Vögel und Stromleitungen - Eric Neuling, Referent für Vogelschutz, NABU-Bundesverband Naturschutztage 2019 - Radolfzell am 05. Januar 2019
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Vögel und Stromleitungen Eric Neuling, Referent für Vogelschutz, NABU-Bundesverband Naturschutztage 2019 - Radolfzell am 05. Januar 2019
Inhalt 1. Auswirkungen von Übertragungs- Freileitungen auf Vögel 2. Relevanz 3. Betroffene Arten 4. Risikoeinschätzung beim Netzausbau 5. Vermeidung und Verminderung 6. Aktivitäten Foto: C. Hager 2
Stromleitungen - eine Gefahr für Vögel? Foto: Stare auf Freileitung; NABU-Pressebild zum Vogel des Jahres 2018, ©Zdenek Tunka 3
Lebensraumbeeinträchtigung • Schneisen im Wald Vegetationsverlust Verändertes Mikroklima Erhöhte Windgeschwindigkeiten Ausbreitung von Neophyten • Einfluss auf sensible Waldarten (z.B. Schwarzstorch, Auerhuhn, Schreiadler) • Zerschneidungswirkung für Kleintiere Fotos: BMU (oben), wikipedia/M. Klüber (unten) 5
Lebensraumbeeinträchtigung • Verlust von Brut- und Nahrungsflächen für Vögel im Offenland Silhouetten- und Scheuchwirkung von Vertikalstrukturen im Offenland Meidungsraum bis zu 100 m (Kiebitz, Feldlerche, Bekassine) • Verhalten von Rastvögeln bei Störungen in Freileitungsnähe: Ausweichreaktionen mehrmalige Anflugversuche Zersplitterung der Trupps Kollisionsgefahr Fotos: NABU/T. Krüger (oben), BfN (unten) 6
Veränderung des Prädationsdrucks Extensive Bereiche an Mastfüßen sind für Kleinsäuger attraktiv und locken Beutegreifer an • Füchse suchen Trassen nach Beute ab • Strommasten ersetzen fehlende Bäume als Ansitzwarten für Krähen- und Greifvögel Ernsthafte Auswirkungen auf Wiesenbrüter möglich Fotos: NABU/H. May (links), wikipedia/M. Mecnarowski (rechts) 7
Kollisionsrisiko an Freileitungen • Gefahr v. a. durch oben geführtes Erdseil • Kollision abhängig von Physiognomie, Tag-/Nachtaktivität, Sehvermögen, Lebensraum, Witterung, Störungen • Besonders gefährdete Vogelgruppen: Trappen, Kraniche, Störche, Reiher Schwäne, Gänse, Enten, Säger Raufußhühner Limikolen Rallen, Taucher, Tauben Möwen, Seeschwalben, Pelagen Adler, Uhu Fotos: M. Delpho 8
Kollisionsrisiko an Freileitungen • Zugvögel Niedrige Flughöhen (20-50 m) bei schlechter Witterung, v. a. in der Nacht Keine Ortskenntnis Hohe Geschwindigkeiten Formationsflug • Rastvögel Täglicher Wechsel zwischen Schlaf- und Nahrungsgebieten • Brutvögel Nachtaktivität Jagd- und Balzflüge indirekte Gefahr durch Prädatoren Fotos: NABU/T. Munk (oben), NABU -BAG Stromtod 9
Kollisionsrisiko an Freileitungen Vogelschlagopfer pro Leitungskilometer und Jahr, ermittelt durch Untersuchungen verschiedener Autoren Quelle: BfN 2009 10
Kollisionsrisiko an Freileitungen Brutvogelarten nach Gefährdungsklassen Leitungskollisionen (Darstellung NABU); Quelle: Atlas Deutscher Brutvogelarten (SVD & DDA (2015)) 11
Auswirkungen von Mittelspannungs-Freileitungen Stromtod/ Elektrokution Bei schlecht konstruierten Mittelspannungsstromleitungen in den Verteilnetzen Risiko für mittelgroße und große Vögel wie Störche und Greifvögel Schwere Verletzungen und Tod durch Kurz- oder Erdschlüsse Waldbrände , Stromausfälle und teure Reparaturen Bestandsrelevante Auswirkungen auf Vogelpopulationen einzelner Arten Fotos: F. W. Ziegler 12
Relevanz für den Vogelschwund? Katzen Krankheiten 20-100 Mio Vögel Usutu: ca. 160.000 Amseln Trichomonaden: ähnlich viele Grünfinken? Rabenvögel Natürliche Prädation Glas/ Gebäude 100 Mio Vögel Verkehr 50-70 Mio Vögel? Fotos: v. oben links n. unten rechts: NABU/H. May, NABU/F. Derer, NABU/A. Wolff, NABU-Fellbach, Dominik Eichel 13
Relevanz für den Vogelschwund? Katzen Krankheiten 20-100 Mio Vögel Usutu: ca. 160.000 Amseln Trichomonaden: ähnlich viele Grünfinken? Rabenvögel Leitungskollisionen Natürliche Prädation 1,5 – 2,8 Mio Vögel Glas/ Gebäude Stromschlag an Masten 100 Mio Vögel Ca. 1 Mio Vögel? Verkehr Windradkollisionen 50-70 Mio Vögel? >100.000 Vögel Fotos: v. oben links n. unten rechts: NABU/H. May, NABU/F. Derer, NABU/A. Wolff, NABU-Fellbach, M. Delpho, NABU/D. Haas, H. M. (anonym), Dominik Eichel 14
Relevanz für den Vogelschwund? Katzen Krankheiten 20-100 Mio Vögel Usutu: ca. 160.000 Amseln Trichomonaden: ähnlich viele Grünfinken? Quantitative „Unbekannte“ als Rabenvögel Verlustursachen: Leitungskollisionen Natürliche Prädation >1,5 – 2,8 Mio Vögel Land und Forstwirtschaft Lebensraumverlust Verschmutzung/ Glas/ Gebäude Vergiftung Stromschlag an Masten 100 Mio Vögel Ca. 1 Mio Vögel? Jagd und Wilderei, v.a. bei Zugvögeln Klimawandel Verkehr Windradkollisionen 50-70 Mio Vögel? >100.000 Vögel Fotos: v. oben links n. unten rechts: NABU/H. May, NABU/F. Derer, NABU/A. Wolff, NABU-Fellbach, M. Delpho, NABU/D. Haas, H. M. (anonym), Dominik Eichel 15
Funddaten Brandenburg Quelle: Staatliche Vogelschutzwarte Brandenburg, Freileitungsopfer in Brandenburg (Stand April 2015) 16
Funddaten Brandenburg 1.621 gemeldete Fälle (1995-2018) durchschnittlich ca. 80 Fälle pro Jahr 120 100 80 60 40 20 0 1994 2000 1984 1986 1988 1990 1992 1996 1998 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 Funde Strom Funde Kollision Quelle: Staatliche Vogelschutzwarte Brandenburg, Freileitungsopfer in Brandenburg (Stand April 2015) 17
Funddaten Thüringen 46 gemeldete Fälle (2010-2017) durchschnittlich ca. 6 Fälle pro Jahr Vergleich Funde Thüringen vor/ab 2013: PowerPoint Vorlage - Ver. 1.0.0 Dienstag, 8. Januar 2019 18
Vogelschutzregelungen bei der Mittelspannung Masten können so konstruiert werden, dass Stromtod nicht auftritt Leitungen können erdverkabelt werden. Bestehenden Leitungen können mit langen Isolatoren oder Abdeckungen entschärft werden. • § 41 Bundesnaturschutzgesetz Zum Schutz von Vogelarten sind neu zu errichtende Masten und technische Bauteile von Mittelspannungsleitungen konstruktiv so auszuführen, dass Vögel gegen Stromschlag geschützt sind. An bestehenden Masten und technischen Bauteilen von Mittelspannungsleitungen mit hoher Gefährdung von Vögeln sind bis zum 31. Dezember 2012 die notwendigen Maßnahmen zur Sicherung gegen Stromschlag durchzuführen […]. • Die entsprechende VDE-Anwendungsregel ist seit 01. Aug 2011 in Kraft. Sie gilt verbindlich für Neubau und Umrüstung. Foto: NABU-BAG Stromtod 19
Umrüstungsdefizit Mittelspannung Quelle: NABU (2013) 20
Aktivitäten zu Bahn-Oberleitungen • Nachsicherungsmaßnahmen nach BNatSchG gelten nicht für Bahn, Neubau schon. • Gemeinsame Arbeitsgruppe DB-Umwelt, DB-Netz, Behörden und NABU seit 2013 • Verbandsbriefe und Stellungnahmen Ein erhöhter Mast mit nach außen weisenden Bahnenergieleitungen an Hängeisolatoren, bietet einen sicheren Sitzplatz auch für Großvögel. Foto: BAG-Stromtod 21
Risikoeinschätzung beim Netzausbau Bei der Gefährdungsprognose zu berücksichtigen: • Artspezifische Risiken (z.B. Bewegungsmuster, Flughöhen, Attraktionswirkungen), • Anlagenspezifische Komponenten (z. B. Masthöhen, Traversenebenen) • Räumliche Konfliktsituationen (z.B. Querung von Zugkorridoren oder Rastgebieten) Bei der Gefährdungsbewertung zu berücksichtigen: • Populationsbiologie (z.B. natürliche Reproduktions- bzw. Mortalitätsrate, artspezifisches Lebensalter, Bestandsgrößen ) • Naturschutzfachliche Parameter (z. B. Gefährdung, Seltenheit, Erhaltungszustand, nationale Verantwortlichkeit) PowerPoint Vorlage - Ver. 1.0.0 Dienstag, 8. Januar 2019 22
Risikoeinschätzung beim Netzausbau 23
Risikoeinschätzung beim Netzausbau 24
Risikoeinschätzung beim Netzausbau Mögliche Parameter zur Einstufung des konstellations- spezifischen Risikos 25
Vogelschutzmarkierungen beim Netzausbau Keine Konfliktlösung durch Marker in Problemfällen nach §44 BNatSchG 26
Sinnvolle A+E-Maßnahmen Nachrüstung mit Vogelschutzmarkierungen an Höchst- und Hochspannungs- Bestandsleitungen Rückbau alter Freileitungen Förderung und Erhalt von Ackerbegleitflora an Mastfüßen Renaturierung von Söllen und kleinen Fließgewässern Feldgehölze/ Kleingewässer anlegen Nistkästen an Mastgestänge Streuobstwiesen Fotos: NABU/P. Fink (oben), Amprion (unten) 27
Fazit und NABU-Forderungen zum Netzausbau • Ausrichtung am NOVA-Prinzip* und Bündelung von Trassen an vorhandener Netz- und Verkehrsinfrastruktur • Einsatz optimierter Technik in Pilotvorhaben und ohne gesetzliche Einschränkungen für den Einsatz von Erdkabeln • Einhaltung der Natura-2000-Richtlinien (v. a. Verschlechterungsverbot, guter Erhaltungszustand) • Ausschluss von Schutzgebieten (NTP, BR (Zone 1+2), NSG) und streng geschützten Biotopen „TABU-Bereiche“ • Berücksichtigung des besonderen Artenschutzes, wo möglich schon auf Raumordnungs- bzw. BFPl-Ebene • Ausschluss von Freileitungen in sensiblen Vogellebensräumen • Markierung von Erdseilen bei Freileitungen in nicht vermeidbaren sensiblen Gebieten und als Kompensation an Bestandsleitungen • Transparente Trassenfindung, Einbindung der lokalen Expertise 28
Foto: RIBE/C. Winter Vielen Dank! Eric Neuling, NABU-Bundesgeschäftsstelle, Charitéstr. 3, D-10117 Berlin Tel. (030) 284 984 1812, E-Mail: Eric.Neuling@NABU.de, www.nabu.de/netzausbau
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