ZITTAU FÜR DIE 3LÄNDERREGION - ZITTAU 3LÄNDERREGION BEWERBUNG UM DEN TITEL KULTURHAUPTSTADT EUROPAS 2025 - Zittau2025
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ZITTAU FÜR DIE 3LÄNDERREGION ZITTAU • 3LÄNDERREGION BEWERBUNG UM DEN TITEL KULTURHAUPTSTADT EUROPAS 2025
INHALT EINLEITUNG 2 1 BEITRAG ZUR LANGZEITSTRATEGIE 12 2 KULTURELLE UND KÜNSTLERISCHE INHALTE 22 3 EUROPÄISCHE DIMENSION 35 4 ERREICHUNG UND EINBINDUNG DER GESELLSCHAFT 41 5 VERWALTUNG 54 6 UMSETZUNGSFÄHIGKEIT 70 ANHANG 81 = STORIES Das Story-Symbol kennzeichnet un- sere niedergeschriebenen Geschich- ten des alltäglichen Zusammenle- bens in der Dreiländerregion - nah und unverblümt. Die Fotos zeigen einen Teil der über 100 Teilnehmer der Bewerbungskampagne »Hei- matradar« mit ganz persönli- chen Botschaften und Wün- schen zur Kulturhauptstadt- bewerbung 2025.
Warum möchte Ihre Stadt am Wettbewerb um den Titel „Kulturhauptstadt Europas“ teilnehmen? A WEIL WIR EUROPA BRAUCHEN UND WEIL EUROPA UNS BRAUCHT. Unser heutiges Selbstverständnis von Freiheit und all dem, was geschehen ist, liegt es in unserer ge- einem Lebensumfeld ohne sichtbare Grenzen ist das meinsamen Verantwortung, den kommenden Gene- Ergebnis eines bewegten Jahrhunderts. Wir haben rationen den Weg und den Wert eines respektvollen uns die Köpfe eingeschlagen, uns gegenseitig umge- und bereichernden Miteinanders in Europa aufzuzei- bracht, unseren Freunden und Nachbarn schlimmes gen. Leid zugefügt, einander vertrieben und Grenzen ge- zogen, wo keine Grenzen waren. Diesem wohl dun- Seit der Festlegung der Grenzen 1945 zeichnen wir kelsten Kapitel in der Geschichte der Dreiländerregi- unsere Träume auf dünnes Papier, denn so kostbar on um Zittau folgte ein schmerzhafter Prozess der unser junges Miteinander ist, so fragil ist es auch. In Wundheilung - ein Prozess, der noch immer andauert Zeiten, in denen die Zukunft Europas für viele mehr und uns noch lange begleiten wird. Und doch schau- Sackgasse als Schnellstraße zu sein scheint, rufen en wir nach vorn. In friedlicher Nachbarschaft und wir in die Welt hinaus: Wir brauchen Europa. Jetzt! im Wissen um die Energie gebündelter Kräfte setzen Wir brauchen es, um weitergehen und unsere Ge- die Menschen hier in der Grenzregion vorsichtig schichte fortschreiben zu können. Wir wollen und einen Fuß vor den anderen. Wir haben begonnen ein- müssen uns weiterentwickeln. ander kennenzulernen, einander zu verstehen. Mitt- lerweile leben, lieben, lachen und streiten wir mitei- nander. Die ersten Zeilen unserer neuen gemeinsamen Geschichte sind geschrieben, zarte Li- nien einer lebendigen Zukunft grob skizziert. Nach EINE GUTE BERÜHRUNG M it dem einen Fuß in der Tschechi- schen Republik und dem anderen in Deutschland balanciert Emma in der Mitte der Dreiländerbrücke. Voller Neu- gier packt das barfüßige Mädchen die Hand ihrer Urgroßmutter. Noch kurz zuvor hatte sie die rüstige Dame samt Rollator auf die pol- nische Seite gelockt. „Drei Länder, eine Berüh- rung!“, ruft sie in den blauen Himmel, der wie sie keine Grenzen kennt. Hand in Hand stehen sie da und lachen sich an. 80 Jahre, die sie trennen. „Oma, warum ist das hier so?“, fragt Emma. Fest umschließt die alte Schlesierin die Finger ihrer Enkelin, presst die Augen zusammen und beginnt zu berichten. Und es ist wie immer, wenn Oma Helene erzählt - kein Geschichts- buch der Welt vermag es ihr gleichzutun. EINLEITUNG 3 Bid Book 1 • Zittau • 3Länderregion
GRANITSCHÄDEL „D ie sollen sich lieber mal um die ganze Hundescheiße kümmern!“ Die Faust knallt auf den Frühstückstisch. Stille. Dann poltert es erneut: „So ein Quatsch! Von allen hirnrissigen Ideen, die hier zurzeit die Runde ma- chen, ist das mit Abstand die dümmste! Was denen wieder einfällt. Die müs- sen doch spinnen. Als ob wir keine anderen Probleme hätten als an irgend- welchen Wettbewerben teilzunehmen? Kitaplätze, Straßen, Grenzkriminalität! Wie wär’s damit?“ Wütend schaltet er das Radio aus. „Herbert, du alter Granitschädel! Leg endlich deine Scheuklappen ab. Denk doch mal an Laura. Oder an die Kozáks von nebenan. Unsere Zu- kunft ist auch die Zukunft der anderen. Die, die nach uns kommen, sol- len doch gerne hier sein. Das solltest du eigentlich genauso sehen. Warum nicht mal was Verrücktes wagen. Ich halte das für `ne ziemlich gute Idee. Klingt nach einer großen Chance für alle, die hier leben. Und außerdem heißt es Kulturhauptstadt Europas 2025!“. Lächelnd deutet Gerda auf ihr Ohr und sagt: „Dein Hörgerät, Bertl!“. Herbert schweigt. Die Bewerbung um den Titel Kulturhauptstadt Europas ECoC –Prozess gibt uns die Chance allen zu zeigen, wie 2025 schenkt den Menschen im Dreiländereck Deutsch- Europa im Alltag funktionieren kann. Wir sind dabei, Vi- land-Tschechien-Polen einen gemeinsamen Zukunfts- sionen zu entwerfen, die im kleinen wie im großen euro- entwurf, denn wir wollen und können uns nicht alleine päischen Kontext wirken können. Dabei auch immer im denken. Wir sind eine Nahtstelle Europas. Europa ist Blick - unsere Herausforderungen: Abwanderung, Leer- unser Alltag geworden. Ob kulturell, politisch oder wirt- stand, Strukturwandel. Diese Themen gehören genau- schaftlich, alle Gegebenheiten verlangen von uns einen so zu uns wie all das Gute, das wir haben. Rundumblick. Zu dieser komplexen Sicht gehören unse- Viele junge Menschen haben die Region in den letzten re polnischen und tschechischen Nachbarn, genauso Jahrzehnten verlassen, um woanders ihr Glück zu fin- wie die bedeutsame Kultur der sorbischen Minderheit. den. Ihr Fehlen macht sich bemerkbar – in der Wirt- Die Vergangenheit lehrt uns, wie gut und lebensberei- schaft und der Kulturszene, genauso wie im Bildungs- chernd ein gelungenes Miteinander wirken kann. Mit und Pflegebereich. Der Titel Kulturhauptstadt Europas dem länderübergreifenden Oberlausitzer Sechsstädte- bietet uns die Möglichkeit, Aufmerksamkeit und Neu- bund, einem erfolgreichen Wirtschafts- und Handels- gier zu entfachen – bei denen, die uns noch nicht ken- schutzbündnis zwischen Sachsen und Böhmen, haben nen, aber auch bei all jenen, die vielleicht zu uns zurück- uns die Gestalter der Region schon im Mittelalter be- kehren wollen. Die im Prozess entstehende Energie wiesen, dass es besser voran geht, wenn man trotz aller bringt uns nicht nur voran, sondern auch wieder näher Unterschiede Hand in Hand geht. Fast 500 Jahre lang zueinander. haben die „königlichen“ Städte Zittau, Görlitz, Baut- Als ländlicher Raum fern ab großer Metropolzentren zen, Kamenz, Löbau und Lauban, das heute polnische heben wir unsere trinationale Fahne stellvertretend für Lubań, gemeinsam eine nachhaltige regionale Entwick- all die Regionen Europas, deren Alltagsrealität ähnlich lung gefördert – für uns Inspiration für die gemeinsame wie unsere von Leerstand und Strukturwandel betrof- Zukunft nach altem Vorbild. fen ist. Es gilt gemeinsam Wege zu finden, von Großin- Heute droht Europa mehr und mehr auseinanderzudrif- dustrie und Braunkohletagebau hin zu einer modernen ten. In unseren drei Ländern sind europakritische oder europäischen Kulturregion. Der ECoC-Prozess wird uns gar europafeindliche Gruppierungen auf dem Weg in dabei helfen, unsere Entwicklung zu beschleunigen. die Instanzen. Ihre Ideologie speist sich teils aus natio- Wir haben so viele Stärken und große Herausforderun- nalistisch motivierten Gründen, teils aus Unverständnis gen. Beides macht uns zu dem, was wir sind. Der Kultur- über die komplizierten Prozesse, die Europa und die hauptstadttitel ermöglicht es, Europa unsere Europäische Union verbinden und lenken. Zur ihrem 365°LEBEN zu zeigen – mit allem, was dazu gehört. Wahlerfolg verhelfen ihnen auch unerfüllte Erwartun- 365°LEBEN heißt, sich in alle Richtungen umschauen, gen und enttäuschte Hoffnungen vieler Menschen. Das seinen Kreis erweitern, einen Schritt weitergehen und Gefühl und die deutliche Wahrnehmung, dass der länd- das 365 Tage im Jahr. Das war hier lange nicht möglich. liche Raum von der Urbanisierung marginalisiert wird Deswegen wollen wir Kaleidoskop sein – immer in Be- und dabei seine zukünftigen Leistungsträger – die Ju- wegung, alle Farben in uns und nach außen tragen. Wir gend – an die großen Städte verliert, verstärkt dies geben Licht und Schatten Raum und erfinden uns noch. Für eine aktive Region mit Zukunftschancen immer wieder neu. 365°LEBEN heißt, die Vielfalt unse- brauchen wir die Mitwirkung aller Menschen. Um der rer Kulturen zu begreifen. 365°LEBEN bedeutet, immer anti-europäischen Tendenz zu begegnen, arbeiten wir mutiger zu sein. 365°LEBEN heißt suchen, finden und an einem Gegenentwurf, denn unsere Realität hier vor gefunden werden. Ort ist eine andere. Hier hält Europa zusammen. Der EINLEITUNG 4 Bid Book 1 • Zittau • 3Länderregion
27. MAI 2019 IM HERZEN DAHEIM L Honza aura spürt ihr Herz. Sie hat Schiss. Vor 15 Jahren wollte sie einfach nur weg und hat die Dreiländerregion verlas- sen, um in Berlin zu studieren und Karriere zu machen. Wie froh sie damals war als die Zusage kam. Endlich raus aus der Provinz. Endlich leben ohne Grenzen. Alles immer und über- all verfügbar. Liebe, Geld, Jobs, Partys, Lifestyle, 24/7 ÖPNV - 100% Selbstverwirklichung. Es ist 2.00 Uhr. Hellwach starrt sie auf ihr Telefon. Nichts. Mensch, das muss doch irgend- wann mal ausgezählt sein, denkt sie. Unruhig steht sie auf, geht ans Fenster ihres kleinen Appartements und blickt auf die Platte gegenüber. Sie schließt die Augen und denkt an 74,2 %!!! Zittau hat JA gesagt. 02:33 Daheim, das Gebirge, die Natur, das kleine Umgebindehaus ihrer Eltern und die gemütlichen Dorffeste im tschechischen Nachbarörtchen, die ihre kleine Tochter Emma so liebt. Sehnsucht. Whatsapp! Endlich. Sie rast zum Telefon, hält den Atem an und öffnet die Nachricht: Hat Ihre Stadt die Absicht, die umliegenden Regionen mit einzubeziehen? Warum? B SELBSTVERSTÄNDLICH, WEIL ES UNSER SELBSTVERSTÄNDNIS IST. GEMEINSAME WEGE K lare Verhältnisse, erkennbare Trennung und so wenig wie möglich Sichtkontakt zu den tschechischen Nachbarn – das war sein Ziel, da- mals, als er vor 30 Jahren seine Mauer baute. Gerda war sauer. Herbert war früher immer offen. Und dann sowas. Nach einiger Zeit konnte sie ihn dann aber doch zu einem Besuch bei den Kozáks überre- den. Sie kochten gemeinsam Knoblauchsuppe, tran- ken tschechisches Bier und trotz Verständigungspro- bleme gelang es ganz gut, das Miteinander. Das musste sich auch Herbert eingestehen. Beflügelt vom Genuss und der Freundlichkeit ihrer Nachbarn schau- kelten Gerda und er nach Hause. „Und Bertl? War das denn jetzt so schlimm?“, fragte sie und gab ihm einen ne- ckischen Stoß. Er grinste. „Gerdi, wir nehmen den direkten Weg. Querfeldein! Noch ist meine Mauer ja nicht fertig. Aber pass auf wo du hintrittst, is arschdunkel hier!“. Plötz- lich! Ein dumpfer Schlag beendet den nächtlichen Grenz- gang. Stille… Ein Kauz schrie. Den Bart voller Dreck erhob sich Herbert. Er wankte. Voller Wut trat er gegen den Mau- erstein, der ihn zu Fall brachte. „So fühlen sich Grenzen an!“, rief Gerda, die sich lachend krümmte. „Das Ding kommt weg! Sofort!“, brüllte Herbert. Aufgeschreckt von dem Getöse eilten die Kozáks herbei. Zu viert räumten sie den Stein aus dem Weg. Noch in dieser Nacht schmiedeten sie Pläne für eine gemein- same Wegbeleuchtung. An der Stelle, wo Herbert damals stolperte, befindet sich heute ein gemeinsa- mer Grillplatz. EINLEITUNG 5 Bid Book 1 • Zittau • 3Länderregion
ZIELONA GÓRA (POLEN) BAD MUSKAU WEISSWASSER HOYERSWERDA KAMENZ D Landkreis Görlitz Powiat Zgorzelec BOLESŁAWIEC PL BAUTZEN Landkreis Bautzen GÖRLITZ / ZGORZELEC LÖBAU LUBAŃ FRÝDLANT ZITTAU BOGATYNIA JELENIA GÓRA VARNSDORF HRÁDEK NAD NISOU CZ LIBEREC ČESKÁ LÍPA Liberecký kraj VILLINGEN-SCHWENNINGEN PISTOIA (D / BADEN-WÜRTTEMBERG) (ITALIEN) Neben den Städten des Oberlausitzer Sechststädtebundes und OBERLAUSITZER Liberec, als Zentren unserer Bewerbung, gehören weite Teile SECHSSTÄDTEBUND + LIBEREC der Euroregion Neisse-Nisa-Nysa zu unserer unmittelbaren Be- werberregion. Derzeit nennen circa 1,5 Millionen Menschen die- KLEINES DREIECK ses Gebiet ihr Zuhause. Mit weiteren Partnerstädten aus Nah und Fern planen wir oder bestehen bereits Themenachsen in PARTNERSTÄDTE den Bereichen: bildende und darstellende Kunst, Architektur MIT THEMENACHSEN und Industrie, Kulinarik, Handwerk, Musik, Natur und Land- schaft, Geschichte, Digitalisierung, Vision und Soziokultur. EINLEITUNG 6 Bid Book 1 • Zittau • 3Länderregion
Erklären Sie kurz das Gesamtkulturprofil Ihrer Stadt. C STOFF FÜR ERINNERUNGEN E igentlich wollte Honza Kozák sein selbstgebautes Tor treffen. Stattdessen erwischte er Laura, die gerade im Garten nebenan spielte, mit einer solchen Wucht am Kopf, dass sie kurzer- hand in Ohnmacht fiel. Als sie die Augen öffnete, hatte sie einen Eisbeutel auf der Stirn und einen Freund fürs Leben. Aus dem Schicksalstreffer wurden zwei Herzen im Gleich- klang. Bis zu dem Tag, an dem Laura nach Berlin ging, um dort ihr Glück zu finden. Manchmal, auf Arbeit, wenn sie sich unbeobachtet fühlt, erweckt sie die gemeinsa- men Erinnerungen zum Leben und zeichnet kleine Co- mics. Oft trägt das Heimweh ihre Linien und immer dann, wenn die Sehnsucht zu groß wird, sendet sie Honza ein Foto ihrer kolorierten Tagträume. Sie haben so viel zusammen erlebt. Über 300 dieser klei- nen Momentaufnahmen füllen bereits Lauras Skiz- zenbuch: unzählige Konzert- und Theaterbesuche, Radwanderungen und durchzechte Festivalnächte, blaue Zehen beim Tanzkurs in sorbischen Trachten, staunende Gesichter vor architektonischen Meis- terstücken der Region, Ärger im Riesengebirge beim erfolglosen Versuch Skilaufen zu lernen, Trä- nen des Lachens bei der anschließenden Bierver- kostung im polnischen Lieblingsrestaurant. Laura weiß, sie wird noch lange zeichnen. KULTURELLE DICHTE VERNETZUNG AUF ALLEN EBENEN Trotz der politischen und wirtschaftlichen Berg-und Kultur ist für uns Standortfaktor und Motor zu- Talfahrt der vergangenen Jahrzehnte verfügen Zit- gleich. Als einer der wichtigsten Pulsgeber im Kreis- tau und die Dreiländerregion über eine außerge- lauf von Stadt-und Regionalentwicklung legt sie wöhnlich dichte Kulturlandschaft, geprägt von Viel- maßgeblich fest, in welche Richtung wir uns bewe- falt und Internationalität. Die Lage an einem gen. Im Wissen um die bereichernde Wirkung auf jahrhundertealten Schnittpunkt europäischer Kul- unsere individuelle und gemeinschaftliche kulturel- tur und Geschichte macht die Stadt und die gesamte le Lebenswelt nutzen wir die Lage im Dreiländereck. Region zu einem kulturellen Schatz, dessen Potenzi- Unser Ziel: ein attraktives Kulturangebot für alle. al zwar schon lange erkannt und gepflegt, aber noch Ganz egal, ob alteingesessen, Neuankömmling oder nicht in vollem Umfang genutzt wird. Allein in Zittau weitgereister Gast. Grenzüberschreitende Zusam- finden sich unzählige Sparten in dem breiten Spekt- menarbeit zwischen Kultureinrichtungen und den rum an kulturellen Aktivitäten und Veranstaltungen Kulturschaffenden selbst bildet dabei eine ebenso wieder: Sport, Film und Theater, Musik und Kunst, wichtige Grundlage wie das kulturelle Teamwork auf Wissenschaft und Bildung, Handwerk und Technik, regionaler Ebene. Langfristig angelegte Kooperatio- aber auch Architektur, Wirtschaft und Geschichte. nen mit dem Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesi- Besonders stolz sind wir auf gelungene spartenüber- en sollen eine gestärkte Innen-und Außenwahrneh- greifende Projekte, die sich immer wieder gesell- mung der Region hervorbringen. schaftlichen Kernthemen widmen, so wie das Austel- lungsprojekt „Phänomenal!-Fenomenální! – Pioniere des Automobils an der Neiße“ oder das gerade ent- stehende Projekt „entKOMMEN“ zu Flucht und Ver- treibung. EINLEITUNG 7 Bid Book 1 • Zittau • 3Länderregion
KIRCHEN UND RELIGIONSGE- KULTUR & FREIRÄUME MEINSCHAFTEN Zittau bietet Raum zur kreativen Selbstverwirkli- chung. Warum? Weil wir ihn reichlich haben und be- Toleranz gegenüber unterschiedlichen Religionsge- reitwillig zur Verfügung stellen. Unterstützt durch meinschaften hat in der Oberlausitz eine lange Tradi- Bürgerschaft und Stadtverwaltung entdecken tion und eine spannende Entwicklungsgeschichte. immer mehr Kunst-und Kulturschaffende das Entfal- Die Herrnhuter Brüdergemeinde und Klöster wie das tungspotenzial im ländlichen Raum für sich. Sie Ostritzer St. Marienthal haben die Region genauso schöpfen vor allem aus den vielfältigen Inspirations- geprägt wie die äußert früh erfolgreiche Reformati- quellen, die ihnen der tägliche grenzübergreifende on in Zittau. In dem bis heute bestehenden Neben- Dialog und die kulturelle Vielfalt bieten. In den noch und Miteinander zeigt sich das besondere Maß an nutzbaren verbliebenen Spuren der einst pulsieren- Offenheit und die große Bereitschaft voneinander den Industriekultur materialisieren sich potentielle zu lernen. Zugleich erfahren nicht mehr genutzte Freiräume für Künstler und Querdenker. Hier stehen Kirchen in Zittau eine kulturelle Nachnutzung als alle Türen offen – sofern es noch welche gibt. Präsentationsorte unserer größten Schätze – das große Zittauer Fastentuch und die Zittauer Epita- phien. Diese besondere Kombination von Kirche und Kultur macht Menschen neugierig, auch jene, die sich bisher weder mit dem einen noch dem anderen BILDUNG & FORSCHUNG auseinandergesetzt haben. So eröffnen sich neue Wege der Annäherung für beide Seiten. Im Bereich der Bildung zeigt sich unser europäisches Selbstverständnis besonders deutlich. So gibt es mehrsprachige Schulen und Kindergärten, die den Jüngsten von Kindesbeinen an die Chance auf einen erweiterten Sprachhorizont eröffnen. Gemeinsam VEREINE & SOZIOKULTUR lernen Schüler aus allen drei Ländern die Sprachen ihrer Nachbarn –Tschechisch, Polnisch und Deutsch. Zittauer*innen haben sich schon immer gern und lei- Auch als Hochschulstandort pflegt Zittau eine lang- denschaftlich engagiert. Aus diesem Grund verfügt jährige Tradition der grenzüberschreitenden Zusam- die Stadt im Verhältnis zu anderen Orten von glei- menarbeit. Universitäre Partnerschaften mit inter- cher Größe über eine ungewöhnlich hohe Vereins- nationalen Spitzeneinrichtungen in Polen und dichte. Unterschiedlichste Lebensbereiche spiegeln Tschechien spielen eine bedeutende Rolle hinsicht- sich in Form von unzähligen Vereinen und Initiativen lich der in-und externen Ausrichtung der Institutio- und den von ihnen organisierten Großveranstaltun- nen und ihrer Fachrichtungen. Der Studiengang Kul- gen wider. Um sie in ihrem Fortbestehen zu unter- tur und Management vermittelt dabei seine Inhalte stützen, werden sie speziell gefördert. Die langjähri- stets im unmittelbar europäischen Kontext. Lebens- ge Tradition des bürgerschaftlichen Engagements praktische Grenzüberschreitung in verschiedensten und das Bedürfnis kulturelle Lücken zu schließen, Forschungsgebieten ist auch das Credo des hier an- ließ das Vereinsleben zu einem wichtigen Bestand- sässigen Internationalen Hochschulinstituts- hier teil unseres kulturellen Selbstverständnisses wer- studieren Menschen aus über 30 Nationen. den. Das kann man sogar spüren, denn vor allem Sport ist bei uns tief verankert. Grenzübergreifend bewegt er die Menschen der Region innerhalb der Vereine, aber auch zu vielen großen und kleinen Sportevents. Auch in den Bereichen Kirche und Um- WIRTSCHAFT weltschutz sind wir seit Jahrzehnten breit aufge- stellt. Welch geballte Energie und Kraft sich aus all Auch die Wirtschaft nutzt in ihren Prozessen die Vor- dem ergeben kann, zeigt eindrucksvoll unsere jüngs- teile der trinationalen Nachbarschaft. Austausch, te Vergangenheit: 1989 leistete eine gut organisierte Wissenstransfer und wechselseitig gut funktionie- Opposition einen entscheidenden Beitrag zur Fried- rende Beziehungen stehen dabei genauso im Fokus lichen Revolution. Unser stark vernetztes und trina- wie das gemeinsame Angehen des Strukturwandels tional wirkendes Zentrum für Soziokultur bildet oder einfach das Nutzen der Marktvorteile einer eine weitere, sehr bedeutende Nuance in unserem Grenzregion. Alle drei Seiten kämpfen mit den glei- kulturellen Farbkreis. Gleichzeitig markiert es den chen Herausforderungen, die der Ausstieg aus der kreativen Gegenpol zu den urbanen Institutionen Braunkohle mit sich bringt. Auch hier erfüllt die Wis- traditioneller Hochkultur (Theater, Museum, etc.). senschaft eine wichtige Brückenfunktion, in dem sie Forschung und regionale Unternehmen miteinander verbindet– oft auch über Ländergrenzen hinweg. EINLEITUNG 8 Bid Book 1 • Zittau • 3Länderregion
IM GROSSEN WIE IM KLEINEN Es bleibt zu betonen: Wir können uns nicht alleine macht. Die kulturelle Dichte unseres Bewerbungsge- denken. Wollen wir auch gar nicht. Denn die Vielfalt biets zeigt sich besonders in unserer Festivalland- der Vielen, unsere Geschichte und der gelebte euro- schaft (siehe Anhang). Doch stellt sie nur einen päische Alltag mit all seinen Licht-und Schattensei- Bruchteil dessen dar, was die gesamte Dreiländerre- ten sind das, was unser Leben hier so spannend gion zu bieten hat: D Landkreis Görlitz KAMENZ Powiat Zgorzelec PL Landkreis Bautzen BAUTZEN GÖRLITZ / ZGORZELEC LUBAŃ LÖBAU ZITTAU CZ LIBEREC Liberecký kraj !"#$%&'%#()$*+,$+-.-/0",&1&2(-$%&& !"#$%&'%#()$*+,$+-.-/0",&1&2(-$%&& !"#$%&'%#()$*+,$+-.-/0",&1&2(-$%&& !"#$%&'%#()$*+,$+-.-/0",&1&2(-$%&& !"#$%&'%#()$*+,$+-.-/0",&1&2(-$%&& !"#$%&'%#()$*+,$+-.-/0",&1&2(-$%&& !"#$%&'%#()$*+,$+-.-/0",&1&2(-$%&& !"#$%&'%#()$*+,$+-.-/0",&1&2(-$%&& !!"#$%&'%#()$*+,$+-.-/0",&1&2(-$%&& !"#$%&'%#()$*+,$+-.-/0",&1&2(-$%&& !!!"#$%&'%#()$*+,$+-.-/0",&1&2(-$%&& !"#$%&'%#()$*+,$+-.-/0",&1&2(-$%&& !!!"#$%&'%#()$*+,$+-.-/0",&1&2(-$%&& ! !! !!"!#$%&'%(! "!#$%&'%(! Landkreis Landkreis Powiat Liberecký !! "!#$%&'%(! "!#$%&'%(! Beschreibung ! "!#$%&'%(! "!#$%&'%(! Görlitz Bautzen Zgorzelec kraj "!#$%&'%(! "!#$%&'%(! "!#$%&'%(! "!)*+%%,! 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D Erklären Sie das Programmkonzept, das Sie umsetzen würden, wenn die Stadt zur „Kulturhauptstadt Europas 2025“ ernannt wird. ZUSAMMENKOMMEN D ie ganze Familie hockte damals wie gebannt vorm Fernseher. „Und das auf meine alten Tage! Endlich nicht mehr im letzten Zipfel.“ Gerda wird die Freude in der Stimme ihrer Mutter Helene nie vergessen, als diese vor 15 Jahren die Live-Übertragung zur EU-Osterweiterung vom Sofa aus mitverfolgte. Drei politische Systeme und unzählige kleine wie große Auf-und Zusammen- brüche füllen die Erinnerungen der betagten Dame. Gerda ist sich sicher, voller Überzeugung und mit Tränen in den Augen hätte ihre Mutter damals am liebsten selbst die Europaflag- ge am Mast emporgezogen. Für den diesjährigen 1. Mai hat sich Helene ein großes Familientreffen gewünscht. Alle sollen zusammenkommen und gemeinsam mit ihr noch einmal zum Dreiländerpunkt spazieren. „Man weiß ja nie, wie lang die alte Schachtel noch macht! – Absagen werden nicht akzeptiert!“, hieß es liebevoll in der hand- geschriebenen Einladung. Die unmittelbare Berührung der Länder und das dar- Unser Programmkonzept für das Jahr 2025 besteht aus folgende Miteinander der Kulturen macht uns darin, jeden Monat ein Gastland zu uns einzuladen aus. Diese zwei Komponenten bilden die Grundlage sich zu präsentieren und gemeinsam einen themati- für die Programmgestaltung der kommenden Jahre. schen Fokuspunkt zu setzen. Neben unseren neun Darin sehen wir die Chance einer Zukunftsvision für Nachbarländern und Deutschland selbst, möchten die Menschen der Region, die die Selbstwahrneh- wir Slowenien als zweites ECoC-Austragungsland mung als Europäer*innen zum Ziel hat. Unser Zusam- und Georgien als EU-Beitrittskandidat bei uns begrü- menleben begreifen wir dabei als Bereicherung und ßen und für sie Bühne und Zuhause zugleich sein. Herausforderung zugleich. Jeden Tag aufs Neue er- öffnet der Alltag in der Dreiländerregion einen Rund- umblick und jeden Tag aufs Neue stellen wir fest, es lohnt sich, auch wenn es nicht immer einfach ist. Der ECoC–Prozess ist unsere Möglichkeit, einen ent- scheidenden Schritt weiterzugehen und größer zu denken: Im Jahr 2025 wollen wir nicht nur 365°LEBEN, sondern auch 365°EUROPA mit allen Sinnen spüren und vermitteln. EINLEITUNG 10 Bid Book 1 • Zittau • 3Länderregion
Vier Überschriften sollen dabei der Orientierung dienen: ERINNERN, ERLERNEN, ERLEBEN, ERSCHAFFEN. ERINNERN ERLERNEN Dabei meint ERINNERN, den Blick auf die jüngere Ge- ERLERNEN bedeutet von und mit unseren Nachbarn schichte der Dreiländerregion zu werfen. Den unver- kulturelle und sprachliche Vielfalt als Bereicherung stellten Blick auf Flucht und Vertreibung und die Fol- zu verstehen und nicht als Bedrohung. Es bedeutet gen des Zweiten Weltkriegs. Den geschichtlichen neugierige Begegnung mit Neuem und Unbekanntem. Abgleich mit anderen europäischen Regionen, die Begegnung, die Lust macht auf Vielfalt. Begegnung, Ähnliches erlitten haben, und die grenzüberschrei- die Menschen mitnimmt, die anders sind. Es bedeutet tende gesellschaftliche Aufarbeitung der Erinnerun- aktive Auseinandersetzung mit den aktuellen euro- gen unter Teilhabe möglichst vieler. päischen Themen, mit Chancen und Problemen. ERLEBEN ERSCHAFFEN ERLEBEN heißt den Alltag in der Kulturhauptstadt- ERSCHAFFEN soll durch die Verknüpfung von ver- region mit den unterschiedlichsten Gruppen aktiv zu schiedenen künstlerischen Ausdrucksformen den gestalten. Heißt sich mit den regionalen und globa- Raum für Ideenentwicklung öffnen. Soll Lösungsan- len Wünschen und Anforderungen auseinanderzuset- sätze für aktuelle europäische und internationale zen und sie ins Verhältnis zu setzen. Heißt gemeinsa- Herausforderungen aufzeigen. Soll die Steuerung der me Erlebnisse zu planen, zu realisieren, ihre Ressourcen für die Weiterentwicklung verschiedens- unmittelbare Wirkung zu spüren und ihre Nachhal- ter Bereiche und Sektoren ermöglichen und uns tigkeit zu erfahren, um daraus wieder neue Erinne- letztendlich in die Lage versetzen, unsere gemeinsa- rungen hervorzubringen. me europäische Zukunft auf Basis der Geschichte zu gestalten. Hierzu bedarf es der Ermutigung. Ideen müssen zugelassen, ihnen muss Raum gegeben wer- den. Raum, den wir hier haben. EINLEITUNG 11 Bid Book 1 • Zittau • 3Länderregion
1 BEITRAG ZUR LANGZEIT- STRATEGIE
Beschreiben Sie die Kulturstrategie, die in Ihrer Stadt zum Zeitpunkt der Bewerbung besteht, einschließlich der Pläne für die Fortführung kultureller Aktivitäten über das Veranstaltungsjahr hinaus. 1A 1B Beschreiben Sie die Pläne der Stadt zur Steigerung der Leistungsfähigkeit des Kultur- und Kreativbereichs, auch durch die Entwicklung langfristiger Verzahnungen zwischen diesen Sektoren und den Sektoren Wirtschaft und Soziales in Ihrer Stadt. GRANITSCHÄDEL II „H erbert! Jetzt reicht’s!“, zischt Gerda von der ande- ren Seite des Bettes. „Hör endlich auf, dich über Dinge aufzuregen, mit denen du dich noch gar nicht richtig beschäftigt hast! Das ist nicht gut fürs Herz!“ Doch Herbert will sich einfach nicht beruhigen. Seit dem Radiobeitrag zur Kulturhauptstadtbewerbung am Freitagmorgen und der Stammtischrunde am Abend flucht er wie ein Rohrspatz. „Mensch Gerdi, na guck dich doch mal um, hier is doch nix. Ver- fallene Häuser, bröckelnde Gehwege. Tote Hose. Die ganzen jun- gen Leute hauen ab. Wenn ich da bloß an unsere Laura denke, zurück bleiben nur wir Alten. Und keiner hat’n Plan wie’s weiter- geht. Frag meine Jungs vom Stammtisch, die sehn‘ das genauso!“ Gerda knipst das Licht an, richtet sich auf und hebt energisch den Zeigefinger: „Ich werfe das Handtuch erst, wenn ich trocken bin! Das sind deine Worte, mein liebes Bertl. Ein bisschen mehr Zuversicht also! Und jetzt sag ich dir noch was: Bei der Kulturhauptstadtbewer- bung geht es doch eben genau darum, einen Plan für die Zukunft zu entwickeln und da stehn auch die ganzen großen und kleinen Wehweh- chen auf dem Zettel. Anstatt euch also gegenseitig die Frustkugel am Stammtisch hin und her zuschieben, könntet ihr euch lieber darüber Ge- danken machen, wie es hier mal aussehen könnte! Punkt.“ Herbert schweigt. Die Stadt Zittau befindet sich derzeit in einem Kul- Experteninterviews und Fokusgruppengespräche turstrategieprozess, der weit über das Jahr 2025 hin- mit insgesamt etwa 165 Akteuren aus den Bereichen ausblickt und die gesamte Region des Dreiländer- Verwaltung, Kultur, Kreativwirtschaft, Ehrenamt ecks Deutschland – Tschechien – Polen und den und Regionalentwicklung geführt. Die Gespräche Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien mit einbe- waren leitfadengestützt und bezogen Fragen zur lo- zieht. Grundlagen der Kulturstrategie sind die im kalen, regionalen, überregionalen Identität ebenso Mai 2019 verabschiedeten kulturpolitischen Leitli- mit ein wie Fragen zur europäischen, grenzüber- nien der Stadt Zittau sowie die „Leitlinien der Kultu- schreitenden Zusammenarbeit, zur konkreten rellen Entwicklung“ des Kulturraums Oberlau- (infra-)strukturellen Situation des kulturellen Schaf- sitz-Niederschlesien aus dem Jahr 2013. fens in der Region wie auch zu den Zukunftsstrate- Auf Basis dieser Leitlinien wird in Zusammenarbeit gien einzelner Einrichtungen und Initiativen. Neben mit den kulturellen Akteuren aus Zittau und der Re- einer Bestandsaufnahme sollten so Themenfelder gion ein Strategiepapier erarbeitet, das auf eine zu- herausgearbeitet werden, die aus historischer, sozia- kunftsfähige, nachhaltige und langfristige Stärkung ler aber auch zeitgenössischer Perspektive profilbil- der kulturellen Infrastruktur in der gesamten Region dend für Zittau und die Region wirken und so den ausgerichtet ist und Schwerpunkte und Potentiale Zusammenhalt und das Selbstbewusstsein der Bür- für eine Revitalisierung der Region durch Kultur gerinnen und Bürger stärken können, hin zu einer zu- identifiziert sowie Handlungsfelder benennt und kunftsfähigen und zukunftsweisenden Bevölke- konkrete Maßnahmen vorschlägt. rung, die Europa aktiv mit gestaltet. Bei der Erstellung der Kulturstrategie werden wir Aus den folgenden profilprägenden Themeneberei- durch ein externes Beratungsunternehmen beglei- chen ergeben sich unsere zukünftigen Ziele und wei- tet. In einer ersten Stufe wurden im Juli 2019 über 68 tere Schritte: 1 BEITRAG ZUR LANGZEITSTRATEGIE 13 Bid Book 1 • Zittau • 3Länderregion
GRENZERFAHRUNG • GRENZÜBERSCHREITUNG• GRENZVERSCHIEBUNG HEUTE PERSPEKTIVE 2025+ Die Region dient durch ihre vielfältigen histori- Die Erfahrungen mit Grenzüberschreitungen und schen Erfahrungen mit den Themen Grenzver- –verschiebungen gilt es, als Stärke herauszuarbei- schiebungen und Grenzüberschreitungen als Mo- ten, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit dell für Europa. Immer wieder ist es gelungen und zu vitalisieren und die vorhandenen Potentiale gelingt es, Brücken zu bauen – über Grenzen, in aufgrund der Grenzlage in konkreten Projekten die Vergangenheit, in die Zukunft und innerhalb und Initiativen zu nutzen. der Gesellschaft. EUROPÄISCHE DIMENSION HEUTE PERSPEKTIVE 2025+ Die Dreiländerregion kann als „Europa unter der Die Kulturakteure im Dreiländereck werden er- Lupe“ bezeichnet werden. Hier verbinden sich die tüchtigt, die historisch angelegte europäische Di- Historie als Handelsregion, eine bis ins 14. Jahr- mension noch stärker in konkrete Projekte und hundert zurückweisende lange Tradition der in- Netzwerke zu übersetzen und bestehende Projek- ternationalen Vernetzung über Grenzen hinweg te und Netzwerke zu festigen. Dazu gehört, sich und die Erfahrung im Zusammenleben und dem langfristig in europäischen Kultur- und Städte- Austausch mit einer Minderheit (sorbisches Volk) netzwerken zu engagieren, regelmäßig an euro- mit der Einbindung in europäische Netzwerke und päischen Kooperationen teilzunehmen (z.B. Euro- Projekte. Bereits jetzt gibt es eine Vielzahl an pe for Citizens, Interreg CENTRAL EUROPE 2020), grenzüberschreitenden Kooperationen weit über Fortbildungen und Bildungsveranstaltungen zu den kulturellen Bereich hinaus. organisieren, Kontakte mit den bestehenden Netzwerken über den Sechststädtebund und das Kleine Dreieck hinaus zu knüpfen und zu intensi- vieren. LANDSCHAFTSKULTUR & INDUSTRIEKULTUR IM EINKLANG MIT KREATIVWIRTSCHAFT HEUTE PERSPEKTIVE 2025+ Die besondere Natur- und Kulturlandschaft der Diese Kulturlandschaft gilt es, im Zuge des aktuel- Dreiländerregion ist geprägt durch eine traditi- len Strukturwandels zu interpretieren, Strategien onsreiche, breit gefächerte Industriekultur (Tex- für neue Sinnzusammenhänge zu entwickeln und tilindustrie, Glasherstellung, Holzbau, Stahlbau, moderne kreativwirtschaftliche Nutzungskonzep- Braunkohleabbau wie auch traditionelles Mühlen- te zu entwerfen, um so ein eigenständiges und zu- wesen oder Brauereiwesen), die sich im Einklang kunftsweisendes Konzept für den Umgang mit mit den geologischen Voraussetzungen entwi- Strukturwandelprozessen im ländlichen Raum ckelt und ausgebildet haben. vorzulegen, das modellhaft für Europa sein kann. ZUSAMMENSPIEL WISSENSCHAFT • TECHNOLOGIE • KULTUR • WIRTSCHAFT HEUTE PERSPEKTIVE 2025+ Die Dreiländerregion ist als Hochschulstandort Der Kulturhauptstadtprozess wirkt als Katalysa- wie auch als Industrieregion eng verknüpft mit tor für das Zusammenwachsen von Kreativwirt- den Themen Forschung und Entwicklung. Es gibt schaft, Technologie, Forschung und Industrie. Der erste Projekte auf der Schnittstelle zwischen Wis- aktuelle Strukturwandel hin zu erneuerbaren senschaft und Kreativwirtschaft und in der Zu- Energien, energie-autarken Arbeits-, Wohn- und sammenarbeit zwischen Forschungsinstituten Lebenswelten öffnet hier weite Chancenfelder. und Universitäten. 1 BEITRAG ZUR LANGZEITSTRATEGIE 14 Bid Book 1 • Zittau • 3Länderregion
ZIVILGESELLSCHAFTLICHES ENGAGEMENT HEUTE PERSPEKTIVE 2025+ Das zivilgesellschaftliche Engagement in der Re- Die Bereitschaft der Bürgerschaft, sich in gesell- gion ist stark ausgeprägt, das zeigte sich nicht zu- schaftliche Prozesse einzubringen, soll verstärkt letzt in der hohen Beteiligung der Bevölkerung am auch in Teilhabeprojekten im Kulturbereich Aus- Bürgerentscheid sowie dem vorangegangenen Ju- druck finden. Hier gilt es insbesondere Menschen niorentscheid zur Kulturhauptstadtbewerbung zu aktivieren, die bisher nur wenig oder keine Be- und in dem umfangreichen Engagement von Pri- rührung mit der kulturellen Entwicklung der Regi- vatpersonen im Zuge der Vorbereitungen des Kul- on hatten. Dabei soll vor allem auf die jungen Bür- turhauptstadtprozesses. Auch die Bürgerinitiati- ger*innen der Region ein besonderes Augenmerk ven und Aktionen als sichtbares und gelegt werden. wahrnehmbares Gegengewicht zu europakriti- schen Strömungen legen dafür Zeugnis ab (z.B. Friedensfest Ostritz). ERFAHRUNGEN MIT NEUANFÄNGEN UND HISTORISCHEN BRÜCHEN HEUTE PERSPEKTIVE 2025+ Mindestens seit 1945 mussten die Menschen in Diese Erfahrungen gilt es, in ein stärkeres positives der Dreiländerregion viele historische Brüche und Denken umzuwidmen. Noch herrschen mancher- gesellschaftliche Neuanfänge verarbeiten. Begrif- orts Ängste vor; nicht verarbeitete Enttäuschun- fe wie der derzeitige Strukturwandel und die zu- gen und Verlusterfahrungen sind spürbar. Gäste rückliegende politische Wende beschreiben Erleb- hingegen attestieren der Region einen bemerkens- nisse, die die Menschen prägen und für die sie in wert furchtlosen Umgang mit diesen Transforma- allen Lebensbereichen immer wieder neue Bewäl- tionsprozessen abseits der Metropolregionen. Ge- tigungsstrategien entwickeln. rade im Kulturbereich steckt das Potential, die gestalterische Wirkung von Transformationspro- zessen zu beschreiben und zu verstärken. MIGRATIONSGESCHICHTE • FLUCHT • VERTREIBUNG HEUTE PERSPEKTIVE 2025+ Die Geschichte der Dreiländerregion ist geprägt Wie viele andere Schwerpunkte, die unser Profil von den Themen Migration, Flucht und Vertrei- prägen, ist auch das Thema Migration ein europäi- bung. Das gilt in besonderem Maße für die Ge- sches und globales. In der Dreiländerregion ver- schichte des 20. Jahrhunderts, geht historisch dichten und überlagern sich die Auswirkungen aber sehr viel weiter zurück. Bereits die frühe dieser Migrationsgeschichte mit all ihren Projek- Siedlungsgeschichte der Lausitz ist geprägt von tionen, Verlusterfahrungen, Traumata und Be- Migrationsbewegungen und der Überlagerung wahrungsreflexen. In der gezielten Aufarbeitung von Kulturen und Identitäten. Sichtbar wird dies dieser Erfahrungen, nicht zuletzt im künstle- wohl am deutlichsten am sorbischen Volk, das risch-kulturellen Ausdruck, liegt eine große Chan- seine Identität als Minderheit in der Lausitz bis ce, gemeinsam Bewältigungsstrategien und be- heute bewahrt hat. wusste Gesten der Versöhnung mit erlebter Durch den Braunkohletagebau und die damit ver- Geschichte zu entwickeln und einzuüben. bundenen Umsiedelungen ganzer Dörfer bekom- men das Thema Migration und das Ringen um Identität in dieser Region noch eine zusätzliche Komponente. 1 BEITRAG ZUR LANGZEITSTRATEGIE 15 Bid Book 1 • Zittau • 3Länderregion
UNSERE ZIELE DER KULTURSTRATEGIE Der bestehende kulturelle Kompass wird im Zuge des Kulturstrategieprozesses kritisch in den Blick genom- men und einer Feinjustierung in Richtung Zukunft unterzogen. Neue Wirkungsräume sollen erschlossen, Be- dingungen geschaffen und somit eine dauerhafte Steigerung der Leistungsfähigkeit des Kultur-und Kreativ- bereichs erreicht werden. Weitere Etappenziele auf dem Weg dorthin: • Stärkung der Vielfalt kultureller Angebote & • Stärkung und Weiterentwicklung kultureller Imageverbesserung Bildung • Stärkung und Verbesserung der Außen –und • Aktivierung & Förderung des Wirtschafts-, Innenwahrnehmung Bildungs-, Industrie(-kultur) und Sozialbereiches sowie stärkere Vernetzung mit dem Kulturbereich • Revitalisierung des ländlichen Raums durch Kunst der gesamten Region & kreative Nutzung des Leerstandes • Entwicklung von Strategien und Maßnahmen zur • Förderung und Entwicklung kultureller Teilhabe flächendeckenden Begleitung der Digitalisierung für alle • Erschließen neuer, auch nicht kulturaffiner, Publika • Förderung der gemeinsamen Kulturlandschaft für kulturelle Angebote, auch über Ländergrenzen D-PL-CZ & Vernetzung regionaler Kreativ- und hinweg (= „Audience Development“) Kulturschaffender RAUM FÜR TRÄUME P ing!!! „Ach, Honza!“, seufzt Laura leise. Ping!!! Sie schaut auf ihr Telefon. Honza hat 3 Fotos gesendet, steht da. Wiedermal. Wie oft hat sie ihm schon gesagt, er soll ihr während der Arbeitszeit keine Bilder schicken. Aber er kann es einfach nicht lassen. Er weiß genau, wie sehr sich Laura danach sehnt, nach Hause zurückzukehren. Noch fehlt ihr der Mut. Sie träumt doch von einem Leben mit Kunst. Um sie zu locken, sendet Honza ihr immer wieder Bilder von leerstehenden Villen und verlassenen Fabrikhallen. Ping!!! Honza „Lauri!!! …sieh‘s dir wenigstens mal an! so viel Platz…unglaublich….so schön….stell dir das doch mal vor….wär sogar noch Platz für mein kleines Café!“… 15:18 Laura …ach Honza, das wär echt zu schööön ..…und selbst Emma könnte sich dort austoben.…… Ich kenn so viele Künstler hier in Berlin, die haben echt kein Bock mehr auf die Hektik und Enge der Großstadt….immer, wenn ich denen deine Bilder zeige, kriegn die fast’n Schock….OMG …wer weiß, mit bisschen Glück, kann ich ja bald wieder zurückkomm…. gerade tut sich ja was Zuhause……nur Papa muss das noch schnallen…. ich telefonier heut noch mit ihm…. #zittau2025 #futureforartists 16:01 1 BEITRAG ZUR LANGZEITSTRATEGIE 16 Bid Book 1 • Zittau • 3Länderregion
365° AUSRICHTUNG Vielversprechende Ansätze zur Steigerung der Leistungsfähigkeit des Kultur- und Kreativbereichs sehen wir in Projektentwicklungsprozessen, die aus verschiedenen Kombinationen unserer profilprägenden Themen- felder hervorgehen. Erste Überlegungen: Euroregionaler Kulturstammtisch Ausbau von Coworking Spaces & • Auseinandersetzung mit regionalem Erbe/Geschich- Entwicklung einer aktiven Start-up-Szene te/Traditionen/Literatur • Nutzung von Synergien zwischen Kunst & Kultur, • Vernetzungsinstrument zwischen Kultur/Wirtschaft Tourismus, Wirtschaft, Bildung, Forschung & Inno- und sozialem Bereich vation Jährliche Euroregionale Kulturkonferenz und regel- Nachnutzung von Industriebrachen/Leerstand & mäßige Konferenz europäischer Mittelzentren Nutzung der historischen Bausubstanz • Vernetzung, Koordination und gemeinsame inhalt- • Entwicklung von Ideen für Kunst im öffentlichen liche Planung Raum Trinationaler Kulturkalender/Trinationales Kultur- magazin • Vernetzung, Information, Teilhabe, kulturelle Bildung Netzwerk der Dreiländerregionen Europas • Aufbau eines Netzwerks von Dreiländerregionen, deren Lebensrealität der unseren ähnelt • Kreative Auseinandersetzung und langfristiger Etablierung eines trinationalen Mikrofinzanzfonds Austausch hinsichtlich gegebener Schicksalsparal- für Start-ups und Jungunternehmer lelen und dem Umgang mit diesen • Erleichterung der Ansiedlung junger Menschen mit kreativen Ideen Bildung als „Rohstoff“ • Beförderung der städtischen Entwicklung durch die hier ansässigen Hochschul– und Forschungseinrich- tungen • Halten der Studierenden durch attraktive Arbeits- felder, auch im grenzüberschreitenden Raum und durch die aktive Unterstützung beim Weg in die Selbstständigkeit Lost Places/Urban Gardening • die Nachnutzung und Gestaltung von städtischen Auslobung eines Kreativ– Unternehmerpreises für und regionalen Lost Places wird mit Hilfe von bür- die Oberlausitz und die Dreiländerregion gerschaftlichem Engagement zunehmend die • Anreiz zum kreativ-wirtschaftlichen Schaffen Stadt-/Regionalentwicklung bereichern und Wertschätzung kreativer Leistungen • Förderung der Wahrnehmung der eigenen Stadt/Re- gion (Bsp.: regionale Gartenkultur) und ihrer kreati- ven Entfaltungsmöglichkeiten durch praktisches Mitwirken GRENZERFAHRUNG • GRENZÜBERSCHREITUNG• GRENZVERSCHIEBUNG EUROPÄISCHE DIMENSION LANDSCHAFTSKULTUR & INDUSTRIEKULTUR IM EINKLANG MIT KREATIVWIRTSCHAFT ZUSAMMENSPIEL WISSENSCHAFT • TECHNOLOGIE • KULTUR • WIRTSCHAFT ZIVILGESELLSCHAFTLICHES ENGAGEMENT ERFAHRUNGEN MIT NEUANFÄNGEN UND HISTORISCHES BRÜCHEN MIGRATIONSGESCHICHTE • FLUCHT • VERTREIBUNG 1 BEITRAG ZUR LANGZEITSTRATEGIE 17 Bid Book 1 • Zittau • 3Länderregion
1C Wie ist die Aktion „Kulturhauptstadt Europas“ in diese Strategie eingebunden? Für die Kulturstrategie ist die Bewerbung zur „Kul- bewirkt. Die Kulturstrategie der Stadt Zittau ist ein- turhauptstadt Europas 2025“ Meilenstein und Kata- gebettet in eine übergeordnete „Kulturstrategie lysator zugleich. Wir sind motiviert in der Rolle des Lausitz 2025“. Gastgebers, Europa sichtbare Erfolge und Verände- Im Sinne des langfristigen und nachhaltigen Aus- rungsprozesse anhand unserer eigenen kulturellen baus der europäischen Dimension wird die Kultur- Entwicklung zu präsentieren. Insofern wird das Jahr strategie der Stadt und der Dreiländerregion auch in 2025 mit dem Kulturhauptstadtjahr eine hervorge- andere Strategien der Euroregionen eingepflegt. hobene Rolle bei der Formulierung und insbesondere Diese werden im Moment entwickelt und sollen den Terminierung von Zwischenzielen spielen. Zudem be- Zeitraum bis 2030 abdecken. Bereits jetzt sind viele wirkt allein der Bewerbungsprozess und die damit Kulturaktivitäten über die INTERREG-Programme fi- verbundenen Überlegungen, Reflektionen und Maß- nanziert. Jedoch stellt sich mit jeder neuen Förder- nahmen eine stärkere öffentliche Wahrnehmung periode die Finanzierungsfrage erneut. Äußerst sinn- von Kultur und fördern das Bewusstsein für die gro- volle und erfolgreiche Projekte wie das trinationale ßen Regionalentwicklungspotentiale. Theaterfestival „J-O-Š“ und das Jugendbegegnungs- Gleichzeitig hat die Bewerbung um den Titel „Kultur- projekt „Lanterna Futuri“ in Zittau oder der Erinne- hauptstadt Europas 2025“ aber auch Katalysator- rungsort „Meeting Point Music Messiaen“ in Görlitz/ Wirkung auf die Leitbildentwicklung der gesamten Zgorzelec stehen regelmäßig vor der Existenzfrage. Region Lausitz, die sich nach Brandenburg über den Für kluge Konzepte dieser Art brauchen wir langfris- Spreewald bis hin zu den Toren Berlins erstreckt. Be- tige Sicherheit. Der Kulturhauptstadttitel wird un- reits jetzt haben die Prozesse in der Dreiländerregi- sere Bewegung deutlich beschleunigen, uns mit on eine stärkere Priorisierung der Potentiale von Kraft, Aufmerksamkeit, Motivation und Mitteln aus- Kultur als Wirkungsmoment für den Strukturwandel statten, die uns helfen unsere Ziele zu erreichen. 1D Welche wären Ihrer Meinung nach die langfristigen kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen auf Ihre Stadt (einschließlich der Stadtentwicklung), sollte ihr der Titel „Kulturhauptstadt Europas“ verliehen werden? Sollte Zittau gemeinsam der umliegenden Dreilän- allererster Linie bedeutet das, dass die Wahrneh- derregion der Titel „Kulturhauptstadt Europas 2025“ mung von Kultur als Motor für Wandel und Transfor- zugesprochen werden, rechnen wir mit positiven mation geschärft und neue Handlungsfelder gemein- Auswirkungen auf alle wichtigen Lebensbereiche. sam mit und durch alle Bevölkerungsschichten Darüber hinaus würde die auf Nachhaltigkeit ausge- erschlossen werden können. Ziel für uns ist es, mit legte Kulturstrategie einen noch höheren Stellen- Schwung aus uns selbst heraus dauerhaft zu wachsen. wert für den gesamten Wirkungsraum erlangen. In 1 BEITRAG ZUR LANGZEITSTRATEGIE 18 Bid Book 1 • Zittau • 3Länderregion
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