ABU-TV-Tipps im Januar 2020 - Forum NMG Didaktik
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ABU-TV-Tipps im Januar 2020 Eine Dienstleistung der PH Zürich, zusammengestellt von Manfred Pfiffner (Angaben ohne Gewähr) Das Geheimnis der Meister – 3sat Van Gogh Freitag, 03.01.2020 19.20–20.00 Uhr Film von Jaap van der Werff und Finbarr Wilbrink (Erstsendung 03.01.2019) In dieser Folge spüren die Experten anhand eines Selbstbildnisses dem vibrierenden Licht des Südens nach, den wilden Strichen des Meisters Vincent van Gogh. Ein Computertrick zeigt das Selbstporträt schließlich als eine Fotografie des Meisters. Selbst die brutale Zerstörung des Gemäldes durch Messerschnitte eines psychisch Gestörten wiederholen die Meisterdetektive, um das Bild originalgetreu zu rekonstruieren. In der Reihe «Das Geheimnis der Meister» geht ein Experten- Team unter der Leitung des Künstlers und Moderators Jasper Krabbé auf Spurensuche: Es rekonstruiert bedeutende Werke der niederländischen Malerei. Bei dieser Spurensuche nach den originalen Farben, dem Pinselstrich, der Lichtstimmung und Farbgebung – kurz: nach dem Ausdruck des berühmten Bildes – lernt man das Werk ganz neu kennen. Das Geheimnis der Meister – 3sat Appel Samstag, 04.01.2020 19.20–20.00 Uhr Film von Jaap van der Werff und Finbarr Wilbrink (Erstsendung 04.01.2019) Eine eigene Herausforderung ist die Rekonstruktion des Künstlers Karel Appel. Der Friseursohn machte in der Nachkriegszeit mit an Kinderzeichnungen erinnernden Motiven Furore. Gerade die scheinbare Schlichtheit setzt den ambitionierten Nachahmern zu. In Paris gehen sie auf Spurensuche und lassen sogar Kinder das scheinbar simple Bild nachahmen. Warum das nicht gelingen kann, erklärt ein wichtiges Geheimnis des Meisters. In der Reihe «Das Geheimnis der Meister» geht ein Experten- Team unter der Leitung des Künstlers und Moderators Jasper Krabbé auf Spurensuche: Es rekonstruiert bedeutende Werke der niederländischen Malerei. Bei dieser Spurensuche nach den originalen Farben, dem Pinselstrich, der Lichtstimmung und Farbgebung – kurz: nach dem Ausdruck des berühmten Bildes – lernt man das Werk ganz neu kennen. ABU-TV-Tipps im Januar 2020
Tatort Matterhorn 3sat Film von Gieri Venzin Sonntag, 05.01.2020 Es ist ein gewaltiger Erfolg in der Geschichte des Alpinismus: 17.15–18.45 Uhr Am 14. Juli 1865 gelang vier Engländern, einem Franzosen (Erstsendung 01.02.2016) und zwei Schweizern die Erstbesteigung des Matterhorns. Doch der Triumph wird zur Tragödie: Beim Abstieg rutscht einer der Bergsteiger aus und zieht drei seiner Seilgefährten mit in den Tod. Dann reißt das Seil. Oder wurde es zerschnitten? War dieses Unglück ein Unfall – oder kaltblütiger Mord? In einer minutiösen kriminalistischen Rekonstruktion der Ereignisse geht der Film diesen Fragen auf den Grund und zeigt, was damals vor 150 Jahren am Matterhorn wirklich geschah. Als Detektive fungieren zwei Nachkommen der tragischen Seilschaft: Pen Hadow aus London, verwandt mit Douglas Hadow, dem die Schuld an der Tragödie zugeschoben wurde. Und Benedikt Perren, ein Urenkel des Zermatter Bergführers Peter Taugwalder, der das verdächtige Seil in den Händen hielt. Der Route der Erstbesteiger folgend besteigen sieben erfahrene Bergführer des 21. Jahrhunderts das Matterhorn mit einer Ausrüstung wie 1865. Sie spielen verschiedene Szenarien des Unfallhergangs nach, um am Berg abzuklären, was geschehen sein könnte. Warum band sich Peter Taugwalder mit dem dünnsten Seil an seinem Seilgefährten Lord Douglas fest? Bei der Untersuchung des Unglücksseils kommen zum ersten Mal moderne forensische Methoden zum Einsatz. Riss das Seil unter der Last der Fallenden? Wurde es zerschnitten? Die Nachkommen der Erstbesteiger des Matterhorns Pen Hadow und Benedikt Perren sind überzeugt, dass ihre Vorfahren zu Sündenböcken gemacht wurden: Douglas Hadow vom Walliser Gericht, Peter Taugwalder von Edward Whymper, der ihn in seinen Büchern der Sabotage bezichtigte. Gemeinsam versuchen die beiden herauszufinden, was damals wirklich geschah. Sie treffen Spezialisten, konsultieren Quellen und – um letzte Fragen zu klären, besuchen sie das gefährliche Absturzgelände in der Nordwand des Matterhorns. Wildes Wetter – auf den 3sat Spuren der Klimaforschung Mittwoch, 08.01.2020 17.45–18.30 Uhr (aus der ZDF-Reihe «Terra X») (Erstsendung 20.10.2019) Film von Luise Wagner Hitze, Dürre, Stürme und Fluten – ist die Häufung von Extremwetterlagen Zufall oder durch den Klimawandel bedingt? Wie hängen Hitzerekorde in Deutschland, Waldbrände in der Arktis und schmelzendes Packeis zusammen? Mit Experten der Klimaforschung erklärt «Terra X» die wissenschaftlichen Fakten. Denn nur sie geben das Rüstzeug für ein verantwortungsvolles Handeln in der Zukunft. Mit Erklär-Grafiken, anschaulichen Experimenten, Experteninterviews und ganz ohne Alarmismus fügt die Dokumentation die aktuelle Forschungssituation zu einem Gesamtbild zusammen. Prof. Friederike Otto, deutsche Klimawissenschaftlerin an der Universität in Oxford, hat eine Methode entwickelt, mit der sie ABU-TV-Tipps im Januar 2020
in kurzer Zeit berechnen kann, wie viel Klimawandel in einem konkreten Wetterereignis steckt – und wer daran schuld ist. Die Direktorin des Environmental Change Institute erklärt, wie Wetterphänomene entstehen und wie die Verursacher dafür in Zukunft möglicherweise haftbar gemacht werden können. Im September 2019 bricht der deutsche Eisbrecher «Polarstern» zur größten Arktis-Expedition aller Zeiten auf. Ein Jahr lang soll das Schiff eingefroren durch das Nordpolarmeer driften. Expeditionsleiter Prof. Markus Rex und sein Team wollen den Einfluss der Arktis auf das globale Wetter besser verstehen, denn dort liegt quasi das Epizentrum der globalen Erwärmung. Auch in der Kommunikationswissenschaft ist das politisch relevante Thema Klima angekommen. Prof. Michael Brüggemann untersucht, wie in den Medien über den Klimawandel berichtet wird. Welche Szenarien überfordern die Menschen? Und wie könnte ein Umdenken funktionieren? Profit oder Leben? – Wenn das 3sat Gesundheitswesen an die Mittwoch, 08.01.2020 20.15–21.05 Uhr Grenze geht (Erstsendung 27.06.2019) Film von Karin Bauer Wie viel ist ein Menschenleben wert? Die Frage stellt sich, seit das Schweizer Pharmaunternehmen Novartis eine Gentherapie für 370‘000 Franken auf den Schweizer Markt gebracht hat. Wie kommt ein solcher Preis zustande? Die Dokumentation «Profit oder Leben? – Wenn das Gesundheitswesen an die Grenze geht» folgt den Spuren der Krebs-Killerzellen – ein Pharmakrimi. Die Gentherapie Kymriah wurde 2018 in Europa zugelassen. Dabei werden dem Patienten Immunzellen entnommen, gentechnisch zu Krebskillerzellen umprogrammiert und dem Patienten als Infusion zurückgegeben. Die Krankenkassen sind nicht bereit, die von Novartis geforderten 370‘000 Franken zu bezahlen. Sie klagen über mangelnde Transparenz, ein systemisches Problem: Einerseits halten die Pharmafirmen ihre Entwicklungs- und Herstellungskosten geheim, andererseits sind die Anforderungen der Behörden an die Datenlage bei Medikamenten für seltene Erkrankungen verhältnismäßig klein. Die Studienresultate von Kymriah reichen nur über 18 Monate: Bei 40 Prozent kehrt der Lymphdrüsenkrebs in dieser Zeit nicht zurück, ob Kymriah langfristig nützt, weiß niemand. Die Killerzellen wurden nicht in den Labors von Novartis erfunden, sondern an einer US-Universität. Das ist kein Einzelfall. Über 60 Prozent der neu zugelassenen Medikamente in den USA wurden von kleinen Biotechfirmen entwickelt. Pharmafirmen fungieren heutzutage vielfach als Kapitalgeber, die mit Universitäten zusammenarbeiten oder Biotechfirmen aufkaufen. Jüngstes Beispiel ist die weltteuerste Gentherapie Zolgensma, die Novartis in den USA für 2,1 Millionen Dollar verkauft, nachdem der Konzern die Biotechfirma Avexis, die Zolgensma entwickelte, für 8,7 Milliarden Dollar übernommen hat. «Der Kaufpreis beeinflusst den Medikamentenpreis», sagt Investor Alfred Scheidegger. Als Universitätsprofessor Carl June vor fast 30 Jahren mit seiner Forschung begann, interessierte sich kein Pharmakonzern dafür. «Nur dank 20 Millionen an Steuergeldern und Spenden von Philanthropen konnten wir ABU-TV-Tipps im Januar 2020
Kymriah entwickeln», sagt June. Novartis rief erst 2012 an, als die Erfolgsgeschichte eines leukämiekranken Mädchens um die Welt ging, dessen Krebs dank Kymriah verschwand. Durch einen Kooperationsvertrag mit der Universität konnte sich Novartis das exklusive Vermarktungsrecht für Kymriah sichern. Um Kymriah an den Markt zu bringen, hat Novartis sodann weltweite klinische Studien finanziert. In der Pharmaindustrie hat ein Paradigmenwechsel stattgefunden: Wurden hohe Medikamentenpreise früher mit den Forschungskosten begründet, so argumentiert die Branche heute mit dem Wert eines Medikaments; dem Wert von gewonnener Lebenszeit. Das Gesundheitswesen sei kein Luxusmarkt, warnen Kritiker und verweisen auf die Rationierung in England, wo ein zusätzliches Lebensjahr nicht mehr als rund 63‘000 Franken kosten darf. Wie viel ist ein Menschenleben wert? Novartis-Manager Emanuele Ostuni preist wertbasierte Preismodelle, auf die Frage, ab welchem Betrag er das Gesundheitswesen rationieren würde, hat er aber keine Antwort. scobel – Übergewicht: Makel 3sat oder Krankheit? Donnerstag, 09.01.2020 21.00–22.00 Uhr Nicht nur die WHO schlägt Alarm: In den Industrienationen (Erstausstrahlung) werden die Menschen immer dicker. Fettleibigkeit hat gravierende Folgen für die Gesundheit. Und zunehmend auch für die Krankenkassen. Dabei sind es die Begleiterkrankungen wie Diabetes, Herz- Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs, die Übergewicht oft so fatal verlaufen lassen. Falsche Ernährung und zu wenig Bewegung – damit beginnt bei den meisten der Weg ins Übergewicht. Oft schon in der Kindheit. Ende 2018 warnten Kinderärzte in einem offenen Brief vor den steigenden Zahlen von Kindern mit Übergewicht. Und die WHO erklärte Adipositas 2019 zur zweitgrößten Gesundheitsbedrohung weltweit: Jährlich sollen bis zu vier Millionen Menschen an den Folgen von Übergewicht sterben. Wie kann eine erfolgreiche Prävention aussehen? Ist der Body-Mass-Index wirklich das Maß aller Dinge, oder gibt es andere, genauere Messmethoden für Übergewicht? Und ist wirklich jeder Mensch mit Übergewicht krank? Oder kann man auch mit ein paar Kilos zu viel ein gesundes Leben führen? Welche Rolle spielen die Gene und – die Psyche? «scobel» räumt auf mit Vorurteilen über «dicke Menschen» und hinterfragt die Normierung von Körpern in einer Gesellschaft, in der Perfektion alles ist. Haben Vorurteile und Stigmatisierung am Ende sogar eine verstärkende Wirkung? Und was macht wirklich leichter und gesünder? makro: Die Vanille-Krise 3sat Film von Andreas Ewels und Norbert Porta Freitag, 10.01.2020 Vanille ist in vielen Produkten des täglichen Lebens zu finden. 21.00–21.30 Uhr Doch auf dem Weltmarkt findet man kaum noch gute Qualität (Erstsendung 14.12.2018) – der Markt ist leer gekauft, und die Preise explodieren. Die Preissteigerung bleibt nicht ohne Folgen in den Herkunftsländern und in Deutschland. Für Gewürzhändler wird sie zu einer echten Krise, denn sie können sie nicht einfach an die Kunden weitergeben. ABU-TV-Tipps im Januar 2020
Noch vor wenigen Jahren hat der Hamburger Kaufmann Christoph Hantke 35 Euro pro Kilogramm Vanille bezahlt. Nun liegt der Kilopreis auf dem internationalen Markt bei bis zu 700 Euro. Seine Vanille bezog Hantke bisher zu einem Großteil aus Madagaskar, da die bekannte Bourbon-Vanille besonders beliebt bei den deutschen Verbrauchern ist. Nun jedoch ist vernünftige Qualität zu fairen Preisen nicht mehr zu bekommen. Viele Großkonzerne kaufen die Vanille auf. Für kleinere Händler bleibt da nichts mehr übrig. Aus diesem Grund sucht Hantke neue Märkte. Im afrikanischen Uganda vermehren sich die Vanille-Farmen rasant. Das Land möchte am Boom und von den hohen Preisen profitieren. Für den Hamburger Kaufmann eine abenteuerliche Reise, bei der er spannende Kontakte knüpft und eine große preisliche Überraschung erlebt. Die hohen Preise für Vanille sorgen in manchen Ländern für Unruhe. Dafür werden sogar Verbrechen begangen. Bauern lynchen Diebe und Diebe töten Bauern. Auf Madagaskar gibt es zwischen Vanille und Gewalt seit Jahren eine enge Verbindung. Mittendrin: ein Journalist. Reporter Marino Rajaonina aus Madagaskar knattert mit seinem kleinen Motorrad über die schlammigen Wege in der Region Sambava. Seit mehr als zehn Jahren dokumentiert er die Gewalttaten, die rund um das Thema Vanille in seiner Heimat geschehen, und berichtet über die Preissteigerungen. Fast jeden Abend sitzen die Bauern der Region vor dem Radio und lauschen seinen aktuellen Meldungen, die er von seinen Motorradtouren mitbringt. Doch hat es einen Lynchmord an einem Vanilledieb gegeben, dann wissen sie es sowieso zuerst und rufen dann den Reporter. Der hat in seiner Fotosammlung Aufnahmen, die es in kein Familienalbum schaffen. Man sieht vermeintliche Diebe, die an Holzstangen durch das Dorf getragen werden, bevor sie mit Macheten getötet werden. Marino Rajaonina versteht die Bauern und sagt: «Mit solchen Taten wollen sie abschrecken.» Doch das gelingt nur bedingt. Von Januar bis Juli 2017, so versichert der Reporter, gab es fast 90 solcher Morde in seiner Region. In anderen Gebieten soll es noch schlimmer sein. Fast jedes Dorf kann seine Geschichten erzählen, manchmal sind die Bewohner sogar stolz darauf. «Die Gewalt», so erklärt der einheimische Journalist, «kommt durch die soziale Spaltung der Gesellschaft.» Einige Bauern werden durch die Vanille für ihre Verhältnisse extrem reich, viele in der Region profitieren davon aber nicht. Dabei weiß kaum ein Bauer, was aus ihrer wunderbaren Pflanze im Rest der Welt überhaupt gemacht wird. Die Dokumentation schaut hinter die Kulissen des Handels und zeigt, mit welchen Problemen der Vanillehandel zu kämpfen hat. Mario Botta – Architektur der 3sat Stille Samstag, 11.01.2020 23.15–00.10 Uhr Film von Loretta Dalpozzo und Michèle Volontè (Erstausstrahlung) Warum verspürt eine globalisierte Gesellschaft den Drang, heilige Räume zu bauen? Und warum ist der Architekt Mario Botta mehr denn je getrieben, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen? Leidenschaftlich, unermüdlich und immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen ist Mario Botta einer der wenigen ABU-TV-Tipps im Januar 2020
Architekten, der für die drei wichtigsten monotheistischen Religionen Gebetsstätten gebaut hat. Nach dem Bau vieler Kirchen, Kapellen und einer Synagoge plant er nun eine Moschee in China – eine neue Herausforderung in einem Moment tiefer Reflexion über die Widersprüche unserer Gesellschaft. Tele-Akademie 3sat Prof. Dr. Edwin Hübner: Der Mensch vor der digitalen Sonntag, 12.01.2020 Sphinx 06.45–07.30 Uhr Der moderne Mensch ist in eine Lebenssituation geraten, die (Erstsendung 27.10.2019) neue Anforderungen stellt. Sein Alltag wird zunehmend von digitalen Geräten durchsetzt, mit denen er sinnvoll umgehen muss. Durch Künstliche Intelligenz oder «Transhumanisten» wird eine alte Frage auf neue Weise gestellt: Wer ist der Mensch? Was ist der Sinn des Menschen? Außerdem eröffnen digitale Techniken zwar großartige Möglichkeiten, haben aber auch unerwünschte Nebenwirkungen. Pädagogik muss diese Gefährdungen in den Blick nehmen, erläutert Edwin Hübner in seinem Vortrag, zugleich aber auch ein sachliches Verständnis der Digitaltechnik ermöglichen und Wege zu einem gesunden Umgang mit den Geräten aufzeigen. Darüber, wie dies möglich sei, wird gegenwärtig intensiv diskutiert. Die «digitale Sphinx» stellt der Pädagogik die Frage, welche Bildung Kinder heute brauchen, um sich für einen mündigen Umgang mit den Herausforderungen der Zukunft zu befähigen. Professor Dr. Edwin Hübner lehrte neben seiner Tätigkeit als Mathematiklehrer Pädagogik an der Freien Hochschule Mannheim. Seit 2015 ist er Professor für Medienpädagogik an der Freien Hochschule Stuttgart. Er ist Mitglied im Bündnis für Humane Bildung. Django Asül: Rückspiegel 3sat 2019 Sonntag, 12.01.2020 20.15–21.45 Uhr Ein satirischer Jahresrückblick (Erstsendung 30.12.2019) Django Asüls «Rückspiegel» ist ideal für alle, die sich im Dschungel der Ereignisse eines ganzen Jahres nicht mehr zurechtfinden. Ein satirischer Jahresrückblick auf das Jahr 2019. Es wird immer schwieriger, zwischen all den Fake News noch die Fakten zu erkennen. Django Asül liefert diese in kompakter Form, denn: An ein Jahr, das zum Vergessen ist, muss zumindest 90 Minuten erinnert werden. Wer nach vorne fährt, sollte den Blick nach hinten nicht vergessen. Das lernt man schon in der ersten Fahrstunde. Was in der räumlichen Dimension angebracht ist, kann also für die zeitliche Dimension nicht schlecht sein. Und das vergangene Jahr wird sich einen eigenen Abend im Rückspiegel bestimmt verdienen. 2018.Erinnerungskultur auf hohem Niveau, pointensatt, geistreich geschliffen und souverän selbstsicher präsentiert: Highlights, Downlights, Total-Flops und messerscharfe Attacken, die auch in abendfüllender Länge keine Sekunde an Verve verlieren. ABU-TV-Tipps im Januar 2020
Der Tod – das letzte Tabu: 3sat Was ein Suizid hinterlässt (1/4) Mittwoch, 15.01.2020 00.50–01.10 Uhr (aus der SRF-Reihe «Reporter») (Erstsendung 17.11.2019) Reportage von Christof Schneider Fassungslosigkeit, Trauer und die Frage: Warum? Wenn sich ein Mensch das Leben nimmt, lässt er seine Angehörigen allein und oft traumatisiert zurück. Sie müssen weiterleben. Doch wie? Kristina war zwölf, als sich ihre Mutter das Leben nahm. Der Suizid kam aus dem Nichts. Trotzdem hat Kristina auch schöne Erinnerungen an ihre Kindheit. «Doch jedes Mal, wenn ich eine Brücke sehe, kommen die schlimmen Erinnerungen hoch», sagt die heute 39-Jährige. Sarah war 16 Jahre alt, als sich ihre Mutter das Leben nahm. Einen Abschiedsbrief gab es nicht. Der Suizid liegt inzwischen sechs Jahre zurück. Sarah studiert heute an der Pädagogischen Hochschule. Ihr wurde vor knapp einem Jahr bewusst, dass sie den Tod ihrer Mutter noch nicht verarbeitet hat. «Ich suchte eine andere Perspektive und hatte das Bedürfnis, mit Menschen zu sprechen, die dasselbe erlebt haben wie ich», erklärt sie. Diese Menschen fand sie in der Selbsthilfegruppe «Nebelmeer». Manuelas Vater nahm sich 2015 während einem Aufenthalt in einer Psychiatrischen Klinik das Leben. «Das war ein Riesenschock. Der Suizid warf mich völlig aus der Bahn», sagt Manuela. «Ich musste lernen, dass im Leben nicht alles planbar ist». Heute hat Manuela den Suizid ihres Vaters akzeptiert, auch dank der Gespräche in der Selbsthilfegruppe Nebelmeer. «Es half mir, mit Menschen zu sprechen, die dasselbe erlebt haben wie ich. Es ist ein Verständnis für das Gefühlschaos und die Trauer da.» Vor über 20 Jahren erweckte Jörg Weisshaupt im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit bei der Reformierten Kirche Zürich die Selbsthilfegruppe «Nebelmeer» zum Leben. «Ein Suizid löst sehr viel komplexere Trauerabläufe aus als der Tod durch eine Krankheit», erklärt Jörg Weisshaupt. «Der Fokus auf die Hinterbliebenen fehlt jedoch in der Gesellschaft. Wenn Suizidprävention, dann nicht nur bis zur suizidalen Person. Man muss noch weiter denken: beispielsweise an die Hinterbliebenen. Aufgrund des traumatischen Erlebnisses sind diese oft selbst suizidgefährdet.» Doch wie ein Suizid verarbeiten, wie damit leben lernen? Reporter Christof Schneider geht diesen Fragen auf den Grund und begleitet dafür Jörg Weisshaupt bei seiner Arbeit mit Suizidhinterbliebenen. Weniger ist mehr – Vom Trend, 3sat mit Nichts glücklich zu sein Mittwoch, 15.01.2020 11.45–12.30 Uhr Film von Constanze Grießler und Franziska Mayr-Keber (Erstsendung 08.09.2014) Das schicke Auto, die gut bestückte Bibliothek, ein voller Kleiderschrank: Statussymbole von gestern. Heute boomen (Lebens-)Projekte wie Carsharing und die Wohnungstauschbörse Airbnb. Der neue Minimalismus schwappt langsam aus den Staaten nach Europa. Ein Trend gegen den Kapitalismus? «Sharing Economy» beziehungsweise «Ko-Konsum» heißt das neue Zauberwort. So sollen Ressourcenverschwendung, Überproduktion und Umweltbelastung abgeschafft werden. ABU-TV-Tipps im Januar 2020
Kritiker orten in dieser Bewegung allerdings nur einen weiteren Lifestyle-Trend, der dem Mittelstand vorbehalten bleibt. Der Konsum verschiebt sich auf eine erlebnisorientierte Bedürfnisbefriedigung und darüber hinaus gilt: Wer nichts hat, der kann auch nicht tauschen. Optimisten glauben aber an einen Wandel mit dem Potenzial, den Kapitalismus in seine Schranken zu weisen, und sehen die Vorboten eines sozialeren Miteinanders sowie einer umweltschonenden Lebensweise. In der Dokumentation «Weniger ist mehr – Vom Trend, mit Nichts glücklich zu sein» diskutieren der Philosoph Robert Pfaller und der Soziologe Harald Welzer über die neue Lust an der Reduktion und dem «guten Leben». Der Kabarettist Roland Düringer schwärmt vom Entsagen von Besitz in der Überflussgesellschaft. Dana Giesecke von der Zukunftsagentur «futur 2» präsentiert Projekte, die mit kreativen Ideen die Umwelt schützen und gleichzeitig die Gesellschaft sozialer machen. Minimalismus-BloggerInnen tauschen sich über das Glück an der Mäßigung aus. Und Minimalismus-Coach Joachim Klöckner, der nur 50 ausgewählte Gegenstände besitzt, gibt einen Einblick in seinen Alltag. 7 Tage… Teleshopping 3sat Film von Henning Wirtz Donnerstag, 16.01.2020 Was ist so faszinierend am Teleshopping? Mit welchen 00.25–00.55 Uhr Methoden und Tricks arbeiten die Sender? Reporter Hans (Erstsendung 05.06.2019) Jakob Rausch macht den Selbstversuch: Für eine Woche heuert er bei Channel 21 an. Er bewirbt sich bei dem Sender in Hannover als Moderator. Sein Ziel: live in der Sendung ein Produkt zu verkaufen. Zusammen mit dem Filmemacher Henning Wirtz ist ihm ein seltener Blick hinter die Kulissen der schillernden Konsumwelt des Verkaufsfernsehens gelungen. Teleshopping hat ein mieses Image: windige Marktschreier, die Ramschware zu Niedrigpreisen verschleudern. Doch die Branche ist hochprofessionell mit über zwei Milliarden Euro Umsatz pro Jahr. Was ist so faszinierend am Verkaufen im Fernsehen? Mit welchen Methoden und Tricks arbeiten die Sender? 10‘000 Kaffeemaschinen innerhalb einer Stunde verkaufen? Für Teleshopping-Moderator Ralf Kühler ein Ansporn. Der dienstälteste Moderator beim Teleshopping-Sender Channel 21 war in der Schule der Klassenclown, heute wird er der «Hausfrauenflüsterer» genannt. «Das Verkaufen ist ein Teil von mir. Das kann ich nicht ablegen», so Kühler. Grüezi Zürich 3sat Zwischen Rebellion und Rösti Donnerstag, 16.01.2020 Film von Gert Anhalt 06.05–06.20 Uhr Zürich war einst Inbegriff der konservativen Rütli- und Bankenkultur. Inzwischen entwickelt sich die bevölkerungsreichste Stadt der Schweiz zu einer kreativen und innovativen Metropole. Besonders in dem ehemaligen Arbeiter- und Rotlichtbezirk des Langstraßenviertels wird deutlich, wie sehr Zürich sich verändert. Hier ist eine junge und wilde Szene erwacht – mit Designern, Künstlern und Jungunternehmern. Bewährtes mischt sich mit Neuem. ABU-TV-Tipps im Januar 2020
Aus Zürich ist eine Stadt der Ideen und der Originalität geworden – dafür stehen zum Beispiel die Designerbrüder Markus und Daniel Freitag, die aus Lkw-Planen topmoderne Taschen fertigen. Oder das «Fundbüro für Immaterielles». Dort kann sich melden, wer den Glauben an die Menschheit verloren oder den Sinn des Lebens gefunden hat. Aber bei aller Innovation vergisst Zürich auch seine Wurzeln und Traditionen nicht. So führt René Beyer in achter Generation den Uhren- und Juwelenhandel seiner Familie. Der Fischer Gerny fährt jeden Morgen auf den Zürichsee hinaus, um dort trotz schwindender Bestände weiterhin jeden Tag Felchen für die örtliche Gastronomie zu fangen. Ein Schweizer Schmuckkästchen, geerdet in seiner Tradition und zugleich ein Labor für kühne Zukunftsideen – Zürich steckt voller Überraschungen. Die Blockchain-Revolution 3sat Film von Volker Wasmuth und Patrick Zeilhofer Donnerstag, 16.01.2020 Eine Welt ohne Notare, Vermittler oder Kontrollinstanzen 20.15–21.00 Uhr könnte Wirklichkeit werden – dank Blockchain-Technologie. (Erstsendung 24.01.2019) Sie hinterlegt Wissen und Werte manipulationssicher im Netz. Ursprünglich ist die Blockchain als Buchungssystem für die Internet-Währung Bitcoin entwickelt worden. Die neuen Möglichkeiten sind faszinierend: Transaktionen sind ohne Zwischeninstanzen möglich. Von vielen unbemerkt krempelt die Technologie unser Leben um. Bislang haben lange Schriftsätze und Kontrollinstanzen wie Banken oder Behörden Vertrauen zwischen Vertragspartnern hergestellt, nun schafft die Blockchain Sicherheit. Die Blockchain greift in zahlreiche Lebensbereiche ein: Logistik- Ketten wie etwa Arzneimittel-Transporte sind jederzeit lückenlos einsehbar. Banken könnten überflüssig werden, denn auch Kreditverträge dokumentiert die Blockchain, und das Internetgeld Bitcoin braucht sowieso keine Banken. Jede Form von Mittler zwischen Produkterzeuger und Konsument, seien es Musikverlage, Reisebüros oder Stromanbieter, könnte überflüssig werden. Die Autoren zeigen in ihrer Dokumentation «Die Blockchain- Revolution» die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten der Technologie. Sie besuchen eine Mine in Norwegen, in der Hunderte Computer Bitcoins «schürfen». Sie zeigen, wie eine Plattform für Grundstückstransaktionen in Schweden Notare und Grundbücher überflüssig macht. Und die Autoren haben das Schweizer «Krypto Valley» besucht, den kleinen Ort Zug, wo rund 100 Blockchain-Start-ups die Technologie weiter vorantreiben und etwa für Behörden-Aktivitäten und E-Voting nutzbar machen. scobel – Zukunft global: 3sat Revolution und Stagnation Donnerstag, 16.01.2020 21.00–22.00 Uhr Das 21. Jahrhundert wird als große Umbruchphase in die (Erstausstrahlung) Geschichte eingehen. Wie wird es gelingen, diese Herausforderung anzunehmen? Darüber spricht Gert Scobel mit seinen Gästen. Mit Gert Scobel diskutieren der Psychiater und Ökonom Stefan Brunnhuber, der Ökonom Otto Scharmer sowie ein weiterer Studiogast. ABU-TV-Tipps im Januar 2020
Unsere Gesellschaft befindet sich auf vielen unterschiedlichen Ebenen mitten in einem hoch dynamischen Wandel. Das Ausmaß ist gigantisch und betrifft uns ganz direkt. Es geht um unaufhaltsame Prozesse in allen Bereichen unserer Existenz. Der Vergleich mit der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert drängt sich auf. Neben der Problematik des Klimawechsels, der zunehmend sichtbaren Knappheit der Ressourcen, der Zerstörung von Lebensräumen und anderen Auswirkungen des Anthropozäns ereignen sich auch soziale und ökonomische Umwälzungen, in deren Brennpunkt immer wieder digitale Technologien stehen, die ihrerseits Veränderungsprozesse einleiten und massive Auswirkungen auf die Gesellschaft haben. Wir können diese Prozesse noch beeinflussen. Die zentrale Frage wird sein, wie wir die große Transformation, mit der wir es in den nächsten Jahrzehnten zu tun haben werden, möglichst gut, effizient, nachhaltig und weise gestalten. Evolutionsbiologisch neigt der Mensch dazu, Zustände zu erhalten, auch gegen alle Vernunft. Aber es gibt dennoch Hoffnung. Wissenschaftler arbeiten an effizienten Strategien. Zusammen mit seinen Gästen diskutiert Gert Scobel Handlungs- und Motivationsstrategien, mit denen wir die Zukunft positiv und verantwortungsvoll über die nationalen Grenzen hinaus gestalten können. Prof. Dr. Dr. Stefan Brunnhuber ist Mitglied des Club of Rome und Senator der Europäischen Akademie der Wissenschaften. Außerdem ist er ärztlicher Direktor der Diakonie-Klinik für Integrative Psychiatrie sowie Professor für Psychologie und Nachhaltigkeit an der Hochschule Mittweida in Sachsen. Prof. Dr. Otto Scharmer ist Dozent am Massachusetts Institut of Technology, Professor für Tausend Talente an der Tsinghua University in Peking und Mitbegründer des Presencing Institute. Er entwickelte das viel beachtete innovative Management-Konzept «Theorie U». Grenzenlos radikal 3sat Die Performancekünstlerin Marina Abramović Sonntag, 19.01.2020 Film von Nicolette Feiler-Thull 10.05–10.40 Uhr 44 Jahre hat sie ihrer Heimat Serbien den Rücken gekehrt. (Erstsendung 16.11.2019) Nun ist sie zurück in ihrer Heimatstadt Belgrad – mit ihrer Retrospektive «The Cleaner»: Performance-Künstlerin Marina Abramović. Die internationale Kunstwelt feiert sie wie einen Hollywoodstar, richtet Ausstellungen für sie aus, überschüttet sie mit Preisen. Eine Rückkehr hatte sie ausgeschlossen. Dass nun «The Cleaner» in Belgrad mit ihr höchst persönlich gezeigt wird, grenzt an ein Wunder. Seit 2017 hatten die Premierministerin Ana Brnabic und der Direktor des zeitgenössischen Museums Belgrad, Slobodan Nakarada, alles darangesetzt, die Ausstellung nach ihren Mega-Stationen in Stockholm, Oslo, Kopenhagen, Florenz, Bonn und zuletzt im polnischen Torun auch nach Belgrad zu holen. Denn das, so hieß es in einem offiziellen Statement, zeige auch den jüngeren Künstlern, dass der Staat ernsthaft die Absicht hat, Kunst und Kultur zu kultivieren und die Qualität des zeitgenössischen Schaffens zu fördern. Bei so viel Engagement willigte Abramović schließlich ein. Heute, mit 72 Jahren, ist sie weiterhin weltweit erfolgreich. Für den Film nimmt sie den Zuschauer mit in ihr künstlerisches Universum. Im Alter von 29 Jahren verließ Marina Abramovic Jugoslawien. ABU-TV-Tipps im Januar 2020
Sie hatte, wie sie in ihrer Autobiografie «Durch Mauern gehen» schrieb, die Nase voll vom Kommunismus. Sie ging zunächst nach Amsterdam, später nach New York, und kehrte nur zurück, um hin und wieder ihre Familie zu besuchen. In dem Film sind Ausschnitte aus ihren wichtigsten Performances im Rahmen der Ausstellung zu sehen. Neben der Künstlerin selbst kommen der Kurator der Schau in Belgrad, Slobodan Nakarada, und ein Weggefährte von Marina Abramovic, Jerko Denegri, zu Wort. Die neue Seidenstraße: Chinas 3sat Griff nach globaler Macht Sonntag, 19.01.2020 19.10–19.40 Uhr (aus der Reihe «NZZ Format») (Erstsendung 21.06.2018) Film von Basil Gelpke In nur vier Dekaden hat sich China von einem Armenhaus zur zweitgrößten Wirtschaftsmacht der Welt entwickelt. Um das Jahr 2030 soll Chinas Wirtschaft diejenige der USA überholt haben. Auch geopolitisch und militärisch meldet China immer deutlicher seine Ansprüche als Supermacht an. «NZZ Format» über den unaufhaltsamen Aufstieg Chinas und ein Europa auf dem Abstellgleis. Chinas Machtanspruch kommt am besten zum Ausdruck im großangelegten Projekt zur Errichtung einer neuen Seidenstraße: Rund eine Trilliarde, also 1000 Milliarden Franken, sollen unter chinesischer Führung in unzählige Infrastrukturprojekte in über 70 Ländern investiert werden und China besser mit dem Rest der Welt verbinden. Damit einher geht aber auch eine Ausweitung des kulturellen, politischen und potentiell militärischen Einflusses des Reichs der Mitte. Der Tod – das letzte Tabu: Auf 3sat Einsatz mit der Palliativpflege Mittwoch, 22.01.2020 00.15–00.40 Uhr (2/4) (Erstsendung 24.11.2019) (aus der SRF-Reihe «Reporter») Reportage von Nadine Woodtli Unheilbar kranke Menschen haben das Anrecht auf Palliativpflege. «Reporter» begleitet eine Schweizer Pflegefachfrau im Alltag. «Palliative Care» ermöglicht Patienten ein Lebensende zu Hause. Livia De Toffols Auto ist ein Mini-Spital auf Rädern: Vom Infusionsständer bis zu Windeln hat sie alles dabei. Jeder Kilometer, den sie Tag und Nacht für die Stiftung «Palliaviva» im Großraum Zürich unterwegs ist, wird mit Spenden finanziert. Etwa der Weg zu einer 49-jährigen Krebspatientin. «Die Chemotherapie hat sie erschöpft», sagt die Pflegespezialistin. Die Patientin ist froh, dass sie auf dem Sofa bleiben kann, während ihr Livia De Toffol die Chemo abhängt. In Dübendorf betreut Livia De Toffol ein Ehepaar. Beide sind krebskrank. Er will nicht zu Hause sterben, denn dies würde die Kraft seiner Frau übersteigen. Bis zum Eintritt ins Spital leistet Livia De Toffol nicht nur medizinische Hilfe, sondern hilft auch beim Ausfüllen der Patientenverfügungen. Palliativpflege kann Jahre dauern, wie im Fall eines 71- Jährigen. Er hat Lungenkrebs. Livia De Toffol reinigt seinen Katheter und wechselt das Morphinpflaster. «Vor einem Jahr ABU-TV-Tipps im Januar 2020
dachte ich, es sei Feierabend», erzählt der Patient. Unter einer Immuntherapie hat er neue Hoffnung geschöpft. Jeder Handgriff sitzt bei der Pflegefachfrau. Ebenso wichtig ist aber das aufmerksame Zuhören. Darin ist Livia De Toffol geschult. Die 44-Jährige kann die Ängste der Kranken in Worte fassen und sie beruhigen. «Die Palliativmedizin hat große Fortschritte gemacht», sagt sie. «Wir haben viele Möglichkeiten, Schmerzen zu lindern und bis am Schluss eine gute Versorgung zu Hause sicherzustellen.» Die meisten möchten zu Hause sterben. «Wichtig dabei ist aber eine Familie, die das mittragen kann», sagt Livia De Toffol. Sie lässt die Angehörigen im Sterbeprozess nicht allein, sondern unterstützt sie und erklärt ihnen, was passiert. Sogar im Sterben gebe es noch wertvolle Momente zu erleben. «Menschen sind Lebenskünstler, sie passen sich neuen Einschränkungen an», sagt Livia De Toffol. «Und es gelingt ihnen dabei sogar, Glück zu erleben.» Bedrängt. Bedroht. 3sat Geschlagen – Alltägliche Mittwoch, 22.01.2020 20.15–21.05 Uhr Gewalt auf der Straße (Erstsendung 21.11.2019) Film von Eveline Falk Es braucht manchmal nicht viel: Ein falsches Wort, ein falscher Blick, und plötzlich wird scheinbar grundlos zugeschlagen. Oft passiert es am Wochenende, und meist ist Alkohol im Spiel. Worum geht es dabei? Um Macht und Stärke? Und warum nehmen Gewaltstraftaten wieder zu? Josef Wartenweiler wird im Herbst 2019 in Winterthur von zwei jungen Männern angegriffen. Sie verletzen ihn mit Messerstichen unweit von Herz und Lunge. Er hätte sterben können. Die Täter erbeuten dabei 43 Franken. Überwachungskameras filmen ihre Flucht, die Bilder werden sie später überführen. Er habe sich etwas zum Essen kaufen wollen und kein Geld gehabt, gibt der Haupttäter zu Protokoll, und er habe erleben wollen, wie das so sei, jemanden zu schlagen. Das sei wie Bungee-Jumping, ein Adrenalinkick der besonderen Art. Wochenende für Wochenende passieren solche Gewaltstraftaten. Historisch gesehen lebt die Gesellschaft in der Schweiz in einer beispielslos friedlichen Zeit, umso mehr macht solch sinnlose Gewalt ratlos. Die Statistik belegt zudem: Die Gewalt nimmt wieder zu. 2018 wurden schweizweit knapp 31‘000 Straftaten im Bereich minderschwere Gewalt registriert. Dazu gehören Tätlichkeiten und einfache Körperverletzungen. Umgerechnet sind das fast 85 Straftaten pro Tag. Basel gilt als Hotspot und weist die höchste Dichte an Gewaltstraftaten aus. Am Wochenende ist es beinahe üblich, dass es zu Schlägereien, Messerstechereien und Überfällen kommt. Je später der Abend, desto höher das Risiko, weiß Jan Wildhaber von der Basler Jugendpolizei. Junge Männer sind heute schneller gewaltbereit als früher. «Es ist brutaler, und es knallt schneller», sagt Wildhaber. Das klassische Täterprofil ist jung und männlich. Kommen Alkohol oder Drogen dazu, fallen die Hemmungen. Dabei hält sich ein Trend hartnäckig: Auch wenn jemand verletzt ist oder am Boden liegt, wird weiter zugeschlagen. Schweizweit ist die Jugendgewalt zum dritten Mal in Folge gestiegen. Zunehmend betroffen sind auch junge Frauen. Für sie wird der öffentliche Raum immer gefährlicher. Neueste Zahlen vom ABU-TV-Tipps im Januar 2020
Forschungsinstitut GfS Bern decken das Ausmaß auf: Mehr als die Hälfte aller jungen Frauen in der Schweiz hat bereits sexuelle Belästigung erfahren, jede fünfte sogar einen sexuellen Übergriff, von denen aber nur knapp zehn Prozent angezeigt werden. Im Jahr 2000 war die Jugendgewalt am höchsten und im öffentlichen Bewusstsein. Es herrschte ein gesellschaftlicher Konsens, dass diese Gewalt nicht toleriert wird. In den folgenden Jahren ging sie zurück, auch weil sich die Jungen mehr im Netz statt auf der Straße trafen. Jetzt nimmt die Gewalt wieder zu. Warum das so ist, kann niemand schlüssig erklären. Laut Fachleuten könnte es damit zu tun haben, dass die Gewalt aus dem öffentlichen Bewusstsein verdrängt und die in den 2000er-Jahren ausgebaute Präventionsarbeit mancherorts zu sehr vernachlässigt wurde. Die kleinen Machos sind 3sat zurück Mittwoch, 22.01.2020 21.05–22.00 Uhr Film von Sofia Pekmez und Wilfred Rebetez (Erstausstrahlung) Während die neue Frauenbewegung mit Verve und Elan das Patriarchat und Gewalt gegen Frauen und verurteilt, erlebt paradoxerweise der Machismo bei jungen Männern ein Comeback. Die heutigen Teenager scheinen den Machismo stärker zu leben als die Generation vor ihnen. Eine groß angelegte Studie der Universität Zürich ging den Ursachen und Auswirkungen auf den Grund. So lässt sich Gewalt in Teenager-Beziehungen unter anderem mit eben jener Macho-Einstellung erklären. Vor allem junge Frauen berichteten im Rahmen der Studie, wie gleichaltrige Männer ihnen das Leben schwer machen oder sie gar Opfer von Übergriffen wurden. Die Rap- und Pornokultur mit frauenverachtenden Aussagen und einem verzerrten Frauenbild wirkt sich dabei offenbar negativ auf die Entwicklung zu einer gleichberechtigten Gesellschaft aus. Die Magie der Mathematik 3sat Film von Dan McCabe Donnerstag, 23.01.2020 Mathematik ist überall: Sie ist sowohl Teil des Universums als 20.15–21.00 Uhr auch unseres Alltags. Doch was genau ist die Mathematik? (Erstausstrahlung) Hat der Mensch sie erfunden oder sie als Teil des Kosmos entdeckt? Seit Jahrhunderten trägt Mathematik zu wissenschaftlichen Errungenschaften und technologischen Fortschritten der Menschheit bei. Sogar in vielen Bereichen des alltäglichen Lebens ist sie zu finden. So auch in der Natur, der Musik, der Kunst und der Architektur. Immer wieder gelingt es der Wissenschaft, die Welt mit mathematischen Formeln zu erklären, Zusammenhänge zu beleuchten und zukünftige Entwicklungen präzise vorauszusagen. Doch was ist das Geheimnis dieser mathematischen Genauigkeit? Gemeinsam mit Physikern, Ingenieuren und Mathematikern, darunter die Mathematikerin Ysette Weiss von der Universität Mainz sowie Günter M. Ziegler vom Institut für Mathematik an der FU Berlin, untersucht der Astrophysiker Mario Livio nun die Geheimnisse, die der Macht der Mathematik zugrunde liegen. ABU-TV-Tipps im Januar 2020
Dabei stellen sich die Experten die Frage, ob Mathematik die natürliche Sprache des Kosmos oder bloß ein vom Mensch entwickeltes Werkzeug ist, um diese zu begreifen. Anhand zahlreicher Beispiele aus der Welt der Zahlen und Formeln wird so dem Mythos der Mathematik auf den Grund gegangen. Redaktionshinweis: In 3sat steht der Donnerstagabend im Zeichen der Wissenschaft. Um jeweils 20.15 Uhr beleuchtet eine Dokumentation relevante Fragen aus Natur- und Geisteswissenschaften, Kultur und Technik. Im Anschluss, um 21.00 Uhr, diskutiert Gert Scobel mit seinen Gästen über das Thema der Dokumentation. scobel – Die Magie der 3sat Mathematik Donnerstag, 23.01.2020 21.00–22.00 Uhr Mathematik ist die Wissenschaft der Formeln und Gleichungen (Erstausstrahlung) und wie sie unsere Welt beschreiben. Obwohl sie Jahrtausende alt ist, bietet die Mathematik immer noch Überraschungen. Mathematik ist eine sehr komplexe Wissenschaft, deren Formeln man lernen muss. Andererseits ist sie voller Rätsel, universeller Zusammenhänge und wunderbarer Strukturen. Gert Scobel diskutiert mit seinen Gästen die faszinierenden Aspekte der Mathematik. Die Mathematik hatte schon immer mit vielen Vorurteilen zu kämpfen. Sie sei eine schwer verständliche und sehr abstrakte Wissenschaft. Leidgeprüfte Schüler und überforderte Eltern können ein Lied davon singen, wenn sie sich mit binomischen Formeln und linearer Algebra beschäftigen müssen. Doch tatsächlich ist Mathematik etwas viel Größeres und Bedeutenderes, als man gemeinhin denkt. Der Begriff «Mathematik» kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie «Lernen» oder «Wissen». Lange bevor die Schrift erfunden wurde, gab es schon geometrische Muster und Zahlen. Die Logik der Mathematik schafft universell geltende Wahrheiten. So ist zum Beispiel der berühmte Satz des Pythagoras vor über 2500 Jahren gefunden und bewiesen worden. Seitdem hat sich nichts an seinem Wahrheitsgehalt geändert. Physik, Chemie, Biologie sind beispielsweise undenkbar ohne die Mathematik. Gerade in unserer modernen Alltagswelt spielt Mathematik eine viel größere Rolle, als man es vermuten würde. Ohne Mathematik gäbe es zum Beispiel keinen aktuellen Wetterbericht, keine Bahn würde fahren, Computer, Smartphones und das Internet würden nicht existieren. Überall stecken die logischen Formeln der mathematischen Hochtechnologie dahinter. Neben den vielen Facetten der Mathematik und der ihr innewohnenden Logik gibt es auch heute noch viele ungelöste mathematische Geheimnisse, mit denen sich Wissenschaftler mit großer Hingabe beschäftigen. makro: Overtourism 3sat Wirtschaft in 3sat Freitag, 24.01.2020 Moderation: Eva Schmidt 21.00–21.30 Uhr Die weltweite Vernetzung der Wirtschaft prägt immer mehr den (Erstausstrahlung) Alltag von Unternehmen, aber auch Konsumenten. «makro» zeigt jeden Freitag 30 Minuten spannende Wirtschaftsgeschichten. Wirtschaftliche Entwicklungen in Ländern oder Branchen ABU-TV-Tipps im Januar 2020
stehen dabei ebenso auf der Themenliste wie Währungskrisen oder alternative Wirtschaftsformen. Die Zeugen – Eine Reise zu 3sat den letzten Überlebenden des Samstag, 25.01.2020 19.20–20.00 Uhr Holocaust (Erstausstrahlung) Film von Rouven Rech Die Dokumentation begleitet die Journalistin Alexandra Föderl- Schmid und den Fotografen Konrad Rufus Müller bei der Entstehung ihres Buches über die letzten noch lebenden Opfer des Holocaust. Jeder der fünf Überlebenden verarbeitet seine schrecklichen Erlebnisse von damals anders. Manch einer gar nicht. So unterschiedlich ihre Gesichter sind, so unterschiedlich sind auch ihre individuellen Lebensgeschichten und Traumata. Alexandra Föderl-Schmid ist seit 2017 Israel-Korrespondentin der «Süddeutschen Zeitung» und durch ihre Arbeit erfahren im Umgang mit Opfern des NS-Regimes. Konrad Rufus Müller porträtiert seit einem halben Jahrhundert unter anderem Persönlichkeiten der Politik, wodurch er sich als «Kanzlerfotograf» einen Namen gemacht hat. Für ihn sind es die ersten Begegnungen mit Holocaustüberlebenden. Sie werden für ihn auch zu einer emotionalen Herausforderung. Im Fokus dieser Dokumentation steht neben der Reise zu den Überlebenden auch die persönliche Motivation der Journalistin und des Fotografen. Alexandra Föderl-Schmid führt die Gespräche und schreibt die Texte. Konrad Rufus Müller macht anschließend Porträtfotos der Interviewpartner und versucht, deren Seele fotografisch einzufangen. Ihre Reise führt Alexandra Föderl-Schmid und Konrad Rufus Müller nach Israel, Deutschland und Österreich. Die 93-jährige Psychotherapeutin Giselle Cycowicz überlebte das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau und hilft bis heute anderen Shoah-Überlebenden, sich zu öffnen. Für den 95-jährigen Manfred Rosenbaum endete seine Kindheit mit elf Jahren: Er kam ins Konzentrationslager Bergen-Belsen, wo er Dinge erleben musste, die ihn bis heute nicht loslassen. Der 81-jährige Mosche Frumin flüchtete mit seiner Familie nach Palästina, acht Jahre seiner Kindheit war er heimatlos. Für den 90-jährigen Wiener Künstler Arik Brauer zählen Verfolgung, Erniedrigungen und Flucht zu seinen prägendsten Kindheitserinnerungen, obwohl das Judentum in seiner Familie kaum eine Rolle spielte. Die 94-jährige Malwina Braun überlebte das Konzentrationslager Auschwitz und spricht bis heute kaum über ihre Erlebnisse. Auf ihrem Unterarm befindet sich noch immer die eintätowierte Nummer, die sie als KZ- Häftling kennzeichnete. Die 3sat-Dokumentation «Die Zeugen – Eine Reise zu den letzten Überlebenden des Holocaust» wühlt auf und zeigt eindringlich, dass Geschichte nichts ist, was nur in Büchern steht: Sie lebt und überlebt. Und mit ihr die Verantwortung, diese zu dokumentieren. Der Film ist nicht nur eine Recherche-Reise zu den letzten Opfern des Holocaust, sondern ein Plädoyer für das kollektive Erinnern und gegen das Vergessen. Er ermöglicht einzigartige und vielleicht letzte Einblicke, die schon bald nicht mehr möglich sein werden. Giselle Cycowicz, Manfred Rosenbaum, Mosche Frumin, Arik Brauer und Malwina Braun: Sie alle haben überlebt. Ihre Geschichten werden es auch. Zu den Überlebenden: ABU-TV-Tipps im Januar 2020
Giselle Cycowicz wurde 1927 in Chust, das heute in der Ukraine liegt, geboren. Sie überlebte das KZ Auschwitz- Birkenau. Nach dem Krieg emigrierte sie in die USA, 44 Jahre später wanderte sie nach Israel aus. Sie lebt in Jerusalem und betreut als Psychotherapeutin noch immer Patienten. Manfred Rosenbaum wurde 1924 in Berlin geboren. In den vermeintlich sicheren Niederlanden kam er ins Lager Westerbork und von dort in das KZ Bergen-Belsen. Er wanderte 1946 nach Palästina aus und lebt in Giv'atayim. Mosche Frumin wurde 1939 in Rovno im damaligen Polen geboren. Seine Familie floh bis nach Usbekistan. Gemeinsam mit seiner Mutter gelangte er 1947 über die Alpen in Österreich nach Italien und weiter nach Palästina. Er lebt als Künstler in Kirjat Bialik. Arik Brauer wurde 1929 in Wien geboren. Er lebte in den Wochen vor der Befreiung durch die Rote Armee versteckt in einem Schrebergarten. Der Maler gilt als einer der Hauptvertreter der «Wiener Schule des Phantastischen Realismus». Er lebt in Wien und En Hod in Israel. Malwina Braun wurde 1928 in Krakau geboren. Sie überlebte die Konzentrationslager Plaszow und Auschwitz. Wie viele Überlebende spricht sie nur, wenn überhaupt, in Bruchstücken über ihre Erfahrungen. Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin. Redaktionshinweis: Anlässlich des Holocaust-Gedenktags am 27. Januar und 75 Jahre nach der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau erinnert 3sat vom 25. bis zum 29. Januar mit insgesamt acht Programmbeiträgen an den Völkermord, den die Nationalsozialisten an den europäischen Juden begangen haben, und beleuchtet auch den Umgang mit diesem Erbe heute. Den Auftakt macht die Dokumentation «Die Zeugen – Eine Reise zu den letzten Überlebenden des Holocaust». Am Montag, 27. Januar, sendet 3sat um 22.25 Uhr den Dokumentarfilm «Marceline. Eine Frau. Ein Jahrhundert» über die französische Regisseurin, Drehbuchautorin und Schauspielerin Marceline Loridan-Ivens, am Dienstag, 28. Januar, um 20.15 Uhr den Spielfilm «Das Tagebuch der Anne Frank» sowie im Anschluss um 22.20 Uhr den Fernsehfilm «Das Geheimarchiv im Warschauer Getto». Am Mittwoch, 29. Januar, befassen sich drei Dokumentationen mit dem Erbe der Shoah: «Die letzten Zeugen. Leben nach der Shoah» um 11.15 Uhr, «Shalom Genossen – Juden in der DDR» um 20.15 und «Schluss mit Schuld? Was der Holocaust mit mir zu tun hat» um 21.00 Uhr. Um 22.25 Uhr folgt abschließend der Spielfilm «Die Fälscher». Das Tagebuch der Anne Frank 3sat (Anne Frank) Dienstag, 28.01.2020 Anne Frank: Lea van Acken 20.15–22.20 Uhr Edith Frank: Martina Gedeck (Deutschland 2015) Otto Frank: Ulrich Noethen Margot Frank: Stella Kunkat Hans van Daan André Jung Petronella van Daan: Margarita Broich Peter van Daan: Leonard Carow Regie: Hans Steinbichler Ein 13-jähriges jüdisches Mädchen in Amsterdam schreibt Tagebuch. Immer in der Angst vor Entdeckung durch die deutschen Besatzer, in Angst um ihr Leben. Es ist die Geschichte Anne Franks. ABU-TV-Tipps im Januar 2020
1942 – die europäischen Juden sind auf der Flucht vor den Deutschen. Unter ihnen auch die aus Frankfurt am Main geflüchtete Familie Frank. Doch die Deutschen besetzen auch die Niederlande. Zwei Jahre lang versteckt sich die Familie in einem Hinterhaus. Anne Franks bisher wohlbehütetes Leben ändert sich dramatisch, als die Deportation ihrer älteren Schwester Margot zum «Arbeitsdienst» bevorsteht: Ihr Vater Otto beschließt, mit seiner Frau Edith und den beiden Töchtern unterzutauchen. Im Hinterhaus seines Firmensitzes in der Prinsengracht 263 hat er mithilfe seiner Sekretärin Miep Gies und drei weiteren Mitarbeitern ein Versteck hergerichtet, das von nun an das Heim der Franks sein wird. Bald darauf nehmen sie noch einen Zahnarzt und eine dreiköpfige Familie auf, ein Ehepaar und deren Sohn Peter. Ab sofort gelten strenge Verhaltensregeln, da im selben Haus weiterhin ganz normal gearbeitet wird. Acht Menschen dürfen sich tagsüber kaum bewegen, jedes lautere Geräusch kann tödliche Folgen haben. Eine Verbindung zur Außenwelt gibt es nur über Miep und das Radio. Trotzdem kehrt so etwas wie Alltag ein: Es wird gestritten, sich versöhnt, gelacht und gehofft – immer in der Angst, jederzeit entdeckt zu werden. Festgehalten wird das alles von Anne, der Jüngsten im Versteck. Ihre Beobachtungen und Gedanken vertraut sie dem Tagebuch an, das sie gerade von ihrem Vater zum 13. Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Die neue Situation zwingt Anne, besonders schnell erwachsen zu werden. Klug dokumentiert und kommentiert sie zwei Jahre lang die Geschehnisse im Versteck aus der Sicht eines intelligenten Teenagers mitten in der Pubertät. Sie verliebt sich in Peter, hat Konflikte mit ihren Eltern, entwickelt sich seelisch und körperlich, freut sich auf eine Zukunft in Freiheit. Doch kurz nachdem die Nachricht von der Invasion der Alliierten in der Normandie der kleinen Notgemeinschaft neue Hoffnung gegeben hat, wird das Versteck durch einen anonymen Hinweis verraten: Am 4. August 1944 stürmt ein SS-Oberscharführer mit vier Polizisten den Unterschlupf und lässt die Entdeckten nach Auschwitz transportieren. Anne Frank und ihre Schwester sterben Anfang 1945 in Bergen- Belsen, vermutliche Todesursache: Typhus oder Fleckfieber. Einziger Überlebender aus dem Versteck in der Prinsengracht war Annes Vater Otto Frank, der das Tagebuch seiner Tochter nach dem Krieg veröffentlichte und sie damit weltberühmt machte. Bis 2016 gab es keinen deutschen Kinofilm über das Tagebuch der Anne Frank. Es dauerte fast 70 Jahre, bis sich Regisseur Hans Steinbichler («Hierankl») an eine Spielfilm- Umsetzung des Stoffs wagte. Doch gibt es noch etwas Neues zu erzählen? Oscar-prämierte Filme, Bücher und sogar ein nach Anne Frank benannter Asteroid – das Mädchen ist zu einer Ikone geworden. Genau das, was Steinbichler mit seiner neuen Verfilmung umgehen möchte. Bei ihm wird Anne nicht auf ein Podest gestellt, sondern als das gezeigt, was sie war: ein pubertierendes Mädchen, das ihren Körper entdeckt, mit sich und ihrer Umwelt zu kämpfen hat. Mal selbstbewusst, auch selbstgerecht, mal verzweifelt, immer intelligent und häufig sehr witzig. Keine Heldin, sondern ein Teenager, der ohne Rückzugsort seine Entwicklung mit sieben Personen auf weniger als 60 Quadratmetern erlebt. Steinbichler klammert in seinem Film die Legende der Anne Frank aus, um ihren Alltag im Versteck zu beschreiben, eine fragile Normalität, in der sie mit verschiedenen Textpassagen ABU-TV-Tipps im Januar 2020
aus dem Tagebuch auch selbst zu Wort kommt. Dabei konnten sich Drehbuchautor Fred Breinersdorfer («Sophie Scholl – Die letzten Tage») und Regisseur Steinbichler eng an die Vorlage halten. Die Produzenten Michael Souvignier und Walid Nakschbandi, der bereits das Fernseh-Doku-Drama «Meine Tochter Anne Frank» produziert hatte, erwarben das Exklusivrecht für die Verfilmung des Tagebuchs, mit ausdrücklicher Unterstützung des Anne Frank Fonds in Basel, der das Urheberrecht am Tagebuch der Anne Frank innehat. Hauptdarstellerin Lea van Acken, zum Zeitpunkt der Dreharbeiten 16 Jahre alt, war die Entdeckung des Films. In den Folgejahren war sie unter anderem in «Ostwind 3», «Fack ju Göhte 3» und der Serie «Dark» zu sehen. Der Tod – das letzte Tabu: 3sat Sterben auf Bestellung (3/4) Dienstag, 28.01.2020 23.45–00.10 Uhr (aus der SRF-Reihe «Reporter») (Erstsendung 01.12.2019) Film von Thomas Vogel Die Freitodorganisation «Exit» sucht per Inserat nach «emotional gefestigten Persönlichkeiten zwischen 40 und 68 Jahren», die bereit sind, als Freitodbegleiter zu arbeiten. Sechs Kandidaten sind ausgesucht worden, sie absolvieren derzeit eine Ausbildung. «Reporter» stellt zwei von ihnen vor. Sterbehelfer ist wohl einer der ungewöhnlichsten Berufe der Schweiz. Wie lernt man, Todkranken den Sterbewunsch zu erfüllen? Jürg Billwiller ist angespannt. Seine zweite Freitodbegleitung steht bevor. «Wir besuchen einen Menschen, der sich entschieden hat, heute zu sterben. Ich frage mich, was in ihm vorgegangen ist letzte Nacht.» Billwiller steigt im Bahnhof Zürich in den Zug nach Bern. Jedem Novizen wird ein erfahrener Sterbebegleiter zugeteilt. Bei Jürg Billwiller ist es Doris Wartenweiler. Sie weiß, worauf sie achten muss. Bei der Bahnfahrt zum Sterbeort lässt sie zum Beispiel den Koffer mit der Flasche, die das tödliche Mittel enthält, nicht aus den Augen: «Wenn es gestohlen würde, hätte ich ein riesiges Problem.» Derzeit arbeiten rund 40 Sterbehelfer ehrenamtlich für Exit. Zu wenig für die steigende Zahl Menschen, die sich mithilfe der Organisation das Leben nehmen. Auch Sabine Schultze aus Chur macht die Ausbildung zur Freitodbegleiterin. Lange Zeit leitete sie ein Altersheim in der Innerschweiz. Gegen viel Widerstand hat sie verfügt, dass Exit dort Freitodbegleitungen durchführt. Was Sabine Schultze bei der Ausbildung lernt, geht ins kleinste Detail. «Reporter» fährt mit ihr zu einer Sterbebegleitung. Zuvor macht sich die 63- Jährige im Bad zurecht. «Ich nehme nicht zu viel Parfüm», sagt sie. «Sterbende mögen keine zu starken Gerüche, darauf nehme ich Rücksicht.» Nächstes Jahr werden Sabine Schultze und Jürg Billwiller selbstständig den assistierten Suizid durchführen können. Mit dem Thema Suizid kennt Billwiller sich aus. Er war bis zu seiner Pensionierung Leiter des Polizeigefängnisses in Zürich. Dort kam es regelmäßig vor, dass Untersuchungshäftlinge sich das Leben nahmen. Billwiller wollte dies verhindern, entfernte die Kajütenbetten und ließ Panzerglas vor die Gitter schrauben. Früher hat er den Suizid verhindert, heute hilft Billwiller beim Freitod. Für ihn kein Widerspruch. «Suizid im Gefängnis passiert unter Druck, es ist eine Kurzschlusshandlung», sagt ABU-TV-Tipps im Januar 2020
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