MIRAKTUELL - Land Brandenburg

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MIRAKTUELL - Land Brandenburg
MIRAKTUELL
    V I E R T E L J A H R E S S C H R I F T

       Schwerpunktthema:
       Die Neue Wohnungspolitik des MIR

       Bürgerbus fährt jetzt auch
       in Brieselang

       Standort Brandenburg – Infra-
       strukturentwicklung in staatlicher
       und privater Verantwortung
       Mit Dokumentation der MIR-Fach-
       konferenz als Beileger!

 1·2008
MIRAKTUELL - Land Brandenburg
Schwerpunktthema: Die Neue Wohnungspolitik des MIR

Inhaltsverzeichnis

       Editorial .......................................................................................................................................................................................3

       Vorwort........................................................................................................................................................................................4

       Bilanz 2007 – Ein Jahr WohneigentumInnenstadtR ....................................................................................................................5

       Flexibilisierung der Altschuldenhilfeverordnung ...........................................................................................................................6

       Wohnen im Alter – Wohnangebote und Projekte für Senioren im Land Brandenburg –
       Erster Überblick zur LBV-Untersuchung ......................................................................................................................................7

       Wie ein Phoenix aus der Asche ...
       Wohnen im denkmalgeschützten Kaufhaus ...............................................................................................................................10

       Der Burgmühlenkomplex in Brandenburg an der Havel .............................................................................................................11

       Die neue Wohnraumförderung zur generationsgerechten Aufwertung von
       Mietwohnungsbeständen in den Innenstädten...........................................................................................................................14

       Umbau eines ehemaligen Schulgebäudes zur seniorengerechten Wohnanlage........................................................................17

       Schaffung von senioren- und familiengerechten Wohnverhältnissen
       durch nachträglichen Anbau von Personenaufzügen ................................................................................................................19

       Zurück in die Stadt! ...................................................................................................................................................................21

       Modernisierung eines genossenschaftlichen Wohnquartiers in Cottbus –
       ein Beispiel der GWG „Stadt Cottbus“ eG ................................................................................................................................22

       Vorranggebiete Wohnen ...........................................................................................................................................................24

       Denkmalgeschützte Einzelgebäude in Altstädten – Probleme und Lösungswege......................................................................28

       Die Umsetzung der neuen Wohneigentumsförderung in Brandenburg durch die ILB ...............................................................29

       Wohnen in der Innenstadt: Familien- und kinderfreundliche Konzepte – Bauen in Baugemeinschaften
       Fachtagungsbericht ..................................................................................................................................................................32

       Bürger gestalten ihr Quartier – Wettbewerb Stadtplatz Nördliche Innenstadt Rathenow ...........................................................34

       Kleine Wohnanlage „Streuobstwiese“ in der Eberswalder Altstadt errichtet ..............................................................................36

       Gender Mainstreaming in der Wohnraumförderung ..................................................................................................................37

       Aktuelles zu den Integrierten Stadtentwicklungskonzepten (INSEK) ........................................................................................39

       Netzwerkarbeit und Erfahrungsaustausch im Sinne der integrierten Stadtentwicklung –
       Deutsch-Österreichisches URBAN-Netzwerk tagte in Luckenwalde .........................................................................................41

       Schinkel-Wettbewerb 2008 –
       „COTTBUS – Einheitlichkeit ist oft durch gleichartige Vielheit zu gewinnen“ ............................................................................43

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MIRAKTUELL - Land Brandenburg
Schwerpunktthema: Die Neue Wohnungspolitik des MIR

Kurzmeldungen
– Standort Brandenburg – Infrastrukturentwicklung in staatlicher und privater Verantwortung
  Konferenz des MIR am 23. November 2007..........................................................................................................................46
– Kooperation und Vernetzung im Nordosten – ein Modellvorhaben der Raumordnung (MORO)
  der Länder Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern ..........................................................................................46
– Beteiligungsverfahren LEP B-B ............................................................................................................................................47
– Ostsee-Adria-Entwicklungskorridor – Scandria
  Eine Alternative zur überlasteten Rheinschiene und zum Nadelöhr Hamburg .......................................................................48
– Im Osten viel Neues – Deutsch-Polnische Zusammenarbeit im Rahmen
  des Projektes DPERON erfolgreich fortgesetzt ....................................................................................................................49
– Bürgerbus fährt jetzt auch in Brieselang ...............................................................................................................................50
– Zuwendungen des Landes Brandenburg aus Konzessionsabgaben LOTTO
  Kurzbilanz 2007.....................................................................................................................................................................51
– Unterzeichnung der ersten Pilotprojektvereinbarung zu kommunalen Straßen
  mit der Stadt Brandenburg an der Havel ..............................................................................................................................51
– Das Städtebaureferendariat im Land Brandenburg: Eine Investition in die Zukunft ..............................................................52
– Lange Nacht der Wirtschaft 2008 – Mit innovativen Ideen die Fachkräfte von morgen gewinnen ........................................53
– Kulturland Brandenburg 2008 – „Provinz  Metropole“ .......................................................................................................54

                                                                                                                                                                                Editorial

Die Wohnungspolitik hat in den vergan-                        von Wohnungsunternehmen, aber auch                             Verantwortung“ war das Thema einer
genen Jahren einige grundlegende Ver-                         von Investoren und von der ILB sehr                            vom MIR initiierten und durchgeführten
änderungen erfahren – Grund genug,                            lebensnah beschrieben. Immer wieder                            Konferenz zum Ende des letzten Jahres.
dies zum Themenschwerpunkt des MIR                            tauchen dabei die Begriffe „generatio-                         Fachkundige ReferentInnen der Kommu-
AKTUELL zu machen.                                            nengerecht“ und „seniorengerecht“ auf -                        nen, Landkreise, Verbände und Fachwis-
                                                              Hinweise darauf, dass die Wohnungspo-                          senschaft diskutierten untereinander
Im Vorwort gibt Jürgen Schweinberger,                         litik bei einem insgesamt gesättigten                          sowie mit den 200 Teilnehmern, um Ant-
Leiter der Abteilung Stadtentwicklung                         Markt im Land Brandenburg die Ziel-                            worten auf die Herausforderungen der
und Wohnen, einen Überblick über die-                         gruppen der älteren Menschen und der                           Zukunft zu formulieren. Die Konferenz-
se Veränderungen. Diese reichen von                           Familien fest im Blick hat. Auch mit dem                       dokumentation liegt dieser Ausgabe bei.
der Schließung des Landeswohnungs-                            Bericht zum Wohnen im Alter, der die
bauvermögens über die Auswirkungen                            Ergebnisse einer umfangreichen Unter-                          Die Gemeinsame Landesplanung stellt
der Funktionalreform auf die Wohn-                            suchung des LBV wiedergibt, wird deut-                         ein vom Bund gefördertes Modellvorha-
raumförderung bis hin zu deren Konzen-                        lich, dass das Thema Wohnen nur im                             ben (MORO) unter Beteiligung der Län-
tration auf Innenstädte, Wohnvorrang-                         Kontext des demografischen Wandels                             der Berlin, Brandenburg und Mecklen-
und Konsolidierungsgebiete und eine                           behandelt werden kann.                                         burg-Vorpommern vor, welches zum Ziel
deutliche Verzahnung mit den Program-                                                                                        hat, die Region im Nordosten Deutsch-
men der Stadterneuerung und des Stadt-                        Neben den Schwerpunktbeiträgen zur                             lands sowohl im Innern als auch mit den
umbaus. In weiteren Beiträgen werden                          neuen Wohnungspolitik des MIR berichten                        deutschen und internationalen Nachbar-
die aktuellen Entwicklungen zur Altschul-                     wir unter der bekannten Rubrik „Lebens-                        regionen stärker zu vernetzen und neue
denhilfeverordnung, zur Wohneigentums-                        werte Städte“ über den aktuellen Stand                         Entwicklungschancen zu eröffnen.
förderung und zur generationsgerechten                        der Integrierten Stadtenwicklungskonzep-
Aufwertung von Mietwohnungsbeständen                          te (INSEK), von der in Luckenwalde statt-                      Weitere Kurzmeldungen informieren Sie
bis hin zum Aufzugsprogramm und zum                           gefundenen Tagung des Deutsch-Öster-                           u.a. über eine neue Initiative im Ostsee-
Gender Mainstreaming in der Wohn-                             reichischen URBAN-Netzwerkes mit ihren                         Adria-Entwicklungskorridor – Scandria,
raumförderung aus Sicht des Ministeri-                        Ergebnissen und Wirkungen und stellen                          über Neues im Rahmen des Projektes
ums detailliert erläutert.                                    zwei der preisgekrönten Arbeiten des                           DPERON und darüber, dass der Bürger-
                                                              diesjährigen Schinkel-Wettbewerbs vor.                         bus jetzt auch in Brieselang fährt.
Wie diese neuen Regelungen vor Ort
angenommen und umgesetzt werden,                              „Standort Brandenburg – Infrastruktur-                         Eine interessante Lektüre wünscht
wird in verschiedenen Beiträgen v. a.                         entwicklung in staatlicher und privater                        Ihre Redaktion

                                                                                                                                                        MIRAKTUELL 1/08                    3
MIRAKTUELL - Land Brandenburg
Schwerpunktthema: Die Neue Wohnungspolitik des MIR

Vorwort
          Jürgen Schweinberger

       Unsere Städte sind wieder im Trend.           für die Nachrüstung von 6.000 Wohnun-        mes Programm oder zunächst noch ge-
       Städte sind und bleiben die Wohnstand-        gen mit Aufzügen vorgesehen. Weitere         trennt zwischen Ost- und Westdeutsch-
       orte Nummer 1. Hier brauchen wir              30 Mio. € stehen für die Anschubfinan-       land, welche Rolle der Abriss zukünftig
       dauerhaft bezahlbare Wohnungen und            zierung von 680 Eigentumswohnungen           spielen kann oder wie private Eigentü-
       nachfragegerechte Angebote. Bund,             bereit, 62 Mio. € im Rahmen eines Zu-        mer verstärkt in den Stadtumbau einge-
       Länder, vor allem aber Kommunen und           schussprogramms zur Eigentumsbildung         bunden werden können, wird Gegen-
       die Wohnungswirtschaft müssen sich            in der Innenstadt (2.400 Wohnungen)          stand der weiteren Überlegungen und
       diesen wohnungspolitischen Fragen             sowie ein Wohnraumanpassungspro-             Abstimmungen sein.
       stellen.                                      gramm für Wohneigentum für 70 Woh-
                                                     nungen.                                      Die Wohnungswirtschaft steht vor der
       Nachdem vor knapp fünf Jahren die                                                          Herausforderung ihre Bestände zu qua-
       Landesregierung beschlossen hatte, das        Innenstädte und Quartiere mit nachhalti-     lifizieren, die Gebäude für ihre Nutzer zu
       Landeswohnungsbauvermögen Ende                ger Perspektive werden besonders un-         optimieren und nach ökologischen, ge-
       2006 zu schließen und der Bund sich im        terstützt, denn die „Neue“ Wohnraum-         nerationsgerechten und energetischen
       Rahmen der Föderalismusreform aus             förderung konzentriert sich auf die          Maßstäben zukunftsweisend und nach-
       der Wohnraumförderung zurückgezogen           innerstädtischen Sanierungs- und Ent-        haltig zu entwickeln. Nur eine voraus-
       hatte, stellte sich für das Land Branden-     wicklungsgebiete sowie auf darüber           schauende Bestandspolitik kann die
       burg die Frage, wie es mit der Wohn-          hinaus auszuweisende Vorranggebiete          Marktposition der Unternehmen dauer-
       raumförderung weitergehen sollte. Eine        Wohnen und Konsolidierungsgebiete. Sie       haft behaupten, staatliche Intervention,
       Evaluation sollte hier Klarheit schaffen.     steht damit in engem Kontext zur Stadt-      wie beim Stadtumbau, sollte immer die
       Der Gutacher kam zu dem Ergebnis,             erneuerung und zum Stadtumbau und            Ausnahme sein. Die bisherige Beteili-
       dass mit einem Finanzvolumen i. H. v.         unterstützt die positive Wirkung dieser      gung der Wohnungsunternehmen an den
       rund 4 Mrd. € und 125.000 geförderten         Programme. Dabei haben wir neben der         Diskussionen und Aktivitäten zur Stär-
       Neubau- bzw. Bestandswohnungen der            Versorgung mit bezahlbarem Wohnraum          kung der Innenstädte ist zu begrüßen.
       Verfassungsauftrag auf angemessenen           auch wichtige wohnungspolitische Funk-       Aus unserer Sicht ist die Herrichtung
       Wohnraum erfüllt wurde. Trotz der ins-        tionen wie die generationsgerechte Qua-      innerörtlicher Bestandsgebäude sowie
       gesamt entspannten Lage am Woh-               lität und energetische Bilanz der Gebäu-     der Neubau in Baulücken und auf inner-
       nungsmarkt sah der Gutachter jedoch           de im Blick. Die Beiträge in diesem Heft     örtlichen Recyclingflächen jedoch noch
       insbesondere für die Generation 55+           beleuchten einige dieser Aspekte.            stringenter in Angriff zu nehmen. Die
       sowie für junge Familien mit Kindern                                                       erweiterten Möglichkeiten zur Altschul-
       weiterhin Bedarf und schlug vor, die          Dennoch besteht bei der Stärkung der         denhilfeentlastung auch bei der Sanie-
       Wohnraumförderung zukünftig auf räum-         Städte, angesichts der Fortdauer städ-       rung von Altbauten, die der Bund u. a.
       liche Schwerpunkte zu konzentrieren.          tebaulicher Probleme, des anhaltenden        im Ergebnis von Verhandlungen mit dem
                                                     Strukturwandels und des fortschreiten-       Land Brandenburg noch im Sommer
       Im Rahmen des Masterplans Starke              den Umbaus auch der öffentlichen In-         diesen Jahres umsetzen will, können
       Städte – Stadtumbau, mit der Einführung       frastrukturen, weiterhin ein erheblicher     hier wirksam unterstützen.
       der integrierten Stadtentwicklungskon-        Problemdruck. Das neue Programm
       zepte (INSEK) sowie durch die Neufor-         „Aktive Stadtzentren“ soll deshalb auch      Nachhaltige Stadtentwicklung und Stadt-
       mulierung der Richtlinien zur Wohn-           mit nicht-investiven Maßnahmen zur           umbau werden in den nächsten Jahren
       raumförderung hat die Landesregierung         Funktionsstärkung die baulich ausgerich-     weiterhin zu den zentralen Aufgaben-
       die Stadtentwicklungs- und Wohnraum-          teten bestehenden Städtebauförderpro-        stellungen unserer Politik gehören. Die
       förderung neu ausgerichtet. Finanzielle       gramme ergänzen. Gleichzeitig wird           Bundesregierung und die EU haben das
       Basis der Wohnraumförderung sind jetzt        derzeit intensiv über die Fortführung der    mit der Charta von Leipzig übereinstim-
       die Kompensationsmittel des Bundes            Programme Stadtumbau Ost und Stadt-          mend erklärt. Damit sind die Eckpfeiler
       i. H. v. 178,5 Mio. €. Davon sind 54 Mio. €   umbau West ab 2010 diskutiert. Unbe-         für die zukünftige Politik gesetzt und es
       für die generationsgerechte Entwicklung       stritten ist der Bedarf. Die Ausgestaltung   gibt viel zu tun, was nur in gemeinsamer
       von rd. 3.800 Wohnungen und 36 Mio. €         in Einzelfragen, z. B. ob als gemeinsa-      Kooperation lösbar ist.                

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MIRAKTUELL - Land Brandenburg
Schwerpunktthema: Die Neue Wohnungspolitik des MIR

                     Bilanz 2007 – Ein Jahr WohneigentumInnenstadtR
                                                                                                            Andreas Rose

Die Wohneigentumsbildung hat sich in       ne, den vom MIR geförderten Stadt-
den vergangenen Jahren zunehmend zu        umbaustädten sowie den Mittelzentren
einem stabilen Instrument im Stadter-      gemäß zentralörtlicher Gliederung des
neuerungsprozess entwickelt. Mit Ver-      Landes Brandenburg die Förderung auch
abschiedung der Richtlinie zur Förderung   in durch die Städte definierten inner-
von selbst genutztem Wohneigentum          städtischen „Vorranggebieten Wohnen“
in Innenstädten (WohneigentumInnen-        möglich. Die Möglichkeit der Definition
stadtR) Anfang des Jahres 2007 wurden      eines „Vorranggebietes Wohnen“ haben
die Weichen für einen nochmaligen          insgesamt 37 Städte genutzt und damit
Richtungswechsel der Förderung von         die Rahmenbedingungen für die Möglich-
Wohneigentum gestellt. Die vorrangige      keit der Wohneigentumsbildung in der
soziale Ausrichtung der Wohneigentums-     Innenstadt, außerhalb des Sanierungs-        Anschubfinanzierung in Senftenberg, Reyersbachstraße
förderung wurde zugunsten einer noch       gebietes, geschaffen (siehe gesonderter
stärkeren Unterstützung des Stabilisie-    Beitrag des LBV).                            und anschließender Veräußerung von
rungsprozesses der Innenstädte aufge-                                                   Wohneigentum an Enderwerber unter-
geben. Durch deutlich höhere Einkom-       Rückblickend auf das Programmjahr            stützt, bildete dabei in 2007 den Schwer-
mensgrenzen sowie die Umstellung der       2007 kann für das erste Geltungsjahr         punkt. Hier wurden in sechs Städten
Förderung für Einzelantragsteller auf      der WohneigentumInnenstadtR eine             insgesamt 209 Wohneinheiten mit ca.
Zuschüsse konnte ein erweiterter Perso-    durchweg positive Bilanz gezogen wer-        7 Mio. € bewilligt. Damit wurden ca. 2/3
nenkreis für die Stärkung der Innenstäd-   den. Trotz der nochmaligen Einengung         der Mittel der Wohneigentumsförderung
te durch Wohneigentumsbildung gewon-       der förderfähigen Gebietskulisse mit einer   im Bereich der Anschubfinanzierung ein-
nen werden.                                nunmehr ausschließlichen Orientierung        gesetzt. Im Programmteil der Einzelan-
                                           auf die Innenstädte konnten insgesamt        tragsteller wurden 158 Wohnungen lan-
Im Sinne einer weiteren Erhöhung der       367 Wohnungen mit Fördermitteln nach         desseitig unterstützt. Ca. 70 % dieser
Effizienz des Fördermitteleinsatzes ist    der WohneigentumInnenstadtR unter-           Vorhaben wurden innerhalb der Sanie-
die Wohneigentumsförderung nunmehr         stützt werden. Dafür wurden durch das        rungsgebiete realisiert. Die Privilegie-
grundsätzlich nur noch innerhalb der in-   Land Brandenburg fast 11 Mio. € Förder-      rung der Bestandsentwicklung durch
nerstädtischen Sanierungs- und Entwick-    mittel bereitgestellt. Der Programmteil      höhere Förderung zahlte sich aus. Ca.
lungsgebiete möglich. Zudem ist in den     der Anschubfinanzierung, der Bauträger       2/3 der Maßnahmen erfolgten innerhalb
Städten der regionalen Wachstumsker-       mit zinslosen Darlehen zur Herrichtung       des Gebäudebestandes.

                                                                                        Nicht zuletzt durch die intensive Öffent-
                                                                                        lichkeitsarbeit konnte dieses gute Ergeb-
                                                                                        nis erzielt werden. So wurden die Richt-
                                                                                        linienansätze und Ziele bereits frühzeitig
                                                                                        in verschiedenen Gremien kommuniziert.
                                                                                        Innerhalb des Innenstadtforums sowie in
                                                                                        der Arbeitsgemeinschaft (AG) „Histori-
                                                                                        sche Stadtkerne“ wurde intensiv über
                                                                                        Möglichkeiten des verstärkten Einsatzes
                                                                                        der Wohneigentumsförderung als Instru-
                                                                                        ment der Revitalisierung der Innenstäd-
                                                                                        te diskutiert. In einem Informationskol-
                                                                                        loquium wurde gemeinsam mit der
                                                                                        InvestitionsBank des Landes Branden-
                                                                                        burg (ILB), Vertretern der AG-Städte und
                                                                                        Sanierungsbeauftragten die Richtlinien-
                                                                                        ziele sowie die verfahrensmäßige Umset-
Wohnort Innenstadt – hier am Marktplatz in Kyritz                                       zung erörtert.

                                                                                                           MIRAKTUELL 1/08           5
MIRAKTUELL - Land Brandenburg
Schwerpunktthema: Die Neue Wohnungspolitik des MIR

       Vor dem Hintergrund eines einheitlichen     dung bereits in vielen Städten sehr gut      wird. Dabei können insbesondere mit
       Bewertungsmaßstabes wurden insbeson-        funktioniert und angenommen wird und         dem Programmteil der Anschubfinanzie-
       dere Fragen der Kommunen zur städte-        auch vor dem Hintergrund einer anzu-         rung die Voraussetzungen einer nach-
       baulichen Stellungnahme sowie begriff-      strebenden Planungssicherheit für die        haltigen Wohneigentumsbildung durch
       liche Auslegungen diskutiert. Durch         potenziellen Antragsteller über den          Revitalisierung schwieriger Gebäude-
       diesen geführten Dialog mit den Kommu-      31.12.2008 hinaus verlängert werden          substanzen geschaffen werden. Aber
       nen kann von einem hohen Erfahrungs-        sollte.                                      auch das bürgerschaftliche Engagement
       gewinn aller Beteiligten ausgegangen                                                     im Zusammenhang mit der Sanierung
       werden. Die Diskussion über teilweise       Für das laufende Programmjahr 2008           und Bildung von Einzeleigentum stellt
       unterschiedliche Erfahrungen und Her-       konnte die Absicherung der Mittelbereit-     einen wichtigen Beitrag im Bereich des
       angehensweisen der Kommunen führ-           stellung für die Wohneigentumsförderung      Stabilisierungsprozesses der Branden-
       ten über dies bereits frühzeitig zu einer   bereits frühzeitig erfolgen. Nach gegen-     burger Innenstädte dar.
       ersten Evaluation der Richtlinie und der    wärtigem Kenntnisstand kann davon
       Herausarbeitung ggf. erforderlicher in-     ausgegangen werden, dass die Förde-          In diesem Sinne sind auch weiterhin alle
       haltlicher oder verfahrensrechtlicher An-   rung der Wohneigentumsbildung mindes-        Akteure vor Ort aufgefordert, die gege-
       passungen. Mit Blick auf das erste er-      tens auf dem Niveau des Jahres 2007          benen Möglichkeiten zu nutzen und die
       folgreiche Jahr der Anwendung der           fortgesetzt werden kann. Die aktuellen       Wohneigentumsbildung verstärkt in den
       WohneigentumInnenstadtR wurde ein-          Antrags- und Bewilligungszahlen ver-         Stadterneuerungsprozess einzubeziehen.
       vernehmlich festgestellt, dass die Richt-   deutlichen, dass auch im Jahr 2008 wie-
       linie als Instrument der Unterstützung      der rege von der Möglichkeit der Wohn-
       der innerstädtischen Wohneigentumsbil-      eigentumsförderung Gebrauch gemacht                                                

Flexibilisierung der Altschuldenhilfeverordnung
          Kirsten Kleinheyer

       Im Rahmen des 2. Altschuldenhife-           Erweiterung bzw. Verlängerung der Alt-       dem jeweiligen Wohnungsunternehmen
       Änderungsgesetzes (2. AHÄndG) vom           schuldenhilfeverordnung initiiert. Die       beschiedene Altschuldenhilfeentlastung
       28.8.2000 wurde mit § 6a („Härtefallre-     insbesondere vom MIR und dem Land            gem. § 6a AHG auch dann auszuzahlen,
       gelung“) eine zusätzliche Entlastungs-      Sachsen geführten Abstimmungspro-            wenn Altbauten nicht abgerissen sondern
       möglichkeit von Altverbindlichkeiten für    zesse führten im Ergebnis dazu, dass         saniert und somit erhalten bzw. verkauft
       Wohnungsunternehmen geschaffen, die         das BMVBS die folgenden kostenneu-           werden. Im Verkaufsfall muss der Entlas-
       aufgrund von Leerstand in ihrer wirt-       tralen Vorschläge zur Flexibilisierung       tungsbetrag in andere das Stadtbild prä-
       schaftlichen Existenz gefährdet sind und    der AHGV im laufenden 1. Halbjahr auf-       gende Altbauten investiert werden. Diese
       schon gemäß § 4 oder § 7 AHG Alt-           greift. Hierbei handelt es sich um:          Regelung ist jedoch auf die Gebäude
       schuldenhilfe erhalten haben.                                                            beschränkt, die vor dem 1.1.1949 fertig
                                                   1. die Verlängerung der Abrissfrist bis      gestellt wurden und „stadtbildprägend“
       Zur Umsetzung dieser sogenannten „Här-         2013 und                                  sind (z. B. keine Hinterhäuser).
       tefallregelung“ wurde von der Bundesre-     2. die Option eines Objekttausches
       gierung die Altschuldenhilfeverordnung         innerhalb eines Unternehmens zwi-         Entsprechende Anträge auf Änderung
       (AHGV) vom 15.12.2000 erlassen, wel-           schen AHG-Wohnungsbeständen               der bereits erlassenen Bescheides gem.
       che diesbezügliche Einzelheiten regelt.        (gemäß § 4 AHG) und anderen.              AHGV können ab sofort bei der Kredit-
       Diese Verordnung ist am 1.1.2001 in                                                      anstalt für Wiederaufbau (KfW) gestellt
       Kraft getreten und bis heute unverändert    Nach Aussage des BMVBS ist beabsich-         werden, wobei je Unternehmen auch
       gültig.                                     tigt, eine entsprechende und derzeit in      mehrere Anträge für Einzelobjekte/-blö-
                                                   Arbeit befindliche Kabinettvorlage zur       cke zulässig sind. Alle betroffenen Woh-
       Aufgrund veränderter Rahmenbedingun-        Novellierung der AHGV bis zur Sommer-        nungsunternehmen wurden von der KfW
       gen wurde im Jahr 2007 von den neuen        pause 2008 zu verabschieden.                 bereits im Januar 2008 schriftlich über
       Ländern eine Diskussion mit dem Bun-                                                     diese Möglichkeit informiert. Entspre-
       desministerium für Verkehr, Bau und         Darüber hinaus besteht im Bundeshaus-        chende Änderungsbescheide der KfW
       Stadtentwicklung (BMVBS) über eine          halt 2008 schon jetzt die Möglichkeit, die   sind nicht mehr umkehrbar.            

   6      MIRAKTUELL 1/08
MIRAKTUELL - Land Brandenburg
Schwerpunktthema: Die Neue Wohnungspolitik des MIR

                            Wohnen im Alter – Wohnangebote und Projekte
                                     für Senioren im Land Brandenburg –
                                  Erster Überblick zur LBV-Untersuchung
                                                                                                            Ines Graubner

Ausgehend von der demografischen Ent-       rung gegenüber 2005 um ca. 260.000           besondere Herausforderungen für die
wicklung kann man mit Sicherheit be-        Personen, darunter um 160.000 „Jünge-        Wohnungswirtschaft, Pflegewirtschaft
haupten, dass der Bedarf an Wohnraum        re Alte“ zwischen 65 und 80 Jahren           und den Dienstleistungssektor in sich
für Senioren in den nächsten Jahrzehn-      und 100.000 „Hochbetagte“ im Alter ab        birgt.
ten enorm steigen wird. Die quantitative    80 Jahren. Bei der erstgenannten Alters-
Ausgangsbasis (derzeitiger Bestand an       gruppe sind meist noch „normale“ Woh-        Für die Betrachtung der Wohnsituation
altersgerechtem Wohnraum) war bisher        nungen mit einigen altersbezogenen           sind aber nicht allein die Bevölkerungs-
in all seinen Facetten nicht bekannt. So-   Erleichterungen (Erreichbarkeit der Woh-     zahlen relevant, sondern vor allem die
wohl Bedarf als auch zukünftige Nach-       nungen über wenige Stufen oder Auf-          Anzahl der Privathaushalte in der ent-
frage sind aus vielfältigen Gründen bzw.    zug, weniger Schwellen in der Wohnung        sprechenden Altersgruppe. Vergleicht
Unwägbarkeiten nicht genau quantifi-        usw.) oder mit individuellen baulich-funk-   man die Bevölkerungsstruktur mit der
zierbar. Ein Gefühl für die Größenord-      tionellen Anpassungen (z. B. im Sanitär-     Haushaltsstruktur (letzter Stand 2002/03,
nungen sollen einleitend ausgewählte        bereich) für ein selbstbestimmtes Woh-       keine Prognosedaten), so kristallisieren
Aussagen zur Bevölkerungs- und Haus-        nen ausreichend. Ab dem Alter von            sich folgende Fakten heraus. „Ältere“
haltsstruktur vermitteln.                   80 Jahren steigt die Erkrankungshäufig-      haben einen Anteil von 18 % an der
                                            keit und die Pflege- oder Hilfebedürftig-    Gesamtbevölkerung, aber 27 % aller
                                            keit. Dann sind Wohnformen, die geeig-       Privathaushalte im Land haben ältere
Demografische Rahmenbedingungen             nete Rahmenbedingungen für Pflege            Bewohner/Haushaltsvorstände. Noch
Aus der Abb. 1 ist der lt. Bevölkerungs-    und Betreuung bieten, in höherem Maße        höher ist mit 33 % der Anteil der älteren
prognose von LDS/LBV zu erwartende          erforderlich.                                Mieterhaushalte. Dies lässt besondere
Zuwachs an älterer Bevölkerung im Ver-                                                   Herausforderungen an die großen Ver-
gleich zum extremen Rückgang der jün-       Der Anteil der „älteren Bevölkerung“ (ab     mieter, d. h. die kommunalen und ge-
geren und vor allem der erwerbstätigen      65 Jahren) an der Gesamtbevölkerung          nossenschaftlichen Wohnungsunterneh-
Bevölkerung zu entnehmen. Während die       steigt von derzeit 21 % bis 2030 auf 34 %,   men, ableiten: Für das Alter geeignete
Gesamtbevölkerung in Brandenburg bis        das heißt gegenüber dem heutigen Stand       Anpassung des Wohnungsbestandes und
2030 um etwa 320.000 Einwohner ab-          auf das 1,6-fache. Bis 2020 wächst vor       Ergänzung durch Sonderwohnformen.
nehmen wird, wächst die ältere Bevölke-     allem der Anteil der „Hochbetagten“, was     Bei den Eigentümerhaushalten ist der
                                                                                         Anteil der älteren Haushalte mit 21 %
                                                                                         noch vergleichsweise gering. Dies wird
                                                                                         sich aber in der Zukunft ändern, wenn
                                                                                         die Generation, die nach der Wende ver-
                                                                                         stärkt Wohneigentum gebildet hat, in die
                                                                                         entsprechenden Altersgruppe kommt.
                                                                                         Beim selbstgenutzten Wohneigentum
                                                                                         kann man davon ausgehen, dass hier
                                                                                         – so lange es geht – die notwendigen
                                                                                         Wohnraumanpassungen selbst vorge-
                                                                                         nommen werden. Ggf. muss jedoch auch
                                                                                         mit einem Umzug in vermieteten Wohn-
                                                                                         raum oder in Heime gerechnet werden.

                                                                                         Untersuchungsauftrag und Methodik
                                                                                         Nun zur Bestandssituation. Das MIR hat
                                                                                         dem Landesamt für Bauen und Verkehr
                                                                                         (LBV), Abteilung Städtebau und Bau-
                                                                                         technik, Dezernat 36 den Auftrag erteilt,
                                                                                         beispielhafte Angebote und Projekte für
                                                                                         Senioren im Land Brandenburg heraus-

                                                                                                           MIRAKTUELL 1/08           7
MIRAKTUELL - Land Brandenburg
Schwerpunktthema: Die Neue Wohnungspolitik des MIR

    zufiltern und vorzustellen. Um eine           Begriffsdefinitionen                      Erste Ergebnisse (Landesüberblick)
    Auswahlbasis zu haben, wurde eine             Zur grundsätzlichen Gliederung der Er-    In 125 (von 148) amtsfreien Städten und
    landesweite Erhebung zu allen Wohn-           hebung wurde auf die im LBV-Bericht       Gemeinden sowie 36 (von 54) Ämtern
    angeboten durchgeführt. Die verfügba-         „Wohnen im Alter – Teil A“ zusammen-      existieren Wohnangebote für Senioren
    ren Statistiken des LASV und des LDS/         gefassten Hauptwohnformen zurück-         bzw. sind Projekte in Vorbereitung. Die
    AfS beziehen sich nur auf Pflegeplätze        gegriffen (in Klammern verwendeter        Verteilung im Land ist für die einzelnen
    entsprechend Heimgesetz. Es werden            Kurzbegriff):                             Wohnformen unterschiedlich ausge-
    keine Statistiken zum Betreuten Wohnen,                                                 prägt. Beispielhaft sollen nur zwei Auf-
    zu Wohngemeinschaften und zu ande-            1. Selbst bestimmtes/selbst organi-       fälligkeiten genannt werden: In einigen
    ren Formen des selbstbestimmten Woh-             siertes Wohnen in der eigenen Woh-     peripheren Regionen (Uckermark, Elbe-
    nens im Alter geführt.                           nung im normalen Wohnumfeld            Elster, westliches Havelland) gibt es ein
                                                     („eigenständiges Wohnen in der         vergleichsweise hohes Angebot an am-
    Die im Februar 2007 begonnene Erhe-              vertrauten Umgebung“)                  bulant betreuten Wohngemeinschaften.
    bung ist bei den befragten/beteiligten        2. Vorwiegend selbst bestimmtes/selbst    Eine besonders hohe Konzentration von
    Akteuren (Kommunen, Wohnungsunter-               organisiertes Wohnen in der Ge-        Angeboten des Betreuten Wohnens fin-
    nehmen, sonstige Eigentümer, Träger,             meinschaft („Wohngemeinschaften,       det sich im westlichen und südwestli-
    Betreiber, Service-Anbieter) auf eine            gemeinschaftliches Wohnen“)            chen Umland von Berlin.
    relativ große Resonanz gestoßen. Nach         3. Betreutes Wohnen in einer speziel-
    Auswertung der Zuarbeiten, Rückfragen,           len Wohnanlage („Betreutes Woh-        Die Abb. 2 zeigt die Wohnsituation der
    Datenabgleich und grober Plausibilitäts-         nen, Service-Wohnen“)                  Brandenburger Senioren wie folgt. Vier
    prüfung liegen mit Stand August 2007          4. Wohnen mit stationärer Pflege in ei-   Prozent der ab 65-Jährigen lebt auf Dauer
    erstmals im Land Brandenburg (und                ner speziellen Wohnanlage („Heime“).   in Altenpflegeheimen, etwa 24 % im
    in einem bundesdeutschen Flächenland)                                                   selbstgenutzten Wohneigentum und die
    belegbare Aussagen über das Ange-             Bei der Definition von Wohnformen und     restlichen 72 % sind Mieter, vorwiegend
    bot an altengerechtem bzw. senioren-          Objekttypen spielen verschiedene Ebe-     in Mehrfamilienhäusern. Für ca. 11 % der
    freundlichem Wohnraum in all seinen           nen eine Rolle. Diese ergeben sich aus    älteren Menschen stehen Wohnungen zur
    Formen vor. Eine 100%-ige Vollständig-        der Mischung bzw. Überlagerung folgen-    Verfügung, die für das Wohnen im Alter
    keit der Daten kann natürlich nicht gar-      der baulich-räumlicher und Nutzungs-      besonders geeignet sind. Nur bei den
    antiert werden, insbesondere bei kleine-      komponenten:                              Wohngemeinschaften und dem Betreu-
    ren frei finanzierten Projekten in privater                                             ten Wohnen kann man davon ausgehen,
    Trägerschaft. Ebenso gibt es fast keine       –   Lebensart und Grad der Selbstbe-      dass sie auch wirklich von Senioren
    Aussagen zur Altersgerechtigkeit des              stimmtheit oder Selbständigkeit so-   genutzt werden. Bei den anderen Wohn-
    selbstgenutzten Wohneigentums. Die                wie Service-Bereitstellung            angeboten (rollstuhlgerechte, barriere-
    Summen der spezifischen Wohnange-             –   Abgeschlossenheit des Wohnraums       freie und barrierearme Mietwohnungen
    bote stellen somit die Untergrenze dar.       –   Grad der Barrierefreiheit             sowie Wohnungen in Gebäuden mit Auf-
                                                                                            zug) kann es sein, muss aber nicht, da
    In einer ersten Etappe wurde ein grober       Es wurde ein Schema entwickelt, um        für diesen Wohnraum selten eine
    Überblick über die Wohnsituation              diese Komplexität des Untersuchungs-      Zweckgebundenheit festgeschrieben ist.
    der Senioren im Land Brandenburg hin-         gegenstands „seniorengerechter Wohn-
    sichtlich verschiedener Wohnformen            raum“ zu verdeutlichen.                   Entsprechend Pflegestatistik des Bun-
    zusammengestellt, der auszugsweise                                                      des leben im Jahr 2005 von den Pflege-
    wiedergegeben wird.                           Die hinterlegten vier Farben werden in    bedürftigen nach SGB XI in Branden-
                                                  allen Auswertungen für die entsprechen-   burg ein gutes Viertel in Heimen und
    Derzeit in Arbeit bzw. beabsichtigt sind:     den Wohnformen verwendet.                 knapp drei Viertel zu Hause. Die 73 %

    –   Vergleich mit der Wohnsituation von
        Senioren in anderen Bundesländern
        bzw. mit Versorgungsgraden bun-
        desweit (Fragestellung: „Wo steht
        Brandenburg?“)
    –   regionalisierte Auswertungen
    –   Stadtübersichten
    –   qualitative, vertiefende Rückfragen
        bei den Akteuren, um beispielhafte
        Angebote und Projekte für Senioren
        herauszufiltern sowie ihre Merkmale
        und Erfolgsfaktoren öffentlichkeits-
        wirksam vorzustellen.

8       MIRAKTUELL 1/08
MIRAKTUELL - Land Brandenburg
Schwerpunktthema: Die Neue Wohnungspolitik des MIR

zu Hause lebenden Personen werden
zum größeren Teil (45 %) ausschließlich
von Angehörigen gepflegt, während die
übrigen 28 % durch ambulante Pflege-
dienste versorgt werden (durch diese
allein oder in Kooperation mit Angehöri-
gen). Seit die Pflegestatistik geführt wird
(1999), ist für Brandenburg eine kontinu-
ierliche Abnahme des Anteils der allein
durch Angehörige gepflegten Menschen
zu verzeichnen. Leicht, aber stetig zuge-
nommen haben – sowohl absolut als auch
prozentual – die vollstationär gepflegten
Bedürftigen und die durch ambulante
Pflegedienste versorgten Menschen.

Durch Landesförderung in Kombination
mit Fördermitteln des Bundes wurde
eine Vielzahl von Wohnangeboten für
Senioren geschaffen bzw. deren Errich-
tung direkt oder indirekt initiiert. Je nach
Wohnform hat die Landesförderung ei-
nen unterschiedlich großen Einfluss,           chen Mietwohnungen sind Fördermittel         schränkungen beruhen kann – und nicht
was durch Abb. 3 visualisiert wird.            zum Einsatz gekommen für die barriere-       immer nur auf Gehbehinderung usw.).
                                               freie Erreichbarkeit und/oder die „alters-   Und doch kann dieses Diagramm Rela-
Der höchste Förderanteil ist bei den Hei-      gerechte Herrichtung“ von Mietwohnun-        tionen zwischen dem derzeitigen Be-
men zu verzeichnen. 66 % der vollstatio-       gen (ModInst Aufzüge, ModInst, 1991 –        stand an altersgerechtem Wohnraum und
nären Pflegeplätze für ältere Menschen         2005). Bei den restlichen 82 % der ge-       Bedarfsfaktoren verdeutlichen, ohne dass
sind mit Unterstützung des Investitions-       nannten Wohnungen handelt es sich            daraus ein quantitativer Bedarf abgeleitet
programms Pflege (1996 – 2005) ent-            einerseits um Objekte, in denen die Ei-      werden kann. Für etwa 15 % der ab
standen. 33 % der erfassten WE im              gentümer die Nachrüstung von Aufzügen
Betreuten Wohnen für Senioren sind mit         selbst finanziert haben oder um neu er-
Hilfe der Mietwohnungsneubauförderung,         richtete Objekte mit erleichterter Zugäng-
Sonderprogramm „Betreutes alten- und           lichkeit und andererseits um Altbestän-
behindertengerechtes Wohnen“ gebaut            de, in denen bereits zu DDR-Zeiten ein
worden (1993/94 – 1999). Parallel dazu         Aufzug eingebaut war. Ergebnisdaten zu
(initiiert durch die Förderung), aber auch     den neuen Förderprogrammen (ab 2007)
in den Folgejahren entstand eine Viel-         sind noch nicht in dieser Hinsicht ausge-
zahl frei finanzierter Projekte für Betreu-    wertet. Dies betrifft u. a. auch Wohnge-
tes Wohnen.                                    meinschaften.

Beim selbstgenutzten Wohneigentum
kann der Einfluss der Förderung nicht in       Erkenntnisse zum Bedarf
Bezug zum Angebot seniorengerechten            Zum Abschluss soll auf den ersten Absatz
Wohnraums gesetzt werden, da keine             und die Schwierigkeit der Bestimmung
Gesamtzahlen vorliegen. Von 1996 bis           des Bedarfs eingegangen werden. In der
2005 sind etwa 1.000 WE rollstuhlge-           Abb. 4 werden verschiedene Indikatoren
rechtes oder barrierefreies selbstge-          nebeneinander dargestellt, die Einfluss
nutztes Wohneigentum für Schwerbe-             auf den Bedarf haben, aber nicht einein-
hinderte und Einliegerwohnungen für            deutig ursächlich zusammenhängen oder
generationsgerechtes Wohnen gefördert          verknüpfbar sind (einige Beispiele zur
worden. Von den erfassten rollstuhlge-         Erläuterung: Zwar steigt mit zunehmen-
rechten oder barrierefreien Mietwohnun-        dem Alter, insbesondere bei Hochaltrig-
gen sind 40 % mit Unterstützung von            keit die Wahrscheinlichkeit von Pflege-
Förderung entstanden (Mietwohnungs-            bedürftigkeit, muss aber nicht eintreten.
neubau, ModInst, ModInst GUS, Um-              Hilfebedürftigkeit erfordert nicht immer
siedlung, Wohnraumanpassung, 1991 –            barrierefreie Wohnungen, da die Hilfenot-
2005). Bei 18 % der seniorenfreundli-          wendigkeit auf unterschiedlichen Ein-

                                                                                                               MIRAKTUELL 1/08           9
MIRAKTUELL - Land Brandenburg
Schwerpunktthema: Die Neue Wohnungspolitik des MIR

       65-Jährigen gäbe es altersgerechte             Als wesentliche gesicherte Erkennt-         –   Eine breite Palette an Wohn- und
       oder seniorenfreundliche Wohnange-             nisse vieler Studien und Grundsatzpa-           Betreuungsformen ist notwendig,
       bote. Das heißt aber nicht, dass alle          piere hinsichtlich des Bedarfs werden           um auf die individuellen gesundheit-
       Angebote auch durch Senioren genutzt           jedoch allgemein anerkannt:                     lichen, familiären, sozialen und
       werden (so wohnen in mit Aufzug ausge-                                                         finanziellen Bedingungen jedes ein-
       statteten Häusern auch jüngere Men-            –   Die meisten Menschen wollen so              zelnen Menschen zu gegebenem
       schen). Und andererseits sind nicht alle           lange wie möglich selbstbestimmt in         Zeitpunkt reagieren zu können.
       seniorenfreundlichen Wohnangebote er-              der eigenen Wohnung im vertrauten       –   Das Gewicht professioneller ambu-
       fasst (beispielsweise viele leicht zugängli-       Wohnumfeld wohnen bleiben. Die              lanter Pflege-, Hilfs- und Servicean-
       che Mietwohnungen im Erdgeschoss                   „normalen“ Wohnungen sollten dar-           gebote wird zunehmen (müssen).
       oder den Bedürfnissen von Senioren                 auf vorbereitet sein (bzw. deren Ver-
       angepasstes selbst genutztes Wohnei-               mieter).                                Auf den Internetseiten des LBV sind
       gentum). Klar wird jedoch, dass es für die     –   Wenige Senioren ziehen „vorsorg-        unter www.lbv.brandenburg.de/773.htm
       Mehrzahl der älteren Menschen in Bran-             lich“ in geeignete Sonderwohnfor-       ein erster Kurzbericht und voraussicht-
       denburg keine spezifischen Wohnange-               men um, sondern meist erst dann,        lich ab Ende Mai 2008 ausführlichere
       bote gibt – diese aber auch nicht für alle         wenn es gar nicht mehr anders geht      Ergebnisse zu finden.
       Menschen notwendig sind, da nicht jeder            – oder wenn sich gute Angebote
       hilfe- oder pflegebedürftig ist.                   „herumsprechen“.                                                                

Wie ein Phoenix aus der Asche ...
Wohnen im denkmalgeschützten Kaufhaus
          Angelika Geisler, Bernhard Reisner

       Der demografische Wandel in den letz-          Resonanz erfolgt, so kam die starke         4. Die steuerlichen Abschreibungsmög-
       ten 10 Jahren hat auch in der Kreisstadt       Nachfrage von Interessenten bei der            lichkeiten für Grundstücke in den
       Forst (Lausitz) im Südosten Branden-           Stadt und dem Stadtumbauträger umso            Sanierungsgebieten
       burgs deutliche Spuren auf dem lokalen         überraschender an. Diese ist allem          5. Die zunehmende Bedeutung von
       Wohnungsmarkt hinterlassen. Dieser ist         Anschein nach zurückzuführen auf die           Wohneigentum für die Altersvorsorge
       geprägt von einer relativ hohen Leer-          verbesserten Förderbedingungen und
       standsquote, die vornehmlich die Plat-         die inhaltliche Konzentration der Wohn-     Die Zielstellung, die monatliche finanziel-
       tenbauten und die nicht sanierten Alt-         raumförderung auf die Zielgruppen Fami-     le Belastung für ein Darlehen im Bereich
       baubestände betrifft. Seit der Aufnahme        lien und ältere Menschen sowie der          oder sogar günstiger als eine monatli-
       der Stadt in das Stadtumbau-Ost-Pro-           Kombinationsmöglichkeit mit der Städte-     che Mietbelastung zu gestalten, scheint
       gramm versucht man in Forst (Lausitz),         bauförderung.                               mit den neuen Zuschussbedingungen im
       dem negativen Trend durch Rückbau                                                          Rahmen der Richtlinie erstmals geglückt,
       und Aufwertung intensiv entgegenzuwir-         Darüber hinaus scheint eine ganze Rei-      wie in verschiedenen Gesprächen mit
       ken. Dabei gilt die Konzentration und          he weiterer Faktoren den Erwerb einer       Antragstellern zum Ausdruck kam.
       Bündelung der Förderaktivitäten auf die        sanierten Wohnung im Bereich der dafür
       Innenstadt als einzig Erfolg verspre-          eigens ausgewiesenen Gebietskulisse zu      Die Verbesserungen betreffen sowohl
       chender Weg die städtebaulichen Aus-           begünstigen:                                das Segment der Anschubfinanzierung
       wirkungen zu mildern.                                                                      für Investoren als auch die Zuschüsse
                                                      1. Die Preise für den Erwerb einer Wohn-    für das eigentliche Zielklientel der Eigen-
       Gewissermaßen wie eine Trotzreaktion              immobilie bewegen sich nach wie vor      nutzer.
       gegen diese allgemeine Tendenz wirkte             auf einem historischen Tiefstand
       die Veröffentlichung der „Richtlinie zur       2. Die günstigen Herstellungskosten bei     Insgesamt wurden bis dato ca.
       Förderung von selbst genutztem Wohn-              der Sanierung einer Wohnung oder         775.000,00 € für Anschubfinanzierun-
       raum in Innenstädten“ im März 2007 im             eines Hauses                             gen, verteilt auf drei Objekte mit 16 WE,
       lokalen Amtsblatt. War in den vergange-        3. Das gegenwärtige, noch unter dem         ausgereicht. Weitere Darlehen erhielten
       nen Jahren auf die Fördermöglichkeiten            langjährigen Durchschnitt liegende       selbstnutzende Eigentümer in Höhe von
       der Wohneigentumsbildung kaum eine                Zinsniveau                               ca. 210.000,00 €, für die auch Zuschüs-

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Schwerpunktthema: Die Neue Wohnungspolitik des MIR

se in individueller Höhe den Förderkon-     (Lausitz) dar und beinhaltet darüber hin-
ditionen gemäß bewilligt werden.            aus wichtige Beschäftigungseffekte, in-
                                            dem fünf bis sechs Arbeitsplätze ge-
Ein herausragendes und anschauliches        schaffen werden. Die durch die
Beispiel für die Bedeutung der Förder-      Umnutzung zu Wohn- und Gewerbe-
mix-Konstellation liefert die Sanierung     zwecken erforderlichen Eingriffe in Ein-
des Objektes Lindenplatz 2 – 4:             klang mit den Forderungen des Denk-
                                            malschutzes zu bringen, war mit einem
Bei dem Gebäude handelt es sich um ein      erheblichen Kosten- und Abstimmungs-
seit Januar 2007 unter Denkmalschutz        aufwand verbunden. Erst mit Hilfe der
stehendes ehemaliges Kaufhaus. Es           Kombination aus Städtebauförderungs-
wurde 1963 als viergeschossiger, recht-     mitteln für die Hülle sowie einer günsti-
eckiger Putzbau mit überstehendem           gen Anschubfinanzierung aus dem
Flachdach errichtet. Die Unterschutzstel-   Wohneigentumsprogramm war es mög-
lung wurde mit der erheblichen geschicht-   lich, die Kosten pro Wohnung auf einen
lichen und städtebaulichen Bedeutung        marktgängigen Preis zu drücken und
des Objektes begründet. Zum einen klin-     trotzdem qualitativ hochwertigen Wohn-
gen die Grundsätze des neuen Bauens         raum herzustellen.
der 1920-er Jahre in dem Bau nach, der
deshalb einen Seltenheitswert für Bran-     Neben einer gewerblichen Nutzung im
denburg darstellt. Zum anderen befindet     Erdgeschoss als physiotherapeutische
es sich an exponierter Lage im Zentrum      Praxis mit Sportmöglichkeiten unter the-
der Stadt zwischen zwei Platzanlagen        rapeutischen Gesichtspunkten sind auf
und im Ensemble mit der unmittelbar ge-     den verbleibenden drei darüber liegen-      Forst, Lindenplatz 2 – 4, Sanierung/Umbau eines ehem.
genüberliegenden Nikolaikirche. Es stellt   den Geschossebenen jeweils drei Woh-        Kaufhauses zu Eigentumswohnungen
eines der wenigen Beispiele eines Groß-     nungen mit 78 – 90 m2 vorgesehen. Die
kaufhauses der DDR dar, die ab Ende der     Ausstattung entspricht modernen Ansprü-     Natürlich besteht seitens der Stadt Forst
1950-er Jahre in den sogenannten Ver-       chen und beinhaltet einen Keller pro Woh-   (Lausitz) die Hoffnung, dass der überra-
sorgungszentren angelegt wurden.            nung, einen Aufzug, eine Fußbodenhei-       schende Boom bei der Wohneigentums-
                                            zung und nach innen gezogene Loggien.       bildung im Innenstadtbereich auch in
Das Konzept des Investors stellt eine       Alle Wohnungen sind aufgrund der frü-       2008 fortwährt. Die Fördervoraussetzun-
schlüssige bauliche Reaktion auf die be-    heren Nutzungsweise von großen Glas-        gen seitens des Landes Brandenburg
sondere demografische Situation in Forst    flächen geprägt.                            dafür sind weiterhin gegeben.          

           Der Burgmühlenkomplex in Brandenburg an der Havel
                                                                                                         Andreas Pietrek

Im Herzen der Stadt Brandenburg an          Allgemeines                                 velseen“ immer mehr an Bedeutung
der Havel, in unmittelbarer Nähe zum        Die Stadt Brandenburg an der Havel ist      gewinnt.
Brandenburger Dom befindet sich der         besonders durch ihre Einbettung in die
unter Denkmalschutz stehende ehemali-       umgebene Havellandschaft geprägt.           Bei der Entwicklung des Burgmüh-
ge Burgmühlenkomplex. Durch die au-         Die Havel durchfließt als Bundeswas-        lenkomplexes war die Einbindung in
ßerordentlich attraktive Wasserlage und     serstraße die Stadt. Über den Silokanal     diese Havellandschaft ein Schwer-
die Einbindung in ein historisches und      und die weit verzweigten Arme der Nie-      punkt. Bootssteganlagen mit Zugän-
geschichtsträchtiges Umfeld von Bau-        deren Havel werden die zahlreichen          gen zum Wasser bieten den Bewoh-
werken und Natur entschied sich der         Seen in der Umgebung miteinander ver-       nern der Burgmühle zusätzliche Mög-
Bauherr, die Projektentwicklung Jansen      bunden. Dadurch entsteht eine einmali-      lichkeiten, wassersportbezogene Inter-
Immobilien GmbH, dieses interessante        ge Fluss- und Seenlandschaft, die als       essen in ihr Wohnumfeld zu integrie-
Objekt zu entwickeln und zu sanieren.       Wassersportrevier „Brandenburger Ha-        ren.

                                                                                                          MIRAKTUELL 1/08           11
Schwerpunktthema: Die Neue Wohnungspolitik des MIR

                                                                                                     Trauflinie belebt. An der straßenseitigen
                                                                                                     Südostecke beschließt ein Turm, der
                                                                                                     ursprünglich mit einem Mansarddach
                                                                                                     bekrönt war, die Anlage. Sämtliche Ge-
                                                                                                     schossdecken und die Innenausbauten
                                                                                                     bestanden zum größten Teil aus Holz.
                                                                                                     Zur waagerechten Gliederung wurde ein
                                                                                                     kräftiges, umlaufendes Gurtgesims über
                                                                                                     dem Erdgeschoss ausgeführt. Die gro-
                                                                                                     ßen Fenster- und Türöffnungen im Erd-
                                                                                                     geschoss werden mit Korbbögen über-
             Die Geschichte der Brandenburger           Nord- und Südseite komplett nieder.          deckt. Zum Betrieb der Mühle wurden
             Mühlen                                     Durch die hohe Wärmestrahlung und            ursprünglich Wasserräder benutzt, deren
             In einer Urkunde von 1309 werden die       den Funkenflug waren alle benachbar-         Gerinne noch vorhanden sind. Im Rah-
             Brandenburger Mühlen erstmals erwähnt.     ten Gebäude stark gefährdet. Dazu            men von Straßenbaumaßnahmen wur-
             Um 1800 wurden aus den ehemaligen          zählten unter anderem ein leer stehen-       den die Zuflüsse auf der Ostseite der
             Walkmühlen so genannte Mahlmühlen:         des Wohnhaus gegenüber der Mühle,            Krakauer Straße jedoch zugeschüttet.
             Die Vordermühle, die Große oder Heid-      ein Verwaltungsgebäude des Domstif-
             richsche Mühle, die Burgmühle und die      tes, die in unmittelbarer Nähe befind-       Durch einen den Havelarm überbrücken-
             Krakower Mühle, die sich alle im Besitz    lichen historischen Domgebäude sowie         den Übergang für Fördereinrichtungen
             der Stadt befanden. Am 24. Mai 1836        der durch eine Überführung (Speicher-        ist das Hauptgebäude mit dem nördlich
             brannte die Große Mühle nieder. 1845       brücke) angebundene Mehlspeicher der         anschließenden Mehl- und Kleiespei-
             erhielt der 42 Jahre alte Mühlenmeister    Burgmühle.                                   cher verbunden. Dieses Gebäude wurde
             Karl Ludwig August Tiede die Burgmüh-                                                   1912 – 13 an Stelle der so genannten
             le. Bereits im Jahr nach der Pachtung                                                   Mittelmühle errichtet. Dieser fünfge-
             beantragte Tiede die Erlaubnis zum         Architektur des Burgmühlen-                  schossige Ziegelbau mit flach geneig-
             Einbau eines „Dampfapparates“, um kon-     Komplexes                                    tem Satteldach wird lediglich durch ein
             tinuierlicher arbeiten zu können. Als      Der unter Denkmalschutz stehende             Gurtgesims und lisenenartige Streifen in
             K. L. A. Tiede 1874 starb, hinterließ er   „Burgmühlen-Komplex“ besteht aus zwei        den Obergeschossen einfach gegliedert.
             seinem Sohn August die Mühlen. August      riesigen, freistehenden, sparsam geglie-
             Tiede führt das Mühlgeschäft bis zu sei-   derten Ziegel-Putz-Bauten: Dem so
             nem Tode 1891 fort. Die beiden Söhne       genannten Mehlspeicher und der eigent-       Eigentumswohnungen im
             Arno und Paul erwarben 1895 die Kra-       lichen Burgmühle. Die nicht unterkeller-     Mehlspeicher
             kower Mühle und 1911 die Mittelmühle       te Bürgmühle wurde 1909 errichtet und        Der sehr gut erhaltende Mehlspeicher
             und schufen aus Burgmühle, Mittelmüh-      in flachen Fassadenreliefs durch Lise-       besitzt fünf Normalgeschosse und ein
             le und Krakower Mühle die „Vereinig-       nen und Blendfelder gegliedert. Der leicht   Kellergeschoss. Die Bausubstanz des
             ten Brandenburger Mühlenwerke“. 1920       überhöhte, risalitartige Mittelteil wurde    Gebäudes war außerordentlich gut er-
             wurde der Schwiegersohn Paul Tiedes,       ebenso wie die Schmalseiten wirkungs-        halten. Die hochbelastbare Geschoss-
             Dr. Hermann Kähne, als Teilhaber in die    voll durch eine stark geschwungene           deckenkonstruktion ist deshalb für die
             Brandenburger Mühlenwerke aufgenom-                                                     Nutzung als Wohngebäude sehr gut
             men. Bis zur Wende wurde der Betrieb                                                    geeignet. Typisch für diesen klassischen
             als VEB Brandenburger Mühlenwerke                                                       Industriegebäudetypus ist die enorme
             weitergeführt. Am 11. Dezember 2002                                                     Gebäudetiefe von ca. 22,00 m. Im Rah-
             brannte die historische Burgmühle bis                                                   men des Entwurfsprozesses wurde sehr
             auf die Umfassungswände im Erdge-                                                       schnell erkannt, das diese Gebäudetiefe
             schoss und den Giebelwänden auf der                                                     eine unkonventionelle Herangehens-
                                                                                                     weise bezüglich Belüftung, Belichtung
                                                                                                     und Raumgestaltung erforderlich macht.
                                                                                                     In intensiver Zusammenarbeit mit dem
                                                                                                     Bauherrn entwickelte der Architekt Andre-
                                                                                                     as Pietrek aus Potsdam ein Wohnge-
                                                                                                     bäude mit einem an der Außenwand
                                                                                                     angrenzenden Atrium.

                                                                                                     Der Ausgangspunkt für die Grundrissge-
                                                                                                     staltung war die Orientierung aller Woh-
                                                                                                     nungen zur Wasserseite (Westseite) mit
Luftbild Burgmühle und Dom                              alter Dieselgenerator                        einem großzügigen Balkon. Aus diesem

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Schwerpunktthema: Die Neue Wohnungspolitik des MIR

Ansicht Westen                                                   Ansicht Osten

Grund wurde das Atrium direkt an die       lichen PKW-Stellplätze für die Burgmüh-     vergrößert werden. Grundsätzlich sind
Außenwand auf der Ostseite gelegt.         le und den Mehlspeicher befinden sich       alle Wohnungen altersgerecht und bar-
Dabei erhielt die Außenwand große          nördlich des Mehlspeichers. Durch die       rierefrei geplant. Im Erdgeschoss wer-
Wandöffnungen um das Atrium noch           unmittelbare Anbindung an die Havel         den Nutzungen für den allgemeinen
großzügiger erscheinen lassen.             über eine Steganlage am Grundstück          Bedarf untergebracht. Hierzu gehören
                                           wird es dem Bewohner ermöglicht, sein       eine Sozialstation für die Betreuung
Nach intensiven Vorabstimmungen mit        Boot in der Nähe seiner Wohnung anzu-       älterer oder behinderter Menschen, ein
der örtlichen Denkmalschutzbehörde und     legen.                                      Gemeinschaftsraum für Feiern und Ver-
dem Landesdenkmalamt konnte für alle                                                   anstaltungen der Bewohner und ein Fri-
Beteiligten ein überzeugender Entwurf      Die Baumaßnahme am Mehlspeicher             sörsalon.
erarbeitet werden, der modernes Woh-       wurde durch das Ministerium für Infra-
nen und die Grundsätze des Denkmal-        struktur und Raumordnung des Landes
schutzes mit einander vereint. Wichtigs-   Brandenburg gefördert. Hierbei wurde
ter Punkt bei der Fassadengestaltung       eine Anschubfinanzierung von 697.000 €
war primär den Duktus der historischen     und eine Gebäudehüllenförderung von
Mühle bzw. des Speichergebäudes zu         305.000 € bereitgestellt. Die Baumaß-
erhalten. Neben der aufwändigen Re-        nahmen an der Burgmühle werden eben-
konstruktion der alten Klinkerfassade      falls gefördert.
sind auch neue Gestaltungselemente
(wie z. B. die Erker auf der Nordseite
oder die Balkone auf der Westseite oder    Wohnen für Generationen in der
das Glasdach über dem Atrium) in das       Burgmühle                                   Ansicht Osten
Gesamtkonzept mit eingeflossen. Mit        Da die historische Burgmühle 2002 bis
diesen Elementen soll die neue Nutzung     auf einige Außenwände völlig ausbrann-
in dem historischen Gebäude nach           te wird in Abstimmung mit der Denkmal-
außen hin ablesbar und für Außenste-       schutzbehörde der Gebäudekubus in sei-
hende nachvollziehbar sein.                ner historischen Erscheinung wieder
                                           hergestellt. Die verbliebenen Fassaden-
Die einzelnen Wohnungen sind unter-        teile sollen weitestgehend erhalten blei-
schiedlich konzipiert. Durch Variationen   ben und die abgebrochenen Fassaden
in der Grundrissgestaltung kann auf die    in der historischen Form wieder herge-
verschiedenen Interessen der künftigen     stellt werden. Aus funktionalen und ge-
Nutzer eingegangen werden. Insgesamt       stalterischen Gründen wird die Kubatur
sind in dem ehemaligen Mehlspeicher        zur Straße hin geöffnet. Straßenseitig
15 Wohnungen geplant. Das Atrium im        entsteht analog zum Mehlspeicher über       Ansicht Westen
Zentrum des Gebäudes macht aus dem         dem Erdgeschoss ein Atrium, das begrünt
kompakten Baukörper ein U-förmig struk-    wird und die Bewohner zum Verweilen
turiertes Gebäude. Die Laubengänge,        einladen soll. Von außen ist das Atrium
hier Erschließungsstege in allen Ge-       für die Passanten in der Krakauer Stra-
schossen, machen den Haus- und Woh-        ße einsehbar. In dem wiedererrichteten
nungszugang zum Erlebnis. Das Atrium       Gebäude werden insgesamt 45 Wohnun-
ist durch das Öffnen der Fassade vom       gen auf fünf Geschosse untergebracht.
Straßenraum erlebbar und weckt die
Neugier der Passanten. Ehemaliges In-      Die meisten Wohnungen sind Zwei-Zim-
ventar, wie Sackrutsche oder alte Guss-    merwohnungen. Diese Wohnungen be-
fenster, wurden in die Gestaltung des      sitzen im Durchschnitt eine Wohnfläche
Atriums integriert. Ein neuer Treppen-     von ca. 65 m2. Teilweise sind auch Drei-
raum mit einem Aufzug verbindet alle       Zimmer-Wohnungen geplant. Sie kön-
Geschosse miteinander. Die erforder-       nen auch miteinander kombiniert und         Blick ins Atrium mit Interieur

                                                                                                          MIRAKTUELL 1/08       13
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