2013 INSTITUT FÜR SEEVERKEHRSWIRTSCHAFT UND LOGISTIK - Institut für Seeverkehrswirtschaft und ...
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EINLEITUNG Sehr geehrte Damen und Herren, Sie finden in diesem Forschungsbericht eine Zusammen- stellung unserer Aktivitäten und Projekte, welche sicher- Logistik entwickelt sich weiter. Um derzeitigen und künf- lich Ihr Interesse wecken werden. Gerne lade ich Sie ein, tigen Herausforderungen in der industriellen Wertschöp- mit uns im ISL die Ergebnisse dieser Vorhaben zu diskutie- fung im Wettbewerb begegnen zu können, bedarf es der ren und über neue Ideen nachzudenken. An dieser Stelle Entwicklung von Innovationen und dem Transfer von möchte ich die Gelegenheit nutzen, einige Projekte beson- Forschungsergebnissen in die Praxis. Eine Aufgabe, wel- ders hervorzuheben. che das ISL seit mittlerweile sechs Jahrzehnten aufgreift und international erfolgreich und sichtbar erfüllt. Unsere Projektpartner wissen von ihren strategisch wichtigen Vor- teilen einer erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen Wirt- schaft und Wissenschaft. Vor 60 Jahren war die Logistik in erster Linie funktions- orientiert. Man sprach von der Optimierung von Lager- beständen, der technischen Realisierung von isolierten Fördersystemen oder der Größe des eigenen Fuhrparks. Containerisierung gab es noch nicht. Und Informations- und Kommunikationstechnologie begrenzte sich auf sta- tionäres Telefon und Telegramm. Welch eine Entwicklung vollzog sich hier bis heute aufgrund von technischen und DAS DIREKTORIUM DES ISL (V.L.N.R): organisatorischen Innovationen. Und welche Entwicklun- PROF. DR. BURKHARD LEMPER, PROF. DR. FRANK ARENDT UND PROF. DR. HANS-DIETRICH HAASIS (VORSITZ) gen werden wir in den nächsten Jahrzehnten in der Logis- tik und Transportwirtschaft noch erleben? Am Ende der auf drei Jahre angelegten Laufzeit konnte Heute spricht man von selbststeuernden Transport- und das Konsortium des vom ISL koordinierten Forschungs- Logistiksystemen, von Cloud Logistics und Logistikclus- vorhabens PreparedNET im September 2013 auf einen tern, von Cyber Physical-Systems und Smart Grids, von erfolgreichen Abschluss des Projekts blicken. Gegenstand Emulatoren und künstlich intelligenten Agenten, von De- der Arbeiten war die Bereitstellung eines softwarebasier- materialisierung der Supply Chain und von Additive Manu- ten Notfallkonzepts zur Aufrechterhaltung der Waren- facturing. Themen welche ebenfalls wesentlich die derzei- flüsse in Güterverkehrszentren und Logistikknoten nach tige Arbeit des ISL charakterisieren. unerwarteten Störungen. Mit Hilfe des neuen Prepared- NET Management-Portals, dessen Funktionsweise auf ei- Für diese Forschungs- und Transferaufgaben ist es heut- nem Multiagentensystem beruht, sind Unternehmen nun zutage mehr denn je notwendig, einen hohen wissen- in der Lage, die verbliebenen Kapazitäten dynamisch zu schaftlichen Input gepaart mit einem hohen Praxisbezug steuern, um die Belieferung ihrer Kunden trotz Störung zu zu realisieren. Dieser Ansatz ist Teil der Stiftungsziele des gewährleisten. ISL und wird von uns gelebt. Die erzielten Projektergebnis- se in 2013 bestätigen uns in unseren Arbeiten. Ebenfalls konnte das Forschungsprojekt SMITH, das die Verbesserung der Energieeffizienz von passiv tempera- Wie schon in den vergangenen Jahren war das ISL auch turgeführten Transporten am Beispiel von Flüssigalumi- in 2013 nicht nur in regionalen und nationalen, sondern nium untersuchte, im vergangenen Jahr erfolgreich abge- auch in einer zunehmenden Zahl internationaler Projekte schlossen werden. Mit Hilfe der entwickelten Hard- und tätig. Das ISL ist und bleibt Impulsgeber für maritime Lo- Softwarekomponenten können Transportdienstleister im gistik in Deutschland und in Europa. Der große Dank des Niedrig- und Hochtemperaturbereich zukünftig ihre Ware Direktoriums gilt sowohl unseren Projektpartnern für das durchgängig überwachen und zugleich Einsparungen bei in uns gesetzte Vertrauen als auch allen unseren Mitar- der notwendigen Erwärmung oder Abkühlung erreichen. beiterinnen und Mitarbeitern, welche durch ihre hervor- ragende Arbeit die erfolgreiche Bearbeitung zahlreicher Vor dem Hintergrund der nationalen Wettbewerbsfä- Forschungs- und Beratungsprojekte sowie den Transfer higkeit im globalen Güterverkehr und den wachsenden der Ergebnisse in die Praxis möglich gemacht haben. Transportvolumina richtet das Verbundprojekt SMART SC 2
EINLEITUNG seit 2012 seinen Blick auf eine nachhaltige Verbes- Nach über drei Jahren Laufzeit wurde im Oktober serung der Kommunikationsstrukturen in den hafen- 2013 das vom Bremer Senator für Wirtschaft, Arbeit bezogenen Transportketten mit Hilfe von eBusiness- und Häfen initiierte und vom ISL koordinierte For- Standards. Damit greift es auch Überlegungen auf, schungsvorhaben ECSIT erfolgreich abgeschlossen. erste Schritte in Richtung einer maritim bezogenen Auf dem Containerterminal Bremerhaven wurden Cloud Logistik zu realisieren. neue Prozesse und Technologien zur Inspektion von Unterstützt durch das Internationale Büro des BMBF Containern vorgestellt, die mit Blick auf eine Erhö- wird derzeit von uns das Asian-German Knowledge hung der Sicherheit im Seehafenterminal entwickelt Network for Transport und Logistics (AGKN) aufgebaut. wurden. Thematisch befasst sich dieses Netzwerk mit innova- Ein weiteres Vorhaben im Bereich der Sicherheits- tiven und nachhaltigen Lösungen zum Wissensaus- forschung ist das EU Projekt CASSANDRA, das in 2013 tausch und zur Planung von kooperativen Ansätzen fortgeführt wurde. Hier ist es das Ziel, eine Erhöhung in der maritimen Logistik und im Hinterlandtrans- der Sicherheit durch eine optimierte Sichtbarkeit der port. bereits vorhandenen Informationen zu erreichen. In verschiedenen Studien beobachtet das ISL fort- Dafür konzentrieren sich 26 Partner aus zehn ver- während die Marktentwicklung in den Nordrange- schiedenen europäischen Ländern gemeinsam auf häfen und deren Hinterland, um unsere Kunden den elektronischen Datenverkehr, um ein neues zeitnah über neue Trends und Abweichungen von Data Sharing-Konzept auf Basis eines risikobasierten erwarteten Entwicklungen zu informieren. Als Basis Ansatzes für Unternehmen und Behörden zu entwi- hierzu dienen beispielsweise das Containerverkehrs- ckeln. modell Nordrangehäfen, mit dem bereits seit meh- Aufbauend auf den Erfolgen in 2013 werden wir auch reren Jahren die Containerströme von und zu den in Zukunft unsere Forschungs- und Transferstrategie bedeutendsten Nordrangehäfen untersucht werden für eine innovative maritime Logistik konsequent oder der Global Port Tracker - North Europe Edition, fortsetzen. Diese Strategie trägt wesentlich zur Sicht- der regelmäßig gemeinsam mit Hackett Associates barkeit, Akzeptanz und Reputation des ISL in seinem herausgegeben wird. Forschungs- und Beratungsfeld bei. Kundenzufrie- Ein weiteres Instrument in diesem Zusammenhang denheit sowie hohe Qualität und Attraktivität der ist der RWI/ISL Containerumschlag-Index, der seit über erbrachten Forschungs- und wissenschaftsbasierten zwei Jahren gemeinsam mit dem Rheinisch-Westfä- Beratungsleistungen sind unsere oberste Ziele. lischen Institut für Wirtschaftsforschung monatlich veröffentlicht wird. Der Index analysiert die weltwei- ten Containerverkehre und lässt verlässliche Rück- schlüsse auf die Entwicklung der weltwirtschaftlichen Univ.-Prof. Dr. Hans-Dietrich Haasis Aktivität zu. Vorsitzender des Direktoriums 3
ISL FORSCHUNG, BERATUNG & TRANSFER - LOGISTISCHE SYSTEME In der Abteilung Logistische Systeme werden in erster entwickelt, analysiert und bewertet sowie in Koopera- Linie betriebs- und regionalwirtschaftliche Fragestellun- tion mit dem Kompetenzbereich Optimierung und Si- gen aufgegriffen. Die Kernkompetenzen der Abteilung mulation der Abteilung Informationslogistik simuliert. liegen dabei in der unternehmerischen Systemintegra- Multimodale logistische Produkte werden hinsichtlich tion intermodaler Verkehre, in der Analyse, Konfigurati- Design, Kalkulation, Cost Sharing Ansätzen und System- on und Bewertung synergetischer regionaler Netzwerke integration untersucht. Durch die Zusammenarbeit mit wie etwa GVZ und Logistikzentren, im Wissensmanage- der European Intermodal Association (EIA) werden die ment und Kooperationscontrolling, beispielsweise für Ergebnisse international kommuniziert. logistische Netzwerke und Supply Chains, sowie in der Am Ende der auf drei Jahre angelegten Projektlaufzeit prozessorientierten Gestaltung ressourceneffizienter kann das Konsortium des Forschungsvorhabens Pre- Geschäftsmodelle. Kooperative und koopetitive logis- paredNET - Agentenbasierte Simulation und Erfor- tische Lösungen in Unternehmen, in der Supply Chain, schung eines Notfallkonzeptes zum Schutz von sen- am Standort und in der verteilten Produktion erhalten siblen Logistikknoten, das vom Bundesministerium in diesem Zusammenhang eine bemerkenswerte Bedeu- für Bildung und Forschung im nationalen Sicherheitsfor- tung. Mit Themen wie Verkehrssystemintegration, Mobi- schungsprogramm gefördert und vom ISL koordiniert lität, Mesologistik, Coopetition, Supply Chain Controlling, wurde, auf einen erfolgreichen Abschluss des Projekts Ressourceneffizienz und Multiagentensysteme werden blicken. Vor rund 30 Teilnehmern wurden im September innovative Ansätze aus der Wissenschaft aufgegriffen 2013 die Ergebnisse im Lage- und Führungszentrum der und weiterentwickelt. Hochschule Bremerhaven vorgestellt. Im Mittelpunkt Projektpartner sind Unternehmen der maritimen Wirt- stand dabei eine Live-Demonstration des entwickelten schaft, Handels-, Produktions- und Logistikunternehmen Management-Portals für Unternehmen in Güterver- ebenso wie EU, Bund, Länder und Kommunen. Das ISL kehrszentren und Logistikknoten, dessen Funktionswei- ist über die Abteilung auch in das Logistiknetzwerk Via se auf einem Multiagentensystem beruht. Bremen sowie in den Forschungsverbund Bremen Re- search Cluster for Dynamics in Logistics (LogDynamics) der Universität Bremen eingebunden. Hier ist Professor Haasis auch Sprecher der International Graduate School. Ebenfalls wurde in 2013 eine kooperative Nachwuchs- gruppe zwischen Universität Bremen und ISL im Rahmen der Exzellenzinitiative eingerichtet, deren Schwerpunkt auf dem Gebiet „Computational Logistics“ innerhalb der maritimen Logistik liegt. Weiterhin ist das ISL über die Abteilung seit mehreren Jahren Forschungsstelle der Kern dieses Systems ist die Bereitstellung eines soft- Bundesvereinigung Logistik (BVL) und der Gesellschaft warebasierten Notfallkonzeptes zur Aufrechterhaltung für Verkehrsbetriebswirtschaft und Logistik (GVB). der Warenflüsse nach unerwarteten Störungen inner- halb logistischer Drehscheiben. Solche Störereignisse Ausgewählte Projekte und Tätigkeiten in den thematischen können beispielsweise Schäden an Gleisanlagen und Schwerpunktbereichen der Abteilung waren in 2013: Weichen, Ausfälle an KV-Anlagen oder Verkehrsunfälle auf wichtigen Zufahrtsstraßen sein. Mit Hilfe des neuen MULTIMODALE PreparedNET Management-Portals sind Unternehmen LOGISTISCHE LÖSUNGEN UND MÄRKTE nun in der Lage, die verbliebenen Transport-, Umschlags- In diesem Themenfeld werden multimodal geprägte und Handlingkapazitäten innerhalb der Logistikagglo- beschaffungs- und distributionslogistische Lösungen meration dynamisch zu planen und zu steuern, um die 4
ISL FORSCHUNG, BERATUNG & TRANSFER - LOGISTISCHE SYSTEME Belieferung ihrer Kunden trotz Störung zu gewähr- leisten. Durch das Notfallkonzept wird ein Notbe- trieb sofort nach Schadenseintritt ermöglicht, auch im Falle eines erheblichen Betriebsausfalls. Innerhalb der Infrastruktur Deutschlands über- nehmen Güterverkehrszentren und Logistikknoten wichtige Aufgaben bei der Warenversorgung. In ei- nem GVZ werden unterschiedliche Verkehrsträger (z.B. Straße, Schiene, Wasserwege) und Akteure DAS PREPAREDNET MANAGEMENT-PORTAL BILDET zusammengeführt und vernetzt. Zu den Akteuren DIE NUTZEROBERFLÄCHE DES NEUEN SYSTEMS zählen unter anderem Speditionen, Lagerbetrei- den Kapazitäten. Um die Komplexität des Abgleichs ber, Dienstleistungsbetriebe und logistikintensive zwischen Logistikkapazitätsangebot und -nachfra- Industrie- und Handelsbetriebe. Die daraus resul- ge der einzelnen Unternehmen im GVZ möglichst tierende Komplexität wird durch wachsende Volu- realistisch darzustellen, wurden in das Szenario zu- menströme und Variantenvielfalt der Güter erhöht. sätzliche Unternehmen integriert. Zudem wurden Bei einem Schadenseintritt innerhalb eines GVZ weitere Informationen zur Entwicklung der Störung kann es regional, national und sogar international über die Oberfläche des Demonstrators angezeigt, zu Produktionsausfällen und zu Versorgungseng- um auch die Stärken des Systems bei kaskadieren- pässen für die Industrie, den Handel und die Bevöl- den Szenarien zu präsentieren, zum Beispiel bei kerung kommen. Verzögerungen der Bergung eines Zuges durch Um die Funktionsweise des entwickelten webba- unerwartete Komplikationen. Dauerte es 2011 sierten Systems zu demonstrieren, wurde ein Sze- tatsächlich mehrere Stunden, bis erste Notversor- nario gewählt, das an eine tatsächliche Begeben- gungsprozesse von den Akteuren initiiert wurden, heit im GVZ Bremen im Herbst 2011 angelehnt war zeigt das neue Management-Portal innerhalb von - eine Störung der Schienenanbindung durch die Sekunden auf, welche Unternehmen im vorliegen- Kollision zweier Güterzüge. Die Anwender werden den Schadensfall betroffen sind und bietet diesen durch das neue Management-Portal aktiv über den zugleich konkrete Lösungsvorschläge an. Die Nut- Unfall und die damit einhergehenden Konsequen- zer können anschließend basierend auf den Vor- zen für ihre jeweiligen Warenflüsse informiert. Das schlägen des Systems flexibel benötigte Transport- auf der Multiagententechnologie basierende Sys- und Umschlagskapazitäten über das Webportal tem unterstützt die Nutzer anschließend bei der miteinander kommunizieren und verhandeln, das Aufrechterhaltung ihrer Warenflüsse durch eine dy- heißt entsprechend dem Angebot und der Nachfra- namische Planung und Steuerung ihrer verbleiben- ge nach Kapazitäten auf andere Akteure und Ver- VERTRETER DES PROJEKTKONSORTIUMS BEI DER ABSCHLUSSVERANSTALTUNG VON PREPAREDNET 5
ISL FORSCHUNG, BERATUNG & TRANSFER - LOGISTISCHE SYSTEME kehrsträger ausweichen und so Versorgungsengpässe laufenden logistischen Prozesse und der Abschätzung vermeiden. von Projektrisiken. Sowohl die Produktions- und Trans- portprozesse vorgelagerter Zulieferunternehmen als Die Teilnehmer der Abschlussveranstaltung zeigten sich auch die Ein- und Auslagerungs- sowie Umschlagspro- überzeugt, dass die agentenbasierte Methodik in Ver- zesse in den Häfen können unter Berücksichtigung von bindung mit der webbasierten Oberfläche zur Umset- Kosten-, Zeit- und Störgrößen sowie Engpässen simuliert zung von Notfallkonzepten in Logistikknoten der richtige werden. Dieses Tool wird ständig für unterschiedliche Weg ist und bewerteten die Entwicklung des Portals als operative und strategische Fragestellungen weiterent- durchweg positiv. Durch die verwendete und im Zuge wickelt und wurde bereits erfolgreich in Zusammenar- des Projekts standardisierte Struktur der Anwendung beit mit Wirtschaftspartnern wie beispielsweise EnBW (DIN SPEC 91291), ist PreparedNET problemlos auf neue für Offshore-Windparks in der Nord- und Ostsee ange- Logistikagglomerationen übertragbar und kann durch wandt. Zukünftig soll in diesem Gebiet auch eine Brücke die Steigerung der Robustheit innerhalb logistischer Ket- zur Sicherheitsforschung geschlagen werden, indem ten für diese zu einem entscheidenden Standortvorteil mögliche Bedrohungen von Offshore-Windparks und werden. daraus resultierende Maßnahmen untersucht werden. » www.isl.org/forschung » www.isl.org/offshore » www.preparednet.isl.org Im März 2013 wurde das Projekt Financing Infrastruc- ture for Transport and Logistics within the Northern Dimension erfolgreich abgeschlossen. Dieses Vorhaben wurde unter der Federführung der University of Techno- logy in Lappeenranta vom ISL, der Graduate School of Management in St. Petersburg und der Higher School of Economics in Moskau bearbeitet. Auftraggeber war das Northern Dimension Institute, finanziert wurde das Pro- jekt vom Außenministerium des Königreichs Norwegen. WETTEREINFLÜSSE SPIELEN BEI DER LOGISTIK FÜR Ziel war es, Verkehrsinfrastruktur-Finanzierungsformen, OFFSHORE-WINDPARKS EINE WICHTIGE ROLLE die in den Mitgliedsstaaten der Northern Dimension, also aller Ostsee-Anrainerstaaten plus Norwegen und Ebenfalls ergeben sich neuartige logistische Fragestel- Weißrussland, angewandt werden, zu erheben und in lungen etwa im Bereich der Logistik für Offshore- Form von Fallstudien darzustellen. Einen besonderen Windenergieanlagen aus den spezifischen Einflusspa- Schwerpunkt bildeten dabei grenzüberschreitende Ver- rametern auf die Steuerung von Supply Chains, wie z.B. kehrs-Infrastrukturprojekte, die Ergebnisse wurden in Terminänderungen durch meteorologische Einflüsse einem Guidebook zusammengestellt. sowie Engpässe bei knappen und kostenintensiven Res- sourcen. Um die Auswirkungen von Störgrößen auf die » www.ndinstitute.org Supply Chain zu ermitteln und deren Bewertung hin- sichtlich der Erreichung logistischer Ziele und des Res- MESOLOGISTIK UND COOPETITION sourceneinsatzes zu ermöglichen, verfügt das ISL über In diesem Themenfeld werden Projekte zur Standortlo- ein Simulationstool, mit welchem die gesamte see- und gistik, zur Entwicklung von Güterverkehrszentren und landseitige Logistikkette abgebildet werden kann. zu logistisch geprägten Clustern in Kooperation mit Die wirtschaftlichen Ergebnisse zeigen sich in der Ver- der Deutschen GVZ Gesellschaft (DGG), die ebenfalls besserung der Planbarkeit und der Transparenz der ab- räumlich in das ISL integriert ist, bearbeitet. 6
ISL FORSCHUNG, BERATUNG & TRANSFER - LOGISTISCHE SYSTEME Das Forschungsprojekt GVZ-Klimaschutzbench- marking, beauftragt durch das Bundesumweltmi- nisterium, stellte im Jahr 2013 ein prioritäres Vor- haben in diesem Bereich dar. Das Ziel ist es, die besten Lösungsansätze hinsichtlich Nachhaltigkeit an deutschen GVZ-Standorten mittels einer um- fassenden Datenerhebung zu identifizieren. Dazu soll eine Erfolgsdatenbank, die Informationen zu den Maßnahmenkategorien Gebäude, Ressourcen, Fahrzeuge, Organisation, Energiebezug und Inter- modalität beinhaltet, aufgebaut werden. Die zent- ralen Ergebnisse werden anschließend in die GVZ- Community transferiert. Die Verbreitung der Best Practices erfolgt über zahlreiche Maßnahmen wie z.B. Roadshows, Workshops, Konferenzbeiträge und insbesondere über die eigene Webseite. » www.isl.org/forschung DIE NACHHALTIGKEIT VON GÜTERVERKEHRSZENTREN » www.gvz-klimaschutzbenchmarking.isl.org WIRD IN MEHREREN PROJEKTEN DES ISL FOKUSSIERT Zu Beginn des vergangenen Jahres konnte weiter- Hierzu zählen die Vorhaben Entwicklungskonzept hin das Forschungsvorhaben Sicherheitsstrategie für die Güterverkehrszentren in Deutschland, für den Güterverkehr im Auftrag des Bundesmi- Masterplan Freight Village Kaluga Russia sowie nisteriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung das EU Projekt EcoHubs. erfolgreich abgeschlossen werden. Dabei wurde » www.gvz-org.de erstmals ein verkehrsträgerübergreifendes Kon- » www.ecohubs.eu zept zur Sicherung des Logistikstandorts Deutsch- land erstellt. Das Vorhaben war eine unmittelbare GOVERNANCE UND LEADERSHIP Umsetzung der Maßnahme 1D (Sicherheitsstrate- Governance und Leadership sind wesentliche Ge- gie für die Güterverkehrs- und Logistikwirtschaft) staltungelemente einer modernen und innovativen des Aktionsplans Güterverkehr und Logistik. Unternehmensführung. Neben Ansätzen des Wis- sensmanagements und der Unternehmensführung werden in diesem Themenfeld Planungs- und Con- trollingansätze für kooperativ agierende Unterneh- men in Netzwerkstrukturen untersucht. Der logistische Wachstumsmarkt der Türkei konnte Vor dem Hintergrund der nationalen Wettbewerbs- erstmals Ende 2013 mit einer Kooperationszusage fähigkeit im globalen Güterverkehr und den ständig für das LC/FV Trabzon für das ISL neu erschlossen wachsenden Transportvolumina richtet das vom werden. Die Beratungsleistungen werden neben Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie den Markt- und Standortanalysen vor allem die unterstützte Verbundprojekt SMART SC - eBusi- konkrete Masterplanung des GVZ umfassen. ness-Standardisierung in der maritimen Supply Weiterhin hat die DGG in Kooperation mit dem Chain seit 2012 seinen Blick auf eine nachhaltige ISL in 2013 an drei Beratungsprojekten gearbeitet. Verbesserung der Kommunikationsstrukturen in 7
ISL FORSCHUNG, BERATUNG & TRANSFER - LOGISTISCHE SYSTEME den hafenbezogenen Transportketten. Das Ziel des Logistik und im Hinterlandtransport. Die dauerhafte Ein- Projekts ist eine Effizienzsteigerung der vorhandenen richtung des vom ISL mitinitiierten Forschungsverbun- Logistikprozesse über die gesamte containerbezogene des Asian-German Knowledge Network for Transport Wertschöpfungskette im Import und Export durch den und Logistics (AGKN) birgt in diesem Zusammenhang unternehmensübergreifenden Einsatz von eBusiness- viele Chancen für eine engere Zusammenarbeit zwischen Standards. Wissenschaftlern und Experten aus Unternehmen. Eine Machbarkeitsstudie über die themenbezogene Versteti- gung dieser Forschungsstruktur soll den beteiligten Ak- teuren des AGKN-Netzwerks einen Überblick hinsichtlich der Etablierung eines permanenten und unabhängigen Vereinsmodells verschaffen. Das Ziel ist es, bereits exis- tierende Institutionalisierungsformen innerhalb der For- SMART SC schungslandschaft aufzeigen sowie im Dialog mit den beteiligten Partnern eine „Association of Asian-German Knowledge Network for Transport and Logistics“ zu ent- Um die Leistungsfähigkeit der physischen Prozesse wie wickeln und umzusetzen. Transport, Umschlag oder Lagerei zu verbessern, sollen die den Warenstrom begleitenden Informations-, Kom- munikations- und Transaktionswege harmonisiert und Daten, Informationen und Dokumente effizient und mit minimierter Fehlerquote zwischen den beteiligen Unter- Das Chinesisch-Deutsche Zentrum für Wissenschafts- nehmen in der Supply Chain ausgetauscht werden. förderung in Beijing unterstützte hierauf aufbauend Mit Abschluss einer Anforderungsanalyse, der Auswer- in 2013 zum zweiten Mal das ISL bei der Planung und tung einer Unternehmensbefragung sowie der Spezifika- Durchführung einer Wissenschaftstagung zu grüner und tion der angestrebten eBusiness-Lösung wurde im April sicherer Logistik in Nanning. 2013 der erste Meilenstein erreicht. Laufende Aufgaben » www.agkn.de des Konsortiums bestehen in der Entwicklung und Um- setzung eines Datenmediators, in der Implementierung NACHHALTIGE PROZESSE UND STRUKTUREN eines Supply Chain Event Management Moduls, in der Entwicklung von Mobilkomponenten für LKW sowie in In diesem Themenfeld werden logistische Prozesse und der Durchführung einer Wirtschaftlichkeits- und Nach- Strukturen im Zusammenspiel zwischen Produktion, haltigkeitsanalyse der Lösung auf Basis der erfolgten Handel und Logistik aus Sicht der Nachhaltigkeitsfor- Spezifikationen. schung untersucht. Vor allem grüne und sichere Trans- portplanung und -steuerung stehen hier im Blickpunkt. » www.isl.org/forschung » www.smartsc.isl.org Nach einer Laufzeit von zweieinhalb Jahren konnte das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung Unterstützt durch das Internationale Büro des Bundes- geförderte Vorhaben SMITH - Energieeffiziente Sup- ministeriums für Bildung und Forschung wird derzeit ply Chain Steuerung mittels Expertensystemen bei ein Forschungsnetzwerk von Wissenschaftlern aus passiv temperaturgeführten Transportprozessen er- Deutschland, Vietnam und China aufgebaut. Thema- folgreich abgeschlossen werden. Das Projekt fokussierte tisch befasst sich dieses Netzwerk mit innovativen und stellvertretend am Beispiel der Aleris Recycling GmbH nachhaltigen Lösungen zum Wissensaustausch und zur und den hier durchgeführten Transporten von Flüssig- Planung von kooperativen Ansätzen in der maritimen aluminium die Energieeffizienz der passiven Tempera- 8
ISL FORSCHUNG, BERATUNG & TRANSFER - LOGISTISCHE SYSTEME turführung. Das flüssige Aluminium muss so erhitzt störenden Einflüsse geschützt. Sie sind daher ins- sowie der entsprechende Transportbehälter so vor- besondere für den rauen Betrieb an allen Trans- geheizt werden, dass die Anlieferung beim Kunden port- und Nutzfahrzeugen geeignet. Die zugehörige in der richtigen Verarbeitungstemperatur erfolgt. Software ist in der Lage, auf Basis der erhobenen Umweltdaten sowie unter Berücksichtigung der Kundenwünsche die optimale Abfahrtstempera- tur des Flüssigaluminiums für den Transport zu prognostizieren. Mit Hilfe dieses Expertensystems können Unternehmen und Transportdienstleister im Niedrig- und Hochtemperaturbereich zukünftig ihre Ware beim Transport durchgängig intelligent überwachen und zugleich Einsparungen bei der im Das Einstellen beider Temperaturen durch die Ver- Vorfeld notwendigen Erwärmung oder Abkühlung lader erfolgte oftmals erfahrungsbasiert, wobei ihrer Ware für den passiv temperaturgeführten Daten wie die Transportdauer, der Zustand des Transport realisieren. Transporttiegels oder Wettereinflüsse berücksich- tigt werden. Um die notwendige Verarbeitungstem- peratur bei Anlieferung nicht zu unterschreiten, werden die Aluminiumschmelze und die Transport- warmhaltetiegel allerdings häufig über das not- wendige Maß hinaus erhitzt. Dieses führt zu einer negativen Energieeffizienz, wie sie sich oftmals bei passiv temperaturgeführten Transporten darstellt. Am Grevenbroicher Standort von Aleris stellte das Projektkonsortium, das durch das ISL koordiniert VERTRETER DES PROJEKTKONSORTIUMS BEI DER wurde, im September 2013 nun vielversprechende ABSCHLUSSVERANSTALTUNG VON SMITH Ergebnisse vor und demonstrierte ein entwickeltes Ausgehend von rund 400 analysierten Fahrten er- Expertensystem, das aus Hard- und Softwarekom- gibt sich unter den getroffenen Annahmen und der ponenten besteht. Die Hardware umfasst eine Berücksichtigung gegenwärtiger Preise für Gas und Funkzentrale mit entsprechenden Sensoren und CO2-Zertifikate durch den Einsatz des Systems aus erfasst beim Transport neben relevanten Umwelt- dem Projekt SMITH eine Reduktion der Kosten und daten wie beispielsweise Lufttemperatur und Luft- CO2-Emissionen um bis zu 10,9 Prozent. feuchtigkeit auch die Temperatur des Aluminiums. Die Funksensoren wurden dabei sehr robust auf- » www.isl.org/forschung gebaut, vollständig vergossen und so gegen alle » www.smith.isl.org TEILE DER SMITH SENSORIK, DIE AM AUFLIEGER MIT TRANSPORTTIEGELN FÜR FLÜSSIGALUMINIUM BEFESTIGT WERDEN 9
ISL FORSCHUNG, BERATUNG & TRANSFER - MARITIME WIRTSCHAFT UND VERKEHR Schwerpunkt der Tätigkeiten und Dienstleistungen der Als Basis hierzu dienen beispielsweise das Container- Abteilung Maritime Wirtschaft und Verkehr ist die verkehrsmodell Nordrangehäfen, mit dem bereits Analyse von Einflussfaktoren und Wirkungszusammen- seit mehreren Jahren die Containerströme von und zu hängen sowie die Entwicklung von Prognosen für die den bedeutendsten Nordrangehäfen untersucht wer- Märkte der maritimen Wirtschaft, aber auch die Bera- den und welches eine zentrale Datenquelle für Hinter- tung der entsprechenden Entscheidungsträger in Wirt- landverkehre ist oder der Global Port Tracker - North schaft, Politik und Verwaltung. Die Aktivitäten umfassen Europe Edition, der regelmäßig gemeinsam mit Hackett vor allem die Bereiche Schifffahrt, Häfen mit deren Hin- Associates herausgegeben wird. terland und Schiffbau. Über die rein ökonomische Be- » www.isl.org/nectm trachtung hinaus werden zusätzlich Fragestellungen aus » https://shop.isl.org dem Bereich Seeverkehr und Umwelt bearbeitet. Wei- terhin werden Analysen und Prognosen zu verkehrspo- Ein weiteres Instrument ist der RWI/ISL Containerum- litischen Maßnahmen und Programmen auf regionaler, schlag-Index, der gemeinsam mit dem Rheinisch-West- nationaler und internationaler Ebene erstellt sowie im fälischen Institut für Wirtschaftsforschung monatlich Rahmen von Projekten qualitative und quantitative An- veröffentlicht wird und der die Entwicklung des weltwei- sätze der infrastrukturellen Verkehrsplanung und -mo- ten Containerverkehrs analysiert. Der Index lässt ver- dellierung für den Land- und Seeverkehr evaluiert und lässliche Rückschlüsse auf die Entwicklung der weltwirt- entwickelt. Traditionell umfasst das Aufgabenspektrum schaftlichen Aktivität zu, da der internationale Handel eine breit gefächerte Beratung von Politik und Wirtschaft im Wesentlichen per Seeschiff und Containerumschlag durch fundierte Marktinformationen. Insgesamt steht über die globalen Häfen abgewickelt wird. Dabei gehen dem ISL ein breites Spektrum an Datengrundlagen und die vom ISL fortlaufend erhobenen Angaben von 72 Informationsdienstleistungen zur Verfügung. Häfen ein, die rund 60% des weltweiten Containerum- schlags tätigen. » www.isl.org/containerindex Darüber hinaus verfügt das ISL für verschiedenste Schifffahrtsbereiche (Container, Tanker, Bulker, Multi- Purpose-Schiffe, Plattform-Versorger, Kreuzfahrtschiffe, Car Carrier, Fähren etc.) über ein System der standar- disierten Erarbeitung kundenspezifischer Markt- berichte und Kurzstudien. Ein weiterer Schwerpunkt ist ein als „multi client“-Ansatz konzipiertes komplexes DIE EXPERTEN DES ISL ANALYSIEREN STÄNDIG Daten- und Schätzmodell für den Weltcontainer- DIE ENTWICKLUNG DER GLOBALEN CONTAINERVERKEHRE verkehr mit Fokus auf Europa, das als Marktsegmente Ausgewählte Projekte und Tätigkeiten in den thematischen Deepsea- und Shortsea-Verkehre sowie Hinterland- und Schwerpunktbereichen der Abteilung waren in 2013: Transhipment-Regionen umfasst. MARKTSTUDIEN UND MARKTBEOBACHTUNG HAFEN- UND WERFTENENTWICKLUNG Im Rahmen verschiedener Studien, Publikationen und Ein Schwerpunkt der Tätigkeiten der Abteilung ist die Projekte beobachtet das ISL fortwährend die Marktent- Beratung für Häfen und Schiffbau. Im Sommer 2013 wicklung in den Nordrangehäfen und deren Hinter- wurden erste Untersuchungen hinsichtlich der Mach- land, um Kunden zeitnah über neue Trends und Abwei- barkeit für ein zusätzliches Containerterminal in chungen von erwarteten Entwicklungen zu informieren. Wilhelmshaven und damit einen möglichen weiteren 10
ISL FORSCHUNG, BERATUNG & TRANSFER - MARITIME WIRTSCHAFT UND VERKEHR Ausbau des JadeWeserPort aufgenommen. Das ISL 4.000 TEU sowie Direktanläufe des Maersk-Fernost- konnte gemeinsam mit der ISL Applications GmbH dienstes AE1/AE10 in Danzig haben die traditionel- das Los für die Analyse von Bedarf, Kosten-Nutzen len Strukturen der Versorgung des Ostseeraums und betrieblichem Terminal-Design gewinnen. Auf aufgebrochen. Hier wurden die Auswirkungen die- Basis des Containerverkehrsmodells Nordrange- ser neuen Strategien auf Häfen in der Nordrange häfen wird die Marktposition Wilhelmshavens im und im Ostseeraum untersucht und auf Basis von Hinterland- und Feederverkehr ermittelt. Daraus Liniendienstkalkulationen in verschiedenen Szena- wird zusammen mit einer aktuellen Gesamtmarkt- rien Annahmen über die Entwicklung der Versor- prognose ein Potenzial für die Entwicklung des Um- gungsstrategien für den Ostseeraum abgeleitet. schlags in Wilhelmshaven abgeleitet. In Verbindung Im Auftrag eines nordeuropäischen Hafens wur- mit anderen Informationen ergibt sich ein plausi- de eine Potenzialanalyse zur Nordostpassage bler Zeitpunkt für die Inbetriebnahme zusätzlicher durchgeführt. Das ISL hat unter anderem die wirt- Kapazitäten und deren Dimensionierung. schaftlichen, technischen und rechtlichen Rah- Gemeinsam mit MLTC Martime Logistics and Trade menbedingungen für die Nutzung dieses Schiff- Consulting (Paris) und SBC Shipping Business Con- fahrtsweges analysiert und mit Hilfe verschiedener sultants (Madrid) wurde das Projekt Observatoire Szenarien mögliche Implikationen für die nord- des Coûts de Passage Portuaire zur detaillierten westeuropäischen Häfen sowie Vorteile aus Sicht Beobachtung und Ermittlung von Hafenanlaufkos- der Reeder abgeleitet. ten in verschiedenen europäischen Häfen akqui- Im Rahmen des Projekts Macro-economic Deve- riert. Das ISL wird dabei Häfen in Nordwesteuropa lopment and Multi-modal Cargo Flows of the sowie im Schwarzmeerraum untersuchen. Ziel des South-Eastern Baltic Sea Region aus dem INTER- Projekts für das französische Ministerium für Öko- REG Baltic Sea Region Programme der EU konnte logie, nachhaltige Entwicklung und Energie ist es, ebenfalls das Containerverkehrsmodell einsetzt die Wettbewerbsfähigkeit der französischen Häfen werden. Hier ging es darum, die Hinterlandverkeh- in verschiedenen Kostenkategorien zu ermitteln so- re der baltischen Häfen zusammenzufassen und wie Best Practices zu identifizieren. die Auswirkungen vorhandener makroökonomi- Zwei weitere Projekte beschäftigten sich mit Ree- scher Prognosen auf diese Verkehre und den Mo- dereistrategien zur Versorgung des Ostsee- dal Split in der Region abzuschätzen. Dabei wurde raums. Die Nutzung von Feederschiffen mit bis zu ein Fokus auch auf Weißrussland gelegt. AUCH MACHBARKEITSSTUDIEN, BEISPIELSWEISE ZUM AUSBAU VON HÄFEN UND TERMINALS, ZÄHLEN ZU DEN AUFGABEN DES ISL 11
ISL FORSCHUNG, BERATUNG & TRANSFER - MARITIME WIRTSCHAFT UND VERKEHR Im Frühjahr 2013 wurde eine erneute Aktualisierung ei- Organisation. Im Ergebnis musste festgestellt werden, ner Studie beauftragt, in der es um die zu erwartenden dass die Entwicklungsziele des Landes besser durch eine Verkehrsmengen und Fahrzeugbewegungen durch neue Straße zu erreichen wären. den Hafenbetrieb in Bremerhaven und um die dar- » www.isl.org/forschung aus resultierenden Belastungen der Cherbourger Straße ging. Hier wurden die aktuellen Entwicklungen des Um- Ende 2013 wurde das Projekt BSR InnoShip - Baltic Sea schlags, vorhandene Strukturveränderungen und Aus- Cooperation for Reducing Ship and Port Emissions wirkungen wahrscheinlicher Kapazitätsrestriktionen der through Knowledge- and Innovation-based Compe- verschiedenen Hinterlandverkehrsträger einbezogen. titiveness im Rahmen des INTERREG Baltic Sea Region Insbesondere den wahrscheinlichen Kapazitätsrestrikti- Programme der EU mit 18 Partnern aus Forschung, Ha- onen der Schiene und den Auswirkungen auf den Modal fenstädten und Hafenverwaltungen abgeschlossen. Split wurde eine erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt. SCHIFFFAHRT UND SCHIFFFAHRTSPOLITIK Seit einiger Zeit nehmen die Schifffahrtsexperten des ISL regelmäßig eine Analyse des Schwergut- und Pro- Zielsetzung war es, durch Kooperationen der verschie- jektladungsmarktes vor und erstellen einen Bericht denen Akteure im maritimen Sektor im Ostseeraum zur Entwicklung der Flotte der Schwergutschiffe und zu Schiffs- und Hafenemissionen durch verschiedene auf den Märkten von Industriegütern, die eine hohe Wahr- Innovationen und bestehendem Knowhow basierte scheinlichkeit hinsichtlich der Verschiffung von größeren Maßnahmen zu reduzieren. Ein Ergebnis ist auch die Ladungseinheiten im Sinne von Projektverkehren ha- gemeinsam mit dem Baltic Sea Forum (BSF) Entwicklung ben. Dabei werden einerseits aufwändige Recherchen des Baltic Sea Clean Maritime (BSCM) Award, der ab zur Entwicklung der Flotte und des Orderbuchs über die 2013 jährlich vergeben werden soll. Informationen von IHS Fairplay bzw. Clarkson Research hinaus vorgenommen, um der Realität der Flottenent- » www.isl.org/forschung wicklung und ihrer Spezifikation noch näher zu kommen. » www.innoship.eu Zum anderen werden Auftragsentwicklungen bspw. in der Offshore-Industrie, beim Kraftwerksbau, beim Bau EU VERKEHRSPOLITIK von Chemieanlagen oder Raffinerien, beim Pipelinebau, Der Bereich Maritime Wirtschaft und Verkehr war in im Hafenbau und einer ganzen Reihe anderer Branchen 2013 neben einigen kleineren EU Projekten in vier Vor- global untersucht, um daraus Hinweise auf die Entwick- haben aus dem 7. Forschungsrahmenprogramm der EU lung der Nachfrage nach Kapazitäten für projektladungs- Kommission als Partner eingebunden. Diese Projekte und schwergutfähige Schiffe abzuleiten. haben in der Regel eine Laufzeit zwischen zwei und drei Jahren und werden auf europäischer Ebene mit enger Bereits im Jahr 2012 wurde unter der Leitung des ISL Einbindung von Unternehmen aus der Wirtschaft und eine umfangreiche Machbarkeitsstudie zur Einrich- von Behörden aus Politik und Verwaltung durchgeführt. tung einer zweiten Fährlinie in Timor-Leste mit finan- zieller Unterstützung der Bundesrepublik Deutschland Gemeinsam mit einem belgischen und einem französi- durchgeführt. Vor dem Hintergrund der Verbesserung schen Partner ist das ISL in einen Multiple-Framework- der Infrastruktur, der Integration und der sozialen Be- Contract mit dem Europäischen Parlament eingebun- dingungen in dem Land ging es hier um die Einsatz- den. Dieser Rahmenvertrag verlängert sich automatisch möglichkeiten sowie die technische und wirtschaftliche um ein Jahr, sofern keiner der Vertragsparteien diesen Machbarkeit einschließlich Schiffsdesign, Hafenbau und aufkündigt. Laufzeitende ist im Sommer 2015. 12
ISL FORSCHUNG, BERATUNG & TRANSFER - MARITIME WIRTSCHAFT UND VERKEHR Auch bietet das ISL in diesem Themenfeld seine Die Analyse und Abbildung von Schiffsemissionen Unterstützung bei der Antragstellung im MARCO fand erstmals Anwendung als Elbsimulation im POLO II Programm sowie im TEN-T Programm der Hafen Hamburg im Auftrag der HPA Hamburg EU Kommission an. Im MARCO POLO Programm Port Authority. Diese wurde im Berichtszeitraum wurde beispielsweise ein Antrag für die Förderung um weitere Funktionalitäten erweitert, auch wur- eines Hafenhinterlandprojekts für Unternehmen de ein Wartungsvertrag zwischen HPA und ISL ge- aus der maritimen Wirtschaft erarbeitet, während schlossen. im TEN-T Programm für einen nordwesteuropäi- Im vergangenen Jahr wurde mit dem Vorhaben schen Hafen ein Antrag auf Förderung einer Mach- EcoPAW die Grundlage für eine Übertragung und barkeitsstudie formuliert wurde. Erweiterung des Simulationsmodells für Schiffse- missionen in andere Hafengesamtsysteme entwi- SCHIFFFAHRT UND UMWELT ckelt. Im Rahmen der Standardisierung wird es da- Das Ziel des Vorhabens H2OCEAN - Development mit neben den schiffsbezogenen Emissionen auch of a Wind-Wave Power Open-sea Platform Equip- möglich sein, hafen-, handling- oder transportket- ped for Hydrogen Generation with Support for tenbezogene Emissionen (z.B. Krane, Van Carrier, Multiple Users of Energy im 7. Forschungsrah- LKW) einzubeziehen sowie die Realisierbarkeit von menprogramm der EU Kommission ist es, eine Einsparpotenzialen zu validieren. Die erste Anwen- Wind-Wellen-Plattform zur Energiegewinnung auf dung findet das angepasste und erweiterte System hoher See zu entwickeln. im Auftrag von bremenports seit 2013 als Emissi- onsmodell Bremische Häfen. Zuletzt ermittelte das ISL ebenfalls für bremenports den Carbon Footprint der Bremischen Häfen. Das Projekt läuft über drei Jahre und umfasst ins- Dazu werden Unternehmen befragt und Kenn- gesamt 17 Partner, davon sechs Forschungsunter- zahlen ermittelt, um auch in Bezug auf einzelne nehmen, zehn KMU und ein Großunternehmen. Ladungsarten Aussagen über die CO2-Emissionen » www.isl.org/forschung dieser Ladung beim Durchlaufen der Bremischen » www.h2ocean-project.eu Häfen machen zu können. Im Rahmen der Simulation von Schiffsemissionen verfügt das ISL über ein Modell zur Abbildung von Schiffsbewegungen, das gemeinsam mit der Abtei- lung Informationslogistik entwickelt wurde. Dafür werden Schiffsbewegungen im Hafen abgeschätzt, im zeitlichen Ablauf simuliert und mit jeweils be- rechneten Emissionswerten verknüpft. Neben der Ermittlung selbst der Verkehre kleiner Bunker- und Behördenboote sowie der Binnenschifffahrt wurde eine Datenbank mit den Spezifikationen (Leistung, Verbrauch, Emissionswerte etc.) der verschiedens- ten Motoren im Einsatz auf Schiffen erstellt. Die Eingangsparameter wie Schiffsmotoren und deren Emissionen oder auch die erwarteten Schiffsgrö- UMWELTFRAGEN IN DER SCHIFFFAHRT GEWINNEN ßen werden regelmäßig aktualisiert. EINE IMMER GRÖSSERE BEDEUTUNG 13
ISL FORSCHUNG, BERATUNG & TRANSFER - INFORMATIONSLOGISTIK Die Kernkompetenzen der Abteilung Informationslo- Document ebenfalls ein Single Window System (Sing- gistik liegen in der kundennahen Unterstützung beim le Access Point) für Verwaltungsverfahren, einheitliche Aufbau und Betrieb logistischer Dienstleistungen durch Grenzabfertigungsverfahren in allen EU Mitgliedsstaa- innovative informationstechnische Lösungen. Dies be- ten sowie die notwendige Infrastruktur für den Aufbau trifft sowohl den strategischen (Simulation) als auch den sicherer und effizienter Verkehrskorridore zwischen Eu- operativen Bereich der Transportwirtschaft. Fachspezifi- ropa, USA und Asien auf der Agenda des Projektteams. sches Wissen um charakteristische Geschäftsprozesse, » www.isl.org/forschung effizientes Projektmanagement und aktuelles Knowhow » www.efreightproject.eu bilden die Grundlage der Produkte und Dienstleistungen sowie der innovativen Forschung im Bereich der logis- Auch das von der European Space Agency (esa) geför- tischen Informations- und Simulationstechnologien. derte Projekt iPort - Optimising Intermodal Freight Neben technischen Lösungen werden in den Projekten Transport through European Ports ist diesem For- weiterhin Aspekte wie Regularien und physische Abläufe schungsbereich zuzuordnen. In iPort wurde eine Mach- betrachtet und analysiert. Insbesondere der Bereich der barkeitsstudie darüber erstellt, wie der LKW-Zulauf auf Sicherheitsforschung wurde im vergangenen Jahr noch das Containerterminal Liverpool durch satellitenbasierte einmal verstärkt fokussiert. Zusätzliches werden auch Dienste optimiert werden kann. Das ISL hatte hier die psychologische Faktoren in F&E-Projekten, beispielswei- Aufgabe, sowohl den in Liverpool ermittelten Bedarf als se bei der Umsetzung von Innovationen im logistischen auch die Übertragbarkeit des Lösungsansatzes auf an- Umfeld, herangezogen. dere Häfen am Beispiel Bremerhavens zu untersuchen. Ausgewählte Projekte und Tätigkeiten in den thematischen Schwerpunktbereichen der Abteilung waren in 2013: INFORMATIONSTECHNOLOGIEN IM INTERMODALEN VERKEHR Im EU Vorhaben e-freight - European e-Freight Capa- bilities for Co-modal Transport wurden die Arbeiten Ende 2013 startete darauf aufbauend das Folgevorha- zur Definition eines Standard-Transportdokuments (Sin- ben iPort II, das nun die Entwicklung und Vermarktung gle Transport Document) für alle Verkehrsträger als eine satellitenbasierter Services für die Transportwirtschaft der Projektaufgaben des ISL weitergeführt. Ferner wur- fokussiert. In Kooperation mit der dbh Logistics IT AG den die erarbeiteten Ergebnisse in einer Pilotanwendung ist es hier zunächst Aufgabe und Ziel des ISL, Synergien mit der ACOS-Gruppe demonstriert und validiert. Damit zu dem Projekt SMART SC zu erschließen und ein Supply konnte das Projekt in 2013 abgeschlossen werden. Chain Event Management System entsprechend weiter- zuentwicklen. » www.isl.org/forschung » iap.esa.int/projects/transport/iport Weiterhin startete ebenfalls Ende des Jahres das Projekt OPTIBAHN - IT-gestützte Optimierung der Hafen- Das Hauptziel von e-freight war die Entwicklung eines bahnprozesse in Bremerhaven, das von der BIS Bre- standardisierten Systems für den Frachtinformations- merhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und austausch zwischen allen Verkehrsträgern und allen Stadtentwicklung mbH gefördert wird. Bahntransporte, Beteiligten. Dafür standen neben dem Single Transport vorwiegend von Containern oder Automobilen, stellen 14
ISL FORSCHUNG, BERATUNG & TRANSFER - INFORMATIONSLOGISTIK einen wichtigen Faktor im Hinterlandverkehr von AUTO-ID UND und zu den deutschen Seehäfen dar, erfordern SICHERHEIT IM CONTAINERVERKEHR aber aufgrund einer großen Anzahl von Akteuren, Am Ende der auf über drei Jahre angelegten Pro- die an den Transport- und Umschlagsprozessen jektlaufzeit kann das Konsortium des Forschungs- beteiligt sind, auch einen hohen Koordinationsauf- vorhabens ECSIT - Erhöhung der Containersi- wand. Zwar werden die mit diesen Prozessen ver- cherheit durch berührungslose Inspektion im bundenen Daten zwischen bestimmten Beteiligten Hafenterminal, welches durch das Bundesminis- teilweise bereits elektronisch übermittelt, dennoch terium für Bildung und Forschung gefördert, den ergeben sich im täglichen Betrieb Informationsdefi- Bremer Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen zite und Störungen in den Abläufen. Hinzu kommen initiiert und das ISL koordiniert wurde, den erfolg- die knappen Kapazitäten der Bahninfrastruktur in reichen Abschluss vermelden. Vor rund 120 gelade- den Häfen, die eine effiziente Nutzung unabding- nen Teilnehmern wurden Ende Oktober 2013 auf bar machen. dem Gelände des EUROGATE Containerterminals in Es können also noch erhebliche Optimierungspo- Bremerhaven neue Inspektionsprozesse und -tech- tenziale in der Abstimmung der Betriebsabläufe nologien für Container zur Erhöhung der Sicherheit und -kapazitäten sowie in deren Unterstützung im Seehafenterminal vorgestellt. durch IT-basierte Verfahren ausgemacht werden. Ziel von OPTIBAHN ist es somit, eine Grundlage zum Abbau vorhandener Defizite zu schaffen und eine einheitliche standardisierte Datenkommuni- kation zwischen den Akteuren zu etablieren, damit Störungen im betrieblichen Ablauf reduziert und Aufgrund der gestiegenen globalen Bedrohung eine effizientere Nutzung der vorhandenen Infra- durch Terrorismus und organisierten Kriminalität struktur erreicht werden kann. einerseits und des starken Wachstums des welt- » www.isl.org/forschung weiten Warenverkehrs andererseits ist der Bedarf DEMONSTRATION EINES ZWEIDIMENSIONALEN RÖNTGENVORGANGS AUF DEM CONTAINERTERMINAL BREMERHAVEN IM RAHMEN DER ABSCHLUSSVERANSTALTUNG ZUM PROJEKT ECSIT 15
ISL FORSCHUNG, BERATUNG & TRANSFER - INFORMATIONSLOGISTIK an Sicherheitslösungen in der Supply Chain in den letzen Im Rahmen des Projekts wurde nun untersucht, wie Jahren stark gestiegen. Beispielsweise würden Anschlä- neuartige Inspektionstechnologien zu einer Erhöhung ge mittels radioaktiver Stoffe in einem Seefrachtcontai- der Sicherheit von Containern führen können und wie ner die Warenkette empfindlich treffen und hätten bei diese in ein übergreifendes Konzept unter Einbeziehung der Explosion oder der Freisetzung hochtoxischer Stoffe aller Beteiligter und Zuständigkeiten zu übertragen sind, verheerende Folgen. Um diesem Fall zuvor zu kommen, ohne die Sicherheit und Performance des Hafentermi- müssen solche Anschläge genauso wirksam verhindert nals zu beeinträchtigen - auch um dem Szenario gerecht werden wie der Schmuggel von gefährlichen Stoffen zu werden, dass die Vorgaben seitens der USA im Som- und Gütern oder Waffen. Vor allem Behörden und Re- mer 2014 tatsächlich umgesetzt werden. ECSIT skizzierte gierungen fokussieren Anforderungen an eine stärkere dazu zunächst mögliche Standorte der einzelnen Scan- Transparenz internationaler Transportbewegungen, um anlagen für LKW und Bahn an den Einfahrten zum Ter- eine Erhöhung der Sicherheit zu erreichen. Aber auch minal sowie innerhalb des Umschlagsbereichs. Dabei gilt Unternehmen haben aus ökonomischer Perspektive ein es insbesondere die Anforderungen der Terminalbetrei- Interesse an der Verschlankung sicherheitsrelevanter ber zu beachten. Beispielsweise sollen die Abläufe durch Prozesse, die teilweise gesetzlich verankert sind. das zusätzliche Scanning so wenig wie möglich beein- trächtigt werden. Auch sollte es ein limitiertes Zeitfens- ter zur Auswertung der Bilder geben und es muss ein Gefahrenmanagement im Alarmfall etabliert werden. Ferner wurden Scananlagen und der Inspektionsvorgang im Einzelnen vorgestellt. Container Richtung USA könn- ten in sogenannten Basisscan-Anlagen zweidimensional geröntgt und gleichzeitig auf Radioaktivität untersucht werden. Sollte ein bestimmter Grenzwert überschritten sein, wird der Container sofort auf eigens vorgesehene Abstellflächen transportiert und Alarm ausgelöst. Soll- ANALYSE DES RÖNTGENBILDS EINES SEECONTAINERS te die Radioaktivität aber unterhalb eines bestimmten Ein Beispiel für eine solche Entwicklung ist die in ECSIT Grenzwertes liegen - beispielsweise gibt es natürlich fokussierte House Resolution No.1, die allgemein als vorkommende Radionuklide in Keramikartikeln oder 100% Scanning-Gesetz bezeichnet wird und vom US- Dünger - kann der Container einer genaueren Analy- amerikanischen Kongress verabschiedet wurde. Seitens se, einer sogenannten Nuklididentifikation, unterzogen der US-Behörden gibt es bislang nur wenig Informatio- werden. Falls die zweidimensionale Untersuchung dann nen zu diesem Gesetz, das eine Röntgen- und Radioakti- noch Zweifel hinterlässt, sieht das Konzept einen speziell vitätsuntersuchung für alle Container vorschreibt. Nach entwickelten dreidimensionalen Röntgenscan vor, der derzeitigem Stand muss aber ab Sommer 2014 davon eine detailliertere Abbildung und Prüfung besonders ausgegangen werden, dass keine Container mehr Rich- kritischer Bereiche ermöglicht. Begleitend wurde ein In- tung der USA exportiert werden dürfen, die nicht zuvor formationssystem entwickelt, welches die Zusammenar- im Abgangshafen gescannt und auf Radioaktivität ge- beit der Beteiligten an der Transportkette innerhalb und prüft worden sind. Dies wiederum bedeutet eine mas- außerhalb des Hafens wie US-Behörden, Hafenbehörde, sive Aufstockung der bereits in den Häfen vorhandenen Zoll oder Polizei und Feuerwehr mit Fokus auf das Con- Kapazitäten zur Überprüfung der Seefracht. Mengensze- tainer-Scanning unterstützt. Dabei wird über diesen so- narien im Rahmen von ECSIT gehen allein für die Ameri- genannten Logistics Collaboration Hub das existierende kaverkehre des Containerterminals in Bremerhaven an Port Community System der Bremischen Häfen, die Bre- starken Tagen von täglich über 1.200 Boxen aus. mer Hafentelematik, mit den Scanstationen des Termi- 16
ISL FORSCHUNG, BERATUNG & TRANSFER - INFORMATIONSLOGISTIK nals und mit den US-Behörden vernetzt, um die si- Chains im 7. Forschungsrahmenprogramm der EU cherheitsrelevanten Informationen auszutauschen. Kommission, das in 2013 fortgeführt wurde. Auch hier stehen die Bedürfnisse und Anforderungen an eine erhöhte Sicherheit internationaler Container- transportbewegungen seitens der Unternehmen auf der einen Seite und staatlicher Stellen auf der anderen Seite im Vordergrund. Um länderübergrei- fende Transporte mit Blick auf Grenzkontrollen und Handelsrichtlinien zu verbessern und dennoch ein hohes Maß an Sicherheit zu gewährleisten, fokus- siert CASSANDRA insbesondere die Transparenz AUCH DIE UNTERSUCHUNG AUF RADIOAKTIVITÄT IST BEI innerhalb der Supply Chain. Das Ziel des Projekts EXPORTCONTAINERN VON BESONDEREM INTERESSE ist es, eine Erhöhung der Sicherheit durch eine opti- mierte Sichtbarkeit der bereits vorhandenen Infor- Zwar war die praktische Umsetzung der Anforde- mationen zu erreichen. Dafür konzentrieren sich 26 rungen des 100% Scanning-Gesetzes nicht Ziel des Partner aus zehn verschiedenen europäischen Län- Projekts, dennoch liefert ECSIT ein geschlossenes dern gemeinsam auf den elektronischen Datenver- Konzept und weitreichende Ansätze zur geforder- kehr, um ein neues Data Sharing-Konzept auf Basis ten Erhöhung der Sicherheit von Exportcontainern eines risikobasierten Ansatzes für Unternehmen in deutschen und europäischen Seehäfen. Dazu und Behörden zu entwickeln. Denn die Wirksam- wurden nicht nur Demonstratoren der Hard- und keit von Kontrollen wird gerade dann verbessert, Softwaresysteme entwickelt, sondern insbeson- wenn man sich ausschließlich auf potenziell riskan- dere auch die Interessen von allen in der Trans- te Containerbewegungen konzentrieren kann, wäh- portkette beteiligten Akteuren, wie beispielsweise rend vertrauenswürdige Transporte schneller und Terminalbetreiber und Reeder, gewahrt. Allerdings kostengünstiger behandelt werden können. Die bleibt nach Ende der Laufzeit auch festzuhalten, Möglichkeit der erweiterten Bewertung der Risiken dass vor dem Hintergrund des immensen Aufwands optimiert somit also auch die Sicherheitsanforde- eine Umsetzung des hundertprozentigen Scannens rungen an die Transportketten. zwar technisch machbar ist, aber mit erheblichen Nachteilen für den Terminalbetrieb verbunden ist. Zumal andere Konzepte, die auch in Forschungs- projekten des ISL zur Containersicherheit unter- sucht werden, vielversprechende Ansätze liefern. Ein Beispiel sind mehrstufige Risikoanalysen für die gesamte Transportkette, die potenziell gefährliche Container auf Basis der verfügbaren und zwischen Um sichere und zuverlässige Daten über die ge- den Akteuren geteilten Daten identifizieren - wie im samte Supply Chain auf effiziente Art und Weise nachfolgend skizzierten Projekt CASSANDRA. austauschen zu können, müssen die Systeme der » www.isl.org/forschung beteiligten Logistik- und IT-Unternehmen, der Zoll- » www.ecsit-security.de und Grenzbehörden sowie der unterschiedlichen Stellen in den Häfen in Einklang gebracht werden. Ein weiteres Projekt im Bereich der Sicherheitsfor- Dazu untersucht CASSANDRA zunächst die exis- schung ist das Vorhaben CASSANDRA - Common tierenden Schnittstellen. Die wichtigste Innovation Assessment and Analysis of Risk in Global Supply des Projekts stellt in diesem Zusammenhang die 17
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