Sport, Bewegung und Krebs - Ein Ratgeber für mehr Sport im Leben - auch mit oder nach Krebs!
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Bestellanschriften Für Bestellungen innerhalb von Baden-Württemberg und bundesweit Netzwerk OnkoAktiv Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg Arbeitsgruppe „Bewegung, Sport und Krebs“ Im Neuenheimer Feld 460 69120 Heidelberg Tel.: 06221 564693 onkoaktiv@nct-heidelberg.de Für Bestellungen innerhalb von Baden-Württemberg Krebsverband Baden-Württemberg e.V. Adalbert-Stifter-Str. 105 70437 Stuttgart Tel.: 0711 848 10770 info@krebsverband-bw.de Impressum Herausgeber Redaktion Krebsverband Baden-Württemberg e.V. Dr. Joachim Wiskemann, NCT Heidelberg Adalbert-Stifter-Str. 105 Heike Lauer, Krebsverband Baden-Württemberg 70437 Stuttgart Birgit Wohland-Braun, Tel.: 0711 848 10770 Krebsverband Baden-Württemberg info@krebsverband-bw.de www.krebsverband-bw.de Verantwortlich Dr. Joachim Wiskemann, NCT Heidelberg Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg Gestaltung Im Neuenheimer Feld 460 Heike Lauer, Krebsverband Baden-Württemberg 69120 Heidelberg Tel.: 06221 564801 Druck Cewe-Print © Krebsverband Baden-Württemberg e.V. © NCT Heidelberg Fotos PantherMedia, NCT Heidelberg Alle Rechte vorbehalten. Diese Informationsschrift ist nicht zum gewerblichen Vertrieb bestimmt. Nachdruck, Wiedergabe, Vervielfältigung und Verbreitung (gleich welcher Art) auch von Teilen oder Abbildungen bedürfen der schriftlichen Genehmigung der Herausgeber. 3. Auflage, März 2016
Inhalt Vorwort ......................................................................................................................................7 Grußwort ...................................................................................................................................9 Wissensch af t Mit Sport und Bewegung das Krebsrisiko verringern ..............................................................10 Mit Sport und Bewegung den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen ....................................12 Anwe ndu n g Warum sollte man als onkologischer Patient trainieren ..........................................................14 und was ist zu beachten? Spezielle Trainingsformen und therapiebedingte Situationen • Operation und Narben .....................................................................................................17 • Körperliches Training bei Krebs – ....................................................................................20 speziell bei postoperativer Inkontinenz • Sport trotz Stoma - geht das überhaupt? .........................................................................23 • Polyneuropathie ...............................................................................................................26 • Knochenmetastasen ........................................................................................................29 • Lymphödeme ...................................................................................................................33 • Fatigue .............................................................................................................................36 • Medikamente und Nebenwirkungen ................................................................................38 Ausdauer • Prinzipien des Ausdauertrainings ....................................................................................41 • Praxisbeispiel: Onko-Walking ..........................................................................................42 4
Krafttraining • Prinzipien des Krafttrainings ............................................................................................46 • Praxisbeispiel: Krafttraining für zu Hause ........................................................................47 Weitere Bewegungsformen • Yoga und Qi Gong ............................................................................................................51 • Tanztherapie - Bewegung im Dialog mit der Seele ..........................................................53 Entspannungsverfahren ..........................................................................................................55 Wie überwinde ich den inneren Schweinehund – anfangen und dranbleiben .........................57 Berührung und Bewegung in der letzten Lebensphase ..........................................................61 An we n kan n i ch mi c h we n d e n ? Ansprechpartner und Kontaktadressen • Netzwerk OnkoAktiv .........................................................................................................65 • OnkoAktiv .........................................................................................................................66 • Rehasportgruppen (M56/G850) .......................................................................................67 • Spezielle Angebote von Kliniken und Vereinen ................................................................69 • Landessportbünde ...........................................................................................................71 Autorenv e r z e i c h n i s ...........................................................................................................72 5
Vorwort Sehr geehrte Patientinnen und gesprochen, die durch regelmäßiges Patienten, sehr geehrte Leserinnen und Bewegen und Trainieren verhindert Leser, oder positiv beeinflusst werden können. Darüber hinaus versucht die Broschüre dem Thema Bewegung, Sport und kör- mit dem Kapitel „Wie überwinde ich den perliche Aktivität wird im Rahmen einer inneren Schweinehund“ Hilfestellungen onkologischen Erkrankung und deren zur Aufnahme und Aufrechterhaltung Behandlung ein immer größer werden- regelmäßiger körperlicher Aktivität zu der Stellenwert zugesprochen. geben. Natürlich wird auch der aktuelle Kenntnisstand zum Thema wiedergege- Aus diesem Grund hat sich der Krebs- ben und es werden konkrete Übungen verband Baden-Württemberg in Zusam- und Trainingsmöglichkeiten beschrieben. menarbeit mit dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen entschlossen Die jeweiligen Kapitel sind von Exper- eine Informationsbroschüre zum Thema tinnen und Experten aus dem Raum zu veröffentlichen. Sie unterscheidet Baden-Württemberg verfasst, sodass sich dabei wesentlich von vorhandenen die entsprechende Ansprechpartnerin Informationsmaterialien, da sie sich nicht oder der Ansprechpartner nicht zu weit an der vorhandenen Krebsdiagnose ori- entfernt sein dürfte. entiert, sondern die Nebenwirkungen der Behandlung in den Mittelpunkt stellt. So Wir hoffen, dass wir Sie mit dieser Bro- glauben wir, dass eine deutlich größere schüre unterstützen können. Zahl an Patienten und Interessierten an- gesprochen werden kann und auch eine Ihr vielseitige Anwendbarkeit gegeben ist. Dr. Joachim Wiskemann In dieser Broschüre werden nicht nur Heidelberg, im Sommer 2015 Nebenwirkungen und Probleme an- 7
Bäder- und Reha- T R Eine Aktion des Krebsverbandes Baden-Württemberg Sport nach Krebs „Zeigen, was möglich ist“ Ein Projekt des Krebsverbandes Baden- Württemberg e.V. Das heißt werben für die Rehabilitation als wichtiges Angebot zur Wiedereinglie- derung von behinderten und chronisch kranken Menschen in Beruf und Gesell- schaft. 8
moderatem Sport bei Tumorpatienten Grußwort belegen. Dem NCT Heidelberg gilt es dabei in besonderem Maße zu danken, Der Krebsverband Baden-Württemberg dass hier das Thema Sport mit, während ist nahe dran an den rund 250 Selbst- und nach Krebs nachhaltig zum Thema hilfegruppen nach Krebs im Land. Nach gemacht wurde. Hierfür setzt sich das unserer Wahrnehmung diskutieren NCT mit Prof. Jäger und dem Team der Betroffene und deren Angehörigen dort Abteilung Medizinische Onkologie ein. derzeit besonders die folgenden The- Ihre Überzeugung: nicht nur eine hervor- men: Was wird aus dem Krebsregister? ragende Behandlung von krebskranken Wann kann es aussagekräftige Daten Menschen gelingt am besten in interdis- liefern? ziplinären Zentren, sondern bereits dort Gesprochen wird auch über die psy- sollte schon die Zeit sein, um Betroffe- chosoziale Krebsberatung in Baden- ne zu „aktivieren“, sie zu körperlichen Württemberg. Überleben die vier, Aktivitäten anzuregen. Vielfach werden modellhaft durch die Deutsche Krebs- dadurch nicht nur die Nebenwirkungen hilfe geförderten Krebsberatungsstellen einer Chemo- oder Strahlentherapie bis Ende 2016? Mehr noch, gelingt es, verringert. Eine moderate sportliche die Krankenkassen, Kommunen und die Betätigung richtet den Blick auch nach Politik zu überzeugen, dass es bedarfs- vorne, steigert die körperliche Leistungs- gerecht ist, wenn mittelfristig im Umfeld fähigkeit und macht Mut für das Leben der 18 Tumorzentren und Onkologischen nach Krebs. Schwerpunkte weitere Krebsbera- Wir hoffen, dass der Verein OnkoAktiv tungsstellen eingerichtet werden? Die e.V. am NCT Heidelberg nicht nur die Selbsthilfe hat es sehr begrüßt, dass das Plattform für wissenschaftliche Studien Sozialministerium Baden-Württemberg im Zusammenhang mit körperlichen Akti- kurzfristig eine beachtliche Aufbaufinan- vitäten bietet. Der Krebsverband Baden- zierung beschlossen hat. Württemberg hofft und unterstützt im Kritisch kommentiert wird aber die nicht Rahmen seiner Möglichkeiten den syste- nachvollziehbare Ablehnungen von matischen Aufbau eines Netzwerkes von onkologischen Rehabilitationsmassnah- qualitätsgesicherten Gesundheits- und men. Gerade dort wird nicht selten die Trainingseinrichtungen für onkologische Basis gelegt, um nach einer Krebsbe- Patientinnen und Patienten. Unsere ge- handlung wieder in Familie, Gesellschaft meinsame Broschüre bietet hierfür eine und Beruf zurecht zu kommen. hervorragende sowohl praktische als Sport nach Krebs hatte hierbei schon im- auch öffentlichkeitswirksame Grundlage. mer einen sehr hohen Stellenwert. Erst Recht nachdem mittlerweile mehrere Hubert Seiter, Studien die positiven Auswirkungen von Krebsverband Baden-Württemberg e.V. 9
Mit Sport und Bewegung das Krebsrisiko verringern (Autoren: Steindorf/Wiskemann) Über 200 große Beobachtungsstudien zeigten insgesamt, dass Menschen, die viel Sport treiben und/oder sich regelmäßig bewegen, seltener an Krebs erkranken, als Personen, die einen körperlich inaktiven Lebensstil führen. Andere wichtige Faktoren, die ebenfalls Es ist also nie zu spät, aktiv zu werden. auf das Krebsrisiko wirken (z.B. Er- nährung oder Rauchen), wurden dabei Als hinreichend nachgewiesen gilt vor immer parallel betrachtet, um verzerr- allem der Zusammenhang von körper- te Ergebnisse zu vermeiden. Da die licher Aktivität mit Darmkrebs, dem am verschiedenen Krebsarten sehr unter- häufigsten diagnostizierten Tumor in schiedlich entstehen, ist ein krebsspe- Deutschland. Eine Überblicksarbeit über zifischer Blick auf den Zusammenhang 52 Studien ergab eine durchschnittliche zwischen Bewegung und der Entstehung relative Risikoreduktion von 24 Prozent. von Krebs unabdingbar. Das Ausmaß Das Darmkrebsrisiko sinkt mit steigen- der relativen Risikosenkungen variiert der Aktivität, sei es durch gesteigerte bei den verschiedenen Krebsarten Intensität, Häufigkeit oder Dauer. Kon- zwischen 0 und 30 Prozent. Insgesamt sequenterweise zeigten sich die größten geht man davon aus, dass etwa 15 Risikoverminderungen bei intensiveren Prozent aller Krebsfälle in Europa durch Aktivitäten, die zudem regelmäßig über hinreichende körperliche Aktivität ver- das gesamte Leben ausgeübt wurden. mieden werden könnten. Damit weisen Sport und Bewegung als veränderbare Als wahrscheinlich wird zudem der Lebensstilfaktoren ein substanzielles Zusammenhang von Sport und Bewe- Potenzial für die bevölkerungsbezogene gung mit dem Risiko, an Gebärmutter- Krebsprävention auf. oder postmenopausalem Brustkrebs zu erkranken, gesehen. Die Größenord- Gegenwärtige Empfehlungen legen nungen der relativen Risikosenkungen nahe, täglich mindestens 30 bis 60 Mi- werden auf 20-30 Prozent geschätzt, nuten moderat körperlich aktiv zu sein. ähnlich wie die für Bauchspeicheldrü- Moderat entspricht dabei zum Beispiel senkrebs. Etwas geringer liegen vermut- sehr zügigem Gehen, allerdings kann lich die Effekte auf früher auftretenden prinzipiell auch jede andere Sport-/ (prämenopausalen) Brustkrebs, Pro- Bewegungsart gewählt werden. Zudem stata- und Lungenkrebs. Dort wurden zeigte sich, dass selbst Menschen, die jeweils relative Risikosenkungen von 10- erst in späteren Lebensjahren aktiv 20 Prozent beobachtet. Für zahlreiche wurden, ein verringertes Krebsrisiko im andere Krebsarten liegen derzeit nicht Vergleich zu inaktivgebliebenen Gleich- genügend Daten vor, um eine Bewer- altrigen haben. tung des Zusammenhangs von Bewe- 10
gung mit dem Krebsrisiko vorzunehmen. Dies liegt vor allem daran, dass diese Tumorarten sehr selten vorkommen. Über welche Mechanismen körperliche Aktivität schützend in die Krebsentste- hung eingreift, ist noch unzureichend belegt. Vermutlich spielen zahlreiche physische und psychische Reaktionen und somit biologische Wirkmechanismen eine Rolle. Diskutiert wird der Einfluss auf Sexualhormone, auf das Insulin- und Blutzuckerspiegel, Entzündungspro- zesse, Immunfunktionen, DNA Repara- turmechanismen und Vitamin D. Der Ein- fluss von Sport und körperlicher Aktivität auf die Körperzusammensetzung, etwa durch Vermeidung von Übergewicht, Reduzierung von Fett und Aufbau von Muskelmasse, spielt dabei vermutlich eine zentrale Rolle. Zusammenfassung: • Sport und Bewegung können das Risiko für einige Krebsarten senken. Dazu gehören die häufig auftretenden Krebsarten Darm-, Brust-, Prostata- und Lungen- krebs. • In Europa sind ca. 15 Prozent al- ler Krebserkrankungen auf einen Mangel an hinreichender Bewe- gung zurückzuführen. • Die biologischen Wirkmechanis- men von Sport und Bewegung sind vielfältig und noch nicht hinreichend verstanden. 11
Mit Sport und Bewegung den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen (Autoren: Steindorf/Wiskemann) In den letzten 10 Jahren wurde immer besser verstanden, dass individuell ange- passtem Sport und Bewegung nach einer Krebsdiagnose eine wichtige Rolle als Begleittherapie zukommen sollte. So gilt es als nachgewiesen, dass kör- schon das Treppensteigen, das Tragen perliche Bewegung in fast allen Stadien schwerer Dinge oder auch längere Wege einer Krebserkrankung - nach vorheriger zu Fuß schwerfallen. Mit körperlicher Abstimmung mit dem behandelnden Bewegung/Training kann hier sowohl Arzt und unter Betreuung ausgebildeter während als auch nach der Krebsbe- Sport-/Physiotherapeuten - möglich, handlung entgegengewirkt werden. So sicher und sogar empfehlenswert ist. kann die Ausdauer und Muskelkraft er- halten oder auch verbessert werden und Wissenschaftliche Studien mit hohem Dinge des täglichen Lebens gelingen Evidenzniveau (kontrollierte und ran- mit deutlich weniger Anstrengung bzw. domisierte Studien) deuten darauf hin, sind überhaupt zu bewältigen. Studien dass krankheits- und therapiebedingte berichten zudem, dass das Sturzrisiko Symptome wie Fatigue (siehe S. 36), sinkt. Schlafstörungen oder depressive Stim- mungslagen durch regelmäßige körper- Weitere Untersuchungen sehen zudem liche Bewegung positiv beeinflussbar vorteilhafte Effekte durch Sport- und sind. Diese Symptome schränken, teil- Bewegungstherapie mit Blick auf die weise jahrelang, die Lebensqualität der Knochendichte (Osteoporoserisiko), Patienten auch nach Abschluss der The- leicht bis mittel schwer ausgeprägte rapie nennenswert ein. Darüber hinaus Lymphödeme (S. 33) oder die Anzahl sind weitere nebenwirkungsspezifische der benötigten Bluttransfusionen. Effekte durch Sport- und Bewegungs- therapie bekannt, bspw. bei Polyneuro- Immer wieder stellt sich auch die Frage, pathie (S. 26) oder Inkontinenz (S. 20), ob und inwieweit regelmäßiger Sport die im weiteren Verlauf dieser Broschüre und/oder Bewegung Einfluss auf die Pro- thematisiert werden. gnose der Erkrankung haben. Bislang liegen für die sogenannte krankheitsspe- Wichtig sind zudem die positiven Einflüs- zifische Sterblichkeit und die Gesamt- se auf die körperliche Leistungsfähigkeit, sterblichkeit noch keine kontrollierten- welche sich häufig krankheits- oder Studien vor. Allerdings haben große therapiebedingt im Laufe der Behand- Beobachtungsstudien Risikoreduktionen lung verschlechtert. Dies ist besonders durch regelmäßige körperliche Aktivität relevant für den Alltag, da dann häufig für Brust-, Darm- und Prostatakrebs 12
gezeigt. Eine Übersichtsarbeit zu Daten tät betrieben, mit denen verglichen, die von über 12.100 nicht metastasierten weniger als eine Stunde betrieben. Die Brustkrebspatientinnen berichtete, dass stärksten Effekte zeigten sich für Pati- körperliche Aktivität nach Diagnosestel- enten, die sowohl vor als auch nach der lung die Gesamtmortalität um 41 Pro- Diagnose körperlich aktiv waren. zent und die krebsspezifische Sterblich- keit um 34 Prozent reduziert. Für diese Vergleichbare Ergebnisse für andere Risikoreduktionen ist mindestens ein Krebserkrankungen liegen derzeit nicht Aktivitätsniveau zu erreichen, das dem vor, sind aber Gegenstand derzeitiger Energieverbrauch von 3 Stunden zügi- Forschungsbemühungen. Bei der Be- gem Walking pro Woche entspricht. wertung der bisher vorliegenden Evidenz für alle Krebsarten ist zu berücksich- Beim Darmkrebs belegen die bislang tigen, dass Beobachtungsstudien nur vorliegenden Studien, relative Risikore- bedingt Aussagen zur Kausalität liefern duktionen von bis zu 61 Prozent für die können. So ist die Rolle, die körperliche krebsspezifische Sterblichkeit und von Aktivität im beobachteten Zusammen- 57 Prozent für die Gesamtsterblichkeit, hang zwischen Prognose und körper- wenn die körperlich aktivsten Patienten licher Aktivität spielt, bislang unzurei- der beobachteten Gruppe mit den inak- chend geklärt. Ist sie Ursache (= erhöhte tivsten verglichen wurden. Die minimal körperliche Aktivität verbesserte die erforderliche körperliche Aktivität lag Prognose) oder Resultat (= Patienten mit allerdings doppelt so hoch wie bei den einer schlechteren Prognose bewegen Studien zu Brustkrebs. Die Risikore- sich weniger)? Derzeit werden kontrol- duktionen wurden primär für Tumoren lierte, randomisierte Studien durchge- der Stadien II und III gefunden. Eine führt, die Antworten zu diesen Fragen aktuelle Publikation auf dem Gebiet legt geben können. aber auch das Potential von körperlicher Aktivität im Hinblick auf das rezidivier- te Kolonkarzinom nahe. Ein Vergleich zwischen der körperlich inaktivsten und Zusammenfassung: aktivsten Gruppe offenbarte eine rela- • Regelmäßige körperliche Aktivi- tive Risikoreduktion von 29 Prozent zu tät ist in der Lage, zahlreichen Gunsten der aktiven Gruppe. Nebenwirkungen der Erkran- kung und der Therapie entge- Auch für Prostatakarzinom-Patienten genzuwirken. liegen erste Studien vor, die eine relative • Untersuchungen sehen auch Risikoreduktion der Gesamtmortalität einen Zusammenhang zwi- um 49 Prozent sowie eine 61 Prozent schen körperlicher Aktivität und niedrigere krebsspezifische Sterblich- Prognose. Zukünftige Studien keit beobachten konnten. Dabei wurden werden hierzu genauere Daten Patienten, die mehr als 3 Stunden pro liefern. Woche anstrengende körperliche Aktivi- 13
Warum sollte man als onkologischer Patient trainieren und was ist zu beachten? (Autor: Wiskemann) Aus Patientensicht mag es manchmal irrwitzig klingen, wenn die Aufforderung an einen herangetragen wird: „Wir empfehlen Ihnen, sich mehr bzw. ausreichend zu be- wegen“. Dazu kommt, dass jeder Mensch weiß, Bewegung ist sinnvoll und gut, aber sich regelmäßig zu bewegen erfordert Disziplin und Durchhaltevermögen. Warum also gerade vor, während oder reicht werden und einen wichtigen Effekt nach einer Krebsbehandlung trainieren? auf der Seite des Patienten hervorrufen, nämlich den des „Selbst wirksam füh- Einige wichtige Antworten zu dieser Fra- len“. Meist geht dieses Empfinden damit ge sollte Ihnen schon das Kapitel zuvor einher, dass wieder mehr Kontrolle über gegeben haben und weitere Informatio- die derzeitige Situation empfunden und nen bekommen Sie auf den nachfolgen- so die Gesamtsituation positiver wahr- den Seiten. Auf den zentralen Aspekt genommen wird. Grundsätzlich kann der aktiven Mitgestaltung der onkolo- dieses Gefühl nicht bewusst erzeugt gischen Therapie durch den Patienten werden, sondern stellt sich mehr unbe- selbst, die ein Training ermöglicht, wird wusst nach einer kürzeren oder länge- in den folgenden Kapiteln nicht direkt ren Zeit ein. Es wird aus Patientensicht eingegangen, aber er schwingt immer aber immer wieder als unschätzbar mit. wichtig beschrieben. Bei aller aktiven Einbeziehung des Was ist zu beachten? onkologischen Patienten durch Ärzte und Pflegekräfte, gestaltet sich die Alle bislang durchgeführten Untersu- Antitumorbehandlung aus Sicht des chungen zum Thema Bewegung, Sport Patienten grundsätzlich eher passiv. und körperliche Aktivität bei Krebspati- So muss darauf gewartet und gehofft enten haben zeigen können, dass Trai- werden, dass eine Chemotherapie oder ning vor, während und nach einer on- Immuntherapie anspricht beziehungs- kologischen Behandlung sicher ist. Das weise, dass eine Bestrahlung oder heißt jedoch nicht, dass körperliches ergänzende medikamentöse Maßnahme Training immer völlig ungefährlich zu die gewünschten Erfolge erzielt. Die praktizieren ist. Gewisse Dinge müssen aktive Mitgestaltung ist schlichtweg nicht beachtet werden, um das Verletzungs- möglich. risiko so gering wie möglich zu halten. Daher finden Sie in den folgenden Durch regelmäßiges Trainieren und Kapiteln Hinweise zu speziellen onkolo- ausreichend körperlicher Aktivität kann gischen Situationen, die einen Einfluss diese aktive Partizipation allerdings er- auf die Durchführung von körperlichem 14
Training haben können. Behandelt wird Grundsätzlich gilt zudem, dass sich bspw. das Thema „Operationen und Ihr körperlicher Zustand im Laufe der Narben“(S. 17), das Vorhandensein onkologischen Behandlung stark ver- eines Stomas (S. 23) oder auch wie ein ändern kann, sodass ggf. eine erneute Training bei Knochenmetastasierung sportspezifische Untersuchung sinnvoll (S. 29) aussehen kann. ist. Zögern Sie nicht, auch dies mit Ihrem behandelnden Arzt zu besprechen und Die wichtigsten Empfehlungen lauten ggf. erneut einen entsprechenden Fach- jedoch immer: arzt aufzusuchen. 1. Sprechen Sie mit Ihrem behandeln- den Arzt über das Thema Bewe- gung, Sport und körperliche Aktivität bei Krebs und lassen Sie sich von ihm beraten. 2. Suchen Sie einen Facharzt auf, der eine Sporttauglichkeitsprüfung mit Ihnen durchführen kann, um mög- lichst jedes Risiko von Anfang an im Keim zu ersticken. Als Anlaufpunkt empfehlen wir hier Internisten / Kar- diologen mit der Zusatzbezeichnung Sportmedizin. 15
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Spezielle Trainingsformen und therapiebedingte Situationen Operation und Narben (Autor: Dauelsberg) Operation Nach Krebsoperationen sind Sport und Bewegung eine wichtige Maßnahme zur Gesundung. Es sollte damit so früh wie möglich nach der Operation begonnen werden. Wichtig ist eine individuelle fachliche Anleitung über angemessene Bewe- gungsformen, Intensität, Häufigkeit und Dauer vor der Wiederaufnahme von Sport und Bewegung. Nach Operationen wird bereits im Akut- äußeren Narbenverhältnisse beurteilen krankenhaus die Sofort- und Frühmobi- und dann unter Berücksichtigung aller lisation durch Physiotherapeuten/-innen bedeutsamen Faktoren Empfehlungen und Pflegepersonal angestrebt. In den zu Belastbarkeit, Bewegung und Sport meisten Fällen sind alltägliche Belastun- abgeben. gen schnell wieder möglich. Oftmals sind Patienten überrascht, wie- Die körperlichen Einschränkungen nach viel Sport und Bewegung schon wieder Krebsoperationen sind sehr unterschied- möglich ist, manchmal müssen aber lich und hängen von vielen Faktoren ab, auch klare Einschränkungen ausge- unter anderem: sprochen werden (z. B. beim Heben und Tragen nach Bauchoperationen, Vermei- • Von der Operation betroffenes dung eines Narbenbruches). Organ/Körperregion • Art der Operation Die Empfehlung zur jeweiligen Belast- • Alter und Allgemeinzustand der barkeit ist stets eine individuelle ärztliche Patientin/des Patienten Entscheidung. Bei kleineren Narben • Innere und äußere Wundheilung zeigt die Erfahrung, dass nach ca. 6-8 • Nebenerkrankungen, Medikamente Wochen (ohne Wundheilungsstörung) • Körpergewicht wieder Zugbelastungen durch Bewe- • Rauchen gungsübungen möglich sind. Bei grö- ßeren Narben (großen Bauchschnitten; Die behandelnde Ärztin, der behandeln- Fachbegriff: Laparotomie) sind längere de Arzt braucht genaue Informationen Heilungszeiten notwendig. und Kenntnisse über die durchgeführte Operation, wird durch körperliche Unter- suchung den Allgemeinzustand und die 17
Narben Die Haut des Menschen ist ein Organ mit vielen Fähigkeiten und Funktionen, unter anderem ist sie der Schutzschild des Körpers. Bei einer Operation wird dieser Schutzschild beschädigt. Durch chirurgische Eingriffe werden Monaten ist der Heilungsprozess be- die verschiedenen Schichten der Haut sonders intensiv. Die Narbe kann dann verletzt, am Ende der Operation werden zeitweilig wieder stärker gerötet sein. sie mit Fäden, Klammern und manchmal Nach rund einem Jahr ist die Heilung auch mit Gewebekleber oder sogenann- abgeschlossen. Die sichtbare Narbe, die ten Steri-Strips wieder verschlossen. zurück bleibt, ist je nach Heilungstyp hell Abhängig vom Ort der Wunde, werden oder dunkel, wulstig oder flach. Wenn im die Fäden oder Klammern nach fünf bis Narbengewebe keine Spannungen mehr 14 Tagen entfernt. vorhanden sind, passt sich die Farbe der Umgebungsfarbe an. Die Narbenheilung dauert je nach Körperregion, Veranlagung, Allge- Schutz frischer Narben meinzustand, Nebenerkrankungen und Medikamenten unterschiedlich lang. Bei • Schützen Sie Ihre frischen Narben Rauchern ist die Heilungsdauer länger vor erneuter Verletzung, eine be- und Wundheilungsstörungen sind häu- reits vorgeschädigte Haut kann nicht figer als bei Nichtrauchern. Durch einen mehr so gut regenerieren. Rauch-Stopp 6 Wochen vor der Ope- • Frische Narben sollten etwa ein ration kann bei geplanten Eingriffen die halbes bis ein Jahr keiner intensiven Wundheilungsstörungs-Rate reduziert Sonnen- und UV-Bestrahlung (ein- werden. schl. Solarium) ausgesetzt werden. Schützen Sie die Narbe vor Son- Der Körper reagiert auf eine Verletzung neneinwirkung mit einem besonders mit einer Reihe genau aufeinander lichtstarken Präparat. Auch die Ein- abgestimmter Schritte um die Wunde zu wirkung von Hitze oder Kälte kann schließen. Während bei Wunden innerer die Narbenheilung beeinträchtigen. Organe zum Teil eine komplette Heilung • Vermeiden Sie im ersten Jahr das möglich ist, kann der Körper bei Haut- Tragen von engen oder scheuern- wunden nur reparieren. Der entstandene den Kleidungsstücke über Narben. „Spalt“ wird zuerst mit einem Blutgerinn- Decken Sie notfalls die Narbe mit sel verschlossen und dann von innen einem Pflaster ab (z. B. scheuernder mit einem Bindegewebe aufgefüllt – eine Gürtel). Das empfindliche Narben- Narbe entsteht. Das Narbengewebe gewebe kann auf solche Reizungen enthält weniger elastische Fasern (Col- mit Rötungen und Verhärtungen lagen) und ist geringer durchblutet als reagieren. die gesunde Haut. Nach zwei bis drei 18
Narbenpflege blasser wird. Darüber hinaus gibt es ver- schiedene Verfahren der ästhetischen Zur Unterstützung der körpereigenen Dermatologie (z. B. Operation, Kältethe- Wundheilung können Narbengele und rapie, Laser). Narbensalben eingesetzt werden, wenn die Wunde verschlossen ist und Fäden und Klammern entfernt wurden. Für ein Gel mit der Wirkstoffkombination Zusammenfassung: Zwiebelextrakt (Allium cepae), Allantoin • Nach Krebsoperationen sind und Heparin ist eine Wirkung gegen die Sport und Bewegung eine Bildung von überschießendem Narben- wichtige Maßnahme zur Gesun- gewebe, die Minderung von Schmerzen, dung. Es sollte damit so früh Juckreiz und Spannungsgefühl wissen- wie möglich nach der Operation schaftlich belegt. Im Bereich der Natur- begonnen werden, die Empfeh- heilkunde wird häufig Johanniskrautöl lung zur jeweiligen Belastbarkeit zur Narbenpflege eingesetzt. Beide muss durch den behandelnden Mittel werden zweimal täglich über einen Arzt individuell erfolgen. Zeitraum von 3-6 Monaten sanft in das • Frische Narben sollten vor Narbengewebe einmassiert. Belastung, z. B. Sonne, Hitze, Kälte, Druck oder scheuern, Narbenmobilisierung geschützt werden. • Narbenpflege durch Salben oder Gesunde Gewebsstrukturen sind ver- Öle und physiotherapeutische schiebbar. Durch Narben kann es zu Narbenmobilisation können den Verklebungen der verschiedenen Haut Wundheilungsprozess unter- und Gewebsschichten und damit zu ei- stützen. ner Blockade kommen. Durch physiothe- rapeutische Narbenbehandlung können Narben mobilisiert werden. Dabei wird die Durchblutung des Narbengewebes verbessert, die Verklebung des Narben- gewebes mit den darunter liegenden Gewebsschichten gelöst, ein Schrump- fen des Narbengewebes wird vermindert und die Narbe bleibt elastischer. Überschießende Narbenbildung Bei Wulstbildungen im Narbenbereich (hypertrophe Narben und Narbenkeloid) kann eine Therapie mit Silikongelfolien dazu führen, dass die Narbe flacher und 19
Spezielle Trainingsformen und therapiebedingte Situationen Körperliches Training bei Krebs – speziell bei postoperativer Inkontinenz (Autoren: Trunzer/Eckhardt) Nach Eingriffen im kleinen Becken, z.B. bei Prostatakrebs, Blasenkrebs oder auch Enddarmkrebs, kann es zu einer direkten Schädigung der Schließmechanismen an der Blase, am Darmausgang oder am Beckenboden kommen. Dazu kommen in Einzelfällen auch Störungen der Nervenversorgung, die für die Kontinenz wichtig ist. Die folgenden Tipps gelten vor allem für Terrain“). Wichtig sind dann die spezifi- die Harninkontinenz; für Stuhlinkonti- schen Übungen mit vier Zielrichtungen: nenz gibt es aber ganz ähnliche Heran- gehensweisen. Zu berücksichtigen ist, 1. Kraftentwicklung: Kurze, maximale dass gerade in der frischen postopera- Anspannung am Beckenboden, tiven Phase zusätzliche Einschränkun- ein bis drei Sekunden Dauer, dann gen, z. B. durch Narben an der Bauch- nachhaltige Erholungspause. decke, vorliegen. 2. Ausdauertraining am Beckenboden: 8 bis 10 Sekunden Anspannung bei Die Ziele von körperlichen Übungen 70 Prozent der Kraft, danach wieder- in dieser Situation sind zum einen die um Entspannungsphase. direkte Beeinflussung der Verschlussme- 3. Neben diesen Kräftigungskom- chanismen, speziell der Muskelplatte am ponenten ist die Fähigkeit zur Beckenboden, zum anderen aber auch Entspannung des Beckenbodens die Förderung von Ausdauerleistung, enorm wichtig, da nur in der Ent- Kräftigung, Mobilisierung und Überwin- spannungsphase Nährstoffversor- dung der Erschöpfung nach Operation. gung und Substanzzuwachs optimal Deshalb wird ein spezielles Beckenbo- stattfinden. dentraining gerne mit einem begleiten- 4. Fachgerechte Mobilisation: Durch den Training unter Berücksichtigung der manuelle Techniken können Blocka- Narbensituation kombiniert. den, Verklebungen von Muskel- und Bandstrukturen sowie knöchernen Beckenboden- und Kontinenztraining im eigentlichen Sinne: In einem Stufenprogramm werden zu- nächst theoretische Grundlagen vermit- telt, danach Übungen zur Verbesserung des Körpergefühls (für Männer ist der Beckenboden oft ein „unbekanntes 20
Strukturen am Becken und an der Zusammenfassung: Wirbelsäule gelöst werden. Die Bewegungstherapie bei Harn- und Stuhlinkontinenz hat zwei Kom- Sporttherapeutische Maßnahmen nach ponenten: frischer Operation und Eingriffen am kleinen Becken: • Gezielte Maßnahmen für die Kontinenzverbesserung. Grundsätzlich besteht in den meisten • Sporttherapeutische Maßnah- Fällen kein Grund zu ausgeprägter men zur allgemeinen Leistungs- Vorsicht. Betroffene Personen müssen verbesserung. aber ein Gespür für ihre Belastbarkeits- grenzen entwickeln. Nach Eingriffen im Es liegen sehr gute Erfahrungen vor, kleinen Becken soll der Beckenboden dass nach Operation inkontinente vor direkten mechanischen Belastungen Patienten keine weiteren Eingriffe geschützt werden, z. B. sollte Radfahren brauchen, um die Kontinenz wieder- mit handelsüblichen Sätteln wegen der herzustellen. Ein systematisches mechanischen Belastungen durch Druck Beckenbodentraining ist meist aus- mind. 3, besser aber 6 Monate vermie- reichend. den werden. Gute Alternative: Verwen- dung eines Liegeergometers mit Ver- teilung der Druckbelastung auf Rücken und Gesäßbacken unter Schonung des Beckenbodens. Gruppentraining: Übungen in der Gruppe machen mehr Spaß und führen zu verbesserter Motivation. Unter Berücksichtigung der Narben können vor allem stabilisierende Übungen für den gesamten Rumpfbe- reich und die Gliedmaßen angewandt werden. Es ist aber durchaus auch möglich, kleinere, spielerische Elemente einzubauen. Auch gehören Koordina- tions- und Gleichgewichtsübungen zum Basisprogramm. 21
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Spezielle Trainingsformen und therapiebedingte Situationen Sport trotz Stoma – geht das überhaupt? (Autorin: Schober) Grundsätzlich spricht nichts dagegen, sich körperlich aktiv zu betätigen, wenn man ein Stoma hat. Allerdings ist eine verlässliche Stomaversorgung zu gewährleisten, mit der man sich auch bei Bewegung sicher fühlt. Grundsätzlich spricht nichts dagegen, gewonnenen körperlichen Fitness kann sich körperlich aktiv zu betätigen, wenn früher oder später der Wunsch nach man ein Stoma hat. Allerdings ist eine mehr sportlicher Betätigung aufkommen. verlässliche Stomaversorgung zu ge- Dabei kommt es auf den einzelnen Men- währleisten, mit der man sich auch bei schen mit seinen ganz individuellen Be- Bewegung sicher fühlt. Ohne die Ge- dürfnissen und Möglichkeiten an: zu be- wissheit, dass die Versorgung dauerhaft rücksichtigen sind das Alter, angestrebte dicht hält, wird es kaum Spaß machen, sportliche Aktivitäten, Operations- und Sport zu betreiben. Die erprobte und be- Therapiefolgen, weitere Erkrankungen währte individuelle „Alltagsversorgung“ oder körperliche Einschränkungen, die (selbsthaftende Beutel oder Kappen) ist seelisch-psychische Verfassung (bin ich normalerweise auch für den sportlichen eher ängstlich, vorsichtig oder draufgän- Einsatz tauglich. Dank der zur Verfügung gerisch, kämpferisch?) usw. Nur Mut - stehenden Vielfalt an Stomaprodukten jede langsame Bewegung ist besser als und weiteren Hilfsmitteln (Bandagen, gar keine! Neoprengürtel, spezielle Bademode o.ä.) können viele Stomaträger die er- „Mein ganzes Leben lang habe ich forderliche Sicherheit erlangen. Prob- schon gerne Sport gemacht. Nun nach lemlösungen finden sich fast immer und dem Stoma, kann ich alles, was ich können bei der Stomaberatung themati- vorher gern gemacht habe, wieder tun. siert werden! In der Reha konnte ich unter Anleitung alles ausprobieren, ob die Versorgung in Körperliche Voraussetzungen der Sauna hält oder beim Schwimmen. Zu meiner großen Freude klappt alles Wer aufgrund einer Krebserkrankung wunderbar. Ich habe sogar eine neue mit einem vorübergehend oder dau- Sportart entdeckt, den Bauchtanz. Der erhaft angelegten Stoma lebt, konnte Tanz hat mir nach der Operation das meist schon in der Rehaklinik mit ersten Gefühl gegeben, immer noch ganz Frau Bewegungsübungen oder Trainingsmög- zu sein.“ (Frau M., Colostoma, 56 J.) lichkeiten beginnen. Abhängig von Ge- sundheitszustand, Nebenwirkungen der Grenzen muss jeder selbst erkennen. Therapien sowie einer gewissen wieder- Ob und in welchem Ausmaß nach einer 23
Stomaoperation die Bauchdecke zu üben oder Fallschirmspringen. Grenzen schonen ist, wird selbst in Fachkrei- setzt ein Stoma sicher beim Gerätetur- sen sehr unterschiedlich beurteilt: Die nen (Reck, Barren), auch Boxen oder Empfehlungen gehen von „Lasten nur andere „Angriffssportarten“ sind weniger bis 5 kg tragen“ über „Grundsätzlich geeignet. Wie generell im Leben spielen eine Bauchbandage anlegen“ bis hin auch hierbei die persönliche Risikobe- zu Tipps, wie die individuelle Fitness reitschaft oder der Wunsch, sich selbst durch allmählich sich steigerndes Aus- etwas zu beweisen, eine Rolle. dauertraining oder spezielle Gymnastik verbessert werden kann. Unbestritten „Ich habe nach der Stomaanlage mei- ist, dass in den ersten Wochen oder Mo- nen Beruf und meinen Sport (Fußball, naten schweres Heben, Pressen (auch Tennis, Laufen) genauso weitergeführt Husten und Niesen üben Druck von wie zuvor; einen Stomaschutz verwende innen auf die Bauchdecke aus!) vermie- ich nie. Und zum Marathon (14 mal) bin den bzw. vorbeugend in solchen Situati- ich wohl nur wegen des Stomas gekom- onen eine Bandage getragen werden men, weil ich mir selbst beweisen wollte, sollte. Bisher ist nicht bekannt, warum dass ich nicht ´behindert` bin.“ (Herr S., manche Stomaträger sehr leicht einen Ileostoma, 71 J.) Bruch (Hernie) bekommen und andere - auch nach Jahren körperlicher Aktivi- Hinein ins nasse Vergnügen! tät - nicht. Sicher stellen ein schwaches Bindegewebe und starkes Übergewicht Beim Schwimmen und Wassersport ein gewisses Risiko dar. - egal ob im Hallen-, Thermal-, oder Freibad, im Badesee oder Meer - ist ein „Weil ich meine Grenzen ausloten muss- Stoma kein Hindernis, vorausgesetzt die te - was kann ich noch? - habe ich bald Versorgung hält und haftet dicht. In der nach der Stomaanlage eine Bergtour Regel ist selbst die „alltägliche“ Stoma- unternommen. Nun weiß ich, dass ich versorgung wasserbeständig. Wer unsi- (fast) alles kann: klettern, schwimmen, cher ist, kann dies in der Badewanne Yoga, ein großes Grundstück pflegen, testen, um keine böse Überraschung im reparieren, tapezieren ... Bei meinen Schwimmbad zu erleben. Manchmal hilft Aktivitäten trage ich eine Bandage. Ich ein zusätzlich angebrachtes wasserfes- denke, es hängt vieles von der inneren tes Pflaster. Und eins ist sicher: ein dicht Einstellung ab.“ (Frau Sch., Colostoma, aufgebrachter Stomabeutel ist sauberer 66 J.) als ein flüchtig gereinigter Po - womit die immer noch kursierende Meinung, Was geht gar nicht? Stomaträger seien ein Hygienerisiko für Schwimmbäder, der Vergangenheit „Geht nicht - gibt`s nicht!“ - das zeigen angehören sollte. etliche Erfahrungen von Stomaträgern, die Fußball spielen, klettern, segeln, „Seit ich mein Colostoma habe, sind sogar Extremsport oder Kampfsport aus- meine Aktivitäten im Sport sogar viel- 24
seitiger geworden. Sicher habe ich enge Fahrradhose genügt mir dabei als nicht direkt nach der Operation damit Schutz für die Bauchdecke. Ich will mit angefangen, aber so peu á peu wurde diesem Bericht Mut machen zur sportli- ich immer aktiver. Ich gehe schwimmen, chen Betätigung, sie stärkt das seelische wandern (höchstens noch 9 km), spazie- Gleichgewicht und das allgemeine Wohl- ren, walken und kegeln. Einfach alles, befinden.“ (Herr W., Colostoma, 69 J.) was Spaß macht. So kommt man auch mit anderen Menschen in Kontakt. Nach Erfahrungen teilen, Mut machen! den Aktivitäten fühle ich mich körperlich und seelisch wunderbar.“ (Frau E., Colo- Erkenntnisse, die langjährige Stoma- stoma, 66 J.) träger in ihrer Freizeit, beim Sport oder bei körperlicher Arbeit im Hinblick auf ihr Zusätzliche Hilfsmittel können Sicherheit Stoma und die Versorgung gewonnen bieten. haben sind wertvolle Erfahrungen, die Betroffene miteinander teilen - in Selbst- Spezielle Produkte für Stomaträger sind hilfegruppen, Internetforen oder ent- besonders für Neubetroffene hilfreich, sprechenden Broschüren. Aus diesem die sich langsam wieder sportlich betä- Erfahrungsschatz stammen die zitierten tigen wollen, aber sich körperliche Ak- Texte und die meisten Informationen auf tivitäten ohne extra Unterstützung oder diesen Seiten. Damit wollen Stomaträger Schutz fürs Stoma nicht zutrauen. Der andere ermutigen und unterstützen, die Markt bietet eine Fülle verschiedener sich vielleicht noch nicht so richtig an Schutzgürtel (auch wasserfest), speziel- körperliche Aktivitäten wagen. le Bademoden und Leibbinden. Oft ge- nügen sogar bewährte Kleidungsstücke Nähere Informationen, Auskunft und Rat wie Radler- oder Miederhosen als Halt bei: Deutsche ILCO - Landesverband und leichten Schutz fürs Stoma. Fürs Baden-Württemberg e.V. Schwimmen finden Damen auch Bade- anzüge von der Stange (gemustert, im Vorderteil gerafft o.ä.), die Herren greifen Zusammenfassung: auf höher geschnittene Boxershorts oder Sport und Stoma schließen sich Badebodys (für Mutige!) zurück. nicht aus: „Nach anfänglichen Ängsten habe ich • Sichere und dichte Versorgung gemerkt, dass es das Beste ist, wenn ist Voraussetzung. ich mich reichlich in der Natur bewege. • Fast alle Sportarten sind mög- Ich betreibe zwar keinen Leistungssport, lich. wandere aber sehr viel (ein- bis zweimal • Bewegung stärkt die Psyche – wöchentlich), Höhepunkte sind auch ob alleine oder in der Gruppe. Hochgebirgstouren (bis zu 1000 Meter • Positive Beispiele anderer Sto- Höhenunterschied) und Fahrradtouren, maträger machen Mut. z.B. von der Isarquelle bis Passau. Eine • Erfahrungsaustausch unter Be- troffenen unterstützt mit wertvol- len Tipps. 25
Spezielle Trainingsformen und therapiebedingte Situationen Polyneuropathie (Autorinnen: Kneis/Streckmann) Die periphere Polyneuropathie (PNP) ist eine häufige und zugleich sehr relevante Nebenwirkung einer Chemotherapie. Etwa 50 Prozent aller Krebspatienten nach einer neurotoxischen Chemotherapie, insbesondere bei Brustkrebs, Darmkrebs, Leukämie- und Lymphomerkrankungen, sind davon betroffen. Dafür verantwortlich sind Substanzen konzept zur Behandlung einer PNP. der Chemotherapie, wie z.B. Platin- Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass Derivate, Vinca-Alkaloide oder Taxane, eine gezielte Bewegungstherapie, die das periphere Nervensystem schädi- welche das neuromuskuläre System gen und damit sensible und/oder mo- stimuliert, zu Verbesserungen der PNP- torische Störungen verursachen. Initial Symptome führen kann. Die meisten kommt es typischerweise zu sensiblen Erkenntnisse diesbezüglich stammen Reizerscheinungen (meist zuerst an den aus der Diabetesforschung, nur wenige Füßen, sekundär an den Händen) mit aus der Onkologie. In einer Patientenbe- einem strumpf- bzw. handschuhförmigen fragung bezüglich der Effektivität diver- Verlauf, welche häufig als ein Kribbeln ser Maßnahmen und Behandlungen der oder „Ameisenlaufen“ beschrieben PNP in der onkologischen Rehabilitation werden. Weitere typische Symptome empfanden Patienten die Ergotherapie sind z.B. Taubheitsgefühle, ein gestörtes (z.B. durch Granulat gehen) sowie die Temperatur- und Schmerzempfinden, Stimulations- und Koordinationsübungen abgeschwächte oder erloschene Mus- im Rahmen der Physiotherapie am effek- keleigenreflexe (meist der Achillesseh- tivsten. Des Weiteren konnten in einer nenreflex), eine verminderte Kraftfähig- Freiburger Studie, positive Effekte einer keit, Gleichgewichtsprobleme sowie eine Bewegungsintervention, bestehend aus erhöhte Sturzgefahr. Teilweise gehen die Sensomotorik-, Ausdauer- und Krafttrai- Beeinträchtigungen nach Therapieab- ning, auf sensorische und motorische schluss wieder zurück, manche jedoch Symptome der Polyneuropathie nachge- auch nicht oder nur sehr langsam. Eine wiesen werden. Auf Erfahrungsberichten PNP wirkt sich damit nicht nur auf die basierend erscheint auch das Trainings- Alltagsaktivität, Mobilität und folglich die konzept „VAT“ des Universitätsklinikums Lebensqualität aus, sondern kann auch Ulm viel versprechend, welches passive zu Dosisreduktionen, Verzögerungen Mobilisation mit Vibrations- und Funkti- oder sogar einem Abbruch der Therapie onstraining verbindet. führen. Bisher gibt es keine nachweislich Aus der derzeitigen Datenlage lassen wirksame medikamentöse Therapie oder sich folgende Trainingsempfehlungen ein einheitliches und effektives Therapie- ableiten: 26
Sensomotoriktraining: position ein: bei aufrechter Körperhal- tung die Füße gleichmäßig belasten, die Das sensomotorische System umfasst Kniegelenke leicht beugen, die Arme sowohl die sensorische Reizaufnahme, locker an der Seite hängen lassen oder die zentralnervöse Verarbeitung als auch zum Ausbalancieren nutzen und den eine adäquate Muskelantwort. Studien Blick geradeaus richten, ggf. dabei einen zeigen, dass Sensomotoriktraining zu ausgewählten Punkt vor sich fixieren. neuromuskulären Anpassungen führt, Das Ziel ist es, so ruhig wie möglich zu die sich in einer verbesserten Koordinati- stehen ohne sich dabei festzuhalten. onsfähigkeit und Gleichgewichtskontrolle Wählen Sie den Schwierigkeitsgrad zeigen und damit das Sturz- und Verlet- einer Übung so, dass Sie es gerade zungsrisiko minimieren. schaffen über 20 Sekunden zu stehen ohne sich festzuhalten bzw. im Einbein- Praktische Hinweise: stand den „freien“ Fuß abzusetzen. Den Schwierigkeitsgrad der Übungen sollten Zur Durchführung eines sensomotori- Sie nach folgenden Prinzipien steigern: schen Trainings vom Einfachen zum Komplexen, vom positionieren Sie Stabilen zum Instabilen, von Einfach- sich so, dass Sie zu Mehrfachaufgaben. D.h. beginnen sich jederzeit Sie im Beidbeinstand auf stabilem festhalten können Untergrund, reduzieren dann die Unter- und auch Ihre stützungsfläche, indem Sie die Breite Trainingsgeräte (z.B. Tandemstand, siehe Abbildung 1) nicht wegrut- und danach die Fläche (Einbeinstand) schen können. verringern. Es wird grundsätzlich dazu Die Übungen an geraten die Übungen zu Beginn mit ei- sich sollten ohne nem Therapeuten durchzuführen. Später Schuhe durchge- können Sie dann eigenständig fortge- führt werden. führt werden. Nehmen Sie Eine weitere Steigerung erreichen Sie, folgende Grund- wenn Sie den Blick nicht mehr gerade- Abbildung 1: Fußposition zur Reduktion der Untersstützungsfläche Beidbeinstand Beidbeinstand Semitandem- Tandem- Einbeinstand geschlossen Stand Stand 27
aus richten, sondern den Kopf drehen, in Führen Sie je nach Leistungstand 3-8 den Nacken legen oder sogar die Augen Übungen durch, wiederholen Sie diese schließen. Außerdem können Sie die jeweils 3 Mal für ca. 20 Sekunden und Unterstützungsfläche instabiler gestalten achten Sie dazwischen auf ausreichend (z.B. auf einem Therapiekreisel oder ei- Pausen, um eine vorzeitige Ermüdung nem Balancepad) und zusätzlich weitere des neuromuskulären Systems zu ver- motorische (z.B. einen Ball um die Hüfte meiden. kreisen, Achterkreise mit dem "freien" Bein) oder kognitive Aufgaben (z.B. Erstrebenswert ist es die Übungen Rückwärtszählen) hinzunehmen. mindestens 2 x / Woche durchzuführen. Zur Regeneration wird lediglich ein Tag Kombinieren Sie die verschiedenen Pause empfohlen. Standpositionen aus Abbildung 1 mit den Aufgaben aus Tabelle 1. Tabelle 1: Steigerung des Schwierigkeitsgrad Augen geöffnet Kopf drehen / in Augen geschlossen den Nacken legen Fester Untergrund / keine Zusatzauf- Boden gabe Therapiekreisel motorische oder kognitive Aufgabe Balancepad motorische und kognitive Aufgabe Tabelle 2: Derzeitige Empfehlung für ein Sensomotoriktraining Inhalt Dauer Trainingsdauer > 4 Wochen Häufigkeit 2 - 6 x / Woche Zusammenfassung: Dauer einer Trainingseinheit 6 - 30 Minuten • Die Polyneuropathie ist eine der relevantesten Nebenwir- Dauer einer Übung 20 Sekunden kungen der Chemotherapie. Pause zwischen den Übungen 40 Sekunden • Bisher gibt es kein effektives Anzahl der Wiederholungen je Übung 3 und einheitliches Behand- Anzahl der Serien 3-8 lungskonzept. Pause zwischen den Serien 1 - 3 Minuten • Sogenanntes Sensomoto- riktraining kann helfen die Symptome zu lindern. 28
Spezielle Trainingsformen und therapiebedingte Situationen Knochenmetastasen (Autor: Rief) Knochenmetastasen, auch Skelettmetastasen oder ossäre Metastasen genannt, sind durch die Absiedlung (Metastasierung) von Krebszellen eines Primärtumors ge- bildete bösartige sekundäre Knochentumore. Es sind die mit Abstand am häufigsten auftretenden Knochentumore im Erwachsenenalter. Die Wirbelsäule ist die Hauptlokalisa- Bei der Therapieplanung wird interdiszi- tion von Knochenmetastasen. Diese plinär durch Onkologen, Radioonkolo- Metastasen entstehen durch Ablösung gen, Schmerztherapeuten und Chirur- von Tumorzellen aus dem Primärtumor gen ein multimodales Konzept erstellt. und werden vorwiegend auf dem Weg Neben der systemischen Therapie mit über die Blutgefäße in den Knochen Bisphosphonaten oder monoklona- verschleppt. Im Knochen verursachen len Antikörpern und der chirurgischen die Tumorzellen lokale Veränderungen Versorgung ist die Radiotherapie (Be- der Knochenstruktur, die Knochenum- strahlung) das häufigste durchgeführte bauprozesse sind meist in Richtung Therapieverfahren. Bei der Mehrzahl erhöhtem Knochenabbau verschoben. In der Patienten ist das vorrangige Ziel die vielen Fällen führt dies daher zu erheb- Schmerzreduktion, Stabilisierung des lichen Schmerzen und Instabilitäten im Wirbelkörpers, die Verbesserung der betroffenen Knochen, so dass es auch Funktionalität und Mobilität sowie die ohne Unfall zu Knochenbrüchen kom- Vorbeugung von Komplikationen wie bei- men kann. Demzufolge kann ein Kno- spielsweise Rückenmarksverletzungen chenbruch speziell in der Wirbelsäule oder Knochenbrüche. das Rückenmark verletzen und neurolo- gische Ausfallserscheinungen hervorru- Sporttherapie bei Knochenmetastasen fen. Die häufigsten klinischen Symptome von Knochenmetastasen sind Schmer- Die Wirbelsäule als zentrales Achsenor- zen in Ruhe aber auch unter Belastung, gan steht im Zentrum aller Bewegungs- Einschränkungen bei Alltagsaktivitäten, möglichkeiten eines Individuums und verminderte Leistungsfähigkeit sowie stellt bei Störungen einen bewegungs- einhergehend psychische Belastung. Im- limitierenden Faktor dar. Alltägliche mobilität, Schonhaltung und Schmerzen Bewegungen werden oft nur erschwert führen zu erheblichen Einschränkungen bewältigt. Die sogenannte autochthone der Lebensqualität. Muskulatur als bekleidender Muskel- mantel der Wirbelsäule stellt eine bedeu- Die Behandlung von Knochen- tende Position bei Knochenläsionen der Metastasen Wirbelkörper dar. Bei Patienten mit Wir- 29
belkörpermetastasen gibt es zahlreiche nicht für ein Trainingsprogramm eignen. Hinweise auf den positiven Effekt von Aktuelle Daten zeigen, dass 65 Prozent gezielten körperlichen Trainingsmaßnah- der behandelten Patienten eine „stabi- men hinsichtlich Schmerz und Beweg- le“ Metastase aufweisen und demnach lichkeit. Eine aktuelle klinische Studie ohne Korsett mobilisiert werden könn- aus Heidelberg konnte nun zeigen, dass ten. Durch den hohen Anteil an stabilen ein Krafttraining der Rückenmuskulatur Läsionen in etwa zwei Drittel der Fälle bei Patienten mit Knochenmetastasen und einer eher geringen Anzahl an der Wirbelsäule nicht nur möglich ist, pathologischen Frakturen eröffnen sich sondern auch wichtige Faktoren wie neue Therapiemöglichkeiten in Form von Mobilität, Schmerz und Lebensqualität körperlichen Trainingsprogrammen bei verbessert. der Behandlung von Knochenmetasta- Entscheidend für die Teilnahme an sen der Wirbelsäule. einem differenzierten Krafttraining Zusammenfassend kann man festhal- ist jedoch die Klassifikation der Wir- ten, dass Patienten mit Knochenmeta- belsäulenmetastasen entsprechend stasen der Wirbelsäule begleitend zu einem validierten Score in „instabil“ den bisherigen Therapieverfahren, wie oder „stabil“, da nur stabile Läsionen Bestrahlung und systemische Therapie, in dieser Studie überprüft wurden und von einem angeleiteten Krafttraining der instabile Wirbelkörper sich nach wie vor Rückenmuskulatur profitieren. Anleitung eines Kraftrainings der Rückenmuskulatur Wichtig: Die dargestellten Übungen sollten zunächst mit einem Physiotherapeuten durchgeführt werden. Da für die Übungen keine Hilfsmittel verwendet werden, kann das Training zu Hause fortgesetzt werden. Übung im „Vierfüßlerstand“ Führen Sie den rechten Arm aus der Ausgangssituation nach vorne oben und halten ihn in dieser Position für mehrere Sekunden. Der Arm soll dabei höchstens bis in die Horizontale geführt werden. Danach führen Sie die Bewegung mit den anderen Gliedmaßen durch. Umfang: 2 Serien pro Arm/Bein mit je 10 Wieder- holungen, Serienpause: 60 Sekunden 30
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