Bildung vernetzt. Integration gestärkt - Das Förderprogramm "Kommunale Koordinierung der Bildungsangebote für Neuzugewanderte"
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Bildung vernetzt. Integration gestärkt. Das Förderprogramm „Kommunale Koordinierung der Bildungsangebote für Neuzugewanderte“
1 Inhalt Vorwort 3 Grußwort des Lenkungskreises der Transferinitiative 4 Kommunale Koordinierung der Bildungsangebote für Neuzugewanderte 5 Die teilnehmenden Kommunen: eine Landkarte 6 Kommunale Koordinierungsstrukturen auf- und ausbauen 7 Fachbereichsübergreifende Zusammenarbeit während der Covid-19-Pandemie, Stadt Essen.............................8 Miteinander gestalten – das Integrationskonzept, Landkreis Fürth......................................................................... 10 Koordinierung der Sprachbildungs- und Integrationskursträger, Landkreis Ludwigslust-Parchim.................. 12 Relevante Bildungsakteure identifizieren und einbinden 13 Sprachbarrieren mit Bildern überwinden, Landeshauptstadt Dresden.................................................................... 14 Bildung und Integration – ein interdisziplinäres Thema mit vielen Synergien, Stadt Neumünster.................... 15 Die interaktiven Akteurslandkarten: Transparenz in den Sozialräumen schaffen, Stadt Duisburg.................... 16 Sprachkurs für traumatisierte Geflüchtete, Landkreis Oberhavel............................................................................. 18 Transparenz herstellen und Zugänge ermöglichen 20 Lernwelt Saarpfalz – Wege durch den Bildungsdschungel, Landkreis Saarpfalz................................................... 21 Transparenz für alle – der Kiel-Kompass, Landeshauptstadt Kiel............................................................................. 23 Die Migrationsagentur: ein Haus der kurzen Wege. Drei Fragen an Swetlana Janetzki, Burgenlandkreis................................................................................................................................................................... 24 Vielfalt leben – Bildungswege zur Förderung der beruflichen Integration, Kreis Siegen-Wittgenstein........... 25
2 BILDUNG VERNETZT. INTEGRATION GESTÄRKT. Entscheidungsinstanzen der Kommune beraten 27 Wege zur Fachkräftesicherung, Rhein-Neckar-Kreis................................................................................................... 28 Gelingendes Übergangsmanagement – Auswertung von individuellen Bildungsverläufen, Stadt Ludwigshafen..... 29 Von der Analyse zum Integrationskonzept, Stadt Rosenheim................................................................................... 30 Strategische Steuerungsaufgaben unterstützen 31 Flexibles Handlungskonzept Integration, Landkreis Aurich....................................................................................... 32 Verstetigung im Bildungsbüro – drei Fragen an Dr. Stefanie Kaygusuz-Schurmann, Stadt Cottbus.................. 33 Integration durch Bildung und Beratung – eine Fachtagungsreihe, Landeshauptstadt Erfurt........................... 34 Zuständige Stellen der Kommunalverwaltung und Zivilgesellschaft verknüpfen 35 Einrichtung eines ehrenamtlichen Sprachmittlerpools, Landkreis Emsland........................................................... 36 Vom Präsenzfachtag zur Onlineveranstaltung – drei Fragen an Stephanie Wizent und Tatjana Oswald, Landkreis Lörrach................................................................................................................................................................ 37 Interkommunaler Austausch für berufsbildende Schulen, Landkreise Bernkastel-Wittlich, Trier-Saarburg, Bitburg-Prüm und Vulkaneifel, Stadt Trier........................................................................................ 33 Meine Bildungsmappe – der Erfolg eines interkommunalen Pilotprojekts, Landkreise Darmstadt-Dieburg, Marburg-Biedenkopf, Stadt und Landkreis Kassel, Wetteraukreis, Kreis Bergstraße............................................ 39 Datenbasiert arbeiten 40 Transferfähige Indikatoren – drei Fragen an Thomas Kießlich, Stadt Nürnberg.................................................... 41 Bildungspotenzial erkennen – Bildungschancen schaffen, Stadt und Landkreis Heilbronn................................ 42 Vernetzung und Qualifizierung von Migrantenorganisationen, Landeshauptstadt Wiesbaden.......................... 44 Wissenschaftliche Begleitung des Programms 45 Nachhaltigkeit in der „Kommunalen Koordinierung der Bildungsangebote für Neuzugewanderte“, minor – Wissenschaft Gesellschaft.................................................................................................................................. 46 Danksagung 49 Impressum
3 Vorwort Als Deutschland im Jahr 2015 mehr als 800.000 Flüchtlinge aufnahm, war das ein Akt der Menschlichkeit und der europäischen Verantwortung. Gleichzeitig stellte dies die Städte und Gemeinden vor große Herausforderungen: Die Schutz suchenden Menschen mussten versorgt und untergebracht werden. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat die Kommunen in ganz Deutsch- land darum schnell und intensiv unterstützt. Seit 2016 fördern wir 321 Kreise und kreisfreie Städte. Geleitet hat uns dabei die Überzeugung, dass Bildung der Schlüssel für Integration ist. Die Förderinitiative „Kommunale Koordinierung der Bildungsangebote für Neuzugewanderte“ hat viel bewegt: Städte und Gemeinden konnten Bildungsangebote für Neuzugewanderte besser vernetzen und entsprechende Strukturen in ihren Verwaltungen schaffen. Viele Kommunen haben Koordinierungsgruppen für Sprachkursträger aufgebaut, sie haben Frauensprachkurse mit Kinderbetreuung entwickelt, Onlineportale und Apps entworfen oder ein gezieltes Bildungs monitoring aufgestellt. Die Koordinatorinnen und Koordinatoren sind dabei Teil der „Transfer initiative Kommunales Bildungsmanagement“. Damit gehören sie zu einer gut vernetzten Gemeinschaft, in der die Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern, Kommunen und Zivilgesell- schaft intensiv gelebt wird. Denn Bildung kann nur gemeinsam gelingen. Nach vierjähriger Förderung läuft das Programm Ende des Jahres 2021 aus. Mit der vorliegen- den Broschüre wollen wir am Beispiel gelungener kommunaler Praxis die Leistungen aller Aktiven würdigen. Lassen Sie uns zusammen weiter an dem Ziel arbeiten, allen Menschen in Deutschland eine gute Bildung zu ermöglichen. Lassen Sie uns gemeinsam allen Menschen in unserem Land die Rahmenbedingungen geben, die sie für eine aktive Teilhabe an unserer Gesellschaft benötigen. Anja Karliczek Mitglied des Deutschen Bundestages Bundesministerin für Bildung und Forschung
4 BILDUNG VERNETZT. INTEGRATION GESTÄRKT. Grußwort des Lenkungskreises der Transferinitiative Aufgabe und Ziel der Transferinitiative Kommunales Bildungsmanagement ist es, kommunale Bil- dungslandschaften so zu gestalten, dass sie für alle Menschen ein erfolgreiches lebensbegleitendes Lernen ermöglichen. Als Lenkungskreis der Transferinitiative stellen wir uns seit dem Jahr 2014 ge- meinsam dieser Aufgabe – im Bund, in den Ländern, den Kommunen und mit den Bildungsakteu- ren der Zivilgesellschaft. Wir sind überzeugt: Ein datenbasiertes Bildungsmanagement hilft Kreisen und kreisfreien Städten, ihre Bildungslandschaften gemäß den jeweils eigenen Bedarfen auszurich- ten und den Zugang zu qualitativ hochwertigen Bildungsangeboten für alle zu verbessern. Als die Zuwanderungszahlen im Jahr 2015 in die Höhe schnellten und immer mehr Menschen in Deutschland Zuflucht suchten, gab es im Lenkungskreis eine große Einigkeit darüber, dass die in der Transferinitiative entwickelten Strukturen und Prozesse den Kommunen dabei helfen können, auch diese Herausforderung zu meistern. So entstand das Förderprogramm „Kommunale Koordinierung der Bildungsangebote für Neuzugewanderte“. Es folgt der Überzeugung: Integra- tion in und durch Bildung erhöht die Chancen jedes Einzelnen auf gesellschaftliche Teilhabe. Über 80 % der Kreise und kreisfreien Städte Deutschlands folgten dem damaligen Förderaufruf. Die Koordinatorinnen und Koordinatoren haben in der Folge kreative Wege entwickelt, Un- terstützungs- und Bildungsangebote kommunal und regional zu bündeln, Bildungsakteure zu vernetzen und gemeinsam Transparenz und Zugänge in der vielgestaltigen Unterstützungs- und Bildungslandschaft herzustellen. Für dieses Engagement auf kommunaler Ebene danken wir sehr. Die Ergebnisse der Arbeiten vor Ort haben nicht nur zu einer erfolgreichen Integration zuge- wanderter Menschen in unsere Gesellschaft beigetragen. Die Erfolge des Programms dokumen- tieren auch eindrucksvoll das gelingende Zusammenwirken von Bund, Ländern, Kommunen und Zivilgesellschaft. Allen Leserinnen und Lesern wünschen wir eine anregende Lektüre der vorliegenden Broschüre und gewinnbringende Einblicke in die Arbeit der kommunalen Koordi- natorinnen und Koordinatoren. Der Lenkungskreis der Transferinitiative Kommunales Bildungsmanagement nahm 2013 seine Arbeit auf und setzt sich aus Vertreterinnen und Vertretern der 16 Bundesländer sowie der kommunalen Spitzen- verbände (Deutscher Städtetag, Deutscher Landkreistag, Deutscher Städte- und Gemeindebund) und dem Netzwerk Stiftung und Bildung zusammen.
KOMMUNALE KOORDINIERUNG DER BILDUNGSANGEBOTE FÜR NEUZUGEWANDERTE 5 Kommunale Koordinierung der Bildungsangebote für Neuzugewanderte Teil einer starken Programmfamilie Transferinitiative Kommunales voranzubringen und weiter zu optimieren, nahm die Bildungsmanagement Koordinierungsstelle Bildungsmonitoring (KOSMO) 2019 ihre Arbeit auf. Seit 2020 fördert das BMBF mit Mit der „Transferinitiative Kommunales Bildungsma- Mitteln des Strukturstärkungsgesetzes Kohleregionen nagement“ unterstützt das Bundesministerium für drei Netzwerkbüros, die gemeinsam das Kompetenz- Bildung und Forschung (BMBF) bundesweit Kreise zentrum „Bildung im Strukturwandel“ bilden, um im und kreisfreie Städte dabei, Bildungslandschaften für Mitteldeutschen, Lausitzer und Rheinischen Revier ihre Bürgerinnen und Bürger in allen Lebensphasen den Strukturwandel im Hinblick auf Bildungsfragen attraktiver und zukunftsfähiger zu gestalten. Es gilt, bestmöglich zu gestalten. Managementstrukturen für ein ganzheitliches Bil- dungswesen zu etablieren, um Bildungsakteure in den Bildung integriert Kommunen besser zu vernetzen und Zuständigkeiten zusammenzuführen. Kooperation und Koordination Seit 2015 wird das Beratungsnetzwerk der Trans- sind die Schlüsselbegriffe, wenn es darum geht, Bildung feragenturen durch das Förderprogramm „Bildung als Gemeinschaftsaufgabe zu begreifen und vor Ort auch integriert“ flankiert. Die 130 teilnehmenden kreis- mit Akteuren der Zivilgesellschaft in kommunalen Ver- freien Städte und Landkreise widmen sich in enger antwortungsgemeinschaften umzusetzen. Bildungspo- Zusammenarbeit mit den Transferagenturen dem litische Prioritäten sollen auf Basis eines Bildungsmoni- Aufbau eines datenbasierten kommunalen Bildungs- torings faktenbasiert, partizipativ und gemeinschaftlich managements. Zentrale Ziele sind die Etablierung eines gesetzt werden. Die Transferinitiative umfasst verschie- kommunalen Bildungsmonitorings, die Etablierung dene Angebote und Programme für die Kommunen. von übergreifenden Kooperationsstrukturen und die Entwicklung geeigneter Steuerungsinstrumente. Transferagenturen Kommunale Koordinierung der Im Modellprogramm „Lernen vor Ort“ wurden zwi- Bildungsangebote für Neuzugewanderte schen 2009 und 2014 innovative Modelle des kommu- nalen Bildungsmanagements entwickelt und erprobt. Infolge der erhöhten Zuwanderung im Jahr 2015 wurde Um die dabei gewonnenen Ergebnisse und Erkennt- das Programm „Kommunale Koordinierung der Bil- nisse bundesweit nutzbar zu machen, bilden seit 2014 dungsangebote für Neuzugewanderte“ gestartet. Einge- neun Transferagenturen ein bundesweit agierendes bettet in die Transferinitiative, zielt das Programm auf Beratungsnetzwerk. Sie unterstützen und beglei- ein verbessertes Management im gesamten Themenfeld ten Landkreise und kreisfreie Städte beim Auf- und „Integration durch Bildung“. Dadurch soll die Bildungs- Ausbau eines datenbasierten kommunalen Bildungs- teilhabe als Schlüssel zur gesellschaftlichen Integration managements in allen Bildungsthemen entlang des Neuzugewanderter gefördert werden. Es wurden und Lebenslaufs. Zudem organisieren sie Qualifizierungs- werden 321 kreisfreie Städte und Landkreise gefördert. angebote und ermöglichen den Austausch zwischen Für einige war das Programm der erste Schritt hin zu ei- den Kommunen selbst sowie der Kommunen mit der nem datenbasierten kommunalen Bildungsmanagement. Fachwelt und zivilgesellschaftlichen Akteuren wie z. B. Die vorliegende Broschüre gibt exemplarische Einblicke Stiftungen, Verbänden und Initiativen. Das Netzwerk in die Arbeit, die Erfolge und innovativen Ideen, die Hun- entwickelt sich weiter: Um das kommunale Bildungs- derte von Kommunalen Koordinatorinnen und Koordi- monitoring inhaltlich und methodisch wirksam natoren in den letzten fünf Jahren umgesetzt haben.
6 BILDUNG VERNETZT. INTEGRATION GESTÄRKT. Die teilnehmenden Kommunen: eine Landkarte Die BMBF-Förderung Kommunale Koordinierung der Bildungsangebote für Neuzugewanderte Transferagentur Kommunales Bildungsmanagement An der „Kommunalen Koordinierung der Bildungsangebote für Neuzuge- wanderte“ teilnehmende Kommune Geschäftsstelle Netzwerk Stiftungen und Bildung Stand: Februar 2021
INHALT 7 Kommunale Koordinierungs strukturen auf- und ausbauen Die Kommunale Koordinierung bündelt systematisch alle relevanten lokalen Kräfte im Kontext Bildung für Neuzugewanderte. Hierbei greift sie auf bestehende Gremien und Netzwerke zurück. Bei Bedarf erweitert sie diese und etabliert neue Vernetzungs- und Kommunika- tionsstrukturen. Sowohl die verwaltungsinterne Zusammenarbeit als auch die Kooperation mit externen Akteuren wird durch eine Syste- matisierung der Kommunikation, den regelmäßigen Kontakt und den themenspezifischen Austausch optimiert. ↗ Fachbereichsübergreifende Zusammenarbeit während der Covid-19-Pandemie, Stadt Essen ↗ Miteinander gestalten – das Integrationskonzept, Landkreis Fürth ↗ Koordinierung der Sprachbildungs- und Integrationskursträger, Landkreis Ludwigslust-Parchim
8 BILDUNG VERNETZT. INTEGRATION GESTÄRKT. Fachbereichsübergreifende Zusammenarbeit während der Covid-19-Pandemie Stadt Essen Die coronabedingten Schulschließungen, der Ausfall Dabei war das übergeordnete Ziel die Bedarfser- des Präsenzunterrichts sowie die Kontaktbeschränkun- mittlung an Schulen, damit diese trotz schwieriger gen haben für viele neu zugewanderte Schülerinnen Umstände ihre Schülerinnen und Schüler weiterhin und Schüler neben dem Verlust von Gelegenheiten, die bestmöglich fördern können. Um ein Feedback von deutsche Sprache anwenden zu können, auch Folgen Schulleitungen, Lehrkräften und in der Schulsozialar- für den Erwerb des Schulabschlusses und den gelingen- beit Tätigen aus der Praxis zu erhalten, initiierte die Ar- den Übergang von der Schule zum Beruf. Um sie und beitsgruppe eine Abfrage per E-Mail an allen Schulen. ihre Familien zu unterstützen, hat die Kommunale Ko- Die Rückmeldungen haben deutlich gemacht, dass die ordinierung für Neuzugewanderte, die im Fachbereich Übermittlung von Unterrichts- und Lernmaterialien Schule der Stadt Essen tätig war, während des ersten an neuzugewanderte Familien aufgrund sprachlicher Lockdowns eine interne Arbeitsgruppe eingerichtet. Barrieren oder mangelnder technischer Ausstattung im häuslichen Umfeld nicht immer gelingt. Um den Diese Arbeitsgruppe bestand neben der Kommunalen Kontakt zu den Familien sicherzustellen, wurde ein Koordination aus weiteren Mitarbeitenden, die sich mit Elternanschreiben in mehreren Sprachen als „Brücke“ dem Themenfeld der schulischen Integration befassen. zur Aufrechterhaltung der Kommunikationswege Ein Blick hinter die Kulissen: Die Videobotschaft „Lernen in Zeiten von Corona“ entsteht.
KOMMUNALE KOORDINIERUNGSSTRUKTUREN AUF- UND AUSBAUEN 9 „Durch die fachbereichsübergreifende Arbeit der Kommunalen Koordination für Neuzugewanderte mit Akteuren innerhalb und außerhalb der Stadt- verwaltung konnten Handlungsbedarfe effizient er- mittelt und passende Angebote geschaffen werden.“ Andrea Schattberg, Leiterin des Fachbereichs Schule, Stadt Essen zwischen Schule und Elternhaus angefertigt. Das Anschreiben kann von pädagogischen Fachkräften als ergänzendes Formular beim Übersenden von Unter- richts- und Lernmaterialien verwendet werden. Um die Schülerschaft über das Internet zu erreichen, sind in Kooperation mit der Regionalen Schulberatungsstelle und dem Presse- und Kommunikationsamt der Stadt Essen mehrsprachige Videobotschaften entstanden. Diese ermöglichen eine digitale Vermittlung von Lern- empfehlungen. Um haupt- und ehrenamtlichen Multi- plikatorinnen und Multiplikatoren die Informatio- nen in kompakter Form online zur Verfügung zu stel- len, können die Dateien auf der städtischen Webseite abgerufen werden. Die Methoden des agilen Arbeitens in der Stadtver- waltung, die gute Zusammenarbeit mit den Schulen sowie die kreative Herangehensweise im Arbeitsumfeld der Kommunalen Koordination für Neuzugewanderte haben dazu beigetragen, in kurzer Zeit erste Lösungs- ansätze für neue Herausforderungen zu verwirklichen. ↗ Lernen in Zeiten von Corona. Mehrsprachige Informa- tionen für Schüler*innen, Eltern, Lehrkräfte: essen.de/leben/bildung/schule/mehrsprachige_in- fos_fuer_schuelerinnen__eltern__lehrkraefte.de.html
10 BILDUNG VERNETZT. INTEGRATION GESTÄRKT. Miteinander gestalten – das Integrationskonzept Landkreis Fürth Der Landkreis Fürth grenzt an die Städteachse Nürn- gemeinsames Integrationsverständnis, zu denen berg-Fürth-Erlangen und ist damit eine Zuzugsregion sich die Stadt- und Gemeinderäte sowie der Kreistag für Menschen aus aller Welt. Integration ist und bleibt bekennen. Die Integrationsleitlinien erklären unter eine Zukunftsaufgabe, wie die nach wie vor hohe Zahl anderem die Anerkennung von kultureller Vielfalt als von Neuzuwandernden aus der EU genauso wie von Bereicherung, Integration als wechselseitigen Prozess Menschen mit Fluchthintergrund oder Migrationsge- zwischen Neuzugewanderten und Aufnahmegesell- schichte in den 14 Städten und Gemeinden zeigt. schaft und die gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe aller Bürgerinnen und Bürger, unabhängig Um das Integrationsgeschehen im Landkreis bes- von ihrer Herkunft. ser verstehen und gestalten zu können, beschloss der Kreistag die Erstellung eines kommunalen Unter Federführung des Kommunalen Koordinators Integrationskonzepts. Eine externe Bestands- und und der Integrationsbeauftragten wurden regelmäßig Bedarfsanalyse zeigte die Notwendigkeit der Koor- tagende Arbeitskreise zu vier Handlungsfeldern ins dinierung und Vernetzung von Akteuren und deren Leben gerufen, darunter die Themen Sprachförderung Angeboten. Als Grundlage für die Integrationsarbeit sowie Bildung und Ausbildung. An dem mehrstufigen, wurden zunächst Integrationsleitlinien entwickelt. partizipativen Verfahren waren rund 80 Mitarbeitende Eine Projektgruppe formulierte Eckpunkte für ein und Aktive aus Ämtern, Behörden, Institutionen und der Landrat Matthias Dießl unterzeichnet gemeinsam mit Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern der 14 Städte, Märkte und Gemeinden im Landkreis Fürth die Integrationsleitlinien.
KOMMUNALE KOORDINIERUNGSSTRUKTUREN AUF- UND AUSBAUEN 11 „Das Integrationskonzept mit den etablierten Gremien und Netzwer- ken ist die Grundlage für die Integrationsarbeit im Landkreis Fürth. Besonders freut mich, dass unser Integrationskonzept in einem parti- zipativen Prozess erarbeitet wurde und allen Akteuren offensteht. Es ist damit passgenau auf unseren Landkreis zugeschnitten. Durch das Engagement der vielen Beteiligten ist eine nachhaltige und tragfähige Vernetzung entstanden.“ Landrat Matthias Dießl, Landkreis Fürth Zivilgesellschaft beteiligt. Sie analysierten die Bedarfe ↗ Integrationsleitlinien für den Landkreis Fürth: und erarbeiteten Handlungsempfehlungen. Begleitet landkreis-fuerth.de/zuhause-im-landkreis/ wurde der Prozess durch den Steuerungskreis Integra- integration/das-integrationskonzept-fuer-den- tion, ein Abstimmungsgremium bestehend aus Landrat, landkreis-fuerth/integrationsleitlinien-fuer-den- Vertreterinnen und Vertretern der Städte und Gemein- landkreis-fuerth.html den, der Kreistagsfraktionen und der Verwaltung. ↗ Integrationskonzept für den Landkreis Fürth: Mit der Verabschiedung des Integrationskonzepts im landkreis-fuerth.de/zuhause-im-landkreis/ Kreistag wurde ein stabiler Rahmen für die künftige In- integration/das-integrationskonzept-fuer-den- tegrationsarbeit geschaffen. Dem Steuerkreis Integra- landkreis-fuerth.html tion, nun als dauerhaftes Gremium installiert, obliegt die kontinuierliche Evaluierung und die Fortschrei- bung des Integrationskonzepts. Die Koordinierungs- stelle Integration wurde vom Kreistag mit der Umset- zung des Konzepts beauftragt. Der Sachstand zu den einzelnen Handlungsempfehlungen wird regelmäßig überprüft und die Maßnahmen werden nötigenfalls angepasst. Der turnusmäßige Runde Tisch Integration führt die Netzwerkarbeit fort und schlägt die Brücke zum Netzwerktreffen der ehrenamtlich Engagierten. Die im Rahmen des Förderprogramms neu geschaffe- nen Koordinierungsstrukturen versetzen die Kommu- ne in die Lage, Bedarfe und Angebote der verschiede- nen Akteure zu analysieren, Handlungsstrategien zu erarbeiten und passgenaue Maßnahmen umzusetzen. Die etablierte Koordinierungsstelle Integration sichert Miteinander gestalten. Das Integrationskonzept für den Landkreis Fürth. die Umsetzung der Handlungsempfehlungen und wird auch künftig auf Gremien im Landkreis einwirken. Über das Förderprogramm hinaus sind die personelle Kontinuität, die geschaffenen Strukturen und das Wis- sensmanagement für die nächsten Jahre gesichert. ↗ Bestandsanalyse zur Integrationsarbeit im Landkreis Fürth: landkreis-fuerth.de/fileadmin/redakteure/ SG24/Integration/Bestandsanalyse.pdf
12 BILDUNG VERNETZT. INTEGRATION GESTÄRKT. Koordinierung der Sprachbildungs- und Integrationskursträger Landkreis Ludwigslust-Parchim sowohl Sprach- und Integrationskursträger als auch die Besetzung der Koordinierungsrunde: Neuzugewanderten. Die abgestimmte Übersicht zu den • alle bekannten Träger von Sprach- oder Sprachkursen und deren Laufzeiten wird verwaltungs- Integrationskursen intern, von den Beraterinnen und Beratern für Neuzu- • Bundesagentur für Arbeit gewanderte und dem Jobcenter sowie natürlich von den • Jobcenter Ludwigslust-Parchim Trägern selbst genutzt. Mit der Einführung der regelmä- • Bundesamt für Migration und Flüchtlinge ßigen Sitzungen der Kursträgergemeinschaft wurde eine • Vertreterinnen und Vertreter des Landkreises zielgerichtete Kommunikationsstruktur des Landkreises (Migrationssozialarbeit, Bildungskoordination für mit den Trägern sowie auch zwischen den Trägern selbst Neuzugewanderte, Volkshochschule) auf feste Füße gestellt. Für den Landkreis hat sich somit die Möglichkeit verbessert, sich über aktuelle Entwicklun- gen mit den Trägern auszutauschen und ein gemeinsames Ein Schwerpunkt der Kommunalen Koordinierung für Vorgehen im Landkreis einzuschlagen. Für die Träger Neuzugewanderte im Landkreis Ludwigslust-Parchim ist schafft die Abstimmung Transparenz und Klarheit. die „Koordinierungsrunde der Sprachbildungs- und Integ- rationskursträger“, die die Kommunale Koordinierung im Rahmen der Förderung durch das Bundesministerium für Lernen – auch in der Coronapandemie Bildung und Forschung aufgebaut haben. Diese Kursträ- gergemeinschaft wurde unter anderem mit den Zielen Digitalisierung und Distanzlernen beschäftigen die gegründet, Sprachbildungs- und Integrationskursträger Bildungseinrichtungen im ländlichen Raum schon zu vernetzen, Transparenz über Kurs- und Prüfungszeiten seit geraumer Zeit. Die Kursträger sehen darin eine herzustellen und Wartezeiten zu verhindern. Entstanden Ergänzung zum Präsenzlernen, die jedoch aktuell ist eine Kursträgergemeinschaft, die ein abgestimmtes noch vor großen Problemen wie der technischen Kursangebot im Landkreis ermöglicht, direkte Kommu- Ausstattung der Lernenden steht. Durch digitale nikationswege zwischen den Anbietenden schafft und Lernformate können potenziell längere Reisewege ein vertrauensvolles Miteinander fördert. Die Zusam- umgangen werden. Viele Geflüchtete im Landkreis menarbeit der Sprachkursträger ist durch den Abschluss leben dezentral und sind wenig mobil. Im Zuge einer Kooperationsvereinbarung mit dem Landkreis, dem der Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen der Jobcenter, der Agentur für Arbeit sowie dem Bundesamt Covid-19-Pandemie stand die Herausforderung für Migration und Flüchtlinge fest geregelt. Dabei knüpft unmittelbar bei allen Trägern von Sprach- und Inte- der Landkreis an bereits bestehende Kommunikationswe- grationskursen auf der Tagesordnung. Es brauchte ge an. Dem geregelten Zugang zu Sprach- und Integrati- eine zügige Lösung, wie die bereits laufenden Kurse onskursen wird im Landkreis eine besondere Bedeutung fortgeführt werden konnten. Im Landkreis haben die beigemessen. Die gute Verständigung trägt dieser Tatsache Mitglieder der Kursträgergemeinschaft in vertrau- Rechnung. Die Trägergemeinschaft trifft sich seit Sommer ensvoller Zusammenarbeit die Herausforderungen 2017 quartalsweise. Kernziel der Zusammenarbeit ist es, besprochen, Erfahrungen ausgetauscht und auch die ein abgestimmtes und transparentes Sprachkursangebot Grenzen des Distanzlernens diskutiert. Damit ist es für die Neuzugewanderten im Landkreis bereitzustellen. gelungen, die Geflüchteten im Landkreis weiterhin Sie stellt sicher, dass die Sprachkurse z. B. am Bedarf der zu erreichen und die Möglichkeit zur Integration Zielgruppe orientiert starten und so in der Regel die Min- durch Sprachförderung aufrechtzuerhalten. destteilnehmendenzahl erreicht wird. Davon profitieren
INHALT 13 Relevante Bildungsakteure identifizieren und einbinden Die Kommunale Koordinierung engagiert sich für ein gemeinschaftliches Zusammenwirken der Bildungsakteure entlang der Kette des lebensbe- gleitenden Lernens. Sie gibt Impulse für bedarfsangepasste Bildungsan- gebote für Neuzugewanderte und konzipiert diese gemeinsam mit den Partnern von Ort. Durch das gemeinsame, abgestimmte Wirken können vielfältige formale und non-formale Bildungsangebote miteinander ver- zahnt und neue Zugänge eröffnet werden. ↗ Sprachbarrieren mit Bildern überwinden, Landeshauptstadt Dresden ↗ Bildung und Integration – ein interdisziplinäres Thema mit vielen Synergien, Stadt Neumünster ↗ Die interaktiven Akteurslandkarten: Transparenz in den Sozialräumen schaffen, Stadt Duisburg ↗ Sprachkurs für traumatisierte Geflüchtete, Landkreis Oberhavel
14 BILDUNG VERNETZT. INTEGRATION GESTÄRKT. Sprachbarrieren mit Bildern überwinden Landeshauptstadt Dresden Der Austausch wichtiger Informationen zwischen können als Aushang in den Einrichtungen aufgehängt Eltern und pädagogischem Personal vollzieht sich in werden, die meisten dienen aber ausschließlich dem Kita, Hort und Krippe oft „zwischen Tür und Angel“. persönlichen Gespräch. Doch was ist, wenn große Sprachbarrieren vorliegen? Unter Federführung der Kommunalen Koordination Die nach verschiedenen Themenpaketen sortierten für Neuzugewanderte in Dresden wurden Kommuni- Karten können unter dresden.de/kommbi kostenlos kationsbildkarten entwickelt, die die Informationen heruntergeladen werden. Beigefügt ist eine „Bedie- auf den Punkt bringen. nungsanleitung“, wie sie am besten zu handhaben sind. Eine Verwendung ist prinzipiell in allen frühkindlichen Wenn Erziehungsberechtigte ihre Kinder in die Ein- Einrichtungen möglich. richtung bringen oder dort abholen, werden organisa- torische Dinge besprochen, Hinweise zum Befinden der Die Entwicklung von Karten für weitere Bereiche, Kinder gegeben oder Bildungs- und Erziehungsimpulse wie z. B. für Elterngespräche in der Grundschule, ist gesetzt. Dieser tägliche Austausch wird für pädagogi- denkbar. Wichtig ist, bei der Entwicklung eng mit den sches Personal und Eltern mit Sprachbarrieren aber oft betreffenden Fachkräften zusammenzuarbeiten. Dies zu einer großen Herausforderung. Nur in seltenen Fäl- stellt sicher, dass die tatsächlich benötigten Inhalte auf- len kann in Einrichtungen auf Personen zurückgegrif- genommen werden und die Karten mit den Zielgrup- fen werden, die sprachlich vermitteln oder übersetzen. pen getestet, bewertet und angepasst werden können. Die Kommunale Koordinierung suchte nach einer Lö- sung, wie Familien nicht deutschsprachiger Herkunft und mit großen Verständigungsschwierigkeiten besser ins Alltagsgeschehen von Kitas einbezogen werden können. Gemeinsam mit pädagogischen Fachkräften aus Kindertageseinrichtungen und dem Amt für Kin- dertagesbetreuung der Stadt Dresden wurden über ein Jahr hinweg spezielle Kommunikationsbildkarten, kurz „KommBi“, entwickelt. Die Karten greifen typische Kommunikationsanlässe auf, wie z. B. zu Öffnungs- und Schließzeiten, zur Einge- wöhnung, zu ärztlichen Untersuchungen, Krankheiten und Verletzungen, zum Thema Essen, zu Mitteilungen, Aushängen oder Rückmeldungen der Familien an die Einrichtung. Ein Illustrator fertigte für die einzelnen Bildkarten passgenaue Abbildungen an, die die ver- schiedenen Inhalte anschaulich auf den Punkt bringen. Neben der bildhaften Darstellung und der deutschen Formulierung für das zu Erläuternde erhielt jede Karte auch Übersetzungen in die Sprachen Englisch, Rus- sisch, Arabisch, Persisch und Tigrinja. Im Gebrauch kann somit flexibel auf Bild, Übersetzung oder deut- sche Aussage zugegriffen werden. Manche Karten
RELEVANTE BILDUNGSAKTEURE IDENTIFIZIEREN UND EINBINDEN 15 Bildung und Integration – ein interdisziplinäres Thema mit vielen Synergien Stadt Neumünster Durch die Interdisziplinarität des Themenfelds In- tegration erfolgte die Sammlung und Aufbereitung der Daten im Sinne integrierter Planungsprozesse in Zusammenarbeit mit dem Team Integration, der Sozi- alplanung, der Bildungsplanung und der kommunalen Statistikstelle. Durch den Austausch der Expertisen wurden Synergieeffekte erzeugt, die die Erstellung des Monitorings ermöglicht haben. Außerdem konnten dadurch zahlreiche Ideen zur Optimierung der Daten- lage diskutiert und Strategien entwickelt werden, wie präzisere Daten für Handlungsfelder des Integrations- monitorings in Zukunft erhoben werden können. Das Themenfeld Bildung des Integrationsmonitorings lag in der Verantwortung der kommunalen Koordina- torin. Es werden Daten zu Kindertagesstätten, Schulen, beruflicher Bildung und Deutsch-Sprachkursen dar- gestellt. Während in den Kindertagesstätten nach der Anzahl der Kinder, die Deutsch nicht als Erstsprache sprechen, unterschieden wird, werden im Schul- und Berufsschulbereich die Kennzahlen von deutschen und ausländischen Schülerinnen und Schülern verglichen. Neumünster setzt auf Zusammenarbeit beim Integrationsmonitoring. Bei den Daten zu den Sprachkursen werden die Zahlen der Teilnehmenden nach Integrationskursen, Be- Als Teil der kommunalen Sozialberichterstattung rufssprachkursen und den Sprachkursangeboten der ist das 2019 veröffentlichte Integrationsmonitoring örtlichen Volkshochschule abgebildet. Anhand dieser ein Meilenstein in der Integrationsberichterstattung Daten lässt sich die Kursangebotsstruktur der letzten der Stadt Neumünster – und ein gutes Beispiel für fünf Jahre in Neumünster ableiten. Im Austausch mit das integrierte, akteursübergreifende Arbeiten im den Sprachkursträgern und weiteren Netzwerkakteu- kommunalen Integrationsbereich. Basierend auf den ren dient die Bündelung und Gegenüberstellung der Handlungsfeldern des Integrationskonzepts von 2015 Zahlen zu den unterschiedlichen Sprachkursangebo- wurden Kennzahlen zu den Themenfeldern Bildung, ten als Werkzeug zur Schaffung von bedarfsgerechten Arbeit und Lebensunterhalt, Wohnen, Alter und Ge- Angeboten. sundheit sowie interkulturelle Öffnung gesammelt und ausgewertet. Das Integrationsmonitoring bietet somit Die intersektionale Ausrichtung des Integrationsmo- einen thematisch breit gefächerten Überblick über die nitorings und der Einbezug unterschiedlicher Mitar- Lebenssituation von Zugewanderten in Neumünster. Es beitender bei der Stadt und aus diversen Netzwerken unterstützt die bedarfsgerechte Entwicklung, Imple- ermöglicht, dass aus einem bloßen Zahlenwerk konkre- mentierung und Reflexion von Maßnahmen und leistet te Maßnahmen implementiert und reflektiert werden einen Beitrag zur Versachlichung politischer Debatten. können.
16 BILDUNG VERNETZT. INTEGRATION GESTÄRKT. Die interaktiven Akteurslandkarten: Transparenz in den Sozialräumen schaffen Stadt Duisburg Das Projekt „Kommunale Koordinierung der Bildungs- und eine datenbasierte zentrale Nutzung waren nicht angebote für Neuzugewanderte“ startete in Duisburg nur die übergeordneten Ziele des Projektes, sondern im November 2016. Etwa zeitgleich fand die Bildungs- auch ein formulierter Bedarf der Akteure vor Ort. Die konferenz zum Thema „Neuzuwanderung“ mit 220 Angebote waren zwar vorhanden, aber nicht sichtbar. relevanten kommunalen, staatlichen und zivilgesell- Des Weiteren stellte die sozialraumorientierte Arbeit schaftlichen Bildungsakteuren statt. Beste Bedingun- einen zentralen Aspekt in der strategischen Planung gen also für einen guten Start, verbunden mit einem und Umsetzung des Projektes dar. So wurde es not- ersten Überblick über die vielfältige Bildungslandschaft wendig, ein Instrument zu entwickeln, das die Akteure, der Stadt. Netzwerke und Arbeitskreise in den Sozialräumen abbildet, per Klick gezielt zu den Angeboten führt und Das Bündeln der lokalen Kräfte, das gemeinschaftli- einen schnellen Überblick ermöglicht. Es entstand die che Zusammenwirken der Akteure vor Ort, vor allem Idee zu einer Akteurslandkarte, die zeitnah und einfach aber die Herstellung von Transparenz der Angebote umgesetzt werden konnte. Karte der Sozialräume der Stadt Duisburg
RELEVANTE BILDUNGSAKTEURE IDENTIFIZIEREN UND EINBINDEN 17 „Bildung ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Integration. Durch das Sichtbarmachen der Bildungsangebote für Neuzugewanderte leisten die Kommunalen Koordinatorinnen einen äußerst wichtigen Beitrag für dieses Ziel.“ Klaus Peter Müller, Leiter des Büros Bildungsregion Duisburg Einbinden, mitnehmen, abstimmen, transparent und offen für agile Prozesse sein waren Gelingensfaktoren für die unkomplizierte Umsetzung, für die keine finanzielle Ressource benötigt wurde. Alle Akteure waren an diesem Arbeitsprozess beteiligt und ent- schieden selbst, ob und in welcher Form ihre Angebote hinterlegt wurden. Durch die Kommunale Koordinie- rung wurden inzwischen Karten für sechs Sozialräume online veröffentlicht. Hier wird auch deutlich, wie unterschiedlich die einzelnen Sozialräume aufgestellt sind, und es wird erleichtert, Angebotslücken zu identi- fizieren und Doppelstrukturen zu erkennen. Mit dem Webportal integrationslandkarte-duisburg.de wurde im Anschluss an die Akteurslandkarte durch das Projekt ein weiterer Schritt für verbesserte Transparenz in Duisburg gegangen. Kommunale Akteure sowie die Zielgruppen selbst werden weiterhin unterstützt und der Zugang zu Informationen wird erleichtert. Dadurch etablierte die Kommunale Koordinierung der Bildungs angebote für Neuzugewanderte ein selbsttragendes und somit nachhaltiges kommunales Netzwerk. ↗ Nähere Informationen unter: duisburg.de/bildungsregion
18 BILDUNG VERNETZT. INTEGRATION GESTÄRKT. Sprachkurs für traumatisierte Geflüchtete Landkreis Oberhavel Im Februar 2019 legte das Fachnetzwerk den Fokus Mitglieder des Fachnetzwerks Sprache: auf die Integration psychisch beeinträchtigter Ge- flüchteter und lud den Migrationspsychologen des • Vertreterinnen und Vertreter des Landkreises Landkreises als Experten ein. Die Mitglieder des • die Bildungsträger Fachnetzwerks haben in der Praxis beobachtet, dass • die Migrationsberatung psychisch Beeinträchtigte in herkömmlichen Sprach- • die Migrationssozialarbeit und Integrationskursen häufig überfordert sind. Sie • ehrenamtlich Tätige haben zum Beispiel aufgrund von posttraumatischen Belastungsstörungen oder Gewalterfahrungen auf der Flucht erschwerte Lernvoraussetzungen, weshalb ein Im Jahr 2017 hat die Kommunale Koordinierung für anderer Lernansatz als in bisher angebotenen Kursen Neuzugewanderte im Landkreis Oberhavel das „Fach- erforderlich ist. netzwerk Sprache“ gegründet. Hierbei handelt es sich um eine Austauschplattform unter anderem zu Sprach- Um möglichst gute Voraussetzungen für die gesell- und Integrationskursangeboten, die seither zweimal schaftliche Teilhabe zu schaffen, wurde ein niedrig- jährlich mit Vertretenden des Landkreises, Bildungs- schwelliger Sprachkurs für psychisch beeinträch- trägern, Migrationsberatung, Migrationssozialarbeit tigte Menschen mit Fluchterfahrung im Landkreis und Ehrenamtlichen tagt. Es bietet den Mitgliedern Oberhavel organisiert. Das Bildungsangebot startete die Möglichkeit, ihre Herausforderungen aus dem am 12. November 2019 in Oranienburg und wird in Arbeitsalltag zu diskutieren, sich kollegial zu beraten Kooperation mit dem Migrationspsychologen und der und gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Volkshochschule des Landkreises umgesetzt. Der Weg zum Sprachkurs für traumatisierte Geflüchtete im Landkreis Oberhavel November 2020: Verlängerung der Maßnahme November 2019: ↗ Start des Sprachkurses mit sechs ausgewählten Teilnehmenden Beginn des Sprachkurses Mai 2019: ↗ Lösungssuche für Herausforderungen psychisch Beeinträchtigter Fachnetzwerk Sprache ↗ Einbezug von erfahrenen Dozierenden in Sprachkursen mit psychisch Erkrankten ↗ Entscheidung: Organisation eines Sprachkurses für psychisch Beeinträchtigte in Oranienburg Februar 2019: ↗ Thema „Herausforderungen Geflüchteter mit psychischen Beeinträchtigungen“ unter der Beteiligung des Migrations- Fachnetzwerk Sprache psychologen des Landkreises ↗ Problemdefinition und Feststellung von Handlungsbedarf
RELEVANTE BILDUNGSAKTEURE IDENTIFIZIEREN UND EINBINDEN 19 „Das Programm ‚Kommunale Koordinierung der Bildungsange- bote für Neuzugewanderte• hat der Landkreis Oberhavel von 2017 bis 2020 mit großem Erfolg durchgeführt. Dabei gelang es unseren Bildungskoordinatorinnen und Bildungskoordinatoren, in diesem Zeitraum gemeinsam mit zahlreichen Akteurinnen und Akteuren viele verschiedene Maßnahmen für die Bildungs- und Integrationsarbeit vorzubereiten und durchzuführen. Eine der Ideen war ein niedrig- schwelliger Sprachkurs für psychisch beeinträchtigte Geflüchtete. Mit dem Angebot sollte für traumatisierte Menschen mit Fluchthinter- grund die Grundlage für eine gleichberechtigte Teilhabe am gesell- schaftlichen Leben gelegt werden. Als Landrat habe ich diese Idee gern unterstützt und begleitet.“ Landrat Ludger Weskamp, Landkreis Oberhavel Die Aktivierung der Teilnehmenden steht dabei im Vor- Insgesamt erweist sich die Maßnahme als erfolgreich: Die dergrund – es geht nicht darum, Zertifikate zu erreichen Teilnehmenden, die aufgrund ihrer Beeinträchtigungen oder Prüfungen zu bestehen. Die Unterrichtsinhalte ori- grundsätzlich schwer zu mobilisieren sind, nehmen entieren sich am Gesundheitszustand der Teilnehmen- regelmäßig am Sprachkurs teil. Eine auf ihre Bedürfnisse den, und eine entspannte Atmosphäre soll den Teilneh- angepasste Lernatmosphäre ermöglicht ihnen, indi- menden die Angst vor der neuen Sprache nehmen. Der viduelle Meilensteine zu erreichen, und erleichtert ihr Dozent legt Wert darauf, dass die Teilnehmenden positive Ankommen im Landkreis. Erfahrungen machen. Folglich stehen individuelle Ziele und Erfolge der Teilnehmenden im Vordergrund. Mehr als drei Viertel aller Geflüchteten aus den Her- kunftsländern Syrien, Irak und Afghanistan haben unterschiedliche Formen von Gewalt erlebt und sind dadurch oft mehrfach traumatisiert. AOK WIdO-monitor 2018; 15(1):1–20 Der Migrationspsychologe des Landkreises führt im Vorfeld Gespräche mit Interessierten in den Gemein- schaftsunterkünften, um festzustellen, ob sie für diese Maßnahme geeignet sind. Im Kursverlauf werden die Teilnehmenden psychologisch begleitet und ihr indivi- dueller Stabilisierungsprozess wird unterstützt. Über den Sprachkurs wird im Landkreis auf verschie- denen Kanälen informiert: direkt in den Gemein- schaftsunterkünften, über die im Landkreis ehrenamt- lich Tätigen und über die Webseite der Kommunalen Koordination des Landkreises.
20 Transparenz herstellen und Zugänge ermöglichen Die Kommunale Koordinierung führt Informationen über relevante Bildungsanbieter und -angebote innerhalb der Kommune in strukturier- ter Form zusammen und stellt diese allen Interessierten zur Verfügung. Durch dieses gebündelte Überblickswissen können Angebotslücken identifiziert werden. Zudem finden ehrenamtlich Engagierte, Neuzuge- wanderte selbst wie auch Bildungsakteure schnelle Informationen und damit auch einen besseren Zugang zu passenden Angeboten. ↗ Lernwelt Saarpfalz – Wege durch den Bildungsdschungel, Landkreis Saarpfalz ↗ Transparenz für alle – der Kiel-Kompass, Landeshauptstadt Kiel ↗ Die Migrationsagentur: ein Haus der kurzen Wege. Drei Fragen an Swetlana Janetzki, Burgenlandkreis ↗ Vielfalt leben – Bildungswege zur Förderung der beruflichen Integration, Kreis Siegen-Wittgenstein
TRANSPARENZ HERSTELLEN UND ZUGÄNGE ERMÖGLICHEN 21 Lernwelt Saarpfalz – Wege durch den Bildungsdschungel Landkreis Saarpfalz Bildungslandschaften bestehen aus einer Vielzahl von sich mit eigenen Profilen vor und können mit anderen Akteuren und Institutionen mit unterschiedlichen Zielen Angeboten verglichen werden. Dabei richtet sich die und Leistungen. Für die Bürgerinnen und Bürger ist das „Lernwelt“ an die gesamte Bevölkerung des Kreises. Geflecht aus unterschiedlichen Institutionen, Abschlüs- sen und möglichen Bildungswegen oft unübersichtlich. Der Bereich „Erste Schritte“ wendet sich speziell an die Verschiedene Schulformen und Wege durch das Schul- Gruppe der Zugewanderten, die eine erste Orientie- system lassen vor allem Neuzugewanderte oft ratlos rung und Hilfestellung suchen. Ziel der Kommunalen zurück. Daher gilt es, Bildungswege und Übergänge in Koordination war es, Neuzugewanderten das „Zurecht- allen Lebensphasen sichtbar zu machen, Alternativen finden“ und den Einstieg in das Bildungssystem zu aufzuzeigen und über Unterschiede zwischen Institutio- erleichtern. In der Rubrik „Leben im Saarpfalz-Kreis“ nen aufzuklären. Dieser Aufgabe hat sich der Saarpfalz- erhalten Zugewanderte daher wichtige Informationen Kreis mit der „Lernwelt Saarpfalz“ angenommen. zum Leben und zu den Bildungswegen in Deutschland sowie zu Beratungs- und Unterstützungsangeboten vor Die „Lernwelt Saarpfalz“ ist ein onlinebasiertes Bil- Ort. Neben Themen wie Familie, Schule und Berufsaus- dungs- und Beratungsportal mit einem Fokus auf Trans- bildung geht es in dieser Rubrik auch um genderspezi- parenz und Vergleichbarkeit der lokalen Bildungsange- fische Angebote, Grundversorgung und Gesundheit. bote an jeder Stelle der persönlichen Bildungsbiografie. In den insgesamt acht Themenbereichen gibt es An- Bildungsinstitutionen wie Kitas und Schulen stellen sprechpersonen, Adressen und Telefonnummern sowie ↗ lernwelt-saarpfalz.de/de/erste-schritte-fuer-zugewanderte
22 BILDUNG VERNETZT. INTEGRATION GESTÄRKT. „Bildung ist in unserer modernen, durch sprunghafte technologische Innovationen geprägten Lebenswelt die wichtigste Grundlage für jede persönliche Weiterentwicklung – seien es Kinder, denen ele- mentares Grundwissen vermittelt wird, Erwachsene, die sich im wandelnden beruflichen Umfeld neuen Herausforderungen stellen müssen, oder Menschen, die einfach etwas Neues lernen möchten. Allen bieten wir durch die ‚Lernwelt-Saarpfalz• einen transparenten Überblick, um den passenden Bildungsanbieter für die persönliche Lebenssituation zu finden.“ Landrat Dr. Theophil Gallo, Landkreis Saarpfalz Informationen zu finanziellen Hilfen in Deutschland. Die Rubrik „Deutsch lernen“ bietet Informationen zu Deutschkursen und dazu, an wen sich Neuzugewan- derte wenden können. Unter „Hilfe vor Ort“ stellt der Kreis Hinweise zu Anlaufstellen für Migration und Integration in den Rathäusern und zu ehrenamtlicher Unterstützung zur Verfügung. Gemeinsam mit anderen Fachbereichen der Kreisver- waltung, den Gemeinden, Schulen, Wohlfahrtsverbän- den wie auch anderen Bildungsakteuren entwickelte die zuständige Leitstelle Lebenslanges Lernen mit der darin angesiedelten Kommunalen Koordination für Neuzu- gewanderte und dem kommunalen Bildungsmanage- ment die Feinstruktur und inhaltliche Gliederung des Portals. Für die Erarbeitung und die Pflege der Inhalte musste die Leitstelle mit vielen Akteuren innerhalb und außerhalb der Kreisverwaltung zusammenarbeiten. Da die „Lernwelt“ das erste große Projekt der Leitstelle war, diente ihre Entwicklung somit nicht nur der Schaffung von Transparenz, sondern auch dem Aufbau eines brei- ten Bildungsnetzwerkes. Daraus haben sich inzwischen belastbare Arbeitsbeziehungen zu Bildungsakteuren entwickelt. Befördert wurde das Projekt durch die Unterstützung der Verwaltungsspitze und die Offenheit vieler Fachbereiche sowie externer Akteure. Nach der Veröffentlichung im April 2019 stellte die Leitstelle die „Lernwelt“ in verschiedenen Gremien vor und bewarb das Portal mit Flyern und einer intensiven Öffentlichkeitsarbeit. Bildungsakteure im Kreis verwei- sen ihrerseits auf ihren Webseiten auf die „Lernwelt“ und nutzen sie in Beratungsgesprächen.
TRANSPARENZ HERSTELLEN UND ZUGÄNGE ERMÖGLICHEN 23 Transparenz für alle – der Kiel-Kompass Landeshauptstadt Kiel zu finden. Die App ist kostenfrei auf Deutsch, Englisch, Arabisch und Türkisch verfügbar, steht im Google Play Store und im Apple App Store zum Download zur Verfügung und kann webbasiert unter kompass.kiel.de genutzt werden. Die Landeshauptstadt Kiel kann mithilfe des „Kiel- Kompasses“ sowohl Lücken als auch Doppelstrukturen im Portfolio der Bildungsangebote erkennen. Darüber hinaus fördert die geschaffene Transparenz neue Mög- lichkeiten der Vernetzung und Kooperation der lokalen Träger untereinander. Die App bietet nicht nur die Möglichkeit, kostenlos und gezielt für Bildungsangebo- te zu werben, sondern liefert gleichzeitig eine fehler- Transparenz im Bildungssystem zu schaffen, ist eine freie Übersetzung von vereidigten Dolmetschenden. wesentliche Aufgabe des datenbasierten kommunalen Zudem unterstützt die App Beratungsstellen und kann Bildungsmanagements. Der Bedarf an einem Überblick Impulsgeber sein. Insgesamt erfahren Bildungsträger über Bildungsangebote und Träger aus dem Bereich durch die App Wertschätzung seitens der Stadt, was die Integration wurde als ein Ergebnis der Kieler Bildungs- Grundlage zur weiteren vertrauensvollen Zusammen- konferenz 2017 benannt. Daher hat die Landeshaupt- arbeit bildet. stadt Kiel in Kooperation mit dem Forschungs- und Entwicklungszentrum Fachhochschule Kiel GmbH Das vorliegende Beispiel zeigt, wie durch einen daten- die App und Web-App „Kiel-Kompass“ entwickelt. Zur basierten und beteiligungsorientierten Prozess der re- Evaluation der Projektergebnisse wurde der Prozess gionalen Bildungslandschaft und der Zivilgesellschaft durchgängig durch Interviews und Usertests begleitet. ein niedrigschwelliger Kompass für Neuzugewanderte Befragt wurden sowohl Personen aus der Zielgruppe entstehen kann, der sie dabei unterstützt, in den unbe- als auch Bildungsträger, die ihre Angebote einpflegen. kannten Wassern der Bildungsangebote Kurs zu halten. Auch weiterhin versteht sich die App als ein lernendes Der „Kiel-Kompass“ kann als erfolgreiches Instrument System, das stetig weiterentwickelt wird. von anderen Kommunen adaptiert werden. Der „Kiel-Kompass“ bietet mit wenigen Klicks eine nutzerfreundliche Orientierung zu Bildungsangebo- ten. Mithilfe eines Kriterienfilters, unter anderem zum Stadtteil, zur Zielgruppe oder zu Möglichkeiten der par- allelen Kinderbetreuung, ermöglicht er eine passgenaue Suche. Ergänzt durch Kategorien wie Ausbildung oder Arbeit, werden die Angebote weiter eingegrenzt. So ist es z. B. möglich, einen Sprachkurs für Erwachsene im Stadtteil Kiel-Gaarden oder Beratungsangebote für den (Wieder-)Einstieg in den Beruf für Frauen mit Kinder- betreuung im Stadtteil Wik ausfindig zu machen. Eine direkte Verbindung zum lokalen Mobilitätsportal hilft, unkompliziert mit dem ÖPNV zur Angebotsadresse
24 BILDUNG VERNETZT. INTEGRATION GESTÄRKT. Die Migrationsagentur: ein Haus der kurzen Wege. Drei Fragen an Swetlana Janetzki Burgenlandkreis erleichterte z. B. die Gründung der Expertengruppe Integration, die als Untergruppe des regionalen Arbeitskreises Arbeitsmarktpolitik fungiert. Es wurden Bedarfe ermittelt, Bildungsangebote (weiter)entwickelt und neue Schwerpunktthemen, wie z. B. das Thema „Sexuelle Bildung und Flucht“ gesetzt. Jenseits der Sitzungen lassen sich durch die enge räumliche Anbin- dung der Ämter Fragen und Angelegenheiten oft auf kurzen Wegen deutlich schneller klären. ↗ Video zur Migrationsagentur: Die Angebote der Migrationsagentur im Burgenlandkreis werden gut youtube.com/watch?v=WAxLXgYkE6I angenommen. Was ist die Migrationsagentur? Mit der Gründung der Migrationsagentur im April 2018 hat der Landkreis Behördenangelegenheiten und Hilfs- angebote für Neuzugewanderte in einer Verwaltungsstel- le in Naumburg gebündelt. Neben der Bildungskoordi- nation sind dort die Arbeitsbereiche Ausländerbehörde, Asylbewerberleistungen sowie Unterkunftsverwaltung und Integration zu finden. Ebenfalls im gleichen Haus sitzen unter anderem das Jobcenter, die Agentur für Arbeit, das Wirtschafts- und das Jugendamt, die Volks- hochschule und die Ehrenamtskoordination. Warum ist die Migrationsagentur gegründet worden? Das Ziel war es, mit einer modernen Verwaltungsstruk- tur Integration zu vereinfachen und zu beschleunigen. Durch die räumliche Nähe ist die ämterübergreifende Zusammenarbeit für die rund 70 Mitarbeitenden deut- lich erleichtert worden. Für Migrantinnen und Migran- ten bedeutet dies, dass sie einen zentralen Anlaufpunkt haben, ihre Angelegenheiten oft schneller gelöst wer- den können und sie zwischen den Behörden mit ihren jeweiligen Zuständigkeiten nicht verloren gehen. Wie hat die Migrationsagentur die Arbeit der Bildungskoordination erleichtert? Das Grundverständnis der Migrationsagentur und ihrer Mitarbeitenden für Vernetzung und Kooperation
TRANSPARENZ HERSTELLEN UND ZUGÄNGE ERMÖGLICHEN 25 Vielfalt leben – Bildungswege zur Förderung der beruflichen Integration Kreis Siegen-Wittgenstein Für die Verwaltungsspitze des Kreises Siegen-Wittgen- im Amt für Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung stein war schnell klar: Um die berufliche Integration bestehenden Netzwerkstrukturen im Bereich der be- von neuzugewanderten Menschen im ländlichen Raum ruflichen Bildung und dem damit verbundenen Wissen strategisch zu unterstützen und Doppelstrukturen zu über relevante Bildungsakteure und -angebote. Über vermeiden, muss das Projekt „Kommunale Koordinie- die letzten vier Jahre unterstützten die Kommunalen rung der Bildungsangebote für Neuzugewanderte“ im Koordinatorinnen in diesem Handlungsfeld die stra- Amt für Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung tegischen Steuerungsaufgaben des Kreises. Inzwischen verortet sein. konnten die wichtigsten Teilprojekte verstetigt werden. Der Blick der Kommunalen Koordinatorinnen richtete In den letzten Jahren sind kreisweite Maßnahmen sich vor allem auf Bildungswege zur Förderung der „be- und Netzwerke entstanden, die ein gemeinsames Ziel ruflichen Integration“. Dieses Themenfeld ergänzte die verfolgen: die neuzugewanderten Menschen bei ihrem Bildungsaktivitäten des Kommunalen Integrationszen- Einstieg in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt sowie trums, sodass das Konzept des „Lebenslangen Lernens“ in ein Studium zu unterstützen. Der „Fachzirkel zur be- gestärkt und Synergieeffekte genutzt werden konnten. ruflichen Integration“, gegründet und etabliert von den Dabei profitierte die Koordinierungsarbeit von bereits Kommunalen Koordinatorinnen, stellte ein zentrales Der Fachzirkel zur beruflichen Integration tagt.
Sie können auch lesen