ZIELBILD HOCHLEISTUNGS-STRASSENNETZ - THEMENDOSSIER

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ZIELBILD HOCHLEISTUNGS-STRASSENNETZ - THEMENDOSSIER
THEMENDOSSIER
       ZIELBILD
HOCHLEISTUNGS-
  STRASSENNETZ
ZIELBILD HOCHLEISTUNGS-STRASSENNETZ - THEMENDOSSIER
2

                           Herausgeber
                Handelskammer beider Basel

                                   Layout
    Brenneisen Theiss Communications, Basel

                                     Druck
                           buysite AG, Basel

           Handelskammer beider Basel
                    St. Jakobs-Strasse 25
                                 Postfach
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                            www.hkbb.ch

                                 März 2018
ZIELBILD HOCHLEISTUNGS-STRASSENNETZ - THEMENDOSSIER
INHALTSVERZEICHNIS

         04          Vorwort                                            11    Infrastruktur
                                                                                                               03

                                                                         11   Übersicht über die

         05
                                                                              Infrastrukturprojekte
                     Zusammenfassung                                     16   Infrastrukturprogramm
                                                                              mit Ausbauschritten
                                                                         19   Wirtschaftliche Relevanz

          07         Ausgangslage

                                                                        22    Finanzierung

                                                                         25    Finanzierungssituation
                                                                              ­Strassenverkehrsinfrastruktur
                                                                               im Kanton Basel-Landschaft
                                                                         28   Mögliche Finanzierungs-
                                                                              instrumente für den
                                                                              Kanton Basel-Landschaft

                                                                        30    Fazit

Inhaltsverzeichnis | Themendossier Zielbild Hochleistungsstrassennetz
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VORWORT

     Die Metropolitanregion Basel steht vor grossen infrastrukturellen
04
     Herausforderungen. Zunehmenden Mobilitätsbedürfnissen und -er-
     fordernissen haben Bund und Kantone in der Vergangenheit nicht
     mit einem ausreichenden Ausbau der Infrastruktur begegnet. So
     kommt es bereits heute regelmässig zu einer Aus- und Überreizung
     vorhandener Kapazitäten. Die sehr guten Wachstumsperspektiven
     der Region Basel lassen trotz ergriffener Verkehrsmanagement-
     massnahmen einen weiteren Anstieg des Verkehrs vermuten. Dies
     gilt insbesondere auch für den Strassenverkehr.

     Aus Sicht der Handelskammer beider Basel gilt es künftig zwei
     zentrale Punkte zu berücksichtigen, um die Funktionalität des
     ­
     Strassennetzes zu verbessern und die Erreichbarkeit langfristig zu
     sichern. Einerseits müssen die Kantone ein verbindliches Infra-
     strukturprogramm erarbeiten, in dem sämtliche Massnahmen für
     das Hochleistungsstrassennetz auf Kantons- und Bundesebene de-
     finiert werden, andererseits müssen sie ein langfristig angelegtes
     Finanzierungskonzept erstellen.

     Die Handelskammer setzt sich neben dem Ausbau des Hochleis-
     tungsstrassennetzes auch für eine bessere Integration der verschie-
     denen Verkehrsträger ein. Damit soll eine optimale Wirkung auf
     den Verkehrsfluss erzielt werden. Um die Kapazitäten nachhaltig
     zu sichern, müssen bei der Planung und Realisierung neuer Infra-
     strukturen zudem auch Innovationen im Mobilitätsbereich berück-
     sichtigt werden, wie etwa E-Mobilität oder autonomes Fahren.

                                         Themendossier Zielbild Hochleistungsstrassennetz | Vorwort
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ZUSAMMENFASSUNG

Autobahnen und Hauptstrassen – das übergeord-                Strassenrechnung weist einen Einnahmenüber-
                                                                                                                   05
nete Strassennetz – kommen in der Region Basel               schuss von rund 25 Millionen Franken auf. Dies
bereits heute immer wieder an ihre Kapazitäts-               allein nutzt der Finanzierung von Strassenver-
grenzen. Die Folgen reichen von Staus auf dem                kehrsinfrastruktur jedoch nicht, wenn das Geld
umliegenden lokalen Strassennetz bis zum Ver-                für andere Projekte verwendet werden kann. Da-
kehrskollaps etwa infolge von Unfällen. Die Grün-            mit der Überschuss Wirkung zeigt, müssen die
de hierfür liegen in einem unzureichenden Aus-               Einnahmen zweckgebunden sein.
bau der Strasseninfrastruktur bei steigenden
Mobilitätsbedürfnissen.                                      Die Verkehrskommission der Handelskammer
                                                             beider Basel fordert deshalb, dass ein Zielbild des
Damit die trinationale Metropolitanregion Basel              übergeordneten Strassennetzes definiert sowie ein
weiterhin gut zu erreichen ist und die Funktiona-            verbindliches Strasseninfrastrukturprogramm auf­
lität des Verkehrssystems erhalten und weiter                gegleist wird. Massnahmen in Kompetenz des
ausgebaut werden kann, bedarf es umfangreicher               Bundes müssen vom Kanton eingefordert werden.
Investitionen in das übergeordnete Strassennetz.             Zur Finanzierung sollen Rahmenkredite bewilligt
                                                             oder ein Fonds geäufnet werden, dessen Mittel
Anders als andere Kantone verfügt Baselland                  langfristig zum Bau und Unterhalt der Infrastruk-
über keine Fondslösung oder Spezialfinanzie-                 tur zur Verfügung stehen. Hierbei gilt es, Steuern
rung, um die Aufgaben im Bereich Strasseninfra-              und Abgaben verstärkt zweckgebunden für den
struktur zu erfüllen. Neu- und Ausbauten von                 Infrastrukturunterhalt und -ausbau zu berück-
Verkehrsinfrastrukturen werden über Realisie-                sichtigen.
rungskredite finanziert. Die einmalig erstellte

Zusammenfassung | Themendossier Zielbild Hochleistungsstrassennetz
ZIELBILD HOCHLEISTUNGS-STRASSENNETZ - THEMENDOSSIER
06

     Themendossier Zielbild Hochleistungsstrassennetz | Zusammenfassung
ZIELBILD HOCHLEISTUNGS-STRASSENNETZ - THEMENDOSSIER
AUSGANGSLAGE

Mit ihrer Lage im Dreiländereck hat die trinationale                        im Kanton Basel-Landschaft auf. Die Verkehrs­
                                                                                                                                07
Agglomeration Basel ideale Wachstumsperspekti-                              kommission der Handelskammer beider Basel sieht
ven. Neben zahlreichen Chancen ergeben sich hie-                            aufgrund der Studienergebnisse Handlungsbedarf
raus auch Herausforderungen, insbesondere im                                und leitet Massnahmen für die Entwicklung des
Bereich Verkehr.                                                            übergeordneten Strassennetzes ab.

Damit die Funktionalität des Verkehrssystems in                             Strasseninfrastruktur und
Zukunft gewährleistet ist und die Erreichbarkeit                            Mobilitätsbedürfnisse
der Metropolitanregion Basel optimiert werden                               Die Verkehrsinfrastruktur der Region Basel
kann, hat die Handelskammer beider Basel zwei                               kommt bereits heute immer wieder an ihre Kapa-
unabhängige Studien zur regionalen Verkehrsinfra­                           zitätsgrenzen. Besonders deutlich zeigt sich dies
struktur und ihrer Finanzierung erarbeitet. Hier-                           im Strassenverkehr. Die Folgen reichen von regel-
bei wurden insgesamt 15 Projekte identifiziert                              mässigen Staus nicht nur, aber insbesondere zu
und detailliert erläutert. Damit diese effizient finan-                     den Hauptverkehrszeiten bis zum Verkehrskol-
ziert werden können, zeigen die Studien zudem                               laps etwa infolge von Unfällen. Abbildung 1 zeigt
Finanzierungsformen für Strasseninfrastrukturen                             den Anstieg der gesamtschweizerischen Staustun­

                             Abbildung 1: Staubelastung auf den Nationalstrassen
                       In tausend Stunden

                       25

                       20

                       15

                       10

                        5

                        0
                         2000       2002        2004        2006        2008         2010        2012           2014    2016

                                Überlastung                 Unfälle                   Baustellen                   anderes

                        Quelle:
                         Quelle:ASTRA – Verkehrsentwicklung
                                  ASTRA                     und Verfügbarkeit
                                          – Verkehrsentwicklung               der Nationalstrassen
                                                                   und Verfügbarkeit               © BFS 2017
                                                                                        der Nationalstrassen     © BFS 2017

Ausgangslage | Themendossier Zielbild Hochleistungsstrassennetz
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den auf dem Nationalstrassennetz ab dem Jahr                               Stau gibt es also, weil die Strasseninfrastruktur,
08
     2000. Mit heute über 24’000 Staustunden haben                              insbesondere des sogenannten Hochleistungs-
     sich diese in den vergangenen zwei Jahrzehnten                             strassennetzes, unzureichend ausgebaut ist: Wäh-
     mehr als verdreifacht. Wichtigster Grund für Stau                          rend steigende Mobilitätserfordernisse und -bedürf­
     ist zu jeder Zeit eine Überlastung der Infrastruk-                         nisse den Autoverkehr gleichermassen haben
     tur. Heute sind neun von zehn Staustunden darauf                           deutlich ansteigen lassen, blieben infrastruktu-
     zurückzuführen.                                                            relle Anpassungen der Autobahnen weit hinter
                                                                                den nötigen Anforderungen zurück.

     Abbildung 2: Entwicklung des durchschnittlichen Tagesverkehrs, des Bestandes
                   an Motorfahrzeugen, der Bevölkerung und der Kantonsstrassenlänge (in km)
                  im Kanton Basel-Landschaft zwischen 1980 und 2015

                 Indexierte Entwicklung, 1980 = 100
                  300

                  200

                  100

                      0
                                                                                                          2015
                          1980

                                                   1990

                                                                         2000

                                                                                              2015

                 Durchschnittliches jährliches Wachstum (1980–2015)
                  %
                  2.5
                                     2,2%
                  2.0
                  1.5                                     1,4%
                  1.0
                                                                                0,6%           0,6%
                  0.5
                  0.0

                                 Bestand an                 Durchschnittlicher          Bevölkerung              Strassenlänge
                                 Motorfahrzeugen            Tagesverkehr                                         (Kantonsstrassen,
                                                            (Anzahl Fahrzeuge)                                   in km)

                 Quelle: eigene Berechnungen auf Basis von Daten des Statistischen Amts des Kantons Basel-Landschaft und STATPOP.

                                                                          Themendossier Zielbild Hochleistungsstrassennetz | Ausgangslage
Besonders deutlich wird dies im Kanton Basel­                     Ein Aus- und Neubau des übergeordneten Stras-
                                                                                                                       09
Landschaft, wo der durchschnittliche Tagesver-                    sennetzes, der sich an der tatsächlichen Nachfrage
kehr und der Bestand an Motorfahrzeugen in den                    orientiert, ist somit überfällig. Bei der Planung
letzten 35 Jahren stark zugenommen haben (vgl.                    sind dabei der Integration anderer Verkehrsträger
Abbildung 2). Das Verkehrsaufkommen ist seit                      (Multimodalität) sowie einem modernen Mobili-
1980 jährlich um 1,4 Prozent angestiegen. 2015                    tätsmanagement Rechnung zu tragen. Nachhalti-
überstieg das Verkehrsaufkommen dasjenige von                     ge Planung neuer Strasseninfrastruktur heisst
1980 um 65 Prozent, während sich der Bestand an                   zudem, Zukunftstechnologien wie E-Mobilität und
Motorfahrzeugen im gleichen Zeitraum mehr als                     autonomes Fahren zu berücksichtigen, um lang-
verdoppelt hat. Zwar hat in diesem Zeitraum auch                  fristig einen optimalen Nutzen zu realisieren.
die Wohnbevölkerung zugenommen. Das Wachs-
tum fiel jedoch mit einem Plus von 22 Prozent                     Finanzierung des Aus- und Neubaus
deutlich geringer aus. Folglich haben das Ver-                    Die Ausgangslage zur Finanzierung der Strassen-
kehrsaufkommen und der Motorfahrzeugbestand                       verkehrsinfrastruktur im Kanton Basel-Land-
nicht nur absolut, sondern auch pro Kopf betrach-                 schaft ist unsicher. Eine Studie der Fachhochschu-
tet zugenommen. Die Kantonsstrassenlänge in Ki-                   le Nordwestschweiz geht künftig von einem
lometern ist im Kanton Basel-Landschaft hingegen,                 grossen Defizit in der Strassenrechnung aus. Fakt
analog zur Bevölkerung, mit einem durchschnitt-                   ist, dass in den vergangenen Jahren die Finanzie-
lichen jährlichen Wachstum von 0,6 Prozent seit                   rung für Infrastrukturvorhaben nicht sicherge-
1980 lediglich um 21 Prozent angewachsen.                         stellt war. Es existiert zwar ein Investitionsplan
                                                                  über vier Jahre, der einzelne Projekte und deren
Bis 2030 wird das Mobilitätsbedürfnis infolge von                 Finanzierung skizziert, dieser ist jedoch zu un-
Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum weiter                      verbindlich und jedes einzelne Projekt muss noch
zunehmen. Es ist davon auszugehen, dass der mo-                   vom Landrat bewilligt werden. Dies führt zu lan-
torisierte Individualverkehr in der Agglomeration                 gen, ineffizienten Wegen.
Basel bis zu 11 Prozent zunehmen wird.1

1
    Agglomerationsprogramm Basel, 3. Generation.

Ausgangslage | Themendossier Zielbild Hochleistungsstrassennetz
Die Handelskammer beider Basel schlägt Wege            • Mehreinnahmen primär aus dem Strassenver-
10
     vor, die die Finanzierung für Strassenverkehrsin-        kehrsbereich generieren
     frastrukturprojekte schneller und verbindlicher        • Strasseninfrastrukturausgaben und -kosten
     macht. Gemäss einer unabhängigen Studie, in der          senken, beispielsweise durch ein stärkeres Pri-
     die Finanzierungsmöglichkeiten für die Strassen-         orisieren der Vorhaben (Verzicht und/oder zeit-
     verkehrsinfrastruktur analysiert wurden, gibt es         liches Verschieben von Vorhaben) und/oder die
     grundsätzlich drei verschiedene Möglichkeiten,           Senkung von Ausbau- und Unterhaltsstandards
     um auf potenzielle Herausforderungen in der
     Strasseninfrastrukturfinanzierung zu reagieren:        Die Studie fokussierte auf die ersten beiden Punk-
     • Ausreichend Finanzmittel über Zweckbindun-           te der Einnahmenseite (Verteilung von Finanz-
       gen zugunsten der Strasseninfrastrukturfinan-        mitteln und Mehreinnahmen) und lässt die Aus-
       zierung zulasten anderer Staatsausgaben sichern      gaben beziehungsweise die Priorisierung von
                                                            Projekten bewusst ausser Acht.

                                                         Themendossier Zielbild Hochleistungsstrassennetz | Ausgangslage
INFRASTRUKTUR

Übersicht über die Infrastrukturprojekte
                                                                                                                      11

Mobilitätsbedarf der Zukunft
Als dynamischer Wirtschaftsraum im Zentrum                         Wer ist für die schweizerische
Europas nimmt die trinationale Region Basel eine                   Verkehrsinfrastruktur zuständig?
wichtige Rolle für den Wirtschaftsstandort Schweiz                 Zuständigkeit und Kostentragung für Bau, Be­
ein. Neben einem weltweit einmaligen Life Scien-                   trieb und Unterhalt der Strassen sind in der
ces-Cluster ist Basel aufgrund seiner geografi-                    Schweiz klar nach Staatsebenen ­getrennt. Der
schen Lage als Gateway ein Logistikstandort von                    Bund trägt die Kosten für N­ atio­nal­­strassen,
nationaler und internationaler Bedeutung. Wie im                   also Autobahnen, die ­  Kantone und deren
Hauptbericht des Agglomerationsprogramms Ba-                       Gemeinden jene für das untergeordnete
                                                                   ­
sel 3. Generation festgehalten, leben rund vier von                Strassennetz, konkret die Kantons- und
fünf Personen im bereits heute dicht besiedelten                   Gemeinde­strassen. Eine Ausnahme bildet die
Teil der Agglomeration. Die verbleibenden 21 Pro-                  Fertigstellung des National­ strassennetzes,
zent wohnen im ländlichen Raum der Region Ba-                      das aus historischen Gründen weiterhin eine
sel. Bis 2030 rechnet man mit einem jährlichen                     gemeinsame Aufgabe von Kantonen und Bund
Bevölkerungswachstum von 0,5 Prozent im trina-                     ist.
tionalen Raum. Im ländlichen Raum liegt das
jährliche Wachstum sogar bei 0,8 Prozent. Je nach                  Anders als in einigen anderen Kantonen, leis-
Szenario leben dann mit rund 850’000 Menschen                      ten die Gemeinden im Kanton Basel­   -Land­
bis zu 74’000 zusätzliche Personen gegenüber                       schaft keine Beiträge an die Kosten für die
heute in der Agglomeration Basel. Neben zahlrei-                   Kantonsstrassen.
chen Chancen ergeben sich hieraus auch Heraus-
forderungen für die Metropolregion, insbesonde-
re im Bereich Infrastruktur und Mobilität. So
wird sich der Autoverkehr in der Agglomeration
Basel je nach Szenario um 7 bis 11 Prozent erhö-
hen, was einem Total von über 22 Millionen Perso-
nenkilometer pro Tag entspricht.

Infrastruktur | Themendossier Zielbild Hochleistungsstrassennetz
Neuausrichtung des                                       daher zwingend erforderlich. Um den Kapazitäts-
12
     Hochleistungsstrassennetzes                              engpass in der Zwischenzeit zu verringern, sind
     Um die nationale und internationale wirtschaftli-        permanente Pannenstreifenumnutzungen zwi-
     che Bedeutung der Metropolitanregion Basel zu            schen Liestal und Augst in Fahrtrichtung Zürich
     erhalten und zu stärken, ist es unabdingbar, ein         sowie der Verzweigung Augst und Rheinfelden
     modernes übergeordnetes Strassennetz zu schaf-           West in beide Fahrtrichtungen einzurichten. Um
     fen. Neben dem Ausbau bestehender Strassenin­            die Agglomeration Basel in südlicher sowie
     frastruktur gilt es, Neubauten dort zu forcieren,        südöstlicher Richtung besser zu erschliessen,
     wo es bereits heute Engpässe gibt. Grosser Hand-         sind ein Ausbau des Halbanschlusses Aesch Nord
     lungsbedarf besteht am Autobahnkreuz Hagnau,             zum Vollanschluss sowie ein Umbau und eine Er-
     das als einer der meistbefahrenen Autobahnab-            weiterung der Umfahrung Liestal notwendig. Da-
     schnitte der Schweiz fast täglich überlastet ist. Da     von profitieren das Wirtschaftsgebiet Aesch Nord
     sich hier ein Grossteil des Pendel- sowie des Gü-        und das Zentrum Liestal.
     terverkehrs aus und in Richtung Basel-Landschaft
     sowie Aargau bündelt, besitzt der Ausbau Hagnau          Blosser Ausbau nicht ausreichend
     hohe Priorität für die Funktionalität des Verkehrs-      Da der Aus- und Umbau der bestehenden Infra-
     systems der Region Basel. Weiter besteht Hand-           struktur nicht ausreichen wird, um den zukünfti-
     lungsbedarf an den Anschlüssen Aesch – Angen-            gen Mobilitätsbedürfnissen gerecht zu werden,
     stein sowie dem Anschluss Rheinfelden West.              braucht es zusätzlich den Neubau von Infrastruk-
     Infolge des zu erwartenden zusätzlichen Verkehrs­        tur.
     aufkommens in den nächsten Jahren ist bei beiden
     ein Ausbau angezeigt. Nur so ist eine bessere Er-        Mit dem Ausbau des Knotens Hagnau kann der
     reichbarkeit und daher höhere Attraktivität zahl-        Verkehrsfluss entscheidend verflüssigt werden.
     reicher Wirtschaftsgebiete sichergestellt. Als eine      Damit dieser positive Effekt bestmöglich zum Tra-
     der beiden Hauptverkehrsachsen der Schweiz und           gen kommt, bedarf es einer Kapazitätserweite-
     europäische Nord-Süd-Verbindung ist die Auto-            rung zwischen dem Knoten Hagnau und der Nord-
     bahn A2 von herausragender nationaler und inter-         tangente/Verzweigung Wiese. Der Rheintunnel,
     nationaler Bedeutung. Zurzeit führen bereits klei-       dessen Kernstück zwei richtungsgetrennte Tun-
     ne Verkehrsstörungen im Bereich Hagnau in                nelröhren unterhalb des Rheins bilden, soll hier
     Richtung Augst und der Gegenrichtung zum Ver-            als Bypass realisiert werden. Anschlüsse von und
     kehrskollaps auf der National- und den umliegen-         nach Frankreich und Deutschland leisten einen
     den Kantonsstrassen. Ein Ausbau der sechsspuri-          Beitrag zur besseren internationalen Erreichbar-
     gen Nationalstrasse auf insgesamt acht Spuren ist        keit der Region Basel.

                                                            Themendossier Zielbild Hochleistungsstrassennetz | Infrastruktur
Als weitere spürbare Entlastung der Autobahnbe-                    Ringschluss um Basel
                                                                                                                       13
reiche Schänzli (A18) und Hagnau (A2) ist eine                     Von herausragender Bedeutung ist der Ring-
neue Autobahnverbindung zwischen der Auto-                         schluss des Hochleistungsstrassennetzes um Basel,
bahn A18 und der Autobahn A2 dringend erfor-                       der drei Projekte umfasst. Der Zubringer Bachgra-
derlich. Dass die bestehenden Verkehrsachsen                       ben – Nordtangente verbindet die Nordtangente
den anwachsenden Verkehr selbst nach deren                         beziehungsweise das städtische Strassennetz im
Ausbau werden aufnehmen können, scheint unre-                      Bereich der Autobahnanschlüsse EuroAirport und
alistisch. Es ist deshalb dringend notwendig, eine                 Kannenfeld mit dem Wirtschaftsgebiet Bachgra-
redundante Linienführung zum Tunnel Schänzli                       ben und dem Ortszentrum Allschwil. Ziel ist es,
zu schaffen. Im Bereich Augst sind zwei Neubau-                    das Bachgrabengebiet direkt an das Autobahn-
projekte angedacht. Um das Wirtschaftsgebiet Sa-                   netz anzubinden und damit die heutigen Haupt-
lina Raurica besser zu erschliessen, muss die                      zufahrtsachsen zu entlasten. Eine unterirdische
Hauptverkehrsstrasse verlegt und neu gestaltet                     Umfahrung Allschwil (Tunnel Allschwil und Tun-
werden. Die neue Trasse beinhaltet neben mehre-                    nel Binningen) soll die grosse Belastung durch
ren Verkehrsknoten, Unterführungen und Klein-                      den Durchgangsverkehr vom Elsass nach Basel
tierdurchlässen auch Lärmschutzwände. An diese                     und ins Leimental verringern. Der Ringschluss
neue Hauptverkehrsstrasse soll in einem weiteren                   erfolgt durch den Gundelitunnel, der als Verbin-
Schritt in östlicher Richtung die Umfahrung                        dung zwischen der Autobahn, den südwestlichen
Augst anschliessen. Diese ist äusserst wichtig,                    Stadtteilen und den Vororten Basels geplant ist.
um den Mehrverkehr infolge der vorgesehenen                        Damit wird nicht nur der Durchgangsverkehr ab
Entwicklungen in Salina Raurica sowie Kaiser-                      Autobahnanschluss Basel-City unterirdisch ge-
augst und Pratteln-Mitte zu bewältigen. Die Orts-                  führt, sondern auch das Bahnhofsareal besser er-
umfahrung Reinach Süd bindet an die A18 beim                       schlossen.
Vollanschluss Aesch an und ermöglicht die direk-
te Anbindung an die Birsigstrasse. Hierdurch er-                   Eine geografische Übersicht über das Infrastruk-
gäben sich neue Optionen für das Wirtschaftsge-                    turprogramm gibt Abbildung 3. Sie zeigt den ge-
biet Kägen.                                                        planten Aus- beziehungsweise Neubau der Strassen­
                                                                   infrastruktur in der Region Basel unterschieden
                                                                   nach Finanzierungsquelle.

Infrastruktur | Themendossier Zielbild Hochleistungsstrassennetz
14

     Themendossier Zielbild Hochleistungsstrassennetz | Infrastruktur
Abbildung 3: Zielbild des Hochleistungsstrassennetzes
                                                                                                                                                                                               15
     EuroAirport       F                         2          D/A5
                                                                                                                              Finanziert durch
                                                            ) 1a
                                3                      (                                                                                   Bund
                                                  se                                                                                       Kanton Basel-Landschaft
                                               ie
              4                               W                                                                                            1
                                                                                                                                            /3 Kanton Basel-Stadt, 2/3 Bund
                                                                      1                                                       Legende
                                                                                                                                                 bestehende Achse
                      BS
                      BL

      F                                                                                                                                          noch nicht bestehende Achse
                                                                                          D

                                    Basel
                                                                                      CH

      CH                                                                                                                                         Nummer des Objektes
                                                                            Birsfelden
                                                                                                                                       1
                                             6

                                                                                                                                                                     A 98
  Allschwil                                                                           7
                                                                 rt
                  5          Binningen                      el
                                                              le                          Hagnau                                                                               Rheinfelden
                                                           G
                                                                                                                                      Rhe
                                                                                                                                         in              13 14                  15
                                                                                 li
                                                                              änz

                                                                                               Sc h                                                                                        3
                                                 Mut                                                  wei
                                                                           Sch

                                                            ten                                          zer
                                                                                                             hal
                                                               z Sü                                              le       2
                               Bottmingen                          d                      8

                                                                                                                                                                st
                                                                                                                                             3     ta
                                                                                                                                                     l

                                                                                                                                                                 g
                                                                                                                                Pratteln

                                                                                                                      2
                                                                                                                                                    es

                                                                                                                                                              Au
                                                                                                                                                 Li

                                                                                          Muttenz                                                     st                              AG
                                            Rei
                                                nac                                                                                        Pratteln O                                BL
                                                   hN                     Münchenstein
                                                     ord                                                                  Pratteln
                           Reinach                                                                                                                             Füllinsdorf

                                                                                                                                                                                2
                                                                18

                                      Rei                                                                                 Frenkendorf
                                          nac
                                             hS
                                               üd
                                                                                                                                                                                 orf
                                                                                                                                              Liestal Nor
                                                                                                                                                          d                   isd
    Therwil                                                                                                                                                                 Ar
                                      10

                                                                  Aesch                                                                                                               12
                                Aesch                           9                                                                                        Liestal

                                                                                                                                                                                       d
                                                                                                                                                                                     Sü
                                                                                                                                                                                al
                                                                                                                                                                          e   st
                                                                                                                                                                        Li
                      Pfeffingen            11                    Aesch - Angenstein

1. A3; Rheintunnel Basel (CH – F; 1a: CH – D)                                                 10. Ortsumfahrung Reinach
2. A2; Hagnau – Augst, 8-Spurausbau                                                           11. Anschluss Aesch – Angenstein
3. A2/A3; Pannenstreifenumnutzung Pratteln – Rheinfelden                                      12. A22; Umfahrung Liestal
4. Zubringer Bachgraben – Nordtangente                                                        13. Salina Raurica, Verlegung Hauptverkehrsstrasse
5. Umfahrung Allschwil (Tunnel Allschwil, Tunnel Binningen)                                   14. Umfahrung Augst
6. Gundelitunnel (ABAC)                                                                       15. A3; Anschluss Rheinfelden West
7. Autobahnkreuz Hagnau (A18 – A3 Rheintunnel – A2)
8. A18/A2; Redundanz Tunnel Schänzli
9. A18; Vollanschluss Aesch

Infrastruktur | Themendossier Zielbild Hochleistungsstrassennetz
Infrastrukturprogramm mit Ausbauschritten
16

     Abbildung 4 veranschaulicht, wie ein Modell eines      des Bundes. Dies ermöglicht eine effiziente Um­
     Infrastrukturprogramms aussehen könnte. Es hat         setzung und schafft Sicherheit. Zudem muss das
     nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, sondern        Infrastrukturprogramm mit dem Agglomerati­
     soll vermitteln, in welcher Form der Ausbau des        onsprogramm Basel abgestimmt werden, über das
     übergeordneten Strassennetzes strukturiert vor­        allenfalls finanzielle Unterstützung in Anspruch
     angetrieben werden kann. Neben den drei Phasen         genommen werden kann.
     spielen die Ausbauschritte (AS) eine zentrale Rol­
     le. In regelmässigen Abständen beschliesst das         Auffallend ist, wie komplex sich das Hochleistungs­
     Parlament die entsprechenden Ausbauschritte zu­        strassennetz gestaltet und wie viel Zeit sein Aus­
     sammen mit den dazu benötigten finanziellen            bau in Anspruch nimmt. Mit einem Infrastruktur­
     Mitteln analog zu den Infrastrukturprogrammen          programm und definierten Ausbauschritten kann
                                                            diese Komplexität gebrochen werden.

       Phasen und Meilensteine von Infrastrukturprojekten
       Das Infrastrukturprogramm beinhaltet mehrere Projekte und gliedert sich in die drei Phasen Pla­
       nung, Projektierung und Realisierung. Am Ende der Planungsphase ist das Projekt in Ort und Lage
       definiert. Die anschliessende Projektierungsphase schliesst mit der Erteilung der rechtskräftigen
       Baubewilligung ab. Die Realisierungsphase startet mit dem Baubeginn und endet mit der Inbe­
       triebnahme des Bauprojekts. Die Phasen müssen nicht zwangsläufig nahtlos ineinander überge­
       hen. Besonders zwischen Baubewilligung und Baubeginn können die Arbeiten zeitweise ruhen.

                                                                              Baubeginn

                   Planung                     Projektierung                           Realisierung

                         Projekt in Ort und                  Rechtskräftige                         Inbetriebnahme
                             Lage definiert                  Baubewilligung

                                                          Themendossier Zielbild Hochleistungsstrassennetz | Infrastruktur
Abbildung 4: M
              ögliches Modell eines Infrastrukturprogramms
                                                                                                                                           17
             des Hochleistungsstrassennetzes

                                       AS 2010                      AS 2020                      AS 2030                 AS 2040
                          Nr. 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0
                           1                               A                           B   C                       D
                           2                                    A                          B      C                D
                           3                 A         B CD
    Bund
                           7                                                               A                       B C                 D
                           8                                                               A                       B C                 D
                           15                          A B          C         D
                           6                               A                               B          D

    Bund und/              9            A    B                            C        D
    oder Kanton            11                              A            B C            D
                           12                              A                               B C                 D
                           4                           A            B C       D1           D2
                           5                                              A                           B    C                       D
    Kanton                 10                              A            B C            D
                           13                A     B       C    D
                           14                                   A                          B          C            D

Phasen:                                                                   Meilensteine:

    Planung            Projektierung             Realisierung             A   Projekt in Ort und Lage definiert
                                                                          B   Rechtskräftige Baubewilligung
                                                                          C   Baubeginn
                                                                          D   Inbetriebnahme

Projekte:
1. A3; Rheintunnel Basel (CH – F; 1a: CH – D)                             10. Ortsumfahrung Reinach
2. A2; Hagnau – Augst, 8-Spurausbau                                       11. Anschluss Aesch – Angenstein
3. A2/A3; Pannenstreifenumnutzung Pratteln – Rheinfelden                  12. A22; Umfahrung Liestal
4. Zubringer Bachgraben – Nordtangente                                    13. Salina Raurica, Verlegung Hauptverkehrsstrasse
5. Umfahrung Allschwil (Tunnel Allschwil, Tunnel Binningen)               14. Umfahrung Augst
6. Gundelitunnel (ABAC)                                                   15. A3; Anschluss Rheinfelden West
7. Autobahnkreuz Hagnau (A18 – A3 Rheintunnel – A2)
8. A18/A2; Redundanz Tunnel Schänzli
9. A18; Vollanschluss Aesch

Infrastruktur | Themendossier Zielbild Hochleistungsstrassennetz
Tabelle 1: Übersicht über die Infrastrukturprojekte

                                                Projekt in   Rechtskr.     Baubeginn/ Inbetrieb-      Zuständig-    Finan-
                                                Ort und      Baube-        Bauzeit    nahme           keit          zierung
                                                Lage         willigung
                                                definiert
     Ausbau
       Achsen
       (2)                                      2022         2030          2034/         2040         Bund          Bund
       Hagnau – Augst                                                      6 Jahre
       (3)                                      2016         2019          2019/         2020         Bund          Bund
       PUN Pratteln – Rheinfelden                                          1 Jahr
       (9)                                      2014         20162         2025/         2027         BL (Bund3)    BL (Bund3)
       Vollanschluss Aesch                                                 2 Jahre
       (12)                                     2020         2030          2030/         2038         BL (Bund3)    BL (Bund3)
       Umfahrung Liestal                                                   8 Jahre
18       Knoten
         (7)                                    20304        2040          2040/         2050         Bund          Bund
         Hagnau                                                            10 Jahre
         (11)                                   2020         2025          2025/         2028         BL (Bund3)    BL
         Anschluss Aesch˘– Angenstein                                      3 Jahre                                  (evtl. Agglo
                                                                                                                    Basel)
         (15)                                   2019         2020          2023/         2026         Bund          Bund
         Anschluss Rheinfelden West                                        3 Jahre                                  (evtl. Agglo
                                                                                                                    Basel)
     Neubau
      Achsen
      (1)                                       2020         2028          2030/         2040         Bund          Bund
      Rheintunnel                                                          10 Jahre
      (8)                                       20304        2040          2040/         2050         Bund          Bund
      Redundanz Tunnel Schänzli                                            10 Jahre
      (10)                                      2020         2025          2025/         2028         BL            BL
      Ortsumfahrung Reinach                                                3 Jahre                                  (evtl. Agglo
                                                                                                                    Basel)
         (13)                                   2016         2018          2020/         2022         BL            BL
         Salina Raurica,                                                   2 Jahre                                  (evtl.
         Verlegung Hauptverkehrsstrasse                                                                             Dritte)
         (14)                                   2022         2030          2035/         2040         BL            BL (evtl.
         Umfahrung Augst                                                   5 Jahre                                  Dritte)
         Ringschluss
         (4)                                    2019         2023          2024/         2026         BL und BS     BL
         Zubringer                                                         2–6 Jahre5    (20305)                    (evtl. Agglo
         Bachgraben – Nordtangente                                                                                  Basel)
         (5)                                    20254        2035          2037/         2047         BL            BL
         Umfahrung Allschwil                                               10 Jahre                                 (evtl. Agglo
                                                                                                                    Basel)
         (6)                                    2020         2030          2030/         2035         BS und        1
                                                                                                                      ⁄ 3 BS; 2 ⁄ 3
         Gundelitunnel                                                     5 Jahre                    Bund          Bund

     2
       Rechtskräftige Baubewilligung liegt vor.
     3
       Die Zuständigkeiten gehen mit Übergabe der A18 und der A22 an den Bund über.
     4
       Planung noch nicht gestartet.
     5
       Je nach Variante zwei oder sechs Jahre Bauzeit.

                                                                 Themendossier Zielbild Hochleistungsstrassennetz | Infrastruktur
Wirtschaftliche Relevanz
                                                                                                                       19

Verkehr umgehend verflüssigen                                      Hochleistungsstrassen als
Für die Metropolitanregion Basel mit ihren zahl-                   Wachstumstreiber
reichen Regionalzentren in den äusseren Agglo-                     Mittel- bis langfristig kommen zu der unmittelba-
merationsgebieten ist es zentral, dass eine ad-                    ren Entlastung der Strassen sogenannte Agglome-
äquate Vernetzung des Verkehrs sichergestellt                      rationseffekte hinzu. Der Ausbau des Autobahn-
ist. Die vorgestellten Projekte zum Ausbau des                     netzes setzt und verstärkt Wachstumsimpulse in
übergeordneten Strassennetzes sind deshalb von                     der gesamten Region Basel. Die hinzugewonnene
hoher Relevanz für die Wirtschaftsregion Basel.                    Standortattraktivität bewirkt eine Vergrösserung
Indem die Kapazitäten erhöht werden, kann nicht                    des lokalen Marktes, indem Wissens-Spillover
nur die Leistungsfähigkeit des Verkehrsnetzes                      zwischen Unternehmen und Clusterbildung be-
unmittelbar gesteigert, sondern auch die Staupro-                  günstigt werden. Die dadurch zu erwartende Zu-
blematik entschärft werden. Die zusätzliche Ver-                   nahme von Arbeitsplätzen bewirkt den Zuzug
kehrskapazität reduziert das Ausfallrisiko dank                    hochqualifizierter Arbeitskräfte sowie entspre-
Redundanzen und sorgt für eine zügige und di-                      chende Einkommenszuwächse. Diese wirken sich
rekte Verkehrsführung.                                             über höhere Steuereinnahmen direkt auf das
                                                                   staatliche Budget aus.
Für eine wachsende Region Basel ist, im Kontext
eines zunehmenden intereuropäischen und globa-                     Durch die bessere Anbindung des Basler Umlands
len Handels, eine bessere Vernetzung mit dem an-                   wird das wirtschaftliche Potenzial der Region
grenzenden In- und Ausland unabdingbar: Neue                       besser genutzt. Die Erschliessung grösserer Frei­
beziehungsweise optimierte Verkehrswege kön-                       flächen für grosse Bauprojekte nahe dem Stadt-
nen interregionale Handelseffekte nach sich zie-                   zentrum ist insbesondere der Neuansiedlung von
hen, wobei neue Austauschbeziehungen zwischen                      Firmen zuträglich. Nicht zuletzt entsteht durch
der Region und ihrem Umland entstehen. Der er-                     die Schaffung eines modernen übergeordneten
folgreiche Logistikcluster Region Basel wird                       Strassennetzes hochwertiger Lebens- und Wohn-
durch die Modernisierung des übergeordneten                        bereich entlang der heutigen Verkehrsachsen.
Strassennetzes nachhaltig gestärkt. Neue Infra-
strukturen erschliessen zudem zielgerichtet Wohn-
und Arbeitsräume – ein nicht zu unterschätzen-
der raumplanerischer Vorteil im dicht besiedelten
Raum Basel.

Infrastruktur | Themendossier Zielbild Hochleistungsstrassennetz
Des Weiteren kann man infolge des Infrastruk-         Um die Funktionalität des Strassennetzes im
20
     turausbaus von sogenannten Entwicklungs- und          Raum Basel auch in Zukunft zu gewährleisten,
     Selbsterzeugungseffekten ausgehen. Ein aktuelles      müssen die vorgestellten Projekte als unabding-
     Beispiel, das zunehmend an Bedeutung gewinnt,         bare Teile eines Ganzen gesehen werden. Ebenso
     ist der Ausbau des Glasfasernetzes parallel zu        ist auf eine Aufwärtskompatibilität der Ausbau-
     Strassenaus- und -neubauten. Die Verfügbarkeit        massnahmen zu achten. Allein so kann man mög-
     modernster Telekommunikations- und Datennetze         lichen Engpässen der Zukunft flexibel begegnen.
     schafft im Zug der voranschreitenden Digitalisie-     Auch der Verknüpfung mit anderen Verkehrsträ-
     rung zusätzliche Anreize für die Ansiedlungen         gern (Multimodalität) sowie Mobilitätstrends der
     von Unternehmen der Industrie 4.0 oder For-           Gegenwart und Zukunft, namentlich der E-Mobili-
     schungsstätten. Für Letztere stellt eine sichere,     tät und dem autonomen Fahren, ist Rechnung zu
     stabile und moderne Infrastruktur neben der Ver-      tragen. Nur damit erreicht man, dass Nadelöhre
     fügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften den      auf den Strassen der Region Basel vermieden und
     wichtigsten Standortfaktor dar.                       nicht nur verschoben und die Kapazität auf der
                                                           Strasse nachhaltig gesichert werden.

                                                         Themendossier Zielbild Hochleistungsstrassennetz | Infrastruktur
21

Infrastruktur | Themendossier Zielbild Hochleistungsstrassennetz
FINANZIERUNG

     Wie eingangs erwähnt, präsentiert sich die Finan-
22
     zierung der Strassenverkehrsinfrastruktur als
     unsicher, langsam und zu unverbindlich.

     Der Kanton Basel-Landschaft verfügt, anders als
     andere Kantone und der Bund, weder über eine
     Fondslösung noch eine Spezialfinanzierung, um
     seine Aufgaben im Bereich der Strasseninfra-
     struktur zu erfüllen. Einzig für die Errichtung
     der Hochleistungsstrasse H2 Pratteln – Liestal
     wurde ein zeitlich auf die Projektdauer begrenz-
     ter Fonds eingerichtet. Die Ausgaben im Strassen-
     verkehr werden im Kanton Basel-Landschaft über
     folgende Instrumente finanziert:
     • Für die Finanzierung des Betriebs, Unterhalts
       und Werterhalts der Kantonsstrassen bewilligt
       der Landrat Rahmenkredite, deren Höhe sowie
       die Mittelverwendung er ebenfalls beschliesst.
       Die Mittel für die Finanzierung stammen aus
       dem Staatshaushalt.
     • Für den Neu- und Ausbau von Verkehrsinfra-
       strukturen werden Realisierungskredite ge-
       sprochen.
     • Die polizeilichen Leistungen für die Verkehrssi-
       cherheit werden aus der laufenden Rechnung
       finanziert. Umfang und Finanzierung werden
       dabei nach effektivem Aufwand und Ertrag fest-
       gelegt. Dabei werden Ordnungsbussen als Ertrag
       angerechnet.

                                                          Themendossier Zielbild Hochleistungsstrassennetz | Finanzierung
23
     Finanzierungsformen in den Nachbarkantonen

     Basel-Stadt: Der Kanton Basel-Stadt verfügt                  Solothurn: Der Kantonsrat verabschiedet mit
     sowohl über die Spezialfinanzierung Strassen-                Mehrjahresprogrammen die Kredite für den
     rechnung als auch über Rahmenkredite. Das                    Neubau, die Änderung und den Unterhalt der
     Strassennetz auf Gebiet des Kantons Basel­  -                Kantonsstrassen. Der Kanton Solothurn finan-
     Stadt verfügt ausschliesslich über Kantons-                  ziert seine Strassenbau und -unterhaltskosten
     strassen und keine Gemeindestrassen. Die hohe                in erster Linie aus Motorfahrzeugsteuern, mit
     Dichte des Strassennetzes sowie die Lage der                 den Bundesbeiträgen aus dem Treibstoffzoll und
     Infrastrukturen, welche mehrheitlich im Zent-                dem Ertrag der leistungsabhängigen Schwer-
     rum liegen, gestalten den Bau und den Unter-                 verkehrsabgabe.7 Sofern die Kantonsstrassen
     halt kostenintensiv. Aufgrund dieser Besonder-               auf Gemeindegebiet liegen, beteiligen sich die
     heiten ist ein Vergleich mit anderen Kantonen                Gemeinden an den Kosten für Planung, Projek-
     betreffend Finanzierung daher schwierig.                     tierung und Bau von Kantonsstrassen und Rad-
                                                                  wegen mit einem Anteil von 5 bis 50 Prozent.
     Aargau: Der Kanton Aargau verfügt für die
     Strassenfinanzierung über die Spezialfinan-
     zierung Strassenrechnung. Über diese werden
     Bau, Unterhalt und Betrieb von National- und
     Kantonsstrassen abgerechnet. Finanziert wird
     die Spezialfinanzierung in erster Linie mittels
     Motorfahrzeugabgaben, Anteilen aus der leis-
     tungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe und
     Mineralölsteuern. Der Grosse Rat beschliesst
     mit dem Aufgaben- und Finanzplan jährlich
     das Budget für das kantonale Verkehrsangebot.6
     Aufgrund der guten Erfahrungen wurde auch
     für die Finanzierung der ÖV-Infrastruktur eine
     entsprechende Spezialfinanzierung geschaffen.

6
    Vgl. mobilitätAARGAU vom 13. Dezember 2016.
7
    Vgl. Strassengesetz vom 24. September 2000.

Finanzierung | Themendossier Zielbild Hochleistungsstrassennetz
24
     Finanzierungsinstrumente anderer Kantone

     Die Finanzierung der kantonalen Strasseninfra­              Insgesamt verfügen die Kantone
     struktur ist unterschiedlich ausgestaltet. Bei              • BE, BS, FR, NE, SZ, VS, ZG, ZH über Spezialfi-
     der Mehrheit der Kantone läuft die Strassenver-               nanzierungen und Rahmenkredite
     kehrsfinanzierung nicht unmittelbar über den                • AG, AI, AR, GR, LU, SG, SO, TG nur über Spe-
     allgemeinen Staatshaushalt. Etliche Kantone                   zialfinanzierungen
     verfügen über eigene Fonds und Spezialfinan-                • BL, GE, GL, NW, SH, TI, UR, VD nur über Rah-
     zierungen für die Strasseninfrastruktur mit                   menkredite
     zweckgebundenen Einnahmen. Spezialfinan-
     zierungen werden in einigen Kantonen auch                   Die Kantone JU und OW finanzieren die Ver-
     mit Rahmenkrediten kombiniert. Andere Kan-                  kehrsausgaben aus dem allgemeinen Staats-
     tone hingegen organisieren die Finanzierung                 haushalt und verfügen weder über Spezialfi-
     ihrer Strasseninfrastruktur nur über Rahmen-                nanzierungen noch Rahmenkredite.
     kredite.

                  Abbildung 5: Instrumente der Verkehrsfinanzierung in den Kantonen

                                                                         Nur Spezialfinanzierungen: 8

                                                                         Nur Rahmenkredite: 8

                                                                         Weder Spezialfinanzierungen noch Rahmenkredite: 2

                                                                         Spezialfinanzierungen und Rahmenkredite: 8

                                 Quelle: Ecoplan (2014), Verkehrsfinanzierung in den Kantonen

                                                              Themendossier Zielbild Hochleistungsstrassennetz | Finanzierung
Finanzierungssituation Strassenverkehrsinfrastruktur im Kanton Basel-Landschaft
                                                                                                                                     25

Gemäss nachgetragener Strassenrechnung auf                                 Einnahmenüberschuss in Höhe von knapp 25 Mil-
Basis der Studie der Fachhochschule Nordwest-                              lionen Franken auf (siehe Tabelle 2).
schweiz weist der Kanton Basel-Landschaft einen

Tabelle 2: Strassenrechnung des Kantons Basel-Landschaft

                                                          Total in tausend Franken
 KoA          Bezeichnung                                       2010            2011          2012         2013         2014

 30           Personalaufwand inkl.                       –        37’227            37’233    37’494       38’514       37’242
              Sozialbeiträge Mab
 31           Sachaufwand                                 –        26’893            29’180    25’958       25’394       26’129
 34 / 36      Restlicher Aufwand                          –            1’148           747           371          614          634
 BeBu         Arbeitsplatz-/Gemeinkosten                  –        12’656            12’658    12’747       13’094       12’661
              (34% v. KoA 30)
 3            Kosten vor Kapitaldienst                    –        77’924        79’817        76’570       77’616       76’666
 42 / 46      Ertrag MFK                                  +         8’337             8’239     8’334        8’322        8’584
 427          Bussen Polizei                              +         3’732             4’271     5’821        5’000        4’748
46            Kant. Verkehrssteuer                        +        82’052            82’588    84’278       85’803       86’352
46            Anteil Mineralölsteuer (Bund)               +          9’677           10’327    10’632       11’436       11’952
46            Treibstoffverkauf TBA                       +          7’677            8’635     9’079        8’060        7’850
46            Ertrag LSVA (Bund)                          +        12’622            12’655    12’319       12’732       12’627
4             Ertrag                                      +       124’097       126’715       130’463      131’353      132’113
              Zwischenergebnis vor                        +        46’173        46’898        53’893       53’737       55‘447
              Kapitaldienst
33            Abschreibung auf Buchwert                   –        20’078            20’920    22’162       23’722       25’342
BeBu          Kalk. Zinskosten auf Buchwert               –         5’853             6’056     5’490        5’740        5’521
              Kapitaldienst Basis Buchwert                –        25’931            26’976    27’652       29’462       30’863
              Ergebnis Basis Buchwert                     +        20’242        19’923        26’241       24’275       24’583
              Kostendeckungsgrad in %                                   119            119           125          123          123
Konsolidierte Darstellung des Rechnungsmodells der FHNW

Quelle: Kanton Basel-Landschaft

Finanzierung | Themendossier Zielbild Hochleistungsstrassennetz
Ein Einnahmenüberschuss alleine nutzt der Finan­                Diesem Trend auf der Ausgabenseite steht ein ge-
26
     zierung von Strassenverkehrsinfrastruktur je-                   genteiliger Trend auf der Einnahmenseite gegen-
     doch nur, wenn das Geld zweckgebunden dafür                     über. Bei den folgenden Erträgen ist in Zukunft
     eingesetzt wird. Zudem dürfte sich die Finanzie-                mit einer Abnahme zu rechnen:
     rungssituation im Kanton Basel-Landschaft in Zu-                • Abnehmende Erträge bei der Mineralölsteu-
     kunft verschärfen. Folgende Gründe führen zu                      er: Die Einnahmen bei der Mineralölsteuer und
     höheren Ausgaben:                                                 folglich die absoluten Kantonsanteile nehmen
     • Steigende Nachfrage macht Infrastruktur-                        trotz wachsender Bevölkerung und Mobilität ab.
        ausbau nötig: Die steigenden Anforderungen                     Der Trend hin zu verbrauchsärmeren Fahrzeu-
        an und die Nachfrage nach Mobilität im Güter-                  gen hat zur Folge, dass die Mineralölsteuerein-
        und Personenverkehr lassen die Strasse zu                      nahmen tiefer ausfallen. Gemäss Schätzungen
       ­Spitzenzeiten bereits heute an ihre Kapazitäts-                des Bundesamts für Strassen werden diese zwi-
        grenzen stossen. Gemäss einer Studie der ETH                   schen 2016 und 2030 um 15 bis 20 Prozent zu-
        zur erwarteten Verkehrsentwicklung in der                      rückgehen. Ausgehend von den heutigen Mine-
        Schweiz wird der Personen- und Güterverkehr                    ralölsteuereinnahmen in der Strassenkasse von
        auf der Strasse bis 2030 kontinuierlich zuneh-                 rund 3,5 Milliarden Franken, werden somit bis
        men.8 Bis 2050 wird eine Zunahme der gefahre-                  2030 700 Millionen Franken fehlen. Allerdings
        nen Kilometer pro Jahr auf der Strasse von 13 Pro­             ist nicht anzunehmen, dass der Bund der Ein-
        zent im Vergleich zu 2015 vorhergesagt. Um                     nahmenerosion aus der Mineralölbesteuerung
        dieser steigenden Nachfrage nach Mobilität                     tatenlos zusehen wird. Infolgedessen wird mit
        nachzukommen, wird der Mittelbedarf für den                    einer teilweisen Abwälzung auf die Kantone ge-
        Ausbau des Strassennetzes zunehmen.                            rechnet.
     • Wachsendes Strassennetz führt zu höheren                      • Abnehmende Einnahmen aus der leistungs-
        Folgekosten: Die Aufwände für die Instandhal-                  abhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA):
        tung und den Unterhalt werden infolge der zu-                  Die kontinuierliche Erneuerung des Fahrzeug-
        nehmenden Auslastung der Strasseninfrastruk-                   parks mit umweltfreundlichen Fahrzeugen hat
        turen und der langen Nutzungsdauer der                         zur Folge, dass die jährlichen Einnahmen trotz
        Einrichtungen steigen. Durch den Ausbau des                    des verstärkten Einsatzes grösserer Fahrzeuge
        Verkehrsnetzes steigen zudem die Werterhalts-                  zurückgehen und weiter rückläufig sein wer-
        und Unterhaltskosten.                                          den.9

     8
         ETH Zürich und Uni St. Gallen (2015), Vision Mobilität Schweiz 2050.
     9
         Ecoplan und Infras (2010), Ertragsprognose der leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA).

                                                                   Themendossier Zielbild Hochleistungsstrassennetz | Finanzierung
• Tiefere Einnahmen aus den Motorfahrzeug-
                                                                  27
  steuern: In der Volksabstimmung über den Bau
  der H2 zwischen Pratteln und Liestal im Jahr
  2006 haben die Stimmbürgerinnen und Stimm-
  bürger der befristeten Aufhebung des Verkehrs-
  steuerrabatts in Höhe von 20 Prozent für nicht
  LSVA­ -pflichtige Fahrzeuge zugestimmt. Die
  Aufhebung des Verkehrssteuerrabatts entfällt
  2017. Dadurch sinken die Einnahmen ab 2017
  um rund 20 Millionen Franken jährlich. Abge-
  sehen vom Rückgang der Einnahmen wegen der
  Wiedereinführung des Verkehrssteuerrabatts
  ist jedoch aufgrund der erwarteten Zunahme
  bei Motorfahrzeugbestand und Gewicht der
  Fahrzeuge im Kanton Basel-Landschaft lang-
  fristig nicht mit einer Abnahme der Motorfahr-
  zeugsteuern zu rechnen.

Finanzierung | Themendossier Zielbild Hochleistungsstrassennetz
Mögliche Finanzierungsinstrumente für den Kanton Basel-Landschaft
28

     In der Analyse wurden mehrere Ansätze geprüft,                      Spezialfinanzierungen für die Strasseninfrastruk-
     wobei für die Handelskammer aktuell nur die                         tur sind bei den Kantonen weit verbreitet. 16 Kan-
     Spezialfinanzierung mit Zweckbindung weiter-                        tone finanzieren die Verkehrsinfrastrukturen über
     verfolgt werden soll.                                               Spezialfinanzierungen.10 Die Ausgestaltung der
                                                                         Spezialfinanzierung variiert indessen stark zwi-
     Spezialfinanzierung mit Zweckbindung                                schen den Kantonen. Unterschiede zeigen sich vor
     Bei einer Spezialfinanzierung werden Einnahmen                      allem bei folgenden Punkten:
     für bestimmte Aufgaben zweckgebunden. Eine                          • Mittelherkunft und Mittelverwendung
     Zweckbindung führt zwar nicht zu höheren Ein-                       • Zulässigkeit von Verschuldungen
     nahmen, garantiert aber, dass die Finanzmittel                      • Verzinsung der Defizite in der Spezialfinanzie-
     zur Verfügung stehen.                                                 rung
                                                                         • Parlamentarische Kompetenzen und Volksrechte

                                                                         Eine Zweckbindung kann entweder über einen
                                                                         Fonds oder über eine Strassenrechnung erfolgen.
                                                                         Durch das Instrument der Zweckbindung ist die
                                                                         Zahler-Nutzniesser-Beziehung sehr eng und eine
                                                                         längerfristige Finanzierung wäre gesichert. Der
                                                                         Nachteil des Instruments ist, dass dieses keine
                                                                         zusätzlichen Finanzmittel generiert.

     10
          Dies sind die Kantone AG, AI, AR, BE, BS, FR, GR, LU, NE, SG, SO, SZ, TG, VS, ZG, ZH.

                                                                       Themendossier Zielbild Hochleistungsstrassennetz | Finanzierung
Erhöhung der Motorfahrzeugsteuer                                  Einführung einer Gemeindebeteiligung
                                                                                                                       29
Im Kanton Basel-Landschaft wird die Motorfahr-                    an den Kosten von Kantonsstrassen
zeugsteuer nach Gewicht des Fahrzeugs bemessen.                   Eine Beteiligung der Gemeinden an den Verkehrs­
Mit einer Erhöhung der Steuer könnten Mehr­ein­                   ausgaben des Kantons könnte entweder über eine
nahmen generiert werden. Mit diesem Instrument                    jährliche Pauschale oder als prozentuale Beteili-
wäre ein erhebliches Einnahmenpotenzial vor-                      gung an den Kosten bestimmter kantonaler Auf-
handen und die Erhebung wäre einfach. Darunter                    gaben erfolgen. Bei diesem Instrument würden
würde allerdings die Standortattraktivität des                    die Zahlenden und die Nutzniesser übereinstim-
Kantons leiden, zumal die Belastung im Vergleich                  men. Zudem wäre das Einnahmenpotenzial hoch.
mit anderen Kantonen bereits heute auf hohem Ni-                  Allerdings würde die Gemeindebeteiligung der
veau liegt.                                                       Logik der Aufgabenentflechtung widersprechen
                                                                  und es würden sich neue Schnittstellen zwischen
Reduktion des Fahrkostenabzugs                                    den Staatsebenen ergeben.
bei Kantonssteuern
Mit der FABI-Abstimmung wurde der Fahrkosten-                     Public-Private-Partnership
abzug auf Bundesebene bereits reduziert. Der Kan-                 zur Finanzierung künftiger Grossprojekte
ton Basel-Landschaft hat ebenfalls eine Begrenzung                Eine öffentlich-private Kooperation könnte bei der
auf 6’000 Franken festgesetzt. Eine weitere Sen-                  Durchführung von Grossprojekten hilfreich sein.
kung scheint weder politisch machbar, noch würde                  Im Strasseninfrastrukturbereich wurden in der
dies die Standortattraktivität positiv beeinflussen.              Schweiz bisher keine Vorhaben mittels Public-Pri-
                                                                  vate-Partnership realisiert und finanziert. Ent-
Einführung einer kantonalen Parkplatzabgabe                       sprechend fehlen Erfahrungen zu diesem Instru-
Die Idee einer kantonalen Parkplatzabgabe ist,                    ment. Dennoch wird von Effizienzgewinnen aus
dass Eigentümerinnen und Eigentümer von Par-                      optimalerem Mitteleinsatz und einer schnelleren
kierungsanlagen dem Kanton für Parkplätze eine                    Projektrealisierung ausgegangen. Aufgrund feh-
jährliche Abgabe leisten. Die dadurch generierten                 lender Erfahrungen wäre der Vollzugsaufwand
Mehreinnahmen fliessen in die laufende Rech-                      jedoch zunächst hoch. Zudem weisen Private in
nung, könnten aber für die Finanzierung der                       der Regel höhere Kapitalkosten auf, was für diese
Strasseninfrastruktur zweckgebunden werden. Mit                   Form der Finanzierung meist schon das Ende be-
diesem Instrument wäre ein relevantes Einnahmen­                  deutet.
potenzial vorhanden. Gleichzeitig hätte es aber, je
nach Ausgestaltung, negative Auswirkungen auf
die Attraktivität des Kantons als Wirtschafts- und
Wohnstandort. Zudem wäre der Vollzugsaufwand
hoch.

Finanzierung | Themendossier Zielbild Hochleistungsstrassennetz
FAZIT

     Die Verkehrskommission der Handelskammer              Im Falle eines erheblichen Finanzbedarfs gibt es
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     beider Basel leitet auf Basis der vorliegenden Ana-   aufgrund der Kombination von einer ungünstigen
     lyse folgende Forderungen hinsichtlich Strassen-      Ausgangslage und eines begrenzten Handlungs-
     verkehrsinfrastrukturen ab:                           spielraums keinen «einfachen Königsweg». Eine
                                                           Paketlösung, die auf verschiedenen Lösungsan-
     1. Zielbild des übergeordneten Strassennetzes         sätzen beruht, ist denkbar. Folgende Eckpunkte
        in der Region Basel definieren, das einzelne       könnten Teil eines solchen Pakets sein:
        Massnahmen und das Gesamtprogramm auf-
        zeigt.                                             4. Spezialfinanzierung mit Fonds oder Rahmen-
     2. Verbindliches Strasseninfrastrukturprogramm           kredit: Damit die Finanzmittel über einen län-
        aufgleisen inklusive Finanzierungsebene (Bund,        geren Planungshorizont zur Verfügung stehen,
        Kantone, beide). Das Programm muss Auf-               werden entweder ein Fonds geäufnet oder ne-
        schluss über den Beginn und die Dauer von Pla-        ben dem Unterhalt auch Aus- und Neubau über
        nung, Projektierung und Realisierung der Aus-         Rahmenkredite finanziert.
        baumassnahmen beinhalten.                          5. Strassenrechnung erstellen und führen zur
     3. Ausbaumassnahmen beim Bund einfordern.                Zweckbindung bereits vorhandener Finanzmit­
        Ausbaumassnahmen, die im Kompetenzbereich             tel: Die Zweckbindung vorhandener Finanzmittel
        des Bundes liegen, müssen von den Kantonen            stellt die Finanzierung der Strassenverkehrsin-
        klar formuliert und eingefordert werden.              frastrukturausgaben sicher. Eine Strassenrech-
                                                              nung zeigt den Finanzierungsbedarf sowie die
                                                              genauen Infrastrukturkosten auf. Dies erhöht
                                                              die langfristige Planbarkeit und die Akzeptanz
                                                              allfälliger Erhöhungen der Abgaben.

                                                               Themendossier Zielbild Hochleistungsstrassennetz | Fazit
Handelskammer beider Basel
         St. Jakobs-Strasse 25
                      Postfach
                CH-4010 Basel

             T +41 61 270 60 60
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