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Investkredit Bank AG – Research Autor: Mario Wattaul +43-1-53135-403 Internet: www.investkredit.at e-mail: research@investkredit.at Seite 1
Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung.........................................................................................................................4 2. Aktuelle Entwicklungen am Ölmarkt .............................................................................5 2.1 Preis ..........................................................................................................................5 2.2 Aktuelle Nachfragetrends .......................................................................................6 2.3 Angebot ....................................................................................................................9 2.4 Lagerbestände .......................................................................................................11 2.5 Reserven.................................................................................................................11 2.6 Regionalbilanzen ...................................................................................................12 3. Prognoseverfahren / Methodik ....................................................................................15 3.1 Das klassische Angebots-Nachfragemodell .......................................................15 3.1.1 Ölnachfrage ......................................................................................................15 3.1.2 Nicht-Opec-Angebot .........................................................................................16 3.1.3 Opec-Angebot...................................................................................................16 3.2 Informeller Zugang ................................................................................................18 3.2.1 Aktuelle Treiber der Ölpreisentwicklung ...........................................................18 3.2.2 Schrumpfende Ersatzkapazitäten im Upstreambereich....................................18 3.2.3 Investitionsverhalten der Mineralölfirmen .........................................................18 3.2.4 Mangel an leicht verarbeitbaren Rohölsorten ...................................................20 3.2.5 Spekulation .......................................................................................................21 3.2.6 Dollarverfall.......................................................................................................22 3.2.7 US-Geldpolitik...................................................................................................22 3.2.8 Ausblick ............................................................................................................22 4. Modellrechnung ............................................................................................................23 4.1 Nachfrage und Verbrauchsverhalten ...................................................................23 4.2 Angebotsseite ........................................................................................................27 4.3 Marktgleichgewicht................................................................................................30 5. Konsens- und Marktprognose, Evaluierung...............................................................36 6. Sensitivitätsanalyse......................................................................................................39 7. Schlussfolgerung..........................................................................................................39 Seite 2
entsprechend preisdämpfend wirken sollte. Zudem wurden viele Programme zur Ölmarktanalyse Juli 2008 – Subventionierung Schwellenländern der Ölproduktpreise aufgrund der in hohen Kurzfassung budgetären Kosten ausgesetzt bzw. erheblich reduziert. Nach einer langen Phase steigender Preise Wesentliche Unsicherheitselemente sind die zeichnet sich aufgrund der globalen zukünftige Opec-Politik, wetter- und technisch konjunkturellen Abkühlung und der bedingte Verzögerungen bei der Installation Inbetriebnahme zahlreicher verzögerter neuer Anlagen, Investitionsstopps aufgrund Investitionsprojekte im 2. Halbjahr 2008 und steigender Kosten (Material, Personal, 2009 ein Rückgang des Ölpreises ab. Auch Lizenzkosten,….), verstärkte Investitionen in 2010 noch sollte das Umfeld am Ölmarkt politisch instabile Regionen, geopolitischen günstig bleiben. Allerdings ergibt sich erneut Spannungen (Terrorismus, islamischer ein leichter Ölpreisanstieg der sich in den Fundamentalismus, Nahostkrise), Folgejahren aufgrund mangelhafter Naturkatastrophen, weitere Verschärfungen bei Investitionsaktivitäten bei gleichzeitig hohen den Emissionsstandards. Dagegen ist die Produktionsrückgangsraten in den Nicht- Wahrscheinlichkeit eines erneuten positiven Opec-Ländern und in weiterer Folge Nachfrageschocks aufgrund des rasanten sinkender Nicht-Opec-Produktion Wirtschaftswachstums in den Schwellenländern beschleunigt. Der Prognosezeitraum wurde aufgrund des Einbruchs in der US-Konjunktur bis 2013 erweitert. stark zurückgegangen. Ein wesentliches Nachdem wir in unseren letzten Analysen Unsicherheitselement bildet auch der globale erstmals eine stärkere Angebotsreaktion auf die Konjunkturverlauf, die weitere Geldpolitik sowie stark gestiegenen Ölpreise der letzten Jahre zu die US-Dollarentwicklung. erkennen vermochten, ist diese aufgrund stark 2005 2006 2007 2008 2009 gestiegener Explorationskosten nicht in dem 108,16 99,40 Rohölpreis WTI 56,64* 66,05* 72,34* Umfang eingetreten wie zunächst erwartet. Aus Änderung zu Vorjahr 16,6% 9,5% 49,5% -8,1% zahlreichen Verzögerungen ergibt sich jedoch für 2008 und 2009 ein gewisser Nachzieheffekt der 2010 2011 2012 2013 den Ölmarkt vorübergehend entlastet. Zusätzlich Rohölpreis WTI 101,87 110,20 118,14 123,12 wurde der Ölpreis durch die ungünstige Änderung zu Vorjahr 2,5% 8,2% 7,2% 4,2% Dollarentwicklung und die drastische Änderung der US-Geldpolitik seit Ausbruch der Kreditkrise Im bisherigen Jahresverlauf betrug der Preis zusätzlich beflügelt. Diese Effekte wurden bislang der Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) nicht im Modell berücksichtigt, wodurch sich auch rund 113,4 USD pro Fass. Das Prognoserisiko der relativ starke Prognosefehler ergibt. Der aus für unsere diesjährige Preisprognose ist heutiger Sicht resultierende Rückgang der Nicht- tendenziell nach oben gerichtet. Opec-Produktion ergibt sich auch aus der Erhöhung der geschätzten Trotz des kurzfristigen Preisrückgangs können Produktionsrückgangsrate für die Nicht-Opec- wir jedoch noch keine grundsätzliche Länder. Dies war notwendig da in den Trendwende am Ölmarkt erkennen. Zwar sollte vergangenen Monaten zahlreiche Meldungen sich der Ölpreis in den nächsten 2 Jahren über unerwartet starke Produktionsrückgänge bei zurückbilden, jedoch besteht langfristig weiterhin sich in Betrieb befindlichen Anlagen verzeichnet die Gefahr wieder steigender Preise für den Fall, wurden. Ein relativ pessimistischer Ausblick für dass die erforderlichen Investitionen in die die mittelfristige Nicht-Opec-Produktion wird Ölwirtschaft nicht getätigt werden. Ein durch die Inbetriebnahme zahlreicher neuer „Schweinezyklus“, d.h. Überinvestitionen Opec Produktionsstätten kompensiert. Allerdings aufgrund des angestiegenen Ölpreises, die ist zu befürchten, dass diese aufgrund der später zu einer deutlichen Preiskorrektur nach strategischen Opec-Politik nicht in vollem unten führen, zeichnet sich aufgrund des Umfang operativ eingesetzt werden, sondern als steigenden Ersatzinvestitionsbedarfs bislang Ersatzkapazitäten vorgesehen sind. nicht ab. Insbesondere ab dem Jahr 2011 ist die Preisprognose sehr unsicher. Nachfrageseitig ergibt sich aufgrund der stark rückläufigen Verbrauchsschätzungen für die Industrieländer für 2008 und 2009 ein nachlassendes Ölnachfragewachstum, welches Seite 3
unter Umständen zu teilweise starken 1. Einleitung Verzögerungen beim Kapazitätsaufbau kommen könnte. Daneben haben sich einige wesentliche Projekt verschoben. Allerdings ergibt sich durch Die folgende Analyse soll die Modellrechnung den Rückstau aus zahlreichen verzögerten vom Mai 2007 aktualisieren. Seit der letzten Projekten, insbesondere im 2. Halbjahr 2008 und Ölanalyse ergab sich entgegen unseren auch 2009 eine verstärkte Inbetriebnahme neuer Erwartungen ein weiterer drastischer Anstieg des Ölproduktionsstätten. Allen voran sind hier einige Ölpreises. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Ein saudi-arabische Großprojekte wie Khurais, wesentlicher Faktor dürfte die Khursaniyah Gas, Hawiyah NGL und Shaybah II Dollarentwicklung gewesen sein. Zum einen hat zu nennen. Diese sollten sich bis 2010 die Aufwertung zahlreicher preisdämpfend bemerkbar machen. Aufgrund Schwellenlandwährungen deren des Übertritts Angolas und Ecuadors in die Opec Ölimportrechnung, welche in US-Dollar fakturiert hat sich deren „Marktmacht“ weiter erhöht. wird, gedämpft. Dementsprechend gering war der Insbesondere ergibt sich für das Jahr 2007 durch negative Effekt des steigenden Ölpreises auf die den Übertritt Angolas ein starkes lokale Nachfrage nach Öl. Zum anderen reagiert Negativwachstum im Nicht-Opec-Ölangebot. Da die Opec auf den Kaufkraftverlust ihrer das relativ „junge“ Ölförderland Angola in den Dollareinnahmen mit einer entsprechenden kommenden Jahren seine Ölproduktion stark Quotenpolitik um durch einen höheren Dollar ausweiten sollte, ergibt sich aus heutiger Sicht denominierten Ölpreis die Kaufkraft ihrer durch den Wegfall in Kombination mit hohen Einnahmen zu erhalten. Daneben dürfte auch die Produktionsrückgangsraten der sonstigen Nicht- seit Sommer 2007 geänderte US-Geldpolitik Opec-Staaten ein relativ starker Rückgang in der eine wesentliche Rolle gespielt haben. Nicht-Opec-Produktion ab 2010! Mittelfristig zeichnet sich jedoch in den Aufgrund des sich abzeichnenden Rückgangs in Industrieländern, allen voran den USA, der konventionellen Nicht-Opec-Produktion wäre Großbritannien, Italien und Spanien aufgrund der aus heutiger Sicht die Opec gezwungen gegenwärtigen Kreditkrise eine substantielle zusätzliches Angebot bereitzustellen um beim Verlangsamung des Wirtschaftswachstums ab. gleichzeitig weiter bestehenden Es muss daher damit gerechnet werden, dass Nachfragewachstum diese Lücke zu schließen. sich die Wachstumsrate der Ölnachfrage Die Investitions-, Budget- und Fiskalpolitik der drastisch abschwächt, wenn nicht sogar der Opec-Staaten ist daher ein wesentlicher Verbrauch auf Jahressicht zurückgehen könnte. Einflussfaktor auf das zukünftige Ölangebot. Auch in den Schwellenländern, wie China und Zwar haben die Opec-Staaten teilweise enorme Indien gibt es erste Anzeichen einer Investitionsankündigungen gemacht, gleichzeitig Wachstumsverlangsamung. Dies sollte ebenfalls könnten jedoch soziale Probleme (Nigeria, Iran) dämpfend auf die weitere Nachfrageentwicklung zu einer Umlenkung der Mittel in den einwirken. Zusätzlich haben etliche Sozialbereich führen. Schwellenländer ihre Subventionen im Bereich Energie gekürzt, wenn nicht überhaupt Der Prognosezeitraum wurde um ein weiteres gestrichen. Die dortigen Verbraucher die bisher Jahr auf 2013 ausgedehnt und die Anzahl der von der Entwicklung des Weltölpreises Großprojekte in unserer Projektdatenbank, die für weitgehend unberührt blieben, sollten in Zukunft das Ölangebot und damit letztlich für den Ölpreis daher stärker auf die steigenden Ölpreise auf mittlere Sicht erheblichen Einfluss haben reagieren. Auch gibt es einen Einmaleffekt durch sollten, weiter ausgeweitet. Die bereits in den die Anhebung der staatlich administrierten letzten Analysen betrachteten Projekte und deren Preise. bisheriger Fortschritt wurden re-evaluiert. Angebotsseitig scheinen sich die in Betrieb Als Risiko gilt die zunehmend technologisch befindlichen Ölförderstätten schneller zu komplexere und wetterabhängige Produktion in erschöpfen als bislang angenommen, was eine „frontier“-Bereichen, wie Ultratiefseebohrungen, höhere Investitionstätigkeit erforderlich machen Gas-to-Liquids und die Gewinnung ultra- würde. Trotz des hohen Ölpreises hemmen die schweren Öls. explodierenden Explorations- & Produktionskosten die Investitionen im Im Wesentlichen bleiben unsere Annahmen zum Energiesektor. Derzeit bestehen in der Ölbranche weiteren Verlauf des Weltwirtschaftswachstums nach wie vor starke Engpässe bei unverändert gegenüber der Analyse vom Mai Ölexplorationsequipment und qualifiziertem 2007. Im Jahr 2008 und 2009 kommt es zu einer Personal, wodurch es in den nächsten Jahren Seite 4
leichten Wachstumsdelle in den Industrieländern. Ländern dämpfen und dazu beitragen den Da wir davon ausgehen, dass die Weltwirtschaft Ölmarkt zu stabilisieren. Im Modell wird daher sich in diesem und im nächsten Jahr von einer mittelfristig steigenden Preiselastizität abschwächen sollte, sollte auch das der Nachfrage ausgegangen. Ölnachfragewachstum entsprechend schwächer ausfallen. Auf mittlere Sicht (bis 2010) könnten sich unter optimalen Voraussetzungen, d.h. es 2. Aktuelle Entwicklungen kommt zu keinen großen Ausfällen in der am Ölmarkt laufenden Produktion aufgrund geopolitischer Spannungen und die 2.1 Preis geplanten Investitionen werden wie tatsächlich geplant auch rechtzeitig umgesetzt, ein leichter Preisrückgang Das Jahr 2008 war durch neue ergeben. Eine langfristige Trendwende bleibt Rekordhöchststände charakterisiert. Nominell jedoch fraglich zumal es aufgrund von erreichte der Ölpreis (Marke WTI) am 3. Juli 2008 Knappheitserscheinungen in der sogar einen neuen historischen Höchststand von Explorationsindustrie, steigender Inputpreise, USD 145,31 pro Fass. Als Gründe für den einer geänderten Opec-Politik, sowie unerwartet hohen Preis waren vor allem die schlechtem Investitionsklima zu zahlreichen politischen Krisen zu nennen (Iran), Projektabbrüchen kommen könnte. Förderausfälle (vor allem in Nigeria) und der Insbesondere der Ausblick für die Nicht- drastische Verfall des US-Dollars gegenüber den Opec-Produktion ab dem Jahr 2010 ist meisten anderen Währungen in Folge der aufgrund der zunehmenden Erschöpfung im expansiven Geldpolitik der USA. Betrieb befindlicher Förderanlagen und einem relativen Mangel an Investitionstätigkeit Nachdem der Winter 2006/07 in weiten Teilen schlecht. der USA und Europas relativ mild ausgefallen ist, erreichte Rohöl der Marke WTI Anfang Februar Unser Modell unterstellte bereits bisher aufgrund 2007 sein saisonales Tief von rund 50 USD pro der gestiegenen Preise und neuer Fass. Die Opec-Staaten sahen sich veranlasst Angebotsalternativen eine graduelle mittels zweier Quotenkürzungen den Ölpreis zu Verhaltensänderung der Verbraucher in den stabilisieren. Rohöl der Marke WTI kletterte bis Industriestaaten. In den USA läuft seit einiger unmittelbar vor dem Ausbruch der Kreditkrise Zeit ein Programm zur Forcierung des Ende Juli/Anfang August 2007 auf einen neuen Äthanoleinsatzes und es gibt europäische Rekordhöchststand von über 78 USD pro Fass. Bestrebungen mittels des Einsatzes von Die Kreditkrise und Rezessionssorgen ließen den Biotreibstoffen den CO2 Ausstoß bis 2020 Ölpreis (WTI) bis Ende August 2007 bis in den drastisch zu senken. Das sollte dazu beitragen Bereich knapp unter 70 USD pro Fass fallen. die Ölnachfrage von der Wirtschaftsleistung Eine nach wie vor robuste Nachfrage, etwas abzukoppeln. Viele asiatische insbesondere aus Asien und drastische Schwellenländer haben bis vor kurzem über Leitzinssenkungen durch die US-Notenbank, staatlich administrierte Höchstpreise und welche mit einem rapiden Verfall des US-Dollars Subventionen ihre Bevölkerung von den einhergingen, hievten den Ölpreis bis Ende höheren Weltrohölpreisen abgeschirmt. Nun November 2007 in den Bereich von knapp unter haben einige Länder wie beispielsweise China1, 100 USD pro Fass. Die erneute Thematisierung Indonesien2, Malaysia3, Bangladesch4, Indien5 der Kreditkrise zwischen November 2007 und und Vietnam6 begonnen, ihre staatlich regulierten Januar 2008 führte zu einer Stabilisierung des Preise in Richtung Marktniveau anzupassen. Preises in einer Bandbreite von 87-100 USD pro Dies sollte mittel- bis längerfristig die zum Teil Fass. Erneute drastische Leitzinssenkungen explosive Nachfrageentwicklung in diesen durch die US-Notenbank in der 2. Januarhälfte 2008 und der damit einhergehende Dollarverfall 1 letzte Anhebung: 20. Juni 2008 (~17-18%) wirkten sich erneut positiv auf den Ölpreis aus. 2 letzte Anhebung: Mai 2008 (+28,7%) Viele Marktteilnehmer sahen in einem 3 letzte Anhebung: Benzin +40,6% Ölinvestment einen so genannten 4 letzte Anhebung: 1. Juli 2008 durchschnittlich Inflationshedge, also eine Absicherung gegen ein +35,5% steigendes Preisniveau. Die am 4. Juni 2008 5 letzte Anhebung: Juni 2008 (Benzin +11%; Diesel durch die EZB in Aussicht gestellte +9,5%) Leitzinsanhebung übte erneut starken Druck auf 6 letzte Anhebung 25. Februar 2008 (+12%) Seite 5
den Dollar aus, der in Dollar denominierte Ölpreis Nominelle und reale Rohölpreisentwicklung 1901-2007 schoss als Konsequenz innerhalb weniger (USD pro Fass) Stunden um mehr als 13 Dollar nach oben. Im 100 Zeitraum Februar 2008 bis Juli 2008 war ein 90 Nomineller Ölpreis [USD pro Fass] Realer Ölpreis [in 2007 USD pro Fass] mehr oder weniger stetiger Anstieg des Preises 80 Realer Mittelwert 1901 - 2007 für Rohöl (WTI) bis auf 145,13 USD pro Fass zu 70 Realer Mittelwert 1946 - 2007 Realer Mittelwert 1970 - 2007 verzeichnen. 60 50 Rohölpreisentwicklung Brent in USD pro Fass 2000 – Juli 2008 40 160 30 Brent, Kassapreis, FOB (USD pro Fass) Jahresmittelwert 140 20 10 120 0 100 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 80 Quelle: BP Statistical Review of World Energy Juni 2008 & eigene Berechnung auf Basis des US-CPI 60 40 Trotz des enormen Preisanstiegs der 20 vergangenen Jahre befindet sich der reale, d.h. der inflationsbereinigte Ölpreis des Jahres 2007 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 von 72,4 USD pro Fass nach wie vor unter dem Quelle: Reuters, Investkredit historischen Höchststand von rückgerechnet 93,6 USD pro Fass des Jahres 1980. Daraus ergibt sich für das Jahr 2007 ein Abstand zum Hoch Rohölpreis in USD bzw. EUR pro Fass 2000- Juli 2008 des Jahres 1980 von rund 29,3%. Der Ölpreis 140 Brent (USD) Brent (EUR) liegt jedoch bereits über den langfristigen realen 120 Jahresdurchschnitt USD Jahresdurchschnitt EUR Durchschnittspreisen der Zeiträume 1901-2007, 1946-2007 und 1970-2007 von 24,88; 30,26 bzw. 100 40,73 USD pro Fass. 80 60 2.2 Aktuelle Nachfragetrends 40 Nachdem in den Jahren zuvor die Prognosen 20 zum weltweiten Ölverbrauch aufgrund der sehr 0 dynamischen Nachfrage, insbesondere aus den Jan 00 Jan 01 Jan 02 Jan 03 Jan 04 Jan 05 Jan 06 Jan 07 Jan 08 Jan 09 Schwellenländern ständig nach oben korrigiert Quelle: Reuters, Investkredit werden musste, zeigen sich seit dem Jahr 2005 erstmals gewisse Abschwächungstendenzen in Wird der Ölpreis jedoch in Euro betrachtet fiel der der Nachfragedynamik. Zwar wächst die Anstieg weit weniger dramatisch aus. Während Ölnachfrage weltweit betrachtet nach wie vor, der Durchschnittspreis von Brent Rohöl sich auf jedoch musste diese zuletzt nicht mehr Dollarbasis von 2007 auf 20087 von 72,5 auf rund permanent nach oben revidiert werden. 109 USD pro Fass (+50,6%) erhöhte, fiel der Anstieg von €52,6 auf €71,2 pro Fass (+35,2%) Revision in IEA Nachfrageschätzungen für die Welt wesentlich moderater aus. Aus den insgesamt für die Jahre 2005 – 2008 (in Mio. Fass pro Tag) Durchschnittpreisen der vergangenen Jahre, 89 sowohl auf Dollarbasis als auch auf Eurobasis, 2005 lässt sich aufgrund der Dollarschwäche eine 88 2006 2007 Abkopplung des Preisanstiegs in der Eurozone 87 2008 im Vergleich zum Dollar-denommierten Preis erkennen. Der negative Einfluss durch die 86 gestiegenen Ölpreise ist daher in Europa weniger 85 zu spüren als dies für die USA der Fall ist. 84 83 82 Jul Okt Jan Apr Jul Okt Jan Apr ex ante Schätzungen für Jahr t Nachfrageschätzungen für aktuelles Jahr t ex post Schätzungen für Jahr t Quelle: IEA (International Energy Agency) 7 Bisheriger Jahresverlauf 2008 Seite 6
Zuvor waren vor allem die Jahre 2003 und 2004 allen voran China. Insbesondere die Aussetzung durch positive Nachfrageschocks einiger Treibstoffsubventionen bzw. die gekennzeichnet. Dies lag zum einem an der Anpassung staatlich administrierter anziehenden Weltkonjunktur, andererseits am Ölproduktpreise an das gestiegene massiven Einsatz von Dieselgeneratoren zur Weltmarktniveau in einigen Ländern Asiens Stromerzeugung in vielen Teilen Chinas. dürfte hierbei eine Rolle gespielt haben. Eine Zunächst begann auch das Jahr 2005 noch sehr Ausnahme bildet bislang Indien, allerdings dynamisch, allerdings zeigten sich infolge von wurden erst kürzlich die administrierten Hurrikan Katrina und den daraus resultierenden Treibstoffpreise drastisch erhöht, was sich in den Rekordtreibstoffpreisen erste kommenden Monaten erst bemerkbar machen Dämpfungserscheinungen. Im Jahr 2006 sollte. Von den steigenden Ölpreisen blieben mussten die ursprünglichen Prognosen ebenfalls dagegen bislang Lateinamerika und die stetig nach unten angepasst werden. Erneute ehemaligen GUS-Staaten weitgehend unberührt. heftige Preisausschläge in der Hauptreisezeit Revision in IEA Nachfrageschätzungen für die hatten insbesondere in den USA einen stark Industrieländer für die Jahre 2005 – 2008 (in Mio. Fass dämpfenden Einfluss auf den Absatz von pro Tag) Treibstoffen. Der Ölkonsum der USA sank 50,5 gegenüber dem Vorjahr um rund 0,5%.8 2005 50,3 2006 2007 50,1 2008 Revision in IEA Nachfragewachstum für die Welt 49,9 insgesamt für die Jahre 2004 – 2008 (in Mio. Fass pro 49,7 Tag) 49,5 2,5 2004/05 49,3 2005/06 49,1 2,0 2006/07 48,9 2007/08 48,7 1,5 48,5 Jul Okt Jan Apr Jul Okt Jan Apr 1,0 ex ante Schätzungen für Jahr t Nachfrageschätzungen für aktuelles Jahr t ex post Schätzungen für Jahr t Quelle: IEA (International Energy Agency) 0,5 Revision in IEA Nachfrageschätzungen für die Nicht- 0,0 Oecd-Länder für die Jahre 2004 – 2008 (in Mio. Fass pro Jul Okt Jan Apr Jul Okt Jan Apr Tag) ex ante Schätzungen für Jahr t Nachfrageschätzungen für aktuelles Jahr t ex post Schätzungen für Jahr t 39 2005 Quelle: IEA (International Energy Agency) 2006 38 2007 2008 Die Prognosen für das Jahr 2007 hielten sich in 37 den vergangenen Monaten weitgehend stabil. 36 Zwar kam es beim Ölverbrauch der Industriestaaten (Oecd) nicht zuletzt aufgrund der 35 Entwicklungen in den USA, zu einer starken 34 Revision der Verbrauchsschätzungen nach 33 unten, jedoch hielt sich dies weitgehend mit Aufwärtsrevisionen, insbesondere in Indien, den 32 Jul Okt Jan Apr Jul Okt Jan Apr GUS-Staaten und Lateinamerika die Waage. Die ex ante Schätzungen für Jahr t Nachfrageschätzungen für aktuelles Jahr t ex post Schätzungen für Jahr t chinesische Verbrauchsschätzung dagegen Quelle: IEA (International Energy Agency) wurde weitestgehend stabil beibehalten. Für die Oecd Staaten insgesamt mussten die Im Jahr 2008 schließlich zeigt sich (bislang) auch Prognosen für die Jahre 2006-2008 stark nach auf globaler Ebene eine starke Rücknahme bei unten revidiert werden. Erstmals scheint der den Ölverbrauchsschätzungen. Dies ergibt sich Preiseffekt der gestiegenen Ölpreise unmittelbar aus dem Umstand, dass nun nicht nur die hohen spürbar und das Wirtschaftswachstum Ölproduktpreise dämpfend auf die Nachfrage überzukompensieren. Im Jahr 2006, 2007 und wirken, sondern auch der wirtschaftliche 2008 ging die Nachfrage auf Jahressicht um Abschwung, der vor allem in den USA die 0,7%; 0,5%; bzw. um 0,9% zurück. Nachfrage dämpft. Gleichzeitig zeigt sich eine leichte Rücknahme bei den Verbrauchsschätzungen für die Schwellenländer, 8 IEA OMR Juni 2008, S. 49 Seite 7
Revision in IEA Nachfrageschätzungen für China für die Revision in IEA Nachfrageschätzungen für USA für die Jahre 2005 – 2008 (in Mio. Fass pro Tag) Jahre 2005 – 2008 (in Mio. Fass pro Tag) 8,5 21,4 2005 2005 2006 21,2 2006 2007 8,0 2008 2007 2008 21,0 7,5 20,8 7,0 20,6 6,5 20,4 20,2 6,0 Jul Okt Jan Apr Jul Okt Jan Apr Jul Okt Jan Apr Jul Okt Jan Apr ex ante Schätzungen für Jahr t Nachfrageschätzungen für aktuelles Jahr t ex post Schätzungen für Jahr t ex ante Schätzungen für Jahr t Nachfrageschätzungen für aktuelles Jahr t ex post Schätzungen für Jahr t Quelle: IEA (International Energy Agency) Quelle: IEA (International Energy Agency) In Europa ist dieser Trend schon seit einigen Revision in IEA Nachfrageschätzungen für Indien für die Jahren beobachtbar. In den „reiferen“ Jahre 2004 – 2008 (in Mio. Fass pro Tag) Kernländern konnte aufgrund der schwachen 3,2 2005 Einkommensentwicklung, ähnlich wie auch in 3,1 2006 2007 Japan beobachtbar, schon in den letzten Jahren 3,0 2008 der negative Effekt des Ölpreisanstiegs nicht 2,9 durch einen „positiven“ Einkommenseffekt eines 2,8 robusten Wirtschaftswachstums abgefangen 2,7 werden. Dämpfend wirken hier auch der 2,6 gesättigte Automarkt und die ungünstige 2,5 demografische Entwicklung. 2,4 2,3 Revision in IEA Nachfrageschätzungen für Europa für die Jul Okt Jan Apr Jul Okt Jan Apr Jahre 2004 – 2008 (in Mio. Fass pro Tag) ex ante Schätzungen für Jahr t Nachfrageschätzungen für aktuelles Jahr t ex post Schätzungen für Jahr t 16,6 2005 Quelle: IEA (International Energy Agency) 2006 16,5 2007 In den USA entwickelte sich die Nachfrage in den 2008 16,4 Jahren 2004 und in der ersten Jahreshälfte 2005 aufgrund der Erholung der US-Wirtschaft äußerst 16,3 dynamisch. Erst die Preisspitzen an den US- amerikanischen Tankstellen aufgrund von 16,2 Hurrikan Katrina führten in der zweiten Hälfte des 16,1 Jahres 2005 erstmals zu abnehmenden Prognosen für das Ölnachfragewachstum. Dieser 16,0 Jul Okt Jan Apr Jul Okt Jan Apr Trend setzte sich auch im Jahr 2006 fort. 2006 ex ante Schätzungen für Jahr t Nachfrageschätzungen für aktuelles Jahr t ex post Schätzungen für Jahr t war erstmals seit vielen Jahren auf Jahressicht Quelle: IEA (International Energy Agency) eine schrumpfende Ölnachfrage zu verzeichnen. Dies war auch auf die rasch abkühlende US- Die Nachfrage der Regionen GUS-Staaten, Konjunktur zurückzuführen. Das „Mittlerer“ Osten und Lateinamerika waren Einkommenswachstum scheint mittlerweile den bislang vom Ölpreisanstieg weitgehend unberührt Preiseffekt des Ölpreisanstiegs nicht mehr geblieben, im Gegenteil, ein steigender Ölpreis absorbieren zu können. Für 2008 wird auf bewirkt hier über steigende Exporteinnahmen Jahressicht mit einem Rückgang von 510.000 einen positiven Einkommenseffekt. Gleichzeitig Fass pro Tag bzw. -2,5% p.a. an Ölverbrauch ist der Binnenkonsum in vielen dieser Länder gerechnet.9 durch die staatlich subventionierte Treibstoffabgabe extrem insensitiv gegenüber der Ölpreisentwicklung (z.B.: Venezuela, Iran und Russland). Mittelfristig besteht hier sogar die Gefahr, dass das Exportvolumen durch die rasch steigende Binnennachfrage eingeschränkt werden muss. 9 IEA OMR Juni 2008, S. 49 Seite 8
Revision in IEA Nachfrageschätzungen für GUS-Staaten Revision in der Schätzung für das Ölangebot der Nicht- für die Jahre 2005 – 2008 (in Mio. Fass pro Tag) Opec-Staaten für die Jahre 2005 – 2008 durch IEA (in Mio. 4,3 Fass pro Tag) 2005 54 4,2 2006 2007 2005 4,1 2008 53 2006 4,0 53 Übertritt Angolas in Opec 2007 3,9 2008 52 3,8 52 3,7 51 3,6 51 3,5 50 Übertritt Ecuadors in Opec 3,4 Jul Okt Jan Apr Jul Okt Jan Apr 50 ex ante Schätzungen für Jahr t Nachfrageschätzungen für aktuelles Jahr t ex post Schätzungen für Jahr t Jul Okt Jan Apr Jul Okt Jan Apr Quelle: IEA (International Energy Agency) ex ante Schätzungen für Jahr t Angebotsschätzungen für aktuelles Jahr t ex post Schätzungen für Jahr t Quelle: IEA (International Energy Agency) Revision in IEA Nachfrageschätzungen für Lateinamerika für die Jahre 2004 – 2008 (in Mio. Fass pro Tag) 6,0 2005 2006 Revision Wachstumsschätzung für das Ölangebot der 5,8 2007 Nicht-Opec-Staaten für die Jahre 2005 – 2008 durch IEA 2008 (in Mio. Fass pro Tag) 5,6 2,5 2005 5,4 2,0 Übertritt Angolas in Opec 2006 2007 1,5 5,2 2008 1,0 5,0 0,5 4,8 0,0 Jul Okt Jan Apr Jul Okt Jan Apr Jul Okt Jan Apr Jul Okt Jan Apr ex ante Schätzungen für Jahr t Nachfrageschätzungen für aktuelles Jahr t ex post Schätzungen für Jahr t -0,5 Quelle: IEA (International Energy Agency) Übertritt Ecuadors in Opec -1,0 -1,5 2.3 Angebot ex ante Schätzungen für Jahr t Quelle: IEA (International Energy Agency) Angebotsschätzungen für aktuelles Jahr t ex post Schätzungen für Jahr t Die Schätzungen zum Nicht-Opec- In Europa ist trotz höherer Ölpreise bislang kein Angebotswachstum mussten durch die IEA in Anstieg in der Ölproduktion erkennbar. Zwar den vergangenen Jahren regelmäßig nach unten wurden in den vergangenen Jahren die revidiert werden. Die Revisionen ergaben sich Investitionen in der Nordsee verstärkt, jedoch aus den Verzögerungen bei diversen handelt es sich hier um ein „reifes“ Fördergebiet, Großprojekten. Zum einem war dies wo der Rückgang der Produktion bei wetterbedingt, wie beispielsweise im Jahr 2005 bestehenden Ölproduktionsanlagen durch neue als der Wirbelsturm Katrina zahlreiche Projekte bestenfalls hinausgezögert werden Ölplattformen beschädigte, zum anderen wurde kann. Die Abwärtsrevisionen der vergangenen die Inbetriebnahme vieler Projekte aufgrund Jahre waren primär auf die überraschend hohe technischer Probleme und gestiegener Kosten in Produktionsrückgangsrate im britischen Teil der die Zukunft verschoben. Für 2007 kam es sogar Nordsee und auf Verzögerungen bei wichtigen aufgrund des Beitritts Angolas zur Opec mit norwegischen Projekten zurückzuführen. Für Januar 2007 zu einem Negativwachstum des 2008 zeichnet sich zumindest eine gewisse Nicht-Opec-Angebots. Für 2008 ergab sich Stabilisierung auf niedrigem Niveau ab. aufgrund des Beitritts Ecuadors erneut ein Rückgang in der Nicht-Opec-Produktion, was jedoch primär ein statischer Effekt ist. Dieser Trend einer schrumpfenden Nicht-Opec- Produktion könnte sich fortsetzen, falls auch der Sudan oder Brasilien den Beispielen Angolas und Ecuadors folgen sollten. Seite 9
Revision in Angebotsschätzung Europa für die Jahre von Mexiko im Laufe des Jahres 2007 und auch 2004 – 2007 durch IEA (in Mio. Fass pro Tag) 2008 wirkte sich dämpfend auf die 6,5 2005 Ölangebotsdynamik aus. Da dieses Feld für mehr 6,3 6,1 2006 als 50% der mexikanischen Produktion 2007 5,9 2008 verantwortlich ist, haben die dortigen 5,7 Produktionsrückgänge einen nicht zu 5,5 unterschätzenden Einfluss auf die landesweite 5,3 Produktion. Gleichzeitig fällt es der staatlichen 5,1 Ölfirma Pemex aufgrund hoher 4,9 Transferleistungen in das staatliche Budget 4,7 schwer diese Verluste durch die Erschließung 4,5 neuer Felder zu kompensieren. Jul Okt Jan Apr Jul Okt Jan Apr ex ante Schätzungen für Jahr t Angebotsschätzungen für aktuelles Jahr t ex post Schätzungen für Jahr t Quelle: IEA (International Energy Agency) Die Dynamik Russlands, welche in der zweiten Hälfte der 90er und in den ersten Jahren des Auch Nordamerika gilt bis auf den US-Teil des neuen Jahrtausends wesentlich zur Golfs von Mexiko und die kanadischen Angebotsausweitung beitrug, hat sich seit 2003 Ölsandprojekte als ein stagnierendes merklich abgeschwächt. Hauptverantwortlich Fördergebiet. Zusätzlich zu den natürlichen hierfür war die Zerschlagung des Ölkonzerns Rückgangsraten musste die Angebotsschätzung Yukos im Jahr 2005. Dieser hatte in den Jahren für die Jahre 2005 und 2006 wetterbedingt zuvor stark zur Ölangebotsausweitung teilweise stark nach unten korrigiert werden beigetragen, nun aber befinden sich dessen (Wirbelsturm Katrina 2005, u.a. Plattform Anlagen im Besitz des großen staatlichen Thunderhorse wurde schwer beschädigt). Ölkonzerns Rosneft. Dieser ist durch Darüber hinaus führten im Jahr 2006 Misswirtschaft und Korruption gekennzeichnet, Materialknappheiten und Personalengpässe im wodurch die Dynamik der russischen Produktion Bereich Exploration zu einer starken Verteuerung seither stark abgenommen hat. Daneben hat vieler Projekte was die Unsicherheit in der auch eine hohe Besteuerung und Exportzölle die Ölbranche weiter verstärkte. Investitionsneigung unter in Russland agierender Ölfirmen stark gedämpft. Revision in Angebotsschätzung Nordamerika für die Jahre 2004 – 2007 durch IEA (in Mio. Fass pro Tag) Entsprechend der Angebotsschätzungen für die 15,0 Nicht-Opec-Staaten und den Schätzungen zum 2005 14,9 weltweiten Ölverbrauch ergibt sich als Differenz 2006 14,8 der so genannte „Call on Opec“, also der „Ruf 2007 14,7 2008 nach Opec-Öl“. In den Jahren 2004/05 musste 14,6 eine starke Aufwärtsrevision des „Call on Opec“ 14,5 vorgenommen werden. Zum einem lag dies an 14,4 der überraschend starken Nachfrageentwicklung, 14,3 zum anderen an den wetterbedingten Ausfällen 14,2 im Golf von Mexiko und den politischen 14,1 Unsicherheiten in Nigeria. 2005 und 2006 hat die 14,0 Jul Okt Jan Apr Jul Okt Jan Apr Dynamik aufgrund der stark gestiegenen ex ante Schätzungen für Jahr t Angebotsschätzungen für aktuelles Jahr t ex post Schätzungen für Jahr t Ölpreise deutlich abgenommen. Anfang 2007 Quelle: IEA (International Energy Agency) bzw. im Dezember 2007 hat sich das Nicht- Opec-Angebot aufgrund des Beitritts Angolas Daneben hat auch Mexiko einen dämpfenden bzw. Ecuadors zur Opec reduziert, Einfluss auf das Angebot. Insbesondere der dementsprechend sind die Abhängigkeit der unerwartet starke Rückgang der Produktion des Industriestaaten von Opec-Öl und die weltweit drittgrößten Ölfelds Cantarell10 im Golf Preissetzungsmacht der Opec weiter gestiegen. 10 Bloomberg, 23. April 2007 -- Pemex Says March Crude Output Falls 5% From Year Ago: Petroleos Mexicanos, the state-owned oil monopoly, the Energy Ministry's Web page. […] To make up for said crude production fell 5 percent in March from a the Cantarell decline, Pemex has increased spending year earlier, the eighth straight monthly decline as the on exploration and production, especially at a group of company depletes its largest oilfield, Cantarell. offshore oilfields known as Ku-Maloob-Zaap. “ […] Cantarell, the world's third-largest oilfield, Production at Ku- Maloob-Zaap and other fields in the posted March production of 1.59 million barrels per southeast marine region of the Gulf of Mexico rose 26 day, a 17 percent drop from 1.92 million barrels in percent to 518,989 barrels per day in March from March last year, according to statistics today from 410,423 barrels a year ago. “ Seite 10
Revision in Angebotsschätzung Call on Opec für die Regionale Verteilung der Ölreserven (ohne Jahre 2004 – 2007 durch IEA (in Mio. Fass pro Tag)) Ölsandvorkommen) Ende 2005 32 Brasilien 1% Rest der Welt 11% 31 China Katar Saudi Arabien 1% 2% 22% Übertritt Angolas in Opec Übertritt Ecuador in Opec Kanada 30 2% USA 2% 29 Nigeria 3% Kasachstan 28 3% Libyen Iran 27 3% 12% 2004 2005 Russland 26 6% 2006 2007 Venezuela Irak 25 7% 9% 2008 Vereinigte Arab. Emirate Kuwait 8% 24 8% Jul Okt Jan Apr Jul Okt Jan Apr ex ante Schätzungen für Jahr t Schätzungen für aktuelles Jahr t ex post Schätzungen für Jahr t Quelle: IEA (International Energy Agency) Quelle: BP Statistical Review 2008, Eigenrechnung 2.4 Lagerbestände Wie in der Abbildung ersichtlich, sind die Reserven aufgrund der zunehmenden Erschöpfung der Nicht-Opec-Reserven Galten bis vor einigen Jahren die zunehmend im Nahen Osten und anderen Lagerbestandsänderungen noch als verlässlicher politisch instabilen Regionen Afrikas und Indikator für die Ölpreisentwicklung, so hat dies Lateinamerikas und der ehemaligen Sowjetunion in den vergangenen Jahren tendenziell konzentriert. abgenommen. In den letzten Jahren wurden höhere Ölpreise bei gleichzeitig steigenden Günstiger sieht die Verteilung der Ölreserven für Lagerbeständen beobachtet. Lagerbestände die Industrieländer aus, wenn man die großen unterliegen einer hohen Saisonalität. Diese Ölsandvorkommen Kanadas berücksichtigt: sinken üblicherweise in den Sommer- und Wintermonaten aufgrund des hohen Treibstoff- Regionale Verteilung der Ölreserven mit Ölsandvorkommen* bzw. Heizbedarfes. Brasilien 1% Rest der Welt 9% Katar China Saisonalität Oecd Lagerbestände Rohöl gesamt (in Mio. 2% 1% Saudi Arabien 19% Fass) 1000 Kanada 990 13% Iran 980 10% USA Nigeria 2% 970 3% Kasachstan 960 3% Irak Libyen 8% 950 3% Russland 6% Kuwait 7% 940 Venezuela 6% Vereinigte Arab. Emirate 7% 930 920 Quelle: BP Statistical Review 2006, U.S Department of 910 2008 2007 2006 2005 Energy, Energy Information Administration (EIA), 900 Eigenrechnung Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez * gemäß EIA: Kanada Proven Oil Reserves per Januar 2008: Quelle: IEA (International Energy Agency) 179 Mrd. Fass) 2.5 Reserven Kanada steigt demnach zum zweitgrößten Inhaber an Ölreserven nach Saudi Arabien auf. Folgende Abbildungen zeigen die geografische Die so genannte statische Reichweite zeigt die Verteilung der Ölvorkommen: Lebensdauer der vorhandenen Reserven, bei aus heutiger Sicht, konstanten Produktionsraten. Wiederum lässt sich feststellen, dass die Opec- Länder hier eindeutig im Vorteil sind. Die langlebigsten Ölfelder befinden sich demnach im Irak, Kuwait, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Venezuela und dem Iran. Die Ressourcen in diesen Ländern sind ausländischen Ölfirmen weitgehend vorenthalten. Seite 11
Lediglich der Irak steht nach dem Sturz des Produktion und Nachfrage Region Süd- & Zentralamerika in Mio. Fass pro Tag (1971 – 2007) Saddam Hussein Regimes ausländischen 8,0 Investoren als Investitionsstandort zur Verfügung, Überschuss-/Defizit Nachfrage Inlandsproduktion jedoch gilt dieser als äußerst instabil. 7,0 6,0 Statische Reichweite (R/P Ratios) der Ölreserven 5,0 100 90 4,0 80 3,0 70 60 2,0 50 1,0 40 30 0,0 1971 1974 1977 1980 1983 1986 1989 1992 1995 1998 2001 2004 2007 20 10 Quelle: BP Statistical Review 2008, Eigenrechnung 0 Die Region Süd- und Zentralamerika weist nd an la da er n k ait ar d c n n n ria A a n te elt Ira pe bie Ira ye hin ec te ilie US ue nd ira t sla w st na ge W Ka aa O O Lib Ku as ch ez ra C Em Lä Ka Ni us St iA Br sa n R c S- Ve . pe ud Ka ab U -O dagegen aufgrund der wichtigen Produzenten Sa Ar G ht te ic ig N in re Ve Venezuela und Brasilien seit Jahrzehnten einen Quelle: BP Statistical Review 2008, IEA, Eigenrechnung Exportüberschuss beim Handel mit Öl auf. Auf bei gleich bleibenden Verbrauch (Irak, Kuwait, Kanada + der Angebotsseite dominieren zwei gegenläufige Ölsand > 100 Jahre) Effekte, zum einem wirken sich die neuen brasilianischen Tiefsseefördergebiete günstig auf das regionale Angebot aus, zum anderen kämpft 2.6 Regionalbilanzen Venezuela damit die eigene Produktion zu halten. Die Machtübernahme von Chavez und die angekündigte Verstaatlichung weiterer Teile der Die Ölproduktion Nordamerikas erreichte im Wirtschaft haben mittlerweile ausländische Jahr 1985 ihr Maximum bei 15,3 Mio. Fass pro Investitionen stark gebremst. Zudem hat die Tag, stagniert seither und lag im Jahr 2007 laut staatliche PdvSA infolge des Generalstreiks der BP Statistical Review bei 13,66 Mio. Fass pro Erdölarbeiter 2002/2003 zahlreiche Tag. Zwar klingt dieser Rückgang wenig hochqualifizierte Mitarbeiter verloren, was sich dramatisch, jedoch dürfen die Zahlen nicht seither belastend auf die venezolanische darüber hinwegtäuschen, dass es sich in weiten Ölproduktion auswirkt. Nachfrageseitig zeigte Teilen um ein sehr altes und daher stagnierendes sich nicht zuletzt aufgrund des Rohstoffbooms Ölfördergebiet handelt. Dies gilt mittlerweile auch und damit einhergehend des für Kanada (exkl. Ölsand), Alaska und die Wirtschaftsaufschwungs in Süd- und mexikanische Produktion. Insgesamt hat sich Zentralamerika ein starkes Anziehen der nicht zuletzt aufgrund der weiter steigenden Nachfrage, was längerfristig die Exportfähigkeit Nachfrage seit 1985 die Bilanz zuungunsten der des Kontinents untergraben könnte. Region verschoben. Europa ist seit jeher mit einem Defizit an Öl Produktion, Nachfrage und Bilanz Region Nordamerika in Mio. Fass pro Tag (1971 – 2007) konfrontiert. Jedoch hat sich das Defizit in den 30,0 Jahren von 1975 bis 1984 aufgrund der 25,0 Überschuss-/Defizit Nachfrage Inlandsproduktion Inbetriebnahme zahlreicher Ölfelder in der Nordsee und dem stagnierenden Einsatz von Öl 20,0 (im Hausbrand und der Industrie weitestgehend 15,0 durch Gas substituiert) ständig reduziert. Die 10,0 Nordseeproduktion erreichte ihr Fördermaximum 5,0 in etwa im Jahr 2000. Seither verschlechtert sich 0,0 die Ölbilanz der EU wieder stetig. Es ist damit zu 1971 1974 1977 1980 1983 1986 1989 1992 1995 1998 2001 2004 2007 rechnen, dass das sich ausweitende Defizit in -5,0 den nächsten Jahren den negativen Effekt -10,0 steigender Ölpreise wieder tendenziell erhöht, da -15,0 die negativen Effekte nicht mehr so stark durch Quelle: BP Statistical Review 2008, Eigenrechnung einen prosperierenden inländischen Ölsektor kompensiert werden können. Letzteres trifft besonders auf Großbritannien zu, dass ohnehin bereits ein hohes Handelsdefizit aufweist. Seite 12
Produktion, Nachfrage und Bilanz Region EU in Mio. Fass Produktion und Nachfrage Mittlerer Osten in Mio. Fass pro Tag (1971 – 2007) pro Tag (1970 – 2007) 20 30 Überschuss-/Defizit Nachfrage Inlandsproduktion Überschuss-/Defizit Nachfrage Inlandsproduktion 15 25 10 20 5 15 0 1971 1974 1977 1980 1983 1986 1989 1992 1995 1998 2001 2004 2007 -5 10 -10 5 -15 0 -20 1970 1973 1976 1979 1982 1985 1988 1991 1994 1997 2000 2003 2006 Quelle: BP Statistical Review 2008, Eigenrechnung Quelle: BP Statistical Review 2008, Eigenrechnung Die Importquote Europas ist infolge der Afrika zeichnet sich seit Jahren durch eine Erschließung der Nordsee in den 70ern und stetige Ausweitung der Ölförderung aus. Dies 80ern stark zurückgegangen. Preisanstiege bei führte trotz starken Nachfragewachstums zu Rohöl machten sich dementsprechend nicht einer Ausweitung des Ölhandelsüberschusses. mehr so stark negativ bemerkbar. Aufgrund der Das Produktionswachstum ergab sich zum einen zunehmenden Erschöpfung der Nordseereserven aus den Tiefseeprojekten vor den Küsten nimmt die Importabhängigkeit Europas seit 2000 Angolas, Nigerias und angrenzender Staaten, wieder stark zu. Preisanstiege bei Rohöl sollten zum anderen aus der Aufhebung der sich in den kommenden Jahren daher Wirtschaftssanktionen gegenüber Libyen, zunehmend negativ in der Wachstumsdynamik wodurch die dortige Produktion ausgeweitet bemerkbar machen. Auch in den USA ist die werden konnte. Importquote aufgrund der hohen Nachfragedynamik und der zunehmenden Produktion und Nachfrage Afrika in Mio. Fass pro Tag (1971 – 2007) Erschöpfung der inländischen Ölproduktion seit 12 1985 stark gestiegen. Galt bisher, dass Europa Überschuss-/Defizit Nachfrage Inlandsproduktion stärker von ausländischem Öl abhängig ist als 10 die USA, weisen nun beide eine ähnlich hohe Importquote auf. 8 6 Entwicklung Importquote USA, EU 1971 - 2007 100% Europäische Union 4 90% USA 80% 2 70% 0 60% 1970 1973 1976 1979 1982 1985 1988 1991 1994 1997 2000 2003 2006 50% Quelle: BP Statistical Review 2008, Eigenrechnung 40% 30% Asien weist seit 1995 eine stagnierende 20% Ölproduktion auf. Viele Ölfelder, wie 10% beispielsweise in Indonesien und China, haben 0% 1971 1974 1977 1980 1983 1986 1989 1992 1995 1998 2001 2004 2007 bereits ihr Fördermaximum überschritten. Quelle: BP Statistical Review 2008, Eigenrechnung Gleichzeitig steigt der Ölverbrauch, insbesondere in China und Indien, aufgrund des hohen Der Mittlere Osten verfügt über den größten Wirtschaftswachstums rasant an, was die Ölhandelsüberschuss von allen Regionen. Ölbilanz seit Mitte der 80er stetig verschlechtert. Entsprechend des stark wachsenden Ölangebots durch die hohen Preise zu Beginn der 80er, sah sich die Region veranlasst ihre Produktion stark zu kürzen. Seit 1985 weitet sich jedoch der Angebotsüberschuss wieder deutlich aus. Seite 13
Produktion und Nachfrage Asien in Mio. Fass pro Tag Produktion und Nachfrage GUS-Staaten in Mio. Fass pro (1971 – 2007) Tag (1975 – 2006) 30 14 Überschuss-/Defizit Nachfrage Inlandsproduktion Überschuss-/Defizit Nachfrage Inlandsproduktion 25 12 20 10 15 10 8 5 6 0 1971 1974 1977 1980 1983 1986 1989 1992 1995 1998 2001 2004 2007 4 -5 -10 2 -15 0 1971 1974 1977 1980 1983 1986 1989 1992 1995 1998 2001 2004 2007 -20 Quelle: BP Statistical Review 2008, Eigenrechnung Quelle: BP Statistical Review 2008, Eigenrechnung Im Gefolge des Zusammenbruchs der UdSSR Folgende Abbildung zeigt die Entwicklung der brach auch die sowjetische Ölwirtschaft Exportquoten in einigen bedeutenden weitestgehend zusammen. Gleichzeitig Förderländern. Die Exportquote Mexikos ist reduzierte sich jedoch auch der inländische aufgrund der Ausbeutung der Vorkommen im Verbrauch dramatisch, nachdem die sowjetische Golf von Mexiko bis 1983 stark angestiegen. Wirtschaft bis zum Zerfall dieser nicht Seither ist diese Tendenz jedoch wieder wettbewerbsfähige Güter herstellte. Zum einen rückläufig und es wird erwartet, dass sie in den half die starke Abnahme des inländischen nächsten Jahren noch stärker zurückgeht. Dies Verbrauchs im Zuge der Deindustrialisierung in liegt einerseits an der schleppenden den 90ern, wodurch mehr Öl für den Weltmarkt Investitionsaktivität des staatlichen Konzern bereitgestellt werden konnte, zum anderen sorgte Pemex und zum anderen daran, dass die die Privatisierung zu steigender Effizienz bei der Inlandsnachfrage stark zunimmt. Trotz Ölproduktion. Die Ölhandelsbilanz konnte sich Ausweitung der Produktion in den letzten Jahren dementsprechend rasch erholen. Durch die weist auch der Nahe Osten aufgrund starken Russlandkrise des Jahres 1998 und der darauf Wachstums des Inlandskonsums einen folgenden Rubelabwertung bestand ein starker stagnierenden Exportanteil aus. Für den Iran ist Anreiz die russische Ölproduktion auszuweiten. seit 1990 eine rückläufige Exportquote Dies deshalb, da die Kosten weitgehend in Rubel erkennbar. Lediglich Russland konnte sich rasch abgerechnet, die Erdöleinnahmen gleichzeitig vom Einbruch der Ölproduktion im Gefolge des jedoch in US-Dollar fakturiert wurden. Zusammenbruchs der Sowjetunion, erholen. Die Privatwirtschaftlich geführte Konzerne wie Yukos Exportquote befindet sich mittlerweile auf einem nutzten die Gunst der Stunde und konnten die Höchststand, jedoch bleibt fraglich ob diese auch Produktion stark ausweiten. Zwar expandiert die zukünftig gehalten werden kann, da mittlerweile russische Produktion nach wie vor, jedoch sind der inländische Autoabsatz als Folge der die Wachstumsraten seit der Zerschlagung von florierenden Wirtschaft stark angezogen hat. Yukos stark gesunken. Zusätzlich belastend wirkt Exportquote inländisch produzierten Rohöls 1976 – 2006 der Umstand, dass die russischen Ölfirmen durch 100% hohe Exportsteuern nicht 1:1 an der 90% Iran Russland Mexiko Venezuela internationalen Ölpreisentwicklung partizipieren. 80% Das hohe Wirtschaftswachstum der vergangenen 70% Jahre hat zu einem Anziehen des Autoabsatzes 60% geführt (vor allem westliche Luxusmodelle mit 50% hohem Treibstoffverbrauch), was in den nächsten 40% Jahren die Exportfähigkeit des Landes belasten 30% könnte. 20% 10% 0% 1971 1974 1977 1980 1983 1986 1989 1992 1995 1998 2001 2004 2007 Quelle: BP Statistical Review 2008, IEA, Eigenrechnung Seite 14
instabile politische Rahmenbedingungen in der 3. Prognoseverfahren / Mehrheit der Förderländer und Angebotsausfälle Methodik aufgrund von Wetterkapriolen aus. Zusätzlich stellt die langfristige Preisentwicklung In der Literatur gibt es grundsätzlich drei selbst einen Unsicherheitsfaktor dar, da diese auf verschiedene Arten von das Investitionsverhalten starken Einfluss hat. Ölpreisprognosemodellen: Die Steuer-, Subventions- und Umweltschutzpolitik wiederum hat starken ¾ nicht-strukturelle Modelle, Einfluss auf die Preis- und Einkommenselastizität ¾ Angebots- Nachfragemodelle und der Nachfrage nach Erdölprodukten. ¾ informeller Zugang11 Schließlich ist zwischen der Reaktion des Nicht- Während nicht strukturelle Modelle auf der Opec-Angebots und dem der Opec-Staaten zu Theorie der erschöpfbaren Rohstoffe aufbauen, unterscheiden. Für das Angebotsverhalten der geht das „klassische“ Angebots- und Nicht-Opec-Staaten kann angenommen werden, Nachfragemodell von Verhaltensgleichungen, dass diese Produzenten aufgrund hoher welche Ölangebot und Nachfrage mit Fixkosten immer bestrebt sind die unterschiedlichen Variablen wie Förderkapazitäten vollständig auszunutzen. Wirtschaftswachstum, Preise und Ölreserven Neuerdings wird die Investitionspolitik auch verknüpfen, aus. zunehmend durch die Sicherheitspolitik der einzelnen Länder beeinflusst. Insbesondere die Der informelle Zugang analysiert die stärkere Stellung der staatlichen Ölgesellschaften Ölpreisentwicklung entsprechend dem jeweiligen ist hier von entscheidender Bedeutung (u.a. Kontext und den aktuellen Gegebenheiten. Diese Gazprom, Rosneft, PdVSa, Petrobras, …). Analyse stellt stark auf Strukturbrüche und Wirtschaftliche Kriterien treten gegenüber eventuell geänderte Rahmenbedingungen ab Autarkie und energiesicherheitspolitische bzw. zeigt deren Determinanten auf. Dies ist Maßnahmen in den Hintergrund. insofern von Interesse als der wirtschaftliche Aufstieg der Schwellenländer, insbesondere das Demgegenüber ist das Opec-Verhalten rasante Wachstum Chinas und Indiens, komplexer und folgt den Regeln eines Kartells. möglicherweise einen Nachfrageschock Von Seiten der Opec ist davon auszugehen, dass ausgelöst haben. Während ältere Modelle zur diese ihre Ersatzkapazitäten einerseits zur Analyse des Zusammenhangs von Ölmarkt und Disziplinierung von „Quotenbrechern“ und des Wirtschaftswachstum stets von einem Nicht-Opec-Angebots ausnutzt, andererseits den Angebotsschock und damit Preisspitzen und in net present value ihrer Öleinnahmen maximiert. weiterer Folge einer wirtschaftlichen Stagnation ausgingen, geht der Ölpreisanstieg seit 2002 Vor allem angebotsseitig ist dieses Modell Hand in Hand mit rapidem Wirtschaftswachstum. komplexer, da auch geologischen Einflussfaktoren, wie die Erschöpfungsraten der Ölfelder und Annahmen zu Ölreserven, eine große Bedeutung zukommt. 3.1 Das klassische Angebots- Nachfragemodell 3.1.1 Ölnachfrage Dieses Modell wird am häufigsten eingesetzt und Diese ergibt sich hauptsächlich als eine Funktion ist auch die Basis dieser Analyse. Gemäß des Ölpreises und der wirtschaftlichen Aktivität, diesem Modell bestimmen das Angebot und die d.h. dem Wirtschaftswachstum. Im ersten Fall Nachfrage letztendlich den Preis eines Gutes. spricht man von der so genannten Preiselastizität Verschärfend wirken sich insbesondere am der Ölnachfrage im zweiten Fall von der Ölmarkt die lange Vorlaufzeit zwischen Einkommenselastizität der Ölnachfrage. Projektplanung und erster Förderung (siehe Während sich die Einkommenselastizität positiv Kap.4.2 S. 27), geopolitische Unsicherheiten, auf die Ölnachfrage auswirken sollte, wird zwischen Preis und Nachfrage ein negativer 11 The Drivers of Oil Prices: The Usefulness and Zusammenhang unterstellt. Limitations of Non-Structural model, the Demand– Supply Framework and Informal Approaches, Bassam Fattouh, Oxford Institute for Energy Studies WPM 32, März 2007 Seite 15
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