ZUSAMMENARBEIT MIT EHRENAMTLICHEN 2019 - TIPPS FÜR DAS VEREINSMANAGEMENT - Ministerium - Ostbelgien Live
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Ministerium der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens ZUSAMMENARBEIT MIT EHRENAMTLICHEN 2019 TIPPS FÜR DAS VEREINSMANAGEMENT www.ostbelgienlive.be/ehrenamt
Ministerium der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens Servicestelle Ehrenamt Gospertstraße 1, 4700 Eupen Tel.: 087 596 300 Mail: dieter.gubbels@dgov.be BIBLIOGRAFIE • Führen ohne Macht - Christoph Härter über das Freiwilligenmanagement, in: Informationen zur Freiwilligenarbeit, Nr. 13, Zürich, Juli 2006 • Internetauftritt: Arbeitsunterlagen von BENEVOL Schweiz, Voraussetzungen für ein erfolgreiches Freiwilligen-Management, hier Kapitel c. Voraussetzungen für ein erfolgreiches Freiwilligen-Management, Schaffhausen, www.benevol.ch (Version 01.2012) • Akademie für Ehrenamtlichkeit und den Referentinnen C. Reifenhäuser, S. Hoffmann und Thomas Kegel • Handbuch Freiwilligenarbeit, soziale Dienste der Stadt Zürich, September 2008, Seite 9 • Vorarlberger Vereinshandbuch, Amt der Vorarlberger Landesregierung, Büro für Zukunftsfragen, Bregenz, Österreich 2008 Wir danken für die freundliche Erlaubnis zur Veröffentlichung.
INHALT 1 ENGAGEMENT BEWEGT – EHRENAMT IN OSTBELGIEN 6 2 HERAUSFORDERUNGEN IN DER ZUSAMMENARBEIT MIT EHRENAMTLICHEN 7 2.1 Ehrenamt im Wandel 8 2.2 Freiwilligenmanagement – eine neue Herangehensweise zur Unterstützung des Ehrenamts 9 2.3 Wie gewinne ich Ehrenamtliche? 10 2.4 Wo kann ich mich engagieren? Die Ehrenamtsbörse EMJA 12 2.5 Wie binde ich Ehrenamtliche in meine Vereinsarbeit ein? 12 2.6 Wie kann ich das Engagement der Ehrenamtlichen anerkennen? 14 2.7 Was sollte man bei einem Erstgespräch beachten? 16 2.8 Wie motiviert und bindet man Mitglieder an die Organisation? 17 2.9 Welche Standards der Freiwilligenarbeit gibt es? 18 3 EHRENAMT UND WEITERBILDUNG 20 3.1 Seminare zur Unterstützung der Vereinsvorstände „Freiwilligenmanagement“ 21 4 BESUCHEN SIE UNS ONLINE 22 5 NÜTZLICHE ADRESSEN 23
EINLEITUNG Das vorliegende Handbuch ist eine Veröffentlichung im Rahmen des Regionalen Entwicklungskonzeptes (REK) der Deutschsprachigen Gemeinschaft zum Projekt „Bürgerschaftliches Engagement und Unterstützung der Vereinswelt“. Das Handbuch soll eine praktische Hilfe für Vereine, Ehrenamtsorganisationen, Ehrenamtliche und Initiativen der Freiwilligenarbeit sein. Es geht in einfacher und anschaulicher Weise auf Fragen rund um das Thema Freiwilligenarbeit ein und unterstützt die Ehrenamtsarbeit in Ostbelgien. Bei der Entwicklung des Handbuchs haben wir auf externe Quellen zurückgegriffen. Die Dokumente sind in den Fußnoten und in der Bibliografie vermerkt. Wir freuen uns über Anregungen und Verbesserungsvorschläge. Das Handbuch steht Ihnen auch online auf www.ostbelgienlive. be/ehrenamt zur Verfügung. (Dies ermöglicht eine Auswahl der Kapitel, spart damit Papier und erleichtert die Aktualisierung) Aktualisierungen werden ausschließlich in der Online-Version vorgenommen. Obwohl das Internet als schnelles und einfaches Medium nicht mehr wegzudenken ist, bevorzugen doch viele Menschen eine Papierversion. Deshalb besteht die Möglichkeit, das gedruckte Handbuch bei der Servicestelle Ehrenamt im Ministerium der Deutschsprachigen Gemeinschaft zu bestellen. Das Handbuch Ehrenamt ist als Orientierungshilfe konzipiert. Sachverhalte können nur verkürzt dargestellt werden. Daher kann keine Gewährung auf Vollständigkeit übernommen werden. Trotz sorgfältiger Bearbeitung und Recherche können Fehler entstehen. Informationen in diesem Handbuch sind nicht rechtsverbindlich sondern geben eine erste fachlich fundierte Auskunft. Bei spezifischen Fragestellungen empfehlen wir, entsprechende Fachleute zu Rate zu ziehen. 4
1 ENGAGEMENT BEWEGT - EHRENAMT IN OSTBELGIEN In Ostbelgien engagieren sich besonders BERATUNG, INFORMATION UND viele Menschen in Vereinen. Deshalb legt das VERMITTLUNG VON EHRENAMTLICHEN Zukunftsprojekt „Bürgerschaftliches Engagement und Unterstützung der Vereinswelt“ ein besonderes • das „Handbuch Ehrenamt in Ostbelgien“ mit vielen Augenmerk auf die Förderung des Vereinslebens. praktischen Tipps Vereine und Ehrenamtliche sind in vielen Bereichen • eine Bibliothek (Linkverzeichnis) rund um das Thema in Ostbelgien aktiv: in der Jugendarbeit in der Ehrenamt / Freiwilligenarbeit Erwachsenenbildung, im Sozial- und Sportbereich, • auf Anfrage: Einzelberatung, Information und im Schulwesen, in der Musikwelt, in der Vermittlung von Ehrenamtlichen Entwicklungszusammenarbeit bis hin zur Begleitung • „Ich hab da mal eine Frage“ - Durchführung von von Migranten. Informationsveranstaltungen zu den wesentlichen Aspekten der VoG-Gesetzgebung, zu Steuern Die Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft und Finanzen, zur Online-Steuererklärung der Belgiens sieht in der Förderung des Ehrenamtes einen juristischen Personen (VoGs), zum Datenschutz wesentlichen Schwerpunkt für die Regionalentwicklung. sowie zu versicherungstechnischen Fragen ehrenamtlicher Arbeit • die Online-Ehrenamtsbörse www.emja.be für DIESE FÖRDERUNG die Vermittlung von Ehrenamtlichen HAT FOLGENDE SCHWERPUNKTE: EHRENAMTLICHE QUALIFIZIERUNG VON EHRENAMTLICHEN IM LÄNDLICHEN RAUM Die Herausforderungen für Ehrenamtliche In zahlreichen Initiativen, Vereinen und Projekten und die Organisation von Ehrenamtsarbeit im Ländlichen Raum engagieren sich Menschen in den Vereinigungen sind gewachsen. Durch ehrenamtlich. Sie haben Ideen, wollen etwas in den Qualifizierung von Haupt- und Ehrenamtlichen Vereinen, in den Dörfern und Gemeinden bewegen möchte die Servicestelle Ehrenamt im Ministerium und sind bereit, ihre freie Zeit dafür zu investieren. das Engagement von Ehrenamtlichen stärken. Insbesondere sind hier die Seminare zum Gerade der Entwicklungspreis für den ländlichen Freiwilligenmanagement und zur Stärkung der Raum, der alle zwei Jahre durch die Deutschsprachige Vorstandsarbeit zu nennen. Gemeinschaft organisiert wird, zeigt, welches Potenzial in den Dörfern steckt. Häufig wünschen sich die ANERKENNUNG UND SENSIBILISIERUNG Dörfer Begleitung im Prozess der Dorfentwicklung. FÜR DAS EHRENAMT Dazu haben die Ländlichen Gilden ein Projekt „Ausbildung von Dorfmoderatoren“ ins Leben gerufen. • Stärkung der Öffentlichkeitsarbeit für das Ehrenamt Mit viel ehrenamtlichem Engagement werden auch die und das Vereinsleben generell beiden Leader-Projekte durchgeführt: • Darstellung von guten Beispielen ehrenamtlicher • „100 Dörfer – 1 Zukunft“ im Süden Ostbelgiens Arbeit in den Medien und Durchführung von • „Zwischen Weser und Göhl“ im Norden Ostbelgiens Projekten auf europäischer Ebene • Durchführung des Infomarktes „Ehrenamt in Ostbelgien“ 6
HERAUSFORDERUNGEN IN DER ZUSAMMENARBEIT MIT EHRENAMTLICHEN 2 In seinem Artikel „Führen ohne Macht“ beschreibt Ansprüche einer Organisation. Christoph Härter die aktuellen Herausforderungen in Die Erwartungen an das Freiwilligenmanagement der Arbeit mit Ehrenamtlichen: 1 sind also von Seiten der Freiwilligen und der Organisationen sehr hoch. Dem gegenüber steht „Die Voraussetzungen der Freiwilligenarbeit eine große Machtlosigkeit auf beiden Seiten. Die haben sich in den letzten Jahren stark verändert. Freiwilligen haben häufig wenige Machtbefugnisse Immer mehr Menschen, die heute ein freiwilliges in der Gestaltung ihrer Freiwilligenarbeit. Die Engagement eingehen, verstehen sich als Organisationen betonen zwar die große Bedeutung gleichwertige Partner, die über eine bestimmte der Freiwilligenarbeit, ohne die die Vereinsziele Zeit unentgeltlich eine Leistung erbringen. Sie nicht erreicht werden könnten. Dennoch – wenn machen das nicht nur aus Nächstenliebe, sondern es um Entscheidungen, Ressourcen und inhaltliche weil sie sich von der freiwilligen Tätigkeit auch Mitbestimmung geht, stehen die Hauptamtlichen im einen persönlichen Gewinn versprechen. Die einen Vordergrund. Die Freiwilligenarbeit wird in diesem finden dadurch soziale Kontakte, andere einen Ort, Moment wieder zum ergänzenden Hilfsdienst. […]. wo sie ihr Fachwissen oder ihre Lebenserfahrung einbringen oder einem persönlichen Anliegen Gewicht verschaffen können. Geprägt von einer FÜHREN OHNE ARBEITSVERTRAG Arbeitswelt, die klare Ziele und Rahmenbedingungen fordert, erwarten diese Freiwilligen auch ein gutes Gegenüber den Freiwilligen besteht Management für ihr Arbeitsfeld. Dazu gehören eine Machtlosigkeit. Auch bei klaren Auftragsklärung, Planung der ehrenamtlichen Einsatzvereinbarungen und Abmachungen bleibt Arbeit und Unterstützung bei der Umsetzung, eine viel größere Unverbindlichkeit als bei einer Weiterbildung, Information, unkomplizierte arbeitsrechtlichen Anstellung. […] Die Ehrenamtlichen Spesenabrechnungen […]. sind nicht so verfügbar wie Angestellte, weil sie viel weniger Zeit in der Organisation verbringen als diese. […] Auch bei Konfliktsituationen ist es ANSPRÜCHE DER ORGANISATIONEN schwieriger, wenn die Mitarbeitenden wenig da sind und ihren Dienst auch noch freiwillig tun. Auf der anderen Seite stehen die Organisationen, Freiwilligenmanagement ist also eine äußerst Kirchengemeinden oder Ehrenamtsinitiativen, die vielschichtige, anspruchsvolle Aufgabe.“ Freiwillige zur Umsetzung ihrer Ziele einsetzen möchten. Im Zuge der Professionalisierung werden an das Freiwilligenmanagement immer höhere Anforderungen gestellt. An vielen Orten wird konkret mit der Leistung der Freiwilligen gerechnet, […]. Damit ist die Freiwilligenarbeit Teil der Organisationsstrategie und deshalb eingebunden in die wirtschaftlichen und führungstechnischen 1 Führen ohne Macht - Christoph Härter über das Freiwilligenmanagement, in: Informationen zur Freiwilligenarbeit, Nr. 13, Zürich, Juli 2006 EHRENAMT IN OSTBELGIEN 7
2 HERAUSFORDERUNGEN IN DER ZUSAMMENARBEIT MIT EHRENAMTLICHEN 2.1 EHRENAMT IM WANDEL Ehrenamtliches Engagement hat zwar weiterhin einen hohen Stellenwert in Ostbelgien, allerdings steigen die Herausforderungen für das strukturelle Ehrenamt. Die Rahmenbedingungen für ehrenamtliche Arbeit haben sich geändert: • In der Lebensplanung von jungen Leuten bleibt potenziellen Ehrenamtlichen ist oft schwierig. Die neben Studium, Berufsausbildung und Aufbau von Nachwuchsgewinnung muss sich an den VoG- Lebensgemeinschaften immer weniger Zeit für Profilen orientieren. Eine verbesserte Sichtbarkeit ehrenamtliches Engagement. fördert die Nachwuchsgewinnung. • Heutzutage wollen die Menschen mehr • Die Themen Ehrenamt und Engagement haben Eigeninitiative übernehmen. Sie suchen nach neuen zwar einen hohen gesellschaftlichen Stellenwert, Mitwirkungsformen und wollen die Gesellschaft dennoch müssen neue Formen der Anerkennung und ihre Zukunft aktiv mitgestalten. Dabei sind und Wertschätzung im Verein und insbesondere in gewachsene Organisationsstrukturen oft hinderlich. der Gesellschaft entwickelt werden. Der partizipative Ansatz in Verein und Gesellschaft generell muss intensiviert werden. • Die Gefahr für eine Instrumentalisierung des Ehrenamtes steigt, beispielsweise in den • Wenn man gezielt junge Leute für ein Altenheimen, im Sportbereich, in der Kinder- und ehrenamtliches Engagement sucht, dann muss man Altenbetreuung. sich dem „digitalen Ehrenamt“ öffnen. • Es gibt eine klare Tendenz zur Monetarisierung • Aus Sicht der Ehrenamtlichen muss das des Ehrenamtes. Die Erwartung von potenziellen Engagement freiwillig sein und flexibel ausgestaltet Ehrenamtlichen in Richtung Entschädigung des werden können. Dies steht im Widerspruch zu vielen Engagements tritt in den Vordergrund. Außerdem Ehrenamtsfeldern, in denen ein höheres Maß an wächst die Konkurrenz zwischen Vereinigungen, die Verbindlichkeit bei regelmäßigen und zeitintensiven eine Entschädigung für ehrenamtliche Tätigkeiten Aufgaben erwartet wird. Die freiwillige zahlen und solche, die es nicht wollen oder können. Selbstverpflichtung der Ehrenamtlichen wird häufig überstrapaziert. • Vereinsstrukturen und VoG-Profile differenzieren sich: kleine (freie) VoGs, große mitgliederstarke • Die Nachwuchsgewinnung wird komplexer für Vereine, VoGs als Zuschussempfänger der die Vereine. Es gibt zwar ein hohes Potenzial an Deutschsprachigen Gemeinschaft, Vereine mit Leuten, die sich möglicherweise ehrenamtlich hauptamtlichem Personal, Vereine mit strategischen engagieren wollen, aber die Aktivierung dieser Aufgaben im Auftrag Ostbelgiens. 8
HERAUSFORDERUNGEN IN DER ZUSAMMENARBEIT MIT EHRENAMTLICHEN 2 2.2 FREIWILLIGENMANAGEMENT – EINE NEUE HERANGEHENSWEISE ZUR UNTERSTÜTZUNG DES EHRENAMTS Bei Wikipedia2 ist zum Begriff Freiwilligenmanagement nachzulesen: „Das Freiwilligenmanagement ist ein Teilbereich des Personalmanagements zivilgesellschaftlicher Organisationen. Es hat zur Aufgabe, ehrenamtliche Mitarbeiter zu betreuen und für deren effizienten Einsatz zu sorgen. Das Freiwilligenmanagement bildet dabei das Scharnier zwischen den Wünschen und Bedürfnissen der Freiwilligen und den Anforderungen, die die Organisation an diese heranträgt.“ Damit ist Freiwilligenmanagement die systematische Planung, Organisation und Koordination der Freiwilligenarbeit in einer Organisation 3 Die schweizerische Dachorganisation für Freiwilligenarbeit, BENEVOL empfiehlt folgende Prinzipien für das Selbstverständnis erfolgreicher Freiwilligenarbeit:4 r Freiwilligenarbeit tritt nicht in Konkurrenz zu be- nung von Ehrenamtlichen, die Einbindung und Be- zahlter Arbeit gleitung von Ehrenamtlichen in Organisationen und Leistungen, die unaufschiebbar und unabdingbar sind letztendlich die Anerkennung und Verabschiedung von für Mensch und Umwelt, müssen mit sozialversiche- Ehrenamtlichen sind vergleichbar mit Aufgaben der rungspflichtiger Arbeit erbracht werden. Organisationsentwicklung. Deshalb auch die Bezeich- nung Freiwilligenmanagement. r Freiwilligenarbeit gibt Lebensqualität, bereichert und verbessert das menschliche Zusammenleben r Fehlender Nachwuchs für Verwaltungsratsarbeit 5 und den Schutz der Umwelt. Überall ist es Thema: Das größte Problem ist, dass man Freiwilligenarbeit wird ohne Zwang und Verpflichtung kaum noch neue Ehrenamtliche für das strukturelle geleistet. Alle Formen von verordneten Einsätzen Ehrenamt (Arbeit im Verwaltungsrat, Arbeit in ver- widersprechen dem Grundgedanken des freiwilligen antwortlichen Positionen des Vereins) findet. Studien Engagements. belegen diese Entwicklung. Freiwillige haben heute andere Erwartungen: Sie wollen an konkreten, zeitlich r Freiwilligenarbeit kann nie gefordert, sondern muss begrenzten Projekten arbeiten und sich nicht sofort erbeten und gefördert werden langfristig binden. Sie wollen mehr Mitspracherecht Das bedeutet, ein Vereinsverantwortlicher gibt nicht und Transparenz in den Vereinen und Initiativen. Und vor, wann und wo der Ehrenamtliche „gefälligst“ zu letztendlich wollen sie Spaß. Darauf müssen Vorstände sein hat, sondern er bittet interessierte Freiwillige und Verantwortliche in Ehrenamtsorganisationen sich mitzuwirken. Der Vorstand fördert das Engagement, in einstellen. Altgediente Vorstände müssen bereit sein, dem die Verantwortlichen gute Bedingungen schaffen. sich auf junge Leute einzulassen und deren Herange- hensweise an Probleme akzeptieren. Man sollte poten- r Eine nachhaltige Zusammenarbeit mit Freiwilligen zielle Nachfolger nicht mit der Verantwortung eines ist Bestandteil der Organisationskultur. Vorstandsmandats erschlagen. Man muss potenziellen Der Vereinsvorstand muss sich ganz bewusst für eine Ehrenamtlichen deutlich machen, dass sie das Vertrau- Zusammenarbeit mit Freiwilligen entscheiden. Der en der Altgedienten haben. Sicherlich gibt es auch Pro- Vorstand muss damit bereit sein, entsprechende Res- jekte und Einzelinitiativen innerhalb eines Vereins oder sourcen bereit zu stellen (Ansprechpersonen, Räume einer Organisation, die potenziellen Ehrenamtlichen …). Mögliche Ängste und Vorbehalte der bezahlten den Einstieg erleichtern. Flexibilität und Umdenken ist Mitarbeiter sind ernst zu nehmen und zu berücksichti- bei den heutigen Verwaltungsräten gefordert. Ideen gen. Ohne ihr Verständnis und ihre Akzeptanz können dazu könnten sein: Freiwilligeneinsätze nicht erfolgreich sein.“ • konkrete, zeitlich begrenzte Projekte innerhalb der Vereinsarbeit für neue Ehrenamtliche anbieten. r Die Erwartungen von Ehrenamtlichen haben sich • neue Ehrenamtliche die Chance geben, in verant- geändert. wortlichen Positionen und in längerfristiges Engage- Die Freiwilligen von heute haben klare Vorstellungen ment hineinzuwachsen. davon, wie sie in Organisationen tätig werden möch- • neue Ehrenamtliche an Entscheidungen beteiligen ten. Auf der anderen Seite sind die Erwartungen von und Vereinsarbeit transparent gestalten. Organisationen an ihre ehrenamtlichen Mitarbeiter • neue, zeitgemäße Formen der Anerkennung von und Mitarbeiterinnen größer geworden. Die Gewin- ehrenamtlicher Arbeit entwickeln. 2 https://de.wikipedia.org/wiki/Freiwilligenmanagement, Stand: 27.08.2018 3 Akademie für Ehrenamtlichkeit, Berlin, in Anlehnung an Biedermann, 1999 4 Internetauftritt: Arbeitsunterlagen von BENEVOL Schweiz, Voraussetzungen für ein erfolgreiches Freiwilligen-Manage- ment, hier Kapitel c. Voraussetzungen für ein erfolgreiches Freiwilligen-Management, Schaffhausen, www.benevol.ch (Version 01.2012) 5 Vgl. Protokoll „Konsultation zum Thema Ehrenamt - Treffen von Akteuren am 2. Juli 2012 im Ministerium der Deutsch- sprachigen Gemeinschaft, Eupen, Seite 6 EHRENAMT IN OSTBELGIEN 9
2 HERAUSFORDERUNGEN IN DER ZUSAMMENARBEIT MIT EHRENAMTLICHEN 2.3 WIE GEWINNE ICH EHRENAMTLICHE? Die „traditionelle“ Art des Werbens von Freiwilligen durch persönliche Ansprache und die anschließenden Überlegungen, wo man die Interessenten am besten in der Organisation einsetzen kann, reichen allein nicht aus, um vorhandenes Engagementpotenzial zu entdecken und zu aktivieren. In Ostbelgien beispielsweise können sich, je nach Ehrenamtsbereich, zwischen 23 % und 70 % prinzipiell vorstellen, sich ehrenamtlich zu engagieren.6 Dieses große Potenzial muss man zielgenau und konkret ansprechen. Einige Anregungen dazu gibt die Akademie für Ehrenamtlichkeit.7 FORMULIEREN SIE EIN KONKRETES kennen sie Menschen mit ähnlichen Interessen. EHRENAMTSANGEBOT SAGEN SIE, WAS SIE IHREN EHRENAMTLICHEN Wen suchen Sie überhaupt? Machen Sie sich BIETEN KÖNNEN Gedanken, welche Person Sie mit welchem Profil für welche Tätigkeit suchen? „Menschen, die sich gerne • neue Kontakte knüpfen engagieren wollen, fühlen sich durch ein konkretes • neue Erfahrungen machen Angebot, das in ihrer Sprache verfasst wurde, eher • für einen Verein arbeitet, der eine hohe angesprochen als durch eine allgemeine Botschaft.“ 8 Anerkennung in der Gesellschaft hat • kostenlos an Weiterbildungen teilnehmen EHRENAMTSARBEIT SOLL SPASS MACHEN • den Verein mitgestalten • Beschreiben Sie in Ihrer Werbung, warum die Arbeit SORGEN SIE FÜR EINE STÄNDIGE PRÄSENZ in Ihrer Organisation Spaß macht. IN DER ÖFFENTLICHKEIT • Sagen Sie, was Ihre Organisation attraktiv und sexy macht. Gehen Sie nicht nur an die Öffentlichkeit, wenn • Werben Sie mit konkreten Erlebnisberichten von Sie neue Ehrenamtliche suchen. Nutzen Sie Ihre Ehrenamtlichen, die bereits bei Ihnen tätig sind. Öffentlichkeitsarbeit dazu, um Ihre Projekte und ihre • Sorgen Sie dafür, dass die Leistungen und Erfolge Erfolge aufzuzeigen, Ihre Herausforderungen für die Ihrer Ehrenamtlichen entsprechend innerhalb des Zukunft zu kommunizieren und auf Ihre Kontakte Vereins aber auch in der Öffentlichkeit gewürdigt mit Sponsoren und politischen Entscheidungsträgern werden. hinzuweisen. Zeigen sie in der Öffentlichkeit, wie attraktiv Ihre Organisation ist. IHRE DERZEITIGEN EHRENAMTLICHEN SIND DIE BESTEN WERBETRÄGER NUTZEN SIE DIE UNTERSCHIEDLICHEN MEDIEN FÜR IHRE WERBUNG Binden Sie Mitarbeiter als Botschafter in die Anwerbung neuer Ehrenamtlicher mit ein. Bestimmt • regionale Zeitungen und Werbeblätter (Sorgen Sie für Win-Win-Situationen, in dem Sie auch einmal eine bezahlte Anzeige schalten) • nutzen Sie die neuen sozialen Medien wie beispielsweise Twitter, Facebook und Google+ (Informieren Sie sich vorab aber auch über die Risiken, die solche neuen Medien mit sich bringen) • stellen Sie kleine Videos auf www.youtube.com zur Verfügung. Mit den heutigen Smartphones lässt sich das relativ einfach machen. • nutzen Sie Wochenmärkte, Fußgängerzonen und größere Veranstaltungen, um interessierte Personen persönlich anzusprechen und auf ihren Verein aufmerksam zu machen • lassen Sie Ihre ehrenamtlichen Mitarbeiter zu Wort kommen und über ihre Arbeit berichten. 6 Ergebnisse einer demoskopischen Befragung für die Deutschsprachige Gemeinschaft, „polis/sinus“ Gesellschaft für Sozial- und Marktforschung mbH, Deidesheim, 11.07.2012, Kap. 4.2 Potenziale 7 Freiwilligen-Management, Carola Reifenhäuser, Sarah G. Hoffmann, Thomas Kegel, Ziel-Verlag, Augsburg, 2. überarbeitete Auflage 2012 8 Freiwilligen-Management, ebenda S. 90 10
HERAUSFORDERUNGEN IN DER ZUSAMMENARBEIT MIT EHRENAMTLICHEN 2 ACHTEN SIE BEI IHRER ÖFFENTLICHKEITSARBEIT AUF FOLGENDE REGELN • Beachten Sie die Persönlich- • Nutzen Sie die unterschiedlichen • Überprüfen Sie, ob der Einsatz keitsrechte und die Bestimmun- Medien parallel und verweisen von Internet zu ihrer Zielgruppe gen der EU-Datenschutzgrund- Sie darauf. Beispielsweise ver- passt. verordnung 9 weisen Sie in Ihrem Presseartikel auf Ihren Internetauftritt oder • Achten Sie darauf, dass Ehren- • Wenn Sie um neue Ehren- machen Sie auf Ihrer Homepage amtliche bei Ihnen die Mög- amtliche werben, achten Sie einen Link zu Ihrem Video auf lichkeit haben, auch nur für darauf, dass Mitarbeiter des YouTube. Lassen Sie Ehrenamtli- zeitlich begrenzte Projekte und Vereins gut für Nachfragen zu che mit konkreten Beispielen zu Aufgaben zu arbeiten. Wer erreichen sind. Eine „verpatzte“ Wort kommen. möchte sich schon für 20 Jahre Kontaktaufnahme wirkt demoti- Vorstandsarbeit verpflichten? vierend. • Versuchen Sie Ihr Anliegen möglichst kreativ zu kommuni- zieren DER 5A-PROZESS ZUR GEWINNUNG VON FREIWILLIGEN10 Der 5 A-Prozess zur Bewerbung Entwickeln Sie ein ansprechendes von Engagement- Engagementangebot mit angeboten diesen Informationen. Was bieten wir Engagierten? z.B. Fortbildungen, Kostenerstattung, Einarbeitung, Versicherungsschutz, … Wie viel Zeit sollen die Engagierten „spenden“ ? Welche Fähigkeiten/Fertigkeiten sollen sie mitbringen oder wären wünschenswert ? Für welches Aufgaben suchen wir Engagierte? Was genau soll der/die Engagierte tun (und was nicht)? Finden Sie einen attraktiven Titel für das Engagement. Wer sind wir und was tun wir? Was macht uns attraktiv? Was macht es für Freiwillige attraktiv sich gerade bei uns zu engagieren? Welche Zielgruppe und welche Motive/Interessen wollen wir ansprechen? Packen Sie die Menschen an ihren Motiven! Wählen Sie einen für die Zielgruppe passenden Werbeweg. ©Reifenhäuser, Kegel 12014 9 Die EU-Datenschutzgrundverordnung siehe Internetaufruf am 16.10.2018 https://ec.europa.eu/commission/priorities/ justice-and-fundamental-rights/data-protection/2018-reform-eu-data-protection-rules_de 10 Carola Reifenhäuser, Thomas Kegel, 2008 EHRENAMT IN OSTBELGIEN 11
2 HERAUSFORDERUNGEN IN DER ZUSAMMENARBEIT MIT EHRENAMTLICHEN 2.4 WO KANN ICH MICH ENGAGIEREN? DIE EHRENAMTSBÖRSE EMJA Auf der einen Seite suchen Vereine Ehrenamtliche für ihre Ehrenamtsprojekte und auf der anderen Seite wissen potenzielle Ehrenamtliche nicht, wo sie sich engagieren können. Diese beiden Aspekte bringt die Online- Ehrenamtsbörse www.emja.be zusammen. Auf der Webseite stellen sich Organisationen und Vereine vor, die für ihre Ehrenamtsprojekte Freiwillige suchen. Bitte nutzen Sie dieses Instrument, um sich als Organisation der Öffentlichkeit zu präsentieren und neue Ehrenamtliche für konkrete Projekte zu werben. Einen guten Überblick gibt Ihnen auch die Webseite der König-Baudouin-Stiftung. www.gutesache.be 2.5 WIE BINDE ICH EHRENAMTLICHE IN MEINE VEREINSARBEIT EIN? Die sozialen Dienste der Stadt Zürich machen in ihrem Handbuch „Freiwilligenarbeit“ 11 folgende Empfehlungen für die Einbindung von Ehrenamtlichen in die Vereinsarbeit: EINFÜHRUNG IN DIE ORGANISATION UND MOTIVATION Es gibt unterschiedliche Phasen bei der Einführung eine starke Motivation und Bindung an den Verein von Ehrenamtlichen in meinen Verein: spürbar. Für diese ist es wichtig „Personalentwick- lung“ zu betreiben. Personalentwicklung bedeutet r Die Ehrenamtlichen werden durch die Verantwort- hier, Mitglieder und Mitarbeiter zu motivieren, zu lichen in ihre Tätigkeit eingeführt führen und in die Vereinsarbeit einzubinden.“ 12 Sie lernen Gebäude, Räumlichkeiten und Infrastruk- tur kennen. Sie werden mit den Kolleginnen und Kol- Das langfristige Ziel dieser Personalentwicklung ist, legen (haupt- oder ehrenamtlich) bekannt gemacht. aktiv für Führungsnachwuchs zu sorgen und diesen zu ermutigen, Verantwortung im Verein zu über- r Startgespräch nehmen. Interessierte Vereinsvorstände verweisen In einem ausführlichen Startgespräch werden die wir auf das Seminar Freiwilligenmanagement, das Ehrenamtlichen informiert über Zielsetzungen, regelmäßig in der Deutschsprachigen Gemeinschaft Leitbild und Arbeitsweise der Organisation, über angeboten wird. Siehe dazu auch das Kapitel „Semi- Versicherungen und Formen der Entschädigung. Die nar Freiwilligenmanagement“ in diesem Handbuch. Informationen sollten schriftlich festgehalten wer- den (siehe Vereinbarung über die Zusammenarbeit). r Motivation Das Gesetz über die Rechte der Freiwilligen sieht Das Amt der Vorarlberger Landesregierung be- eine Informationspflicht gegenüber den Ehrenamtli- schreibt die neue Motivationshaltung Ehrenamt- chen vor. licher 13: Werte- und Motivforscher sprechen von neuen Motivbündeln, die das unbezahlte Engage- r Beteiligung ment der Menschen erklären: Der „Spaßfaktor“ Sie werden in die Entscheidungs- und Informati- steht derzeit im Vordergrund, „Helfen und Pflicht- onsstrukturen der Organisation eingebunden, um bewusstsein“ sind nach wie vor wichtig, aber auch Transparenz und Partizipation für die Ehrenamtli- „Gestaltungswille und Ich-Bezug“. Engagierte Frauen chen zu gewährleisten. Dazu ist es auch notwen- und Männer wollen sich auch im Bereich der Frei- dig, mitzuteilen, bei welchen Fragen Ehrenamtliche willigenarbeit „selbst verwirklichen“, wollen ihre Um- beteiligt werden und bei welchen Fragen nicht. welt aktiv mitgestalten und etwas tun, das Sinn und Freude macht. Lebenslange Vereinsmitgliedschaften r Personalentwicklung sind nicht für alle der richtige Weg. Man will sich z. „Naturgemäß ist bei jenen Mitgliedern, die sich für B. nur für gewisse Zeiträume und für bestimmte die Gründung des Vereins eingesetzt haben oder an Anliegen engagieren und zieht dabei Teamarbeit „vorderster Front“ des Vereins mitarbeiten, bereits starren Strukturen vor. 11 Handbuch Freiwilligenarbeit, soziale Dienste der Stadt Zürich, September 2008, Seite 9 12 Vorarlberger Vereinshandbuch, Amt der Vorarlberger Landesregierung, Büro für Zukunftsfragen, Bregenz, Österreich 2008, Seite 49, https://vorarlberg.at/web/ land-vorarlberg/suche?_ScopeSearch_WAR_ScopeSearchportlet_formDate=1548755208641&p_p_id=ScopeSearch_WAR_ScopeSearchportlet&p_p_lifecycle=0&p_p_ state=normal&p_p_mode=view&p_p_col_id=column-1&p_p_col_count=1&_ScopeSearch_WAR_ScopeSearchportlet_mvcPath=%2Fhtml%2Fsearch.jsp&_ScopeSearch_ WAR_ScopeSearchportlet_assetCategoryIds=&_ScopeSearch_WAR_ScopeSearchportlet_keywords=Vereinshandbuch 13 Vorarlberger Vereinshandbuch, Amt der Vorarlberger Landesregierung, Büro für Zukunftsfragen, Bregenz, Österreich 2008, Seite 49-50, https://vorarlberg.at/web/ land-vorarlberg/suche?_ScopeSearch_WAR_ScopeSearchportlet_formDate=1548755208641&p_p_id=ScopeSearch_WAR_ScopeSearchportlet&p_p_lifecycle=0&p_p_ state=normal&p_p_mode=view&p_p_col_id=column-1&p_p_col_count=1&_ScopeSearch_WAR_ScopeSearchportlet_mvcPath=%2Fhtml%2Fsearch.jsp&_ScopeSearch_ WAR_ScopeSearchportlet_assetCategoryIds=&_ScopeSearch_WAR_ScopeSearchportlet_keywords=Vereinshandbuch 12
HERAUSFORDERUNGEN IN DER ZUSAMMENARBEIT MIT EHRENAMTLICHEN 2 VERANTWORTLICHE IN VEREINEN UND ORGANISATIONEN SOLLTEN FOLGENDE ANREGUNGEN BEHERZIGEN: • Suchen Sie nach den Be- klima in Ihrem Verein, bei- weggründen der Einzelnen spielsweise durch Lob und • Beteiligen Sie Mitglieder und – außerhalb des eigentlichen Anerkennung sowie durch gute Ehrenamtliche konsequent an Vereinszwecks – für die Mit- Arbeitsvoraussetzungen. der Entscheidungsfindung im gliedschaft im Verein. Verein. • Besprechen Sie immer wieder • Gehen Sie stärker auf die Be- die besonderen Vorzüge Ihrer • Fördern Sie das positive soziale dürfnisse der einzelnen Moti- Vereinskultur. Klima im Verein. vationsgruppen ein und richten Sie einzelne Events an diesen • Motivieren Sie zu einem regen • Schaffen Sie Visionen für die Bedürfnissen aus. Ideenaustausch zum Beispiel Zukunft. zum Jahresschwerpunkt Ihrer • Betrachten Sie die Vereinsmit- Organisation im Folgejahr: Or- • Vernachlässigen Sie Spaß und glieder als Kunden. Kommen Sie ganisieren Sie deshalb regel- Humor nicht. Zum Beispiel ihrem Wunsch nach Individuali- mäßige Treffen der Ehrenamtli- indem Sie in Ihrer Vereinszeit- tät entgegen. chen in Ihrer Organisation. schrift Raum für Anekdo- ten lassen, indem Sie Feiern • Bleiben Sie hellhörig in Bezug • Nehmen Sie konstruktive Kritik organisieren und insgesamt auf die Wünsche und Bedürf- ernst. darauf achten, dass die Ehren- nisse der Mitglieder. amtlichen in Ihrer Organisation • Setzen Sie auf das Prinzip des etwas zu lachen haben. • Sorgen Sie für ein Wohlfühl- Teams und der Ebenbürtigkeit. Eine nachhaltige Zusammenarbeit mit Freiwilligen ist Personal). Nehmen Sie insbesondere Ängste und Bestandteil der Organisationskultur. Aufgrund der Vorbehalte der Hauptamtlichen gegenüber Freiwilli- Bedeutung von Freiwilligenarbeit ist die Planung der gen ernst. Ohne das Verständnis und die Akzeptanz Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen und die Bereit- der Hauptamtlichen können Freiwilligeneinsätze nicht stellung notwendiger Ressourcen eine klare Aufgabe erfolgreich sein. für Leitungspersonal (Vorstand und hauptamtliches DIE SCHWEIZERISCHE DACHORGANISATION FÜR FREIWILLIGENARBEIT, BENEVOL EMPFIEHLT DIE ERSTELLUNG EINES KONZEPTS ZUR FREIWILLIGENARBEIT MIT FOLGENDEM INHALT: 14 • Beschreibung des Stellenwerts der Freiwilligenar- • Richtlinien für die Arbeit mit Freiwilligen (Standards, beit: Warum ist die Arbeit mit Freiwilligen wichtig Merkblätter, Ansprechpersonen usw.), für unsere Organisation? • Leistungen der Einsatzorganisation (Unterstützung, • klar beschriebene Einsatzmöglichkeiten für Ehren- Qualifizierung, Partizipation, Formen der Anerken- amtliche, nung usw.), • genaue Definition der Rollen, Aufgaben und Ver- • Evaluationsprozesse, pflichtungen der bezahlten Angestellten und der • Formen der Dokumentation der geleisteten Arbeit, Freiwilligen, • Bereitstellen der notwendigen Ressourcen (Finan- • Aufgaben der Freiwilligenkoordination, zen, Personal, Strukturen). • Abläufe und Zuständigkeiten im Verein, 14 Internetauftritt: Arbeitsunterlagen von BENEVOL Schweiz, Voraussetzungen für ein erfolgreiches Freiwilligen-Manage- ment, hier Kapitel c. Voraussetzungen für ein erfolgreiches Freiwilligen-Management, Schaffhausen, www.benevol.ch (Version 01.2012) EHRENAMT IN OSTBELGIEN 13
2 HERAUSFORDERUNGEN IN DER ZUSAMMENARBEIT MIT EHRENAMTLICHEN 2.6 WIE KANN ICH DAS ENGAGEMENT DER EHRENAMTLICHEN ANERKENNEN? Ehrenamtliche empfinden ihr Engagement in der Regel als erfüllend – es ist aber auch sehr zeitintensiv und erfordert viel Geduld und Einfühlungsvermögen. Es ist deshalb wichtig, den Freiwilligen dauerhaft Wertschätzung zu zeigen: Denn Anerkennung motiviert, fördert die Bindung der Ehrenamtlichen an ein Projekt und hilft den Projekten, neue Freiwillige zu gewinnen. Auf welche Weise die Anerkennung ausgesprochen wird, hängt von der Art des Projekts, des Vereins und nicht zuletzt vom Budget ab. Das Ideenhandbuch der deutschen Initiative „Zusammenwachsen“ und des deutschen Bundesfamilienministeriums enthält einige Anregungen:15 Die Anerkennung und Honorierung von ehrenamtlicher • Planen Sie in Ihrem Budget Finanzen für die Aner- Arbeit hat sich ebenso entwickelt wie die Erwartungs- kennung ein. haltung von Ehrenamtlichen. Neben den traditionel- len Formen der Anerkennung in Form von Medaillen, Die Art und Weise der Anerkennung ehrenamtlicher Urkunden und „Geschenkkörben“ haben sich zahlreiche Arbeit hängt natürlich auch immer vom Budget ab, neue Formen der Anerkennung entwickelt, die sich das den Vereinen und Projekten zur Verfügung steht. orientieren an: Nachstehend finden Sie eine Reihe von Ideen für un- terschiedliche Budgets.17 • den Finanzmöglichkeiten des Vereins, • der Tradition und dem Selbstverständnis des Vereins, r Anerkennung ohne Budget • und vor allem der Persönlichkeit des Ehrenamtlichen, der zu ehren ist. • Freundlichkeit und Respekt im Umgang mit Ehren- amtlichen sollten selbstverständlich sein. r Auf jeden Fall sollte Anerkennung 16 • Interessieren Sie sich für den Menschen, der hinter dem Ehrenamtlichen steht. Freiwilligenmanagement • persönliche Vorlieben berücksichtigen ist Beziehungsmanagement! • aufrichtig sein • Heben Sie die besonderen Leistungen eines Ehren- • zeitnah erfolgen amtlichen bei entsprechenden Anlässen hervor. • kontinuierlich stattfinden • Richten Sie einen Briefkasten für Kritik und Ver- • die Verhältnismäßigkeit wahren besserungsvorschläge ein. Betonen Sie, dass auch • zum Projekt passen anonyme Meldungen willkommen sind. • verschiedene Personen einbinden • Geben Sie attraktive Einladungen (Empfänge, Eh- rungen, Vernissagen, usw.) auch einmal an Ehren- r Verankern Sie das Thema „Anerkennung“ amtliche weiter. in Ihrem Verein oder Projekt • Binden Sie Ehrenamtliche in die Entscheidungspro- zesse des Vereins oder des Projektes ein. • Benennen Sie eine Person, die sich um Fragen der Anerkennung kümmert. r Anerkennung mit geringem Budget • Denken Sie bei der Planung von Veranstaltungen usw. immer auch an ein Dankeschön an alle Ehren- Die Kosten sind mit weniger als 5 Euro zu berechnen. amtlichen. Der Zeitaufwand liegt bei maximal einer Stunde. • Denken Sie bei der Projektplanung immer daran, feste Prozesse und Ereignisse der Anerkennung ein- • Nehmen Sie sich regelmäßig Zeit für Gespräche mit zuplanen (z. B. Dankesbriefe, eine kleine Aufmerk- Ihren Ehrenamtlichen. samkeit für jeden, Würdigung bei Veranstaltungen • Machen Sie sich Gedanken über kleine Aufmerksam- wie Weihnachts- und Neujahrsfeiern, Personalver- keiten und Geschenke. sammlungen, usw.). • Organisieren Sie regelmäßige Treffen mit Ehren- • Überprüfen Sie regelmäßig, wie Ihre Formen der amtlichen zum Erfahrungsaustausch oder nur zum Anerkennung bei den Ehrenamtlichen ankommen. „gemütlichen Beisammensein“. • Weisen Sie bei der Außendarstellung des Vereins • Suchen Sie nach Weiterbildungsmöglichkeiten, die oder des Projekts immer auf die wertvolle und wich- den Interessen Ihrer Ehrenamtlichen entsprechen tige Arbeit von Ehrenamtlichen hin. und die kostenlos sind. • Weisen Sie bei Kontakten zu politischen Vertretern auf • Gestalten Sie eine Fotowand, die Ehrenamtliche in die unverzichtbare Arbeit von Ehrenamtlichen hin. Ihrer Tätigkeit zeigen. 15 Internetauftritt der Initiative „Zusammenwachsen“, einleitender Text zum Ideenhandbuch für die Anerkennung bürgerschaftlichen Engagements, Stand 09.11.2012 16 Ideenhandbuch für die Anerkennung bürgerschaftliches Engagements in Patenschafts- und Mentoringprojekte, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Aktion zusammenwachsen, Juni 2009, Seite16ff 17 Ideenhandbuch für die Anerkennung bürgerschaftlichen Engagements, Seite 29 ff 14
HERAUSFORDERUNGEN IN DER ZUSAMMENARBEIT MIT EHRENAMTLICHEN 2 • Fragen Sie bei der Regierung der Deutschsprachigen • Stellen Sie einen qualifizierten Nachweis der eh- Gemeinschaft nach, ob es Freiexemplare aus dem renamtlichen Tätigkeiten aus. Verwenden Sie keine Buchbestand der Deutschsprachigen Gemeinschaft Standardformulierungen, sondern machen Sie sich geben kann. Gedanken über die Stärken des einzelnen Ehrenamt- • Fragen Sie im Ministerium der Deutschsprachigen lichen. Drucken Sie den Nachweis auf hochwertigem Gemeinschaft nach, welche Möglichkeiten der Bezu- Papier aus. schussung es für Organisationen gibt, um langjähri- gen ehrenamtlichen Einsatz zu honorieren. r Anerkennung mit größerem Budget • Senden Sie Karten- und Blumengrüße zum Geburts- tag / Jahreswechsel. Die Kosten liegen bei mehr als 15 Euro. Der Zeitauf- wand beträgt mindestens zwei Stunden. r Anerkennung mit mittlerem Budget • Kaufen Sie originelle Geschenke, die zum einzelnen Die Kosten liegen zwischen 5 bis 15 Euro. Der Zeitauf- Ehrenamtlichen passen. wand liegt zwischen ein bis zwei Stunden. • Verschenken Sie hochwertige „Vereinskleidung“ mit Vereinslogo. Erfragen Sie vorher die Kleidergrößen, • Informieren Sie Ihre Ehrenamtlichen regelmäßig um Überschüsse zu vermeiden. über das Vereinsleben und über anstehende Pro- • Nehmen Sie an der Vergabe von Ehrenamtspreisen, jekte. Nutzen Sie die Möglichkeiten von Newsletter Auszeichnungen usw. teil und würdigen Sie dadurch und Mailing (am besten kostengünstig per E-Mail die Leistung Ihrer Ehrenamtlichen. Erkundigen Sie – die Adressen der Ehrenamtlichen sollten Sie bei sich bei der Kulturministerin bezüglich der Anerken- verschiedenen Anlässen sammeln. Wer keine hat, nung durch die „Kulturnadel der Deutschsprachigen bekommt gerne Post von Ihnen). Gemeinschaft“. • Entwerfen Sie Visitenkarten, die Ihre Ehrenamtlichen • Organisieren Sie ein gemeinsames, kostengünstiges als Mitarbeiter Ihres Vereins oder Projektes auswei- Essen mit allen Ehrenamtlichen. sen. • Übernehmen Sie die Einschreibegebühr für Weiter- • Verschenken Sie Gutscheine, die im Einzelhandel im bildungen. Dorf oder in der Stadt eingetauscht werden können. • Verschenken Sie Gutscheine für Kinobesuche und • Versehen Sie Gebrauchsgegenstände mit dem Logo Kulturveranstaltungen. Denken Sie bitte daran, je- Ihres Vereins und verschenken Sie diese gezielt an weils zwei Gutscheine zu verschenken (Partner bzw. Ehrenamtliche, z. B. Tassen, Kalender, USB-Sticks, Partnerin). Mousepads, T-Shirts. • Organisieren Sie bei Ihren Weihnachtsfesten und Vereinsfesten eine kleine „Wichtelei“. WIE VERABSCHIEDE ICH EHRENAMTLICHE AUS MEINER ORGANISATION? Es gibt viele Gründe für das organisieren, dann sollten Sie dies denen Vorstand oder Ehrenamts- Ausscheiden von ehrenamtlichen für alle langjährigen ehrenamtli- betreuer nichts wissen? Wurden Mitarbeitern. Einige möchten neue chen Mitarbeiter*innen tun. regelmäßig Gespräche mit den Ehrenamtsfelder kennenlernen, Ehrenamtlichen geführt, so dass andere möchten mehr Freizeit ge- Daneben gibt es aber auch Eh- Unzufriedenheit früher erkannt nießen. Wichtig ist, dass Sie eine renamtliche, die im Streit oder werden konnte? Es ist wichtig, sich „Verabschiedungskultur“ im Verein unzufrieden Ihren Verein oder um unzufriedene ehrenamtliche entwickeln, die die langjährige Ihr Projekt verlassen. Versuchen Mitarbeiter zu kümmern. Unzu- Arbeit honoriert. Dabei sollte die Sie, mit diesen Ehrenamtlichen ins friedene Mitarbeiter sind auch Form der Verabschiedung ver- Gespräch zu kommen. Wo liegen Botschafter für Ihr Projekt oder gleichbar und angemessen sein. die Gründe für das Ausscheiden? Ihren Verein, allerdings in dieser Wenn Sie für eine Ehrenamtliche, War die Wertschätzung für die Situation häufig mit negativer die nach 25 Jahren ihre Tätigkeit ehrenamtliche Arbeit angemes- „Mund-zu-Mund-Propaganda“! beendet, ein großes Abschiedsfest sen? Gibt es Personalkonflikte, von EHRENAMT IN OSTBELGIEN 15
2 HERAUSFORDERUNGEN IN DER ZUSAMMENARBEIT MIT EHRENAMTLICHEN 2.7 WAS SOLLTE MAN BEI EINEM ERSTGESPRÄCH BEACHTEN? Laut Artikel 4 des Gesetzes über die Rechte der Frei- Die im ersten Absatz erwähnten Informationen können willigen18 in Belgien muss die Organisation ihre Ehren- auf beliebige Weise übermittelt werden. Die Beweislast amtlichen über folgende Aspekte informieren: obliegt der Organisation. • über das uneigennützige Ziel und die Rechtsform Neben diesen gesetzlichen Bestimmungen sollte ein der Organisation; wenn es sich um eine nichtrechts- Erstgespräch folgende Punkte behandeln. fähige Vereinigung handelt, über die Identität des oder der Verantwortlichen der Vereinigung, Sie informieren den Interessenten über: • über den in Artikel 6 § 1 erwähnten Versiche- rungsvertrag, den sie für die Freiwilligenarbeit • Einsatzmöglichkeiten für Ehrenamtliche, abgeschlossen hat; wenn es sich um eine Vereini- • Einarbeitung, gung handelt, die für den durch einen Freiwilligen • Begleitung, verursachten Schaden im Sinne von Artikel 5 nicht • Feste und Ausflüge für Ehrenamtler, zivilrechtlich haftet, über die Haftungsregelung, die • Fortbildungen, auf den durch den Freiwilligen verursachten Scha- • Ausstellung einer qualifizierten Bescheinigung über den Anwendung findet, und über die eventuelle die Ausübung der ehrenamtlichen Tätigkeit, Deckung dieser Haftpflicht durch einen Versiche- • Schweigepflicht und Datenschutz rungsvertrag, • und darüber, wie der Ehrenamtliche sein Engage- • darüber, ob andere mit der Freiwilligenarbeit ver- ment beenden kann. bundene Risiken durch einen Versicherungsvertrag gedeckt sind und, wenn ja, welche, Sie fragen den Interessenten nach: • darüber, ob Entschädigungen für Freiwilligenarbeit ausgezahlt werden und, wenn ja, welche und in wel- • Beweggründen für sein Engagement bei Ihnen, chen Fällen, • woher er von der Möglichkeit des Ehrenamts gehört • über die Möglichkeit, dass er Kenntnis bekommt von hat, Geheimnissen, auf die Artikel 458 des Strafgesetz- • zeitliche Einsetzbarkeit (ab wann, Wochentage, Ta- buches Anwendung findet. geszeit, Stundenanzahl, kontinuierlich oder projekt- bezogen), • konkrete Vorstellungen über ein Einsatzgebiet, • Tätigkeiten, die gar nicht infrage kommen, • Erwartungen an die Tätigkeit, • sonstigen Erwartungen, • Interessen und Kompetenzen, • Erfahrungen mit ehrenamtlichen Tätigkeiten. Sie klären mit dem Interessenten: • (gegebenenfalls) Bedenken bezüglich einer Zusam- menarbeit, • die Dauer der Bedenkzeit, • die nächste Kontaktaufnahme, • eventuell Vereinbarung eines „Schnuppertages“. 18 3 JUILLET 2005. - Loi relative aux droits des volontaires http://www.ejustice.just.fgov.be/cgi_loi/loi_a1.pl?DETAIL=2005070359%2FF&caller=list&row_id=1&nume- ro=5&rech=6&cn=2005070359&table_name=LOI&nm=2005022674&la=F&dt=LOI&language=fr&fr=f&choix1=ET&choix2=ET&fromtab=loi_all&trier=promulgation&cher- cher=t&ddda=2005&sql=dt+contains++%27LOI%27+and+dd+%3D+date%272005-07-03%27and+actif+%3D+%27Y%27&tri=dd+AS+RANK+&dddj=03&dddm=07&im- gcn.x=19&imgcn.y=2#LNKR0005#LNKR0005 16
HERAUSFORDERUNGEN IN DER ZUSAMMENARBEIT MIT EHRENAMTLICHEN 2 2.8 WIE MOTIVIERT UND BINDET MAN MITGLIEDER AN DIE ORGANISATION? 19 Naturgemäß ist bei jenen Mitgliedern, die sich für die Gründung des Vereins eingesetzt haben oder an „vorders- ter Front“ des Vereins mitarbeiten, bereits eine starke Motivation und Bindung an den Verein spürbar. Für sie wird „Personalentwicklung“ ein unumgängliches Thema werden, um Mitglieder und Mitarbeiter motivieren, füh- ren und halten zu können. Über entsprechende Möglichkeiten der Weiterbildung informieren wir Sie im Kapitel „Ehrenamt und Weiterbildung“ in diesem Handbuch. Anregungen r Untersuchen Sie die Strukturen Ihres Vereins und r Bleiben Sie hellhörig in Bezug auf die Wünsche und benennen Sie die verschiedenen Motivationsgrup- Bedürfnisse der Mitglieder. pen, z. B: - Motivation „Verantwortung, Entscheiden, Gestalten“; r Schaffen Sie Visionen für die Zukunft. Beteiligen Sie Motivationsgruppe: Vorstände Ihre ehrenamtlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterin- - Motivation „Mitmachen“; Motivationsgruppe: viel- nen an der Diskussion über das Leitbild der Organi- seitig einsetzbare Leute mit Spaß an Gruppen- und sation. Diskutieren Sie mit Ihren Ehrenamtlichen die Teamarbeit Frage, wie der Verein bzw. wie die Organisation sich - Motivation „neue Leute kennenlernen“; Motivati- in den nächsten Jahren positioniert und welche Rolle onsgruppe: Neugierig sein; das erfordert: offenes er spielen kann. Vereinsklima mit viel Gelegenheit zu informellen Treffen, zum Austausch r Machen Sie sich bewusst, dass Sie die Atmosphäre - Motivation „Helfen“; Motivationsgruppe: Personen, im Verein bestimmen. die bei sozialen Projekten mitwirken wollen - Motivation „Fähigkeiten ausleben/einbringen“; r Sorgen Sie aktiv für Spaß und Humor. Motivationsgruppe: Personen, die ihre Fähigkeiten gewertschätzt haben wollen. r Betrachten Sie die Vereinsmitglieder als Kunden. Kom- men Sie ihrem Wunsch nach Individualität entgegen. 19 Vgl. Vorarlberger Vereinshandbuch, S. 49, https://vorarlberg.at/documents/21336/41036/Vereinsleben.pdf/9b5f5596-c4d0-4d19-a2ac-5a04eeedd320, EHRENAMT IN OSTBELGIEN 17
2 HERAUSFORDERUNGEN IN DER ZUSAMMENARBEIT MIT EHRENAMTLICHEN 2.9 WELCHE STANDARDS DER FREIWILLIGENARBEIT GIBT ES? 20 Freiwilligenarbeit ist ein gesellschaftlicher Beitrag an Mitmenschen und Umwelt. Sie wird unentgeltlich und zeitlich befristet geleistet. Freiwilligenarbeit ergänzt und unterstützt die sozialversicherungspflichtige Arbeit, tritt zu ihr aber nicht in Konkurrenz. Anerkennung der Freiwilligenarbeit Begleitung der Freiwilligen Freiwillige haben ein Anrecht auf persönliche und Die Ehrenamtsorganisation benennt eine Ansprechper- öffentliche Anerkennung ihrer Leistung. son (Verantwortliche) für die Freiwilligen. Ihre Aufgabe Freiwilligenarbeit braucht zeitgemäße Rahmenbedin- ist es, die Freiwilligen einzuführen, zu begleiten und zu gungen. […] Als geeignete Formen der Anerkennung unterstützen. Diese Person vertritt auch die Interessen sollten besonders erwähnt werden: der Freiwilligen innerhalb der Institution. • die Einbindung in die Informations- und Entschei- Den Freiwilligen sollte die Möglichkeit zum Erfahrungs- dungsstrukturen der Organisation, austausch in Gruppen angeboten werden.21 Besonders • die selbstverständliche Übernahme von Kosten, die Freiwillige, die ihre Tätigkeit alleine ausüben, schätzen dem Ehrenamtlichen entstanden sind, diese Möglichkeit. Das gilt zum Beispiel für die Fahrer • die Übernahme von Weiterbildungskosten durch die von Seniorenfahrdiensten oder die Animatoren von Organisation. Jugendgruppen. Arbeitsbedingungen Zusammenarbeitsvereinbarung Freiwillige oder ehrenamtliche Arbeit soll in der Regel Es empfiehlt sich auch bei kleineren Einsätzen, gegen- nicht mehr als 4 - 6 Stunden pro Woche in Anspruch seitige Erwartungen und Vereinbarungen schriftlich nehmen. Der Zugang zur Infrastruktur (Räume, Foto- festzuhalten und die Dauer oder Fortsetzung des kopierer usw.) soll gewährleistet sein. Einsatzes regelmäßig zu besprechen. Die Freiwilligen bestimmen Art, Umfang und Dauer ihres Einsatzes. 20 Handbuch Freiwilligenarbeit, Soziale Dienste der Stadt Zürich, September 2008 21 Handbuch Freiwilligenarbeit, Soziale Dienste der Stadt Zürich, September 2008, Anhang A2 18
HERAUSFORDERUNGEN IN DER ZUSAMMENARBEIT MIT EHRENAMTLICHEN 2 Auswertung der Freiwilligenarbeit Laut Gesetz müssen Freiwillige während ihres Einsatzes Freiwilligenarbeit soll regelmäßig ausgewertet werden, durch die Organisation versichert werden (Haftpflicht). um zu schauen, ob der Freiwillige noch mit sich und Darüber hinaus sollten die Freiwilligen für besondere seinem Verein zufrieden ist. Themen einer Auswertung Risiken versichert werden. Siehe dazu auch das Kapitel könnten sein: Entspricht die Freiwilligenarbeit noch „Wie versichere ich mich sinnvoll?“ in diesem Handbuch. meinen Vorstellungen? Habe ich die notwendigen Bedin- gungen? Ist die Arbeitsbelastung angemessen? Bin ich Die geleisteten Arbeit nach innen und außen kommu- an den Entscheidungen im Verein beteiligt? Das regel- nizieren mäßige Gespräch – einzeln oder angeleitet in Gruppen Organisationen, die mit Ehrenamtlichen arbeiten, bezie- – dient dem Erfahrungsaustausch, der gegenseitigen hen die Freiwilligenarbeit in die Darstellung des Ver- Unterstützung und der Auswertung der geleisteten eins mit ein. Sie weisen beispielsweise ausdrücklich im Arbeit. Jahresbericht auf die ehrenamtlich geleisteten Stunden hin und fördern so deren öffentliche Anerkennung. Kostenentschädigung und Versicherung Freiwilligenarbeit kostet. Es entstehen beispielsweise Es sollte schriftlich vereinbart werden, in welcher Form Kosten für Weiterbildung, Entschädigungen für ehren- die Erstattung von Kosten erfolgt. Pauschale Entschä- amtliche Tätigkeiten, Personalkosten des hauptamtlichen digung oder Rückerstattung effektiver Auslagen wie Ehrenamtsbegleiters (Ansprechperson), usw. Die Kosten beispielsweise Fahrkosten, Verpflegung, Porto, Telefone, sollten deshalb auch bei den Erklärungen zum Finanzbe- usw. richt erwähnt werden. EHRENAMT IN OSTBELGIEN 19
3 EHRENAMT UND WEITERBILDUNG In der Deutschsprachigen Gemeinschaft gibt es zwei Bereiche für die Weiterbildung und Qualifizierung im Ehrenamt: A) WEITERBILDUNGEN IM JEWEILIGEN B) ÜBERGEORDNETE ANGEBOTE DER ENGAGEMENTBEREICH SERVICESTELLE EHRENAMT Diese Weiterbildungen werden von den verschiedenen Darunter versteht man die Weiterbildungsangebote, Ehrenamtsbereichen eigenverantwortlich organisiert. die gleichermaßen für alle Ehrenamtsbereiche Bereits seit Jahren machen die Organisationen von Bedeutung sind. Dies sind zum einen in den unterschiedlichen Ehrenamtsbereichen Informationsangebote zur VoG-Gesetzgebung, zielgenau, bedarfsgerecht und mit hoher Steuern und Finanzen und versicherungstechnische Kompetenz entsprechende Angebote, so z. B. die Fragen und zum anderen, wie man Ehrenamtliche Ausbildungsangebote der Sportkommission in für seine Organisation gewinnt, behält und in Zusammenarbeit mit den Sportfachverbänden die Gesamtorganisation einbindet. Hiermit sind und dem Ministerium der Deutschsprachigen beispielsweise das Seminar Freiwilligenmanagement Gemeinschaft, die Animatorenausbildung in der sowie das Seminar „Neue Wege in der Jugend- und Erwachsenenbildung oder die Ausbildung Vorstandsarbeit“ gemeint. der ehrenamtlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beim Josephine-Koch-Service. 20
EHRENAMT UND WEITERBILDUNG 3 3.1 SEMINARE ZUR UNTERSTÜTZUNG DER VEREINSVORSTÄNDE „FREIWILLIGENMANAGEMENT“ Gerade Ehrenamtliche in verantwortungsvollen Positionen und Projekten stehen vor neuen Herausforderungen: r Wie kann ich Freiwilligenarbeit in meinem Verein r Was sollen Freiwillige bei uns tun? planen? r Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit von Haupt- r Freiwilliges Engagement – was bedeutet das genau? und Ehrenamtlichen? r Was hat unser Verein, was haben die Freiwilligen r Wie kann ich neue Freiwillige gewinnen und in mei- von einem Engagement bei uns? nen Verein integrieren? r Wie sehen Tradition und Wandel des Ehrenamts r Wie professionalisiere ich unsere Vorstandsarbeit? aus? Letztendlich sind es Fragen der Organisations- und Personalentwicklung, die bei diesem Seminar beantwor- tet werden. Mit diesem Weiterbildungsangebot werden Führungspersonen in Organisationen, Vereinen und Projekten angesprochen. Aktuelle Weiterbildungen und Seminarbeschreibung finden Sie auf www.ostbelgienlive.be/ehrenamt EHRENAMT IN OSTBELGIEN 21
Sie können auch lesen