MIRAKTUELL - Land Brandenburg
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MIRAKTUELL V I E R T E L J A H R E S S C H R I F T Schwerpunktthema: Die Neue Wohnungspolitik des MIR Bürgerbus fährt jetzt auch in Brieselang Standort Brandenburg – Infra- strukturentwicklung in staatlicher und privater Verantwortung Mit Dokumentation der MIR-Fach- konferenz als Beileger! 1·2008
Schwerpunktthema: Die Neue Wohnungspolitik des MIR Inhaltsverzeichnis Editorial .......................................................................................................................................................................................3 Vorwort........................................................................................................................................................................................4 Bilanz 2007 – Ein Jahr WohneigentumInnenstadtR ....................................................................................................................5 Flexibilisierung der Altschuldenhilfeverordnung ...........................................................................................................................6 Wohnen im Alter – Wohnangebote und Projekte für Senioren im Land Brandenburg – Erster Überblick zur LBV-Untersuchung ......................................................................................................................................7 Wie ein Phoenix aus der Asche ... Wohnen im denkmalgeschützten Kaufhaus ...............................................................................................................................10 Der Burgmühlenkomplex in Brandenburg an der Havel .............................................................................................................11 Die neue Wohnraumförderung zur generationsgerechten Aufwertung von Mietwohnungsbeständen in den Innenstädten...........................................................................................................................14 Umbau eines ehemaligen Schulgebäudes zur seniorengerechten Wohnanlage........................................................................17 Schaffung von senioren- und familiengerechten Wohnverhältnissen durch nachträglichen Anbau von Personenaufzügen ................................................................................................................19 Zurück in die Stadt! ...................................................................................................................................................................21 Modernisierung eines genossenschaftlichen Wohnquartiers in Cottbus – ein Beispiel der GWG „Stadt Cottbus“ eG ................................................................................................................................22 Vorranggebiete Wohnen ...........................................................................................................................................................24 Denkmalgeschützte Einzelgebäude in Altstädten – Probleme und Lösungswege......................................................................28 Die Umsetzung der neuen Wohneigentumsförderung in Brandenburg durch die ILB ...............................................................29 Wohnen in der Innenstadt: Familien- und kinderfreundliche Konzepte – Bauen in Baugemeinschaften Fachtagungsbericht ..................................................................................................................................................................32 Bürger gestalten ihr Quartier – Wettbewerb Stadtplatz Nördliche Innenstadt Rathenow ...........................................................34 Kleine Wohnanlage „Streuobstwiese“ in der Eberswalder Altstadt errichtet ..............................................................................36 Gender Mainstreaming in der Wohnraumförderung ..................................................................................................................37 Aktuelles zu den Integrierten Stadtentwicklungskonzepten (INSEK) ........................................................................................39 Netzwerkarbeit und Erfahrungsaustausch im Sinne der integrierten Stadtentwicklung – Deutsch-Österreichisches URBAN-Netzwerk tagte in Luckenwalde .........................................................................................41 Schinkel-Wettbewerb 2008 – „COTTBUS – Einheitlichkeit ist oft durch gleichartige Vielheit zu gewinnen“ ............................................................................43 2 MIRAKTUELL 1/08
Schwerpunktthema: Die Neue Wohnungspolitik des MIR Kurzmeldungen – Standort Brandenburg – Infrastrukturentwicklung in staatlicher und privater Verantwortung Konferenz des MIR am 23. November 2007..........................................................................................................................46 – Kooperation und Vernetzung im Nordosten – ein Modellvorhaben der Raumordnung (MORO) der Länder Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern ..........................................................................................46 – Beteiligungsverfahren LEP B-B ............................................................................................................................................47 – Ostsee-Adria-Entwicklungskorridor – Scandria Eine Alternative zur überlasteten Rheinschiene und zum Nadelöhr Hamburg .......................................................................48 – Im Osten viel Neues – Deutsch-Polnische Zusammenarbeit im Rahmen des Projektes DPERON erfolgreich fortgesetzt ....................................................................................................................49 – Bürgerbus fährt jetzt auch in Brieselang ...............................................................................................................................50 – Zuwendungen des Landes Brandenburg aus Konzessionsabgaben LOTTO Kurzbilanz 2007.....................................................................................................................................................................51 – Unterzeichnung der ersten Pilotprojektvereinbarung zu kommunalen Straßen mit der Stadt Brandenburg an der Havel ..............................................................................................................................51 – Das Städtebaureferendariat im Land Brandenburg: Eine Investition in die Zukunft ..............................................................52 – Lange Nacht der Wirtschaft 2008 – Mit innovativen Ideen die Fachkräfte von morgen gewinnen ........................................53 – Kulturland Brandenburg 2008 – „Provinz Metropole“ .......................................................................................................54 Editorial Die Wohnungspolitik hat in den vergan- von Wohnungsunternehmen, aber auch Verantwortung“ war das Thema einer genen Jahren einige grundlegende Ver- von Investoren und von der ILB sehr vom MIR initiierten und durchgeführten änderungen erfahren – Grund genug, lebensnah beschrieben. Immer wieder Konferenz zum Ende des letzten Jahres. dies zum Themenschwerpunkt des MIR tauchen dabei die Begriffe „generatio- Fachkundige ReferentInnen der Kommu- AKTUELL zu machen. nengerecht“ und „seniorengerecht“ auf - nen, Landkreise, Verbände und Fachwis- Hinweise darauf, dass die Wohnungspo- senschaft diskutierten untereinander Im Vorwort gibt Jürgen Schweinberger, litik bei einem insgesamt gesättigten sowie mit den 200 Teilnehmern, um Ant- Leiter der Abteilung Stadtentwicklung Markt im Land Brandenburg die Ziel- worten auf die Herausforderungen der und Wohnen, einen Überblick über die- gruppen der älteren Menschen und der Zukunft zu formulieren. Die Konferenz- se Veränderungen. Diese reichen von Familien fest im Blick hat. Auch mit dem dokumentation liegt dieser Ausgabe bei. der Schließung des Landeswohnungs- Bericht zum Wohnen im Alter, der die bauvermögens über die Auswirkungen Ergebnisse einer umfangreichen Unter- Die Gemeinsame Landesplanung stellt der Funktionalreform auf die Wohn- suchung des LBV wiedergibt, wird deut- ein vom Bund gefördertes Modellvorha- raumförderung bis hin zu deren Konzen- lich, dass das Thema Wohnen nur im ben (MORO) unter Beteiligung der Län- tration auf Innenstädte, Wohnvorrang- Kontext des demografischen Wandels der Berlin, Brandenburg und Mecklen- und Konsolidierungsgebiete und eine behandelt werden kann. burg-Vorpommern vor, welches zum Ziel deutliche Verzahnung mit den Program- hat, die Region im Nordosten Deutsch- men der Stadterneuerung und des Stadt- Neben den Schwerpunktbeiträgen zur lands sowohl im Innern als auch mit den umbaus. In weiteren Beiträgen werden neuen Wohnungspolitik des MIR berichten deutschen und internationalen Nachbar- die aktuellen Entwicklungen zur Altschul- wir unter der bekannten Rubrik „Lebens- regionen stärker zu vernetzen und neue denhilfeverordnung, zur Wohneigentums- werte Städte“ über den aktuellen Stand Entwicklungschancen zu eröffnen. förderung und zur generationsgerechten der Integrierten Stadtenwicklungskonzep- Aufwertung von Mietwohnungsbeständen te (INSEK), von der in Luckenwalde statt- Weitere Kurzmeldungen informieren Sie bis hin zum Aufzugsprogramm und zum gefundenen Tagung des Deutsch-Öster- u.a. über eine neue Initiative im Ostsee- Gender Mainstreaming in der Wohn- reichischen URBAN-Netzwerkes mit ihren Adria-Entwicklungskorridor – Scandria, raumförderung aus Sicht des Ministeri- Ergebnissen und Wirkungen und stellen über Neues im Rahmen des Projektes ums detailliert erläutert. zwei der preisgekrönten Arbeiten des DPERON und darüber, dass der Bürger- diesjährigen Schinkel-Wettbewerbs vor. bus jetzt auch in Brieselang fährt. Wie diese neuen Regelungen vor Ort angenommen und umgesetzt werden, „Standort Brandenburg – Infrastruktur- Eine interessante Lektüre wünscht wird in verschiedenen Beiträgen v. a. entwicklung in staatlicher und privater Ihre Redaktion MIRAKTUELL 1/08 3
Schwerpunktthema: Die Neue Wohnungspolitik des MIR Vorwort Jürgen Schweinberger Unsere Städte sind wieder im Trend. für die Nachrüstung von 6.000 Wohnun- mes Programm oder zunächst noch ge- Städte sind und bleiben die Wohnstand- gen mit Aufzügen vorgesehen. Weitere trennt zwischen Ost- und Westdeutsch- orte Nummer 1. Hier brauchen wir 30 Mio. € stehen für die Anschubfinan- land, welche Rolle der Abriss zukünftig dauerhaft bezahlbare Wohnungen und zierung von 680 Eigentumswohnungen spielen kann oder wie private Eigentü- nachfragegerechte Angebote. Bund, bereit, 62 Mio. € im Rahmen eines Zu- mer verstärkt in den Stadtumbau einge- Länder, vor allem aber Kommunen und schussprogramms zur Eigentumsbildung bunden werden können, wird Gegen- die Wohnungswirtschaft müssen sich in der Innenstadt (2.400 Wohnungen) stand der weiteren Überlegungen und diesen wohnungspolitischen Fragen sowie ein Wohnraumanpassungspro- Abstimmungen sein. stellen. gramm für Wohneigentum für 70 Woh- nungen. Die Wohnungswirtschaft steht vor der Nachdem vor knapp fünf Jahren die Herausforderung ihre Bestände zu qua- Landesregierung beschlossen hatte, das Innenstädte und Quartiere mit nachhalti- lifizieren, die Gebäude für ihre Nutzer zu Landeswohnungsbauvermögen Ende ger Perspektive werden besonders un- optimieren und nach ökologischen, ge- 2006 zu schließen und der Bund sich im terstützt, denn die „Neue“ Wohnraum- nerationsgerechten und energetischen Rahmen der Föderalismusreform aus förderung konzentriert sich auf die Maßstäben zukunftsweisend und nach- der Wohnraumförderung zurückgezogen innerstädtischen Sanierungs- und Ent- haltig zu entwickeln. Nur eine voraus- hatte, stellte sich für das Land Branden- wicklungsgebiete sowie auf darüber schauende Bestandspolitik kann die burg die Frage, wie es mit der Wohn- hinaus auszuweisende Vorranggebiete Marktposition der Unternehmen dauer- raumförderung weitergehen sollte. Eine Wohnen und Konsolidierungsgebiete. Sie haft behaupten, staatliche Intervention, Evaluation sollte hier Klarheit schaffen. steht damit in engem Kontext zur Stadt- wie beim Stadtumbau, sollte immer die Der Gutacher kam zu dem Ergebnis, erneuerung und zum Stadtumbau und Ausnahme sein. Die bisherige Beteili- dass mit einem Finanzvolumen i. H. v. unterstützt die positive Wirkung dieser gung der Wohnungsunternehmen an den rund 4 Mrd. € und 125.000 geförderten Programme. Dabei haben wir neben der Diskussionen und Aktivitäten zur Stär- Neubau- bzw. Bestandswohnungen der Versorgung mit bezahlbarem Wohnraum kung der Innenstädte ist zu begrüßen. Verfassungsauftrag auf angemessenen auch wichtige wohnungspolitische Funk- Aus unserer Sicht ist die Herrichtung Wohnraum erfüllt wurde. Trotz der ins- tionen wie die generationsgerechte Qua- innerörtlicher Bestandsgebäude sowie gesamt entspannten Lage am Woh- lität und energetische Bilanz der Gebäu- der Neubau in Baulücken und auf inner- nungsmarkt sah der Gutachter jedoch de im Blick. Die Beiträge in diesem Heft örtlichen Recyclingflächen jedoch noch insbesondere für die Generation 55+ beleuchten einige dieser Aspekte. stringenter in Angriff zu nehmen. Die sowie für junge Familien mit Kindern erweiterten Möglichkeiten zur Altschul- weiterhin Bedarf und schlug vor, die Dennoch besteht bei der Stärkung der denhilfeentlastung auch bei der Sanie- Wohnraumförderung zukünftig auf räum- Städte, angesichts der Fortdauer städ- rung von Altbauten, die der Bund u. a. liche Schwerpunkte zu konzentrieren. tebaulicher Probleme, des anhaltenden im Ergebnis von Verhandlungen mit dem Strukturwandels und des fortschreiten- Land Brandenburg noch im Sommer Im Rahmen des Masterplans Starke den Umbaus auch der öffentlichen In- diesen Jahres umsetzen will, können Städte – Stadtumbau, mit der Einführung frastrukturen, weiterhin ein erheblicher hier wirksam unterstützen. der integrierten Stadtentwicklungskon- Problemdruck. Das neue Programm zepte (INSEK) sowie durch die Neufor- „Aktive Stadtzentren“ soll deshalb auch Nachhaltige Stadtentwicklung und Stadt- mulierung der Richtlinien zur Wohn- mit nicht-investiven Maßnahmen zur umbau werden in den nächsten Jahren raumförderung hat die Landesregierung Funktionsstärkung die baulich ausgerich- weiterhin zu den zentralen Aufgaben- die Stadtentwicklungs- und Wohnraum- teten bestehenden Städtebauförderpro- stellungen unserer Politik gehören. Die förderung neu ausgerichtet. Finanzielle gramme ergänzen. Gleichzeitig wird Bundesregierung und die EU haben das Basis der Wohnraumförderung sind jetzt derzeit intensiv über die Fortführung der mit der Charta von Leipzig übereinstim- die Kompensationsmittel des Bundes Programme Stadtumbau Ost und Stadt- mend erklärt. Damit sind die Eckpfeiler i. H. v. 178,5 Mio. €. Davon sind 54 Mio. € umbau West ab 2010 diskutiert. Unbe- für die zukünftige Politik gesetzt und es für die generationsgerechte Entwicklung stritten ist der Bedarf. Die Ausgestaltung gibt viel zu tun, was nur in gemeinsamer von rd. 3.800 Wohnungen und 36 Mio. € in Einzelfragen, z. B. ob als gemeinsa- Kooperation lösbar ist. 4 MIRAKTUELL 1/08
Schwerpunktthema: Die Neue Wohnungspolitik des MIR Bilanz 2007 – Ein Jahr WohneigentumInnenstadtR Andreas Rose Die Wohneigentumsbildung hat sich in ne, den vom MIR geförderten Stadt- den vergangenen Jahren zunehmend zu umbaustädten sowie den Mittelzentren einem stabilen Instrument im Stadter- gemäß zentralörtlicher Gliederung des neuerungsprozess entwickelt. Mit Ver- Landes Brandenburg die Förderung auch abschiedung der Richtlinie zur Förderung in durch die Städte definierten inner- von selbst genutztem Wohneigentum städtischen „Vorranggebieten Wohnen“ in Innenstädten (WohneigentumInnen- möglich. Die Möglichkeit der Definition stadtR) Anfang des Jahres 2007 wurden eines „Vorranggebietes Wohnen“ haben die Weichen für einen nochmaligen insgesamt 37 Städte genutzt und damit Richtungswechsel der Förderung von die Rahmenbedingungen für die Möglich- Wohneigentum gestellt. Die vorrangige keit der Wohneigentumsbildung in der soziale Ausrichtung der Wohneigentums- Innenstadt, außerhalb des Sanierungs- Anschubfinanzierung in Senftenberg, Reyersbachstraße förderung wurde zugunsten einer noch gebietes, geschaffen (siehe gesonderter stärkeren Unterstützung des Stabilisie- Beitrag des LBV). und anschließender Veräußerung von rungsprozesses der Innenstädte aufge- Wohneigentum an Enderwerber unter- geben. Durch deutlich höhere Einkom- Rückblickend auf das Programmjahr stützt, bildete dabei in 2007 den Schwer- mensgrenzen sowie die Umstellung der 2007 kann für das erste Geltungsjahr punkt. Hier wurden in sechs Städten Förderung für Einzelantragsteller auf der WohneigentumInnenstadtR eine insgesamt 209 Wohneinheiten mit ca. Zuschüsse konnte ein erweiterter Perso- durchweg positive Bilanz gezogen wer- 7 Mio. € bewilligt. Damit wurden ca. 2/3 nenkreis für die Stärkung der Innenstäd- den. Trotz der nochmaligen Einengung der Mittel der Wohneigentumsförderung te durch Wohneigentumsbildung gewon- der förderfähigen Gebietskulisse mit einer im Bereich der Anschubfinanzierung ein- nen werden. nunmehr ausschließlichen Orientierung gesetzt. Im Programmteil der Einzelan- auf die Innenstädte konnten insgesamt tragsteller wurden 158 Wohnungen lan- Im Sinne einer weiteren Erhöhung der 367 Wohnungen mit Fördermitteln nach desseitig unterstützt. Ca. 70 % dieser Effizienz des Fördermitteleinsatzes ist der WohneigentumInnenstadtR unter- Vorhaben wurden innerhalb der Sanie- die Wohneigentumsförderung nunmehr stützt werden. Dafür wurden durch das rungsgebiete realisiert. Die Privilegie- grundsätzlich nur noch innerhalb der in- Land Brandenburg fast 11 Mio. € Förder- rung der Bestandsentwicklung durch nerstädtischen Sanierungs- und Entwick- mittel bereitgestellt. Der Programmteil höhere Förderung zahlte sich aus. Ca. lungsgebiete möglich. Zudem ist in den der Anschubfinanzierung, der Bauträger 2/3 der Maßnahmen erfolgten innerhalb Städten der regionalen Wachstumsker- mit zinslosen Darlehen zur Herrichtung des Gebäudebestandes. Nicht zuletzt durch die intensive Öffent- lichkeitsarbeit konnte dieses gute Ergeb- nis erzielt werden. So wurden die Richt- linienansätze und Ziele bereits frühzeitig in verschiedenen Gremien kommuniziert. Innerhalb des Innenstadtforums sowie in der Arbeitsgemeinschaft (AG) „Histori- sche Stadtkerne“ wurde intensiv über Möglichkeiten des verstärkten Einsatzes der Wohneigentumsförderung als Instru- ment der Revitalisierung der Innenstäd- te diskutiert. In einem Informationskol- loquium wurde gemeinsam mit der InvestitionsBank des Landes Branden- burg (ILB), Vertretern der AG-Städte und Sanierungsbeauftragten die Richtlinien- ziele sowie die verfahrensmäßige Umset- Wohnort Innenstadt – hier am Marktplatz in Kyritz zung erörtert. MIRAKTUELL 1/08 5
Schwerpunktthema: Die Neue Wohnungspolitik des MIR Vor dem Hintergrund eines einheitlichen dung bereits in vielen Städten sehr gut wird. Dabei können insbesondere mit Bewertungsmaßstabes wurden insbeson- funktioniert und angenommen wird und dem Programmteil der Anschubfinanzie- dere Fragen der Kommunen zur städte- auch vor dem Hintergrund einer anzu- rung die Voraussetzungen einer nach- baulichen Stellungnahme sowie begriff- strebenden Planungssicherheit für die haltigen Wohneigentumsbildung durch liche Auslegungen diskutiert. Durch potenziellen Antragsteller über den Revitalisierung schwieriger Gebäude- diesen geführten Dialog mit den Kommu- 31.12.2008 hinaus verlängert werden substanzen geschaffen werden. Aber nen kann von einem hohen Erfahrungs- sollte. auch das bürgerschaftliche Engagement gewinn aller Beteiligten ausgegangen im Zusammenhang mit der Sanierung werden. Die Diskussion über teilweise Für das laufende Programmjahr 2008 und Bildung von Einzeleigentum stellt unterschiedliche Erfahrungen und Her- konnte die Absicherung der Mittelbereit- einen wichtigen Beitrag im Bereich des angehensweisen der Kommunen führ- stellung für die Wohneigentumsförderung Stabilisierungsprozesses der Branden- ten über dies bereits frühzeitig zu einer bereits frühzeitig erfolgen. Nach gegen- burger Innenstädte dar. ersten Evaluation der Richtlinie und der wärtigem Kenntnisstand kann davon Herausarbeitung ggf. erforderlicher in- ausgegangen werden, dass die Förde- In diesem Sinne sind auch weiterhin alle haltlicher oder verfahrensrechtlicher An- rung der Wohneigentumsbildung mindes- Akteure vor Ort aufgefordert, die gege- passungen. Mit Blick auf das erste er- tens auf dem Niveau des Jahres 2007 benen Möglichkeiten zu nutzen und die folgreiche Jahr der Anwendung der fortgesetzt werden kann. Die aktuellen Wohneigentumsbildung verstärkt in den WohneigentumInnenstadtR wurde ein- Antrags- und Bewilligungszahlen ver- Stadterneuerungsprozess einzubeziehen. vernehmlich festgestellt, dass die Richt- deutlichen, dass auch im Jahr 2008 wie- linie als Instrument der Unterstützung der rege von der Möglichkeit der Wohn- der innerstädtischen Wohneigentumsbil- eigentumsförderung Gebrauch gemacht Flexibilisierung der Altschuldenhilfeverordnung Kirsten Kleinheyer Im Rahmen des 2. Altschuldenhife- Erweiterung bzw. Verlängerung der Alt- dem jeweiligen Wohnungsunternehmen Änderungsgesetzes (2. AHÄndG) vom schuldenhilfeverordnung initiiert. Die beschiedene Altschuldenhilfeentlastung 28.8.2000 wurde mit § 6a („Härtefallre- insbesondere vom MIR und dem Land gem. § 6a AHG auch dann auszuzahlen, gelung“) eine zusätzliche Entlastungs- Sachsen geführten Abstimmungspro- wenn Altbauten nicht abgerissen sondern möglichkeit von Altverbindlichkeiten für zesse führten im Ergebnis dazu, dass saniert und somit erhalten bzw. verkauft Wohnungsunternehmen geschaffen, die das BMVBS die folgenden kostenneu- werden. Im Verkaufsfall muss der Entlas- aufgrund von Leerstand in ihrer wirt- tralen Vorschläge zur Flexibilisierung tungsbetrag in andere das Stadtbild prä- schaftlichen Existenz gefährdet sind und der AHGV im laufenden 1. Halbjahr auf- gende Altbauten investiert werden. Diese schon gemäß § 4 oder § 7 AHG Alt- greift. Hierbei handelt es sich um: Regelung ist jedoch auf die Gebäude schuldenhilfe erhalten haben. beschränkt, die vor dem 1.1.1949 fertig 1. die Verlängerung der Abrissfrist bis gestellt wurden und „stadtbildprägend“ Zur Umsetzung dieser sogenannten „Här- 2013 und sind (z. B. keine Hinterhäuser). tefallregelung“ wurde von der Bundesre- 2. die Option eines Objekttausches gierung die Altschuldenhilfeverordnung innerhalb eines Unternehmens zwi- Entsprechende Anträge auf Änderung (AHGV) vom 15.12.2000 erlassen, wel- schen AHG-Wohnungsbeständen der bereits erlassenen Bescheides gem. che diesbezügliche Einzelheiten regelt. (gemäß § 4 AHG) und anderen. AHGV können ab sofort bei der Kredit- Diese Verordnung ist am 1.1.2001 in anstalt für Wiederaufbau (KfW) gestellt Kraft getreten und bis heute unverändert Nach Aussage des BMVBS ist beabsich- werden, wobei je Unternehmen auch gültig. tigt, eine entsprechende und derzeit in mehrere Anträge für Einzelobjekte/-blö- Arbeit befindliche Kabinettvorlage zur cke zulässig sind. Alle betroffenen Woh- Aufgrund veränderter Rahmenbedingun- Novellierung der AHGV bis zur Sommer- nungsunternehmen wurden von der KfW gen wurde im Jahr 2007 von den neuen pause 2008 zu verabschieden. bereits im Januar 2008 schriftlich über Ländern eine Diskussion mit dem Bun- diese Möglichkeit informiert. Entspre- desministerium für Verkehr, Bau und Darüber hinaus besteht im Bundeshaus- chende Änderungsbescheide der KfW Stadtentwicklung (BMVBS) über eine halt 2008 schon jetzt die Möglichkeit, die sind nicht mehr umkehrbar. 6 MIRAKTUELL 1/08
Schwerpunktthema: Die Neue Wohnungspolitik des MIR Wohnen im Alter – Wohnangebote und Projekte für Senioren im Land Brandenburg – Erster Überblick zur LBV-Untersuchung Ines Graubner Ausgehend von der demografischen Ent- rung gegenüber 2005 um ca. 260.000 besondere Herausforderungen für die wicklung kann man mit Sicherheit be- Personen, darunter um 160.000 „Jünge- Wohnungswirtschaft, Pflegewirtschaft haupten, dass der Bedarf an Wohnraum re Alte“ zwischen 65 und 80 Jahren und den Dienstleistungssektor in sich für Senioren in den nächsten Jahrzehn- und 100.000 „Hochbetagte“ im Alter ab birgt. ten enorm steigen wird. Die quantitative 80 Jahren. Bei der erstgenannten Alters- Ausgangsbasis (derzeitiger Bestand an gruppe sind meist noch „normale“ Woh- Für die Betrachtung der Wohnsituation altersgerechtem Wohnraum) war bisher nungen mit einigen altersbezogenen sind aber nicht allein die Bevölkerungs- in all seinen Facetten nicht bekannt. So- Erleichterungen (Erreichbarkeit der Woh- zahlen relevant, sondern vor allem die wohl Bedarf als auch zukünftige Nach- nungen über wenige Stufen oder Auf- Anzahl der Privathaushalte in der ent- frage sind aus vielfältigen Gründen bzw. zug, weniger Schwellen in der Wohnung sprechenden Altersgruppe. Vergleicht Unwägbarkeiten nicht genau quantifi- usw.) oder mit individuellen baulich-funk- man die Bevölkerungsstruktur mit der zierbar. Ein Gefühl für die Größenord- tionellen Anpassungen (z. B. im Sanitär- Haushaltsstruktur (letzter Stand 2002/03, nungen sollen einleitend ausgewählte bereich) für ein selbstbestimmtes Woh- keine Prognosedaten), so kristallisieren Aussagen zur Bevölkerungs- und Haus- nen ausreichend. Ab dem Alter von sich folgende Fakten heraus. „Ältere“ haltsstruktur vermitteln. 80 Jahren steigt die Erkrankungshäufig- haben einen Anteil von 18 % an der keit und die Pflege- oder Hilfebedürftig- Gesamtbevölkerung, aber 27 % aller keit. Dann sind Wohnformen, die geeig- Privathaushalte im Land haben ältere Demografische Rahmenbedingungen nete Rahmenbedingungen für Pflege Bewohner/Haushaltsvorstände. Noch Aus der Abb. 1 ist der lt. Bevölkerungs- und Betreuung bieten, in höherem Maße höher ist mit 33 % der Anteil der älteren prognose von LDS/LBV zu erwartende erforderlich. Mieterhaushalte. Dies lässt besondere Zuwachs an älterer Bevölkerung im Ver- Herausforderungen an die großen Ver- gleich zum extremen Rückgang der jün- Der Anteil der „älteren Bevölkerung“ (ab mieter, d. h. die kommunalen und ge- geren und vor allem der erwerbstätigen 65 Jahren) an der Gesamtbevölkerung nossenschaftlichen Wohnungsunterneh- Bevölkerung zu entnehmen. Während die steigt von derzeit 21 % bis 2030 auf 34 %, men, ableiten: Für das Alter geeignete Gesamtbevölkerung in Brandenburg bis das heißt gegenüber dem heutigen Stand Anpassung des Wohnungsbestandes und 2030 um etwa 320.000 Einwohner ab- auf das 1,6-fache. Bis 2020 wächst vor Ergänzung durch Sonderwohnformen. nehmen wird, wächst die ältere Bevölke- allem der Anteil der „Hochbetagten“, was Bei den Eigentümerhaushalten ist der Anteil der älteren Haushalte mit 21 % noch vergleichsweise gering. Dies wird sich aber in der Zukunft ändern, wenn die Generation, die nach der Wende ver- stärkt Wohneigentum gebildet hat, in die entsprechenden Altersgruppe kommt. Beim selbstgenutzten Wohneigentum kann man davon ausgehen, dass hier – so lange es geht – die notwendigen Wohnraumanpassungen selbst vorge- nommen werden. Ggf. muss jedoch auch mit einem Umzug in vermieteten Wohn- raum oder in Heime gerechnet werden. Untersuchungsauftrag und Methodik Nun zur Bestandssituation. Das MIR hat dem Landesamt für Bauen und Verkehr (LBV), Abteilung Städtebau und Bau- technik, Dezernat 36 den Auftrag erteilt, beispielhafte Angebote und Projekte für Senioren im Land Brandenburg heraus- MIRAKTUELL 1/08 7
Schwerpunktthema: Die Neue Wohnungspolitik des MIR zufiltern und vorzustellen. Um eine Begriffsdefinitionen Erste Ergebnisse (Landesüberblick) Auswahlbasis zu haben, wurde eine Zur grundsätzlichen Gliederung der Er- In 125 (von 148) amtsfreien Städten und landesweite Erhebung zu allen Wohn- hebung wurde auf die im LBV-Bericht Gemeinden sowie 36 (von 54) Ämtern angeboten durchgeführt. Die verfügba- „Wohnen im Alter – Teil A“ zusammen- existieren Wohnangebote für Senioren ren Statistiken des LASV und des LDS/ gefassten Hauptwohnformen zurück- bzw. sind Projekte in Vorbereitung. Die AfS beziehen sich nur auf Pflegeplätze gegriffen (in Klammern verwendeter Verteilung im Land ist für die einzelnen entsprechend Heimgesetz. Es werden Kurzbegriff): Wohnformen unterschiedlich ausge- keine Statistiken zum Betreuten Wohnen, prägt. Beispielhaft sollen nur zwei Auf- zu Wohngemeinschaften und zu ande- 1. Selbst bestimmtes/selbst organi- fälligkeiten genannt werden: In einigen ren Formen des selbstbestimmten Woh- siertes Wohnen in der eigenen Woh- peripheren Regionen (Uckermark, Elbe- nens im Alter geführt. nung im normalen Wohnumfeld Elster, westliches Havelland) gibt es ein („eigenständiges Wohnen in der vergleichsweise hohes Angebot an am- Die im Februar 2007 begonnene Erhe- vertrauten Umgebung“) bulant betreuten Wohngemeinschaften. bung ist bei den befragten/beteiligten 2. Vorwiegend selbst bestimmtes/selbst Eine besonders hohe Konzentration von Akteuren (Kommunen, Wohnungsunter- organisiertes Wohnen in der Ge- Angeboten des Betreuten Wohnens fin- nehmen, sonstige Eigentümer, Träger, meinschaft („Wohngemeinschaften, det sich im westlichen und südwestli- Betreiber, Service-Anbieter) auf eine gemeinschaftliches Wohnen“) chen Umland von Berlin. relativ große Resonanz gestoßen. Nach 3. Betreutes Wohnen in einer speziel- Auswertung der Zuarbeiten, Rückfragen, len Wohnanlage („Betreutes Woh- Die Abb. 2 zeigt die Wohnsituation der Datenabgleich und grober Plausibilitäts- nen, Service-Wohnen“) Brandenburger Senioren wie folgt. Vier prüfung liegen mit Stand August 2007 4. Wohnen mit stationärer Pflege in ei- Prozent der ab 65-Jährigen lebt auf Dauer erstmals im Land Brandenburg (und ner speziellen Wohnanlage („Heime“). in Altenpflegeheimen, etwa 24 % im in einem bundesdeutschen Flächenland) selbstgenutzten Wohneigentum und die belegbare Aussagen über das Ange- Bei der Definition von Wohnformen und restlichen 72 % sind Mieter, vorwiegend bot an altengerechtem bzw. senioren- Objekttypen spielen verschiedene Ebe- in Mehrfamilienhäusern. Für ca. 11 % der freundlichem Wohnraum in all seinen nen eine Rolle. Diese ergeben sich aus älteren Menschen stehen Wohnungen zur Formen vor. Eine 100%-ige Vollständig- der Mischung bzw. Überlagerung folgen- Verfügung, die für das Wohnen im Alter keit der Daten kann natürlich nicht gar- der baulich-räumlicher und Nutzungs- besonders geeignet sind. Nur bei den antiert werden, insbesondere bei kleine- komponenten: Wohngemeinschaften und dem Betreu- ren frei finanzierten Projekten in privater ten Wohnen kann man davon ausgehen, Trägerschaft. Ebenso gibt es fast keine – Lebensart und Grad der Selbstbe- dass sie auch wirklich von Senioren Aussagen zur Altersgerechtigkeit des stimmtheit oder Selbständigkeit so- genutzt werden. Bei den anderen Wohn- selbstgenutzten Wohneigentums. Die wie Service-Bereitstellung angeboten (rollstuhlgerechte, barriere- Summen der spezifischen Wohnange- – Abgeschlossenheit des Wohnraums freie und barrierearme Mietwohnungen bote stellen somit die Untergrenze dar. – Grad der Barrierefreiheit sowie Wohnungen in Gebäuden mit Auf- zug) kann es sein, muss aber nicht, da In einer ersten Etappe wurde ein grober Es wurde ein Schema entwickelt, um für diesen Wohnraum selten eine Überblick über die Wohnsituation diese Komplexität des Untersuchungs- Zweckgebundenheit festgeschrieben ist. der Senioren im Land Brandenburg hin- gegenstands „seniorengerechter Wohn- sichtlich verschiedener Wohnformen raum“ zu verdeutlichen. Entsprechend Pflegestatistik des Bun- zusammengestellt, der auszugsweise des leben im Jahr 2005 von den Pflege- wiedergegeben wird. Die hinterlegten vier Farben werden in bedürftigen nach SGB XI in Branden- allen Auswertungen für die entsprechen- burg ein gutes Viertel in Heimen und Derzeit in Arbeit bzw. beabsichtigt sind: den Wohnformen verwendet. knapp drei Viertel zu Hause. Die 73 % – Vergleich mit der Wohnsituation von Senioren in anderen Bundesländern bzw. mit Versorgungsgraden bun- desweit (Fragestellung: „Wo steht Brandenburg?“) – regionalisierte Auswertungen – Stadtübersichten – qualitative, vertiefende Rückfragen bei den Akteuren, um beispielhafte Angebote und Projekte für Senioren herauszufiltern sowie ihre Merkmale und Erfolgsfaktoren öffentlichkeits- wirksam vorzustellen. 8 MIRAKTUELL 1/08
Schwerpunktthema: Die Neue Wohnungspolitik des MIR zu Hause lebenden Personen werden zum größeren Teil (45 %) ausschließlich von Angehörigen gepflegt, während die übrigen 28 % durch ambulante Pflege- dienste versorgt werden (durch diese allein oder in Kooperation mit Angehöri- gen). Seit die Pflegestatistik geführt wird (1999), ist für Brandenburg eine kontinu- ierliche Abnahme des Anteils der allein durch Angehörige gepflegten Menschen zu verzeichnen. Leicht, aber stetig zuge- nommen haben – sowohl absolut als auch prozentual – die vollstationär gepflegten Bedürftigen und die durch ambulante Pflegedienste versorgten Menschen. Durch Landesförderung in Kombination mit Fördermitteln des Bundes wurde eine Vielzahl von Wohnangeboten für Senioren geschaffen bzw. deren Errich- tung direkt oder indirekt initiiert. Je nach Wohnform hat die Landesförderung ei- nen unterschiedlich großen Einfluss, chen Mietwohnungen sind Fördermittel schränkungen beruhen kann – und nicht was durch Abb. 3 visualisiert wird. zum Einsatz gekommen für die barriere- immer nur auf Gehbehinderung usw.). freie Erreichbarkeit und/oder die „alters- Und doch kann dieses Diagramm Rela- Der höchste Förderanteil ist bei den Hei- gerechte Herrichtung“ von Mietwohnun- tionen zwischen dem derzeitigen Be- men zu verzeichnen. 66 % der vollstatio- gen (ModInst Aufzüge, ModInst, 1991 – stand an altersgerechtem Wohnraum und nären Pflegeplätze für ältere Menschen 2005). Bei den restlichen 82 % der ge- Bedarfsfaktoren verdeutlichen, ohne dass sind mit Unterstützung des Investitions- nannten Wohnungen handelt es sich daraus ein quantitativer Bedarf abgeleitet programms Pflege (1996 – 2005) ent- einerseits um Objekte, in denen die Ei- werden kann. Für etwa 15 % der ab standen. 33 % der erfassten WE im gentümer die Nachrüstung von Aufzügen Betreuten Wohnen für Senioren sind mit selbst finanziert haben oder um neu er- Hilfe der Mietwohnungsneubauförderung, richtete Objekte mit erleichterter Zugäng- Sonderprogramm „Betreutes alten- und lichkeit und andererseits um Altbestän- behindertengerechtes Wohnen“ gebaut de, in denen bereits zu DDR-Zeiten ein worden (1993/94 – 1999). Parallel dazu Aufzug eingebaut war. Ergebnisdaten zu (initiiert durch die Förderung), aber auch den neuen Förderprogrammen (ab 2007) in den Folgejahren entstand eine Viel- sind noch nicht in dieser Hinsicht ausge- zahl frei finanzierter Projekte für Betreu- wertet. Dies betrifft u. a. auch Wohnge- tes Wohnen. meinschaften. Beim selbstgenutzten Wohneigentum kann der Einfluss der Förderung nicht in Erkenntnisse zum Bedarf Bezug zum Angebot seniorengerechten Zum Abschluss soll auf den ersten Absatz Wohnraums gesetzt werden, da keine und die Schwierigkeit der Bestimmung Gesamtzahlen vorliegen. Von 1996 bis des Bedarfs eingegangen werden. In der 2005 sind etwa 1.000 WE rollstuhlge- Abb. 4 werden verschiedene Indikatoren rechtes oder barrierefreies selbstge- nebeneinander dargestellt, die Einfluss nutztes Wohneigentum für Schwerbe- auf den Bedarf haben, aber nicht einein- hinderte und Einliegerwohnungen für deutig ursächlich zusammenhängen oder generationsgerechtes Wohnen gefördert verknüpfbar sind (einige Beispiele zur worden. Von den erfassten rollstuhlge- Erläuterung: Zwar steigt mit zunehmen- rechten oder barrierefreien Mietwohnun- dem Alter, insbesondere bei Hochaltrig- gen sind 40 % mit Unterstützung von keit die Wahrscheinlichkeit von Pflege- Förderung entstanden (Mietwohnungs- bedürftigkeit, muss aber nicht eintreten. neubau, ModInst, ModInst GUS, Um- Hilfebedürftigkeit erfordert nicht immer siedlung, Wohnraumanpassung, 1991 – barrierefreie Wohnungen, da die Hilfenot- 2005). Bei 18 % der seniorenfreundli- wendigkeit auf unterschiedlichen Ein- MIRAKTUELL 1/08 9
Schwerpunktthema: Die Neue Wohnungspolitik des MIR 65-Jährigen gäbe es altersgerechte Als wesentliche gesicherte Erkennt- – Eine breite Palette an Wohn- und oder seniorenfreundliche Wohnange- nisse vieler Studien und Grundsatzpa- Betreuungsformen ist notwendig, bote. Das heißt aber nicht, dass alle piere hinsichtlich des Bedarfs werden um auf die individuellen gesundheit- Angebote auch durch Senioren genutzt jedoch allgemein anerkannt: lichen, familiären, sozialen und werden (so wohnen in mit Aufzug ausge- finanziellen Bedingungen jedes ein- statteten Häusern auch jüngere Men- – Die meisten Menschen wollen so zelnen Menschen zu gegebenem schen). Und andererseits sind nicht alle lange wie möglich selbstbestimmt in Zeitpunkt reagieren zu können. seniorenfreundlichen Wohnangebote er- der eigenen Wohnung im vertrauten – Das Gewicht professioneller ambu- fasst (beispielsweise viele leicht zugängli- Wohnumfeld wohnen bleiben. Die lanter Pflege-, Hilfs- und Servicean- che Mietwohnungen im Erdgeschoss „normalen“ Wohnungen sollten dar- gebote wird zunehmen (müssen). oder den Bedürfnissen von Senioren auf vorbereitet sein (bzw. deren Ver- angepasstes selbst genutztes Wohnei- mieter). Auf den Internetseiten des LBV sind gentum). Klar wird jedoch, dass es für die – Wenige Senioren ziehen „vorsorg- unter www.lbv.brandenburg.de/773.htm Mehrzahl der älteren Menschen in Bran- lich“ in geeignete Sonderwohnfor- ein erster Kurzbericht und voraussicht- denburg keine spezifischen Wohnange- men um, sondern meist erst dann, lich ab Ende Mai 2008 ausführlichere bote gibt – diese aber auch nicht für alle wenn es gar nicht mehr anders geht Ergebnisse zu finden. Menschen notwendig sind, da nicht jeder – oder wenn sich gute Angebote hilfe- oder pflegebedürftig ist. „herumsprechen“. Wie ein Phoenix aus der Asche ... Wohnen im denkmalgeschützten Kaufhaus Angelika Geisler, Bernhard Reisner Der demografische Wandel in den letz- Resonanz erfolgt, so kam die starke 4. Die steuerlichen Abschreibungsmög- ten 10 Jahren hat auch in der Kreisstadt Nachfrage von Interessenten bei der lichkeiten für Grundstücke in den Forst (Lausitz) im Südosten Branden- Stadt und dem Stadtumbauträger umso Sanierungsgebieten burgs deutliche Spuren auf dem lokalen überraschender an. Diese ist allem 5. Die zunehmende Bedeutung von Wohnungsmarkt hinterlassen. Dieser ist Anschein nach zurückzuführen auf die Wohneigentum für die Altersvorsorge geprägt von einer relativ hohen Leer- verbesserten Förderbedingungen und standsquote, die vornehmlich die Plat- die inhaltliche Konzentration der Wohn- Die Zielstellung, die monatliche finanziel- tenbauten und die nicht sanierten Alt- raumförderung auf die Zielgruppen Fami- le Belastung für ein Darlehen im Bereich baubestände betrifft. Seit der Aufnahme lien und ältere Menschen sowie der oder sogar günstiger als eine monatli- der Stadt in das Stadtumbau-Ost-Pro- Kombinationsmöglichkeit mit der Städte- che Mietbelastung zu gestalten, scheint gramm versucht man in Forst (Lausitz), bauförderung. mit den neuen Zuschussbedingungen im dem negativen Trend durch Rückbau Rahmen der Richtlinie erstmals geglückt, und Aufwertung intensiv entgegenzuwir- Darüber hinaus scheint eine ganze Rei- wie in verschiedenen Gesprächen mit ken. Dabei gilt die Konzentration und he weiterer Faktoren den Erwerb einer Antragstellern zum Ausdruck kam. Bündelung der Förderaktivitäten auf die sanierten Wohnung im Bereich der dafür Innenstadt als einzig Erfolg verspre- eigens ausgewiesenen Gebietskulisse zu Die Verbesserungen betreffen sowohl chender Weg die städtebaulichen Aus- begünstigen: das Segment der Anschubfinanzierung wirkungen zu mildern. für Investoren als auch die Zuschüsse 1. Die Preise für den Erwerb einer Wohn- für das eigentliche Zielklientel der Eigen- Gewissermaßen wie eine Trotzreaktion immobilie bewegen sich nach wie vor nutzer. gegen diese allgemeine Tendenz wirkte auf einem historischen Tiefstand die Veröffentlichung der „Richtlinie zur 2. Die günstigen Herstellungskosten bei Insgesamt wurden bis dato ca. Förderung von selbst genutztem Wohn- der Sanierung einer Wohnung oder 775.000,00 € für Anschubfinanzierun- raum in Innenstädten“ im März 2007 im eines Hauses gen, verteilt auf drei Objekte mit 16 WE, lokalen Amtsblatt. War in den vergange- 3. Das gegenwärtige, noch unter dem ausgereicht. Weitere Darlehen erhielten nen Jahren auf die Fördermöglichkeiten langjährigen Durchschnitt liegende selbstnutzende Eigentümer in Höhe von der Wohneigentumsbildung kaum eine Zinsniveau ca. 210.000,00 €, für die auch Zuschüs- 10 MIRAKTUELL 1/08
Schwerpunktthema: Die Neue Wohnungspolitik des MIR se in individueller Höhe den Förderkon- (Lausitz) dar und beinhaltet darüber hin- ditionen gemäß bewilligt werden. aus wichtige Beschäftigungseffekte, in- dem fünf bis sechs Arbeitsplätze ge- Ein herausragendes und anschauliches schaffen werden. Die durch die Beispiel für die Bedeutung der Förder- Umnutzung zu Wohn- und Gewerbe- mix-Konstellation liefert die Sanierung zwecken erforderlichen Eingriffe in Ein- des Objektes Lindenplatz 2 – 4: klang mit den Forderungen des Denk- malschutzes zu bringen, war mit einem Bei dem Gebäude handelt es sich um ein erheblichen Kosten- und Abstimmungs- seit Januar 2007 unter Denkmalschutz aufwand verbunden. Erst mit Hilfe der stehendes ehemaliges Kaufhaus. Es Kombination aus Städtebauförderungs- wurde 1963 als viergeschossiger, recht- mitteln für die Hülle sowie einer günsti- eckiger Putzbau mit überstehendem gen Anschubfinanzierung aus dem Flachdach errichtet. Die Unterschutzstel- Wohneigentumsprogramm war es mög- lung wurde mit der erheblichen geschicht- lich, die Kosten pro Wohnung auf einen lichen und städtebaulichen Bedeutung marktgängigen Preis zu drücken und des Objektes begründet. Zum einen klin- trotzdem qualitativ hochwertigen Wohn- gen die Grundsätze des neuen Bauens raum herzustellen. der 1920-er Jahre in dem Bau nach, der deshalb einen Seltenheitswert für Bran- Neben einer gewerblichen Nutzung im denburg darstellt. Zum anderen befindet Erdgeschoss als physiotherapeutische es sich an exponierter Lage im Zentrum Praxis mit Sportmöglichkeiten unter the- der Stadt zwischen zwei Platzanlagen rapeutischen Gesichtspunkten sind auf und im Ensemble mit der unmittelbar ge- den verbleibenden drei darüber liegen- Forst, Lindenplatz 2 – 4, Sanierung/Umbau eines ehem. genüberliegenden Nikolaikirche. Es stellt den Geschossebenen jeweils drei Woh- Kaufhauses zu Eigentumswohnungen eines der wenigen Beispiele eines Groß- nungen mit 78 – 90 m2 vorgesehen. Die kaufhauses der DDR dar, die ab Ende der Ausstattung entspricht modernen Ansprü- Natürlich besteht seitens der Stadt Forst 1950-er Jahre in den sogenannten Ver- chen und beinhaltet einen Keller pro Woh- (Lausitz) die Hoffnung, dass der überra- sorgungszentren angelegt wurden. nung, einen Aufzug, eine Fußbodenhei- schende Boom bei der Wohneigentums- zung und nach innen gezogene Loggien. bildung im Innenstadtbereich auch in Das Konzept des Investors stellt eine Alle Wohnungen sind aufgrund der frü- 2008 fortwährt. Die Fördervoraussetzun- schlüssige bauliche Reaktion auf die be- heren Nutzungsweise von großen Glas- gen seitens des Landes Brandenburg sondere demografische Situation in Forst flächen geprägt. dafür sind weiterhin gegeben. Der Burgmühlenkomplex in Brandenburg an der Havel Andreas Pietrek Im Herzen der Stadt Brandenburg an Allgemeines velseen“ immer mehr an Bedeutung der Havel, in unmittelbarer Nähe zum Die Stadt Brandenburg an der Havel ist gewinnt. Brandenburger Dom befindet sich der besonders durch ihre Einbettung in die unter Denkmalschutz stehende ehemali- umgebene Havellandschaft geprägt. Bei der Entwicklung des Burgmüh- ge Burgmühlenkomplex. Durch die au- Die Havel durchfließt als Bundeswas- lenkomplexes war die Einbindung in ßerordentlich attraktive Wasserlage und serstraße die Stadt. Über den Silokanal diese Havellandschaft ein Schwer- die Einbindung in ein historisches und und die weit verzweigten Arme der Nie- punkt. Bootssteganlagen mit Zugän- geschichtsträchtiges Umfeld von Bau- deren Havel werden die zahlreichen gen zum Wasser bieten den Bewoh- werken und Natur entschied sich der Seen in der Umgebung miteinander ver- nern der Burgmühle zusätzliche Mög- Bauherr, die Projektentwicklung Jansen bunden. Dadurch entsteht eine einmali- lichkeiten, wassersportbezogene Inter- Immobilien GmbH, dieses interessante ge Fluss- und Seenlandschaft, die als essen in ihr Wohnumfeld zu integrie- Objekt zu entwickeln und zu sanieren. Wassersportrevier „Brandenburger Ha- ren. MIRAKTUELL 1/08 11
Schwerpunktthema: Die Neue Wohnungspolitik des MIR Trauflinie belebt. An der straßenseitigen Südostecke beschließt ein Turm, der ursprünglich mit einem Mansarddach bekrönt war, die Anlage. Sämtliche Ge- schossdecken und die Innenausbauten bestanden zum größten Teil aus Holz. Zur waagerechten Gliederung wurde ein kräftiges, umlaufendes Gurtgesims über dem Erdgeschoss ausgeführt. Die gro- ßen Fenster- und Türöffnungen im Erd- geschoss werden mit Korbbögen über- Die Geschichte der Brandenburger Nord- und Südseite komplett nieder. deckt. Zum Betrieb der Mühle wurden Mühlen Durch die hohe Wärmestrahlung und ursprünglich Wasserräder benutzt, deren In einer Urkunde von 1309 werden die den Funkenflug waren alle benachbar- Gerinne noch vorhanden sind. Im Rah- Brandenburger Mühlen erstmals erwähnt. ten Gebäude stark gefährdet. Dazu men von Straßenbaumaßnahmen wur- Um 1800 wurden aus den ehemaligen zählten unter anderem ein leer stehen- den die Zuflüsse auf der Ostseite der Walkmühlen so genannte Mahlmühlen: des Wohnhaus gegenüber der Mühle, Krakauer Straße jedoch zugeschüttet. Die Vordermühle, die Große oder Heid- ein Verwaltungsgebäude des Domstif- richsche Mühle, die Burgmühle und die tes, die in unmittelbarer Nähe befind- Durch einen den Havelarm überbrücken- Krakower Mühle, die sich alle im Besitz lichen historischen Domgebäude sowie den Übergang für Fördereinrichtungen der Stadt befanden. Am 24. Mai 1836 der durch eine Überführung (Speicher- ist das Hauptgebäude mit dem nördlich brannte die Große Mühle nieder. 1845 brücke) angebundene Mehlspeicher der anschließenden Mehl- und Kleiespei- erhielt der 42 Jahre alte Mühlenmeister Burgmühle. cher verbunden. Dieses Gebäude wurde Karl Ludwig August Tiede die Burgmüh- 1912 – 13 an Stelle der so genannten le. Bereits im Jahr nach der Pachtung Mittelmühle errichtet. Dieser fünfge- beantragte Tiede die Erlaubnis zum Architektur des Burgmühlen- schossige Ziegelbau mit flach geneig- Einbau eines „Dampfapparates“, um kon- Komplexes tem Satteldach wird lediglich durch ein tinuierlicher arbeiten zu können. Als Der unter Denkmalschutz stehende Gurtgesims und lisenenartige Streifen in K. L. A. Tiede 1874 starb, hinterließ er „Burgmühlen-Komplex“ besteht aus zwei den Obergeschossen einfach gegliedert. seinem Sohn August die Mühlen. August riesigen, freistehenden, sparsam geglie- Tiede führt das Mühlgeschäft bis zu sei- derten Ziegel-Putz-Bauten: Dem so nem Tode 1891 fort. Die beiden Söhne genannten Mehlspeicher und der eigent- Eigentumswohnungen im Arno und Paul erwarben 1895 die Kra- lichen Burgmühle. Die nicht unterkeller- Mehlspeicher kower Mühle und 1911 die Mittelmühle te Bürgmühle wurde 1909 errichtet und Der sehr gut erhaltende Mehlspeicher und schufen aus Burgmühle, Mittelmüh- in flachen Fassadenreliefs durch Lise- besitzt fünf Normalgeschosse und ein le und Krakower Mühle die „Vereinig- nen und Blendfelder gegliedert. Der leicht Kellergeschoss. Die Bausubstanz des ten Brandenburger Mühlenwerke“. 1920 überhöhte, risalitartige Mittelteil wurde Gebäudes war außerordentlich gut er- wurde der Schwiegersohn Paul Tiedes, ebenso wie die Schmalseiten wirkungs- halten. Die hochbelastbare Geschoss- Dr. Hermann Kähne, als Teilhaber in die voll durch eine stark geschwungene deckenkonstruktion ist deshalb für die Brandenburger Mühlenwerke aufgenom- Nutzung als Wohngebäude sehr gut men. Bis zur Wende wurde der Betrieb geeignet. Typisch für diesen klassischen als VEB Brandenburger Mühlenwerke Industriegebäudetypus ist die enorme weitergeführt. Am 11. Dezember 2002 Gebäudetiefe von ca. 22,00 m. Im Rah- brannte die historische Burgmühle bis men des Entwurfsprozesses wurde sehr auf die Umfassungswände im Erdge- schnell erkannt, das diese Gebäudetiefe schoss und den Giebelwänden auf der eine unkonventionelle Herangehens- weise bezüglich Belüftung, Belichtung und Raumgestaltung erforderlich macht. In intensiver Zusammenarbeit mit dem Bauherrn entwickelte der Architekt Andre- as Pietrek aus Potsdam ein Wohnge- bäude mit einem an der Außenwand angrenzenden Atrium. Der Ausgangspunkt für die Grundrissge- staltung war die Orientierung aller Woh- nungen zur Wasserseite (Westseite) mit Luftbild Burgmühle und Dom alter Dieselgenerator einem großzügigen Balkon. Aus diesem 12 MIRAKTUELL 1/08
Schwerpunktthema: Die Neue Wohnungspolitik des MIR Ansicht Westen Ansicht Osten Grund wurde das Atrium direkt an die lichen PKW-Stellplätze für die Burgmüh- vergrößert werden. Grundsätzlich sind Außenwand auf der Ostseite gelegt. le und den Mehlspeicher befinden sich alle Wohnungen altersgerecht und bar- Dabei erhielt die Außenwand große nördlich des Mehlspeichers. Durch die rierefrei geplant. Im Erdgeschoss wer- Wandöffnungen um das Atrium noch unmittelbare Anbindung an die Havel den Nutzungen für den allgemeinen großzügiger erscheinen lassen. über eine Steganlage am Grundstück Bedarf untergebracht. Hierzu gehören wird es dem Bewohner ermöglicht, sein eine Sozialstation für die Betreuung Nach intensiven Vorabstimmungen mit Boot in der Nähe seiner Wohnung anzu- älterer oder behinderter Menschen, ein der örtlichen Denkmalschutzbehörde und legen. Gemeinschaftsraum für Feiern und Ver- dem Landesdenkmalamt konnte für alle anstaltungen der Bewohner und ein Fri- Beteiligten ein überzeugender Entwurf Die Baumaßnahme am Mehlspeicher sörsalon. erarbeitet werden, der modernes Woh- wurde durch das Ministerium für Infra- nen und die Grundsätze des Denkmal- struktur und Raumordnung des Landes schutzes mit einander vereint. Wichtigs- Brandenburg gefördert. Hierbei wurde ter Punkt bei der Fassadengestaltung eine Anschubfinanzierung von 697.000 € war primär den Duktus der historischen und eine Gebäudehüllenförderung von Mühle bzw. des Speichergebäudes zu 305.000 € bereitgestellt. Die Baumaß- erhalten. Neben der aufwändigen Re- nahmen an der Burgmühle werden eben- konstruktion der alten Klinkerfassade falls gefördert. sind auch neue Gestaltungselemente (wie z. B. die Erker auf der Nordseite oder die Balkone auf der Westseite oder Wohnen für Generationen in der das Glasdach über dem Atrium) in das Burgmühle Ansicht Osten Gesamtkonzept mit eingeflossen. Mit Da die historische Burgmühle 2002 bis diesen Elementen soll die neue Nutzung auf einige Außenwände völlig ausbrann- in dem historischen Gebäude nach te wird in Abstimmung mit der Denkmal- außen hin ablesbar und für Außenste- schutzbehörde der Gebäudekubus in sei- hende nachvollziehbar sein. ner historischen Erscheinung wieder hergestellt. Die verbliebenen Fassaden- Die einzelnen Wohnungen sind unter- teile sollen weitestgehend erhalten blei- schiedlich konzipiert. Durch Variationen ben und die abgebrochenen Fassaden in der Grundrissgestaltung kann auf die in der historischen Form wieder herge- verschiedenen Interessen der künftigen stellt werden. Aus funktionalen und ge- Nutzer eingegangen werden. Insgesamt stalterischen Gründen wird die Kubatur sind in dem ehemaligen Mehlspeicher zur Straße hin geöffnet. Straßenseitig 15 Wohnungen geplant. Das Atrium im entsteht analog zum Mehlspeicher über Ansicht Westen Zentrum des Gebäudes macht aus dem dem Erdgeschoss ein Atrium, das begrünt kompakten Baukörper ein U-förmig struk- wird und die Bewohner zum Verweilen turiertes Gebäude. Die Laubengänge, einladen soll. Von außen ist das Atrium hier Erschließungsstege in allen Ge- für die Passanten in der Krakauer Stra- schossen, machen den Haus- und Woh- ße einsehbar. In dem wiedererrichteten nungszugang zum Erlebnis. Das Atrium Gebäude werden insgesamt 45 Wohnun- ist durch das Öffnen der Fassade vom gen auf fünf Geschosse untergebracht. Straßenraum erlebbar und weckt die Neugier der Passanten. Ehemaliges In- Die meisten Wohnungen sind Zwei-Zim- ventar, wie Sackrutsche oder alte Guss- merwohnungen. Diese Wohnungen be- fenster, wurden in die Gestaltung des sitzen im Durchschnitt eine Wohnfläche Atriums integriert. Ein neuer Treppen- von ca. 65 m2. Teilweise sind auch Drei- raum mit einem Aufzug verbindet alle Zimmer-Wohnungen geplant. Sie kön- Geschosse miteinander. Die erforder- nen auch miteinander kombiniert und Blick ins Atrium mit Interieur MIRAKTUELL 1/08 13
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