2017 Wohnungsmarktbericht - www.wag.at
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Inhalt 3 Vorwort 4 Portfolio der WAG 6 KERNGEBIET LINZ 8 So wohnt Österreich 12 sTADTVERDICHTUNG gegen die Wohnungsnot 14 Sanfte sIEDLUNGS- UND sTADTTEILERGÄNZUNG als Strategie der WAG 16 Kleinere Grundrisse für mehr Leistbarkeit? 18 Wohnen und Einkaufen Eine Symbiose für mehr Lebensqualität 20 Schlusswort 21 kompakt 22 Impressum
Vorwort D ie WAG Wohnungsanlagen GmbH ist eine Die Daten des vorliegenden Wohnungs- der größten Wohnungsgesellschaften marktberichtes stammen aus dem Be- Österreichs und Marktführerin in Ober- obachtungszeitraum Mai 2016 bis Mai österreich. 2017. Wir vergleichen unsere Daten mit statistischen Daten über den ge- Unser großer Immobilienbestand mit mehr als samten Wohnungsmarkt Österreichs 22.500 Wohnungen hat über die Jahrzehnte (Quelle Statistik Austria). nichts an seiner Qualität eingebüßt und unsere Wohnungen sind nach wie vor gefragt. Neben der genauen Analyse dieser Da- Dabei sehen wir uns in den fünf Bundesländern, ten beschäftigen wir uns intensiv mit ak- in denen sich unser Bestand befindet, durchaus tuellen Wohntrends, die aus gesellschaft- mit sehr unterschiedlichen Marktanforderungen lichen und demographischen Veränderungen konfrontiert. Von einer hohen Nachfrage im Lin- heraus resultieren. Die zunehmende Wohnungs- zer Zentralraum bis hin zu strukturschwachen nachfrage aufgrund steigender Single-Haus- Gebieten in der Steiermark müssen wir auf un- halte ist so eine elementare Veränderung. Ver- terschiedliche Situationen mit der jeweils ange- bunden mit einer zunehmenden Verknappung messenen Portfoliostrategie reagieren. Profunde von Bauland und Grundstücksreserven, vor al- Marktkenntnisse und Trendanalysen helfen uns lem im städtischen Bereich und dem steigenden dabei. Flächenkonsum der Bewohner, führt diese Ent- wicklung zu einer erhöhten Wohnungsnachfra- Bereits seit 1979 befassen wir uns in unserem ge, der nur schwer nachzukommen ist. jährlichen Wohnungsmarktbericht intensiv mit Marktforschung und Marktanalyse. Die Wün- Welche Maßnahmen in der Bau- und Wohnungs- sche und Bedürfnisse unserer Kunden und Woh- branche diskutiert werden, um dieser Situation nungsinteressenten genau zu kennen, befähigt beizukommen und wie die WAG mit den Heraus- uns, mit unseren Portfolioentscheidungen lang- forderungen des Marktes umgeht, lesen Sie auf fristig und strategisch richtig am Markt unter- den folgenden Seiten. wegs zu sein. Mag. Wolfgang Schön Dr. Johann Eisner
4 Wohnungsmarktbericht 2017 Portfolio der WAG MArktführer Wohnungsmarkt in Oberösterreich Oberösterreich D ie WAG ist mit aktuell 22.538 Wohnungen Neben 12.175 Wohnungen in der Stadt Linz besitzt auf 1,5 Millionen Quadratmeter Wohnfläche die WAG noch 5.617 Wohnungen in Leonding, Ans- eine der größten Wohnungsgesellschaften felden, Traun, Steyr, Wels, St. Pantaleon, Mauthau- Österreichs und die Marktführerin in Oberöster- sen, Steyregg, St. Marien, Ampflwang, Prambach- reich. Vertreten ist die WAG in den fünf Bundes- kirchen und im Kremstal. In Summe hat die WAG ländern Oberösterreich, Niederösterreich, Wien, damit einen Marktanteil am oberösterreichischen Steiermark und Salzburg. Das Kerngebiet der WAG Mietwohnungmarkt von 9 Prozent. liegt im Großraum Linz (inklusive Steyregg, Leon- ding, Ansfelden, Traun und Haid) mit rund 13.000 Die Nachfrage am oberösterreichischen Mietwoh- Wohnungen. nungsmarkt, vor allem aber im Zentralraum Linz, ist ungebrochen hoch. Das Land Oberösterreich In Summe befinden sich 79 Prozent der WAG-Woh- vermerkt derzeit einen Stand von 90.000 Brutto- nungen in Oberösterreich, 54 Prozent des Gesamt- anmeldungen (inkl. Mehrfachnennungen seitens bestandes befinden sich in Linz. der Wohnungssuchenden). Bereinigt man diese Zahl, handelt es sich um rund 50.000 Nettoanmel- In der Steiermark besitzt die WAG insgesamt 4.201 dungen. Die WAG vermerkt aktuell 15.397 vorge- Wohnungen, die sich auf die Regionen Judenburg/ merkte Wohnungssuchende für Wohnungen in Fohnsdorf, Voitsberg/Köflach sowie den Bezirk Oberösterreich. Das bedeutet, dass 16 Prozent bei Leoben mit Trofaiach und Eisenerz konzentrieren. der WAG angemeldet sind. 48 Prozent der Personen sind ausschließ- lich bei der WAG angemeldet, während bei anderen Gesellschaften die Mehrfa- chanmeldungen dominieren.
Wohnungsmarktbericht 2017 5 Wohnungsmarkt Wohnungsmarkt Niederösterreich Steiermark In Niederösterreich besitzt die WAG am Stand- In der Steiermark hat die WAG insgesamt 4.201 ort Traisen 336 Mietwohnungen. Die Wohnungen Wohnungen, was einem Marktanteil am gesam- befinden sich im Ortskern bzw. zwei Kilometer ten Mietwohnungsmarkt Steiermark von 2% (ohne außerhalb. Die Wohnanlagen sind vollständig sa- Graz) entspricht. Die Wohnungen befinden sich in niert worden und befinden sich in zeitgemäßem den Regionen Eisenerz, Leoben, Trofaiach, St. Pe- Zustand. Die WAG hält in Traisen einen Marktanteil ter/Freienstein, Voitsberg, Köflach, Judenburg, am Mietwohnungsmarkt von rund 38%. Fohnsdorf, Vordernberg, Krieglach und Graz. Der Wohnungsmarkt in der Steiermark ist vor allem in der Region Trofaiach sowie am Standort Eisen- Wohnungsmarkt erz aufgrund der wirtschaftlichen und demogra- fischen Gegebenheiten schwierig. Vor allem die Salzburg Region rund um Eisenerz ist weiterhin von Ab- wanderung und radikalem Bevölkerungsrück- gang geprägt. In Trofaiach ist der Bevölkerungs- In Salzburg befinden sich insgesamt 209 WAG- stand in den letzten Jahren konstant geblieben und Mietwohnungen. Die 170 Wohnungen in Salzburg- die Wohnungsnachfrage derzeit stabil. In Juden- Stadt sind geprägt durch die gute Lage und Inf- burg hält die WAG durch Sanierung einen attrak- rastruktur und die optimale Erreichbarkeit. Der tiven Wohnstandard, wodurch sich die Situation Marktanteil liegt bei 0,4%; die Nachfrage nach entspannt hat. Die Wohnungen in Graz sind sehr leistbaren Wohnungen in Salzburg-Stadt ist hoch. gefragt. In Voitsberg und Köflach ist die Nähe zur 39 Wohnungen befinden sich am Standort Hallein Stadt Graz ein wichtiger Standortvorteil und die (0,7% Marktanteil) Nachfrage daher stabil. Wohnungsmarkt wien Wien ist der jüngste WAG-Standort, an dem der- zeit zwei Objekte mit insgesamt 40 Mietwoh- nungen von der WAG vermietet werden.
6 Wohnungsmarktbericht 2017 Kerngebiet LINZ WohnungsMARKT Linz I m Kerngebiet Linz ist die WAG mit insgesamt 12.175 Wohnungen vertreten, was einem Markt- anteil am Mietwohnungsmarkt von rund 14% entspricht. Der Wohnungbestand der WAG verteilt sich größtenteils auf zusammenhängende Wohn- gebiete und liegt vorwiegend in den Stadtteilen Bindermichl, Spallerhof, Oed, Keferfeld und Hum- melhof. Weitere Objekte der WAG befinden sich in Kleinmünchen, Ebelsberg, Solarcity und Urfahr. Ende Mai 2017 waren insgesamt 13.056 Personen als aktiv wohnungssuchend bei der WAG angemel- det. Die rund 13.000 aktiv Angemeldeten entspre- chen rund 14% des gesamten, beim Land Oberös- terreich gemeldeten Wohnungsbedarf. Diese Zahl stagniert auf dem hohen Niveau der Vorjahre. Pro Monat verzeichnet die WAG um die 180 Neuanmel- dungen über die Homepage www.wag.at. 48 Pro- zent der Wohnungssuchenden sind ausschließlich bei der WAG gemeldet.
Wohnungsmarktbericht 2017 7 Neubautätigkeit der WAG Die Neubautätigkeit der WAG konzentriert sich entsprechend der Nachfrage auf den oberösterrei- chischen Zentralraum, insbesondere auf Linz und Umgebung. 2017 wird die Neubautätigkeit an stra- tegischen Punkten im gesamten Siedlungsgebiet ausgeweitet. In Leonding setzt die WAG die Errich- tung von Miet- und Eigentumswohnungen fort. In Linz-Oed entstehen im Rahmen der gesamten Siedlungsentwicklung 133 neue Wohnungen: zum einen im Zuge von Dachgeschossausbauten, zum anderen durch Neubau des Zentrums mit Geschäf- ten und Wohnungen. In Ansfelden entstehen in den kommenden Jahren über 90 Mietwohnungen. Im Linzer Süden entstehen die Zukunftsprojekte der WAG: In Ebelsberg errichtet die WAG gemeinsam mit anderen Bauträgern zahlreiche Wohnungen. Die WAG plant hier derzeit rund 360 Wohnungen. Ansfelden, Am Wagnerberg Fluktuation (Wohnungswechsel) Die Wohnungswechsel in Bezug auf den gesamten Wohnungsbestand der WAG (= Bruttofluktuation) Daten und Fakten kompakt liegt im Zeitraum Mai 2016 bis Mai 2017 bei 8,55 Pro- 22.538 Wohnungen in fünf Bundesländern zent. Im Vergleich dazu liegt die Bruttoflukuation 79 % in OÖ, 54% in Linz in Linz bei 7,64 Prozent. Da zahlreiche WAG-Mieter 15.397 Wohnungssuchende in OÖ in eine andere WAG-Wohnung wechseln, liegt die 13.056 Wohnungssuchende in Linz sogenannte „Nettofluktuation“ (tatsächliche Kün- 48% ausschließlich bei der WAG gemeldet digungen ohne interne Wechselrate) WAG-weit Bruttofluktuation gesamt 8,55% bei 7,48 Prozent und in Linz bei 6,69 Prozent. Die Bruttofluktuation Linz 7,64% Fluktuationsrate bei der WAG ist relativ stabil und spiegelt die hohe Zufriedenheit unserer Kunden wieder.
8 Wohnungsmarktbericht 2017 So wohnt Österreich Jedes Jahr legt die Statistik Austria mit ihrem Bericht „Wohnen. Zahlen, Daten und Indikatoren der Wohnstatistik“ umfassende Daten zur Wohnsituation in Österreich vor. 1 Österreich ist ein land der mieter V on insgesamt 3,86 Millionen Hauptwohn- Auch bei der WAG zeigt sich der Trend zur sitzen lebt mit 48 Prozent zwar knapp die Miete deutlich: 69% der WAG-Interessenten Hälfte in Eigentum (Wohnung oder Haus) bevorzugen die Mietwohnung gegenüber sowie neun Prozent in mietfreien Wohnverhält- anderen Rechtsformen. Zählt man Eigen- nissen wie Dienst- und Naturalwohnungen. 43 tumswohnung und Reihenhaus zusam- Prozent der Österreicher sind Mieter und wohnen men, interessieren sich 16% auch für die zur Haupt- oder Untermiete. Auch der internatio- Eigentumsbildung. Auf den Mietkauf als nale Vergleich zeigt, dass Österreich hinsichtlich Sonderform entfallen 15%. Eigentumsquote im unteren Feld angesiedelt ist – nur in Deutschland und der Schweiz gibt es noch Die Mietwohnung ist in allen Altersgrup- mehr Mieter als in Österreich 2 . pen stark nachgefragt. Beliebt ist sie aber Besonders hoch ist die Mietquote in Wien – fast vor allem bei den Jüngeren: Bis zu 25 Jahren 80 Prozent der Privathaushalte leben in Miete. In ist die Mietwohnung mit 85% am stärksten den übrigen Bundesländern variiert die Mietquo- nachgefragt. Ab 26 Jahren steigt die Nach- te zwischen 20% im Burgenland und 37% in Salz- frage nach Eigentum (rund 20%). Bei über burg. Oberösterreich liegt mit 34 Prozent im obe- 50jährigen sinkt der Anteil wieder auf 15% ren Mittelfeld. und die Mietwohnung dominiert mit rund 70 % die Nachfrage. Anbieter von Mietwohnungen Vier von zehn Hauptmietwohnungen werden als Genossenschaftswohnungen bewohnt. Der pri- vate Mietwohnungsmarkt ist ebenso groß und Mietwohnung Reihenhaus etwa jede fünfte Wohnung wird von einer Ge- Eigentumwohnung Mietkauf meinde vermietet. In Oberösterreich ist der Anteil Mietkauf Eigentumswohnung der Genossenschaftswohnungen am gesamten Miete Reihenhaus Mietwohnungsmarkt mit zwei Drittel sehr hoch. 1 Quelle: Statistik Austria, Publikation abrufbar unter https://www.statistik.at/web_de/services/publikationen/7/index.html?i ncludePage=detailedView§ionName=Wohnen&pubId=476 vom 17.7.2017 2 Wolfgang Amann/Klaus Lugger ( 2016): „Österreichisches Wohnhandbuch 2016“. Studienverlag Ges.m.b.H., Innsbruck, S. 26
Wohnungsmarktbericht 2017 9 Wohnkosten in österreich Im Jahr 2016 zahlten die Mieter im Durchschnitt Bei der WAG kostet ein Quadratmeter 488 Euro Miete inklusive Betriebskosten. Das Wohnraum im Jahr 2016 durchschnittlich entspricht 7,4 Euro Miete (inkl. Betriebskosten) 5,86 Euro inklusive Betriebskosten und pro Quadratmeter. Davon entfallen 2,0 Euro auf Steuern. Mit einer Nettomiete von 4,14 Euro die Betriebskosten; 5,4 Euro beträgt die Netto- und 1,72 Euro Betriebskosten liegt die miete pro Quadratmeter und Monat. Wohnkosten bei der WAG unter dem Öster- 26 Prozent der Wohnkosten entfallen laut Statis- reich-Schnitt. tik Austria übrigens auf die Energiekosten. Haushalte in Österreich Während die durchschnittliche Haushaltsgröße Personen im Haushalt (Personen pro Haushalt) langsam aber stetig Auch bei der WAG ist der Trend zu Single- abnimmt, steigt die Wohnfläche. 2,22 Personen Haushalten unbestritten. Bei den Woh- leben statistisch in einem Haushalt – vor 10 nungssuchenden macht diese Gruppe Jahren waren es noch 2,32 Personen. Die Anzahl insgesamt 42% aus. Neben den jungen der Ein-Personen-Haushalte steigt weiter: 37 Menschen bis 25 Jahre sind auch die über Prozent beträgt dieser Anteil derzeit in Österreich 50-jährigen stark vertreten. 56% der bis (34,7 Prozent im Jahr 2006) - das entspricht mehr 25-jährigen und 45% der 50-jährigen Per- als 1,4 Millionen Haushalten in Österreich. Die sonen suchen eine Single-Wohnung. Bei größte Gruppe der Alleinlebenden ist älter als 65 den Zwei-Personen-Haushalten sind alle Jahre: 32 Prozent wohnen, durch Trennung oder Altersgruppen relativ gleich vertreten. Bei Tod des Partners, allein. In der Altersklasse der den Drei-Personen-Haushalten (Familien) 25- bis 34-Jährigen leben 20% in Ein-Personen- überwiegt die Altersgruppe 36 bis 50 Jahren Haushalten. mit rund 18%.
10 Wohnungsmarktbericht 2017 Wohnfläche der Österreicher Der Gesamtdurchschnitt aller Haushalte liegt laut Statistik Austria bei 45 m² pro Person. Je nach Alter und Lebenssituation variiert diese Zahl sehr stark: Familien mit Kindern bewohnen mit 125 m 2 eher größere Wohneinheiten, jedoch entfallen hier 33 m 2 Wohnfläche auf jede Person. Die meiste Wohn- fläche pro Person haben ältere, alleinlebende Per- sonen mit 82 m 2 . Jüngere Singles bis 30 Jahre leben auf 58 m 2 Wohnfläche. Die durchschnittliche Wohnungsfläche in Öster- reich liegt bei 99 m 2 . Großzügiger wohnen Hausei- gentümer mit 140 m 2 im Schnitt. Mietwohnungen sind je nach Art der Hauptmiete durchschnittlich 61 m² (Gemeindewohnungen) bis 70 m 2 (Genossen- schaftswohnungen sowie andere Hauptmietwoh- nungen) groß. Auf die Wohnräume pro Person be- zogen entfallen auf jeden Österreicher im Schnitt 1,9 Räume. Gewünschte Wohnungsgröße Hinsichtlich der gewünschten Wohnnutzflä- che in m 2 zeigt sich, dass bei Eigentumswoh- nungen höhere Nutzflächen als bei Mietwoh- Gewünschte Raumanzahl nungen gewünscht sind. Im Durchschnitt Die WAG-Interessenten wünschen sich eine ergibt sich eine gewünschte Fläche von 72 m 2 Wohnung mit mindestens zwei Räumen (25%). bei Mietwohnungen und rund 86 m 2 bei Eigen- Die Mehrheit (42%) sucht nach einer Woh- tumswohnungen. Damit ist die gewünschte nung mit drei Räumen, also zwei zusätzlichen Fläche bei beiden Rechtsformen leicht gesun- (Kinder-)Zimmern. Trotz der hohen Anzahl an ken. Single-Haushalten (42%) fragen nur 2% der In- Gewünschte Wohnungsfläche nach Raum- teressenten eine Ein-Zimmer-Wohnung nach. anzahl: Bei Eigentumsformen sind größere Eine Wohnung mit mindestens vier Räumen Wohnnutzflächen (durchschnittlich 86 m²) ist nur für 9% der Wohnungssuchenden inter- gefragt. essant. 140 120 100 80 >4 Räume 1Raum 60 2Raum 3 Räume 3Raum 2 Räume 40 4Raum 1 Raum 20 0 1 Raum 2 Raum 3 Raum 4 Raum > 4 Raum Eigentum Miete
Wohnungsmarktbericht 2017 11 Daten über die WAG Wohnungssuchenden Alter der Interessenten Die Mehrheit der WAG-Interessenten ist 26 bis 50 Jahre alt (72%). Diese Altersgruppe zählt zu den Haushalts- und Familiengründern und 18-25 Jahre sucht daher eine längerfristige Unterkunft. Der Raumbedarf dieser Altersgruppe ist groß: 26 bis 35 Wohnungen mit mindestens drei bzw. vier Räu- Jahre men (also zwei Kinderzimmern) sind gefragt. 8 Prozent der Wohnungssuchenden machen die Jungen von 18 bis 25 Jahren aus. 34% sind 26 bis 35 Jahre alt; 38% sind 36 bis 50 Jahre. 20% der 18 bis 25 Jahre Personen, die bei der WAG eine Wohnung su- 26 bis 35 Jahre chen, sind älter als 50 Jahre. 36 bis 50 Jahre älter als 50 Jahre Lebenssituation der Interessenten Austattungswünsche Die erhobene Lebenssituation der Interes- Die Ausstattung der Wohnung ist den WAG- senten bestätigt den Trend zu kleinen Haus- Interessenten wichtig: Neben der Parkplatz- haltsgrößen (siehe Seite 7): 45% sind ledig, 13% situation spielen persönliche Freiflächen eine geschieden und 2% verwitwet. Im Vergleich große Rolle bei der Kundenentscheidung. dazu sind rund 40% der Wohnungssuchenden Private Flächen wie Gärten, Balkone, Loggien verheiratet oder leben in einer Lebensgemein- oder Dachterrassen sind hoch angesehen bei schaft. Im Vergangenheitsrückblick lässt sich der Entscheidung für eine Wohnung. Im Neu- feststellen, dass die ledigen Personen in der bau müssen diese Flächen daher unbedingt WAG-Statistik immer die dominierende Perso- vorgesehen werden. Im Bestand werden im nengruppe darstellten. Zuge von Modernisierungsprojekten auch die Freiflächen berücksichtigt und sofern möglich, nachträglich errichtet.
12 Wohnungsmarktbericht 2017 Stadtverdichtung gegen die Wohnungsnot? J eder Österreicher lebt statistisch auf 45 kritisch zu bewerten, so die Autoren des Wohn- Quadratmetern. Zu diesem Ergebnis kommt handbuches. Trotz eines hohen Bauvolumens – die Statistik Austria im aktuellen Bericht jährlich werden bis zu 32.000 Wohnungen baube- zum Thema Wohnen. Damit ist der Bedarf an willigt – gibt es gerade in Ballungsräumen große Wohnraum pro Person in den letzten Jahrzehnten Angebotslücken. erheblich gestiegen: „Der Wohnflächenkonsum pro Einwohner lag vor 40 Jahren noch bei 23m², Gleichzeitig steigen nachweislich die Kosten für erreicht mittlerweile jedoch fast den doppel- Wohnen und Energie: In den jährlichen Inflations- ten Wert von knapp 45m²“, schreiben Wolfgang vergleichen spielen die Wohnungsmieten und Amann und Klaus Lugger im Österreichischen Energiekosten eine immer größere Rolle. Der hö- Wohnhandbuch 2016. here Flächenkonsum darf dabei aber nicht unter den Tisch fallen: „Eine Vergünstigung des Woh- Für den Wohnungsmarkt ist dabei vor allem die nens kann durchaus zur Folge haben, dass die Entwicklung der Haushalte entscheidend: Die Wohnkostenbelastung dennoch weiter steigt, Zahl der Haushalte steigt nicht nur aufgrund des indem diesbezügliche Konsumpräferenzen den Bevölkerungswachstums, sondern auch, da die- Wohnflächenkonsum anheizen“, sagen Amann se immer kleiner werden: Der größte Anteil lebt und Lugger (Amann/Lugger 2016, S. 40). allein oder zu zweit in den Wohnungen. Fakt ist jedoch, dass der verfügbare Raum in den Städten immer weniger wird; freie Grundstü- Die Veränderung der Familienstruktur und cke beispielsweise in Linz sind kaum zu finden. Haushaltsgröße übt einen großen Druck auf den Gleichzeitig steigen die Grundstückskosten in heimischen Wohnungsmarkt aus. Vor allem im städtischen Ballungsräumen und dem Umland städtischen Bereich ist Wohnraum knapp und die immer mehr an. Leistbare Wohnungen können Anzahl der Wohnungssuchenden, wie auch die daher nur unter erschwerten Bedingungen pro- WAG-Statistik zeigt, hoch. Was den Verbrauch duziert werden. Das verschärft die Wohnungs- an Ressourcen angeht, ist diese Entwicklung knappheit zusätzlich.
Wohnungsmarktbericht 2017 13 Stadtverdichtung statt Stadterweiterung Die Ressourcen werden knapp: Die Städte können und soziales Angebot zurückgreifen6. Jedoch ist angesichts Grundstücksknappheit nur mehr be- das Konfliktpotential groß – wie der deutsche grenzt wachsen. Daher liegt in der „Stadtverdich- Vergleich zeigt. Der Spiegel online berichtet tung“ das neue Credo der Wohnungswirtschaft: beispielsweise von Widerstand bei den Anwohnern. Wird zu stark verdichtet, geht das zu „Es gibt ein Zauberwort, das eine Linderung der Lasten der Wohnqualität – mehr Lärm, weniger ärgsten Wohnungsnöte verspricht: die Nach- Freizeitflächen. Dennoch lässt sich der Trend zur verdichtung. Sie umfasst die Aufstockung von Nachverdichtung nicht stoppen, ortet der Spiegel. Wohngebäuden, den Bau zusätzlicher Gebäude Etliche Städte in Deutschland realisieren bereits auf freien Plätzen in bestehenden Siedlungen und einzelne Nachverdichtungsprojekte. die Füllung von Baulücken im Stadtbild“, stellt Michael Psotta in der Frankfurter Allgemeinen Ein österreichischer Verfechter der Verdichtung Zeitung fest3. in den Städten ist der Architekt Franz Gruber, Ar- chitekt und Mitglied der Geschäftsführung der Vorhandene Baulücken oder aufgelassene In- BEHF Corporate Architekts. Gegenüber der Pres- dustrie- und Gewerbeflächen, Bahnhöfe, Kaser- se weist er darauf hin, dass die weitläufige Bau- nen werden zunehmend in qualitativen Wohn- struktur einen enormen Verbrauch an Fläche raum verwandelt. und Energie bedingt. Er glaubt, dass die Nach- verdichtung zu höherer Lebensqualität beiträgt: Ein zweiter Weg besteht darin, bestehende Ge- „Entscheidend ist die Qualität der stadträumli- bäude zu erweitern: Vor allem bei den niedrig- chen Gestaltung und das Angebot an qualitäts- geschossigen Kriegs- und Nachkriegsbauten ist vollen Freiflächen in der Dichte. Die Erfordernis, Potential gegeben, diese aufzustocken und so- mit räumlichen Ressourcen intelligent umzuge- mit weiteren Wohnraum zu gewinnen. In Wien hen, begünstigt Strukturen, die lebensgerechter beschäftigt sich das Projekt „Attic Adapt 2050“ und schöner sind als jene, die die landläufige Bau- mit dem systematischen Dachgeschoßausbau praxis zeigt“7. bei Gebäuden aus der Bauperiode 1955 bis 19704. Die Verantwortlichen des Projekts haben ausge- „ Nachverdichtung kann wie eine Verjüngung rechnet, dass rund 34.400 Wohnungen auf den wirken“, sagt Thomas Rehn von der Bauaufsicht Dächern der Gemeindebauten errichtet werden München8. Wenn neue Bewohner in das Quartier könnten 5. ziehen, steigt die Kaufkraft und das bringt Nah- versorger zurück. Freizeitanlagen werden stär- Vorteile hat die Nachverdichtung einige: ker genutzt und dadurch besser ausgestattet. Die Infrastruktur ist bereits vorhanden - Durch die Modernisierungen bei den Gebäuden Geschäfte, Gewerbe, Einkaufszentren zum wird das Wohnungsangebot verbessert – Ener- einen, kommunale Strukturen zum anderen. gieeffizienz optimiert und Barrierefreiheit herge- Wer in neue Wohnungen zieht, die auf diesem stellt. Klug gemacht, gibt es nur Gewinner, meint Weg entstehen, kann auf ein breites kulturelles Thomas Rehn. 3 Frankfurter Allgemeine Zeitung: „Hilft Nachverdichtung gegen Wohnungsnot?“ – abrufbar unter http://www.faz.net/aktuell/ wirtschaft/immobilien/hilft-nachverdichtung-gegen-wohnungsnot-14260731.html 18.7.2017 4 Attic Adapt 2015: http://www.alp-s.at/cms/de/energie/abgeschlossene-projekte/attic-adapt-2050/ abgerufen am 18.7.2017 5 derStandard.at von 18. Juni 2017 (http://derstandard.at/2000059338963/Wien-Nachverdichtung-auf-Nachkriegsbauten) 6 Spiegel online „Wie mehr Menschen in die Städte passen sollen“ – Abrufbar unter http://www.spiegel.de/wirtschaft/service/ stadtplanung-wie-mehr-menschen-in-die-staedte-passen-sollen-a-1083766.html 18.7.2017. 7 Presse/Immobilien: „Nachverdichtung: Neuer Wohnraum für Wien gesucht“ – abrufbar unter http://immobilien.diepresse. com/home/oesterreich/4595406/Nachverdichtung_Neuer-Wohnraum-fuer-Wien-gesucht - 18.7.2017 8 DETAIL.de: „Urbane Nachverdichtung: Schönfärberei oder wirkliches Potenzial?“- abrufbar unter http://www.detail.de/artikel/ urbane-nachverdichtung-schoenfaerberei-oder-wirkliches-potenzial-28470/ 18.7.2017
14 Wohnungsmarktbericht 2017 Sanfte Siedlungs- und Stadtteilergänzung als Strategie der WAG D ie WAG hat mit dem Weg der nachträg- Stichwort der „sanften Siedlungsergänzung“: lichen Siedlungsergänzung im Linzer Wohnareale werden dabei in einem verträgli- Stadtgebiet ebenfalls begonnen: In den chen Ausmaß um weitere Wohnungen ergänzt, Stadtteilen Urfahr, Oed und Bindermichl werden ohne den vorhandenen Freiraum zu beschneiden. im Zuge von Modernisierungen die Gebäude auf- Mit dieser Strategie werden die vorhandenen gestockt und Dachgeschosse ausgebaut. Damit Ressourcen in mehreren Bereichen geschont. Die können allein bei diesen drei Projekten insge- umstrittene Grünlandverbauung belastet laut samt rund 180 neue Wohnungen gewonnen wer- Experten Klima, Infrastruktur und öffentliche den, ohne die lockere Siedlungsstruktur und die Gelder. Im städtischen Bereich sind die Grund- Wohnqualität zu beeinträchtigen. stücksreserven ohnehin an ihre Grenzen gesto- ßen und eine sanfte Nachverdichtung fördert die „ Die sanfte Siedlungs- und Stadtteilergänzung stärkere Nutzung bereits vorhandener öffentli- ist für die WAG „eine der wesentlichsten Säulen cher Infrastruktur wie Kanal, Verkehr, Straßen- der Unternehmenspolitik“, sagt WAG-Geschäfts- bau. Auch Gewerbe und Geschäfte profitieren von führer Wolfgang Schön. der besseren Auslastung. Da sich das Wohnen bei der WAG überwiegend Mit den Bewohnerinteressen versteht es die auf Siedlungen bzw. ganze Stadtteile konzent- WAG, rücksichtsvoll und proaktiv umzugehen. riert, kann der Stadtteil in seiner Gesamtheit be- Durch intensive Kontaktpflege und das nötige trachtet und weiterentwickelt werden. In seiner technische Know-how bei der Abwicklung gro- Verantwortung für den gesamten Stadtteil ach- ßer Sanierungsprojekte in ganzen Stadtarealen tet die WAG besonders auf das Gleichgewicht und hat zu einer umfassenden Beteiligung und Zu- die Ausgewogenheit in der Mischung der Bewoh- stimmung durch die Wohnbevölkerung geführt. nerschaft, der Infrastruktur und der Nutzung von Freizeit- und Grünflächen. Die WAG prägt das Dachgeschoss-Ausbau in Linz-Oed Im Stadtteil Linz-Oed werden derzeit rund 1.200 Wohnungen aus den 1970er und 1980er Jahren umfassend modernisiert. Im südlichen Teil der Siedlung, der Albert-Schöpf-Siedlung werden die Gebäude innen wie außen saniert und die Dachgeschosse ausgebaut. Rund 80 neue Dachgeschosswohnungen entstehen im gesamten Siedlungsbereich. Die Mietwohnun- gen sind rund 50 bis 82 m² groß und verfügen über attraktive Dachterrassen und eine opti- male Infrastruktur im direkten Umfeld. Auf diese Weise kann die WAG im Zuge der an- stehenden Sanierung von Wohnobjekten wei- teren Wohnraum schaffen.
Wohnungsmarktbericht 2017 15 Pilotprojekt Bindermichl: Modernisierung der WAG-Kriegsbauten Die nachhaltige Entwicklung und Moderni- In einem Musterprojekt, einem Wohngeviert sierung der Wohnanlagen ist eine wichti- Am Bindermichl, werden ab 2018 durch Er- ge Strategie der WAG, die die Tragfähigkeit richtung einer Stahlbetonwand nachträglich der Immobilien für die Zukunft sichert. Der Loggien und Aufzüge realisiert und zusätzlich Kriegsbestand der WAG aus den Jahren 1939 die Dachgeschosse ausgebaut. Rund 50 Dach- bis 1949, der rund 7.000 Wohnungen umfasst, geschosswohnungen mit überdachten Ter- wurde bereits umfassend thermisch saniert. rassen entstehen auf diese Weise. Das Umset- zungspotential des Pilotprojekts für weitere Die niedriggeschossigen Gebäude bergen aber Projekte ist groß! auch das große Potential zur „sanften Nach- verdichtung“, indem die Aufstockung um eine Dachgeschossebene möglich ist und somit zusätzlicher Wohnraum geschaffen werden kann.
16 Wohnungsmarktbericht 2017 Kleinere Grundrisse für mehr Leistbarkeit? MiKro-wohnen und smart-Wohnen Eine Entwicklung, die dieser Forderung nach- kommt, ist das „Mikrowohnen“: Kleinste kom- pakte Grundrisse – 20 bis 25 Quadratmeter Wohnfläche, bestehend aus Wohn-Schlafraum, Duschbad und Kochgelegenheit. In größeren Städten Deutschlands und vor allem internatio- nal wird dieser Trend bereits umgesetzt. In Öster- reich ist im internationalen Vergleich noch reich- lich Luft nach unten, was die Wohnungsgröße angeht: In Berlin stehen jedem Einwohner 38,8 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung (Stand 2014). In der polnischen Hauptstadt Warschau A n kleineren Wohnungen mit kompakte- sind es 24,5 Quadratmeter, in Tokio nur 15. 10 In ren Grundrissen kommen die Menschen Wien leben die Menschen derzeit auf 36,6 Quad- zukünftig nicht herum, so lauten Exper- ratmeter pro Kopf – zur Erinnerung, laut Statistik tenstimmen. Die Wohnkosten steigen, der Platz Austria sind es im Durchschnitt 45 Quadratmeter wird knapper. Viele Menschen zieht es in die Pe- für jeden Österreicher. ripherie und das Umland der größeren Städte, um In Österreich hat sich eine Wiener Initiative dem mehr Wohnfläche für das gleiche Geld nutzen zu „Smarten Wohnen“ verschrieben. SMART meint können. Doch auch dort steigen die Grundpreise in diesem Zusammenhang intelligente Grund- erheblich an. rissplanung. Die Wohnungen reichen von 40 bis 100 m² - wobei sich auf den 100 m² insgesamt fünf „Kleinere Wohnungen statt in die Peripherie“, lau- Zimmer befinden.11 tet daher die Forderung der Experten9. „Die An- Als „Wohnen im Schuhkarton“ - tituliert die Süd- sprüche an Wohnungen sind heute enorm groß. deutsche den Trend zum Wohnen auf kleinsten Diese sollen zentral gelegen, umweltfreundlich Grundrissen 12 . Vor zu viel Enge warnen der FAZ und damit nachhaltig, gleichzeitig aber stylish zufolge die Experten: Was in London oder New und zeitlos sein. Der Nutzer muss aufgrund der York bereits ein großer Trend ist, kann sich aber mangelnden Flächenverfügbarkeiten erken- auch aufs Gemüt schlagen. 13 In beiden Artikeln nen, dass sich hoher Standard und hochwertige werden Wohnforscher zitiert, die überzeugt sind, Ausstattung nicht über die Größe definieren. Um dass sich das Wohnen in Mikroappartements ne- nicht in die Peripherie ziehen zu müssen, sind gativ auf Lebensqualität auswirken und Stress Zugeständnisse bei der Wohnungsgröße der lo- erzeugen kann. Diese Wohnform hält auf Dauer gische Kompromiss“, befindet Lothar Schubert, nur aus, wer einen zweiten, größeren Wohnsitz Bauprojektentwickler DC Developments in Ham- zur Verfügung hat, zitiert die Süddeutsche Zei- burg. tung eine Wohnforscherin. 9 Frankfurter Allgemeine Zeitung/Immobilien: „Kleinere Wohnungen statt in die Peripherie“ von 3. März 2017 10 https://www.welt.de/icon/design/article156401951/Warum-wir-kuenftig-in-urbanen-Zellen-wohnen-werden.html 11 https://wohnservice-wien.at/wohnen/smart-wohnen/ 12 http://www.sueddeutsche.de/stil/mikroapartments-wohnen-im-schuhkarton-1.3347533 13 http://www.faz.net/aktuell/stil/drinnen-draussen/mikroapartments-vor-zu-viel-enge-wird-gewarnt-12859209-p2.html 14 Der Standard/Wohnen von 27.2.2013: „Klein, aber fein ist nicht immer die Lösung“ (Print-Ausgabe) 15 Der Standard/Wohnen von 27.2.2013: „Smart darf nicht klein bedeuten“ (Print-Ausgabe)
Wohnungsmarktbericht 2017 17 Wohnen im Schuhkarton? Doch haben diese Modelle bei uns Das Bildungsniveau sinkt, wenn die Jungen tatsächlich Zukunft? früher ausziehen müssen, weil sie arbeiten „Wir glauben nicht daran“, sagt WAG-Ge- anstatt in die Schule zu gehen. Und ältere schäftsführer Wolfgang Schön. „Unseren Menschen müssen rascher ins Seniorenheim, Daten zufolge ist der Wunsch nach größeren wenn sie keinen Platz für die 24-Stunden- Wohnungen stark. In kleineren Wohnungen Pflege haben, so Ogris.15 ist die Mieterfluktuation größer, da meist nur Singles, Studenten, Berufseinsteiger etc. sehr Kompakte, raumsparende Grundrisse sind kleine Wohnungen mieten. Sobald sich deren aber auch bei der WAG gefragt. „Wir tüfteln finanzieller Hintergrund oder die Lebenssitu- ständig an unserem Raumprogramm und ver- ation verändert, werden neue, größere Woh- suchen die Wohngröße in einem vernünftigen nungen gesucht“, so Schön. Maßstab zur Leistbarkeit zu gestalten“, sagt Wolfgang Schön. „Aber dem Mikrowohnen Das bestätigt auch Günther Ogris, Geschäfts- erteilen wir eine klare Absage. Die WAG wird führer des Meinungsforschungsinstitutes weiterhin eine gesunde Mischung an Zwei- Sora gegenüber dem Standard: Zu kleine Woh- bis Vierraum-Wohnungen mit rund 50 bis 90 nungen bedeuteten hohe Fluktuation, weil die Quadratmetern Wohnnutzfläche bauen“. Sehr Menschen ausziehen wollen, sie verhinderten wohl werde die WAG aber weiterhin Formen die im Alter gewünschte 24-Stunden-Pflege des gemeinschaftlichen Wohnens (z.B. für und machten es jungen Menschen unmöglich, Menschen mit Betreuungsbedarf, SeniorInnen noch einige Jahre im „Hotel Mama“ zu Hause etc.) anbieten und weiterentwickeln. zu wohnen, zählt er weitere Nachteile auf. 14
18 Wohnungsmarktbericht 2017 Wohnen und Einkaufen Eine Symbiose für mehr Lebensqualität W ohnen und Einkaufen - im Sinne einer positiven und lebendigen Wohnraum- Gestaltung gehört beides zusammen. Dabei ist im Rahmen der Stadterweiterung nicht nur das Wohnen, sondern auch das Einkaufen zusehends an die Ränder von Städten und Ge- meinden gewandert. Der Effekt, der die Ortskerne ausdünnt und die Lebens- und Wohnqualität der Bewohner herabsetzt, wird auch Donut-Effekt genannt. „Der Donut-Effekt frisst die Ortskerne leer“, schreibt der Standard. 16 Vor den Türen der Städ- te und Gemeinden werden Einkaufszentren und Wohnsiedlungen angelegt, während die alten Räume sollen wieder „besiedelt“ werden, so ihre Ortskerne darben. Im schlimmsten Fall gibt es Forderung. Leerstände. Architekten und Raumplaner spre- „Nutzungsmischung“ lautet das Schlagwort - chen dabei vom „Donut-Effekt“. die Durchmischung von Funktionen wie Woh- nen, Arbeiten, Nahversorgung, Dienstleistungen, Erdgeschosszone Freizeit und Bildung. Die Belebung der Erdge- schossflächen ist ein wichtiger Baustein für die statt Center lebendige Stadt. Seit den Siebziger Jahren gibt es den Trend da- In der Broschüre der Stadt Wien „Stadt bauen“ bei zum „Center“, das die Versorgung und Infra- wird die Frage nach der Bedeutung der Erdge- struktur für die Stadtbewohner bereitstellen soll. schosszone gestellt. „Die Erdgeschosszone leistet Auch die WAG errichtete zu diesem Zeitpunkt ge- (...) einen maßgeblichen Beitrag für die Aufent- schlossene Einkaufs- und Ärzte-Zentren. Da die halts- und Erlebnisqualität im Straßenraum und großen Einkaufs- und Fachmarktzentren außer- für die Alltagstauglichkeit der Stadt und ihrer dem an den Stadträndern ansiedeln, kommt es Quartiere“, schreibt Rudolf Scheuvens.18 mehr und mehr zum Aussterben der öffentlichen Räume in der Stadt selbst. Bei Neuplanungen rückt die Erdgeschosszone Die Funktionen Wohnen und Arbeiten wurden bereits ins Rampenlicht - nicht nur in das der auf diese Weise mehr und mehr getrennt. Frü- Bauträger, auch Konzerne selbst entdecken das her wurde in den Erdgeschossen der Stadthäu- Konzept der Nutzungsmischung für sich: Le- ser gearbeitet und verkauft, es handelte sich um bensmitteldiskonter Lidl setzt auf ein neues halböffentliche Räume. Heute hingegen endet Raumkonzept und errichtet überbaute Filialen das Stadtparterre oft als „toter Raum“ mit Mini- mit Büros, Wohnungen und Kindergärten. Eine garagen, Lager, Müllräume - stellt Stadtplanerin „Metropolfiliale“ wurde bereits in Wien eröffnet, Angelika Psenner von der TU Wien fest.17 Diese drei weitere sind in Planung.19 16 Der Standard unter http://derstandard.at/2000053133823/Der-Donut-Effekt-frisst-die-Ortskerne-leer 17 Salzburger Nachrichten: „Das vergessene Erdgeschoss“ von 12.11.2014 - abrufbar unter http://www.salzburg.com/nachrich- ten/rubriken/besteimmobilien/immobilien-nachrichten/sn/artikel/das-vergessene-erdgeschoss-127174/ 18 Magistratsabteilung 18 - Stadtenwicklung und Stadtplanung: „Stadt bauen. Beispiele für und aus Wien“. Wien, 2012. Abrufbar unter https://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/studien/pdf/b008252.pdf 19 Lidl Online Presse-Center abrufbar unter https://presse.lidl.at/
Wohnungsmarktbericht 2017 19 Wohnen und Infrastruktur Stadtteilverantwortung bei der WAG Qualitätsvolles Wohnen geht über die bloße Wohnraumschaffung hinaus. Die WAG sieht sich in der Verantwortung für ganze Stadt- teile und prägt daher das Gesamtbild vor Ort. Infrastruktur, Nahversorgung, Einkaufen und Gastronomie gehören da untrennbar dazu. Wer sich in seinem Umfeld wohlfühlen will, braucht ein Netz an infrastrukturellen Mög- lichkeiten und vor allem das Einkaufserlebnis im nahen Umfeld. „Wohnen am Puls“ in Linz-Oed Der Slogan „Wohnen am Puls“ drückt das op- Wohnen und Einkaufen in Linz-Oed - „Wohnen am Puls“ timal aus: Er bezeichnet das neue Zentrum in Linz-Oed, das die WAG in den nächsten Jah- Leben, Arbeiten und Wohnen in Wels ren anstatt eines in die Jahre gekommenen Ein weiteres gelungenes Projektbeispiel zeigt Einkaufszentrums entstehen lässt. Der neue die Entwicklung der Dragonerhöfe in Wels. zentrale Platz mit einer schönen Freiflächen- Die historisch bedeutsame Dragonerkaserne gestaltung bietet attraktive Geschäftszonen wurde von der WAG umfassend und behutsam im Erdgeschoss mit Wohnungen in den Ober- unter Berücksichtigung des Denkmalschut- geschossen. Die Belebung der Erdgeschoss- zes revitalisiert und weiter entwickelt. Neben zonen anstatt eines geschlossenen Einkaufs- schönen Wohnungen mit exklusivem Cha- zentrum sorgt für mehr Kommunikation und rakter entstanden in den historischen Mauern Lebendigkeit am neu gestalteten „Forum Oed“ Büro- und Gewerbeflächen, ein Kindergarten - dem Marktplatz des Stadtteils. Damit sorgt sowie Wohngruppen für Betreutes Wohnen. die WAG für eine gute Nutzungsmischung im öffentlichen Raum. „Lebendige und lebenswerte Stadtteile sind unser Ziel“, sagt Geschäftsführer Wolfgang Schön. Wohnquartiere mit kurzen Wegen - Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und Freizeitge- staltung an einem Ort vereint. „Wir wollen nicht nur bloße Wohn- und Schlaf- stätten schaffen. Soweit als möglich sollen die Menschen alle wichtigen Dinge des Lebens vor Ort an ihrem Wohnort vorfinden“, so Schön weiter. Da die WAG zum größten Teil siedlungsüber- greifend baut und nicht Einzelobjekte errich- tet, kann sie diese Verantwortung in idealer Attraktives Geschäftslokal in historischen Mauern Weise wahrnehmen. in den Dragonerhöfen/Wels
20 Wohnungsmarktbericht 2017 Schlusswort D ie zunehmende Wohnungsknappheit Mit diversen Pilotprojekten wie dem Nachverdich- stellt eine Wohnungsgesellschaft wie tungsprogramm am Bindermichl wird in Kürze die WAG vor diverse Herausforderungen. begonnen. In Linz-Oed wird der gesamte Stadtteil Verursacht durch die steigende Anzahl der Haus- modernisiert und aufgewertet: Sanierung, Dach- halte in Österreich in Folge der sinkenden Haus- geschoss-Ausbau und ein neues Einkaufskon- haltsgröße (Personen pro Haushalt) kommt es zept nach Abriss eines in die Jahre gekommenen vermehrt zu einer starken Nachfrage nach Wohn- Einkaufszentrums sind die Eckpfeiler dieser Ent- raum, dies aber nur in bestimmten, bevorzugten wicklung. Gegenden: Die Ballungsräume größerer Städte sind als Wohnort gefragt, während hingegen in ländli- Dem Trend zum Mikro-Wohnen erteilt die WAG chen, strukturschwachen Gegenden die Nachfrage eine klare Absage. Kleinstwohnungen entspre- sinkt und es sogar zu Leerständen kommt. chen nicht den Wünschen der WAG-KundInnen und werden daher auch zukünftig nicht realisiert. Zwischen diesen beiden Polen bewegt sich die WAG Leistbares Wohnen zu bieten, ist ohnehin ein Leit- in ihrer Portfoliopolitik. In der vorliegenden Ausga- satz, dem sich die WAG erfolgreich verschrieben be des Wohnungsmarktberichtes hat sich die WAG hat. Die Nettomieten und Betriebskosten liegen vor allem mit den Trends und Konzepten zur Be- deutlich unter dem Österreich-Schnitt: Ein Quad- wältigung der hohen Nachfrage in den Ballungs- ratmeter Wohnraum kostete im Jahr 2016 durch- räumen der Städte beschäftigt. Dabei gibt es vor schnittlich 5,86 Euro inklusive Betriebskosten - im allem zwei große Richtungen: Zum einen werden Österreich-Schnitt liegt dieser Wert bei 7,4 Euro. angesichts der Wohnraumverknappung Klein- Dabei sind nicht nur die Nettomieten, sondern auch und Kleinstwohnungen geschaffen, um Platz zu die Betriebskosten dank umsichtiger Verwaltung sparen. Die zweite Strömung beschäftigt sich mit und Betreuung niedriger als im Österreich-Ver- der Stadtverdichtung, wo der Stadterweiterung gleich. räumlich Grenzen gesetzt sind. Die laufende Beobachtung des Mitbewerbs und Im Zentralraum Oberösterreich, wo es einen star- des Marktes europaweit und international ist ein ken Markt mit hoher Nachfrage gibt, setzt die WAG wichtiger Bereich im Rahmen der WAG-Marktfor- in den letzten Jahren vermehrt auf eine „sanfte schung geworden. Genauso wichtig ist es, das ei- Nachverdichtung“, um Wohnraum in bestehen- gene Portfolio und das eigene Klientel zu kennen. den Siedlungsgebieten zu schaffen. Dabei werden Die Kenntnis über die Wünsche der Kunden und die in Zuge von anstehenden Gebäudemodernisie- Trends am Wohnungsmarkt münden bei der WAG rungen vor allem die Dachgeschosse ausgebaut. in eine fundierte Portfoliopolitik, die nicht blind je- Davon werden die bestehenden Grünzonen am den Trend folgt, jedoch stets wachsam gegenüber wenigsten beschnitten und die Infrastruktur wird den Entwicklungen am Markt bleibt. Damit bleibt optimal ausgenützt. die Nachhaltigkeit des Immobilienbestandes für die Zukunft gesichert.
Wohnungsmarktbericht 2017 21 Kompakt + WAG gesamt 22.538 eigene Wohnungen mit 1,5 Millionen + Neubautätigkeit In Projektentwicklung befinden m 2 Nutzfläche in fünf Bundesländern sich derzeit rund 1300 Wohnungen rund 37.000 Objekte mit 1,8 Millionen m² Nutz- (Miete und Eigentum) im oberösterreichi- fläche werden von der WAG verwaltet schen Zentralraum. 79 % der eigenen Wohnungen in OÖ, 54% in Linz + Sanfte Siedlungs- und Stadtergänzung Die nachträgliche Ergänzung von Wohn- + Wohnungsmarkt Oberösterreich (ohne Linz) raum in den WAG-Gebieten spielt in den 5.617 Wohnungen kommenden Jahren ebenfalls eine gro- Marktanteil 9% ße Rolle. Im Linzer Kerngebiet sind der- 15.397 vorgemerkte Wohnungssuchende zeit zwei große Nachverdichtungsprojekte geplant. In Linz-Oed werden im Zuge der Sanierungstätigkeit die Dachgeschosse + Wohnungsmarkt Linz 12.175 Wohnungen ausgebaut und mit rund 80 Wohnungen zusätzlicher Wohnraum geschaffen. Marktanteil 14% In einem Musterprojekt am Bindermichl 13.056 vorgemerkte Wohnungssuchende werden die Kriegsbauten aus den 1940er Bruttofluktuation 7,64% Jahren modernisiert und dabei 50 hoch- wertige, neue Wohnungen in den Dachge- + Beliebteste Wohnformen schossen realisiert. Dadurch wird die Er- Mietwohnung bei 69% am beliebtesten richtung von Liften wirtschaftlich möglich Eigentumsbildung für 16% interessant und Freiflächen in Form von Loggien kön- Mietkauf 15% nen auch bei den bestehenden Wohnungen ergänzt werden. + Gewünschte Wohnungsgröße mindestens zwei Räume (25%) drei Räume 42% + Kein Mikro-Wohnen Kleinste (Mikro-)Grundrisse zu errichten, Ø 72 m 2 bei Mietwohnungen ist aus WAG-Sicht aufgrund der Analy- Ø 86 m 2 bei Eigentumswohnungen se der Kundenbedürfnisse nicht sinnvoll. Unabhängig davon werden verschiedene + Personen im Haushalt Formen des gemeinschaftlichen Wohnens Trend zu Single-Haushalten: weiter entwickelt. 42% wollen die Wohnung alleine beziehen + Wohnen und Einkaufen + Alter der Wohnungssuchenden Mehrheit ist 26 bis 50 Jahre alt (71%) und Einkaufsmöglichkeiten im direkten Wohn- umfeld erachtet die WAG als sinnvoll und sucht nach einer langfristigen Unterkunft. notwendig. In großen beispielgebenden Diese Gruppe hat einen hohen Raumbedarf Projekten in Linz-Oed und Wels werden mit drei bis vier Räumen. Einkaufs- und Gewerbeflächen im unmit- telbaren Wohnbereich umgesetzt. Leben, Wohnen und Arbeiten in einem optimalen Naheverhältnis sind das Ziel.
Impressum Eigentümer, Herausgeber und Verleger: WAG Wohnungsanlagen Ges.m.b.H. A-4025 Linz, Mörikeweg 6, Postfach 11 Tel. 050 338-0, Fax 050338-333 E-mail: info@wag.at www.wag.at. Text und Gestaltung Mag. Barbara Holzmann E-mail: barbara.holzmann@wag.at Tel.: 050338-229 Fotos: WAG, iStock, Shutterstock, Fotolia Stand September 2017 Änderungen vorbehalten!
STANDORTE Oberösterreich Hauptsitz Linz Mörikeweg 6, 4025 Linz Tel. 050 338-0 E-mail: info@wag.at Steyr Wagnerstraße 22, A-4400 Steyr Tel. 050 338/7300 E-mail: steyr@wag.at Steiermark Eisenerz Eibenstraße 2, A-8790 Eisenerz Tel. 050 338/7500 E-mail: eisenerz@wag.at Judenburg Styriagasse 6, A-8750 Judenburg Tel. 050 338/7700 E-mail: judenburg@wag.at Trofaiach Reichensteinstraße 24, A-8793 Trofaiach Tel. 050 338/7600 E-mail: trofaiach@wag.at Voitsberg Mozartgasse 4, A-8570 Voitsberg Tel. 050 338/7900 E-mail: voitsberg@wag.at Niederösterreich Traisen Dolezalstraße 6, A-3160 Traisen Tel. 050 338/7400 E-mail: traisen@wag.at Salzburg Schießstattstraße 21, A-5020 Salzburg Tel. 050 338/7800 E-mail: salzburg@wag.at www.wag.at
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