Der Ackermann - Ackermann-Gemeinde
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Der Ackermann B 20027 F Zeitschrift der Ackermann-Gemeinde 70. Jahrgang | München 2019 | Heft 1 Wallfahrt Wahlen Wiedersehen Wallfahrt: Wahlen: Wiedersehen: Für Europa Die Spannung Einladung in Mariazell steigt nach Landshut > Seite 5 und 10 > Seite 6 > Beilage www.ackermann-gemeinde.de
Inhalt In dieser Ausgabe: 3 Vom Chaos zur neuen Ordnung 5 Europawallfahrt nach Mariazell (Foto: Archiv ČKA) 6 Europa wächst zusammen 8 Standpunkte 9 SAG feiert und wählt 10 Ort der Begegnung: Mariazell Der Präsident der Tschechischen Christlichen Akade- 12 Sozialwerk mie, Prof. Dr. Tomáš Halík, sowie der österreichische Pastoraltheologe Prof. Dr. Paul Zulehner verfassten 13 Junge Aktion zur Unterstützung der Reformbemühungen von Papst Franziskus einen Brief. Weltweit gab es viel Zuspruch 14 Aktuelles für diese Initiative. Halík erklärte hierzu: „Wenn die Kirche nach allen Skandalen wieder Vertrauen gewin- 16 Literatur nen will, muss sie bald eine klare Vision ihrer Tätigkeit in der Welt vorlegen.“ Am 27. Februar konnten die 19 Aus unserer Gemeinschaft Initiatoren im Vatikan Papst Franziskus den offenen Brief „Pro Pope Franciscus“ mit fast 75.000 Unter- 26 Familiennachrichten schriften überreichen (Foto). Dieser lautet: 28 Termine „Hochgeschätzter Papst Franziskus! Ihre pastoralen Initiativen und deren theologische Be- gründung werden derzeit von einer Gruppe in der Kirche scharf attackiert. Mit diesem öffentlichen Brief bringen wir Der Ackermann - Zeitschrift der Ackermann- zum Ausdruck, dass wir für Ihre mutige und theologisch Gemeinde München, 70. Jahrgang, Heft 1-2019; wohl begründete Amtsführung dankbar sind. Hg.: Ackermann-Gemeinde e.V. Es ist Ihnen in kurzer Zeit gelungen, die Pastoralkultur Redaktion: M. Dörr (verantwortlich), A. Insel, Msgr. D. der katholischen Kirche von ihrem jesuanischen Ursprung Olbrich, Dr. O. Pustejovsky, D. Schroth, A. Toscano del her zu reformieren. Die verwundeten Menschen, die ver- Banner. Für das Familienbuch: M. Klieber. wundete Natur gehen Ihnen zu Herzen. Sie sehen die Heßstraße 24, 80799 München, Kirche an den Rändern des Lebens, als Feldlazarett. Ihr Postfach 340161, 80098 München; Anliegen ist jeder einzelne von Gott geliebte Mensch. Das Tel. (089) 27 29 42-0, Fax (089) 27 29 42-40; letzte Wort im Umgang mit den Menschen soll nicht ein E-Mail: info(at)ackermann-gemeinde.de; legalistisch, sondern ein barmherzig interpretiertes Ge- Internet: www.ackermann-gemeinde.de; setz haben. Gott und seine Barmherzigkeit prägen die Kontakt zur Redaktion (Artikel, Fotos, Leserbriefe): redaktion(at)ackermann-gemeinde.de. Pastoralkultur, die Sie der Kirche zumuten. Sie träumen Kontoverbindungen: LIGA Bank eG München, von einer „Kirche als Mutter und Hirtin“. Diesen Ihren Luisenstr. 18, 80333 München, Traum teilen wir. BIC GENODEF1M05. Wir bitten Sie, von diesem eingeschlagenen Weg nicht Ackermann-Gemeinde e.V. München: abzuweichen, und sichern Ihnen unsere volle Unterstüt- IBAN DE94 7509 0300 0002 1417 44; zung und unser stetes Gebet zu.“ Sozialwerk der Ackermann-Gemeinde e.V.: IBAN DE05 7509 0300 0002 1222 00; Stiftung Ackermann-Gemeinde: IBAN DE79 7509 0300 5502 3461 09. Als Manuskript gedruckt. Für gezeichnete Aufsätze trägt der/die Verfasser/in die Verantwortung. Der Bezugs- Titelbild: preis wird mit dem Mitgliedsbeitrag abgegolten. Die EU-Fahne weht. Als Christen Europa mitgestalten, Erscheinungsweise: 4 x im Jahr. das sieht die Ackermann-Gemeinde auch als ihre Aufga- Redaktionsschluss für Heft 2-2019: 27.05.2019 be. (Foto: Archiv ag) Beilage 2 | Der Ackermann 1-2019
Titelbericht Vom Chaos zur neuen Ordnung Gedanken zu Deutschland in Europa In einem Schul-Geschichtslehrbuch land, die für sich das „Dritte Reich“ in gisch definierten „Germanisierung“ des Jahres 1897 schrieb der Verfas- Anspruch nehmen wollte, die das Osteuropas durch die Beseitigung ser Karl Lorenz einen wichtigen Satz: mittelalterlich begründete und 900 gerade der dort über Jahrhunderte „Die Forderung des Nationalismus Jahre überdauernde Reich in ein außerhalb der Reichs- und binnen- lautet: ,Eine Sprache, ein Volk, wo- „Tausendjähriges Reich“ zu verwan- deutschen Grenzen ansässigen deut- möglich ein Staat‘“ ‒ und „Österreich, deln gedachte und dann in nur zwölf schen Bevölkerungsgruppen durch wo die Sonderbestrebungen der ein- Jahren diesen Staat in ein vorher so ihre Zwangsaussiedlung in das ver- zelnen Nationalitäten (Deutsche, Sla- nie dagewesenes Chaos gestürzt, ja wüstete Deutschland der vier Besat- ven, Romanen, Magyaren) das Ge- deutsche Staatlichkeit vernichtet hat. zungszonen: ein Höllenszenario von samtreich nur schädigen“. Die bedingungslose Kapitulation mit geradezu Dantescher Vorstellung, Nur wenige Jahre später begann be- drei Unterzeichnungen zwischen dem doch mit einem fundamentalen Unter- reits der „Höllensturz“ (Ian Kershaw 4. und 8. Mai 1945 markierte ja die schied zu den „Wannsee-Plänen“ 2015/2016) in den Ersten Weltkrieg. völlige Auflösung eigener deutscher Hitlers, Himmlers und Heydrichs von Doch nicht genug mit den Absturzfol- Staatlichkeit und die Übernahme jegli- 1942 bis 1945: Nach der sogenann- gen: Wiederum nur eine halbe Gene- cher Staatsgewalt durch die vier Sie- ten „Rampe“ von Auschwitz wartete ration später wurden die „Pforten der germächte USA, UdSSR, Großbritan- auf die Selektierten der alle menschli- Hölle“ endgültig geöffnet. Wir Heutige nien und Frankreich sowie eine zona- che Vorstellungskraft übersteigende identifizieren und benennen sie mit le Gebietsaufteilung. Der dann auf Giftgas-Tod, an den Gleisen in Furth dem Ortsnamen „Auschwitz“ ‒ und lokaler und eingeschränkt regionaler im Wald und anderswo jedoch das wir umschreiben sie zusätzlich mit Ebene befohlenen, erlaubten oder (Über-)Leben. einem Blick in die Weiten Sibiriens delegierten „Verwaltung“ wurde in Und gerade diese Tatsache gab mit dem Begriffskürzel GULAG. diesem chaotischen Zustand eine den Alten, Frauen, Kindern die Kraft Es war die geradezu satanische weitere kaum tragbare Last übertra- zwischen 1945 und 1947 zu einem Ordnungsbesessenheit, bürokratische gen: die Aufnahme, Verteilung und Neubeginn aus der Höllentiefe der Gesamtplanung und technisch-wis- Unterbringung von Millionen Men- Perspektivlosigkeit, den beispiellosen senschaftlich-wirtschaftliche Effizienz schen; es war die Umkehrung der von der europäischen Mittelmacht Deutsch- Hitler-Deutschland geplanten, ideolo- > Seite 4 Der Ackermann 1-2019 | 3
Titelbericht / Aus dem Bundesvorstand > von Seite 3 mentarischen Rates“ auf der traditi- In und aus diesem Geist nahm aber onsreichen „Herreninsel“ im oberbay- auch bereits 1946 eine Gemeinschaft Mut zu Gestaltungsversuchen aus der erischen Chiemsee auf die Grundzü- äußere und innere Gestaltungsfor- Unüberblickbarkeit des Chaos, um zu ge eines „Grundgesetzes“ verständi- men an: die Ackermann-Gemeinde neuen persönlichen und gemein- gen. Wiederum nur ein Jahr später hatte sich gebildet. schaftlichen Lebensinhalten und wurde unter den noch wachsamen Aus der Überwindung der generati- -formen zu finden. Die „weekly re- Augen der Besatzungsmächte und onsbestimmten Frustration von 1919, ports“ der US-Behörden über die flä- auf der Basis einer 1948 verwirklich- dem erlebten Kriegschaosbeginn von chendeckende Aufteilung der Heimat- ten stabilisierenden Währungsreform 1939 und einem Neuaufstieg 1949 vertriebenen in sämtlichen Landkrei- mit der „Deutschen Mark“ der neue will sie auch 2019 weiter an und mit sen gab dazu den ersten Rahmen. Staat „Bundesrepublik Deutschland“ diesem Friedensprojekt „Deutschland In dieser von unerfüllten Vorkriegs- ins Leben gerufen. Ihre in aller Zu- in Europa“ weiterwirken. hoffnungen, Diktatur, Krieg und aus kunft nicht verhandelbare Grundidee sozialen Bindungen gerissenen Be- war und ist der Artikel 1: „Die Würde Dr. Otfrid Pustejovsky völkerung – den Heimatvertriebenen des Menschen ist unantastbar. Sie zu wie auch den Heimatverbliebenen – achten und zu schützen ist Verpflich- wurden aber schon Ende 1945 und tung aller staatlichen Gewalt. Das Anfang 1946 Stimmen eines Neuan- Deutsche Volk bekennt sich darum zu fangs hörbar-vernehmbar: Rückkehr unverletzlichen und unveräußerlichen zu Menschenwürde, Freiheit, Frieden Menschenrechten als Grundlage je- und demokratischer Rechtsordnung. der menschlichen Gemeinschaft, des Bereits 37 Monate nach Kriegsende Friedens und der Gerechtigkeit in der konnten sich Vertreter eines „Parla- Welt.“ Außenminister Beauftragte Vom 1. bis 4. August 2019 laden die Ackermann-Gemeinde und die Sdru- Die Vorsitzenden der deutschen und Anfang März kam die Beauftragte der žení Ackermann-Gemeinde zu den tschechischen Ackermann-Gemeinde, Bayerischen Staatsregierung für Aus- deutsch-tschechischen Begegnungs- Martin Kastler (r.) und Daniel Herman siedler und Vertriebene, Sylvia tagen in Landshut ein. Diese stehen (2.v.r.) kamen mit dem tschechischen Stierstorfer, MdL, mit dem Bundes- unter dem Motto „Europa 1989 - Außenminister Tomáš Petříček (l., vorsitzenden der Ackermann- Europa 2019. Mut zur Zukunft“. Foto: ag). zusammen. Am Rande ei- Gemeinde, Martin Kastler, zu einem nes Empfangs der bayerischen Re- Meinungsaustausch zusammen. Erneut werden hierzu, wie zuletzt präsentanz in Prag konnten sie dem Stierstorfer zeigte sich beeindruckt 2015 in Budweis/České Budějovice, tschechischen Chefdiplomaten die von der Arbeit der Ackermann- Deutsche und Tschechen aus allen Beiträge ihrer Verbände zu der Ver- Gemeinde und dem herausragenden Diözesen und Generationen zusam- besserung der bayerisch-tschechi- Beitrag, den sie in den vergangenen menkommen, um gemeinsam zu dis- schen Beziehungen vorstellen. Dieser sieben Jahrzehnten für die Verständi- kutieren, sich zu begegnen, Kultur zu sieht in der Pflege der Nachbarschaft gung mit den tschechischen Nach- erleben und den Glauben zu feiern. zu Deutschland einen Schwerpunkt barn geleistet hat. „Die Ackermann- seiner Tätigkeit. So führte seine erste Gemeinde hat auch in schwierigen Kommen Sie nach Landshut! Auslandsreise kurz nach seiner Amts- Zeiten Brücken gebaut, und daher einführung im Oktober 2018 auch großen Anteil daran, dass das baye- Die Einladung ist auch online verfüg- nach Berlin. Zudem liegt dem Sozial- risch-tschechische Verhältnis heute bar: www.ackermann-gemeinde.de/ demokraten viel an einer aktiven und so gut ist wie noch nie zuvor. Sie hat landshut. Dort kann auch direkt die konstruktiven Rolle seines Landes in sich aus christlichem Geist stets zu Anmeldung erfolgen. der EU. Seine bisherigen Aktivitäten Versöhnung und Vergebung bekannt. ließen auf neue Impulse hoffen, so Dafür bin ich ihr sehr dankbar“, so die Kastler zuversichtlich. Beauftragte. Einladung liegt bei! ag ag 4 | Der Ackermann 1-2019
Aus dem Bundesvorstand 4. Mai: Europawallfahrt nach Mariazell Im Vorfeld der Wahlen zum Europäi- Schirmherr Kardinal Schönborn schen Parlament (23.-26.05.2019) laden wir alle, die sich für ein friedli- ches und aus christlichem Geist ge- prägtes Miteinander in Europa enga- gieren, am 4. Mai 2019 zu einer Euro- pawallfahrt ein. Wir wollen damit Eu- ropa unter den Schutz der Gottesmut- ter Maria und der heiligen Patrone Europas stellen und um Gottes Be- gleitung für die Zukunft unseres Konti- nents bitten. ag KARDINAL DR. CHRISTOPH SCHÖNBORN ERZBISCHOF VON WIEN Programm: Liebe Wallfahrerinnen und Wallfahrer! Im kommenden Jahr finden vom 23. bis 26. Mai die Wahlen zum Europäischen Parla- Freitag, 3. Mai 2019 ment statt. Sie sind eine wichtige Weichenstellung, wie es mit unserem Kontinent weiter- 19.30 Uhr Basilika Mariazell: An- geht. Christliche Gründungsväter haben Europa als beispielloses Friedensprojekt aufge- dacht zu den heiligen Patronen Euro- baut. Heute jedoch bedrohen Spannungen, Nationalismen und separatistische Bewe- pas mit Weihbischof Dr. Reinhard gungen den Zusammenhalt Europas. Ich bin überzeugt, dass es zu einem europäi- Hauke (Erfurt, Deutschland) schen Miteinander keine Alternative gibt. Christen sind aufgerufen, nach dem Maßstab des Evangeliums am „Bauplatz Europa“ mitzuarbeiten. Dieses Wort der österreichi- Samstag, 4. Mai 2019 schen Bischöfe im Vorfeld des Referendums zum Beitritt Österreichs zur EU vor 24 11.15 Uhr Basilika Mariazell: Wall- Jahren ist bleibend aktuell. fahrtsmesse mit Bischof Dr. Ludwig Im Vorfeld der Europawahlen 2019 lädt die katholische Ackermann-Gemeinde, die Schwarz (Bischof em. von Linz, sich für die Versöhnung zwischen West und Ost und das Zusammenwachsen Europas Österreich) und weiteren Bischöfen einsetzt, zu einer Wallfahrt nach Mariazell ein, um gemeinsam für eine gute Zukunft 15.00 Uhr Saal: Feststunde mit Europas zu beten. Mariazell hat sich nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und Jahren Grußworten und Festrede von Prälat der Teilung Europas zu einem Ort des gemeinsamen Gebets und der Begegnung ent- Prof. Dr. Tomáš Halík, Präsident der wickelt. Hier kommen Gläubige verschiedener Sprachen und Nationen mit ihren Anlie- Tschechischen Christlichen Akademie gen zur Gottesmutter. So wird in Mariazell ein christliches und europäisches Miteinan- (Prag, Tschechische Republik) der erfahrbar. Allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Wallfahrt nach Mariazell danke ich für Ihr Gebet unter dem Schutz der Gottesmutter und der heiligen Patrone Europas und für Ihr wichtiges Engagement für ein friedliches Zusammenleben in Europa. Besonders ans Herz lege ich Ihnen das „Gebet für Europa“ von Kardinal Carlo Maria Martini (1927- 2012), das Sie auf der Wallfahrt und in Ihren vielfältigen Bemühungen um Europa be- gleiten kann. Mit herzlichen Segenswünschen Wollen Sie sich einer Busgemeinschaftsfahrt nach Mariazell anschließen? Folgende Diözesanstellen und Kooperationspartner der Ackermann-Gemeinde planen eine Busreise nach Mariazell und verbinden diese zum Teil mit einem weiteren Programm in Österreich. Weitere Informationen unter den angegebenen Kontakten: Ackermann-Gemeinde Augsburg: 03.-07.05.2019, Tel. 0821/31 66 85 50, eMail: ackermanngemeinde(at)bistum-augsburg.de Ackermann-Gemeinde München/Freising: 02.-05.05.2019, Tel. 089/27 29 42 -20 oder -25; eMail: muenchen(at)ackermann-gemeinde.de Ackermann-Gemeinde Würzburg zusammen mit Freiburg: 01.-05.05.2019, Tel. 0931/38 66 53 10, eMail: ackermann-gemeinde(at)bistum-wuerzburg.de Tschechische Christliche Akademie Prag in Zusammenarbeit mit der deutschsprachigen Gemeinde Prag: 03.-04.05.2019, Tel.: +420 - 224 916 237; eMail: havlinova(at)krestanskaakademie.cz Der Ackermann 1-2019 | 5
Zur Diskussion Mit der 13. Europa- postkarte, die Anfang März erschien, wirbt die Ackermann -Gemeinde für die Teilnahme an der Europa- wahl. (Grafik: ag) Die Spannung steigt: Europa wächst zusammen Das Landeskomitee der Katholiken Spannungsfelder bleiben liche Leistungsfähigkeit der dort le- in Bayern hat einstimmig folgende Wir richten als Landeskomitee der benden Menschen zurückzuführen, Erklärung verabschiedet, mit der Katholiken in Bayern unser Augen- sondern beruht oft auch auf mangel- es ganz im Sinne der Ackermann- merk bei der Herbstvollversammlung haften Standards für Arbeitskräfte, die Gemeinde für ein einiges Europa auf Spannungsfelder, die trotzdem zu Dumpinglöhnen ihre Dienste ver- wirbt. bleiben, gerade in Mittel- und Osteu- richten. Diese reduzierten Produkti- ropa. Allen ist bewusst, wie fragil der onskosten schlagen sich in billigen Der bisherige wirtschaftliche und poli- äußere Frieden, mehr noch aber der Preisen für unterschiedliche Güter tische Einigungsprozess Europas innere Frieden in Europa ist. Bei den nieder. Hier ist die Politik gefragt, mit kann trotz mancher Schwierigkeiten Debatten um die geopolitische Aus- Tariftreue und Vergaberegeln ein sol- als Erfolgsgeschichte bezeichnet wer- gestaltung eines geeinten Europa ches Lohndumping in Zukunft zu ver- den: ein gutes Argument für Europa. sollte die biblisch-christliche Sicht des hindern. Seit dem Zweiten Weltkrieg erlebt Menschen, seiner personalen Würde Darüber hinaus setzen wir uns dafür Europa in weiten Teilen eine mehr als und seiner individuellen Freiheit, in ein, dass wir als Verbrauchende den 70 Jahre währende Periode des Frie- Verbindung mit den Sozialstaatsprin- eigenen Lebensstil hinsichtlich der dens, des Wohlstands und der Be- zipien Personalität, Solidarität, Subsi- Qualität und Werthaltigkeit der Pro- gegnung von Menschen: das beste diarität, Gemeinwohl und Nachhaltig- dukte und Lebensmittel, die wir er- Argument für Europa. keit im Mittelpunkt stehen. Wir sind werben, im Sinn einer ökologisch- Von der friedlichen Entwicklung wa- der festen Überzeugung, dass dieses sozialen Marktwirtschaft überprüfen ren bis vor einigen Jahren mehrere Europa eine einzigartige Zukunft vor und entsprechend handeln. Gebiete Mittel- und Osteuropas aus- sich hat, wenn es nach Einheit, Frie- genommen, die von äußeren und den und Humanität strebt. (2) Zwangsprostitution beenden inneren Konflikten gezeichnet waren, Mit der Frage des Lebensstils und der die nun aber Frieden und Stabilität (1) Gutes Geld für gute Arbeit Nachfrage nach billigen Preisen hat erleben: erst recht ein Argument für Der hohe Lebensstandard in einigen ein besonderes Problem zu tun: die Europa. Ländern, wozu auch Deutschland Zwangsprostitution. Viele junge Frau- gehört, ist nicht nur auf die wirtschaft- en und mittlerweile auch Männer wer- 6 | Der Ackermann 1-2019
Zur Diskussion den unter Vorspiegelung falscher Ver- Deshalb setzen wir uns dafür ein, sonell überzeugenden Auftritt ermuti- sprechungen auf ein „besseres Le- egoistische Abgrenzungsmechanismen gen. Mit der Kommission der Europäi- ben“ nach Deutschland gelockt, wo zu überwinden. Nationalismus und schen Bischofskonferenzen (COMECE) sie unter hoffnungslosen Zuständen Populismus helfen langfristig weder den gibt es zwar einen Rahmen, der aber ein Leben in totaler Abhängigkeit füh- Regierungen noch der Wirtschaft und bislang nur bedingt kampagnenfähig ren müssen. Deshalb setzen wir uns erst recht nicht den einzelnen Men- ist. Innerhalb des katholischen Laien- dafür ein, alle Anstrengungen zu un- schen in den betreffenden Ländern. apostolats werden wir für eine deut- ternehmen, um Frauen und Männern Wirtschaftlicher Erfolg, mehr noch lich intensivere Vernetzung auf euro- Zwangsprostitution zu ersparen. Bil- aber der soziale Friede sind wesentlich päischer Ebene als bisher eintreten. dung und Lebensverhältnisse müssen vom Austausch und Dialog abhängig. Dazu fordern wir die Durchführung in ganz Europa so gestaltet sein, Nur wer selbst bereit ist, Schwäche- eines Europäischen Katholikentages dass zwielichtige Lockversuche keine ren zu helfen, kann in Notlagen auch bis zum Jahr 2026. Er kann Ausdruck Chance haben. Hilfe von anderen erwarten. soliden Brückenbaus sein, der Natio- nalismus und Populismus überwindet. (3) Wirtschaftliche und soziale Ver- (5) Europa eine Seele geben Als Landeskomitee der Katholiken hältnisse annähern Der Wille zur Zugehörigkeit zu Euro- in Bayern werben wir für eine Ideen- Um die Sehnsucht vieler Menschen pa ist ungebrochen. Wenn es um die werkstatt, die den Einigungsprozess zu lindern, das eigene wirtschaftliche Mitgliedschaft in der Europäischen in Europa so voranbringt, dass Natio- Heil in einem wirtschaftlich starken Union geht, sind nicht selten wirt- nalismen, Ängste und reale Benach- und sozial sicheren Land wie schaftliche Interessen ausschlagge- teiligungen bald der Vergangenheit Deutschland zu suchen, müssen bend, um an den Vorteilen einer gro- angehören. Sie soll das Vertrauen in deutlich größere Anstrengungen auf ßen Freihandelszone mit entspre- ein starkes Europa fördern, das sich politischer Ebene als bisher unter- chend kaufkräftigen Märkten teilha- nicht selbst genug ist, sondern über nommen werden. Nur wenn es ge- ben zu können. Eine Verständigung den eigenen Tellerrand hinausblickt lingt, die sozialen und ökologischen über die gemeinsamen kulturellen, und zum Vorbild einer Staatenge- Standards unter Berücksichtigung der sozialen, politischen und religiösen meinschaft auch für andere Kontinen- eigenen Situation in Europa einander Grundlagen in einem größer werden- te auf unserer Welt wird. Katholische anzunähern oder anzugleichen, kann den Europa steht dagegen häufig aus. und nationalistische Denkweise wi- diese Tendenz gestoppt werden. Viele Menschen spüren, dass ein dersprechen sich. Deshalb setzen wir uns dafür ein, Binnenmarkt noch nichts über eine An der Erstellung des Konzepts für Menschen aus dem osteuropäischen Einigung in Wertefragen aussagt. eine solche Ideenwerkstatt sollten Raum nicht zur Behebung unseres Deshalb setzen wir uns dafür ein, nicht nur die kirchlichen Hilfswerke, Fachkräftemangels anzuwerben, wenn ein Einvernehmen darüber zu erzie- sondern auch die Jugendverbände nicht gleichzeitig in diesen Ländern len, was Europa im Innersten zusam- und andere Vereinigungen des katho- die Fachkräfteausbildung unterstützt menhält. Europa ist mehr als eine lischen Laienapostolats mitwirken, die wird. Dies erfordert ein hohes Maß an Wirtschafts- und Währungsgemein- sich für ein starkes, weltoffenes Euro- Bildungsförderung in allen Ländern. schaft. Alle Bürgerinnen und Bürger, pa einsetzen. Partnerschaften auf Solidarität und Fairness verlangen vor allem jedoch politisch Verantwort- lokaler und regionaler Ebene werden von uns, dass Arbeitskräfte, die in liche rufen wir dazu auf „Europa eine bereits im kirchlichen und im kommu- unser Land kommen und ihre Leis- Seele zu geben“, wie es Jacques De- nalen Bereich gepflegt und können tung hier einbringen, die gleiche Be- lors, früherer Präsident der Europäi- Vorbild für weitere Kooperationen zahlung erhalten. schen Kommission, ausdrückte. über Ländergrenzen hinweg sein. (4) Nationalismen überwinden Vernetzung und Partnerschaft ler- Europa ist mehr Nationale Interessen bis hin zu Natio- nen und einüben - die katholische Europa ist mehr als eine politische nalismen nehmen zu. Viele Einzelne, Kirche kann gute Dienste leisten Union. Europa ist mehr als eine Wirt- aber auch ganze Staaten und zum Die katholische Kirche als global play- schaftsunion. Europa ist mehr als Teil sogar kirchliche Gemeinschaften er sollte in der Lage sein, wertvolle eine Währungsunion. Europa sollte treibt die Sorge um, zu kurz zu kom- Unterstützung anzubieten. Die Prinzi- eine Werteunion werden. men und von den wirtschaftlich Star- pien der katholischen Soziallehre Europa braucht eine Einigung in ken verdrängt zu werden. Sie wollen können eine tragfähige Grundlage für den Herzen. Europa braucht eine ganz bewusst vorrangig ihre eigenen ein funktionierendes Gemeinwesen Seele. Europa braucht mutige Men- Interessen durchsetzen. Solche ego- auch für ein einiges Europa sein: Per- schen, die es mit Geist und Leben istischen Vorstellungen gefährden die sonalität ‒ Solidarität ‒ Subsidiarität ‒ füllen können. Hierzu einen Beitrag Demokratie in den einzelnen Ländern Gemeinwohl ‒ Nachhaltigkeit. zu leisten, ist Ziel dieser Stellungnah- und in ganz Europa. Die Spannungen Deshalb werden wir die Bischöfe me des Landeskomitees. in Europa nehmen dadurch weiter zu. Europas zu einem strukturell und per- Der Ackermann 1-2019 | 7
Standpunkte Europa ist mehr als nur ein Binnenmarkt, die EU- Institutionen und die Verträge. Europa sind vor al- lem die Europäerinnen und Europäer. Wie steht es bei ihnen um die emotionale Bindung? „Der Acker- „Heimat Europa?“ mann“ steht daher die Frage: Roland Stindl, rad Adenauer war zutiefst davon als Christen ist es, weiterhin aktiv an Diözesan- überzeugt, dass wirtschaftliche und diesem Friedensprojekt zu arbeiten. vorsitzender politische Verflechtungen der europäi- Auch mit Blick auf unsere Geschichte: der Acker- schen Staaten Frieden schaffen, dass nur so gelingt es, dass Europa unsere mann- ein freizügiger Wirtschaftsverkehr Heimat bleibt. Gemeinde in freie Gesellschaften verbindet und Ende Mai: Wahl zum Europäischen der Erzdiözese den allgemeinen Wohlstand fördert. Parlament – nutzen Sie diese Chan- Freiburg: Das große Friedensprojekt, das Euro- ce, sagen Sie JA zur Heimat Europa! pa seit über 70 Jahren ohne verhee- rende Kriege leben lässt, ist weiter Der Fall des Eisernen Vorhangs hat in gewachsen und kommt leider an sei- Europa die politischen Strukturen ne Grenzen. Raum einnehmende sehr verändert. Eine wichtige Etappe nationale und populistische Tenden- in der Europa-Politik, die vor über zen widersprechen dem eigentlichen sechzig Jahren begann. Schon Kon- Europa-Gedanken. Unsere Aufgabe Tobias in Europa bewegt: Bin ich Bayer? Bin mich zuhause in Prag, in Straßburg, Gotthardt MdL ich Tscheche? Bin ich Europäer? Viel am Attersee, in Budapest, ... – es ist (Freie Wähler), zu selten stellen wir uns die Frage: das Gefühl einer „Heimat Europa“, Vorsitzender Widerspricht sich das überhaupt? Ich das wir noch viel mehr fördern müs- des Europa- sage: Nein. Und habs auch immer so sen. Gerade für junge Menschen. Es ausschusses empfunden. Europa ist für mich nicht ist die Grundfeste, auf die sie später des Bayeri- weniger Heimat als Bayern oder die ihr Europa bauen – ohne jemals ein schen Land- Oberpfalz. Entscheidend sind die Be- anderes Stück ihrer Identität zu verlie- tages ziehungen zu anderen. Wo Menschen ren, denn eines bleibt: Zuhause bin sich begegnen, sich kennen, da ha- ich vielerorts, richtig „dahoam“ bloß „Wer bin ich – und wenn ja, wie vie- ben Vorurteile keine Chance. Da an einem Ort. Und das ist gut so. le?“ – dieser Buchtitel von Richard wächst das Wir-Gefühl. Ich bin über David Precht beschreibt im Grunde die Jahre hinweg an vielen Orten Eu- sehr gut, was viele Menschen heute ropas heimisch geworden. Ich fühl Marie Sed- Wer bin ich? Wo komme ich her? Wo Wer bin ich denn? Ich spreche linská, Spre- ist mein Zuhause? Tschechisch, Deutsch, Englisch und cherin von Die Frage, wo ich herkomme, ist ein bisschen Spanisch, aber fühle Spirála der leicht zu beantworten, da fast die mich nicht ausschließlich als eine Sdružení ganze Familie aus Brünn stammt. Ich Tschechin, Britin oder Deutsche. Ich Ackermann- komme aus Tschechien. fühle alle diese Identitäten gleichzei- Gemeinde: Aber wo ist mein Zuhause? Das ist tig, und deswegen würde ich mich als schon schwieriger. Zunächst fühle ich eine Europäerin beschreiben. mich ja daheim bei meinen Eltern in Immer wenn ich packe und irgend- Brünn. Aber mein zweites Zuhause ist wo in Europa hinfahre, habe ich das Nach dem Weihnachtsfest, als ich jetzt in Stirling in Schottland, wo ich Gefühl, dass ich von Zuhause nach mal wieder in Brünn/Brno meine Sa- studiere und wohne. Schließlich fühle Hause fahre. chen packte, um mich auf den Weg ich mich auch in Deutschland bei mei- zu machen, schossen mir Gedanken ner Schwester oder mit Freunden von über meine Identität durch den Kopf: der Jungen-Aktion heimisch. 8 | Der Ackermann 1-2019
Nachbarschaft Die Repräsentanten der SAG mit den Ehrengästen: M. Kastler (3.v.l.), Msgr. Otte (4.v.l.), Bot- schafter Dr. Israng (3.v.r.) und Bischof Ipolt (r.). Partnerland Tschechien Die Tschechische Republik war vom 21. bis 24. März Gastland der Leipzi- ger Buchmesse (nach Redaktions- schluss). Dies rückt das Nachbarland Ein Grund zum Feiern mit seiner Geschichte und den gesell- schaftlichen Themen in den Fokus. Über siebzig Werke tschechischer Im Februar konnte die Sdružení Festgottesdienst in der Klosterkirche Autoren wurden aus diesem Anlass Ackermann-Gemeinde (SAG) mit ei- mit dem Görlitzer Bischof Wolfgang ins Deutsche übersetzt. Der Deutsch- ner Feierstunde im Kloster Břevnov in Ipolt und Erzabt Prokop Siostrzonek Tschechische Zukunftsfonds förderte Prag ihr 20-jähriges Bestehen feiern OSB. dies mit einer Sonderausschreibung. (vgl. Ackermann 4-2018). Dr. Chris- Das Jubiläum wurde im Rahmen Zudem gab es über einhundert Ver- toph Israng, Deutscher Botschafter in der SAG-Jahreskonferenz gefeiert. anstaltungen auf und im Umfeld der Prag, nutzte das Jubiläum, um drei Diese stand unter dem Thema Bücherschau. aus seiner Sicht besondere Elemente „Visionen und Herausforderungen Pünktlich zur Buchmesse legte Ja- der Ackermann-Gemeinde hervorzu- 1989-2019“ und führte rund 150 Per- roslav Rudiš seinen ersten in heben. Er benannte das christliche sonen aus Tschechien und Deutsch- deutscher Sprache verfassten Roman Fundament und die damit verbunde- land zusammen. Die Vorträge und „Winterberg“ (vgl. S. 16) vor. Für die- nen grundlegenden Werte. Zudem Diskussionen boten gute Impulse, an ses Werk ist er auch für den Buch- stünde die Ackermann-Gemeinde mit die auch die Begegnungstage in preis der Leipziger Buchmesse nomi- einem deutschen und einem tschechi- Landshut anknüpfen werden. niert. ag schen Verband auf zwei Beinen. Als ag dritten Punkt hob er die aktive Ju- gendarbeit hervor, die er auch schon Kontinuität und Wechsel selbst erleben durfte. Zweiter Fest- Bei den Wahlen zum Vorstand wurde redner war Pater Miloslav Fiala, der Kulturminister a.D. Daniel Herman als aus tschechischer und geistlicher Vorsitzender der Sdružení Acker- Perspektive sprach. In sechs von Dr. mann-Gemeinde bestätigt. Neuer Petr Křížek moderierten Gesprächs- Geistlicher Beirat ist Monsignore runden wurden außerdem die Grün- Adolf Pintíř, der in den vergangenen dungszeit sowie zwei Jahrzehnte Jahren bereits dem Vorstand SAG vorgestellt. Ein Quiz der SAG- angehörte. Er folgt auf den Redemp- Jugendorganisation Spirála, Filme toristen P. Dr. Martin Leitgöb, der von SAG-Projekten sowie eine Prä- nicht erneut kandidierte. Kurze Zeit Legen in der SAG gemeinsam mit sentation von P. Dr. Jan Larisch und zuvor war der Pfarrer der deutsch- dem neuen Vorstand mit Schwung die Möglichkeit zur Begegnung los: Vorsitzender Daniel Herman (l.). sprachigen Pfarrei in Prag zum Vize- schlossen sich dem Festakt an. Die und der Geistliche Beirat Monsignore provinzial seines Ordens gewählt wor- Jubiläumsfeierlichkeiten beendete ein Andolf Pintíř. (Foto: ag) den. ag Ausstellung in Kaaden Die Stadt Kaaden/Kadaň stellt sich mit einer Ausstellung den Geschehnissen vom 4. März 1919. Damals kam es nach einer Demonstration für das Selbst- bestimmungsrecht der Deutschen zu Schüssen durch tschechische Einhei- ten, wobei 25 Menschen ihr Leben ließen. Bis heute sind die genauen Um- stände dieser tragischen Geschehnisse nicht vollständig aufgeklärt. Die Aus- stellung stellt die Gründe, den Verlauf und die Folgen der Demonstrationen dar. Das Stadtmuseum in Kaaden lädt die Bevölkerung ein: „Kommen Sie und machen Sie sich mit einem traurigen Kapitel unserer Stadt vertraut.“ Sie ist noch bis zum 29. September in der Kaadener Burg zu sehen und entstand Historische Postkarte (Ausstellungsplakat) in Kooperation mit dem Regionalmuseum Komotau/Chomutov. ag Der Ackermann 1-2019 | 9
Nachbarschaft Nähert man sich dem Hauptportal der Mariazeller Basilika, dem heiligen Tor, so sieht man im Tympanon ein recht- eckiges Relief. Überraschen dürfte die lateinische Inschrift oberhalb des Reliefs, die mit den Worten „Sanctus Wenzeslaus“, „Heiliger Wenzel“ be- ginnt. Hier stellt sich bereits ein erster Bezug zu den böhmischen Ländern dar. Der Überlieferung nach war der hl. Wenzel dem mährischen Markgra- fen Heinrich erschienen und prophe- zeite ihm und seiner Frau Heilung von ihrer Krankheit, wenn sie an diesem Ort der Jungfrau Maria eine Kirche bauen. Eine zweite Szene im Relief zeigt Ludwig I. von Ungarn mit einem Marienbild, das er der Gottesmutter als Dank für den Sieg über die Türken Basilika von Mariazell (Foto: Benediktinerpriorat Mariazell) stiftet. Markgraf Heinrich und Ludwig I. finden sich auch als lebensgroße Blei- der Verbundenheit der verschiedenen nach Mariazell, zweimal im Jahr kom- figuren seitlich des Hauptportales, Völker mit diesem Heiligtum hinterlas- men Pilger aus Třebíč/Trebitsch in geschaffen von Balthasar Moll anläss- sen haben. Mehrere Seitenkapellen Südmähren. Ebenfalls aus Trebitsch lich der 600-Jahr-Feier 1757. sind ungarischen Heiligen geweiht, in reisen jedes Jahr vor Weihnachten Nach der Überlieferung wurde 1157 der Ladislauskapelle war der ungari- Krippenbauer an, um in der Basilika ein Mönch namens Magnus zur Seel- sche Kardinal Mindszenty bis zu sei- eine Krippe nach Trebitscher Art auf- sorge in die Mariazeller Gegend ent- ner Überführung nach Esztergom zustellen. Auch das Prager Pilgerbüro sandt. Er nahm eine etwa 50 cm gro- begraben, eine südliche Kapelle ist Palombino organisiert mindestens ße, aus Lindenholz geschnitzte Mari- neben der hl. Familie auch dem hl. zweimal jährlich eine Pilgerreise nach enstatue mit, die ihm den von einem Wenzel geweiht. Dort steht auch eine Mariazell. Nach den Schicksalsschlä- Fels versperrten Weg öffnete. Er bau- Kopie des Prager Jesuleins, die der gen des 20. Jahrhundert lebt – Gott te sich eine Zelle, die ihm auch als damalige Prager Weihbischof Fran- sei Dank – die Verbundenheit zwi- Kapelle für die Marienstatue diente, tišek Lobkowicz, heute Bischof von schen Böhmen, Mähren und Mariazell woraus der Name „Maria in der Zelle“ Ostrau-Troppau, geweiht hat. Und es wieder. – Mariazell – entstand. Um diese ro- gibt weitere Berührungspunkte gera- manische Gnadenstatue ist alles ent- de mit Tschechien: Eine Gedenktafel P. Václav Steiner OSB standen, was Mariazell heute ist: ei- an Clemens Maria Hofbauer, ein Bild Tschechischer Seelsorger ner der bedeutendsten marianischen des hl. Johannes Nepomuk oder auch in Mariazell Wallfahrtorte Mitteleuropas. Hier wird zwei alte Bilder der Stadt Brünn, ge- die Gottesmutter verehrt als Magna widmet zum Dank für zwei überstan- Mater Austriae, Magna Domina dene Belagerungen. Hungariae und Mater Gentium Slavo- Ein Ort wird jedoch nicht nur wegen rum. der Geschichte seines Heiligtums Am barocken Umbau des Heilig- zum Wallfahrtsort, sondern gerade tums waren viele Mäzene aus der durch die Pilger, die zu ihm kommen, damaligen Donaumonarchie beteiligt, nach Mariazell vornehmlich aus Län- die in den Seitenkapellen Zeugnisse dern der ehemaligen Donaumonar- chie. Nach den deutschsprachigen Pilgern bilden die Ungarn die stärkste Die Reihe „Ort der Begegnung“ stellt Pilgergruppe, gefolgt in etwa gleicher seit Heft 1-2014 Ortschaften und Ereig- Zahl von Slowaken, Tschechen und nisse vor, die bezeugen, wo und wie Polen. deutsch-tschechische Nachbarschaft In jüngster Zeit pilgert immer am ganz konkret gelebt wird. 8. Mai die Pfarrgemeinde Brünn-Lesná Eine Fassade in Mariazell (Foto:ag) 10 | Der Ackermann 1-2019
Kirche und Gesellschaft Kurzmeldungen: (Foto: Deutsche Pfarrei Prag) Msgr. Pilz gestorben Am 23.02.2019 starb im Alter von 78 Jahren Msgr. Winfried Pilz, ehemali- ger Präsident der deutschen Sternsin- geraktion sowie im Ruhestand 2010 bis 2012 deutschsprachiger Seelsor- ger in Prag. Geboren wurde Pilz in Warnsdorf/Varnsdorf. Bekannt ist er auch als Autor vieler geistlicher Lie- der, darunter „Laudato si, o mi Signo- re“. „Er war ein kluger, kraftvoller und kreativer Seelsorger und ein in vieler Hinsicht origineller Mensch“, so P. Dr. Martin Leitgöb in seiner Würdigung. Mit einer künstlerischen Installation „Durch die Installation ist der Hoch- Für die Ackermann-Gemeinde ver- zur Fastenzeit wird in der Kirche der altar unserer Kirche verdeckt. Damit fasste Pilz zum 70. Jubiläum das Lied deutschsprachigen katholischen Pfar- entsteht eine ganz eigene Atmosphä- „Weithin über viele Grenzen“. ag rei Prag, St. Johannes Nepomuk am re, die auf Herz und Seele erneuernd Felsen, seit dem Aschermittwoch an wirkt. Wir folgen mit diesem Projekt www.europa-stimmt.eu Jan Palach erinnert. Der zwanzigjähri- der Tradition der Fastentücher, wel- Das Zentralkomitee der deutschen ge Prager Philosophiestudent hatte che es bereits seit dem späten Mittel- Katholiken präsentiert auf einer Inter- sich am 16. Januar 1969 selbst in alter gibt. Aber auch die Tat Palachs netseite Aktivtäten von Verbänden, Brand gesetzt, um gegen die einset- als solche war und bleibt außerge- Organisationen und Diözesanräten zende gesellschaftliche Gleichgültig- wöhnlich und in mancher Hinsicht sowie prominente Stimmen zur bevor- keit nach der Niederschlagung des irritierend. Sie stellt einen brennenden stehenden Europawahl. Sie sollen Prager Frühlings zu protestieren. Die Aufschrei gegen die Gleichgültigkeit deutlich machen, dass Europa täglich Installation wird bis Karfreitag zu se- dar. Palach warf sein eigenes Leben gelebte Realität ist. ag hen sein. Sie besteht aus zwei selbst- in die Waagschale und stellt uns da- ständigen Kunstwerken, die miteinan- mit die Frage, wie wir es mit Wider- der im Dialog stehen. Zum einen han- stand und Protest gegenüber bedenk- delt es sich um großformatige, halb- lichen politischen und gesellschaftli- abstrakte Leinwandbilder der Prager chen Entwicklungen in unserer Zeit Künstlerin Sylva Pauli, zum anderen halten.“ um eine lebensgroße Pappmaché- Das Kunstprojekt in St. Johannes Skulptur eines ehemaligen Schülers Nepomuk am Felsen stellt einen Bei- der Deutschen Schule Prag, welche trag zum Palach-Gedenkjahr 2019 bereits im Schuljahr 2001/02 gefertigt dar. Zugleich bringt es eine für die wurde. deutschsprachige katholische Pfarrei Am 19. Januar kamen die Vorstände von Ackermann-Gemeinde und Sdru- Der Seelsorger der deutschsprachi- wichtige ökumenische Perspektive mit žení Ackermann-Gemeinde in Prag zu gen katholischen Pfarrei Prag, P. Mar- ins Spiel, denn Palach war Angehöri- einer gemeinsamen Sitzung zu- tin Leitgöb, bezeichnete in seiner Ein- ger der Evangelischen Kirche der sammen. Da dies auch der 50. führung die Installation als Einladung, Böhmischen Brüder. Todestag von Jan Palach war, ehrten in der österlichen Bußzeit, „auf Außer- pm die Vorstandsmitglieder Palach mit gewöhnliches zu schauen“. einem Gedenken (Foto: ag). Hass mit Liebe beantworten Der 22. Februar ist der Gedenktag für P. Richard Henkes. An diesem Tag vor 74 Jahren starb er im KZ Dachau. Im Provinzialat der Pallottiner in Friedberg fand hierzu ein Gedenkgottesdienst statt. Henkes soll noch in diesem Jahr, voraus- sichtlich im Herbst im Limburger Dom, seliggesprochen werden. Auch Vertreter der Ackermann-Gemeinde sowie des Vereins „Selige Märtyrer von Dachau“ nahmen an dem Gedenkgottesdienst teil. Bundesvorstandsmitglied Manfred Heerdegen überbrachte die Grüße der AG und sieht in P. Henkes einen „Apostel der deutsch-tschechischen Aussöhnung“. Pater Alexander Holzbach stellte in seiner Predigt heraus, dass P. Henkes sich konsequent für das christli- che Menschenbild eingesetzt, für Wahrhaftigkeit, Freiheit und Wahrheit gekämpft (Foto: Provinzialat der Pallottiner) und ein Beispiel für tätige Nächstenliebe gegeben habe. ag Der Ackermann 1-2019 | 11
Sozialwerk Pater Janů nimmt Maß. Jahresbericht vorgelegt (Fotos: sw) Sozialwerk. Bei der Vorstandssit- zung des Sozialwerks Ende Februar wurde der Jahresbericht 2018 vorge- legt. Erfreulich: Die 50-Euro-Hilfen für die deutsche Minderheit in Tschechi- en, gefördert vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat, konn- ten weitergeführt werden. 630 Perso- nen erhielten kurz vor Weihnachten Kirchenbänke diese Hilfe. An den Deutsch- Intensivsprachkursen an der Universi- tät Heidelberg und in Vierzehnheili- gesucht und gefunden gen/Bamberg nahmen insgesamt 20 Priester, Seminaristen und Ordens- leute aus Tschechien und der Slowa- Sozialwerk. Die Hilfen, die das So- ruar reiste Pater Janů mit einem en- kei teil. Den Schwerpunkt im Bil- zialwerk der Ackermann-Gemeinde gagierten Laien aus seiner Pfarrei dungsbereich bildet die Unterstützung leistet, sind vielfältig. Dennoch nach München und besuchte die der Zeitschrift „Universum“ der Christ- herrschte ein wenig Ratlosigkeit, als Bundesgeschäftsstelle der Acker- lichen Akademie Prag und der Bil- sich Pater Karel Janů, ein junger mann-Gemeinde. In Begleitung von dungskonferenz der Sdružení Acker- tschechischer Priester aus Südmäh- Marie Smolková als Dolmetscherin mann-Gemeinde. Auch zwei Pub- ren, mit einem eher seltenen Anliegen suchten sie das Depot auf und likationen konnten vorgelegt werden: an das Sozialwerk wandte: Er suche staunten über die vielfältigen Aus- Das von Prof. Dr. Stefan Samerski in für die Kirche in Döschen/Dešná in stattungsgegenstände, die dort da- Zusammenarbeit mit dem Sozialwerk der Diözese Brünn/Brno, an der mäh- rauf warten, wieder einer Nutzung herausgegebene Buch „Wenzel – Pro- risch-österreichischen Grenze gele- zugeführt zu werden. Pater Janů tagonist der böhmischen Erinne- gen, dringend 14 Kirchenbänke. liebäugelte u.a. auch mit einem wun- rungskultur“ und das deutsch-tsche- Pater Janů ist erst seit wenigen Jah- derschönen Beichtstuhl, der in eine chische Werk „150 let Filipova – 150 ren Priester. Dennoch trägt er schon seiner Kirchen passen würde. Doch Jahre Philippsdorf“. Hervorzuheben seit Jahren hohe Verantwortung. Ne- überwog zunächst die Freude dar- sei auch die Unterstützung des Neu- ben der Kirche St. Johannes der Täu- über, dass tatsächlich passende Kir- baus der Kirche im Brünner Stadtteil fer in Döschen verwaltet er noch wei- chenbänke zur Disposition standen! Lesná, der Regionalcaritas Schlu- tere vier Gemeinden, die im ehemali- Sofort wurden diese genau ausge- ckenau/Šluknov oder des Jugendver- gen Sudetenland liegen. Trotz seiner messen und nun müssen in Döschen bands „Pontes“, bei dem Jugendliche vielfältigen Aufgaben ist ihm nicht nur die Vorbereitungen für den Transport als „Summerjob“ Teile ihrer Sommer- die Evangelisierung seines eigenen der Bänke in die Kirche St. Johannes ferien mit sozialer Arbeit verbringen. Pastoralbereiches ein dringendes der Täufer getroffen werden. Ein sw Anliegen. Er bemüht sich auch, die erstes „Souvenir“ konnte Pater Janů Christen diesseits und jenseits der aber sofort mit nach Hause nehmen: Grenze zusammenzuführen, mit Er- Einen ganzen Stapel Messbücher Kartenaktion bleibt folg. Inzwischen kommen zu den und Altarbücher, die er für seine fünf alternativlos Wallfahrten auch zahlreiche deutsch- Kirchen und die vielen Heiligen Mes- sprachige Pilger. Glaube lebt da, wo sen, die er dort auch in deutscher Sozialwerk. Der Erlös der Karten- sich Menschen begegnen. Sprache feiert, sehr gut gebrauchen aktion bildet den finanziellen Grund- Das Sozialwerk nahm sich gerne kann. sw stock für die Hilfen, die das Sozial- des Anliegens von Pater Janů an. Der werk im Jahresverlauf leistet. Das Vorsitzende, Monsignore Dieter Ol- Haushaltsjahr 2018 weist für die Kar- brich, stellte den Kontakt zur Erzdiö- tenaktion nach Abzug aller Ausgaben zese München und Freising her, die in einen Nettoerlös von 62.731,18 € einem Ort rund eine Stunde östlich aus. „Wir sagen allen Spendern ein von München über ein Depot verfügt, herzliches Dankeschön, aber auch das die von verschiedensten Kirchen- den vielen ehrenamtlichen Helferin- Pater Janů stiftungen der Erzdiözese zwischen- nen und Helfern. Ohne ihren Einsatz freut sich über gelagerten oder nicht mehr benötigten Mess- und beim Sortieren und Einkuvertieren Utensilien und Objekte für Kirchen- Altarbücher für wäre die Kartenaktion undenkbar“, so ausstattungen beherbergt. Mitte Feb- seine Kirchen. Msgr. Dieter Olbrich dankbar. sw 12 | Der Ackermann 1-2019
Junge Aktion Sprichst Du europäisch? Junge Aktion. Theresa List nahm Aber so wie sich mein erstmals bei einer Begegnung der Gehirn nach und nach Jungen Aktion (JA) teil. Sie berich- mit Namen füllt, so füllt tet von ihren Eindrücken: sich auch das Thema „Miteinander in Mitteleuropa – von der „Miteinander in Mitteleu- gemeinsamen Vergangenheit in die ropa“ immer mehr mit gemeinsame Zukunft.“ Viel kann ich Inhalt. Im Rahmen von mir unter diesem Thema nicht vorstel- Vorträgen erfahren wir len, als ich am 28. Dezember im Zug mehr über die Minderheit auf dem Weg nach Budapest sitze. der Ungarndeutschen Ich bin unterwegs zur einer Begeg- hier in Budapest, wir hö- nung der Jungen Aktion der Acker- ren von „Fake News“ in mann-Gemeinde. Was sich hinter den slowakischen Medi- dem Namen verbirgt, weiß ich auch en und diskutieren in nicht so recht – schließlich ist es die Kleingruppen über aktu- erste Veranstaltung der JA, an der ich elle gesellschaftliche teilnehme. Probleme, die jedes un- In der zentral gelegenen Jugendher- serer Heimatländer be- berge angekommen, treffe ich bald treffen. darauf die anderen Teilnehmer. Aber Eines der Programm- wie spreche ich die jetzt an? Schließ- highlights war mit Sicher- lich könnten sie aus Tschechien kom- heit das „Model Euro- „Parlamentsarbeit“ (Fotos: ja) men, und ich spreche kein Wort tsche- pean Parliament“, bei chisch, obwohl ich fast mein ganzes dem wir selbst in die Rolle von Euro- gegnung konnte noch Silvester mit Leben an der deutsch-tschechischen paabgeordneten schlüpfen und unser einem leckeren Buffet, viel Tanz und Grenze verbracht habe. Meine an- eigenes Parteiprogramm entwickeln natürlich dem Gläserklirren um 24:00 fängliche Scheu ist schnell abgelegt, konnten. Dieser lehrreiche und inte- Uhr gefeiert werden, umgeben von als ich merke, dass hier fast jeder ressante Blick hinter die Kulissen der den zahllosen Feuerwerken Buda- deutsch spricht oder von anderen Teil- europäischen Politik hat bei vielen pests. nehmern übersetzt wird. von uns zu der Erkenntnis geführt, Umso schwerer fiel uns allen der So sehr ich mich auch bemühe dass politische Arbeit mitunter ganz Abschied. Dabei bemerkte ich plötz- beim Kennenlernen – die Namen der schön kompliziert sein kann. lich, dass ich mittlerweile fast alle etwa 35 anderen Teilnehmer ver- Einen willkommenen Gegenpol zum Namen kannte. Und mir unter dem schwinden so rasch aus meinem Ge- betriebsamen Budapest stellten die Thema „Gemeinsam in Mitteleuropa“ dächtnis, wie Wasser durch ein Sieb morgendlichen Statios im Jesuitenkol- deutlich mehr vorstellen konnte, als läuft. Hätte mir zu diesem Zeitpunkt leg und auch ein gemeinsamer Got- das noch vor wenigen Tagen der Fall jemand gesagt, dass ich am Ende der tesdienstbesuch dar, bei dem uns die war. Und dass es vielleicht gar nicht Begegnung fast jeden hier beim Na- deutsche katholische Gemeinde in darauf ankommt, fließend tschechisch men kennen werde, hätte ich denjeni- Budapest mit großer Gastfreund- sprechen zu können – denn schließ- gen wohl ausgelacht. schaft empfangen hat. Nach der Be- lich sprechen wir alle europäisch. Es wird gewählt! Junge Aktion. Von 23. bis 26. Mai finden die nächsten Europawahlen statt. Die JA ist schon ein bisschen früher dran und kann nach ihren Wah- len Mitte Mai den kommenden Bun- desvorstand konstituieren. Die Wahl Tanz ins Neue Jahr erfolgt online durch alle Mitglieder. Hier stellen sich die aktuellen Kandi- Selfie mit Europa: Passend zur Euro- daten vor: www.junge-aktion.de/ueber -uns/vorstand.html. Die Junge Aktion dankt herzlich pawahl – Mitglieder des scheidenden der Stiftung Ackermann-Gemeinde Vorstands vor dem Europaparlament ja Stuttgart für die Unterstützung in Brüssel (Foto: ja). der Jugendarbeit! Der Ackermann 1-2019 | 13
Aktuelles Kurzmeldungen Trauer um Ernst Graf Adalbert Stifter Verein von Waldstein Dr. Zuzana Jürgens, aus Prag stam- Im Alter von 93 Jah- mende Bohemistin, ist neue Ge- ren verstarb am 21. schäftsführerin des Adalbert Stifter Januar 2019 Ernst Vereins. Jürgens war von 2009 bis Graf von Waldstein, 2014 Direktorin des Tschechischen (Foto: ag) Senior eines der Zentrums in München. „Wir freuen ältesten Adelsge- uns darauf, an die damalige gute Zu- schlechter Böhmens. Seit 1982 war er Pitter im neuen Gewand sammenarbeit mit Frau Jürgens an- für über zwei Jahrzehnte Obmann der knüpfen zu können“, so AG-Bundes- Im Jahr 2011 zeigte die Ackermann- Klemensgemeinde, der Gemeinschaft geschäftsführer Matthias Dörr. Gemeinde erstmals die mit dem Nati- katholischer Sudetendeutscher in Ös- Jürgens folgt auf Dr. Peter Becher, onalen Pädagogischen Museum in terreich. Zudem war er über viele Jahre der 33 Jahre Geschäftsführer war und Prag erstellte Ausstellung „Europä- auf diözesaner, österreichischer und der nun als Nachfolger von Prof. Dr. ischer Humanist Přemysl Pitter“. In europäischer Ebene als Laienvertreter Ernst Erich Metzner zum Vorsitzen- zahlreichen Städten Deutschlands führend aktiv. Zahlreiche kirchliche den des Stiftervereins gewählt wurde. und auch in der Schweiz waren die Ehrungen erhielt er für sein christliches ag Tafeln über das Leben und Wirken Engagement. Er war ein wichtiger Part- Pitters (1895-1976) sowie seine Ge- ner für die Ackermann-Gemeinde in Beirat des Gesprächsforums danken zur Versöhnung und Nach- Österreich und beteiligte sich an zahl- Bundesaußenminister Heiko Maas barschaft von Deutschen und Tsche- reichen Iglauer Symposien. Nach 1989 hat für die kommenden zwei Jahre chen zu sehen. engagierte er sich in seiner böhmi- erneut AG-Bundesgeschäftsführer Nun wurde die Ausstellung überar- schen Heimat und warb für Versöh- Matthias Dörr in den Beirat des beitet und neu gestaltet. Erstmals war nung. Möge er ruhen in Frieden. ag deutsch-tschechischen Gesprächsfo- die neue Version gemeinsam mit ori- rums berufen. „Es ist meine Überzeu- ginalen Ausstellungsstücken in Vitri- gung, dass Sie aufgrund ihres per- nen und einer Videostation vom Würdigung durch Gauck sönlichen Engagements in ihrem Amt 31. Januar bis 4. März 2019 im Wald- Am 21. Januar 2019 verlieh die Pra- einen wertvollen Beitrag zu der weite- museum in Zwiesel zu sehen. Zur ger Karls-Universität und die Stadt ren Entwicklung der deutsch-tsche- Eröffnung sprach Bürgermeister Prag an den ehemaligen Bundesprä- chischen Beziehungen leisten wer- Franz-Xaver Steiniger. Matthias Dörr sidenten Joachim Gauck den „Preis den“, so Maas im Ernennungsschrei- von der Ackermann-Gemeinde erin- Karl IV.“ Damit würdigten sie seinen ben. ag nerte an P. Dr. Paulus Sladek, der im Beitrag für die Entwicklung der Austausch mit Pitter stand. Sladek deutsch-tschechischen Beziehungen. Gedenken an Josef Stingl verbrachte seine letzten Lebensjahre Er ist der siebte Träger dieses seit Am 19. März erinnerte in einem Ge- in Zwiesel und ist dort auch beige- 1993 verliehenen Preises, mit dem denkgottesdient in Taufkirchen die setzt. ag Persönlichkeiten geehrt werden, die Ackermann-Gemeinde an Prof. Dr. sich besonders um gesellschaftlichen h.c. Josef Stingl (1919-2004), von Fortschritt in einem europäischen 1970 bis 1991 AG-Bundesvorsitzen- Kontext verdient gemacht haben. der. An diesem Tag wäre er 100 Jah- Unser Einsatz Übergeben wird er vom Prager Ober- re geworden. Zugleich war es der 15. für eine lebendige und ver- bürgermeister. Der Preis ist mit Todestag Stingls, der über Jahrzehn- söhnte deutsch-tschechische 10.000 Euro dotiert. te eine prägende Gestalt der AG war. Nachbarschaft und unser Gauck teilte bei der Verleihung mit, ag Engagement als Christen für er werde mit den finanziellen Mitteln Europa werden gebraucht. die Entwicklung gemeinsamer tsche- Gabriele Traurig zum 60. chisch-deutscher Projekte, insbeson- Im Januar feierte Gabriele Traurig Damit wir weiter aktiv sein kön- dere von Jugendlichen, unterstützen. ihren 60. Geburtstag. Msgr. Dieter nen, wie im Sommer in Lands- Nun kam die erfreuliche Nachricht aus Olbrich, Vorsitzender des Sozial- hut, brauchen wir Ihre Unter- Berlin: 4.000 Euro vom Preisgeld er- werks, würdigte sie bei einer Feier in stützung! halten als Spende die Junge Aktion München als „organisatorisches und Spirála für ihre Jugendbegegnun- Rückgrat und gute Seele des Sozial- Danke und Vergelt´s Gott gen. Dies ist eine besondere Würdi- werkes“. Seit 1984 ist Traurig für die für Ihren Förderbeitrag und gung des kontinuierlichen Einsatzes Ackermann-Gemeinde tätig und seit Ihre Spenden! der Jugend der Ackermann-Gemeinde 1991 arbeitet sie für das Sozialwerk. in der deutsch-tschechischen Begeg- ag nungsarbeit. ag 14 | Der Ackermann 1-2019
Aktuelles Stoßen auf die Neuerschei- nung an: Propst Opatrný (Vyšehrad), Bürgermeister Vogt (Neuburg a.d. Donau), Mitautor Beránek, AG- Bundesvorsitzender Kastler, Msgr. Otte, SAG-Vorsitzen- der Herman und Professor Halík. (Foto: ag) Herzblut für Europa und Versöhnung Mit zahlreichen Ehrengästen und Geschichte existieren. Das Leben frühere tschechische Kulturminister Weggefährten stellte Monsignore An- Anton Ottes ist so eine Geschichte. und Vorsitzende der Sdružení Acker- ton Otte auf dem Prager Vyšehrad Zum Zusammenleben in Europa müs- mann-Gemeinde. Besonders aber Mitte Januar sein frisch erschienenes sen wir die Verständigung und Ver- hob er „lebendige Brücken“ hervor, zweisprachiges Buch „Fernes Euro- söhnung suchen. Auch der Glaube also Menschen, die Brücken bauen. pa?/Vzdálená Evropa?“ vor. Anhand hilft uns dabei", brachte es der Inter- „Einer ist Toni Otte, der Brücken baut. von Interviews, die der Publizist Josef viewer auf den Punkt. Otte sieht in Dank seines Lebens konnte ich viel Beránek mit Otte führte, wird darin den Christen „die Bauer Europas“. Er verstehen“, so Herman. Ottes wechselhaftes Leben nachge- geht sogar noch tiefer: „Die einzige An einen von Otte immer wieder zeichnet. Zugleich dokumentiere es Heilung, das einzige Medikament, um betonten Aspekt erinnerte der Bun- sein Wirken und seinen Einsatz vor Barbareien wie im Zweiten Weltkrieg desvorsitzende der Ackermann- allem für die deutsch-tschechische zu vermeiden, ist der europäische Gemeinde Martin Kastler. Wichtig sei Versöhnung. Unterstützt wurde die Gedanke.“ nicht nur für Europa zu kämpfen, son- zweisprachige Buchpublikation von Seine Freude über das Buch drück- dern auch dafür zu beten. Deshalb Renovabis und dem Deutsch- te auch der Präsident der Tschechi- lud Kastler zur Europa-Wallfahrt An- Tschechischen Zukunftsfonds. schen Christlichen Akademie Prof. fang Mai nach Mariazell ein und Schon die vielen Gäste aus Dr. Tomáš Halík aus. „All diese Ereig- dankte Otte „für die vielen Jahre im Deutschland, Tschechien und Öster- nisse werden in 40 Jahren aus der Dienst der Ackermann-Gemeinde, reich, die in den Räumen des Kollegi- mündlichen Geschichte verschwin- besonders aber für das investierte atskapitels der Buchpräsentation bei- den", stellte Halík fest und wertete die Herzblut für Europa“. wohnten, belegen die weite Wert- Dokumentation in Buchform als sehr Markus Bauer/ag schätzung für Otte. gute Möglichkeit der Geschichtsver- Den Aspekt „Versöhnung“ stellte – mittlung. Er selbst erinnere sich gut im Blick auf Otte – Josef Beránek in an die 30 Jahre Partnerschaft mit den Mittelpunkt und ging kurz auf Ot- Otte und lobte seine Art und Weise tes Kindheit im Grenzgebiet zu Polen des Heilens von Wunden zwischen mit den damals damit verbundenen Menschen, Völkern und Staaten. Problemen ein. „Ein gemeinsames Ähnliche Kindheitserinnerungen wie Europa kann nicht ohne gemeinsame Otte schilderte Daniel Herman, der „Für Europa wollen wir beten“ steht auf der AG- Europa-Postkarte N° 12, mit der auch für die Euro- pawallfahrt nach Mariazell (s. S. 5) geworben wird. Mit den nun insgesamt 13 vorliegenden Motiven sowie 5 tschechischen Karten wirbt die AG an Das Buch „Fernes Europa? / Vzdále- Ständen, Veranstaltungen na Europa?“ von Anton Otte ist für und durch Versand für 12,00 € (inkl. Versand) über die Europa. Sie sind über die Ackermann-Gemeinde erhältlich Diözesan- -und Regional- (Telefon 089-272942-0 oder per Mail stellen verfügbar. ag info(at)ackermann-gemeinde.de). Der Ackermann 1-2019 | 15
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