ZUKUNFT SCHAFFEN INTERNATIONAL, DER VEREINTEN EVANGELISCHEN MISSION - Vereinte ...
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DER VEREINTEN EVANGELISCHEN MISSION 3 | 2021 ZUKUNFT SCHAFFEN INTERNATIONAL, INTERKULTURELL UND INTERDISZIPLINÄR 18.10.2021 12:37:55
EDITORIAL INHALT So funktioniert das Freiwilligenprogramm Nord-Süd Liebe Leserin, lieber Leser, die Biografie von Arjuna Peranginangin hat mich schwer beeindruckt und zugleich zum Nachdenken angeregt: Der junge Mann hat zwei Jahre lang Anglistik an der Uni in der indonesischen Millionenmetropole Medan studiert, erfolgreich seinen Master gemacht und anschlie- ßend einen Job als Englischlehrer an der kirchlichen Freiwillige aus bewerben sich Sonderschule Yapentra in der Nähe seiner Studienstadt bekommen. Arjuna Peranginangin ist sehbehindert. deutschen Für benachteiligte Bevölkerungsgruppen, zu denen der Mitgliedskirchen junge Mann zweifellos gehört, ist der Zugang zu hoch- wertiger Bildung besonders schwierig. Insbesondere in Indonesien sind sehbehinderte Menschen benachteiligt und werden oft gar nicht erst eingeschult. Wie fördert man junge Menschen weltweit? Wie schafft man eine Zukunft mit gerechteren Bildungschancen und beruflichen Perspektiven? Lebenslanges gemeinsames über Grenzen und Kulturen übergreifendes Lernen ist ein wichtiger Auftrag für die Vereinte Evangelische Mission und der Titel dieser Ausgabe. Auf den folgenden Seiten stellt Ihnen das JOURNAL verschiedene Bildungsprogramme der VEM vor. Etwa den internationalen und interdisziplinären Master studiengang Diakonie (Seite 12f.) oder die »Evangelism Die Studierenden beenden erfolgreich ihren Master Contact Persons« (Seite 18f.) in verschiedenen Mit- gliedskirchen der VEM, die im internationalen Team studiengang für Internationales Diakoniemanagement. 12 neue Formen der Evangelisation entwickeln. Die aktuelle Ausgabe gibt Ihnen außerdem einen Einblick in die Hanika-Technikerschule in Nyanza, Ruanda (Seite 26f.). Thema ZUKUNFT SCHAFFEN Am Ende dieses Jahres danke ich Ihnen ganz herzlich für das Interesse an der VEM, den Menschen und unserer 04 – 05 KURZ VORGESTELLT: Mission. Ich wünsche Ihnen fröhliche und friedliche die Autor*innen dieser Ausgabe Weihnachtstage und ein gutes und gesundes neues Jahr! 06 ZUKUNFT SCHAFFEN Anregende Lektüre wünscht Ihnen Brennpunkt 08 – 11 Bildungsförderung bei der VEM VEM – eine einzige Fortbildung Brunhild von Local Fact Sheet Internationaler Masterstudiengang Diakoniemanagement Fact Sheet Stipendienprogramm Fact Sheet Aus- und Weiterbildungsprogramme Fact Sheet Freiwilligenprogramm 12 – 13 International, interkulturell und interdisziplinär Internationaler Masterstudiengang Diakoniemanagement wird zehn Jahre alt 14 – 15 Anregungen für Führungskräfte in der Diakonie Titel: Anna Lucas Nyumba,Diakoniemanagerin, im Interview Seite 14f. Im Interview mit Anna Lucas Nyumba Titel: © Caroline Shedafa/VEM Porträt Seite 2 © Johannes Schermuly/VEM 16 – 17 MEDITATION © Grafik Seite 2–3: Juan González © Foto Seite 2: Petra Vennebusch/VEM © Foto Seite 3: Hannah Borowski/VEM VEM-JOURNAL 3 | 2021 © Foto Seite 3: Ridho Simamora/VEM
VEM organisiert Auswahl wählt aus 8 Schüler*innen der Hanika-Schule in Aktion: Die ökologische Landwirtschaft ist eine von hier die Kommunikationstechniker 26 vielen Maßnahmen zur Bewahrung der Schöpfung. 24 Leben in der VEM 18 – 19 Authentisch, einladend und respektvoll 26 – 27 Projekte & Spenden über den Glauben reden In die Zukunft investieren Die Kontaktpersonen für Evangelisation der VEM Die Hanika-Technikerschule in Nyanza bietet Ausbildung im Handwerk an 20 – 21 Bildung in der digitalen Welt Engagierte Dozentin klärt Jugendliche 28 ARCHIV- UND MUSEUMSSTIFTUNG DER VEM über Industrie 4.0 auf 29 SCHWESTERNGEMEINSCHAFT 22 Lernen für das Leben Interkulturelles Lernen – ein Leben lang Was der Personalaustausch für die VEM bedeutet Zum Tod von Schwester Nuria Gultom – einer Frau, die Geschichte geschrieben hat in der 23 Auf ein Wort Toba-Batak-Kirche und darüber hinaus (1927 – 2021) Lernen ohne Ende 24 In eine ökologisch tragfähige Zukunft investieren Rubriken Wie die Erde mit ökologischem Landbau geschützt wird 30 Service: Buchtipps 25 Antirassistische Bewegungsräume schaffen 31 Impressum Gemeinsam für eine nachhaltige Gesellschaft 32 Projekt: Gegen Diskriminierung und Ausgrenzung VEM-JOURNAL 3 | 2021 3
KURZ VORGESTELLT: DIE AUTOR*INNEN DIESER AUSGABE Godwin Ampony aus Wuppertal, Deutschland ist ein Absolvent des inter- nationalen Masterstudien- gangs Diakoniemanage- Hannah Borowski ment. Heute koordiniert der aus Nyanza, Ruanda Theologe den Studiengang von Wuppertal aus und ist seit Februar 2020 Nord-Süd-Mitarbeiterin der VEM. Sie betreut die Absolvent*in- arbeitet als Fachkraft für internationales Projektmanage- nen, die künftigen Füh- ment und berufliche Bildung Nyanza, Ruanda. Zuvor hat sie rungspersonen in ihren als Projektkoordinatorin in Berlin und Kigali bei Memos e.V. Kirchen, in den verschiede- gearbeitet, einem Verein für Erinnerungskultur zu Krisen nen Studienorten. »Die und Konflikten. Die gebürtige Berlinerin hält einen Bache- Diakoniemanager*innen lor in Philology, Social Science and Education Studies und kommen heute den wach- einen Master in Advanced European and International Stu- senden Anforderungen dies. Seiten 26 – 27 © Foto: Susanne Seiler / VEM Timo Pauler diakonischer Arbeit in den aus Wuppertal, Deutschland VEM-Mitgliedskirchen nach. Neben den klassi- Julian Elf ist seit 2016 Geschäftsfüh- schen diakonischen Aufga- rer und stellv. Generalse- aus Wuppertal, Deutschland ben spielt das Diakoniema- kretär der VEM. Mit 18 war nagement eine immer grö- verstärkt seit drei Jahren er mit der Hermannsburger ßere Rolle, um zum Beispiel das Bildungsteam der Mission ein Jahr in Südafri- schnell und adäquat auf Region Deutschland der ka. Dort begann bereits das Naturkatastrophen reagie- VEM und ist Koordinator Interesse an der internatio- ren zu können.« für Globales Lernen in nalen, kirchlichen Zusam- Seiten 12 – 13 Ökumenischer Perspektive: menarbeit. Nachdem der © Foto: Rhoda Lynn Gregorio / VEM »Antirassistische Bildung ist studierte Betriebswirt sechs Ursula Wörmann ein Schlüssel für eine Jahre bei einem internatio- gemeinschaftliche Zukunft. nalen Konsumgüterherstel- aus Bielefeld, Deutschland Deswegen brauchen wir ler im Controlling arbeitete, war Leiterin der VEM- Multiplikator*innen für hat er bei der AWO-Düssel- Schwesterngemeinschaft Jugendliche.« Seite 25 dorf das Controlling und ehemalige Referentin © Foto: Martina Pauly / VEM aufgebaut und ist dann für Frauen, J ugend und 2015 zur VEM als Teamlei- Kinder der VEM ter Finanzen & Controlling (1978 – 2002). Während gewechselt. Nun als ihres siebenjährigen Geschäftsführer ist er vor Einsatzes in Indonesien allem für die Finanzen und hat sie gelernt, wie es sich die Verwaltung der welt- anfühlt, eine Fremde in weiten VEM verantwortlich. einer f remden Kultur Seite 23 zu sein. © Foto: Johannes Schermuly/VEM Seite 29 © Foto: Annette Lübbers / VEM 4 VEM-JOURNAL 3 | 2021
Angelika Veddeler aus Wuppertal, Deutschland ist seit 2011 Leiterin der Region Deutschland der VEM und koordiniert das VEM-Bildungsteam. Missionarische Erfahrungen sammelte die studierte Lehrerin im Rahmen mehrjähriger Aufenthalte in Ghana und Äthiopien. Claudia Angelika Veddeler wurde im Oktober 1998 zunächst als Währisch-Oblau Leiterin der damaligen Regionalabteilung »Anglophones Afrika« bei der VEM eingestellt. Während dieser Zeit war aus Wuppertal, Deutschland sie auch stellvertretende Generalsekretärin. 2008 wechselte sie zur Diakonie der VEM und baute das Internationale arbeitet seit 1985 bei der Diakonie-Programm auf. VEM. Zwölf Jahre war sie Seiten 6 – 7 © Arendra Wiemardo Austauschmitarbeiterin bei der Amity Foundation in Volker Martin Dally China, dann neun Jahre aus Wuppertal, Deutschland Tiarma Siahaan Leiterin des Programms »Kooperation zwischen aus Laguboti, Indonesien ist seit Februar 2016 deutsch- und fremdsprachi- Generalsekretär der VEM, ist Bibelfrau der Toba- gen Gemeinden.« Seit 2007 zuvor war er Direktor des Batakkirche in Indonesi- leitet sie die Abteilung Missionswerkes in Leipzig en. Sie hat von 2017 bis Evangelisation. (2011– 2016). Der Theologe 2019 ein Masterstudium Seiten 18 – 19 ist für die VEM kein Unbe- in Theologie an der Silli- Susanne Seiler © Foto: Johannes Schermuly / VEM kannter: Er reiste bereits man University Divinity aus Wuppertal, Deutschland 2006 im Auftrag der VEM School in Dumaguete, als ökumenischer Mitarbei- Philippinen, erfolgreich studierte Marketing und ter nach Java, Indonesien, abgeschlossen. Seitdem Internationales Manage- aus. Dort gehörte er zum arbeitet sie als D ozentin an ment und arbeite im Team, das für den interre- der Bibelfrauenschule ihrer Produktmanagement in ligiösen Dialog und Ge- Heimatkirche in Laguboti. Frankfurt. Lange stand bei meindeaufbau der dortigen Ihr b esonderes Augenmerk ihr das Thema: Umsetzung Mitgliedskirche zuständig gilt der jungen Generation der UN-Kinderrechtskon- ist. Diese Tätigkeit setzte er und ihrer Aufklärung im vention im Fokus, privat bei der VEM in Wuppertal Umgang mit Medien. und beruflich. Sie besuchte als Beauftragter für den Seiten 20 – 21 © Foto: privat Kinderhilfsprojekte in Ridho Simamora interreligiösen Dialog fort, Kambodscha und engagierte a us Pematangsiantar, bevor er zum Leipziger sich in mehreren ehrenamt- Indonesien Missionswerk wechselte. lichen Netzwerken. Zuletzt Seite 23 war sie für den Bereich arbeitet als Programm © Foto: John Wesley Kabango/VEM Fundraising und Kommu referent im Regionalbüro nikation bei einem freien Asien in Pematangsiantar. Träger der Kinder- und Der ehemalige Süd-Nord- Jugendhilfe in Düsseldorf Freiwillige ist zuständig für verantwortlich. Seit dem das Freiwilligenprogramm 1. August 2021 leitet sie das Süd-Süd und die Veröffent- neu formierte Team »Com- lichung von Publikationen munication & Fundraising« in der Region Asien. der VEM. Seite 22 Seite 24 © Foto: privat © Foto: privat VEM-JOURNAL 3 | 2021 5
BRENNPUNKT »EINE LERNENDE N W GEMEINSCHAFT«: BILDUNG IST ZUKUNFT Von Angelika Veddeler D ass das Lernen ein Kennzeichen der VEM ist, zunehmend als Lernende verstehen. Sie, die doch ei- steht schon in ihrer Satzung: Kirchen wollen in gentlich ausgesandt worden waren, um »Licht und der VEM zusammenwachsen zu einer »anbe- Wahrheit« in die Welt zu bringen. Das gemeinsame Le- tenden, lernenden und dienenden Gemeinschaft« – ben, der geteilte Alltag über Grenzen von Herkunft, heißt es in dem 1996 formulierten Text, der bis heute Sprache und Kultur hinweg, führte zu einem Verständ- nichts von seiner Gültigkeit verloren hat. nis füreinander und zu einem Verständnis für den je- weils anderen, fremd erscheinenden Kontext. Und es Fragt man Menschen nach ihren Erfahrungen bei Be- rief Fragen an die eigenen Traditionen hervor. gegnungen, Partnerschaftsbesuchen, Seminaren oder in den Leitungsgremien der VEM, dann antworten sie Selbstverständlich war das nicht. Der ehemalige Bi- immer: »Ich habe dabei so viel Neues gelernt!« Zu ler- schof Willem Simarmata aus Indonesien, Moderator nen, das ist eine Grunderfahrung in der VEM. Man der VEM seit 2018, erläutert: »In unserer Geschichte lernt nicht nur durch Seminare und Schulungen. gab es zwei Arten globaler Bildung. Die eine war die Neue Erfahrungen und unerwartete Einsichten ent- koloniale. Die Kolonialherren missachteten und zer- stehen gerade dadurch, dass gemeinsames Leben störten alles, was es an Bildungstraditionen gab. Das und gemeinsames Lernen in der VEM zusammen- Schulsystem, das sie aufbauten, war allein auf ihre Be- gehören. Das geschieht im international gemeinsa- dürfnisse und Ziele ausgerichtet. In ihm wurde ele- men Arbeiten, beim Austausch von Mitarbeiten- mentare westliche Bildung vermittelt, und nur so viel, den, in langfristigen Partnerschaftsbeziehungen wie für die kolonialen Zwecke und zur Heranziehung zwischen Gemeinden, bei der Arbeit in interna- einheimischer Arbeitskräfte gerade nötig war. Eine an- tionalen Leitungsgremien oder in internatio- dere Art von Bildung wurde in manchen Missionssta- nal zusammengesetzten Teams, zum Beispiel tionen aufgebaut. Nicht alle, aber ein Teil der Missio- in den Bereichen Evangelisation, Menschen- nare, zu denen zum Beispiel Ludwig Inger Nommen- rechte oder Diakonie. sen auf Sumatra gehörte, begegneten den Menschen, mit denen sie zusammenlebten, mit Respekt. Sie hör- Formales wie informelles Lernen hat in ten ihnen zu, nahmen die lokalen Traditionen wahr der VEM eine lange Tradition. Bereits und förderten die einheimischen Sprachen in ihren die ersten Missionare, die im Schulen, auch gegen den Willen der Kolonialregierung. 19. Jahrhundert ausgesandt wur- Die Bildung, die sie vermittelten, war überwiegend von den, berichten in ihren Briefen Wertschätzung geprägt.« (Eröffnungsrede zum internati- davon, wie sie sich selber vor onalen »Think Tank on Global Learning in Ecumenical Ort in ihrem neuen Umfeld Perspective« der VEM in Pematangsiantar, Indonesien, September 2019) 6 VEM-JOURNAL 3 | 2021
N » Gemeinsam zu lernen – miteinander, nicht übereinander oder voneinander, sollte daher Ziel E und Motto nicht nur der VEM-Bildungsprogramme, sondern aller Arbeit der VEM werden. ›Globales Lernen in ökumenischer P erspektive‹ heißt diese Grundausrichtung der VEM mit der wir Zukunft schaffen wollen. « Gemeinsames Leben und Lernen ... Freiwilligen, die ein Jahr lang in einem anderen Land Im Jahr 2017 gab der Rat, das internationale Leitungs als dem ihrer Herkunft leben, im Süd-Süd-, Süd-Nord- gremium der VEM, den Auftrag, die Traditionen und oder Nord-Süd-Austausch. Prägungen des Lernens in der VEM – über bestehende Grenzen von Sprache, Kultur oder Region hinweg – zu ... gehören in der VEM zusammen reflektieren und für die heutige Situation zu schärfen. Gemeinsames Lernen über Grenzen und Unterschiede In drei sogenannten »Think Tanks« in Indonesien, hinweg ist ein Kennzeichen der VEM. Dafür muss es Deutschland und Tansania, mit Teilnehmenden aus aber auch »sichere Räume« geben, in denen Personen Kirche und Gesellschaft wurden in den folgenden Jah- oder Gruppen, die von Unterdrückung, Ausgrenzung ren die Erfahrungen globalen Lernens und globalen oder Gewalt betroffen sind, unter sich sein können Arbeitens gesammelt und ausgetauscht. Dabei wurde und in einem geschützten Rahmen ihre Anliegen ver- deutlich: Die Traditionen gemeinsamen Arbeitens, Le- folgen können. Das ist nicht Gegensatz, sondern Teil bens und Lernens prägen bis heute die VEM und ihre des gemeinsamen Lernens: Respekt vor der Notwen- Programme und haben einen hohen Wert. Denn diese digkeit geschlossener Lernräume da, wo sie notwen- Traditionen werden in den immer internationaler und dig sind. Gemeinsam zu lernen bleibt ein Grundan- vielfältiger werdenden Gesellschaften überall auf der liegen der VEM. Mit diesem Anliegen beteiligt sich Welt gebraucht! Gemeinsam zu lernen – miteinander, die VEM auch an den aktuellen Prozessen von nicht übereinander oder voneinander, sollte daher Ziel Kirchen, sich zu öffnen und wirkliche Vielfalt in und Motto nicht nur der VEM-Bildungsprogramme, Gemeinden, Einrichtungen und Kirchenstruk- sondern aller Arbeit der VEM werden. »Globales Ler- turen zu erreichen. Etwa an dem synodalen nen in ökumenischer Perspektive« heißt diese Grund- Prozess »Kirche in der Migrationsgesellschaft« ausrichtung der VEM mit der wir Zukunft schaffen der Evangelischen Kirche von Westfalen. wollen. Sie zeigt sich heute zum Beispiel in den über hundert Bildungsprogrammen, die jährlich in allen Von den verschiedenen Formen und Er- drei Regionen der VEM angeboten werden. Sie zeigt fahrungen international gemeinsamen sich in den thematischen Teams, die in der VEM – über Lernens berichtet dieses Journal. Las- die drei Kontinente hinweg – alltäglich international sen Sie sich mit ihm einladen, selber zusammenarbeiten, etwa zum Thema Entwicklung, mitzumachen und sich am Fundraising oder in der Finanzverwaltung. Globales »globalen Lernen und Arbeiten Lernen in ökumenischer Perspektive prägt auch die in ökumenischer Perspektive« Arbeit der internationalen Austauschpfarrerinnen und zu beteiligen! -pfarrer, die in Gemeinden in Deutschland leben und mit ihnen gemeinsam arbeiten. Es prägt die Arbeit der VEM-JOURNAL 3 | 2021 7
ZUKUNFT SCHAFFEN BILDUNGSFÖRDERUNG BEI DER VEM VEM – eine einzige Fortbildung Von Timo Pauler W ie sagte neulich ein Kollege zu mir: Ich arbei- Zu den Kernarbeitsfeldern der VEM gehören die Pro- te nun schon drei Jahre bei der VEM und jektunterstützung, der Personalaustausch in alle Him- habe den Eindruck, dass diese ganze Zeit melsrichtungen und die Bildung. Die Bildung ist von eine einzige Fortbildung für mich ist. Mir geht das ganz Anfang an einer der Schwerpunkte der 1996 internati- genauso, deshalb: Reden wir doch mal über unser Fort- onalisierten VEM. Zu Beginn standen noch die soge- bildungsbudget bei der VEM. Das ist wichtig, denn es nannten »Joint Programmes« im Mittelpunkt. Interna- ist ein Teil unserer Verwaltungskosten, die im vergan- tionale und regionale Treffen, um Mitglieder in den genen Jahr bei 26 Prozent lagen. Das bedeutet, dass von jeweiligen Regionen miteinander zu verbinden. Diese jedem Euro, der uns nicht zweckgebunden zur Verfü- Programme gibt es bis heute. Sie haben immer ein gung gestellt wird, 26 Cent in die Verwaltung gehen. Thema: zum Beispiel Frauenrechte, Umweltschutz oder Für Fort- und Weiterbildungen unserer Kolleg*innen Finanzverantwortung. Verändert hat sich in den ver- gibt die VEM 42.000 Euro pro Jahr aus. Darin enthalten gangenen 25 Jahren vor allem, dass alle unsere Bil- sind interne Fortbildungen im Bereich IT-Anwendun- dungsprogramme so international und divers wie gen, interkulturelle Trainings, Projektmanagement, möglich vorbereitet und gestaltet werden. Bildung Sprachkurse und Konfliktmanagement. Wir machen durch Austausch, miteinander lernen – damit bringen das, um in einer globalisierten Welt mithalten und den wir die Stärke der internationalen Gemeinschaft in den Mitgliedern der VEM auf die richtige Weise dienen zu Bildungsbereich mit ein. Wir reden nicht über Men- können. Deshalb verheimlichen wir die Höhe unserer schen, die von R assismus betroffen sind, sondern sie Verwaltungskosten nicht. Organisationen, die damit sind unsere Kolleg*innen, mit denen wir reden können. werben, dass von jedem gespendeten Euro auch 100 Prozent weitergeleitet werden, sind entweder unseriös Wie umfangreich heute die Bildungsarbeit der VEM ist, oder zwangsläufig unprofessionell unterwegs. Denn erfahren Sie in den Fact Sheets auf den folgenden Seiten. die Menschen, die – vom Hausmeister bis zur Vorstän- Schauen Sie mal rein und wenn Sie mitmachen möch- din – jeden Tag ihr bestes für die Gemeinschaft der ten, auf unserer Webseite www.vemission.org finden Sie VEM geben, sollen auch für ihre Arbeit bezahlt werden. unter »mitmachen« mehr Infos. Herzliche Einladung! Fact Sheet Internationaler Master Diakoniemanagement Titel: Master of Arts (M.A.) Studienorte: Bielefeld, Daressalam, Programmstart: alle zwei Jahre Dumaguete, Jakarta, Stellenbosch Dauer: zwei Jahre Zielgruppe: Interessierte aus den Anmeldefrist: ein Jahr vor Studienbeginn drei VEM-Regionen Zulassungsbedingungen: Bachelor-Studienabschluss Programmsprache: Englisch Anzahl Credits: 120 Anzahl der Studierenden Inhalt: interdisziplinärer Ansatz in (2011 – 2020): 52 (23 Frauen / 29 Männer) – Management, Personalführung, Studium erfolgreich abgeschlossen Unternehmensethik, Theologie, Wirtschaft Aufgaben nach Abschluss des Studiums: 37,5 % treten nach Abschluss neue Stelle an 31,25 % verbleiben in der gleichen Position mit zusätzlichen Aufgaben 27 % 13 Absolvent*innen promovieren in verschiedenen diakonischen Bereichen 12 % 6 Absolvent*innen schließen Masterstudium in verschiedenen Bereichen an 29 % 14 Absolvent*innen haben hohe Führungspositionen inne, etwa als Geschäftsführer*in 18 % 9 Absolvent*innen leiten Abteilungen
Fact Sheet Stipendienprogramm Das VEM-Stipendium fördert Studierende zur Stärkung der personellen Kapazitäten Die Zahlen im Folgenden beziehen sich in den Mitgliedskirchen. Und das seit rund 170 Jahren. Studierende und entsenden- auf den Zeitraum 2009 mit Beginn der de Mitglieder verpflichten sich zu einem lang angelegten Arbeitsverhältnis nach Erfassung der Stipendiat*innen bis 2021. Studienabschluss. Durch einen Eigenanteil der Kirchen an der Finanzierung der Stipendien wird ein verantwortungsvolles Arbeitsverhältnis gewährleistet. Etwa Anzahl der Stipendiat*innen pro 850 Stipendiat*innen wurden seit 1950 mit e inem VEM-Stipendium gefördert. Mitgliedskirche bis 2021 Zurzeit erhalten 78 Studierende weltweit ein Stipendium der VEM, davon 36 Frauen und 41 Männer. Beispiele von Schlüsselpositionen innerhalb der VEM-Mitglieder, Region Afrika: in denen erfolgreiche Studienabgänger*innen heute mitwirken: 176 Student*innen: 86 Frauen / 90 Männer 1. Mitarbeiter*innen in der Kirchenleitung (Bischöfe; Generalsekretär*innen; Programmleitende) Region Asien: 2. Dozent*innen an verschiedenen Fakultäten kircheneigener Universitäten 181 Student*innen: (Multiplikator-Effekt) 91 Frauen / 90 Männer 3. Mitarbeiter*innen in leitenden Funktionen an Region Deutschland: kircheneigenen Universitäten und Lehreinrichtungen 8 Student*innen: 4. Ärzt*innen und medizinische Fachkräfte in kircheneigenen Kliniken 5 Frauen / 3 Männer 5. Mitarbeiter*innen in Bereichen Kommunikation und Administration der Kirchen So funktioniert das Stipendienprogramm Fächerverteilung bei Stipendien 34 % 43 % Theologie Andere International besetzter (Psychologie, VEM-Stipendien- Verwaltung, IT, Ausschuss organisiert Agrarwissen- 2 × pro Jahr Auswahl schaften, VEM-Mitglieder wählen VEM-Mitglieder Stipendien- Erwachsenen und Förderung 5% Kandidat*innen für die Förderung stellen Anträge Ausschuss wählt bildung etc.) Kirchenmusik ihrer personellen Kapazitäten aus. an die VEM Kandidat*innen aus 9% Medizin 19 % Diakonie Fact Sheet Fort- und Weiterbildungsprogramme Gemeinsames Lernen und gemeinsame Ausbildung haben eine Programmsprache: Englisch oder Deutsch lange Tradition bei der VEM – über die Grenzen von Kontinenten, Zielgruppe: Interessierte aus den drei VEM-Regionen Nationen, Kulturen und Sprachen hinweg. Vor diesem Hinter- Lehrkräfte: internationales Team grund wird ständig das Profil der Aus- und Weiterbildungs Programm-Profil: international und divers, alle Programme programme der VEM geschärft. werden gemeinsam durchgeführt, Motto: gemeinsam voneinander Anzahl der Bildungs- und miteinander lernen programme: 96 – Coronabedingt mussten viele Programm-Beispiele: Programme in das nächste Jahr → Workshop für Schatzmeister*innen und ehrenamtliche verschoben werden Fundraiser*innen der afrikanischen VEM-Mitgliedskirchen Ort: in allen drei VEM-Regionen in → Seminare, Workshops zum Thema Rassismus Präsenz nach den geltenden Corona- → Online-Vortragsreihe zum Thema Mission Bestimmungen und /oder online → Länderseminare https://www.vemission.org/weiterbilden/seminare/ konferenzen VEM-JOURNAL 3 | 2021 9
Fact Sheet Freiwilligenprogramme Schon seit den 1980er-Jahren bietet die VEM jungen Menschen dienst der VEM finanziell als Teil des weltwärts Programms; und die Möglichkeit, für ein Jahr als Freiwillige in einer ihrer Mit- seit 2014 auch die Süd-Nord-Komponente. Seit 2008 schaffen gliedskirchen in Asien oder Afrika einen entwicklungspolitischen junge Freiwillige aus afrikanischen und asiatischen Mitglieds Freiwilligendienst zu absolvieren – ein Austausch von Nord nach kirchen auch eine Verbindung zwischen Menschen und Kulturen Süd. Seitdem hat sich das Programm kontinuierlich weiterent in Afrika und Asien – ein Austausch von Süd nach Süd. Nach wickelt. Seit 2002 kommen auch junge Frauen und Männer aus ihrer Rückkehr übernehmen Freiwillige Aufgaben und Verantwor- afrikanischen und asiatischen VEM-Mitgliedskirchen nach tung in ihren Kirchengemeinden, engagieren sich entwicklungs- Deutschland – ein Austausch von Süd nach Nord. Seit 2008 politisch in Organisationen und setzen sich für eine gerechtere unterstützt das Bundesministerium für wirtschaftliche Verteilung der Ressourcen in der Welt ein. Zusammenarbeit und Entwicklung den Nord-Süd-Freiwilligen- Nord-Süd-Programm Coronabedingt musste der entwicklungspolitische Nord-Süd-Freiwilligendienst pausieren. Wir hoffen, das Programm 2022 wieder zu starten. Zielgruppe: junge Menschen Seminartage: 25 (18 – 28 Jahre alt) Begleitung: umfangreiches pädagogisches Anzahl der Plätze: 22* Begleitprogramm, Dauer: 1 Jahr 1 Kontaktperson / Mentor*in vor Ort Bewerbungsschluss: jeweils der 31. Oktober Unterbringung: Gastfamilie, WG oder alleine für das darauffolgende Jahr Förderung: einen Teil durch das weltwärts- Ausreise: ein Jahr später im August/September Programm des Bundesministeriums Botswana, Namibia, Ruanda, Tansania, für wirtschaftliche Zusammenarbeit Südafrika, Ghana und Togo, und Entwicklung China, Indonesien, Philippinen Kosten: keine; Spende erbeten aus dem Art der Einsatzstellen: Straßenkinderprojekt, Waisenhaus privaten Umfeld und Internat, Schule, Kindergarten, Musikprojekt, Frauenprojekt, Gesund- * Seit 2010 arbeitet die VEM mit der heitsprojekt, Umweltprojekt Norddeutschen Mission im Rahmen ihrer Nord-Süd- und Süd-Nord-Frei- willigenprogramme zusammen. Die VEM ist für die Entsendung von vier So funktioniert das Freiwilligenprogramm Nord-Süd deutschen Freiwilligen pro Jahr für die Norddeutsche Mission verant- wortlich. 2014 wurde mit der Evan- gelisch-Reformierten Kirche (ERK) vereinbart, dass die VEM die Ent- sendung von zwei Freiwilligen pro Freiwillige aus deutschen bewerben sich VEM organisiert Auswahl wählt aus Jahr für die ERK übernimmt. Mitgliedskirchen Noch Fragen? Wir antworten gerne auf die Mail: volunteer@vemission.org David Kobernick ist verantwortlich für das Nord-Süd-Freiwilligenprogramm. 10 VEM-JOURNAL 3 | 2021
Süd-Nord-Programm Coronabedingt musste der entwicklungspolitische Süd-Nord-Freiwilligendienst pausieren. Seit Frühjahr 2021 läuft das Programm wieder. Zielgruppe: junge Menschen (18 – 28 Jahre alt) aus allen Seminartage: 25 Ländern, in denen die VEM Mitglieder hat Begleitung: pädagogisches Begleitprogramm, Anzahl der 1 Kontaktperson / Mentor*in vor Ort Plätze: 15* Unterbringung: Gastfamilie, WG, Studierendenwohnheim Dauer: 1 Jahr oder alleine Beginn: jeweils im April Förderung: einen Teil durch das weltwärts-Programm Art der Einsatzstellen: Einsatzstellen mit entwicklungs des Bundesministeriums für wirtschaftliche politischem Fokus: Jugendzentrum, Kindergarten, Unterrichts Zusammenarbeit und Entwicklung assistenz in einer Sekundarschule, Familienberatungszentrum Kosten: keine; Spende erbeten aus dem privaten Beitrag VEM: Kosten für Flug, Versicherung, Visum, Umfeld Seminarbegleitung, Deutschkurs im Herkunftsland, Taschengeld, Unterstützung So funktioniert das Freiwilligenprogramm Süd-Nord der Mentor*innen Beitrag Einsatzstelle: Unterkunfts- und Verpflegungskosten, Ticket für öffentlichen Nahverkehr in ihrer Stadt / Region, Deutschkurs, Hilfe beim Behörden- gang zum Ausländeramt und bei Eröffnung VEM-Mitglieder wählen bewerben VEM organisiert wählt aus Süd-Nord-Freiwillige aus sich Auswahl eines Bankkontos Afrika und Asien und Gemeinden, die Süd-Nord-Freiwillige aufnehmen möchten: Kontakt: Lisa Bergmann, Süd-Nord-Freiwilligenprogramm, Noch Fragen? Wir antworten gerne auf die E-Mail: Telefon (0202) 890 04-387; volunteer@vemission.org Lisa Bergmann ist verantwortlich E-Mail: bergmann-l@vemission.org für das Süd-Nord-Freiwilligenprogramm. Süd-Süd-Programm Coronabedingt musste der Süd-Süd-Freiwilligendienst pausieren. Wir hoffen, das Programm im April 2022 wieder zu starten. Zielgruppe: junge Menschen (18 – 30 Jahre alt) aus allen Begleitung: umfangreiches pädagogisches Ländern, in denen die VEM Mitglieder hat Begleitprogramm, 1 Kontaktperson / Ziel des Programms: Intensivierung des Jugendaustauschs Mentor*in vor Ort zwischen den VEM-Mitgliedern in Afrika und Asien Unterbringung: Gastfamilie, WG oder alleine Anzahl der Plätze: 6 Kosten: die VEM trägt alle Kosten Ausschreibung: jeweils im Januar, Bewerbungskriterien werden auf VEM-Website veröffentlicht Noch Fragen? Wir antworten gerne auf die E-Mail: Dauer: 1 Jahr enock-l@vemission.org Beginn: jeweils April Leah Enock ist verantwortlich für das Art der Einsatzstellen: Süd-Süd-Freiwilligenprogramm in der Region Afrika. Kindergarten, Schule, Verwaltung, Jugendzentrum, diakonische Einrichtung, Erwachsenenbildung simamora-r@vemission.org Ridho Simamora ist verantwortlich für das Süd-Süd-Freiwilligenprogramm in der Region Asien. VEM-JOURNAL 3 | 2021 11
ZUKUNFT SCHAFFEN INTERNATIONAL, INTERKULTURELL UND INTERDISZIPLINÄR Internationaler Masterstudiengang Diakoniemanagement wird zehn Jahre alt Anna Lucas Nyumba aus Tansania, Annika Huneke aus Deutschland und Rut Pandia aus Indonesien Von Godwin Ampony Salatiga (Indonesien) statt. Die Themen reichen von © Foto: Godwin Ampony/VEM Theologie und Management über Personalführung S eit 2011 bietet die Vereinte Evangelische Mission und Leitung bis hin zu Unternehmensethik und Wirt- gemeinsam mit dem Institut für Diakoniewis- schaft – und alle Themen werden kontextuell gelehrt senschaft und Diakoniemanagement (IDM) und und diskutiert. Der Studiengang wird ausschließlich in der Kirchlichen Hochschule (KiHo) Wuppertal/Bethel englischer Sprache unterrichtet. den internationalen Masterstudiengang (Diaconic Ma- nagement, IMADM) an. Der Studiengang reagiert auf Das Studienprogramm gliedert sich in sechs Seminar- den wachsenden Bedarf an Managementkompetenzen blöcke, die bis zum Beginn der Coronavirus-Pandemie im Bereich der Diakonie der VEM-Mitglieder und in Präsenz an den kooperierenden Universitäten in etabliert international ein professionelles Berufsbild. Afrika, Asien und Deutschland durchgeführt wurden. Der in Deutschland akkreditierte akademische Studi- Aufgrund der Pandemie umfasst die 5. Kohorte (K5) engang richtet sich an Interessierte aus den drei drei digitale Seminarblöcke (2021– 2023). Zum ersten VEM-Regionen Afrika, Asien und Deutschland. Von Mal in der Geschichte des Studiengangs wurden die Anfang an wurde der Studiengang in enger Zusam- Modulabschlussprüfungen und die Verteidigung der menarbeit mit Universitäten in Afrika und Asien Masterarbeit der vierten Kohorte (K4) erfolgreich digi- durchgeführt. tal vorgenommen. Interdisziplinäres Studium auf drei Kontinenten Durch das Masterstudium Diakoniemanagement ist vermittelt Fachkompetenz ein internationales Netzwerk von Absolvent*innen Was den IMADM einzigartig macht, ist nicht nur die entstanden. Einige von ihnen sind in leitenden Positi- Internationalität der Lehre, der Studierenden und der onen und prägen den diakonischen Auftrag ihrer Studienorte, sondern auch die Verbindung von Theorie Kirchen. Das Netzwerk dient der kollegialen Beratung, und Praxis und die Interdisziplinarität. Studium und des fortlaufenden Austausches von lokalen Entwick- Feldforschung finden an Hochschulen oder diakoni- lungen und Herausforderungen, der Unterstützung der schen Einrichtungen in Kapstadt und Stellenbosch diakonischen Arbeit der VEM und der kontinuierli- (Südafrika), Lushoto und Daressalam (Tansania), chen Weiterbildung. Das jährliche Netzwerktreffen Manila und Dumaguete (Philippinen), Bethel, Wup- wird durch den Deutschen Akademischen Austausch- pertal und Dortmund (Deutschland), Jakarta und dienst (DAAD) voll finanziert. 12 VEM-JOURNAL 3 | 2021
»Meine IMADM-Reise war eine trans formative Erfahrung, die mir heute den »Nach Abschluss des Masterstudiums Aufbau inklusiver Gemeinschaften in »Durch die globale Perspektive und Diakoniemanagement habe ich den Südafrika erst ermöglicht.« das bessere Verständnis von Organisa- Vorstand und den Rat unserer Diözese Pastor Brain Handel, Vereinigende tionsstrukturen hat mich das Studium davon überzeugt, die Struktur in unse- Reformierte Kirche im Südlichen Afrika – befähigt, meine diakonische Arbeit in rer Diözese zu ändern und eine Abtei- Südafrika meinem e igenen Kontext auf eine lung für Soziales und Diakonie einzu- neue Ebene zu bringen. Ich habe ge- richten, sodass die Diakonie zu einem lernt, strategisch zu denken und zu sichtbaren Bestandteil des ganzheitli- handeln, und mit einer klaren ethi- chen kirchlichen Engagements in unse- schen Werteorientierung. Und: Ich füh- rer Diözese wird.« »Mit dem IMADM-Studium hat sich le mich ermächtigt, meine Sichtweise, Boaz Ariho, Anglikanische Kirche in R uanda meine Perspektive über die Frage der meine Fragen, meine Kritik und meine Wirtschaftlichkeit diakonischen Arbei- Ideen einzubringen.« tens hinaus deutlich erweitert: Sozialer Annika Huneke, Evangelische Kirche von Wohlstand für die Gemeinschaft, In- Westfalen – Deutschland klusion und der Umgang mit verschie- »Das Studium hat mir geholfen, mein denen Kulturen werden jetzt in meiner Wissen und meine Kompetenzen als Organisation sehr ernst genommen.« Diakoniemanager in vielerlei Hinsicht Amani Nteboya, Nordwest-Diözese der zu verbessern. Das kommt mir jetzt Evangelisch-Lutherischen Kirche in »Wie kann ich all diese gemischten als Leiter der kirchlichen Organisation Tansania Gefühle vergessen, die ich empfand, ›Rural Development Inter-diocesan als ich diesen Studiengang entdeckte: Service‹ zugute.« Ökonomie, Management, Führungs- kompetenz, Theologie und viele andere Zum zehnjährigen Viateur Ntarindwa, Anglikanische Kirche in Ruanda akademische Verzweigungen. Damals wie heute bin ich überzeugt, dass Dia- Geburtstag blicken einige konie eine lebenspraktische und an- spruchsvolle akademische Disziplin »Viele diakonische Programme sind Alumni*ae zurück. ist!« Pastorin Felicite Ngnintedem, nicht nachhaltig, weil sie unstruktu- Evangelische Kirche in Kamerun riert durchgeführt und nicht konse- quent überwacht werden. Durch das »Wirtschaft ist nur etwas für die säku- Studium habe ich gelernt, Programme lare Welt und Geschäftsleute, dachte geplant, messbar und gezielt zu ent- ich vor meinem Studium. Ohne meine werfen und umzusetzen.« verhassten Wirtschaftskenntnisse hät- »Das Studium hat mein ganzes Welt- Pfarrerin Nicky Widyaningrum, ten meine Organisation und ihr wichti- bild auf den Kopf gestellt. Ich habe ge- Christliche Kirche in Ostjava – Indonesien ger gesellschaftlicher Beitrag die Co- lernt, ungerechte Situationen zu hin- vid-Krise nicht überlebt.« terfragen und neue Denkansätze zu Deborah Suparni, Christliche Kirche in entwickeln, um Lösungen für komplexe Nordmittel-Java – Indonesien Probleme in einer globalisierten Welt zu finden. Es hat mir geholfen, meine »Wenn ich sage, dass eine Leitungs- interkulturellen und Managementkom- persönlichkeit gottbezogen, aufge- petenzen weiterzuentwickeln und in schlossen, bescheiden, innovativ, unserem Kontext in Wuppertal umzu- risikofreudig, mitfühlend, visionär, zu- »Durch den IMADM habe ich gelernt, setzen.« versichtlich und einfühlsam ist, dann wie ich anderen geistlich und fachlich Mirjam Michalski, Evangelische Kirche im beschreibe ich nicht nur, wie eine Lei- mit Integrität, Vertrauen und Professio- Rheinland – D eutschland tungspersönlichkeit sein sollte, son- nalität dienen kann – und jetzt auch dern ich habe Bilder und Menschen im darf, als Diakoniekoordinatorin für Kopf, die ich während meines Studi- Menschen mit geistigen Behinderun- ums erlebt habe. Für mich sind sie gen in meiner Diözese.« Motivation und Inspiration zugleich. Anna Lucas Nyumba, Ost- und Küsten Priscilla Geizi Pascua Quezon, Vereinigte diözese der Evangelisch-Lutherischen Kirche Christi in den Philippinen Kirche in Tansania VEM-JOURNAL 3 | 2021 13
ZUKUNFT SCHAFFEN Anna Lucas Nyumba. © Fotos: Anna Lucas Nyumba ANREGUNGEN FÜR FÜHRUNGS KRÄFTE IN DER DIAKONIE Im Interview mit Anna Lucas Nyumba 2020 Warum haben Sie sich für das Studium »International hat Anna Lucas Nyumba den internationalen Masterstudi- Master Diaconic Management« bei der VEM entschieden? engang Diakoniemanage- Ich bin sehr wissbegierig, wollte Anregungen für Füh- ment der VEM abgeschlossen. Seit Juli dieses Jahres rungskräfte in der Diakonie bekommen und ein ganz- koordiniert die 33-Jährige nun die Diakoniearbeit der heitliches Verständnis von den Managementaufgaben. Ost-und Küstendiözese der lutherischen Kirche in Der Studiengang ist ja interkulturell, interdisziplinär Tansania. und international ausgerichtet. Gerade das hat mich besonders interessiert. Ich hatte mich entschlossen, Anna Lucas Nyumba hat »Gemeinwesenarbeit« stu- Fachkompetenz und Handlungssicherheit in allen As- diert. Nach dem Studium arbeitet sie zunächst ehren- pekten der Theologie, der Wirtschaft und des Diakonie- amtlich für die Kirche, seit 2015 als angestellte Mitar- managements zu bekommen. Und ich wollte unbe- beiterin in der Diakonie in einem der Kirchenkreise der dingt die diakonischen Aspekte des Dienens kennen Diözese. Und dann bekommt sie ein Stipendium für und verstehen lernen und eine kompetente Diakonie- den VEM-Masterstudiengang Diakoniemanagement. managerin werden. Das VEM-JOURNAL sprach mit ANNA LUCAS NYUMBA über ihre neue Führungsrolle in der Diakonie der Diö- Sie sind seit Juli 2021 in leitender Position und können die zese und ihre Herausforderungen. Diakonie-Arbeit der Ost- und Küstendiözese mitgestalten. Was wird sich bei der Diakonie mit Ihnen als Projektkoor- dinatorin ändern? 14 VEM-JOURNAL 3 | 2021
» Es ist wichtig, die diakonische Arbeit auszuweiten und « Zielgruppen zu erreichen, die bisher weniger im Fokus stehen. Beispielsweise sollen Projekte für gefährdete Personengruppen in besonderer Weise gefördert werden. Ich möchte mein Wissen und meine Erfahrungen jetzt konie begeistern. Es ist wichtig, die diakonische Arbeit mit den Menschen, mit denen ich zusammenarbeite, auszuweiten und Zielgruppen zu erreichen, die bisher teilen, um den diakonischen Dienst voranzutreiben, weniger im Fokus stehen. Beispielsweise sollen Projek- weiterzuentwickeln und zu verbessern, und zwar auf te für gefährdete Personengruppen in besonderer allen Ebenen: auf Gemeinde-, Bezirks- und Diözesan Weise gefördert werden. Dafür möchte ich mich künftig ebene. Die Diakonie muss nachhaltig sein, sie muss stark machen. Wir müssen uns auf den Weg machen, koordiniert werden und professionell sein. nachhaltig zu arbeiten, das heißt, die diakonischen Programme müssen zukünftig nachhaltig sein. Was tragen Sie zu Ihrer neuen Aufgabe bei? Für mich ist es ein Segen, die Diakoniearbeit der Diö- Hat der internationale Masterstudiengang zese nun in einer Leitungsrolle mitgestalten zu können Ihre Erwartungen erfüllt? und das Diakoniekonzept an die Mitglieder der Kirche Ja, der internationale Masterstudiengang Diakonie durch Diakonievereine weiterzugeben. Denn viele management der Vereinten Evangelischen Mission hat kennen den diakonischen Auftrag der Kirche nicht. Ich meine Erwartungen voll erfüllt. Das Studium hat mir möchte unsere Gemeindemitglieder und die Bevölke- einerseits geholfen, Selbstvertrauen zu gewinnen, und rung durch Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit da- andererseits mein Verständnis und meine Professiona- für sensibilisieren. Dazu plane ich, nicht nur die Medi- lität im Dienst an Menschen, insbesondere an gefähr- en zu nutzen, sondern insbesondere auch Gemeinden deten Gruppen, entwickelt. Ich habe gelernt, diesen und Hauskreise durch Seminare und Evangelisation in Menschen mit großer Sorgfalt, Fürsorge, Mitgefühl und die diakonische Arbeit mit einzubeziehen. Und ich will Liebe professionell zu begegnen. Das Studium hat mir ein Netzwerk aufbauen und die Zusammenarbeit mit auch geholfen, mit internen und externen Akteur*in- anderen diakonischen Einrichtungen verstärken. nen interdisziplinär, interkulturell und international zusammenzuarbeiten. Was ist Ihre Vision für die Diakonie in der Ost- und Küstendiözese? Vielen Dank! Ich möchte die diakonischen Angebote in der Ost- und Das Gespräch führte Brunhild von Local. Küstendiözese verbessern und Menschen für die Dia- Im Rahmen ihrer Masterarbeit hat sich Anna Nyumba intensiv mit der Situation und den Bedürfnis- sen von alten Menschen in der sich verändernden tansanischen Gesellschaft beschäftigt. Ihr Ziel ist es, in den kommenden Jahren die Arbeit mit Senior*innen in der Ost- und Küstendiözese deutlich auszubauen. VEM-JOURNAL 3 | 2021 15
»DU BIST MEINE HOFFNUNG, HERR, DIR VERTRAUE ICH VON KINDHEIT AN!« PSALM 71,5 © Foto: Godwin Ampony / VEM Studierende des Masterstudiengangs Diakoniemanagement der VEM in Stellenbosch, Südafrika
ZUKUNFT SCHAFFEN AUTHENTISCH, EINLADEND UND RESPEKTVOLL ÜBER DEN GLAUBEN REDEN Die Kontaktpersonen für Evangelisation der VEM Von Claudia Währisch-Oblau W ie können wir besser evangelisieren?« Das ist spezialisiert. Ihre Seminare für Jugendliche platzen re- eine Frage, die sich fast alle VEM-Mitglieds gelmäßig aus allen Nähten. Sie bringt ihnen bei, dass kirchen stellen. Fast alle leben in einer Um- nicht nur Hauptamtliche und ältere Menschen, son- welt, in der viele Menschen einer anderen oder gar dern gerade auch Jugendliche eine große Verantwor- keiner Religionsgemeinschaft angehören. Wie kann tung haben, das Evangelium weiterzugeben. Sie weckt man da einladend und respektvoll vom eigenen Glau- Selbstvertrauen und trainiert Sprachfähigkeit. ben reden? Und auch so, dass junge Menschen sich angesprochen fühlen? Oder RAMESH FERNANDO aus der Methodistischen Kirche in Sri Um Evangelisation von Grund auf neu zu denken, gibt Lanka. Er hat in dieser kleinen, es seit 2017 das junge internationale Team der UEM über die ganze Insel verstreuten Evangelism Contact Persons, ECPs (Kontaktpersonen Kirche ein Netzwerk von Evange- für Evangelisation). Es sind 16 Menschen, unter 40 Jah- list*innen aufgebaut, die sich in re alt, je zur Hälfte Männer und Frauen, hauptamtliche regionalen Gruppen gegenseitig kirchliche Mitarbeitende allesamt, aber nicht alle stärken und beraten. Pastor*innen. Sie leben und arbeiten in ihren jeweili- gen Mitgliedskirchen, sind aber auch regelmäßig in Andere Evangelism Contact Persons schulen Kinder- Kontakt untereinander und arbeiten als Team an neu- gottesdienst-Mitarbeitende, Theologiestudierende, en Ansätzen, öffentlich über den christlichen Glauben Frauengruppen oder Gemeindeälteste. Aber immer mit zu reden. demselben Ziel: Menschen darin zu stärken, authen- tisch, einladend und respektvoll über ihren Glauben zu Ganz unterschiedliche Menschen gehören dazu: zum reden. Beispiel PIMPINAN BRADES SIJABAT aus Indonesien. Als Vikar der HKI, einer Batakkirche, wurde er zusam- Auch in Deutschland gibt es zwei Evangelism Contact men mit einigen anderen Vikar*innen nach Kaliman- Persons: die Pfarrerin JULIANE GAYK aus der rheinischen tan geschickt, um dort unter Batak-Transmigranten Kirche und den Religionspädagogen SVEN K ÖRBER, der neue Gemeinden zu gründen. Aus dieser Initiative sind im Institut für Gemeindeentwicklung (IGM) der inzwischen 22 neue HKI-Gemeinden hervorgegangen. westfälischen Kirche arbeitet. Beide waren im vergan- Sijabat hat in den vergangenen Jahren vor allem mit genen Jahr wesentlich beteiligt an der Entwicklung der Vikar*innen gearbeitet und sie in Gemeindegründung Poster- und Social-Media-Kampagne #kirchefeiert. und Gemeindeaufbau fortgebildet. (www.kirchefeiert.de) In kurzen Statements wird auf den Postern erklärt, warum Kirche zum Beispiel Weihnach- Oder AINEKISHA BULAYA. ten und Ostern, Pfingsten und Erntedank feiert. Denn Die Pastorin aus der immer weniger Menschen in Deutschland wissen noch, lutherischen Nordwest- was diese Feiertage bedeuten. diözese in Tansania hat sich auf Jugendarbeit 18 VEM-JOURNAL 3 | 2021
Mai 2017: Internationales Trainingsprogramm für die ECPs Samuel Tarigan, Sven Körber, Eirene Gulö, Dolfina Yahuy, Friska Simamora, Onalenna Kaartze, Elnathan Nyamuke (v.l.); © Fotos: Claudia Währisch-Oblau/VEM Und in der Adventszeit 2020 arbeitete das ganze Team Lulonga (CADELU), in der Demokratischen Republik der Evangelism Contact Persons zusammen, um einen Kongo. Kondemo hat mit der internationalen Gemein- virtuellen Adventskalender zu produzieren. Zu jedem schaft Karriere gemacht: Sie war Teilnehmerin der Tag gab es eine kleine biblische Meditation, geschrie- Ökumenischen Wohngemeinschaft (2006/2007) der ben von den unterschiedlichen Evangelism Contact VEM und hat 2009 ein Theologiestipendium bekom- Persons. Ins Deutsche übersetzt standen sie auf der Fa- men, das sie nach sechs Jahren mit einer Promotion an cebook-Seite des Instituts für Gemeindeentwicklung der Universität von Pretoria in Südafrika abgeschlos- und missionarische Dienste (IGM) und wurden hun- sen hat. Nach ihrer Ordination im August 2017 wurde dertfach auch über WhatsApp-Gruppen verschickt. Die sie Pastorin ihrer Heimatgemeinde. Marthe Maleke englische Version für die internationale Leserschaft Kondemo hat an mehreren Fortbildungen der VEM stand täglich auf der VEM-Facebook-Seite und die in- teilgenommen, etwa am Leadership Training für Frau- donesischen Evangelism Contact Persons stellten täg- en Ende November 2018 in Bulacan, Philippinen. lich auch noch eine indonesische Übersetzung her, die sie ebenfalls über Facebook und WhatsApp unter die »Es ist dringend nötig, dass wir unsere Evangelisation Leute brachten. so verändern, dass sie zur Situation passt, in der unse- re Kirchen sich finden. In vielen Fällen gehen unsere Marthe Maleke Kondemo aus Evangelisationsmethoden an den Bedürfnissen der der Demokratischen Republik Menschen vorbei, vor allem an denen von Jugendli- Kongo ist seit Juni 2017 die Evan- chen und Kindern. Fetischismus, Ahnenglaube und gelism Contact Person ihrer Armut sind bleibende Hindernisse. Menschen müssen H eimatkirche, der Vere inigten entdecken, dass ihre Identität darin besteht, dass sie Evangelischen Gemeinden am Gottes Kinder sind, geschaffen als Gottes Bild.« © Foto: privat » Es ist dringend nötig, dass wir unsere Evangelisation so verändern, dass sie zur Situation passt, in der unsere Kirchen sich finden. Marthe Maleke Kondemo « VEM-JOURNAL 3 | 2021 19
ZUKUNFT SCHAFFEN BILDUNG IN DER DIGITALEN WELT Engagierte Dozentin klärt Jugendliche in Indonesien über Industrie 4.0 auf Die Digitalisierung verändert unsere Gesellschaft tiefgreifend. Informations- und Kommunikationstech- nologien vernetzen zunehmend unser Alltags- und Arbeitsleben. Die vierte industrielle Revolution – »Industrie 4.0« – steht vor der Tür. Gemeint ist die Digitalisierung aller Prozesse im Arbeitsleben mit »intelligenten Fabriken«, die die Produktion erleich- tern und optimieren sollen, dabei Arbeitsplätze ab bauen und Einsparungen bei den Produktionskosten erzielen. Welche Herausforderungen und Chancen ergeben sich dabei für den Einzelnen, für die Gesellschaft? Wie sieht das Zusammenleben künftig aus und wie kann Kirche dieses gezielt mitgestalten? TIARMA SIAHAAN hat Antworten auf diese Fragen und versucht sicherzustellen, dass niemand von der Digitalisierung ausgegrenzt wird. Tiarma Siahaan begleitet Jugendliche im Umgang mit dem Internet und den sozialen Medien. © Foto: Tiarma Siahaan/VEM Von Tiarma Siahaan I m Zeitalter von Industrie 4.0 ist das ganze Leben Doch das tägliche Surfen birgt auch Gefahren. Des der Menschen mit dem Internet verbunden, aber wegen müssen die Jugendlichen im Umgang mit dem neben vielen Vorteilen hat das Internet auch viele Internet und den sozialen Medien unterstützt und be- negative Auswirkungen. Statistiken in Indonesien zei- gleitet werden, damit sie das Netz unbeschwert nutzen gen, dass etwa 132,7 Millionen Menschen Zugang zum können und ihre Zukunft nicht negativ davon beein- Internet haben. Bei einer Gesamtbevölkerung von flusst wird. Dies ist eine gemeinsame Aufgabe von uns 265,4 Millionen nutzen 130 Millionen soziale Medien, allen, insbesondere der Kirche. Als Mitglied der Kirche 177,9 Millionen mobile Geräte und 120 Millionen versuche ich, Gemeinden diese neuen Entwicklungen Social Media-Kanäle. Das zeigt, dass das Internet fast vorzustellen, mit denen die Welt derzeit zurecht alle Menschen erreicht hat. kommen muss. Personen, die zwischen 1995 und 2010 geboren w urden, nutzen am häufigsten das Internet und die sozialen Medien. Sie sind mit ihnen aufgewachsen und diese sind fester Bestandteil ihres Alltags. Diese sogenannte Stille Generation Generation Boomer Generation Z wird auch als iPhone-Generation, Gene- ration Net, Internetgeneration oder Digital Natives 1928 – 1945 1946 – 1964 bezeichnet. Auch die nachfolgende Generation Alpha – Personen, die zwischen 2011 und 2025 geboren wurden bzw. werden – wird von Beginn an mit dem Weltkriegs- Baby Internet und den sozialen Medien groß. generation Boomer 20 VEM-JOURNAL 3 | 2021
Ich habe versucht, das Thema so vielen Gemeinden Kreativ, innovativ und transformativ sein wie möglich näherzubringen, aber aufgrund der Die Ära der Industrie 4.0 erfordert von jungen Men- Covid-19-Pandemie bestehen Reisebeschränkungen. schen die Bereitschaft, kreativ, innovativ und transfor- So konnte ich nur in drei Gemeinden im ländlichen mativ zu sein, da sie sonst nicht in der heutigen Zeit und städtischen Raum Seminare zu diesem Thema an- überleben. bieten, an denen auch meine Student*innen teilnah- men. Von dem Begriff Industrie 4.0, der intelligenten Einen starken Glauben haben Vernetzung von Maschinen und Abläufen in der Indus- Die Entwicklung der Technologie kann dazu führen, trie durch Informations- und Kommunikationstech- dass die Menschen ihre Zeit mit dem Surfen im Cyber- nologie, hatten sie nie vorher gehört. Industrie 4.0 be- space verbringen und darüber die Augen verschließen. tont den Einsatz von Technologie, einschließlich Die Fortschritte in der Technologie haben es den Men- IoT-Technologie (Internet of Things, das Internet der schen in vielerlei Hinsicht leichter gemacht. Die Wis- Dinge), KI (Künstliche Intelligenz) und Big-Data-Ana- senschaft ist die Quelle von allem, die Logik löst fast lysen. Und sie unterstützen die Implementierung von alle Probleme. Das kann dazu führen, dass die Men- cyber-physischen Systemen. In meinen Seminaren er- schen so viel Vertrauen in ihre Fähigkeiten haben, dass kläre ich immer den Begriff Industrie 4.0 und zeige die sie Gott als die Quelle von allem vergessen. Um dies zu Vorteile auf, ohne die Nachteile auszublenden, und was überwinden, müssen junge Menschen eine größere in Zukunft noch alles auf die Gesellschaft zukommen Nähe zu Gott suchen, denn Wissen kommt von Gott wird. und hat vor Gott keine Bedeutung. Die positive Auswirkung für die Nutzer*innen ist wohl Selbstbeherrschung (Galater 5,22) mehr Bequemlichkeit: Aufgaben, die bisher von Die Auswirkungen des gegenwärtigen Fortschritts Menschen erledigt wurden, übernehmen beispiels- müssen von allen kontrolliert werden, anstatt dass wir weise Anwendungen mit »künstlicher Intelligenz«. Ne- kontrolliert werden. Aber in der Tat verändert die Tech- ben positiven Aspekten gibt es natürlich auch Nach- nologie alles. Ein Beispiel: Das Internet hat die Men- teile. Etwa einen Arbeitsplatzverlust und möglicher- schen selbstzufrieden gemacht. Sie sind in der realen weise einen wirtschaftlichen Abstieg, es kann zu Welt ruhiger geworden und lachen laut im Cyberspace. Identitätsfragen kommen, moralische und ethische Sie interessieren sich nicht mehr für Menschen in der Werte können in Frage gestellt werden ebenso wie realen Welt, sondern stehen Menschen in der virtuel- zwischenmenschliche Beziehungen. Nicht zuletzt len Welt näher. Dadurch werden die sozialen Bezie- führt der D atenschutz deutlich die Nachteile in der hungen zu anderen Menschen zunehmend schwieri- Verwaltung von öffentlichen und persönlichen Daten ger, wenn sie nicht entsprechend gesteuert werden. an. Diese Entwicklung hat Auswirkungen auf die Lebensweise der Menschen. Sie müssen gut auf die Salz und Licht der Welt werden (Matthäus 5,13 –15) Digitalisierung vorbereitet und mitgenommen wer- Als junge Christ*innen muss man zugleich Salz und den. Angesichts der aktuellen Situation darf die Kirche Licht in der Welt sein. Auch wenn die Welt einem alles nicht passiv sein, sondern muss aktiv daran arbeiten, zu bieten hat, darf das Salz nicht geschmacklos und das ihre Gemeinden zu rüsten, um den Herausforde Licht nicht trüb sein. Der Fortschritt der Zeit ist zu ei- rungen der Zeit begegnen zu können. Dabei kann ein nem Mittel geworden, um das Evangelium Gottes zu Bildungskonzept helfen. verkünden. Generation X Generation Y Generation Z Generation Alpha 1965 – 1980 1981 – 1996 1995 – 2010 2011 – 2025 Double Income Millennials Digital Generation No Kids Natives Lockdown VEM-JOURNAL 3 | 2021 21 Y
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