Zuchtgeschichte der Deutschen Holsteinrinder - Auflage Stand: 25.10.2010
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Zuchtgeschichte der Deutschen Holsteinrinder Moderne Holstein-Züchter bevorzugen Vatertiere mit hohem Vererbungspotenzial für Milchleistung und Funktionalität 1. Auflage Stand: 25.10.2010
Zuchtgeschichte der Deutschen Holsteinrinder Teil I: Deutsches Schwarzbuntes Niederungsrind Teil II: Deutsche Holsteins und SMR 1. Auflage Stand: 25.10.2010 Herausgegeben von: Edwin Brade, Paretz Wilfried Brade, Hannover unter Mitwirkung von: Wilhelm Abmeyer, Laatzen Fenna Beenenga, Leer Herwig Heitmüller, Oldenburg Gunther Rath, Hannover Eckhard Roitsch, Engersen/Fischbeck ** Die Erstellung der vorliegenden CD wurde von der Nordmilch AG umfassend gefördert
Inhaltsverzeichnis Seite Vorwort 1 Zeichenerklärungen/Erläuterungen 2 Inhaltsverzeichnis 7 Zuchtgeschichte der Deutschen Holsteinrinder 1 13 - ein genereller Überblick (W. Brade, E. Brade) Teil I: Deutsches Schwarzbuntes Niederungsrind 29 2 Schwarzbunte Vatertiere ostfriesischer Genealogie 29 (E. Brade, W. Brade, E. Roitsch, F. Bennenga) 2.1 Genealogischer Aufbau im Wandel der Zeit 29 2.2 Beliebte Vatertiere ostfriesischer Genealogie 35 Elso II 34 OST 35 Blücher 7345 OST 37 General 20509 OST 39 Junior II 26947 OST 41 Primus 26945 OST 43 Jodler 35000 OST 45 Feko 39262 OST 47 Juwel 42750 OST 49 Maikönig 45000 OST 51 Almerich 45100 OST 53 Justizrat 45900 OST 55 Rastor 46100 OST 57 Diederk 48600 OST 59 Allerletzter 52000 OST 61 Gatte 4184 LMR 62 Jaguar 16541 PS 63 Abt 58060 OST 65 Angler 61700 OST 67 Radikal 19116 PS 69 Kegler 20280 PS 71 Allwelt 20340 PS 73 Meteor 69200 OST 75 Harald 70800 OST 77 Araber 6668 SHG 79 Fähnrich 7250 SHG 80 Mackensen 72200 OST 81 Just 21888 PS 85 Jodler 8024 SHG 87 Lützow 8120 SHG 88 Friesenpreis 22000 PS 89
Seite Blitz 450032 163 R. A.261 450456 164 Mynheer 108962 165 Beeinflussung der mitteldeutschen Schwarzbuntzucht durch 4.4 166 die nach 1945 aus Schweden importierten Zuchtrinder Nestor 22417 PS 167 Ivan Zylster 7444 LMR 168 Albino 2/2423 LKR 169 Vatertiere dänischer Herkunft (= SDM), gleichfalls basierend auf der 4.5 171 Adema 22231 FRS-Genealogie Eduard 58 H 172 5 In Memoriam: Schwarzbuntzucht in Ostpreußen (W. Brade) 175 Erhalt des (alten) Deutschen Schwarzbunten Niederungsrindes in 6 180 Genreserven (W. Brade) Teil II: Deutsche Holsteins und SMR 183 7 Zuchtziele bei Deutschen Holsteins (E. Brade) 184 8 Geschichte der Holstein-Friesians in Nordamerika (E. Brade) 188 „Holsteinisierung“ der Deutschen Schwarzbunten 198 9 (E. Brade und W. Brade) 9.1 Beginn der Umzüchtung 198 9.2 Genetische Trends in der Deutschen Holstein-Population 200 9.3 Internationaler Leistungsvergleich 204 Holstein-Bullen, die vorrangig über Spermaimporte genutzt wurden 10 207 (W. Abmeyer, E. Brade, W. Brade, G. Rath) Seiling Rockman 240752 207 Fond Matt 502096 209 Chef II 502027 211 Star 502041 212 Bootmaker 502044 213 Astronaut 502029 214 Elevation 502043 215 Valerian 502383 217 Bell 502528 218 Starbuck 503327 219 Cleitus 502797 222 Blackstar 502870 223 Bell Elton 504191 226 Southwind 502903 227 Leadman 502931 229 Aerostar 503398 231 Sunny Boy 501257 233
Seite Celsius 501319 234 Cash 501382 235 Lord Lilly 501398 237 Rudolph 503536 239 Storm 503544 241 Jocko Besne 504921 243 BW Marshall 290977 246 O-Man 505378 249 Titanic 503792 253 Goldwin 503839 255 Shottle 505534 257 Toystory 505725 258 Buckeye 503857 259 Marmax 505114 260 Zenith 505319 261 Bolton 505807 263 Damion 505692 264 Planet 506046 265 Bertil 500398 266 Otto 506140 267 Beliebte Holstein-Bullen im Besitz deutscher Besamungsstationen 11 269 (W. Abmeyer, F. Benninga, E. Brade, H. Heitmüller, G. Rath) Pabst-Ideal 450020 269 Elect Star 361500 272 Telstern 240240 273 Horst 240575 274 Diligent 451560 275 Piräus 361820 277 Felix 110239 278 Ben 502019 279 Rex 502052 280 Kopal 502071 281 Jep 503091 282 Erster 115998 283 Diadem 503097 284 Stab 388991 285 Adler 244025 286 Belmont 502655 287 Manitu 317781 288 Berger 379936 289 Status 386836 290 Ron 247960 291 Trailor 217070 292 Belt 386391 293 Clown 830122 295
Seite Walter 3702724 (HF) 361 Wallone 3780019 (HF) 363 14 SMR-Bullen (E. Brade, W. Brade und E. Roitsch) 364 Brummer 1210353 (SMR) 364 Rocko 1301242 (SMR) 365 Waterloo 0731690 (SMR) 366 Grenzer 1210640 (SMR) 367 Sulf 0802158 (SMR) 368 Achaz 0601253 (SMR) 369 William 1210771 (SMR) 370 Wino 07.32171 (SMR) 371 Melinit 0216834 (SMR) 372 Harmonie 0802398 (87,5 % HF) 373 Wateron 0802406 (SMR) 375 Heros 0802471 (SMR) 377 Reiko 0732418 (SMR) 378 Römer 1151502 (SMR) 379 Pedro 0802523 (SMR mit 75 % HF) 380 Lenor 0802751 (SMR mit 75 % HF) 381 15 Etablierung der genomischen Selektion (E. Brade und W. Brade) 382 16 Nachhaltigkeit der Milcherzeugung (E. Brade und W. Brade) 388 17 Literatur 394 18 Beteiligte Autoren 399
1 Zuchtgeschichte der Deutschen Holsteinrinder – ein genereller Überblick (W. Brade und E. Brade) Die Rinderzucht erfuhr bereits früh eine besondere wirtschaftliche Bedeutung an der Nordseeküste und in den Flussmarschen sowie in den tiefer gelegenen Moorgebieten für die dort lebenden Menschen. Bereits die Römer fanden, dass die germanischen Stämme im nördlichen Europa viele Rinder besaßen. R. B. Becker (1973) zitiert A. Tacitus, der etwa 65 vor Chr. in „De Belli Gallico“ bemerkte „Die Kühe der Friesen und Bataver sind nicht schön aber zahlreich“. Nach dem Zurückdrängen der römischen Vorherrschaft blieben Rinder bzw. deren Produkte wichtige Tausch- und Handelsartikel germanischer Stämme. Naturkatastrophen an der Nordseeküste (Sturmfluten, Deichbrüche), Epidemien (z. B. Rinderpest) und Kriege dezimierten immer wieder die Rinderbestände in den Niederlanden bzw. in Norddeutschland. Allein in der Provinz Friesland starben infolge der Rinderpest in den Jahren 1713/14 über 300.000 Rinder und in der Zeit von 1744 - 1756 starben wiederum 2/3 der dort gehaltenen Rinder (Becker, 1973). Ähnlich hohe Verluste waren auch für die anderen nordwesteuropäischen Provinzen zu nennen. Dänische, holsteinische und kleine deutsche Kühe aus Oldenburg, Münster und Hannover mussten zur Auffüllung der Rinderherden, speziell nach dem Rinderpestausbruch 1769, durch die Niederländer zugekauft werden (Becker, 1973). In diese Periode fällt auch eine auffallende Veränderung der Farbe der gehaltenen Rinder an der holländisch-deutschen Nordseeküste (Tab. 1). Während bis etwa 1750 vorrangig einfarbig rote Rinder zahlenmäßig bestimmend waren, nahm die Zahl schwarzbunter Rinder ab 1750 zu. Sie werden auf Einfuhren, speziell von der dänischen Halbinsel Jütland sowie aus Norddeutschland, vor allem nach 1750, zurückgeführt (Becker, 1973, Ferley, 1995). Tab. 1: Farbe der Rinder in den Niederlanden in den Landschaftsbildern berühmter Maler (nach einer Zusammenstellung von R. B. Becker, 1973) Anzahl Rinder verschiedener Farbschläge Zahl der Zeitperiode Schwarz- Rinder Rot Beige Gelb Dunkel Andere Weiß 1750 - 1600 22 8 6 1 3 4 0 1600 - 1750 163 96 50 6 4 7 0 a) nach 1750 35 leider nicht ausgewertet 35 a) Nach Angaben von Bakker, der 35 schwarz-weiße Rinder in 20 Gemälden erfasste. Nicht aufgeführt wurden Rinder anderer Farbschläge. „Dennoch waren die norddeutschen Rinder bis in die Neuzeit hinein in ihrer Masse einfarbig rot, und bunte Spielarten in der Minderheit. Das ist ganz natürlich, denn Einfarbigkeit setzt sich im Erbgang im Allgemeinen durch“ (Zitat aus: Köppe-Forsthoff, 1967). Quelle: Hugo Lehnert, Rasse u. Leistung unserer Rinder, 1896 Abb. 1: Rotbraune Ostfriesen (Ende des 19. Jahrhunderts)
Die systematische Einflussnahme des Menschen auf die genutzten Rinder beginnt im 18. Jahrhundert. Bis dahin wurde vorrangig empirisch gezüchtet (Kräusslich, 1981). Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die ersten Rinderherdbücher, in Anlehnung an das englische Vollblut (‘The General Stud Book’ mit der 1. Ausgabe im Jahre 1791), veröffentlicht. Diese Herdbücher förderten die Rassenbildung und deren -konsolidierung. Rinderausstellungen nach englischem Vorbild, die erste im norddeutschen Raum 1836 in Brake, sowie erste Milchleistungsprüfungen von Friesen-Kühe, förderten züchterische Bestrebungen weiter. Bemerkenswert sind die publizierten Leistungen von Friesen-Kühen bereits zu Beginn bis Mitte des 19. Jahrhunderts unter günstigen Haltungs- und Fütterungsbedingungen. Becker (1973) nennt erste publizierte Leistungsprüfungen unter vergleichbaren Bedingungen mit Einbeziehung von Friesen-Kühen. So ließ der König von Württemberg bereits 1833 fremde weibliche Tiere kaufen und unter gleichen Bedingungen testen (Tab. 2). Eine noch heute praktizierte Vorgehensweise! Tab. 2: Vergleichsprüfungen in Württemberg zu Beginn des 19. Jahrhunderts mittlerer mittleres Rasse/Herkunft Jahresertrag (kg) Körpergewicht (kg) Nordholland/Friesen 2967 547 Schweizer 2611 555 Alderney oder Jersey 1749 347 Quelle: J. Klippart (1865, zit. R. B. Becker, 1973) Eine Herde von 42 - 61 Friesenkühe gab in den Jahren 1852 - 1859 (= 386 ausgewertete Kuhjahre) in Sachsen nachweislich bereits durchschnittlich 3848 kg Milch (Becker, 1973). Den ersten Nachweis für ein Schwarzbunt-Herdbuch finden man im „Amtsblatt für die landwirtschaftlichen Vereine des Königreiches Sachsen“ vom Juni 1868, das die Satzungen eines Herdbuches für die Reinzucht der Oldenburger Milchrasse enthält (vgl. J. Köppe- Forsthoff, 1967). Im Jahre 1883 wurde der Verein Ostfriesischer Stammviehzüchter (VOST) gegründet, der noch heute existiert. Hier wurde auch im Jahre 1885 im Stall von Herrn Dieken (Schoonorth/Ostfr.) der Bulle „Matador 589 OST“ geboren, deren direkte Nachkommen über 85 Jahre die deutsche Schwarzbuntzucht entscheidend mit prägten (vgl. Übersicht zur Genealogie der ostfriesischen Schwarzbunten). Schwarzbunt-Herdbuchgründungen bis 1883 (nach Köppe-Forsthoff, 1967): 1868 Herdbuch zur Reinzucht der Oldenburger Milchrasse im Königreich Sachsen 1868 Verein zur Verbesserung des Rindviehs Oldenburger Rasse 1873 Viehzuchtverein Hooksiel, Jeverland 1873 Viehzuchtverein Rüstringen-Knyphausen, Jeverland 1873 Zuchttierverein Neumark 1876 Artlenburger Viehzuchtverein 1876 Stammzuchtgenossenschaft Fischbeck, Elbe 1878 Jeverländer Herdbuchverein e.V., Hohenkirchen 1878 Stammbuch des Landw. Hauptvereins für Ostfriesland 1879 Rindviehzuchtverein Bordesholm, Schleswig-Holstein 1879 Rindviehzuchtverein für Mittelholstein, Neumünster 1880 Kreis-Rindviehzuchtverein Südoldenburg 1880 Oldenburgische Wesermarsch Herdbuchgesellschaft e.V., Rodenkirchen 1881 Baltischer Rindviehzuchtverein (Vorpommern) 1881 Kreis-Rindviehzuchtverein Südoldenburg, Vechta 1882 Herdbuchgesellschaft zur Verbesserung des in Ostpreußen gezüchteten Holländer Rindes, Königsberg i. Pr. 1882 Rindviehzuchtverein Schönwalde, Schleswig-Holstein 1883 Verein Ostfriesischer Stammviehzüchter e.V., Norden.
2.2 Beliebte Vatertiere ostfriesischer Genealogie Primus 26945 OST 1) Geboren: 05.04.1923; Abgang: 1927 Züchter: W. Wichers, Dyksterhus, spät. Besitzer: J. Ippen, Harketief Decktätigkeit: 1924-27 Dyksterhus, Harketief Prämien: 12, gek. Nachkommen: 42 Söhne, 134 Töchter Foto: Archiv VOST Beschreibung: Edler Kopf, geschlossene Vorhand, breite Niere, gut gelagertes Becken, gute Behosung, korrektes, aber leichtes Fundament. Abstammung: Brillant 14856 12 T. 3743:3,41:128 Prinz 18825 12 T. 4434:3,49:155 Minna 73560 (4) 4703:3,74:177 Prior 21809 (I) 180 T. 4767:3,55:169 eingetragen DRLB u. RL Ewald 3705 33 T. 3726:3,36:125 Hebe 31828 (8) 3550:3,73:133 Cecille 42/118 (4) 3606:3,66:132 Inhaber 11176 Hamster 14364 8 T. 3843:3,41:131 Hansa 48081 Toni 86378 (5) 5042:3,23:163 Siegfried 4984 72 T. 3963:3,28:130 Tanne 63537 Theda 35389 (1) 4138:3,62:150 1) Quelle: A. Köppe (1948)
Nachzuchtergebnis: Primus selbst wurde mehrfach auf DLG-Schauen ausgezeichnet. Die vorgestellten Nachzuchten zeigten sowohl nach männlicher wie nach weiblicher Richtung viel Adel und Harmonie. Neben schnittigen Bullen hat Primus edle Kühe mit geräumigen Eutern gebracht. Die Fundamentstärke ließ meist zu wünschen übrig. Leistungsvererbung: Sowohl in der Form- als auch in der Leistungsvererbung folgte Primus seinem Vater Prior. Der Mutterstamm ist in seiner möglichen Leistungsauswirkung schwieriger zu beurteilen. Dennoch vermochte Primus seine Töchter von allerdings geringerer Mutterunterlage um ein beträchtliches im %-Fettgehalt zu heben, ohne besonderen Einfluss auf die Milchmenge zu nehmen. 117 Töchter 628 Kontrollj. 4 638 kg Milch 162 kg Fett 3,49 % 117 Mütter 687 Kontrollj. 4 719 kg Milch 149 kg Fett 3,16 % Deckbezirk 1928/41 4 368 kg Milch 145 kg Fett 3,32 % Ostfriesland 1928/41 4 007 kg Milch 131 kg Fett 3,27 % Vor allem ist die ausdauernde Leistung der Primus-Töchter zu loben. Jede vierte der hier kontrollierten Kühe ist in das Dauerleistungsbuch eingetragen. Das Erbgitter unterstreicht die ziemlich durchschlagende Prior-Fettvererbung. Nur bei 20 von insgesamt 117 Töchtern ist keine Steigerung im %-Fettgehalt eingetreten. Eliteanerkennung: Die Formvererbung ergab edle, gefällige Tiere mit leichtem Bein. Die Kühe hatten geräumige Euter und ein ausdauernd hohes Leistungsvermögen. Nach dem Töchter-Müttervergleich vermochte Primus die Milchleistung der Mütter kaum zu halten, verbesserte aber den %-Fettgehalt ziemlich durchschlagen um 0,33 %. Primus hat eine Mutterunterlage geschaffen, auf der beste Fettfamilien nach weiblicher und männlicher Richtung entstehen konnten. Dank der seltenen Dauerleistung seiner Töchter und ihrer guten Fettleistungen wird Primus anerkannt für Elite II. Zeitgleiche Bullen aus anderen Zuchtgebieten: Ein sehr bekannter und hoch prämierter Bulle aus dem Zuchtgebiet ‚Mittelweser’ in den 1930er Jahren aus der Beryll 1581 HGM – Belus 22840 LHG (Lüneburg) – Benno 14714 OST – Blücher 7345 Ost-Linie war: Blasius 3209 HGM Foto aus H. Pracht (1941) Blasius 3209 HGM; Geb.-Datum: 9.12.1927; Vater: Beryll 1581; Mutter: Klette 3902 Züchter: D. Meyer, Neuhof; Standorte: Wendenborstel/ Asendorf-Ost/ Neubruchhausen; Prämien: Lehrte 1933 Ia-Preis und Ehrenpreis, Reichsausstellung 1935 in Hamburg: Ib-Preis
11 Beliebte Holstein-Bullen im Besitz deutscher Besamungsstationen (W. Abmeyer, F. Benninga, E. Brade, H. Heitmüller, G. Rath) Pabst Ideal 450020 * (HF-Import, USA); HB-Nr. in DDR: 3706548 Geboren: 7.4.1961, Züchter: Pabst Farms, USA; Besitzer: RPN Bremen-Hannover, Gewicht: 1.150 kg, Größe: 153 cm, Prämien: 1969: Siegerbulle der KTS Lehrte; 1969: Siegerbulle der Stammbullenschau in Lehrte; 1970: Eliteanerkennung Foto: Reproduktion aus Besamungsbullenkatalog der RPN, 1975 Abstammung: Wis Captain 1144239 USA Wis Ideal 933122 Exc., 91 Pkt., Gold-Medaille Excellent, 90 Punkte, Gold Medaille ZW 3949 Tö.: +100; 3,50 Fett Wis Mutual 2628437 Gold Medal Dam 6 (3) Lak.: EL: 8226 kg M.; 3,68 %F.; 303 kg F. Pabst Leader Margaret 4158999 USA Wis Leader 915940 HL 9278 kg M.; 4,58 %F.; 425 kg F EL 7487 kg M.; 4,41 %F.; 330 kg F. La Princess Margaret Pabst 3095699 EL: 7 Lakt.: 7039 kg M.; 4,30 %F.; 303 kg F. Zuchtwertschätzung (aus 1975): absolute Leistung geschätzter Zuchtwert Tö. Betr. Milch kg Fett % Fett kg Milch kg Fett % Fett kg 229 165 4658 3,91 182 +1082 -0,21 +33 Fleischleistung Melkbarkeit Exterieur Mastlei- Schla.- kg Klauen/ Viert. Tö. Rahmen Typ Euter Pkt. stung wert Min. Gliedm. 103 100 2,5 41 272 4,2 4,0 4,0 4,3 83 Pabst Ideal hat als Kuhvater Töchter mit überragendem Exterieur und erstklassigen Eutern hinterlassen, die in der Lage waren, hohe Lebensleistungen in den 1970er Jahren zu erreichen. Seine zahlreichen überzeugenden Töchter haben zum Erfolg der Holsteiniserung der deutschen Schwarzbunten ab Mitte der 1960er Jahre umfassend beigetragen. Weniger erfolgreich war Pabst Ideal 450020 als Bullenvater. * Quelle: Bullenkatalog RPN Bremen-Hannover (1975)
Truman 328696 Ex-91 Geboren: 17.01.2004, Züchter: F. Keuter, 49733 Haren, Birkhahnstr. 1; Besitzer: WEU A. Arkink; Werkfoto (bereitgestellt von WEU; Frau Strohmeyer; 28.6.2010) Abstammung: Formation 504534 – Leadman (siehe auch dort) Formation 504534 Throne 502212 (DHV-Nr.) Tiffany US 00.15716255 VG 87 HL 16656:3,89:648:3,24:540 EL 2/2La. 14139:3,78:534:3,29 465 Lee 503568 CAN: 000005757117 Lea DE 03.47038324 01/86-86-84-84/85 HL 11417:4,80:548:3,28:375 Laska DE 10.13457683 05/91-93-01-90/01 EL 2/2La 10517:4,75:499:3,42:360 EL6/5La 8337:5,29:441:3,63:303 MMV: Chales 503473 Relative Zuchtwerte (08/2010) Milchleistung Töchter Betriebe Si % Milch kg Fett % Fett kg Eiweiß % Eiweiß kg Tö DEU 116 100 97 + 905 -0,06 + 31 - 0,02 + 28 116 RZG: 126; RZN: 113; RZS: 119; RZE: 128; Fundament: 127; Euter: 118 Der Throne-Sohn Truman geht auf eine alte emsländische Kuhfamilie zurück, die sich durch Härte und hohe Robustheit charakterisiert. Wie auch sein Vater zeichnet er sich durch eine besonders gute Vererbung in den Fundament- und Eutermerkmalen sowie in den funktionalen Merkmalen Zellzahl, Nutzungsdauer und Fruchtbarkeit aus. Seine Töchter sind edle, großrahmige Kühe mit viel Körperlänge. Die Fundamente beeindrucken durch ihre Trockenheit und die sehr parallele Stellung. Die drüsigen Euter werden hoch über dem Sprunggelenk getragen. Bei der Anpaarung ist die Tendenz zu ansteigenden Becken zu beachten. Stärken: Exterieur, Nutzungsdauer; Milchmenge, Schwächen: ansteigende Becken Allroundvererber
Stallgefährten bei der WEU: Foto: KeLeKi Carmello 328723; Geb.-Datum: 24.12.2003, Züchter: Bernd Schulte-Lohmöller, Rhede; gezogen aus der bekannten C-Familie dieses Züchterstalles; Besitzer: WEU; Vater: Champion 505223, VV. Rudolph 503536, MV.: Manat 830287 Zuchtwerte (08/2010): +1274 kg Milch, +25 kg Fett, +23 kg Eiweiß; RZE: 117; RZN: 106 Töchter mit viel Milchtyp und sehr guter Melkbarkeit Foto: KeLeKi (Frontbild) Champion 505223-Sohn: Cassano 328422; Geb.-Datum: 27.8.2003; Besitzer: WEU; Züchter: Andre Feige, Bad Berleburg; international genutzter Bullenvater
15 Etablierung der genomischen Selektion (E. Brade und W. Brade) Einleitung Die genomische Selektion ist ein neues Zuchtverfahren, das aktuell (in 2010) in die Zuchtpraxis überführt wird. Ziel ist es, bereits sehr frühzeitig - bereits für Kälber - sichere Zuchtwerte zu erhalten. Der Ansatz ist relativ einfach: der Zuchtwert eines Tieres soll direkt aus seinen Erbanlagen abgeleitet werden. Voraussetzung ist das Vorhandensein ausreichend vieler genetischer (Marker-)Informationen, die über das gesamte Genom (= Erbgut) verteilt sein müssen. Genetische Grundlagen Die Desoxyribonukleinsäure (kurz: DNA) ist ein in allen höheren Lebewesen vorkommendes Biomolekül (= im Zellkern jeder lebenden Zelle) und die Trägerin der Erbinformation. Sie enthält unter anderem die Gene, die Proteine codieren, welche für die biologische Entwicklung eines Organismus und den Stoffwechsel in der Zelle notwendig sind. Im Normalzustand ist die DNA in Form einer Doppelhelix organisiert (= vereinfacht ausgedruckt: ein „Original-Strang“ und ein „Komplementär-Strang“ sind spiralförmig verknüpft). Veränderungen (= Variationen) einzelner Basenpaare in einem DNA-Strang bezeichnet man als Einzelnukleotid-Polymorphismen (engl.: SNPs, Single Nucleotide Polymorphisms; sprich: Snips) (Abb. 55). Beispiel: Die Abfolge der (verschiedenen) Basen im „Original-Strang“ ist üblicherweise: AAGCCTA. Eine Veränderung der Basenabfolge in AAGCTTA führt zu einer Variation im DNA-Strang (vgl. Abb. 55). Abb. 55: Darstellung eines SNP auf DNA-Ebene Betrifft diese Punktmutation eine Keimzelle (Eizelle, Spermium) eines Tieres, können Nachkommen dieses Tieres diese Mutation erben und der SNP kann sich nach mehreren Generationen in der Population etablieren. In jedem Genom gibt es eine Vielzahl von SNPs. Unter den ca. 3 Milliarden Basenpaaren des Rindergenoms sind etwa 2,5 Millionen variable (= polymorphe) Stellen zu finden. Die Abfolge aller anderen Basen ist bei allen Tieren (praktisch) identisch. Kurz gesagt: SNPs sind DNA-Regionen, in der die zugehörige Basenabfolge in mehr als 1 Variante vorkommt. Sie sind die Grundlagen der genetisch bedingten Variabilität.
Weitere Vorgehensweise In einem ersten Schritt werden von einigen Tausend Tieren, die repräsentativ für die Zuchtpopulation sind, DNA (= Erbmaterial) aus Sperma oder Blut gewonnen. Anschließend werden eine große Anzahl SNP-Markern (= mittels so genannter Chips) tierindividuell erfasst („Genotypisierung des Tieres“). Aktuell werden Rinder überwiegend mit einem speziellen „Rinder – Chip“ der Firma Illumina auf ca. 50.000 SNP-Informationen analysiert. Ab Mitte 2010 werden Chips zur Verfügung stehen, die mehrere 100.000 SNP-Marker tierindividuell erfassen lassen. In einem zweiten Schritt werden diese SNP-Informationen mit Leistungsinformationen repräsentativer Tiergruppen (z. B. Bullen, Kühe) verknüpft („Lernstichprobe“). Die Verknüpfung der beiden Informationen (SNP-Marker; Leistungsinformationen) erfolgt in der Weise, dass für jeden Marker der zugehörige Effekt auf das jeweils auszuwertende Merkmal (Milchmenge, Nutzungsdauer, etc.) geschätzt wird. Mit anderen Worten: Man leitet eine Schätzformel aus der „Lernstichprobe“ ab, die für interessierende Zuchttiere (= Kälber) - ohne eigene Leistungsinformationen - geeignet ist, ihre Zuchtwerte vorherzusagen (= genomische Zuchtwerte). Abb. 56: Notwendige Schritte zur Etablierung der genomischen Selektion zwecks Auslese von sehr jungen Selektionskandidaten mit dem Ziel der Verkürzung des Generationsintervalls und Qualifizierung (= Erhöhung der Sicherheit) ihrer Auswahl Der genomische Zuchtwert eines Tieres ist dann die Summe der Effekte an den einzelnen SNP-Markern. Der Vorzug dieser Vorgehensweise liegt somit darin, dass für die Bestimmung der genomischen Zuchtwerte nur eine Gewebeprobe (= DNA des zu bewertenden Tieres) erforderlich ist, die bereits sehr frühzeitig (an männlichen oder weiblichen Kälber) gewonnen werden kann.
16 Nachhaltigkeit der Milcherzeugung (E. und W. Brade) Einleitung Die Landwirtschaft steht vor größten Herausforderungen. Bis 2050 wird sich der Milchverbrauch voraussichtlich - weltweit betrachtet - auf etwa 180 % ansteigen. Wesentliche Ursachen dafür sind die schnell weiter wachsende Erdbevölkerung sowie der deutliche Kaufkraftzuwachs in vielen Schwellenländern; vor allem in China und Indien. Die gleichzeitige Ausweitung der Bioenergieproduktion - in Europa als Beitrag zum Klima- schutz zusätzlich gefördert - steht in weiterer Konkurrenz zur Erzeugung von Futter- und Nahrungsmitteln. Der weltweit gestiegene Flächenbedarf für die Erzeugung von Lebensmitteln, Futter bzw. Energie zeigt Auswirkungen vor allem auf die Kraftfutterpreise und somit auf die Produktions- kosten in der Milcherzeugung. Angesichts dieser Situation erhält der Futterverbrauch wieder eine höhere ökonomische Bedeutung. Milcherzeugung und -verwertung in Deutschland In Deutschland werden aktuell mit ca. 4,1 Mill. Kühen jährlich etwa 28 Mio. t Milch in zurzeit (noch) 102.200 landwirtschaftlichen Betrieben bei einem mittleren Fettgehalt von 4,0 bis 4,2 % und einem mittleren Eiweißgehalt von 3,35 bis 3,5 % erzeugt. Während in der Vergangenheit die erzeugte Milch vorrangig zu Frischmilchprodukten und Butter (= Milchfett) verwendet wurde, wird zwischenzeitlich die Käseerzeugung, d. h. die Verwendung des Milcheiweißes, immer wichtiger. Als wichtigste Gründe für den permanent wachsenden Käsemarkt kann der langfristige Trend in Richtung einer fettärmeren Ernährung und die zunehmende Angebotsvielfalt und verbesserte Präsentation von Käse im Einzelhandel ausgemacht werden. Einfluss der Milchmengenleistung und der -zusammensetzung auf wichtige futterwirtschaftliche Kenngrößen Folgender (modifizierter) Zuchtzielansatz soll nachfolgend bewertet werden: Sicherstellung hoher Milchmengenleistungen je Kuh/Laktation bei weiterer Verbesserung des Milchfett-/Milcheiweißverhältnisses (FEV) unter gleichzeitiger Beachtung des Kraftfuttereinsatzes. Zur notwendigen Erfassung zugehöriger Effekte unterschiedlich hoher Milchmengenleistung wurden Laktationsleistungen zwischen 5.000 kg Milch/Kuh/Laktation und 11.000 kg Milch/Kuh/Laktation - bei unterschiedlichen Körpermassen der Kühe (leichtere Kühe bei geringerer Milchmengenleistung) – detailliert untersucht (Abb. 64). Die Berechnung des Bedarfs an Energie und Protein sowie der sich daraus ergebende Futterbedarf erfolgte entsprechend den Empfehlungen zur Energie- und Nährstoffversorgung der Milchkühe und Aufzuchtrinder des Ausschusses für Bedarfsnormen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie (GfE, 2001). Erwartungsgemäß ist der Futterenergiebedarf je kg Milchprotein von der Höhe der Milchmengenleistung/Kuh/Laktation - trotz vorausgesetzt unterschiedlicher Köpermassen - abhängig, da vor allem der zugehörige Anteil für den Körpererhalt je kg Milchprotein mit zunehmender Leistung sinkt (Abb. 64). Sehr hohe Milchmengenleistungen (11.000 kg Milch/Kuh/Laktation bei hohem Milchfettgehalt) sind jedoch nicht in jedem Fall energetisch günstiger als etwas niedrigere Milchleistungen (≤ 9.000 kg Milch/Kuh/Laktation) mit deutlich höherem Milcheiweißgehalt.
bei 11.000 kg Milch/Kuh/Lakt. bei 9.000 kg Milch/Kuh/Lakt. mit 675 kg mittl.Körpermasse; mit 660 kg mittl. Körpermasse; 336 Melktage/Lakt. 327 Melktage/Lakt. 195 bei 7.000 kg Milch/Kuh/Lakt. bei 5.000 kg Milch/Kuh/Lakt. mit 650 kg mittl. Körpermasse; mit 625 kg mittl. Körpermasse; 180 318 Melktage/Lakt. 308 Melktage/Lakt. MJ NEL je kg Milchprotein 165 150 135 120 105 90 3.40 E. 4.10 F. 3.70 E. 3.50 F. Milchzusammensetzung (E = Milcheiweissgehalt. F = Milchfettgehalt; in %) Abb. 64: Futterenergiebedarf in MJ NEL je kg Milchprotein (Basis: Laktation) Die genetisch-züchterische Erhöhung des Milcheiweißgehaltes, bei gleichzeitiger Absenkung des Milchfettgehaltes, führt zu einem reduzierten Energieaufwand (vor allem für die Milchfetterzeugung) bei einem tendenziell erhöhtem Futterproteinbedarf (vor allem für die Milcheiweißerzeugung) des Einzeltieres (Abb. 65). bei 11.000 kg Milch/Kuh/Lakt. bei 9.000 kg Milch/Kuh/Lak. 1600 bei 7.000 kg Milch/Kuh/Lak. bei 5.000 kg Milch/Kuh/Lakt. Bedarf an nXP in der Laktation (in kg) 1400 1200 1000 800 600 400 200 0 3.40 E. 4.10 F. 3.70 E. 3.50 F. Milchzusammensetzung (E = Milcheiweissgehalt. F = Milchfettgehalt; in %) Abb. 65: Bedarf an nutzbarem Rohprotein (nXP, in kg/Kuh) in der Laktation Die generell höhere Futterproteinversorgung, bei höheren Eiweißgehaltswerten in der Milch, sollte jedoch - bei bevorzugter Haltung der Milchkühe in den klassischen Grünlandregionen
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