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INNOVATIONEN & INVESTITIONEN DiGA, ePA und Co. HEALTH DATA Die Technologien sind da – Kann Deutschland Daten- und Prozessinter packen wir‘s an! Digitalisierung? operabilität im Fokus Eine Sonderveröffentlichung von Euroforum Deutschland NOVEMBER 2020 | WWW.HANDELSBLATT-JOURNAL.DE HEALTH Die digitale Zukunft des deutschen Gesundheitssystems Medienpartner
2 INHALT | IMPRESSUM Die Themen dieser Ausgabe 8 GRUSSWORT DIGITALISIERUNG AUF DEM PRÜFSTAND Deutschland kann Digitalisierung 3 Digitalisierung auf dem Prüfstand (Adv.) 6 Digitalisierung im Gesundheitswesen: Die Aufholjagd hat begonnen 7 INNOVATIONEN UND INVESTITIONEN 12 Dr. med. dig.: Die Rolle der Ärzteschaft Gesundheit neu denken 4 in der Digitalisierung 16 Innovationen im Gesundheitswesen: Das digitale Krankenhaus: Deutschland braucht mehr Pioniergeist 12 Fiktion oder Realität? 18 Freie Fahrt für Investitionen (Adv.) 15 Patientenzentrierung als Kernelement digitaler Versorgungsmodelle 22 Wir investieren 60 Mio. Euro in Digital Health Startups (Adv.) 20 „Die TI ist die Datenautobahn in Richtung Digitalisierung“ (Adv.) 23 HEALTH DATA Jetzt handeln! Für eine datengetriebene und ethische Medizin der Zukunft 8 Mit Daten Leben retten (Adv.) 10 Medizinischer Fortschritt braucht Daten (Adv.) 11 16 GECCO: Ein standardisierter Datensatz für die COVID-19-Forschung 14 IMPRESSUM Herausgeber Projektleitung (V.i.S.d.P.) Art Direction & Layout Titelbild Euroforum Deutschland GmbH Christiane Daners, Solutions by Handelsblatt Getty Images Toulouser Allee 27 Euroforum Deutschland GmbH Media Group GmbH 40211 Düsseldorf christiane.daners@euroforum.com Toulouser Allee 27 • 40211 Düsseldorf Medienpartner Tel.: +49 (0)211.88743-3829 solutions-hmg.com Fotos: Getty Images www.handelsblatt-journal.de Redaktionsleitung Nicola Csepella, Druck Euroforum Deutschland GmbH Süddeutscher Verlag nicola.csepella@euroforum.com Zeitungsdruck GmbH, München Sonderveröffentlichung zum Thema „HEALTH“ | November 2020 HandelsblattJournal
GRUSSWORT 3 Deutschland kann Digitalisierung von Dr. Gottfried Ludewig W ir erleben eine digitale Revolution im chungsheft oder Zahnarztbonusheft erweitert. Ab 2023 Gesundheitswesen. Dabei führt die Co- wird auch die Freigabe der Daten für die Forschung mög- rona-Pandemie uns nachdrücklich vor lich sein. Augen, dass die Digitalisierung keine Der Fast Track für digitale Gesundheitsanwendun- Spielerei ist. Sie ist der Schlüssel zu ei- gen ist ein weiterer Bereich, der bereits jetzt etabliert ner besseren Medizin. Genau hierfür die richtigen Rah- ist. Die ersten Apps stehen im Verzeichnis des Bundes- menbedingungen zu schaffen, ist die Kernaufgabe des instituts für Arzneimittel und Medizinprodukte; jeder Bundesministeriums für Gesundheit. Deshalb treiben Arzt kann sie verordnen, jeder Versicherte nutzen. Mit wir die Digitalisierung voran. Dr. Gottfried Ludewig, Abteilungsleiter dieser breiten Einführung digitaler Medizinprodukte für Von der Telematikinfrastruktur bis zur Telemedizin, Digitalisierung und Innovation, Patienten haben wir etwas weltweit bisher Einzigarti- von der Interoperabilität bis zu digitalen Anwendungen Bundesministerium für Gesundheit ges geschaffen. Die mobilen Anwendungen für Patien- für die Patienten – die digitale Infrastruktur für das Ge- ten verändern Therapien und organisieren Abläufe aus sundheitswesen wird schrittweise ausgebaut. Die meis- der Patientenperspektive neu und anders. Digitale Ser- ten Arztpraxen sind an die Telematik-Infrastruktur an- geschlossen. Die Apotheken und Krankenhäuser sind auf Die Digitalisierung vices und menschliches Handeln fließen mit unseren Ansprüchen an die Qualität der Versorgung, Datenschutz gutem Weg, weitere Institutionen und Gesundheitsbe- und Evidenz ineinander. rufe folgen. Mit Anwendungen wie dem E-Rezept, der ist der Schlüssel Neue Behandlungswege im Wege der Videosprech- elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung, elek- stunde oder im Rahmen von telemedizinischen Konsi- tronischen Notfalldaten oder dem elektronischen Me- zu einer besseren lien leisten gerade in der Corona-Pandemie einen wich- dikationsplan gehen wir den Weg der Digitalisierung im tigen Beitrag. Telemedizinische Verfahren kommen zum nächsten Jahr entschlossen weiter. Medizin. Hierfür die Einsatz, wenn ein direkter Kontakt von Arzt und Versi- Ein weiterer wichtiger Schritt ist der Einsatz der elek- cherten nicht möglich oder nicht nötig ist. Die positiven tronischen Patientenakte, die ab Januar 2021 von allen Krankenkassen angeboten wird. Sie ermöglicht Patien- richtigen Rahmen Erfahrungen der Versicherten werden dafür sorgen, dass Videosprechstunden auch zukünftig ein wichtiger Teil Fotos: Getty Images, Tobias Koch ten, ihre gebündelten Gesundheitsdaten mit Ärzten aus- zutauschen. Die Akte ermöglicht den Patienten, sich ak- bedingungen zu der Versorgung bleiben werden. Es wird inzwischen immer klarer: Deutschland kann tiver bei ihrer Therapie einzubringen. Die Versicherten Digitalisierung. Wir können Innovation nicht nur in den werden so zu einem Teil des Behandlungsteams und be- schaffen, ist Kernauf Dimensionen von Technologien oder Unternehmertum halten immer den Überblick über die eigenen Daten – denken. Gemeinsam mit allen Akteuren des Gesundheits- papierlos, transparent und sicher. Die elektronische Pa- gabe des BMGs. wesens zeigen wir auch, dass wir ein gutes, leistungsfä- tientenakte wird in den kommenden Jahren um weitere higes, soziales Gesundheitssystem bewahren und zu- Funktionalitäten wie Impfpass, Mutterpass, Untersu- gleich vollständig neu erfinden können. ■ Sonderveröffentlichung zum Thema „HEALTH“ | November 2020 HandelsblattJournal
4 INNOVATIONEN UND INVESTITIONEN Gesundheit neu denken von Ilka Dekan Z ukunftstechnologien verändern nicht nur den prägte Rollenverteilung zwischen Arzt und Patient ab: Berufsalltag von Ärzten und Erwartungen von Der Patient sollte Behandlungsinformationen verstehen Versicherten an das Gesundheitswesen. Sie und befolgen können. Heute versteht man unter Gesund- verändern auch die Rolle der Krankenversi- heitskompetenz den kompetenten Umgang mit gesund- cherungen nachhaltig: Die zukunftsfähige heitsrelevanten Informationen, und zwar nicht nur bei Krankenkasse springt nicht erst dort ein, wo es etwas Services zur Gesund Erkrankungen, sondern vor allem hinsichtlich der Ver- zu heilen gibt. Sie kennt ihre Kunden, gestaltet für sie besserung und des Erhalts der eigenen Gesundheit. eine moderne Gesundheitswelt und begleitet sie auf dem heitskompetenz müssen Mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland ver- Weg zu ihrem maximalen individuellen Gesundheitsle- fügt heute nur über eine eingeschränkte Gesundheits- vel. Kurzum: Sie muss die Rolle eines kundenfokussier- digital zusammengeführt kompetenz – quer durch alle Bevölkerungsschichten. ten, Orientierung gebenden Partners einnehmen. Konkret bedeutet das, dass es der Mehrheit schwerfällt, Natürlich investieren Krankenkassen bereits in ge- sundheitsfördernde Angebote. Das 2015 in Kraft getre- werden. Dann kann in dem Meer an zur Verfügung stehenden Informatio- nen die relevanten zu finden, kritisch zu beurteilen und tene Präventionsgesetz nimmt sie in die Pflicht. Entspre- chende Programme gibt es für alle Lebensphasen – von Gesundheit genau dort auf die eigene Lebenssituation anzuwenden. Eine geringe Gesundheitskompetenz wirkt sich aber nicht nur nach- der Schwangerschaft, Kindheit, dem Heranwachsen über teilig auf die individuelle Gesundheit aus, sondern hat die Ausbildung und Berufstätigkeit bis hin zur Pflege und stattfinden, wo die auch Einfluss auf die Nutzung und die Kosten der Ge- dem Lebensende. Krankenkassen wissen deshalb schon sundheitsversorgung. Die Investition in das Gesundheits- viel über das, was ihre Kunden bewegt – nicht nur im Menschen sind. bewusstsein der Versicherten kann auch zur Entlastung Krankheitsfall. Dieses Engagement muss weitergedacht des Gesundheitswesens führen, weshalb die Kranken- werden: Über die Prävention hinaus, hin zur Disease In- kassen die Befähigung der Versicherten nicht anderen terception. Krankheiten zu erkennen und zu verhindern, Akteuren überlassen, sondern dort, wo Lücken sind, auch bevor sie ausbrechen, wäre ein Richtungswechsel im Ge- selbst nutzwertige digitale Services initiieren müssen. sundheitswesen. Die bereits möglichen Anwendungsfälle sind viel fältig: Eine Erinnerung an Früherkennungsuntersuchun- Gesundheitskompetenz stärken gen; ein Impfpass, der wichtige Immunisierungen im Weiterentwickelt hat sich bereits der Begriff der Gesund- Blick behält; Unterstützung bei der Auswahl des besten heitskompetenz. Früher bildete er die traditionell ge- Krankenhauses oder Arztes im individuellen Behand- Sonderveröffentlichung zum Thema „HEALTH“ | November 2020 HandelsblattJournal
INNOVATIONEN UND INVESTITIONEN 5 lungsfall, oder ein schneller Rat, wenn nicht klar ist, ob eine akute Krankheit ein Fall für die Notaufnahme ist. Viele solcher Services sind einzeln schon vorhanden. Sie müssen jedoch sinnvoll digital zusammengeführt werden. Dann kann Gesundheit genau dort stattfinden, wo die Menschen sind. Kunden dürfen mehr erwarten Krankenkassen werden mit solchen Angeboten bei ih- ren Kunden offene Türen einrennen. Denn die Menschen erwarten von ihrem Gesundheitspartner dasselbe Niveau an digitalen Services, welche sie von Amazon, Google & Co. gewöhnt sind – völlig zu Recht! Kranken- versicherungen müssen ihren Kunden innovative digi- tale Angebote machen, um wettbewerbsfähig zu sein. Doch im Gesundheitswesen fehlt es heute noch an zu vielen Stellen an Vernetzung zwischen den Akteu- ren. Und es gibt zu viele Medienbrüche. Es braucht ein Netzwerk, das die fehlenden Schnittstellen zwischen Kunden, ihren Krankenkassen, Leistungserbringern und Partnern schafft und eine ganzheitliche Versorgung er- möglicht. Ilka Dekan, Head of Digital Transformation, CFO, AOK PLUS Vernetzung vorantreiben Davor sollen Krankenkassen nicht zurückschrecken, son- dern vorangehen und die Rolle der Gestalter überneh- men. Sie sind Ansprechpartner für in der Regel Hundert- Die Digitalisierung darf Als Partner für Ärzte und Patienten sind Krankenkassen in der Position, digitale Kompetenz auf beiden Seiten zu tausende, oft gar Millionen Kunden. Außerdem fließen fördern. Erst dadurch können die digitalen Anwendun- bei ihnen schon viele der Gesundheitsinformationen zu- nicht von finanziellen gen tatsächlich ihren Mehrwert entfalten. sammen, auf denen eine individuelle Versorgung aufge- Eine Herausforderung liegt derzeit noch in der Nut- baut werden kann. Anreizen, sondern muss zenbewertung und der Preisbildung für die digitalen Ge- Personalisierte Medizin birgt großes Potenzial für eine sundheitsanwendungen. Viele Angebote entstehen, die bessere Behandlungsqualität, eine positive Lebensqua- lität und längere Lebensdauer. Damit diese Potenziale von der digitalen Kom- ein langes, gesundes Leben ermöglichen – doch der Nut- zen muss durch eine Outcomemessung klar nachgewie- der datengestützten, personalisierten Medizin aber ge- nutzt werden können, müssen Daten zusammengeführt, petenz der Beteiligten sen werden. Es bleibt außerdem zu wünschen, dass die DiGA-Entwickler nicht dem Beispiel der pharmazeuti- analysiert und nutzenbringend eingesetzt werden. Da- für braucht es lückenlos digital unterstützte Versorgungs- getragen werden. schen Industrie folgen und für ihre Produkte Mondpreise aufrufen. Das schädigt am Ende die Versorgungsquali- und Behandlungspfade. tät für alle Versicherten, weil die Krankenkassen diese Dabei sollten Krankenkassen nicht darauf bestehen, Kosten an anderer Stelle einsparen müssen. alle Lösungen selbst erfinden zu müssen. Von Körper- schaften des öffentlichen Rechts über Kassenärztliche Gesundheitsbewusstsein wecken Vereinigungen bis hin zu Startups mit innovativen Ge- Der pandemiegetriebene Digitalisierungsschub hat be- schäftsmodellen gibt es zahlreiche Partner, die verstan- wiesen, dass Ärzte – ebenso wie ihre Patienten – bereit den haben, dass die Digitalisierung im Gesundheitswe- auf digitalem Weg mit ihrer Krankenkasse oder Ärzten sind, sich zu öffnen und die Chancen der Digitalisierung sen hierzulande schneller und fokussierter vorangehen zu kommunizieren. Unter den Versicherten der AOK PLUS zu greifen, wenn sie erkennen, dass die Technologien muss. beispielsweise ist die Nutzerzahl der Online-Filiale seit einen echten Mehrwert stiften. Die Potenziale für eine Als Partner des HHL-Accelerators SpinLab in Leipzig Anfang 2020 um 40 Prozent gewachsen. Besonders Men- bessere Gesundheitsversorgung sind vielfältig: Digitale engagiert sich die AOK PLUS seit drei Jahren als Mentor schen bis 35 Jahre nutzen sie. Digitale Angebote, die ort- Assistenzsysteme können administrative Aufgaben er- für Startups im Bereich eHealth. Der Blick über den Tel- und zeitunabhängig zur Verfügung stehen, haben ihre leichtern und so mehr Zeit für die Behandlung der Pa- lerrand lohnt sich: Die unterschiedlichen Player ergän- Nutzer nachhaltig überzeugt. Krankenversicherungen tienten freiräumen. Roboterassistierte Operationen kön- zen sich optimal. Die gestandene gesetzliche Kranken- müssen derartige Dienste ausbauen, um ihren Service nen bessere Behandlungsergebnisse erzielen. Und Al- kasse kennt das streng regulierte Gesundheitswesen und nachhaltig zu verbessern. Auch in Arztpraxen beschleu- gorithmen können anhand riesiger Datensätze lernen, weiß, was es braucht, um den Weg in die Versorgung zu nigt Covid-19 die Digitalisierung. Das Paradebeispiel ist Erkrankungen viel früher zu erkennen. Ein Beispiel: Um ebnen. Die Gründer bringen Ideen für nutzerzentrierte die Videosprechstunde. Deren Nutzung ist seit dem ers- künstlicher Intelligenz beizubringen, Brustkrebs früh- Produkte mit – und eine frische Arbeits- und Denkweise, ten Quartal 2020 rapide angestiegen, obwohl sie noch zeitiger zu diagnostizieren, hat Bart de Witte, Gründer die merklich auf die traditionell geprägten Krankenkas- vor wenigen Jahren von einem großen Teil der Ärzte ab- der Hippo AI Foundation, im Rahmen der Initiative Vik- sen abfärbt. Sie erkennen, dass es nicht mehr zwingend gelehnt wurde. toria 1.0 die weltweit größte offene Datenbank für den das perfekte Produkt braucht, um in den Markt zu ge- Im Oktober 2020 wurden die ersten digitalen Gesund- Kampf gegen Brustkrebs initiiert. hen. Minimal Viable Products werden immer häufiger heitsanwendungen (DiGA) zugelassen und Anfang 2021 Für unser Gesundheitswesen macht es Sinn, Krank- Fotos: Getty Images, Lars Neumann in Pilotprojekten mit einer kleinen Zahl von Leistungs- folgt die Einführung der elektronischen Patientenakte. heiten zu vermeiden. Alle Akteure müssen an einem Strang erbringern oder Kunden getestet, weiterentwickelt und Ärzte dürfen mit diesen Herausforderungen nicht allein ziehen und Gesundheitsversorgung neu definieren – weg skaliert. Das bringt Tempo in den Gesundheitsmarkt. gelassen werden. Sie sind diejenigen, die die Angebote von Kuration hin zu personalisierter Medizin und Di- kennen müssen und maßgeblich dazu beitragen wer- sease Interception. Das sorgt nicht nur für eine finanzi- Pandemie beschleunigt die Digitalisierung den, dass die DiGA bei den Zielgruppen ankommen. Auch elle Entlastung des Gesundheitswesens. Es rückt die Tempo macht in diesem Jahr auch die Corona-Pande- hier dürfen sich die Krankenkassen nicht auf die Rolle Versicherten in den Fokus, macht Gesundheit zu einem mie: Sie hat die Digitalisierung im Gesundheitswesen des Kostenträgers zurückziehen: Die Digitalisierung darf bewussten Teil ihres Alltags und befähigt sie, in ihren zweifelsohne beschleunigt. Diese Dynamik müssen wir nicht von finanziellen Anreizen, sondern muss von der individuellen Lebenssituationen ihr maximales Gesund- nutzen. Versicherte haben erlebt, wie es ist, effizient und digitalen Kompetenz der Beteiligten getragen werden. heitslevel zu erreichen. ■ Sonderveröffentlichung zum Thema „HEALTH“ | November 2020 HandelsblattJournal
6 DIGITALISIERUNG AUF DEM PRÜFSTAND ADVERTORIAL Digitalisierung auf dem Prüfstand Ein neuer eHealth-Monitor misst Deutschlands Fortschritte auf dem Weg in die digitale Gesundheitsversorgung von Laura Richter und Tobias Silberzahn Nun wird es darum D ie Digitalisierung des Gesundheitswesens steht derzeit ganz oben auf der Agenda der gehen, das Tempo politischen Verantwortlichen in Deutsch- land. Um noch weitere Fortschritte beim der Transformation Thema eHealth zu machen, ist ein objekti- ver Überblick über den Status quo als gemeinsame Dis- kussionsbasis nützlich. hochzuhalten, um Der eHealth-Monitor zu den Ländern Diesen Überblick bietet fortan regelmäßig der neue eHe- alth-Monitor von McKinsey: Anhand von rund 30 Indi- aufzuschließen, katoren untersuchen wir darin die digitale Reife und In- frastruktur deutscher Gesundheitseinrichtungen, über- die bereits am prüfen das Angebot von Leistungserbringern, Apotheken und Krankenkassen, analysieren die digitale Bereitschaft Innenausbau ihres von Patienten und bewerten die Nutzeneffekte von eHe- alth im Spiegel der Forschung. Das eHealth App-Baro- meter misst außerdem den Erfolg von Gesundheits-Apps eHealth-Gebäudes anhand der Download-Raten. arbeiten. Laura Richter, Associate Partner, McKinsey & Company helfen: 52% aller niedergelassenen Ärzte boten im Früh- jahr 2020 Videosprechstunden an; Ende 2017 waren es gerade einmal 2%. Nutzeffekte von eHealth-Lösungen Erste Ergebnisse Neue Einsichten liefert der Monitor auch zu den Nut- Vor allem in den letzten zwei Jahren gab es viele Fort- zeneffekten von eHealth-Lösungen, die erstmalig anhand schritte (Stichwort ePA, eRezept, DiGA). Aber es gibt wei- der Forschungsliteratur ermittelt wurden. Mehr als 80% terhin noch viele Bereiche, in denen die Digitalisierung der deutschen Publikationen weisen einen positiven Nut- stärker vorangetrieben werden muss: Vor allem ambu- zen von eHealth nach. Die Effekte zeigen sich überwie- lante Praxen ticken vielerorts noch analog. 93% der Ärzte gend in der gesundheitlichen Verbesserung des Patien- kommunizieren mit Krankenhäusern nach wie vor in ten (knapp 80% der betrachteten Studien), aber auch in Papierform. Rezeptbestellung via Homepage oder die höherer Kosteneffizienz und Zeitersparnis. elektronische Bereitstellung von Unterlagen sind nur in Deutschland hat schon jetzt durch seine Gesetzesin- 15% der Haus- und Facharztpraxen verfügbar, 59% hat- itiativen viel unternommen, um das Fundament für den ten bis 2019 keinerlei digitale Services für Patienten im digitalen Wandel zu legen. Insbesondere bei der Schaf- Angebot. fung eines geregelten Marktzugangs für digitale Gesund- Patienten hingegen zeigen sich sehr offen für digitale heitsanwendungen (DiGA) übernimmt Deutschland in- Tobias Silberzahn, Partner, McKinsey & Company Lösungen: Jeder Dritte nutzt bereits Online-Terminver- ternational eine Vorreiterfunktion. Nun wird es darum Fotos: McKinsey (2) einbarungen und zwei von drei Deutschen begrüßen die gehen, das Tempo der Transformation hochzuhalten, Einführung von ePA und eRezept – selbst in der Gene- um zu den Ländern aufzuschließen, die bereits am In- ration 65plus sind es noch mehr als 60%. nenausbau ihres eHealth-Gebäudes arbeiten. ■ Die aktuelle Corona-Pandemie könnte insbesondere telemedizinischen Diensten zu ihrem Durchbruch ver- mck.co/3535 Sonderveröffentlichung zum Thema „HEALTH“ | November 2020 HandelsblattJournal
DIGITALISIERUNG AUF DEM PRÜFSTAND 7 ADVERTORIAL Digitalisierung im Gesundheitswesen Die Aufholjagd hat begonnen von Peter Vullinghs D ass die Zukunft digital ist, wussten wir schon vor dem Ausbruch des neuartigen Corona- Medizin 4.0 kann virus. Dennoch beobachte ich mit Erstau- nen, wie viel Aufwind die Transformation nur gelingen, in den letzten Monaten durch die Pandemie bekommen hat. Und ich freue mich, dass wir im gemein- wenn zuvor eine samen Kampf gegen SARS-CoV-2 den Mut finden, mehr Digitalisierung zu wagen. Mit dem Zukunftsprogramm Krankenhäuser stellt die Bundesregierung nun drei Mil- Auseinanderset liarden Euro zur Verfügung. Krankenhäuser sollten diese Investitionsmittel nutzen, um Rückstände aufzuholen – zung mit den zumal der digitale Reifegrad zukünftig direkten Einfluss auf die DRG-Erlöse haben wird. Medizin 4.0 kann aller- Prozessen statt dings nur gelingen, wenn zuvor eine Auseinanderset- zung mit den Prozessen stattgefunden hat, denn Digita- gefunden hat. lisierung bedeutet mehr als die einfache Übertragung von analogen in papierlose Workflows. Digitalisierung und Prozessoptimierung müssen Hand in Hand gehen ist IntelliVue Guardian. Das automatisierte Frühwarn- Prozessoptimierung und -standardisierung sind univer- system unterstützt Pflegekräfte auf der Normalstation selle Hebel zur Steigerung von medizinischer Qualität dabei, Verschlechterungen des Patientenzustands recht- und Wirtschaftlichkeit im Krankenhaus. Optimale digi- zeitig zu erkennen. Dadurch kann die Zahl der Kreislauf- tale Workflows machen Informationen für alle an der Peter Vullinghs, Market Leader, stillstände und ungeplanter Verlegungen auf die Inten- Versorgung der Beteiligten jederzeit und überall verfüg- Philips GmbH Market DACH sivstation verringert werden. Zusätzlich erfahren die Pfle- bar. Philips bietet zahlreiche klinische IT-Systeme, die gekräfte eine spürbare Entlastung. das vernetzte Arbeiten sowohl zwischen den Berufsgrup- pen, Abteilungen und Standorten des Krankenhauses Transparenz durch digitale Tools Dem Fachkräftemangel begegnen als auch über die Sektorengrenzen hinweg erleichtern. Philips hat eine ganze Reihe digitaler Tools im Portfolio, Digitalisierung und Prozessoptimierung sind folglich Sie reichen von Lösungen für die Radiologie, Kardiolo- die Prozesse nachvollziehbar und damit beurteilbar ma- auch Antworten auf den Fachkräftemangel im Gesund- gie und die Intensivmedizin über ein Patientendaten- chen. So ist jederzeit eine Standortbestimmung mög- heitswesen. Allein auf deutschen Intensivstationen sind managementsystem und ein Patientenportal bis hin zu lich, die zeigt, welche Maßnahmen greifen und an wel- tausende Stellen unbesetzt, hinzu kommt eine hohe Per- Anwendungen für die Telemedizin. Eine nicht zu unter- chen Stellschrauben noch gedreht werden muss. Perfor- sonalfluktuation. Die Coronakrise zeigt einmal mehr die schätzende Hürde für die Digitalisierung steht jedoch manceFlow kann zum Beispiel helfen, die Abläufe in der Dringlichkeit nach personeller Entlastung, die auch mit- gleich am Anfang: die Identifikation der relevanten Hand- Notaufnahme zu optimieren. Die Plattform erlaubt die tels Digitalisierung erreicht werden kann. Gleichzeitig lungsfelder. Krankenhäuser sind gefordert, sich inten- Echtzeit-Ortung wichtiger Ressourcen wie mobiler Ge- treibt sie Lösungen für das Arbeiten in virtuellen Netz- siv mit dem Thema zu beschäftigen und strategisch zu räte aber auch Personen und die Analyse dieser Bewe- werken voran, das in Zeiten von Smart Distancing ra- entscheiden, welche Lösungen den größten Nutzen ver- gungsdaten. PerformanceBridge gibt detaillierte Einbli- sant an Bedeutung gewonnen hat. Im Zuge der gesetz- sprechen. cke in die Leistung bildgebender Systeme und ermög- geberisch gewollten qualitätsorientierten Zentrenbildung Dabei können wir von Philips unterstützen. Wir ana- licht unter anderem Analysen der Auslastung sowie der und Spezialisierung können Häuser mit entsprechen- lysieren die wichtigsten Prozesse und bewerten deren Untersuchungs- und Wartezeiten. Ein weiteres Beispiel den Leuchttürmen, bleiben wir beim Beispiel Intensiv- Qualität – zunächst unabhängig vom Digitalisierungs- medizin, kleineren Häusern ihre Leistungen anbieten. grad. Dort, wo wir Verbesserungspotenzial identifizie- Diese Unterstützung aus der Ferne kann maßgeblich ren, schauen wir besonders genau hin und prüfen, ob dazu beitragen, spezialisierte Expertise flächendeckend sich mithilfe digitaler Tools Steigerungen in Behandlungs- Themenspecial verfügbar zu machen und insbesondere auf dem Land qualität und Wirtschaftlichkeit erzielen lassen. Anschlie- ßend priorisieren wir die Handlungsfelder, für die eine Digitalisierung eine bedarfsgerechte, wohnortnahe Versorgung sicher- zustellen. ■ Förderung im Rahmen des Zukunftsprogramms Kran- Jetzt die Weichen stellen kenhäuser in Frage kommt. Außerdem – und das ist das für eine digitale Versorgung www.philips.de/healthcare Besondere an unserer Beratung – lassen wir die Häuser 2025. So nutzen Sie die in der operativen Phase nicht allein. Vielmehr legen wir Förderung des Zukunfts- Foto: Philips bei Optimierungsprojekten den Fokus auf die Implemen- programms Krankenhäuser. tierung. Dabei ist die Schaffung von Transparenz ganz entscheidend. Sonderveröffentlichung zum Thema „HEALTH“ | November 2020
8 HEALTH DATA Jetzt handeln! Für eine datengetriebene und ethische Medizin der Zukunft Sonderveröffentlichung zum Thema „HEALTH“ | November 2020 HandelsblattJournal
HEALTH DATA 9 von Dr. Peter Gocke D ie digitale Transformation hat längst nahezu tationen dieser Datenschutz-Grundverordnung sowie alle Lebens- und Arbeitsbereiche erfasst. So- deren Überlagerung durch nationale und/oder regionale mit auch das Gesundheitswesen. Hier aller- Zusatz-Gesetzgebungen oftmals einen sinnvollen Ein- dings hinkt der Grad der Digitalisierung dem satz. Darüber hinaus ist das Instrument der DSGVO nicht anderer Branchen deutlich hinterher. kompatibel mit den im Rahmen der Digitalisierung im- mer wichtiger werdenden Cloud-Systemen, die heutzu- Digitalisierung im deutschen Krankenhaus tage überwiegend in den Händen nicht europäischer Die Gründe dafür sind vielfältig. Die Digitalisierung hat (amerikanischer oder asiatischer) Privatfirmen liegen. insbesondere in Krankenhäusern ursprünglich in den Hier bleibt zu hoffen, dass die Initiative Gaia-X, wel- administrativen Bereichen wie zum Beispiel der Abrech- che ein zu den Prinzipien der DSGVO deutlich besser nung begonnen, und dies merkt man den heutigen Kran- passendes Cloud-Ökosystem für Europa beinhaltet, und kenhausinformationssystemen oft noch an. Im Ender- branchenübergreifend auf Interesse stößt, eine zeitnah gebnis liegen zwar viele klinische Daten in Krankenhäu- Dr. med. Peter Gocke, Chief Digital Officer (CDO), umsetzbare Lösung darstellt. (Aus dem Bereich des Ge- sern und Arztpraxen digital vor, aber oft nur in Form Leiter Stabsstelle „Digitale Transformation”, sundheitswesens stammen derzeit mehr als 40% der an- von elektronischen Dokumenten (PDFs). Erschwerend Charité – Universitätsmedizin Berlin gemeldeten use cases!) Letztlich benötigen wir die in- kommt hinzu, dass die Digitalisierung in den einzelnen teroperabel nutzbaren Daten nicht nur in unseren Kran- Teilbereichen der Krankenhäuser oft mit großem zeit kenhäusern oder in unseren zukünftig verfügbaren lichen Versatz stattgefunden hat. Dadurch besteht heute nationalen Systemen wie der elektronischen Patienten- eine Vielzahl von Insellösungen und damit Daten-Silos nebeneinander, die mühsam über Schnittstellen inte Gelingt uns neben akte (ePA) auf Basis der Telematik-Infrastruktur (TI) der gematik, sondern auch in den bereits vorgedachten Struk- griert werden müssen und oft eben auch nur den Aus- tausch von Dokumenten wirklich hinbekommen. Große der Dateninteropera turen eines european health data space (EHDS), welcher eben auf Basis von Gaia-X realisiert werden soll. Teile von Prozessen bleiben dadurch weiterhin doku- mentenbasiert und nutzen damit nicht das Potenzial bilität auch noch eine Fazit und Ausblick strukturierter digitaler Daten, wie es in anderen Bran- Hochwertige, nach interoperablen und internationalen chen bereits üblich ist. prozessuale Interope Standards strukturierte Daten werden immer wichtiger Eine wirklich digitale Medizin ist die gemeinsame Nut- für eine wirklich gute Gesundheitsversorgung. Diese Da- zung strukturierter Daten in Echtzeit. Und wenn viel- rabilität, stehen wir ten sowohl für den Einzelnen als auch für unser Gesund- fach Daten als das Öl unseres Jahrhunderts bezeichnet heitssystem sinnvoll und transparent nutzbar zu machen, werden, so ist die Gewinnung dieser Daten aus PDFs ein Vorgang, der durchaus mit „Fracking“ vergleichbar ist. wirklich am Beginn muss unser aller Ziel sein. Mit den aktuell geschaffenen gesetzlichen Rahmenbedingungen (Patientendaten- Die Fähigkeit des deutschen Gesundheitswesens, quali- tativ hochwertige strukturierte klinische Daten zu er- eines neuen medizini Schutz- und Krankenhauszukunftsgesetz) sowie den jetzt endlich national verfügbaren Strukturen wie einer elek- zeugen und zu prozessieren, ist im internationalen Ver- tronischen Patientenakte liegt eine Chance vor uns, die gleich noch unterentwickelt. schen Zeitalters. wir auch aktiv ergreifen und in unserem Sinne entwi- Eine sinnvolle Digitalisierung macht an den Grenzen ckeln sollten. von Krankenhäusern natürlich nicht Halt und die oben Das ineffiziente Nebeneinander von nur lokal und re- skizzierten Einschränkungen sind umso fataler, wenn gional ausgestalteten „Pilotprojekten“, welche auch heute man auch den intersektoralen Austausch bzw. die sek- oftmals noch mehr auf den Austausch von (PDF-)Doku- torenübergreifende gemeinsame Nutzung von Daten menten als auf die Nutzung von strukturierten Daten möglich machen will. abzielen und nur in begrenztem Umfang zu interopera- bler und nachhaltiger Datennutzung führen, muss auf- Dateninteroperabilität im Fokus Spätestens an dieser Stelle kommen in der Regel Ein- hören. Ein Mensch, der heute geboren wird, wird über Dennoch besteht Anlass zur Hoffnung. Insbesondere in wände, dass allein das Zusammentragen von gesund- viele Jahrzehnte Gesundheitsdaten erzeugen und im den letzten Monaten haben sich die Digitalisierungsbe- heitsbezogenen Daten einer Person ein erhebliches Laufe seines Lebens vielleicht in mehr als nur einem mühungen im deutschen Gesundheitswesen nicht zu- Risiko für die Privatsphäre der Betroffenen darstellt. Bundesland leben. Diese Daten für den Einzelnen, aber letzt unter dem Eindruck der Corona-Pandemie deut- Dieser Einwand ist sicherlich berechtigt – aber für das auch für das Gesundheitswesen an sich sicher aufzube- lich verstärkt. Dabei wird auch das Problem der unstruk- zugrunde liegende Problem lassen sich durchaus Lösun- wahren und verfügbar zu halten, ist eine Herausforde- turierten und inkompatiblen Daten angegangen: Nahezu gen finden. Keinesfalls kann die Lösung jedoch darin be- rung, zu der wir alle unseren Teil beitragen sollten. Wenn alle initiierten Gesetzesvorgaben zielen im Endeffekt da- stehen, die Daten eines Individuums nicht zu nutzen und wir also verhindern wollen, dass Bürgerinnen und Bür- rauf ab, Daten in international gebräuchlichen Standard- diesem dadurch relevante Vorteile für die persönliche ger ihre Daten zukünftig amerikanischen oder asiati- formaten zu erheben und zu verarbeiten und somit die Gesundheit vorzuenthalten – ein solches Vorgehen ist schen Unternehmen anvertrauen müssen, um benötigte Fotos: Getty Images, Charité Berlin dringend benötigte syntaktische und semantische Inter- auch ethisch längst nicht mehr vertretbar. oder gewünschte Gesundheitsservices zu erhalten, dann operabilität von Daten herzustellen. Gelingt es uns jetzt müssen wir ein nationales, besser noch europäisches auch noch, eine prozessuale Interoperabilität hinzube- Von DSGVO Und Gaia-X System schaffen, in dem dieses gleichfalls möglich ist. kommen, stehen wir wirklich am Beginn eines neuen Dabei geht Europa hier mit der Datenschutz-Grundver- In einem solchen Szenario hat „Daten-Kleinstaaterei“ Zeitalters der Medizin, in welchem die konsequente Nut- ordnung (DSGVO) durchaus einen Sonderweg. Die DSGVO keinen Platz. Letztlich ist eine erfolgreiche digitale Trans- zung hochwertiger klinischer Daten uns in Diagnostik stellt für sich betrachtet ein sehr sinnvolles Instrument formation nicht nur eine Frage der Technologie, son- und Therapie, aber auch in der Prävention von Erkran- dar, eine datenschutzgerechte und ethisch vertretbare dern fast mehr noch eine Kulturfrage: „In den wesentli- kungen, völlig neue Methoden und Werkzeuge an die Nutzung von Daten zu ermöglichen. Derzeit allerdings chen Dingen Einheit, im Handeln Freiheit, und bei allen Hand gibt. verhindern eine Vielzahl von uneinheitlichen Interpre- Dingen Vertrauen [Aristoteles]“. ■ Sonderveröffentlichung zum Thema „HEALTH“ | November 2020 HandelsblattJournal
10 HEALTH DATA ADVERTORIAL Mit Daten Leben retten von Andreas Giese T äglich werden 2,5 Trillionen Bytes neue Da- daten, die in Kombination einen erheblichen Beitrag zur ten erzeugt. Ein Großteil davon entsteht im Forschung und Entwicklung leisten können. Bereich G esundheit, zum Beispiel bei jedem Und das Gute: Jeder einzelne Patient kann mit einer Arztbesuch, durch jedes Training mit einer Fit- Datenfreigabe die Zusammenführung dieser Daten un- ness App, durch Medizingeräte im Kranken- ter Einhaltung der hohen europäischen Datenschutz- haus oder Laboruntersuchungen. Standards unterstützen. Dabei soll er selbst darüber be- Diese Daten sind wichtig, um mit modernen Analy- stimmen, ob und von welchen Nutzergruppen seine Ge- semethoden Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie sundheitsdaten verwendet werden dürfen – ohne die man die Früherkennung, Behandlung und Vorbeugung eigene Identität preisgeben zu müssen. von Krankheiten verbessern kann. Entscheidend ist da- bei die Kombination der verschiedenen Datentypen und Durch Technologie zu mehr Datentransparenz die Qualität der Daten, welche die Grundlage für neue Das A und O bei einem solch sensiblen Thema heißt Auf- Therapien schaffen können. klärung und Transparenz. Daher ist es umso wichtiger, dass Patienten erfahren, welche Daten erfasst werden, Medizin 4.0 durch Patientendaten welchen Nutzen sie haben können und wer durch Zu- Beispielsweise lässt sich mit Hilfe von künstlicher Intel- griff auf diese Daten einen Beitrag zur besseren medizi- ligenz die invasive Behandlung bei Parkinsonpatienten nischen Versorgung leisten kann. Denkbar ist eine Art verbessern. Durch die Verknüpfung von patientenspe- digitaler Datenfreigabepass ähnlich zum Organspende- zifischen Daten mit Informationen aus Behandlungen ausweis, durch den der Patient selbst entscheiden kann, vieler anderer Patienten wird letztlich aus einer zeitauf- Andreas Giese, Geschäftsführer bei Snke OS was mit seinen medizinischen Daten passiert und wel- wändigen, komplexen Operation ein standardisiertes, chen Beitrag sie zum medizinischen Fortschritt leisten sicheres, präzises und schnelles Verfahren. Der Patient sollen. ■ wird gezielter und individuell behandelt, erhält dadurch einen höheren Therapieeffekt und in Folge eine Verbes- serung der Lebensqualität. Denkbar ist ein digitaler www.snkeos.com Die Herausforderung: Gesundheitsdaten unterliegen zu Recht den hohen Anforderungen des europäischen Datenfreigabepass, Datenschutzes. Zusätzlich sind diese Daten nicht zent- Über Snke OS ral zugänglich, sondern entstehen und verbleiben häu- mit dem Patienten selbst Snke OS ist die Digital Health Tech Plattform Fotos: www.romanjob.com, Getty Images fig an verschiedenen Orten: Beim Hausarzt, in der Kli- nik oder im Forschungslabor. entscheiden, welchen für die Chirurgie im B2B. Ein strukturierter Datenpool ist die Voraussetzung Von Startups bis Großunternehmen der Phar- für verbesserte Präventions-, Versorgungs- und Behand- lungsansätze. Es existieren bereits Millionen von Einzel- Beitrag sie zum medizi ma- und Medizintechnikindustrie können Unternehmen direkt auf etablierte Software- nischen Fortschritt technologien von Snke OS aufsetzen und durch gezielten Einsatz von KI sowie Big Data leisten möchten. Analytics den OP schneller, effizienter und kostengünstiger digital durchdringen. Sonderveröffentlichung zum Thema „HEALTH“ | November 2020 HandelsblattJournal
HEALTH DATA 11 ADVERTORIAL Medizinischer Fortschritt braucht Daten Mit der digitalen Transformation der Medizin ist ein Versprechen verbunden: das Versprechen auf eine bessere Gesund- heitsversorgung und damit auf ein gesünderes Leben. Um es einzulösen, müssen wir jetzt die Weichen stellen und den Menschen dabei konsequent in den Mittelpunkt stellen: als Nutzer zunehmend individualisierter Therapien sowie als souveränen Entscheider über seine Gesundheit – einschließlich seiner Daten. von Andreas Gerber W ir erleben derzeit einen Paradigmen- wechsel in der Medizin: weg von der Der Zugang zu Behandlung von Krankheiten hin zur Bewahrung von Gesundheit. validierten Daten Gleich mehrere Faktoren sind hier- ist entscheidende für ausschlaggebend: Zum einen hat die Grundlagenfor- schung in den vergangenen Jahren enorme Fortschritte Voraussetzung für gemacht. Wir verstehen immer besser, wie Krankheiten entstehen. Parallel dazu entwickeln sich unsere techno- die Erforschung logischen Möglichkeiten rasant weiter. Das beschleunigt und Entwicklung die Wirkstoffsuche und verbessert die Diagnostik und Therapie insbesondere schwerer oder seltener Erkran- innovativer kungen. Ein weiterer Faktor ist die Digitalisierung: For- Therapien. scherinnen und Forscher arbeiten weltweit zunehmend vernetzt zusammen, teilen und diskutieren Forschungs- Andreas Gerber, ansätze und -ergebnisse. Ohne solche Forschungsnetz- Vorsitzender der Geschäftsführung, werke wäre die Entwicklung eines Impfstoffs gegen Janssen Deutschland COVID-19 in dem Tempo, das wir aktuell erleben, nicht denkbar. Private Forschung als Treiber medizinischer Innovationen Therapien, die heute zugelassen werden, setzen bereits deutlich früher an, wirken immer präziser und berück- sichtigen zunehmend die individuelle Ausprägung ei- Auch das Patientendaten-Schutz-Gesetz, das eine freiwil- IT-Infrastruktur. Die Folge: KI-Anwendungen, die Ärzte ner Erkrankung bei den Betroffenen. Das Potenzial der lige Datenspende vorsieht, schließt forschende Unter- bei der Diagnose und Therapieentscheidung in komple- digitalen Transformation ist jedoch größer. Gleiches gilt nehmen vom Zugang zu diesen Datenspenden aus. An- xen oder seltenen Indikationen unterstützen, können für forschende Unternehmen wie Janssen: Bei der Über- dere Länder sind in dieser Hinsicht progressiver. In Finn- nicht flächendeckend ausgerollt werden. Das Potenzial setzung von Grundlagenforschung in nutzenstiftende land beispielsweise haben auch Unternehmen seit 2020 solch digitaler Werkzeuge, insbesondere im Hinblick auf Diagnostik und Therapien ist die private Forschung in per One-Stop-Shop Zugriff auf Gesundheits- und Sozial- die Verbesserung der Gesundheitsversorgung im länd- der Regel die treibende Kraft: Etwa 75 Prozent aller For- daten (www.findata.fi/en). Ich meine: Dieses Modell wäre lichen Raum, kann nicht genutzt werden. schungsvorhaben werden durch die Industrie getragen auch in Deutschland denkbar. Dass es möglich ist, Da- oder von ihr finanziert. 2019 haben die in Deutschland tenschutz und Datennutzung miteinander zu vereinba- Forschende Unternehmen als Sparringspartner ansässigen Unternehmen 25 neue Medikamente auf den ren, beweisen wir bei Janssen im Übrigen schon seit 2014: nutzen Markt gebracht, darunter zehn zur Behandlung von Krebs. Im Rahmen des YODA-Projekts (Yale Open Data Access- Die Digitalisierung der Medizin kann maßgeblich dazu Dürften wir unsere Innovationskraft umfassend nutzen, Project) mit der Yale University ermöglichen wir Wissen- beitragen, unsere Gesundheitsversorgung langfristig zu könnten wir noch viel mehr zur langfristigen Verbesse- schaftlern aus der ganzen Welt Zugang zu sämtlichen Da- verbessern. Wollen wir dieses Potenzial nutzen, dann rung der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung bei- ten aus unseren klinischen Studien. müssen wir – muss die Politik – jetzt die Rahmenbedin- tragen. Dazu braucht es jedoch die richtigen Rahmen- gungen dafür schaffen, dass alle Akteure im Gesundheits- bedingungen. Vernetzte Versorgung braucht vernetzte wesen ihren bestmöglichen Beitrag leisten können. Bei Datenräume der Ausgestaltung dieser Rahmenbedingungen unter- Gleichberechtigter Zugang zu Gesundheitsdaten Die digitale Transformation birgt das Potenzial einer kon- stützen wir gern als Sparringspartner. ■ Der Zugang zu validierten Daten ist entscheidende Vo- sequent vernetzten Versorgung. Die Voraussetzung sind raussetzung für die Erforschung und Entwicklung inno- Datenräume mit einem geregelten Zugang für öffentli- www.janssen.com/germany Foto: Steffen Hoeft vativer Therapien. Das Digitale-Versorgung-Gesetz regelt che und privat finanzierte Forschungseinrichtungen. den Zugang zu den vorliegenden Gesundheitsdaten. An- Die Schaffung eines solchen Datenraums auf EU-Ebene tragsberechtigt sind unter anderem Krankenkassen, Ärz- ist ein Ziel der deutschen EU-Ratspräsidentschaft. In tekammern und öffentliche Forschungseinrichtungen. Deutschland sind wir davon noch weit entfernt: Nahezu Die privat finanzierte Forschung fehlt in der Auflistung. jedes Krankenhaus, jede Praxis hat eine individuelle Sonderveröffentlichung zum Thema „HEALTH“ | November 2020
12 INNOVATIONEN UND INVESTITIONEN Innovationen im Gesundheitswesen Deutschland braucht mehr Pioniergeist von Dr. Jens Baas E s waren Bilder wie beim Besuch eines Rock- Corona-Krise: Zwischen Systemdefiziten und perspektivisch wertvolle Dienste leisten, wenn sie im Ja- stars, als Elon Musk Anfang September seine neuem Denken nuar kommenden Jahres eingeführt wird. In Zukunft soll Tour durch Deutschland startete. Besonderes Keine Frage, die Corona-Pandemie ist eine Krise histo- sie unter anderem Befunde, Behandlungsberichte, Impf- Augenmerk ließ der US-Unternehmer dabei rischen Ausmaßes – für die Gesellschaft, die Wirtschaft und Medikationspläne speichern und diese Daten leich- auf das Tübinger Biotech-Unternehmen Cure- und das Gesundheitssystem gleichermaßen. Auch, wenn ter für medizinisches Personal zugänglich machen, so- vac fallen, dessen „Impfstoff-Drucker“ zur möglichen Be- wir in Deutschland ein grundsätzlich gutes und funkti- fern die Patientin oder der Patient dies wünscht. Bei all kämpfung von Covid-19 er sich genauer anschauen wollte. onierendes Gesundheitssystem haben – sicherlich sogar diesen Dingen, von denen man doch denkt, sie müssten Amerikanischer Pioniergeist trifft auf schwäbisches Tüft- eines der besten der Welt – hält die Pandemie uns deut- im 21. Jahrhundert reibungslos funktionieren, hat Co- lertum. lich die Defizite vor Augen. Etwa gleich zu Beginn der rona wie durch ein Brennglas gezeigt, wo die Schwach- Das Handelsblatt kommentierte, Musks Besuch solle Krise, als es vor allem an Schutzausrüstung mangelte. stellen liegen. uns zuversichtlich stimmen; Deutschland verändere die Auch ein weiteres Defizit kristallisierte sich heraus: Die Die Pandemie ist nicht nur eine riesige Herausforde- Welt, auch wenn wir das nicht immer bemerken. Worte, mangelnde Vernetzung und der immer noch schwerfäl- rung, sie ist auch eine Art Zeitenwende: Die Menschen die Hoffnung machen, dass es besser um den Innovati- lige Umgang mit Gesundheitsdaten, der sich unter an- sind offener und bereiter geworden, technologischen onsstandort Deutschland bestellt ist, als so mancher derem in der häufig viel zu langsamen Übermittlung von Fortschritt zu nutzen und neue, digitale Wege zu gehen. denkt. Es fehlt uns nicht an Ideen, nein, insbesondere Corona-Testergebnissen widerspiegelte. Das zeigte sich während des Lockdowns und danach in im Gesundheitswesen tun wir uns nur schwer, Innova- Die größten Engpässe bei der Schutzausrüstung ha- vielen Facetten – im Privaten, im Berufsleben und eben tionen ausreichend schnell in den Markt zu bringen. Wo- ben wir zunächst einmal überwinden können und die auch im Gesundheitsbereich. Digitale Sprechstunden, ran kann das liegen? elektronische Patientenakte wird in Sachen Vernetzung elektronische Krankschreibungen und elektronische Sonderveröffentlichung zum Thema „HEALTH“ | November 2020 HandelsblattJournal
INNOVATIONEN UND INVESTITIONEN 13 Rezepte – die Nutzung digitaler Angebote hat in den ver- gangenen Monaten stark zugenommen. Das deutsche Gesundheitssystem, ein abgeschot- teter Markt Offensichtliche Defizite rufen Pioniere und Tüftler auf den Plan, auch in Deutschland. Es gibt sie hierzulande, die jungen Unternehmen, die Startups, die klugen Köpfe, die Verbesserungspotenziale sehen, smarte Ideen für eine bessere Gesundheitsversorgung entwickeln und diese zügig auf den Markt bringen müssen, um Geld zu verdienen. Das zeigt unter anderem die Health-i Initia- tive, die die Techniker Krankenkasse zusammen mit dem Handelsblatt ins Leben gerufen hat, und über die wir In- novatoren beim Weg in die Versorgung unterstützen. Die Initiative spiegelt uns seit fünf Jahren wider, dass der In- novationsgrad in Sachen digitale Gesundheitsversorgung im Lande hoch ist, dass es an Ideenreichtum und Prob- lemlösungskompetenz keinesfalls mangelt. Jedoch fehlt es bei vielen, die ihre Ideen ins Gesund- heitssystem bringen wollen, an dem Wissen um die ho- hen Widerstandskräfte des Systems. Das deutsche Ge- Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender, Techniker Krankenkasse sundheitswesen, es ist eben kein klassischer Markt, es besitzt eigene Regeln. Und diese in ihrer Tiefe zu verste- hen, ist für Außenstehende oft nicht leicht. Das kom- plexe System zeigt sich hier und da abgeschottet. Der Grund: Es funktioniert für viele Beteiligte gut, entspre- chend gering ist der Drang nach Veränderung und ent- Datenschutz: Chance statt Stopper Daten, sie sind das Öl des 21. Jahrhunderts und beson- Der europäische sprechend hoch der Widerstand im Sinne der Wahrung eigener Interessen. Die beschriebene mangelnde Ver- ders im Gesundheitsbereich der zunehmend wichtigste Treibstoff für Innovationen. Keine Frage, der Datenschutz Datenraum für netzung und die dafür erforderliche Digitalisierung und ist hierbei ein hohes Gut und sorgt für hohe Akzeptanz Automatisierung von Prozessen werden häufig mit der bei den digitalen Anwendungen. Jedoch sehen wir, dass Forschungsdaten Bedrohung von Arbeitsplätzen und digitaler Überwa- Datenschutz immer noch viel zu oft als Argument zum chung gleichgesetzt. Die Argumente, durch die Digitali- Schutz von Eigeninteressen vorgeschoben wird. muss endlich Form sierung werde die Versorgung für Ärzte und Patienten Ein Regelwerk schafft seit gut zwei Jahren die Daten- gleichermaßen sicherer und komfortabler und das Ge- sundheitssystem spare 34 Milliarden Euro pro Jahr an schutz-Grundverordnung (DSGVO). Mit ihr haben wir ein Grundgesetz für die Digitalisierung Deutschlands und annehmen. Kosten, wie es eine McKinsey-Studie errechnet haben Europas. Und das ist viel wert, denn es unterscheidet will, verpuffen vor diesem Hintergrund. uns in Deutschland und Europa deutlich von den markt- und wettbewerbsorientierten US-amerikanischen sowie Krankenkassen als Starthelfer für digitale den staatlich dominierten chinesischen „Datenschutz- Innovationen konzepten“. Bei uns sollen die Patienten die Hoheit über Als Schlüsselfaktor für visionäres Unternehmertum nennt ihre medizinischen Daten haben; allein sie entscheiden, Elon Musk, Produkte und Dienstleistungen zu entwi- was mit ihnen geschieht. Seit Corona verstehen immer zurück zu Elon Musk und seinem Deutschlandbesuch: ckeln, die für Menschen sinnvoll sind. Das ist natürlich mehr Menschen, wie wichtig Daten bei der Bekämpfung Deutschland ist nach wie vor ein Land der Innovatio- einfacher gesagt als getan. Ein erleichterter Marktzugang von Krankheiten sind, wie wichtig es ist, dass sie zur For- nen, und das deutsche Gesundheitssystem ist ein Milli- für Innovationen ist hierfür elementar, und die Kran- schung etwa gegen Covid-19, gegen Krebs oder Demenz ardenmarkt, der ständig weiter wächst. Laut einer aktu- kenkassen spielen dabei eine wichtige Rolle: Sie können innerhalb Europas ausgetauscht werden, dass Spezialis- ellen Roland Berger Studie steigt allein das Volumen des Versorgungslücken gut erkennen, sie haben das „Mar- ten länderübergreifend zusammenarbeiten müssen und digitalen Gesundheitsmarktes in Deutschland in den ket-Access-Know-How“, um Innovationen in die Versor- dass Gesundheit eben nicht an der Landesgrenze Halt kommenden fünf Jahren auf 57 Milliarden Euro. Musk gung zu bringen. Dieses Wissen fehlt vielen Unterneh- macht. Der europäische Datenraum für Forschungsda- hat das erkannt. Sein Besuch in Deutschland sei ein ver- men und auch den meisten Wagniskapitalgebern. Durch ten muss daher endlich Form annehmen. Denn nur mit stecktes Lob und eine Verbeugung vor deutschem For- das Ende letzten Jahres verabschiedete Digitale-Versor- diesem „europäischen Weg“ können wir in Zukunft im schergeist und hiesiger Ingenieurskunst, schrieb das Han- Fotos: Andreas Friese, Getty Images, flaticon.com gung-Gesetz (DVG) haben die Kassen nun die Möglich- Wettbewerb um die besten Gesundheitsinnovationen delsblatt. Dem kann ich mich nur anschließen. keit, mit einem Teil ihrer Finanzreserven Startups zu der starken außereuropäischen Konkurrenz Stand hal- Gerade der Ernstfall der Corona-Pandemie zeigt uns, fördern. Ein echtes Novum in der Krankenkassen-Land- ten. Es gilt, eine Kommerzialisierung der Nutzung me- welche enormen Chancen in der Digitalisierung zum schaft. dizinischer Daten durch internationale Tech-Riesen zu Wohle der Menschen liegen. Wir sollten das geänderte Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass Krankenkassen verhindern und gleichzeitig Forschung und Versorgungs- Mindset in Sachen neuer Technologien jetzt nutzen, um nicht profitorientiert arbeiten. Dadurch können sie in innovationen in Deutschland und Europa mit hohem die Digitalisierung im Gesundheitswesen in Deutschland Startups investieren, bei denen sich ein Einstieg für klas- Tempo voran zu treiben. sowie in Europa deutlich voran zu bringen. Hierzu müs- sische Investoren nicht lohnt, die Versorgung aber ver- sen wir Gesundheitspionieren mit ihren Innovationen bessert wird. Entsprechend mein Rat: Ohne einen erfah- Fazit: Den Mut haben, bestehende Grenzen zu ver- schnell und unkompliziert den Weg ebnen. Und dafür renen Lotsen, der die Startups und Innovatoren mit ih- schieben müssen wir auch den Mut haben, bestehende Grenzen ren Ideen durch die Untiefen des Systems steuert, Ein Pionier ist jemand, der auf einem bestimmten Ge- zu verschieben. Denn nur so kann unser Gesundheits- erleidet man schnell Schiffbruch. Das umfasst auch das biet bahnbrechend ist. Ein Wegbereiter, ein Vorreiter, system zukunftsfähig werden und auch weitere Krisen wichtige Thema Datenschutz. der auch unbekanntes Gelände nicht scheut. Und damit und Pandemien gut überstehen. ■ Sonderveröffentlichung zum Thema „HEALTH“ | November 2020 HandelsblattJournal
14 HEALTH DATA Ein standardisierter Datensatz für die COVID-19-Forschung Epidemiological factors Anamnesis Outcome & at Risk factors discharge Vital signs Medication Demographics & GECCO Therapy Study enrollment Complications & Inclusion criteria Symptoms Imaging Laboratory Onset of values illness & Admission Prof. Dr. med. Sylvia Thun Dr. Moritz Lehne Charité Visiting Professor und Direktorin der Health Data Scientist in der Core Unit Core Unit „eHealth und Interoperabilität”, „eHealth und Interoperabilität”, Berlin Institute of Health (BIH), und Professorin Berlin Institute of Health (BIH) für Informations- und Kommunikations technologien im Gesundheitswesen, Hochschule Niederrhein von Prof. Dr. med. Sylvia Thun und Dr. Moritz Lehne veröffentlicht. Diese Studien liefern täglich neue Erkennt- harmonisieren und so das Beste aus der COVID-19-For- W nisse, die uns dabei helfen können, die Pandemie erfolg- schung herauszuholen, sind einheitliche Datenformate Fotos: BIH (2), Getty Omages ohl noch nie wurde innerhalb weni- reich zu bekämpfen. notwendig. ger Monate in einem Bereich so viel Doch die Flut der vielen Studien führt auch zu einer geforscht wie aktuell zu COVID-19. Seit zunehmenden Segmentierung von Information: Daten Der German Corona Consensus (GECCO) im Dezember 2019 die ersten Infekti- werden unterschiedlich erhoben, Studienergebnisse Datensatz definiert einheitliche Datenstrukturen onen mit dem neuen Coronavirus be- sind oft nicht miteinander vergleichbar und ein studi- für COVID-19-Studien. kannt wurden, haben Forscherinnen und Forscher Zehn- enübergreifender Datenaustausch zur gemeinsamen Um Studiendaten für die COVID-19-Forschung einheit- tausende von Studien über COVID-19 und SARS-CoV-2 Auswertung ist schwierig. Um Forschungsaktivitäten zu lich zu erheben, wurde innerhalb des mit 150 Millionen Sonderveröffentlichung zum Thema „HEALTH“ | November 2020 HandelsblattJournal
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