Active Ownership Bericht 2020 - Asset Management - Credit Suisse
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Inhalt Inhalt 3 Vorwort 6 1 Einführung 7 2 Proxy Voting 9 2.1 Proxy Voting nach Ländern und Sektoren 10 2.2 Vergütungen 11 2.2.1 Abstimmung über Vergütungsberichte 12 2.2.2 Vergütungssysteme 13 2.2.3 Vergütungen der Verwaltungsräte 13 2.2.4 Vergütungen der Geschäftsleitungen 14 2.3 Wahlen 14 2.4 Statutenänderungen und Kapitalmassnahmen 15 2.5 Credit Suisse Asset Management CH & EMEA Stimmrechtsausschuss und Proxy Voting Committee 16 3 Engagement 17 3.1 Thematisches Engagement 19 3.1.1 Corporate Governance: Vergütungsstruktur der Geschäftsleitungen und der Verwaltungsräte 19 3.1.2 Umwelt: Klimawandel und börsenkotierte Immobilienunternehmen 21 3.1.2.1 Auswirkungen der COVID-19-Pandemie 21 3.1.2.2 Ausbau der Produktionskapazität für erneuerbare Energie 23 3.1.2.3 E-Mobilität 24 3.1.3 Soziales: Nahrungsmittelverlust und -verschwendung 25 3.1.3.1 Nachverfolgung der Nahrungsmittelverschwendung 27 3.1.3.2 Was passiert mit den Nebenprodukten bei der Alkoholerzeugung? 28 3.1.3.3 WWF und sonstige Initiativen 28 3.1.3.4 Welche Nahrungsmittel werden hauptsächlich verschwendet? 29
3.1.3.5 Lösungen zur Bekämpfung von Nahrungsmittelverschwendung 30 3.1.3.6 Tag zur Bekämpfung der Nahrungsmittelverschwendung bei der Compass Group 30 3.1.3.7 Fazit 30 3.2 Individuelles Engagement 31 3.3 Mit Proxy Voting verbundenes Engagement 31 3.4 Mitwirkung am politischen Prozess 31 4 Ausblick 33 4.1 Proxy Voting 33 4.2 Thematisches Engagement 33 4.2.1 Governance 33 4.2.2 Umwelt 34 4.2.3 Soziales 34 4.3 Mitwirkung am politischen Prozess 35 5 Anhang 36
Vorwort Active Ownership eröffnet die Möglichkeit, Entscheidungen auf Unter- nehmensebene direkt zugunsten der Nachhaltigkeit zu beeinflussen. Kein Rückblick auf das Jahr 2020 kommt an der COVID-19-Pandemie vorbei. Ihr Aus- bruch und die Folgen waren in der Finanzwelt ebenso wie in der Wirtschaft und der breiten Gesellschaft das dominierende Thema. Dennoch, und dies darf man durchaus als Licht- blick betrachten, hielt der Fortschritt in Richtung einer nachhaltigeren Anlagepraxis an. Die Berücksichtigung von ESG-Kriterien – Kriterien für Umwelt, Soziales und Unternehmens- führung (Environmental, Social and Governance, ESG) – zieht immer weitere Kreise. Bei Credit Suisse Asset Management sind wir entschlossen, mit dieser Entwicklung nicht nur gleichzuziehen, sondern sie ganz vorne mitzuprägen. Proxy Voting und Engagement, die beiden Komponenten von Active Ownership, zählen dabei zu den wichtigsten und wirkungsvollsten Instrumenten. Einerseits geht es um das Wahrnehmen der Stimmrechte bei den Unternehmen, an denen wir über unsere Fonds für unsere Anlagekunden Aktien halten, andererseits um den Aufbau und die Pflege eines Dialogs mit den entsprechenden Führungskräften. Auf beiden Ebenen, sei es durch die Mitwirkung bei Beschlüssen an den Generalversammlungen oder in direktem Kontakt mit Entscheidungsträgen von Unternehmen, besteht die Möglichkeit, unmittelbar Einfluss zu nehmen. Wie wir dies im vergangenen Jahr konkret wahrgenommen haben und in welche Richtung wir weitergehen möchten, zeigen wir im vorliegenden Bericht auf. Das Jahr 2020 machte klar, dass es auch unter erschwerten Bedingungen möglich ist, die notwendige globale Wende zu Nachhaltigkeit voranzutreiben. Dies spornt uns an, unsere Ziele mit Nachdruck weiterzuverfolgen. Dominik Scheck Stephan R. Scharrer Emma Farrell Leiter ESG Active Ownership Active Ownership Credit Suisse Asset Management Active Ownership Bericht 2020 6/37
1 Einführung Auch wenn wir alle im vergangenen Jahr stark mit genannten Business-Conduct-Ausschlüsse den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie erarbeitet, das heisst ein Regelwerk für den beschäftigt waren, rückten Nachhaltigkeitsthemen ereignisbezogenen Ausschluss von Unternehmen wie die Klimaerwärmung, der Verlust an Biodiver- aufsetzt, die in hochkontroverse Geschäftsaktivitä- sität und soziale Ungleichheit nur zeitweilig in den ten verwickelt sind. Darüber hinaus begannen wir, Hintergrund. Tatsächlich hat die rasche globale Nachhaltigkeitskriterien nochmals deutlich stärker Ausbreitung des Virus diesbezüglich System- in unseren Anlageprozess einzubinden, um schwächen aufgedeckt und die Aufmerksamkeit nachhaltigkeitsbezogene Chancen und Risiken bei für ESG-bezogene Themen gefördert. Aus diesem der Auswahl von Sektoren und Wertpapieren noch Grund setzte Credit Suisse Asset Management die systematischer zu berücksichtigen. Reise in Richtung Nachhaltigkeit dezidiert fort. In unserem Bestreben, mittelfristig den Grossteil Unser Ziel ist es, einer der führenden Anbieter unserer aktiv verwalteten Fonds auf Nachhaltig- nachhaltiger Anlagelösungen auf der Aktiv- und keit umzustellen und unser Angebot durch die Passivseite unserer Fondspalette zu werden. Zur Lancierung weiterer nachhaltiger Produkte Erreichung dieses Ziels setzen wir neben der abzurunden, erreichten wir wichtige Meilensteine. Integration von ESG-Kriterien in die Investitions- Beispielsweise machten wir mit der Environmen- prozesse unverändert auf zwei wichtige Pfeiler tal-Impact-Equity-Strategie einen weiteren Schritt unserer Nachhaltigkeitsstrategie: erstens auf in Richtung Impact Investing. Diese Strategie Proxy Voting, also die Stimmrechtsausübung für stiess auf ein sehr erfreuliches Anlegerinteresse, die in unseren Fonds gehaltenen Aktien, und ein Zeichen für die grosse Bedeutung des zweitens auf den Dialog mit Unternehmen, das Themas Umwelt und Nachhaltigkeit im heutigen sogenannte Engagement, und dies nicht nur für Portfoliokontext. Bei den passiv verwalteten unsere ESG-Fonds, sondern für die breite Fonds kamen einige neue nachhaltige Anlagestra- Produktpalette. Im Auftrag unserer Kunden halten tegien hinzu, um Lücken im Angebot zu schlie- wir teils signifikante Beteiligungen an diversen ssen oder bestehende Produkte zu ergänzen. Unternehmen, die wir im Rahmen unseres Produktangebots eingehen. Dies ermöglicht uns Im Laufe des Jahres 2020 bauten wir unser eine Einwirkung auf die Entscheidungsträger der Credit Suisse Sustainable Investment Framework entsprechenden Unternehmen, entweder durch aus und optimierten es. Beispielsweise führten wir die stellvertretende Ausübung der Stimmrechte zu Beginn des zweiten Halbjahrs überarbeitete unserer Kunden an den Generalversammlungen Ausschlusskriterien ein und etablierten zusammen (Proxy Voting) oder durch einen fortlaufenden Dia- mit anderen Geschäftsbereichen der Credit Suisse log auf höchster Management-Ebene (Engage- Gruppe ein eigenständiges Komitee, das die so ment). Credit Suisse Asset Management Active Ownership Bericht 2020 7/37
Proxy Voting und Engagement: Unser Ansatz Das oberste Ziel unserer Active Ownership besteht darin, den Wert der Unternehmen, in die wir investiert sind, zu erhalten und zu steigern. Wir sind überzeugt, dass dazu nachhaltigkeitsbezogene Risiken und Chancen zur Sprache gebracht werden sollten. Um diesbezüglich eine positive Verän- derung zu bewirken, nehmen wir auf zwei Ebenen Einfluss auf die Geschäftstätigkeiten der Unter- nehmen: erstens durch Proxy Voting, also die treuhänderische Ausübung unserer Stimmrechte an Generalversammlungen, und zweitens durch aktive Mitwirkung, das heisst den kontinuierlichen Dialog mit den Unternehmen, indem wir unternehmensspezifische Schwächen und Möglichkeiten im ESG-Bereich aufzeigen, Ziele vereinbaren und deren Einhaltung überprüfen. Mittlerweile vertreten wir unsere Anlagekunden auf nationaler und internationaler Ebene jedes Jahr an zahlrei- chen Generalversammlungen und führen zunehmend Gespräche mit den Mitgliedern der Verwal- tungsräte und Geschäftsleitungen. Unabhängig von regionalen und kulturellen Unterschieden, die sich in den Geschäftspraktiken widerspiegeln, wenden wir zum Beispiel sechs Standardkriterien an, um die Corporate Governance eines Unternehmens zu beurteilen: ȷȷ Zusammensetzung und Unabhängigkeit des Verwaltungsrats ȷȷ Management und Geschäftsleitung ȷȷ Vergütung (System und Betrag) ȷȷ Kapitalstruktur ȷȷ Aktionärsrechte ȷȷ Aktionärsanträge Neben der Corporate Governance besprechen wir mit den Unternehmen im Rahmen unseres Engagements vermehrt ökologische oder soziale Themen, die typischerweise sektor- oder unter- nehmensspezifisch sind. Credit Suisse Asset Management Active Ownership Bericht 2020 8/37
2 Proxy Voting 2020 war das erste volle Jahr unter der neu Unser Fokus und unsere wichtigsten Forderun- gefassten EU-Aktionärsrechterichtlinie 2017/828 gen lagen neben anderen Themen weiterhin auf (Shareholder Rights Directive, SRD II). Diese den folgenden Aspekten: bringt eine Stärkung der Aktionärsrechte und legt neue Anforderungen für Intermediäre, ȷȷ Vergütung der Führungskräfte institutionelle Anleger, Vermögensverwalter und Für uns zentral ist die Strukturierung der Stimmrechtsberater fest. Zudem wurde die Vergütung der Geschäftsleitung. Ein attraktives Vergütungspolitik für die Verwaltungsratsmitglie- Vergütungssystem ist notwendig, um die der neu definiert, sodass die Aktionäre nun über Führungskräfte zu halten und zu motivieren. ein verbindliches Mitspracherecht verfügen. Die Hierbei gilt es aber, die langfristigen Interessen EU-Richtlinie ist noch nicht vollständig in alle der Stakeholder, insbesondere der Geschäfts- nationalen Gesetze eingeflossen, aber erste leitung und Investoren, kongruent auszugestal- Verbesserungen sind bereits spürbar. Auch ten. Der Fokus liegt stark auf der aufgeschobe- bedarf es noch deutlicher Fortschritte in der nen Langfristvergütung, dem so genannten gesamten Wertschöpfungskette – so unterliegen Long-Term-Incentive-Plan (LTIP). Dieser Plan zum Beispiel die Depotbanken und Emittenten ist für uns ein zwingendes Element, worüber die erst seit September 2020 dieser Direktive. Mehrheit der Unternehmen, an denen wir Beteiligungen halten, auch verfügt. Mit Unter- Basierend auf unserer proprietären EU Proxy nehmen, an denen wir grössere Beteiligungen Voting Policy delegierten wir im letzten Jahr im für unsere Anleger halten und die über keinen Vergleich zu 2019 einen deutlich höheren Anteil solchen Plan verfügen, traten wir 2020 in einen unserer Stimmen auf den jeweiligen Generalver- Dialog. Mehr dazu erfahren Sie im Unterkapitel sammlungen. Gleichzeitig bauten wir unsere 3.1.1. Bei den Vergütungsberichten stellten wir Abdeckung ausserhalb der Schweiz substanziell weitere Fortschritte fest, nicht nur in der aus. Die wichtigen Länder waren dabei Grossbri- Schweiz, sondern europaweit. Dank der tannien, Deutschland, Frankreich und die verbesserten Transparenz und Offenlegung Niederlande. Insgesamt delegierten wir unsere konnten wir tiefere Einblicke gewinnen. Als Stimmen auf 493 ordentlichen und ausseror- Stakeholder haben wir die treuhänderische dentlichen Generalversammlungen. Im vergange- Pflicht, die absolute Vergütung, die Vergütungs- nen Jahr vertieften wir zudem die Zusammenar- budgets und/oder Vergütungssysteme per se in beit mit Institutional Shareholder Services Inc. einer wachsenden Zahl von Ländern zu (ISS), unserem Partner für Proxy Voting, und genehmigen. Wir nehmen diese Pflicht mit der setzten diese Plattform entsprechend breiter ein. gebotenen Sorgfalt wahr und analysieren die Vergütungsberichte entsprechend detailgenau. Credit Suisse Asset Management Active Ownership Bericht 2020 9/37
ȷȷ Unabhängigkeit des Verwaltungsrats sowie des Audit- und Kompensations- Proxy Voting nach Ländern komitees Wir erachten es als unsere treuhänderische Pflicht, für die Unabhängigkeit der vorgenann- 15,2 % ten Gremien zu sorgen. Ein unabhängiger 3,5 % Verwaltungsrat trägt entscheidend zum wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens 6,0 % 45,1 % bei. Geschäftsstrategien werden heute 6,4 % weitaus häufiger angepasst als noch vor 10,5 % einigen Jahren, daher kommt es auf Ebene der Geschäftsleitung (CEO, CFO usw.) öfter 13,4 % zu personellen Wechseln als früher. Die Unabhängigkeit des Verwaltungsrats ist ein wichtiger Schutz gegen allfällige Fehlentwick- Schweiz Grossbritannien lungen in diesem Bereich. Deutschland Frankreich ȷȷ Kapitalmassnahmen Niederlande Kapitalerhöhungen stehen wir kritisch gegen- Italien Andere über, wenn das Bezugsrecht der Altaktionäre ausgeschlossen werden kann. Hierbei senkten wir den Schwellenwert auf 10 %, was wir für Eine Analyse nach Sektoren zeigt auf, dass wir die Schweiz und Europa als aktuellen Best- bei Industriegesellschaften mit 19,0 % die Practice-Wert erachten. meisten unserer Stimmrechte delegierten, 2.1 Proxy Voting nach Ländern gefolgt von Finanzinstituten (16,1 %) und und Sektoren Immobilienunternehmen (11,3 %). Auch im Im Jahr 2020 delegierten wir für unsere Fonds Gesundheitswesen (11,1 %) liegen wir noch im das Stimmrecht auf insgesamt 493 Generalver- zweistelligen Bereich. sammlungen. Die Schweiz blieb mit 45,1 % der vertretenen Stimmen unser wichtigstes Land, gefolgt von Grossbritannien (13,4 %), Deutsch- land (10,5 %), Frankreich (6,4 %) und den Niederlanden (6,0 %). In der Schweiz erreichten wir eine Abdeckung von insgesamt 94,0 %, gefolgt von Deutschland mit 30,7 %. Credit Suisse Asset Management Active Ownership Bericht 2020 10/37
Proxy Voting nach Sektoren 19,0 % 11,3 % 8,8 % 7,1 % 6,9 % Industrie Immobilien Informations- Kommuni- Basis- technologie kation konsumgüter 16,1 % 11,1 % 8,4 % 6,7 % 4,6 % Gesundheitswesen Diskretionäre Finanzwesen Rohstoffe Andere Konsumgüter Betrachtet man unser Abstimmungsverhalten 2.2 Vergütungen insgesamt, unterstützten wir 77,0 % aller Anträ- Die SRD II zwingt Unternehmen, Vergütungs- ge, bei 21,3 % stimmten wir dagegen, und bei themen von den Aktionären bewilligen zu lassen. lediglich 1,7 % enthielten wir uns der Stimme. Deren Umsetzung im jeweiligen nationalen Recht sieht sehr unterschiedlich aus, und die Vorge- hensweisen sind äusserst uneinheitlich. So Unser Abstimmungsverhalten gelangen absolute Vergütungen im Nachhinein oder als Budget zur Abstimmung, oder Vergü- 1,7 % tungssysteme als Ganzes, wobei diese dann teilweise für mehrere Jahre gelten. Auch wurden 21,3 % noch nicht alle Gesetze in Kraft gesetzt. Wir sind aber grundsätzlich mit der Entwicklung zufrieden, auch wenn unseres Erachtens zum Teil einfachere 77,0 % Lösungen möglich gewesen wären. Wir stellen zwar hohe Anforderungen an die Vergütungspolitik, orientieren uns aber an erreich- baren Zielen und beobachten, dass eine beachtli- Zustimmung Ablehnung che Anzahl an Unternehmen diesbezüglich solide Enthaltung Standards setzt und diese auch seit Jahren einhält. Über alle Vergütungen gesehen stimmten wir im Credit Suisse Asset Management Active Ownership Bericht 2020 11/37
Durchschnitt bei 53,5 % zu, gehen aber gleichzeitig Ausklammerung interner «Sondereinflüsse in der davon aus, dass dieser Wert in den kommenden Gewinn- und Verlustrechnung» (z. B. Restruktu- Jahren steigen wird. rierungen) gegenüber. Viele dieser «Sonderein- flüsse» treten in einem Geschäftszyklus mehr- mals auf und sind deshalb aus langfristiger Optik Unser Abstimmungsverhalten als Standardposten einzustufen. Entsprechend sind wir der Meinung, dass alle Stakeholder 2,5 % einen Teil der Verantwortung dafür übernehmen sollen. 44,0 % Erfreulich ist, dass sich die Aktienengagements 53,5 % der Verwaltungsräte und Geschäftsleitungen graduell verbessert haben. Trotzdem gibt es nach wie vor Vertreter, die sehr zaghaft an den Unternehmen beteiligt sind, für die sie eine namhafte Verantwortung tragen. Als persönliches Zustimmung Engagement erwarten wir unverändert ein Ablehnung Enthaltung einfaches bis doppeltes Basissalär, je nach Funktion. Wenn die Unternehmen kein (un-)verbindliches Die Ausgestaltung der Vergütungsthemen und Votum über den Vergütungsbericht erlauben, somit die Abstimmungen darüber sind sehr werden wir wie bisher über das nächstgeeignete unterschiedlich. Auf die häufigsten Formen gehen Traktandum abstimmen, um unsere Bedenken wir nun im Detail ein. zum Ausdruck zu bringen. 2.2.1 Abstimmung über Vergütungsberichte Im Jahr 2020 konnten wir nur rund die Hälfte In der Schweiz ist diese Abstimmung rechtlich der Vergütungsberichte unterstützen. Ein nicht bindend, während dies in anderen europäi- Vergleich mit dem Vorjahr ist nur beschränkt schen Ländern teilweise der Fall ist. Auf unserem aussagekräftig, da der Fokus damals stark auf Heimmarkt erachten wir dieses Traktandum als die Schweiz gerichtet war, während Europa im Standard und Zeichen einer Good Corporate letzten Jahr substanziell an Gewicht gewann. Governance, wobei es im Small- und Mid-Cap- Insgesamt stufen wir die Entwicklung als stabil Segment Unternehmen gibt, die nach wie vor ein. Im letzten Jahr nahmen sowohl die zustim- darauf verzichten. Das Traktandum umfasst menden als auch die ablehnenden Voten etwas mehrere Aspekte, etwa die absolute Vergütung, zu (auf 50,4 bzw. 46,5 %). Reduzieren konnten aber auch die Struktur des Vergütungssystems wir die Stimmenthaltung (auf 3,1 %), womit wir per se. Unverändert kritisch stehen wir der klarer Stellung bezogen. Credit Suisse Asset Management Active Ownership Bericht 2020 12/37
Abstimmung über Vergütungsberichte Abstimmung über Vergütungssysteme 60,0 % 3,2 % 50,0 % 40,0 % 30,0 % 39,2 % 57,5 % 20,0 % 10,0 % 0,0 % Zustimmung Ablehnung Enthaltung Zustimmung 2019 Ablehnung 2020 Enthaltung 2.2.2 Vergütungssysteme 2.2.3 Vergütungen der Verwaltungsräte In Europa sind aufgrund der SRD II vermehrt Dieses Traktandum bezieht sich fast aus- verbindliche Abstimmungen zu den Vergütungs- schliesslich auf die Schweiz. Die meisten systemen an der Tagesordnung. Diese müssen diesbezüglichen Abstimmungen sind ex ante, nicht jedes Jahr neu bewilligt werden, sondern das heisst, sie betreffen das Budget, entweder gelten über einen mittelfristigen Zeitraum. Die bis zur nächsten ordentlichen Generalversamm- Regelung unterscheidet sich dabei je nach der lung oder für das nächste Kalenderjahr. Die jeweiligen nationalen Gesetzgebung. Vergleichbarkeit zum Vorjahr ist gut, auch zeigt sich eine stabile Entwicklung. Im letzten Jahr Grundsätzlich achten wir bei diesen Abstim- konnten wir 57,4 % der Anträge gutheissen, mungen darauf, dass die Vergütungssysteme was einem im Vergleich zu 2019 marginal transparent und nachvollziehbar sind und die tieferen Niveau entspricht. Der leicht rückläufi- Schlüssel- und Messgrössen von vornherein ge Trend setzte sich damit fort. bekannt sind. Gelangt als Messgrösse der relative Aktienkurs in Relation zu einer Ver- gleichsgruppe (Peergruppe) zum Einsatz, müssen auch die Unternehmen, die dieser Vergleichsgruppe zugerechnet werden, vollstän- dig transparent genannt sein. Ferner achten wir beim LTIP strikt auf ein mindestens dreijähriges Cliff Vesting. Bei diesen Beschlüssen konnten wir 57,5 % aller Anträge unterstützen. Credit Suisse Asset Management Active Ownership Bericht 2020 13/37
Engagement im Dialog mit ausgewählten Abstimmung über Vergütungen der Unternehmen aufzunehmen (siehe auch 4.2.1, Verwaltungsräte Ausblick Governance). 70,0 % 60,0 % Abstimmung über Vergütungen 50,0 % der Geschäftsleitungen 40,0 % 30,0 % 0,3 % 20,0 % 10,0 % 0,0 % 58,1 % Zustimmung Ablehnung Enthaltung 41,6 % 2019 2020 2.2.4 Vergütungen der Geschäftsleitungen Zustimmung Ablehnung Weniger erfreulich präsentiert sich das Bild bei Enthaltung den effektiven Vergütungen der Geschäftsleitun- gen. Hier sahen wir die weiter oben genannten Anforderungen (siehe auch 2.2.2, Vergütungs- 2.3 Wahlen systeme) nicht erfüllt, und/oder die Wachstums- Unser Fokus bei Wahlen in den Verwaltungsrat raten gegenüber dem Vorjahr lagen über unserem liegt einerseits auf der Unabhängigkeit des zulässigen Grenzwert. Gesamtgremiums, des Audit- und Vergütungs- ausschusses, und andererseits auf dem Over- Letztes Jahr lehnten wir fast drei von fünf Vor- boarding. Dieses liegt vor, wenn ein Verwal- schlägen zur Vergütung der Geschäftsleitung ab. tungsratsmitglied eine übermässige Anzahl an Obwohl wir das Thema zum ersten Mal im Mandaten ausübt. In der Schweiz wenden wir europäischen Kontext abdeckten, stellten wir einen eine strengere Definition des Overboarding an, deutlichen Rückgang unserer Zustimmung als economiesuisse, der Dachverband der gegenüber dem Vorjahr fest. Schweizer Wirtschaft, dies derzeit empfiehlt. Wir sind der Ansicht, dass Verwaltungsratsmitglieder Wir nahmen das Thema Vergütungen auch im ein anspruchsvolles und komplexes Arbeits- thematischen Engagement auf. Insbesondre der pensum bewältigen müssen. Sie sollen ihren LTIP ist für uns ein zentraler Aspekt (siehe auch Verantwortlichkeiten in unerwarteten Problem- 3.1.1, Engagement Corporate Governance). Es phasen die angemessene Aufmerksamkeit drängt sich jedoch auch in Zukunft auf, das widmen können. Thema Vergütungssysteme und -budgets als Credit Suisse Asset Management Active Ownership Bericht 2020 14/37
Wir unterstützten über sämtliche Wahlen hinweg Unternehmen aufnehmen (siehe auch 4.2.1, 81,0 % der Anträge und lehnten 17,4 % ab. Ausblick Governance). 2.4 Statutenänderungen und Kapitalmass- Abstimmung über Wahlen in nahmen den Verwaltungsrat Unter diesen Punkt fallen Routinegeschäfte wie Statutenänderungen, Aktienrückkaufsprogram- 1,6 % me, Kapitalherabsetzungen und genehmigte 17,4 % Kapitalerhöhungen. Viele dieser Traktanden sind unkritisch, und entsprechend hoch fiel unsere Zustimmung aus: Wir unterstützten drei von vier Anträgen. 81,0 % Abstimmung über Statutenänderungen und Zustimmung Kapitalmassnahmen Ablehnung Enthaltung 0,7 % 24,0 % Die Schweiz schnitt dabei etwas günstiger ab als die anderen europäischen Länder. Im Inland unterstützten wir 82,2 % der vorgeschlagenen 75,3 % Personen, während die Bewilligungsquote im Ausland bei 77,8 % lag. Zustimmung In der Schweiz sind die Mitglieder des Vergü- Ablehnung tungsausschusses separat zu wählen. Aufgrund Enthaltung der Tatsache, dass die geforderte mehrheitliche Unabhängigkeit dieses Gremiums nicht in jedem Fall gegeben war, konnten wir nur 72,3 % der Kritischer stimmten uns genehmigte und/oder zur Wahl vorgeschlagenen Personen unterstüt- bedingte Kapitalerhöhungen, das heisst die zen. Mit anderen Worten lehnten wir mehr als Ausgabe von neuen Aktien ohne Wahrung der jeden vierten Antrag ab. Diese Tatsache ist für Bezugsrechte der Altaktionäre. Sie bewirken uns unbefriedigend, und es besteht Handlungs- eine Verwässerung der bisherigen Anteile, was bedarf. Wir werden daher im Jahr 2021 auch zu es zu begrenzen gilt. Wir verstehen, dass diese diesem Thema den Dialog mit verschiedenen Art der Finanzierung für die Unternehmen Credit Suisse Asset Management Active Ownership Bericht 2020 15/37
aufgrund der Einfachheit und Schnelligkeit sehr 2.5 Credit Suisse Asset Management attraktiv sein kann. Sie kann jedoch unsere CH & EMEA Stimmrechtsausschuss und fiduziarische Pflicht zumindest teilweise unterlau- Proxy Voting Committee fen. Aktuell erlauben wir eine Verwässerung von Anfang 2020 wurde ein interner Stimmrechts- maximal 10 % über einen Zeithorizont von ausschuss ins Leben gerufen. Er ist mit hoch- mindestens zwei Jahren hinweg. Im vergangenen qualifizierten Experten aus den Asset-Manage- Jahr lehnten wir daher 52,4 % aller Anträge zu ment-Bereichen General Counsel/Legal, diesem Thema ab. Tendenziell stellten wir eine Compliance, Risk, Portfoliomanagement und Verbesserung fest – so wird die 10 %-Grenze ESG besetzt. Einerseits entscheidet dieses immer mehr respektiert, bzw. sie entwickelt sich Gremium über begründete Einzelabweichungen zur Best Practice. Es gibt jedoch einzelne von unserer Stimmrechtsmethodologie, anderer- Sektoren, die diesen Grenzwert weiterhin seits befindet es über Eskalationsfälle. Letztere substanziell überschreiten. sind Fälle, bei denen Portfoliomanager der von uns verwalteten Fonds zu einer abweichenden Einschätzung kommen als die Verantwortlichen Abstimmung über genehmigte und/oder für Active Ownership und keine einvernehmliche bedingte Kapitalerhöhungen Lösung erreicht wird. Das Gremium vermittelt mit dem Ziel, einen Kompromiss zu erreichen, 0,5 % weshalb es sinnvoll ist, im begründeten Einzelfall vom Regelwerk abzuweichen. Die Sichtweise beruht dabei stets auf unserer fiduziarischen Pflicht zur ausschliesslichen Wahrung der 52,4 % Interessen unserer Anleger. 47,1 % Das Gremium befindet auch über Erweiterungen unserer Stimmrechtsmethodologie, die wir jährlich vornehmen, um die aktuellen Corporate- Governance-Entwicklungen im Regelwerk zu Zustimmung reflektieren. Diese Anpassungen werden auch Ablehnung mit allen internen Stakeholdern besprochen, Enthaltung bevor sie in Kraft gesetzt werden. Credit Suisse Asset Management Active Ownership Bericht 2020 16/37
3 Engagement Für uns bedeutet Nachhaltigkeit mehr als die letzten Jahr als ESG-Team 147 ESG-Engage- triviale Entscheidung darüber, ob ein Unterneh- ments bzw. -Dialoge durch, teils in Zusammenar- men einen starren Kriterienkatalog erfüllt oder beit mit den jeweiligen Portfoliomanagern. nicht. Im Rahmen eines proaktiven Ansatzes und konstruktiven Dialogs möchten wir es insbesonde- Unser Engagement unterteilen wir in folgende re auch dazu motivieren, seine nachhaltigkeitsbe- vier Kategorien: zogenen Aktivitäten zu intensivieren. Zum einen kommt dieses Engagement mittel- bis langfristig ȷȷ Thematisches Engagement der Umwelt und der Gesellschaft zugute, zum Im Rahmen unserer ESG-Initiativen und anderen reduzieren sich dadurch die Anlagerisiken thematischen Schwerpunkte identifizieren wir in unseren Portfolios mit entsprechenden positiven Unternehmen, bei denen wir Handlungsbedarf Auswirkungen auf die Anlageerträge. Zu diesem sehen, und treten mit ihnen in den Dialog. Zweck arbeiten unsere ESG-Experten eng mit den Portfoliomanagern zusammen. Sie erstellen ȷȷ Individuelles Engagement gemeinsam einen Anforderungskatalog, der als Unser Fokus liegt auf unternehmens- Grundlage für die Zielvereinbarung mit den spezifischen Themen. Unternehmen dient, und überwachen die Erfüllung der vereinbarten Ziele. ȷȷ Mit Proxy Voting verbundenes Engagement Jedes Engagement basiert per Definition auf der Proxy Voting ist keine isolierte Massnahme, Interaktion mit den Verantwortlichen der Gegen- sondern geht mit einem sorgfältig geplanten partei. 2020 waren unsere Dialoge bis auf Engagement einher. wenige Ausnahmen Einzelgespräche, die wir mit Verwaltungsratspräsidenten, dem Vorsitz der ȷȷ Engagement im politischen Bereich Vergütungsausschüsse und/oder mit Investor Wir beteiligen uns an branchenweiten Relations führten. Insgesamt führten wir im Bemühungen, um den Bankensektor oder die regulatorischen Rahmenbedingungen zu beeinflussen. Credit Suisse Asset Management Active Ownership Bericht 2020 17/37
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3.1 Thematisches Engagement 30 Unternehmen. Ursprünglich akzeptierten 29 Unser thematisches Engagement gilt stets den davon unsere Anfrage und stellten entsprechen- Unternehmen, in denen wir für unsere Kunden de Termine in Aussicht. Eine Anfrage wurde namhaft investiert sind. Dies betrifft nicht nur gleich zu Beginn durch den Verwaltungsratsprä- Aktienengagements, sondern auch Anlagen in sidenten abschlägig beantwortet. Eine ursprüng- Anleihen. Dabei machen wir keinen Unterschied liche Zusage wurde aufgrund der fortwährenden zwischen aktiv und passiv verwalteten Fonds. Die umfangreichen Restrukturierung und des Grösse unserer Investments erlaubt es uns, die späteren Einstiegs eines neuen Ankeraktionärs Dialoge mit den obersten Verantwortlichen der nachträglich abgesagt. Eine Zusage verschoben Unternehmen zu führen. Insgesamt führten wir wir in das Jahr 2021, da es bei dem betreffen- im Jahr 2020 51 thematische Engagements den Unternehmen zu Verwerfungen in der durch. Geschäftsleitung kam. Letztlich konnten wir 27 Engagements bis Mitte des vierten Quartals 3.1.1 Corporate Governance: 2020 erfolgreich tätigen. Wir verfolgen die Vergütungsstruktur der Geschäftsleitungen Entwicklung der einzelnen Unternehmen weiter. und der Verwaltungsräte Basierend auf unserer Stimmrechtsausübung im Jahr 2019 und in der Hauptsaison 2020 galt Engagements im Jahr 2020 unser Augenmerk den Unternehmen, die über keinen soliden langfristigen Anreizplan für ihre 6,7 % Geschäftsleitung verfügten, diesen nicht auf aus- 3,3 % schliesslich messbaren Zielen stützten (keine zeitliche Anwartschaft), keine dreijährige Sperr- frist aufwiesen oder die Finanzierung dieser Pläne nicht nachhaltig sicherstellen konnten. Kritisch beurteilten wir auch Bemessungen, 90,0 % welche Sondereinflüsse ausschliessen, aber eigentlich Teil eines normalen Geschäftszyklus darstellen. Ebenfalls tolerierten wir keine variable Vergütung, insbesondere keine Optionen für den Verwaltungsrat. Getätigte Engagements Akzeptierte Engagements Zurückgewiesene Engagements Zu Beginn des dritten Quartals 2020 identifizier- ten wir knapp 40 schweizerische und europäi- sche Unternehmen, die wir für ein Engagement in Betracht zogen. Im Sinne einer gewissen Fokussierung begrenzten wir die Auswahl auf Credit Suisse Asset Management Active Ownership Bericht 2020 19/37
In 19 Fällen diskutierten wir unsere Anliegen Performancemessung. Bei einer geringen mit dem Verwaltungsratspräsidenten oder mit Anzahl von Unternehmen wurde uns signalisiert, dem/der Vorsitzenden des Vergütungsaus- dass sich dieser Punkt in Überarbeitung schusses des Verwaltungsrats. In den anderen befindet. Das Feedback der Mehrheit war Fällen waren die Generalsekretärin des Verwal- jedoch, dass wir hier zu restriktiv seien, die tungsrats und/oder Spezialisten von Human Messlatte zu hoch ansetzten und dass die Resources und Investor Relations unsere Einführung solcher Pläne die Kompensationen Gesprächspartner. Trotz der Pandemie konnten nach oben treiben würde. acht Treffen in der Schweiz persönlich stattfin- den, unter Wahrung aller Sicherheitsauflagen. Wir verstehen solche Bedenken und teilen sie auch ein Stück weit. Gleichzeitig ist es eine Ausserdem führten wir einen Dialog mit Tatsache, dass eine Mehrheit der Mid Caps und economiesuisse. Gegenstand der Gespräche vermehrt auch grössere Small Caps den LTIP war der Swiss Code of Best Practice for eingeführt haben. Selbst Unternehmen mit Corporate Governance. Die Diskussion war starken Ankeraktionären haben diesen Wechsel bewusst breit gefasst, beispielsweise kamen schon vollzogen. Wir stellen also fest, dass sich Themen wie die Unabhängigkeit des Verwal- diese performancebasierten Pläne weiter tungsrats oder Overboarding zur Sprache, aber durchsetzen. Zahlreiche Diskussionen mit auch die erwähnten Kompensationsthemen unseren Stakeholdern und Vertretern anderer waren Gegenstand des Austauschs. Unternehmen bestätigen unsere Meinung, dass der LTIP Best Practice entspricht. Zusammenfassend können wir sagen, dass wir bei einer knappen Mehrheit der Gesprächspart- Wir werden die Entwicklung im Jahr 2021 mit ner mit unseren Erwartungen auf Zustimmung Aufmerksamkeit weiterverfolgen. Im Rahmen stiessen. Wir identifizierten zwei Gruppen, bei der Berichterstattung in den Geschäfts- und denen die Skepsis überwog. Zum einen betrifft Vergütungsberichten werden wir Änderungen dies die Biotech-Branche, wo langfristige hinsichtlich der performancebasierten Vergütung Vergütungen nach wie vor stark auf Aktienop- in Erfahrung bringen. Auch werden wir den tionen basieren, welche oft eine Sperrfrist von Dialog zu diesem Thema fortführen. Wir weniger als drei Jahren aufweisen. Der Sektor verfolgen mittel- bis längerfristige Ziele. Dem- ist auch stark auf die USA fokussiert, wo entsprechend begleiten wir Unternehmen in der performancebasierte Langfristvergütungen nur Regel über einen längeren Zeitraum, in dem wir teilweise existieren. Zum anderen sahen wir bei die Zielerreichung regelmässig überprüfen und einigen wenigen Small und Mid Caps, dass kein einen Dialog aufrechterhalten, um mit Nach- LTIP im eigentlichen Sinn besteht. In fast allen druck auf die Zielerreichung hinzuwirken (siehe Fällen existiert zwar eine variable Vergütung, die auch 4.2.1, Ausblick Governance). in Form von Aktien mit dreijähriger Sperrfrist aufgeschoben wird. Was jedoch fehlt, ist die Credit Suisse Asset Management Active Ownership Bericht 2020 20/37
3.1.2 Umwelt: Klimawandel und börsenko- denen wir im Dialog standen, dass sie ihre Nach- tierte Immobilienunternehmen haltigkeitsstrategien fortsetzen und manchmal In einem sich schnell wandelnden Umfeld steht sogar beschleunigen und intensivieren konnten. Nachhaltigkeit an oberster Stelle der Agenden Nachhaltigkeit in Bezug auf ökologische, soziale des Immobiliensektors. In Europa entfallen 40 % und Governance-Aspekte hat sich in Krisenzeiten des Primärenergieverbrauchs und 30 % der als erfolgreicher Ansatz erwiesen. Zudem lernten CO2-Emissionen auf bestehende Gebäude und die Unternehmen schnell, ihre Arbeitsplätze Liegenschaften.1 Wie bereits im letzten Active anzupassen, um ihre Bauprojekte erfolgreich Ownership Bericht erwähnt, hatten sich die auszuführen und zu realisieren. Sie erkannten börsenkotierten Immobilienunternehmen, mit auch, dass das Homeoffice und flexible Arbeits- denen wir im Dialog stehen, bereits mit Belan- orte bald zur neuen Normalität gehörten. Einige gen im Zusammenhang mit dem Klimawandel Unternehmen nahmen sogar Co-Working-Büros auseinandergesetzt. Die meisten waren dabei, in ihre Geschäftspläne für Wohnbauten auf. ihre Umweltziele umzusetzen. Im letzten Jahr blieb das Engagement-Universum gegenüber Beispielsweise plant HIAG im Kanton Zug dem Vorjahr unverändert, das heisst, es umfass- integrierte Homeoffice-Konzepte in Wohnbauten te die zehn börsenkotierten Immobiliengesell- und will künftig die Co-Working-Initiative von schaften in Deutschland, der Schweiz und VillageOffice unterstützen.2 VillageOffice und Grossbritannien, die in einem oder mehreren der HIAG wollen zusammen einen 100 Quadratme- Segmente Industrie-, Wohn-, Büro- und ter grossen Arbeitsraum entwickeln, um den Logistikimmobilien tätig sind. Leider konnten wir persönlichen Austausch zwischen den Men- wegen der COVID-19-Pandemie die Unterneh- schen, die im Homeoffice arbeiten, zu fördern men nicht persönlich besuchen. Der Dialog und eine Community zu bilden, auf die sich die wurde per Telefonkonferenz oder Zoom gepflegt. Menschen in der Nähe ihres Wohnorts stützen können. In Deutschland spürten die Unterneh- 3.1.2.1 Auswirkungen der COVID-19- men, mit denen wir sprachen, aufgrund der Art Pandemie ihres Geschäfts, des soliden Sozialsystems und Obwohl die Pandemie sich auf sämtliche des staatlichen Mieterschutzes kaum Auswirkun- Unternehmen auswirkte, berichteten alle gen der Pandemie. börsenkotierten Immobilienunternehmen, mit 1 Quelle: University of Cambridge, Centre for Sustainable Development (2020) 2 Quelle: startupticker.ch/en/news/october-2016/hiag-immobilien-unterstutzt-coworking-initiative Credit Suisse Asset Management Active Ownership Bericht 2020 21/37
Das höchste Holzhochhaus der Schweiz3 Auf einem Areal in Risch-Rotkreuz entsteht das höchste Holzhochhaus der Schweiz. Das 60 Meter hohe, 100’000 Quadratmeter grosse Gebäude nimmt eine Vorreiterrolle ein und wird von der Zug Estates Holding AG errichtet, einem Immobilienunternehmen, mit dem wir im Rahmen unseres Engagements im Dialog stehen. Ziel des Energiekonzepts ist ein komplett CO2-freies Quartier. Die Holzbauweise des Gebäudes passt perfekt zu diesem Ziel. Holz hat im Vergleich zu anderen Baustoffen einen geringen Kohlendioxid-Ausstoss und wirkt sich positiv auf die Ökobilanz des Quartiers aus. Zu den weiteren Vorteilen zählen ein hohes Bautempo, ein einfacher Rückbau sowie schall- und wärmedämmende Eigenschaften. Neben dem Holzhochhaus wird auch ein Gartenhochhaus mit seinen in die Fassade integrierten Pflanzen für eine positive Ökobilanz im Quartier sorgen. Einige der aktuellen Ziele von Unternehmen, mit denen wir im Dialog stehen Es überrascht kaum jemanden, dass das gemeinsame Ziel Klimaneutralität heisst. Eines der von uns verfolgten Unternehmen, das grosse Lagerhallen in Grossbritannien betreibt, hat seit 2018 seine CO2-Emissionen bereits um 40 % reduziert. Es geht davon aus, dass es sie bis 2025 um weitere 40 % senken kann. Andere Konzerne haben sich zum Ziel gesetzt, in den kommenden fünf bis zehn Jahren Netto-Null-Emissionen (oder beinahe) zu erreichen. Diese Vorgaben entspre- chen etwa den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDG), den Anstieg der Erdtemperatur bis 2030 auf deutlich unter 2 Grad zu drücken. Die meisten Unternehmen wollen dieses Ziel erreichen, indem sie von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien als Hauptenergiequelle für ihre Liegenschaften umsteigen. Die Verknüpfung von Nachhaltigkeitskennzahlen mit der Vergütung der Mitglieder der Unternehmensleitung, nachhalti- gere Baustoffe und ein klarerer Fokus auf die Artenvielfalt zählen ebenfalls zu den gemeinsamen Zielen, die von den meisten Unternehmen angestrebt werden. Des Weiteren beobachten wir eine verstärkte Akzeptanz wissenschaftlich fundierter Ansätze, was bedeutet, dass die Unternehmen ihren Schwerpunkt auf Bereiche verlagern, auf die sie direkte Auswirkungen haben. Mit anderen Worten richten sie ihr Geschäft und ihre Nachhaltigkeitsstrategie an den Erkenntnissen aus der Umweltforschung aus. Wir verfolgen die konkreten Zielsetzungen der Unternehmen und stehen mit ihnen im regelmässigen Dialog, um auf die zeitnahe Zielerreichung hinzuwirken. 3 Quelle: zugestates.ch/fileadmin/user_upload/redakteure/pdf/medienberichte/180311_immoInvest_ Zug_3-18_RZ_low_Zug.pdf Credit Suisse Asset Management Active Ownership Bericht 2020 22/37
«Flexibilität ist ein wesentlicher Bestandteil von Nachhaltigkeit. Bislang prüften die Kunden, ob ein Gebäude am richtigen Ort steht, die richtige Grösse hat und preiswert ist. Jetzt wollen die Kunden zudem eine günstige Energieeinstufung, niedrige Energierechnungen und ein nachhaltig bewirtschaftetes Gebäude. Die Anforderungen der Kunden ändern sich. Ben Brakes, Head of Sustainability, SEGRO plc 3.1.2.2 Ausbau der Produktionskapazität für Berücksichtigen die Unternehmen erneuerbare Energie die Richtlinien der TCFD? HIAG ist auf den Erwerb von Industriearealen und deren Umnutzung spezialisiert. Einige der Standorte befinden sich an Flussläufen, sodass das Unternehmen auf die alten Kraftwerke, die 30 % früher von Industriebetrieben genutzt wurden, zurückgreifen kann. HIAG übernimmt den Betrieb der Anlagen und baut sie zu kleinen Wasserkraft- 70 % werken um. 2019 erzeugten fünf Kleinwasser- kraftwerke mit einer installierten Leistung von ca. 2 MW insgesamt rund 6’534’610 kWh Strom aus erneuerbaren Energien, was dem durch- Ja schnittlichen Jahresbedarf von ca. 1’600 Nein Wohnungen entspricht.4 HIAG erzeugt mit den Wasserkraftwerken nicht nur Strom für die Die Task Force on Climate-related Financial benachbarten Liegenschaften, sondern hat auch Disclosures (TCFD) bietet eine Rahmen- im Kanton Aargau auf dem Dach eines vormali- empfehlung für Unternehmen und andere gen Rekrutierungszentrums der Schweizer Armee Organisationen, um in ihrer Berichterstattung eine der grössten Photovoltaikanlagen der effektivere klimabezogene Angaben bereit- Region Brugg-Windisch installiert. Sie ermöglicht zustellen. TCFD unterstreicht die Bedeutung mit einer Fläche von 1’300 Quadratmetern eine von Transparenz bei der Bewertung von maximale Stromproduktion von 194 MWh aus Risiken, einschliesslich klimabezogener 794 Modulen. Die damit seit 2013 insgesamt Risiken, und regt Unternehmen dazu an, die eingesparten CO2-Emissionen beliefen sich per Auswirkungen des Klimawandels als relevant Ende 2019 auf ca. 712 Tonnen CO2.5 für heutige Entscheidungen zu betrachten. TCFD-konforme Angaben sind für Unter- nehmen bisher nicht zwingend erforderlich. 4 Quelle: hiag.com/de/expertise/nachhaltigkeit/#wasserkraft 5 Quelle: hiag.com/de/expertise/nachhaltigkeit/#photovoltaik Credit Suisse Asset Management Active Ownership Bericht 2020 23/37
3.1.2.3 E-Mobilität zehn E-Ladestationen in Betrieb. Die Senkung Obwohl Immobilienunternehmen den Druck des des CO2-Ausstosses durch die Förderung der Gesetzgebers noch nicht direkt spüren, ist der E-Mobilität gehört zu den erklärten Zielen der Trend hin zur E-Mobilität an der wachsenden Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens.7 Zahl von Elektroautos auf den Strassen festzu- stellen. So überrascht es niemanden, wenn sich auch Immobilienunternehmen mit Mobilität befassen. Swiss Prime Site AG hat sich intensiv Nachhaltige Immobilientrends mit diesem Thema beschäftigt. Die Immobilien- gesellschaft will ihre eigenen Liegenschaften ȷȷ Senkung der CO2-Emissionen zukunftsfähig machen und es ihren Mietern ȷȷ Biodiversität ermöglichen, die Fahrzeuge aufzuladen. Einigen Studien zufolge sollen 2030 rund 1 Million ȷȷ Nachhaltige Baustoffe Elektroautos auf den Schweizer Strassen ȷȷ Offenlegungen fahren.6 Swiss Prime Site findet es wichtig, sich mit den Anforderungen der neuen Technologien ȷȷ E-Mobilität vertraut zu machen und diese Prognosen zu ȷȷ Erneuerbare Energien berücksichtigen. Das Unternehmen nahm auf seinen Arealen in der Deutschschweiz bereits 6 Quelle: sps.swiss/de/stories/story-detail/die-zukunft-gehoert-der-e-mobilitaet 7 Quelle: sps.swiss/de/stories/story-detail/die-zukunft-gehoert-der-e-mobilitaet Credit Suisse Asset Management Active Ownership Bericht 2020 24/37
3.1.3 Soziales: Nahrungsmittelverlust und men besprechen wollten, fiel uns auf, dass sich -verschwendung kaum jemand mit Nahrungsmittelverlust und Das SDG 12 und insbesondere das SDG 12.3 -verschwendung beschäftigt. Deshalb ergriffen sehen vor, dass bis 2030 die weltweite Nah- wir diese interessante Chance. rungsmittelverschwendung halbiert wird.8 Zurzeit werden jedes Jahr weltweit 1,3 Milliarden Tonnen Nahrungsmittel verschwendet,9 was «Nahrungsmittelverschwendung» etwa einem Drittel aller für Menschen erzeugten und «Nahrungsmittelverlust» Nahrungsmittel entspricht.10 Auf Nahrungsmit- telverschwendung entfallen 8 % der weltweiten bedeuten nicht dasselbe. «Nahrungsmittelver- Emissionen.11 lust» bezieht sich auf Nahrungsmittel, die am Anfang der Produktionskette, das heisst bei Wäre die Nahrungsmittelverschwendung ein der Ernte, Lagerung und Beförderung, Land, wäre es der drittgrösste Kohlendioxider- verloren gehen. «Nahrungsmittelverschwen- zeuger. Aus diesem Grund sind Nahrungsmittel, dung» meint fertige Produkte, die verzehrt die auf dem Müll landen, ein ernstes Umwelt- werden könnten, aber vom Konsumenten problem und leisten einen direkten Beitrag zum weggeworfen werden. Klimawandel. Als wir Anfang 2020 die mögli- chen Themen prüften, die wir mit den Unterneh- Ziel 12.3 12 Nachhaltige Konsum- und Produktions- muster 50 % Weltweite Nahrungsmittelverschwendung pro Kopf halbieren 8 Quelle: champions123.org/target-123 9 Gemäss der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen: fao.org/state-of-food-agriculture/2019/en 10 Quelle: foodwaste.ch/was-ist-food-waste 11 Quelle: fao.org/3/a-bb144e.pdf Credit Suisse Asset Management Active Ownership Bericht 2020 25/37
Im Rahmen unseres thematischen Engagements Angesichts der Dringlichkeit von Nahrungsmittel- 2020 konzentrierten wir uns auf 14 Unternehmen verlust und -verschwendung haben mit einer in Sektoren, die am stärksten unter Nahrungsmit- einzigen Ausnahme alle Unternehmen, mit denen telverlust und -verschwendung leiden. Diese wir im Dialog stehen, klar definierte Reduktionsvor- Unternehmen sind in Grossbritannien, der Schweiz, gaben für die Nahrungsmittelverschwendung einge- Irland, Deutschland, Frankreich, den USA und führt. Die meisten entsprachen SDG 12, was eine Belgien ansässig und in den Branchen Einzelhan- Reduktion der weltweiten Nahrungsmittelver- del, Getränkevertrieb, Hotellerie, Nahrungsmittel- schwendung von 50 % bis 2030 oder gar schon herstellung und Catering tätig. Obwohl die Unter- bis 2025 bedeutet. Grosse Einzelhändler wollen die nehmen, mit denen wir einen aktiven Dialog Nahrungsmittelverschwendung auch in ihrer pflegen, in sehr unterschiedlichen Sektoren Lieferkette bis 2030 halbieren. agieren, verbindet sie der Nahrungsmittelverlust. Sie alle spielen eine wesentliche Rolle bei den Eine grosse britische Lebensmitteleinzelhandels- Bemühungen, die Nahrungsmittelverschwendungs- kette, mit der wir sprachen, hat seit 2009 keine ziele des Pariser Klimaabkommens umzusetzen. Nahrungsmittel mehr auf Deponien entsorgt. Sie konzentriert sich jetzt darauf, die Nahrungsmittel- verschwendung auch in der Lieferkette und auf Wurden Ziele betreffend Nahrungsmittel- Konsumentenebene zu senken, indem sie Nah- verlust und -verschwendung eingeführt? rungsmittel, die vom Menschen gefahrlos konsu- miert werden können, in der Nahrungsmittelkette 7,1 % behält. Die Überschüsse werden entweder karitati- 7,1 % ven Einrichtungen gespendet, an Tiere verfüttert 14,3 % oder im eigenen Betrieb über Mitarbeiter-Shops 42,9 % vertrieben. Die Zuführung zur Energieproduktion als Biomasse gilt als letzter Ausweg. 14,3 % 7,1 % 7,1 % Ein Hotel, mit dem wir uns unterhielten, misst die Nahrungsmittelverschwendung derzeit nicht und hatte Kein festgesetztes Ziel zur Reduktion 90 % Reduktion der Entsorgung diesen Punkt auch nicht in seine Nachhaltigkeitsstra- (inkl. Nahrungsmittelverschwendung) tegie aufgenommen. Unsere Bitte, sich des Themas auf Deponien bis 2025 50 % Reduktion bis 2025 anzunehmen, landete Anfang 2020 auf dem Schreib- 50 % Reduktion bis 2030 (gemäss SDG 12) tisch des ESG-Ausschusses und wurde prioritär 30 % Reduktion bis 2020 behandelt. Wir legten der Hotelleitung einen Vergleich 0 % Reduktion bis 2030 mit Wettbewerbern vor, damit sie Einblicke gewinnen Andere/Nahrungsmittelverlust und -verschwendung sind kein wesentliches Problem konnte, wie andere Hotels dieses Problem lösen. Wir stehen mit diesem Hotel immer noch in Kontakt und freuen uns, seine Entwicklung zu verfolgen und es weitestmöglich zu unterstützen. Credit Suisse Asset Management Active Ownership Bericht 2020 26/37
3.1.3.1 Nachverfolgung der Nahrungsmittel- telt und fliessen dann direkt in die Kohlendi- verschwendung oxidmessung des Unternehmens ein. Zudem Die Messung von Nahrungsmittelverlust und wird die Nahrungsmittelverschwendung mit -verschwendung ist nicht einfach. Zudem und ohne Verpackung gemessen. Schliesslich bestehen grosse Informationslücken. Die meisten wird auch die Entsorgungsart für das Produkt Unternehmen meinen, dass die Datenerfassung erfasst, etwa das Kompostieren. rund um das Messen und Überwachen sehr schwierig ist und zu ungenauen Ergebnissen führt. Ein grosses britisches Catering- und Facility- Technologie ist zentral, um die verschwendeten Management-Unternehmen, mit dem wir Nahrungsmittel besser zu erfassen. Einige der sprachen, setzt eine intern entwickelte Techno- Unternehmen, mit denen wir sprachen, haben logie für die Erfassung der Nahrungsmittelver- bereits sehr fortschrittliche Datenerfassungssyste- schwendung ein. Ziel ist es, zu verstehen, was me eingeführt. Systeme wie Waagen, die mit genau verschwendet wird und warum. Die Berichterstattungsinstrumenten verbunden sind, Ergebnisse werden in Dashboards, die allen und Kameras mit künstlicher Intelligenz (KI) auf Köchen zur Verfügung stehen, präsentiert. Das Abfallbehältern können die Effizienz und die Unternehmen geht davon aus, dass die Effektivität der Nachverfolgung der Nahrungsmit- Küchenteams – werden sie kontinuierlich über telverschwendung verbessern. die am meisten verschwendeten Nahrungsmit- tel informiert – die Verschwendung im Rahmen Ein grosser deutscher Einzelhändler mit 760 der Zubereitung gezielt reduzieren können. Bei Geschäften in 25 Ländern misst die Nahrungs- Hotels ist die Herausforderung regional. Eine mittelverschwendung an sämtlichen Standorten. europäische Hotelkette erfasst Daten zu Alle Mitarbeitenden vor Ort sind geschult, Nahrungsmittelverlust und -verschwendung in messen Daten wie Aufträge, Ausschuss und Europa, hat jedoch Schwierigkeiten, ähnliche Produktschwund und erfassen sie. Die Daten Systeme in Afrika einzuführen. werden alle drei Monate der Verwaltung übermit- Kunststoffmüll gegenüber Nahrungsmittelverschwendung Kunststoffverpackungen können die Verschwendung verderblicher Nahrungsmittel verringern, weil sie die Haltbarkeit verlängern. Rindfleisch in Kunststoffverpackung bleibt 26 Tage länger frisch als ohne.12 Ein Unternehmen unterstrich im Gespräch mit uns, wie wichtig die Verpackung ist, um die Nahrungsmittel frisch zu halten. Obwohl das Management versteht, dass die Kunststoffverpa- ckung möglichst gering zu halten ist, hob es auch hervor, dass beispielsweise bei Schinkenschei- ben auf das Fleisch 95 %, auf die Verpackung jedoch nur 5 % des ökologischen Fussabdrucks entfallen. Deshalb ist es wichtig, die hohe Qualität des Produkts zu erhalten und zu beachten, dass die Abschaffung jeglicher Kunststoffverpackung nicht die Umwelt rettet. 12 Quelle: plasticpackagingfacts.org/resources/preventing-food-waste Credit Suisse Asset Management Active Ownership Bericht 2020 27/37
Kunststoffverpackungen verlängern die Haltbarkeit verderblicher Nahrungsmittel13 Die Frischhaltung der Nahrungsmittel mit einer Kunststoffverpackung senkt das Risiko von Verschwendung. Halt- bar- Gurken Bananen Rindfleisch keit 11 Tage länger 21 Tage länger 26 Tage länger frisch frisch frisch 3.1.3.2 Was passiert mit den Nebenproduk- schöpfungskette. Auch die Zeit zwischen Ernte ten bei der Alkoholerzeugung? und Erzeugung ist auf ein Minimum reduziert. Einige der Unternehmen, mit denen wir spra- 99 % des bei der Erzeugung anfallenden Abfalls chen, hatten keine bestimmten Vorgaben werden wiederverwendet, etwa als Futtermittel, betreffend die Nahrungsmittelverschwendung. Kompost oder Biotreibstoff. Auf der Ebene der Das bedeutet nicht unbedingt, dass sie sich Konsumenten liegt der Schwerpunkt auf der nicht mit dem Thema befassen. Vielleicht recycelbaren Verpackung, während die Nah- handelt es sich nicht um ein wesentliches rungsmittelverschwendung wegen der langen Risiko, oder sie verkaufen nur fertige Konditor- Haltbarkeit der Produkte gering ausfällt. waren, oder sie führen ausschliesslich Produk- te, die lange haltbar sind, wie zum Beispiel 3.1.3.3 WWF und sonstige Initiativen Alkohol. Für Alkoholerzeuger und -vertreiber ist Mit der Initiative gegen die Nahrungsmittelver- der Nahrungsmittelverlust hauptsächlich auf der schwendung vereint der WWF die Hotellerie, den Ebene der Landwirtschaft von Bedeutung, das Einzelhandel und die Gastronomie. Ziel ist es, heisst bei der Erzeugung von Getreide oder eine wirksame Strategie zu entwickeln und zu Weintrauben. fördern, die Nahrungsmittelverlust und -ver- schwendung bekämpft, gleichzeitig die Nah- Ein bestimmter Getränkehersteller erzählte uns, rungsmittelsicherheit gewährleistet und den wie er versucht, den Nahrungsmittelverlust auf Nahrungsbedarf der Weltbevölkerung deckt.14 ein Minimum zu senken. Er will die Lieferrouten Diese Initiative umfasst Ressourcen wie «Further so kurz wie möglich halten. Die kurzen Distanzen with Food», ein Zentrum zur Bekämpfung von minimieren die Verschwendung in der Wert- Nahrungsmittelverlust und -verschwendung, das 13 Quelle: plasticpackagingfacts.org/wp-content/uploads/2018/07/Food-Waste-Solutions-One-Pager.pdf 14 Quelle: worldwildlife.org/initiatives/food-waste Credit Suisse Asset Management Active Ownership Bericht 2020 28/37
Informationen und Instrumente für Unternehmen Unternehmen, mit denen wir im Dialog stehen, bereitstellt, die nach neuen Methoden zur ebenfalls beliebt. Reduktion der Verschwendung suchen. 3.1.3.4 Welche Nahrungsmittel werden Die Initiative des WWF war bei den Unterneh- hauptsächlich verschwendet? men, die wir befragten, am beliebtesten. Doch Die Art der verschwendeten Nahrungsmittel gibt es auch andere Massnahmen wie das hängt von den einzelnen Unternehmen ab. Consumer Goods Forum in Deutschland, das Einzelhändler verschwenden wegen der Art und Restaurants und Unternehmen dabei hilft, ihre der Haltbarkeit der Produkte am häufigsten Abfallmenge zu messen und Daten einzusetzen, Fleisch, Milchprodukte, Obst und Gemüse. um sie zu senken. In Grossbritannien weist das Dennoch ist zu bemerken, dass der Grossteil der WRAP (Waste and Resources Action Program- Verschwendung im Einzelhandel eigentlich me) den Weg. Es fördert eine nachhaltige nachgelagert bei den Konsumenten erfolgt. Ein Abfallbewirtschaftung bei Behörden, Unterneh- Einzelhändler versucht das Problem mit Konsu- men und Gemeinden. Eines der Unternehmen, mentenschulungen zu lösen, in denen gezeigt mit denen wir sprachen, nimmt daran teil. Die wird, wie man Reste aufbraucht sowie Nah- Initiative «United Against Waste» war bei den rungsmittel richtig aufbewahrt und optimal nutzt. Credit Suisse Asset Management Active Ownership Bericht 2020 29/37
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