Der Ackermann - Ackermann-Gemeinde

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Der Ackermann - Ackermann-Gemeinde
Der Ackermann

                                                                                B 20027 F
                    Zeitschrift der Ackermann-Gemeinde
                   70. Jahrgang | München                       2019 | Heft 1

Wallfahrt
Wahlen
Wiedersehen

Wallfahrt:               Wahlen:                    Wiedersehen:
Für Europa               Die Spannung               Einladung
in Mariazell             steigt                     nach Landshut
> Seite 5 und 10         > Seite 6                  > Beilage

                        www.ackermann-gemeinde.de
Der Ackermann - Ackermann-Gemeinde
Inhalt

                                                                             In dieser Ausgabe:
                                                                              3      Vom Chaos zur neuen Ordnung

                                                                              5      Europawallfahrt nach Mariazell

                                                        (Foto: Archiv ČKA)
                                                                              6      Europa wächst zusammen

                                                                              8      Standpunkte

                                                                              9      SAG feiert und wählt

                                                                             10      Ort der Begegnung: Mariazell

Der Präsident der Tschechischen Christlichen Akade-                          12      Sozialwerk
mie, Prof. Dr. Tomáš Halík, sowie der österreichische
Pastoraltheologe Prof. Dr. Paul Zulehner verfassten                          13      Junge Aktion
zur Unterstützung der Reformbemühungen von Papst
Franziskus einen Brief. Weltweit gab es viel Zuspruch                        14      Aktuelles
für diese Initiative. Halík erklärte hierzu: „Wenn die
Kirche nach allen Skandalen wieder Vertrauen gewin-                          16      Literatur
nen will, muss sie bald eine klare Vision ihrer Tätigkeit
in der Welt vorlegen.“ Am 27. Februar konnten die                            19      Aus unserer Gemeinschaft
Initiatoren im Vatikan Papst Franziskus den offenen
Brief „Pro Pope Franciscus“ mit fast 75.000 Unter-                           26      Familiennachrichten
schriften überreichen (Foto). Dieser lautet:
                                                                             28      Termine
„Hochgeschätzter Papst Franziskus!
  Ihre pastoralen Initiativen und deren theologische Be-
gründung werden derzeit von einer Gruppe in der Kirche
scharf attackiert. Mit diesem öffentlichen Brief bringen wir
                                                                                  Der Ackermann - Zeitschrift der Ackermann-
zum Ausdruck, dass wir für Ihre mutige und theologisch                            Gemeinde München, 70. Jahrgang, Heft 1-2019;
wohl begründete Amtsführung dankbar sind.                                         Hg.: Ackermann-Gemeinde e.V.
  Es ist Ihnen in kurzer Zeit gelungen, die Pastoralkultur                        Redaktion: M. Dörr (verantwortlich), A. Insel, Msgr. D.
der katholischen Kirche von ihrem jesuanischen Ursprung                           Olbrich, Dr. O. Pustejovsky, D. Schroth, A. Toscano del
her zu reformieren. Die verwundeten Menschen, die ver-                            Banner. Für das Familienbuch: M. Klieber.
wundete Natur gehen Ihnen zu Herzen. Sie sehen die
                                                                                  Heßstraße 24, 80799 München,
Kirche an den Rändern des Lebens, als Feldlazarett. Ihr                           Postfach 340161, 80098 München;
Anliegen ist jeder einzelne von Gott geliebte Mensch. Das                         Tel. (089) 27 29 42-0, Fax (089) 27 29 42-40;
letzte Wort im Umgang mit den Menschen soll nicht ein                             E-Mail: info(at)ackermann-gemeinde.de;
legalistisch, sondern ein barmherzig interpretiertes Ge-                          Internet: www.ackermann-gemeinde.de;
setz haben. Gott und seine Barmherzigkeit prägen die                              Kontakt zur Redaktion (Artikel, Fotos, Leserbriefe):
                                                                                  redaktion(at)ackermann-gemeinde.de.
Pastoralkultur, die Sie der Kirche zumuten. Sie träumen
                                                                                  Kontoverbindungen: LIGA Bank eG München,
von einer „Kirche als Mutter und Hirtin“. Diesen Ihren                            Luisenstr. 18, 80333 München,
Traum teilen wir.                                                                 BIC GENODEF1M05.
   Wir bitten Sie, von diesem eingeschlagenen Weg nicht                           Ackermann-Gemeinde e.V. München:
abzuweichen, und sichern Ihnen unsere volle Unterstüt-                                      IBAN DE94 7509 0300 0002 1417 44;
zung und unser stetes Gebet zu.“                                                  Sozialwerk der Ackermann-Gemeinde e.V.:
                                                                                            IBAN DE05 7509 0300 0002 1222 00;
                                                                                  Stiftung Ackermann-Gemeinde:
                                                                                            IBAN DE79 7509 0300 5502 3461 09.

                                                                                  Als Manuskript gedruckt. Für gezeichnete Aufsätze trägt
                                                                                  der/die Verfasser/in die Verantwortung. Der Bezugs-
Titelbild:                                                                        preis wird mit dem Mitgliedsbeitrag abgegolten.
Die EU-Fahne weht. Als Christen Europa mitgestalten,
                                                                                  Erscheinungsweise: 4 x im Jahr.
das sieht die Ackermann-Gemeinde auch als ihre Aufga-
                                                                                  Redaktionsschluss für Heft 2-2019: 27.05.2019
be. (Foto: Archiv ag)                                                                                                         Beilage

 2 | Der Ackermann 1-2019
Der Ackermann - Ackermann-Gemeinde
Titelbericht

                       Vom Chaos zur neuen Ordnung
                         Gedanken zu Deutschland in Europa
In einem Schul-Geschichtslehrbuch         land, die für sich das „Dritte Reich“ in   gisch definierten „Germanisierung“
des Jahres 1897 schrieb der Verfas-       Anspruch nehmen wollte, die das            Osteuropas durch die Beseitigung
ser Karl Lorenz einen wichtigen Satz:     mittelalterlich begründete und 900         gerade der dort über Jahrhunderte
„Die Forderung des Nationalismus          Jahre überdauernde Reich in ein            außerhalb der Reichs- und binnen-
lautet: ,Eine Sprache, ein Volk, wo-      „Tausendjähriges Reich“ zu verwan-         deutschen Grenzen ansässigen deut-
möglich ein Staat‘“ ‒ und „Österreich,    deln gedachte und dann in nur zwölf        schen Bevölkerungsgruppen durch
wo die Sonderbestrebungen der ein-        Jahren diesen Staat in ein vorher so       ihre Zwangsaussiedlung in das ver-
zelnen Nationalitäten (Deutsche, Sla-     nie dagewesenes Chaos gestürzt, ja         wüstete Deutschland der vier Besat-
ven, Romanen, Magyaren) das Ge-           deutsche Staatlichkeit vernichtet hat.     zungszonen: ein Höllenszenario von
samtreich nur schädigen“.                 Die bedingungslose Kapitulation mit        geradezu Dantescher Vorstellung,
  Nur wenige Jahre später begann be-      drei Unterzeichnungen zwischen dem         doch mit einem fundamentalen Unter-
reits der „Höllensturz“ (Ian Kershaw      4. und 8. Mai 1945 markierte ja die        schied zu den „Wannsee-Plänen“
2015/2016) in den Ersten Weltkrieg.       völlige Auflösung eigener deutscher        Hitlers, Himmlers und Heydrichs von
Doch nicht genug mit den Absturzfol-      Staatlichkeit und die Übernahme jegli-     1942 bis 1945: Nach der sogenann-
gen: Wiederum nur eine halbe Gene-        cher Staatsgewalt durch die vier Sie-      ten „Rampe“ von Auschwitz wartete
ration später wurden die „Pforten der     germächte USA, UdSSR, Großbritan-          auf die Selektierten der alle menschli-
Hölle“ endgültig geöffnet. Wir Heutige    nien und Frankreich sowie eine zona-       che Vorstellungskraft übersteigende
identifizieren und benennen sie mit       le Gebietsaufteilung. Der dann auf         Giftgas-Tod, an den Gleisen in Furth
dem Ortsnamen „Auschwitz“ ‒ und           lokaler und eingeschränkt regionaler       im Wald und anderswo jedoch das
wir umschreiben sie zusätzlich mit        Ebene befohlenen, erlaubten oder           (Über-)Leben.
einem Blick in die Weiten Sibiriens       delegierten „Verwaltung“ wurde in            Und gerade diese Tatsache gab
mit dem Begriffskürzel GULAG.             diesem chaotischen Zustand eine            den Alten, Frauen, Kindern die Kraft
  Es war die geradezu satanische          weitere kaum tragbare Last übertra-        zwischen 1945 und 1947 zu einem
Ordnungsbesessenheit, bürokratische       gen: die Aufnahme, Verteilung und          Neubeginn aus der Höllentiefe der
Gesamtplanung und technisch-wis-          Unterbringung von Millionen Men-           Perspektivlosigkeit, den beispiellosen
senschaftlich-wirtschaftliche Effizienz   schen; es war die Umkehrung der von
der europäischen Mittelmacht Deutsch-     Hitler-Deutschland geplanten, ideolo-      > Seite 4

                                                                                            Der Ackermann 1-2019 |        3
Der Ackermann - Ackermann-Gemeinde
Titelbericht / Aus dem Bundesvorstand

> von Seite 3                             mentarischen Rates“ auf der traditi-        In und aus diesem Geist nahm aber
                                          onsreichen „Herreninsel“ im oberbay-      auch bereits 1946 eine Gemeinschaft
Mut zu Gestaltungsversuchen aus der       erischen Chiemsee auf die Grundzü-        äußere und innere Gestaltungsfor-
Unüberblickbarkeit des Chaos, um zu       ge eines „Grundgesetzes“ verständi-       men an: die Ackermann-Gemeinde
neuen persönlichen und gemein-            gen. Wiederum nur ein Jahr später         hatte sich gebildet.
schaftlichen   Lebensinhalten      und    wurde unter den noch wachsamen              Aus der Überwindung der generati-
-formen zu finden. Die „weekly re-        Augen der Besatzungsmächte und            onsbestimmten Frustration von 1919,
ports“ der US-Behörden über die flä-      auf der Basis einer 1948 verwirklich-     dem erlebten Kriegschaosbeginn von
chendeckende Aufteilung der Heimat-       ten stabilisierenden Währungsreform       1939 und einem Neuaufstieg 1949
vertriebenen in sämtlichen Landkrei-      mit der „Deutschen Mark“ der neue         will sie auch 2019 weiter an und mit
sen gab dazu den ersten Rahmen.           Staat „Bundesrepublik Deutschland“        diesem Friedensprojekt „Deutschland
  In dieser von unerfüllten Vorkriegs-    ins Leben gerufen. Ihre in aller Zu-      in Europa“ weiterwirken.
hoffnungen, Diktatur, Krieg und aus       kunft nicht verhandelbare Grundidee
sozialen Bindungen gerissenen Be-         war und ist der Artikel 1: „Die Würde                    Dr. Otfrid Pustejovsky
völkerung – den Heimatvertriebenen        des Menschen ist unantastbar. Sie zu
wie auch den Heimatverbliebenen –         achten und zu schützen ist Verpflich-
wurden aber schon Ende 1945 und           tung aller staatlichen Gewalt. Das
Anfang 1946 Stimmen eines Neuan-          Deutsche Volk bekennt sich darum zu
fangs hörbar-vernehmbar: Rückkehr         unverletzlichen und unveräußerlichen
zu Menschenwürde, Freiheit, Frieden       Menschenrechten als Grundlage je-
und demokratischer Rechtsordnung.         der menschlichen Gemeinschaft, des
Bereits 37 Monate nach Kriegsende         Friedens und der Gerechtigkeit in der
konnten sich Vertreter eines „Parla-      Welt.“

    Außenminister                                Beauftragte                        Vom 1. bis 4. August 2019 laden die
                                                                                    Ackermann-Gemeinde und die Sdru-
Die Vorsitzenden der deutschen und        Anfang März kam die Beauftragte der       žení Ackermann-Gemeinde zu den
tschechischen Ackermann-Gemeinde,         Bayerischen Staatsregierung für Aus-      deutsch-tschechischen Begegnungs-
Martin Kastler (r.) und Daniel Herman     siedler und Vertriebene, Sylvia           tagen in Landshut ein. Diese stehen
(2.v.r.) kamen mit dem tschechischen      Stierstorfer, MdL, mit dem Bundes-        unter dem Motto „Europa 1989 -
Außenminister Tomáš Petříček (l.,         vorsitzenden       der    Ackermann-      Europa 2019. Mut zur Zukunft“.
Foto: ag). zusammen. Am Rande ei-         Gemeinde, Martin Kastler, zu einem
nes Empfangs der bayerischen Re-          Meinungsaustausch          zusammen.      Erneut werden hierzu, wie zuletzt
präsentanz in Prag konnten sie dem        Stierstorfer zeigte sich beeindruckt      2015 in Budweis/České Budějovice,
tschechischen Chefdiplomaten die          von der Arbeit der Ackermann-             Deutsche und Tschechen aus allen
Beiträge ihrer Verbände zu der Ver-       Gemeinde und dem herausragenden           Diözesen und Generationen zusam-
besserung der bayerisch-tschechi-         Beitrag, den sie in den vergangenen       menkommen, um gemeinsam zu dis-
schen Beziehungen vorstellen. Dieser      sieben Jahrzehnten für die Verständi-     kutieren, sich zu begegnen, Kultur zu
sieht in der Pflege der Nachbarschaft     gung mit den tschechischen Nach-          erleben und den Glauben zu feiern.
zu Deutschland einen Schwerpunkt          barn geleistet hat. „Die Ackermann-
seiner Tätigkeit. So führte seine erste   Gemeinde hat auch in schwierigen             Kommen Sie nach Landshut!
Auslandsreise kurz nach seiner Amts-      Zeiten Brücken gebaut, und daher
einführung im Oktober 2018 auch           großen Anteil daran, dass das baye-       Die Einladung ist auch online verfüg-
nach Berlin. Zudem liegt dem Sozial-      risch-tschechische Verhältnis heute       bar: www.ackermann-gemeinde.de/
demokraten viel an einer aktiven und      so gut ist wie noch nie zuvor. Sie hat    landshut. Dort kann auch direkt die
konstruktiven Rolle seines Landes in      sich aus christlichem Geist stets zu      Anmeldung erfolgen.
der EU. Seine bisherigen Aktivitäten      Versöhnung und Vergebung bekannt.
ließen auf neue Impulse hoffen, so        Dafür bin ich ihr sehr dankbar“, so die
Kastler zuversichtlich.                   Beauftragte.                                Einladung liegt bei!
                                    ag                                        ag

 4 | Der Ackermann 1-2019
Der Ackermann - Ackermann-Gemeinde
Aus dem Bundesvorstand

4. Mai: Europawallfahrt nach Mariazell
Im Vorfeld der Wahlen zum Europäi-          Schirmherr Kardinal Schönborn
schen Parlament (23.-26.05.2019)
laden wir alle, die sich für ein friedli-
ches und aus christlichem Geist ge-
prägtes Miteinander in Europa enga-
gieren, am 4. Mai 2019 zu einer Euro-
pawallfahrt ein. Wir wollen damit Eu-
ropa unter den Schutz der Gottesmut-
ter Maria und der heiligen Patrone
Europas stellen und um Gottes Be-
gleitung für die Zukunft unseres Konti-
nents bitten.                        ag     KARDINAL DR. CHRISTOPH SCHÖNBORN
                                                     ERZBISCHOF VON WIEN

Programm:                                   Liebe Wallfahrerinnen und Wallfahrer!
                                              Im kommenden Jahr finden vom 23. bis 26. Mai die Wahlen zum Europäischen Parla-
Freitag, 3. Mai 2019                        ment statt. Sie sind eine wichtige Weichenstellung, wie es mit unserem Kontinent weiter-
19.30 Uhr Basilika Mariazell: An-           geht. Christliche Gründungsväter haben Europa als beispielloses Friedensprojekt aufge-
dacht zu den heiligen Patronen Euro-        baut. Heute jedoch bedrohen Spannungen, Nationalismen und separatistische Bewe-
pas mit Weihbischof Dr. Reinhard            gungen den Zusammenhalt Europas. Ich bin überzeugt, dass es zu einem europäi-
Hauke (Erfurt, Deutschland)                 schen Miteinander keine Alternative gibt. Christen sind aufgerufen, nach dem Maßstab
                                            des Evangeliums am „Bauplatz Europa“ mitzuarbeiten. Dieses Wort der österreichi-
Samstag, 4. Mai 2019                        schen Bischöfe im Vorfeld des Referendums zum Beitritt Österreichs zur EU vor 24
11.15 Uhr Basilika Mariazell: Wall-         Jahren ist bleibend aktuell.
fahrtsmesse mit Bischof Dr. Ludwig            Im Vorfeld der Europawahlen 2019 lädt die katholische Ackermann-Gemeinde, die
Schwarz (Bischof em. von Linz,              sich für die Versöhnung zwischen West und Ost und das Zusammenwachsen Europas
Österreich) und weiteren Bischöfen          einsetzt, zu einer Wallfahrt nach Mariazell ein, um gemeinsam für eine gute Zukunft
15.00 Uhr Saal: Feststunde mit              Europas zu beten. Mariazell hat sich nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und Jahren
Grußworten und Festrede von Prälat          der Teilung Europas zu einem Ort des gemeinsamen Gebets und der Begegnung ent-
Prof. Dr. Tomáš Halík, Präsident der        wickelt. Hier kommen Gläubige verschiedener Sprachen und Nationen mit ihren Anlie-
Tschechischen Christlichen Akademie         gen zur Gottesmutter. So wird in Mariazell ein christliches und europäisches Miteinan-
(Prag, Tschechische Republik)               der erfahrbar.
                                              Allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Wallfahrt nach Mariazell danke ich für Ihr
                                            Gebet unter dem Schutz der Gottesmutter und der heiligen Patrone Europas und für Ihr
                                            wichtiges Engagement für ein friedliches Zusammenleben in Europa. Besonders ans
                                            Herz lege ich Ihnen das „Gebet für Europa“ von Kardinal Carlo Maria Martini (1927-
                                            2012), das Sie auf der Wallfahrt und in Ihren vielfältigen Bemühungen um Europa be-
                                            gleiten kann.
                                              Mit herzlichen Segenswünschen

Wollen Sie sich einer Busgemeinschaftsfahrt nach Mariazell anschließen?
Folgende Diözesanstellen und Kooperationspartner der Ackermann-Gemeinde planen eine Busreise nach Mariazell und
verbinden diese zum Teil mit einem weiteren Programm in Österreich. Weitere Informationen unter den angegebenen Kontakten:
Ackermann-Gemeinde Augsburg: 03.-07.05.2019, Tel. 0821/31 66 85 50, eMail: ackermanngemeinde(at)bistum-augsburg.de
Ackermann-Gemeinde München/Freising: 02.-05.05.2019, Tel. 089/27 29 42 -20 oder -25;
eMail: muenchen(at)ackermann-gemeinde.de
Ackermann-Gemeinde Würzburg zusammen mit Freiburg: 01.-05.05.2019, Tel. 0931/38 66 53 10,
eMail: ackermann-gemeinde(at)bistum-wuerzburg.de
Tschechische Christliche Akademie Prag in Zusammenarbeit mit der deutschsprachigen Gemeinde Prag:
03.-04.05.2019, Tel.: +420 - 224 916 237; eMail: havlinova(at)krestanskaakademie.cz

                                                                                                    Der Ackermann 1-2019 |         5
Der Ackermann - Ackermann-Gemeinde
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                                                                                                              13. Europa-
                                                                                                              postkarte, die
                                                                                                              Anfang März
                                                                                                              erschien, wirbt
                                                                                                              die Ackermann
                                                                                                              -Gemeinde für
                                                                                                              die Teilnahme
                                                                                                              an der Europa-
                                                                                                              wahl.
                                                                                                              (Grafik: ag)

  Die Spannung steigt: Europa wächst zusammen
Das Landeskomitee der Katholiken          Spannungsfelder bleiben                     liche Leistungsfähigkeit der dort le-
in Bayern hat einstimmig folgende         Wir richten als Landeskomitee der           benden Menschen zurückzuführen,
Erklärung verabschiedet, mit der          Katholiken in Bayern unser Augen-           sondern beruht oft auch auf mangel-
es ganz im Sinne der Ackermann-           merk bei der Herbstvollversammlung          haften Standards für Arbeitskräfte, die
Gemeinde für ein einiges Europa           auf Spannungsfelder, die trotzdem           zu Dumpinglöhnen ihre Dienste ver-
wirbt.                                    bleiben, gerade in Mittel- und Osteu-       richten. Diese reduzierten Produkti-
                                          ropa. Allen ist bewusst, wie fragil der     onskosten schlagen sich in billigen
Der bisherige wirtschaftliche und poli-   äußere Frieden, mehr noch aber der          Preisen für unterschiedliche Güter
tische Einigungsprozess Europas           innere Frieden in Europa ist. Bei den       nieder. Hier ist die Politik gefragt, mit
kann trotz mancher Schwierigkeiten        Debatten um die geopolitische Aus-          Tariftreue und Vergaberegeln ein sol-
als Erfolgsgeschichte bezeichnet wer-     gestaltung eines geeinten Europa            ches Lohndumping in Zukunft zu ver-
den: ein gutes Argument für Europa.       sollte die biblisch-christliche Sicht des   hindern.
  Seit dem Zweiten Weltkrieg erlebt       Menschen, seiner personalen Würde              Darüber hinaus setzen wir uns dafür
Europa in weiten Teilen eine mehr als     und seiner individuellen Freiheit, in       ein, dass wir als Verbrauchende den
70 Jahre währende Periode des Frie-       Verbindung mit den Sozialstaatsprin-        eigenen Lebensstil hinsichtlich der
dens, des Wohlstands und der Be-          zipien Personalität, Solidarität, Subsi-    Qualität und Werthaltigkeit der Pro-
gegnung von Menschen: das beste           diarität, Gemeinwohl und Nachhaltig-        dukte und Lebensmittel, die wir er-
Argument für Europa.                      keit im Mittelpunkt stehen. Wir sind        werben, im Sinn einer ökologisch-
  Von der friedlichen Entwicklung wa-     der festen Überzeugung, dass dieses         sozialen Marktwirtschaft überprüfen
ren bis vor einigen Jahren mehrere        Europa eine einzigartige Zukunft vor        und entsprechend handeln.
Gebiete Mittel- und Osteuropas aus-       sich hat, wenn es nach Einheit, Frie-
genommen, die von äußeren und             den und Humanität strebt.                   (2) Zwangsprostitution beenden
inneren Konflikten gezeichnet waren,                                                  Mit der Frage des Lebensstils und der
die nun aber Frieden und Stabilität       (1) Gutes Geld für gute Arbeit              Nachfrage nach billigen Preisen hat
erleben: erst recht ein Argument für      Der hohe Lebensstandard in einigen          ein besonderes Problem zu tun: die
Europa.                                   Ländern, wozu auch Deutschland              Zwangsprostitution. Viele junge Frau-
                                          gehört, ist nicht nur auf die wirtschaft-   en und mittlerweile auch Männer wer-

 6 | Der Ackermann 1-2019
Der Ackermann - Ackermann-Gemeinde
Zur Diskussion

den unter Vorspiegelung falscher Ver-      Deshalb setzen wir uns dafür ein,         sonell überzeugenden Auftritt ermuti-
sprechungen auf ein „besseres Le-        egoistische Abgrenzungsmechanismen          gen. Mit der Kommission der Europäi-
ben“ nach Deutschland gelockt, wo        zu überwinden. Nationalismus und            schen Bischofskonferenzen (COMECE)
sie unter hoffnungslosen Zuständen       Populismus helfen langfristig weder den     gibt es zwar einen Rahmen, der aber
ein Leben in totaler Abhängigkeit füh-   Regierungen noch der Wirtschaft und         bislang nur bedingt kampagnenfähig
ren müssen. Deshalb setzen wir uns       erst recht nicht den einzelnen Men-         ist. Innerhalb des katholischen Laien-
dafür ein, alle Anstrengungen zu un-     schen in den betreffenden Ländern.          apostolats werden wir für eine deut-
ternehmen, um Frauen und Männern         Wirtschaftlicher Erfolg, mehr noch          lich intensivere Vernetzung auf euro-
Zwangsprostitution zu ersparen. Bil-     aber der soziale Friede sind wesentlich     päischer Ebene als bisher eintreten.
dung und Lebensverhältnisse müssen       vom Austausch und Dialog abhängig.          Dazu fordern wir die Durchführung
in ganz Europa so gestaltet sein,        Nur wer selbst bereit ist, Schwäche-        eines Europäischen Katholikentages
dass zwielichtige Lockversuche keine     ren zu helfen, kann in Notlagen auch        bis zum Jahr 2026. Er kann Ausdruck
Chance haben.                            Hilfe von anderen erwarten.                 soliden Brückenbaus sein, der Natio-
                                                                                     nalismus und Populismus überwindet.
(3) Wirtschaftliche und soziale Ver-     (5) Europa eine Seele geben                    Als Landeskomitee der Katholiken
hältnisse annähern                       Der Wille zur Zugehörigkeit zu Euro-        in Bayern werben wir für eine Ideen-
Um die Sehnsucht vieler Menschen         pa ist ungebrochen. Wenn es um die          werkstatt, die den Einigungsprozess
zu lindern, das eigene wirtschaftliche   Mitgliedschaft in der Europäischen          in Europa so voranbringt, dass Natio-
Heil in einem wirtschaftlich starken     Union geht, sind nicht selten wirt-         nalismen, Ängste und reale Benach-
und sozial sicheren Land wie             schaftliche Interessen ausschlagge-         teiligungen bald der Vergangenheit
Deutschland zu suchen, müssen            bend, um an den Vorteilen einer gro-        angehören. Sie soll das Vertrauen in
deutlich größere Anstrengungen auf       ßen Freihandelszone mit entspre-            ein starkes Europa fördern, das sich
politischer Ebene als bisher unter-      chend kaufkräftigen Märkten teilha-         nicht selbst genug ist, sondern über
nommen werden. Nur wenn es ge-           ben zu können. Eine Verständigung           den eigenen Tellerrand hinausblickt
lingt, die sozialen und ökologischen     über die gemeinsamen kulturellen,           und zum Vorbild einer Staatenge-
Standards unter Berücksichtigung der     sozialen, politischen und religiösen        meinschaft auch für andere Kontinen-
eigenen Situation in Europa einander     Grundlagen in einem größer werden-          te auf unserer Welt wird. Katholische
anzunähern oder anzugleichen, kann       den Europa steht dagegen häufig aus.        und nationalistische Denkweise wi-
diese Tendenz gestoppt werden.           Viele Menschen spüren, dass ein             dersprechen sich.
   Deshalb setzen wir uns dafür ein,     Binnenmarkt noch nichts über eine              An der Erstellung des Konzepts für
Menschen aus dem osteuropäischen         Einigung in Wertefragen aussagt.            eine solche Ideenwerkstatt sollten
Raum nicht zur Behebung unseres             Deshalb setzen wir uns dafür ein,        nicht nur die kirchlichen Hilfswerke,
Fachkräftemangels anzuwerben, wenn       ein Einvernehmen darüber zu erzie-          sondern auch die Jugendverbände
nicht gleichzeitig in diesen Ländern     len, was Europa im Innersten zusam-         und andere Vereinigungen des katho-
die Fachkräfteausbildung unterstützt     menhält. Europa ist mehr als eine           lischen Laienapostolats mitwirken, die
wird. Dies erfordert ein hohes Maß an    Wirtschafts- und Währungsgemein-            sich für ein starkes, weltoffenes Euro-
Bildungsförderung in allen Ländern.      schaft. Alle Bürgerinnen und Bürger,        pa einsetzen. Partnerschaften auf
Solidarität und Fairness verlangen       vor allem jedoch politisch Verantwort-      lokaler und regionaler Ebene werden
von uns, dass Arbeitskräfte, die in      liche rufen wir dazu auf „Europa eine       bereits im kirchlichen und im kommu-
unser Land kommen und ihre Leis-         Seele zu geben“, wie es Jacques De-         nalen Bereich gepflegt und können
tung hier einbringen, die gleiche Be-    lors, früherer Präsident der Europäi-       Vorbild für weitere Kooperationen
zahlung erhalten.                        schen Kommission, ausdrückte.               über Ländergrenzen hinweg sein.

(4) Nationalismen überwinden             Vernetzung und Partnerschaft ler-           Europa ist mehr
Nationale Interessen bis hin zu Natio-   nen und einüben - die katholische           Europa ist mehr als eine politische
nalismen nehmen zu. Viele Einzelne,      Kirche kann gute Dienste leisten            Union. Europa ist mehr als eine Wirt-
aber auch ganze Staaten und zum          Die katholische Kirche als global play-     schaftsunion. Europa ist mehr als
Teil sogar kirchliche Gemeinschaften     er sollte in der Lage sein, wertvolle       eine Währungsunion. Europa sollte
treibt die Sorge um, zu kurz zu kom-     Unterstützung anzubieten. Die Prinzi-       eine Werteunion werden.
men und von den wirtschaftlich Star-     pien der katholischen Soziallehre             Europa braucht eine Einigung in
ken verdrängt zu werden. Sie wollen      können eine tragfähige Grundlage für        den Herzen. Europa braucht eine
ganz bewusst vorrangig ihre eigenen      ein funktionierendes Gemeinwesen            Seele. Europa braucht mutige Men-
Interessen durchsetzen. Solche ego-      auch für ein einiges Europa sein: Per-      schen, die es mit Geist und Leben
istischen Vorstellungen gefährden die    sonalität ‒ Solidarität ‒ Subsidiarität ‒   füllen können. Hierzu einen Beitrag
Demokratie in den einzelnen Ländern      Gemeinwohl ‒ Nachhaltigkeit.                zu leisten, ist Ziel dieser Stellungnah-
und in ganz Europa. Die Spannungen         Deshalb werden wir die Bischöfe           me des Landeskomitees.
in Europa nehmen dadurch weiter zu.      Europas zu einem strukturell und per-

                                                                                              Der Ackermann 1-2019 |       7
Der Ackermann - Ackermann-Gemeinde
Standpunkte

Europa ist mehr als nur ein Binnenmarkt, die EU-
Institutionen und die Verträge. Europa sind vor al-
lem die Europäerinnen und Europäer. Wie steht es
bei ihnen um die emotionale Bindung? „Der Acker-
                                                                    „Heimat Europa?“
mann“ steht daher die Frage:

                     Roland Stindl,     rad Adenauer war zutiefst davon           als Christen ist es, weiterhin aktiv an
                     Diözesan-          überzeugt, dass wirtschaftliche und       diesem Friedensprojekt zu arbeiten.
                     vorsitzender       politische Verflechtungen der europäi-    Auch mit Blick auf unsere Geschichte:
                     der Acker-         schen Staaten Frieden schaffen, dass      nur so gelingt es, dass Europa unsere
                     mann-              ein freizügiger Wirtschaftsverkehr        Heimat bleibt.
                     Gemeinde in        freie Gesellschaften verbindet und         Ende Mai: Wahl zum Europäischen
                     der Erzdiözese     den allgemeinen Wohlstand fördert.        Parlament – nutzen Sie diese Chan-
                     Freiburg:          Das große Friedensprojekt, das Euro-      ce, sagen Sie JA zur Heimat Europa!
                                        pa seit über 70 Jahren ohne verhee-
                                        rende Kriege leben lässt, ist weiter
Der Fall des Eisernen Vorhangs hat in   gewachsen und kommt leider an sei-
Europa die politischen Strukturen       ne Grenzen. Raum einnehmende
sehr verändert. Eine wichtige Etappe    nationale und populistische Tenden-
in der Europa-Politik, die vor über     zen widersprechen dem eigentlichen
sechzig Jahren begann. Schon Kon-       Europa-Gedanken. Unsere Aufgabe

                     Tobias             in Europa bewegt: Bin ich Bayer? Bin      mich zuhause in Prag, in Straßburg,
                     Gotthardt MdL      ich Tscheche? Bin ich Europäer? Viel      am Attersee, in Budapest, ... – es ist
                     (Freie Wähler),    zu selten stellen wir uns die Frage:      das Gefühl einer „Heimat Europa“,
                     Vorsitzender       Widerspricht sich das überhaupt? Ich      das wir noch viel mehr fördern müs-
                     des Europa-        sage: Nein. Und habs auch immer so        sen. Gerade für junge Menschen. Es
                     ausschusses        empfunden. Europa ist für mich nicht      ist die Grundfeste, auf die sie später
                     des Bayeri-        weniger Heimat als Bayern oder die        ihr Europa bauen – ohne jemals ein
                     schen Land-        Oberpfalz. Entscheidend sind die Be-      anderes Stück ihrer Identität zu verlie-
                     tages              ziehungen zu anderen. Wo Menschen         ren, denn eines bleibt: Zuhause bin
                                        sich begegnen, sich kennen, da ha-        ich vielerorts, richtig „dahoam“ bloß
„Wer bin ich – und wenn ja, wie vie-    ben Vorurteile keine Chance. Da           an einem Ort. Und das ist gut so.
le?“ – dieser Buchtitel von Richard     wächst das Wir-Gefühl. Ich bin über
David Precht beschreibt im Grunde       die Jahre hinweg an vielen Orten Eu-
sehr gut, was viele Menschen heute      ropas heimisch geworden. Ich fühl

                     Marie Sed-         Wer bin ich? Wo komme ich her? Wo           Wer bin ich denn? Ich spreche
                     linská, Spre-      ist mein Zuhause?                         Tschechisch, Deutsch, Englisch und
                     cherin von           Die Frage, wo ich herkomme, ist         ein bisschen Spanisch, aber fühle
                     Spirála der        leicht zu beantworten, da fast die        mich nicht ausschließlich als eine
                     Sdružení           ganze Familie aus Brünn stammt. Ich       Tschechin, Britin oder Deutsche. Ich
                     Ackermann-         komme aus Tschechien.                     fühle alle diese Identitäten gleichzei-
                     Gemeinde:            Aber wo ist mein Zuhause? Das ist       tig, und deswegen würde ich mich als
                                        schon schwieriger. Zunächst fühle ich     eine Europäerin beschreiben.
                                        mich ja daheim bei meinen Eltern in         Immer wenn ich packe und irgend-
                                        Brünn. Aber mein zweites Zuhause ist      wo in Europa hinfahre, habe ich das
Nach dem Weihnachtsfest, als ich        jetzt in Stirling in Schottland, wo ich   Gefühl, dass ich von Zuhause nach
mal wieder in Brünn/Brno meine Sa-      studiere und wohne. Schließlich fühle     Hause fahre.
chen packte, um mich auf den Weg        ich mich auch in Deutschland bei mei-
zu machen, schossen mir Gedanken        ner Schwester oder mit Freunden von
über meine Identität durch den Kopf:    der Jungen-Aktion heimisch.

 8 | Der Ackermann 1-2019
Der Ackermann - Ackermann-Gemeinde
Nachbarschaft

                                                                                  Die Repräsentanten der SAG mit
                                                                                  den Ehrengästen: M. Kastler
                                                                                  (3.v.l.), Msgr. Otte (4.v.l.), Bot-
                                                                                  schafter Dr. Israng (3.v.r.) und
                                                                                  Bischof Ipolt (r.).

                                                                                    Partnerland Tschechien
                                                                                    Die Tschechische Republik war vom
                                                                                    21. bis 24. März Gastland der Leipzi-
                                                                                    ger Buchmesse (nach Redaktions-
                                                                                    schluss). Dies rückt das Nachbarland
            Ein Grund zum Feiern                                                    mit seiner Geschichte und den gesell-
                                                                                    schaftlichen Themen in den Fokus.
                                                                                    Über siebzig Werke tschechischer
Im Februar konnte die Sdružení           Festgottesdienst in der Klosterkirche      Autoren wurden aus diesem Anlass
Ackermann-Gemeinde (SAG) mit ei-         mit dem Görlitzer Bischof Wolfgang         ins Deutsche übersetzt. Der Deutsch-
ner Feierstunde im Kloster Břevnov in    Ipolt und Erzabt Prokop Siostrzonek        Tschechische Zukunftsfonds förderte
Prag ihr 20-jähriges Bestehen feiern     OSB.                                       dies mit einer Sonderausschreibung.
(vgl. Ackermann 4-2018). Dr. Chris-        Das Jubiläum wurde im Rahmen             Zudem gab es über einhundert Ver-
toph Israng, Deutscher Botschafter in    der SAG-Jahreskonferenz gefeiert.          anstaltungen auf und im Umfeld der
Prag, nutzte das Jubiläum, um drei       Diese stand unter dem Thema                Bücherschau.
aus seiner Sicht besondere Elemente      „Visionen und Herausforderungen              Pünktlich zur Buchmesse legte Ja-
der Ackermann-Gemeinde hervorzu-         1989-2019“ und führte rund 150 Per-        roslav Rudiš seinen ersten in
heben. Er benannte das christliche       sonen aus Tschechien und Deutsch-          deutscher Sprache verfassten Roman
Fundament und die damit verbunde-        land zusammen. Die Vorträge und            „Winterberg“ (vgl. S. 16) vor. Für die-
nen grundlegenden Werte. Zudem           Diskussionen boten gute Impulse, an        ses Werk ist er auch für den Buch-
stünde die Ackermann-Gemeinde mit        die auch die Begegnungstage in             preis der Leipziger Buchmesse nomi-
einem deutschen und einem tschechi-      Landshut anknüpfen werden.                 niert.                              ag
schen Verband auf zwei Beinen. Als                                          ag
dritten Punkt hob er die aktive Ju-
gendarbeit hervor, die er auch schon                                                Kontinuität und Wechsel
selbst erleben durfte. Zweiter Fest-                                                Bei den Wahlen zum Vorstand wurde
redner war Pater Miloslav Fiala, der                                                Kulturminister a.D. Daniel Herman als
aus tschechischer und geistlicher                                                   Vorsitzender der Sdružení Acker-
Perspektive sprach. In sechs von Dr.                                                mann-Gemeinde bestätigt. Neuer
Petr Křížek moderierten Gesprächs-                                                  Geistlicher Beirat ist Monsignore
runden wurden außerdem die Grün-                                                    Adolf Pintíř, der in den vergangenen
dungszeit sowie zwei Jahrzehnte                                                     Jahren     bereits    dem    Vorstand
SAG vorgestellt. Ein Quiz der SAG-                                                  angehörte. Er folgt auf den Redemp-
Jugendorganisation Spirála, Filme                                                   toristen P. Dr. Martin Leitgöb, der
von SAG-Projekten sowie eine Prä-                                                   nicht erneut kandidierte. Kurze Zeit
                                            Legen in der SAG gemeinsam mit
sentation von P. Dr. Jan Larisch und                                                zuvor war der Pfarrer der deutsch-
                                           dem neuen Vorstand mit Schwung
die Möglichkeit zur Begegnung             los: Vorsitzender Daniel Herman (l.).     sprachigen Pfarrei in Prag zum Vize-
schlossen sich dem Festakt an. Die       und der Geistliche Beirat Monsignore       provinzial seines Ordens gewählt wor-
Jubiläumsfeierlichkeiten beendete ein           Andolf Pintíř. (Foto: ag)           den.                               ag

                                             Ausstellung in Kaaden
                                             Die Stadt Kaaden/Kadaň stellt sich mit einer Ausstellung den Geschehnissen
                                             vom 4. März 1919. Damals kam es nach einer Demonstration für das Selbst-
                                             bestimmungsrecht der Deutschen zu Schüssen durch tschechische Einhei-
                                             ten, wobei 25 Menschen ihr Leben ließen. Bis heute sind die genauen Um-
                                             stände dieser tragischen Geschehnisse nicht vollständig aufgeklärt. Die Aus-
                                             stellung stellt die Gründe, den Verlauf und die Folgen der Demonstrationen
                                             dar. Das Stadtmuseum in Kaaden lädt die Bevölkerung ein: „Kommen Sie
                                             und machen Sie sich mit einem traurigen Kapitel unserer Stadt vertraut.“ Sie
                                             ist noch bis zum 29. September in der Kaadener Burg zu sehen und entstand
Historische Postkarte (Ausstellungsplakat)   in Kooperation mit dem Regionalmuseum Komotau/Chomutov.                  ag

                                                                                             Der Ackermann 1-2019 |      9
Der Ackermann - Ackermann-Gemeinde
Nachbarschaft

Nähert man sich dem Hauptportal der
Mariazeller Basilika, dem heiligen Tor,
so sieht man im Tympanon ein recht-
eckiges Relief. Überraschen dürfte
die lateinische Inschrift oberhalb des
Reliefs, die mit den Worten „Sanctus
Wenzeslaus“, „Heiliger Wenzel“ be-
ginnt. Hier stellt sich bereits ein erster
Bezug zu den böhmischen Ländern
dar. Der Überlieferung nach war der
hl. Wenzel dem mährischen Markgra-
fen Heinrich erschienen und prophe-
zeite ihm und seiner Frau Heilung von
ihrer Krankheit, wenn sie an diesem
Ort der Jungfrau Maria eine Kirche
bauen. Eine zweite Szene im Relief
zeigt Ludwig I. von Ungarn mit einem
Marienbild, das er der Gottesmutter
als Dank für den Sieg über die Türken                             Basilika von Mariazell (Foto: Benediktinerpriorat Mariazell)
stiftet. Markgraf Heinrich und Ludwig I.
finden sich auch als lebensgroße Blei-       der Verbundenheit der verschiedenen       nach Mariazell, zweimal im Jahr kom-
figuren seitlich des Hauptportales,          Völker mit diesem Heiligtum hinterlas-    men Pilger aus Třebíč/Trebitsch in
geschaffen von Balthasar Moll anläss-        sen haben. Mehrere Seitenkapellen         Südmähren. Ebenfalls aus Trebitsch
lich der 600-Jahr-Feier 1757.                sind ungarischen Heiligen geweiht, in     reisen jedes Jahr vor Weihnachten
   Nach der Überlieferung wurde 1157         der Ladislauskapelle war der ungari-      Krippenbauer an, um in der Basilika
ein Mönch namens Magnus zur Seel-            sche Kardinal Mindszenty bis zu sei-      eine Krippe nach Trebitscher Art auf-
sorge in die Mariazeller Gegend ent-         ner Überführung nach Esztergom            zustellen. Auch das Prager Pilgerbüro
sandt. Er nahm eine etwa 50 cm gro-          begraben, eine südliche Kapelle ist       Palombino organisiert mindestens
ße, aus Lindenholz geschnitzte Mari-         neben der hl. Familie auch dem hl.        zweimal jährlich eine Pilgerreise nach
enstatue mit, die ihm den von einem          Wenzel geweiht. Dort steht auch eine      Mariazell. Nach den Schicksalsschlä-
Fels versperrten Weg öffnete. Er bau-        Kopie des Prager Jesuleins, die der       gen des 20. Jahrhundert lebt – Gott
te sich eine Zelle, die ihm auch als         damalige Prager Weihbischof Fran-         sei Dank – die Verbundenheit zwi-
Kapelle für die Marienstatue diente,         tišek Lobkowicz, heute Bischof von        schen Böhmen, Mähren und Mariazell
woraus der Name „Maria in der Zelle“         Ostrau-Troppau, geweiht hat. Und es       wieder.
– Mariazell – entstand. Um diese ro-         gibt weitere Berührungspunkte gera-
manische Gnadenstatue ist alles ent-         de mit Tschechien: Eine Gedenktafel                      P. Václav Steiner OSB
standen, was Mariazell heute ist: ei-        an Clemens Maria Hofbauer, ein Bild                   Tschechischer Seelsorger
ner der bedeutendsten marianischen           des hl. Johannes Nepomuk oder auch                                  in Mariazell
Wallfahrtorte Mitteleuropas. Hier wird       zwei alte Bilder der Stadt Brünn, ge-
die Gottesmutter verehrt als Magna           widmet zum Dank für zwei überstan-
Mater Austriae, Magna Domina                 dene Belagerungen.
Hungariae und Mater Gentium Slavo-             Ein Ort wird jedoch nicht nur wegen
rum.                                         der Geschichte seines Heiligtums
   Am barocken Umbau des Heilig-             zum Wallfahrtsort, sondern gerade
tums waren viele Mäzene aus der              durch die Pilger, die zu ihm kommen,
damaligen Donaumonarchie beteiligt,          nach Mariazell vornehmlich aus Län-
die in den Seitenkapellen Zeugnisse          dern der ehemaligen Donaumonar-
                                             chie. Nach den deutschsprachigen
                                             Pilgern bilden die Ungarn die stärkste
Die Reihe „Ort der Begegnung“ stellt         Pilgergruppe, gefolgt in etwa gleicher
seit Heft 1-2014 Ortschaften und Ereig-      Zahl von Slowaken, Tschechen und
nisse vor, die bezeugen, wo und wie          Polen.
deutsch-tschechische      Nachbarschaft        In jüngster Zeit pilgert immer am
ganz konkret gelebt wird.                    8. Mai die Pfarrgemeinde Brünn-Lesná       Eine Fassade in Mariazell (Foto:ag)

10 | Der Ackermann 1-2019
Kirche und Gesellschaft

                                                                                                               Kurzmeldungen:

                                                                               (Foto: Deutsche Pfarrei Prag)
                                                                                                               Msgr. Pilz gestorben
                                                                                                               Am 23.02.2019 starb im Alter von 78
                                                                                                               Jahren Msgr. Winfried Pilz, ehemali-
                                                                                                               ger Präsident der deutschen Sternsin-
                                                                                                               geraktion sowie im Ruhestand 2010
                                                                                                               bis 2012 deutschsprachiger Seelsor-
                                                                                                               ger in Prag. Geboren wurde Pilz in
                                                                                                               Warnsdorf/Varnsdorf. Bekannt ist er
                                                                                                               auch als Autor vieler geistlicher Lie-
                                                                                                               der, darunter „Laudato si, o mi Signo-
                                                                                                               re“. „Er war ein kluger, kraftvoller und
                                                                                                               kreativer Seelsorger und ein in vieler
                                                                                                               Hinsicht origineller Mensch“, so P. Dr.
                                                                                                               Martin Leitgöb in seiner Würdigung.
Mit einer künstlerischen Installation        „Durch die Installation ist der Hoch-                             Für die Ackermann-Gemeinde ver-
zur Fastenzeit wird in der Kirche der     altar unserer Kirche verdeckt. Damit                                 fasste Pilz zum 70. Jubiläum das Lied
deutschsprachigen katholischen Pfar-      entsteht eine ganz eigene Atmosphä-                                  „Weithin über viele Grenzen“.         ag
rei Prag, St. Johannes Nepomuk am         re, die auf Herz und Seele erneuernd
Felsen, seit dem Aschermittwoch an        wirkt. Wir folgen mit diesem Projekt                                 www.europa-stimmt.eu
Jan Palach erinnert. Der zwanzigjähri-    der Tradition der Fastentücher, wel-                                 Das Zentralkomitee der deutschen
ge Prager Philosophiestudent hatte        che es bereits seit dem späten Mittel-                               Katholiken präsentiert auf einer Inter-
sich am 16. Januar 1969 selbst in         alter gibt. Aber auch die Tat Palachs                                netseite Aktivtäten von Verbänden,
Brand gesetzt, um gegen die einset-       als solche war und bleibt außerge-                                   Organisationen und Diözesanräten
zende gesellschaftliche Gleichgültig-     wöhnlich und in mancher Hinsicht                                     sowie prominente Stimmen zur bevor-
keit nach der Niederschlagung des         irritierend. Sie stellt einen brennenden                             stehenden Europawahl. Sie sollen
Prager Frühlings zu protestieren. Die     Aufschrei gegen die Gleichgültigkeit                                 deutlich machen, dass Europa täglich
Installation wird bis Karfreitag zu se-   dar. Palach warf sein eigenes Leben                                  gelebte Realität ist.               ag
hen sein. Sie besteht aus zwei selbst-    in die Waagschale und stellt uns da-
ständigen Kunstwerken, die miteinan-      mit die Frage, wie wir es mit Wider-
der im Dialog stehen. Zum einen han-      stand und Protest gegenüber bedenk-
delt es sich um großformatige, halb-      lichen politischen und gesellschaftli-
abstrakte Leinwandbilder der Prager       chen Entwicklungen in unserer Zeit
Künstlerin Sylva Pauli, zum anderen       halten.“
um eine lebensgroße Pappmaché-               Das Kunstprojekt in St. Johannes
Skulptur eines ehemaligen Schülers        Nepomuk am Felsen stellt einen Bei-
der Deutschen Schule Prag, welche         trag zum Palach-Gedenkjahr 2019
bereits im Schuljahr 2001/02 gefertigt    dar. Zugleich bringt es eine für die
wurde.                                    deutschsprachige katholische Pfarrei                                 Am 19. Januar kamen die Vorstände
                                                                                                               von Ackermann-Gemeinde und Sdru-
  Der Seelsorger der deutschsprachi-      wichtige ökumenische Perspektive mit
                                                                                                               žení Ackermann-Gemeinde in Prag zu
gen katholischen Pfarrei Prag, P. Mar-    ins Spiel, denn Palach war Angehöri-                                 einer gemeinsamen Sitzung zu-
tin Leitgöb, bezeichnete in seiner Ein-   ger der Evangelischen Kirche der                                     sammen. Da dies auch der 50.
führung die Installation als Einladung,   Böhmischen Brüder.                                                   Todestag von Jan Palach war, ehrten
in der österlichen Bußzeit, „auf Außer-                                         pm                             die Vorstandsmitglieder Palach mit
gewöhnliches zu schauen“.                                                                                      einem Gedenken (Foto: ag).

                                          Hass mit Liebe beantworten
                                          Der 22. Februar ist der Gedenktag für P. Richard Henkes. An diesem Tag vor 74
                                          Jahren starb er im KZ Dachau. Im Provinzialat der Pallottiner in Friedberg fand
                                          hierzu ein Gedenkgottesdienst statt. Henkes soll noch in diesem Jahr, voraus-
                                          sichtlich im Herbst im Limburger Dom, seliggesprochen werden.
                                            Auch Vertreter der Ackermann-Gemeinde sowie des Vereins „Selige Märtyrer
                                          von Dachau“ nahmen an dem Gedenkgottesdienst teil. Bundesvorstandsmitglied
                                          Manfred Heerdegen überbrachte die Grüße der AG und sieht in P. Henkes einen
                                          „Apostel der deutsch-tschechischen Aussöhnung“. Pater Alexander Holzbach
                                          stellte in seiner Predigt heraus, dass P. Henkes sich konsequent für das christli-
                                          che Menschenbild eingesetzt, für Wahrhaftigkeit, Freiheit und Wahrheit gekämpft
  (Foto: Provinzialat der Pallottiner)    und ein Beispiel für tätige Nächstenliebe gegeben habe.                       ag

                                                                                                                        Der Ackermann 1-2019 | 11
Sozialwerk

                                                        Pater Janů nimmt Maß.      Jahresbericht vorgelegt
                                                                   (Fotos: sw)
                                                                                   Sozialwerk. Bei der Vorstandssit-
                                                                                   zung des Sozialwerks Ende Februar
                                                                                   wurde der Jahresbericht 2018 vorge-
                                                                                   legt. Erfreulich: Die 50-Euro-Hilfen für
                                                                                   die deutsche Minderheit in Tschechi-
                                                                                   en, gefördert vom Bundesministerium
                                                                                   des Innern, für Bau und Heimat, konn-
                                                                                   ten weitergeführt werden. 630 Perso-
                                                                                   nen erhielten kurz vor Weihnachten

Kirchenbänke                                                                       diese Hilfe. An den Deutsch-
                                                                                   Intensivsprachkursen an der Universi-
                                                                                   tät Heidelberg und in Vierzehnheili-
gesucht und gefunden                                                               gen/Bamberg nahmen insgesamt 20
                                                                                   Priester, Seminaristen und Ordens-
                                                                                   leute aus Tschechien und der Slowa-
Sozialwerk. Die Hilfen, die das So-       ruar reiste Pater Janů mit einem en-     kei teil. Den Schwerpunkt im Bil-
zialwerk der Ackermann-Gemeinde           gagierten Laien aus seiner Pfarrei       dungsbereich bildet die Unterstützung
leistet, sind vielfältig. Dennoch         nach München und besuchte die            der Zeitschrift „Universum“ der Christ-
herrschte ein wenig Ratlosigkeit, als     Bundesgeschäftsstelle der Acker-         lichen Akademie Prag und der Bil-
sich Pater Karel Janů, ein junger         mann-Gemeinde. In Begleitung von         dungskonferenz der Sdružení Acker-
tschechischer Priester aus Südmäh-        Marie Smolková als Dolmetscherin         mann-Gemeinde. Auch zwei Pub-
ren, mit einem eher seltenen Anliegen     suchten sie das Depot auf und            likationen konnten vorgelegt werden:
an das Sozialwerk wandte: Er suche        staunten über die vielfältigen Aus-      Das von Prof. Dr. Stefan Samerski in
für die Kirche in Döschen/Dešná in        stattungsgegenstände, die dort da-       Zusammenarbeit mit dem Sozialwerk
der Diözese Brünn/Brno, an der mäh-       rauf warten, wieder einer Nutzung        herausgegebene Buch „Wenzel – Pro-
risch-österreichischen Grenze gele-       zugeführt zu werden. Pater Janů          tagonist der böhmischen Erinne-
gen, dringend 14 Kirchenbänke.            liebäugelte u.a. auch mit einem wun-     rungskultur“ und das deutsch-tsche-
  Pater Janů ist erst seit wenigen Jah-   derschönen Beichtstuhl, der in eine      chische Werk „150 let Filipova – 150
ren Priester. Dennoch trägt er schon      seiner Kirchen passen würde. Doch        Jahre Philippsdorf“. Hervorzuheben
seit Jahren hohe Verantwortung. Ne-       überwog zunächst die Freude dar-         sei auch die Unterstützung des Neu-
ben der Kirche St. Johannes der Täu-      über, dass tatsächlich passende Kir-     baus der Kirche im Brünner Stadtteil
fer in Döschen verwaltet er noch wei-     chenbänke zur Disposition standen!       Lesná, der Regionalcaritas Schlu-
tere vier Gemeinden, die im ehemali-      Sofort wurden diese genau ausge-         ckenau/Šluknov oder des Jugendver-
gen Sudetenland liegen. Trotz seiner      messen und nun müssen in Döschen         bands „Pontes“, bei dem Jugendliche
vielfältigen Aufgaben ist ihm nicht nur   die Vorbereitungen für den Transport     als „Summerjob“ Teile ihrer Sommer-
die Evangelisierung seines eigenen        der Bänke in die Kirche St. Johannes     ferien mit sozialer Arbeit verbringen.
Pastoralbereiches ein dringendes          der Täufer getroffen werden. Ein                                              sw
Anliegen. Er bemüht sich auch, die        erstes „Souvenir“ konnte Pater Janů
Christen diesseits und jenseits der       aber sofort mit nach Hause nehmen:
Grenze zusammenzuführen, mit Er-          Einen ganzen Stapel Messbücher           Kartenaktion bleibt
folg. Inzwischen kommen zu den            und Altarbücher, die er für seine fünf   alternativlos
Wallfahrten auch zahlreiche deutsch-      Kirchen und die vielen Heiligen Mes-
sprachige Pilger. Glaube lebt da, wo      sen, die er dort auch in deutscher       Sozialwerk. Der Erlös der Karten-
sich Menschen begegnen.                   Sprache feiert, sehr gut gebrauchen      aktion bildet den finanziellen Grund-
  Das Sozialwerk nahm sich gerne          kann.                              sw    stock für die Hilfen, die das Sozial-
des Anliegens von Pater Janů an. Der                                               werk im Jahresverlauf leistet. Das
Vorsitzende, Monsignore Dieter Ol-                                                 Haushaltsjahr 2018 weist für die Kar-
brich, stellte den Kontakt zur Erzdiö-                                             tenaktion nach Abzug aller Ausgaben
zese München und Freising her, die in                                              einen Nettoerlös von 62.731,18 €
einem Ort rund eine Stunde östlich                                                 aus. „Wir sagen allen Spendern ein
von München über ein Depot verfügt,                                                herzliches Dankeschön, aber auch
das die von verschiedensten Kirchen-                                               den vielen ehrenamtlichen Helferin-
                                               Pater Janů
stiftungen der Erzdiözese zwischen-                                                nen und Helfern. Ohne ihren Einsatz
                                          freut sich über
gelagerten oder nicht mehr benötigten          Mess- und                           beim Sortieren und Einkuvertieren
Utensilien und Objekte für Kirchen-       Altarbücher für                          wäre die Kartenaktion undenkbar“, so
ausstattungen beherbergt. Mitte Feb-       seine Kirchen.                          Msgr. Dieter Olbrich dankbar.     sw

12 | Der Ackermann 1-2019
Junge Aktion

Sprichst Du europäisch?
Junge Aktion. Theresa List nahm             Aber so wie sich mein
erstmals bei einer Begegnung der          Gehirn nach und nach
Jungen Aktion (JA) teil. Sie berich-      mit Namen füllt, so füllt
tet von ihren Eindrücken:                 sich auch das Thema
„Miteinander in Mitteleuropa – von der    „Miteinander in Mitteleu-
gemeinsamen Vergangenheit in die          ropa“ immer mehr mit
gemeinsame Zukunft.“ Viel kann ich        Inhalt. Im Rahmen von
mir unter diesem Thema nicht vorstel-     Vorträgen erfahren wir
len, als ich am 28. Dezember im Zug       mehr über die Minderheit
auf dem Weg nach Budapest sitze.          der      Ungarndeutschen
Ich bin unterwegs zur einer Begeg-        hier in Budapest, wir hö-
nung der Jungen Aktion der Acker-         ren von „Fake News“ in
mann-Gemeinde. Was sich hinter            den slowakischen Medi-
dem Namen verbirgt, weiß ich auch         en und diskutieren in
nicht so recht – schließlich ist es die   Kleingruppen über aktu-
erste Veranstaltung der JA, an der ich    elle      gesellschaftliche
teilnehme.                                Probleme, die jedes un-
   In der zentral gelegenen Jugendher-    serer Heimatländer be-
berge angekommen, treffe ich bald         treffen.
darauf die anderen Teilnehmer. Aber         Eines der Programm-
wie spreche ich die jetzt an? Schließ-    highlights war mit Sicher-
lich könnten sie aus Tschechien kom-      heit das „Model Euro-                  „Parlamentsarbeit“ (Fotos: ja)
men, und ich spreche kein Wort tsche-     pean Parliament“, bei
chisch, obwohl ich fast mein ganzes       dem wir selbst in die Rolle von Euro-     gegnung konnte noch Silvester mit
Leben an der deutsch-tschechischen        paabgeordneten schlüpfen und unser        einem leckeren Buffet, viel Tanz und
Grenze verbracht habe. Meine an-          eigenes Parteiprogramm entwickeln         natürlich dem Gläserklirren um 24:00
fängliche Scheu ist schnell abgelegt,     konnten. Dieser lehrreiche und inte-      Uhr gefeiert werden, umgeben von
als ich merke, dass hier fast jeder       ressante Blick hinter die Kulissen der    den zahllosen Feuerwerken Buda-
deutsch spricht oder von anderen Teil-    europäischen Politik hat bei vielen       pests.
nehmern übersetzt wird.                   von uns zu der Erkenntnis geführt,           Umso schwerer fiel uns allen der
   So sehr ich mich auch bemühe           dass politische Arbeit mitunter ganz      Abschied. Dabei bemerkte ich plötz-
beim Kennenlernen – die Namen der         schön kompliziert sein kann.              lich, dass ich mittlerweile fast alle
etwa 35 anderen Teilnehmer ver-             Einen willkommenen Gegenpol zum         Namen kannte. Und mir unter dem
schwinden so rasch aus meinem Ge-         betriebsamen Budapest stellten die        Thema „Gemeinsam in Mitteleuropa“
dächtnis, wie Wasser durch ein Sieb       morgendlichen Statios im Jesuitenkol-     deutlich mehr vorstellen konnte, als
läuft. Hätte mir zu diesem Zeitpunkt      leg und auch ein gemeinsamer Got-         das noch vor wenigen Tagen der Fall
jemand gesagt, dass ich am Ende der       tesdienstbesuch dar, bei dem uns die      war. Und dass es vielleicht gar nicht
Begegnung fast jeden hier beim Na-        deutsche katholische Gemeinde in          darauf ankommt, fließend tschechisch
men kennen werde, hätte ich denjeni-      Budapest mit großer Gastfreund-           sprechen zu können – denn schließ-
gen wohl ausgelacht.                      schaft empfangen hat. Nach der Be-        lich sprechen wir alle europäisch.

                                          Es wird gewählt!
                                          Junge Aktion. Von 23. bis 26. Mai
                                          finden die nächsten Europawahlen
                                          statt. Die JA ist schon ein bisschen
                                          früher dran und kann nach ihren Wah-
                                          len Mitte Mai den kommenden Bun-
                                          desvorstand konstituieren. Die Wahl
                                                                                            Tanz ins Neue Jahr
                                          erfolgt online durch alle Mitglieder.
                                          Hier stellen sich die aktuellen Kandi-
Selfie mit Europa: Passend zur Euro-      daten vor: www.junge-aktion.de/ueber
                                          -uns/vorstand.html.                         Die Junge Aktion dankt herzlich
pawahl – Mitglieder des scheidenden
                                                                                     der Stiftung Ackermann-Gemeinde
Vorstands vor dem Europaparlament                                             ja
                                                                                       Stuttgart für die Unterstützung
in Brüssel (Foto: ja).
                                                                                              der Jugendarbeit!

                                                                                            Der Ackermann 1-2019 | 13
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Kurzmeldungen                                                                                        Trauer um
                                                                                                     Ernst Graf
Adalbert Stifter Verein                                                                              von Waldstein
Dr. Zuzana Jürgens, aus Prag stam-                                                                   Im Alter von 93 Jah-
mende Bohemistin, ist neue Ge-                                                                       ren verstarb am 21.
schäftsführerin des Adalbert Stifter                                                                 Januar 2019 Ernst
Vereins. Jürgens war von 2009 bis                                                                    Graf von Waldstein,
2014 Direktorin des Tschechischen                                    (Foto: ag)                      Senior eines der
Zentrums in München. „Wir freuen                                                                     ältesten     Adelsge-
uns darauf, an die damalige gute Zu-                                               schlechter Böhmens. Seit 1982 war er
                                            Pitter im neuen Gewand
sammenarbeit mit Frau Jürgens an-                                                  für über zwei Jahrzehnte Obmann der
knüpfen zu können“, so AG-Bundes-         Im Jahr 2011 zeigte die Ackermann-       Klemensgemeinde, der Gemeinschaft
geschäftsführer Matthias Dörr.            Gemeinde erstmals die mit dem Nati-      katholischer Sudetendeutscher in Ös-
 Jürgens folgt auf Dr. Peter Becher,      onalen Pädagogischen Museum in           terreich. Zudem war er über viele Jahre
der 33 Jahre Geschäftsführer war und      Prag erstellte Ausstellung „Europä-      auf diözesaner, österreichischer und
der nun als Nachfolger von Prof. Dr.      ischer Humanist Přemysl Pitter“. In      europäischer Ebene als Laienvertreter
Ernst Erich Metzner zum Vorsitzen-        zahlreichen Städten Deutschlands         führend aktiv. Zahlreiche kirchliche
den des Stiftervereins gewählt wurde.     und auch in der Schweiz waren die        Ehrungen erhielt er für sein christliches
                                   ag     Tafeln über das Leben und Wirken         Engagement. Er war ein wichtiger Part-
                                          Pitters (1895-1976) sowie seine Ge-      ner für die Ackermann-Gemeinde in
Beirat des Gesprächsforums                danken zur Versöhnung und Nach-          Österreich und beteiligte sich an zahl-
Bundesaußenminister Heiko Maas            barschaft von Deutschen und Tsche-       reichen Iglauer Symposien. Nach 1989
hat für die kommenden zwei Jahre          chen zu sehen.                           engagierte er sich in seiner böhmi-
erneut     AG-Bundesgeschäftsführer         Nun wurde die Ausstellung überar-      schen Heimat und warb für Versöh-
Matthias Dörr in den Beirat des           beitet und neu gestaltet. Erstmals war   nung. Möge er ruhen in Frieden.        ag
deutsch-tschechischen Gesprächsfo-        die neue Version gemeinsam mit ori-
rums berufen. „Es ist meine Überzeu-      ginalen Ausstellungsstücken in Vitri-
gung, dass Sie aufgrund ihres per-        nen und einer Videostation vom             Würdigung durch Gauck
sönlichen Engagements in ihrem Amt        31. Januar bis 4. März 2019 im Wald-     Am 21. Januar 2019 verlieh die Pra-
einen wertvollen Beitrag zu der weite-    museum in Zwiesel zu sehen. Zur          ger Karls-Universität und die Stadt
ren Entwicklung der deutsch-tsche-        Eröffnung    sprach     Bürgermeister    Prag an den ehemaligen Bundesprä-
chischen Beziehungen leisten wer-         Franz-Xaver Steiniger. Matthias Dörr     sidenten Joachim Gauck den „Preis
den“, so Maas im Ernennungsschrei-        von der Ackermann-Gemeinde erin-         Karl IV.“ Damit würdigten sie seinen
ben.                               ag     nerte an P. Dr. Paulus Sladek, der im    Beitrag für die Entwicklung der
                                          Austausch mit Pitter stand. Sladek       deutsch-tschechischen Beziehungen.
Gedenken an Josef Stingl                  verbrachte seine letzten Lebensjahre     Er ist der siebte Träger dieses seit
Am 19. März erinnerte in einem Ge-        in Zwiesel und ist dort auch beige-      1993 verliehenen Preises, mit dem
denkgottesdient in Taufkirchen die        setzt.                              ag   Persönlichkeiten geehrt werden, die
Ackermann-Gemeinde an Prof. Dr.                                                    sich besonders um gesellschaftlichen
h.c. Josef Stingl (1919-2004), von                                                 Fortschritt in einem europäischen
1970 bis 1991 AG-Bundesvorsitzen-                                                  Kontext verdient gemacht haben.
der. An diesem Tag wäre er 100 Jah-                   Unser Einsatz                Übergeben wird er vom Prager Ober-
re geworden. Zugleich war es der 15.           für eine lebendige und ver-         bürgermeister. Der Preis ist mit
Todestag Stingls, der über Jahrzehn-         söhnte deutsch-tschechische           10.000 Euro dotiert.
te eine prägende Gestalt der AG war.            Nachbarschaft und unser              Gauck teilte bei der Verleihung mit,
                                  ag          Engagement als Christen für          er werde mit den finanziellen Mitteln
                                               Europa werden gebraucht.            die Entwicklung gemeinsamer tsche-
Gabriele Traurig zum 60.                                                           chisch-deutscher Projekte, insbeson-
Im Januar feierte Gabriele Traurig          Damit wir weiter aktiv sein kön-       dere von Jugendlichen, unterstützen.
ihren 60. Geburtstag. Msgr. Dieter          nen, wie im Sommer in Lands-           Nun kam die erfreuliche Nachricht aus
Olbrich, Vorsitzender des Sozial-           hut, brauchen wir Ihre Unter-          Berlin: 4.000 Euro vom Preisgeld er-
werks, würdigte sie bei einer Feier in                stützung!                    halten als Spende die Junge Aktion
München      als     „organisatorisches                                            und Spirála für ihre Jugendbegegnun-
Rückgrat und gute Seele des Sozial-            Danke und Vergelt´s Gott            gen. Dies ist eine besondere Würdi-
werkes“. Seit 1984 ist Traurig für die        für Ihren Förderbeitrag und          gung des kontinuierlichen Einsatzes
Ackermann-Gemeinde tätig und seit                    Ihre Spenden!                 der Jugend der Ackermann-Gemeinde
1991 arbeitet sie für das Sozialwerk.                                              in der deutsch-tschechischen Begeg-
                                     ag                                            nungsarbeit.                       ag

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                                                                                              Stoßen auf die Neuerschei-
                                                                                              nung an: Propst Opatrný
                                                                                              (Vyšehrad), Bürgermeister
                                                                                              Vogt (Neuburg a.d. Donau),
                                                                                              Mitautor Beránek, AG-
                                                                                              Bundesvorsitzender Kastler,
                                                                                              Msgr. Otte, SAG-Vorsitzen-
                                                                                              der Herman und Professor
                                                                                              Halík. (Foto: ag)

Herzblut für Europa und Versöhnung
Mit zahlreichen Ehrengästen und           Geschichte existieren. Das Leben           frühere tschechische Kulturminister
Weggefährten stellte Monsignore An-       Anton Ottes ist so eine Geschichte.        und Vorsitzende der Sdružení Acker-
ton Otte auf dem Prager Vyšehrad          Zum Zusammenleben in Europa müs-           mann-Gemeinde. Besonders aber
Mitte Januar sein frisch erschienenes     sen wir die Verständigung und Ver-         hob er „lebendige Brücken“ hervor,
zweisprachiges Buch „Fernes Euro-         söhnung suchen. Auch der Glaube            also Menschen, die Brücken bauen.
pa?/Vzdálená Evropa?“ vor. Anhand         hilft uns dabei", brachte es der Inter-    „Einer ist Toni Otte, der Brücken baut.
von Interviews, die der Publizist Josef   viewer auf den Punkt. Otte sieht in        Dank seines Lebens konnte ich viel
Beránek mit Otte führte, wird darin       den Christen „die Bauer Europas“. Er       verstehen“, so Herman.
Ottes wechselhaftes Leben nachge-         geht sogar noch tiefer: „Die einzige         An einen von Otte immer wieder
zeichnet. Zugleich dokumentiere es        Heilung, das einzige Medikament, um        betonten Aspekt erinnerte der Bun-
sein Wirken und seinen Einsatz vor        Barbareien wie im Zweiten Weltkrieg        desvorsitzende      der    Ackermann-
allem für die deutsch-tschechische        zu vermeiden, ist der europäische          Gemeinde Martin Kastler. Wichtig sei
Versöhnung. Unterstützt wurde die         Gedanke.“                                  nicht nur für Europa zu kämpfen, son-
zweisprachige Buchpublikation von           Seine Freude über das Buch drück-        dern auch dafür zu beten. Deshalb
Renovabis      und    dem    Deutsch-     te auch der Präsident der Tschechi-        lud Kastler zur Europa-Wallfahrt An-
Tschechischen Zukunftsfonds.              schen Christlichen Akademie Prof.          fang Mai nach Mariazell ein und
  Schon die vielen Gäste aus              Dr. Tomáš Halík aus. „All diese Ereig-     dankte Otte „für die vielen Jahre im
Deutschland, Tschechien und Öster-        nisse werden in 40 Jahren aus der          Dienst der Ackermann-Gemeinde,
reich, die in den Räumen des Kollegi-     mündlichen Geschichte verschwin-           besonders aber für das investierte
atskapitels der Buchpräsentation bei-     den", stellte Halík fest und wertete die   Herzblut für Europa“.
wohnten, belegen die weite Wert-          Dokumentation in Buchform als sehr                                Markus Bauer/ag
schätzung für Otte.                       gute Möglichkeit der Geschichtsver-
  Den Aspekt „Versöhnung“ stellte –       mittlung. Er selbst erinnere sich gut
im Blick auf Otte – Josef Beránek in      an die 30 Jahre Partnerschaft mit
den Mittelpunkt und ging kurz auf Ot-     Otte und lobte seine Art und Weise
tes Kindheit im Grenzgebiet zu Polen      des Heilens von Wunden zwischen
mit den damals damit verbundenen          Menschen, Völkern und Staaten.
Problemen ein. „Ein gemeinsames             Ähnliche Kindheitserinnerungen wie
Europa kann nicht ohne gemeinsame         Otte schilderte Daniel Herman, der

                                                     „Für Europa wollen wir
                                                     beten“ steht auf der AG-
                                                     Europa-Postkarte N° 12,
                                                     mit der auch für die Euro-
                                                     pawallfahrt nach Mariazell
                                                     (s. S. 5) geworben wird.
                                                     Mit den nun insgesamt 13
                                                     vorliegenden       Motiven
                                                     sowie 5 tschechischen
                                                     Karten wirbt die AG an          Das Buch „Fernes Europa? / Vzdále-
                                                     Ständen, Veranstaltungen        na Europa?“ von Anton Otte ist für
                                                     und durch Versand für           12,00 € (inkl. Versand) über die
                                                     Europa. Sie sind über die       Ackermann-Gemeinde        erhältlich
                                                     Diözesan- -und Regional-        (Telefon 089-272942-0 oder per Mail
                                                     stellen verfügbar.      ag      info(at)ackermann-gemeinde.de).

                                                                                             Der Ackermann 1-2019 | 15
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