten zu viel
                                  Die Presse, 21.03.2014

                      Ärztedienste: EU treibt Spitäler an
                                 Der Standard, 21.03.2014
                                                                               EU greift ein
                                                                               Die Schlagzeilen der letzten Wochen sprechen für sich:
                                                                               Das Thema Ärzte-Arbeitszeit hat die „Europa-Haupt-
   EU mahnt Österreich zu kürzerer Ärzte-Arbeitszeit                           stadt“ Brüssel erreicht. Laut Europäischer Union ist
                                 Der Standard, 21.03.2014                      völlig klar, dass die EU-Arbeitszeitrichtlinie natürlich
                                                                               ebenso für Mediziner gilt.

                                                                               Aufgrund ihrer Nichteinhaltung droht die EU Öster-
                                                                               reich nun mit einer Klage. Für Bundesobmann der An-
                                                                               gestellten Ärzte, Dr. Harald Mayer, ist es bedauerlich,
               Ärztearbeitszeiten: Neuer Druck durch die EU                    dass es Schritte seitens der EU bedarf, damit Österreich
                                  ORF online, 20.03.2014                       mit den überlangen Arbeitszeiten in den Spitälern end-
                                                                               lich aufräumt.

                                                                               „Seit Jahren spricht die Ärztekammer die unzumutbaren
                                                                               Arbeitszeiten in den Krankenhäusern immer wieder an,
                 „Wir können die Ärzte nicht herzaubern“                       leider wurden wir bis dato ignoriert, damit ist jetzt aber
               Gespag-Vorstand Karl Lehner in den OÖ Nachrichten, 22.03.2014   Schluss“, gibt sich Dr. Mayer zuversichtlich.              »
                                                                                               „Der Raubbau an den Spitalsärztinnen und
                                                                                               Spitalsärzten darf nicht weiter ein tragendes
                                                                                               Element für das Funktionieren der österreichi-
                            „Zaubern ist nicht nötig“                                          schen Krankenhäuser sein.“
                  Ärztekammerpräsident Dr. Peter Niedermoser, 24.03.2014                       Kurienobmann der angestellten Ärzte
                                                                                               Dr. Harald Mayer

           12         OÖ ÄRZTE | April 2014                                                                                                                                                                   OÖ ÄRZTE | April 2014                               13
Zeitschrift für Gesundheitspolitik: Aktuelle Herausforderungen der Landmedizin - Gesundheitszentrum St ...
Aktuelles

                           Die ärztliche Meinung
                                                                                                                                                                                                                  dem Dornröschenschlaf zu wecken und einer Anpassung an die
                                                                                                                                                                                                                  Schnelllebigkeit der heutigen Zeit. Doch es ist wie überall im
                                                                                                                                                                                                                  Leben: Die Dosis macht das Gift. Und selbst wenn die Absicht
                                                                                                                                                                                                                  bei allen drei Neuerungen eine gute gewesen war, so war sie gut
                                                                                                                                                                                                                  gemeint, aber gut gemeint ist das Gegenteil von gut. „Wir Ärzte
                                                                                                                                                                                                                  haben konstruktive Vorschläge um Ablehnung, Verunsicherung
                    Neue Ansätze im Gesundheitssystem sind nicht per se                          „Wir Ärzte haben viele konstruktive Vorschläge,                                                                  und Informationsdefizite der Patienten so gering wie möglich zu
                    schlecht. Grundsätzlich steckt in ihnen sogar großes Poten-                  diese müssen nur endlich gehört werden.“                                                                         halten. Diese sollten gehört und unsere Expertise nicht einfach
                    tial, wenn man es denn richtig ausschöpft. Hierfür würde                     Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte                                                                          so umgangen werden“, betont Dr. Thomas Fiedler. So wäre die
                                                                                                 MR Dr. Thomas Fiedler                                                                                            Bundesregierung laut dem Kurienobmann der niedergelassenen

                                                                                                                                                       © Fotolia.de
                    sich die Zusammenarbeit mit Ärzten anbieten, schließlich
                    sind sie Experten, wenn es um Gesundheitsthemen geht.                                                                                                                                         Ärzte gut beraten, Änderungen in Zukunft nur in Absprache mit
                    So ist es dem ersten Anschein nach logisch, Mediziner bei                                                                                                                                     den Ärzten einzuführen. „Denn dann können sowohl der Arzt, als
                                                                                                                                                                                                                  auch der Patient davon profitieren“, erklärt Dr. Fiedler.     ■
                    Reformen und Veränderungen miteinzubeziehen. Schade
                                                                                  vor. Schließlich geht es um das Wohl der Patientin, die              Erziehungsberechtigten von Kindern bis zum 15.
                    nur, dass immer öfter darauf vergessen wird.                  Zahl der Mammografien ist jedoch seit Beginn des Jahres              Lebensjahr, denn seit Jänner 2014 wird die HPV-                                      Mag. Christina Holzner / Franz Schöffmann
                                                                                  erschreckend gesunken. Die Zuweisung zu einer Vorsorge,              Impfung zur Gänze bzw. teilweise von der öffentlichen
                    Mit Beginn dieses Jahres gingen gleich drei Neuerungen im     wie bisher durch den behandelnden Gynäkologen, ist nicht             Hand für Kinder der 4. Schulstufe und Jugendliche
                    Gesundheitssystem an den Start: Das Mammografie-Scree-        mehr vorgesehen außer „es besteht schon ein Verdacht auf             bis zum 15. Lebensjahr finanziert. Unglücklicherweise
                    ning, die HPV-Impfung und die elektronische Gesundheits-      Brustkrebs.“ Es wird schwierig, wenn man Ärzten die Mög-             sind die wenigsten Eltern über die neue Impfung in-
                    akte ELGA. Gutgemeinte Vorschläge der Ärzte zur besseren      lichkeit nimmt, auch präventiv zu handeln, Vorsorgemo-               formiert oder aufgeklärt worden. Dr. Thomas Fiedler
                    Akzeptanz bei den Patienten wurden nicht einmal gehört.       delle sind und bleiben unerlässlich. Das wird auch den Pati-         hat für die Ängste und Wünsche der Patienten größtes
                    So ist das Mammografie-Screening nun eine Behandlung für      enten immer wieder vermittelt. „Nun auf einmal das Thema             Verständnis. „Natürlich wollen Eltern wissen um was
                    Frauen zwischen 45 und 69 Jahren. Für Kurienobmann der        Brustkrebs auf eine bestimmte Altersgruppe zu reduzieren ist         es sich dabei handelt und was ihren Sprösslingen in-
                    niedergelassenen Ärzte MR Dr. Thomas Fiedler eine Farce:      schlichtweg falsch, Beratung und Vorsorge sind ein wichtiges         jiziert wird.“ Viele wissen zum Beispiel nicht, warum
                    „Gerade bei Brustkrebs ist die Früherkennung besonders        Gut und müssen weiterhin im Mittelpunkt stehen.“                     sie ihre Knaben gegen Gebärmutterhalskrebs impfen
                    wichtig, Beratung und Vorsorge müssen auch weiterhin im                                                                            lassen sollen. Gerade bei solchen Fragen ist der Medi-
                    Zentrum stehen und von den Ärztinnen und Ärzten ver-          Über Nebenwirkungen sprechen Patienten…                              ziner der richtige Ansprechpartner. „Schließlich ver-
                    mittelt werden. Hier besteht eindeutig Handlungsbedarf        logischerweise mit dem behandelnden Arzt. Das wissen die             trauen uns die Patienten, aber leider ist mit uns Ärzten
                    – schnellstmöglich!“ Die Einführung des österreichweiten      meisten Eltern und nur wenige scheuen sich davor, dem Arzt           auch hier im Vorfeld nicht gesprochen worden“, ver-
                    Brustkrebs-Früherkennungsprogrammes im Jänner 2014            des Vertrauens alle Fragen zu stellen – Recht so. Zur Zeit           stärkt er seinen Wunsch nach mehr Informationen bei
                    ruft unter seinen Kollegen größtenteils Kopfschütteln her-    besteht ein enorm erhöhter Informationsbedarf bei                »   Veränderungen im Gesundheitssystem – sowohl für
                                                                                                                                                       Arzt, als auch Patient.

                                                                                                                                                       Dorn im Auge
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                                                                                                                                                       Den größten Dorn im Auge stellt für den Kurienob-
                                                                                                                                                       mann der niedergelassenen Ärzte jedoch weitestgehend
                                                                                                                                                       die Einführung der elektronischen Gesundheitsakte
                                                                                                                                                       ELGA dar. Ebenso mit Jänner 2014 gestartet, wird
                                                                                                                                                       den Patienten eine sogenannte Opt-Out Möglich-
                                                                                                                                                       keit angeboten, was nichts anderes bedeutet, als man
                                                                                                                                                       scheint automatisch im System auf – es sei denn – man
                                                                                                                                                       meldet sich mittels Widerspruchsformular ab. „Ganz
                                                                                                                                                       zu schweigen von den Sicherheitslücken und dem
                                                                                                                                                       Mehraufwand für den Arzt, der mit ELGA einhergeht“,
                                                                                                                                                       kritisiert Dr. Thomas Fiedler. Generell ist das Thema
                                                                                                                                                       elektronische Daten eines, welches mit Samthand-
                                                                                                                                                       schuhen angefasst werden will, wie schon die Apo-
                                                                                                                                                       thekerkammer Ende letzten Jahres am eigenen Leibe
                                                                                                                                                       erfahren musste. „Hier hört sich der Spaß einfach auf“,
                                                                                                                                                       unterstreicht er. Auch wenn die sogenannten Arbeits-
                                                                                                                                                       erleichterungen in den Medien vielgerühmt werden, er
                                                                                                                                                       halte nichts von diesem „Datenmonster“. „Bei der elek-
                                                                                                                                                       tronischen Gesundheitsakte muss enorm viel verbessert
                                                                                                                                                       werden, um überhaupt einen Mehrwert erkennen zu
                                                                                                                                                       können“, beanstandet der Kurienobmann.

                                                                                                                                                       Die Moral von der Geschichte
                                                                                                                                                       Wie schon eingangs festgestellt: Neue Ansätze im

                                                                                                                                                                                                                                                                                             © Fotolia.de
                                                                                                                                                       Gesundheitssystem dürfen nicht als grundsätzlich
                                                                                                                                                       schlecht angesehen werden. Es bedarf öfter mal Ver-
                                                                                                                                                       änderungen und Reformen um manche Systeme aus              Keinem Patienten sollten präventive Behandlungen verwehrt werden.

               14      OÖ ÄRZTE | April 2014                                                                                                                                                                                                                 OÖ ÄRZTE | April 2014      15
Zeitschrift für Gesundheitspolitik: Aktuelle Herausforderungen der Landmedizin - Gesundheitszentrum St ...
Ärzteportrait
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                                                                                                                                                                                                                                                                     in Russland äußerst positiv. „Unser

                                                                                                                                                                                                                                                          © privat
                                                                                                                                                                                                                                                                     Team war mit allem sehr zufrieden. Die
                                                                                                                                                                                                                                                                     Sportstätten waren extrem gut ausge-
                                                                                                                                                                                                                                                                     baut, die Abläufe perfekt organisiert und
                                                                                                                                                                                                                                                                     die Menschen unheimlich freundlich.
                                                                                                                                                                                                                                                                     Auch wenn es ab und zu sprachliche
                                                                                                                                                                                                                                                                     Barrieren gab, so war jeder bemüht, uns
                                                                                                                                                                                                                                                                     den Aufenthalt so schön wie möglich zu
                                                                                                                                                                                                                                                                     machen.“ Auch die Stimmung bei den
                                                                                                                                                                                                                                                                     Wettkämpfen empfand der Teamarzt
                                                                                                                                                                                                                                                                     als beeindruckend. Aus medizinischer
                                                                                                                                                                                                                                                                     Sicht gab es für Dr. Barthofer während
                                                                                                                                                                                                                                                                     der Spiele nicht allzu viel zu tun. „Meist
                                                                                                                                                                                                                                                                     ging es um virale Infekte, um die wir uns
                                                                                                                                                                                                                                                                     kümmern mussten. Gott sei Dank gab
                                                                                                                                                                                                                                                                     es keine Verletzungen, das ist natürlich
                                                                                                                                                                                                                                                                     immer eine besondere Herausforde-
                                                                                                                                                                                                                                                                     rung.“ So blieb ihm Zeit, auch die an-
                                                                                                                                                                                                                                                                     deren Wettkämpfe ein wenig genießen
                                                                                                                                                                           Die Spannung vor den Olympischen Spielen war groß, die Stimmung ausgelassen.              zu können.

                                                Ein Arzt zwischen UKH und
                                                                                                                                                                                                                                                                     Sein schönstes Erlebnis neben der fulmi-

                                                                                                                                                                                                                                                          © privat
                                                                                                                                                                                                                                                                     nanten Eröffnung? „Der zweite Platz
                                                                                                                                                                                                                                                                     im Team mit Thomas Morgenstern hat

                                                sportlichen Spitzenevents
                                                                                                                                                                                                                                                                     mich extrem berührt. Ich war ja bei
                                                                                                                                                                                                                                                                     seinem Sturz dabei und habe ihn erst-
                                                                                                                                                                                                                                                                     versorgt bzw.war ich auch in seine
                                                                                                                                                                                                                                                                     weitere Betreuung bis hin zur heiklen
                                                                                                                                                                                                                                                                     Thematik der Startfreigabe involviert.
                                                                                                                                                                                                                                                                     Dass er bei Olympia antreten konn-
                                                                                     Für Dr. Jürgen Barthofer müsste der Tag 48 Stunden haben. Denn sein Termin-                                                                                                     te und dann auch noch eine Silberne
                                                                                     kalender ist mehr als voll. Als Koryphäe im Bereich der Unfallchirurgie mit                                                                                                     Medaille mit nach Hause nimmt, ist
                                                                                     Schwerpunkt Knie hält er neben der Routinearbeit im UKH Linz, der Arbeit in                                                                                                     einfach eine unglaubliche Leistung!“ Die
                                                                                     seiner Ordination und den zusätzlichen Operationen in der Diakonie zahlreiche                                                                                                   Tatsache, dass Dr. Barthofer auch maß-
                                                                                     Vorträge und ist Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Sport-                                                                                                 geblich mit an Morgensterns Genesung
                                                                                     medizin und Prävention. Und trotzdem nimmt er sich für eines immer gerne Zeit:                                                                                                  beteiligt war, lässt er aber gerne außen vor.
                                                                                     er sorgt als ÖSV-Teamarzt für das medizinische Wohl der österreichischen Ski-
                                                                                                                                                                                                                                                                     Was der Unfallchirurg vom Doping-
                                                                                     springer und nordischen Kombinierer.
                                                                                                                                                                                                                                                                     Vorfall hält? „Ich finde solche Dinge
                                                                                                                                                                                                                                                                     einfach unheimlich traurig und ver-
                                                                                                                                                                           Dr. Jürgen Barthofer mit dem Team der Skispringer in Sotchi.
                                                                                     Immer mit dabei                           die sich bis dahin angesammelt haben.                                                                                                 antwortungslos, denn solche Ereignisse
                                                                                     Begonnen hat seine Arbeit als ÖSV-Arzt    7 Tage werde ich von der AUVA auch                                                                                                    schaden dem österreichischen Sport, vor
                       © tom.mesic.com

                                                                                     im Jahre 2008. „Ein Freund von mir,       noch freigestellt. ÖSV-Teamarzt zu sein                                                                                               allem dem Langlaufsport immens. Es

                                                                                                                                                                                                                                                          © privat
                                                                                     Dr. Stephan Hainzl, war schon länger      ist für mich einfach ein Hobby, das mir                                                                                               gibt so viele engagierte junge Lang-
                                                                                     dabei und nachdem wir gemeinsam die       irrsinnig viel Spaß macht“, erklärt der                                                                                               läufer und Langläuferinnen, die am
                                                                                     Sportmediziner-Ausbildung absolviert      charmante Arzt.                                                                                                                       Anfang ihrer Karriere stehen und über
                                         Seine Leidenschaft für den Sport hat        hatten, und er über meine Sportbegeis-                                                                                                                                          denen jetzt so eine schwarze Wolke
                                         private Wurzeln. Schon früh begeister-      terung Bescheid wusste, hat er mich ins   Bewegende Momente in Sotchi                                                                                                           hängt. Das ist einfach nicht fair!“
                                         te sich der gebürtige Steirer für Tennis.   ÖSV-Team geholt.“                         Genug zu erzählen hat er auch. Bei sei-
                                         2000 zog er nach Linz, um seinen                                                      nen Erzählungen über die Tage in Sotchi                                                                                               Ausgefüllte Arbeitstage
                                         Turnus zu absolvieren. Seit 2003 ist er     Erlebt hat Dr. Barthofer in den letzten   leuchten seine Augen. „Ich bin das erste                                                                                              Zurück im Alltag bleibt dem Mediziner
                                         im UKH Linz tätig. Seinen Beruf mit         6 Jahren schon einiges. Von Jugend-       Mal mit dem gesamten Team bei der                                                                                                     kaum Zeit, in Erinnerungen zu schwel-
                                         der Begeisterung für Sport zu vereinen,     olympiaden über die nordischen Welt-      Eröffnung ins Stadion eingezogen und                                                                                                  gen. Zu Vieles steht am Programm: die
                                         war für ihn immer schon ein Traum.          meisterschaften bis hin zu zwei Olym-     das war absolut überwältigend. Wenn                                                                                                   alltäglichen Arbeiten und Operationen
                                         „Ich wollte von Anfang an mit Sportlern     pia-Veranstaltungen in Vancouver und      40.000 Gesichter auf dich gerichtet sind,                                                                                             im UKH, die Vorträge, die Weiter-
                                         arbeiten“ so der 39-jährige Unfallchi-      Sotchi war alles schon dabei. Wie sich    die Musik aus den Lautsprechern schallt                                                                                               entwicklung auf seinem Fachgebiet und
                                         rurg. „Trauma, Knie und Sport waren         das bei seinem vollen Terminkalender      und alle applaudieren sind das Momen-                                                                                                 nebenbei auch noch seine eigene Ordi-
                                         drei Bereiche, die mich immer schon         überhaupt ausgeht? „Ich begleite die      te, die ich sicher nie vergessen werde.“                                                                                              nation.
                                         interessiert haben und so ist die Arbeit    Sportler immer nur in ihrer Saison und    Im Gegensatz zu vielen Medienberich-
                                         beim ÖSV einfach ein perfekter Mix          nehme mir dafür fast meinen komplet-      ten sind Dr. Barthofers Ausführun-                                                                                                    „Mir macht die Arbeit Gott sei Dank
                                         und eine tolle Abwechslung!“                ten Urlaub bzw. auch die Überstunden,     gen über die Olympischen Spiele       »     Die Erfolge der Österreicher wurden ausgiebig gefeiert.                                   sehr viel Spaß, denn sie eröffnet mir    »
                  16                        OÖ ÄRZTE | April 2014                                                                                                                                                                                                          OÖ ÄRZTE | April 2014                     17
Zeitschrift für Gesundheitspolitik: Aktuelle Herausforderungen der Landmedizin - Gesundheitszentrum St ...
Ärzteportrait

                         Jede OP erfordert besondere Konzentration.

                                                                                                                                                                           Liebe Radsportbegeisterte!
                                                                                                                                                                           Wie so oft im Leben übt man Sachen aus, die einem so richtig Freu-
                                                                                                                                                                           de machen – das gilt natürlich auch im Radsport. Wir haben es uns
                                                                                                                                                                           zur Aufgabe gemacht, Ihnen das Gefühl zu geben. Wie? Indem
                                                                                                                                                                           wir vor dem Kauf vermessen und die körperlichen Geometrien
                                                                                                                                                                           und die Geometrien der jeweiligen Räder gegenüberstellen.
                                                                                                                                                                           Wir sind der Meinung, dass die Freude am Radsport nur so
                                                                                                                                                                           zu erzielen ist. Nach dem Kauf stellen wir die Sitzposition
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                                                                                                                                                                           mit Videoanalyse ein, somit ist sichergestellt das Sie nicht
                                                                                                                                                                           durch falsche Bewegungen schmerzen bekommen.
                                                                                                                                                                           Benötigen Sie weiter Informationen, dann besuchen
                       so viele Felder, in denen ich mich weiter-     Eine Aussicht, die den Mediziner be-
                                                                                                                                                                           Sie uns unter www.popaflo.at oder noch besser,
                       entwickeln kann“, erzählt Dr. Barthofer        sonders freut. „Letztes Jahr haben wir                                                               Termin unter popaflorin@aon.at vereinbaren und
                       über seinen Beruf, der auch ein großes         bereits in Belgrad und Linz das vordere                                                              wieder richtig Radsport genießen.
                       Maß an Time-Management braucht.                Kreuzband live operiert, das war schon                                                               Wir freuen uns auf Sie!
                       Für nächstes Jahr ist eine Live-Opera-         extrem spannend. Eine OP am hinteren
                       tion am hinteren Kreuzband geplant.            Kreuzband ist nochmals mehr etwas                                                                    Mit (Rad)sportlichen Grüßen
                                                                      Besonderes, denn sie ist um einiges                                                                  Florin Popa
                                                                      komplizierter als am vorderen Kreuz-
                                                                      band.“ Und noch eine Innovation liegt
                                                                      dem Arzt besonders am Herzen. „Wir
                                                                      haben angefangen, unsere OPs durch
                                                                      Fotostrecken zu dokumentieren. So
                                                                      können wir vor jeder Operation unse-
                                                                      ren Patienten und Kollegen, die zu uns
                                                                      zur Hospitation kommen die Durch-
                                                                      führung Schritt für Schritt erklären und

                                                                                                                                                                © privat
                                                                      auch fotografisch präsentieren.“

                                                                      Und wenn der 13-Stundentag des Un-          Der Unfallchirurg Dr. Jürgen Barthofer
                                                                                                                  ist eine Koryphäe auf dem Gebiet des Knies.
                                                                      fallchirurgen erledigt und die Saison als
                                                                      ÖSV-Teamarzt vorbei ist, widmet sich
                                                                      Dr. Barthofer die restliche Zeit seiner     Ob er sich vorstellen könnte, nur für
                                                                      Familie, im Besonderen seiner zweijähri-    den ÖSV zu arbeiten, verneint Dr. Bart-
                                                                      gen Tochter. „Sie ist unser Sonnenschein!   hofer. „Ich brauche die Abwechslung
                                                                      Aber sie hält mich auch ordentlich auf      und die Arbeit beim ÖSV ist wirklich
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                                                                      Trab. Langweilig wird mir daheim auch       toll, aber in chirurgischer Sicht keine
                                                                      nicht“, erzählt der Mediziner mit einem     Herausforderung.“                    ■
                                                                      Augenzwinkern.                                              Mag. Gabriele Dietrich

18                        OÖ ÄRZTE | April 2014                                                                                                                                                                                                 OÖ ÄRZTE | April 2014   19
Recht & Service  |  E x pe r tI n n e n-T i p p s

                                                                                                                                                                               Unterbringung bedeutet
                                                                         2016 werden die Ordinationen nach der Qualitätssicherungsverordnung evaluiert. Wir
                                                                         informieren daher unsere Mitglieder in einer Serie bereits jetzt über die Anforderungen.
                                                                         Alle Themen                  www.aerztliches-qualitaetszentrum.at | Praxisevaluierung |

                                                                                                                                                                               nicht automatisch „Einsperren“
                                                                         finden Sie unter:            Qualitätskriterien

                                                                                                                                                                        Ein wegen Fremdgefährdung untergebrachter             des Bezirksgerichtes vor, der Be-                     Mag. iur. Barbara
                                                                                                                                                                        Patient durfte aus therapeutischen Gründen unbe-      schluss selbst regle jedoch weder                     Hauer, PLL.M.
                                         Praxis-                                                                                                                        aufsichtigt am Spitalsgelände spazieren gehen.        „die Art, den Umfang und die Dauer                    Abteilungsleiterin

                                                       Wieviele Parkplätze                                                                                              Er verließ unerlaubt das Krankenhausareal und         der konkreten Bewegungsbeschrän-                      Medizinrecht
                                       evaluierung                                                                                                                      beging Selbstmord. Laut OGH besteht der geltend       kung.“ Zudem besteht im Unter-
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                                                                                                                                                                        gemachte Amtshaftungsanspruch der Mutter des          bringungsgesetz der „Grundsatz
                                            11     braucht eine Ordination                                                                                              Patienten gegen den Spitalsträger wegen Trauer-
                                                                                                                                                                        schmerzensgeld nicht zu Recht.
                                                                                                                                                                                                                              des geringstmöglichen Eingriffs.“
                                                                                                                                                                                                                              Gemeint ist damit, dass Beschränkungen, welcher Art auch immer, nur
                                                                                                                                                                                                                              „subsidiär“, also als letzte Möglichkeit in Frage kommen.

                                                   und benötigen Sie einen                                                                                              Sachverhalt
                                                                                                                                                                                                                              Aufgrund des Bestehens einer Psychose mit Wahnideen, war beim Sohn

                              behindertengerecht ausgeführten Parkplatz?
                                                                                                                                                                                                                              der Klägerin bis zuletzt die Gefahr von selbst- oder fremdschädigenden
                                                                                                                                                                        Ein Patient wurde wegen der Diagnose „paranoider
                                                                                                                                                                                                                              Handlungen gegeben. „Konkret fassbar war für die Organe des Spitals
                                                                                                                                                                        Schizophrenie“ im Psychiatrischen Zentrum einer
                                                                                                                                                                                                                              jedoch nur die Fremdgefährdung“. Bei derartigen Diagnosen ist zwar
                                                                                                                                                                        Krankenanstalt, zuerst auf der Akutstation und an-
                                                                                                                                                                                                                              an sich die Gefahr einer Eigengefährdung gegeben, sie bestand jedoch
                                                                                                                                                                        schließend auf der Subakutstation untergebracht,
                                                                                                                                                                                                                              erst beim Verlassen des Krankenhausareals durch Reizüberflutung und
                          Mag. Alois Alkin,                        Die Festlegung der         Regelung für Kassenärzte:                                                 wobei es sich bei beiden um offene Abteilungen
                                                                                                                                                                                                                              genau dieses Entfernen war dem Patienten nicht erlaubt.
                          Geschäftsführer                          Anzahl an Parkplätzen      Für den Fall einer neuen Kassenstelle oder einer Praxisverlegung gilt     handelte. Aufgrund depressiver Verstimmungen,
                                Ärztliches                         erfolgt als Einzelfall-    die Ergänzung zum RS 1134/2009: „Ein behindertengerechter Parkplatz       einhergehend mit sich äußernder Zurückgezogen-
                                                                                                                                                                                                                              Da sich der psychisch kranke Sohn bis zum Todeszeitpunkt an die
                         Qualitätszentrum                          entscheidung durch die     ist dann vorzusehen, wenn zusätzlich mindestens zwei „normale“ Park-      heit des Patienten, wurden diesem, nachdem er die
                                                                                                                                                                                                                              getroffenen Vereinbarungen gehalten hat, durften die behandelnden
                                                                   jeweilige Baubehörde.      plätze verbleiben können. Allerdings nur dann, wenn nicht in zumutba-     notwendigen Medikamente bereits einige Zeit oral
                                                                                                                                                                                                                              Ärzte davon ausgehen, dass beim Patienten die „Paktfähigkeit“ in dem
                                                                   Die oberösterreichische    rer Entfernung ein Behindertenparkplatz kostenlos zur Verfügung steht.“   eingenommen hatte, aus therapeutischen Zwecken
                                                                                                                                                                                                                              Sinne, dass er seine Spaziergänge ausschließlich am Spitalsgelände unter-
                                                                   Bautechnikverordnung                                                                                 unbeaufsichtigte Spaziergänge am Krankenhaus-
                                                                                                                                                                                                                              nimmt und das Areal nicht verlässt, gegeben ist. Der geltend gemachte
                              (OÖ BauTV) gibt als Richtgröße einen Stellplatz pro 30 m2       In vielen Gemeinden gibt es inzwischen einen Behindertenparkplatz         areal erlaubt. Der Patient war aus ärztlicher Sicht
                                                                                                                                                                                                                              Anspruch der Mutter war daher mangels Verschuldens des Krankenhaus-
                              Nutzfläche an, wobei Nebenräume, Gänge und WC darin             im Zentrum, z.B. beim Gemeindeamt. Falls eine Ordination den-             zu Vereinbarungen fähig und meldete sich beim
                                                                                                                                                                                                                              personals nicht gerechtfertigt. Es besteht daher „keine Verpflichtung zu
                              nicht gerechnet werden. Generell sind die vorhandene Bebau-     noch von dieser Regelung betroffen ist, werden die Mehrkosten der         Pflegepersonal ab und wieder zurück. Ein paar Mal
                                                                                                                                                                                                                              einer ein Entweichen mit Sicherheit ausschließenden Verwahrung.“
                              ung und auch die Nähe zu öffentlichen Verkehrsmitteln ein       Parkplatzerrichtung pauschal mit 1.500,-- € (vorläufig nur im Jahr        pro Tag wurde die Station auf Anwesenheit der
                              Grund, dass die Baubehörde weniger oder keinen Stellplatz       2014) von der GKK gefördert.                                              Patienten überprüft, weitergehende Überwachungs-
                                                                                                                                                                                                                              Diesen Artikel sowie weitere medizinrechtlich
                              vorschreibt. Die oberösterreichische Bautechnikverordnung                                                                                 maßnahmen wurden nicht veranlasst. Zu diesem                                                                www.infofueraerzte.at ■
                                                                                                                                                                                                                              relevante Informationen finden Sie auch unter
                              verlangt für Ordinationen keinen behindertengerechten Park-     Die Mindestbreite für einen solchen Parkplatz beträgt 350 cm, da          Zeitpunkt bestand nach wie vor eine Fremdgefähr-
                              platz, da dies erst ab 25 bzw. bei bestehenden Bauten ab 50     dieser zusätzlich zum Stellplatz auch 120 cm Einstiegsfläche braucht      dung gegen die Mutter des Patienten, der Kläge-
                              Stellplätzen vorgeschrieben ist.                                (s. Skizze).                                                      ■       rin, jedoch gab es keine konkreten Anzeichen für
                                                                                                                                                                        Selbstmord. Der Sohn entfernte sich unbefugt von
                                                                                                                                                                        der Anstalt und nahm sich das Leben.

                                                                                                                                                                        Amtshaftungsklage der Mutter des Patienten
                                                                                                                                                                        Die Mutter des Patienten forderte mittels Amts-
                                                                                                                                                                        haftungsklage gegen den Krankenanstaltenträger
                                                                                                                                                                        € 15.000,-- als Schmerzensgeld für die dadurch
                                                                                                                                                                        erlittene psychische Beeinträchtigung als Folge der
                                                                                                                                                                        Trauerreaktion. Begründet wurde dies vor allem da-
                                                                                                                                                                        mit, dass ihr Sohn in einer geschlossenen Anstalt
                                                                                                                                                                        behandelt werden hätte müssen und das Kranken-
                                                                                                                                                                        hauspersonal seine Aufsichtspflicht verletzt hätte.

                                                                                                                                                                        Unterbringung auch an offenen
                                                                                                                                                                        Abteilungen möglich
                                                                                                                                                                        Der OGH (1 Ob 109/13f ) führte diesbezüglich
                                                                                                                                                                        aus, dass „der Vollzug der Unterbringung nicht aus
                                                                                                                                                                        dem Grund rechtswidrig war, weil er in einer offe-
                                                                                                                                                                        nen Variante statt fand.“ Bei dem Patienten lagen

                                                                                                                                                                                                                                                                                                          © Fotolia.de
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                                                                                                                                                                        zwar die Voraussetzungen für die Unterbringung
                                                                                                                                                                        gemäß Unterbringungsgesetz durch den Beschluss

20                               OÖ ÄRZTE | April 2014                                                                                                                                                                                                               OÖ ÄRZTE | April 2014                21
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