Zu viel und zu wenig Wasser - der Klimawandel verschärft die Extreme

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Zu viel und zu wenig Wasser - der Klimawandel verschärft die Extreme
Foto: Michael Sachweh

Zu viel und zu wenig Wasser –
der Klimawandel verschärft die Extreme
Prof. Dr. Peter Höppe,
Ehem. Leiter Geo Risks Research/Corporate Climate Centre, Munich Re
Experte für Naturgefahren, Klimawandel, Biometeorologie
Klima:Wasser – Intelligentes Wassermanagement, Business Metropole Ruhr, 21. April 2021
Zu viel und zu wenig Wasser - der Klimawandel verschärft die Extreme
Die letzten Berichte des Weltklimarats (IPCC) von 2018 und 2019:
Der Klimawandel ist real und von Aktivitäten der Menschen verursacht!

                       Aktivitäten der Menschen haben eine globale Erwärmung
                       von ca. 1,0 °C über dem vorindustriellen Niveau verursacht.
                       Bereits detektierbare Auswirkungen:
                       • Anstieg der Häufigkeit und Intensität von extremen
                         Wetterereignissen
                       • In einigen Regionen Desertifikation und Landdegradation
                       • Intensität von Starkniederschlags-Ereignissen hat global
                         zugenommen

                                                                                2
Zu viel und zu wenig Wasser - der Klimawandel verschärft die Extreme
Zeitlicher Verlauf der CO2-Konzentration an der Messstation
Mauna Loa, Hawaii (1958 – 2021)
Heute höchste CO2-Konzentrationen seit mindestens 3,3 Millionen Jahren!

  Quelle: http://keelingcurve.ucsd.edu/                                   33
Zu viel und zu wenig Wasser - der Klimawandel verschärft die Extreme
Die Globale Erwärmung schreitet fort:
Abweichung der globalen Temperatur vom Mittel 1901-2000

2020 war das zweit-
wärmste Jahr!

Die 8 wärmsten Jahre
waren die Jahre 2014-
2020.

20 der 21 wärmsten
Jahre fallen in den
Zeitraum 2001-2020.

Quelle: Daten des National Centers for
Environmental Information/NOAA.
Zu viel und zu wenig Wasser - der Klimawandel verschärft die Extreme
Veränderungen der Meeresoberflächentemperaturen in tropischen Ozeanbecken mit
Tropensturmaktivität 1968-2019 (Fünfjahres Mittel)

                                               Source: Munich Re, July 2019.
                                               Data source: Kaplan SST, via
                                               IRI, Columbia University, NYC
Zu viel und zu wenig Wasser - der Klimawandel verschärft die Extreme
Wassergehalt der Atmosphäre ist im Großteil der
Nordhemisphäre signifikant angestiegen

 Zeitliche Veränderung der Spezifischen Feuchte der unteren Atmosphäre zwischen 1973 und 2012

 Schwarze Punkte:
 Regionen mit signifikantem Trend

Quelle: Willett et. al. (2013), Clim. Past, 9, 657–677

  Klimamodell-Studien zeigen: Weiterer Anstieg auf Grund des anthropogenen Klimawandels zu erwarten
                                                                                                      6
Zu viel und zu wenig Wasser - der Klimawandel verschärft die Extreme
Veränderungen bei Naturkatastrophen
Zu viel und zu wenig Wasser - der Klimawandel verschärft die Extreme
Schadenereignisse weltweit 1980 – 2020
Anzahl relevanter Ereignisse

 Anzahl

                                                                                                          Geophysikalische Ereignisse
                                                                                                          (Erdbeben,Tsunami,
                                                                                                          vulkanische Aktivität)
                                                                                                          Meteorologische Ereignisse
                                                                                                          (Tropischer Sturm, außer-
                                                                                                          tropischer Sturm, konvektiver
                                                                                                          Sturm, lokaler Sturm)

                                                                                                          Hydrologische Ereignisse
                                                                                                          (Überschwemmung,
                                                                                                          Massenbewegung)
                                                                                                          Klimatologische Ereignisse
                                                                                                          (Extremtemperaturen,
                                                                                                          Dürre, Waldbrände)

                                                                                                       Eingang in die Anzahlstatistik finden
                                                                                                       Schadenereignisse, die mindestens ein
                                                                                                       Todesopfer und/oder normalisierte
                                                                                                       Schäden in Höhe von ≥ 100 Tsd., 300
                                                                                                       Tsd., 1 Mio. oder 3 Mio. US$ (je nach
                                                                                                       Weltbank Einkommensgruppe des
                                                                                                       betroffenen Landes) gefordert haben.
© 2021 Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft, Geo Risks Research, NatCatSERVICE – Stand März 2021
Zu viel und zu wenig Wasser - der Klimawandel verschärft die Extreme
Hitzewellen und Dürren
Zu viel und zu wenig Wasser - der Klimawandel verschärft die Extreme
Hitzewelle in Europa, August 2003
 Tödlichste Naturkatastrophe in Europa der letzten hundert Jahre,
 ca. 70.000 Hitzetote

                                                               Hitzetote und „Gefühlte
                                                               Temperatur“ am 8. August
                                                               2003, 13 UTC

                 300
                            2.300
                                       9.400

                   19.500                       1.000
                                    1.000
                                                    800
                                       20.100
2.700   15.000
                                                                  Quellen: Robine et al., 2007; DWD, 2004

         Region                     Gesamtschäden         Versicherte Schäden                          Todesopfer

        Europa                        12,3 Mrd. €             1,0 Mrd. €                            > 70.000        10
Temperaturrekord in Deutschland am 25. Juli 2019

• Alter Rekord 2015: 40,3 °C in Kitzingen 2015
• Neuer amtlicher Temperaturrekord am 25.7.2019:
  Duisburg-Baerl 41,2°C und Tönisforst 41,2°C

Andere Orte mit Rekorden am 25.7.2019:
• Köln: 41,1°C
• Bonn: 40,9°C

Temperaturanzeige am UNFCCC-Gebäude in Bonn am 25. Juli 2019, Sönke Kreft
Temperaturrekorde sind signifikant häufiger geworden

 Global                   Die Häufigkeit von lokalen monatlichen Temperaturrekorden ist bereits
                          fünfmal höher als man dies in einem Klima ohne Langzeittrend zur
                          Erwärmung erwarten würde

 Regionale                Sommerliche Temperaturrekorde, verbunden mit ausgedehnten
 Unterschiede             Hitzewellen, sind in einigen kontinentalen Regionen (in Teilen von
                          Europa, Afrika, Südasien und Amazonien) um den Faktor 10 häufiger
                          geworden

Quelle: Coumou, D., et al. (2013): Global increase in record-breaking monthly-mean temperatures. Climatic Change.

                                                                                                                    12
Fluss-Überschwemmungen
Überschwemmungen (Elbe, Erzgebirge) im August 2002
Bisher teuerste Naturkatastrophe in Deutschland

                                                                         Foto: Thomas Loster

     Betroffene Länder    Gesamtschäden           Versicherte Schäden   Todesopfer
        Deutschland            11,6 Mrd €                1,8 Mrd €            21
                                                                                               14
Überschwemmungen in Europa Mai/Juni 2013
Zweitteuerste Naturkatastrophe in Deutschland!

                                                                     Quelle: GDV

          Region             Gesamtschaden   Versicherter Schaden   Todesopfer
  Deutschland, Österreich,     11,7 Mrd. €        2,4 Mrd. €             25
  Tschechische Republik,                                                 Source: New York Times
  Schweiz, Polen
                                                                                                  15
Anzahl von schadenrelevanten Fluss-Überschwemmungen
in Europa
Gesamtschäden (US$) durch Fluss-Überschwemmungen in Europa 1980 – 2017
Nominale Schäden, inflationsbereinigte Schäden, normalisierte Schäden
Konvektive Ereignisse (Starkregen, Hagel, Tornados)

                                                      Foto:
                                                      Michael Sachweh
                                                                18
Hagelschläge am 27. und 28. Juli 2013 in Deutschland
 Teuerster Hagelschaden weltweit, viertteuerste Naturkatastrophe in D

Hagelkörner mit
Durchmessern bis
zu 8 cm
(Tennisball ≈ 7 cm)

             Region         Gesamtschäden       Versicherte Schäden     Todesopfer

     Baden-Württemberg,       3,6 Mrd. €             2,8 Mrd. €              -
     NRW, Niedersachsen                                                 Source: New York Times
                                                                                                 1919
Starkes Unwetter „Ela“ in Nordrhein-Westfalen am 9. Juni 2014
Besonders betroffen Düsseldorf, Windgeschwindigkeiten bis 144 km/h

                                      In Neuss                                                                                            Bei Recklinghausen

 Simplicius - Eigenes Werk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=33361046   Kaiserm123 - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=33326513

                      Region                                      Gesamtschäden                                Versicherte Schäden                                                Todesopfer
         Nordrhein-Westfalen                                             880 Mio. €                                       650 Mio. €                                                        6

                                                                                                                                                                                                      20
Gewitter bedingte Schadenereignisse Ende Mai/Juni 2016

                                                                            Foto: Walter Geiring

                Region                Gesamtschäden   Versicherte Schäden      Todesopfer
Deutschland: bes. Baden-Württemberg     2,5 Mrd. €         1,2 Mrd. €               11
(Braunsbach), Bayern (Simbach)
                                                                                                   21
NatCatSERVICE

Schwergewitterschäden in Deutschland 1980 – 2018
Gesamtschäden: nominal, inflationsbereinigt und normalisiert

Mrd. EUR

                                                                                          Nominale
                                                                                          Gesamtschäden
                            8 der 10 teuersten Ereignisse
                                                                                          Inflationsbereinigte
                            der letzten 39 Jahre                                          Gesamtschäden
                            ereigneten sich in den letzten                                Normalisierte
                            7 Jahren!                                                     Gesamtschäden

                                                                                      Inflationsbereinigt mittels landes-
                                                                                      bezogenem Verbraucherpreisindex
                                                                                      unter Berücksichtigung von Wechselkurs-
                                                                                      änderungen gegenüber dem US$.

                                                                                      Normalisierung unter Berücksichtigung
                                                                                      lokaler BIP-Entwicklungen gemessen in
                                                                                      US$.

© 2018 Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft, NatCatSERVICE – Stand Februar 2018
Versicherungsdichte in Deutschland 2020
Elementarschäden

 Anteil der Gebäude pro Bundesland, die gegen
 Elementarschäden versichert sind.

 Weniger als jedes zweite (45%) Gebäude in
 NRW hat eine Überschwemmungsversicherung
Starkregengefahr: Aufteilung der Adressen in drei Starkregengefährdungs-
klassen (SGK) (Quelle: GDV 2021, www.gdv.de)
Fazit

▪ Der Klimawandel wirkt sich bereits durch eine Zunahme von Wetterextremen aus
▪ In Deutschland sind die Schäden vor allem aus gewitterbedingten Ereignissen seit 1980
  signifikant angestiegen
▪ Durch den weiter fortschreitenden Klimawandel müssen wir mit noch häufigeren und
  intensiveren Starkniederschlägen aber auch Dürren rechnen
▪ Präventionsmaßnahmen können Überschwemmungsrisiken signifikant verringern
▪ Wichtige Maßnahmen für das Management der steigenden Dürrerisiken sind der Bau von
  zusätzlichen Reservoirs und der Einsatz von dürreresistenteren Pflanzen
▪ Nicht vermeidbare Schäden können durch Versicherungslösungen kompensiert werden.
Foto: Michael Sachweh

Vielen Dank für Ihr Interesse!

Peter Höppe
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