ZUKUNFT SCHAFFEN INTERNATIONAL, DER VEREINTEN EVANGELISCHEN MISSION - Vereinte ...

Die Seite wird erstellt Caroline Hanke
 
WEITER LESEN
ZUKUNFT SCHAFFEN INTERNATIONAL, DER VEREINTEN EVANGELISCHEN MISSION - Vereinte ...
DER VEREINTEN EVANGELISCHEN MISSION         3 | 2021

                      ZUKUNFT
                      SCHAFFEN
                                                            INTERNATIONAL,
                                                            INTERKULTURELL
                                                            UND INTERDISZIPLINÄR

18.10.2021 12:37:55
ZUKUNFT SCHAFFEN INTERNATIONAL, DER VEREINTEN EVANGELISCHEN MISSION - Vereinte ...
EDITORIAL                                                                INHALT

                                                                              So funktioniert das Freiwilligenprogramm Nord-Süd
Liebe Leserin, lieber Leser,

die Biografie von Arjuna Peranginangin hat mich schwer
beeindruckt und zugleich zum Nachdenken angeregt:
Der junge Mann hat zwei Jahre lang Anglistik an der
Uni in der indonesischen Millionenmetropole Medan
studiert, erfolgreich seinen Master gemacht und anschlie-
ßend einen Job als Englisch­lehrer an der kirchlichen
                                                                                    Freiwillige aus                   bewerben sich
Sonderschule Yapentra in der Nähe seiner Studienstadt
bekommen. Arjuna Peranginangin ist sehbehindert.                                    deutschen
Für benachteiligte Bevölkerungsgruppen, zu denen der                                ­Mitgliedskirchen
junge Mann zweifellos gehört, ist der Zugang zu hoch-
wertiger Bildung besonders schwierig. Insbesondere in
Indonesien sind sehbehinderte Menschen benach­teiligt
und werden oft gar nicht erst eingeschult.

Wie fördert man junge Menschen weltweit? Wie schafft
man eine Zukunft mit gerechteren Bildungschancen und
beruflichen Perspektiven? Lebenslanges gemeinsames
über Grenzen und Kulturen übergreifendes Lernen ist ein
wichtiger Auftrag für die Vereinte Evangelische Mission
und der Titel dieser Ausgabe.

Auf den folgenden Seiten stellt Ihnen das JOURNAL
verschiedene Bildungsprogramme der VEM vor. Etwa
den internationalen und interdisziplinären Master­
studiengang Diakonie (Seite 12f.) oder die »Evangelism
                                                                          Die Studierenden beenden erfolgreich ihren Master­
Contact Persons« (Seite 18f.) in verschiedenen Mit-
gliedskirchen der VEM, die im internationalen Team                        studiengang für Internationales Diakoniemanagement.
                                                                                                                                       12
neue Formen der Evangelisation entwickeln. Die aktuelle
Ausgabe gibt Ihnen außerdem einen Einblick in die
Hanika-Technikerschule in Nyanza, Ruanda (Seite 26f.).
                                                                         Thema ZUKUNFT SCHAFFEN
Am Ende dieses Jahres danke ich Ihnen ganz herzlich für
das Interesse an der VEM, den Menschen und unserer                       04 – 05	KURZ VORGESTELLT:
Mission. Ich wünsche Ihnen fröhliche und friedliche                              die Autor*innen dieser Ausgabe
Weihnachtstage und ein gutes und gesundes neues Jahr!
                                                                         06 		  ZUKUNFT SCHAFFEN
Anregende Lektüre wünscht Ihnen                                          			Brennpunkt

                                                                         08 – 11	Bildungsförderung bei der VEM
                                                                                  VEM – eine einzige Fortbildung
Brunhild von Local                                                               Fact Sheet Internationaler Masterstudiengang
                                                                                 Diakoniemanagement
                                                                                 Fact Sheet Stipendienprogramm
                                                                                 Fact Sheet Aus- und Weiterbildungsprogramme
                                                                                 Fact Sheet Freiwilligenprogramm

                                                                         12 – 13	International, interkulturell und interdisziplinär
                                                                                 Internationaler Masterstudiengang
                                                                                 ­Diakoniemanagement wird zehn Jahre alt

                                                                         14 – 15	Anregungen für Führungskräfte in der Diakonie
   Titel: Anna Lucas Nyumba,Diakoniemanagerin, im Interview Seite 14f.
                                                                                 Im Interview mit Anna Lucas Nyumba
Titel: © Caroline Shedafa/VEM
Porträt Seite 2 © Johannes Schermuly/VEM
                                                                         16 – 17	MEDITATION
© Grafik Seite 2–3: Juan González
© Foto Seite 2: Petra Vennebusch/VEM
© Foto Seite 3: Hannah Borowski/VEM                                                                               VEM-JOURNAL 3 | 2021
© Foto Seite 3: Ridho Simamora/VEM
ZUKUNFT SCHAFFEN INTERNATIONAL, DER VEREINTEN EVANGELISCHEN MISSION - Vereinte ...
VEM organisiert ­Auswahl                     wählt aus

                                                            8

Schüler*innen der Hanika-Schule in Aktion:                      Die ökologische Landwirtschaft ist eine von
hier die Kommunikationstechniker
                                                         26     vielen Maßnahmen zur Bewahrung der Schöpfung.
                                                                                                                24

     Leben in der VEM
     18 – 19	Authentisch, einladend und respektvoll            26 – 27	Projekte & Spenden
              über den Glauben reden                              In die Zukunft investieren
              Die Kontaktpersonen für Evangelisation der VEM    	Die Hanika-Technikerschule in Nyanza bietet
                                                                  ­Ausbildung im Handwerk an
     20 – 21	Bildung in der digitalen Welt
              Engagierte Dozentin klärt Jugendliche             28	ARCHIV- UND MUSEUMSSTIFTUNG DER VEM
              über Industrie 4.0 auf
                                                                29	SCHWESTERNGEMEINSCHAFT
     22	Lernen für das Leben                                     Interkulturelles Lernen – ein Leben lang
              Was der Personalaustausch für die VEM bedeutet    	Zum Tod von Schwester Nuria Gultom –
                                                                  einer Frau, die Geschichte geschrieben hat in der
     23	Auf ein Wort                                             Toba-Batak-­Kirche und darüber hinaus (1927 – 2021)
              Lernen ohne Ende

     24	In eine ökologisch tragfähige
         Zukunft investieren                                    Rubriken
              Wie die Erde mit ökologischem
              Landbau geschützt wird                            30     Service: Buchtipps

     25	Antirassistische Bewegungsräume schaffen               31     Impressum
              Gemeinsam für eine nachhaltige Gesellschaft
                                                                32	
                                                                   Projekt: Gegen Diskriminierung und Ausgrenzung

     VEM-JOURNAL 3 | 2021                                                                                            3
ZUKUNFT SCHAFFEN INTERNATIONAL, DER VEREINTEN EVANGELISCHEN MISSION - Vereinte ...
KURZ VORGESTELLT:
DIE AUTOR*INNEN DIESER AUSGABE

Godwin ­Ampony
    aus Wuppertal, Deutschland

ist ein Absolvent des inter-
nationalen Masterstudien-
gangs Diakoniemanage-               Hannah Borowski
ment. Heute koordiniert der
                                       aus Nyanza, Ruanda
Theologe den Studiengang
von Wuppertal aus und               ist seit Februar 2020 Nord-Süd-Mitarbeiterin der VEM. Sie
betreut die Absolvent*in-           arbeitet als Fachkraft für internationales Projektmanage-
nen, die künftigen Füh-             ment und berufliche Bildung Nyanza, Ruanda. Zuvor hat sie
rungspersonen in ihren              als Projektkoordinatorin in Berlin und Kigali bei Memos e.V.
Kirchen, in den verschiede-         gearbeitet, einem Verein für Erinnerungskultur zu Krisen
nen Studienorten. »Die              und Konflikten. Die gebürtige Berlinerin hält einen Bache-
­Diakoniemanager*innen              lor in Philology, Social Science and Education Studies und
 kommen heute den wach-             einen Master in Advanced European and International Stu-
 senden Anforderungen               dies. Seiten 26 – 27 © Foto: Susanne Seiler / VEM               Timo Pauler
 ­diakonischer Arbeit in den
                                                                                                       aus Wuppertal, Deutschland
  VEM-Mitgliedskirchen
  nach. Neben den klassi-                                           Julian Elf                      ist seit 2016 Geschäftsfüh-
  schen diakonischen Aufga-                                                                         rer und stellv. Generalse-
                                                                       aus Wuppertal, Deutschland
  ben spielt das Diakoniema-                                                                        kretär der VEM. Mit 18 war
  nagement eine immer grö-                                          verstärkt seit drei Jahren      er mit der Hermannsburger
  ßere Rolle, um zum Beispiel                                       das Bildungsteam der            Mission ein Jahr in Südafri-
  schnell und adäquat auf                                           Region Deutschland der          ka. Dort begann bereits das
  Naturkatastrophen reagie-                                         VEM und ist Koordinator         Interesse an der internatio-
  ren zu können.«                                                   für Globales Lernen in          nalen, kirchlichen Zusam-
  Seiten 12 – 13                                                    Ökumenischer Perspektive:       menarbeit. Nachdem der
© Foto: Rhoda Lynn Gregorio / VEM                                   »Antirassistische Bildung ist   studierte Betriebswirt sechs
                                    Ursula Wörmann                  ein Schlüssel für eine          Jahre bei einem internatio-
                                                                    gemeinschaftliche Zukunft.      nalen Konsumgüterherstel-
                                       aus Bielefeld, Deutschland
                                                                    Deswegen brauchen wir           ler im Controlling arbeitete,
                                    war Leiterin der VEM-­          Multiplikator*innen für         hat er bei der AWO-Düssel-
                                    Schwesterngemeinschaft          Jugendliche.« Seite 25          dorf das Controlling
                                    und ehemalige Referentin        © Foto: Martina Pauly / VEM     aufgebaut und ist dann
                                    für Frauen, J­ ugend und                                        2015 zur VEM als Teamlei-
                                    Kinder der VEM                                                  ter Finanzen & Controlling
                                    (1978 – 2002). Während                                          gewechselt. Nun als
                                    ihres siebenjährigen                                            Geschäftsführer ist er vor
                                    ­Ein­satzes in Indonesien                                       allem für die Finanzen und
                                     hat sie gelernt, wie es sich                                   die Verwaltung der welt-
                                     ­anfühlt, eine Fremde in                                       weiten VEM verantwortlich.
                                      einer f­ remden Kultur                                        Seite 23
                                      zu sein.                                                      © Foto: Johannes Schermuly/VEM
                                      Seite 29
                                    © Foto: Annette Lübbers / VEM

4                                                                                                            VEM-JOURNAL 3 | 2021
ZUKUNFT SCHAFFEN INTERNATIONAL, DER VEREINTEN EVANGELISCHEN MISSION - Vereinte ...
Angelika Veddeler
                                                                    aus Wuppertal, Deutschland

                                                                  ist seit 2011 Leiterin der
                                                                  Region Deutschland der
                                                                  VEM und koordiniert das
                                                                  VEM-Bildungsteam.
                                                                  ­Missionarische Erfahrungen
                                                                   sammelte die studierte
                                                                   Lehrerin im Rahmen
                                  mehrjähriger Aufenthalte in Ghana und Äthiopien.                Claudia
                                  Angelika Veddeler wurde im Oktober 1998 zunächst als            Währisch-­Oblau
                                  Leiterin der damaligen Regionalabteilung »Anglophones
                                  Afrika« bei der VEM eingestellt. Während dieser Zeit war
                                                                                                     aus Wuppertal, Deutschland
                                  sie auch stellvertretende Generalsekretärin. 2008 wechselte
                                  sie zur Diakonie der VEM und baute das Internationale           arbeitet seit 1985 bei der
                                  Diakonie-Programm auf.                                          VEM. Zwölf Jahre war sie
                                  Seiten 6 – 7 © Arendra Wiemardo                                 Austauschmitarbeiterin bei
                                                                                                  der Amity Foundation in
Volker Martin ­Dally                                                                              China, dann neun Jahre

   aus Wuppertal, Deutschland
                                  Tiarma Siahaan                                                  Leiterin des Programms
                                                                                                  »Kooperation zwischen
                                     aus Laguboti, Indonesien
ist seit Februar 2016                                                                             deutsch- und fremdsprachi-
­Generalsekretär der VEM,         ist Bibelfrau der Toba-                                         gen Gemeinden.« Seit 2007
 zuvor war er Direktor des        Batak­kirche in Indonesi-                                       leitet sie die Abteilung
 Missionswerkes in Leipzig        en. Sie hat von 2017 bis                                        Evangelisation.
 (2011– 2016). Der Theologe       2019 ein Masterstudium                                          Seiten 18 – 19
 ist für die VEM kein Unbe-       in ­Theologie an der Silli-     Susanne Seiler                  © Foto: Johannes Schermuly / VEM
 kannter: Er reiste bereits       man University ­Divinity
                                                                     aus Wuppertal, Deutschland
 2006 im Auftrag der VEM          School in Dumaguete,
 als ökumenischer Mitarbei-       Philippinen, erfolgreich        studierte Marketing und
 ter nach Java, Indonesien,       abgeschlossen. Seitdem          Internationales Manage-
 aus. Dort gehörte er zum         arbeitet sie als D
                                                   ­ ozentin an   ment und arbeite im
 Team, das für den interre-       der Bibel­frauenschule ihrer    Produktmanagement in
 ligiösen Dialog und Ge-          Heimat­kirche in Laguboti.      Frankfurt. Lange stand bei
 meindeaufbau der dortigen        Ihr b­ esonderes Augenmerk      ihr das Thema: Umsetzung
 Mitgliedskirche zuständig        gilt der jungen Generation      der UN-Kinderrechtskon-
 ist. Diese Tätigkeit setzte er   und ihrer Aufklärung im         vention im Fokus, privat
 bei der VEM in Wuppertal         Umgang mit Medien.              und beruflich. Sie besuchte
 als Beauftragter für den         Seiten 20 – 21 © Foto: privat   Kinderhilfsprojekte in          Ridho Simamora
 interreligiösen Dialog fort,                                     Kambodscha und engagierte
                                                                                                     a us Pematangsiantar,
 bevor er zum Leipziger                                           sich in mehreren ehrenamt-
                                                                                                      ­Indonesien
 ­Missionswerk wechselte.                                         lichen Netzwerken. Zuletzt
  Seite 23                                                        war sie für den Bereich         arbeitet als Programm­
© Foto: John Wesley Kabango/VEM                                   Fundraising und Kommu­          referent im Regionalbüro
                                                                  nikation bei einem freien       Asien in Pematangsiantar.
                                                                  Träger der Kinder- und          Der ehemalige Süd-Nord-­
                                                                  Jugendhilfe in Düsseldorf       Freiwillige ist zuständig für
                                                                  verantwortlich. Seit dem        das Freiwilligenprogramm
                                                                  1. August 2021 leitet sie das   Süd-Süd und die Veröffent-
                                                                  neu formierte Team »Com-        lichung von Publikationen
                                                                  munication & Fundraising«       in der Region Asien.
                                                                  der VEM. Seite 22               Seite 24
                                                                  © Foto: privat                  © Foto: privat

VEM-JOURNAL 3 | 2021                                                                                                                 5
ZUKUNFT SCHAFFEN INTERNATIONAL, DER VEREINTEN EVANGELISCHEN MISSION - Vereinte ...
BRENNPUNKT

              »EINE LERNENDE                                                           N
W
                ­GEMEINSCHAFT«:
                 ­BILDUNG
                  IST ZUKUNFT
Von Angelika Veddeler

D
        ass das Lernen ein Kennzeichen der VEM ist,       zunehmend als Lernende verstehen. Sie, die doch ei-
        steht schon in ihrer Satzung: Kirchen wollen in   gentlich ausgesandt worden waren, um »Licht und
        der VEM zusammenwachsen zu einer »anbe-           Wahrheit« in die Welt zu bringen. Das gemeinsame Le-
tenden, lernenden und dienenden Gemeinschaft« –           ben, der geteilte Alltag über Grenzen von Herkunft,
heißt es in dem 1996 formulierten Text, der bis heute     Sprache und Kultur hinweg, führte zu einem Verständ-
nichts von seiner Gültigkeit verloren hat.                nis füreinander und zu einem Verständnis für den je-
                                                          weils anderen, fremd erscheinenden Kontext. Und es
Fragt man Menschen nach ihren Erfahrungen bei Be-         rief Fragen an die eigenen Traditionen hervor.
gegnungen, Partnerschaftsbesuchen, Seminaren oder
in den Leitungsgremien der VEM, dann antworten sie          Selbstverständlich war das nicht. Der ehemalige Bi-
immer: »Ich habe dabei so viel Neues gelernt!« Zu ler-      schof Willem Simarmata aus Indonesien, Moderator
 nen, das ist eine Grunderfahrung in der VEM. Man           der VEM seit 2018, erläutert: »In unserer Geschichte
 lernt nicht nur durch Seminare und Schulungen.             gab es zwei Arten globaler Bildung. Die eine war die
  Neue Erfahrungen und unerwartete Einsichten ent-          koloniale. Die Kolonialherren missachteten und zer-
   stehen gerade dadurch, dass gemeinsames Leben            störten alles, was es an Bildungstraditionen gab. Das
    und gemeinsames Lernen in der VEM zusammen-             Schulsystem, das sie aufbauten, war allein auf ihre Be-
     gehören. Das geschieht im international gemeinsa-      dürfnisse und Ziele ausgerichtet. In ihm wurde ele-
      men Arbeiten, beim Austausch von Mitarbeiten-         mentare westliche Bildung vermittelt, und nur so viel,
       den, in langfristigen Partnerschaftsbeziehungen    wie für die kolonialen Zwecke und zur Heranziehung
        zwischen Gemeinden, bei der Arbeit in interna-      einheimischer Arbeitskräfte gerade nötig war. Eine an-
         tionalen Leitungsgremien oder in internatio-       dere Art von Bildung wurde in manchen Missionssta-
          nal zusammen­gesetzten Teams, zum Beispiel        tionen aufgebaut. Nicht alle, aber ein Teil der Missio-
            in den Bereichen Evangelisation, Menschen-      nare, zu denen zum Beispiel Ludwig Inger Nommen-
              rechte oder Diakonie.                         sen auf Sumatra gehörte, begegneten den Menschen,
                                                            mit denen sie zusammenlebten, mit Respekt. Sie hör-
               Formales wie informelles Lernen hat in       ten ihnen zu, nahmen die lokalen Traditionen wahr
                 der VEM eine lange Tradition. Bereits      und förderten die einheimischen Sprachen in ihren
                  die ersten Missionare, die im             Schulen, auch gegen den Willen der Kolonialregierung.
                    19. Jahrhundert ausgesandt wur-        Die Bildung, die sie vermittelten, war überwiegend von
                      den, berichten in ihren Briefen     Wertschätzung geprägt.« (Eröffnungsrede zum internati-
                         davon, wie sie sich selber vor     onalen »Think Tank on Global Learning in Ecumenical
                           Ort in ihrem neuen Umfeld      ­Perspective« der VEM in Pematangsiantar, Indonesien,
                                                           ­September 2019)

6                                                                                              VEM-JOURNAL 3 | 2021
ZUKUNFT SCHAFFEN INTERNATIONAL, DER VEREINTEN EVANGELISCHEN MISSION - Vereinte ...
N        »         Gemeinsam zu lernen – ­miteinander, nicht
                   ­übereinander oder voneinander, sollte daher Ziel

                                                                     E
                    und Motto nicht nur der VEM-­Bildungsprogramme,­
                    sondern aller Arbeit der VEM werden.
                    ›Globales Lernen in ökumenischer P­ ers­pektive‹
                    heißt diese Grund­ausrichtung der VEM
                    mit der wir ­Zukunft schaffen wollen.                     «
Gemeinsames Leben und Lernen ...                           Freiwilligen, die ein Jahr lang in einem anderen Land
Im Jahr 2017 gab der Rat, das internationale Leitungs­     als dem ihrer Herkunft leben, im Süd-Süd-, Süd-Nord-
 gremium der VEM, den Auftrag, die Traditionen und         oder Nord-Süd-Austausch.
­Prägungen des Lernens in der VEM – über bestehende
 Grenzen von Sprache, Kultur oder Region hinweg – zu       ... gehören in der VEM zusammen
 reflektieren und für die heutige Situation zu schärfen.   Gemeinsames Lernen über Grenzen und Unterschiede
 In drei sogenannten »Think Tanks« in Indonesien,          hinweg ist ein Kennzeichen der VEM. Dafür muss es
 Deutschland und Tansania, mit Teilnehmenden aus           aber auch »sichere Räume« geben, in denen Personen
 Kirche und Gesellschaft wurden in den folgenden Jah-      oder Gruppen, die von Unterdrückung, Ausgrenzung
 ren die Erfahrungen globalen Lernens und globalen         oder Gewalt betroffen sind, unter sich sein können
Arbeitens gesammelt und ausgetauscht. Dabei wurde          und in einem geschützten Rahmen ihre Anliegen ver-
 deutlich: Die Traditionen gemeinsamen Arbeitens, Le-      folgen können. Das ist nicht Gegensatz, sondern Teil
 bens und Lernens prägen bis heute die VEM und ihre        des gemeinsamen Lernens: Respekt vor der Notwen-
 Programme und ­haben einen hohen Wert. Denn diese         digkeit geschlossener Lernräume da, wo sie notwen-
Traditionen werden in den immer internationaler und        dig sind. Gemeinsam zu lernen bleibt ein Grundan-
vielfältiger werdenden Gesellschaften überall auf der      liegen der VEM. Mit diesem Anliegen beteiligt sich
Welt gebraucht! Gemeinsam zu lernen – miteinander,         die VEM auch an den aktuellen Prozessen von
 nicht übereinander oder voneinander, sollte daher Ziel    Kirchen, sich zu öffnen und wirkliche Vielfalt in
 und Motto nicht nur der VEM-Bildungsprogramme,            Gemeinden, Einrichtungen und Kirchenstruk-
 sondern aller Arbeit der VEM werden. »Globales Ler-       turen zu erreichen. Etwa an dem synodalen
 nen in ökumenischer Perspektive« heißt diese Grund-       Prozess ­»Kirche in der Migrationsgesellschaft«
 ausrichtung der VEM mit der wir Zukunft schaffen          der Evangelischen Kirche von Westfalen.
wollen. Sie zeigt sich heute zum Beispiel in den über
 hundert Bildungsprogrammen, die jährlich in allen         Von den verschiedenen Formen und Er-
 drei Regionen der VEM angeboten werden. Sie zeigt          fahrungen international gemeinsamen
 sich in den thematischen Teams, die in der VEM – über      Lernens berichtet dieses Journal. Las-
 die drei Kontinente hinweg – alltäglich international      sen Sie sich mit ihm einladen, selber
 zusammenarbeiten, etwa zum Thema Entwicklung,              mitzumachen und sich am
Fundraising oder in der Finanzverwaltung. Globales         ­»globalen Lernen und Arbeiten
Lernen in ökumenischer Perspektive prägt auch die           in ökumenischer Perspektive«
Arbeit der internationalen Austauschpfarrerinnen und        zu beteiligen! 
-pfarrer, die in Gemeinden in Deutschland leben und
 mit ihnen gemeinsam arbeiten. Es prägt die Arbeit der

VEM-JOURNAL 3 | 2021                                                                                           7
ZUKUNFT SCHAFFEN INTERNATIONAL, DER VEREINTEN EVANGELISCHEN MISSION - Vereinte ...
ZUKUNFT SCHAFFEN

BILDUNGSFÖRDERUNG
BEI DER VEM
VEM – eine einzige Fortbildung
Von Timo Pauler

W
            ie sagte neulich ein Kollege zu mir: Ich arbei-      Zu den Kernarbeitsfeldern der VEM gehören die Pro-
            te nun schon drei Jahre bei der VEM und              jektunterstützung, der Personalaustausch in alle Him-
            habe den Eindruck, dass diese ganze Zeit             melsrichtungen und die Bildung. Die Bildung ist von
eine einzige Fortbildung für mich ist. Mir geht das ganz         Anfang an einer der Schwerpunkte der 1996 internati-
genauso, deshalb: Reden wir doch mal über unser Fort-            onalisierten VEM. Zu Beginn standen noch die soge-
bildungsbudget bei der VEM. Das ist wichtig, denn es             nannten »Joint Programmes« im Mittelpunkt. Interna-
ist ein Teil unserer Verwaltungskosten, die im vergan-           tionale und regionale Treffen, um Mitglieder in den
genen Jahr bei 26 Prozent lagen. Das bedeutet, dass von          jeweiligen Regionen miteinander zu verbinden. Diese
jedem Euro, der uns nicht zweckgebunden zur Verfü-               Programme gibt es bis heute. Sie haben immer ein
gung gestellt wird, 26 Cent in die Verwaltung gehen.            ­Thema: zum Beispiel Frauenrechte, Umweltschutz oder
Für Fort- und Weiterbildungen unserer Kolleg*innen               Finanz­verantwortung. Verändert hat sich in den ver-
gibt die VEM 42.000 Euro pro Jahr aus. Darin enthalten           gangenen 25 Jahren vor allem, dass alle unsere Bil-
sind interne Fortbildungen im Bereich IT-Anwendun-               dungsprogramme so international und divers wie
gen, interkulturelle Trainings, Projektmanagement,               möglich vorbereitet und gestaltet werden. Bildung
Sprachkurse und Konfliktmanagement. Wir machen                   durch Austausch, mit­einander lernen – damit bringen
das, um in einer globalisierten Welt mithalten und den           wir die Stärke der ­internationalen Gemeinschaft in den
Mitgliedern der VEM auf die richtige Weise dienen zu             Bildungsbereich mit ein. Wir reden nicht über Men-
können. Deshalb verheimlichen wir die Höhe unserer               schen, die von R ­ assismus betroffen sind, sondern sie
Verwaltungskosten nicht. Organisationen, die damit               sind unsere ­Kolleg*innen, mit denen wir reden können.
werben, dass von jedem gespendeten Euro auch 100
Prozent weitergeleitet werden, sind entweder unseriös           Wie umfangreich heute die Bildungsarbeit der VEM ist,
oder zwangsläufig unprofessionell unterwegs. Denn               erfahren Sie in den Fact Sheets auf den folgenden ­Seiten.
die Menschen, die – vom Hausmeister bis zur Vorstän-            Schauen Sie mal rein und wenn Sie mitmachen möch-
din – jeden Tag ihr bestes für die Gemeinschaft der             ten, auf unserer Webseite www.vemission.org ­finden Sie
VEM geben, sollen auch für ihre Arbeit bezahlt werden.          unter »mitmachen« mehr Infos. Herzliche Einladung!

Fact Sheet Internationaler Master Diakoniemanagement
Titel:                  Master of Arts (M.A.)                   Studienorte:	Bielefeld, Daressalam,
Programmstart:          alle zwei Jahre                                             Dumaguete, Jakarta, Stellenbosch
Dauer:                  zwei Jahre                              Zielgruppe:	Interessierte aus den
Anmeldefrist:           ein Jahr vor Studienbeginn                                  drei VEM-Regionen
Zulassungsbedingungen: Bachelor-Studienabschluss                Programmsprache: Englisch
Anzahl Credits:         120                                     Anzahl der Studierenden
Inhalt:	interdisziplinärer Ansatz in                           (2011 – 2020): 	52 (23 Frauen / 29 Männer) –
                        ­Management, Personalführung,                               ­Studium erfolgreich ­abgeschlossen
                       ­Unternehmensethik,
                       Theologie, ­Wirtschaft
                                                         Aufgaben nach Abschluss des Studiums:
                                                37,5 %   treten nach Abschluss neue Stelle an
                                               31,25 %   verbleiben in der gleichen Position mit zusätzlichen Aufgaben
                                                  27 %    13 Absolvent*innen promovieren in verschiedenen diakonischen Bereichen
                                                  12 %     6 Absolvent*innen schließen Masterstudium in verschiedenen Bereichen an
                                                  29 %    14 Absolvent*innen haben hohe Führungspositionen inne, etwa als Geschäftsführer*in
                                                  18 %     9 Absolvent*innen leiten Abteilungen
ZUKUNFT SCHAFFEN INTERNATIONAL, DER VEREINTEN EVANGELISCHEN MISSION - Vereinte ...
Fact Sheet Stipendienprogramm

Das VEM-Stipendium fördert Studierende zur Stärkung der personellen Kapazitäten                           Die Zahlen im Folgenden beziehen sich
in den Mitgliedskirchen. Und das seit rund 170 Jahren. Studierende und entsenden-                         auf den Zeitraum 2009 mit Beginn der
de ­Mitglieder verpflichten sich zu einem lang angelegten Arbeitsverhältnis nach                          Erfassung der Stipendiat*innen bis 2021.
Studienabschluss. Durch einen Eigenanteil der Kirchen an der Finanzierung der
­Stipendien wird ein verantwortungsvolles Arbeitsverhältnis gewährleistet. Etwa                           Anzahl der Stipendiat*innen pro
 850 Stipendiat*innen wurden seit 1950 mit e­ inem VEM-Stipendium gefördert.                              ­Mitgliedskirche bis 2021
 ­Zurzeit erhalten 78 Studierende ­weltweit ein ­Stipendium der VEM, davon 36 Frauen
  und 41 Männer. Beispiele von Schlüsselpositionen innerhalb der VEM-Mitglieder,                                             Region Afrika:
  in denen erfolg­reiche Studienabgänger*innen heute ­mitwirken:                                                             176 Student*innen:
                                                                                                                             86 Frauen / 90 Männer
1.	Mitarbeiter*innen in der ­Kirchenleitung
    (Bischöfe; General­sekretär*innen; ­Programmleitende)                                                                    Region Asien:
2.	Dozent*innen an verschiedenen ­Fakultäten kircheneigener ­Universitäten                                                  181 Student*innen:
    ­(Multiplikator-Effekt)                                                                                                  91 Frauen / 90 Männer
3.	Mitarbeiter*innen in leitenden ­Funktionen an
                                                                                                                             Region Deutschland:
     kircheneigenen ­Universitäten und Lehreinrichtungen
                                                                                                                             8 Student*innen:
4.	Ärzt*innen und medizinische Fachkräfte in kircheneigenen Kliniken
                                                                                                                             5 Frauen / 3 Männer
5.	Mitarbeiter*innen in Bereichen ­Kommunikation und Administration der Kirchen

So funktioniert das Stipendienprogramm                                                                    Fächerverteilung bei Stipendien

                                                                                                               34 %                         43 %
                                                                                                            Theologie                       Andere
                                                         International besetzter                                                            (Psychologie,
                                                         VEM-Stipendien-­                                                                   Verwaltung, IT,
                                                         Ausschuss organisiert                                                              Agrarwissen-
                                                         2 × pro Jahr Auswahl                                                               schaften,
VEM-Mitglieder wählen                 VEM-Mitglieder                                 Stipendien-­                                           Erwachsenen­
                                                         und Förderung                                            5%
­Kandidat*innen für die Förderung     ­stellen Anträge                               Ausschuss wählt                                        bildung etc.)
                                                                                                          Kirchenmusik
 ihrer personellen Kapazitäten aus.    an die VEM                                    Kandidat*innen aus              9%
                                                                                                                   Medizin       19 %
                                                                                                                                 Diakonie

Fact Sheet Fort- und Weiterbildungsprogramme

Gemeinsames Lernen und gemeinsame Ausbildung haben eine                            Programmsprache: Englisch oder Deutsch
lange Tradition bei der VEM – über die Grenzen von Kontinenten,                    Zielgruppe:            Interessierte aus den drei VEM-Regionen
Nationen, Kulturen und Sprachen hinweg. Vor diesem Hinter-                         Lehrkräfte:            internationales Team
grund wird ständig das Profil der Aus- und Weiterbildungs­                         Programm-Profil: 	international und ­divers, alle Programme
programme der VEM geschärft.                                                                              werden ­gemeinsam durchgeführt,
                                                                                                          Motto: ­gemeinsam voneinander
Anzahl der Bildungs-                                                                                      und miteinander lernen
programme:	96 – Coronabedingt mussten viele                                       Programm-Beispiele:
                    ­Programme in das nächste Jahr                                 →	Workshop für Schatzmeister*innen und ehrenamtliche
                     ­verschoben werden                                                ­Fundraiser*innen der afrikanischen VEM-Mitgliedskirchen
Ort: 	in allen drei VEM-Regionen in                                               → Seminare, Workshops zum Thema Rassismus
                      Präsenz nach den geltenden Corona-­                          → Online-Vortragsreihe zum Thema Mission
                      Bestimmungen und /oder online                                →	Länderseminare
                                                                                   https://www.vemission.org/weiterbilden/­seminare/­
                                                                                   konferenzen

VEM-JOURNAL 3 | 2021                                                                                                                                  9
ZUKUNFT SCHAFFEN INTERNATIONAL, DER VEREINTEN EVANGELISCHEN MISSION - Vereinte ...
Fact Sheet Freiwilligenprogramme

Schon seit den 1980er-Jahren bietet die VEM jungen Menschen                 dienst der VEM ­finanziell als Teil des weltwärts Programms; und
die Möglichkeit, für ein Jahr als Freiwillige in einer ihrer Mit-           seit 2014 auch die Süd-Nord-Komponente. Seit 2008 schaffen
gliedskirchen in Asien oder Afrika einen entwicklungspolitischen            junge Freiwillige aus afrikanischen und asiatischen Mitglieds­
Freiwilligendienst zu absolvieren – ein Austausch von Nord nach             kirchen auch eine Verbindung zwischen Menschen und Kulturen
Süd. Seitdem hat sich das Programm kontinuierlich weiterent­                in Afrika und Asien – ein Austausch von Süd nach Süd. Nach
wickelt. Seit 2002 kommen auch junge Frauen und Männer aus                  ­ihrer Rückkehr übernehmen Freiwillige Aufgaben und Verantwor-
­afrikanischen und asiatischen VEM-Mitglieds­kirchen nach                    tung in ihren Kirchengemeinden, engagieren sich entwicklungs-
 Deutschland – ein Austausch von Süd nach Nord. Seit 2008                    politisch in ­Organisationen und ­setzen sich für eine gerechtere
 ­unterstützt das ­Bundesministerium für wirtschaftliche                     Verteilung der Ressourcen in der Welt ein.
  ­Zusammenarbeit und Entwicklung den Nord-Süd-Freiwilligen-

Nord-Süd-Programm
Coronabedingt musste der entwicklungspolitische
Nord-Süd-Freiwilligendienst pausieren.
Wir hoffen, das ­Programm 2022 wieder zu starten.

Zielgruppe: 	junge Menschen                                                Seminartage:     25
                         (18 – 28 Jahre alt)                                Begleitung: 	umfangreiches pädagogisches
Anzahl der Plätze:         22*                                                               ­Begleitprogramm,
Dauer:                     1 Jahr                                                             1 Kontaktperson / Mentor*in vor Ort
Bewerbungsschluss:	jeweils der 31. Oktober                                 Unterbringung: 	Gastfamilie, WG oder alleine
                         für das darauffolgende Jahr                        Förderung: 	einen Teil durch das weltwärts-­
Ausreise: 	ein Jahr später im August/September                                               Programm des Bundesministeriums
	Botswana, Namibia, ­Ruanda, Tansania,                                                       für wirtschaftliche Zusammenarbeit
                         ­Südafrika, Ghana und Togo,                                          und Entwicklung
                          ­China, ­Indonesien, ­Philippinen                 Kosten: 	keine; Spende erbeten aus dem
Art der Einsatzstellen:	Straßenkinderprojekt, Waisenhaus                                     ­privaten Umfeld
                           und Internat, Schule, Kindergarten,
                           Musikprojekt, Frauenprojekt, Gesund-                                     * Seit 2010 arbeitet die VEM mit der
                           heitsprojekt, Umweltprojekt                                                 Norddeutschen Mission im Rahmen
                                                                                                       ihrer Nord-Süd- und Süd-Nord-Frei-
                                                                                                       willigenprogramme zusammen. Die
                                                                                                       VEM ist für die Entsendung von vier
So funktioniert das Freiwilligenprogramm Nord-Süd                                                      deutschen Freiwilligen pro Jahr für
                                                                                                       die Norddeutsche Mission verant-
                                                                                                       wortlich. 2014 wurde mit der Evan-
                                                                                                       gelisch-Reformierten Kirche (ERK)
                                                                                                       vereinbart, dass die VEM die Ent-
                                                                                                       sendung von zwei Freiwilligen pro
     Freiwillige aus deutschen   bewerben sich   VEM organisiert ­Auswahl          wählt aus           Jahr für die ERK übernimmt.
     ­Mitgliedskirchen

Noch Fragen? Wir antworten gerne auf die Mail: volunteer@vemission.org
David Kobernick ist verantwortlich für das Nord-Süd-Freiwilligenprogramm.

10                                                                                                                     VEM-JOURNAL 3 | 2021
Süd-Nord-Programm
Coronabedingt musste der entwicklungspolitische
Süd-Nord-Freiwilligendienst pausieren.
Seit Frühjahr 2021 läuft das Programm wieder.

Zielgruppe:         junge Menschen (18 – 28 Jahre alt) aus allen      Seminartage:     25
                    Ländern, in denen die VEM ­Mitglieder hat          Begleitung: 	pädagogisches ­Begleitprogramm,
Anzahl der                                                                              1 Kontaktperson / Mentor*in vor Ort
Plätze:                15*                                             Unterbringung: 	Gastfamilie, WG, Studierendenwohnheim
Dauer:                 1 Jahr                                                           oder alleine
Beginn:                jeweils im April                                Förderung: 	einen Teil durch das weltwärts-Programm
Art der Einsatzstellen: Einsatzstellen mit entwicklungs­                                des Bundesministeriums für wirtschaftliche
politischem Fokus: ­Jugendzentrum, Kinder­garten, Unterrichts­                          ­Zusammenarbeit und Entwicklung
assistenz in einer Sekundarschule, Familienberatungszentrum            Kosten:           keine; Spende erbeten aus dem ­privaten
Beitrag VEM: 	Kosten für Flug, Versicherung, Visum,                                      ­Umfeld
                    Seminar­begleitung, Deutschkurs im
                    ­Herkunftsland, Taschengeld, Unterstützung
                                                                       So funktioniert das Freiwilligenprogramm Süd-Nord
                     der Mentor*innen
Beitrag
Einsatzstelle: 	Unterkunfts- und Verpflegungskosten, Ticket
                     für öffentlichen Nahverkehr in ihrer Stadt /
                     Region, Deutschkurs, Hilfe beim Behörden-
                     gang zum Ausländeramt und bei Eröffnung           VEM-Mitglieder wählen      bewerben   VEM organisiert   wählt aus
                                                                       Süd-Nord-Freiwillige aus   sich       ­Auswahl
                     eines Bank­kontos                                 Afrika und Asien und
                     Gemeinden, die Süd-Nord-Freiwillige
                     ­aufnehmen möchten: Kontakt: Lisa Bergmann,
                      Süd-Nord-Freiwilligenprogramm,                   Noch Fragen? Wir antworten gerne auf die E-Mail:
                      Telefon (0202) 890 04-387;                       ­volunteer@vemission.org Lisa Bergmann ist verantwortlich
                      ­E-Mail: bergmann-l@vemission.org                 für das Süd-Nord-Freiwilligenprogramm.

Süd-Süd-Programm
Coronabedingt musste der Süd-Süd-Freiwilligendienst pausieren.
Wir hoffen, das Programm im April 2022 wieder zu starten.

Zielgruppe:            junge Menschen (18 – 30 Jahre alt) aus allen   Begleitung: 	umfangreiches pädagogisches
                        Ländern, in denen die VEM Mitglieder hat                        ­Begleitprogramm, 1 Kontakt­person /
Ziel des Programms: Intensivierung des Jugendaustauschs                                  Mentor*in vor Ort
­zwischen den VEM-Mitgliedern in Afrika und Asien                      Unterbringung: 	Gastfamilie, WG oder alleine
 Anzahl der Plätze: 6                                                  Kosten:          die VEM trägt alle Kosten
 Ausschreibung: jeweils im Januar, Bewerbungskriterien
                      ­werden auf VEM-Website veröffentlicht           Noch Fragen? Wir antworten gerne auf die E-Mail:
 Dauer:                 1 Jahr                                         enock-l@vemission.org
 Beginn:                jeweils April                                  Leah Enock ist verantwortlich für das
 Art der Einsatzstellen:                                               Süd-Süd-Freiwilligenprogramm in der Region Afrika.
 Kindergarten, Schule, Verwaltung, ­Jugendzentrum, ­
  diakonische ­Einrichtung, Erwachsenenbildung                         simamora-r@vemission.org
                                                                       Ridho Simamora ist verantwortlich für das
                                                                       Süd-Süd-Freiwilligenprogramm in der Region Asien.

VEM-JOURNAL 3 | 2021                                                                                                                  11
ZUKUNFT SCHAFFEN

         INTERNATIONAL, INTERKULTURELL
         UND INTERDISZIPLINÄR
                                                                                      Internationaler
                                                                                      ­Masterstudiengang
                                                                                       ­Diakoniemanagement
                                                                                        wird zehn Jahre alt

Anna Lucas Nyumba aus Tansania,
Annika Huneke aus Deutschland
und Rut Pandia aus Indonesien

         Von Godwin Ampony                                          ­Salatiga (Indonesien) statt. Die Themen reichen von

                                                                                                                               © Foto: Godwin Ampony/VEM
                                                                    Theologie und Management über Personalführung

         S
                eit 2011 bietet die Vereinte Evangelische Mission   und Leitung bis hin zu Unternehmensethik und Wirt-
                gemeinsam mit dem Institut für Diakoniewis-          schaft – und alle Themen werden kontextuell gelehrt
                senschaft und Diakoniemanagement (IDM) und          und diskutiert. Der Studiengang wird ausschließlich in
          der Kirchlichen Hochschule (KiHo) Wuppertal/Bethel         englischer Sprache unterrichtet.
          den internationalen Masterstudiengang (Diaconic Ma-
         nagement, IMADM) an. Der Studiengang reagiert auf           Das Studienprogramm gliedert sich in sechs Seminar-
          den wachsenden Bedarf an Managementkompetenzen             blöcke, die bis zum Beginn der Coronavirus-Pandemie
         im Bereich der Diakonie der VEM-Mitglieder und              in Präsenz an den kooperierenden Universitäten in
         ­etabliert international ein professionelles Berufsbild.   ­Afrika, Asien und Deutschland durchgeführt wurden.
         Der in Deutschland akkreditierte akademische Studi-         Aufgrund der Pandemie umfasst die 5. Kohorte (K5)
          engang richtet sich an Interessierte aus den drei          drei digitale Seminarblöcke (2021– 2023). Zum ersten
         VEM-Regionen Afrika, Asien und Deutschland. Von             Mal in der Geschichte des Studiengangs wurden die
         Anfang an wurde der Studiengang in enger Zusam-             Modulabschlussprüfungen und die Verteidigung der
         menarbeit mit Universitäten in Afrika und Asien             Masterarbeit der vierten Kohorte (K4) erfolgreich digi-
          durchgeführt.                                              tal vorgenommen.

          Interdisziplinäres Studium auf drei Kontinenten           Durch das Masterstudium Diakoniemanagement ist
          vermittelt Fachkompetenz                                   ein internationales Netzwerk von Absolvent*innen
         Was den IMADM einzigartig macht, ist nicht nur die          entstanden. Einige von ihnen sind in leitenden Positi-
         Internationalität der Lehre, der Studierenden und der       onen und prägen den diakonischen Auftrag ihrer
          Studienorte, sondern auch die Verbindung von Theorie      ­Kirchen. Das Netzwerk dient der kollegialen Beratung,
         und Praxis und die Interdisziplinarität. Studium und        des fortlaufenden Austausches von lokalen Entwick-
         Feldforschung finden an Hochschulen oder diakoni-           lungen und Herausforderungen, der Unterstützung der
          schen Einrichtungen in Kapstadt und Stellenbosch           diakonischen Arbeit der VEM und der kontinuierli-
          (Südafrika), Lushoto und Daressalam (Tansania),            chen Weiterbildung. Das jährliche Netzwerktreffen
         ­Manila und Dumaguete (Philippinen), Bethel, Wup-          wird durch den Deutschen Akademischen Austausch-
          pertal und Dortmund (Deutschland), Jakarta und             dienst (DAAD) voll finanziert. 

         12                                                                                             VEM-JOURNAL 3 | 2021
»Meine IMADM-Reise war eine trans­
                                                formative Erfahrung, die mir heute den
»Nach Abschluss des Masterstudiums              ­Aufbau inklusiver Gemeinschaften in         »Durch die globale Perspektive und
­Diakoniemanagement habe ich den                 Südafrika erst ermöglicht.«                 das bessere Verständnis von Organisa-
 Vorstand und den Rat unserer Diözese           Pastor Brain Handel, Vereinigende            tionsstrukturen hat mich das Studium
 davon überzeugt, die Struktur in unse-         ­Reformierte Kirche im Südlichen Afrika –    befähigt, meine diakonische Arbeit in
 rer Diözese zu ändern und eine Abtei-           Südafrika                                   meinem e­ igenen Kontext auf eine
 lung für Soziales und Diakonie einzu-                                                       neue Ebene zu bringen. Ich habe ge-
 richten, sodass die ­Diakonie zu einem                                                      lernt, strategisch zu denken und zu
 sichtbaren Bestandteil des ganzheitli-                                                      handeln, und mit einer klaren ethi-
 chen kirchlichen Engagements in unse-                                                       schen Werteorientierung. Und: Ich füh-
 rer Diözese wird.«                             »Mit dem IMADM-Studium hat sich              le mich ermächtigt, meine Sichtweise,
Boaz Ariho, Anglikanische Kirche in R
                                    ­ uanda     meine Perspektive über die Frage der         meine Fragen, meine Kritik und meine
                                                Wirtschaftlichkeit diakonischen Arbei-       Ideen einzubringen.«
                                                tens hinaus deutlich erweitert: Sozialer     Annika Huneke, Evangelische Kirche von
                                                Wohlstand für die Gemeinschaft, In-          Westfalen – ­Deutschland
                                                klusion und der Umgang mit verschie-
»Das Studium hat mir geholfen, mein             denen Kulturen werden jetzt in meiner
Wissen und ­meine Kompetenzen als               Organisation sehr ernst genommen.«
­Diakoniemanager in vielerlei Hinsicht          Amani Nteboya, Nordwest-Diözese der
 zu verbessern. Das kommt mir jetzt             Evangelisch-Lutherischen Kirche in           »Wie kann ich all diese gemischten
 als Leiter der kirchlichen Organisation        ­Tansania                                    Gefühle vergessen, die ich empfand,
 ›Rural ­Development ­Inter-diocesan                                                         als ich diesen Studiengang entdeckte:
 ­Service‹ ­zugute.«                                                                         Ökonomie, Management, Führungs-
                                                                                             kompetenz, ­Theologie und viele andere
                                                 Zum zehnjährigen
Viateur Ntarindwa, Anglikanische Kirche
in Ruanda                                                                                    akademische Verzweigungen. Damals
                                                                                             wie heute bin ich überzeugt, dass Dia-
                                              ­Geburtstag blicken ­einige ­                  konie eine lebenspraktische und an-
                                                                                             spruchsvolle akademische Disziplin

»Viele diakonische Programme sind
                                                 Alumni*ae zurück.                           ist!«
                                                                                             Pastorin Felicite Ngnintedem,
nicht nachhaltig, weil sie unstruktu-                                                        Evangelische Kirche in Kamerun
riert durchgeführt und nicht konse-
quent überwacht werden. Durch das                »Wirtschaft ist nur etwas für die säku-
Studium habe ich gelernt, Programme              lare Welt und ­Geschäftsleute, dachte
geplant, messbar und gezielt zu ent-             ich vor meinem Studium. Ohne meine
werfen und umzusetzen.«                          verhassten Wirtschaftskenntnisse hät-       »Das Studium hat mein ganzes Welt-
Pfarrerin Nicky Widyaningrum,                    ten meine ­Organisation und ihr wichti-     bild auf den Kopf gestellt. Ich habe ge-
Christliche Kirche in Ostjava – ­Indonesien      ger gesellschaftlicher ­Beitrag die Co-     lernt, ungerechte Situationen zu hin-
                                                 vid-Krise nicht überlebt.«                  terfragen und neue Denkansätze zu
                                                 Deborah Suparni, Christliche Kirche in      entwickeln, um Lösungen für komplexe
                                                 Nordmittel-­Java – ­Indonesien              Probleme in einer globalisierten Welt
                                                                                             zu finden. Es hat mir geholfen, meine
»Wenn ich sage, dass eine Leitungs-                                                          interkulturellen und Managementkom-
persönlichkeit gottbezogen, aufge-                                                           petenzen weiterzuentwickeln und in
schlossen, bescheiden, innovativ,                                                            unserem Kontext in Wuppertal umzu-
­risikofreudig, mitfühlend, visionär, zu-        »Durch den IMADM habe ich gelernt,          setzen.«
 versichtlich und einfühlsam ist, dann           wie ich anderen geistlich und fachlich      Mirjam Michalski, Evangelische Kirche im
 beschreibe ich nicht nur, wie eine Lei-         mit ­Integrität, Vertrauen und Professio-   Rheinland – D
                                                                                                         ­ eutschland
 tungspersönlichkeit sein sollte, son-           nalität dienen kann – und jetzt auch
 dern ich habe Bilder und Menschen im            darf, als ­Diakoniekoordinatorin für
 Kopf, die ich während meines Studi-             Menschen mit geistigen Behinderun-
 ums erlebt habe. Für mich sind sie              gen in meiner ­Diözese.«
 ­Motivation und Inspiration zugleich.           Anna Lucas Nyumba, Ost- und Küsten­
Priscilla Geizi Pascua Quezon, Vereinigte        diözese der ­Evangelisch-Lutherischen
­Kirche Christi in den Philippinen               ­Kirche in Tansania

VEM-JOURNAL 3 | 2021                                                                                                           13
ZUKUNFT SCHAFFEN

                                                                             Anna Lucas Nyumba. © Fotos: Anna Lucas Nyumba

ANREGUNGEN FÜR FÜHRUNGS­
KRÄFTE IN DER DIAKONIE
Im Interview mit Anna Lucas Nyumba

2020                                                       Warum haben Sie sich für das Studium »International
                         hat Anna Lucas Nyumba den
                         internationalen Masterstudi-      Master Diaconic Management« bei der VEM entschieden?
                         engang Diakoniemanage-            Ich bin sehr wissbegierig, wollte Anregungen für Füh-
ment der VEM abgeschlossen. Seit Juli dieses Jahres        rungskräfte in der Diakonie bekommen und ein ganz-
koordiniert die 33-Jährige nun die Diakoniearbeit der      heitliches Verständnis von den Managementaufgaben.
Ost-und Küstendiözese der lutherischen Kirche in           Der Studiengang ist ja interkulturell, interdisziplinär
Tansania.                                                  und international ausgerichtet. Gerade das hat mich
                                                           besonders interessiert. Ich hatte mich entschlossen,
Anna Lucas Nyumba hat »Gemeinwesenarbeit« stu-             Fachkompetenz und Handlungssicherheit in allen As-
diert. Nach dem Studium arbeitet sie zunächst ehren-       pekten der Theologie, der Wirtschaft und des Diakonie-
amtlich für die Kirche, seit 2015 als angestellte Mitar-   managements zu bekommen. Und ich wollte unbe-
beiterin in der Diakonie in einem der Kirchenkreise der    dingt die diakonischen Aspekte des Dienens kennen
Diözese. Und dann bekommt sie ein Stipendium für           und verstehen lernen und eine kompetente Diakonie-
den VEM-­Masterstudiengang Diakoniemanagement.             managerin werden.
Das VEM-JOURNAL sprach mit ANNA LUCAS NYUMBA
über ihre neue Führungsrolle in der Diakonie der Diö-      Sie sind seit Juli 2021 in leitender Position und können die
zese und ihre Herausforderungen.                           Diakonie-Arbeit der Ost- und Küstendiözese mitgestalten.
                                                           Was wird sich bei der Diakonie mit Ihnen als Projektkoor-
                                                           dinatorin ändern?

14                                                                                                  VEM-JOURNAL 3 | 2021
»         Es ist wichtig, die diakonische Arbeit auszuweiten und

                                                                                                             «
                                              Zielgruppen zu erreichen, die bisher weniger im Fokus
                                              stehen. Beispielsweise sollen Projekte für gefährdete
                                              Personengruppen in besonderer ­Weise gefördert werden.

Ich möchte mein Wissen und meine Erfahrungen jetzt          konie begeistern. Es ist wichtig, die diakonische Arbeit
mit den Menschen, mit denen ich zusammenarbeite,            auszuweiten und Zielgruppen zu erreichen, die bisher
teilen, um den diakonischen Dienst voranzutreiben,          weniger im Fokus stehen. Beispielsweise sollen Projek-
weiterzuentwickeln und zu verbessern, und zwar auf          te für gefährdete Personengruppen in besonderer
allen Ebenen: auf Gemeinde-, Bezirks- und Diözesan­        ­Weise gefördert werden. Dafür möchte ich mich künftig
ebene. Die Diakonie muss nachhaltig sein, sie muss          stark machen. Wir müssen uns auf den Weg machen,
koordiniert werden und professionell sein.                  nachhaltig zu arbeiten, das heißt, die diakonischen
                                                            Programme müssen zukünftig nachhaltig sein.
Was tragen Sie zu Ihrer neuen Aufgabe bei?
Für mich ist es ein Segen, die Diakonie­arbeit der Diö-    Hat der internationale Masterstudiengang
zese nun in einer Leitungsrolle mitgestalten zu können     Ihre ­Erwartungen erfüllt?
und das Diakoniekonzept an die Mitglieder der Kirche       Ja, der internationale Masterstudiengang Diakonie­
durch Diakonievereine weiterzugeben. Denn viele            management der Vereinten Evangelischen Mission hat
kennen den diakonischen Auftrag der Kirche nicht. Ich      meine Erwartungen voll erfüllt. Das Studium hat mir
möchte unsere Gemeindemitglieder und die Bevölke-          einerseits geholfen, Selbstvertrauen zu gewinnen, und
rung durch Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit da-      andererseits mein Verständnis und meine Professiona-
für sensibilisieren. Dazu plane ich, nicht nur die Medi-   lität im Dienst an Menschen, insbesondere an gefähr-
en zu nutzen, sondern insbesondere auch Gemeinden          deten Gruppen, entwickelt. Ich habe gelernt, diesen
und Hauskreise durch Seminare und Evangelisation in        Menschen mit großer Sorgfalt, Fürsorge, Mitgefühl und
die diakonische Arbeit mit einzubeziehen. Und ich will     Liebe professionell zu begegnen. Das Studium hat mir
ein Netzwerk aufbauen und die Zusammenarbeit mit           auch geholfen, mit internen und externen Akteur*in-
anderen diakonischen Einrichtungen verstärken.             nen interdisziplinär, interkulturell und international
                                                           zusammenzuarbeiten.
Was ist Ihre Vision für die Diakonie
in der Ost- und Küstendiözese?                             Vielen Dank!
Ich möchte die diakonischen Angebote in der Ost- und       Das Gespräch führte Brunhild von Local.
Küstendiözese verbessern und Menschen für die Dia-

                                                                                            Im Rahmen ihrer Masterarbeit hat
                                                                                            sich Anna Nyumba intensiv mit
                                                                                            der Situation und den Bedürfnis-
                                                                                            sen von alten Menschen in der
                                                                                            sich verändernden tansanischen
                                                                                            Gesellschaft beschäftigt. Ihr Ziel
                                                                                            ist es, in den kommenden Jahren
                                                                                            die Arbeit mit Senior*innen in der
                                                                                            Ost- und Küstendiözese deutlich
                                                                                            auszubauen.

VEM-JOURNAL 3 | 2021                                                                                                15
»DU BIST MEINE HOFFNUNG, HERR,
                DIR VERTRAUE ICH VON KINDHEIT AN!«
                                                          PSALM 71,5

© Foto: Godwin Ampony / VEM Studierende des Masterstudiengangs Diakoniemanagement der VEM in Stellenbosch, Südafrika
ZUKUNFT SCHAFFEN

AUTHENTISCH,
EINLADEND
UND RESPEKTVOLL
ÜBER DEN GLAUBEN REDEN
Die Kontaktpersonen für Evangelisation der VEM

Von Claudia Währisch-Oblau

W
          ie können wir besser evangelisieren?« Das ist   spezialisiert. Ihre Seminare für Jugendliche platzen re-
          eine Frage, die sich fast alle VEM-Mitglieds­   gelmäßig aus allen Nähten. Sie bringt ihnen bei, dass
          kirchen stellen. Fast alle leben in einer Um-   nicht nur Hauptamtliche und ältere Menschen, son-
welt, in der viele Menschen einer anderen oder gar        dern gerade auch Jugendliche eine große Verantwor-
­keiner Religionsgemeinschaft angehören. Wie kann         tung haben, das Evangelium weiterzugeben. Sie weckt
man da einladend und respektvoll vom eigenen Glau-        Selbstvertrauen und trainiert Sprach­fähigkeit.
ben reden? Und auch so, dass junge Menschen sich
 angesprochen fühlen?                                     Oder RAMESH FERNANDO aus der
                                                          Methodistischen Kirche in Sri
Um Evangelisation von Grund auf neu zu denken, gibt       Lanka. Er hat in dieser kleinen,
es seit 2017 das junge internationale Team der UEM        über die ganze Insel verstreuten
Evangelism Contact Persons, ECPs (Kontaktpersonen         Kirche ein Netzwerk von Evange-
für Evangelisation). Es sind 16 Menschen, unter 40 Jah-   list*innen aufgebaut, die sich in
re alt, je zur Hälfte Männer und Frauen, hauptamtliche    regionalen Gruppen gegenseitig
kirchliche Mitarbeitende allesamt, aber nicht alle        stärken und beraten.
Pastor*innen. Sie leben und arbeiten in ihren jeweili-
gen Mitgliedskirchen, sind aber auch regelmäßig in        Andere Evangelism Contact Persons schulen Kinder-
Kontakt untereinander und arbeiten als Team an neu-       gottesdienst-Mitarbeitende, Theologiestudierende,
en Ansätzen, öffentlich über den christlichen Glauben     Frauengruppen oder Gemeindeälteste. Aber immer mit
zu reden.                                                 demselben Ziel: Menschen darin zu stärken, authen-
                                                          tisch, einladend und respektvoll über ihren Glauben zu
 Ganz unterschiedliche Menschen gehören dazu: zum         reden.
Beispiel PIMPINAN BRADES SIJABAT aus Indonesien.
Als Vikar der HKI, einer Batakkirche, wurde er zusam-      Auch in Deutschland gibt es zwei Evangelism Contact
men mit einigen anderen Vikar*innen nach Kaliman-          Persons: die Pfarrerin JULIANE GAYK aus der rheinischen
tan geschickt, um dort unter Batak-Transmigranten          Kirche und den Religionspädagogen SVEN K    ­ ÖRBER, der
neue Gemeinden zu gründen. Aus dieser Initiative sind       im Institut für Gemeindeentwicklung (IGM) der
­inzwischen 22 neue HKI-Gemeinden hervorgegangen.         ­westfälischen Kirche arbeitet. Beide waren im vergan-
Sijabat hat in den vergangenen Jahren vor allem mit         genen Jahr wesentlich beteiligt an der Entwicklung der
Vikar*innen gearbeitet und sie in Gemeindegründung         Poster- und Social-Media-Kampagne #kirchefeiert.
                                                           ­
und Gemeindeaufbau fortgebildet.                           ­(www.kirchefeiert.de) In kurzen Statements wird auf den
                                                           Postern erklärt, warum Kirche zum Beispiel Weihnach-
Oder AINEKISHA BULAYA.                                      ten und Ostern, Pfingsten und Erntedank feiert. Denn
Die Pastorin aus der                                        immer weniger Menschen in Deutschland wissen noch,
lutherischen Nordwest-                                     was diese Feiertage bedeuten.
diözese in Tansania hat
sich auf ­Jugendarbeit

18                                                                                             VEM-JOURNAL 3 | 2021
Mai 2017: Internationales Trainingsprogramm für die ECPs Samuel Tarigan, Sven Körber, Eirene Gulö,
                          Dolfina Yahuy, Friska Simamora, Onalenna Kaartze, Elnathan Nyamuke (v.l.); © Fotos: Claudia Währisch-Oblau/VEM

Und in der Adventszeit 2020 arbeitete das ganze Team              Lulonga ­(CADELU), in der Demokratischen Republik
der Evangelism Contact Persons zusammen, um einen                 Kongo. Kondemo hat mit der internationalen Gemein-
virtuellen Adventskalender zu produzieren. Zu jedem               schaft Karriere gemacht: Sie war Teilnehmerin der
Tag gab es eine kleine biblische Meditation, geschrie-            Ökumenischen Wohngemeinschaft (2006/2007) der
ben von den unterschiedlichen Evangelism Contact                  VEM und hat 2009 ein Theologiestipendium bekom-
Persons. Ins Deutsche übersetzt standen sie auf der Fa-           men, das sie nach sechs Jahren mit einer Promotion an
cebook-Seite des Instituts für Gemeindeentwicklung                der Universität von Pretoria in Südafrika abgeschlos-
und missionarische Dienste (IGM) und wurden hun-                  sen hat. Nach ihrer Ordination im August 2017 wurde
dertfach auch über WhatsApp-Gruppen verschickt. Die               sie Pastorin ihrer Heimatgemeinde. Marthe Maleke
englische Version für die internationale Leserschaft              Kondemo hat an mehreren Fortbildungen der VEM
stand täglich auf der VEM-Facebook-Seite und die in-              teilgenommen, etwa am Leadership Training für Frau-
donesischen Evangelism Contact Persons stellten täg-              en Ende November 2018 in Bulacan, Philippinen.
lich auch noch eine indonesische Übersetzung her, die
sie ebenfalls über Facebook und WhatsApp unter die                »Es ist dringend nötig, dass wir unsere Evangelisation
Leute brachten.                                                   so verändern, dass sie zur Situation passt, in der unse-
                                                                  re Kirchen sich finden. In vielen Fällen gehen unsere
 Marthe Maleke Kondemo aus                                        Evangelisationsmethoden an den Bedürfnissen der
 der Demokratischen Republik                                      Menschen vorbei, vor allem an denen von Jugendli-
 Kongo ist seit Juni 2017 die Evan-                               chen und Kindern. Fetischismus, Ahnenglaube und
 gelism Contact Person ihrer                                      Armut sind bleibende Hindernisse. Menschen müssen
­H eimatkirche, der Ver­e inigten                                 entdecken, dass ihre Identität darin besteht, dass sie
 Evangelischen Gemeinden am                                       Gottes Kinder sind, geschaffen als Gottes Bild.«

                                                                © Foto: privat

                            »          Es ist dringend nötig, dass wir unsere Evangelisation so verändern,
                                       dass sie zur Situation passt, in der unsere Kirchen sich finden.
                                       Marthe Maleke Kondemo                                                                «
VEM-JOURNAL 3 | 2021                                                                                                                 19
ZUKUNFT SCHAFFEN

BILDUNG
IN DER DIGITALEN WELT
Engagierte Dozentin klärt Jugendliche in Indonesien über Industrie 4.0 auf

Die Digitalisierung verändert unsere Gesellschaft
­tiefgreifend. Informations- und Kommunikationstech-
 nologien vernetzen zunehmend unser Alltags- und
 Arbeits­leben. Die vierte industrielle Revolution –
 ­»Industrie 4.0« – steht vor der Tür. Gemeint ist die
  ­Digitalisierung aller Prozesse im Arbeitsleben mit
   ­»intelligenten Fabriken«, die die Produktion erleich-
    tern und optimieren sollen, ­dabei Arbeitsplätze ab­
    bauen und Einsparungen bei den Produktionskosten
    erzielen. Welche Herausforderungen und Chancen
    ­ergeben sich dabei für den Einzelnen, für die
     ­Gesellschaft? Wie sieht das Zusammenleben künftig
      aus und wie kann Kirche dieses gezielt mitgestalten?
      TIARMA SIAHAAN hat Antworten auf diese Fragen
      und versucht sicherzustellen, dass niemand von der
      Digi­talisierung ausgegrenzt wird.                                  Tiarma Siahaan begleitet Jugendliche im Umgang
                                                                                mit dem Internet und den sozialen Medien.
                                                                                                     © Foto: Tiarma Siahaan/VEM

Von Tiarma Siahaan

I
     m Zeitalter von Industrie 4.0 ist das ganze Leben       Doch das tägliche Surfen birgt auch Gefahren. Des­
      der Menschen mit dem Internet verbunden, aber          wegen müssen die Jugendlichen im Umgang mit dem
     neben vielen Vorteilen hat das Internet auch viele      Internet und den sozialen Medien unterstützt und be-
 negative Auswirkungen. Statistiken in Indonesien zei-       gleitet werden, damit sie das Netz unbeschwert nutzen
 gen, dass etwa 132,7 Millionen Menschen Zugang zum          können und ihre Zukunft nicht negativ davon beein-
Internet haben. Bei einer Gesamtbevölkerung von              flusst wird. Dies ist eine gemeinsame Aufgabe von uns
265,4 Millionen nutzen 130 Millionen soziale Medien,         allen, insbesondere der Kirche. Als Mitglied der Kirche
177,9 Millionen mobile Geräte und 120 Millionen              versuche ich, Gemeinden diese neuen Entwicklungen
­Social Media-­Kanäle. Das zeigt, dass das Internet fast     vorzustellen, mit denen die Welt derzeit zurecht­
 alle Menschen erreicht hat.                                 kommen muss.

Personen, die zwischen 1995 und 2010 geboren w   ­ urden,
nutzen am häufigsten das Internet und die sozialen
Medien. Sie sind mit ihnen aufgewachsen und diese
 sind fester Bestandteil ihres Alltags. Diese sogenannte           Stille Generation             Generation Boomer
 Generation Z wird auch als iPhone-Generation, Gene-
ration Net, Internetgeneration oder Digital Natives                   1928 – 1945                   1946 – 1964
­bezeichnet. Auch die nachfolgende Generation Alpha
– Personen, die zwischen 2011 und 2025 geboren
 ­wurden bzw. werden – wird von Beginn an mit dem                      Weltkriegs-                          Baby
Internet und den sozialen Medien groß.                                 generation                          Boomer

20                                                                                                  VEM-JOURNAL 3 | 2021
Ich habe versucht, das Thema so vielen Gemeinden            Kreativ, innovativ und transformativ sein
 wie möglich näherzubringen, aber aufgrund der               Die Ära der Industrie 4.0 erfordert von jungen Men-
 ­Covid-19-Pandemie bestehen Reisebeschränkungen.            schen die Bereitschaft, kreativ, innovativ und transfor-
 So konnte ich nur in drei Gemeinden im ländlichen           mativ zu sein, da sie sonst nicht in der heutigen Zeit
 und städtischen Raum Seminare zu diesem Thema an-           überleben.
 bieten, an denen auch meine Student*innen teilnah-
 men. Von dem Begriff Industrie 4.0, der intelligenten       Einen starken Glauben haben
 Vernetzung von Maschinen und Abläufen in der Indus-         Die Entwicklung der Technologie kann dazu führen,
 trie durch Informations- und Kommunikationstech-            dass die Menschen ihre Zeit mit dem Surfen im Cyber-
 nologie, hatten sie nie vorher gehört. Industrie 4.0 be-    space verbringen und darüber die Augen verschließen.
 tont den Einsatz von Technologie, einschließlich            Die Fortschritte in der Technologie haben es den Men-
 IoT-Technologie (Internet of Things, das Internet der       schen in vielerlei Hinsicht leichter gemacht. Die Wis-
 Dinge), KI (Künstliche Intelligenz) und Big-Data-Ana-       senschaft ist die Quelle von allem, die Logik löst fast
  lysen. Und sie unterstützen die Implementierung von        alle Probleme. Das kann dazu führen, dass die Men-
  cyber-physischen Systemen. In meinen Seminaren er-         schen so viel Vertrauen in ihre Fähigkeiten haben, dass
  kläre ich immer den Begriff Industrie 4.0 und zeige die    sie Gott als die Quelle von allem vergessen. Um dies zu
 Vorteile auf, ohne die Nachteile auszublenden, und was      überwinden, müssen junge Menschen eine größere
 in Zukunft noch alles auf die Gesellschaft zukommen         Nähe zu Gott suchen, denn Wissen kommt von Gott
 wird.                                                       und hat vor Gott keine Bedeutung.

 Die positive Auswirkung für die Nutzer*innen ist wohl       Selbstbeherrschung (Galater 5,22)
   mehr Bequemlichkeit: Aufgaben, die bisher von             Die Auswirkungen des gegenwärtigen Fortschritts
  ­Menschen erledigt wurden, übernehmen beispiels-           müssen von allen kontrolliert werden, anstatt dass wir
 weise Anwendungen mit »künstlicher Intelligenz«. Ne-        kontrolliert werden. Aber in der Tat verändert die Tech-
   ben positiven Aspekten gibt es natürlich auch Nach-       nologie alles. Ein Beispiel: Das Internet hat die Men-
   teile. Etwa einen Arbeitsplatzverlust und möglicher-      schen selbstzufrieden gemacht. Sie sind in der realen
 weise einen wirtschaftlichen Abstieg, es kann zu            Welt ruhiger geworden und lachen laut im Cyberspace.
  Identi­tätsfragen kommen, moralische und ethische          Sie interessieren sich nicht mehr für Menschen in der
 Werte ­können in Frage gestellt werden ebenso wie           realen Welt, sondern stehen Menschen in der virtuel-
   zwischenmenschliche Beziehungen. Nicht zuletzt            len Welt näher. Dadurch werden die sozialen Bezie-
   führt der D­ atenschutz deutlich die Nachteile in der     hungen zu anderen Menschen zunehmend schwieri-
 Verwaltung von öffentlichen und persönlichen Daten          ger, wenn sie nicht entsprechend gesteuert werden.
   an. Diese Entwicklung hat Auswirkungen auf die
 ­Lebensweise der Menschen. Sie müssen gut auf die           Salz und Licht der Welt werden (Matthäus 5,13 –15)
  Digitalisierung vorbereitet und mitgenommen wer-           Als junge Christ*innen muss man zugleich Salz und
   den. Angesichts der aktuellen Situation darf die Kirche   Licht in der Welt sein. Auch wenn die Welt einem alles
   nicht passiv sein, sondern muss aktiv daran arbeiten,     zu bieten hat, darf das Salz nicht geschmacklos und das
   ihre Gemeinden zu rüsten, um den Herausforde­             Licht nicht trüb sein. Der Fortschritt der Zeit ist zu ei-
   rungen der Zeit begegnen zu können. Dabei kann ein        nem Mittel geworden, um das Evangelium Gottes zu
  Bildungskonzept helfen.                                    verkünden.

Generation X                 Generation Y                    Generation Z               Generation Alpha
 1965 – 1980                 1981 – 1996                     1995 – 2010                  2011 – 2025

Double Income                  Millennials                      Digital                     Generation
   No Kids                                                      Natives                     Lockdown

 VEM-JOURNAL 3 | 2021                                                                                               21
                        Y
Sie können auch lesen