Zwei Jahrzehnte Projektgeschichte - GESCHICHTE ERINNERN VERANTWORTUNG LERNEN VERSÖHNUNG LEBEN - Garnisonkirche Potsdam
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GESCHICHTE ERINNERN
VER ANT WORTUNG LERNEN
VERSÖHNUNG LEBEN
Der Garnisonkirchturm in Potsdam
Zwei Jahrzehnte Projektgeschichte
INHALTSVERZEICHNIS
Geleitwort ....................................................... 3 2014 ............................................................... 12
Das Projekt ...................................................... 4 2015 ............................................................... 14
Der Inhalt ........................................................ 4 2016 ............................................................... 17
Der Bau ............................................................ 5 2017 ............................................................... 22
Momente des Wiederaufbaus ........................ 8 2018 ............................................................... 28
1990– 2003....................................................... 8 2019 ............................................................... 32
2004................................................................. 9 2020 ............................................................... 38
2005–2012..................................................... 10 Ehrenamt und Unterstützung ....................... 42
2013............................................................... 11 Über uns ........................................................ 43
GARNISONKIRCHE POTSDAM
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GELEITWORT
Liebe Leserin, lieber Leser,
mit dieser Broschüre möchten wir Sie auf eine Reise durch die ver-
gangenen Jahre mitnehmen, in denen der erste Bauabschnitt unseres
Wiederaufbauprojekts, der Turm der Garnisonkirche Potsdam, zuneh-
mend Gestalt angenommen hat.
In welcher Weise an diesem Ort um Antworten auf wichtige Fragen aus
unserer Geschichte gerungen wird, ist aus dem Inhalt dieser Broschüre
gut ablesbar. Die Vielfalt des Programms zeigt die inhaltliche Dimen-
sion dieses Lernorts. Informationen zur Geschichte der Garnisonkir-
che finden Sie auf unserer Internetseite unter www.garnisonkirche-
potsdam.de.
Als die Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche
Potsdam e.V. 2004 gegründet wurde, hatte der Wunsch nach einer Wie-
dererrichtung dieses geschichtsträchtigen Gotteshauses schon einen län-
geren Vorlauf. In Potsdam wurden 1990 mit einem Beschluss der Stadt-
verordnetenversammlung die Weichen dafür gestellt. Von Anfang an hat
diese Idee viel Zuspruch, Spendenbereitschaft und einen lebhaften öffent-
lichen Diskurs über das Pro und Contra der Rekonstruktion erfahren.
Die deutliche Ablehnung inhaltlicher Forderungen der „Traditionsge-
meinschaft Potsdamer Glockenspiel“ hat Klarheit geschaffen und den
Weg frei gemacht für das Friedens- und Versöhnungsforum, für das
sich seit dem Ruf aus Potsdam, der Gründung der FWG und der Stiftung
Garnisonkirche Potsdam sowie der Bildung der Profilgemeinde am Ort
viele Menschen - ganz überwiegend ehrenamtlich - engagieren.
Geschichte erinnern – Verantwortung lernen – Versöhnung leben, dieser
Dreiklang ist die Grundlage unserer Arbeit.
Inzwischen ist das eindrucksvolle und spannende Baugeschehen nicht
nur von der Straße aus sichtbar, sondern durch Führungen über die Bau-
stelle direkt erlebbar. Der Turm der Garnisonkirche wird sichtbar als
barockes Kulturdenkmal, Kirche und Bildungsforum.
Sie können sich mit Ihren Erfahrungen und Talenten direkt in die Arbeit
an der Garnisonkirche einbringen. Unterstützen Sie uns durch Ihre
ehrenamtliche Mitarbeit in den verschiedenen Arbeitsgruppen des
Nagelkreuzzentrums Potsdam! Sie können aber auch finanziell dazu
beitragen, dass der Bau in seiner vollen historischen Ausstattung und
Schönheit vollendet werden kann.
Zu allen Fragen und Möglichkeiten der Beteiligung stehen wir Ihnen
gern zur Verfügung.
Die Mitarbeitenden
in Stiftung, Profilgemeinde und
Fördergesellschaft
DER WEG BIS 2020
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DAS PROJEKT
Das Projekt
Der Inhalt
Die Leerstelle am Ort der ehemaligen Garnisonkirche ist schon jetzt durch Jahr im Potsdamer Friedensdiskurs in einem Fachgespräch die globalen
die Arbeit in der Nagelkreuzkapelle eine Lehrstelle für Frieden, Versöhnung Herausforderungen für die Sicherung des Friedens.
und Demokratie geworden. Zum Nachdenken und Mitdenken kommen Versöhnung leben wir im Nachdenken über die Frage, wo heute Konflikte
nicht nur Einzelgäste, sondern Tourist*innen und Lerngemeinschaften in unserer Gesellschaft versöhnt werden müssen und mit einem breiten
aus der ganzen Republik und dem Ausland und natürlich Gäste und Angebot von spirituellen Impulsen, angefangen bei Gottesdiensten und
Schulklassen oder Konfirmandengruppen aus Potsdam, Berlin und dem Friedensgebeten bis hin zu multireligiösen Friedensgebeten oder inter-
Brandenburger Umland. religiösen Gebeten. Die ehemalige Potsdamer Garnisonkirche war eine
Die Garnisonkirche Potsdam reflektiert wie ein Spiegel die deutsche Militärkirche. Der wieder aufgebaute Turm soll im Sinne der Konversion
Geschichte der vergangenen drei Jahrhunderte in vielen ihrer Facetten. ein Ort des Friedens und der Versöhnung werden. Dieser Ort ist deshalb
Kaum ein kirchlich geprägter Ort in Deutschland ist so intensiv mit Auf- seit 2004 Nagelkreuzzentrum. Er ist in das europäische und weltweite
stieg und Fall, menschlicher Leistung und Versagen behaftet wie diese Netzwerk eingebunden – und ist damit Teil dieser weltweiten Topografie
Kirche. des Friedens und der Versöhnung.
Gerade deshalb eignet sich der Wiederaufbau des Turms der Garnison- Wir bieten einen offenen Raum für Menschen verschiedener Herkunft,
kirche in besonderer Weise, Geschichte zu erinnern, die Spur unserer aller Religionen und Weltanschauungen und laden mit niederschwelligen
Geschichte zurück zu verfolgen, zu analysieren, daraus zu lernen. Um Angeboten ein, Kirche zu (er)leben.
dieses Ziel zu erreichen, finden regelmäßig Veranstaltungen zu histori- In Absprache mit den anderen Potsdamer Gemeinden findet bei uns der
schen Jahrestagen und Gedenkandachten statt. Die Stiftung bereitet eine Gottesdienst am Samstagabend statt und ist damit ein zusätzliches Ange-
Ausstellung zur Geschichte des Orts in der Ausstellungsetage des Turms bote in der Reihe der Gottesdienste in der Stadt. Wenn die Glocken von
vor. Diese Ausstellung soll genauso wie die Veranstaltungen dazu hel- St. Nikolai den Sonntag einläuten, feiern wir Sonntagsauftakt. Prägend
fen, historische Zusammenhänge und geschichtliche Wirkungen besser ist ein konzentrierter Gottesdienstablauf mit nur einer Lesung und einer
zu verstehen. Deshalb sollen an diesem Ort die geschichtlichen Bögen kurzen Predigt, die auch Menschen, die nur wenig gottesdienstliche Er-
von der Grundsteinlegung der Kirche im 17. Jahrhundert bis zu den Er- fahrungen haben, den Zugang zur Tradition des christlichen Glaubens
eignissen während der DDR-Zeit und darüber hinaus bis in die Gegen- erleichtert. Auch Konfirmand*innen schätzen diese Form. Ein besonderes
wart hinein geschlagen werden. Highlight sind die drei Musikstücke vom Flügel. Die Musiker*innen be-
Verantwortung lernen wir, indem wir angesichts schuldbehafteter Ge- reiten diese besonderen Gottesdienste mit viel Liebe vor, gestalten sie
schichte gemeinsam überlegen: Wo sind wir heute gefordert? Wie viel wie ein Kurzkonzert zum Wochenausklang. Seit 2014 findet an jedem
Widerstand ist von uns in unserer heutigen Gesellschaft gefragt? Was Mittwoch um 18 Uhr in der Nagelkreuzkapelle ein Friedensgebet mit
sind unsere Aufgaben in einer Demokratie? Schon jetzt bestärkt die ak- einem spirituellen Impuls und dem Versöhnungsgebet von Coventry statt.
tuelle Bildungsarbeit in der Nagelkreuzkapelle Besucher*innen darin, Nach der Zerstörung der Kathedrale von Coventry (Großbritannien) am
dass Menschen gegen Krieg und Gewalt, gegen Diktatur und Machtmiss- 14./15. November 1940 durch deutsche Bombenangriffe ließ der damalige
brauch, gegen Stigmatisierung und Ausgrenzung zusammenstehen und Dompropst Richard Howard die Worte „FATHER FORGIVE“ („Vater vergib“)
den Weg des Friedens, der Demokratie und der Aussöhnung gemeinsam in die Chorwand der Ruine schreiben. Diese Worte bestimmen das Versöh-
beschreiten können. Im Rahmen einer reflektierten Bildungsarbeit sollen nungsgebet von Coventry, das konkrete Schuld in unserer Welt benennt. Das
insbesondere der jungen Generation Angebote gemacht werden, die ihr Gebet wurde 1958 formuliert und wird seitdem in allen Nagelkreuzzentren
helfen, selbst Verantwortung zu übernehmen. Anlässlich des Weltfrie- der Welt gebetet. Gestaltet werden die Friedensgebete von Pfarrerin
denstages reflektieren wir stellvertretend für unsere Landeskirche jedes Cornelia Radeke-Engst und einem Kreis von ehrenamtlich Mitarbeitenden.
Gottesdienste: Sonntagsauftakt.Gottesdienst immer samstags 18 Uhr Friedensgebete – Eine Insel im Alltagsgetriebe: immer mittwochs 18 Uhr
GARNISONKIRCHE POTSDAM
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DAS PROJEKT
Die laufende und die zukünftige Arbeit in der Nagelkreuzkapelle erfolgt
nach dem Dreiklang: Geschichte erinnern – Versöhnung lernen – Ver
söhnung leben und orientiert sich an den Prioritäten aus der Interna
tionalen Nagelkreuzgemeinschaft in Coventry.
Unter dem Ziel: Geschichte erinnern veranstalten wir:
• Vorträge und Veranstaltungen zu historischen Jahrestagen in den The-
menreihen: Wegmarken der Demokratie und denkMALgeschichte
• Friedensgebete und Gottesdienste zu Gedenktagen
• Gedenken zum 21. März – Tag von Potsdam
• Gedenken am 14. April – Nacht von Potsdam
Foto: Gerhard Alwin
• Gedenken am 8. Mai
• Gedenken an den Widerstand vom 20. Juli 1944
• Gedenkgottesdienst am 13. August
• Reihe „Literatur und Musik“ zu Jahrestagen
• Vorträge zur Kunstgeschichte
• Potsdamer Gespräche im Rahmen des „Forums Neuer Markt“ (Filme
und Gesprächspodien zu historischen Jahrestagen)
Unter dem Ziel: Verantwortung lernen veranstalten wir:
Workshops für Schulklassen, Konfirmandengruppen u.a. mit neun
•
Bausteinen zu den Themen: Kirche und Staat, Freiheit und Widerstand,
Frieden und Versöhnung
• die Reihen
- Potsdamer Friedensdiskurs
- Theologie heute
- Demokratie stärken
- „Frauen reden zu Tisch – Potsdamer Tischreden am Vorabend des
Reformationstags“
- Kommunikation in Konflikten
- Veranstaltungen im Rahmen der Friedensdekade
Unter dem Ziel: Versöhnung leben veranstalten wir die Reihen Foto: Stephanie Hochberg
• „Versöhnung konkret“ seit 2018 (Versöhnung in der Stadtgesellschaft,
Versöhnung mit Russland, Aufstehen gegen Antisemitismus, Versöh-
nung mit mir selbst, Versöhnung zwischen Europa und den USA u.v.m.)
• „Mein Potsdam“ (Erzählpodium zum Aufarbeiten divergierender Posi-
tionen)
• Nacht der Versöhnung
• Friedensgebete und Gebete zu aktuellen politischen Anlässen
• Sonntagsauftakt.Gottesdienste mit Predigtreihen zu Versöhnung,
für Gottsucher*innen, Geflüchtete in der Bibel, Sehnsucht nach
Europa u.v.m.
• Besondere Gottesdienste, wie Jugendgottesdienste, Ökumenische
Gottesdienste, Interreligiöses Psalmensingen/Gebete, Gottesdienst
zum Christopher-Street-Day, Kantate-Gottesdienste, Jazz-Gottesdienste,
Rundfunk- und Fernsehgottesdienste
Foto: Marian Rother
DER WEG BIS 2020
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PL ANUNG
Der Bau
Die reichhaltig vorhandenen Quellen erlauben eine detailgetreue Re- kapazitäten und den vorhandenen Räumen sollen durch den Gedanken der
konstruktion der architektonischen Gestalt des Turms sowie der viel Nachhaltigkeit geprägt werden. In Europa wird die Zielmarke diskutiert, un-
fältigen Bauplastik. Die innere Raumkonzeption folgt dagegen einer mo- seren Kontinent bis zum Jahr 2050 zum ersten klimaneutral wirtschaften-
dernen Gestaltung: Der ursprünglich auf vier massiv gemauerten Pfeilern den Kontinent zu transformieren. Die Stiftung Garnisonkirche ist diesem
aufruhende Turm mit seinem Glockenspiel (Carillon) hatte seine primäre Ziel bei der Gestaltung und Ausstattung des Turms verpflichtet; auch für
Bedeutung als Landmarke und monarchisches Machtsymbol. Darüber den Betrieb des Turms strebt sie eine klimaneutrale Gestaltung an und wird
hinaus diente der Turmsockel historisch nur als Durchgang ins Kirchen- fortlaufend prüfen, welche Maßnahmen dazu zu ergreifen sind. Auch die
schiff und in die Treppenhäuser. Überlegungen zur zukünftigen Gestaltung bzw. Bebauung der Fläche des
Nun wird dieser Bereich geöffnet, und es entsteht im Turmsockel ein Kirchenschiffs müssen sich am Maßstab der Nachhaltigkeit messen lassen.
zentraler Kirchenraum, der sich über zwei Stockwerke erstreckt. Insge- Bei dem Wiederaufbau des Turms handelt es sich um eine Kombination
samt sind im Turm vier Vollgeschosse mit 1200 qm Nutzfläche geplant. von historischer Kontinuität und zeitgemäßer Erneuerung im Inneren
Neben der Ausstellung beinhalten die beiden oberen Etagen auch Büros bezüglich relevanter Bausubstanz und zeitgemäßer Raumstruktur. Das
und Seminarräume. Hauptwerk des Barockbaumeisters Philipp Gerlach wird in historischer
Alle Etagen sind behindertengerecht mit einem Aufzug erreichbar. Die- Bauweise und mit authentischen Werkstoffen errichtet. Ca. 2,3 Mio.
ser fährt mit einem Umstieg im Turmschaft bis zur Aussichtsplattform in Ziegelsteine werden gemeinsam mit tragenden und schmückenden
etwa 60 m Höhe, die einen herrlichen Rundblick über die Stadt bietet. Sandsteinelementen vermauert, die außen sichtbaren Ziegelwände wie
Darüber, in der Laterne, wird in Anlehnung an das historische erneut ein im Original verputzt und farblich gefasst. Wie Untersuchungen ergaben,
Glockenspiel installiert, dessen Melodien als Friedenscarillon zukünftig waren die Reste des sechs Meter starken Ziegelfundaments nicht mehr
den Klangraum im Weltkulturerbe Potsdam prägen werden. Neben den tragfähig. Heute ruht der Turm auf 38 Bohrpfählen, teilweise mit Geo-
konzertanten Möglichkeiten und dem bewussten Spiel von Friedens- und thermie ausgestattet, die 38 m tief in der Erde versenkt sind. Die darauf
Freiheitsliedern aus aller Welt, sollen die in traditioneller Regelmäßig- gelegte, 600 qm große Bodenplatte bildet die Basis der Ziegelarchitektur.
keit gespielten Melodien „Üb immer Treu und Redlichkeit“ und „Lobe Der in den Sandsteinsockel gemeißelte Bibelvers aus dem Lukas-Evan-
den Herren“ durch eine dritte Melodie ergänzt werden. „Gib Frieden gelium „Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens“ weist den zu-
Herr, gib Frieden“ wird auch akustisch den Weg in die Zukunft klingend künftigen Weg. Er ist in den Sprachen Englisch, Französisch, Deutsch,
begleiten. Die Melodie von „Gib Frieden, Herr, gib Frieden“ ist zugleich Polnisch und Russisch für jedermann jederzeit sichtbar und ist damit in
– und schon weit länger – die Melodie von „Befiehl du deine Wege“. Stein gemeißelte Wegweisung für den Wiederaufbau und die zukünf-
Da das gesamte Gebäude möglichst vielen Menschen erschließbar sein soll, tige Nutzung des Turms.
wird es umfassende Angebote wie Brailleschrift und Spezialführungen für Die architektonische Planung erfolgte durch das renommierte Architek-
Menschen mit eingeschränkten Wahrnehmungsfähigkeiten geben. turbüro Hilmer & Sattler und Albrecht in Berlin. Die Gesamtprojektkosten
Die Stiftung Garnisonkirche sieht sich einem sparsamen, nachhaltigen für den ersten Bauabschnitt, den Turm mit allem baulichen Schmuck,
und rücksichtsvollen Umgang mit den endlichen Ressourcen verpflichtet. mit Läuteglocken, Glockenspiel und Turmhaube, betragen ca. 40 Milli-
Die Verwendung von Geld, natürlichen Ressourcen, der Umgang mit Zeit onen Euro.
Bauzustand Kapelle September 2019, Blick nach Süden Animation der Kapelle im Turm der Garnisonkirche
Foto: Dr. Peter-Michael Bauers Foto: Arbeitsgemeinschaft Wiederaufbau Garnisonkirche Potsdam – 1. BA Turm
GARNISONKIRCHE POTSDAM
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PL ANUNG
NUTZUNG 1. BA TURM TURMSPITZE
ERINNERN (AUSSTELLUNG) WETTERFAHNE
LERNEN (FORTBILDUNG)
LEBEN (TOURISMUS)
GEISTLICHES LEBEN (KAPELLE)
FUNKTIONSFLÄCHEN, TECHNIK & TURMHAUBE
VERKEHRSFLÄCHEN
GLOCKENSPIEL
SPIELKAMMER
AUSSICHTSPLATTFORM
TURMAUFSTIEG
GLOCKENSTUBE
AUSSTELLUNG
BÜRO
SEMINAR SEMINAR
KÜSTER
PFARRER
STK
TURMKAPELLE
TICKET-
CAFE, GEMEINDESAAL SHOP
Foto: Arbeitsgemeinschaft Wiederaufbau Garni-
sonkirche Potsdam – 1.BA Turm
DER WEG BIS 2020
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1990 ® 1991 ® 2001 ® 2003
Momente des Wiederaufbaus
1990 1991
Stadtverordnetenversammlung Foto: Gerhard Alwin Nachgebautes Glockenspiel
will Wiederaufbau Am 14. April 1991 wird der Stadt Potsdam von
„Der mögliche Wiederaufbau der Garnisonkirche der Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glocken
wird in einer wirtschaftlich gesicherten Zukunft spiel e.V. (TPG) ein Nachbau des Glockenspiel
unserer Stadt seinen Platz finden.“ Im Oktober der Garnisonkirche geschenkt. Aufgrund un-
1990 formuliert die Stadtverordnetenversamm- überbrückbarer inhaltlicher Differenzen lehnen
lung eine Willenserklärung zum Wiederaufbau Stadt und Kirche eine Zusammenarbeit mit der
der Garnisonkirche. Diese ordnet sich in den Traditionsgemeinschaft beim Wiederaufbau der
Grundsatzbeschluss zur Wiederannäherung an Garnisonkirche ab. Das 2001 entwickelte Nut-
den historischen Stadtgrundriss ein. zungskonzept der Evangelischen Kirche bildet
den Ausgangspunkt für alle Planungen und
Aktivitäten an diesem Ort. Die Glocken des ge-
schenkten Glockenspiels sind nicht zum Einbau
in den Turm vorgesehen.
Das Glockenspiel wurde im September 2019 von
der Stadt abgeschaltet. Ein Gutachten des Wis-
senschaftlichen Beirats der Stiftung Garnison
kirche stellt fest, dass die Inschriften der Glocken
„historisch-politisch unzumutbar“ sind. Die Stif-
tung Garnisonkirche Potsdam macht sich diese
Feststellung zu eigen.
2001 2003
Foto: SGP
Nutzungskonzept erarbeitet Foto: Dietmar Horn
Im Juli 2001 stellt die Evangelische Kirche das
von einer Arbeitsgemeinschaft der Kirchenlei-
tung der Evangelischen Kirche Berlin-Branden-
burg-schlesische Oberlausitz verantwortete
Nutzungskonzept für den Turm der Garnison-
kirche Potsdam vor. Der von den Vikaren Gregor
Hohberg und Martin Vogel erarbeitete Ansatz
stellt die historische Aufarbeitung und die aus-
führliche Befassung mit der Frage nach der eige-
nen Verantwortung für Gegenwart und Zukunft
ins Zentrum. Vor allem aber soll der Turm der
Garnisonkirche Potsdam ein lebendiger Ort wer-
den, an dem die Einladung an alle Menschen zur
Versöhnung hörbar und erlebbar sein wird. Eine
Workshop zum „Tag von Potsdam“
enge Zusammenarbeit mit der von Coventry 70 Jahre nach dem 21. März 1933 wird im März
(England) ausgegangenen Internationalen und 2003 vom damaligen Stadtkirchenpfarrer in Pots-
auch in Deutschland aktiven Nagelkreuzgemein- dam, Martin Vogel, in Zusammenarbeit mit Björn
schaft wird verabredet. Das Nutzungskonzept O. Wiede eine Woche des „Öffentlichen Lernens
empfiehlt zudem die Etablierung einer Träger- im Alten Rathaus“ mit 80 Jugendlichen und vie-
struktur, in der Kirche, die Landeshauptstadt len Bürgern veranstaltet. Diskutiert wird bei die-
Potsdam und das Land Brandenburg zusammen- sem Bildungsforum auch die Geschichte und Zu-
arbeiten können. kunft der Garnisonkirche Potsdam.
GARNISONKIRCHE POTSDAM
8
2004
2004
„Ruf aus Potsdam“
„Die Garnisonkirche soll zukünftig als offene Stadt-
kirche ein Gotteshaus für Suchende und Glaubende
werden. Der befreiende Ruf des Evangeliums soll
von hier wieder erschallen. In diesem Gotteshaus
könnte zukünftig das Gedächtnis geprägt, das Ge-
wissen geschärft und die Zukunft gestaltet wer-
den. Die wieder aufgebaute Kirche soll zu einem
Zentrum für Frieden und Versöhnung werden. Un-
ser Aufruf protestiert gegen die ideologisch moti-
vierte Zerstörung Potsdams in der Vergangenheit
und bringt zum Ausdruck, dass Menschen gegen
Krieg und Gewalt, gegen Diktatur und Zerstörung
zusammenstehen.“ Mehr als 100 Persönlichkeiten
aus Berlin und Brandenburg unterzeichnen den
„Ruf aus Potsdam“, der den Wiederaufbau der
Garnisonkirche zum Ziel hat. Schirmherren der
Wiederaufbauinitiative sind Bischof Prof. Dr. Wolf-
gang Huber, Ministerpräsident Matthias Platzeck
Foto: Archiv FWG
und Innenminister Jörg Schönbohm.
Gründung der Fördergesellschaft
für den Wiederaufbau der Garni
sonkirche Potsdam e.V. (FWG)
Potsdamer und Berliner Bürger*innen gründen
auf Initiative des Industrieclubs Potsdam e.V. mit
Unterstützung der Evangelischen Landeskirche
und der Landeshauptstadt Potsdam die Förder-
gesellschaft. Ihre Mitglieder fördern den Wie-
deraufbau durch Spendenakquise sowie durch
ehrenamtliche Mitarbeit. Die Finanzierung der
Kirche als Friedens- und Versöhnungsort basiert
allerdings auf dem Verzicht der Spenden der 1984
gegründeten, rechtskonservativen Traditions
gemeinschaft Potsdamer Glockenspiel e.V.
Gründungsvorsitzender war Dr. Hans-Peter Rhein-
heimer, dem Johann-Peter Bauer 2006 bis 2008
und Burkhard Franck von 2009 bis 2014 folgten.
Seit 2015 ist Prof. Dr. Matthias Dombert Vor
Foto von 2011: Archiv FWG
sitzender der Fördergesellschaft.
Übergabe Nagelkreuz
Am 20. Juli 2004 wird der wiederaufzubauenden an diesem Ort in die besondere Versöhnungstra-
Potdamer Garnisonkirche durch den Canonicus der dition von Coventry zu stellen. Auch die Arbeit im
Versöhnungskathedrale von Coventry, Paul Oes- Turm der Garnisonkirche wird den drei Aufgaben
treicher, das Nagelkreuz verliehen. Mit der Verlei- der Nagelkreuzgemeinschaft Rechnung tragen:
hung an den damaligen Generalsuperintendenten – Die Wunden der Geschichte heilen
Hans-Ulrich Schulz und der Aufnahme in die Inter- – Mit Unterschiedenheit leben und die Vielfalt
nationale Nagelkreuzgemeinschaft ist zugleich die feiern
Foto:
Foto: SGP
Verpflichtung verbunden, alles kirchliche Handeln – Eine Kultur des Frieden bauen
DER WEG BIS 2020
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2005 ® 2008 ® 2011 ® 2012
2005 2008
Grundsteinlegung für den
Wiederaufbau
Aus Anlass des 60. Gedenktages des Bombenan-
griffs auf Potsdam findet unter großer öffentlicher
Aufmerksamkeit am Standort der Garnisonkirche
ein liturgisch gestalteter Festakt mit der Grund-
steinlegung statt.
Foto: Roland Schulze
Foto: SGP
Feierliche Gründung der Stiftung Garnisonkirche Potsdam (SGP)
Die Gründung der Stiftung Garnisonkirche Ort des Erinnerns, Lernens und Lebens. Durch
Potsdam wird im Anschluss an einen Gottes- Eintrag im Grundbuch wird der Stiftung das
dienst mit Bischof Prof. Dr. Wolfgang Huber Grundstück, auf dem die Garnisonkirche Pots-
vollzogen. Zweck und Ziel der Stiftung ist der dam stand, von der Stadt Potsdam übergeben.
Wiederaufbau der Garnisonkirche Potsdam als
2011 2012
Foto: SGP Foto: Monika Schulz-Fieguth
Einweihung der Kapelle
Am 25. Juni 2011 wird die temporäre Kapelle an
der Garnisonkirche Potsdam eingeweiht. In ei-
nem feierlichen Gottesdienst mit Prof. Dr. Wolf-
gang Huber und Pfarrerin Juliane Rumpel wird
die temporäre Kapelle in Dienst genommen. Seit
März 2011 gibt es bereits eine Pfarrstelle am
Ort. In der Kapelle werden wöchentlich Gottes-
Ausstellungseröffnung „Fragmente und Perspektiven“
dienste und Friedensgebete gefeiert. Daneben Die Ausstellung zur Garnisonkirche wird im Ja- ihren Wiederaufbau. Die Ausstellung ist täglich
gibt es zahlreiche andere Veranstaltungen in der nuar 2012 in der Kapelle eröffnet und zeigt die (außer montags) von 11.00 bis 17.00 Uhr ge-
Kapelle. Geschichte der Garnisonkirche und die Pläne für öffnet.
GARNISONKIRCHE POTSDAM
102013
2013
Foto: SGP Erteilung der Baugenehmigung
„Das verlorene Stadtschloss sowie die verlorene
Garnisonkirche werden in ihrem zuletzt doku-
mentierten historischen Erscheinungsbild neu
errichtet. Die lagegetreue Errichtung des Kirch-
turms der verlorenen Garnisonkirche ist daher
von großer Bedeutung, da damit das stadtbild-
prägendste und stadtgeschichtlich wichtigste
Gebäudeensemble im Kern der Residenzstadt
wieder vervollständigt wird.“ (Zitat aus der Bau-
genehmigung) Am 29. Juli 2013 erteilt die Stadt
Potsdam der Stiftung Garnisonkirche die Bau-
genehmigung für den ersten Bauabschnitt, den
Turm der Garnisonkirche. Damit ist eine grund-
legende Voraussetzung für den Wiederaufbau
der Garnisonkirche gegeben.
Foto von 2019: HSA
DER WEG BIS 2020
112013 ® 2014
Foto: SGP „Deutschstunde“
in der Nagelkreuzkapelle
Vom 7. bis 30. Mai 2013 findet eine Veranstal-
tungsreihe mit Schüler*innen der Klassenstufen
9 bis 11 des Potsdamer Humboldt-Gymnasiums
statt, bei der Autor*innen zu Gehör kommen,
die bei den Bücherverbrennungen 1933 zum
Verstummen gebracht wurden. Im weiteren
Verlauf des Schülerprojektes lesen der Spiegel-
Redakteur Nikolaus Blome aus Kurt Tucholsky,
die Jugendschutzaktivistin Julia von Weiler trägt
aus Irmgard Keuns »Gilgi« vor, und die Schrift-
stellerin Grit Poppe berichtet von Erich Kästner,
der an der Verbrennung seiner eigenen Bücher
teilnahm. Die sich anschließenden Diskussionen
der Schüler*innen spannten einen weiten Bogen
von der Vergangenheit zu ganz aktuellen Fragen.
2014
Festakt mit Glockenübergabe
„Die angestrebte Wiedergewinnung dieser Kir-
che ist ein Sieg der Freiheit.“ Gemeinsam mit
der Würth Group lädt die Stiftung Garnisonkir-
che am 8. Mai 2014 zahlreiche Gäste aus Poli-
tik und Wirtschaft nach Schwanenwerder ein.
Der Bundesminister für Wirtschaft und Energie,
Sigmar Gabriel, hält vor den rund 200 Gästen
eine Rede, in der er sich für den Wiederauf-
bau der Garnisonkirche ausspricht und deutlich
macht, dass ihre Wiedererrichtung ein Symbol
für die Stärke des Glaubens, der Kultur und des
Friedens sei. Zudem wird an diesem Abend eine
historische Glocke an Dr. Manfred Stolpe als Ver-
treter der Stiftung und der Fördergesellschaft
übergeben. Die Glocke war seit 1945 im Besitz
zweier Brüder, die berichten, die Glocke nach
dem Luftangriff auf Potsdam in der Ruine der
Foto: Stephanie Hochberg
Garnisonkirche entdeckt zu haben.
Foto: Charlotte 25, Potsdam Foto: SGP „Pflugscharen zu Schwertern –
Schwerter zu Pflugscharen“
Einweihung der Wetterfahne Unter dem Titel „Pflugscharen zu Schwertern –
Als eines der größten Einzelbauteile wurde die Schwerter zu Pflugscharen“ legt Dr. Anke Silomon
originalgetreu rekonstruiert Wetterfahne im 2014 eine umfangreiche Studie zur Geschichte
Beisein des Ehrenkurators der Stiftung, Bundes- der Garnisonkirche Potsdam im 20. Jahrhun-
präsident a.D. Dr. Richard von Weizsäcker, im dert vor.
Mai 2014 am Baufeld aufgestellt. Dort steht sie, Zwischen Missbrauch und Widerstand, Zerstö-
bis der Turm fertig ist, um dann auf den rund rung und Neubeginn wird die Garnisonkirche
90 Meter hohen Turm gehoben zu werden. Die zu einem interessanten Gegenstand der Pots-
Rekonstruktion der Wetterfahne wird mit Unter- damer Geschichte. Die widersprüchliche Sym-
stützung der Fördergesellschaft für den Wieder- bolik der Garnisonkirche und deren politische
aufbau der Garnisonkirche mit Spendengeldern Inanspruchnahme werden in diesem Buch nach-
aus einer Erbschaft finanziert. vollzogen.
GARNISONKIRCHE POTSDAM
122014
Foto: Privat Foto: SGP
Christopher Clark zu Gast Namensgebung der Nagelkreuzkapelle
Auf Einladung der Fördergesellschaft für den 2004 wurde unser Ort durch die Verleihung des Die Predigt hält der Ratsvorsitzende der Evange-
Wiederaufbau der Garnisonkirche e.V. (FWG) Nagelkreuzes aus Coventry zum Nagelkreuz- lischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schnei-
hält der Historiker Prof. Dr. Christopher Clark zentrum Potsdam. Regelmäßig wird das Nagel- der: „Geschichte erinnern, Verantwortung ler-
am 22. Mai 2014 einen Vortrag in Potsdam. kreuzgebet in Friedensgebeten und Gottes- nen und Versöhnung leben – dieser Dreiklang
Dabei äußert er sich auch zum Wiederaufbau diensten gebetet. „Die Wunden der Geschichte möge zukünftig von der Nagelkreuzkapelle und
der Garnisonkirche: „Wenn der Wiederaufbau heilen – mit Unterschiedenheit leben und Viel- vielleicht eines Tages von der wiedergewonnen
nur wegen des ‚Tags von Potsdam‘ infrage ge- falt feiern – eine Kultur des Frieden bauen“ neuen und ganz anderen Garnisonkirche ausge-
stellt wird, dann ist das kein zwingender Grund. sind die Prioritäten von Coventry. Sie sind die hen.“ Der Gottesdienst wird mitgestaltet vom
Die ganze komplexe Geschichte der Kirche auf Grundlagen für den Dreiklang: Geschichte er- ehemaligen Leiter des Versöhnungszentrums
den Tag von Potsdam zu reduzieren, hieße, innern – Verantwortung lernen – Versöhnung der Kathedrale von Coventry, Dr. Paul Oestrei-
die Nazis den Sieg davontragen zu lassen. Das leben, der Fundament unserer inhaltlichen cher, dem Vorsitzenden der Deutschen Nagel-
hieße, wir überlassen es den Nazis, die Be Arbeit ist. Am 20. Juli 2014 erfolgt die feierliche kreuzgemeinschaft, Dr. Oliver Schuegraf, Pfrn.
deutung dieser Kirche für immer und ewig zu Benennung der temporären Kapelle am Baufeld Cornelia Radeke-Engst und dem Dekan der
definieren.“ des Garnisonkirchturms als Nagelkreuzkapelle. Kathedrale in Coventry, Dean John Witcombe.
Bürgerbegehren der Kritiker Foto: SGP
Aufgrund eines Bürgerbegehrens durch die Ini-
tiative „Potsdam ohne Garnisonkirche“, das mit
ideologisch aufgeladenen Thesen um Stimmen
wirbt, müssen die Stadtverordneten der Stadt
Potsdam entscheiden: Der Antrag für eine Auflö-
sung der Stiftung Garnisonkirche Potsdam wird
in der Stadtverordnetenversammlung am 30. Juli
2014 mit 8 Ja-, 3 Nein-Stimmen und 27 Enthal-
tungen angenommen. Das Kuratorium der Stif-
tung Garnisonkirche, dem der Oberbürgermeis-
ter Jann Jakobs als geborenes Mitglied angehört,
lehnt diesen Antrag am 15. September 2014 ab.
Das Bürgerbegehren der Initiative „Potsdam
ohne Garnisonkirche“ wird von Sachbeschädi-
gungen und Farbbeutelattacken begleitet.
Foto: Martin Vogel
DER WEG BIS 2020
132015
2015
Foto: SGP
„Je suis Charlie“
Foto: FWG
In der Nagelkreuzkapelle Potsdam finden regel- gottesdiensten eingeladen wird. So findet auch
mäßig Friedensgebete statt. In aktuellen Notsitu- am 9. Januar 2015 im Beisein des Oberbürger-
ationen, wie nach Anschlägen oder Katastrophen meisters Jann Jakobs und weiterer Vertreter aus Präsentation der Spolien
ist die Kapelle ein Ort der gemeinsamen Trauer dem öffentlichen Leben eine Gedenkandacht für Als unter der SED-Herrschaft die Garnisonkirche
und des Trostes, in die zu besonderen Gedenk die Opfer des Terroranschlags in Paris statt. im Jahre 1968 gesprengt wurde, ließ die Stadtver-
waltung sorgfältig alle Bauteile vernichten, denn
die Kirche und der „Geist von Potsdam“ sollten
Der 25000ste Besucher „endgültig verschwinden“. Fast alles wurde be-
Die Ausstellung Fragmente & Perspektiven zur seitigt, bis auf wenige Stücke, die der Stadthisto-
wechselvollen Geschichte rund um die Garnison- riker Hartmut Knitter für das Potsdam Museum
kirche sowie die Nagelkreuzkapelle sind beide bergen konnte. Andere, kleinere Teile hatten die
in einem provisorischen Containerbau am Bau- Bevölkerung und die Gemeinde bereits nach dem
feld untergebracht. Das Gästebuch dokumen- Luftangriff vom 14. April 1945 aus den Trümmern
tiert eine erfreuliche Resonanz. Der 25000ste gerettet, versteckt und nach der Wende zurückge-
Besucher erhält eine besondere Würdigung geben. Im Juli 2015 werden bei Ausschachtungs-
durch Pfarrerin Cornelia Radeke-Engst, Stiftungs arbeiten am Brauhausberg weitere Gebäudeteile
vorstand Peter Leinemann und Superintendent geborgen und als „Spolien“ auf der Baufläche der
Foto: SGP
Joachim Zehner. Garnisonkirche ausgestellt.
Gedenkandacht zum „Tag von Potsdam“
Mit einem Gedenkgottesdienst erinnern die Ge- Jann Jakobs sagt, der „Handschlag von Potsdam“ Krieg der Deutschen vorausgegangen. „Es ist eine
meinde und die Stadt Potsdam am 21. März 2015 vor der Garnisonkirche habe sich im kollektiven Ge- unbestrittene Tatsache, dass zuerst der deutsche
gemeinsam mit der Deutschen Nagelkreuzgemein- dächtnis abgespeichert. Am 21. März 1933 hatten Bombenterror europäische Städte zerstört hat.“ In
schaft „des Tags von Potsdam“. Oberbürgermeister sich Reichskanzler Paul von Hindenburg und Adolf der von Pfarrerin Cornelia Radeke-Engst geleiteten
Hitler nach einem Festakt zur Eröffnung des Reichs- Feier überbringt Reverend Dr. Alan McCormack,
tags vor dem Gotteshaus die Hand zur Verabschie- Pfarrer der von deutschen Bombern im Zweiten
dung gereicht. Die Nationalsozialisten hätten sich, Weltkrieg zerstörten und später wieder aufgebau-
so Jakobs, damals dem demokratischen Geist der ten Londoner St. Vedast Church, die Grüße der City
Weimarer Republik entgegengestellt. Der Beschä- of London. Seine Gemeinde habe Wahrheit und
digung der Kirche 1945 durch die Alliierten sei der Heilung durch den Wiederaufbau erfahren.
Foto: Gerhard Alwin
Foto: SGP
GARNISONKIRCHE POTSDAM
142015
Originale Kanzel
Die Gemeinde präsentiert am 24. Juli 2015 sa-
krale Ausstattungsgegenstände der nach dem
Krieg in der Ruine des ehemaligen Garnison-
kirchturms eingerichteten Kapelle. Der hölzerne
Taufschalenträger, die Kanzel und eine Anschlag-
tafel für Lieder sind Eigentum der Potsdamer
Heilig-Kreuz-Gemeinde. Sie hatte diese Gegen
stände vor der Sprengung der Garnisonkirche
1968 geborgen. Die Gemeinde im Turm der Gar-
nisonkirche zählte nach dem Krieg noch etwa
1200 Mitglieder und war sehr aktiv. Im Kirchen-
raum hatten die damaligen Verantwortlichen in
großen Lettern den Bibelvers „Er machte Frie-
den durch das Blut an seinem Kreuz“ anbrin-
gen lassen.
Foto: SGP
Foto: SGP
Kunst am Baufeld
Am 09. Mai 2015 wird auf dem Baufeld vor der chen ausleihen und sich mit dem Boden auseinan-
Nagelkreuzkapelle ein Kunstprojekt von Annette dersetzen. Die Künstlerin meint: „Den Ort nicht zu
Paul eröffnet: Ein „Rechenzentrum“ aus Kiesel- beackern hieße, sich nicht dem zu stellen, was of-
steinen lädt Befürworter*innen und Kritiker*in- fenbar Not tut: sich diesem Ort zu widmen, dessen
nen ein, das absichtslose Harken mit dem Re- Geschichte wir noch nicht verarbeitet haben und
chen zu üben und sich auf den Ort einzulassen. der uns eine einmalige Chance für Vielfalt bietet.
Für einige Wochen kann man vor Ort einen Re- Auf welcher Seite wir hier auch immer stehen.“
Diskussion in der Nagelkreuz
kapelle „Der Fall der Garnison
kirche 1968“
Im September 2015 gibt es in der Nagelkreuzka-
pelle eine Diskussion zum Thema „Der Fall der
Garnisonkirche 1968“. Es diskutieren der Berliner
Journalist Matthias Grünzig und der Potsdamer
Hoher Besuch
Kirchenhistoriker Andreas Kitschke. Dabei geht es Queen Elizabeth II. übernimmt bei ihrem Besuch
Foto: Gerhard Alwin
auch um die Frage, welche Haltung die Evangeli- in Deutschland eine Ziegelpatenschaft für den
sche Kirche vor der Sprengung des Turms zu ei- Turm der Garnisonkirche Potsdam. Die Ziegel mit
Nagelkreuzgemeinde
nem Wiederaufbau der Garnisonkirche einnahm. den eingeritzten oder eingestempelten Namen
Garnisonkirche Potsdam werden sichtbar im Turmschaft vermauert. 22000
Zum Pfingstfest 2015 feiert die „Nagelkreuz- Namenspatenschaften in Verbundenheit mit dem
gemeinde Garnisonkirche Potsdam“ ihren Ge- Wiederaufbau des Turms können so platziert wer-
burtstag. Seit 2011 hatte sich am Ort der ehe- den. Jede zweite Ziegellage wird auf diese Weise
maligen Garnisonkirche eine Profilgemeinde zum Zeugnis des Spendenaufkommens aus allen
gebildet. Zu ihr gehören Menschen, die Mit- Teilen des Landes und darüber hinaus. Die Spen-
glieder ihrer Heimatgemeinden bleiben und derziegel werden in der historischen Ziegelei in
zugleich die Arbeit unter dem Dreiklang „Ge- Glindow hergestellt und nach der Beschriftung
schichte erinnern, Verantwortung lernen, Ver- im traditionellen Ringofen gebrannt.
söhnung leben“ an diesem Ort unterstützen.
Foto: Katherina Reiche
Viele von ihnen gehören zu einer Gemeinde
aus der Ökumene, manche sind (noch) keine
Kirchenmitglieder. Sie kommen aus Potsdam
und Berlin, manche jedoch aus dem gesamten
Bundesgebiet oder auch aus dem Ausland und
Foto: SGP
tragen sich in das Gemeindenetzwerk ein.
DER WEG BIS 2020
152015
Foto: SGP Foto: SGP
Spannende Begegnung Immer dabei
Eine deutsch-israelische Jugendgruppe besucht im Sommer die Nagelkreuzkapelle und lernt die Auf dem Bürgerfest zu 25 Jahre Brandenburg ist
Geschichte der Garnisonkirche kennen. die Stiftung Garnisonkirche mit einem Stand und
dem Modell der Kirche dabei.
Foto: SGP
Foto: SGP
Willkommenschor Benefizkonzert
FWG-Mitglied Andreas Flämig organisiert ab Singen bringt die Menschen zusammen und hilft Kuratoriumsmitglied Manfred Stolpe organisiert
Herbst 2015 im Ehrenamt ein gemeinsames Singen Grenzen zwischen Alt und Jung, Fremdem und ein Benefizkonzert für den Wiederaufbau der
von Flüchtlingen und Potsdamer*innen in der Vertrautem, zwischen Menschen verschiedener Garnisonkirche mit Jochen Kowalski in der Rus-
Nagelkreuzkapelle Potsdam. Das gemeinsame Nationen und ethnischer Wurzeln zu überwinden. sischen Botschaft.
Literatur und Musik
Im September 2014 beginnt die Veranstaltungs-
reihe „Literatur und Musik“. Themen der jewei-
ligen geschichtlichen Jahrestage werden auf-
gegriffen und mit Texten und Musik neu ins
Bewusstsein gebracht. 2015 werden neben
Texten zum 200. Todestag von Matthias Claudius
unter anderem Briefe und Gedichte von Diet-
rich Bonhoeffer anlässlich seines 70. Todestages
Foto: Gerhard Alwin Foto: Gerhard Alwin
gelesen.
GARNISONKIRCHE POTSDAM
162015 ® 2016
Foto: SGP Foto: Herbert Posmyk
Buchvorstellung
Am 15. Dezember 2015 stellt Andreas Kitschke
in der Nagelkreuzkapelle sein neues Buch „Die
Garnisonkirche Potsdam – Krone der Stadt und
Schauplatz der Geschichte“ vor. Andreas Kitschke
erzählt in diesem opulent bebilderten Band die
bewegte Geschichte der Garnisonkirche – von ih-
rem Bau unter Friedrich Wilhelm I. bis zu ihrer
Sprengung 1968 und den gegenwärtigen Bemü-
hungen um ihre Rekonstruktion. Eine ausführli-
che Chronologie der Ereignisse sowie ein Litera-
tur- und Personenregister runden den Band ab.
2016
Geschichte erinnern
Andreas Kitschke beleuchtet in einer Vortrags-
reihe verschiedene Aspekte der Geschichte der
Garnisonkirche. Daneben gibt es auch 2016
Schülerworkshops und Vormittage mit Kinder-
gartenkindern in der Nagelkreuzkapelle.
Foto: SGP
Foto: SGP
Seminar von Professor Radebold
Im April 2016 ist der Begründer und »Nestor Weltkrieg“ zu Gast in der Nagelkreuzkapelle.
der deutschsprachigen Psychotherapie Älterer“, Radebold hält zum Thema einen Vortrag und
Prof. Dr. Hartmut Radebold aus Kassel, zum gestaltet gemeinsam mit der Pfarrerin einen
Thema „Kindheiten und Jugendzeit im Zweiten Workshop.
DER WEG BIS 2020
172016
2016
Foto: SGP Foto: SGP
Beschluss des Rates der EKD 3,25 Millionen Euro Förderung
Der Rat der Evangelische Kirche in Deutschland zung der Evangelischen Kirche in Deutschland und „Nach eingehenden Diskussionen hat sich die
(EKD) votiert im März 2016 für ein Darlehen: 1,5 die Zusage der Bundesbeauftragten für Kultur und Überzeugung durchgesetzt, dass dieses beson-
Millionen Euro für den Wiederaufbau des Turms Medien gibt Rückenwind und bietet einen groß- dere Bauvorhaben durch die Landeskirche un-
der Garnisonkirche. Diese finanzielle Unterstüt- artigen Anreiz für die weitere Spendenakquise. terstützt werden soll. Wesentlich für die Zu-
stimmung ist die inhaltliche Arbeit, die bereits
jetzt in der temporären Nagelkreuzkapelle ge-
Darlehen des Kirchenkreises leistet wird und die im Turm der Garnisonkirche
Potsdam so noch umfangreicher gestaltet werden soll“,
„Die Kreissynode stimmt der Ausreichung eines so die stellvertretende Kuratoriumsvorsitzende
zinslosen Darlehens von 250000 Euro unter der der Stiftung Garnisonkirche und Präses der EKD-
Voraussetzung zu, dass die Finanzierung der Synode, Dr. Irmgard Schwaetzer in ihrem Dank
Grundvariante des ersten Bauabschnittes in an Bischof Dr. Markus Dröge und die Landes
Höhe von 26,1 Millionen Euro gesichert ist. […] synodalen. Denn die Frühjahrssynode der Evan-
Die Kreissynode begrüßt es, wie die Landessyn- gelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische
ode, dass die Planungen für den Turmbau im Oberlausitz stimmt im April 2016 dem Antrag
Vergleich zum ursprünglichen Bau der Garnison- der Kirchenleitung für ein Darlehen an die Stif-
kirche sowohl ein vollständiges neues Raumpro- tung Garnisonkirche Potsdam in geheimer Ab-
gramm als auch die äußere Erkennbarkeit des stimmung zu. Mit insgesamt 3,25 Millionen Euro
Turms als Versöhnungszentrum vorsehen“, so gibt die Landeskirche der Stiftung Garnison
der Beschluss der Herbstsynode des Kirchenkrei- kirche unter der Voraussetzung, dass die Finan-
ses Potsdam. Sie stimmt im November 2016 dem zierung des ersten Bauabschnittes gesichert ist,
Antrag für ein Darlehen an die Stiftung Garni- eine Starthilfe für den Wiederaufbau des Turms
Foto: SGP
sonkirche Potsdam in geheimer Abstimmung zu. der Garnisonkirche.
Entstehung der Profilgemeinde
Anlässlich des Jahrestages der Sprengung der erinnern, Verantwortung lernen und Versöhnung
Garnisonkirche wird im Juni 2015 das Entstehen leben geprägt ist. Die Gemeindeglieder bleiben
der Nagelkreuzgemeinde Garnisonkirche Pots- aber zugleich Mitglied in ihrer Heimatgemeinde.
dam gefeiert. Die Gemeinde mit unterdessen gut In die Nagelkreuzgemeinde können auch Mitglie-
270 Mitgliedern ist eine Profilgemeinde. Alle In- der einer anderen Konfession oder Menschen,
teressierten lassen sich in das Netzwerk dieser die auf dem Weg zu einer Kirchenmitgliedschaft
Profilgemeinde eintragen und unterstützen das sind, aufgenommen werden. Wer Mitglied der
Profil der Friedens- und Versöhnungsarbeit an Nagelkreuzgemeinde werden will, kann mit der
Foto: SGP
diesem Ort, das durch den Dreischritt: Geschichte Gemeinde gern Kontakt aufnehmen.
GARNISONKIRCHE POTSDAM
182016
Foto: Monika Schulz-Fieguth
Ostergottesdienst
Die Ostergottesdienste – in der Regel von Prof. dienste. Im Anschluss findet ein Gemeindefest
Dr. Wolfgang Huber und Kara Huber gestaltet – am Osterfeuer und/oder ein österlicher Emp-
sind ein Höhepunkt in der Reihe der Gottes- fang statt.
Foto: SGP
Erinnerung an die Kriegsnacht
Die sogenannte „Nacht von Potsdam“ fand vom Gedenken an die „Nacht von Potsdam“ läuten am
14. auf den 15. April 1945 statt. Ein Luftangriff 14. April 2016 um 22.16 Uhr für fünf Minuten die
der britischen Luftwaffe zerstörte damals große Glocken aller Innenstadtkirchen in Potsdam. Eine
Teile der Potsdamer Innenstadt. Dabei wurden ab Andacht, die die Pfarrerin der Nagelkreuzkapelle
22.16 Uhr etwa 1700 Tonnen Bomben abgeworfen, vorbereitet hat, findet in vielen Gemeinden und
1600 Potsdamer*innen kamen bei dem Bombar auf der Baufläche der ehemaligen Garnisonkirche
dement ums Leben, es gab viele Verletzte, fast 1000 Potsdam statt. Das Gedenken an die „Nacht von
Gebäude in der Innenstadt wurden völlig zerstört Potsdam“, in der auch die Garnisonkirche Feuer
Foto: SGP
und rund 60000 Menschen wurden obdachlos. Im fing, findet jährlich statt.
DER WEG BIS 2020
192016
Foto: FWG Foto: SGP
Neuer Spendenkatalog Paul Oestreicher zu Gast
Im Sommer 2016 entwickeln Stiftung und För- Der ehemalige Domkapitular und Leiter des Ver- Und auf den Einwand Oestreichers, ob es denn
dergesellschaft einen neuen Spendenkatalog. söhnungszentrums der Kathedrale von Coventry in keine Alternativen gegeben habe, sagte Ulbricht:
Die Idee, die dahinter steht, hängt mit der Ver- England, Paul Oestreicher, predigt im August 2016 „Ich sitze an vorderster Front. Ein Soldat im Schüt-
bindung des Spenders zu seinem gespendeten zum 55. Jahrestag des Mauerbaus in der Nagel- zengraben zündet sich keine Zigarette an. Nur auf
Bauteil zusammen: Die Patenschaft des Spen- kreuzkapelle. Dabei bezieht er sich u.a. auf Psalm diese Weise konnte ich den Sozialismus retten.
ders wird durch einen Ziegel, eine Stufe oder 18 „Mit meinem Gott kann ich über Mauern sprin- Die Früchte werden die kommenden Generatio-
auch an einem gesamten Raum oder Gebäude- gen“. Er spricht im Gottesdienst über die Trennung nen ernten.“ Paul Oestreicher, der in seiner Kind-
teil im Turm sichtbar. Mit diesem konkretisierten der beiden deutschen Staaten, über Mauern in der heit vor den Nationalsozialisten aus Deutschland
Konzept können Stiftung und Fördergesellschaft Politik, in der Kirche und in den Köpfen. Oestrei- geflohen ist, engagiert sich für Frieden, Glaube und
bereits kurz nach Erscheinen des Katalogs erste cher erzählt auch von einem Gespräch mit Walter Versöhnung. Bereits mehrfach hat sich Oestreicher
Erfolge verzeichnen: z.B. fördert Günther Jauch Ulbricht über den Mauerbau im Dezember 1962. zum Wiederaufbau des Garnisonkirchenturms ge-
mit einer Spende in Höhe von 1,5 Millionen die Der DDR-Chef nannte die Mauer „eine tragische äußert und dessen Wiedererrichtung als Ort für
Aussichtsplattform im Turm der Garnisonkirche. Notwendigkeit für die Rettung des Weltfriedens“. Friedens- und Versöhnungsarbeit befürwortet.
Jährlicher „Potsdamer Friedens- Foto: SGP
diskurs“
Im September 2016 startet eine neue Veran-
staltungsreihe: Jeweils am Mittwoch nach dem
Weltfriedenstag findet der „Potsdamer Frie-
densdiskurs“ in der Nagelkreuzkapelle statt.
Dieses Format ist eine Kooperationsveranstal-
tung des Kirchlichen Entwicklungsdienstes der
Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg mit
dem Pfarramt der Nagelkreuzkapelle unter der
Schirmherrschaft von Bischof Dr. Markus Dröge
und Präses Dr. Irmgard Schwaetzer. Im Jahr 2016
diskutieren unter der Fragestellung: „Was tragen
die Vereinten Nationen zum Frieden in der Welt
bei?“ Fachleute wie Renke Brahms, Schriftfüh-
rer der Bremischen Landeskirche und Friedens-
beauftragter der Evangelischen Kirche Deutsch- kräfte im ZMSBw; Dr. Konrad Raiser, ehemali- unter der Überschrift „Identität und Gewalt“
lands; Ute Finckh-Krämer, MdB; Dr. Patricia Flor, ger Generalsekretär des Ökumenischen Rates Themen wie die Überwindung des Ost-West-Ge-
Auswärtiges Amt; Dr. Philipp Münch und PD Dr. der Kirche in Genf sowie Andreas Zumach, Jour- gensatzes, der Brexit, das Erstarken des Rechts-
Oliver Bange, wissenschaftliche Mitarbeiter im nalist, über Bausteine einer Weltfriedensarchi- populismus, Europa als Friedensmacht und die
Forschungsbereich Sicherheitspolitik und Streit- tektur. Zu den Themen der Folgejahre gehören Themen Deutschlands im UN-Sicherheitsrat.
GARNISONKIRCHE POTSDAM
202016
ZDF-Fernsehgottesdienst
Am 11. September 2016 überträgt das ZDF ei-
nen Gottesdienst des Kirchenkreises Potsdam
live aus dem Saal der Industrie- und Handels-
kammer. Unter dem Titel „Frieden lernen“ wid-
met sich der Gottesdienst der Frage, ob Men-
schen in der Lage sind, Neues zu gestalten und
aus der Geschichte zu lernen. Dabei wird vor
allem der Wiederaufbau der Garnisonkirche
Potsdam unter dem Dreiklang „Geschichte er-
innern, Verantwortung lernen, Versöhnung le-
ben“ in den Blick genommen. Prof. Dr. Wolfgang
Huber hält die Predigt, Dr. Irmgard Schwaetzer,
Dr. Manfred Stolpe, Cornelia Radeke-Engst,
Dr. Joachim Zehner, Dr. Matthias Rogg und Kath-
rin Deisting und musikalisch das Vokalensemble
ACAPENSE unter der Leitung von Tobias Scheetz
Foto: SGP
gestalten den Gottesdienst mit.
„Frauen reden zu Tisch“ Foto: SGP
Die Veranstaltung „Frauen reden zu Tisch – Pots-
damer Tischreden am Vorabend des Reforma-
tionstages“ ist ein seit 2014 gefragtes Format
und ist auch 2016 ein großer Erfolg. Die pro-
minenten Tischrednerinnen sind 2016 die Prä-
sidentin der Humboldt-Universität Prof. Sabine
Kunst, Birte Siemonsen von „Bussiness and Pro-
fessional Woman“, die Syrerin Razan Jokhadar
und die Theologin Ellen Ueberschär. Landtags-
präsidentin Britta Stark ist eine der Schirmher-
rinnen der Veranstaltung. Jede der Teilnehme-
rinnen bringt eine These zum Stichwort „Welche
Reformen brauchen wir heute in Gesellschaft
und Kirche?“ und „schlägt“ sie nach alter refor-
matorischer Tradition an.
Friedensgebet gegen Terror
Nach dem Terroranschlag auf einem Berliner
Weihnachtsmarkt im Dezember 2016, bei dem ein
Sattelzug in eine Menschenmenge an der Kaiser-
Wilhelm-Gedächtniskirche in Charlottenburg raste
und 12 Menschen getötet und zahlreiche Perso-
nen verletzt wurden, gibt es in der Nagelkreuz-
kapelle Potsdam die Möglichkeit, bei einem Frie-
densgebet zusammenzukommen und gemeinsam
Foto: Gerhard Alwin
für die Opfer zu beten. Zahlreiche Potsdamer*in-
nen nehmen dieses Angebot wahr und finden sich
Vielfalt feiern in der Nagelkreuzkapelle ein. Sie sind dankbar
Jedes Jahr am ersten September beten Juden, dafür, mit der Nagelkreuzkapelle einen Ort zu
Christen, Muslime, Buddhisten und Bahá‘í ge- haben, an dem sie über ihre Beunruhigung spre-
meinsam am Potsdamer Brandenburger Tor. Jede chen und ein Friedenslicht anzünden können.
Religion liest einen Friedenstext aus ihren Heiligen Gemeinsam beten Jung und Alt , Christen und
Schriften. Alle stimmen gemeinsam ein: Trommle Konfessionslose, Mitglieder der jüdischen und
mein Herz für das Leben. In den letzten Jahren der muslimischen Gemeinden und der Bahá‘í für
Foto: Petra Groß
haben sich auch Religionslose angeschlossen. den Frieden in der Welt und in unserem Land.
DER WEG BIS 2020
212017
2017
Friedensgebet und Gedenken Foto: Gerhard Alwin
an Auschwitz
Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrations-
und Vernichtungslager Auschwitz von der sowje-
tischen Armee befreit. Propst Dr. Christian Stäblein
schreibt dazu: „Die Erinnerung des Leidens und
Vergehens jedes Einzelnen an diesem Ort bleiben
uns ebenso aufgegeben wie die Erinnerung an die
nationalsozialistischen Verbrechen und ihre Opfer
insgesamt, die mit dem Synonym Auschwitz ver-
bunden sind.“ Gemeinsam mit der jüdischen und
der Synagogengemeinde wird das Gedenken im
Januar 2017 von Landesrabbiner Nachum Presman
und Rabbiner Naftoly Surovtsev, Pfarrer Matthias
Mieke, Pfarrerin Cornelia Radeke-Engst, Christian
Rüss und musikalisch von Ralf Benschu mit dem
Saxophon gestaltet. Das gemeinsame Gedenken
am „Internationalen Tag des Gedenkens an die
Opfer des Holocausts“ findet jedes Jahr statt.
Foto: Gerhard Alwin
Foto: Gerhard Alwin
Interreligiöses Gebet Jugendgottesdienst
Gemeinsam mit der jüdischen Kantorin Jalda Im Oktober 2017 wird in der Nagelkreuzkapelle
Rebling gestaltet Pfarrerin Cornelia Radeke-Engst ein Gottesdienst der Evangelischen Jugend in
zwei Mal im Jahr interreligiöse Gebete in der Potsdam abgehalten. Diese Jugendgottesdienste
Nagelkreuzkapelle. finden regelmäßig statt.
Foto: SGP
Bürgerkanzel
Friedensnobelpreisträgerin
Zum „Sonntagsauftakt“ gibt es in jedem Jahr eine
zu Gast Predigtreihe. Unter dem Motto „Oh, mein Gott“
Im April besucht die Friedensnobelpreisträgerin sprechen 2017 als einer der ersten auf der Bür-
Nadia Murad die Nagelkreuzkapelle und spricht gerkanzel in der Nagelkreuzkapelle der Oberbür-
über den 2014 vom IS verübten Genozid an den germeister der Stadt Potsdam, Jann Jakobs, Land-
Jesid*innen. Es geht um die Zukunft von geflüch- tagspräsidentin Britta Stark und die Kabarettistin
teten Jesid*innen und um die Frage, wie das Un- Barbara Kuster öffentlich über ihren Glauben und
recht geächtet werden kann, wie Neuanfänge und ihr Fragen nach Gott. Im Anschluss gibt es jeweils
Versöhnung Gestalt gewinnen können. Ihr Mut eine spannende und oft auch berührende Diskus-
und Ihr Kampf für die Menschlichkeit inmitten sion. 2018 halten Menschen aus verschiedenen
unmenschlicher Verhältnisse und nach trauma- europäischen Ländern ihr Plädoyer für Europa,
tisierenden Erfahrungen sind außergewöhnlich. unter anderem ein in London lebendes deutsch-
Foto: SGP
indisches Paar – beide sind Raumfahrtingenieure.
GARNISONKIRCHE POTSDAM
222017
Foto: Bundesregierung Steffen Kugler Foto: SGP
Bundespräsident wird Die Kapelle als Lernort
Schirmherr Die Kapelle ist ein Lernort auch für Schulklas- terher alle. Eine breite Diskussion fordern die
„Ich hoffe, dass mit dem Wiederaufbau des sen oder Konfirmandengruppen. Bei einem der Jugendlichen jeweils zum Für und Wider des
Turms ein Lernort der deutschen Geschichte Workshops zum „Tag von Potsdam“ befragen Aufbauprojekts. Dass hier ein Friedens- und Ver-
entsteht, an dem viele Menschen Lehren aus die Jugendlichen Passant*innen, was sie über söhnungszentrum entstehen soll, finden alle gut.
einer wechselvollen Geschichte ziehen können, den „Tag von Potsdam“ wissen. Das Resultat ist Zwei Kindergartengruppen klettern in den
um für die Zukunft eines friedlichen und ge- erschreckend. Nach dem Workshop sagt eine Schutzkäfig zur Wetterfahne und fassen sie an,
rechten Europas einzutreten.“ Mit diesen Wor- Schülerin: „Eigentlich sollten doch in Potsdam bevor sie auf den Turm kommt, werden spie-
ten bekräftigt Bundespräsident Dr. Frank-Walter alle wissen, wie damals so viele Menschen Hit- lerisch mit der (Bau-)Geschichte vertraut ge-
Steinmeier in einem Schreiben an die Stiftung ler zugejubelt haben und was dann geschah.“ macht, singen „Wer will fleißige Handwerker
Garnisonkirche Potsdam seine Zusage, den Wie- Beindruckt sind die Konfirmand*innen von den sehn…“ und gestalten ein Großposter mit ihren
deraufbau der Garnisonkirche in Potsdam zu un- vielen Frauen, die in der Bekennenden Kirche wi- Vorstellungen davon, was alles zu einer Kirche
terstützen. Denn im Juni 2017 übernimmt Bun- derständig waren. Eine Brücke der Versöhnung gehört, was man beim Bauen beachten sollte.
despräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier die wird gebaut. Das ist nicht einfach, finden hin-
Schirmherrschaft über den Wiederaufbau der
Garnisonkirche Potsdam und würdigt damit die
Bedeutung des zukünftigen Turms der Garnison-
kirche als Lern- und Erinnerungsort.
Der Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung Garni-
sonkirche Potsdam, Prof. Dr. Wolfgang Huber,
freut sich über diese Zusage: „Das Kuratorium
der Stiftung Garnisonkirche dankt dem Bun-
despräsidenten sehr herzlich dafür, dass er die
Schirmherrschaft über den Wiederaufbau der
Garnisonkirche Potsdam übernommen hat. Da-
rin liegt eine große Ermutigung auf dem Weg
zum Wiederaufbau des Turms als einem Ort, an
dem Geschichte erinnert, Verantwortung ge-
lernt und Versöhnung gelebt wird. Wir hoffen,
dass wir bald die Möglichkeit haben werden, den
Bundespräsidenten persönlich in Potsdam zu be-
grüßen und ihn über die weiteren Planungen
Foto: SGP
zu Bau und inhaltlicher Arbeit zu informieren.“
DER WEG BIS 2020
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