WIR HABEN WÄHRING WACHGEKÜSST - WÄHRINGER Blattl - Drei Jahre grüne Bezirksvorstehung - Gruene.at

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WIR HABEN WÄHRING WACHGEKÜSST - WÄHRINGER Blattl - Drei Jahre grüne Bezirksvorstehung - Gruene.at
WÄHRINGER Blattl     Die Zeitung der Währinger Grünen                           Ausgabe 1/19

         WIR HABEN
          WÄHRING
       WACHGEKÜSST
                 Drei Jahre grüne Bezirksvorstehung

Österr. Post AG MZ 02Z033789 M   Die Grünen Währing, 1030 Wien, Würtzlerstraße 3/3
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Seite 2   WÄHRINGER BLATTL

          Editorial
          Liebe Leserinnen, liebe Leser!
          Das mit vierzig Seiten dickste Währin-        Neu sind diesmal vier Serviceseiten für
          ger Blattl aller Zeiten zeigt, dass sich in   RadfahrerInnen. Nachdem in Wien die
          Währing 2018 viel getan hat. So werfen        Kontrollen im letzten Jahr verschärft wor-
          wir auf jeden Fall noch einmal einen Blick    den sind, wollen wir in Erinnerung rufen,
          auf unsere Hauptprojekte in diesem Jahr,      was man beim Radfahren alles beachten
          den Umbau der Währinger Straße und die        muss, und auch was man alles darf (z.B. in
          Neugestaltung des Schulvorplatzes in der      Wohnstraßen gegen die Einbahn fahren).
          Schulgasse.
                                                        Neben unserer Zeitung, Facebook und
          Wir berichten über laufende Projekte und      Insta­gram haben wir uns im letzten Jahr
          liefern Ihnen Hintergrundinformationen. So    auch einem neuen Medium zugewandt,
          zum Beispiel, dass sich der Bezirk um die     dem Podcast. Wir laden Sie ein, auch auf
          fehlenden Toiletten in Währing kümmert,       diesem Weg regelmäßig zu erfahren, was
          auch wenn es viel Geld kostet. Denn es        es Neues im Bezirk gibt.
          sind die scheinbar kleinen Dinge die, wenn
                                                        Freuen wir uns auf ein spannendes Jahr
          sie gelöst werden, Zufriedenheit bei vielen
                                                        2019!
          Menschen auslösen.

          Wir bringen ein Interview mit Jennifer
          Kickert über den Jüdischen Friedhof in
          Währing, wo nach vielen Jahren hoffentlich
          endlich Bewegung in die Sanierung kommt,
          und Sie können die Rede nachlesen, die
          unsere Bezirksvorsteherin anlässlich des
          Gedenkens an die Reichspogromnacht vor
          dem ehemaligen jüdischen Gebetshaus in
          der Schopenhauerstraße gehalten hat.

          Klimakrise und Mobilitätswende, das sind
          die großen Themen nicht nur in Wien, und
          es ist notwendig, sie immer wieder zu be-
          tonen, um möglichst vielen Menschen ihre
          Wichtigkeit zu zeigen.

                                                        Marietta Ranzmayer               Marcel Kneuer
                                                        Redaktion                        Klubobmann
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WÄHRINGER BLATTL             Seite 3

 Sicher in die Schule kommen
Sichere Schulwege sind uns in Währing ein großes Anliegen. Damit möglichst viele Kinder alleine in die Schule gehen können.

„Mama, Papa, ich will allein in die Schule ge-                                                                         gen wollen, bleiben
 hen!“ ist ein Satz, der für jeden Elternteil                                                                          nun rund 50 Meter
 Grund zur Freude sein sollte. Toll, dass sich                                                                         von der Schule ent-
 das Kind den Weg allein zutraut, dass es so                                                                           fernt stehen, die
 selbstbewusst ist und seine eigenen Erfah-                                                                            Kinder gehen von
 rungen machen will. Wie groß die Freude                                                                               dort allein weiter –
 darüber tatsächlich ist, hängt allerdings                                                                             das verringert das
 stark von dieser Frage ab: „Wie oft muss                                                                              Gefahrenpotenzial,
 bis zur Schule eine Straße überquert wer-                                                                             das allmorgendlich
 den?“ Jede Mutter, jeder Vater kennt die                                                                              vor vielen Schulen
 Sorge, wenn das Kind das erste Mal alleine                                                                            in den „Elterntaxi-
 loszieht. Man schaut nach, mindestens so           Neue Vorrangregeln und die Niveauanhebung machen                   Rush­minutes“ ent-
 lange, bis es an der nächsten Ecke aus dem         den Übergang Vinzenz­gasse/Schulgasse noch sicherer                steht.
 Sichtfeld verschwindet. Man denkt: „Ok, es
 wird nichts passieren. Wir haben ja lange       vieler Eltern auch auf den größeren Stra-     „Mama, Papa, ich will allein in die Schule
 geübt – zuerst links schauen, dann rechts,      ßen wie der Gentzgasse und der Währinger       gehen!“ Ein Satz, der Währinger Eltern nun
 dann wieder links.“ Man hat dem Kind er-        Straße (dort wo keine Straßenbahn fährt),      ein bisschen weniger Sorgen macht als frü-
 klärt, wie weit ein Auto entfernt sein muss,    der Martinstraße und der Gymnasium-            her und für manche Kinder vielleicht auch
                                                                         straße Tempo 30        neue Perspektiven eröffnet: Es wird an der
                                                                         eingeführt. (Umso      nächsten Ecke auf seinen besten Freund/
                                                                         un­verständlicher      Freundin treffen. Die beiden freuen sich,
                                                                         übrigens, dass es      dass sie endlich ungestört und unbeob-
                                                                         vielen noch immer      achtet von Eltern- oder Lehreraugen allein
                                                                         als Kavaliersdelikt    unterwegs sein können. Vor Schulbeginn
                                                                         gilt, diese Vor-       eine kurze Zeit haben, wo sie ungestört zu-
                                                                         schrift nicht ein-     sammen sein und sich austauschen und die
                                                                         zuhalten.)             Welt herum entdecken können. Vielleicht
                                                                                                geht vor ihnen gerade – wie jeden Tag um
                                                                     Einen     sicheren
                                                                                                diese Zeit – die Frau mit dem Hund. Der
                                                                     Schulweg       und
                                                                                                Vater sagt immer: „Nein, wir bleiben jetzt
    Kürzere Querungen beim viel frequentierten Übergang              mehr Platz in den
                                                                                                nicht stehen, wir haben‘s eilig.“ Jetzt aber
    Klostergasse/Schulgasse                                          Pausen konnten
                                                                                                nützt das Kind die neu gewonnene Freiheit
                                                                     wir nicht nur den
                                                                                                und fragt: „Darf ich den Hund streicheln?“
damit es sicher die Straße queren kann, Kindern in der Volksschule Schulgasse er-
                                                                                                Es darf und wird mit einer kleinen Erfah-
und es hat längst bewiesen, dass es gut    möglichen – ihr Vorplatz ist nun autofrei.
                                                                                                rung reicher in der Schule ankommen.
aufpasst. Trotzdem: Die Sorge bleibt.      Auch mehr als tausend weitere Schulkin-
                                           der der umliegenden Schulen
Damit diese Sorgen der Eltern weniger
                                           (Gymnasium Klostergasse, Neue
werden können, machen wir in Währing
                                           Mittel­
                                                 schule sowie Gymnasium
die Schulwege sicherer: Wir schaffen mehr
                                           und Volksschule Schopenhauer-
sichere Übergänge, verlangsamen den Au-
                                           straße, Volksschule Lackner­gasse
toverkehr und schaffen Elternhaltestellen,
                                           und Antonigasse) profitieren auf
die das Autochaos direkt vor der Schule
                                           ihrem Schulweg von der ver-
vermindern.
                                           kehrsberuhigten Schulgasse.
All das ist in den letzten drei Jahren in
                                           In der Scheibenbergstraße wie-
Währing umgesetzt worden: Bei den
                                           derum wurde von der Bezirksvor-
Schulweg-Kreuzungen Alsegger Straße/
                                           stehung in Kooperation mit der
Ferrogasse und Lacknergasse/Währinger
                                           Volksschule eine Elternhaltestelle
Straße wurden die Gehsteige vorgezogen.
                                           eingerichtet. Eltern, die ihre Kin-
In Innerwähring wurde zur Erleichterung                                              Elternhaltestelle Schulgasse für sicheres Aussteigen
                                           der unbedingt mit dem Auto brin-
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Seite 4   WÄHRINGER BLATTL

          Ein intensiver Sommer für Währing
          Der Sommer 2018 war ein baustellentechnischer und organisatorischer Kraftakt. Dank guter Planung und super Zusammenarbeit
          aller Beteiligten ist alles gut gelaufen – wichtige Projekte für unseren Bezirk wurden erfolgreich und kostensparend umgesetzt.

          Planbare Projekte…
          Manche Projekte kann man strategisch pla-
          nen – wie zum Beispiel die Gestaltung des
          Vorplatzes der Volksschule Schulgasse:
          Schon viele Jahre bemühten sich Direktion
          und Elternverein um eine Umgestaltung
          des Platzes vor der Schule. Die Schulgasse
          war zwar wenig befahren, doch breit und
          die Autos daher eher schnell unterwegs.
          Dazu kam, dass die Schule selbst kaum ge-
          eignete Freiräume hat und jeder nutzbare
          Quadratmeter im Umfeld daher ein Gewinn
          ist. Es ging also um mehr Sicherheit und
          um mehr Platz für die Kinder.

          Die in Auftrag gegebenen Verkehrszäh-
          lungen bestätigten den ersten Eindruck:
          Die Verkehrsmengen waren eher gering,
          und wie schon bei anderen Schulen in
          Währing (Volksschule Klettenhofergasse,
          Volksschule Bischof-Faber-Platz, Gym-
          nasium Klostergasse) war daher die Idee
          naheliegend, den Straßenbereich vor der
          Schule autofrei zu gestalten und den Park      einiger Entfernung aussteigen lassen und         war, zeigten wenige Wochen später zwei
          zur Schule hin zu öffnen. Diese Idee wurde     so der Bereich vor der Schule großflächiger      Rohrbrüche in der Währinger Straße bzw.
          über ein Jahr lang in einem partizipativen     verkehrsberuhigt ist. Als Synergie wurde         Gentzgasse – vor allem letzterer verbun-
          Planungsprozess mit den umliegenden            das Projekt außerdem genutzt, um die ge-         den mit einer fast zweitägigen Lahmle-
          Schulen, AnrainerInnen, Gewerbetreiben-        samte Schulgasse zwischen Lacknergasse           gung des gesamten Straßenbahnverkehrs
          den und ParknutzerInnen sowie den zu-          und Martinstraße über das Radwegebud-            der Linien 40 und 41).
          ständigen Fachdienststellen der Stadt          get der Stadt schulwegsicher und fahr-
                                                                                                          Eine solche Baustelle ist für eine Einkaufs-
          diskutiert und sukzessive die Planung ent-     radfreundlich zu gestalten – ein Gewinn
                                                                                                          straße wie die Währinger Straße eine große
          wickelt. Dank GRÜNEN und SPÖ konnte            für die rund 2.000 Kinder, die hier täglich
                                                                                                          Belastung – sie ist aber auch eine Chance:
          das Projekt nun im Sommer und Herbst           unterwegs sind, und für all jene, die für ihre
                                                                                                          Kann so eine Baustelle doch organisato-
          2018 umgesetzt werden:                         Alltagswege gerne das Fahrrad benutzen.
                                                                                                          risch und kostentechnisch genutzt werden,
          Der Bereich direkt vor der Schule wurde                                                         längst fällige Gestaltungsmaßnahmen zu
                                                         … und solche, die sich kurzfristig
          autofrei gestaltet: Sitzmöbel, Aufenthalts-                                                     setzen. Und – im Gegensatz zur Vergan-
                                                         ergeben
          fläche, ein neuer Baum, offener Zugang                                                          genheit (für die letzten großen Baustellen
          zum Park. Der oberste Bereich des Schu-        Gegen Ende 2017 teilte die MA31 – Wiener         2004 und 2013 gab es keine Initiative des
          bertparks – früher eine nicht nutzbare Bö-     Wasser dem Bezirk mit, dass sie vorhabe,         Bezirks) – wurde die Chance dieses Mal ge-
          schung mit Sträuchern – ist mit Podesten       im Sommer 2018 in der Währinger Straße           nutzt:
          und Balancierbalken nun spielerisch und als    zwischen Gürtel und Aumannplatz sowie
                                                                                                          „„ Das Zu-Fuß-Unterwegs-Sein, das
          Freiluftklasse nutzbar. Zusätzlich entstand    einzelnen weiteren Straßenabschnitten
                                                                                                             Flanieren von einem Geschäft zum an-
          eine Fläche für einen Gemeinschaftsgarten,     die Wasserleitungen zu tauschen. Die-
                                                                                                             deren, der Weg von der Straßenbahn-
          der gerade in Gründung begriffen ist.          ser Tausch sei notwendig, weil die alten
                                                                                                             station oder vom abgestellten Auto
                                                         Rohre aus den 1930er bzw. 1960er-Jahren
          Im Anfahrtsbereich zur Schule wurde auf                                                            zum Geschäft, das Auslagen-Schauen,
                                                         schon altersschwach wären – mit dem ho-
          beiden Seiten jeweils einen Häuserblock                                                            das Zwischendurch-Ausrasten-Können –
                                                         hen Risiko von „spontanen Rohrbrüchen“
          entfernt eine „Elternhaltestelle“ eingerich-                                                       all das ist essentiell für die Qualität
                                                         (dass das keine übertriebene Panikmache
          tet, damit Elterntaxis die Kinder schon in                                                         einer Einkaufsstraße. Und all das wurde
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WÄHRINGER BLATTL           Seite 5

  mit der neuen Währinger Straße um                                                        ist vor allem für Kinder und auch Ältere
  einiges attraktiver, bequemer und                                                        einschätzbar, ob man eine Straße queren
  sicherer.                                                                                kann oder nicht. Dazu kommen ein gleich-
                                                                                           mäßigerer Verkehrsfluss sowie eine deutli-
„„ Die Ampel an der Martinstraße hat
                                                                                           che Lärmreduktion.
   endlich Fußgängerampeln bekommen –
   worüber sich die Eltern von Schul-                                                      Im Sommer 2018 wurde Tempo 30 des-
   kindern freuen und ältere Menschen,                                                     halb auf Beschluss von GRÜNEN und SPÖ
   für die die Situation so einfacher zu                                                   ausgeweitet: Martinstraße, Gymnasium-
   erfassen ist.                                                                           straße, Gentzgasse zwischen Gürtel und
                                                                                           Aumannplatz, Währinger Straße zwischen
„„ Dazu kam die Jahrhundertchance, mit
                                                                                           Aumannplatz und Gersthofer Straße, Stern-
   dem Tausch der Wasserleitung Bäume
                                                                                           wartestraße und Anastasius-Grün-Gasse.
   zu pflanzen: Beim Verlegen der neuen
                                                                                           Ausgenommen bleiben alle Schienenstra-
   Leitung konnte die wegen der Baum-
                                                                                           ßen und manche Straßenabschnitte, in de-
   wurzeln notwendige Schutzverrohrung
                                                                                           nen die Wiener Linien weiterhin auf Tempo
   kostengünstig mitverlegt werden.
                                                                                           50 für den Busverkehr bestehen.
   Diese bei verlegter Wasserleitung
   im Nachhin­ein einzubauen, würde           sind. Durch einen deutlich verkürzten        Auch hier konnten durch eine gute Koordi-
   das Vielfache kosten und wäre für 14       Bremsweg verringern sich Unfallhäufigkeit,   nation mit der Baustelle in der Währinger
   Bäume, wie wir sie jetzt gepflanzt ha-     Unfallschwere und Verletzungsfolgen. Und     Straße Kosten für Beschilderung und Mar-
   ben, nahezu unleistbar.                    je langsamer ein Auto fährt, desto besser    kierungsarbeiten gespart werden.

„„ Dass die Baustelle und die schon vor-
   handene Umleitung der Straßenbahn
   auch noch genutzt wurden, um einen
   fälligen Weichentausch der Wiener
   Linien durchzuführen, ist dann schon
   fast nicht mehr aufgefallen.

Das alles wurde in wenigen Wochen ge-
plant, die nötigen politischen Entscheidun-
gen von GRÜNEN, SPÖ und NEOS getragen.
Dank der mustergültigen Zusammenarbeit
zwischen Magistratsabteilungen, Bau-
firmen, Wiener Linien und Bezirk lief die
Baustelle „wie am Schnürchen“ und blieb
zeit- und kostenmäßig voll im Plan.

Und dann noch Tempo 30…
Tempo 30 hat sich in weiten Teilen
Währings in den letzten Jahren als Maß-
nahme für mehr Sicherheit und Lebens-
qualität bewährt. Kein Wunder, dass vor
allem AnrainerInnen, Eltern von Schulkin-
dern und immer wieder auch das Währin-
ger Kinderparlament eine Ausweitung der
Regelung wünschten.

Tempo 30 bedeutet vor allem mehr Sicher-
heit für Kinder und ältere Menschen – bei-
des Gruppen, die viel zu Fuß unterwegs
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Seite 6   WÄHRINGER BLATTL

          „Wir haben Währing wachgeküsst …“
          Mehr als die Hälfte der Wahlperiode ist vorbei – wir haben die grüne Bezirksvorsteherin Silvia Nossek zum Interview getroffen.

          Von den fünf Jahren der Wahlperiode                                                       Und es würde uns allen gut tun, wenn wir
          sind nun drei vorbei. Hat sich der                                                        diese Fragen weniger emotional diskutie-
          Bezirk verändert, seit du mit deinem                                                      ren würden. Tatsache ist, dass wir die so
          Team Bezirksvorsteherin bist?                                                             intelligente Erfindung Auto ziemlich unin-
                                                                                                    telligent einsetzen – und damit nicht nur
           SN: Natürlich hat sich Währing verändert.
                                                                                                    unserer Gesundheit und der Lebensqua-
          „Frischer Wind für Währing“ – das war un-
                                                                                                    lität in der Stadt schaden, sondern auch
           sere Ansage bei der Wahl vor drei Jah-
                                                                                                    einen erheblichen Beitrag zur Klimakrise
           ren. Viele Menschen hatten den Stillstand
                                                                                                    leisten. Und wer immer so tut, als könnten
           im Bezirk satt, hatten das Gefühl, dass
                                                                                                    wir einfach weitermachen wie bisher, han-
           die Herausforderungen der Zukunft nicht
                                                                                                    delt unverantwortlich.
           angegangen werden, und es deswegen
           dringend einen Wechsel braucht. Heute                                                   Aber ist die Klimakrise nicht zu groß,
           können wir mit Recht sagen: Ja, es ist viel                                             um sie von Währing aus lösen zu
           in Bewegung gekommen in diesen drei                                                     wollen?
           Jahren – und das macht Freude.
                                                                                                   SN: Das ist ja auch nicht der Anspruch. Aber
          Das große Wahlkampfthema war der                                                         es ist unsere Verantwortung, auf unserer
          fehlende Platz im Bezirk. Nun – zwei                                                     Ebene zu tun, was in unseren Möglichkeiten
          Jahre nach Einführung der Parkraum-                                                      liegt – und die Zeit drängt. Für Bezirkspo-
          bewirtschaftung: Was hat’s gebracht?                                                     litik heißt das konkret: (1) umweltfreundli-
                                                                                                   che Mobilität fördern, damit wir insgesamt
          SN: Das Parkpickerl hat zu allererst längst
                                                                                                   weniger Auto fahren, (2) das Leben in der
          Überfälliges ermöglicht: Sichere Schulwege,
                                                                                                   Stadt durch Begrünung, Vermeidung von
          breitere Gehsteige für Menschen, die mit
                                                                                                   Hitzeinseln, Kinderfreundlichkeit lebens-
          Einkaufstrolly, Kinderwagen oder Rollator
                                                      Es wird dir vorgeworfen, du machst           wert halten und (3) Nahversorgung und
          unterwegs sind, Reduktion von Straßen-
                                                      Politik gegen „die Autofahrer“?              lokale Wirtschaft fördern.
          bahnblockaden, durchgängige Radverbin-
          dungen, Sanierung von Baumstandorten. SN: Menschen sind ja a priori nicht „Au- Mit dir als Bezirksvorsteherin gab es
          Es war endlich Platz für Schanigärten, die  tofahrerInnen“ oder „RadfahrerInnen“. einiges an Gestaltungsmaßnahmen
          sich LokalbetreiberInnen schon lange Auto, Fahrrad oder Straßenbahn – das            im Bezirk – allein letzten Sommer die
          gewünscht hatten. Es ist Platz für Sitzge- sind Verkehrsmittel, die manchmal nütz- Währinger Straße, der Schulvorplatz
          legenheiten, die vor allem älteren Men- lich, manchmal weniger nützlich sind. Schulgasse, die Kreuzgasse. Gibt’s
          schen das selbständige
          Unterwegs-Sein leichter
          machen, für neue Bäume,
          die wir in den kommenden
          Hitzesommern so drin-
          gend brauchen werden.
          Wir konnten Behinderten-
          parkplätze einrichten, für
          die vorher kein Platz war.
          Und es ist endlich wieder
          Platz für den notwendigen
          Autoverkehr: Lieferanten,
          HandwerkerInnen, ÄrztIn-
          nen und Heimpflege – sie
          alle können ihr Auto wie-
          der nahe am Einsatzort
          abstellen, was davor jah-
          relang unmöglich war.             Diese Bäume in der Alsegger Straße bekommen auch noch mehr Platz zum Wachsen
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dafür eigentlich so etwas wie einen                                           Gymnasiumstraße, und seit zwei Jahren sa-
                                               Der 2016 neu gepflanzte Baum
Masterplan, oder wie entscheidet ihr,                                         nieren wir Block um Block in der besonders
                                               in der Gentzgasse ist schon
was wann in Angriff genommen wird?                                            betroffenen Alsegger Straße – und das
                                               ordentlich gewachsen.
                                                                              werden wir Schritt für Schritt die nächsten
SN: Es ist eine Mischung. Zum einen gibt es
                                                                              Jahre fortsetzen. Zum anderen nutzen wir
strategische Überlegungen: Was sind wich-
                                                                              besonders im dichtverbauten Gebiet jede
tige Orte im Bezirk, wo eine Gestaltung im
                                                                              Gelegenheit zur Pflanzung neuer Bäume –
Sinn von mehr Lebensqualität ansteht. Da
                                                                              zum Beispiel in der Weitlofgasse, Gymnasi-
haben wir jetzt mit ExpertInnen und mit
                                                                              umstraße und natürlich die 14 neuen Bäume
Beteiligung von wichtigen AkteurInnen im
                                                                              in der Währinger Straße. Dazu kommt die
Bezirk den sogenannten Entwicklungsplan
                                                                              Förderung von Fassadenbegrünungen und
öffentlicher Raum für Währing erstellt – als
                                                                              die Errichtung von Pflanzbeeten.
strategische Grundlage für Gestaltungs-
vorhaben.                                                                     Aber bringt das wirklich etwas? Die
                                                                              Bäume brauchen doch 20 bis 30 Jahre,
Zum anderen versuchen wir, bei anstehen-
                                                                              bis sie überhaupt Schatten geben?
den technischen Maßnahmen – die Sanie-
rung eines Straßenbelags oder den Tausch                                      SN: Jedes Grün und jeder Baum, egal wie
von Wasserleitungen, wie letztes Jahr in                                      groß er ist, machen Freude und tun der
der Währinger Straße – sinnvolle und not-                                     Seele gut. Und ja, damit die Bäume ordent-
wendige Vorhaben gleich mit zu erledigen.                                     lich mikroklimatischen Effekt haben, müs-
                                                                              sen sie ein paar Jahre wachsen. Deswegen
Ein wichtiges Programm deiner Be-
                                                                              müssen wir den Menschen vor 50, vor 70,
zirksvorstehung ist „Währings Grün
                                                                              vor 100 Jahren dankbar sein, dass sie diese
retten“. Was genau bedeutet das?
                                                                              Alleen in Währing angelegt und gepflegt
SN: Wenn man uns WähringerInnen fragt,                                        haben. Und deswegen sind wir heute dafür
was wir an unserem Bezirk mögen, dann                                         verantwortlich, dass unsere Kinder und En-
ist die häufigste Antwort: Dass er so grün                                    kelkinder auch in Zukunft ein lebenswertes
ist. Was vielen von uns nicht bewusst ist:                                    Währing vorfinden.
Dieses Grün ist keine Selbstverständlich-
                                                                              Am Beginn nach deiner Rolle gefragt,
keit. Die immer heißeren und trockeneren
                                                                              hast du oft das Wort „Ermöglicherin“
Sommer setzen den Bäumen zu, jedes Jahr
                                                                              verwendet. Was konntest du als Be-
müssen mehr Bäume gefällt werden, und
                                                                              zirksvorsteherin ermöglichen?
wir kommen kaum mit den Ersatzpflanzun-
gen nach. Besonders für die Straßenbäume,                                     SN: Ich war von Anfang an sehr zuversicht-
die Alleen im Cottage und in Gersthof, ist                                    lich, dass es in Währing viele Menschen gibt,
die Situation prekär – vor allem dort, wo in                                  die sich für eine nachhaltige Entwicklung
der Vergangenheit Grünstreifen zu asphal-                                     unseres Bezirks engagieren wollen. Dass es
tiert wurden, um Autos darauf abzustellen.                                    oft nur darum geht, dieses Engagement zu
Dort wurde den Bäumen viel zu wenig Platz                                     ermöglichen, den Rahmen bereit zu stellen.
gelassen, sie bekommen zu wenig Luft und                                      Wenn man sieht, was in diesen drei Jahren
Wasser und verdursten regelrecht. Und                                         alles entstanden ist – die Agenda Währing
auch die bisher nachgepflanzten Jung-                                         mit mittlerweile acht sehr aktiven Grup-
bäume haben unter diesen Bedingungen                                          pen, die vielen spannenden Einreichungen
keine Chance, sich zu etablieren.                                             beim Klimaschutzpreis, das KUNST.FEST.
                                                                              WÄHRING, die SeniorInnen-Messe und
Und was macht ihr für
                                                                              nicht zuletzt Zusammenhalt und Initiative
Währings Grün?
                                                                              der Geschäftsleute der Währinger Straße
SN: Zum einen sanieren wir vorhandene                                         während der Baustelle – das alles macht
Baumstandorte: Angefangen haben wir im                                        mich stolz auf Währing und auch ein gro-
Cottage in der Weimarer Straße und in der                                     ßes Stück dankbar.
WIR HABEN WÄHRING WACHGEKÜSST - WÄHRINGER Blattl - Drei Jahre grüne Bezirksvorstehung - Gruene.at
Seite 8   WÄHRINGER BLATTL

          Platz für Alle im Öffentlichen Raum
          Der „Entwicklungsplan Öffentlicher Raum“ gibt strategische Orientierung für die Weiterentwicklung unseres Bezirks.

          Was macht Städte lebendig und anzie-          Bäume in der Währinger Straße, Weimarer         z. B den Vorplatz der „Bunten Schule“ in
          hend? Was macht sie zu einem guten Ort        Straße, usw. fast doppelt so viele), sind es    der Schulgasse neu gestaltet. Kinder, El-
          zum Leben und Wohnen? Das weiß im             im Cottageviertel und in Gersthof jeweils       tern und LehrerInnen waren schon lange
          Grunde jeder Mensch: Rund um die eigene       rund 1.300. In den locker bebauten, äuße-       unglücklich mit der beengten Situation in
          Wohnung soll es wenigstens ein bisschen       ren Gebieten Währings gibt es noch dazu         der Schule und dem unsicheren Übergang.
          Grün geben, kurze und sichere Wege zu         einen hohen Anteil privater Grünflächen,        Es war schön zu sehen, wie bereits nach
          Geschäften, Schulen und Kindergärten,         die in Innerwähring nahezu gänzlich fehlen.     kurzer Zeit dieser neue öffentliche Platz
          wenn möglich einen schönen Markt, Parks       Den großen Parks im Westen und Norden           Zuspruch gefunden hat. Die Neugestaltung
          und Spielplätze in der Nähe.                  Währings – Pötzleinsdorfer Schloßpark           hat einerseits Druck vom kleinen Schubert-
                                                        und Türkenschanzpark – stehen im Süden          park genommen, der im Fachjargon bereits
          Mit anderen Worten: Es ist die Qualität des
                                                        des Bezirks nur kleine Parks, wie Anton-        als „übernutzt“ gilt, andererseits hat die
          öffentlichen Raums, die bestimmt, ob wir
                                                        Baumann-Park, Ebner-Eschenbach-Park             Schule einen Frei-Raum dazugewonnen.
          uns wohlfühlen in der Stadt, im Bezirk, im
                                                        oder Schubertpark, gegenüber.
          unmittelbaren Wohnumfeld.                                                                     Besonderes Augenmerk verdient das
                                                         Diese Gegebenheiten sind historisch be-        Kreuzgassenviertel mit seinem Markt auf
          Entwicklungsplan Öffentlicher                  dingt. Im 19. Jahrhundert wuchs die Bevöl-     dem Johann-Nepomuk-Vogl-Platz. Mit
          Raum                                           kerung Wiens enorm. Es war notwendig,          dem Public Viewing der Fußball-WM, der
                                                         die Stadt zu erweitern. Vororte – darun-       Pflanzentauschbörse oder dem KUNST.
          Im letzten Jahr wurde für Währing ein „Ent-
                                                         ter auch Währing – wurden eingemein-           FEST.WÄHRING war letztes Jahr schon
          wicklungsplan Öffentlicher Raum“ (EÖR)
                                                         det und neuer Wohnraum außerhalb des           recht viel los am „Vogl-Markt“. Er ist auf
          erstellt. Solche Pläne wurden seit 2001 be-
                                                         Gürtels geschaffen. Landwirtschaftliche        dem Weg zu einem lebendigen Ort der Be-
          reits für 14 Wiener Bezirke ausgearbeitet.
                                                         Flächen verschwanden und die Gründer-          gegnung, wo man sich gerne aufhält.
          Im Fokus stehen Bezirke, in denen es dicht
                                                         zeit-Zinshäuser wurden aus dem Boden ge-
          verbaute Gebiete gibt – das sind im 18. Be-                                                   Oft gewünscht, aber leider nicht möglich
                                                         stampft – dicht an dicht, mit vielen kleinen
          zirk vor allem Innerwähring und Teile von                                                     sind Baumpflanzungen in der Kreuzgasse –
                                                         Wohnungen ausgestattet, um maximale
          Gersthof. Untersucht werden vorhandene                                                        es ist zu eng, der Abstand zu Fassaden
                                                         Rendite zu erzielen. Im 18. Bezirk war eine
          Grünflächen, die Verteilung des öffentli-                                                     und Straßenbahn müsste größer sein. Was
                                                        „bipolare“ Bautätigkeit zu beobachten: Es
          chen Raums, Verkehr und Mobilität in den                                                      möglich ist, um mehr Grün in die graue
                                                         entstanden auf der einen Seite die Villen-
          einzelnen Bezirksteilen sowie Ausstattung                                                     Kreuzgasse zu bringen, kann man ab die-
                                                         viertel der einkommensstarken Schich-
          und Aufenthaltsqualität von Straßen, Gas-                                                     sem Frühling zwischen Klostergasse und
                                                         ten und auf der anderen Seite eine große
          sen und Plätzen. Dieser Entwicklungsplan                                                      Lacknergasse besichtigen: Pflanzbeete
                                                         Anzahl an Zinshäusern für kleine Beamte,
          soll in Zukunft für den Bezirk eine Grund-                                                    und eine erste Fassadenbegrünung. Das
                                                         Gewerbetreibende und ArbeiterInnen, die
          lage sein, um in den wichtigen Bereichen                                                      ist übrigens der Bereich, wo die Straßen-
                                                         innerhalb des Gürtels keinen leistbaren
          Verbesserungen zu machen.                                                                     bahn oft durch schlecht geparkte Autos
                                                         Wohnraum mehr fanden.
                                                                                                        blockiert wurde. Seit letztem Jahr dürfen
          Wie wurde dabei vorgegangen? Experten
                                                                                                        sie dort nicht mehr abgestellt werden. Von
          verschiedener Disziplinen erforschten den     Mehr Freiräume und Grün für
                                                                                                        Interesse ist hier die Analyse zur Verkehrs-
          Bezirk. Dabei wurden sie von der Bevöl-       Innerwähring
                                                                                                        mittelwahl des EÖR Währing: Im Kreuz-
          kerung und von einer Steuerungsgruppe
                                                        Bis heute hat Innerwähring eine hohe            gassenviertel sind nur 24% der Menschen
          unterstützt, die mit VertreterInnen aller
                                                        Dichte an EinwohnerInnen und verfügt –
          Parteien besetzt war. Es folgten eine Ana-
                                                        typisch für Gründerzeit-Quartiere – über
          lyse und ein Strategieplan, der mit Bürger­
                                                        eine reiche Infrastruktur an Schulen und
          Innen und PolitikerInnen diskutiert wurde.
                                                        Kindergärten sowie Geschäften. Das Cot-
          Im Herbst vergangenen Jahres wurden die
                                                        tageviertel und Gersthof weisen dagegen
          Ergebnisse in der Ausstellung „Platz für
                                                        vorwiegend Wohnnutzung auf.
          Alle“ im Amtshaus präsentiert.
                                                        Aus dem Entwicklungsplan Öffentlicher
          Der öffentliche Raum in Währing ist viel-
                                                        Raum lassen sich folgerichtig für Inner-
          fältig und von sehr ungleicher Qualität.
                                                        währing klar die Prioritäten erkennen: Es
          Während in ganz Innerwähring z.B. zum
                                                        braucht mehr Freiräume und mehr Grün.
          Zeitpunkt der Studie etwa 20 Straßen-
                                                        Wir haben das Problem angepackt und
          bäume waren (jetzt sind es durch die neuen
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                                            „Insel-Hüpfen“                            sind, nur schwer zu bewältigen: Autos mit
                                                                                      hoher Geschwindigkeit aus beiden Rich-
                                            in den Park                               tungen und keinerlei Hinweis auf querende
                                                                                      FußgängerInnen.
                                            Ein Fahrbahnteiler macht den Bewohner­
regelmäßig mit dem PKW unterwegs,           Innen des Hauses Türkenschanze viel       Kein Wunder, dass jedes Mal, wenn im
32% nutzen die Straßenbahn, 26% sind        Freude.                                   Wohnheim die Sprache auf den schönen
hauptsächlich zu Fuß unterwegs, 13% mit                                               Park kam, auch der gefährliche Übergang
                                            Die meisten BewohnerInnen des Pensio-
dem Fahrrad und 5% mit motorisierten                                                  Thema wurde. Höchste Zeit, nach Verbes-
                                            nistenwohnheims an der Türkenschanze
Zweirädern.                                                                           serungsmöglichkeiten zu suchen. Heraus-
                                            sind sehr zufrieden: Sie mögen das Haus
                                                                                      gekommen ist ein Fahrbahnteiler, eine
                                            und fühlen sich gut betreut. Und sie mö-
Menschenzentrierte Planung                                                           „Insel“ für querende FußgängerInnen in der
                                            gen den Bezirk: Die Gersthofer Straße
                                                                                      Mitte der Straße, so gebaut, dass man sie
Öffentlichen Raum fair zu teilen, heißt     und das Platzl zum Einkaufen, die Mög-
                                                                                      auch mit einem Rollator gut benutzen kann.
auch, dass Straßen und Plätze möglichst     lichkeit, mit dem 41er in die Währinger
fair zwischen AutofahrerInnen, Öffi-Nut-    Straße oder zum Kutschkermarkt zu fah- Damit können die SpaziergängerInnen
zerInnen, FußgängerInnen und Radfahre-      ren, und, vor allem, den Türkenschanz- Richtung Park sich nun jeweils auf eine
rInnen geteilt werden müssen. Während       park. Den schönsten Park Währings so      Fahrtrichtung konzentrieren, wenn sie
Stadtplanung bis in die 1980er-Jahre        nah zu haben, machte schon immer vie- über die Straße gehen – und das erleichtert
überwiegend autozentriert gedacht           len im Haus große Freude.                 die Querung ganz wesentlich. Im letzten
wurde, ist in allen Metropolen Europas                                                Herbst wurde der Fahrbahnteiler gebaut.
                                            Eine bis vor kurzem getrübte Freude: Der
schon seit längerer Zeit ein Umdenken                                                 Die Rückmeldungen aus dem Pensionis-
                                            kürzeste Weg in den Park führt über die
im Gange. Angesichts der Klimakrise ist                                               tenwohnheim sind sehr positiv, die Freude
                                            stark befahrene Max-Emanuel-Straße –
es notwendig, klimafreundliche Mobilität                                              über die leichtere Erreichbarkeit des Tür-
                                            und dieser Übergang war für Menschen,
zu fördern. Auch wir in Währing setzen                                                kenschanzparks ist groß – und wir freuen
                                            die nicht mehr so gut zu Fuß unterwegs
entsprechende Maßnahmen: Zahlreiche                                                   uns gerne mit.
Kreuzungsbereiche wurden fürs Zu-Fuß-
Gehen sicherer gemacht, neuralgische
Stellen von Straßenbahnblockaden wur-
den entschärft und durchgängige Rad-
verbindungen geschaffen.

Alle Maßnahmen, die wir in Währing für
einen öffentlichen Raum setzen, bei dem
der Mensch im Mittelpunkt steht, sind zu-
gleich Maßnahmen gegen die Klimakrise
und ihre lebensbedrohlichen Begleiter-
scheinungen. Städte trifft die Erhitzung
besonders – die beste und umweltscho-
nendste Kühlung bieten Bäume. Daher ist
die Rettung von Währings Straßenbäu-
men die eine Mission – wie die Sanierung
zahlreiche Baumstandorte in Gersthof.
Die andere ist, wo es geht, neue Bäume
zu pflanzen, wie in der Währinger Straße,
der Weimarer Straße, der Gymnasium-
straße und bald auch in der Händelgasse.

Der EÖR Währing bestätigt den grünen
Weg sozial und ökologisch gerechter
Stadt- und Mobilitätsplanung, gibt stra-
tegische Orientierung für die Weiter-
entwicklung des Bezirks und zahlreiche
Anregungen für Verbesserungspoten-
ziale im öffentlichen Raum – we keep
going …
WIR HABEN WÄHRING WACHGEKÜSST - WÄHRINGER Blattl - Drei Jahre grüne Bezirksvorstehung - Gruene.at
Seite 10   WÄHRINGER BLATTL

           Alles Palletti am Gersthofer Platzl?
           Seit die Agenda Währing Gruppe „Lebenswertes Gersthof“ ihre Vorschläge fürs Gersthofer Platzl
           vorgelegt hat, gehen die Wogen hoch. Während die Agenda Gruppe viel Verbesserungsbedarf sieht,
           meinen manche Parteien, es sei alles Palletti. Wirklich?

                                        Der Plan der Agenda Gruppe „Lebenswertes Gersthof“: Mehr Platz, mehr Grün, mehr Sicherheit

           Wer auf der Homepage der Agenda                und viele von ihnen nutzen auch die zahl-     rund um den Markt. Über 70 Ideen kamen
           Währing nach einer Begründung für die          reichen Einkaufsmöglichkeiten am Markt        von den betroffenen Menschen, darunter
           Arbeit der Gruppe „Lebenswertes Gerst-         und in der Gersthofer Straße.“                meist genannt die Reduktion der Autoge-
           hof“ sucht, findet sie schnell: 65 Verkehrs-                                                 schwindigkeiten, mehr Platz auf Gehstei-
                                                          Um nicht nur mit den eigenen Analysen zu
           unfälle mit Personenschaden gab es auf                                                       gen und in Haltestellenbereichen sowie
                                                          arbeiten, hat die Agenda Gruppe viele Ge-
           der Gersthofer Straße im Bereich Türken-                                                     bessere und kürzere Querungen und län-
                                                          spräche mit AnrainerInnen und Geschäfts-
           schanzplatz bis Kreuzgasse zwischen 2013                                                     gere Grünphasen.
                                                          leuten geführt und außerdem ein großes
           und 2016. Hohe Geschwindigkeiten, ge-
                                                          Ideenfest veranstaltet. Vorschläge für eine   Die Gruppe hat über ein Jahr eine ganze
           fährliche Überholmanöver, Lärm, von Auto-
                                                          lebenswertere Gestaltung der Gersthofer       Reihe von Verbesserungsvorschlägen fürs
           fahrenden „übersehene“ Ampeln gehören
                                                          Straße und des Platzls wurden gesammelt       Gersthofer Platzl erarbeitet. Und sie hat
           leider zum Alltag. Täglich sind tausende
                                                          und diskutiert. Die am häufigsten genann-     diese Vorschläge auf Basis aktueller Ver-
           Menschen am Verkehrsknoten Gersthofer
                                                          ten Punkte betreffen Verbesserungen fürs      kehrszählungen mit den zuständigen Ma-
           Platzl mit drei Straßenbahnlinien, dem 10A-
                                                          Zu-Fuß-Gehen, fürs Radfahren, beim Öffi-      gistratsabteilungen, den Wiener Linien und
           Autobus und der Schnellbahn unterwegs,
                                                          Umsteigen sowie mehr Aufenthaltsqualität      Verkehrsplanern auf Machbarkeit über-
WÄHRINGER BLATTL             Seite 11

prüft. Im November wurde das Ergebnis          in die Währinger Straße nicht zwei Abbie-      Sicherere und bequemere Übergänge vom
zuerst der Mobilitätskommission und dann       gespuren, sondern es genügt eine – dass        Platzl zum Tchibo bzw. in der Gentzgasse
bei einer öffentlichen Informationsveran-      das funktioniert, zeigt auch der derzeitige    zum Billa runden die Planung ab.
staltung in der Pfarre Gersthof präsentiert.   unfreiwillige „Probebetrieb“ aufgrund der
                                                                                              Das alles liegt jetzt auf dem Tisch. Eine Pla-
                                               Baustelle Gersthofer Straße 49.
Was der Gruppe mit diesem Vorschlag                                                           nung mit Augenmaß – und ausgehend von
gelungen ist, ist beeindruckend: Der Plan      Und in die andere Richtung kann die Bus-       den guten Erfahrungen, die wir im Bezirk
ist machbar – er berücksichtigt die aktu-      spur, die es jetzt schon ab der Kreuzgasse     mit der Expertise der Magistratsabteilun-
ellen Verkehrsmengen, und es bleiben alle      gibt, bis vor die S45-Station und einem dort   gen und der Wiener Linien gemacht haben,
Fahr- und Abbiegerelationen erhalten. Und      neuen Haltestellenbereich verlängert und       hätten wir Grüne den Mut gehabt, dieses
gleichzeitig bringt er substantielle Verbes-   der 10A damit beschleunigt werden. Der         Projekt so rasch wie möglich umzusetzen.
serungen: Mehr Platz und mehr Grün fürs        Autoverkehr wird, wie schon ab der Kreuz-      Um das Gersthofer Platzl lieber morgen
Platzl, sicherere und                                                                                                  als übermorgen le-
kürzere Querungen                                                                                                      benswerter zu ma-
für die Fußgänger­                                                                                                     chen.
Innen, Beschleuni-
                                                                                                                  Leider hat den an-
gung für den 10A,
                                                                                                                  deren Parteien die-
mehr        Attraktivi-
                                                                                                                  ser Mut gefehlt. Im
tät für den Markt,
                                                                                                                 Gegenteil, in Presse­
und nicht zuletzt
                                                                                                                  aussendungen und
verträglichere Ge-
                                                                                                                  bei der Bezirks-
schwindigkeiten für
                                                                                                                 vertretungssitzung
den Autoverkehr.
                                                                                                                  wurde eher so ge-
Wie das möglich                                                                                                   tan, als wäre ohne-
ist? Die Verkehrs-                                                                                                hin alles Paletti am
zählungen haben                                                                                                   Platzl. Statt über die
gezeigt, dass die                                                                                                vorgeschlagenen
Gersthofer Straße                                                                                                Ver­besserungen zu
noch      aus   den                                                                                               diskutieren, wurden
1980er-Jahren, wo                                                                                                 Behinderungen von
sie ja noch Bundes-         Auch Teil des Plans: Ein sicherer Übergang vom Supermarkt zur Haltestelle            Auto- und Busver-
straße war, völlig                                                                                                kehr behauptet; die
überdimensioniert für den Autoverkehr gasse, einspurig bis zum Platzl geführt, wiederholten Stellungnahmen von den
ausgebaut ist. Die Spuren sind zum Teil      was mit der Durchschaltung der Ampeln        Fachleuten des Magistrats und der Wiener
weit über Normbreite, und es gibt mehr kein Problem ist. Die Linksabbiegespur in          Linien, dass es diesbezüglich keine Prob-
Spuren als für die Verkehrsmenge notwen- die Herbeckstraße bleibt (die ist derzeit nur    leme geben würde, wurden ignoriert.
dig. Das lädt zum Schnellfahren ein, und     wegen der schon erwähnten Baustelle ge-
                                                                                          Nun werden Agenda Gruppe und Bezirk
es bedeutet überlange Querungen und           sperrt), und die Spurführung ab der Gentz-
                                                                                          dieses Jahr nutzen, um das Projekt noch
teilweise extrem schmale Gehsteige. Und      gasse Richtung Türkenschanzplatz bleibt
                                                                                          einmal intensiv zu diskutieren: In den Kom-
wird eben so für den Autoverkehr gar nicht ebenfalls unverändert.
                                                                                          missionen, bei Bürgerversammlungen. Das
benötigt.
                                              Damit werden an vielen Stellen breitere     gibt die Gelegenheit, vielleicht noch auf die
Konkret heißt das, dass im Bereich zwi- Gehsteige möglich und die Wege über die           eine oder andere Verbesserung zu kom-
schen Währinger Straße und Gentzgasse, Straße kürzer. Und direkt beim Markt er- men und Bedenken auszuräumen. Und
also vor der S45-Station, entlang des Mark- gibt sich ein substantieller Platzgewinn, mit dann hoffen wir, dass 2020 ein lebens-
tes und bis zum eigentlichen Platzl, Platz dem auch der große Wunsch nach mehr werteres Gersthofer Platzl gebaut und die
gewonnen werden kann: In Fahrtrichtung       Grün erfüllt werden kann: Fünf Bäume Agenda Gruppe sich weiteren wichtigen
17. Bezirk braucht es beim Linksabbiegen      könnten direkt am Platzl gepflanzt werden. Themen in Gersthof zuwenden kann.
Seite 12   WÄHRINGER BLATTL

           Der Johann-Nepomuk-Vogl-Platz
           hat Potenzial
           Viele Ideen, Pläne und Hoffnungen wurden zum Johann-Nepomuk-Vogl-Platz schon zusammen­
           getragen. Nun soll zügig an Planung und Realisierung gearbeitet werden.

           Wer kennt ihn nicht, mitten im Kreuzgassen-
           viertel, den Johann-Nepomuk-Vogl-Platz?
           Oder sollen wir besser Johann-Nepomuk-
           Vogl-Markt sagen? Er ist beides und noch
           viel mehr: Markt, Platz, Kinderspielplatz,
           Grünraum, Müllsammelstelle; er ist Rück-
           zugsort und Treffpunkt, ein Ort der Begeg-
           nung.

           Und gleichzeitig ein Ort weit unter seinem
           Wert geschlagen: Schon davor in die Jahre
           gekommen und nicht mehr besonders
           attraktiv, wurde vor 15 Jahren dann auch
           noch die WC-Anlage mitten auf den Platz
           gebaut – weil dort zufällig die passenden
           Leitungen verfügbar waren und man so
           ein paar Tausend Euro gespart hat. Damit
           wurde der Johannn-Nepomuk-Vogl-Platz
           endgültig ein bisschen trostlos. Vor allem
           der Innenbereich, eigentlich ein idealer
           Ruheort inmitten des Viertels, wurde sei-
           nen Hinterhofcharakter nicht mehr los.

           2016 hat die grüne Bezirksvorstehung
           begonnen, gemeinsam mit den Markt-
           standlerInnen, der Gebietsbetreuung,
           interessierten AnrainerInnen und den zu-
           ständigen Magistratsabteilungen sowie
           der Wirtschaftsuniversität Wien Lösungs-
           möglichkeiten für die vielfältigen Anfor-
           derungen zu suchen. Der erste Schritt
           waren im vergangenen Jahr eine Reihe
           von Aktivitäten zur Nutzung des Platzes:
           Public-Viewing währen der Fußball-WM,         entwickelt und diskutiert werden, mit dem     weiter Rechnung getragen wird. Vor allem
           Marktfeste, Freiluftkino, Kunstaktionen,      Ziel, den Johann-Nepomuk-Vogl Platz zum       der alte Baumbestand macht den Platz
           Aktivitäten für Kinder. Das hat einerseits    Grätzlzentrum im Kreuzgassenviertel, zu       auch im Sommer zu einem attraktiven Ort –
           gezeigt, wie hoch die Identifikation der      einem Ort der Begegnung zu machen. Ein        und zusätzliche Baumpflanzungen tun
           Menschen rund um den Platz mit „ihrem         zentraler Punkt dabei ist die nicht billige   dem Platz sicher gut.
           Vogl-Platz“ ist. Und es gab andererseits      Verlegung der WC-Anlage an den Rand
                                                                                                       Die MA 42 – Wiener Stadtgärten hat zuge-
           nochmals ganz praktisch die Möglichkeit,      des Platzes, um die Fläche im Innenbereich
                                                                                                       sagt, eine Planung bis zum Sommer in Auf-
           Erfahrungen in der Nutzung des Platzes        wieder besser nutzen zu können.
                                                                                                       trag zu geben – auf der vorhandenen Fülle
           zu sammeln.
                                                         Mehr Attraktivität und mehr Platz könnte      von Ideen aufbauend und als Grundlage
           2019 werden diese Aktivitäten fortge-         auch eine Verlegung der Müllgefäße            für eine Umgestaltung. Mit etwas Glück
           setzt – derzeit werden zum Beispiel die       schaffen. Die nicht nutzbare, eingezäunte     können AnrainerInnen und BesucherInnen
           Möglichkeiten für einen regelmäßigen          Grünfläche könnte verkleinert werden –        dann im Herbst 2020 schon den neu ge-
           Bauernmarkt ausgelotet. Parallel dazu         wobei Sorge zu tragen ist, dass dem gro-      stalteten Johann-Nepomuk-Vogl Platz ge-
           sollen im Lauf des Jahres konkrete Pläne      ßen Wunsch nach viel Grün auf dem Platz       nießen.
WÄHRINGER BLATTL            Seite 13

Warum trittst Du bei den Europa-Wahlen an?
Interview mit Werner Kogler, grüner Spitzenkandidat

Warum trittst Du bei den Europa-
Wahlen an?

Werner Kogler: Mittlerweile steht Vieles
auf dem Spiel, was Europa ausmacht und
was uns wichtig ist: Freiheit, Demokra-
tie, Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte
und Menschenwürde. Auch deswegen
braucht es uns notwendiger denn je. Und
ja: Es lohnt sich, für eine solidarische Ge-
sellschaft freier Menschen in einer intakten
Umwelt zu kämpfen. Das ist der erste Satz
in unserem Grundsatzprogramm.

Wie willst Du einen erfolgreiches Come-
                                                 Ähnliche. Deshalb werde ich mich im März       Wettbewerb um die billigsten Systeme zu
Back der Grünen herbeiführen?
                                                 voll motiviert für die Spitzenkandidatur zur   gestalten. Asyl und Migration gilt es auf
Werner Kogler: Wir treten mit neuer              Europa-Wahl 2019 bewerben.                     Basis von Menschlichkeit und Ordnung,
Kampfeslust, Entschlossenheit und Zu-                                                           Menschenrechten und Rechtsstaatlichkeit
                                                 Können die Grünen in Europa stärker
versicht auf und für die grünen Ideen ein.                                                      gemeinsam in Europa zu organisieren an-
                                                 werden?
Der Europawahlkampf wird die wichtigste                                                         statt sich in Einzel- und Sonderwegen zu
Bühne dafür sein. Für unsere Anliegen            Werner Kogler: Ja, gerade die Grünen in        verzetteln. Vor allem deswegen brauchen
werden wir hier wie in Europa Bündnisse          Deutschland oder Holland machen Rü-            die europäischen Werte neuen europäi-
mit NGO‘s, zivilgesellschaftliche Initiativen,   ckenwind für eine gestärkte Fraktion der       schen Zusammenhalt statt altem Nationa-
Gewerkschaften, Kirchen und Menschen-            Grünen im Europäischen Parlament. Und          lismus. Dafür streiten wir Grüne.
rechtsorganisationen eingehen.                   mit Sicherheit braucht es einen neuen eu-
                                                                                                Wie kann das Elitenprojekt EU brei-
                                                 ropäischen Zusammenhalt gegen alte Na-
Was werden Deine wichtigsten politi-                                                            teren Teilen der Bevölkerung näher
                                                 tionalisten und neue Rechtsextreme. Die
schen Anliegen im Wahlkampf werden?                                                             gebracht werden?
                                                 Grünen werden mit einem gemeinsamen
Werner Kogler: Heute stellen sich viele Fra-     Programm und mit Zusammenarbeit bei            Werner Kogler: Gerechtigkeit und Demo-
gen des Lebens, des Zusammenlebens, ja           der Kampagne zeigen, welche konstruktive       kratie. Und: Wir sollten uns nicht nur in den
sogar des Überlebens wesentlich drängen-         Wege es in die Zukunft Europas gibt.           Hörsälen, sondern auch in den Wirtshaus-
der und radikaler. Und sie stellen sich im eu-                                                  sälen Gehör verschaffen. Zuhören und zu-
                                                 Werden die Grünen in den allgemeinen
ropäischen Rahmen. Auch die Antworten                                                           versichtlich überzeugen. Das ist auch unser
                                                 Chor unkritischer EU-Befürworter
und Utopien müssen daher radikaler sein                                                         Auftrag.
                                                 einfallen?
und weiter reichen. Es geht um Umwelt-
und Klimaschutz, um soziale Gerechtigkeit,       Werner Kogler: Es gilt: Wer Europa liebt,
Menschenwürde und Demokratie.                    muss die Union verändern wollen! Darü-           Nützen Sie Ihr
Wie können die Grünen für eine
                                                 ber hinaus gilt es radikal und real zu han-
                                                 deln. Die unionsweite Bekämpfung der
                                                                                                  Wahlrecht!
kritisch-engagierte Europapolitik
                                                 Klimakrise ist zu verknüpfen, mit den öko-       Ein gutes Leben für alle ist letztlich nur
mobilisieren?
                                                 nomischen Chancen des Aufbruchs vom              durch Zusammenarbeit und Solidarität
Werner Kogler: Die Auseinandersetzung            Fossil- ins Solarzeitalter. Raus aus der Um-     möglich. In Währing leben wir diesen
für ein ökologisches, demokratisches und         klammerung der fossilen, autoritären Füh-        Zusammenhalt im Kleinen – um große
soziales Europa ist dringender und notwen-       rungen in Moskau und Washington. In der          Herausforderungen wie die Klimakrise
diger denn je. Und ja, weil es um Lebens-        EU ist jetzt die Energie-, Verkehrs- und die     zu meistern, werden wir ihn auch im
und Überlebensfragen der Menschen geht,          Agrarwende wie auch die dadurch notwen-          Großen brauchen.
wird es auch wieder radikaler gegen Kon-         dige Änderung des Wirtschaftssystems vo-
                                                                                                  Entscheiden Sie am 26. Mai mit Ihrer
zern- und Lobbyinteressen gehen. Es geht         ran zu treiben. Die Zukunft der Arbeitswelt
                                                                                                  Stimme, wie sich der Zusammenhalt in
um fairen und gegen ungezähmten Handel           und die Sozial- und Bildungspolitik ist nach
                                                                                                  Europa entwickelt.
und gegen Verträge wie TTIP, CETA und            höchsten Standards und nicht in einem
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           Klimakrise – was nun/tun?
           Wir befinden uns inmitten einer Klimakrise. Neben einer konsequenten Politik, die die schlimmsten
           Folgen noch abwendet, sind auch persönliche Maßnahmen ein Schritt in die richtige Richtung.

           In der Stadt ist man besonders im Sommer      achten und weniger Fleisch zu essen, denn       drängt, wo sie in einen Konflikt mit Fuß-
           von den Hitzetagen (über 30 Grad) und         die Fleischproduktion belastet unser Klima      gängerInnen geraten und von Litfaßsäulen,
           Tropennächten (Abkühlung nicht unter 20       enorm. Das Konsumieren lokaler Produkte         Bäumen und Parkuhren zu einem Dauers-
           Grad) betroffen. Neben dem Einbüßen von       schont Natur und Umwelt und fördert eine        lalom gezwungen werden, und dass sich
           Lebensqualität kann es zu Gesundheits-        nachhaltige, regionale Entwicklung. Bei         FußgängerInnen in Scharen an Ampeln
           schäden kommen und es gibt sogar Men-         der Raumheizung kann man Geld sparen            drängen, um eine Welle an Autos passieren
           schen, die an den Folgen der Hitze sterben.   und auf die Umwelt achten – sinnvolle Maß-      zu lassen, deren Lärm und Abgase sie klag-
                                Am meisten leiden        nahmen sind Wärmedämmung, Stoßlüften,           los erdulden.“
                                junge Kinder und äl-     moderate Raumtemperaturen, Ökostrom.
                                                                                                         In Währing setzen wir Maßnahmen, um ein
                                tere Menschen darun-
                                                         Jeder von uns hinterlässt einen ökologi-        klimafreundliches Verhalten zu fördern. Le-
                                ter. Die am stärksten
                                                         schen „Fußabdruck“. Ihren eigenen können        sen Sie darüber auch in diesem Währinger
                                Betroffenen sind auch
                                                         Sie mit dem Footprint-Rechner berechnen         Blattl.
                                jene, die am wenigs-
                                                         und finden unter www.mein-fussabdruck.
                                ten Gehör für ihre                                                       Es liegt an uns allen welche Welt wir haben
                                                         at auch Vorschläge, um diesen zu verklei-
                                Probleme und Anlie-                                                      und hinterlassen wollen.
                                                         nern.
                                gen in unserer Gesell-
                                                                                                         Buchtipps:
                                schaft finden.           Neben persönlichem Engagement braucht
                                                         es natürlich auch eine mutige Politik, die      Brand, Wissen. Imperiale Lebensweise.
                                Der Umweltmediziner
                                                         Maßnahmen umsetzt, die der Klimakrise           Zur Ausbeutung von Mensch und Natur im
                                Dr. med. Hans-Peter
                                                         soweit wie möglich entgegen wirken. Zur         globalen Kapitalismus.
                                Hutter vom Zentrum
                                                         vorherrschenden Situation im öffentlichen       Oekom Verlag München. 2017.
                                für Public Health der
                                                         Raum ein Zitat vom Politikwissenschaftler
           Universität Wien rät u.a. Klein(st)kinder                                                     Hutter, Moshammer, Wallner. Klimawandel
                                                         und Professor für internationale Politik, Ul-
           ent­sprechend leicht anzuziehen, wenn sie                                                     und Gesundheit. Auswirkungen. Risiken.
                                                         rich Brand: „Die automobile Subjektivität
           im Kinderwagen liegen, da sich hier Hitze                                                     Perspektiven. MANZ’sche Verlags- und
                                                         empfindet es als gleichsam natürlich, dass
           stauen kann. Besonders bei älteren und al-                                                    Universitätsbuchhandlung GmbH. 2017.
                                                         Kinder nicht auf der Straße spielen können.
           ten Menschen soll man dafür sorgen, dass
                                                         Wo fahrende Autos sie gefährden würden          Mehr zum Thema Klimakrise können Sie
           sie immer ausreichend Wasser trinken,
                                                         und parkende ihnen den Platz wegnehmen.         auch in unserer Podcastfolge mit Ulrich
           unter­tags den Wohnbereich abdunkeln
                                                         Dass man RadfahrerInnen immer noch auf          Brand hören: https://gruenewaehring.
           und die Fenster geschlossen halten, um die
                                                         unwegsame Streifen auf Gehwegen ab-             podigee.io/6-klimakriseulrichbrand
           Hitze etwas zu reduzieren und in der Nacht
           gut durchlüften.

           Was kann ich persönlich zur
           Klimaverbesserung beitragen?
           Für die vom Menschen verursachte Klima-
           krise sind die Verbrennung von fossilen
           Brennstoffen wie Kohle, Erdöl und Erdgas
           und die daraus resultierenden Treibhaus-
           gasemissionen maßgeblich verantwortlich.
           Einer der großen Verursacher der Klima-
           krise ist dabei der motorisierte Verkehr.
           Deswegen ist der wichtigste Beitrag: Wann
           immer möglich aus eigener Kraft mobil
           sein! Kurze Wege können meist problemlos
           zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt
           werden. Das fördert auch die Gesundheit.
                                                                                Im Sommer zieht es viele, die den kühlen Schatten der alten
           Klimafreundlich zu essen bedeutet, mög-
                                                                                      Bäume genießen wollen, in den Türkenschanzpark
           lichst auf biologisch erzeugte Produkte zu
WÄHRINGER BLATTL             Seite 15

Wurmbox, Slow Food und 100 Kisterln mehr
Beim ersten Währinger Klimaschutzpreis „KLIP18“ wurden sieben tolle Projekte prämiert.

 Insgesamt 18 Ideen und Projekte wurden                                                         über den BOKU-Fuhrpark möglich sein. Die
 beim 1. Währinger Klimaschutzpreis ein-                                                        Universität ist hier als Vorreiterin in Sachen
 gereicht. Organisiert wurde der KLIP 18                                                        nachhaltige Mobilität zu sehen.
 vom Bezirk Währing gemeinsam mit dem
 Klimabündnis Österreich. Unter dem Motto
                                                                                                „Retten von Lebensmitteln“
„Lokal aktiv für unser Klima“ konnten Privat-
                                                                                                von Claus und Natascha
 personen, Unternehmen, Organisationen
                                                                                                 Hollweck:
 und natürlich auch Kinder mitmachen. Die
 sieben PreisträgerInnen wurden von einer
                                                                                                Lebensmittel werden wöchentlich bei einer
 Jury aus VertreterInnen der Bezirkspolitik
                                                                                                großen Supermarktkette abgeholt: Pro-
 und UmweltexpertInnen ausgewählt. Prä-
                                                                                                dukte die nicht mehr verkauft werden, de-
 miert wurden sie mit insgesamt 3.000 Euro.
                                                                                                ren Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen
Unsere grüne Bezirksvorsteherin Silvia                                                          ist, Waren mit beschädigter Verpackung,
Nossek freut sich über die gelungene Pre-                                                       Obst und Gemüse mit optischen Mängeln
                                                „Wurmbox“ von Thobias und
miere, denn „mit dem Klimaschutzpreis                                                           usw. Die Verteilung dieser Lebensmittel an
                                                Theodor Rinne (Kinder bis 14
machen wir das vielfältige Engagement in                                                        ca. 20 – 30 Personen: Bedürftige, Flücht-
                                                Jahre):
Währing sichtbar. Die eingereichten Pro-                                                        linge, junge Familien, Nachbarn u.a. ge-
jekte zeigen, dass der Klimaschutz auch im                                                      schieht ebenso durch die Familie Hollweck.
                                                Familien und Einzelpersonen können – auch
Alltag angekommen ist.“                                                                         Die durchschnittliche Abholmenge beträgt
                                                in Mehrfamilienhäusern gemein­sam – mit
                                                                                                50 kg.
Hier die prämierten Projekte und Ideen:         einer Wurmbox Biomüll wiederverwer-
                                                ten. Die Idee: SchülerInnen können z.B.
                                                im Werkunterricht mit Unterstützung des          Foodcoop Bioparadeis in
 „100 Kisterln mehr“ von der
                                                Biologieunterrichts eine Wurmbox selbst          Gersthof: „Slow food mit
 Agenda Währing Gruppe „1000
                                                anfertigen. Zu Kaufen gibt es sie auch bei       Familienanschluss“ von
  Blätter me(eh)r“:
                                                www.wurmkiste.at.                                Bioparadeis, dem Verein zur
                                                                                                 Förderung von Biolandbau und
Die BewohnerInnen Währings sollen zu            www.wurmkiste.at
                                                                                                 regionalen Netzwerk
mehr „grün“ am Fenster und am Balkon
animiert werden. Auf der Website kann
                                                „Gemeinsam pflanzen und                         Die Einkaufsgemeinschaft für Lebensmittel
man sich unter anderem Ideen zur Gestal-
                                                 ernten“ von der Neuen Mittel­                  hat ihr Lager in Gersthof. Der Einkauf von
tung von Blumenkisten, Anleitung für deren
                                                 schule 18 Schopen­hauer­straße:                Lebensmitteln geschieht direkt beim Erzeu-
sichere Befestigung und Pflanztipps holen.
                                                                                                ger in unmittelbarer Umgebung. So kom-
www.agendawähring.at/projekte-detail/           Schule und Kindergarten am gleichen             men regionale Waren auf kurzem Weg zu
pflanz-dir-was.html                             Standort kümmern sich im Rahmen des             den KonsumentInnen. Derzeit hat die food-
                                                Projekts „Brücken bauen“ gemeinsam              coop 70 Mitglieder. Bei Interesse oder zum
                                                um die Gestaltung des Schulgartens und          Mitmachen kann man sich hier informieren:
 „Währinger Öko Box to go“
                                                bauen Kräuter, Blumen und Gemüse in Trö-
  von der Liebstöckel Bio                                                                       www.bioparadeis.org
                                                gen an.
  Greisslerei:
                                                                                                  Der 2. Währinger
Die Währinger Öko-Box steht für Müllver-        „Ein Lastenfahrrad für die Boku“
                                                                                                  Klima­schutzpreis star-
meidung. Sie ist leicht zu transportieren       von der Arbeitsgruppe BOKU-
                                                                                                  tet im Herbst 2019. Wir
und zu reinigen. Es ist ein nachhaltiges         Lastenfahrrad:
                                                                                                  freuen uns über viele
Transportsystem für takeaway-Gerichte für
                                                                                                  neue spannende Ideen
Stammkunden der Liebstöckel Greißlerei.         Die Arbeitsgruppe will mit ihrer Idee den
                                                                                                  aus Währing.
Derzeit wird an einer weiteren Optimie-         Anstoß für die Anschaffung eines Lasten-
rung der Box gearbeitet, um auch flüssige       fahrrades mit Elektromotor geben. Dies            Alle Infos dazu gibt es ab September
Gerichte sicher transportieren zu können.       bedeutet eine klimafreundliche Transpor-          2019 auf https://www.wien.gv.at/
                                                talternative für universitätsinterne Zwecke –     bezirke/waehring/umwelt/
 www.liebstöckel.at
                                                es sollte auch eine Ausleihe für Studierende
Seite 16   WÄHRINGER BLATTL

           Ein neuer Baum in Währing – ein
           umfangreiches Zusammenspiel
           Hinter jedem neuen Baum steckt fast immer ein unerwartet umfangreiches Projekt. Nichts wird
           dem Zufall überlassen. Eine kleine Chronologie anhand der Bäume in der Währinger Straße.

           Mehr Grün in den dicht verbauten Berei-         hungen in den Kreuzungsbereichen (aus           Zusätzlich hat der Umstand, dass in den
           chen in Währing ist einer der am häufigs-       einer Seitenstraße ausbiegende Fahrzeuge        Wintermonaten oft zu sorglos mit Auf-
           ten genannten Wünsche und gleichzeitig          müssen den von links kommenden Quer-            taumitteln umgegangen wird, dazu ge-
           eine der wichtigsten Maßnahmen, um auf          verkehr schon in 40m Entfernung sehen           führt, dass alle neuen Baumstandorte
           die rasant fortschreitende Klimakrise zu re-    können). Diese Sichtbeziehungen sorgen          mindestens 3 cm höher als die angrenzen-
           agieren. Jeder zusätzliche Baum hilft durch     für relativ großzügige Bereiche in denen        den Gehsteige mit eigenen Randsteinen
           seine Verdunstung und den erzeugten             keine Möblierung oder abgestellte Fahr-         eingefasst werden müssen, da sonst die
           Schatten, eine kleinräumige Verbesserung        zeuge erlaubt sind. In Abstimmung mit der       eingeschwemmten Salze die Böden vergif-
           zu erzielen; abgesehen von der Aufwer-          MA 46 – Verkehrsorganisation und tech-          ten. Diese Unterbrechung der Zufuhr von
           tung des öffentlichen Raumes allein schon       nische Verkehrsangelegenheiten können           möglichem Niederschlagswasser von den
           durch seine physische Präsenz.                  diese Flächen aber für einzelne Bäume, mit      angrenzenden Flächen her hat zur Folge,
                                                           ihrem Pflanzbereich (Baumscheibe), ge-          dass eine künstliche Bewässerung einge-
           Ideen für neue Bäume kommen einerseits
                                                           nutzt werden. Die, aufgrund des Wasser-         baut werden muss, damit die Bäume die
           auf direkten Wunsch von AnrainerInnen
                                                           leitungstausches nun möglichen Standorte        zunehmend heißeren Sommer und gleich-
           oder sie entstehen beim Planen von not-
                                                           für neue Bäume, wurden mit der MA 42 –          zeitig abnehmenden Niederschlagsmen-
           wendigen Sanierungen oder Einbauten in
                                                           Wiener Stadtgärten diskutiert.                  gen überleben können.
           Straßen.
                                                           Dabei galt es, die grundsätzlichen Vor-         Wichtig bei diesen Baumstandorten ist
           Die Zeit von der ersten Idee bis zur tatsäch-
                                                           gaben der Wiener Stadtgärten und des            auch, dass die Pflanzgruben mit den richti-
           lichen Umsetzung beträgt bei einfachen
                                                           Projektierungshandbuchs          öffentlicher   gen Substraten aufgefüllt werden. Die Wie-
           Standorten ein halbes Jahr. Bei komplizier-
                                                           Raum der MA 18 – Stadtentwicklung und           ner Stadtgärten haben dafür, sowohl für
           teren Standorten verdoppelt sich die not-
                                                           Stadtplanung einzuhalten. Diese Vorga-          den Unterbau, als auch für den Oberbau
           wendige Planungs- und Abstimmungszeit
                                                           ben sehen im Wesentlichen vor, dass jeder       eigene Wiener Baumsubstrate entwickelt.
           recht schnell.
                                                           Baumstandort eine offene Pflanzgrube von
                                                                                                           Mit dieser prinzipiellen Abstimmung und
                                                           mindestens 9 m² und einen durchwurze-
           Die Bäume in der                                                                                der ersten Grobkostenschätzung wird
                                                           lungsfähigen Untergrund von mindestens
           Währinger Straße                                                                                von der MA 28 – Straßenverwaltung und
                                                           12 m³ aufweist. Weiters soll die Baumachse
                                                                                                           Straßenbau eine sogenannte Projekt- und
           Im Zuge des Umbaus der Währinger Straße         4,5 m Abstand zu Fassaden haben (bei
                                                                                                           Einbautenbesprechung angesetzt. Diese
           hat sich durch den notwendigen Austausch        entsprechender Wahl der Baumart kann
                                                                                                           Besprechung dient dazu, dass alle Magis-
           der Wasserleitung die Möglichkeit ergeben,      dieser Abstand in begründeten Ausnahme­
                                                                                                           tratsdienststellen die von den Bauarbeiten
           auch Bäume zu pflanzen. Denn der Rohr-          fällen bis auf 3,5 m reduziert werden).
           tausch konnte dafür genutzt
           werden, die Wasserleitung
           im Zuge der Neuverlegung
           gleich mit einer abschnitts-
           weisen sogenannten Schutz-
           verrohrung (ein 5 – 8m langes
           Überschubrohr) zu versehen,
           damit zumindest über der
           neuen Wasserleitung Bäume
           gepflanzt werden können.

           Der Platz für die Bäume
           ergab sich unter anderem
           durch die neuesten Vor-
           schriften für die Einhaltung
           der ungestörten Sichtbezie-
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