KONZERTE 2018 | 2019 - Saarländisches Staatstheater
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
INHALT 4 Bienvenue, Sébastien Rouland! 6 Gastdirigenten im Sinfoniekonzert 9 Sinfoniekonzerte in der Congresshalle 25 Saarländisches Staatsorchester 26 Konzerte in der Alten Feuerwache 29 Artist in Focus Gabriel Prokofiev 31 Sonderkonzerte 34 Showcase! 40 Kammerkonzerte 45 Liedmatineen 47 Kinderkonzerte 49 Sitzkissenkonzerte 50 Kindermusikwerkstatt/Klangbilder 53 Kabarett-Konzert/Percussion under Construction 54 Service 60 Impressum 3
Bienvenue, Sébastien Rouland! BIENVENUE, SÉBASTIEN ROULAND! Sébastien Rouland ist ab der Spielzeit 2018/2019 General- musikdirektor des Saarländischen Staatstheaters. Orchestermanager Stefan Eschelbach hat vorab mit ihm gesprochen: SE: Lieber Sébastien, herzlich willkommen in Saarbrücken! Als neuer Generalmusikdirektor übernimmst Du ab die- ser Spielzeit die musikalische Leitung im Musiktheater und in den zahlreichen Konzerten des Saarländischen Staatsorchesters. Fremd sind Dir die Stadt, das Theater und Orchester nicht – Du hast in der vergangenen Spiel- zeit bereits mehrere Wochen hier verbracht. Dein großer und vielbeachteter Erfolg von »Guillaume Tell« ebnete Dir den Weg zu der neuen Position. Wie fühlst Du Dich heute mit Blick auf Deine erste Spielzeit am Saarländi- schen Staatstheater? SR: Ich bin voller (Vor)-Freude. Die meiste Zeit meiner dirigentischen Laufbahn habe ich aus dem Koffer gelebt, SE: Wir haben direkt nach Deinem Engagement gemein- bin von Stadt zu Stadt gereist in Europa und international. sam mit der Planung der neuen Konzertsaison begonnen. Das war sehr beglückend und ich hatte dabei wunderbare Ich persönlich freue mich sehr, dass wir neben den tradi- Begegnungen mit herausragenden Künstlern. Aber es war tionellen Sinfoniekonzerten auch die so erfolgreichen auch sehr anstrengend und ich hatte wenig Zeit für meine »Inspirationskonzerte« weiterführen. Die vor wenigen Familie. Das wird nun anders: meine Frau und meine Jahren initiierte Reihe liegt mir besonders am Herzen, Tochter kommen mit nach Saarbrücken und wir werden weil sie inhaltlich andere Akzente setzt und eine außer- die Stadt und die bezaubernde Region gemeinsam erle- gewöhnliche Konzertatmosphäre für das Publikum und ben können. Auf die Opernproduktion »Guillaume Tell« die Künstler schafft. Auch wird wieder ein besonderer blicke ich gerne zurück. Sie gab mir die Möglichkeit, die Künstler als ARTIST IN FOCUS nach Saarbrücken kom- wunderbaren Solisten, den Chor und das Orchester inten- men: Gabriel Prokofiev, der Enkel von Sergej Prokofjew. siv kennenzulernen, bevor ich mich entscheiden durfte, Der in London lebende Komponist und Produzent diese verantwortungsvolle und herausfordernde Aufgabe elektronischer Musik wird sowohl mit seinen Werken für für die nächsten Jahre anzunehmen. Das war eine per- Sinfonieorchester als auch für kleinere Ensembles live in fekte Ausgangssituation! Und dass ARTE die Produktion unseren Konzerten zu erleben sein. für ein Streaming begleitet hat und jetzt sogar eine DVD erscheinen wird, freut mich sehr und macht mich auch ein SR: Zu meinem ersten Sinfoniekonzert habe ich einen bisschen stolz. langjährigen Freund und musikalischen Wegbegleiter 4
Bienvenue, Sébastien Rouland! eingeladen: den Cembalisten Jory Vinikour – wirklich ein Star-Sopranistin Camilla Nylund und dem Dirigenten Ausnahmekünstler! Wir werden ihn mit dem berühmten Marc Piollet, den ich aus seiner GMD-Zeit in Wiesbaden Champêtre-Konzert von Francis Poulenc hören – dieses kenne. Und da schließt sich ein Kreis: Es war das Theater, Werk kam vor 50 Jahren das letzte Mal auf die Konzert- in dem ich mit »Platée« von Jean-Philippe Rameau zum bühne des Staatsorchesters! Zeit für eine Neuauflage. Wir ersten Mal in Deutschland eine Opernproduktion leitete. werden es mit Beethovens Pastorale-Sinfonie kombinie- Und die Idee dazu hatte Bodo Busse, in seiner damaligen ren. Aber auch große Sinfonien der Romantik werden na- Funktion als junger Musiktheaterdramaturg. Es ist wirklich türlich zu hören sein; Mahlers Zehnte zum Beispiel in der sehr schön, dass wir an den damaligen Erfolg anknüpfen Fassung von Yoel Gamzou und die Vierte von Bruckner. und nunmehr noch intensiver zusammenarbeiten können. SE: Mit Sophie Pacini kommt eine herausragende Pianis- SE: Die Erfolge unserer ersten Showcase-Konzerte in tin der jüngeren Generation nach Saarbrücken, die auf der vergangenen Spielzeit haben uns sehr gefreut und vielen namhaften Bühnen zu hören ist. Die Deutsch- so machen wir natürlich weiter. »Die Planeten« kommen Italienerin wird mit Mozarts 21. Klavierkonzert bestimmt auf die Bühne des Staatstheaters, visualisiert mit original die Herzen des Publikums erobern. Und Felix Klieser Weltraumaufnahmen, und wir haben für eine Neuauflage wird im 5. Sinfoniekonzert zu Gast sein – einer der bes- der »Fiesta Latina« die sensationelle Salsa-Bigband ten Hornisten unserer Zeit. Natürlich finden sich auch »Conexion Latina« zu Gast. In der Industriekathedrale Werke und Künstler aus Deiner Heimat Frankreich im Alte Schmelz heißt es am 3. November »Vorhang auf« diesjährigen Programm. für einen der großartigsten Künstler des Stummfilm- Genres: Charles Chaplin – mit »Goldrausch«. Aber am SR: Ja. Das ist selbstverständlich. Nicht nur weil ich Beginn einer jeden Saison steht zunächst das Promena- Franzose bin, sondern weil dem Staatstheater sehr daran denkonzert und es wird Dein erster Auftritt der Spielzeit gelegen ist, die geografische Nähe zu Frankreich auch sein. Stehen die Highlights des Open-Air-Konzertes im Spielplan sichtbar zu machen. Die Sinfonie Nr. 20 von schon fest? Ernest Chausson zum Beispiel. Sehr selten gespielt, aber nicht weniger ein Meisterwerk. »Wirklich schön ist die SR: Auch in diesem Jahr werden wir uns auf einen musika- Musik nur in uns selbst«, hat der Komponist Albéric lischen Streifzug durch das Opernprogramm der Spielzeit Magnard einmal geäußert. Seine 4. Sinfonie werden begeben. Auszüge aus »La Traviata«, »Der Rosenkavalier« wir im Programm haben und am Dirigentenpult einen und »Faust« von Charles Gounod werden zu hören sein – ausgewiesenen Spezialisten für dessen Œuvre: Jean-Yves mit unserem Solistenensemble und dem Saarländischen Ossonce. Ich freue mich auf zwei wunderbare Solistinnen Staatsorchester. Und ich würde mich freuen, viele Saarlän- – die famose Pianistin Béatrice Berrut und die vielseitig derinnen und Saarländer an diesem Abend begrüßen zu begabte Geigerin Stéphanie-Marie Degand: Sie ist können. sowohl auf dem Barockinstrument als auch im großen Repertoire für moderne Geige zuhause. Die Sinfoniekon- SE: Ich wünsche Dir alles Gute und viel Erfolg für die zertreihe eröffnen wir mit zwei besonderen Gästen – der kommenden Projekte der Spielzeit: Toi, toi, toi! 5
Gastdirigenten WIR FREUEN UNS AUF DIE GASTDIRIGENTEN UNSERER SINFONIEKONZERTE MARC PIOLLET ROGER EPPLE ZU GAST IM 1. SINFONIEKONZERT ZU GAST IM 2. SINFONIEKONZERT Marc Piollet studierte an der Hochschule der Künste in Roger Epple zählt zu den profilierten deutschen Dirigen- Berlin. Meisterkurse bei John Eliot Gardiner, Michael ten seiner Generation. Nach festen Dirigentenpositionen Gielen und Kurt Masur prägten seinen Werdegang. Nach an der Oper Leipzig und am Mannheimer National- Stationen als Erster Kapellmeister in Halle und Kassel war theater war er langjähriger Generalmusikdirektor am er Musikdirektor an der Volksoper Wien und General- Opernhaus Halle und am Oldenburgischen Staatstheater. musikdirektor am Hessischen Staatstheater Wiesbaden. Er dirigierte über 80 namhafte Orchester weltweit, die Gastengagements führen ihn an bedeutende Opern- und meisten deutschen Staatsorchester und viele hervorra- Konzerthäuser, u. a. ans Königliche Theater Kopenhagen, gende Spezialensembles. Auf dem Konzertpodium hat Opéra National de Paris, Staatstheater Stuttgart, Wiener er sich u. a. als ausgewiesener Spezialist für die Sinfonik Staatsoper. Er konzertiert weltweit mit renommierten Or- Gustav Mahlers etabliert. Der Echo-Klassik- und BMW chestern, unter anderem dem Rundfunk-Sinfonieorchester Musiktheater-Preisträger spielte zahlreiche CDs u. a. für Berlin, dem Gewandhausorchester Leipzig, den Münchner die Labels Sony Classical, Teldec, Wergo, Capriccio und Philharmonikern. Seit Herbst 2016 ist er Professor für CPO ein. Über 40 Uraufführungen von Komponisten aus Dirigieren an der Kunstuniversität Graz. aller Welt belegen sein Interesse für die Musik der Zeit. 6
Gastdirigenten YOEL GAMZOU JEAN-YVES OSSONCE ZU GAST IM 4. SINFONIEKONZERT ZU GAST IM 5. SINFONIEKONZERT Seit der Saison 2017/18 ist Yoel Gamzou Generalmusik- Jean-Yves Ossonce ist einer der renommierten Dirigenten direktor am Theater Bremen. Zudem ist er künstlerischer seines Heimatlandes Frankreich, er war u. a. Direktor der Leiter und Chefdirigent beim International Mahler Or- Opéra de Tours und des Orchestre Symphonique Région chestra (IMO). Gastengagements führten ihn zu namhaf- Centre-Val de Loire. Zu seinem Repertoire gehören auch ten Spitzenorchestern. Seit seiner frühen Kindheit beglei- zeitgenössische Werke und in Vergessenheit geratene tet Yoel Gamzou Gustav Mahlers Musik. 2010 sorgte er Musik. Mit seinem Orchester nahm er unter anderem für internationales Aufsehen, als seine Vervollständigung Déodat de Séveracs »Le Cœur du moulin« und Joseph von Mahlers unvollendeter 10. Sinfonie von Schott Music Guy Ropartz’ Sinfonie Nr. 3 auf. veröffentlicht wurde. Sowohl die Premiere in Berlin als Gastengagements führten in an verschiedene Opernhäu- auch die anschließende Tour mit seinem IMO wurden von ser und Festivals, darunter die Welsh National Opera, Mahlerexperten, der Presse und dem Publikum umjubelt. Opera North, das Edinburgh Festival, die Slowakische Yoel Gamzou ist mehrfacher Preisträger, unter anderem Philharmonie, an die Deutsche Oper Berlin, die Ham- wurde er 2017 mit dem ECHO Klassik Award in der Kate- burgische Staatsoper, an die Oper in Lausanne und das gorie Nachwuchskünstler ausgezeichnet. Théâtre du Châtelet. 7
Sinfoniekonzerte Camilla Nylund Kammersängerin Camilla Nylund zählt heute zu den weltweit führenden lyrisch-dramatischen Sopranen. In Vaasa (Finnland) geboren, studierte sie zunächst bei Eva Illes, später am Mozarteum in Salzburg. Sie ist regelmäßig zu Gast an den Opernhäusern in Dresden, Venedig, Hamburg, Köln, München, Mailand, Wien, Paris, London und weiteren. Außerdem führen sie mehrere Gastengagements zu namhaften Orchestern in Europa und Nordamerika. 8
Sinfoniekonzerte 1. SINFONIEKONZERT SCHÖNES SPIEL UND BITTERE AHNUNG Sonntag, 2. September, 11 Uhr und Montag, 3. September 2018, 20 Uhr, Congresshalle Marc Piollet Dirigent, Camilla Nylund Sopran, Saarländisches Staatsorchester Benjamin Britten Sinfonia da Requiem op. 20 Alban Berg Drei Bruchstücke aus der Oper »Wozzeck« Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 36 Benjamin Britten wurde 1913 geboren, im letzten Jahr des modernen Musiktheaters gilt, unterlag seine Schöpfungs- Friedens vor dem ersten Krieg der Moderne. Ein Umstand zeit wideren Umständen. Berg galt als »Enfant terrible« der Brutalität, Verirrung und Verzweiflung angesichts des und hatte einen schweren Stand, doch gab es weiterhin Kampfes um Leben und Tod, der ihn Zeit seines Lebens Überzeugte, die an das Potenzial seiner Oper glaubten. begleiten sollte. Noch heute steht Britten für eine ent- Es war der Komponist und Dirigent Hermann Scherchen, schiedene Haltung inmitten einer Zeit des Umbruchs und der für eine Voraufführung um Ausschnitte aus der Oper Unbeständigkeit; gegen Krieg und diktatorische Gewalt. bat. Am 11. Juni 1924 sollte mit der Sopranistin Beatrice Politisch-gesellschaftliches und persönliches Erleben Sutter-Kottlar Alban Bergs »Drei Bruchstücke« das große ließen sich dieser Tage nicht trennen. Diese Verquickung Werden und Wirken einer der wichtigsten Opern des von politischem und privatem Schicksal spiegelt sich in 20. Jahrhunderts vorausahnen lassen. Brittens »Sinfonia da Requiem« auf fast bizarre Weise Als Ludwig van Beethoven sich an die Komposition seiner wider: irritierend schön, feierlich, erbarmungslos und 2. Sinfonie machte, berichtete er bereits von schwer- zwingend. wiegenden Ertaubungserscheinungen. So mag die Am 4. Mai 1914 hatte Alban Berg die Wiener Erstauffüh- positiv-energetische Grundstimmung dieser Musik fast rung des Trauerspiels von Georg Büchner besucht und irritieren. »Ich will dem Schicksal in den Rachen greifen, war von dem Stück so beeindruckt, dass er sich sofort ent- ganz niederbeugen soll es mich gewiss nicht«, schrieb schied, aus dem Fragment eine »expressionistische« Oper Beethoven an einen Freund. Alles andere als gebeugt zu machen: »Wozzeck«. Obgleich die Oper in der Musik- ist seine Sinfonie, die bereits ahnungsvoll auf die geschichte des 20. Jahrhunderts als Schlüsselwerk des »Heroische« verweist. 9
Sinfoniekonzerte Charlie Siem Der junge Geiger britisch-norwegischer Abstammung ist ein Shootingstar, auf den auch die Pop- und Modebranche ein Auge geworfen geworfen hat – Kooperationen bestehen unter anderem mit Modemarken wie Armani, Chanel und Hugo Boss. Charlie Siem spielt mit den weltbesten Orchestern unter Dirigenten wie Zubin Metha, Edward Gardener und Sir Roger Norrington, ist Gastprofessor und gibt Meisterklassen am Royal College of Music. Charlie Siem spielt eine Guaneri del Gesù von 1735. 10
Sinfoniekonzerte 2. SINFONIEKONZERT WELT IM WANDEL Sonntag, 14. Oktober 2018, 11 Uhr und Montag, 15. Oktober 2018, 20 Uhr, Congresshalle ARTIST IN FOCUS Roger Epple Dirigent, Charlie Siem Violine, Saarländisches Staatsorchester Modest Mussorgsky Eine Nacht auf dem kahlen Berge Gabriel Prokofiev Violinkonzert »1914« Witold Lutosławski Konzert für Orchester Er ist vielleicht der »russischste« aller russischen Kompo- folgt den Ereignissen des Jahres 1914, von der Euphorie nisten: Modest Mussorgsky. Die meisten seiner Werke bei Kriegsausbruch bis hin zur totalen Trostlosigkeit des sind unvollendet geblieben. Auch sein Leben war irgend- Grabenkrieges,wobei die Solo-Violine den direkten emo- wie unvollständig, er litt an Depressionen und starb im Al- tionalen Bogen zum Publikum spannt und viele Einzelcha- ter von 42 Jahren nach starkem Alkoholmissbrauch. Seine raktere zeichnet, mal die Gleichgültigkeit der Generäle, sinfonische Dichtung »Eine Nacht auf dem kahlen Berge« mal das traumverlorene Hoffen eines Soldaten. Gabriel ist sein einziges genuines Orchesterwerk, aber auch Prokofiev ändert die Perspektiven wie in einem Film. hiervon gibt es mehrere Fassungen. Zumeist, so auch im Er arbeitet auf verschiedenen Ebenen – auch stilistisch – 2. Sinfoniekonzert, wird das Werk in einer Orchestrierung um die Geschehnisse des Kriegsausbruchs zu betrachten. von Nikolai Rimski-Korsakow gespielt. Thema der abgrün- Die Besatzung im 2. Weltkrieg überlebte der junge Kom- digen Komposition ist ein orgiastischer Hexensabbat auf ponist Witold Lutosławski im Untergrund. Zum kulturellen einem Berg in der Nähe von Kiew. Neubeginn nach Kriegsende sollte Witold Lutosławski Den in London lebenden Gabriel Prokofiev verbindet mit für die Philharmonie in Warschau eine neue Komposition seinem russischen Großvater Sergej Prokofjew musikalisch schreiben. Ganze vier Jahre, zwischen 1950 und 1954, kaum etwas, kompositorisch geht er ganz eigene Wege. arbeitete Lutosławski an seinem »Konzert für Orchester«. Nach dem Musikstudium machte Gabriel Prokofiev erst Es entstand ein einzigartiges Werk. Auch, wenn seine viel- einmal Garage Music und Hiphop, bevor er sich der leicht meistgespielte Komposition sich hier noch folklo- Klassik erneut zuwandte. Er ist Artist in Focus der Spielzeit ristischer Elemente bedient, es ist keine brave Musik. Das 2018/2019. Seinem Violinkonzert, welches 2014 urauf- Stück hat es in sich, es ist virtuos, anspruchsvoll, tiefsinnig geführt wurde, gab er den Untertitel »1914«. Das Stück und sinnlich zugleich. 11
Sinfoniekonzerte Jory Vinikour Jory Vinikour wurde in Chicago geboren. Als Solist ist er in ganz Europa, den USA, Asien und Südamerika ein vielgefragter Gast. Sein Konzertrepertoire reicht von Johann Sebastian Bach bis Michael Nyman. Eine besondere Zusammenarbeit verbindet ihn mit der Mezzosopranistin Anne Sofie von Otter. Darüber hinaus arbeitete er als Dirigent unter anderem mit dem Hong Kong Philharmonic Orchestra, dem Koreanischen Kammerorchester, dem Los Angeles Chamber Orchestra. 12
Sinfoniekonzerte 3. SINFONIEKONZERT IRREALE STÜRME Sonntag, 25. November 2018, 11 Uhr und Montag, 26. November 2018, 20 Uhr, Congresshalle Sébastien Rouland Dirigent, Jory Vinikour Cembalo, Saarländisches Staatsorchester Francis Poulenc Sinfonietta Francis Poulenc Konzert Champêtre für Cembalo und Orchester Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 6 »Pastorale« Das Sinfoniekonzert ist ein Teil des Netzwerkprojektes BEETHOVEN PASTORAL PROJECT im Rahmen des Beethoven Jubiläums BTHVN2020. Weitere Informationen unter www.beethoven-pastoral-project.com Vom »jungen Wilden«, der mit Inbrunst die musikalische so vielfältigen Einflüssen mag es also kaum verwundern, Avantgarde lebte und liebte und Teil der berühmten Pa- dass Poulencs kompositorischen Schaffen so farbenreich, riser Groupe de Six war, entwickelte sich Francis Poulenc andersartig und im positiven Sinne unbestimmt ausfällt. zum Mann von Welt und Musik. Geistreich, witzig und Der Kritiker Claude Rostand bezeichnete ihn sogar mal als minimalistisch sollte seine Musik sein, eine radikale Sim- eine »Mischung aus Mönch und Lausbub«. plizität vertreten, in der Vernunft und Gefühl ein Gleich- Ludwig van Beethoven war bereits zu Lebzeiten eine Aus- gewicht bilden. Surrealismus und Dadaismus prägten ihn nahmegestalt, dessen Werke – allen voran die Sinfonien – ebenso wie seine großen Vorbilder der Antike oder Bach, fest im Konzertrepertoire verankert waren. Der Komponist Rameau und die Alltagsmusik. Schon bald entwickelte war wahrscheinlich einer der ersten »Stars« des öffent- sich die Gruppe, in der sich Poulenc auch musikalisch lichen Kulturlebens, glorifiziert und heroisiert. Doch mit heimisch fühlte, auseinander: »Die Unterschiede unserer seiner 6. Sinfonie – mit dem Beinamen »Pastorale« – zog Musik, unserer Neigungen und Abneigungen schlossen der Komponist den Unmut und den Spott der Kritiker auf eine gemeinsame Ästhetik aus«, reüssierte er später. sich. »Mehr Ausdruck der Empfindung als Malerei«, ent- Fortan orientierte sich Poulenc, der nie ein Konservato- gegnete Beethoven trocken seinen Gegnern, die mit dem rium besuchte, sondern privat bei Charles Koechlin aus den Klängen der Natur entzündeten Werk schlicht studierte, an Emanuel Chabrier, Maurice Ravel und Igor überfordert zu sein schienen. Von irrealen Stürmen erzählt Strawinsky. Auch die sakrale Musik hatte es ihm angetan diese Sinfonie, von sanften Wellen kleiner Bäche, wiegen- wie die frank-flämischen Meister des 16. Jahrhunderts. Bei den Baumwipfeln; heroisch, einnehmend, empfindsam. 13
Sinfoniekonzerte Yoel Gamzou »Yoel Gamzou ist ein Phänomen ... Tatsächlich besteht die Gefahr, dass man vor lauter Staunen (...) aus dem Blick verliert, dass dieser zwar ein Grenzen sprengender Besessener sein mag, dass er aber dennoch in erster Linie eines ist: ein rasend begabter, hoch integrer und in seinen Ansprüchen schon jetzt sehr ernst zu nehmender Künstler (...).« FAZ, 9. September 2010, über die Uraufführung von Gamzous Fassung von Gustav Mahlers 10. Sinfonie 14
Sinfoniekonzerte 4. SINFONIEKONZERT HIMMEL- UND HÖLLENFAHRT Sonntag, 3. Februar 2019, 11 Uhr und Montag, 4. Februar 2019, 20 Uhr, Congresshalle Yoel Gamzou Dirigent, Saarländisches Staatsorchester Gustav Mahler Sinfonie Nr. 10 Fis-Dur (Fassung von Yoel Gamzou 2010) Gustav Mahlers Sinfonie Nr. 10 zählt zu den großen Frag- voller Wohlklang, der Adagio-Satz ist ein einziger großer menten, den großen »Unvollendeten« der Musikgeschich- Gesang, der sich scheinbar außerhalb der Schwerkraft te, der Komponist starb, bevor er sie vollendet hatte. bewegt. Etwas mehr als zwei Sätze waren bereits instrumentiert, von den anderen Sätzen gab es ein nicht ganz vollstän- Gamzous Orchestrierung ist die vielleicht emotionalste diges Particell. Am 5. September 1910 arbeitete Gustav Rekonstruktionsversion. Sie spiegelt die Himmel- und Mahler zum letzten Mal am Manuskript. Höllenfahrt von Mahlers seelischen Katastrophen, wobei Genau 100 Jahre später stellte der damals erst 23-jährige Gamzou auf der Basis des vorhandenen Materials etwas Dirigent und Komponist Yoel Gamzou die »Zehnte« in Eigenes geschaffen hat. Er selbst wusste, die 10. Sinfonie einer neuen Rekonstruktion vor und ergänzte die Auffüh- wird nie so klingen, wie Mahler sie erdacht hat, aber er rungsversionen um eine, mit der er Mahlers Seelenzu- wagte den Versuch, die Botschaft lebendig werden zu stand beim Komponieren dieser Sinfonie spürbar machen lassen. wollte. Mahlers Manuskript ist durchsetzt von heftigen Die festliche Uraufführung von Gamzous Rekonstruktion verbalen Gefühlsausbrüchen. Auf der Lage der Notenblät- fand im Rahmen der Jüdischen Kulturtage 2010 in der ter, die den 4. Satz enthält, steht: »Der Teufel tanzt es mit Synagoge Rykestraße in Berlin statt und wurde von Kritik mir. Wahnsinn, fass mich an, Verfluchten! vernichte mich, und Publikum mit höchstem Lob bedacht. Die Frankfurter dass ich vergesse, das ich bin!« Doch bei aller Dramatik Allgemeine Zeitung nannte die Aufführung »ein pralles, enthält diese Sinfonie auch überirdisch schöne Momente symphonisches Naturereignis«. 15
Sinfoniekonzerte Felix Klieser Felix Klieser wurde 1991 in Göttingen geboren. Seinen ersten Hornunterricht erhielt er bereits mit vier Jahren und gewann schon als Jugendlicher zahlreiche Preise bin hin zum Bundeswettbewerb »Jugend musiziert«. Mit 13 Jahren wurde er als Jungstudent an der Musikhochschule Hannover aufgenommen. Von 2008 bis 2011 gehörte er dem Bundesjugendorchester an und ist nun als Solist ein vielgefragter Gast renommierter Orchester und Konzerthäuser. 16
Sinfoniekonzerte 5. SINFONIEKONZERT VISIONEN Sonntag, 31. März 2019, 11 Uhr und Montag, 1. April 2019, 20 Uhr, Congresshalle ARTIST IN FOCUS Jean-Yves Ossonce Dirigent, Felix Klieser Horn, Saarländisches Staatsorchester Carl Maria von Weber Ouvertüre aus der Oper »Oberon« Richard Strauss Konzert für Horn und Orchester Nr. 1 Es-Dur op. 11 Gabriel Prokofiev Carnet de Voyage (2015) – Sankt Petersburg, London, Wien Albéric Magnard Sinfonie Nr. 4 op. 21 Carl Maria von Weber befand sich auf dem Höhepunkt vernimmt man bereits die großen musikalischen Visionen, seines künstlerischen Erfolgs: 1821 hatte er seinen die Strauss als einer der prägendsten Komponisten der Geniestreich »Der Freischütz« in Berlin zur Uraufführung Jahrhundertwende auszeichneten. gebracht. Auch London wollte eine Oper dieses gefei- Gabriel Prokofiev – Artist in Focus – steht für genreüber- erten Komponisten und Königlichen Kapellmeisters von greifende Verbindung zwischen Klassik und elektronischer Dresden. So erhielt Weber also den Auftrag für seine Musik. Der Enkel von Sergej Prokofjew stellte bereits ein- Feenoper »Oberon«. Auch dieses Werk sollte zu einem drucksvoll unter Beweis, dass er zwar das unvergleichliche Triumph für Weber werden, der nach der Premiere an musikalische Gespür seines berühmten Vorfahren geerbt seine Frau schrieb: »Wie ich ins Orchester trat, erhob sich hat, aber dennoch seinen ganz eigenen, neuartigen Weg das ganze überfüllte Haus und ein unglaublicher Jubel, geht. Vivat- und Hurra-Rufe, Hüte- und Tücher-Schwenken Traurig und dramatisch zugleich ist es, dass Albéric empfing mich und war kaum wieder zu stillen.« Magnard vor allem durch seinen Tod bekannt wurde: Im Das 1. Hornkonzert von Richard Strauss gehört fest ins September 1914 starb der französische Komponist bei Repertoire eines jeden Hornvirtuosen. Schon dieses dem Versuch, sein Landhaus nahe Paris gegen deutsche Frühwerk des damals erst 19-Jährigen fordert technische Soldaten zu verteidigen. Seine Sinfonien erzählen von Brillanz und höchste Virtuosität von seinem Interpreten. großen Emotionen. Ein Geheimtipp für alle, die die Kultur Obgleich es sich stilistisch noch von seinem späteren des Fin de siècle lieben! Stil der Opern und sinfonischen Dichtungen abhebt, 17
Sinfoniekonzerte Sophie Pacini Sophie Pacini überzeugt durch außerordentliche Musikalität und Virtuosität sowie bewundernswert eigenständige Interpretationen von fesselnder Intensität. Seit ihrem Konzertdebüt im Jahr 2000 hat Sophie Pacini in vielen bedeuten- den Konzertsälen Europas gespielt und gab gefeierte Klavierabende im Rahmen internationaler Festivals. Sie wurde mit einer Reihe bedeutender Preise ausgezeichnet, als Young Artist of the Year ICMA 2017 und mit dem ECHO Klassik als Nachwuchskünstlerin des Jahres 2015. 18
Sinfoniekonzerte 6. SINFONIEKONZERT FLUCHT ZUR STÄRKE Sonntag, 28. April 2019, 11 Uhr und Montag, 29. April 2019, 20 Uhr, Congresshalle Sébastien Rouland Dirigent, Sophie Pacini Klavier, Saarländisches Staatsorchester Wolfgang Amadeus Mozart Klavierkonzert Nr. 21 C-Dur KV 467 Anton Bruckner Sinfonie Nr. 4 Es-Dur »Romantische« Offenbar mit großem Selbstbewusstsein hatte sich Sinn eigentlich Kirchenwerke, Auseinandersetzungen mit Bruckner auf die Arbeit an seiner 4. Sinfonie gestürzt, Gott. Man hat von dem kosmischen Sinn seiner Sinfonik denn eine seiner wenigen schriftlichen Äußerungen, sie gesprochen. Seine Steigerungen sind Steigerungen fällt in das Entstehungsjahr (1847) der Vierten, lautet: ohne Beschleunigung; der Begriff des Stringendo darf »Weil die gegenwärtige Weltlage geistig gesehen für den Dirigenten bei Bruckner nicht existieren; es ist Schwäche ist, flüchte ich zur Stärke und schreibe kraft- ein Höherschichten der Thematik bis an die Schwelle des volle Musik.« Diese kraftvolle, seine vielleicht populärste Hymnischen und Himmlischen. Sinfonie, ist die einzige, der Bruckner eine Überschrift Bei Bruckners Musik muss man die Ruhe mitbringen, sie gab: »Romantische«. Gegenüber einem Freund äußerte auf sich wirken zu lassen, sich ihr ganz zu öffnen – dann sich Bruckner zum ersten Satz: »Mittelalterliche Stadt – wird sie eine Offenbarung sein. Morgendämmerung – von den Stadttürmen ertönen Mor- Warum Mozarts Musik für alle Menschen, egal ob sie genweckrufe – die Tore öffnen sich – auf stolzen Rossen Musikspezialisten sind oder keinerlei Musikausbildung sprengen die Ritter heraus ins Freie – der Zauber des haben, immer eine Offenbarung ist und immer berührt, Waldes umfängt sie – Waldesrauschen – Vogelgesang – kann wohl niemand sagen. Es ist einfach so. Das Unbe- und so entwickelt sich das romantische Bild.« Aber greifliche seiner Musik kann man nicht in Worte fassen. Bruckner komponierte in seiner »Romantischen« keine Mit seinem heiteren C-Dur Klavierkonzert ist Mozart Genreszenen ohne Worte, sondern brachte auf Basis posthum auch noch zum Filmkomponisten geworden. seines unerschütterlichen Glaubens vielmehr eine allge- Der zweite Satz erlangte als Titelmusik des schwedischen meine Naturmystik zum Klingen. Films »Elvira Madigan« ungeheure Popularität und wird Überhaupt sind Anton Bruckners Werke im bestimmten das Konzertpublikum begeistern. 19
Sinfoniekonzerte Béatrice Berrut Béatrice Berrut studierte am Conservatoire Lausanne, an der Heinrich Neuhaus Stiftung in Zürich, an der Hochschule für Musik »Hanns Eisler« Berlin und der Royal Irish Academy of Music. Sie konzertiert in Europa und den USA, trat unter anderem in der Berliner Philharmonie, der Londoner Wigmore Hall und im Palais des Beaux-Arts in Brüssel auf. Oft spielt sie mit erstklassigen Partnern wie Shlomo Mintz, Itzhak Perlman und Mihaela Martin. 20
Sinfoniekonzerte 7. SINFONIEKONZERT WUNDERWELTEN Sonntag, 19. Mai 2019, 11 Uhr und Montag, 20. Mai 2019, 20 Uhr, Congresshalle Sébastien Rouland Dirigent, Béatrice Berrut Klavier, Saarländisches Staatsorchester Maurice Ravel Ma mère l’Oye (Orchesterfassung) Camille Saint-Saëns Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 g-Moll op. 22 Ernest Chausson Sinfonie B-Dur op. 20 Freunde verglichen ihren Besuch im Hause Ravel mit Klavierliteratur komponiert haben, zu dessen Bewunde- einem Miniaturwunderland: So lebte und arbeitete der rern auch Franz Liszt gehörte: »Sie haben es verstanden, Komponist in seiner Villa Belvédère umgeben von zahllo- dem pianistischen Effekt gerecht zu werden ohne irgend- sen Miniaturen, Imitationen von Chinoiserien, Porzellan- eine kompositorische Idee dafür zu opfern.« figuren, Glaskugeln, Uhren und Tintenfässern im Stil von 1890 sollte Ernest Chausson mit seiner Sinfonie B-Dur Kathedralen. In seinem Garten züchtete er leidenschaft- op. 20 den großen Durchbruch erleben – sie wurde als lich gerne Bonsais und Zwerggewächse, lauschte dem persönlicher Triumph und Markstein in der Geschichte Schwirren der Insekten, dem Quaken der Frösche und der französischen Instrumentalmusik erkannt. Ein Kritiker Zwitschern der Vögel, beobachtete stundenlang den Flug schrieb: »Ich war umso glücklicher, diese Sinfonie hören der Libellen. »Kindliche Spontaneität« wurde ihm ebenso und loben zu können, als ich oft genug das frühere Schaf- nachgesagt wie das »warmherzige Staunen eines Kindes«. fen des Komponisten kritisiert habe, der mir zu wenig In dieser Wunderwelt der Eigenkreation und Zurückgezo- Eigenständigkeit zu besitzen schien; nun, so glaube ich, genheit liegt der Schlüssel zu Ravels Werken verborgen. hat sich seine Persönlichkeit offenbart, bewusster, klarer Camille Saint-Saëns fühlte sich in jedem Genre zuhause und farbiger. Es handelt sich jedenfalls um ein bedeuten- und hinterließ eine beachtliche Zahl an Werken, unter des Werk von großartigem und schönem Zuschnitt, das denen das Klavierkonzert Nr. 2 wohl nicht nur das popu- unserer Schule alle Ehre erweist.« lärste ist, sondern zugleich auch das anspruchsvollste. Innerhalb von 17 Tagen soll er dieses Meisterwerk der 21
Sinfoniekonzerte Stéphanie-Marie Degand Stéphanie-Marie Degand blickt auf eine sehr vielseitige Karriere als Solistin und Kammermusikerin. Zahlreiche Preise spiegeln ihr künstlerisches Engagement, so war sie unter anderem Finalistin im Münchener ARD-Wettbewerb und Gewinnerin des Sacem-Preises. Stéphanie-Maries große Diskographie enthält Aufnahmen von Händel, Mozart, Schumann und Tschaikowsky. Auch als Dirigentin macht sie sich inzwischen einen Namen. 22
Sinfoniekonzerte 8. SINFONIEKONZERT UNTER SPANIENS SONNE Sonntag, 16. Juni 2019, 11 Uhr und Montag, 17. Juni 2019, 20 Uhr, Congresshalle Sébastien Rouland Dirigent, Stéphanie-Marie Degand Violine, Saarländisches Staatsorchester Isaac Albéniz Iberia-Suite Édouard Lalo Symphonie Espagnole d-Moll op. 21 Georges Bizet Sinfonie Nr. 1 C-Dur In die französische Spanienbegeisterung der 1870-er danken, dass dieses frische Jugendwerk, in dem es be- Jahre fällt der grandiose Uraufführungserfolg von reits Anklänge zu Bizets späterem Meisterwerk »Carmen« Édouard Lalos »Symphonie espagnole«. Der Franzose gibt, entdeckt und 1935, 80 Jahre nach seiner Entstehung, mit spanischem Blut in den Adern komponierte das Flair uraufgeführt wurde. Spaniens in diese farbenprächtige, frisch funkelnde Sin- Berühmtheit hat sich der katalanische Komponist Isaac fonie, die eigentlich keine ist, und das Pariser Publikum Albéniz mit seinem Klavierzyklus »Iberia« gemacht. Größte lag ihm zu Füßen. Die »Symphonie espagnole« ist eher pianistische Virtuosität erfordert dieses Meisterwerk, ein Solokonzert denn eine Sinfonie und kein Geringerer dessen Uraufführungspianistin Blanche Selva beim ersten als der spanische Geigenvirtuose Pablo de Sarasate, Anblick der Noten, die ihr unspielbar erschienen, nur dem das Werk auch gewidmet ist, hob es aus der Taufe. entsetzt den Kopf schüttelte. »Sie werden es spielen«, Entsprechend den außergewöhnlichen geigerischen insistierte Isaac Albéniz, und die Welt lag ihr zu Füßen. Fähigkeiten des Widmungsträgers ist dieses effektvolle Spanisches Kolorit und die unbändige Vitalität des Kom- Charakterstück im höchsten Maße virtuos. ponisten sprühen aus jedem Stück dieser Suite, die in Fast zeitgleich mit der »Symphonie espagnole« wurde Paris entstand. Es ist, als würde sich Albéniz aus der Frem- Bizets »Carmen« in Paris uraufgeführt. Die Komposition de sehnsüchtig in seine Heimat träumen. Zu spät kam von Bizets C-Dur Sinfonie lag da Jahre zurück und ihm die Idee, den Klavierzyklus selbst zu instrumentieren. beinahe wäre sie verschollen. Bizet komponierte sie im Seine Lebensuhr war nach nur 49 Jahren abgelaufen. Alter von 17 Jahren und hatte eigentlich eine Aufführung Komponistenkollege Enrique Fernández Arbos orchest- untersagt. Dem Musikschriftsteller C. D. Parker ist es zu rierte fünf der zwölf Titel zu einer Orchestersuite. 23
Orchester Saarländisches Staatsorchester 24
Menschen SAARLÄNDISCHES STAATSORCHESTER Sébastien Rouland Generalmusikdirektor 1. Violine Oboe Wolfgang Mertes 1. Konzertmeister, Timothy Braun stv. Marina Günkinger Solo, Anne-Katrin Laporte* stv. Solo, 1. Konzertmeister, Haiganus Cutitaru 2. Konzertmeisterin, Charlotte Schleiss, Andriy Gudziy, Lisa Bergmann N. N. 3. Konzertmeister/in, N. N. Vorspieler/in, Jürgen Klarinette Lantz*, Peter Ziegler*, Iris Gehl*, Anna Kudryavtseva, Günter Schraml* Solo, Angelika Maas* stv. Solo, Sachiko Ota, Eri Inoue, Peronnik Topp, Hiroko Tomina- Jörg Lieser, Jan Creutz ga-Topp, Yon Joo Kang, N.N. Fagott 2. Violine Marlene Simmendinger Solo, Katja List stv. Solo, Danny Gu Stimmführer, Martin Ruppert* stv. Stimmführer, Anso Fiedler*, Nicolas Horry Isabelle Herhammer Vorspielerin, Thomas Vogtel* Horn Vorspieler, Kai-Holger Meier*, Andreas Kiefer*, Matthias Anton Richter Solo, Regina Mickel* stv. Solo, Holger Pistorius*, Ursula Pistorius*, Hartwig Schubert*, Christine Nießing, Martin Hanna*, Ansgar Geßner*, Reinhold Ernst* Christianus, Silke Schröder*, Inna Maslova, Sachiko Doi Trompete Viola Christian Deuschel* Solo, Gábor Reiter stv. Solo, Ekkehart Fritzsch* Solo, Denis Theis stv. Solo, Isabelle Dominik Schugk, Walter Skarba*, Florian Chamot Manck* Vorspielerin, Haruko Imasawa Vorspielerin, Posaune Martina Schnepp*, Friederike Jerrentrup*, Leszek Simon Seidel Solo, Wolfgang Bichlmeier* stv. Solo, Kusmirek*, Michal Ondruj, Irena Bilotaite, Clara Zschoke Helmut Wendeler*, Stefan Bender* Violoncello Tuba Benjamin Jupé Solo, Sarah Wiederhold stv. Solo, Bernd Schäfer Jan Krause Vorspieler, N.N. Vorspieler/in, Martin Vogtel*, Pauke Angela Prinz, Adrian Janke Matthias Weißenauer* Solo, Martin Hennecke stv. Solo Kontrabass Schlagzeug Thomas Strey* Solo, Lutz Müller stv. Solo, Duckkyu Yoon Johannes Walter, Dominik Minsch *Kammermusiker*innen Vorspieler, Frank Grandjean*, Motonobu Futakuchi*, Rayle Bligh Orchesterwarte Harfe Alexey Kulemin, Klaus Schaan, Takayuki Shiraishi, Tillmann Antonia Argmann Solo Wenzel Flöte Orchestervorstand Dorothee Strey* Solo, Mechtild Diepers stv. Solo, Martin Hennecke, Jan Creutz, Lutz Müller, Sachiko Ota, Claudia Tiller, Eva Abels Dorothee Strey, Eberhard Pleyer † Ehrenvorstand 25
Konzerte in der Alten Feuerwache 1. INSPIRATIONSKONZERT RICHARD STRAUSS Sonntag, 16. September 2018, 18 Uhr, Alte Feuerwache Stefan Neubert Dirigent, Saarländisches Staatsorchester Richard Strauss Serenade für 13 Blasinstrumente Es-Dur op. 7 (1881) Richard Strauss Tanzsuite nach Klavierstücken von François Couperin TrV 245 (1923) Richard Strauss »Metamorphosen« Es-Dur Studie für 23 Solostreicher, (1945) o.op. 142 Richard Strauss machte sich vor allem als Komponist ausgewählt und orchestriert. Sie war Teil einer Ballett- von Sinfonischen Dichtungen und Opern einen Namen, Soirée, die im Februar 1923 im Rahmen des Wiener Kammermusik gilt nicht als seine Domäne. Die wenigen Karnevals uraufgeführt wurde. Sein letztes großes Orches- dazugehörigen Werke entstanden zum Beginn und zum terwerk, die »Metamorphosen«, komponierte Strauss als Ende seiner Schaffenszeit. Da sein Vater 1. Waldhornist Reaktion auf die menschlichen und kulturellen Verwüs- der Münchener Hofkapelle war, kam Richard Strauss sehr tungen des Zweiten Weltkrieges. Es ist ein Abschied von frühzeitig mit Musik in Berührung. Sein außergewöhnli- seinem Schaffen und der in Schutt und Asche liegenden ches Talent wurde erkannt und der Vater vertraute den Welt. Er selbst bezeichnete dieses tiefernste Stück als musiktheoretischen Unterricht Hofkapellmeister Friedrich »Widerschein meines ganzen vergangenen Lebens«. Wilhelm Meyer an. Ihm widmete Richard Strauss seine Das Werk ist auch ein Zeugnis für die Goethe-Verehrung Es-Dur-Serenade für Bläser, eines seiner frühesten Werke. des Komponisten, schon der Titel weist über die Bezüge Hans von Bülow war von ihrem »virtuosen Glanze« derart zu Ovid hinaus auf einen Kardinalbegriff der Naturfor- begeistert, dass er es in das Tournee-Programm seiner schung Goethes. So ist dieser Klagegesang eine unent- Meininger Hofkapelle aufnahm. Für die Tanzsuite hatte wegte Verwandlung, eine Variationskette bezugnehmend Richard Strauss Cembalo-Stücken von François Couperin auf Beethovens Trauermarschthema der »Eroica«. Stefan Neubert war seit 2015 2. Kapellmeister am Saarländischen Staatstheater, mit dem Beginn dieser Spielzeit wird er als 1. Kapellmeister am Pult des Staatsorchesters stehen. 26
Konzerte in der Alten Feuerwache 2. INSPIRATIONSKONZERT GABRIEL PROKOFIEV Sonntag, 16. Dezember 2018, 18 Uhr, Alte Feuerwache ARTIST IN FOCUS Justus Thorau Dirigent, Gabriel Prokofiev Sounddesign, DJ Mr. Switch, Wolfgang Mertes Violine, Sarah Wiederhold Violoncello, Saarländisches Staatsorchester Gabriel Prokofiev »Spheres« (2012) für Violine und Streichorchester Gabriel Prokofiev »A Turner« für Streichorchester Gabriel Prokofiev Turntable Concerto Nr. 1 (Chamber version) - feat. DJ Mr Switch Gabriel Prokofiev Cello-Multitracks Gabriel Prokofiev Beethoven 9. Sinfonie – Remix Wie kein Zweiter steht er für das Aufbrechen musikalischer Aber dann kehrte er doch zu seinen Wurzeln zurück, nicht Grenzen: Gabriel Prokofiev. Sinfonische Kompositionen zuletzt deshalb, weil er die klassischen Instrumente treffen auf elektronische Musik, Klassik auf Moderne. so liebt. Neben einem Streichquartett entstanden Klavier- Dabei trägt er den Namen eines großen Komponisten, musik, Musik für Ballett und Film – und bald auch große seines Großvaters Sergej Prokofjew, den er aber selbst nie Orchesterwerke. Prokofievs Werk vereint seine unter- kennenlernen durfte. Angesichts des großen Schattens, schiedlichen Erfahrungen und Vorlieben auf höchst den sein berühmter Verwandter vorauswarf, mag es kaum kreative Weise. Seine Musik ist neuartig, »grenzenlos«: verwundern, dass der Enkel einen gänzlich anderen, Tänzerische Rhythmen verbinden sich mit ungewöhnli- ungewöhnlichen Weg gehen wollte. So wandte sich chen Klangfarben und einem Instrumentarium, das gänz- Prokofiev erst einmal von der klassischen Musik ab und lich neue Wege offenbart. Prokofiev verbindet Turntables tauchte ein in die Subkultur: Er machte Garage Music, mit klassischer Musik und eröffnet damit eine völlig neue produzierte Dance, Hip-Hop und elektronisch generierte Welt, in denen er eine »innere Verbindung« zwischen Musik. Klassik und Moderne herstellt. In der Spielzeit 2017/18 hatte Justus Thorau kommissarisch die Stelle des Generalmusikdirektors der Stadt Aachen inne, in dieser Konzertsaison stellt er sich dem Saarbrücker Konzertpublikum als neuer 1. Kapellmeister des Saarländischen Staatstheaters vor. 27
Konzerte in der Alten Feuerwache 3. INSPIRATIONSKONZERT KORNGOLD Sonntag, 26. Mai 2019, 18 Uhr, Alte Feuerwache Stefan Neubert Klavier und Dirigent, Johanna Ruppert Violine, Saarländisches Staatsorchester Erich Wolfgang Korngold Der Schneemann, Ouvertüre Wolfgang Amadeus Mozart Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 B-Dur KV 207 Erich Wolfgang Korngold Baby-Serenade Er wurde als das Wunderkind der Moderne gefeiert und Namen. Die Musik des Walzerkönigs erlebte geradezu seine Biographie ist eine der ungewöhnlichsten des eine Renaissance. 20. Jahrhunderts: Erich Wolfgang Korngold. Der 1897 in Die Freundschaft mit Max Reinhardt führte Korngold in Brünn Geborene hatte nach Mozart als zweiten Namen die Vereinigten Staaten. Er sollte in Hollywood die Bear- Wolfgang bekommen, und mit Erich Wolfgang nahm beitung von »A Midsummer Night‘s Dream« übernehmen. das zweite Wunder der Musikgeschichte seinen Lauf. Er Zwei Oscars erhielt Erich Wolfgang Korngold für seine war gerade einmal elf Jahre alt, als seine Ballettpantomi- Filmmusiken. Mit den Partituren zu Filmen wie »The Ad- me »Der Schneemann« – an der Wiener Hofoper in der ventures of Robin Hood« oder dem Streifen »Deception«, Instrumentierung von Zemlinsky uraufgeführt wurde. Es dem Korngolds Cello-Konzert in C op. 37 unterlegt war, folgten bald Lieder, Orchesterwerke und 1916, Korngold setzte er höhere Wertmaßstäbe und hat damit den war noch keine 20 Jahre alt, da feierten seine Opern »Der Hollywood-Sound bis heute geprägt. Ring des Polykrates« und »Violante« ihre umjubelten Kaum war der Weltkrieg zu Ende, kehrten die Korngolds Uraufführungen. Seine nächste Oper »Die tote Stadt« nach Wien zurück, doch künstlerisch war die Rückkehr er- (1920) war der Höhepunkt des kometenhaften Aufstiegs. nüchternd. Am Ende seines Lebens jedoch war Korngolds Auch mit der Bearbeitung von Operetten des von ihm Musik nicht mehr in Mode. Der Überfluss wunderschöner verehrten Johann Strauss jr. machte sich Korngold einen Melodien galt als antiquiert. Musik ist Musik, ob sie für die Bühne, das Dirigentenpult oder fürs Kino ist. Erich Wolfgang Korngold, 1946 28
Konzerte in der Alten Feuerwache ARTIST IN FOCUS ARTIST IN FOCUS GABRIEL PROKOVIEV Gabriel Prokofiev, geboren 1975, lebt in London. Er ist bekannt für seine unkonventionellen Konzertformen, weil er glaubt, dass die klassische Musik aus ihrer behüteten Nische herauskommen muss, um die Menschen zu errei- chen. Ein Komponist, der nur nachts einsam Notenpapier vollschreibt, habe ausgedient, meint er. Dennoch spielten die Kompositionen seines berühmten Großvaters Sergej Prokofjew für ihn immer eine große Rolle. Auch die Musik anderer russischer Komponisten, wie von Tschaikowsky, Schostakowitsch, Strawinsky, Schnittke oder Raskatow hat Gabriel Prokofiev beeinflusst. Aber seine Musik würde er eher als kosmopolitisch bezeichnen und so fühlt er sich Dance und Hip-Hop. Dann fand er zur Klassik zurück, als Komponist auch. komponierte sein erstes Streichquartett, Klavierstücke, Als Vorreiter der genreübergreifenden Klassikszene steht Ballett- und Filmmusik. Sein 2006 entstandenes Konzert Gabriel Prokofiev wie kein Zweiter für das Aufbrechen für Turntables (Plattenspieler) und Orchester erklang in musikalischer Grenzen auf höchstem Niveau: Sinfonische der Royal Albert Hall bei den berühmten BBC Proms. Kompositionen treffen auf elektronische Musik, Klassik auf Mit St. Petersburg Philharmonic wurde 2013 sein 1. Cello- Clubkultur. Er erforscht die Grenzen der klassischen Musik Konzert uraufgeführt und sein 1. Violinkonzert, welches und seine »Nonclassical Night« ist in London legendär. er für den Geiger Daniel Hope schrieb, erklang erstmals Aber Nonclassical ist seit 2004 auch sein eigenes, selbst 2014. Seine Orchester-City-inspirierte Serie »Carnet des gegründetes Label, auf dem er klassische Musik auf un- Voyage« St Petersburg, London und Wien startete im konventionelle Art und Weise präsentieren kann. September 2015. Nach dem Kompositionsstudium war Gabriel Prokofiev Für das Theater Regensburg schreibt Gabriel Prokofiev hauptsächlich als DJ unterwegs und produzierte u. a. seine erste Oper – »Elizabetta«. 29
So begierig ich auf manchen anderen Wegen nach Erlösung, nach Vergessen und Befreiung suchte, so sehr ich nach Gott, nach Erkenntnis und Frieden dürstete, gefunden habe ich das alles nur in der Musik. Es brauchte nicht Beethoven oder Bach zu sein: das überhaupt Musik in der Welt ist, dass ein Mensch zuzeiten bis ins Herz von Tönen bewegt und von Harmonien durchflutet werden kann, das hat für mich einen tiefen Trost und eine Rechtfertigung allen Lebens bedeutet. Hermann Hesse 30
Sonderkonzerte PROMENADENKONZERT OPEN AIR 19. August 2018, 20 Uhr, Tbilisser Platz Sébastien Rouland Dirigent, Olga Jelinková Sopran, Pauliina Linnosaari Sopran, Valda Wilson Sopran, Algirdas Drevinskas Tenor, Markus Jaursch Bass, Angelos Samartzis Tenor, Peter Schöne Bariton, Sungmin Song Tenor, Salomón Zulic del Canto Bariton, Saarländisches Staatsorchester »Die schreckliche theaterlose Zeit ist endlich vorbei«: Mit diesen Worten eröffnet Generalintendant Bodo Busse Jahr für Jahr augenzwinkernd die neue Theatersaison. Die Sommerpause ist vorüber, in den Probenräumen, Büros und Werkstätten wieder Leben eingekehrt: Die Vor- bereitungen für die ersten Premieren der neuen Spielzeit laufen auf Hochtouren. Längst ist es zur guten Tradition geworden, den Beginn der neuen Spielzeit gemeinsam mit dem Publikum zu feiern: Ein buntes Programm quer durch alle Sparten und Spielstätten macht Lust auf das neue Theaterjahr. Beim abendlichen Promenadenkonzert servieren General- musikdirektor Sébastien Rouland, Solist*innen des Musik- theaters und das Saarländische Staatsorchester erste musikalische Delikatessen vom neuen Spielplan-Menü: Freuen Sie sich auf Appetithäppchen aus »La Traviata«, der »West Side Story«, »Die Csárdásfürstin«, Gounods »Faust« und vieles mehr. Und zum krönenden Abschluss des Konzertabends gibt’s ein großes Feuerwerk über der Open-Air-Bühne. 31
Sonderkonzerte FILMKONZERT GOLDRAUSCH Samstag, 3. November 2018, 20 Uhr, Industriekathedrale Alte Schmelz, Sankt Ingbert Stefanos Tsialis Dirigent, Saarländisches Staatsorchester Charles Chaplin »Goldrausch« Stummfilm mit Live-Orchesterbegleitung »Es ist paradox, dass die Tragödie den Geist des Lächerlichen anregt ... sich über etwas lustig zu machen, nehme ich an, ist eine Trotzhandlung. Wir müssen über unsere Hilflosigkeit gegenüber den Naturgewalten lachen – sonst werden wir wahnsinnig.« Charles Chaplin Chaplin sagte mehrfach, dass »Goldrausch« der Film sei, mit dem er der Nachwelt am liebsten im Gedächtnis blei- ben möchte. Der sehr aufwändig gedrehte Film – in der winterlichen Sierra Nevada und in den Studios – enthält einige der genialsten komischen Szenen Chaplins, zum Beispiel den legendären »Brötchentanz«. 1942 wollte Chaplin den Film neu veröffentlichen – mit einem neuen Soundtrack. Der Film wurde leicht umgestaltet, der Lein- wandtext durch einen Kommentar, den Chaplin selbst sprach, ersetzt. Hier wurde Chaplins eigene Filmmusik von Max Terr bearbeitet. 1994 nahm Carl Davis einige Änderungen vor und fügte Passagen ein, so dass die Musik als Live-Begleitung für eine Wiederherstellung der Originalfassung des Films ohne Worte fungieren konnte. Eine Kooperation der PLAN-events GmbH und der Saar- ländischen Staatstheater GmbH in Zusammenarbeit mit Medienpartner der Europäischen Filmphilharmonie 32
Sonderkonzerte NEUJAHRSKONZERT Dienstag, 1. Januar 2019, 18 Uhr und Freitag, 4. Januar 2019, 19:30 Uhr, Großes Haus Sébastien Rouland Dirigent, Olga Jelinková Mezzosopran, Carmen Seibel Sopran, Salomón Zulic del Canto Bariton, Saarländisches Staatsorchester Freitag, 4. Januar 2019 Benefizkonzert zu Gunsten der Saarbrücker Tafel e. V. Wie man das neue Jahr beginnt, so wird man es verbrin- gen, sagt ein altes russisches Sprichwort. In Deutschland sitzt man bei Raclette oder Fondue beisammen und jagt um Mitternacht Raketen und Böller in die Luft – das oh- renbetäubende Ritual soll böse Geister vertreiben. Allen Putzteufeln, die meinen, unbedingt noch die Wohnung blitzblank wienern zu müssen, bevor der Silvesterbesuch eintrifft, sei ein Blick zu unseren polnischen Nachbarn an- geraten: Mit Putzen verscheucht man das Glück, glauben die, und lassen Staubsauger und Co am 31. Dezember tunlichst in der Besenkammer stehen. Wer die kryptischen Gebilde, die beim Bleigießen entstehen, nicht zu deuten vermag, kann ja mal mit der russischen Methode dem Glück auf die Sprüngen helfen: Wunsch auf einen Zettel schreiben, verbrennen, die Asche in ein Glas Champagner streuen und dieses bis Punkt Mitternacht leeren – wohl bekomm’s. Was fast nirgendwo auf der Welt fehlen darf: das traditio- nelle Neujahrskonzert. Und das Saarbrücker Konzertpub- Weitere Informationen unter www.saarbruecker-tafel.de likum darf gespannt sein, was Maestro Rouland und sein Spendenkonto: Sparkasse Saarbrücken Staatsorchester neben den unsterblichen Melodien eines IBAN: DE21 5905 0101 0090 0160 31 Johann Strauß noch so im Gepäck haben ... SWIFT-BIC: SAKSDE55XXX 33
Showcase! Good Bye, Lenin! (2003) 34
Showcase! 1. SHOWCASE-KONZERT DIE NACHT DER DEUTSCHEN FILMMUSIK Samstag 8. Dezember 2018, 19:30 Uhr, Großes Haus Sébastien Rouland Dirigent, Saarländisches Staatsorchester In Zusammenarbeit mit der Europäischen Filmphilharmonie Mit Zitaten ist das so eine Sache. Manche sind längst so vor den Fernseher eilen, sobald die Titelmelodie ertönt in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen, dass (»Raumpatrouille Orion«, 1966) – und er gab den Gefüh- man nicht einmal mehr weiß, wo sie eigentlich ihren Ur- len der Protagonisten eine Stimme, als der Film noch sprung haben. Filme beispielsweise bilden da eine schier nicht sprechen konnte (»Metropolis«, 1927). Die »Nacht unerschöpfliche Quelle. Versuchen wir’s doch mal mit die- der deutschen Filmmusik« weckt Erinnerungen – und ist sem hier: »Gib dem Luder ordentlich Puder«. Und? Rich- nebenbei noch eine vertonte Geschichtsstunde durch tig! Wolfgang Petersens Klassiker »Das Boot« (1981). Und über 80 Jahre deutsches Filmschaffen. hier einer jüngeren Datums: »Ein Indianer kennt keinen Und wenn ein Filmmusikkonzert in die Vorweihnachtszeit Schmerz, uns fehlen die Enzyme!«. Klare Sache, Michael fällt, darf eine Melodie keinesfalls fehlen – hier ein kleines Bully Herbigs Wildwest-Parodie »Der Schuh des Manitu« Rätsel: »Die Wangen sind mit Asche beschmutzt, aber der (2001). Und schon kennen Sie zwei der Programmpunkte Schornsteinfeger ist es nicht. Ein Hütchen mit Federn, die unseres Showcase-Filmmusikkonzerts. Schließlich ist ein Armbrust über der Schulter, aber ein Jäger ist es nicht. guter Soundtrack quasi das Tüpfelchen auf dem i eines Ein silbergewirktes Kleid mit Schleppe zum Ball, aber eine jeden Streifens. Er sorgt dafür, dass die Zuschauer mit Prinzessin ist es nicht« … spätestens jetzt sitzen Sie sum- einem Ohrwurm das Kino verlassen ( »Winnetou«, 1964), mend über diesem Heft, stimmt’s? 35
Showcase! 36
Showcase! 2. SHOWCASE-KONZERT ÄUSSERE PLANETEN, INNERE GÖTTER Sonntag, 27. Januar 2019, 18 Uhr, Großes Haus Sébastien Rouland Dirigent, Videokünstler Lillevan Videoinstallation, Saarländisches Staatsorchester Gustav Holst »Die Planeten« op. 32 Mit der Orchestersuite »Die Planeten« hat sich der ein Spuk schwebt er vorbei und scheint sich im Blau des englische Komponist Gustav Holst in die Musikgeschich- Äthers wieder aufzulösen. Jupiter, der Bringer der Fröh- te eingeschrieben. Die brillante Instrumentierung des lichkeit, gibt sich volkstümlich, lässt sich mit Tanz und riesigen Orchesterapparats machen »The Planets« zu ausgelassenem Jubel feiern. Gemessenen Schrittes einem fulminanten Erlebnis. Die Streicher werden von 20 kämpft sich Saturn, der Bringer des Greisenalters, vorüber. Holzbläsern, sechs Kesselpauken, Schlaginstrumenten für Uranus zeigt seinen unsteten, exzentrischen Charakter 4 Spieler, zwei Harfen, einer Orgel und – im letzten Satz – und die Musik von Neptun, dem Geheimnisvollen, ist von einem ferngestellten Frauenchor unterstützt. kaum zu beschreiben. Sie ist eine Vision des Weltalls, ein Im Mai 1914 begann Holst mit der Komposition von Mars. Symbol für das unauflösliche Geheimnis seiner Ewigkeit. Dieses erste Stück wurde im Sommer 1914 fertiggestellt Die Vokalisen des Frauenchores scheinen im Nichts zu und malt das mechanisierte Grauen des totalen Krieges verhallen. mit einer rhythmischen Heftigkeit, die mit »Le sacre du Seit der Antike werden die kosmischen Körper in unserem printemps« verglichen werden kann. Noch 1927 wurde Sonnensystem nach griechischen und römischen Gotthei- Mars als das »wildeste Musikstück, das es gibt« bezeich- ten benannt. Diesen Gedanken greift diese Aufführung net. Venus, die Friedensbringerin, ist die Antithese dazu. von Gustav Holsts Orchesterwerk auf und vereint Astro- Sie, die Göttin der blühenden Natur, der Liebe und des nomie, Astrologie und Mythos. In seiner Symphonischen sich fortzeugenden Lebens, hüllt sich in ein klangzaube- Suite weist der Komponist den Planeten menschliche risches Naturidyll mit zart schmelzenden Soli von Oboe Eigenschaften zu. Live Visuals des Videokünstlers Lillevan und Violoncello. Merkur, der geflügelte Bote, kommt im verbinden Kulturgeschichte mit Bildern aus der Weite des rastlosen leggiero nach Art eines Scherzos daher. Wie Weltalls. 37
Sie können auch lesen