Adventisten heute - Advent-Verlag Lüneburg

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Adventisten heute - Advent-Verlag Lüneburg
Ausgabe Nr. 11/2020 | November | www.adventisten-heute.de | ISSN 2190-0825

adventisten                              Die Zeitschrift der
                        S i e b e n t e n - Ta g s - A d v e n t i s t e n   heute

 Rassismus anders
 begegnen
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 Rassismus
 ab Seite 8
Adventisten heute - Advent-Verlag Lüneburg
N e u e         B ü c h e r            d e s       A d v e n t - Ve r l a g s    L ü n e b u r g

Erfahrungen und Geschichte
Mit dem Morgen kommt                                                                 Mike Tucker
                                                                                     Mit dem Morgen
die Freude                                                                           kommt die Freude
                                                                                     Mein Weg durch die Trauer

D   as ist ein sehr persönliches Buch, in dem Mike Tucker
    seine schmerzliche Erfahrung und inneren Kämpfe nach
dem Verlust seiner Ehefrau Gayle teilt. Jahrelang gab Mike
                                                                                     Paperback,
                                                                                     192 Seiten, 14 x 21 cm,
                                                                                     19,00 Euro
                                                                                     (16,00 Euro für Leser-
als Pastor, Seelsorger und Berater Kurse zur Trauerbewälti-                          kreismitglieder),
gung. Nun war er es selbst, dessen Leben einem Scherben-                             Art.-Nr. 1986.
haufen glich. Alles, was er im Laufe der Jahrzehnte über
den Weg der Trauer gelehrt hatte, wurde nun auf die Probe                                      *
gestellt.
Auch wenn Mikes persönliche Erfahrungen nicht eins zu eins
übertragbar sind, so gibt es doch unvermeidliche Ähnlich-
keiten, die bei der Bewältigung eines Verlustes Hilfe und
Trost bieten können. Es ist die Hoffnung des Autors, dass

                                                                                                            * Weitere Infos wie Inhaltsverzeichnis oder Leseproben sind auf www.advent-verlag.de abrufbar.
es inmitten der Trauer auch Tränen der Freude gibt, die Mut
machen auf dieser schmerzlichen Reise.
„Die Nacht ist noch voll Weinen, doch mit dem Morgen
kommt die Freude.“                     (Psalm 30,6 NLB)

                                                                                                            Der QR-Code führt Smartphones direkt zur Internetseite des Buches.
                                                                                     Advent-Verlag
Worte, die bleiben                                                                   125 Jahre
                                                                                     Advent-Verlag
125 Jahre Advent-Verlag                                                              84 Seiten,

D   ieser illustrierte Band erzählt die bewegte Geschichte                           Softcover mit
                                                                                     Klappbroschur,
    des Advent-Verlags, von den Anfängen in Hamburg bis                              18 x 18 cm,
in die jüngere Vergangenheit in Lüneburg. Das Buch ist wie                           9,90 Euro,
folgt aufgegliedert:                                                                 Art.-Nr. 1983.

• Teil 1: Die Anfänge (1895–1914)
• Teil 2: Ein wachsendes Werk (1914–1945)                                                      *
• Teil 3: Aufbruch in eine neue Zeit (1945–1990)
• Teil 4: Jahre des Wandels (1990–2020)
Abgerundet wird die Jubiläumsbroschüre durch eine
fortlaufend bebilderte Gestaltung.

                                                                               Leserkreis-
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Adventisten heute - Advent-Verlag Lüneburg
editor ial | i nhal t

                                         Farbenblind oder nicht?                                                                                                                                   aktuell | Report
                            Aus meiner eigenen Kinder­sabbatschulzeit ist mir
                            noch die Art und Weise der Gabensammlung haften                                                                                                                       4 STA-Kurznachrichten / Adventisten in der
                            geblieben. Es wurde ein Kästchen herumgereicht,                                                                                                                          Schweiz wählen Kirchenleitung
                            auf dem eine kniende Figur mit Turban angebracht                                                                                                                      5 Tagung der Verbandsausschüsse unter dem
                            war, die einen Mann afrikanischer Herkunft darstel-                                                                                                                      Eindruck der Pandemie
                            len sollte. Jedes Mal, wenn eine Münze durch den                                                                                                                      6 Report: „Es gibt nur eine Menschheit“
                            Schlitz gesteckt wurde, nickte die Figur mit dem
                            Kopf. Die Botschaft war: Afrikaner sind reine Emp-
                            fänger unserer Wohltaten, die dankbar sein sollten.                                                                                                                    Kolumne
Ansonsten kann man von ihnen nichts erwarten. Das alles war zwar nicht böse
gemeint, prägt sich jedoch ein und formt ein Bild von Menschen, das ihnen                                                                                                                         7 Rassismus anders begegnen
zutiefst nicht gerecht wird.                                                                                                                                                                         (Andreas Bochmann)
   Paulus schrieb: „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch
Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus
                                                                                                                                                                                                   Thema des Monats:
Jesus.“ (Gal 3,28) Interessant finde ich das Wort „nicht“. Die verschiedenen
                                                                                                                                                                                                   Rassismus
Identitäten werden aufgezählt, aber dann negiert – in dem Sinne, dass sie in
der Gemeinde keine Rolle mehr spielen (sollen). Das steht im Kontrast zu den
                                                                                                                                                                                                  8 Ein menschliches Problem (Simret Mahary)
Äußerungen mancher Politiker und Aktivisten heute, die eine bestimmte Iden-
tität besonders betonen – sei es eine geschlechtliche, kulturelle, soziale oder                                                                                                                  10 V iele kleine Nadelstiche (Franklin Schultheiß)
nationale. Sollen wir in der Gemeinde also „farbenblind“ sein oder eher genau                                                                                                                    11 „Auch ich habe rassistische Gedanken …“
hinsehen, um Identitäten – und damit Unterschiede – besser wahrzunehmen?                                                                                                                             (Laurent Mutamba) / Eine Zeitbombe
   Bei der Einteilung von Menschen nach bestimmten Merkmalen (Geschlecht,                                                                                                                            (Amanda Phyills Benson-Tambo)
Hautfarbe, Herkunft etc.) besteht die Gefahr, sie auf Grundlage dieser singulären                                                                                                                13 Rassismus raus! (Dennis Meier)
Eigenschaft zu definieren. Eine Persönlichkeit ist aber viel zu komplex, um durch                                                                                                                14 Vom Busfahrer hinausgebrüllt
ein einziges Merkmal definiert zu werden. Es gibt jedoch Situationen, wo genauer
hingesehen werden muss – nämlich wenn Ungerechtigkeit und ­Diskriminierung
stattfindet. Denn dann handelt die Gemeinde offenbar nicht „farbenblind“ und
                                                                                                                                                                                                   Adventgemeinde aktuell
sollte diesen Zustand korrigieren. Leider gibt es diese Ungerechtigkeiten sowohl
außerhalb als auch innerhalb der Gemeinde, deshalb wollen wir im Thema dieses                                                                                                                    16 Lesermeinungen
Monats genauer hinsehen und uns einen Spiegel vorhalten lassen.
   Ellen White erinnerte uns daran, was bei Gott wirklich zählt: „Weder soziale
Stellung, noch Abstammung, weder die Zugehörigkeit zu einem bestimmten
                                                                                                                                                                                                   Die Novemberausgabe von Adventist World
Volk oder einer privilegierten Religion sind das Erkennungsmerkmal dafür, dass                                                                                                                     besteht aus den Lesungen zur Gebetswoche
wir in Gottes Familie aufgenommen wurden. Nur die Agape-Liebe, eine selbst-                                                                                                                        für Erwachsene und Kinder. Weil diese im
lose Liebe, die alle Menschen umfasst, beweist dies.“1                                                                                                                                             deutschsprachigen Raum in zwei separaten
                                Thomas Lobitz, Chefredakteur Adventisten heute                                                                                                                     Heften erscheinen, entfällt Adventist World
                                                          tl@adventisten-heute.de                                                                                                                  diesmal. (Siehe auch S. 5)
1 Das bessere Leben im Sinne der Bergpredigt, S. 78

                                                                                                                                                                                                   Freikirche aktuell
IMPRESSUM
adventisten heute | ISSN 2190-0825
Herausgeber: Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten (119. Jahrgang)                                                                                                                           17 Nicht zu rechtfertigen
Verlag: Advent-Verlag GmbH, Pulverweg 6, 21337 Lüneburg,                   Ausgabe Nr. 11/2020 | November | www.adventisten-heute.de | ISSN 2190-0825

                                                                                                                                                                                                 18 Eine hilfreiche Strategie, Rassismus zu begegnen
E-Mail: info@advent-verlag.de,
                                                                          adventisten                                                                                                            19 Lernen ist (k)ein Kinderspiel
Internet: www.advent-verlag.de; www.facebook.com/adventverlag                                                       Die Zeitschrift der
                                                                                                   S i e b e n t e n - Ta g s - A d v e n t i s t e n   heute
Redaktion: Thomas Lobitz (Chefredakteur, tl), Jessica Schultka (js),
                                                                                                                                                                                                 20 Fan oder Nachfolger?
Nicole Spöhr (nsp), Daniel Wildemann (dw). Adresse: siehe Verlag;
Tel. 04131 9835-521. E-Mail: info@adventisten-heute.de,                                                                                                                                          21 steps2.one – Starte deine Kleingruppe
                                                                                                                                                                © Mari Dein - shutterstock.com

Internet: www.adventisten-heute.de                                                                                                                                                               22 Missionsbücher im Advent-Verlag
Anzeigen: Dorothee Schildt-Westphal, Tel. 04131 9835-521,
                                                                            Rassismus anders

                                                                                                                                                                                                 23 Studienheft zur Bibel – jetzt neu überarbeitet!
                                                                            begegnen
                                                                            Seite 7

Fax 04131 9835-502, E-Mail: anzeigen@adventisten-heute.de                   Lernen ist (k)ein
                                                                            Kinderspiel

                                                                                                                                                                                                 24 Sag Ja zu Jesus – neue Entscheidungs- Sendereihe
                                                                            Seite 19

Bezug: Kostenlos bei Bezug über den Büchertisch der örtlichen               Starte deine
                                                                            Kleingruppe

Adventgemeinde in Deutschland sowie online (zum Herunterladen,
                                                                            Seite 21

                                                                                                                                                                                                     im Hope TV
Speichern und Drucken) im Internet: www.adventisten-heute.de
Gestaltung: Ingo Engel, München
                                                                            Rassismus
                                                                            ab Seite 8
                                                                                                                                                                                                 26 Notizbrett: Termine / Gebet für missionarische
Titelgestaltung: Julia Klaushardt, Hope Media                                                                                                                                                        Anliegen / Bibeltelefone / Soziale Gerechtigkeit ist
Produktion/Druck: Strube Druck & Medien OHG, 34587 Felsberg              Menschen sind vielfältig und
Spendenkonto: Freikirche der STA, IBAN: DE14 6009 0100 0227 3850 04,     vielschichtig, man kann sie nicht
                                                                                                                                                                                                     der „praktische Teil“ des Evangeliums
BIC: VOBADESSXXX, Verwendungszweck: Aheu-Finanzierung                    nur auf ein Merkmal reduzieren.                                                                                         27 Anzeigen

                                                                                                                                                                                                          adventisten heute | November 2020 | 3
Adventisten heute - Advent-Verlag Lüneburg
a ktu e l l Na c h r i c h t e n

Kurznachrichten                                     Turnusgemäßer Wechsel an der Spitze
                                                    Adventisten in der Schweiz wählen Kirchenleitung
n Aktion „Kinder helfen Kindern“ startete           Auf der alle fünf Jahre stattfindenden Generalversammlung der Schweizer Uni-
am Weltkindertag                                    on der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten haben am 20. September in
Die „Aktion Kinder helfen Kindern!“ ging am         Biel Delegierte aus den 57 Schweizer Adventgemeinden den Vorstand und die
20. September (Weltkindertag) in die 21. Aus-       Geschäftsleitung gewählt. Als Präsident der Adventisten in der Schweiz wurde
gabe, so eine Mitteilung der Hilfsorganisation      Pastor Olivier Rigaud gewählt, der gleichzeitig auch Vereinigungspräsident der
ADRA Deutschland e. V. Im vergangenen Jahr          Adventisten in der West- und Südschweiz (FSRT) ist. Exekutivsekretär wurde
seien über 35.000 Pakete durch die „Aktion          Pastor Stephan Sigg, der als Präsident der Deutschschweizerischen Vereinigung
Kinder helfen Kindern!“ gesammelt und in Ost-       (DSV) dient. Jean-Luc Waber wurde zum Finanzvorstand gewählt, der in dieser
europa verteilt worden.                             Funktion ebenfalls in der DSV tätig ist.
   Kinder litten unmittelbar unter den Aus-
gangsbeschränkungen und Schulschließungen,          Besetzung der Geschäftsleitung
unter Trauer und Angst, bis hin zu vermehr-         Es besteht eine Absprache zwischen beiden Vereinigungen, dass das Amt des
ter familiärer Gewalt, heißt es in der Meldung      Präsidenten sowie des Exekutivsekretärs der Schweizer Union alle fünf Jahre
weiter. Der Familienstress, der durch die Krise     zwischen den jeweiligen Vereinigungspräsidenten wechselt. Entsprechend die-
zugenommen habe, übertrage sich auch auf die        ser Regelung wechselte Stephan Sigg, der bisherige Präsident der Schweizer
Kinder, die das Ausbalancieren von Arbeit und       Adventisten in die Aufgabe als Exekutivsekretär und Olivier Rigaud, bisheriger
Privatleben in den Familien sowie Einkommens-       Exekutivsekretär, wurde als Präsident der Schweizer Adventisten gewählt.
und Jobverluste bei den Eltern spürten.                Der Vorstand setzt sich aus folgenden Personen zusammen: Olivier Rigaud,
   Neu sei diesmal vor allem, dass in diesem Jahr   Präsident; Stephan Sigg, Exekutivsekretär; Jean-Luc Waber, Finanzvorstand;
Pakete für Kinder im Ausland sowie in Deutsch-      Eric Belloy, (FSRT); Raphaël Grin (FSRT); Karin Sbarzella (FSRT); Evelyn Studer
land gepackt werden. Ins Ausland könnten aus-       (DSV); Dietmar Butscher (DSV).
nahmsweise keine Bananenkartons (große Sach-           Laut dem Bericht des Exekutivsekretärs ist die Zahl der Adventisten in der
spenden) geschickt werden. Alles über die Aktion:   Schweiz in den vergangenen fünf Jahren um 281 Personen gewachsen. Dies sei
https://kinder-helfen-kindern.org       (APD/tl)   aber primär „Transferwachstum“ und habe damit zu tun, dass mehr Adventis-
                                                    ten aus dem Ausland zugewandert als ausgewandert seien. Ende 2019 gab es in
n ADRA Deutschland legt Jahresbericht               der Schweiz 4.818 erwachsen getaufte Mitglieder.
2019 vor
Im Kalenderjahr 2019 konnte ADRA Deutsch-           Institutionen und Werke der Adventisten in der Schweiz
land e.V. über 18 Millionen Euro in Projekte        Die Adventisten in der Schweiz führen die Privatschule A bis Z in Zürich, zwei
der Katastrophenhilfe und Entwicklungszusam-        Jugendhäuser, in St. Stephan und Les Diablerets, drei Senioren- und Pflegehei-
menarbeit investieren. Die Bereiche Bildung,        me in Epalinges, Krattigen und Oron sowie zwei Seniorenwohnheime in Gland
Nahrung und Katastrophenhilfe waren laut            und Krattigen, den Advent-Verlag in Krattigen sowie eine Versandstelle für
Jahresbericht 2019 Schwerpunkte im Budget           französische Bücher in Renens. Im Weiteren unterhalten sie dasInternationale
von ADRA. Insgesamt konnte 2,5 Millionen            Bibelstudieninstitut(IBSI) und das Religionspädagogische Institut (RPI) in Zü-
Menschen geholfen werden.                           rich sowie dasInstitut d›Etude de la Bible par Correspondance (IEBC) in Renens.
   „Wir sind unseren Spenderinnen und Spen-         In Gland befindet sich die Klinik La Lignière, spezialisiert auf Rehabilitation
dern unendlich dankbar für ihr Vertrauen in         bei Herz-Kreislauferkrankungen.
ADRA. … Ohne die Spenden in Höhe von 3,1 Mil-          Zu den gesamtschweizerischen Werken zählt ADRA Schweiz, mit Büro in
lionen Euro könnten wir den Eigenanteil in un-      Aarau, ein Partnerhilfswerk der Glückskette. Der APD Schweiz, Basel, richtet sei-
seren Projekten nicht aufbringen.“, so Christian    ne Dienste vor allem an die säkularen sowie kirchlichen Medien und kooperiert
Molke, geschäftsführender Vorstand von ADRA         eng mit dem APD in Deutschland. Die Schweizerische Liga Leben und Gesund-
Deutschland. Molke dankte auch den institutio-      heit, Zürich, bietet mit ihren Seminaren in rund 40 Ortsgruppen ganzheitliche
nellen Geldgebern. Die wesentlichsten Geldgeber     Gesundheitsförderung an: körperlich, seelisch, spirituell und sozial.   APD/tl
seien das Auswärtige Amt (AA) der Bundesrepu-
blik, das Bundesministerium für wirtschaftliche
Zusammenarbeit (BMZ), das Europäisches Amt
für humanitäre Hilfe (ECHO), das Europäisches
Amt für Zusammenarbeit (EuropeAid) und das
Bündnis „Aktion Deutschland Hilft“ (ADH).
   Der Geschäftsbericht 2019 von ADRA
Deutschland steht zum Download unter dem
                                                    © FSRT

                                                                               © DSV

                                                                                                           © DSV

Shortlink https://bit.ly/2GiQ1VW zur Verfü-
gung. (APD/tl)                                     Das Führungsteam der Schweizer Union (v. l.): Olivier Rigaud (Präsident),
                                                    Stephan Sigg (Exekutivsekretär), Jean Luc Waber (Finanzvorstand).

4 | adventisten heute | November 2020
Adventisten heute - Advent-Verlag Lüneburg
akt uel l Nac h r i c ht en

Finanzen, Nachhaltigkeit und Kleingruppenarbeit
Tagung der Verbandsauschüsse unter dem Eindruck der Pandemie
Am 20. September tagten die Ausschüsse
des Nord- und Süddeutschen Verbandes
(NDV und SDV) gemeinsam und in getrenn-
ten Sitzungen, die aufgrund der gegen-
wärtigen coronabedingten Einschränkun-
gen digital via Zoom stattfanden. Auf der
Tagesordnung der gemeinsamen Sitzung
standen Berichte von Verantwortungsträ-
gern der Freikirche, u. a. zur finanziellen
Situation, ein Bericht über die Ergebnisse
der Nachhaltigkeitsumfrage (siehe Adven-
tisten heute, Ausgabe Juni 2020, S. 13) so-
wie Überlegungen zum Gemeindeleben in
Zeiten pandemiebedingter Versammlungs-
einschränkungen.
    Nach einer Andacht von Angelika Pfaller
(Leiterin der Abteilung Frauen in beiden
Verbänden), berichtete Johannes Naether
im Namen beider Verbandspräsidenten
über die Lage in verschiedenen Institutio-
nen. So sei die Spendensituation bei ADRA
                                              © Erika Moisan

derzeit stabil, ebenso bei Hope Media Eu-
rope. Auch das Krankenhaus Waldfriede
kommt bislang gut durch die Coronapan-
demie. Laut Bericht des Finanzvorstands
beider Verbände, Dieter Neef, haben sich                           Die Bewahrung der Schöpfung und ein       Derzeit müssen sich Gemeinden etwas ein-
die Zehnteneingänge mittlerweile erholt                        nachhaltiger, umweltschonender Lebens-        fallen lassen, um zum Gottesdienstbesuch zu
und stabilisiert, nachdem es im Frühjahr                       stil ist den meisten Adventisten wichtig,     motivieren – ob vor Ort oder am Bildschirm.
einen zwischenzeitlichen Rückgang gab.                         so das Ergebnis einer Nachhaltigkeitsum-
Allerdings sind die Ergebnisse der Sonder-                     frage unter Gemeindegliedern, über die           In der Ausschusssitzung des NDV stan-
sammlungen drastisch zurückgegangen,                           Bert Seefeldt (Jugendabteilungsleiter im      den u. a. Berichte der Liegenschaftsver-
teilweise um bis zu 75 Prozent. Ein Grund                      NDV) informierte. Er leitet auch den kürz-    waltung zu Kapellenbauprojekten und ein
dafür dürfte im zeitweiligen Ausfall und                       lich gegründeten Arbeitskreis Nachhaltige     Bericht zum Zeltplatz Friedensau auf der
der anschließenden Teilnahmebeschrän-                          Freikirche, der das Ziel hat, dieses Anlie-   Tagesordnung.
kung von Gottesdiensten liegen, denn ein                       gen u. a. durch konkrete Vorschläge für die      Die nächste Sitzung der Verbandsaus-
großer Teil dieser Sammlungsgelder wird                        Gemeindearbeit zu fördern. Ein ausführli-     schüsse findet vom 4.–7. Dezember statt,
bar vor Ort gespendet.                                         cher Bericht zu den Ergebnissen der Nach-     wieder in digitaler Form. Thomas Lobitz
                                                               haltigkeitsumfrage wird voraussichtlich in
Herausforderungen für das                                      der Januarausgabe erscheinen.
­Gemeindeleben                                                     In der Ausschusssitzung des SDV wur-        Adventist World November =
Bernhard Bleil, Abteilungsleiter für Ge-                       de anschließend die finale Version eines        Gebetlesungen 2020
meindeaufbau und Evangelisation in                             Papiers über „Handlungsprinzipien im                                    Wie bereits in den
beiden Verbänden, sprach über die be-                          Umgang mit selbstständigen unterstüt-               Gebetswoche         vergangenen Jahren
                                                                                                                  2020
sonderen Herausforderungen, denen Orts-                        zenden Organisationen“ (supporting mi-                                  entsprechen die
gemeinden gegenwärtig ausgesetzt sind.                         nistries) beraten und beschlossen (mit                                  Lesungen zur
Durch die coronabedingten Einschrän-                           knapp 75 Prozent Zustimmung). Demnach                                   Gebetswoche der
kungen fällt es schwerer, Beziehungen                          soll es zwei verschiedene Partnerschafts-                               Novemberausgabe
innerhalb der Gemeinde zu pflegen und                          programme geben: volle Kooperation und                                  von Adventist
mit missionarischen Angeboten Menschen                         Teilkooperation, mit entsprechend unter-              Der Weg
                                                                                                                     nach Hause        World, die des-
zu erreichen. Er ermutigte Ortsgemeinden                       schiedlichen Rechten und Pflichten. Jetzt
                                                                                                                     Treue im christlichen
                                                                                                                     Lebensstil
                                                                                                                                       halb nicht diesem
dazu, weiterhin Gemeinschaft und Bezie-                        will der SDV mit dem NDV Gespräche be-                                  Adventisten heute
hungspflege zu ermöglichen und dazu ein                        ginnen, um eine gemeinsame Regelung der         beigefügt ist. Im Dezember erscheint
Netzwerk von Kleingruppen aufzubauen                           Verbände in dieser Angelegenheit zu ver-        Adventist World wieder in gewohnter Weise.
sowie digitale Medien verstärkt zu nutzen.                     einbaren.

                                                                                                             adventisten heute | November 2020 | 5
Adventisten heute - Advent-Verlag Lüneburg
Re po r t

„Es gibt nur eine
Menschheit“                                                                                      Neue Stellungnahme der
                                                                                                 Weltkirchenleitung zu Rassismus

D
       er Verwaltungsausschuss (ADCOM)                                    Stimmen aus der Weltkirchenleitung           Weltkirchenleitung sei eine halbherzige
       der Generalkonferenz (Weltkirchen-                                 Ella Simmons, eine Vizepräsidentin der       Anerkennung des Leids. Er zitiert aus dem
       leitung) der Siebenten-Tags-Adven-                                 Generalkonferenz, leitete das Gremium,       Dokument: „Wir entschuldigen uns, wenn
tisten hat am 15. September eine Erklärung                                das die Erklärung mit dem Titel „Eine        wir in der Vergangenheit in diesen Angele-
zu zwischenmenschlichen Beziehungen,                                      Menschheit: Stellungnahme zu zwischen-       genheiten nicht mutig genug gesprochen
Rassismus, Kastenwesen, Stammesdenken                                     menschlichen Beziehungen, Rassismus,         oder gehandelt haben“. Thompson entgeg-
und Ethnozentrismus verabschiedet. Auf-                                   Kastenwesen, Stammesdenken und Ethno­        net: „Sie haben überhaupt nichts gesagt,
grund der jüngsten Ereignisse in Nordame-                                 zentrismus“ erarbeitete. Sie betont, die-    noch gehandelt. Und durch ihr Schwei-
rika hatte das Büro für öffentliche Ange-                                 ses Dokument solle nicht nur Fragen des      gen demonstrierten sie Ihre Komplizen-
legenheiten und Religionsfreiheit (PARL)                                  Rassismus in einer bestimmten Region         schaft … Die Erklärung klingt beinahe
zu einer solchen Stellungnahme gedrängt.                                  ansprechen, sondern ebenso globale Fra-      mitfühlend, aber letztlich hohl. Allgemei-
   Ganoune Diop, PARL-Direktor am Sitz                                    gen der Diskriminierung. Weiter sagte sie:   ne, nebulöse Aussagen sprechen nieman-
der Weltkirchenleitung, erklärt, warum                                    „Obwohl Rassismus in den USA einen ein-      den an.“
diese Stellungnahme im heutigen Klima                                     zigartigen Charakter hat, ist Rassismus,
wichtig sei und verwies dabei auf das welt-                               egal wie er genannt wird, ein globales       Erwartung an Würde und Respekt jedem
weit gestiegene Bewusstsein für die „Ras-                                 Phänomen. Angesichts des globalen Cha-       Menschen gegenüber
sismus-Pandemie“. „Wenn es um die Kirche                                  rakters unserer Kirche und des weltweiten    Die Verantwortungsträger der Kirche der
der Siebenten-Tags-Adventisten geht, ha-                                  Erwachens in Anbetracht der anhaltenden      Siebenten-Tags-Adventisten betonen je-
ben wir in unserer DNA den Gedanken der                                   Demonstrationen von Rassismus war es         doch, dass diese neue Erklärung ein Aufruf
Gleichheit, weil wir zu denen gehören, die                                notwendig, eine Erklärung zu verfassen,      an jedes Gemeindeglied sei, die Liebe und
an die Schöpfung glauben“, so Diop. Es                                    die sich nicht nur auf eine bestimmte Re-    den Frieden Christi in ihren Gemeinden
gebe nur eine Menschheit und Rassismus                                    gionen der Welt konzentriert, sondern die    zu demonstrieren. Simmons unterstreicht:
sei die Verleugnung der Menschenwürde                                     Beziehung und den Zusammenhang dieser        „Dies ist mehr als eine Erklärung.“ Es sei
einer nach dem Bild Gottes geschaffenen                                   Themen weltweit anerkennt.“                  eine deutliche Deklaration der Position
Person. Die Prinzipien und Werte, die die                                                                              der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten
Freikirche kennzeichne, bedeuteten, dass                                  Kritik an der Stellungnahme                  zu menschlichen Beziehungen. Es sei die
„unsere Stimme in dieser Frage gehört                                     Es gibt auch kritische Stimmen, beispiels-   Veranschaulichung von Gottes Ruf an sein
werden sollte“. Die Herausforderung für                                   weise vom Afro-Amerikaner Christopher C.     Volk, wie es die christliche Liebe in die Tat
alle Adventisten bestehe darin, diesem                                    Thompson, Direktor für Kommunikation         umsetzen sollte. Es sei eine dringende Er-
Ideal gerecht zu werden.                                                  und Marketing beim adventistischen Fern-     wartung und ein klarer Ausdruck dessen,
                                                                           sehsender „Breath of Life“ (Brot des Le-    wie sie als Kirche zusammenleben werden
                                                                           bens). Das TV-Programm wendet sich seit     und was sie dem Rest der Welt vorleben
                                                                           1974 vornehmlich an afro-amerikanische      werden, wo immer sie auch seien. Und Ge-
                                                                           Zuschauer. „Beim Lesen der Erklärung        neralkonferenzpräsident Ted Wilson fügt
                                                                           hatte ich das Gefühl, der Autor zwinkert    hinzu: „Die Gemeindeglieder werden Ge-
                                                                           mir zu. Er winkt mir nicht zu oder ruft     legenheit haben, dies im realen Leben zu
                                                                           mir zu, sondern zwinkert mir einfach nur    demonstrieren, jeder Einzelne von uns und
                                                 © Emily Mastrapa / ANN

                                                                           genervt zu“, so Thompson. Er frage sich,    die Kirche als Ganzes auf der ganzen Welt.
                                                                           warum es so schwer sei, das Problem di-     Gott wird alle Mittel bereitstellen, die not-
                                                                           rekt anzusprechen. Es müsse ein spezifi-    wendig sind, um den Menschen zu zeigen,
                                                                           sches, direktes und offenes Eingeständnis   dass wir, wenn der Geist Christi herrscht,
Ganoune Diop, Leiter des Büros für öffentliche                             des Unrechts geben.                         jedem Menschen Würde und Respekt er-
Angelegenheiten und Religionsfreiheit der Ge-                                Und dann sei da noch das Problem der      weisen können.“
neralkonferenz, war die treibende Kraft hinter                            Entschuldigung. „Hat Ihnen schon einmal         Zum Originaldokument in englischer
der Stellungnahme zu Rassismus, Kastenwe-                                 jemand gesagt: ‚Es tut mir leid, dass ich    Sprache (Shortlink): https://bit.ly/3jCJ0xh
sen, Stammesdenken und Ethnozentrismus.                                   Ihnen wehgetan habe?‘“ Die Version der                                             APD/tl

6 | adventisten heute | November 2020
Adventisten heute - Advent-Verlag Lüneburg
Ko l u m n e

Rassismus anders
begegnen                                                                                                  „ … allen Nationen,
                                                                                                          Stämmen, Sprachen und Völkern“

S
      eit die Bilder der Tötung von George Floyd in
      den sozialen Medien um die Welt gingen, ist
      das Thema Rassismus wieder in aller Munde.
Ich habe das Video gesehen – die vollen 8 Minuten
und 46 Sekunden, in denen ein Polizist mit seinem
ganzen Gewicht sein Knie auf den Hals des bereits
in Handschellen am Boden Liegenden drückte. Ich
habe auch die Aufnahmen seiner Festnahme gese-
hen. „Widerstand gegen die Staatsgewalt“ war für
mich nicht erkennbar. Ja, ich habe eine Meinung
zu Rassismus und hatte sie auch schon vor jenem
Tag im Mai.
    Als Adventist, der ein „ewiges Evangelium allen
                                                         © Atstock Productions – shutterstock.com

Nationen und Stämmen und Sprachen und Völkern“
verkündigen möchte (Offb 14,6), ist mir jedes Ge-
dankengut von Übermensch und Untermensch, von
Wertunterschieden aufgrund der Farbe der Haut,
des Passes oder des Sprachklangs fremd. Als Bürger
des Reiches, das nicht von dieser Welt ist (Phil 3,20;
Joh 18,16) und als nachkriegsgeborener Deutscher
reagiere ich empfindlich auf Nationalismen und
Patriotismen – egal ob mit braunem, blauem oder
rotem Hintergrund.                                                                                  tes weiß ich das wohl und bemühe mich um Sen-                    Zusammen sind wir alle
    Und doch werde ich herausgefordert – durch                                                      sibilität. Aber ist das wirklich die Antwort auf                 stärker!
die Frage, ob ich etwa nicht zur Gruppe der „alten                                                  Rassismus?
weißen Männer“ gehöre, also besonders privilegiert                                                     Statt Wortklauberei und pflichtbewusstem Be-
sei, es leichter im Leben hatte und habe, aufgrund                                                  dauern der „armen Unterdrückten“, wünsche ich
meiner Herkunft, meiner Hautfarbe, meines Ge-                                                       mir, was wir neudeutsch „Empowerment“ nennen:
schlechts. Ja, das kann ich schwerlich leugnen! Und                                                 Menschen zu stärken, aufzurichten, zu befähigen,
so gerate ich unter einen Rechtfertigungsdruck, als                                                 den Schöpfer des Lebens und aller Vielfalt zu prei-
ob ich etwas dafür könnte und mich schuldig zu                                                      sen (vgl. Lk 13, 10–13).
fühlen hätte. Aber dort, wo die „Rassismus-Karte“                                                      Ich persönlich erinnere mich gern an die Reak-
ausgespielt wird – also der verdeckte oder offene                                                   tion Friedensaus, nachdem ein schwarzer Student
Vorwurf der Unterdrückten gegen angebliche Un-                                                      am Bahnhof Burg von Neonazis zusammengeschla-
terdrücker, wird zugleich die Opferrolle zementiert.                                                gen wurde. Da gingen Gruppen von internationalen
Dadurch wird zwar Nach- und Rücksicht geübt, aber                                                   Studierenden an die Schulen im Umland und koch-
es entsteht keine echte Aufarbeitung. Das scheint                                                   ten gemeinsam mit den Kindern exotische Gerichte.
mir wenig hilfreich.                                                                                Begegnung, Dialog, Abbau von Vorurteilen – und
    Woran machen wir Rassismus überhaupt fest?                                                      leckeres Essen. Ich muss Gewalt nicht mit Gewalt
Es ist wichtig geworden, ob ich einen stark pig-                                                    begegnen, ich muss mich weder in eine Opferrol-
                                                                                                                                                          © privat

mentierten Menschen als „Schwarzen“ bezeichne                                                       le flüchten noch in politische Korrektheit retten,
oder das ältere Wort verwende, das zwar aus dem                                                     sondern kann die Gott gegebene Vielfalt kreativ                  Andreas Bochmann
Lateinischen kommend exakt das gleiche bedeu-                                                       gestalten und feiern, sogar meine Gaben und Pri-                 Ph. D., Professor für
tet, aber eben diskriminierend sei, weil es mit                                                     vilegien dabei zum Guten einsetzen. Darin wird                   Beratung und Seelsorge
der Kolonialgeschichte und Sklaverei verbunden                                                      ewiges Evangelium für alle Nationen und Stämme,                  an der Theologischen
ist. Ja, Sprache ist wichtig – als Mann des Wor-                                                    Sprachen und Völker lebendig. ■                                  Hochschule Friedensau.

                                                                                                                                        adventisten heute | November 2020 | 7
Adventisten heute - Advent-Verlag Lüneburg
T he m a d e s M o na ts

Ein menschliches
Problem                                           Moderner Rassismus und
                                                  seine Erscheinungsformen

                          R
                                 assismus ist ein tiefverwurzelter Bestandteil                                 fortschrittlich und unterentwickelt, modern und
                                 menschlichen Denkens, Fühlens, Sprechens                                      rückständig, globalem Norden und Süden, West und
                                 und Handelns. Er erwächst zum einen aus ei-                                   Ost u. v. m. sind irreführende, gleichwohl kulturell
                          ner tiefen Furcht vor der eigenen Bedeutungslosig-                                   etablierte und verfestigte Kategorien von Welt-
                          keit. Zum anderen wird er aus einem unersättlichen                                   wahrnehmung- und Besprechung, die einen Nähr-
                          menschlichen Geltungsdrang und dem Wunsch                                            boden für rassistisches Denken bereiten. Diese sich
                          nach Macht und Einfluss angetrieben.                                                 selbst bestätigenden und wirksamen Gegenüberstel-
                             Dieses tiefsitzende, unbewusste menschliche                                       lungen, die sich den vermeintlich „Anderen“ ver-
                          Element entzieht sich oftmals der eigenen Wahr-                                      stehbar – und zuweilen auch gefügig – zu machen
                          nehmung. Dennoch wird es gespeist von Sozialisati-                                   versuchen, täuschen über tiefliegende, globale Ver-
                          onserfahrungen, die sich in Sprache, Umgangsform                                     flechtungen hinweg, und verschleiern geschichtlich
                          und Kultur niederschlagen und in Kernfamilien,                                       und strukturell gewachsene Ungleichheiten.1
                          Bildungseinrichtungen und gesellschaftlich-kultu-                                       Strukturell und sprachlich verortete Rassismen
                          rellen Phänomenen wie Musik, Bild, Literatur, Film,                                  finden im Alltag ihren Niederschlag dort, wo Name,
                          Bildung weiterformen und sich verfestigen. Dabei                                     Hautfarbe, Herkunft, Religion und religiöse Sym-
                          sind seine in sozialen Systemen innewohnenden                                        bole mit etablierten inneren Bildern abgeglichen
                          und sowohl geschichtlich als auch strukturell ge-                                    werden und sich in struktureller Benachteiligung,
                          wachsenen Formen wirkmächtiger als manch flache                                      Bevormundung oder auch in Mitleid und Helfer-
                          Ausdrucksformen, die sich in alltägliche diskrimi-                                   drang übersetzen.
                          nierende Sprache kleiden.                                                               So wird die eigene bewusst oder unbewusst einge-
                                                                                                               nommene privilegierte Position, oder die vermeintli-
                          Problematische Kontrastierungen                                                      che Gefährdung derselben, zu einem Ausgangspunkt
                          Kontrastierungen (Gegenüberstellungen) zwischen                                      für die Interpretation eines vermeintlich „Ande-
                          einer vermeintlich ersten und dritten Welt, einem                                    ren“ gesetzt. Der zum „Andersartigen“ erklärte
                          euro-amerikanischem Zentrum und einem „Rest-                                         wird entsprechend freundlich bevormundet, höflich
Wirklich „andersartig“?   der-Welt“, zwischen zivilisiert und unkultiviert,                                    ausgegrenzt, mitleidig beschützt, besserwisserisch
                                                                                                               aufgeklärt, im Arbeits- und Wohnungsmarkt be-
                                                                                                               nachteiligt, auf eine bestimmte kulturelle Position
                                                                                                               begrenzt und karikiert. Dabei wird die eigene Posi-
                                                                                                               tionierung, die sich zuweilen als ein „wir sind nun
                                                                                                               mal kulturell unterschiedlich geprägt“, gebärdet, als
                                                                                                               eine aufgeklärte und objektive Meinung eingestuft.
                                                                                                                  Folglich sehen sich Menschen in der Pflicht den
                                                                                                               „Anderen“ aufzuklären, zu tolerieren, ihm bei der
                                                                                                               Integration zu helfen2, Patenschaften für arme Kin-
                                                                                                               der in Afrika zu übernehmen, sich sozial-karitativ
                                                                                                               in so genannten Entwicklungsländern zu engagie-
                                                                                                               ren. Sie nehmen an Evangelisationskampagnen in
                                                                                                               fernen Ländern teil und posten Bilder von errichte-
                                                                                                               ten Schulen und Gebäuden mit freundlich lächeln-
                                                                                                               den und dankbaren Menschen in sozialen Medien.
                                                                                 © Clay Banks – unsplash.com

                                                                                                               Wenn zudem nach der Rückreise mit gebräuntem
                                                                                                               Gesicht auf lächelnde Freunde in verschiedenen
                                                                                                               Ländern hingewiesen werden kann, dann ist das
                                                                                                               Gemüt zufrieden und das Gewissen rein. Ja, man
                                                                                                               kann sogar mit Berechtigung zusätzlich zuhause

8 | adventisten heute | November 2020
Adventisten heute - Advent-Verlag Lüneburg
Ras s is m u s

eine syrische Familie zu sich einladen und über be-     Ansätze zur Veränderung
stimmte Parteien schimpfen, die fremdenfeindliche       Was können wir gegen Rassismus tun? Hier sind ein
Parolen verbreiten.                                     paar Ansätze, die uns helfen können.
     Es kommt nämlich nicht gut an, wenn eine
gut aufgelegte Gesellschaft, in der von süßen af-       Globale Geschichte wahrnehmen
rikanischen Kindern geredet wird, oder davon, wie       Es gibt geschichtlich gewachsene Ungleichheiten und
Afro-Amerikaner bei ihren Predigten befremdlich         Ungerechtigkeiten, bei der von Europa und Nordame-
schreien, dass rhythmische schwarze Musik teuf-         rika aus viel Unheil an afrikanischen, südamerika-
lisch ist, Osteuropäer einen eher gesetzlichen, mo-     nischen, nah- und fernöstlichen Völkern geschehen
ralistischen Zugang zum Glauben haben, vor An-          ist, das die Welt bis heute in Mitleidenschaft zieht.3
gehörigen dieser Gesellschaft offen kritisiert wird.
Schon gar nicht mit starkem russischem Akzent           Ihren Geschichten zuhören
oder fehlerhafter Grammatik.                            Hören wir den Geschichten derjenigen zu, die Ras-
                                                        sismus erleben und benachteiligt werden. Es gibt
Rassismus konkret                                       strukturellen Rassismus in Deutschland, bei dem
Wie sieht struktureller Rassismus im Alltag aus?        Menschen mit dunkler Hautfarbe, Migrationshinter-
Hier sind ein paar Beispiele.                           grund oder einer anderen Religion im Arbeits- und
   Die indischen Freunde sind ganz nett und ihre        Wohnungsmarkt benachteiligt und ausgegrenzt
Gastfreundschaft ist entzückend. Nur ihnen eine         werden.4 Es gibt Alltagsrassismus in Kirche und Ge-
Wohnung vermieten – lieber nicht, denn den Ge-          sellschaft, der sich in subtiler und oft unbewusster
ruch der Räucherstäbchen kriegt man nicht aus der       Weise ausdrückt und sich hinter einem Überlegen-
Wand, wenn sie wieder ausziehen.                        heitsgefühl, Gutmenschentum, Bevormundung und
   Frau Ibrahim ist sehr freundlich und kompetent,      Religiosität verbirgt und verfestigt. Fragen wir uns,
aber sie mit ihrem Kopftuch im Kindergarten an-         wie sich das bei uns selbst ausdrückt.
stellen? Lieber nicht. Die Kinder könnten falsch
geprägt werden.                                         Hinhören und handeln
   Herr Mahary ist ein großartiges Beispiel für ge-     Machen wir den kulturell, religiös, farblich ver-
lungene Integration, und sein Deutsch ist fantas-       meintlich „Anderen“ nicht zum „Andersartigen“,
tisch. Aber wenn er von strukturellem Rassismus         indem wir uns ihm im Rahmen eines vorgefertig-
in Deutschland spricht, der sich sowohl im Arbeits-     ten Bildes annähern, das bestätigt, überrascht oder
und Wohnungsmarkt ausdrückt, ebenso bei der Po-         enttäuscht wird. Nehmen wir ihn vielmehr als ein
lizei, dann fragen wir uns, ob er da nicht etwas        individuelles Gegenüber wahr, das sich vor unseren
übertreibt. Deutschland ist doch ein gutes Land!        Augen öffnet, ausdrückt und das zur Sprache und
Sollten er und seinesgleichen nicht vielmehr dank-      zur Erfahrung bringt, was ihn ausmacht und was
bar sein, für die Möglichkeiten, die sie hierzulande    wir von ihm lernen können.
bekommen haben und was sie geschafft haben?                Ganz praktisch, wo es möglich ist: bieten wir
   Rassismus wirkt dort am stärksten, wo wir mehr       die Wohnung oder den Arbeitsplatz denen an, die
damit beschäftigt sind, uns zu vergewissern, dass       sonst kaum eine Chance hätten. Übertragen wir
wir keine Rassisten sind, als uns damit zu beschäf-     Verantwortung und lassen Veränderung zu – in der
tigen, wie die vermeintlich „Anderen“, oder sogar       Gemeinde, am Arbeitsplatz, in der Nachbarschaft,
„Integrierten“ ihren Alltag in der deutschen Gesell-    in der Gesellschaft.
schaft erleben. Dabei sind sie vor unserer eigenen         Rassismus erkennen und bewältigen. Vor uns
Haustür und wir könnten sie dazu fragen. Und doch       liegt ein weiter Weg. Gehen wir ihn. ■
wäre es nicht verwunderlich, wenn sie sich zunächst
nicht öffnen, ihre Wunden verbergen oder sich viel-     1 Dipesh Chakrabarty, Provincializing Europe, Postcolonial Thought and Historical
                                                           Difference, Princeton University Press, Princeton, 2000
leicht sogar in dankbarer Abhängigkeit der ständig      2 Den Begriff „gesellschaftliche Teilhabe“ empfinde ich als hilfreicher als den
erfahrenen Herabsetzung nicht bewusst sind. Wenn           Begriff der „Integration“, die von Mitte und Peripherie einer Gesellschaft
                                                           ausgeht, und eine Norm aufstellt, an der sich Menschen zu messen und zu
sie sich sogar über die Anerkennung freuen, die sie        orientieren haben.
bekommen, und verdrängen, mit wie viel Kraft es         3 Hier sind einige Quellen, die dabei helfen können u. a. die Geschichte des
                                                           Sklavenhandels, der Kolonisierung und des Nahostkonflikts mit ihren nach-
für sie verbunden ist, sich anzupassen und doppelt         haltigen Auswirkungen zu verstehen.
                                                                                                                                             Simret Mahary
anzustrengen, um bloß nicht aufzufallen.                   „Der Menschenhandel – eine kurze Geschichte der Sklaverei“ (1-4) https://         (M. Th., M. A. Trans­
                                                           www.arte.tv/de/videos/RC-016061/menschenhandel-eine-kurze-geschichte-
   Rassismus wirkt destruktiv. Und wir sind ein Teil       der-sklaverei/;
                                                                                                                                             cultural Studies) ist
davon. Am meisten nachteilig wirkt er aber für die-        „Die Entkolonialisierung – die Befreiung der Kolonien“ (1-3) https://www.         Leiter der PRESENCE
                                                           arte.tv/de/videos/RC-018466/die-entkolonialisierung/;
jenigen, die anders aussehen als die vermeintliche         „Mein gelobtes Land“ (1/2): https://www.arte.tv/de/videos/073890-001-A/
                                                                                                                                             kulturlounge in Frank-
Norm, andere Namen tragen, anders sprechen, an-            mein-gelobtes-land-1-2/                                                           furt am Main und Pas­
                                                        4 „ Diese Bewerber finden Personalchefs am besten“ https://www.spiegel.
ders glauben und scheinbar nicht so weit sind, wie         de/karriere/jobsuche-wzb-studie-bewerber-werden-ethnisch-diskriminiert-
                                                                                                                                             tor der Adventgemeinde
wir – wirtschaftlich, politisch, kulturell, religiös.      a-1211452.html                                                                    Frankfurt-Zentrum.

                                                                                                                  adventisten heute | November 2020 | 9
Adventisten heute - Advent-Verlag Lüneburg
T he m a d e s M o na ts

Viele kleine
Nadelstiche
Wie Rassismus wirkt

                                                                                                                                            © Ehimetalor Akhere Unuabona – unsplash.com
                           W
                                     ir haben einige Pastoren und Studierende
                                     der Theologischen Hochschule Friedensau
                                     gebeten, über ihre eigenen Erfahrungen
                           mit Rassismus zu berichten. Dazu stellten wir fol-
                           gende Fragen:
                           •  Was ist für dich Rassismus/rassistisches Verhalten?
                           •  Wo hast du schon mal Rassismus erlebt (innerhalb
                           und außerhalb der Gemeinde)? Was ist passiert?           „Rassismus ist ein Virus und wir sind der Impfstoff
                           •  Wie hast du darauf reagiert? Wie reagierst du         dagegen.“
                           heute darauf?
                               Auf den folgenden Seiten sind ihre Antworten         her?“ Dies suggeriert, dass man nicht dunkelhäutig
                           zu lesen.                                                sein und aus Deutschland kommen kann. Dadurch
                               Auf die Frage, was für mich Rassismus ist, werde     kann einem ein „Im-eigenen-Land-nicht-zu-Hause-
                           ich hoffentlich so manchen zum kritischen Nach-          sein-Gefühl“ vermittelt werden.
                           denken bewegen, das eine oder andere auch her-              Diese Fragen unterstellen, dass die angespro-
                           vorrufen. Rassismus ist (nicht erst seit der „Black      chene Person nicht aus dem eigenen Normkontext
                           Lives Matter“-Bewegung) viel eher ein System, als        kommt. Andere Beispiele wären: „Ihr könnt alle so
                           eine Tat mit Vorsatz und Absicht. Viele denken,          gut tanzen“, oder „Schokobabys sind die süßesten“.
                           dass Rassismus ein Akt oder eine Handlung ist,           Eine Steigerung wäre es, wenn Menschen das N-Wort
                           die lediglich von Rechtsradikalen ausgeht, von den       (Neger), Mischling oder Mulatte verwenden. Dies ist
                           „anderen“. Rassismus geschieht jedoch oft unbeab-        bei mir persönlich sowohl außerhalb als auch inner-
                           sichtigt. Durch Kommentare, Blicke und anderen           halb der Gemeinde bereits vorgekommen.
                           Handlungen, ganz oft ohne bestimmte Absicht.                Ich habe sehr unterschiedlich auf Rassismus re-
                               Bei rassistischen Äußerungen muss der Wirkung        agiert, sei er physisch oder verbal: beispielsweise
                           mehr beigemessen werden als der Absicht. Hier            bewusst ignoriert oder mit Humor, je nach Befind-
                           hat der Geschädigte die Deutungshoheit (voraus-          lichkeit, Situation und Gegenüber. Es sei aber noch
                           gesetzt, es gibt keine anderen Motive) – auch ge-        gesagt: Rassismus tut weh und ist anstrengend. Es
                           genüber Aussagen wie „das war nicht so gemeint!“         löst Stress aus und fühlt sich an wie viele Nadelsti-
                           oder „sei doch nicht so empfindlich“. Die Wirkung        che – sie töten nicht, aber machen das Leben unge-
                           ist ausschlaggebend. Ich kann jemandem die Hand          mütlich und mindern die Lebensqualität. Einerseits
Franklin Schultheiß        brechen, ohne das dies Absicht war. Dies hat keine       hat man das Gefühl, gesehen zu werden, aber doch
Jugendpastor in Nürn-      Auswirkung auf den Schaden, aber möglicherweise          nicht wirklich gesehen zu werden.
berg, wuchs zwischen       auf die Beziehungsebene. Ich bin mir sicher: Viele          Zuletzt seien noch zwei Dinge erwähnt: Ich has-
zwei Kulturen und          Menschen wollen nicht rassistisch sein.                  se es, als „Opfer“ dazustehen und kann auch sagen,
zwei Kontinenten auf           In der Welt, in der wir leben, ist Rassismus seit    dass ich in meinem Lebensalltag sehr dankbar sein
und lebte dabei in         Jahrhunderten tief verankert. Stichworte sind:           darf, aber gleichzeitig habe ich nicht den Luxus,
fünf Ländern und über      Kolonialisierung, Sklaverei, Imperialismus und die       mich nicht mit Rassismus zu beschäftigen zu müs-
neun Städten. Dabei        dazugehörigen Theorien und Konstrukte (Rassen-           sen und davon nicht betroffen zu sein. Ich möchte
verbrachte er die meiste   theorien usw.), um die kognitive Dissonanz zu lö-        jede/n Leser*in einladen, sich mit dem Thema kri-
Zeit seines Lebens         sen, die diese Handlungen begleiten. Er steckt in        tisch zu befassen und die eigene Position – nicht
in Deutschland und         Kinder- und Schulbüchern, digitalen Medien und           nur im Hinblick auf unser Weltbild und unsere
identifiziert sich als     Sprachen. Bezeichnungen wie „racial profiling“ und       christliche Ethik (wir sind alle gleich nach Gottes
Afrodeutscher mit dem      „white privilege“ sollten in diesem Zusammenhang         Bild geschaffen – 1 Mo 1,26) – zu reflektieren und
Anspruch, mit Gottes       bekannt sein. Einige Sätze, die als rassistisch wahr-    sich selbst im Alltag zu beobachten.
Hilfe das Beste aus bei-   genommen werden können: „Du kannst aber gut                 Für Fragen und Anregungen stehe ich gern zur
den Welten zu sein.        Deutsch sprechen“, oder „Wo kommst du (wirklich)         Verfügung. Gott mit euch! ■

10 | adventisten heute | November 2020
Ras s is m u s

„Auch ich habe rassistische
Gedanken …“
                     Ich habe Rassismus schon in
                     allen Formen erlebt: Beleidi-
                                                        Eine Zeitbombe
                     gungen, körperliche Gewalt,        Was eine Studentin der ThH-Friedensau
                     Mobbing etc. Auch in der Ad-       erlebt hat
                     ventgemeinde erlebe ich bis        Der am häufigsten erweckte Eindruck, den meine
                     heute regelmäßig Rassismus.        Erfahrungen mit Rassismus in Deutschland hinter-
                     Angefangen mit „kleinen Wit-       lassen haben, ist die Entschuldigung, das rassisti-
                     zen“ über afrikanische Ver-        sche Verhalten sei unbeabsichtigt gewesen. „Afri-
haltensweisen, wie zum Beispiel, „dass Afrikaner        kaner sind langsam, Deutsche sind schnell dabei,
immer zu spät kämen“. Auch solche pauschalen            Probleme zu lösen.“ Während wir mit dem Vermie-
Sätze, scherzhaft ausgesprochen, können eine ras-       ter des Apartments meiner schwarzen Freundin
sistische Wirkung haben.                                darüber diskutierten, wie man einen seit längerer
   Ein Erlebnis möchte ich kurz beschreiben: Ein        Zeit verschwundenen Schlüssel ersetzen könnte,
Glaubensbruder fragte mich, woher ich käme. Als         erklärte er: „Das ist der Unterschied zwischen Af-
ich ihm sagte, dass ich in Offenbach geboren sei,       rikanern und Deutschen: Ein Deutscher hätte diese
schüttelte er den Kopf und fragte woher ich wirklich    Situation nicht hingenommen; er wäre längst ge-
käme. Als ich dann fragte, ob er wissen wollte, wo      kommen und hätte innerhalb weniger Tage einen
meine Eltern herkommen, weil ich ja eine braune         neuen Schlüssel bekommen.“ Ich fragte mich, wie-
Hautfarbe habe, nickte er. Ich sagte ihm, dass meine    so er meiner Freundin etwas unterstellen wollte,
Mutter aus Tschechien und mein Vater aus Afrika         denn er gab ihr einen neuen Schlüssel. Ich dachte:
kommt. Dann sagte mir der Glaubensbruder, dass das      „Wieso können wir nicht über den Schlüssel reden
nicht schlimm sei, da Gott ja alle Menschen lieb hat.   ohne eine Bezugnahme auf Afrika?“
Ich möchte noch hinzufügen, dass der Bruder selbst         Aufgrund der Coronavirus-Pandemie war es
keine deutschen Wurzeln hatte, sondern Rumäne           schwierig, in den Sommersemesterferien einen Job
war. Das Gespräch war auf der einen Seite verstö-       zu finden. Ich war sehr erfreut, als ich schließlich
rend, aber gleichzeitig auch irgendwie witzig. Aber     einen bekam. Ich machte mir jedoch nicht viele Ge-
auch diese Begebenheit hatte rassistische Züge.         danken über mein Image auf der Arbeit. Zunächst
   Ich denke, dass auch viele Adventisten ihre „Mind-   trug ich eine Perücke; als ich mich schließlich ent-
sets“ (Denkweise) prüfen müssen. Auch heute noch.       schied, mein natürlicherweise dickes afrikanisches
   Ich glaube, dass Rassismus in uns allen steckt.      Haar zu zeigen, erhielt ich allerlei Vorschläge, die
Auch ich habe oft rassistische Gedanken und muss        ein unangenehmes Gefühl hinterließen. „Binde
daran arbeiten. Ich selbst habe auch Vorurteile und     dein Haar zusammen, damit du schön aussiehst“,
denke über „die Deutschen“, „die Türken“, „die          sagte ein Kollege zu mir. Dieser Kommentar ließ
Asiaten“, „die Albaner“ und „die Afrikaner“ oft in      mich über die Wahrnehmung von Schönheit und
Schubladen.                                             schwarzen afrikanischen Haaren in Deutschland
   Wir alle stehen in der Gefahr, Menschen in           nachdenken.
Schubladen zu stecken, aber gemäß der Bibel wer-           Ich musste auch ständig abschätzen, wie Leu-
den keine Volksgruppen vor dem Richterstuhl Got-        te mich behandeln, und mich fragen: „Hat die-
tes stehen, sondern jeder einzelne Mensch (Röm          ser Kommentar oder diese Behandlung etwas mit
14,11–13). Jeder einzelne Mensch ist anders und         meiner afrikanischen Identität, meinem Aussehen
wird für sich selbst Rechenschaft vor Gott ablegen      oder damit zusammenhängenden Stereotypen zu
müssen. Mir ist wichtig geworden, dass ich nicht        tun?“ Diese Verbindung herzustellen ist für mei-
selbst in Rassismus verfalle, weil das oft schneller    ne Reflexionen und Reaktionen wichtig geworden.
passiert, als man denkt.                                Es ist einfach, jede feindselige Tat aufgrund der
              Laurent Mutamba ist mit Begeisterung      Sprachbarriere, schlechter Behandlung als Kunde
                              Bezirkspastor in Gießen   oder Unterschieden im kulturellen Hintergrund als

                                                                                           adventisten heute | November 2020 | 11
T he m a d e s M o na ts

                           Rassismus zu werten, wenn das gar nicht der Fall                                     mittelt (obwohl das nicht auszuschließen ist), eine
Weitere Erfahrungs-        ist. Der Vorschlag, mein Haar zusammenzubinden,                                      weiße Hautfarbe oder Abstammung sei anderen
berichte sind auf den      hätte mir nichts ausgemacht; wenn er jedoch mit                                      überlegen. Die deutsche Gesellschaft muss sich aber
Seiten 14 und 18 zu        Schönheit in Verbindung gebracht wird, dann hat                                      ihrer Taten und ihres Nichtstuns bewusst werden,
lesen.                     er meiner Meinung nach viel damit zu tun, dass                                       die rassistische Tendenzen schleichend auf Kinder
                           schwarzes afrikanisches Haar zerzaust aussieht.                                      überträgt. Es hat den Anschein, dass sich nur we-
                               Ich war mit einer Kollegin Einkaufen gegangen.                                   nige Deutsche in Diskussionen über Rassismus en-
                           In einem Supermarkt liefen zwei weiße Kinder mit                                     gagieren; er wird als ein Problem für Angehörige
                           leeren Einkaufswagen ständig um mich herum. Sie                                      anderer Ethnien angesehen. Uns wird manchmal
                           lachten dauernd und rochen jedes Mal an ihrem                                        gesagt, dass bei Ummeldungen auf den Ordnungs-
                           T-Shirt, wenn sie mir nahe kamen. Als ich ihre                                       ämtern die ethnische Herkunft nicht erfragt wird
                           wiederholten Aktionen bemerkte, wurde mir unge-                                      und daher der Rassismus bei uns erledigt sei. Es
                           mütlich, und ich beendete schnell meinen Einkauf.                                    erfordert jedoch mehr als das, um Deutschland von
                           In einem nahe gelegenen Bekleidungsgeschäft folg-                                    Rassismus zu befreien. In deutschen Zeitschriften
                           te mir eine Verkäuferin die ganze Zeit. Ich fragte                                   und Werbeanzeigen werden schwarze Afrikaner
                           mich, was ich getan hatte. Während andere Kunden                                     oder schwarze Deutsche selten dargestellt. Mir ist
                           zwanglos shoppen konnten, wurde ich auf Schritt                                      auch aufgefallen, dass es oft um Angelegenheiten
                           und Tritt verfolgt. Ich war jedoch zu verlegen, um                                   des Rassismus geht, wenn schwarze Afrikaner oder
                           zu fragen, warum ich die Einzige war, die so be-                                     schwarze Deutsche interviewt werden. Sicherlich
                           handelt wurde. Als ich meinen Einkauf beendet                                        haben sie mehr anzubieten und mitzuteilen, als
                           hatte, schrie mich die Verkäuferin an, weil eine                                     sich nur über dieses Thema zu äußern. Und wie
                           Jacke nicht auf einem Bügel hing. Da ich beobach-                                    sieht es in der Politik, der Wirtschaft, der Wissen-
                           tet hatte, dass sie ganz ruhig mit einem weißen                                      schaft, dem Transportwesen und der Modewelt aus?
                           Ehepaar umgegangen war, bekam ich den Eindruck,                                      Werden schwarze Afrikaner und schwarze Deutsche
                           dass eine Art von rassistischem Profiling stattfand.                                 dort ausreichend repräsentiert? Falls die Antwor-
                               Auf dem Campus der Hochschule hatten wir ein                                     ten darauf nicht zufriedenstellend sind, sollten wir
                           interaktives Treffen über Rassismus. Ich bin sicher,                                 eher eine übergreifende Herangehensweise an das
                           dass die Einladung dazu allen Studenten zugesandt                                    Thema diskutieren. Es geht um mehr als um die
                           worden war; es tauchte jedoch kein weißer Student                                    Frage von ethnischer Identifikation oder Hautfar-
                           zur Diskussion auf.                                                                  be. Welchen Status, welche Ausbildung und Berufe
                                                                                                                und welche Gelegenheiten, ihren Lebensunterhalt
                           Bewusst und unbewusst                                                                zu verdienen und aufzusteigen, besitzen Afro-
„Wenn du denkst,           Aufgrund dieser und anderer vorheriger Erfahrun-                                     Deutsche oder Afrikaner in Deutschland?
diese Maske macht es       gen habe ich über zwei Angelegenheiten nachge-                                          Abschließend möchte ich sagen, dass niemand
dir schwer zu atmen –      dacht. Zuerst müssen wir anerkennen, dass Ras-                                       vor Rassismus gefeit ist; es ist eine Einstellung,
versuche es mal damit,     sismus eine Diskriminierung ist, die bewusst oder                                    die jeder besitzen kann. Jemand, der rassistische
ein Schwarzer in Amerika   unbewusst gelehrt und still oder aggressiv ausge-                                    Beurteilung oder Diskriminierung erlebt hat oder
zu sein.“ (Demonstration   drückt werden kann. Ich will mir nicht vorstellen,                                   Opfer irgendeiner Stereotype war, kann unbewusst
in Washington D.C.)        dass jemand explizit Kindern die Vorstellung ver-                                    darauf mit der Etikettierung oder Ausgrenzung des
                                                                                                                Rassisten und seiner ethnischen Angehörigen re-
                                                                                                                agieren. Manchmal ist Rassismus eine Reaktion auf
                                                                                                                Rassismus – Rassismus sät Rassismus. Man kann
                                                                                                                innerlich das Verhalten eines rassistischen Täters
                                                                                                                als repräsentativ für die gesamte Volksgruppe anse-
                                                                                                                hen, der er angehört. Warum sage ich das? Des Öf-
                                                                                                                teren musste ich einige meiner schwarzen Kollegen
                                                                                                                korrigieren, die herabwürdigende Aussagen über
                                                                                                                weiße Deutsche machten. Als ich das tat, erklärten
                                                                                                                sie mir, dass weiße Deutsche solche Kommentare
                                                                                                                verdienten, weil man sie als Rassisten sah.
                                                                                                                   Wenn wir all dies bedenken, was ist dann not-
                                                                                  © Clay Banks – unsplash.com

                                                                                                                wendig, um zu erkennen, dass Rassismus in jeder
                                                                                                                Gesellschaft eine Zeitbombe darstellt?
                                                                                                                                Amanda Phyills Benson-Tambo (25),
                                                                                                                       kommt aus Ghana und studiert International
                                                                                                                               Social Sciences (Development Studies)
                                                                                                                                               an der ThH-Friedensau

12 | adventisten heute | November 2020
Ras s is m u s

Rassismus raus!
                                                                           Die Menschen sehen lernen,
                                                                           wie Gott sie sieht

I
   ch soll etwas zu Rassismus schreiben. Weißer
   Mann belehrt weiße Menschen über Rassismus?
   Das kann doch nur schiefgehen. Ich kenne
nicht das Gefühl, aufgrund meiner Hautfarbe her-
ausgestellt oder gar abgewertet worden zu sein; ich
kenne nicht die Wut über himmelschreiende Unge-
rechtigkeiten. Ich weiß nur, dass ich – aufgeklärt
und weltoffen – kein Rassist bin. Oder?

Rassismus im eigenen Haus
Vielleicht hilft das Einfühlen in eine Geschichte,
die traurige Berühmtheit erlangt hat. Die tragi-
sche Heldin darin ist Lucy Byard. Wir schreiben das
Jahr 1944. Schwester Byard ist aktive Adventistin
in New York. Leider bekommt sie mit Mitte 60 die
Diagnose Krebs und meldet sich zu einer Operation
im adventistischen Washington Sanitarium an. Bei
ihrer Ankunft stellt man fest, dass sie Afro-Ame-
rikanerin ist und teilt ihr mit, dass sie aufgrund
der Satzungen des Hauses und des Bundesstaates
Maryland nicht aufgenommen werden könne. Man
arrangiert den Transfer in ein „geeignetes“ Kran-
kenhaus in der Nähe (ironischerweise ist der auf-
nehmende Arzt dort ein Adventist). Drei Wochen
später stirbt sie. Es folgt ein Sturm der Entrüstung,
der letztlich dazu führt, dass afroamerikanischen
Adventgläubigen das Recht eingeräumt wird, eige-
ne Vereinigungen zu gründen (so genannte Regio-
nal Conferences, insgesamt gibt es neun davon in
den USA).

Vorsatz und Wirkung
Rassismus, wie alle -ismen, ist uns in erster Linie als
Ideologie bekannt. Wir verbinden mit einer Ideolo-
gie eine Weltsicht, die bewusst gewählt und vertre-
ten wird und deren Handeln absichtsvoll und ziel-
gerichtet ist. In Deutschland denken wir mit Grauen
daran, wie die rassistische Ideologie der National-
sozialisten sich gegen jüdische Menschen richtete
                                                          © Dennis Meier

und zum Tod von Millionen führte. Dieses Gedenken
sollte uns eigentlich gegen Rassismus immunisie-
ren, tut das aber auf eine Art und Weise, die uns
allzu oft vor systemischem Rassismus blind macht.                          Survival Of The Fattest (Überleben der Dicksten) ist eine Skulptur von Jan Galschiøt,
   Was ist der Unterschied zwischen Rassismus als                          die ich 2017 in Ringkøbing (Dänemark) sah. Dem Künstler geht es um die unge-
Ideologie und systemischem Rassismus, einem Be-                            rechte Verteilung der Ressourcen in dieser Welt. Sie kann ebenso als Visualisierung
griff, der nun oft in den Medien vorkommt? Kür-                            von Rassismus verstanden werden.

                                                                                                                adventisten heute | November 2020 | 13
T he m a d e s M o na ts

                            zeste Antwort: Man muss kein Rassist sein, um ras-     Das Augen(ge)fällige
                            sistische Dinge zu tun oder zu sagen. Systemischer     Der folgende Bibeltext beschreibt trefflich, wie
                            Rassismus ist, dass wir durch Erziehung, einzelne      menschliche Wahrnehmung funktioniert: „Der
                            Erfahrungen, Gerüchte, Bilder, die deutsche Kolo-      Mensch urteilt nach dem, was er sieht, doch der Herr
                            nialgeschichte oder nur Kinderlieder („Zehn klei-      sieht ins Herz.“ (1 Sam 16,7 NLB) Samuel wird hier
                            ne …“) gesellschaftlich daraufhin geprägt sind,        von Gott belehrt, dass es wohl kaum sein Ernst sein
                            Menschen anderer Hautfarbe abzuwerten (in dem          kann, einen König nur nach Aussehen und gestähl-
                            zitierten Kinderlied geschieht die Abwertung u. a.     ten Muskelpaketen auszuwählen. Eine prima Einfüh-
                            durch den Diminutiv „…lein“). Wer schon einmal         rung in die biblische Sicht auf Rassismus, denn in
                            für einen Mitarbeiter anderer Hautfarbe eine Woh-      dieser Begebenheit steckt neben der augenfälligen
                            nung in Hamburg gesucht hat, hört keinen ideolo-       Be- und Abwertung anhand äußerlicher Merkmale
                            gischen, offenen Rassismus. Trotzdem hagelt es Ab-     noch ein zweites Thema, nämlich das Herrschen. Es
                            sagen. Das ist systemisch. Für manche (nicht alle)     geht ja darum, dass Samuel einen König auswählen
                            beginnt es schon bei der ewigen Nachfrage, woher       soll, der dann herrschen wird. Hier entpuppt sich
                            man denn komme, weil man anders aussieht. An-          bereits, dass Menschen nicht nur aus Ordnungsliebe
                            dersartigkeit wird bemerkt und herausgestellt. Hier    und Wissbegier Zuteilungen in Gruppen vornehmen,
                            ist Rassismus nicht Vorsatz, sondern die Tatsache,     sondern dass es immer auch um die Sicherung von
                            dass man jemandem (oft unbewusst und durchaus          Macht und um ökonomische Ausbeutungsinteressen
                            nett gemeint) spiegelt, anders zu sein („Othe-         geht, wie die Geschichte des Kolonialismus (im Üb-
                            ring“). Ohne es zu sagen oder auch zu meinen – die     rigen auch die Geschichte der israelitischen Könige,
                            Person fühlt: Ich gehöre nicht wirklich dazu. Ideo-    z. B. 1 Kön 12) deutlich zeigt (siehe Foto).
                            logierassismus geht also vom Subjekt aus (ist der/
                            die Handelnde/Sprechende Rassist?), während Sys-       Rasse und Rassismus
                            temrassismus die Empfindungen des Objekts (gram-       Man sollte ja denken, dass es Rassismus gibt, weil es
                            matikalisch gemeint) ernst nimmt (was macht das        Rassen gibt, aber – auch das wieder eine mögliche
                            mit der angesprochenen Person?).                       Überraschung – es gibt keine Rassen! Die Kategorie
                               Was heißt diese um das systemische Moment           „Rasse“ hat keine biologisch-genetische Grundlage,
                            erweiterte Rassismusdefinition für die Praxis?         wie wir heute wissen. Man übernahm im 17. Jahr-
                            Wenn mir jemand zurückmeldet, dass er oder sie         hundert diesen Begriff aus der damals gängigen Klas-
                            eine Frage oder Bemerkung von mir als rassistisch      sifikation von Tier- und Pflanzenarten und übertrug
                            empfunden hat, dann reagiere ich nicht mit der         sie auf Menschen.1 Schon bei den Tieren und Pflan-
                            stereotypen und hochempörten Empfindlichkeit           zen war es ein reiner Ordnungsbegriff anhand äußer-
                            „ich bin doch kein Rassist!“ (auch „white fragility“   licher (!) Merkmale, der aus heutiger Sicht nicht ge-
                            genannt), sondern entschuldige mich einfach und        netisch begründbar ist und in der wissenschaftlichen
                            frage, was ich beim nächsten Mal besser machen         Biologie schon lange nicht mehr verwendet wird. Mit
                            kann.                                                  der Übertragung auf Menschen gesellte sich aber so-

Vom Busfahrer hinausgebrüllt
Erfahrungsbericht einer Studentin
Einmal wurde ich im Bus von Magdeburg          Autorität als Busfahrer zu missbrauchen,    genommen. Ich war nicht nur aufgewühlt,
nach Friedensau rassistisch angegriffen. Es    indem er mir befahl, den Bus zu verlas-     sondern auch beunruhigt.
war früh am Morgen; ich war die Nacht hin-     sen. Als ich darauf bestand, dass er den       Ich vermute, dass der Busfahrer sich
durch gereist; deshalb wollte ich schnell      Geldschein wechseln könne, wurde er noch    wegen meiner Hautfarbe und meinem be-
nach Friedensau zurück. Ich hatte jedoch       aggressiver in seinen Gesten und Worten.    grenzten Deutsch so verhielt. Heute würde
nur einen 50-€-Schein bei mir. Ich stieg als   Ich war einfach zu müde, verließ den Bus    ich nicht mehr aus dem Bus aussteigen,
Erste in den Bus ein und wollte damit be-      und musste eine Stunde auf den nächsten     sondern den Fahrer auf seine Verweige-
zahlen, aber der Busfahrer war sofort ver-     Bus nach Friedensau warten.                 rung hinweisen, mir einen Dienst zu er-
ärgert und weigerte sich, den Schein an-          Ich rief den Busbetreiber an, um den     weisen, für den er bezahlt wird. Ich wür-
zunehmen. Ich bat ihn freundlich, mir zu       Vorfall zu melden. Die Frau am Telefon      de auch auf die rechtlichen Folgen seines
helfen, denn ich war sehr müde. Er stand       nahm ihn jedoch nicht ernst. Ich berich-    Verhaltens hinweisen. Falls er gewalttätig
auf und begann mich anzuschreien. Zuerst       tete einem Kommilitonen davon. Er rief      würde, würde ich den Vorfall sofort der Po-
war ich verwirrt; dann sagte ich ihm, dass     die Busgesellschaft an und beschwerte       lizei melden.
das nicht in Ordnung sei. Er begann, seine     sich. Zunächst wurde auch er nicht ernst                                       Anonym

14 | adventisten heute | November 2020
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