50A ALLES IM GRIFF - Dirigentenforum
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Editorial Inhalt verschieben. Nun hoffen wir, dass 2021 Von Tränen in den Augen und großem wieder Kurse in angepasstem Format Entwicklungspotenzial – Marcus Bosch möglich sein werden. und Yuval Weinberg im Interview 4 Zur Chor- und Orchesterarbeit in Konzerte während der Covid Corona-Zeiten hat Andrea Will Inter- 19-Pandemie – ein Erfahrungsbericht views geführt mit Yuval Weinberg, von Judith Mohr 8 Alumnus des Dirigentenforums und seit foto: Jann Wilken Beginn der Saison Chefdirigent des SWR Dirigierkurs in Heidelberg: Vokalensembles, und Marcus Bosch, Generalmusikdirektor Elias Grandy Chefdirigent der Norddeutschen Phil- über das Musizieren in Zeiten von harmonie Rostock und Künstlerischer Corona10 Leiter der Opernfestspiele Heidenheim. Ihre Gedanken zum Umgang mit der Das Wichtigste ist das gemeinsame Liebe Leserin, lieber Leser, Situation und Strategie der Zukunfts- Erleben12 planung lesen Sie auf den Seiten 4 bis 7. alles im Griff trotz Corona? Werkstatt mit Cornelius Meister 13 Wie Chorarbeit vor Ort ganz konkret In den Sommermonaten fühlte sich das aussehen kann, erzählt Judith Mohr, Dirigierkurs mit dem WDR Funkhausor- beinahe so an. Noch vor der Spielzeit- ehemalige Stipendiatin des Dirigen- chester: pause konnten im Dirigentenforum tenforums und Leiterin des Kölner Am Pult darf's auch mal Polka sein 14 bereits wieder Kurse mit Orchestern Kammerchors CONSTANT, auf den stattfinden, Corona-taugliche Beset- Seiten 8 und 9. „Nochmal ab Takt 39 bitte“ 16 zungen wurden erprobt, Hygienekon- zepte ausgetüftelt und verbessert – Anpassungs- und Reaktionsfähigkeit, Proben mit den Hofer Symphonikern Unterricht mit Abstand, aber immerhin Flexibilität im Kopf und in der Planung, unter Pandemie-Bedingungen 19 live! Kreativität bei der Programmge- staltung, neue Partnerschaften und Dirigentenforum hinter den Kulissen 20 Die besondere Situation brachte es Netzwerke sowie ein hohes Maß an sogar mit sich, dass sich spontan Zuversicht und Optimismus – mit Erfolge trotz Corona 22 Möglichkeiten für neue Kurse ergaben, diesen Anforderungen sehen sich alle indem Orchester ihre frei gewordenen Musikschaffenden derzeit konfrontiert. Abschlusskonzert in Nürnberg 23 Dienste für Meisterklassen anboten. Im Dirigentenforum versuchen wir So fand im Juli erstmalig ein Kurs unseren Teil dazu beizutragen, diese Ricordi Berlin fördert das mit dem Staatsorchester Stuttgart besonderen Herausforderungen zu Dirigentenforum24 und GMD Cornelius Meister statt, im meistern. Oktober standen zwei Kurse mit den Informationen zur Bewerbung 2021 Dortmunder Philharmonikern und dem In der Hoffnung, dass im kommenden 26 Kursleiter-Doppel Gabriel Feltz und Prof. Jahr wieder mehr musikalisches Mitei- Informationen zur Bewerbung 2020 Rüdiger Bohn auf dem Programm. Es nander möglich sein wird, wünschen 26 zeigte sich, dass musikalische Arbeit wir Ihnen viel Freude bei der Lektüre in Zeiten von Kontaktbeschränkungen sowie eine gute Weihnachtszeit und Fünf Fragen an... 27 besonders wichtig und sinnstiftend ist. hoffen auf ein baldiges Wiedersehen im neuen Jahr. Bühne frei für Vielfalt - ein Gastbeitrag Im Chorbereich gestaltet sich die Lage des Deutschen Musikinformationszen- nach wie vor deutlich schwieriger. trums 28 Den für Anfang Oktober mit dem RIAS Kammerchor in Berlin geplanten Ihre Wettbewerb um den Deutschen Chordirigentenpreis mussten wir schweren Herzens auf November 2021 2 | 3
Di r igenten forum Von Tränen in den Augen und großem Entwicklungspotenzial Wie Prof. Marcus Bosch, Chefdirigent der Norddeutschen Philharmonie Rostock, und Yuval Weinberg, Chefdi- rigent des SWR Vokalensembles, ihre künstlerische Arbeit in der Coronapandemie erleben. Von An d r ea Wi ll Marcus Bosch war nach Stationen an Aufnahmen für Cpo und den SWR mit verschiedenen Theatern GMD der Stadt einem quasi mit normalen Abständen fotos: Südwestdeutsche Philharmonie Konstanz Aachen und GMD des Staatstheaters spielenden Orchester machen konnte. sowie der Staatsphilharmonie Nürn- Überwältigend war, wie viele Tränen in berg. Er hat die Künstlerische Leitung den Augen hatten, als der erste Applaus der Opernfestspiele Heidenheim inne, des Publikums wieder im Saal aufbran- ist Professor an der Hochschule für dete, wie dankbar jeder jedem war... Musik und Theater München und Das erste in der DOV organisierte Vorsitzender der GMD-Konferenz. Bei Orchester war dann die Südwestdeut- der Südwestdeutschen Philharmonie sche Philharmonie in Konstanz, mit der Konstanz ist Marcus Bosch Erster ich im Bodenseestadion eine Operngala Gastdirigent und steht bei der Nord- u.a. mit Michael Volle und Barbara deutschen Philharmonie Rostock als Fritolli vor erstmals 500 Zuhörern und Chefdirigent am Pult. Im Dirigenten- übertragendem KlassikRadio machen forum war er als künstlerischer Leiter konnte. bei Kursen und als Juror aktiv. Aber auch während des Lockdowns Dessi Kepenerova, Solo-Schlagzeugerin der haben wir mit der Norddeutschen Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz, Was war Ihr erster Gedanke nach dem Philharmonie versucht mit einer Reihe bei der Testung Lockdown im Frühjahr, als Sie in der „Klassik für Helden“ in Kooperation Probe wieder am Pult standen, und wie mit der OZ (Ostsee-Zeitung) unseren kritischen Dialog geführt über hat Ihr Ensemble den Wiedereinstieg in Kulturauftrag zu retten und zu erfüllen die Testungen, aber der Wille der die künstlerische Arbeit gesehen? und haben kleinere Konzerte aus dem Musiker*innen gepaart mit einem Es war ein großer Moment, in dem viele Supermarkt, dem Gesundheitsamt, der gewonnenen hohen Maß an Sicher- Emotionen hochgekommen sind. Mein Müllabfuhr etc. gespielt und über die heit hat uns zurück auf die Bühne erstes Projekt war sehr früh ein Orches OZ gestreamt. gebracht. Bei uns werden alle Aushilfen, terkurs mit meinen Student*innen, Aber mein musikalisches Leben hat mir Gastdirigent*innen und Solist*innen nachdem wir ja lange per Zoom schon die Möglichkeit der Testungen getestet. Aber nicht die Testmöglichkeit unterrichten haben. Es war ein Wieder- durch Centogene zurückgegeben. alleine, sondern auch die gute Zusam- einstieg von Null auf Hundert, der menarbeit mit dem Gesundheitsamt meine beiden Tätigkeiten vereint hat, Wie sah dann weiter für Sie und Ihr und der Dialog um das Vertrauen des denn einige Wochen später konnte ich Haus die laufende Proben- und Auffüh- Publikums waren ausschlaggebend. das Kursprogramm im Rahmen einer rungspraxis bis Oktober aus? Wie Von meinen Kolleg*innen, die nach „Klangwolke“ mit dem NDR realisieren haben Sie es empfunden, im schmalen ähnlichen Modellen gesucht haben, und noch ein zweites Programm in Korridor der Coronaschutzverordnung habe ich viele Anrufe bekommen. Leider derselben Woche aufnehmen. künstlerisch und kreativ zu arbeiten? haben die meisten anderen testenden Mein großes Glück war dann Prof. Dr. Da bin ich sicher einer der glück- Orchester in Deutschland weniger Arndt Rolf, CEO der Biotechfirma Cento- lichsten Dirigenten in Deutschland. Da Erfolg bei den Behörden gehabt, was gene in Rostock bei einem Konzert in Rostock das Infektionsgeschehen ich sehr bedauere. kennenzulernen, der mir spontan niedrig ist und wir Centogene als Testungen für „meine“ und 15 weitere Sponsor gewinnen konnten, ist unser Was sind die besonderen Anforde- Orchester über die GMD-Konferenz Spielplan nach dem ersten Lockdown rungen an die Musiker*innen, unter zugesagt hat. So war es möglich, – auf der Konzertbühne – unverändert den Rahmenbedingungen der großen dass ich mit der Cappella Aquileia, weitergelaufen. Im Musiktheater wurde Abstände zu musizieren? dem Orchester der Opernfestspiele in umgeplant. Die Plätze für das Publikum Meistens hatte ich ja durch die Tests Heidenheim als Erster in Deutschland mussten wir natürlich einschränken. eine normale Aufstellung, aber bei ein Konzert vor Publikum und mit Selbstverständlich haben wir einen einer Aufnahme mit den Stuttgarter di r igenten forum 50 | dezemb er 2020
Di r igenten forum Philharmonikern hat sich gezeigt, sind sich einig, dass der Kontaktver- sind für mich nicht verhältnismäßig; dass man viel mehr Zeit benötigt, bis kehr, der sich im Kulturbereich ergibt, eine Kulturnation wie Deutschland alle sich neu eingehört und „justiert“ nicht zu den hohen Infektionszahlen kann Kunst nicht einfach zwischen haben. Der jahrelange Erfahrungshori- beigetragen hat. Auf der Basis eines Bordellen und Fitnessstudios zont der Musiker*innen stimmt unter evidenzbasierten Handelns sind dann einordnen. Es gibt immer noch keine den großen Abständen nicht mehr. im Kulturbereich Schnelltests, die sicher umfassenden Konzepte für Freiberufler Konnte man sich auf ein bestimmtes funktionieren und akzeptiert werden, und Kulturschaffende in Mischformen, Klangumfeld verlassen, sitzt man jetzt eine gute Perspektive. Sowohl für die um diese umfassend finanziell adäquat vielleicht in einem akustischen Loch. Es Menschen auf und hinter der Bühne, im zu unterstützen. Das in Deutschland bedarf eines anderen Spielgefühls, das Graben, aber auch für das Publikum. viel gepriesene Unternehmertum lässt aber auch einen Trainingseffekt mit sich bringt: Die aufgelöste Enge führt dazu, Welche direkten wieder mehr mit dem Auge zu arbeiten, Rückmeldungen den Ohren mehr zu misstrauen und bekommen Sie von stärker mit dem Schlag des Dirigenten „Ihrem“ Publikum? zu spielen. Welches sind seine Ängste, aber auch Sehen Sie in der Notwendigkeit der seine positiven kleinen Besetzungen auch neue Rückmeldungen in Möglichkeiten und künstlerische einer schwierigen Formate? Zeit? Das war ein großes Thema mit meinen Mir kam Studierenden im Zoom-Unterricht, ausnahmslos coronagerechte Programme zu unglaublich „erfinden“ und planen. Welche geeig- viel Dankbar- neten Werke gibt es schon, und was keit entgegen, Marcus Bosch und die Südwestdeutsche Philharmonie Konstanz im ist für welchen Raum passend? Viele Begeisterung und Konzert nach dem ersten Lockdown Musiker*innen haben gute Streaming- auch der Stolz Angebote produziert, jedoch ist eine der Besucher dafür, dass wir für das die Politik hier leider im Regen stehen. nachhaltige gute Platzierung des Strea- Spielen gekämpft und das Publikum Hartz IV kann nicht die Alternative für mings äußerst schwierig, viele gehen in nicht der Stille überlassen haben. Es freischaffende Künstler*innen sein. der Masse unter und nur wenige profi- war eine besondere Art der Zuneigung, tieren auch durch politische Aktionen. die zu erfahren war. Wir hatten auch Welche Auswirkungen der Coronakrise Ich denke, digitale Formate werden sich das Glück, dass wir eigentlich immer sehen Sie im Amateurmusikbereich? weiterentwickeln; in Schweden ist es nahezu „ausverkauft“ waren, was Können Laienensembles in der Krise sogar schon möglich, über besonders nicht in allen Städten so war. Gerade von den Profis etwas abschauen oder schnelles Internet zu proben, da das im Publikum sind doch viele Ängste hat andersherum der Profibereich eine Internet quasi latenzfrei ist. vorhanden, insofern ist auch nach dem Art Vorbildfunktion? zweiten Lockdown wahrscheinlich Amateurensembles können mitunter Welche Farbe hat die Brille, mit der Sie wieder eine vorsichtige Öffnung nötig. schneller und flexibler handeln. Zum ins nächste Jahr schauen? Sind Schnell- Beispiel hat ein Chor in Ulm Schnell- tests für Ensembles und auch das Wie sieht bzw. sah der Arbeitsalltag in tests für Proben organisiert und konnte Publikum ein wichtiger Bestandteil des der Zeit des November-Shutdowns für so ein Konzert auf die Beine stellen. Kulturlebens in der nächsten Zeit? Sie aus? Hier steht keine Berufsgenossenschaft Schnelltests könnten sehr wichtig Mein Unterricht an der Hochschule für mit vielen Vorgaben dahinter, die zu werden in der Zukunft – abhängig Musik und Theater München ist zum erfüllen sind. Vorstände und künst- davon, wie schnell geimpft werden Glück im Moment als Präsenzunterricht lerische Leiter können mit guten und kann. Es kommt jedoch darauf an, in machbar. Wir können auch Konzerte pfiffigen Ideen einiges bewirken. In welchem Zusammenhang sie mit dem streamen, das hat den Vorteil, mit verschiedenen Altersstufen muss man politischen Handeln stehen. Ich hoffe, einem Stream eine Konzertsituation sich wahrscheinlich allerdings auf wir lernen mit dem Virus zu leben mit der entsprechenden Spannung Austritte einstellen. und Leben wird ermöglicht, wo gute kreieren zu können. Ansonsten sind bei Bei den Profis abschauen ist für die Konzepte vorliegen und nicht pauschal mir alle Konzerte weggebrochen. Amateure sicher in Sachen Hygiene- verboten werden. Viele Fachleute Viele Punkte des zweiten Lockdowns konzepten sinnvoll, die von Fachleuten 4 | 5
Di r igenten forum erstellt wurden. Das Hauptproblem des hat Ihr Ensemble den foto: Klaus M ellenthin Amateurbereichs ist aber die Raum- Wiedereinstieg in die frage. So gibt es zwar den Bauern, der künstlerische Arbeit für die Chorproben die Scheune zur gesehen? Verfügung stellt, aber in der Mehr- Wir haben im Mai als zahl werden diese Ensembles ihrer erster Rundfunkchor Proberäume beraubt; Schulen sind sehr früh in einer abends für Externe geschlossen, um Kirche angefangen zu nur ein Beispiel zu nennen. Hier wäre proben, da waren die unbedingt ein Wandel in der Hand- Vorschriften streng: lungsstrategie nötig, im Sinne von 5 Meter Abstand zur „Was muss gemacht werden, damit Seite und 6 Meter es geht?“ und nicht „Wem muss was zwischen den Reihen. verboten werden?“. Eine Reinigung Die ersten Stunden durch UV-Strahlung ist z.B. nach dem waren anstren- Schulunterricht und ebenso nach der gend, weil sich die Chorprobe durchführbar. Ganz wichtig Sänger*innen fast gar ist, dass wir uns alle als Ganzes sehen: nicht gehört haben, Ein Amateurchor ist genauso wichtig wodurch natürlich wie ein Profiorchester, ein Großvater ist Verunsicherung Konzert im Juli: Yuval Weinberg mit dem SWR Vokalensemble gleichermaßen systemrelevant wie ein entstand. Ich habe Kindergartenkind. mich auf die Proben schon lange und war sehr zufrieden, ___________________________ unheimlich gefreut, in der Tat war es dass wir sie alle zusammen so schnell für mich dann auch sehr schwierig, umsetzen konnten. Yuval Weinberg studierte Chordiri- denn ich kannte das Vokalensemble gieren bei Jörg-Peter Weigle an der noch gar nicht so gut und in so einer Wie sah dann weiter für Sie und Ihr Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Situation Vertrauen aufzubauen, ist Haus die laufende Proben- und Auffüh- Berlin und bei Grete Pedersen an der nicht selbstverständlich. Aber was rungspraxis bis Oktober aus? Wie Norwegischen Musikhochschule. alle sofort gemerkt haben: Hier liegt haben Sie es empfunden, im schmalen Begonnen hatte er seine Ausbildung großes Entwicklungspotenzial. Und alle Korridor der Coronaschutzverordnung an der Buchmann-Mehta Musikhoch- waren bereit, sich der Herausforderung künstlerisch und kreativ zu arbeiten? schule der Universität Tel Aviv. Er ist zu stellen, die diese ungewohnten Wir haben den Luxus, dass wir eine erster Gastdirigent vom „Det Norske Abstände für die klangliche Perfektion sehr gute Lüftung haben – die Luft wird Solistkor“ in Norwegen sowie künstle- bedeuten. Von der ersten Probe an immer gemessen, Abstände kontrol- rischer Leiter des europäischen Ensem- habe ich ein großes Zusammenge- liert – und dass wir für den Chor ein bles EuroChoir und arbeitet regelmäßig hörigkeitsgefühl empfunden. Unsere Team von Kolleg*innen nur für die mit dem Chor des Bayerischen Rund- Aufgabe ist es ja auch, gemeinsam Umsetzung der Coronaeinschrän- funks zusammen. Er war Dirigent des Musik zu machen, das Publikum für kungen haben. Bis auf freiberufliche Osloer Kammerchors NOVA und des Vokalmusik zu begeistern, und dabei Aushilfen sind die Sänger*innen Nationalen Jugendchors in Norwegen. erfinderisch zu sein. Wir konnten dann festangestellt. Wir sind in der glück- Yuval Weinberg ist Preisträger zahl- bald im SWR-Funkstudio proben, zu lichen Situation, am Rundfunk vieles reicher internationaler Wettbewerbe unserer Erleichterung mit kürzeren machen zu können, haben aber auch und war Stipendiat im Dirigentenforum Abständen. Im Juli konnten wir dann gemerkt, dass aufgrund dessen, dass und Finalist beim Deutschen Chor- zwei Konzerte geben. Gemeinsam alle ein anderes Umfeld zu Hause dirigentenpreis 2018. Mit Beginn der und spontan haben wir ursprüng- haben, wir die Situation nur gemei- Spielzeit 2020/21 ist er Nachfolger von liche Programme umgeplant und das stert bekommen, wenn jeder auf sich Marcus Creed als Chefdirigent des SWR Konzert mit Einbindung des Publi- und wir alle aufeinander achten. Als Vokalensembles und damit jüngster kums unter die Idee eines Kartenspiels man ganz am Anfang des Sommers Künstlerischer Leiter eines ARD-Klang- gestellt. In kleinen Besetzungen zu 8, 12 noch nichts machen konnte, haben körpers. und einer Besetzung zu 16 wurde jedes wir uns auf Aufnahmen beschränkt, Stück einer Spielkarte zugeteilt, und wie z.B. die Aufnahme des Werks eines Was war Ihr erster Gedanke nach dem eine Person aus dem Publikum hatte Komponisten, der live zugeschaltet Lockdown im Frühjahr, als Sie in der vor jedem Stück eine dieser „Stücke“- war und unter großem technischen Probe wieder am Pult standen, und wie Karten zu ziehen. Diese Idee hatte ich Aufwand sein Werk so hören konnte di r igenten forum 50 | dezemb er 2020
Di r igenten forum wie unsere Tonmeister. Generell proben Abstand haben müssen, benötigen freiberuflichen Musiker*innen – den wir getrennt in zwei Gruppen zu 16 wir ein Fußballstadion für ein Konzert, Aushilfssänger*innen bei uns und Stimmen, was für mich doppelte Arbeit wenn der ganze Chor singt – das war insgesamt. bedeutet. Häufig war viel Verunsi- aber vor der „2. Welle“, seit einigen cherung da, weil wir manchmal nicht Wochen haben wir alles wieder etwas Welche direkten Rückmeldungen wussten, ob wir z.B. am nächsten reduziert. bekommen Sie von „Ihrem“ Publikum? Tag proben dürfen. Ich musste dann Welches sind seine Ängste, aber auch schnell entscheiden, welche Stücke wir Sehen Sie in der Notwendigkeit der seine positiven Rückmeldungen in proben und ich habe die dann nicht kleinen Besetzungen auch neue einer schwierigen Zeit? mehr streng nach Konzept, Thema oder Möglichkeiten und künstlerische Die Besucher, die im Juli nach den einem bestimmten Stil ausgesucht, Formate? Konzerten zu mir gekommen sind, sondern einfach gute Werke, die zu uns Man wird mutiger, weil man weniger waren ganz begeistert. Sie berichteten, passen, denn es muss ja alles so schnell Möglichkeiten hat, und entscheidet dass sie sich so gefühlt haben, als seien gehen. Saß ich früher oft lange Zeit an schneller nach Bauchgefühl. Für mich sie zum ersten Mal in einem Konzert der Ausarbeitung von Programmen, war es ein harter Anfang beim SWR, gewesen. Trotz einer etwas weltunter- so mache ich das nun in viel kürzerer aber auch ein sehr intensiver. Ich kenne gangsähnlichen Stimmung durch den Zeit, irgendwie ist es auch befreiend: durch die kleinen Besetzungen die Mundschutz für das Publikum waren Die Einschränkung der Stücke auf eher Sänger*innen wirklich gut, weil ich sie viel Freude und Dankbarkeit von Seiten solistische Werke, die zu den kleineren alleine hören und schneller korrigieren des Publikums da. Besetzungen passen, macht es auch kann. Hier geht es nicht um richtig oder leichter, und es sind immer noch viele, falsch, sondern darum, dass wir alle Wie sieht bzw. sah der Arbeitsalltag in die aufführbar sind. Die katastrophale besser werden und was dazu beige- der Zeit des November-Shutdowns für Darstellung der Chöre am Anfang tragen werden muss. Das alles hat Sie aus? der Pandemie hat mich persönlich dazu geführt, dass wir eine sehr offene Wir dürfen proben im November und getroffen, da zum Teil fundierte Unter- Stimmung haben, und das ist etwas machen das in zwei Gruppen von 16, suchungen noch nicht vorlagen. All dies sehr Schönes. die sich nicht treffen und komplett hat dann zu den Riesenabständen für unterschiedliches Repertoire erarbeiten. alle geführt. Welche Farbe hat die Brille, mit der Sie Zurzeit proben wir für das Livestrea ins nächste Jahr schauen? Sind Schnell- ming, worauf ich mich total freue, Was sind die besonderen Anforde- tests für Ensembles und auch das einfach, dass wir irgendetwas machen rungen an die Musiker*innen, unter Publikum ein wichtiger Bestandteil des dürfen. den Rahmenbedingungen der großen Kulturlebens in der nächsten Zeit? Abstände zu musizieren? Die Antwort auf die Frage nach den Welche Auswirkungen der Coronakrise Man singt mit großen Abständen Schnelltests lege ich in die Hände der sehen Sie im Amateurmusikbereich? anders, da man sich in einem Experten. Meine Aufgabe ist es, die Können Laienensembles in der Krise bestimmten Prozentsatz auf die Ohren Antwort künstlerisch umzusetzen von den Profis etwas abschauen oder verlässt und das nun nicht mehr funk- und etwas daraus zu machen. Wir hat andersherum der Profibereich eine tioniert. Jeder muss etwas solistischer haben tolle Stücke und Projekte vor, Art Vorbildfunktion? singen, was wiederum zu weniger mit denen wir sehr flexibel umgehen Da haben wir Profis es sehr gut, weil Chorklang führt. Dazwischen muss können. Unser Repertoire ist im sich viele andere Menschen um alles man die Balance finden, was nun aber Moment so, dass wir auf bestimmte kümmern; so steht für jeden Fach- super läuft. Insgesamt hört jeder die Corona-Situationen reagieren und bereich Personal zu Verfügung. Für anderen schlechter. Haben zwei Stimm- mit kurzem Vorlauf auf der Bühne Amateurensembles ist der Aufwand, gruppen den gleichen Ton, so üben stehen können. So wurde aus meinem Proben und Konzerte zu realisieren, wir ihn einzeln und langsam so ein, Antrittskonzert im November kurzfri- enorm viel höher. Sie nehmen ihn aber dass er über das innere Gehör dann im stig ein Streamingkonzert gemacht. dennoch auf sich, hoffe ich, weil die Zusammensingen richtig kommt. Auch Das musste natürlich für das Format Leidenschaft und das Bedürfnis nach Vokalausgleiche sind nicht einfach. Wir kürzer sein, was aber kein Problem ist. Musikmachen groß genug sind. Gerade richten uns bei allen Vorgaben immer Wir müssen uns davon verabschieden wegen der tollen Möglichkeiten, die nach den strengsten Regeln der Berufs- zu denken, dass die Krise bald ganz weg Profiensembles haben, können oder genossenschaft, die mit Roll-Ups, also ist, denn wir haben die Verantwortung sollten wir Vorbild sein, auch wenn es Aufstellern mit transparenten Folien, aus der Musik etwas zu machen, und um neue Formate geht, analog und einen Abstand von 1,5 Metern ermög- wir haben einfach unheimlich große digital, die nicht nur Streaming sind. licht haben. Denn wenn wir 3 Meter Lust dazu. Meine echte Sorge gilt den Wir arbeiten intensiv daran. 6 | 7
Di r igenten forum Konzerte während der Covid 19-Pandemie – ein Erfahrungsbericht Von j u dith Moh r drei Konzerte an zwei Tagen anzu- bieten. Außerdem entschieden wir uns, die Konzertlänge auf 45 Minuten zu fotos: Lisa Mohns reduzieren. Der Kammerchor CONSTANT konzer- tiert in Köln viel in Kirchen, die für Kammerchöre attraktiv sind, d.h. die nicht zu groß sind und über eine gute Akustik verfügen. Selbst wenn wir auf diese Räume zurückgreifen wollten, konnten wir aufgrund der Abstands- regeln jedoch nicht mit gesamter Chorstärke auftreten. Es entstand also die Idee, den Chor in 4 Teile zu teilen, woraus wiederum 4 Doppelquartette entstanden. Das Ziel war, dass diese Probenarbeit des Kammerchors CONSTANT im AntoniterQuartier der Antoniterkirche Köln. 4 Doppelquartette sich ein Konzert teilen. Nachdem ich mit dem Kammerchor Wie wären die Rahmenbedingungen Gemeinsam mit dem Vorstand nahm CONSTANT in Köln während der für ein solches Konzert und wo könnte ich Kontakt zu unterschiedlichen Monate März bis Mai 2020 in die digi- es stattfinden? Kirchen auf und erfragte die Bereit- tale Welt der Probenmöglichkeiten und Als sich zu Sommerbeginn zeigte, dass schaft eines Konzertes bei ihnen. des Kontaktes abgetaucht war, durften es wieder möglich sein würde, mehrere Neben einzelnen Absagen fanden wir uns im Juni endlich wieder live zum Wochen am Stück zu proben und auch sich recht bald zwei evangelische Proben und Arbeiten treffen. Es wurde eventuell zu konzertieren, hielten wir Kirchen in Köln (Christuskirche und schnell klar, dass wir unbedingt Ziele in das erste Oktober-Wochenende als Kartäuserkirche), die sich über kultu- Form von Konzerten erarbeiten wollten. Ziel fest. Wir hatten vor, aufgrund der relle Angebote und Veranstaltungen Miteinander zu singen und zu proben reduzierten Zahl an Zuschauer*innen nach der langen Pause im Frühjahr war ein erstes wunderbares Gefühl, jedoch wollten wir nach außen hin auch wieder präsent sein und zeigen, dass Konzerte in diesen Zeiten möglich, machbar und auch gut sind. Bis wir am 2. und 3. Oktober erstmals wieder konzertieren konnten, hatten wir jedoch einige Fragen zu klären: Coronagerechte Proben benötigen viel Platz. di r igenten forum 50 | dezemb er 2020
Di r igenten forum teilte ich die entsprechenden Programmteile auf. Jedoch gab es hier auch immer eine Erst- und Zweitbeset- zung, sodass am Ende der tatsächliche Ausfall von Sänger*innen kompensiert werden konnte. Wie war die Durchführung? Bis kurz vor den Konzerten waren wir unsicher, ob nicht noch etwas dazwi- schen kommt. Jedoch konnte der Kammerchor CONSTANT am 2. und 3. Oktober jedes Konzert wie geplant durchführen. Bei den Stellproben wurde mindestens so viel Zeit für die musika- lische Vorbereitung wie für den Ablauf benötigt: Einbahnstraßen-Prinzip, Lüftungspausen, Masken für die Wege bis zum Platz und zurück, Vorbereitung des Zuschauerraums, Aufnahme der Kontaktdaten etc. Konzert in der Kölner Christuskirche Alle drei Konzerte waren mit knapp 40 Zuschauer*innen voll besetzt und freuten und uns gerne unterstützten. Das größte Problem war, wie den mindestens für den Chor war es ein Zusammen mit den Verantwortlichen Sänger*innen eine möglichst wöchent- wunderbares Erlebnis, endlich wieder vor Ort besprachen wir die Bedin- liche Arbeit garantiert werden auf der Bühne zu stehen und live vor gungen (40 Zuschauer*innen maximal, konnte, wenn doch längst nicht alle echtem Publikum musizieren zu dürfen. Hygiene- und Lüftungsregeln etc.) Sänger*innen in einen Raum passten. Die Rückmeldungen aus dem Publikum und entwarfen ein Konzept für einen Die Probenmöglichkeiten in Köln sind waren ebenso positiv und vor allem Konzertabend. Die Zuhörer*innen und waren auch nicht zahlreich gesät. dankbar, dass wir wieder ein Konzert konnten sich auf der Homepage des So starteten wir nach den Sommerfe- angeboten haben. Chores zu den Konzerten anmelden. rien den Versuch, parallel in Doppel- quartetten zu arbeiten, ohne dass ich Rückblick: Um während der Covid Wie sähe ein Konzertprogramm aus? als Chorleitung durchgehend anwesend 19-Pandemie mit einem semiprofessio- Durch die Reduzierung des Chores auf war. Der Vorstand des Chores konnte nellen oder Laien-Chor zu konzertieren, vier Doppelquartette ergab sich eine bis zu 3 mittelgroße Räume in Köln sind enorm viele Handlungsschritte Optimierung des Konzertprogramms. finden, in denen wir parallel proben nötig. Viele Hürden müssen über- Aus Effizienz-Gründen bot es sich an, konnten. Ich erstellte Einsing- und wunden werden und zahlreiche Köpfe am Juni-Programm festzuhalten, weil Einstudierungs-Videos, Probenpläne, sollten mitdenken, damit am Ende dafür schon geprobt wurde. Da ich vor Aufgabenkarten etc., damit die nichts vergessen wird. Es ist bestimmt Corona aber z.B. zwei Bearbeitungen Ensembles ohne mich gezielt arbeiten zu hinterfragen, ob dies immer so von Clytus Gottwald und weitere viel- konnten, ohne jedoch eine Person als umsetzbar ist, da es von Sänger*innen- stimmige Werke geplant hatte, arbei- Probenleitung zu benennen. Wir verlän- Seite eine ungleich höhere Auseinan- tete ich im Sommer an einer Optimie- gerten die Probenzeit um eine halbe dersetzung mit dem eigenen Hobby ist. rung. Einen Großteil des Programms Stunde und ich fuhr in Köln mit dem Aber es gibt mit Sicherheit die unter- konnten wir behalten (Werke von Fahrrad von Ort zu Ort und coachte schiedlichsten Konzepte, die in dieser Edward Elgar, Jean Sibelius, Nils Lind- die Ensembles jeweils 30-45min lang. Zeit zu realisieren sind. Das Ergebnis berg, Claudio Monteverdi, Owain Park), Hinzu kam Mitte September ein jedoch – nämlich das Live-Erlebnis des die nicht realisierbaren Werke tauschte Probenwochenende, an dem jedes Konzertes und des Gesanges – ist für ich gegen Stücke von Clara Schumann Ensemble ca. 3-4 Stunden nur mit mir uns nicht zu ersetzen. Daher sind wir und Caroline Mallonee. arbeiten konnte. in der aktuellen Situation unbedingt Für den Fall von Ausfällen arbeitete ich bereit, mehr zu investieren, solange es Wie sahen die Proben für die Konzerte möglichst lange mit den Ensembles an überhaupt die realistische Möglichkeit aus? allen Stücken. Erst Anfang September gibt zu konzertieren. 8 | 9
R h ei n-N ec k ar-Zeitu ng, 16. J u li 2020 Generalmusikdirektor Elias Grandy über das Musizieren in Zeiten von Corona Von Mat th i as Roth Herr Grandy, in Ludwigshafen, Speyer oder Darmstadt finden seit etwa drei fotos: Susanne R eichardt Wochen wieder Live-Konzerte statt. In Heidelberg wird erst jetzt ein halb- öffentliches Konzert für besonders treue Abonnenten gegeben. Warum brauchte man hier so lange? Zunächst ist es sehr schön, dass wir noch vor der Sommerpause überhaupt wieder mit dem Orchester arbeiten können. Damit war nicht unbedingt zu rechnen. Im Zusammenhang mit Corona ist der deutsche Föderalismus sehr deutlich geworden: Die Bundes- länder sind unterschiedliche Regionen mit unterschiedlichen Bedingungen und geben sich daher auch unter- schiedliche Corona-Vorschriften. Hessen und Rheinland-Pfalz haben mit Elias Grandy unterrichtet Hangyul Chung unter Pandemie-Bedingungen. anderen Maßnahmen auf die Pandemie reagiert als Baden-Württemberg. Ganz untätig war das Heidelberger wenn auch leider nur vor kleinem, Außerdem haben wir den Mitarbeitern Orchester während des Lockdowns ausgewähltem Publikum. Das Dirigen- und auch dem Publikum gegenüber nicht. tenforum gilt der Förderung junger die Verpflichtung, ein Hygienekonzept Das Theater und Orchester Heidelberg Orchesterleiter und existiert mehrere auszuarbeiten, das die Gesundheit aller hat über 30 Auftritte in der ganzen Jahrzehnte. Die Zusammenarbeit des Beteiligter sichert. Wir dürfen diesen Stadt und im Umland organisiert, Philharmonischen Orchesters mit dem Virus nicht unterschätzen, der die die natürlich nicht groß angekündigt Forum ist ein wichtiger Pfeiler der ganze Welt erfasst hat und weltweit werden konnten, um Menschen- Nachwuchsförderung. zu Einschnitten führt. Ich bin sehr froh, ansammlungen zu vermeiden. Die dass wir jetzt unter anderem in Abstim- Musiker des Orchesters haben hierbei Stellen die jetzigen Abstandsrege- mung mit dem Betriebsärztlichen in kammermusikalischen Besetzungen lungen im Orchester die Stipendiaten Dienst und dem Gesundheitsamt ein nicht unerheblich mitgewirkt. Wir vor besondere Herausforderungen? klares, verantwortungsvolles Konzept haben also in dem Rahmen, in dem es Ein Dirigent steht ja immer besonderen erstellen konnten. Und – das ist meine möglich war, Live-Musik angeboten. Herausforderungen gegenüber, und persönliche Meinung – in Anbetracht Doch die Lage war schwierig und ist es man muss lernen, diese zu meistern. dieser wirklich historischen Situation immer noch aufgrund der Komplexität Die Aufgabe ist, Lösungen zu finden. wird am Ende nicht die Frage stehen, der ganzen Situation. Wir wollten Werke aufführen, bei denen wer 14 Tage früher oder später wieder man tatsächlich ein Orchester vor sich mit Veranstaltungen begonnen hat. Sprechen wir über die Stipendiaten des hat und keine Kammermusikbeset- Man wird höchstens fragen, ob alle Dirigentenforums im Deutschen Musi- zung. Die Streicher und vor allem die ihren Beitrag dazu geleistet haben, krat, die unter Ihrer Leitung hier einen Bläser sitzen nun weiter auseinander das Infektionsgeschehen so gut es Meisterkurs absolvieren. Das Sommer- als üblich: Das ist klanglich manchmal geht – und es gelingt ja in diesem Land konzert im Rahmen der Schlossfest- heikel. Auch Timing-Fragen oder das sehr gut – unter Kontrolle zu halten. spiele konnte nicht stattfinden. Zusammenspiel sind durch die aktuelle Das wird die Frage sein, wenn das mal … aber das Abschlusskonzert des Aufstellung etwas erschwert. Aber überstanden ist. Workshops können wir doch machen, diese Schwierigkeiten sind nicht so di r igenten forum 50 | dezemb er 2020
R h ei n-N ec k ar-Zeitu ng, 16. J u li 2020 nicht sinnvoll. Zum Beispiel haben wir im 1. Philharmonischen Konzert Beethovens Erste Sinfonie und das Mozart-Klavierkonzert Nr. 27 (B-Dur) auf dem Programm, die auch mit größeren Abständen in diesem Raum gut machbar sind. Das Stück von Karola Obermüller, die den Künstlerinnenpreis der Stadt Heidelberg erhält, passt eben- falls. Das kann so umgesetzt werden, wie es gedacht war. Wie ist die Stimmung im Orchester? Insgesamt ist einfach die Freude sehr groß, überhaupt wieder zusammen spielen zu können. Das ist deutlich spürbar. Der Hunger, der Durst nach Live-Musik ist sehr hoch, sowohl im Orchester als auch im Publikum. Diese Christoph Schäfer im Konzert mit dem Philharmonischen Orchester Heidelberg Verbindung einer Gemeinschaft durch den Klang, die ein Live-Konzert groß, dass man sie nicht bewältigen Wir freuen uns wahnsinnig, dass ausmacht und die ich zuhause nicht könnte. Heute in der Probe ging es in es uns gelungen ist, ein Konzept zu herstellen kann, löst große Begeiste- keinem Moment um solche Corona- entwickeln, das die Grundlage bietet, rung aus, und die Vorfreude ist riesig – bedingten Schwierigkeiten. Also inso- die Philharmonischen Konzerte in auf beiden Seiten. Dieser kleine Testlauf fern ist der Probenablauf wieder relativ der Neuen Aula fast wie ursprünglich nun mit dem Stipendiaten-Konzert normal. geplant stattfinden zu lassen. Wir wird zeigen, dass es möglich ist und haben das sehr genau berechnet und wie es im Herbst weitergehen wird: Es Vielleicht noch ein Wort zur hatten für die Aula von vornherein eher wird vielleicht alles ein bisschen anders kommenden Orchestersaison im Werke aus dem klassisch-romantischen ausschauen, aber es wird sich nicht Herbst: Konnte wenigstens ein kleiner Repertoire vorgesehen, die der Größe anders anfühlen. Da bin ich und sind Teil der eigentlich vorgesehenen des Raums angemessen sind. Hier den wir alle im Moment sehr zuversichtlich. Programmierung auch im Corona- „Sacre“ von Strawinsky aufzuführen, Konzept umgesetzt werden? wäre auch unter Normalbedingungen Auf Abstand: David Bui probt mit dem Philharmonischen Orchester Heidelberg. 10 | 11
R h ei n-N ec k ar-Zeitu ng, 20. J u li 2020 Das Wichtigste ist das gemeinsame Erleben Das Philharmonische Orchester Heidelberg spielte erstmals nach vier Monaten wieder live im Theater Von Mat th i as Roth Was für ein Klang! Ein volles Orchester live auf der großen Bühne im Städ- foto: Susanne R eichardt tischen Theater – das ist, nach ziemlich genau vier Monaten Abstinenz, eine fast wieder neue Erfahrung. Jedenfalls ist es aber ein gutes Gefühl, sie wieder zu hören, die Musiker des Philharmo- nischen Orchesters Heidelberg. Für ein ausgewähltes Publikum spielten sie am letzten Freitag erstmals nach dem Corona-Lockdown wieder in großer Formation und wurden von den großzügig im Zuschauerraum verteilt sitzenden etwa 150 Gästen überschwänglich und lang anhaltend begrüßt. In Masken kamen die Musiker auf die Bühne und nahmen mit gebüh- rendem Abstand zueinander Platz, die Bläser noch etwas weiter voneinander getrennt als die Streicher. Es war die Generalprobe zur Herbstsaison, die Nikolaus Henseler leitet das Philharmonische Orchester Heidelberg. man in der Neuen Aula am 7. Oktober starten möchte: Ein ausgeklügeltes zackig. Nikolaus Henseler hat bereits an: Er begann mit der „Freischütz“- Hygiene- und Sicherheitskonzept ist einen Lehrauftrag an seiner Hochschule Ouvertüre und setzte mit einem dazu die Voraussetzung. in Trossingen, wo er bei Prof. Michael Zwischenspiel aus Mascagnis „L’amico Zu hören waren Ouvertüren und Opern- Alber und Prof. Sebastian Tewinkel Fritz“ fort. Er formte vor allem einen Intermezzi von Mozart bis Johann studierte, und arbeitete bereits mit guten Streicherklang. Strauß Sohn, dirigiert von vier Stipendi- dem SWR-Vokalensemble unter Marcus Ja, freilich: Ein spezieller „Corona- aten des Dirigierforums im Deutschen Creed. Henseler legte aber auch ein Sound“ war letztlich insgesamt unver- Musikrat: Der in Deutschland geborene Studium der Philosophie und Germani- kennbar. Vor allem für das Blech ist es David Quang Tho Bui studierte an der stik in Konstanz ab. Der hochgewach- nicht leicht, eine gemeinsame Farbe Hochschule Hanns Eisler, Berlin, und sene Dirigent wählte die Ouvertüre zu kreieren, und die Holzbläser haben arbeitete bereits mit dem Brandenbur- zur „Zauberflöte“ und ein Intermezzo gelegentlich Mühe, sich durchzusetzen. gischen Staatsorchester in Frankfurt aus Mascagnis „Cavalleria Rusticana“. Auch das Zusammenspiel des Streicher- (Oder) und anderen Klangkörpern. Er Er formte die Musik des Italieners sehr Apparats ist heikel. Man wird mit leitete die Ouvertüren zu Verdis „Macht lyrisch, was bei den weit auseinander diesen Schwierigkeiten noch eine Weile des Schicksals“ und Strauß’ „Fleder- sitzenden Musikern eine klangliche leben müssen – und können. Denn das maus“ mit souveräner Zeichengebung Herausforderung war. alles ist nichts gegen die Tatsache, dass und wienerischen Rubati bei Strauß. Christoph Schäfer schließlich lernte das man wieder spielen darf. Hangyul Chung begann bereits in Dirigieren in München bei Prof. Michael Der Heidelberger Generalmusikdirektor seiner Heimat Korea mit dem Diri- Gläser und in Wien sowie an der Hoch- Elias Grandy, der die Stipendiaten in gieren, bevor er an die Hochschule nach schule für Katholische Kirchenmusik einem Meisterkurs coachte, formulierte Mannheim kam, um bei Prof. Stefan in Regensburg. Er gründete auch ein es bei seiner Begrüßung treffend: „Das Blunier zu studieren. Er dirigierte die eigenes Vokalensemble und leitet den gemeinsame Erleben ist das Sinnstif- Vorspiele zu „Zigeunerbaron“ und Musikalischen Gesangverein München. tende in der Musik.“ Wie schön, dass es „Nabucco“ das erste angemessen Auch seinem Dirigat merkte man wieder stattfinden kann. elastisch im Tempo, das zweite äußerst durchaus schon eine gewisse Routine di r igenten forum 50 | dezemb er 2020
Di r igenten forum Werkstatt mit Cornelius Meister Vom 13. bis 16. Juli 2020 fand erstmalig ein Dirigierkurs mit dem Staatsorchester Stuttgart statt. Von Eva Pegel Cornelius Meister, GMD der Staatsoper Stuttgart und Alumnus des Diri- fotos : Matthias Baus gentenforums, hatte den Workshop spontan ermöglicht, da das Orchester bis dato nicht in Kurzarbeit war und einige Dienste für die Nachwuchs- förderung zur Verfügung stellen konnte. Das Orchester hatte die Zeit des Lockdowns unter anderem dafür genutzt, um Beethovens Sinfonien Nr. 1 bis 8 einzustudieren und, sobald dies wieder möglich war, als Zyklus in der Stuttgarter Liederhalle aufzu- führen. Für den Dirigierkurs stand die 6. Sinfonie auf dem Programm. Die vier Kursteilnehmer*innen Chanmin Chung, Yura Yang, Julio García Vico und Claudio Novati durften die Einstudierung der „Pastorale“ übernehmen. Bei den zu Kursbeginn üblichen Klavierproben saß Cornelius Meister persönlich als Korre- petitor am Klavier – eine Situation, die GMD Cornelius Meister mit Chanmin Chung, Yura Yang, Benjamin Hartmann, Claudio Novati ihm aus seinen eigenen Kursen beim und Julio García Vico (v.l.n.r.) Dirigentenforum noch wohlbekannt war. Während der Orchesterproben Nachbesprechungen. Mehrere Musiker- Im Anschluss an den Dirigierkurs über- beobachtete er die Probenarbeit der innen und Musiker hatten sich zudem nahm Cornelius Meister wieder den jungen Dirigent*innen von der Seite bereit erklärt, den Stipendiatinnen und Taktstock und dirigierte die General- der Bühne aus, griff nur selten ins Stipendiaten Feedback aus den jewei- probe sowie das Konzert. Geschehen ein, notierte vieles für die ligen Stimmgruppen zu überbringen. Yura Yang in einer Probe mit dem Staatsorchester Stuttgart 12 | 13
Köln isc h e Ru n dsc hau, 2. Oktob er 2020 Am Pult darf's auch mal Polka sein Blick ins aktuelle „Dirigentenforum“, das zum Mittagskonzert ins WDR-Funkhaus lädt Von Ol af Wei d en Wenn die Jugend auf dem Dirigierpo- fotos: Sabine GroSSe-Wortmann dest zum Stab greift, dann trägt die Polka manchmal zu Recht den Zusatz „ohne Bremse“. Im WDR Funkhaus haben die beliebten Noten von Eduard Strauss den Weg auf die Pulte des Funkhausorchesters gefunden, das in dieser Woche für vier Orchesterproben fünf junge Dirigenten begrüßte, die mit ihnen ein tüchtiges Konzertprogramm erarbeiten durften – eine spezielle Art von Meisterkurs in der Sparte Orche- sterdirigieren. Der Deutsche Musikrat hat für seinen dirigentischen Spitzennachwuchs dieses „Dirigentenforum“ geschaffen, ein aufwendiges Unternehmen. Anders als bei den Instrumentalisten besteht das Instrument des Dirigenten bekanntlich aus einer ganzen Schar von Harutyun Muradyan in der Generalprobe zum Lunchkonzert Musikern. In der Ausbildung begegnen diese dem werdenden Künstler in Form Von Oper bis Filmmusik Ensembles suchen oder gleich ein der Hochschulorchester, aber meist in Die Maestri müssen sich oft in der eigenes Orchester gründen. Das „Diri- rarer Dosierung. Laien- und Semiprofessionellen-Szene gentenforum“ hilft in dieser Misere, Christoph Schäfer und das WDR Funkhausorchester di r igenten forum 50 | dezemb er 2020
Köln isc h e Ru n dsc hau, 2. Oktob er 2020 die durch die legendäre Flexibilität des zweiten Sinfonieorchesters des WDR recht kurzfristig gelindert werden konnte. Die Musiker des Funkhausor- chesters sind halt nicht nur Spezialisten für die leichte Muse, sie funktionieren in allen Belangen großzügig und hilfs- bereit. So wurden die jungen Gäste mit einem freundlich rheinischen Tusch begrüßt. Konzertmeister Juraj Cizma- rovic stimmte ein spontanes „Happy Birthday“ im Orchestertutti für den Ehrentag einer Geigerin an, die Atmo- sphäre wurde locker familiär. Nun wirkten die fünf Herren auch nicht aufgeregt. Gleich der erste Kandidat, der dreißigjährige Gabriel Venzago, hat in Süddeutschland studiert und ist in der zweiten Spielzeit Erster Kapell- Gabriel Venzago probt mit dem WDR Funkhausorchester. meister am Landestheater Salzburg. Er ist also eigentlich ein Profi, aber ein Kernrepertoire des am Ende stehenden – bei allen Kandidaten – nach einigem Dirigent lernt niemals aus. Mittagskonzerts bestimmt Unter- Nachwürzen durch den Dirigenten An dieser Stelle trat Enrico Delamboye haltungsmusik der besseren Art, aus Feuer, Abwechslung und Leben in die ins Spiel, ein erfahrener Dozent, seit Film, Oper, Operette und Tanzmusiken. Musik. einer Dekade Chefdirigent in Koblenz Gabriel wählte einen Tango, eine Musik Maestro Delamboye rochierte wie ein und in der dritten Saison Erster voller Emotion, mit wechselnden Tempi, Fußballtrainer am Spielfeldrand. Er Gastdirigent des WDR Funkhausor- Stauungen und Ausbrüchen. Zunächst huschte unter das imposante Orgel- chesters – ein Niederländer, mit allen lauschte er in einem Durchlauf, was die prospekt, lugte hinter dem Klavier musikalischen Wassern gewaschen. routinierten Allesspieler des Senders hervor oder beruhigte sich in der ersten Die Polka deutete es schon an: Das auf Anhieb anboten. Und dann wuchs Sitzreihe. Die Pädagogik erfolgte nicht während der Probe, sondern vorher als Klavier- probe und nachher anhand des Mitschnitts der Einstudierung. Bei Martijn Dendievel, mit 25 der jüngste Teilnehmer, mischte er sich nur als Zeit- organisator ein. „Sortieren wir noch mal den Schluss“, lautete eine Anweisung, der der just in Belgien ausgezeichnete Dirigent gerne nachkam. Da musste „ohne Bremse“ feinjustiert werden. Die Gäste im Mittagskonzert erwartet ein fulminantes Festkonzert mit jungen Dirigenten, mögliche Damen waren nur logistisch (im Fest-Engagement) oder pandemisch (in Kolumbien festgesetzt) verhindert. Das Programm strahlt in vielen bunt gemischten Highlights, es wird moderiert und sogar gesungen. Das gefällt sicher nicht nur den jungen Dirigenten. Martijn Dendievel in der Generalprobe 14 | 15
terzwer k.de, 15. Oktob er 2020 „Nochmal ab Takt 39 bitte“ Von Naom i O e lke Am Theater Dortmund hat Generalmu- sikdirektor Gabriel Feltz am Wochen- ende einen Dirigierkurs geleitet. In fotos: Magdalena Spinn Zusammenarbeit mit Prof. Rüdiger Bohn von der Robert-Schumann- Hochschule Düsseldorf erarbeiteten dort Studierende und Mitglieder des Dirigentenforums anspruchsvolle Orchesterwerke. Mit dabei: eine 15-köpfige Besetzung der Dortmunder Philharmoniker. Vor langen blauen Vorhängen, zwischen Notenpulten und Stühlen im coronakonformen 2-Meter-Abstand steht Gabriel Feltz mit Prof. Rüdiger Bohn und den Workshopteilnehmern Hankyeol Yoon mitten im Orchesterprobenraum. Auf der Galerie sitzen weitere Studierende Idee, jungen Dirigenten mit einem Nr. 1 op. 9 und „Verklärte Nacht“ op. 4 Bohns mit ihren Partituren, sie dürfen sehr schweren Stück eine Plattform zu von Arnold Schönberg. Für die Teil- zuschauen. Die Vorfreude auf die Probe bieten, um sich mit diesem Orchester nehmer eine Herausforderung. ist den Musizierenden deutlich anzu- auszuprobieren und wertvolle Dirigier Passend zu den Stücken haben Feltz merken. erfahrung sammeln zu können”, so und Bohn aus ihrer Sicht besonders „Durch diese weltweite Pandemie Gabriel Feltz. gute junge Dirigenten ausgewählt, die haben wir Freiräume im Spiel- und Es geht um die Kontrolle und Verbes- sich laut Bohn im „passenden Abschnitt Probenplan des Orchesters bekommen, serung der Schlagtechnik, und vor des Studiums befinden, und denen die und diese Zeit wollen wir nutzen. Die allem um Herausforderungen wie Werke in ihrer Entwicklung weiter- Dortmunder Philharmoniker brennen verschiedene Taktarten. Tempo- und helfen.“ Schade nur, dass ausschließlich darauf zu spielen, sie sind ein hoch Taktwechsel stehen im Zentrum des Männer in den Genuss kamen – wo es motiviertes engagiertes Ensemble, Workshops, was nicht zuletzt den sehr doch in der Szene und an den Hoch- das Spitzenleistung gewohnt ist und anspruchsvoll ausgewählten Stücken schulen immer mehr junge Dirigen- einfach arbeiten möchte. So kam die geschuldet ist: Die „Kammersinfonie“ tinnen gibt. Hankyeol Yoon leitet die Dortmunder Philharmoniker. di r igenten forum 50 | dezemb er 2020
terzwer k.de, 15. Oktob er 2020 Vor Ort zu können Gleich geht es los. Alle Musiker sitzen, – entspre- Gabriel Feltz und Rüdiger Bohn chend stellt beobachten das Geschehen von der Feltz immer Seite. Der erste Teilnehmer, Fernando wieder konkrete Palomeque, geht nach vorne und Fragen, um die begrüßt die Gäste. Er breitet seine Teilnehmer Arme aus und gibt den Einsatz, die zum eigenen Musik beginnt. Direkt nach ein paar Reflektieren Takten bricht er ab, bearbeitet einzelne anzuregen. Stellen sehr genau. Dennoch merkt Auch in man, dass das Orchester offensichtlich schweren Lust hat. Die Musiker lassen sich auf Zeiten, so zeigt den Dirigenten ein, geben Rückmel- sich, wird die dungen und fragen nach. Kunst durch Allen Teilnehmern geben die Aktionen wie Workshopleiter konstruktive Kritik. diese am Leben Besonders wichtig ist ihnen, so betonen gehalten – was sie immer wieder, dass die jungen Diri- aber allerdings genten selbstständig ihre Arbeit hinter- nur gelingt, fragen und Verbesserungspotenzial wenn es genü- erkennen. Nur stumpf verbessern Feltz gend Akteure und Bohn die Teilnehmer nicht. Ganz gibt, die daran im Gegenteil: die lebendige Interaktion mitwirken. Dazu zwischen Orchester und Dirigenten zählen nicht und dazu die Kritik der Dozenten nur erfahrene Clemens Mohr und GMD Gabriel Feltz lassen erkennen, wie anspruchsvoll die Musiker*innen Aufgabe ist, die der leitenden Person und Dirigent*innen, die ihr Wissen ist Journalismus wichtig, der darüber vor dem Orchester obliegt. Das Schwie- vermitteln, sondern auch die jungen berichtet – und nicht zuletzt ein rigste dabei sei es, so die Workshop- Musiker*innen und Dirigent*innen, die Publikum, das Konzerte besucht, wenn leiter, die eigenen Fehler selber hören die Tradition fortführen. Außerdem es denn coronakonform möglich ist. Gabriel Venzago Martijn Dendievel 16 | 17
3 subs odip k r tions- m elle zur wahl erste neuedition aus einer verlegerhand .. textkritisch - praxisorientiert - komplett kauflich herausgeber: christian rudolf riedel Symphonie Nr. 1 Symphonie No. 3 IN VORBEREITUNG PB 5631 Partitur (Broschur) PB 5633 Partitur (Broschur) PB 5661 Partitur (Leinen) PB 5663 Partitur (Leinen) OB 5631–60 Orchesterstimmen im Set OB 5633–60 Orchesterstimmen im Set Streicher 10.9.8.7.6 + Harmonie Streicher 10.9.8.7.6 + Harmonie EB 9363 Klavierauszug Symphonischer Satz „Blumine“ Symphonie No. 4 PB 5642 Partitur (Broschur) PB 5634 Partitur (Broschur) PB 5661 Partitur (Leinen) PB 5664 Partitur (Leinen) OB 5642–60 Orchsterstimmen im Set OB 5634–60 Orchesterstimmen im Set Streicher 10.9.8.7.6 + Harmonie Streicher 10.9.8.7.6 + Harmonie EB 8951 Klavierauszug Weitere Informationen zur Edition aller Mahler-Symphonien finden Sie auf www.breitkopf.com/program/highlights/ gustav-mahler-die-symphonien
Di r igenten forum Proben mit den Hofer Symphonikern unter Pandemie-Bedingungen Trotz der November-Beschränkungen war das Dirigentenforum in Hof willkommen. Von lisa Vald ivia Erfreulicherweise konnte der Diri- gierkurs des Dirigentenforums mit den Hofer Symphonikern vom 16. bis 19. November 2020 trotz der Corona- Beschränkungen stattfinden. Prof. Ekhart Wycik, übernahm voller Enga- gement kurzfristig die Leitung des fotos: Harald Dietz Dirigierkurses in Hof, wobei ihn sein Kollege Prof. Nicolás Pasquet von der HfM Franz Liszt Weimar in einer Probe vertrat, so dass die Stipendiaten gleich zwei Lehrer in einem Kurs kennen lernen durften. Ursprünglich waren auch zwei Konzerte geplant, auf die Artem Lonhinov und die Hofer Symphoniker jedoch verzichtet werden musste. „Wir hatten ein großes Glück, dass der Kurs letztes Mittel. Jeder Auftakt, besonders Das Programm wurde so gewählt, dass gerade in diesen schwierigen Zeiten für die Bläser, musste von uns unglaub- den Hygienevorschriften entsprochen stattfinden durfte!“, so der Teilnehmer lich präzise sein, weil das optische werden konnte: Richard Strauss‘ Suite Artem Lonhinov. „Das Besondere an Mitatmen einfach fehlte.“ Auch B-Dur für dreizehn Blasinstrumente dem Kurs war, dass wir auch bei den Hangyul Chung machte eine ähnliche op. 4 und Antonín Dvořáks Streicher- Proben Masken tragen mussten. Dies Erfahrung beim Dirigieren mit Mund- Serenade E-Dur op. 22. „Durch seine war für uns eine große Herausfor- Nasen-Schutz: „Anfangs war es ziemlich Lebendigkeit sowie sein pädagogisches derung, da wir noch viel deutlicher ungewohnt, aber dadurch konnte man Fachwissen ging Prof. Ekhart Wycik und lauter sprechen mussten, damit sich viel mehr auf sein Dirigat und gezielt auf die dirigentischen Fragen die Musikerinnen und Musiker uns seinen Augenkontakt mit den Musi- ein und arbeitete sehr konzentriert mit verstehen konnten. Wir Dirigenten kerinnen und Musikern konzentrieren. jedem einzelnen Teilnehmer“, erzählt konnten plötzlich die Musik nicht mit Sehr deutliche Ansagen und effektives Christoph Schäfer. „Auch die Dopplung unserem Gesichtsausdruck zeigen, Proben waren mehr als gewöhnlich der dozentischen Kompetenz gegen nur die Augen waren sozusagen unser erforderlich.“ Ende des Kurses durch Prof. Nicolás Pasquet war eine weitere Bereicherung der Zeit in Hof.“ Ohne das große Engagement der Hofer Symphoniker, ihrer Intendantin Ingrid Schrader sowie der Orchesterdirek- torin Stefanie Müller-Lietzau wäre all dies nicht möglich gewesen. „Die Hofer Symphoniker widmen sich seit langer Zeit in einzigartiger Weise der musischen Bildung und auch der Nach- wuchsförderung im professionellen Bereich. Deshalb sind wir gerne Gast- geber für das renommierte Dirigen- tenforum des Deutschen Musikrates“, so Ingrid Schrader - und dafür ist das Dirigentenforum allen Beteilgten sehr Artem Lonhinov, Hangyul Chung, Christoph Schäfer, Sebastian Schwab und Prof. Ekhart Wycik dankbar! 18 | 19
Di r igenten forum Dirigentenforum hinter den Kulissen Im zweiten Halbjahr 2020 hat sich auch hinter den Kulissen beim Dirigentenforum einiges getan. Von L i sa Va l d ivi a Chorgesang referierte. Harald Jers ist Professor für Chorleitung an der Musik- fotos: Deutscher Musikrat. hochschule Mannheim und hat sich u.a. über die Zusatzqualifikation als Diplom-Physiker in der musikwissen- schaftlichen Forschung auf dem Gebiet der Akustik einen Namen gemacht. Darüber hinaus lud Alumnus Johannes Klumpp im November dazu ein, sich zum Thema „Mozart lesen – Mozart musizieren“ auszutauschen, einem Feld, auf das sich der Chefdirigent und Künstlerische Leiter des Folk- wang Kammerorchesters Essen sowie Künstlerische Leiter der Heidelberger Sinfoniker unter anderem spezialisiert hat. Corona-konforme Team-Sitzung im Garten des Bonner Hauses der Kultur: Lisa Valdivia, Eva Im Februar 2021 wird Professor Lothar Pegel, Marion Bach, Andrea Will (v.l.n.r.) Strauß, Erster Konzertmeister der Staatskapelle Berlin, in der Reihe zu Wie alle kulturellen Einrichtungen war Harald Jers für dieses Format Gast sein, um mit den Stipendiat*innen und ist natürlich auch das Dirigen- gewonnen werden, der im Oktober über die Aufgaben eines Konzertmei- tenforum von den Corona-Einschrän- über das Thema „Intonation im Chor“ sters und die Beziehung zwischen Diri- kungen betroffen. Zwar waren Kurse als einen der wichtigsten Aspekte im gent und Konzertmeister zu sprechen. wie in Heidelberg, Köln und Dortmund zwischenzeitlich wieder möglich, dennoch musste vieles auch wieder abgesagt werden: der Deutsche Chordi- rigentenpreis in Berlin, das Auswahldiri- gieren sowohl für die Chor- als auch für die Orchesterdirigent*innen. Neben der Suche nach Lösungen, dem Abwägen und Umplanen konnten aber immerhin einige Dinge „hinter den Kulissen“ des Dirigentenforums stattfinden. Online-Seminare Während des ersten „Lockdowns“ haben sich die von den Projekten des Deutschen Musikrats angebotenen Online-Angebote so sehr bewährt, dass das Förderprogramm des Dirigenten- forums nun durch regelmäßige Online- Seminare ergänzt wird – unabhängig von Corona. Bei der Auswahl der Themen wurden die Stipendiat*innen um Vorschläge Rolf Ehlers, Leiter der Landesmusikakademie Rheinland-Pfalz, begrüßt die Teilnehmenden auf gebeten. Erneut konnte Professor Schloss Engers in Neuwied. di r igenten forum 50 | dezemb er 2020
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