10 Jahre 10e anniversaire - Jubiläumspreise - besonderes Engagement für unsere Baukultur - Denkmalpflegepreise 2019 / Article ...
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SONDERDRUCK DER DENKMALPFLEGE DES KANTONS BERN UND DER ZEITSCHRIFT / ET DU MAGAZINE UMBAUEN+RENOVIEREN ÉDITION SPÉCIALE DU SERVICE DES MONUMENTS HISTORIQUES DU CANTON DE BERNE ARCHITHEMA VERLAG WWW.BE.CH/DENKMALPFLEGE / WWW.BE.CH/MONUMENTS-HISTORIQUES WWW.METERMAGAZIN.COM e 10 Jahre 10 anniversaire Jubiläumspreise – besonderes Engagement für unsere Baukultur Prix d’anniversaire – engagement hors du commun en faveur de notre patrimoine bâti
Sonderdruck der Denkmalpflege des Kantons Bern und der Zeitschrift UMBAUEN+RENOVIEREN, Archithema Verlag www.be.ch/denkmalpflege und www.archithema.ch Ausgezeichnet Umnutzung und Restaurierung des Schulhauses Mauss in Mühleberg, Kanton Bern 2010 2011 2012 Liebe Leserin, lieber Leser Chère lectrice, cher lecteur, Wir feiern zehn Jahre Denkmalpflegepreis! Dix ans du Prix des monuments historiques : ça Seit 2010 vergibt die Denkmalpflege des Kan- se fête ! Depuis 2010, le Service des monuments tons Bern den Denkmalpflegepreis an eine historiques du canton de Berne décerne un prix Bauherrschaft, die in Zusammenarbeit mit der à un maître d’ouvrage qui s’est distingué par le Fachstelle ein Baudenkmal mit Alltagsnutzung soin apporté à la restauration d’un bâtiment an- sorgfältig restauriert und weiterentwickelt hat. cien, en collaboration avec les spécialistes, et à Zusätzlich verleiht die Fachkommission für sa mise en valeur pour l’usage courant. La Com- Denkmalpflege seit 2013 einen Spezialpreis mission d’experts pour la protection du patri- an eine Bauherrschaft für die ausserge- moine décerne en outre depuis 2013 un prix wöhnliche, qualitätvolle Restaurierung eines spécial à un maître d’ouvrage qui s’est distin- bedeutsamen Baudenkmals. gué par l’excellence de la restauration d’un bâti- 2019 ist also ein Jubiläumsjahr. Es freut uns, ment ancien d’importance. aus diesem Anlass gemeinsam mit der Fachkom- L’année 2019 est donc celle de la dixième 2013 2014 2015 mission für Denkmalpflege nicht wie üblich den édition du Prix des monuments historiques. À Denkmalpflegepreis und einen Spezialpreis zu cette occasion, nous avons le plaisir de vous in- vergeben, sondern fünf Jubiläumspreise. Im former qu’avec la Commission d’experts nous Zentrum steht dabei das besondere oder lebens- avons décidé de décerner non pas un prix des SONDERDRUCK DER DENKMALPFLEGE DES KANTONS BERN UND DER ZEITSCHRIFT UMBAUEN+RENOVIEREN, ARCHITHEMA VERLAG WWW.BE.CH/DENKMALPFLEGE UND WWW.UMBAUEN-UND-RENOVIEREN.CH lange Engagement von Privatpersonen, priva- monuments et un prix spécial, mais cinq prix ten Institutionen oder Behörden für unsere du dixième anniversaire. Ces prix récompen- Baukultur. Mit den Jubiläumspreisen wollen seront l’engagement hors du commun, ou une vie Denkmalpflegepreis DENKMALPFLEGE DES KANTONS BERN 2018 wir auf den vielseitigen Einsatz für unsere Bau- durant, de personnes, d’institutions privées ou kultur aufmerksam machen, der von verschie- d’organismes de l’administration publique en fa- Spezialpreis denster Seite geleistet wird. Die Preisträgerin- veur de notre patrimoine bâti. L’idée est de mon- WIEDERBELEBUNG EINES GASTHOFS IN HERZOGENBUCHSEE nen und Preisträger tragen wesentlich dazu trer ce que font les acteurs les plus divers pour bei, dass ein Stück Baukultur nicht nur erhal- le patrimoine. Grâce aux lauréates et lauréats, ten bleibt, sondern auch weiterentwickelt und une partie de ce patrimoine est non seulement von der Öffentlichkeit als wertvoller und be- conservée, mais encore mise en valeur et perçue reichernder Bestandteil unserer gebauten Um- par le public comme un élément précieux et en- welt wahrgenommen wird. richissant de notre environnement construit. Ausgezeichnet Wir wünschen viel Freude bei der Lektüre! Nous vous souhaitons une bonne lecture ! Alpenromantik zum Anfassen Restaurierung eines traditionellen Andenkenladens in Interlaken Michael Gerber Kantonaler Denkmalpfleger Chef du Service des monuments historiques du canton de Berne 2016 2017 2018 2
JUBILÄUMSPREIS 2019 1 2 Jugendstil und Heuduft Die «Rütimatt» in Gerzensee ist Jugendstilvilla und Musterhof in einem. Für den Unterhalt der anspruchsvollen Anlage leistet die Besitzerfamilie einen enormen Einsatz, der mit dem Jubiläumspreis der Denkmalpflege des Kantons Bern ausgezeichnet wird. Text: Elisabeth Schneeberger, Fotos: Markus Beyeler m Hang über dem Aaretal ist die Rüti- das Muhen aus dem Stall rufen in Erinnerung, 1 Mit Brigitte und A matt von weitem zu sehen: Ein über- aus stattliches Bauernhaus, dessen Wohn- und Ökonomieteil traditions- dass sich hinter dem grossen Tor auch noch ein Landwirtschaftsbetrieb befindet. Die Eigentümer der Rütimatt, Brigitte und Peter Tschannen be- wohnt, bewirtschaftet und pflegt bereits die vierte Generation der gemäss unter einem Dach vereinigt sind. Aus Peter Tschannen, führen den Hof gegenwärtig Familie Tschannen der Nähe betrachtet, ist in der Rütimatt alles zu zweit, gemeinsam mit teilzeitlichen Hilfs- den Hof. überraschend anders: Wo wir einen Gemüse- kräften. Parallel dazu widmen sie sich mit garten erwarten würden, spiegelt sich die Fas- beeindruckendem Engagement einer zweiten 2 Halb Villa, halb sade im kreisrunden Bassin, gegenüber dem grossen Aufgabe: dem Unterhalt und der Res- Bauernhaus: Die luxu- Hauseingang plätschert Wasser in einer frisch taurierung der aussergewöhnlichen Anlage. riöse Anlage wurde restaurierten künstlichen Grotte. Auf dieser 1903 bis 1905 für den thront, als Bekrönung eines kleinen Felsen- «Ein Bauernschloss» Bauherrn Christian und Alpengartens, ein Rankengitter-Pavillon. So titelte die Presse 1905 über den noch nicht Albert Dürig errichtet. Staunend stehen wir vor einer herrschaft- ganz vollendeten Neubau, «halb Villa, halb Bau- lichen Villa in der Art eines englischen Land- ernhaus mit allem erdenklichen Komfort», des- hauses. Die brückenartige Hocheinfahrt und sen landwirtschaftlicher Betrieb mit «allen Denkmalpflegepreis · 2019 5
3 Das repräsentative Wohnzimmer im Erdgeschoss. Die teils aufwendige Jugend- stil-Ausstattung der grossen Wohnräume ist original erhalten. 4 Auch das Treppen- haus ist mit Stuck dekoriert. Dank der neuen gläsernen Abtrennung ist der Vorraum der Oberge- schosswohnung nun richtig heizbar. Foto: Archiv Peter Tschannen, Gerzensee 5 Zur parkartigen Umgebung des Hauses gehört eine künstliche Grotte mit einem Fel- sen- und Alpengarten. Solche Elemente waren zur Bauzeit in der Landschaftsgarten- gestaltung beliebt. Die Anlage war im Lauf der Zeit überwuchert und wurde 2017/18 sorg fältig restauriert. Baustelle Rütimatt, um 1903–1905 «Herr Albert Dürrig in Gerzensee lässt auf seinem ausgedehnten Landkomplexe, auf welchem bereits ein prächtiges Bauernhaus steht, ein zweites bauen, das betreffs Baustil in der ganzen 3 4 Schweiz wohl ein Unikum darstellen dürfte. Dasselbe wird halb Villa, halb Bauernhaus mit allem erdenklichen Komfort sein und wird von Hrn. Baumeister Spahr in Wichtrach gebaut. Bereits zwei Jahre wird schon daran gebaut und es gab Zeiten, wo gegen 100 Arbeiter, davon etwa 60 Ita- liener, am Bau beschäftigt waren. Das Gebäude, mit den prachtvollen Anlagen (…) wird gegen 250,000 Fr. kosten. Auch eine Hydrantenanlage wird dem Ganzen nicht fehlen und die Kraft für Bei allen baulichen Massnahmen arbeitet die das elektrische Licht soll hier selbst erzeugt werden. Ueber dem Zementbeton bestehen die Grund- mauern aus Granit und Solothurnerstein. Zwei Einfahrten dienen der Oekonomie und unter einer derselben befinden sich, hell und geräumig, Keller, Waschküche, Dienstzimmer usw., ein Bauherrschaft eng mit der Denkmalpflege zusammen. kleiner Beweis nur, dass ein ähnliches grossartiges Bauernhaus, mit teilweise Villacharakter in der Schweiz wohl nicht besteht.» Illustrierte schweizerische Handwerker-Zeitung, 1905. Maschinen und technischen Erfindungen im Mehrgenerationenhaushalt stets von Neu- Trotz aller Sorgfalt und Pflege: Auch an bester kleine Eingriff brachte nicht nur einen grossen der Gegenwart ausgerüstet» sein werde. Dazu em dem Gebäude an. Der Wohnteil umfasste Materialqualität nagt der Zahn der Zeit. In den Komfortgewinn, sondern auch einen willkom- 5 gehörte beispielsweise ein Wasserreservoir, das ursprünglich eine einzige Wohnung, deren bei- vergangenen 20 Jahren haben die Besitzer um- menen Zusatznutzen: Regelmässig wird der auch der hauseigenen Stromversorgung dien- de Etagen über ein grosszügiges Treppenhaus fangreiche Unterhalts- und Restaurierungs- Raum zum Heimkino für die ganze Rütimatt. te. Ob der Bauherr Christian Albert Dürig mit verbunden sind. Eine zweite Küche wurde erst arbeiten unternommen, die ihnen mitunter viel Bei allen baulichen Massnahmen arbeitet dem Musterhof auf die Errichtung einer land- viel später eingebaut. Geduld abverlangten. Die Gartenanlage, de- die Bauherrschaft seit 1995 eng mit der Denk- wirtschaftlichen Schule in Gerzensee speku- ren Einfriedungsmauern am zerfallen waren, malpflege zusammen. «Wenn die Denkmal- lierte, ist nicht belegt; 1921 verkaufte er die Intaktes Jugendstil-Interieur wurde saniert; kurz darauf fiel während eines pflege uns einen Alternativvorschlag gemacht Rütimatt an Fritz Stämpfli, den Urgrossvater Die Ausstattung der grossen Zimmer über- Sturms ein grosser Ast auf das Haupttor, das hat, haben wir die Unterschiede diskutiert. des heutigen Besitzers. trifft alle Erwartungen, die das Äussere des anschliessend restauriert wurde. Eine Gross- Wenn wir uns einmal nicht einig waren, ha- Für die Familie Tschannen-Stämpfli war Hauses geweckt hat: Sie ist von A bis Z in ele- aktion war die Sanierung der Dächer, für die ben wir verhandelt und uns gefunden», erklärt der Hof nicht nur Grund zum Stolz, sondern ganten Jugendstilformen durchgestaltet und 2004/05 unter anderem 17 Kilometer Dach- Peter Tschannen. auch eine drückende Last, die allen in erster von feinster Qualität. Vom Täfer über die Ein- latten benötigt wurden. Aktuell drehen sich die Gedanken der Ehe- Linie viel Arbeit abverlangte. Die Familie be- baumöbel, Öfen und Stuckdecken bis zu den leute vor allem um die Zukunft. In wenigen handelte den extravaganten Bau mit viel Res- Vorhängen mit den bunten Blumenmotiven Zurückhaltender Eingriff Jahren werden sie in den Ruhestand treten und pekt, und sie setzte alles daran, die qualitätvol- ist die Einrichtung original erhalten, ein- mit grosser Wirkung den Hof an jüngere Kräfte weitergeben. Mit le Substanz zu erhalten und zu pflegen. «Für schliesslich der Klingelanlage für den Service, Nachdem sie ihr Haus wieder unter sicheres der sorgfältigen Pflege des Baudenkmals grössere bauliche Veränderungen hätte uns das obwohl die einfachen Dienstenzimmer im Dach gebracht hatten, konnten sich Brigitte und haben sie eine wichtige Basis für den Gene- Geld gefehlt», hält Marianne Tschannen, die Zwischentrakt zum Ökonomieteil längst nicht Peter Tschannen 2009 endlich auch ihrer Woh- rationenwechsel in der Rütimatt gelegt. Als Mutter des Besitzers, rückblickend fest. An- mehr bewohnt sind. – «Unsere Wohnung ist nung widmen: Dank einer neuen Abtrennung Bauherrschaft haben sie für die Restaurierung statt das Gebäude ihren Bedürfnissen anzu- schön», sagt Brigitte Tschannen, «aber der aus Glas ist der Vorraum, der die einzelnen Zim- der Grotte bereits eine junge Handwerker- passen, passte die Familie ihr Zusammenleben Aufwand für die Pflege ist gross.» mer erschliesst, erstmals richtig heizbar. Der generation an Bord geholt. 6 Denkmalpflegepreis · 2019 Denkmalpflegepreis · 2019 7
PRIX D’ANNIVERSAIRE 2019 1 2 En attendant le Prince Le 26 février 1997, les machines sont arrêtées à l’usine Langel. Et pourtant, pendant plusieurs décennies, la fabrique d’étampes et de blocs à colonnes était l’incontournable acteur de l’histoire industrielle du vallon de Saint-Imier. Texte : René Koelliker, Photos : Markus Beyeler 1 Liliane Wernli-Langel, u cours du 20e siècle, un fulgurant différencie lieu de production et bureaux, em- actuelle propriétaire de la fabrique. 2 La fabrique Langel a A développement économique lié à la machine-outil et à l’horlogerie marque l’histoire du Jura bernois. Le vallon ploi de matériaux innovants intégrés dans une présentation classique, autant d’ingrédients qui ont donné naissance à la fabrique encore de Saint-Imier n’est pas en reste et participe visible de nos jours. Et pourtant, après avoir été construite en 1917. activement à cette aventure. Fondée en 1906 bravé maintes crises économiques et divers Elle est un très intéres- sant représentant de par Robert Langel, la fabrique du même nom revers mais également de fulgurants succès, l’architecture industrielle spécialisée dans la production d’étampes et de l’interrupteur principal est définitivement du début du 20e siècle. blocs à colonnes participe à cette success sto- tourné le 26 février 1997, date à laquelle le der- ry dans une usine flambant neuve construite nier ouvrier, ayant accompli en ces lieux son en 1917 au nord de la maison de maître qui ap- apprentissage et toute sa vie professionnelle, partenait déjà à la famille. Elle répond à une soit 50 ans, atteignait l’âge de la retraite. Les tradition qui prévaut au début du 20e siècle, machines, les courroies de transmission, les celle de construire un ensemble industriel où frappes de la dactylographe et la timbreuse villa patronale et fabrique forment une unité. sont depuis ce jour muettes. Silence n’est ce- Large fenestrage, langage architectural qui pendant pas synonyme d’abandon. Depuis Prix des monuments historiques · 2019 9
3 Vue d’ensemble du local de production situé au premier étage. La fabrique était spécialisée dans la production d’étampes et de blocs à colonnes. 4 Les diverses machines sont à l’arrêt mais forment un éventail de l’évolution technique liée à la pro- duction industrielle du 20e siècle. 5 Machines, sol, porte et outillages : tous les éléments sont encore en place et forment un ensemble complet. 6 Photo de famille prise par Pierre Langel, père de Liliane Wernli-Langel. De gauche à droite Robert Langel (fondateur 6 de l’entreprise), sa fille Suzette, son épouse Zéline et sa seconde fille Jeanne-Marie et au pre- 3 mier plan, le chien Bruno (sans date). 7 Carte publicitaire pour l’entreprise Langel (sans date). 8 La timbreuse est un « Il faut cependant en être 5 élément rare et a été récemment restaurée. Le porte-carte encore en 7 conscient. Malgré ma détermination place conserve les cartes de timbrage des deux derniers employés. actuelle, l’avenir reste incertain. » Liliane Wernli-Langel le jardin paysager. Les investissements pour gagnées d’avance. » Depuis 2013, une visite l’entretien de la maison de maître, abritant spectacle en français ou en allemand (visite 8 deux appartements, sont conséquents. Les tra- guidée théâtralisée) aborde le thème de l’histoire vaux doivent répondre aux exigences actuel- socio-économique du Vallon de Saint-Imier et les de confort pour espérer louer les deux ob- inclut la fabrique dans son scénario. « Cette col- jets. L’usine, inoccupée, engendre moins de laboration m’est précieuse et permet de faire de nombreuses années, Liliane Wernli- de se débarrasser d’un héritage plus ou moins frais liés à une constante adaptation à de nou- connaître ma petite usine auprès d’un public Langel, la propriétaire des lieux, s’active pour empoisonné. « J’ai eu maintes sollicitations pour 4 veaux besoins mais doit être maintenue hors divers. » Un nouveau projet entre la Haute école maintenir la fabrique Langel en l’état. Le prix quelques objets précieux mais je ne voulais pas eaux. « C’est un investissement financier qui des arts de Berne (HKB) et les milieux touris- au franc fort en vaut-il la chandelle ou la « dan- dilapider ce patrimoine qui, pour moi, faisait ne rapporte absolument rien et qui serait en- tiques va donner naissance à des visites en- seuse » de Liliane serait-elle trop gourmande partie de l’histoire de ma famille mais également core rendu plus complexe sans la collabora- quêtes à travers la fabrique d’étampes. « Le scé- en temps, en finance et en énergie ? Sur ces de la région. Je suis une amoureuse incondi- tion de partenaires fiables tels que les milieux nario est en cours d’élaboration et je participe questions, cédons la parole à la propriétaire qui tionnelle du patrimoine et il y a toujours une pe- touristiques ou patrimoniaux. Je tiens à sou- à sa rédaction. Ces projets sont pour moi déter- se bat depuis près de 20 ans pour la conser- tite voix plus du côté du cœur que de la raison ligner le soutien sans faille du Service des mo- minants et m’encouragent à conserver ce pa- vation de cet exceptionnel patrimoine. qui m’encourage à continuer et à maintenir le borations avec les amoureux du patrimoine me numents historiques que je ne peux que re- trimoine. » Peintres et photographes investis- site en état de fonctionner. » En une phrase, le donnent l’énergie nécessaire et me confortent mercier chaleureusement. » sent parfois les lieux pour s’inspirer et mettre La nouvelle aventure cœur l’a emporté sur la raison. « Aujourd’hui dans mon choix de ne pas avoir vendu, transfor- sur toile ou en boîte la magie des lieux. « Après le décès de mon père en l’an 2000, la j’assume pleinement ce choix avec cependant mé ou démoli l’usine Langel et la maison de maî- Les événements prennent la relève « Il faut cependant en être conscient. Malgré question du devenir de cet ensemble s’est rapi- des moments de doute quant à la suite qui sera tre qui se trouve au sud de la fabrique. » Que se passe-t-il autour de l’usine actuelle- ma détermination actuelle, l’avenir reste incer- dement posée. Que faire de ce patrimoine ? » La donnée à l’histoire de la maison et de la fabrique. Les importants travaux d’entretien con- ment ? « Le plus extraordinaire de cette his- tain. » La belle au bois dormant serait bien ins- solution la plus pragmatique aurait été de ven- Mais pour l’heure, les projets touristiques liés à cernent l’ensemble de la propriété. Ils se répar- toire un peu insolite tout de même, c’est d’avoir pirée de rencontrer son prince charmant dans dre la fabrique et la villa au plus offrant et ainsi la mise en valeur de ce lieu et les diverses colla- tissent différemment entre les deux objets et rencontré des gens sensibles aux causes pas les plus brefs délais ... 10 Prix des monuments historiques · 2019 Prix des monuments historiques · 2019
JUBILÄUMSPREIS 2019 2 Handwerk hoch im Kurs Historische Bauten benötigen spezielle Pflege. Kenntnisse über früher verwendete Werkzeuge und Materialien sind dafür zwingend notwendig. Der Lehrgang «Handwerk in der Denkmalpflege» vermittelt Berufsleuten aus dem Baugewerbe das nötige Rüstzeug dazu. Text: Barbara Frutiger, Fotos: Handwerk in der Denkmalpflege, Thomas Trachsel ei der Instandstellung eines Baudenk- Der Lehrgang «Handwerk in der Denkmal- 1 Ein Hauptziel des Lehrgangs B mals sind andere Vorgehensweisen und Materialtechnologien gefragt als bei der Erstellung eines Neubaus – etwa pflege» (HiD) füllt diese Lücke. Er gewähr- leistet, dass das Wissen über traditionelle Werkzeuge und Materialien erhalten bleibt «Handwerk in der Denkmal- pflege» ist es, interessierte Berufsleute für den Umgang mit schützenswerter Bausubstanz das Arbeiten mit möglichst wenig Substanz- und dass die damit verbundenen Techniken zu sensibilisieren und zu be- verlust oder die Kenntnis der historischen Bau- unter Berücksichtigung heutiger Vorschriften geistern. Oberflächensanierung techniken. Handwerksbetriebe sind heute und Gewohnheiten angewendet werden. Den an einem Masswerk des Berner zunehmend darauf fokussiert, umfangreiche Bauherrschaften und der Denkmalpflege ste- Münsters. Aufträge möglichst speditiv zu planen und aus- hen für die Arbeiten am Baudenkmal damit zuführen. Der Einsatz von Maschinen sorgt für ausgewiesene Fachleute zur Verfügung. 2 Der Präsidentenwinkel ging Schnelligkeit und Präzision bei grossflächigen Der Jubiläumspreis 2019 würdigt diesen 2018 von Reto Kradolfer (links) Bearbeitungen. In der Berufslehre stehen heu- wichtigen Wissenstransfer, der direkt unse- an Thomas Beer über. te Kompetenzen in diesem Bereich im Vorder- rer Baukultur zugute kommt. Der Preis zeich- grund; das traditionelle Handwerk ist nur noch net die initiative Gruppe, die hinter dem breit 1 bedingt Teil der Ausbildung. abgestützten Trägerverein steht, und die Denkmalpflegepreis · 2019 13
5 4 Fachrichtung Stuck: Model- 7 4 lierung der Ornamente einer Stuckdecke. 5 Zu den historischen Dekorati- einzelnen Akteurinnen und Akteure aus, überein, das Projekt «Handwerk in der Denk- onstechniken eröffnet sich ein die mit hartnäckigem Einsatz zur Lancierung malpflege» gemeinsam und auf breiter Basis weites Feld mit teilweise komple- des Lehrgangs beigetragen haben. weiterzuentwickeln. xen Techniken: farbliche Neu- Nach einer ersten konstituierenden Sitzung fassung eines Kunststeinfrieses. Breite Verankerung mit Vertretern vieler Berufsverbände, Interes- Am Ursprung des Lehrgangs in seiner heuti- sengemeinschaften, Restauratorenverbände und 6 Kenntnisse über historische gen Form stehen zwei Pilotlehrgänge, die der Denkmalpflegestellen formierte sich ein grosses Bautechniken, Materialien und Werkzeuge sind entscheidend. Schweizerische Maler- und Gipserunterneh- Gremium. Ein Ausschuss überarbeitete danach mer-Verband SMGV gemeinsam mit der Denk- den bestehenden Pilotlehrgang und die beste- 7 Die Fachrichtung Holzbau malpflege des Kantons Zürich 2005 und 2007 hende Berufsprüfung. Nach dem Start des ers- umfasst die Sicherung, Ergän- erfolgreich lancierte. Im Zusammenhang mit ten Lehrgangs 2012 erfolgte die Gründung eines zung oder den Ersatz von Konst- der Umsetzung der Unesco-Übereinkommen Vereins, der alle Trägerorganisationen umfasst. ruktionen und Ausstattungen: zur Bewahrung des immateriellen Kultur- Dazu gehören 2019 bereits 21 Institutionen. Fertigung eines Fensters nach 6 erbes – dazu zählt das Fachwissen über tradi- Um den Zusammenhalt und den Erfahrungs- historischem Vorbild. tionelle Handwerkstechniken – arbeitete auch austausch unter den Absolventinnen und Absol- das Freilichtmuseum Ballenberg an einem Bil- venten zu gewährleisten, wurde mit dem «Fo- dungsangebot in diesem Bereich. Man kam rum HiD» ein Alumni-Gefäss geschaffen. Das traditionelle Handwerk scheint und Handwerkern, die sich für alte Bauten und Position beziehen. Allgemein stelle ich fest, Partner auf aus der modernen Berufsbildung zu verschwinden. Weshalb ist das so? RETO KRADOLFER (RK): Das Handwerk interessieren, ein spannendes Berufsfeld. Besteht denn eine Nachfrage für dass das Thema Handwerk erstaunlich aktuell ist, vielleicht sogar einen Gegenpol zur Digita- lisierung und Standardisierung bildet. Der dem Gerüst befindet sich gegenwärtig in einer ähnlich tief greifenden Umbruchphase wie während der Industrialisierung im 19. Jahrhundert. Wir alle erleben den Megatrend der Digitalisierung; die traditionelles Handwerk? TB: Wenn man sich überlegt, wie viele histori- sche Bauten es gibt, viele davon mit Sanierungs- bedarf, ist es sicher ein Vorteil, einen Spezia- Mensch wird stets ein Bedürfnis nach Individu- alität haben, dort sind wir Handwerker gefragt. Was wünschen Sie HiD für die Zukunft? Handwerkerin/Handwerker in der Denkmalpflege Der berufsbegleitende Lehrgang dauert zwei Jahre und umfasst acht Fachrich- Auswirkungen sind auf sämtlichen Ebenen der listen für das Handwerk in der Denkmalpflege TB: Wir haben ein gutes, solides Fundament. tungen: Holzbau, Mauerwerk/Verputz, Malerei, Stuck, Möbel/Innenausbau, Das Präsidium des Gesellschaft spürbar, auch im Handwerk. Ich in den eigenen Reihen zu haben. Ich denke, Meine Herausforderung wird es sein, den ho- Pflästerung/Trockenmauerwerk, Naturstein und Gartenbau. Der Lehrgang selber erlernte das Gipserhandwerk in den gutes Handwerk wird immer gefragt sein. hen Level zu halten. Gerne hätte ich weitere vermittelt auch grundlegendes Wissen über die Untersuchung und Einord- Trägervereins ging 2018 1960er-Jahren von meinem Vater auf dem Bau. Handwerksbetriebe, die es schaffen, sich zu Berufsverbände mit im Boot, beispielsweise im nung von Bauwerken sowie zur Planung von baudenkmalgerechten Lösungen. Heute ist das Handwerk auf dem Bau meist spezialisieren und sich damit von der grossen Metallbereich. Absolventinnen und Absolventen schliessen mit der Berufsprüfung «Hand- von Reto Kradolfer an industrielle Systemarbeit, man montiert vor- Masse abzuheben, reduzieren ihr Risiko bei RK: Zum einen wünsche ich mir, dass sich die werkerin/Handwerker in der Denkmalpflege» mit eidgenössischem Fachaus- produzierte Systeme. wirtschaftlichen Umbrüchen. Idee «Handwerk in der Denkmalpflege» wei- weis ab. Sie qualifizieren sich damit als bestens ausgewiesene Fachleute für Thomas Beer über. Beide THOMAS BEER (TB): Wenn man heute in RK: Ich finde es wichtig, dass wir als Partner bei ter etabliert. Zum anderen stelle ich fest, dass Arbeiten an historischer Bausubstanz. wünschen sich, dass seinem Betrieb Handwerker möchte, die das alte Handwerk beherrschen, muss man die Leu- der Instandstellung von historischen Bauten akzeptiert sind. Wir wollen auf dem Gerüst die Kulturgüter-Erhaltung zunehmend unter Druck gerät, die dazugehörigen Budgets ge- Als erste Anlaufstelle für Interessentinnen und Interessenten wirkt das Kurs- und Kompetenzzentrum Ballenberg. Inzwischen haben bereits über 150 Hand- der Lehrgang sich weiter te selber ausbilden. Der Lehrgang «Handwerk gemeinsam mit der Denkmalpflege, den Restau- kürzt werden. Ich wünsche mir, dass sich die werkerinnen und Handwerker den Lehrgang mit eidgenössischem Fachausweis in der Denkmalpflege» (HiD) ergänzt die Aus- ratoren und Bauherrschaften nach Lösungen Öffentlichkeit bewusst wird, dass es bei der abgeschlossen. Der aktuelle vierte Lehrgang hat im März 2019 begonnen. etabliert. bildung der Berufsschulen und Ausbildungs- suchen. Die Handwerkerin, der Handwerker in Kulturgüter-Erhaltung um einen Wert geht, www.handwerkid.ch zentren optimal. Er eröffnet Handwerkerinnen der Denkmalpflege soll seine Sicht einbringen der uns alle betrifft. 14 Denkmalpflegepreis · 2019 Denkmalpflegepreis · 2019 15
JUBILÄUMSPREIS 2019 1 2 Viel mehr als Fassaden In der Gemeinde Ligerz hat der Schutz der Landschaft und des architektonischen Erbes eine lange Tradition. Der Jubiläumspreis der Denkmalpflege des Kantons Bern würdigt das beeindruckende Engagement von Behörden und Privaten für die Ortsbildpflege. Text: Elisabeth Schneeberger, Fotos: Markus Beyeler, Alexander Gempeler, Beat Schertenleib 1 Gemeindepräsident ie Kirche Ligerz ist in vielen Famili- wirkt. Dem ist jedoch nicht so: Ohne das En- Markus Widmer, Gemeinde- rätin Marchiena Louis, Ortsplaner Walter Rey und die Vizepräsidentin des Be- D enalben präsent: Das spätgotische Got- teshaus mitten in den Rebbergen ist nicht nur ein Postkartenmotiv, sondern gagement der Bevölkerung und ihrer Behörden wäre die kleine Gemeinde in den vergangenen Jahrzehnten von einer Bau- und Verkehrs- auch eine beliebte Hochzeitskirche und dar- lawine erdrückt worden. «Seit langem setzt triebsvereins Aarbergerhus, über hinaus ein ausgesprochener Kraftort. man sich hier für die Landschaft und das Hedy Martin (v. l.). Von hier schweift der Blick über die Dach- Ortsbild und für die Lebensqualität ein. Das 2 Die spätgotische Kirche landschaft des Dorfs und hinaus auf den Bie- ist aussergewöhnlich», sagt der langjährige ist das Wahrzeichen von lersee. Die Rebberge verdecken die Sicht auf Ortsplaner von Ligerz, Walter Rey. Ligerz. Unten am See die Weiler Bipschal und Kleintwann am Ufer Ein Spaziergang durchs Dorf zeigt, dass die- schmiegen sich die Häuser- und auf die höher gelegenen Siedlungen Festi ses die Bezeichnung als eines der schönsten Orts- zeilen an den Hangfuss. und Schernelz. Eine intakte, über Jahrhunder- bilder der Westschweiz nach wie vor verdient. te entstandene Kultur- und Siedlungsland- Entlang der schmalen gepflästerten Gassen sind schaft, die aus der Distanz selbstverständlich die einfachen Rebhäuser der Rebbauern Denkmalpflegepreis · 2019 17
3 Charakteristische Auf der Baustelle in einem schmalen Haus im Rebhäuser an der Dorf- Oberdorf präsentieren die Eigentümer Daniel gasse. Viele der eben- Geiser und Claude Zigerli die kürzlich ent- erdigen Kellergeschosse deckte Dekorationsmalerei von 1706. Der Fund dienten der Weinpro- in der Hauptstube seines Elternhauses habe sie duktion; über die Quer- zusätzlich motiviert, den Umbau dem Bestand giebel wurden Waren ins Dachgeschoss hoch- anzupassen, sagt Zigerli. Die Malereien sollen gezogen. Die Gassen- sichtbar belassen werden. pflästerung mit wieder- An der Dorfgasse bewohnen Isabelle und verwendeten Steinen Michael Clerc ein Rebhaus, das sie gemeinsam war eine der ortsbild- mit dem Architekten Peter Trachsel sanft re- pflegerischen Leistun- noviert haben. Ein Prunkstück ist die freigeleg- gen, für die Ligerz 1975 te und restaurierte Holzdecke aus dem späten eine Auszeichnung 16. Jahrhundert. Räumlich wurde möglichst des Europarats erhielt. wenig verändert. Der hohe Dachraum ist als offener Koch- und Essbereich ideal geeignet 4 Die freigelegte und restaurierte Decke aus und verfügt obendrein über einen direkten der Zeit vor 1580 im Ausgang in den Garten. Haus Clerc an der «Die Leute stehen hinter der Arbeit der Be- Dorfgasse. Das Holz hörden», betont Gemeindepräsident Markus war nie gestrichen Widmer, «der Jubiläumspreis gebührt der ge- worden. samten Bevölkerung.» Die Gemeinde ist auch heute stark gefordert, Dialog wird weiterhin ge- fragt sein, um die Schutzziele und die Ansprü- che der Anwohner, der Gäste und des Gewer- bes unter einen Hut zu bringen und dem Dorf längerfristig die Schule, den Einkaufsladen und das Restaurant zu erhalten. Erfolge aus jünge- rer Zeit sind beispielsweise der Neubau der Fischerei, der mit einer öffentlichen Sonnen- terrasse kombiniert ist, und die Güterzusam- menlegung in den Rebbergen. Die für eine zeitgemässe Bewirtschaftung erstellten Er- schliessungen wurden mit Trockenmauern in die Landschaft integriert. Aktuell läuft die Pla- 3 nung für das in absehbarer Zeit frei werdende Bahntrassee. «Das ist für Ligerz ein Jahrhun- 4 dertprojekt», sagt Gemeinderätin Louis. « Der Jubiläumspreis gebührt der gesamten Winzer- und Fischerdorf mit Durchgangsverkehr Bevölkerung. » Markus Widmer, Gemeindepräsident Die Luftaufnahme von 1977 zeigt die prominent in den Reb- bergen gelegene Kirche, das lang gestreckte Dorf Ligerz mit den Dorfteilen Oberdorf (im Vordergrund), Mittel- und Unter- dorf sowie den Weiler Bipschal am See. Die Seestrasse von 1838 aufgereiht, abwechselnd mit stattlichen dert Widerstand hat sich gelohnt: Vor kurzem Dialog und Beratung und die Bahnlinie trennen das Dorf vom Wasser. Zwischen Herbsthäusern, in denen früher die patrizischen sind die Weichen für den Bau eines Eisenbahn- Wie im Aarbergerhaus verbirgt sich hinter Ober- und Mitteldorf wechselt die Strasse auf die Bergseite; Foto: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv/Stiftung Luftbild Schweiz/ Reblandbesitzer zur Zeit der Lese residierten. tunnels definitiv gestellt worden. manch bescheidener baulicher Hülle ein hier befinden sich der Bahnhof und die Talstation der Ligerz- In der Gasse ist es ruhig – bis der Schnell- Eine engagierte Ligerzerin ist Hedy Mar- Schmuckstück. Dass das historische Ortsbild Tessenberg-Bahn, deren Trassee in der unteren Bildhälfte zug Genf–Zürich hinter der Häuserzeile durch- tin. «Wir haben das Erbe der Vorgenerationen nicht bei den Fassaden aufhört, ist der Gemein- erkennbar ist. Im Nachbarort Twann (im Hintergrund) sind Swissair Foto AG / LBS_L1-771033 / CC BY-SA 4.0. braust und ins Bewusstsein ruft, wie sehr der fortgesetzt», sagt die ehemalige Gemeindeprä- de ein grosses Anliegen. «Wichtig ist nicht nur die kurz vor dem Aufnahmezeitpunkt massiv ausgebauten Durchgangsverkehr dem Dorf den Platz strei- sidentin, die sich seit 1993 an vorderster Front das strenge Baureglement», sagt Rey, «sondern Verkehrsanlagen zu sehen. Ligerz hingegen erhielt 1991 einen tig macht. Früher hatte das Winzer- und Fi- für das Aarbergerhaus einsetzt. Das Herbsthaus vor allem die Beratung zu Beginn der Planung.» Autobahn-Umfahrungstunnel. Parallel dazu soll bis 2025 ein scherdorf seinen Verkehr über den See abge- mit der im 18. Jahrhundert repräsentativ aus- In den Dialog werden alle Beteiligten, ein- Eisenbahntunnel realisiert werden. wickelt. Ab 1838 zwängten sich die Strasse und gestatteten Wohnung konnte durch die Grün- schliesslich der Denkmalpflege und der priva- Bereits 1936/37 gaben sich mehrere Gemeinden am nördlichen später auch die Eisenbahnlinie zwischen die dung einer Stiftung erworben und 2001 in ten Schutzorganisationen, einbezogen. «Die Bielerseeufer ein strenges Baureglement, das die Rebberge mit Häuser und den See. Als der Ausbau der Ver- Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege Eigentümer sind stolz auf die alten Häuser und einem Bauverbot belegte. Dieser Schutz gilt immer noch, mit kehrsanlagen im 20. Jahrhundert aktuell wur- restauriert werden. «Über den Erhalt des his- tragen entsprechend Sorge», resümiert der Bau- Ausnahme eines kleinen Baugebiets, das zur Entlastung des de, erkämpfte sich die Gemeinde unter ihrem torischen Gebäudes hinaus wollten wir einen berater der Denkmalpflege, Rolf Weber. Dorfes in Schernelz (am linken oberen Bildrand) festgelegt wur- Präsidenten Heinz Martin einen Strassen- Nutzen für die Zukunft schaffen», sagt Martin. Dies bestätigt sich beim Besuch zweier Lie- de. Für seine beispielhafte Ortsbildpflege wurde Ligerz 1975 Umfahrungstunnel und widersetzte sich dem Von den Kursen und Veranstaltungen, die im genschaften mit Gemeinderätin Marchiena vom Europarat ausgezeichnet. Bahn-Doppelspurausbau. Das halbe Jahrhun- Haus stattfinden, profitiert auch das Dorfleben. Louis, die das Bau- und Planungsressort betreut. 18 Denkmalpflegepreis · 2019 Denkmalpflegepreis · 2019 19
JUBILÄUMSPREIS 2019 2 orbild für das «Neue Schloss» war schnelle Geld zu machen, widerstanden. Da- V nicht der französische Schlossbau, sondern vielmehr das vornehme fran- zösische Stadthaus, namentlich in Pa- durch ist ein Denkmal-Ensemble erhalten ge- blieben, das in seiner Intaktheit weit über den Kanton Bern hinaus einzigartig ist. Die heuti- ris. Auch in seinem Grundriss stellt das «Neue gen Eigentümer, Sigmund und Martine von Schloss» einen besonderen Typus dar: Es ist Wattenwyl-Henry, haben mit grossem persön- in drei Trakte gegliedert, in der Mitte verbin- lichem Engagement und enormem Aufwand die det ein monumentales Treppenhaus den Nord- etappenweise Restaurierung der beiden Schlös- mit dem Südflügel. Drei vornehme Lukarnen ser, ihrer Nebenbauten und der Parkanlagen greifen die Symmetrie im Dach auf, das Wap- realisiert. Sigmund von Wattenwyl bewirtschaf- pen des Bauherrn Albrecht von Wattenwyl tet zudem seit 1985 das zugehörige Landwirt- 1 ziert die mittlere Lukarne. Jürg Schweizer, schaftsland. Nach der Übernahme der Schloss- Hauptautor des Kunstführers «Die Schlösser Domäne im Jahr 1994 hat er die Landwirtschaft in Oberdiessbach», würdigt das «Neue neu als Ackerbaubetrieb organisiert. Dies um Schloss» von Oberdiessbach als Hauptwerk ein Maximum an Fremdkosten wie feste Mit- des bernischen Profanbaus der zweiten Hälf- arbeiterlöhne einzusparen und sich damit den Dornröschen schläft nie te des 17. Jahrhunderts und als eine Vorstufe grossen Veränderungen in der Agrarpolik zu 1 Die elfte und zwölfte Generation der des im 18. Jahrhundert blühenden Landsitz- stellen. Zudem halten die von Wattenwyls das Familie von Wattenwyl im oberen Saal. baus des Alten Bern. Schloss für einen breiten Kreis interessierter Die feste Ausstattung stammt aus Besucherinnen und Besucher offen. der Bauzeit und das Mobiliar aus dem Grosses persönliches Engagement Der verantwortungsbewusste und umsich- 18. Jahrhundert. Seit Generationen hat die Familie von Watten- tige Umgang mit dem Baukulturgut und die Zwischen 1668 und 1671 lässt sich Albrecht von Wattenwyl das äusserst repräsentative 2 Eine Besuchergruppe vor der Haupt- wyl ihr Handeln an der langfristigen Sicherung aussergewöhnlich aufgeschlossene Haltung der Schlossdomäne von Oberdiessbach orien- gegenüber der Öffentlichkeit verdienen hohe «Neue Schloss» Oberdiessbach erbauen. Es ist das erste Schloss in der Schweiz, welches fassade des Schlosses anlässlich einer Führung. Familie von Wattenwyl hält tiert. Diese ist nicht bloss Wohnort und Fami- Anerkennung. Der Jubiläumspreis 2019 wür- liensitz, sondern als Landwirtschaftsbetrieb bis digt dieses grosse persönliche Engagement der bewusst als offener Landsitz in die Landschaft integriert wird. das Schloss für Interessierte offen. Foto: Beat Schertenleib, Denkmalpflege heute auch Existenzgrundlage. Die Familie hat Familie von Wattenwyl für die Schlossdomäne Text: Michael Gerber & Doris Sommer, Porträtfoto: Isabelle Schönholzer, Fotos: Markus Beyeler des Kantons Bern. den Versuchungen, mit Landverkäufen das Oberdiessbach. 20 Denkmalpflegepreis · 2019 Denkmalpflegepreis · 2019 21
3 Der Gartensaal von 1668 im Erdgeschoss wurde im 18. Jahrhundert den Bedürf- nissen angepasst und neu möbliert. Den überhohen Kamin hat man durch das Louis-XV.-Cheminée aus dem Atelier Funk ersetzt. Die auf Bestellung angefertigten, sechsteiligen Tapisserien von 1755 mit Landschaftsansichten stammen aus der Manufacture Royale d’Aubusson. Foto: Christoph Läderach, 2move-video.ch 4 Im Eingangskorridor des neuen Schlosses wiederholen sich die drei Bögen der Loggia. In der Mitte öffnet sich der Korridor gegen Osten in den rückwärtigen Hof. 5 Der auf 1675 datierte Turmofen des Hafners Adam Hess aus Solothurn heizte das ehemalige Zimmer des Junkers. Der Ofen ist auf das Vom «Alten Schloss» zum «Neuen Schloss» Pilastertäfer abgestimmt. Das «Alte Schloss» als Stammsitz der Herren von Diesbach entsteht 1546 als Nachfolge- bau des jahrhundertealten «Sässhauses», von dem heute keine Spuren mehr vorhanden sind. 1647 gelangt es durch Verkauf an die Familie von Wattenwyl. Zwischen 1668 und 3 1671 lässt Albrecht von Wattenwyl, Oberst in französischen Diensten unter König Louis XIV., südlich des «Alten Schlosses» durch Architekt Jonas Favre aus Neuenburg das «Neue 3 Schloss Ober-Diessbach» erbauen. Es stellt einen der vornehmsten Landsitze der fran- zösischen Spätrenaissance in der Schweiz dar. Und zum ersten Mal wird ein Gebäude Kunstführer der Gesellschaft dieses Typs in die Landschaft integriert. Seither befindet sich Schloss Oberdiessbach im für Schweizerische Kunst- Besitz der Familie von Wattenwyl – heute bereits in der zwölften Generation. geschichte GSK «Die Schlösser Anlässlich des Jubiläums «350 Jahre neues Schloss Oberdiessbach» fand im Dezember Familientradition Wie sieht Ihre Zukunftsplanung aus? in Oberdiessbach» Weitere Informationen: www.schloss-oberdiessbach.ch 2018 das Licht-und-Ton-Spektakel «Son et lumière» statt. Mit über 6000 Besucherinnen und Besuchern hat der Erfolg alle Erwartungen übertroffen. als Herausforderung Kontinuität ist uns wichtig. Meine Frau und ich sind uns bewusst, dass unsere Kinder eventu- ell anders mit den Herausforderungen umge- hen werden. Unsere Aufgabe sehen wir auch Sigmund und Martine von Wattenwyl sehen sich in der darin, die Miterben für die Geschichte der ver- 4 5 gangenen Generationen zu sensibilisieren. Wir langen Generationenabfolge als Glied in einer Kette. sind froh, dass unsere Kinder an der Schloss- domäne interessiert sind. Sie helfen seit klein auf mit, wenn wir im Schloss Anlässe durch- Was bedeutet es für Sie, Schlossherrin ten zeigen, dass wir eine ganz normale Fami- führen. Ohne unsere Kinder und deren Freun- respektive Schlossherr zu sein? lie sind und Geschichte spannend sein und de wäre zum Beispiel die Durchführung der Von Anfang an haben wir versucht, uns den Tradition Halt geben kann. Jeweils im Sommer Jazz- und Blueskonzerte nicht möglich. stets neuen Herausforderungen der modernen organisieren wir im Schlosspark Jazz- und Gesellschaft, vor allem denen der Agrarpoli- Blueskonzerte. Wie verlief die Kontaktaufnahme und tik, zu stellen. Es ist uns wichtig, Teil des Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege? Dorfes Oberdiessbach zu sein und nicht als Wie beschreiben Sie Ihre Verbindung Der Kontakt mit der Denkmalpflege bestand abgehobene Schlossfamilie wahrgenommen zu Ihrem Haus? von Anfang an. Bereits 1967 hatte mein Gross- zu werden. So betreiben wir Haus, Garten und Da ich hier aufgewachsen bin, ist die Verbin- vater das Schloss unter Schutz stellen lassen. Landwirtschaft selber, zusammen mit unse- dung über Jahre hinweg natürlich gewachsen. Bei der Übernahme des Schlosses haben wir rer Tochter und unseren drei Söhnen und ohne Für uns stand nie infrage, das Schloss nicht zu mit der Renovation der 65 Meter langen Spa- feste Angestellte. Das Verbundensein mit Fa- übernehmen. Es war aber immer wichtig, dass liermauern begonnen, auch am Hauptgebäude milientradition bedeutet Verpflichtungen und es nicht in eine Stiftung überführt wird oder gab es sehr grossen aufgelaufenen Unterhalt. Verantwortung, was wir aber nie als Last, son- es Miteigentümer gibt. Dies führt nur zu Im Vorfeld der Restaurierungen gab es viele dern eher als Herausforderung empfinden. Problemen, weil man sich vielfach über gute und für uns sehr lehrreiche Gespräche. Wir empfangen auf Anfrage Gruppen und ver- Stossrichtung und Massnahmen nicht einig ist. Wir sind dankbar für all die Hilfe und Unter- mitteln den Besucherinnen und Besuchern Nun tragen wir zwar die ganze Verantwortung, stützung, die wir von der Denkmalpflege somit ein Stück Kultur. Uns war es immer müssen uns aber nicht dreinreden lassen. Das erhalten. Die Zusammenarbeit verläuft bei- wichtig, ein offenes Haus zu haben. Wir möch- empfinden wir als grosses Privileg. spielhaft, unkompliziert und fruchtbar. 22 Denkmalpflegepreis · 2019 Denkmalpflegepreis · 2019 23
Denkmalpflege des Kantons Bern Denkmalpflegepreis Die Denkmalpflege des Kantons Bern zeichnet mit ihrem Anerkennungspreis eine Bauherr- schaft aus, die ein Baudenkmal mit Alltagsnutzung in Zusammenarbeit mit der Fachstelle sorg- fältig restauriert und weiterentwickelt hat. Die Auszeichnung würdigt sowohl den respektvol- len Umgang mit dem Baudenkmal als auch innovative Lösungen. Zu den Kriterien gehören die Qualität der Restaurierung, die Sorgfalt in der Ausführung und die ökologische Nachhaltig- keit der Massnahmen. Im Vordergrund steht die Werterhaltung, nicht die Wertvermehrung. Mit einem angemessenen Budget soll Wohn- oder Nutzungsqualität erhalten, optimiert oder geschaffen werden. Die Fachkommission für Denkmalpflege verleiht zusätzlich einen Spezi- alpreis. Dieser richtet das Augenmerk nicht auf «Alltagsarchitektur» wie der Hauptpreis, son- dern auf eine beispielhafte Restaurierung oder auf eine aussergewöhnliche Einzelmassnahme. Das Schweizer Magazin für Modernisie- rung erscheint sechsmal pro Jahr. Service des monuments historiques du canton de Berne Umbauen+Renovieren bietet Ihnen an- schauliche Reports aus den Bereichen Prix des monuments historiques Umbau und Sanierung, Werterhaltung und Renovation sowie Umnutzung und Le Service des monuments historiques décerne un prix pour récompenser un maître d’ouvrage Ausstattung. Dazu praktisches Wissen qui, en collaboration avec le service cantonal, a restauré avec soin un bâtiment historique über Ausbau, Haustechnik, Baubiologie affecté à un usage courant et lui a donné un nouveau développement. Cette distinction honore und Gestaltungsfragen vom Grundriss autant le respect de la substance ancienne que le choix de solutions novatrices. Les critères bis zur Farbe, von der Küche bis zum déterminants sont notamment la qualité de la restauration, le soin apporté à l’exécution et la Badezimmer. Jede Ausgabe steht unter durabilité écologique des mesures prises. La préservation de la valeur est plus importante que einem thematischen Fokus, was die son accroissement. Un budget adéquat doit permettre de maintenir, d’améliorer ou de créer une präsentierten Objekte für den Leser qualité d’habitation. La Commission d’experts pour la protection du patrimoine décerne en vergleichbar macht. outre un prix spécial, qui ne récompense pas une architecture pour la vie courante comme l’autre distinction, mais une restauration exemplaire ou une mesure de rénovation peu commune. www.metermagazin.com Impressum Herausgeber: Archithema Verlag AG Rieterstrasse 35 8002 Zürich, T 044 204 18 18 www.metermagazin.com Denkmalpflege des Kantons Bern Schwarztorstrasse 31 Postfach, 3001 Bern T 031 633 40 30 Erziehungsdirektion des Kantons Bern www.be.ch/denkmalpflege Amt für Kultur/Denkmalpflege Verlegerin: Felicitas Storck felicitas.storck@archithema.ch Direction de l’instruction publique du canton de Berne Chefredaktion: Britta Limper Office de la culture/Service des monuments historiques britta.limper@archithema.ch Stv. Chefredaktion: Silvia Steidinger www.be.ch/denkmalpflege silvia.steidinger@archithema.ch www.be.ch/monuments-historiques Grafik: Lars Hellman lars.hellman@archithema.ch Bildtechnik: Thomas Ulrich thomas.ulrich@archithema.ch Die Denkmalpflege des Kantons Bern bedankt sich herzlich bei: Druck: AVD Goldach Le Service des monuments historiques du canton de Berne adresse ses vifs remerciements à : Sulzstrasse 12, 9403 Goldach Brigitte und Peter Tschannen (Gerzensee); Liliane Wernli-Langel (Courtelary); Thomas Beer, Reto Kradolfer, © 2019 Archithema Verlag AG Franziska Mitterecker (Handwerk in der Denkmalpflege); Marchiena Louis, Hedy Martin, Dora Nyfeler, Markus Widmer, Walter Rey (Ligerz); Martine und Sigmund von Wattenwyl (Oberdiessbach); Markus Beyeler (Fotos); Jeder Nachdruck, auch auszugsweise, Britta Limper und Silvia Steidinger (Redaktion). ist nur mit Erlaubnis des Verlages, der Redaktion und der Denkmalpflege Foto Titelseite / photo couverture : Denkmalpflege des Kantons Bern, Beat Schertenleib des Kantons Bern gestattet.
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