20 Corona-Krise gemeinsam bewältigen, Resilienz und Wachstum stärken: Konjunkturausblick 2021 - Unternehmerverband
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Corona-Krise gemeinsam bewältigen, Resilienz und Wachstum stärken: Konjunkturausblick 2021 Jahresgutachten Prof. Dr. Achim Truger Universität Duisburg-Essen, SVR Impuls für den ZENIT-Jahresausblick 2021 20 21. Januar 2021 21
Überblick A. Vorbemerkungen und Struktur des Jahresgutachtens B. Corona und Konjunktur: Die SVR-Prognose C. Zur Konjunktur- und Wirtschaftspolitik 2
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Überblick Corona-Pandemie und ihre Folgen werden die deutsche Volkswirtschaft noch eine längere Zeit begleiten Wichtig in Ausnahmesituation wirtschaftspolitisch gegenzusteuern Zudem gilt es, langfristige Herausforderungen zu bewältigen Wirtschaftspolitik sollte die Chancen ergreifen und die Rahmenbedingungen für eine widerstandsfähige und zukunftsorientierte Wirtschaft schaffen 5
Struktur des Jahresgutachtens Die pandemiebedingte Langfristige Herausforderungen Rezession überwinden im Blick behalten Konjunkturprognose Konjunkturpolitik (MV) Europa (1/2 MV) Produktivität und Digitalisierung Klima- und Industriepolitik Demografische Entwicklung (MV) 6
B. Corona und Konjunktur: Die SVR-Prognose 7
Konjunkturprognose Deutschland November 2020 Entwicklung des BIP BIP in Mrd Euro % Stärkster Einbruch in einem Quartal seit 840 9 Einführung der vierteljährlichen VGR 820 6 800 3 Sehr kräftige Erholung im Sommer 780 0 Allerdings: Gastgewerbe und andere 760 -3 konsumnahe Dienstleistungsbereiche immer 740 -6 noch weit entfernt von einer Normalisierung 720 Veränderung zum Vorjahr in % -9 Verlangsamte Erholung Ende 2020 und 700 1,3 0,6 -5,1 3,7 -12 2021 680 -15 I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV Wieder Anstieg der Infektionszahlen und 2018 2019 2020 2021 neue Einschränkungen Niveau Jahresdurchschnittliches Niveau Veränderung zum Vorquartal (rechte Skala) -5,1 % in 2020 und +3,7 % in 2021 Prognosezeitraum Vorkrisenniveau dürfte jedoch nicht vor Quellen: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen Anfang des Jahres 2022 erreicht werden © Sachverständigenrat | 20-479 8
Einbruch in der Industrie und im Einzelhandel gefolgt von Rückpralleffekt im Sommer Rückstand der Industrieproduktion gegenüber Schnelle Erholung der Einzelhandelsumsätze den Vorjahresmonaten hat sich verringert Veränderung zum Vorjahresmonat in % Veränderung zum Vorjahresmonat in % 10 15 5 10 0 5 -5 0 -10 -5 -15 -10 -20 -25 -15 -30 -20 -35 -25 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Euro-Raum USA China Japan Vereinigtes Königreich Deutschland Quellen: Eurostat, nationale Statistikämter, eigene Berechnungen © Sachverständigenrat | 20-535 9
Wichtige Faktoren für die weitere Entwicklung Hospitalisierung und Testungen Verlauf der Pandemie und Einschränkungen Tausend Tausend 12 1 800 Zuletzt vielerorts wieder starker Anstieg der 10 1 500 Infektionszahlen 8 1 200 Entscheidungen über Länge und Tiefe des Lockdowns 6 900 Grundsätzlich gilt: Erholung dürfte erst mit 4 600 Abklingen der 2. Infektionswelle wieder 2 300 Fahrt aufnehmen vermutlich frühestens 2.Quartal 2021 0 0 10 14 18 22 26 30 34 38 42 46 50 1 Es gibt keinen grundsätzlichen Widerspruch 2021 2020 zwischen Gesundheitsschutz und Kalenderwoche Wirtschaftsinteressen Hospitalisiert Testungen pro Woche (rechte Skala) Quelle: RKI 10 © Sachverständigenrat | 21-032
Wichtige Faktoren für die weitere Entwicklung Deutliche Unterschiede beim BIP-Rückgang in den großen Volkswirtschaften Ganz wichtig: Entwicklung im Ausland und Lieferketten Veränderung zum Vorquartal in % 21 Spanien, Italien, Frankreich unter am 18 15 stärksten betroffenen Staaten im Euro-Raum 12 9 Starkes Wachstum im 3. Quartal in China, 6 3 USA, Euro-Raum 0 -3 Aber Erholungstempo schwächt sich ab -6 -9 Prognose Euro-Raum: -7,0 % in 2020 und -12 +4,9 % in 2021 -15 -18 -21 CN JP US DE EA IT FR ES UK 2020Q1 2020Q2 2020Q3 Quellen: Eurostat, nationale Statistikämter © Sachverständigenrat | 20-458 11
Wichtige Faktoren für die weitere Entwicklung Einzelhandelsumsatz und Vertrauensindikatoren Saldo/Punkte 2015 = 100 Längerer und tieferer Lockdown belasten 30 125 Einzelhandel + Dienstleistungsbereich 20 120 stärker betroffen Gefahr zunehmender Insolvenzen 10 115 0 110 -10 105 -20 100 -30 95 2015 16 17 18 19 2020 GfK-Konsumklima Konsumentenvertrauensindex (Punkte) (Saldo) Einzelhandelsumsatz (rechte Skala) Quellen: Europäische Kommission, GfK, Statistisches Bundesamt © Sachverständigenrat | 21-031 12
Wichtige Faktoren für die weitere Entwicklung Einkaufsmanagerindex Indexpunkte Längerer und tieferer Lockdown belasten 70 besser Einzelhandel + Dienstleistungsbereich 60 stärker betroffen 50 Gefahr zunehmender Insolvenzen 40 30 20 10 schlechter 0 2015 16 17 18 19 2020 Industrie Dienstleistungsbereich Quelle: IHS Markit © Sachverständigenrat | 21-031 13
Wichtige Faktoren für die weitere Entwicklung Produktion, Auftragseingang und -bestand Längerer und tieferer Lockdown belasten im Verarbeitenden Gewerbe Gefahr zunehmender Insolvenzen 2015 = 100 130 aber: 120 drittes Quartal + Gesamtjahr 2020 etwas besser als erwartet 110 Industrieindikatoren besser als erwartet 100 Impfperspektive ist real (bei aller Kritik: Im 90 November war noch nicht klar, wann ein 80 Impfstoff verfügbar sein würde). ungeordneter Brexit vermieden 70 Andere Prognosen waren sogar etwas 60 optimistischer 2015 16 17 18 19 2020 Produktion Auftragseingang Auftragsbestand Bislang m.E. noch kein größerer Quelle: Statistisches Bundesamt © Sachverständigenrat | 21-031 Revisionsbedarf bei SVR-Konjunkturprognose 14
Konjunktur in Deutschland 15
C. Zur Konjunktur- und Wirtschaftspolitik 16
Geld- und Fiskalpolitik Umfangreiche geld- und fiskalpolitische Rasche, sehr umfangreiche geld- und Maßnahmen stützen die Wirtschaft in der Krise fiskalpolitische Maßnahmen Fiskalpolitische Maßnahmen in % des BIP 40 Automatische Stabilisatoren 35 30 Steuersystem, Arbeitslosengeld, 25 Kurzarbeitergeld 20 Vielfältige Maßnahmen in 15 Mitgliedstaaten der EU und auf EU- 10 Ebene selbst 5 0 Viel Liquidität durch die EZB DE IT FR ES BE AT SE PT NL GR JP UK US Maßnahmen auf der Ausgaben- und der Einnahmeseite Unterstützung der Kreditvergabe, Kredite, Garantien und Bürgschaften Verhindern einer Bankenkrise Stabilisierung der Finanz- und Quelle: IWF © Sachverständigenrat | 20-551 Staatsanleihenmärkte 17
In Europa reduziert Kurzarbeit Arbeitsvolumen… Starke Rückgänge des Arbeitsvolumens in der ersten Jahreshälfte 2020 Massiver Einsatz von Kurzarbeit in Veränderung zwischen 2019Q4 und 2020Q2 in % Europa reduziert das Arbeitsvolumen 5 Starker Rückgang der Arbeitsstunden 0 je Erwerbstätigen -5 Relativ geringerer Rückgang der -10 Anzahl der Erwerbstätigen -15 -20 Keine Kurzarbeit in den USA -25 Massiver Rückgang der Anzahl der -30 ES IT UK FR EA US DE Erwerbstätigen Erwerbstätige Arbeitsstunden je Erwerbstätige Arbeitsvolumen Quellen: BLS, Eurostat, eigene Berechnungen © Sachverständigenrat | 20-531 18
… und dämpft den Anstieg der Arbeitslosigkeit Heterogene Entwicklung der Arbeitslosen- quoten seit Januar 2020 Massiver Einsatz von Kurzarbeit in % Europa reduziert das Arbeitsvolumen 18 ES Starker Rückgang der Arbeitsstunden 16 je Erwerbstätigen 14 US 12 Relativ geringerer Rückgang der 10 IT Anzahl der Erwerbstätigen 8 EA 6 FR Keine Kurzarbeit in den USA DE 4 Massiver Rückgang der Anzahl der UK 2 Erwerbstätigen 0 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Starker Anstieg der Arbeitslosigkeit in Deutschland (DE) Euro-Raum (EA) den USA im Vergleich zu Europa Frankreich (FR) Italien (IT) Spanien (ES) Vereinigtes Königreich (UK) USA (US) Quelle: Eurostat © Sachverständigenrat | 20-531 19
Stabilisierungspolitik der Bundesregierung Umsatzsteuersenkung führt eher zum Vorziehen von Anschaffungen als zu höheren Ausgaben bei Verbrauchsgütern Konjunkturpaket dürfte Wirtschafts- 100 90 % leistung um 0,7 % bis 1,3 % erhöhen 80 70 Allerdings nicht in allen Teilen zielgenau 60 50 Etwa Umsatzsteuersenkung 40 30 20 10 0 bis 1 000 bis 2 000 bis 3 000 bis 4 000 Euro 999 Euro 1 999 Euro 2 999 Euro 3 999 Euro und mehr Einkommensverteilung "Kaufen Sie aufgrund der Mehrwertsteuersenkung jetzt mehr Waren oder kaufen Sie teurere Waren als vorher?" Ja Nein Weiß nicht / keine Angabe "Planen Sie, größere Anschaffungen vorzuziehen, die Sie sonst erst im nächsten Jahr getätigt hätten, oder haben Sie diese bereits vorgezogen?" Ja Nein Weiß nicht / keine Angabe Quellen: Feld et al. (2020), infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft, eigene Berechnungen © Sachverständigenrat | 20-551 20
Stabilisierungspolitik der Bundesregierung Bislang nur kleiner Teil der Corona-Hilfen für Unternehmen in Anspruch genommen Konjunkturpaket dürfte Wirtschafts- Corona-Hilfen in Mrd Euro Verfügbares Garantie- Garantie- leistung um 0,7 % bis 1,3 % erhöhen Volumen: 500 50 25 rahmen rahmen angepasst angepasst Allerdings nicht in allen Teilen zielgenau Etwa Umsatzsteuersenkung Für weiteren Verlauf: Abgerufenes 6,6 13,8 1,2 45,4 3,8 Viele Stützungsmaßnahmen stehen Volumen: Wirtschafts- Soforthilfe für Kleinst- Über- KfW- weiterhin zur Verfügung Unterstützung so lange wie nötig stabili- Bürg- unternehmen brückungs- Sonder- sierungs- schaften und Solo- hilfen programme fonds (WSF) Reform der Überbrückungsmaßnahmen Selbständige Kapital- Zuschüsse in Zuschüsse KfW- Großbürg- maßnahmen und Höhe von 9 000 bzw. zur Kompen- Kredite und schaften und sation von Schnellkredite Bürgschaften notwendig Bürgschaften 15 000 Euro Umsatzrück-- mit Risiko- der für große für Unternehmen Unternehmen gängen für übernahmen Bürgschafts- Unternehmen zwischen 80 banken Ausweitung steuerlicher Verlustrücktrag bis 10 Beschäftigte bis 249 Beschäftigte und 100 % (Energiepreisreform) Quellen: BMF, BMWi, KfW, Verband deutscher Bürgschaftsbanken 21 © Sachverständigenrat | 20-551
Konjunkturpolitik / Europa: Bei nachhaltiger Verbesserung der Wirtschaftslage Um auf zukünftige Krisen erneut angemessen reagieren zu können, sollten mittelfristig wieder Spielräume für Spielräume für Fiskal- und Geldpolitik die Fiskal- und Geldpolitik eröffnet werden Mrd Euro sollten eröffnet werden 120 Um auf zukünftige Krisen angemessen 100 reagieren zu können 80 Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen 60 sicherstellen 40 Konsolidierungsschritte konjunkturgerecht 20 und wachstumsfördernd ausgestalten 0 2021 2022 2023 2024 EZB sollte Strategien zur Normalisierung Struktur- Konjunktur- Saldo finanzieller komponente komponente Transaktionen der Geldpolitik kommunizieren Maximal zulässige Nettokreditaufnahme Nettokreditaufnahme (Bund) (Geplant) EU Aufbaufonds bietet Chance Resilienz Maximal zulässige Nettokreditaufnahme (Gesamtstaat nach EU-Fiskalregeln) und Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen Quellen: BMF, BMWi, Europäische Kommission, eigene Zielgerichtete Investitionen und Reformen Berechnungen © Sachverständigenrat | 20-552 22
Weiterentwicklung der EU Schuldenstandsquote sank nach der Finanz- krise nur in Deutschland auf Vorkrisenniveau Produktivität und Wachstum fördern, % des BIP Resilienz gegenüber Krisen erhöhen 160 Tragfähigkeit der Staatshaushalte, effektives 140 fiskalisches Rahmenwerk und Stabilität des 120 Finanzsystems 100 80 Stärkung des EU-Binnenmarkts 60 Stärker diversifizierte Lieferketten und 40 europäische Lagerhaltung 20 Konzentration auf Aufgaben, die besser auf 0 2007 09 11 13 15 17 2019 EU-Ebene angesiedelt wären Deutschland Frankreich Italien Stärkere Rolle in Außen-, Verteidigungs-, Spanien Migrations- und Asylpolitik, Bekämpfung Quelle: Eurostat internationaler Kriminalität, dem © Sachverständigenrat | 20-355 Klimaschutz oder Forschungsförderung 23
Langfristige Herausforderungen Szenarien der globalen Treibhausgasreduktion 120 Gt CO₂e Langfristige Herausforderungen, aus denen auch Chancen entstehen können 90 Rückgang des Produktivitätswachstums Technologischer Wandel, insbesondere 60 Digitalisierung Transformation hin zu klimaneutraler 30 Wirtschaft 0 2015 20 25 30 35 40 45 2050 Basisszenario Aktuelle Klimapolitik (4,1–4,8 Grad Celsius) (3,1–3,5 Grad Celsius) Politische Zusagen und Ziele, etwa aus dem Pariser Klimaabkommen (2,7–3,0 Grad Celsius) Kompatibel mit 2-Grad-Ziel (1,6–1,7 Grad Celsius) Kompatibel mit 1,5-Grad-Ziel (1,3 Grad Celsius) Quelle: CAT © Sachverständigenrat | 20-552 24
Kleine Anekdote zum Schluss… https://www.sueddeutsche.de/panorama/merkel-scholz-buch-pressekonferenz-1.5113687 25
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