1/20 UNIVERSITAS - UNIVERSITAS Austria
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UNIVERSITAS 1/20 Mitteilungsblatt ISSN 1996-3505 Mitglied der Fédération Internationale des Traducteurs
2 UNIVERSITAS Mitteilungsblatt 1/20 INHALT Agenda Translation 4 Dagmar Jenner Honorarumfrage Übersetzen 2019: Leichter Preisanstieg in Österreich und im Ausland 7 Beatrix Tóth für den Ausschuss für Übersetzen Honorarumfrage Dolmetschen 201912 Claudia Fischer-Ballia und Bettina Coll für den Ausschuss für Dolmetschen „Übersetzen und Dolmetschen 4.0: Neue Wege im digitalen Zeitalter“, BDÜ-Konferenz, 22.–24.11.2019 in Bonn 13 Ingrid Haussteiner, Julia Klug, Tamara Paludo, Matteo D. Paone, Susi Vide-Winkler Messesplitter – Frankfurter Buchmesse 201925 Margret Millischer I Did It My Way: TranslatorInnen erzählen Katerina Sinclair Marta Frau: Übersetzerin für Marketing und Webinhalte 26 Marta Frau Rezensionen: „SDL Trados Studio 2019 für Einsteiger und Umsteiger“28 Dagmar Jenner „Fachwörterbuch Strafrecht Deutsch-Spanisch | Spanisch-Deutsch“29 Doris Bankhamer Mediensplitter32 María Palma UNIVERSITAS-Terminkalender33 UNIVERSITAS Austria Verbandsmitteilungen34 UNIVERSITAS Austria Rätsel36 Vera Ribarich
UNIVERSITAS Mitteilungsblatt 1/20 3 EDITORIAL UNIVERSITAS hat gefragt, Sie haben geantwortet Liebe Leserinnen, liebe Leser, wirft Margret Millischer in einer Nachschau zur Frankfurter Buchmesse einen näheren Blick auf unser breit grinsendes Sparschweinchen auf die betrübliche Lage der LiteraturübersetzerIn- © John Michael Oliver dem Cover hat Ihnen – stellvertretend für sein nen. Die Suche nach Alleinstellungsmerkmalen glücksbringendes Pendant – hoffentlich nicht ist wohl ein Anliegen, das viele von uns sowohl nur einen guten Start ins neue Jahr beschert, zu Beginn als auch während unserer Berufslauf- sondern soll vor allem auch auf eines anspielen: bahn begleitet. So auch Marta Frau. In „I Did It die Honorarumfragen, die von den Ausschüssen My Way” verrät sie, wie sie letztendlich zu ihrer für Dolmetschen und Übersetzen regelmäßig Nische als Übersetzerin im Bereich Marketing Bianca Schönhofer, durchgeführt werden, um ein Stimmungsbild der und Webinhalte gefunden hat. Abgerundet wird Redakteurin marktüblichen Preise in unserer Branche zu er- diese Ausgabe durch zwei Rezensionen von Doris mitteln. Nun liegen die Ergebnisse aus dem Jahr Bankhamer (Fachwörterbuch Strafrecht DE-ES/ 2019 vor. Details erfahren Sie im Blattinneren in ES-DE) und Dagmar Jenner (SDL Trados Studio den Beiträgen von Bettina Coll, Claudia Fischer- 2019 für Einsteiger und Umsteiger). Ballia und Beatrix Tóth. Zu guter Letzt darf ich Ihnen unter anderem den Mit der BDÜ-Fachkonferenz „Übersetzen und Dol- UNIVERSITAS-Terminkalender ans Herz legen. Un- metschen 4.0: Neue Wege im digitalen Zeitalter“ ser allzeit fleißiges Fortbildungsteam ist stets um ist Ende November ein Branchenevent der Extra- ein möglichst vielfältiges Angebot für unsere Mit- klasse über die Bühne gegangen, wobei unter glieder bemüht und freut sich, Sie bei der einen den über 1.000 Teilnehmenden auch UNIVERSI- oder anderen Veranstaltung begrüßen zu dürfen. TAS-Mitglieder zahlreich vertreten waren. Ingrid Haussteiner, Julia Klug, Tamara Paludo, Matteo D. Paone und Susi Vide-Winkler haben dem brei- Viel Spaß beim Lesen! ten Themenspektrum der Konferenz Rechnung getragen und ihre Eindrücke in einem ausführ- lichen Gemeinschaftswerk zu Papier gebracht. Von NMÜ über Post-Editing bis hin zu neuen Tä- tigkeitsfeldern in Zeiten des digitalen Umbruchs Bianca Schönhofer bleibt hier praktisch nichts unerwähnt. Indessen bianca.schoenhofer@universitas.org IMPRESSUM Das Mitteilungsblatt von UNIVERSITAS Austria, Berufsverband für Dolmetschen und Übersetzen, dient dem Informationsaustausch zwischen den Verbandsmitgliedern. ISSN 1996-3505 Herausgeber: UNIVERSITAS Austria, Berufsverband für Dolmetschen und Übersetzen Gymnasiumstraße 50, 1190 Wien, Tel. + Fax: + 43 1 368 60 60, info@universitas.org Redaktion: Bianca Schönhofer, bianca.schoenhofer@universitas.org, Tel.: + 43 664 466 37 44 Ständige Mitarbeit: María Palma, Katerina Sinclair, Vera Ribarich • Koordination Rezensionen: Julia Schöllauf Beiträge, Wünsche, Anregungen, Leserbriefe bitte an eine der oben stehenden E-Mail-Adressen senden – danke! Das Mitteilungsblatt erscheint vierteljährlich. Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe: 15. April 2020 Grafik und Layout: Sabina Kargl-Faustenhammer Titelbild: “Piggy bank on blur background. Soft focus” © sawitreelyaon / Adobe Stock
4 UNIVERSITAS Mitteilungsblatt 1/20 AGENDA TRANSLATION Dagmar Jenner lung (28. Februar) wird sie Thema sein. So viel sei verraten: Wir überlegen, diese Herausforde- rung als Chance wahrzunehmen und Mehrwert für unsere Mitglieder zu schaffen – also Sie! Illustration und Fotos: © UNIVERSITAS Austria Diesmal finden bei der Mitgliederversammlung keine Wahlen statt und der aktuelle von der Mitgliederversammlung 2019 gewählte Vorstand sowie die von der Mitgliederversammlung 2019 ernannten Ausschüsse starten ins zweite Jahr ihrer Amtszeit. Im Februar 2021 allerdings ste- hen dann wieder Wahlen an. An dieser Stelle darf ich Sie daran erinnern, dass alle Mitglieder ein Dagmar Jenner ist Dolmet- aktives und passives Wahlrecht haben. Jung- scherin und Übersetzerin mitglieder können für die Position Jungmitglie- für Englisch, Spanisch und der-VertreterIn kandidieren und – dies ist eine Französisch und Präsidentin Liebe Kolleginnen und Kollegen, Neuerung – nun für alle Vorstandsmandate ihre von UNIVERSITAS Austria. Stimme abgeben. Wenn Sie viel Elan und Um- ich hoffe, Sie sind gut ins Jahr 2020 gerutscht! setzungsstärke mitbringen und sich bei UNI- Die Zahl 2020 hat einen Hauch von Science- VERSITAS Austria engagieren möchten, freuen Fiction, finden Sie nicht? Es wirkte stets so ich mich auf Post oder einen Anruf von Ihnen. weit weg … und nun sind wir in der Zukunft Eine „Schnuppersitzung“ bei Vorstands- und angekommen. Stichwort Zukunft: Auch im ak- Ausschusssitzungen ist jederzeit möglich. tuellen Jahr wird uns das Thema „Neuronale maschinelle Übersetzung“ (NMÜ) weiterhin Ende November 2019 reisten María Palma und intensiv begleiten. Auch bei der nach Redakti- ich als Vertreterinnen von UNIVERSITAS Aus- onsschluss stattfindenden Mitgliederversamm- tria zur BDÜ-Konferenz in Bonn, die im ehe- „Hahnsi“ mit María Palma, dem Computer- Unser „Hahnsi“ in seinem Element. Linguisten Samuel Läubli und mir bei der BDÜ-Konferenz in Bonn.
UNIVERSITAS Mitteilungsblatt 1/20 5 maligen deutschen Bundestag stattfand. Auch Ausschuss für PR und Strategie bei seiner jüngs- für uns Ausländerinnen war es beeindruckend, ten Sitzung bewundern und war sehr angetan. unter dem riesigen Bundesadler im Plenarsaal Was unserer niedlichen Robbe nun noch fehlt, zu sitzen. Ebendort hat sich auch unser Mas- ist ein Name! Ein hervorragender Vorschlag, kottchen „Hahnsi“ in Anwesenheit eines ande- nämlich „Sealvia“, hat uns bereits erreicht. Wir ren – Achtung: Frevel – Federviehs pudelwohl sammeln nun weitere Vorschläge und lassen in gefühlt und sich in jedes Foto gedrängt. Einen weiterer Folge, ganz wie damals bei „Hahnsi“, ausführlichen Gemeinschaftsbericht zu die- darüber abstimmen. Wir freuen uns über Vor- ser fantastischen Konferenz, bei der NMÜ ein schläge: afps@universitas.org großes Thema war und etwa Samuel Läubli mit seinen Ausführungen begeisterte, lesen Sie im Das translatorische Jahr 2019 haben wir bei meh- Blattinneren. Wir freuen uns, dass wir in Bonn reren UNIVERSIPunsch-Veranstaltungen aus- mit einer großen österreichischen Delegation klingen lassen, wobei ich persönlich in Innsbruck vertreten waren! und Wien mit von der Partie war. Die Stimmung war, wie ich höre, auch in Graz hervorragend. Ebenfalls Ende November fand eine Sitzung der so genannten Translationsplattform statt, bei Auch beim Maria-Verber-Mentoringprogramm der alle translatorischen Berufsverbände in Ös- tut sich einiges. Das dynamische Mentoring-Trio terreich ihre Aktivitäten koordinieren und ge- hat das jüngste „Matching“ abgeschlossen und meinsame Aktionen planen. Generalsekretärin es haben sich ganze 10 neue Pärchen gefunden. María Palma war für UNIVERSITAS Austria dabei. Auf dass die Zusammenarbeit für alle Beteilig- ten bereichernd werde! Da wir ja nun auch über eine englischsprachige Version unserer „Hahnsi“-Kampagne verfügen, Unlängst haben wir im Vorstand beschlossen, un- in der eine Robbe ihren großen Auftritt hat, sere in die Jahre gekommene und fehleranfällige wurde im Vorstand beschlossen, auch davon Access-Datenbank, die wir zur Mitgliederver- ein Plüschtier von der äußerst kreativen Zita waltung einsetzen, durch eine moderne Online- Schrott (@zitashobby auf Facebook) anfertigen Variante zu ersetzen. Der Zeitpunkt ist günstig, zu lassen. Den reizenden Prototypen durfte der da wir ja eine neue Website auf Basis von Word- press haben. Außerdem können wir dann etwa die Rechnungen für den Mitgliedsbeitrag 2020 sehr viel einfacher versenden als bisher. Darüber hinaus wird die neue Lösung sehr viel mehr Funk- tionen bieten als die alte, etwa den Versand von Newslettern etc. Außerdem wird sie die Arbeit im Büro stark erleichtern, die angesichts unseres laufend steigenden Mitgliedsstandes immer um- fangreicher und aufwändiger wird. Wie soll ich heißen? Namensvorschläge Mit Lena Semjonowa-Herzog, „Hahnsi“, Bettina Schreibmaier-Clasen, María Palma gesucht! und Daniela Kosic’ vor dem großen Ansturm beim UNIVERSIPunsch in Wien.
6 UNIVERSITAS Mitteilungsblatt 1/20 Des Weiteren freut es mich zu berichten, dass die der wenigen vorhandenen „Hubs“ zu machen, Übersetzung der zentralen Teile unserer Web- besuchte Vorstandsmitglied Ivana Havelka site ins Englische durch Studierende einer Über- im Dezember den Hub von Neumann & Müller setzungs-Lehrveranstaltung des ITAT in Graz vor- (www.neumannmueller.com) in der Nähe von anschreitet und in Bälde abgeschlossen sein wird. Stuttgart. Bei einer Demonstration wurden alle Für diese Unterstützung sind wir sehr dankbar! Funktionalitäten vorgezeigt und Fragen beant- wortet. Unsere Kollegin hat einen sehr positiven Nun zu unseren Fortbildungsveranstaltungen: Eindruck von Ausstattung, Technik und Professi- Am 8. November fand Teil 2 unseres Workshops onalität bekommen. Solch ein Modell wäre auch „Marketing für TranslatorInnen“ statt, bei dem für andere Standorte empfehlenswert, wobei die sowohl Neulinge in der Translation als auch Alt- Investitionskosten mit einer guten halben Milli- eingesessene eine ganze Menge lernen konnten. on Euro beträchtlich ausfallen. Der Betreiber in Sehr gut angenommen wurde auch der Work- Esslingen bei Stuttgart ist ein Konferenztech- shop „Verhandlungstechnik“ am gleichen Tag nik-Anbieter mit viel Branchenerfahrung. Darü- in Graz, ebenso wie „Neuronale maschinelle ber hinaus kann ich berichten, dass ich mich Übersetzung und Post-Editing“ mit dem her- nach Anlaufschwierigkeiten weiterhin bemühe, vorragenden Samuel Läubli in Innsbruck. Am 6. RSI-Plattformen wie etwa Interprefy im „echten November fand ein sehr gut besuchter Jungmit- Leben“ zu testen, um Erfahrungen aus erster glieder-Stammtisch in Wien statt. Am 22. No- Hand zu sammeln und mit Ihnen zu teilen. vember gab es in Graz einen UNIVERSITea mit Judith Platter zum Thema Schriftdolmetschen. Auch die Ausschüsse waren in letzter Zeit stark Es tut sich also was im ganzen Land, wobei wir im Einsatz: Etwa haben der Ausschuss für Über- dieses Jahr verstärkt versuchen werden, auch setzen und der Ausschuss für Dolmetschen die in Oberösterreich und Salzburg, etwa in Zusam- Honorarumfrage abgeschlossen, deren Ergeb- menarbeit mit dem großen BDÜ-Landesverband nisse Sie in dieser Ausgabe lesen. Erstmals abge- Bayern, etwas auf die Beine zu stellen. fragt wurden etwa die Leistungen „Post-Editing“ und „Remote Simultaneous Interpreting“. Hier eine kurze Übersicht der kurz vor bzw. nach Redaktionsschluss stattfindenden Veran- Die Koordinatorin unseres neuen Ausschusses staltungen mit Schwerpunkt Wien, wobei auch für Nachwuchsförderung, Katerina Sinclair, hat an anderen Standorten entsprechende Vorbe- ein tolles neues Video unter dem Motto „Be- reitungen laufen, etwa zwei Veranstaltungen hind the scenes: mein Weg auf den Markt“ er- zum Thema Berufseinstieg und Berufsbilder stellt; diesmal ein ¸ Interview mit UNIVERSITAS- für Jungmitglieder und Studierende in Inns- Mitglied Volina Serban. Zu sehen auf unserem bruck: das UNIVERSILunch am 29. Jänner zum YouTube-Kanal „UniversitasPresse“! Thema FIT mit Alexandra Jantscher-Karlhuber, das sehr beliebte „Meet & Share“ am 23. Jän- Auch der Ausschuss für PR und Strategie hat ner, eine Afterwork-Veranstaltung für ange- unlängst getagt und einige neue Aktivitäten ins stellte TranslatorInnen sowie der komplett Auge gefasst. Mehr dazu zum gegebenen Zeit- ausgebuchte und deshalb an zwei Terminen punkt. So viel schon vorweg: Wir rühren weiter- angebotene Workshop „Einführung ins Pro- hin fleißig die Werbetrommel für professionelle grammieren für ÜbersetzerInnen“ mit Dag- translatorische Leistungen und damit natürlich mar Gromann am ZTW in Wien. Im April steht für unsere Mitglieder. ein Workshop zum Thema „Digital Partnerships“ am Programm, gefolgt von einem halbtägigen Abschließend möchte ich auch in diesem Medi- Lokalisierungs-Workshop am 8. Mai. Ebenfalls um Natalie Mair als hochmotivierte neue Kol- in Planung in Zusammenarbeit mit der AIIC legin im Team von UNIVERSITAS West in Inns- Region Österreich: ein ausführlicher Workshop bruck herzlich willkommen heißen! über Remote Simultaneous Interpreting mit dem ausgewiesenen Experten Klaus Ziegler, den Translatorischen Gruß María Palma und ich bei der BDÜ-Konferenz kennen gelernt haben. Apropos RSI: Da es uns Dagmar Jenner wichtig ist, uns einen persönlichen Eindruck dagmar.jenner@universitas.org
UNIVERSITAS Mitteilungsblatt 1/20 7 HONORARUMFRAGE ÜBERSETZEN 2019: LEICHTER PREISANSTIEG IN ÖSTERREICH UND IM AUSLAND Beatrix Tóth für den Ausschuss für Übersetzen Seit der letzten Honorarumfrage sind nun zwei Jahre verstrichen. Um den Honorarspiegel unseres Verbands stets aktuell zu halten, hat der Ausschuss für Übersetzen Ende des Jahres 2019 erneut eine Erhebung unter den Mitgliedern von UNIVERSITAS Austria durchgeführt. An der neuen Ausgabe der Honorarumfrage haben 112 Mitglieder teilgenommen. Auch auf diesem Wege bedanken wir uns bei all jenen, die sich für die Beantwortung der Fragen Zeit genommen haben. Insgesamt lässt sich im Vergleich zur letzten Erhebung eine leicht steigende Tendenz sowohl bei den Honoraren Beatrix Tóth, BA MA ist als im Inland als auch bei den Preisen im Ausland erkennen. angestellte Projektmana- gerin und als freiberufliche Übersetzerin für Deutsch, Ungarisch, Englisch und Französisch in Wien tätig. In Hinblick auf die Verrechnungsgrundlage hat sich seit 2016 außerhalb von Österreich wird von einem bedeutenden Anteil wenig geändert: Die überwiegende Mehrheit der TeilnehmerIn- der teilnehmenden ÜbersetzerInnen auch nach Wörtern oder an- nen verrechnet bei DirektkundInnen sowohl in als auch außer- derweitig verrechnet. halb von Österreich auf Normzeilenbasis. Bei DirektkundInnen Q1 Meine Übersetzungsleistungen verrechne ich Q2 Meine Übersetzungsleistungen verrechne ich DirektkundInnen in Österreich: DirektkundInnen außerhalb von Österreich: Answered: 112 Skipped: 0 Answered: 112 Skipped: 0 100% 100% 80% 80% 60% 60% 40% 40% 20% 20% 0 0 überwiegend nach Normzeilen (55 Anschläge inkl. Leerzeichen) überwiegend nach Wörtern überwiegend nach Stunden überwiegend anders (z. B. Pauschale) Ich arbeite nicht für DirektkundInnen außerhalb von Österreich.
8 UNIVERSITAS Mitteilungsblatt 1/20 Ähnlich verhält es sich mit der Verrechnungsmethode bei Agen- Zusammenarbeit mit Agenturen im Ausland üblich: Hier zieht turen: Fast drei Viertel der ÜbersetzerInnen, die mit Agenturen mehr als die Hälfte der UmfrageteilnehmerInnen die Wortanzahl zusammenarbeiten, verrechnen an KundInnen in Österreich nach als Berechnungsgrundlage heran, während nur circa ein Drittel Normzeilen. Eine wortbasierte Abrechnung ist lediglich bei der Normzeilen als Abrechnungseinheit verwendet. Q3 Meine Übersetzungsleistungen verrechne ich Agenturen Q4 Meine Übersetzungsleistungen verrechne ich Agenturen in Österreich: außerhalb von Österreich: Answered: 112 Skipped: 0 Answered: 112 Skipped: 0 100% 100% 80% 80% 60% 60% 40% 40% 20% 20% 0 0 überwiegend nach Normzeilen (55 Anschläge inkl. Leerzeichen) überwiegend nach Wörtern überwiegend nach Stunden überwiegend anders (z. B. Pauschale) Ich arbeite nicht für Agenturen in Österreich. Was die Honorare selbst anbelangt, betragen diese bei Direkt- Österreich: Der Anteil dieser Personen ist seit 2016 ungefähr kundInnen in Österreich überwiegend zwischen € 1,80 und € 2,10 gleich geblieben. pro Normzeile: Fast zwei Drittel der TeilnehmerInnen bewegen sich in diesem Preissegment. Zum Vergleich: Im Jahr 2016 ver- Auch bei den Normzeilenpreisen für DirektkundInnen außerhalb rechneten weniger als die Hälfte der TeilnehmerInnen ein Hono- Österreichs lässt sich im Vergleich zu 2016 ein leichter Aufwärts- rar zwischen € 1,70 und € 2,00 pro Normzeile, obwohl diese Ant- trend erkennen: Der Prozentsatz derjenigen, die hier zwischen wortmöglichkeit damals schon am häufigsten angekreuzt wurde. € 1,80 und € 2,10 pro Normzeile in Rechnung stellen, ist deutlich, ebenfalls auf über 50 % der TeilnehmerInnen, angestiegen. Ein nicht unwesentlicher Anteil verlangt der aktuellen Umfrage zufolge auch über € 2,10 pro Normzeile bei DirektkundInnen in Q5 Mein Standardhonorar für Fachübersetzungen pro Q6 Mein Standardhonorar für Fachübersetzungen pro Normzeile beträgt für DirektkundInnen in Österreich Normzeile beträgt für DirektkundInnen außerhalb von exkl. USt.: Österreich exkl. USt.: Answered: 112 Skipped: 0 Answered: 112 Skipped: 0 200 200 160 160 120 120 80 80 40 40 0 0 überwiegend zwischen EUR 1,80 und EUR 2,10 (auch) über EUR 2,10 überwiegend unter EUR 1,80 Ich arbeite nicht für DirektkundInnen in Österreich. Ich verrechne nicht nach Normzeilen.
UNIVERSITAS Mitteilungsblatt 1/20 9 Lediglich ein sehr geringer Anteil der ÜbersetzerInnen verzichtet Q9 Für sehr kurze Übersetzungen verrechne ich eine auf eine Mindestpauschale für sehr kurze Übersetzungen: Über Mindestpauschale von: drei Viertel der Befragten arbeiten mit einer Mindestpauscha- Answered: 112 Skipped: 0 le. Die Höhe dieser beträgt bei einem überwiegenden Großteil zwischen € 50 und € 100. Dieses Ergebnis weicht kaum von den 100% Zahlen der letzten Umfrage ab. 80% 60% 40% 20% 0 EUR 50 bis EUR 100 mehr als EUR 100 weniger als EUR 50 Ich verrechne keine Mindestpauschale. In Hinblick auf das Dienstleistungsportfolio der teilnehmenden Q10 Neben Übersetzungen erbringe ich (zumindest gele- ÜbersetzerInnen lässt sich sagen, dass neben dem Übersetzen gentlich) auch folgende Sprachdienstleistungen (exklusive mit einigen wenigen Ausnahmen stets auch Lektorats- und Kor- Posteditieren, Mehrfachauswahl möglich): rektoratsarbeiten von den Befragten angeboten werden. Auch Answered: 102 Skipped: 10 Dienstleistungen wie Textproduktion, Lokalisierung und Projekt- management gehören zum Profil vieler TeilnehmerInnen. 200 Die umfangreiche Liste weiterer genannter Sprachdienstleistun- 160 gen kann denjenigen, die ihre Servicepalette erweitern möchten, als nützliche Inspirationsquelle dienen: Diese reicht von Termi- 120 nologieverwaltung über die Erstellung von Styleguides, Transkre- 80 ation, Untertitelung und Transkription bis hin zu Sprachkursen 40 und Sprachcoaching, wobei auch SEO-Nachbearbeitung, Behör- dendolmetschen und Consulting Erwähnung finden. 0 Lektorat/Korrektorat Textproduktion Lokalisierung Terminologieverwaltung Erstellung von Styleguides Projektmanagement Sonstiges (bitte angeben) KundInnen dürfen für die oben genannten Leistungen laut un- Q11 Mein Standardhonorar für die unter Punkt 10 genann- serer Umfrage durchschnittlich mit einem Honorar zwischen € 70 ten Sprachdienstleistungen beträgt pro Stunde exkl. USt.: und € 100 pro Stunde rechnen. Answered: 108 Skipped: 4 100% 80% 60% 40% 20% 0 überwiegend zwischen EUR 70 und EUR 100 (auch) über EUR 100 überwiegend unter EUR 70 Ich erbringe keine derartigen Leistungen.
10 UNIVERSITAS Mitteilungsblatt 1/20 Da sich UNIVERSITAS Austria in den vergangenen Monaten viel Q12 Meine Leistungen umfassen Posteditieren mit dem Schwerpunkt- und Zukunftsthema Posteditieren be- Answered: 112 Skipped: 0 schäftigte, haben wir dieser Dienstleistung in der aktuellen Umfrage einen eigenen Fragenbereich gewidmet. Aus den Ant- worten ging hervor, dass ungefähr die Hälfte der Befragten Pos- 100% teditieren als Dienstleistung anbietet, wobei ein Großteil der 80% ÜbersetzerInnen dieses Produkt nicht aktiv an die KundInnen heranträgt, sondern derartige Leistungen nur auf Anfrage er- 60% bringt. Hierbei verwenden die Betroffenen mehrheitlich keine 40% eigene maschinelle Übersetzungs-Engine, sondern erhalten den 20% maschinellen Output von ihren KundInnen zur Nachbearbeitung. Die Antworten verraten auch, dass diejenigen, die diese Dienst- 0 leistung anbieten, großteils zwischen leichtem und vollständi- als Standardangebot wenn aktiv von KundInnen angefragt gar nicht gem Posteditieren unterscheiden. Posteditieren wird unserer Erhebung zufolge vorwiegend nach Q17 Posteditieren verrechne ich Zeitaufwand abgerechnet, wobei auch eine Verrechnung nach Answered: 107 Skipped: 5 Wörtern, Normzeilen sowie auf Projektbasis jeweils von einer kleinen Anzahl von TeilnehmerInnen genannt werden. 200 160 120 80 40 0 nach Zeitaufwand nach Wort nach Normzeile auf Projektbasis Ich erbringe keine derartigen Leistungen. anders (bitte angeben) Die Mehrheit der PosteditorInnen bietet lediglich vollständiges Q18 Im Vergleich zu meinen Übersetzungsdienstleistungen Posteditieren an. Für diese Stufe des Posteditierens wird durch- verrechne ich für vollständiges Posteditieren schnittlich 75-100 % des herkömmlichen Übersetzungspreises in (im Gegensatz zu leichtem Posteditieren) Rechnung gestellt. Answered: 109 Skipped: 3 100% 80% 60% 40% 20% 0 75 bis 100 % des Übersetzungspreises 50 bis 75 % des Übersetzungspreises 0 bis 50 % des Übersetzungspreises Ich erbringe keine derartigen Leistungen.
UNIVERSITAS Mitteilungsblatt 1/20 11 Allgemein wird von zahlreichen TeilnehmerInnen ein Aufschlag Q21 Aufschläge bzw. gesonderte Verrechnung gibt es bei für Eilaufträge und das Einarbeiten von nachträglichen Änderun- mir für folgende Leistungen (Mehrfachauswahl möglich): gen berechnet, wobei auch andere Arbeiten wie der Aufwand auf- Answered: 112 Skipped: 0 grund massiver Mängel im Ausgangstext, formatierungsbezogener Zusatzaufwand, Druckfahnenkorrektur, Wochenendarbeit oder der Rechercheaufwand aufgrund des hohen Fachlichkeitsgrades häu- 500 fig als Gründe für einen Preisaufschlag angeführt werden. 400 300 200 100 0 Druckfahnenkorrektur Eilaufträge Einarbeiten von nachträglichen Änderungen Ich verrrechne keine Zuschläge Wochenendarbeit Zusätzlicher Arbeitsaufwand aufgrund massiver Mängel im Ausgangstext Sonstiges (bitte angeben) Ein Preisnachlass wird hingegen von vielen TeilnehmerInnen Q22 Preisnachlass gewähre ich unter folgenden Umständen bei langjährigen Kundenbeziehungen und sozial benachteiligten (Mehrfachauswahl möglich): KundInnen gewährt, aber auch eine Vergünstigung bei Matches Answered: 110 Skipped: 2 in CAT-Tools ist mitunter weit verbreitet. 200 160 120 80 40 0 Sozialtarif Matches (bei Verwendung von CAT-Tools) Langjährige Kundenbeziehung Ich gewähre keinen Preisnachlass. Sonstiges (bitte angeben) Ganz oben auf der Liste der meistgenannten Arbeitssprachen der Ebenfalls verbreitete und mehrfach genannte Spezialisie- TeilnehmerInnen stehen – wie 2016 – auch in der aktuellen Um- rungsbereiche sind Medizin, Energie, Patente, Kultur, Litera- frage Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch und Russisch, tur, Architektur, Tourismus, Gastronomie, Politikwissenschaf- gefolgt von den Sprachen Tschechisch, Polnisch, Japanisch, Slo- ten und Versicherungswesen. wenisch, Ungarisch, BKS und Rumänisch. Die typischen Fachgebiete stellen Recht, Wirtschaft, Technik und Marketing dar.
12 UNIVERSITAS Mitteilungsblatt 1/20 HONORARUMFRAGE DOLMETSCHEN 2019 Claudia Fischer-Ballia und Bettina Coll für den Ausschuss für Dolmetschen Nach drei Jahren hat der Ausschuss für Dolmetschen Ende 2019 wieder eine Honorarumfra- ge unter den UNIVERSITAS-Austria-Mitgliedern durchgeführt, anhand derer erhoben werden sollte, welche Preise (alle Angaben ohne USt.) von professionellen Dolmetscherinnen und Dolmetschern auf dem österreichischen Markt üblicherweise verrechnet werden. Wir bedan- ken uns herzlich bei den teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen, leider waren es aber diesmal nur 73. Q1 Simultan- bzw. Konsekutiv- zwischen € 600 bzw. Flüsterdolmetschen und € 750 in 2er-Besetzung, Tagessatz exkl. USt. (max. 8h) großteils über € 750 Abgefragt wurden z. B. die Tagessätze (bis zu 8 h) für Si- multan-, Konsekutiv- oder Flüsterdolmetschen in Zwei- unter € 600 erbesetzung, die bei rund 71 % der Befragten zwischen € 600 und € 750 liegen. 0% 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 % Q2 Einzeleinsatz zwischen € 670 Konsekutivdolmetschen und € 850 Tagessatz exkl. USt. (max. 8h) großteils über € 850 Getrennt erhoben wurden die durchschnittlichen Tages- sätze für Konsekutiv-Einzeleinsätze, da davon ausgegan- gen wurde, dass diese aufgrund der höheren Belastung unter € 670 über den Zweiereinsätzen liegen würden. Diese Annahme wurde durch die Antworten bestätigt. Fast 60 % der Be- fragten verrechnen dafür meist zwischen € 670 und € 850. 0% 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 % Q3 Simultan- bzw. Konsekutiv- zwischen bzw. Flüsterdolmetschen € 450 und € 550 in 2er-Besetzung, Halbtagessatz exkl. USt. (max. 4h) großteils über € 550 unter € 450 0% 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 %
UNIVERSITAS Mitteilungsblatt 1/20 13 Parallel dazu wurden auch die Halbtagessätze – Interessant war die erstmalige Abfrage zu Re- Bettina Coll ist Konferenz- also Einsätze bis zu 4 h – für Simultan-, Kon- mote-Interpreting (Simultandolmetschung mit dolmetscherin und Überset- sekutiv- oder Flüsterdolmetschen in Zweierbe- Hilfe online-basierter Simultandolmetschsyste- zerin für Deutsch, Spanisch setzung abgefragt. Hier zeigte sich, dass knapp me, die die Anwesenheit der DolmetscherInnen und Französisch und seit 60 % der Befragten einen durchschnittlichen am Konferenzort nicht erfordern). 86 % der Be- 2015 Lehrbeauftragte am Preis von € 450 bis € 550 veranschlagen. Für den fragten haben an derartigen Einsätzen noch nie Zentrum für Translationswis- Halbtag konsekutiv werden in Einzelbesetzung teilgenommen (Q8). Von den 10 Personen, die senschaft in Wien. (Q4) von 64 % der Befragten € 450 bis € 590 an so einem Einsatz teilgenommen haben, waren verrechnet. Bei Kurzeinsätzen (Q5) von bis zu 7 mit den Arbeitsbedingungen unzufrieden (Q9). einer Stunde verrechnet 60 % der Befragten zwi- In den Kommentaren wurden die Bild- und Au- schen € 250 und € 400. Zum ersten Mal abgefragt dioprobleme ebenso wie Probleme mit der Inter- Claudia Fischer-Ballia ist wurde die Copyright-Abgeltung für die Aufzeich- netverbindung beanstandet. 56 % der Befragten selbständige Übersetzerin nung / das Live-Streaming einer Dolmetschung, verrechnen für derartige Einsätze mit herkömm- und Dolmetscherin für Eng- für welche/s von ca. 58 % der Befragten 50 % lichen Dolmetscheinsätzen vergleichbare Tarife. lisch und führt seit Februar des Tageshonorars verrechnet wurde (Q6). 37,5 % jedoch weniger. den Vorsitz im AfDo. Bei Q7 (Verrechnung für Agenturen) zeigte sich, Die detaillierten Umfrageergebnisse (Balken- dass 41 % unserer Mitglieder dieselben Preise grafiken und Kommentare zu allen Fragen) sind verlangen und ebenfalls 41 % die Preise an der online im UNIVERSITAS-iBoard in der Rubrik Dol- Untergrenze der angeführten Werte ansetzen. Im metschen zu finden. Vergleich zu 2017 (29 %) verrechnen jetzt nur 19 % weniger als die zuvor angegebenen Preise. „ÜBERSETZEN UND DOLMETSCHEN 4.0: NEUE WEGE IM DIGITALEN ZEITALTER“ BDÜ-KONFERENZ, 22.–24.11.2019 IN BONN Ingrid Haussteiner, Julia Klug, Tamara Paludo, Matteo D. Paone, Susi Vide-Winkler Inhalt Denkanstöße der Keynote- SpeakerInnen Das Top-Thema der Konfe- renz: MÜ in aller Munde Post-Editing: Unerlässlich bei der Arbeit mit MÜ Auf zu neuen Ufern: Neue Tätigkeitsbereiche für TranslatorInnen Aktuelles aus der Welt des Dolmetschens: Honorare, Videodolmetschen und © Thorsten Weddig mehr Schreckgespenst DSGVO Entspannung für Transla- torInnen: Hilfreich auch Über 1000 TeilnehmerInnen diskutierten auf der 3. Internationalen Fachkonferenz des BDÜ bei Kundenakquise und über Zukunftsthemen. Networking
14 UNIVERSITAS Mitteilungsblatt 1/20 1040 TeilnehmerInnen aus 25 Ländern versammelten sich von 22. bis 24. November 2019 im World Conference Cen- Fink-Hooijer, wie sich der Dolmetschdienst der Europäischen Kommission derzeit an den digi- talen Wandel anpasst. So würde etwa Remote ter in Bonn zur Konferenz „Übersetzen und Interpreting bereits in vereinzelten Situationen Dolmetschen 4.0 – Neue Wege im digitalen angewandt werden, wobei es sich jedoch um Zeitalter“. Im Gegensatz zu dem geschichts- keine Empfehlung handelt, sondern lediglich trächtigen Ambiente – so fanden die großen um eine Lösung für äußerst kurze, 30-minütige Vorträge im Plenarsaal statt, in dem von 1992 Einsätze. Die Arbeit der SCIC-DolmetscherInnen bis 1999 der Deutsche Bundestag tagte – stand wird mit der Interpreters’ Digital Toolbox er- die Konferenz ganz im Zeichen der Zukunft un- leichtert, die sich noch in der Ausarbeitungs- seres Berufs. Die rund 100 Vorträge deckten phase befindet. Dieses neue Tool bietet unter eine beeindruckende Bandbreite an Themen anderem Unterstützung bei der Vorbereitung ab: vom Übersetzen in Zeiten von (N)MÜ, Di- von Einsätzen durch die Verknüpfung von Un- Ingrid Haussteiner ist seit gitalisierung des Berufs, neuen Technologien terlagen und Terminologie, eine kabinenüber- gut 20 Jahren Übersetzerin, im Dolmetschen, SEO-optimiertem Übersetzen, greifende Kommunikationsplattform und eine Lektorin, Terminologin und technischer Dokumentation sowie Prä- und Nachbearbeitung der Sitzungen. Ein weiteres Tools-Expertin im Sprachen- Post-Editieren über Schriftdolmetschen, Leich- Projekt ist das Knowledge Center on Interpre- dienst der Oesterreichischen te Sprache, DSGVO bis hin zu Kundenakquise, tation, eine wahre Fundgrube an Wissen für den Nationalbank; ihre Arbeits- Ethik, Positionierung am Markt, Spezialisierung Nachwuchs, das außerdem zum Austausch und sprachen sind Englisch und und Entspannung. Verschiedene Aktivitäten zur Weiterbildung genutzt werden kann. Auch Deutsch. rund um die Konferenz (so wurden etwa Führun- die Verwendung von Spracherkennungsdiensten gen im Haus der Geschichte ebenso angeboten zur Unterstützung beim Dolmetschen steht im wie eine Speed-Networking-Veranstaltung) und Raum, erfordert jedoch strenge Kontrollen hin- die Preisverleihung des Hieronymuspreises des sichtlich Sicherheit und Datenschutz. [JK] BDÜ sowie des Dr.-Stanisław-Gierlicki-Preises für ehrenamtliches Engagement mit einem Emp- W „Jetzt schlägt die Stunde der Kompetenz der fang im Konferenzgebäude am Samstagabend Übersetzer und Übersetzerinnen“, so der Tenor rundeten die Konferenz ab. aus vielen Präsentationen, darunter der Keynote von Florian Faes von Slator, einem weltweit ak- Wir haben uns bemüht, Ihnen im Folgenden je- tiven Nachrichtendienst für die Sprachindustrie. weils kurze Zusammenfassungen über die von uns besuchten Vorträge zu geben, aus denen Maschinelle Übersetzung und Post-Editing Sie sich thematisch heraussuchen können, was werden bereits eingesetzt und sind auf dem Sie interessiert. Ausführlichere Infos finden Vormarsch. Dadurch gewinne die Rolle von Julia Klug ist selbstständige sich im Konferenzband des BDÜ, in dem zahl- ÜbersetzerInnen laut Faes als Fachspezialis- Dolmetscherin und Über- reiche Vorträge nachzulesen sind. tInnen noch mehr an Gewicht, „da die bloße setzerin für Französisch, Spa- Sprachmittlung bis zu einem gewissen Grad nisch und Englisch in Wien. Denkanstöße der Keynote- vom Computer übernommen wird“. Auch viele SpeakerInnen KI-ExpertInnen sind der Meinung, dass in allen Belangen erstklassige Übersetzungen nur durch W Mit einer optimistischen Note ging Florika den Einbezug von Fach- und Sprachspezialis- Fink-Hooijer, Generaldirektorin der General- tInnen gelingen können. direktion Dolmetschen bei der Europäischen Kommission, in ihrer Keynote an das Konferenz- Der Übersetzungskuchen, der alle Dienstleis- motto „Neue Wege im Digitalen Zeitalter“ heran. terInnen und Technologieanbieter einschließt, machte 2018 laut Faes rund 23 Mrd. USD aus. All denjenigen, die Veränderungen unseres Be- Die drei Top-Sektoren sind: rufs durch Remote Interpreting und maschinelle Übersetzungen mit Sorge beäugen, stellte sie 1. öffentlicher Sektor, entgegen: „Die einzige Konstante in der Ge- 2. Technologie und schichte des Konferenzdolmetschens war der 3. Tourismus und Handel. Wandel.“ Die DolmetscherInnen waren von An- fang an dabei und haben diesen Wandel mit- Dienstleistungen (z. B. Anwaltskanzleien), die gestaltet. In ihrer erfrischenden Rede beschrieb Industrie sowie Medien und Unterhaltung spie-
UNIVERSITAS Mitteilungsblatt 1/20 15 len ebenfalls eine Rolle. Wachstumspotenzial Bei DeepL ortete Faes ungebrochenes Wachstum hat die Pharmaindustrie aufgrund von Regu- (Platz 155 bei den am häufigsten aufgerufenen latorien. Einen Nachfrageschub erleben zudem Websites in Deutschland). Täglich werden mit Medien (Synchronisierung und Untertitelung) DeepL 1 bis 2 Mrd. Wörter übersetzt (im Ver- und Computerspiele (Trend weg von Downloads gleich: 150 Mrd. Wörter mit Google Translate). hin zu Abonnements). Langfristig werde DeepL den Vorsprung nicht halten können (zu wenig Sprachkombinatio- Slator unterteilt den Markt für Sprachdienst- nen, Service-Qualität). leistungen in drei Kategorien: Als neueste Trends nannte Faes die „direct 1. Superagenturen, speech-to-speech translation” und ein im Juli 2. Anführer („Leaders“) und 2019 von Microsoft präsentiertes Hologramm, 3. Herausforderer („Challengers“). das eine Rede ins Japanische übertrug (basie- rend auf einer Kombination aus Körper- und Die rund 30 Superagenturen (Top 5: TransPer- Spracherkennungstechnologie mittels Azure AI fect, Lionbridge, SDL, RWS und Welocalize) mit und neuer Hologrammtechnologie). einem Marktanteil von 10 % (2018) können die Bedürfnisse der weltweit größten Unternehmen In seinem Ausblick betonte Faes, dass Über- bedienen und sind bereits seit etwa 30 Jahren setzerInnen (wie auch Localization Engineers auf dem Markt. Die rund 30 Anführer („Leaders“) usw.) gut nachgefragt sind, denn für das Aus- mit einem Marktanteil von 12 % sind regional merzen der jetzigen MÜ-Fehler bedürfe es einer aufgestellt (beispielsweise in der DACH-Region „artificial general intelligence“. und in Skandinavien), kennen ihre Kernregion gut und sind selten Nischenanbieter. Zu den Seiner Meinung nach wird die Grenze zwischen Herausforderern („Challengers“; Anteil: 5–7 %) 100-%-Matches in Translation-Memory-Syste- zählen spezialisierte Sprachdienstleistungsun- men und MÜ verschwinden, und auch er rät – ternehmen. 75 % des Marktes machen kleine wie viele andere auf der Konferenz – sich vom Büros und freiberuflich tätige Sprachdienstleis- Wort- bzw. Zeilenpreis zu verabschieden und auf terInnen aus – hier schätzen die KundInnen die einen Stundenpreis umzusteigen. Es sei immer persönliche Note bei Service und Kontakt. leichter, Geschäfte mit DirektkundInnen zu ma- chen, und dann ist es wichtig, an der Kunden- Seit der Bereitstellung neuronaler maschineller bindung zu arbeiten und sich mit verschiede- Übersetzungssysteme hat ein großes Umrüsten nen Tools zu befassen (beispielsweise Insightly eingesetzt. Gemäß dem Gartner Hype Cycle (siehe oder Asana). Man kann auch über Podcasts auf www.gartner.com) wird der NMÜ-Hype vermutlich sich aufmerksam machen (ein gutes Beispiel sei 2021 sein Plateau erreichen. Viele NMÜ-Anbieter der Podcast Troublesome Terps). [IH] sind auf dem Markt, und mit Intento gibt es auch einen so genannten Middleware-Anbieter, der Das Top-Thema der Konferenz: Zugang zu verschiedenen NMÜ-Systemen ermög- MÜ in aller Munde licht. Eine der am besten erforschten Sprachkom- binationen ist Chinesisch-Englisch; schließlich W Übersetzen 4.0 – was die neuronale ma- hat China eine nationale KI-Strategie. Wer sich schinelle Übersetzung mit dem Berufsbild intensiver mit maschinellem Lernen und NMÜ „Übersetzen“ macht (Daniel Brockmann): auseinandersetzen möchte, dem stehen gratis verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung: Ten- In seinem Ausblick meinte Daniel Brockmann sorFlow (Google), OpenNMT, Marian NMT (Mi- von SDL, dass auf ÜbersetzerInnen im Zusam- crosoft) oder Sockeye. Erwähnt wurde eine Ba- menhang mit einem MÜ-gestützten Überset- chelorarbeit darüber, wie man sich eine eigene zungsprozess neue Aufgaben zukommen: Engine aufbauen kann (dies soll innerhalb von drei Monaten und um ca. 300 USD möglich sein). 1. Erkennen von unerwarteten, neuartigen Laut Faes ist MÜ nicht sonderlich im Fokus der Fehlern in MÜ, BigTech-Unternehmen; für sie ist MÜ lediglich 2. Prüfung einer MÜ auf terminologische Ein- ein Bestandteil des gesamten Cloud-Angebots heitlichkeit und (insgesamt sind es meist hunderte Dienste). 3. Überprüfung der MÜ im Gesamtdokument. [IH]
16 UNIVERSITAS Mitteilungsblatt 1/20 W Erreicht neuronale maschinelle Überset- chen und deswegen zu meinen, man müsse MÜ zung die Qualität von professioneller Human- nicht ernst nehmen. Mensch und Maschine tun übersetzung? (Samuel Läubli): sich bei isolierten Wörtern oder Phrasen schwer, diese korrekt zu übersetzen (z. B. eine Phrase Auf der Konferenz in Bonn hatte auch ich end- wie „Cover me“ ohne Kontext). NMÜ-Systeme lich die Gelegenheit, Samuel Läubli live zu er- sind nicht als Wörterbücher konzipiert, und der- leben, nachdem ich leider sowohl seine Fortbil- artige Beispiele sind nicht dafür zweckdienlich, dung für die ÜbersetzerInnen des Europäischen die Qualität solcher Systeme zu beurteilen. Parlaments in Luxemburg als auch seine Vor- Erwähnenswert ist, dass Schmitt keine Quali- träge für UNIVERSITAS-Mitglieder in Wien und tätsunterschiede zwischen der Gratis-Version Tamara Paludo arbeitet als Graz im März 2019 verpasst habe. Da sich be- von DeepL und der kostenpflichtigen Version freiberufliche Dolmetscherin reits in der MiBl-Ausgabe 2/19 eine ausführli- DeepL Pro feststellte. Da einige Übersetzungen und Übersetzerin mit den che und äußerst lesenswerte Zusammenfassung am Ende des Testzeitraums erneut durchgeführt Arbeitssprachen Deutsch, aus der Feder von Michael Tieber findet (in der wurden und keine Verbesserungen ausgemacht Englisch, Französisch und er auch auf die Funktionsweise von NMÜ ein- wurden, konnte auch belegt werden, dass es Spanisch und ist als Über- geht), werde ich mich hier auf die wesentlichen keine Lernkurve gab. setzerin bei einem Patent- Schlussfolgerungen beschränken, die Samuel anwalt in Wien angestellt. Läubli den KonferenzteilnehmerInnen mit auf Auf Basis seiner Tests kam Schmitt zu dem den Weg gab. Seiner Meinung nach sollte man Schluss, dass NMÜ weder über- noch unterschätzen. Dass das Berufsbild der ÜbersetzerInnen dank MÜ schon 1. DeepL besser ist als Google Translate, bald der Vergangenheit angehören würde, wird 2. MÜ unter bestimmten Umständen besser bekanntlich schon seit gut 60 Jahren immer übersetzen kann als ein Mensch, wieder verkündet. Man muss sich auch vor Au- 3. MÜ sich für technische Übersetzungen gen halten, dass NMÜ weder Grammatikregeln eignet, kennt noch den Ausgangstext wirklich „ver- 4. man sich bei der MÜ nicht auf Terminologie steht“, sondern lediglich gut darin ist, Muster verlassen kann, zu erkennen und zu reproduzieren. Andererseits 5. Post-Editing vernünftig ist und sollte man auch bedenken, dass im Bereich der 6. MÜ das Übersetzereinkommen reduziert und NMÜ in naher Zukunft vermutlich weitere Ent- auch wieder nicht. wicklungssprünge bevorstehen (z. B. Weiterent- Susi Vide-Winkler arbeitet wicklung hin zu dokumentbasierter MÜ, um die DeepL hatte in fast allen Fällen in beide seit 2016 beim Überset- terminologische Einheitlichkeit zu verbessern, Sprachrichtungen eine bessere, d. h. brauch- zungsdienst des Europäis- Einbindung von Termbanken). Samuel Läublis barere, Übersetzung als Google Translate ge- chen Parlaments in Luxem- abschließende Empfehlung lautete, dass NMÜ liefert; netto konnte durch Post-Editing ein burg. Seit Jänner 2020 ist neben Termbanken und Translation Memorys zu bedeutender Zeitgewinn erzielt werden. Beim sie dort für die Erstellung einem weiteren Hilfsmittel für professionelle Post-Editing ist es wichtig, zwischen notwen- mehrsprachiger Videos und ÜbersetzerInnen werden sollte, das „emotions- digen und stilistisch motivierten Änderungen Podcasts zuständig. Ihre Ar- los“ eingesetzt werden sollte. [SV] zu unterscheiden. DeepL übersetzt zeitweise beitssprachen sind Deutsch, so gut wie ein Mensch, und das System hat Englisch, Italienisch, Slowe- W Google Übersetzer und DeepL: Lächerlich, den Vorteil gegenüber dem Menschen, dass es nisch und Kroatisch. bedrohlich oder hilfreich? Ein nüchterner La- nichts hinzuinterpretiert oder sich unter dem gebericht mit Fakten aus der Praxis (Peter A. Einfluss von Kreativität auf eine falsche Fährte Schmitt): begibt. Schmitt belegte dies mit einem Beispiel einer Bedienungsanleitung für einen Grill: die Der Titel des Vortrags von Peter A. Schmitt hielt, deutsche Fassung von „Do not discard“ (be- was er versprach. Er hatte es sich zum Ziel ge- zogen auf die Bedienungsanleitung) lautete setzt, die beiden MÜ-Systeme Google Translate „Entsorgen Sie den Grill nicht.“ Da man sich und DeepL anhand von 36 unterschiedlichsten aber (auch) auf MÜ-Translate nicht blind ver- Fachtexten in der Sprachrichtung Deutsch- lassen kann, braucht es noch viel stärker Men- Englisch zwischen Ende 2018 und Mitte 2019 schen, um die Qualität zu sichern. Die Tests ausgiebig zu testen, um belastbare Aussagen ergaben, dass die Aussichten auf eine brauch- treffen zu können. Eingangs warnte er davor, bare MÜ bei fachinternen Textsorten wie Las- sich über diverse MÜ-Schnitzer lustig zu ma- tenheften geringer waren als bei fachexternen
UNIVERSITAS Mitteilungsblatt 1/20 17 und öffentlich zugänglichen Textsorten (z. B. eingesetzt werden sollte). Dazu sollten sie sich Bedienungsanleitungen). Erstaunlich, dass jedoch zunächst intensiv mit den Vor- und Nach- DeepL auch terminologielastige Texte mit ei- teilen von MÜ beschäftigen. Um herauszufinden, nem hohen Fachlichkeitsgrad gut meisterte. wie sie als Übersetzerin der Universität Hohen- Die Terminologie ist nicht konsequent richtig heim MÜ sinnvollerweise einsetzen könnte und oder falsch in der MÜ, weswegen kein Suchen- welchen Zeitgewinn sie so eigentlich erzielen Ersetzen möglich ist. Im Gegensatz zu Human- kann, führte Kelly Neudorfer ein Pilotprojekt zum übersetzerInnen kann ein MÜ-System Defekte Post-Editing von mit DeepL übersetzten Texten im Ausgangstext nicht beheben, aber es ver- durch. Sie schnappte sich also eine Stoppuhr zeiht Tippfehler. Zu Inkonsistenzen, mit denen und übersetzte eine Auswahl interner Nachrich- man beim Post-Editing rechnen muss, zählt die tentexte sozusagen zweimal – einmal „klassisch“ willkürliche Verwendung von britischem und in MemoQ und einmal durch Post-Editing der mit amerikanischem Englisch. Korrigiert man aber DeepL erzeugten maschinellen Übersetzung. Das beim Post-Editing beispielsweise die Endung Ergebnis: Mit DeepL war sie im Schnitt etwa dop- „-ise“ in „-ize“ beim erstmaligen Vorkommen, pelt so schnell. Sie empfahl uns aufs Wärmste, zieht DeepL diese Korrektur bei den Folgesätzen eigene Versuche mit MÜ anzustellen (und dazu automatisch nach. beispielsweise im Internet veröffentlichte Texte einzusetzen, um datenschutzrechtliche Schwie- MÜ erobert den ohnehin schlecht bezahlten rigkeiten zu vermeiden) und so individuelle Er- Massenmarkt. Mitunter werden von Übersetze- fahrungen mit MÜ zu sammeln und unserer Ex- rInnen durch MÜ-Einsatz aber indiskutable Ra- pertInnenrolle gerecht zu werden. Abschließend batte gefordert. Schmitt hält hier Kompromisse erklärte sie, dass professionelle ÜbersetzerInnen für zielführend: So könnte ein Rabatt von 20– eigentlich nicht mit Maschinen im Wettbewerb 30 % für beide Seiten ein Gewinn sein (unter stehen, sondern mit anderen Menschen, die bes- der Annahme einer Zeitersparnis aufseiten der ser mit Maschinen umgehen können, was – dem ÜbersetzerInnen von 35–40 %). tosenden Applaus nach zu urteilen – wohl auch das Publikum so sah. [SV] Nachdem MÜ den Massenmarkt beherrschen wird, ist es ratsam, sich auf High-End-Markt- W Pre-Editing und Post-Editing (Verena Bickel): segmente zu konzentrieren. Man wird dort mit Sachwissen, Spezialisierungen, unternehme- Bei der Verwendung von MÜ und nachfolgendem rischem Denken und Auftreten sowie der Be- Post-Editing durch eine/n HumanübersetzerIn reitschaft zum lebenslangen Lernen reüssieren wird oft der Schritt des Prä-Editierens vernach- können. In einer der vier angeregten Podi- lässigt. Fehler, die schon beim Prä-Editieren umsdiskussionen wurde zudem gemutmaßt, ausgebessert werden könnten, umfassen da- dass sich der Markt in zwei Bereiche auffächern bei Zeilenumbrüche im Satz, Redewendungen, wird. Einerseits wird es FachübersetzerInnen für Aufzählungen (mit oft abgehackten Sätzen), hochqualitative Übersetzungen brauchen, und Abkürzungen, Eigennamen (die man im System andererseits werden Menschen benötigt werden, festlegen kann), das Weglassen von Artikeln die Sprachprozesse managen. Letztere werden oder Präpositionen, die Substantivierung von selbst vielleicht nicht mehr übersetzen. [IH] Verben, unpersönliche Verben, dialektale oder informelle Sprache, Großschrift und inkonsis- Post-Editing: Unerlässlich bei der tente Terminologie etc. Durch einen solchen Arbeit mit MÜ zusätzlichen Schritt kann der Post-Editing- Aufwand deutlich minimiert und auch der Aus- W Aller MÜ-Anfang ist schwer? Nicht unbe- gangstext verbessert werden. [TP] dingt! (Kelly Neudorfer): W NMT & Sie: Ihre Zukunft als professioneller Kelly Neudorfer ist der Ansicht, dass professio- Übersetzer im Zeitalter der künstlichen Intel- nelle ÜbersetzerInnen in der Lage sein sollten, ligenz und der neuronalen maschinellen Über- ihre KundInnen (oder – im Falle angestellter setzung (Jay Marciano): ÜbersetzerInnen – Vorgesetzten) im Hinblick darauf zu beraten, wie und bei welchen Texten Jay Marciano von Lionbridge Technologies gab MÜ eingesetzt werden kann (und vielleicht sogar in seinem Vortrag bekannt, dass bei Lionbridge
18 UNIVERSITAS Mitteilungsblatt 1/20 seit 2002 Post-Editing eingesetzt wird. Aus Translation-Memorys werden nur mehr für seinem kurzen historischen Abriss über die 100-%-Treffer und als Trainingsmaterial be- MÜ-Entwicklung nahm ich mit, dass ein sta- deutsam bleiben, und es wird keine Unter- tistisches MÜ-System nicht einmal den ganzen scheidung mehr zwischen Post-Editing und Satz anschaut, weil alles zerkleinert wird. Dem- Übersetzen geben, weil MÜ-generierte Vor- gegenüber erstellt die neuronale MÜ für jedes schläge als zuverlässige Arbeitsgrundlage Wort in der Ausgangssprache eine Worteinbet- bei den meisten Textsorten zum Normalfall tung mit potenziell hunderten von Assoziati- werden. Analysetools für den Ausgangstext onen und sammelt somit bis zu 800 Informa- werden innerhalb eines Projekts automatisch tionspunkte pro Wort. Zu dieser Feinheit und Mikro-Workflows auf Segmentbasis auswählen. Matteo D. Paone ist Dol- Genauigkeit sind wir Menschen in so kurzer Zeit Professionelle ÜbersetzerInnen mit Fachkom- metscher und Übersetzer nicht fähig. petenz werden im Rahmen eines Review-Pro- für Italienisch, Deutsch, zesses die Übersetzung von konsistent ver- Englisch, Niederländisch Bei Lionbridge weiß die Person, die eine Über- fassten Inhalten überprüfen. und Französisch. Er arbeitet setzung prüft, nicht, woher die Übersetzung von Wien aus und besucht stammt, weil sämtliche Hilfsmittel genutzt und Sprachdienstleistungen allgemein werden ana- regelmäßig Fachkonferen- verschiedene Arten der Erstellung der Überset- lytischer und Terminologie wird noch wichti- zen, Weiterbildungen und zung angewendet werden. Jedes Jahr werden ger. Als Zusatzqualifikationen sind im Kom- Netzwerktreffen. 30 % mehr Wörter post-editiert, und zwischen men: 2017 und September 2019 hat sich der MÜ- Einsatz verdreifacht. 1. Sprache aus Sicht des Computers verstehen, 2. Sinn für algorithmisches Denken, Zu den Kennzahlen, die überwacht werden, zählt 3. Affinität für Daten und Datenbanken und die Edit-Distance, also die Anzahl der Änderun- 4. die Bereitschaft zur Weiterentwicklung und gen während des Post-Editing. Die Dauer von die Kühnheit, daran zu arbeiten, dass die Edits darf aus gesetzlichen Gründen nicht erfasst jetzige Arbeit nicht mehr nötig ist. werden. Bei 27 % der Segmente sind keine Ände- rungen erforderlich, 13 % erfordern eine Neuüber- Man könnte zwei Stunden pro Woche dafür ver- setzung. Im Zuge der Analyse des Ausgangstexts wenden, effizienter zu werden. Die Technolo- werden folgende Aspekte untersucht: Segment- gie konditioniert; aber Transkreation wird im längen, lexikalische Diversität und Dichte, Anteil Gegenzug wichtig bleiben. Transkreation hilft der unbekannten Wörter und Lesbarkeitsmaße. dabei, Marketingkosten vor Ort zu sparen (frü- her hatten Unternehmen regionale Marketing- Hinsichtlich künstlicher Intelligenz meint abteilungen). [IH] Marciano, dass wir derzeit noch bei Systemen stehen, die handeln, aber dass wir noch nicht W Kompetenzen und Entscheidungen beim wirklich Systeme haben, die (selbst) lernen Post-Editieren (Carmen Canfora): oder gar denken. Bei der Entscheidung, ob sich ein Text für eine Es zeichnet sich ab, dass in den nächsten drei MÜ mit Post-Editieren eignet, spielen viele Jahren Kontextinformation (auf Absatz- oder Faktoren eine Rolle – so etwa die Textsorte (je Dokumentenebene) die NMÜ unterstützen höher der Formalisierungsgrad ist, umso eher wird. In dem Zusammenhang sind Domain- und eignet sich ein Text), die Vertraulichkeit, die Sentiment-Analyse Schlagwörter, und auch die Lebenszeit bzw. Verbreitung der Übersetzung, Analyse der Referenz von Pronomen wird eine die gewünschte Qualität sowie die vorhande- Rolle spielen. Regelbasierte Nachbearbeitung nen Ressourcen. In puncto Vertraulichkeit und wird die Qualität von NMÜ verbessern. Man Qualität ist bei den KundInnen Aufklärungsar- wird einen formellen/informellen Stil und beit zu leisten – hier kann man sich als „High- andere Sprachparameter auswählen können, end-Post-Editor“ positionieren, der gleichzeitig denn heute mischt NMÜ noch formale und in- auch eine Beratungsfunktion einnimmt und das formelle Sprache. Die automatisierte Überprü- Unternehmen in Hinblick auf Vor- und Nach- fung und Korrektur („automatic quality esti- teile eigener MÜ-Systeme (die den Vorteil der mation“ und „automatic post-editing“) wird Vertraulichkeit haben, jedoch Kosten für In- gehypt, aber der bisherige Erfolg ist begrenzt. vestition, Wartung und Schulung verursachen)
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