Adventisten heute - Advent-Verlag Lüneburg
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Ausgabe Nr. 11/2017 | November | www.adventisten-heute.de | ISSN 2190-0825 adventisten Die Zeitschr if t der S i e b e n t e n - Ta g s - A d v e n t i s t e n heute Leben mit „Meer-Mentalität“ Seite 7 Begegnung wurde Begeisterung Seite 18 120 Jahre adventistisches Sozialwerk in Deutschland Seite 20 Die Zukunft des Lesens ab Seite 8
N e u e B ü c h e r d e s A d v e n t - Ve r l a g s L ü n e b u r g Reformation geht weiter! Thesenanschlag William G. Johnsson Ist das noch meine Kirche? für Adventisten Adventismus nach San Antonio 176 Seiten, W Softcover, 14 x 21 cm illiam Johnsson konfrontiert seine Kir- 15,90 Euro (12,90 Euro che in seinem neuesten Buch mit ihrer für Leserkreismitglieder), eigenen gegenwärtigen Wahrheit. Der ehe- Art.-Nr. 1970 malige Herausgeber von Adventist Review und Adventist World formuliert kenntnis- * reich und prägnant zehn große Fragen, vor denen die Adventisten jetzt stehen. Der Autor ist gewiss: San Antonio 2015 mar- kiert eine Weggabelung, der Wandel wird kommen! Wird er über uns hereinbrechen und somit zur existenziellen Bedrohung, * Weitere Infos wie Inhaltsverzeichnis oder Leseproben sind auf www.advent-verlag.de abrufbar. oder gestalten wir ihn aktiv mit? Ein Buch, über das man reden wird. Eine bleibende Aufgabe „Dieses Buch ist eine Der QR-Code führt Smartphones direkt zur Internetseite des Buches. Klasse für sich!“ W irft die Kirchengeschichte neues Licht auf die Herausforderung des Glaubens in Gemeinde und Gesellschaft? Wo liegen (Ty Gibson) „Die Schlüsse, die er zieht, werden den die theologischen Wurzeln der adventisti- Leser überraschen.“ schen Heiligtumslehre und was hat diese (Dwight K. Nelson) mit dem konkreten „sozialen Auftrag“ der ersten Adventisten zu tun? Sind wir heute Nicholas Miller viel zu zurückhaltend in gesellschaftlichen Re:formation Neue Antworten aus der Fragen und enthalten der Öffentlichkeit Kirchengeschichte unsere christliche Position vor? ca. 208 Seiten, 14 x 21 cm Nicholas Miller, Professor für Kirchenge- 16,90 Euro (13,90 Euro für schichte an der Andrews-Universität (USA), Leserkreismitglieder), macht mit diesem Buch nicht nur deutlich, Art.-Nr. 1964 dass Reformation ein stets neu zu gestalten- der Prozess bleibt, sondern dass sie das Le- * ben in Gemeinde und Gesellschaft betrifft. Leserkreis- Bestellmöglichkeiten Mitglied werden • Am Büchertisch oder im Onlineshop: www.adventist-media.de • bis zu 30 % Preisermäßigung • Tel.: 0800 2383680, Fax: 04131 9835-500 • automatische Lieferung • E-Mail: bestellen@advent-verlag.de sofort nach Erscheinen • Jahrespräsent-Buch kostenlos Advent-Verlag | www.advent-verlag.de für Leserkreis-Mitglieder www.facebook.com/adventverlag www.advent-verlag.de/leserkreis
editor ial | i nhal t Atmen durch Lesen aktuell | Report „Heutzutage betrachte ich den Film als die moderns- te Methode des Geschichtenerzählens.“ Diese Aus- 4 STA-Kurznachrichten / Mit „Branding“ besser sage stammt von Jared Thurmon, dem Direktor für wahrgenommen werden Strategie und Marketing bei Adventist Review und 5 Eine lebendige Tradition / Neue Strukturen im Adventist World, nachzulesen im empfehlenswerten Lüneburger Verlag Titelthema der Septemberausgabe von Adventist 5 Report: Weltjugendleiterkongress 2018 in Kassel World (S. 24). Vermutlich hat er Recht. Das Medium „Film“ erzeugt eine kaum zu überbietende Aufmerk- samkeit. Und es gibt hervorragende Spielfilme mit Kolumne komplexen Storys, faszinierende Dokumentationen und jede Menge origineller YouTube-Filme, die ein wachsendes, meist junges Publikum erreichen. Deshalb 7 Leben mit „Meer-Mentalität“ ist dieses Medium für missionarische Zwecke bestens geeignet. (Elisabeth Schoft) Dennoch las ich diesen Satz mit gemischten Gefühlen. Denn Lesen bie- tet mehr, es schult das Denken, wir begreifen vielschichtige, nuancierte Ge- schehnisse besser. Durch Lesen erschließen wir das Weltwissen für uns, und es Thema des Monats: kurbelt das Nachdenken über uns selbst an. Auch die emotionale, phantasie Die Zukunft des Lesens anregende Wirkung des Lesens ist nicht zu unterschätzen; sie fördert Kreati- vität und Lebensfreude. Durch die innere Beteiligung beim Lesen entstehen 8 Rettungsringe aus Papier (Rinaldo Chiriac) die Bilder im Kopf. Wenn ich mir nach der Lektüre einer Geschichte deren 10 I m Niedergang? (Ursula Herget) Verfilmung ansehe, bin ich zuweilen enttäuscht – nicht deshalb, weil der Film 12 Autor: ein Traumberuf (Titus Müller) schlecht ist, sondern weil ich mir manches ganz anders zusammenphantasiert 13 „Erst gerollt, dann gestapelt, gebunden und habe. Wenn ich hingegen erst den Film sehe und danach das Buch lese, ist mei- gescrollt“ (Interview mit Daniel Wildemann) ne Phantasie gefesselt (hier bekommt die Einschätzung „fesselnder Film“ für 14 Der Leserkreis Advent-Verlag mich eine ganz neue Bedeutung) und die Lektüre wird langweilig. 15 Ein neuer Weg der Buchevangelisation Als eine Buchreligion hat das Christentum eine enge Beziehung zum Lesen. Wie verändert die schwindende Lesepraxis einen Glauben, dessen bestimmende Erkenntnisquelle ein Buch ist? Was passiert mit der Spiritualität, wenn die Adventgemeinde aktuell wichtigste geistliche Disziplin – das Lesen und Reflektieren göttlich inspirier- ter Texte – immer mehr nachlässt? Bei Luthers Reformation spielte der Zugang zur Bibel eine entscheidende Rolle. Ein Glaube ohne (selbst)ständiges (Bibel) 16 Lesermeinungen lesen würde uns über kurz oder lang ins Mittelalter zurückversetzen, wo die Gläubigen nur das konsumierten, was ihnen die damaligen Geistlichen vorsetz- Die Novemberausgabe von Adventist World ten. Christoph Raedel, ein evangelikaler Theologe, brachte es auf den Punkt, besteht aus den Lesungen zur Gebetswoche als er sagte: „Ohne Bibelstudium geht dem Glauben der Atem aus.“ Die Beiträge zum Thema dieses Monats laden dazu ein, den Wert des Lesens für Erwachsene und Kinder. Weil diese im neu zu entdecken. Thomas Lobitz deutschsprachigen Raum ohnehin in zwei Chefredakteur Adventisten heute separaten Heften erscheinen, entfällt tl@adventisten-heute.de Adventist World diesmal. (Siehe auch S. 5.) IMPRESSUM adventisten heute | ISSN 2190-0825 Herausgeber: Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten (116. Jahrgang) Verlag: Saatkorn-Verlag GmbH, Abt. Advent Verlag, Pulverweg 6, Freikirche aktuell 21337 Lüneburg, E-Mail: info@advent-verlag.de, Internet: www.advent-verlag.de; www.facebook.com/adventverlag Redaktion: Thomas Lobitz (Chefredakteur, tl), Jessica Schultka (js), 17 Ist das noch meine Kirche? Nicole Spöhr (nsp), Daniel Wildemann (dw). Adresse: siehe Verlag; Tel. 04131 9835-521. E-Mail: info@adventisten-heute.de, 18 Begegnung wurde Begeisterung Internet: www.adventisten-heute.de (D-A-CH-Frauenkongress) Formatanzeigen: oKae media, Martin Haase, Postfach 100403, 51404 Bergisch Gladbach, Tel. 02204 917075, Fax 02204 917072, 20 Das adventistische Sozialwerk in Deutschland E-Mail: advertising@okae.org Internet: www.okae.org wird 120 Jahre alt © goodluz / Shutterstock.com Kleinanzeigen: Dorothee Schildt-Westphal, Tel. 04131 9835-521, 23 Wenn Paare streiten Fax 04131 9835-502, E-Mail: anzeigen@adventisten-heute.de Bezug: Kostenlos bei Bezug über den Büchertisch der örtlichen 24 Notizbrett: Termine / Gebet für missionarische Adventgemeinde in Deutschland sowie online (zum Herunterladen, Anliegen / LIRON – ein außergewöhnliches Chor- Speichern und Drucken) im Internet: www.adventisten-heute.de Gestaltung: Ingo Engel, München projekt Titelgestaltung: Sarah Popa, STIMME DER HOFFNUNG 25 Projektinformation „Nimm Jesus“ Produktion/Druck: Thiele & Schwarz GmbH, Kassel Spendenkonto: Freikirche der STA, IBAN: DE14 6009 0100 0227 3850 04, Lesen – eine zeitlose 27 Anzeigen BIC: VOBADESSXXX, Verwendungszweck: Aheu-Finanzierung Faszination. 30 ADRA heute adventisten heute | November 2017 | 3
a ktu e l l Na c h r ic h t e n Kurznachrichten „Dich kenn ich doch …?“ Mit „Branding“ als Adventgemeinde besser wahrgenommen werden n Neue Orientierungshilfe Flucht, Migration Junge Nutztiere wurden früher mit einem Brandzeichen markiert. In der eng- und christlicher Dienst lischen Sprache heißt das „Branding“. Heute ist das in einigen Ländern ver- Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten boten, wird aber vielerorts noch praktiziert. Damit wurde gewissermaßen das in Deutschland hat eine neue theologische Eigentümerrecht dokumentiert. Im heutigen Marketing bedeutet „Branding“ Handreichung zur Orientierung herausgegeben. soviel wie Markenbildung, Wiedererkennungswert und Alleinstellungsmerkmal. Darin wird aus Sicht der Freikirche zum The- Hauptziel ist dabei, sich vom anderen zu unterscheiden, seine Einzigartigkeit ma „Flucht, Migration und christlicher Dienst“ zu dokumentieren und Vertrauen zu schaffen. Stellung genommen. Nach einer allgemeinen Auf meiner Reise durch Brasilien in diesem Sommer ist mir etwas besonders Einleitung werden in der Handreichung zuerst aufgefallen. An der Außenwand adventistischer Kirchengebäude waren zwei „Biblische Grundlagen“ zum Thema dargestellt. Symbole prominent angebracht: das Logo der Adventisten und das Logo des Daraus werden anschließend „Theologische Ein- © ThH-Friedensau Hope Channels (der in Brasilien Novo Tempo heißt). Auf meine Nachfrage hin sichten“ abgeleitet, die wiederum „Folgen für wurde mir erklärt, dass der Hope Channel in Brasilien sehr bekannt und beliebt Gemeinde und Dienst“ haben. sei. Sein Logo ist daher bekannt und mit positiven Emotionen besetzt. Wenn Am Beispiel des Handelns und der Lehre Jesu also dieses Logo an einer Hauswand gesehen wird, verbindet der Betrachter Christi könne das Prinzip der unterschiedslosen auch mit dem Gebäude Positives und ist eher geneigt, sich hineinzubegeben. Annahme anderer Menschen festgemacht wer- In Deutschland sind die ersten Hope Center entstanden. Das sind Nachbar- den. Das Gebot der Feindes- und Nächstenliebe schaftszentren einer örtlichen Adventgemeinde. In unserer säkular ausgerich- impliziere auch die Fremden- und Übernächs- teten Gesellschaft hat Kirche keinen großen Stellenwert mehr. So können die tenliebe. Hope Center eine Brücke sein. Die Marke „Hope“ wird bekannter und vertrauter. Christen seien aufgerufen, Zuschreibungen Vielleicht wäre es nicht verkehrt, das Hope Channel-Logo ebenfalls an die und Festlegungen, mit denen Menschen auf- Außenwände unserer Gemeindezentren anzubringen. Der Gedanke wird jeden- grund ihrer Herkunft versehen werden, zu hin- falls diskutiert. Ein Versuch wäre es allemal wert. Stephan G. Brass terfragen und zu relativieren. Stattdessen sei als allgemeine Reaktion Gastfreundschaft und gelebte Fremdenfreundschaft angebracht. Man wolle „unsere Gäste“ allerdings auch nicht ide- alisieren – ihre Kulturen, Religionen und Pers- pektiven dürften kritisch betrachtet werden. Da das Aufnehmen von Fremden ein Beurteilungs- maßstab im Weltgericht sei, seien die Gemeinden aufgerufen, Vorbilder der Inklusion, der Vielfalt und des selbstlosen Dienens zu sein. Die Ori- entierungshilfe ist kostenlos im Internet unter www.adventisten.de/ueber-uns/dokumente- und-stellungnahmen/ herunterzuladen. (APD) n Hope Channel bald im Kabel-TV? Unitymedia, der kleinere der beiden großen Kabelanbieter in Deutschland, deckt Baden- Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen ab. Die drei Vereinigungen für diese Bundes- länder haben sich dieses Jahr gemeinsam mit dem Medienzentrum STIMME DER HOFFNUNG das Ziel gesetzt, den Hope Channel in das Ka- belnetz von Unitymedia einzuspeisen. Die dafür benötigten Spenden sollen von Hope-Channel- Zuschauern aus den drei Bundesländern aufge- bracht werden. © Stephan G. Brass/ADAMS Der derzeitige Spendenstand ist laut Klaus Popa, dem Leiter des Medienzentrums, vielver- sprechend. Trotzdem werden noch viele Spen- der benötigt. Weitere Informationen unter www.hopekabel.de. (SDH/tl) Außenwand einer Adventgemeinde an der Copacabana in Rio de Janeiro (Brasilien). 4 | adventisten heute | November 2017
akt uel l Nac h r i c ht en Eine lebendige Tradition Zur Einführung in die Gebetswoche Gebetswoche Ab wann wird eine Veranstaltung zur Tradi- tion? Wenn sie drei- oder viermal stattfand? telpunkt, indem es die Erkenntnisse aus der Zeit der Reformation für unser Hier 2017 Oder braucht es Jahrzehnte, um mit dem und Jetzt lebensnah und biblisch fun- Stempel „Tradition“ versehen zu werden? diert aufarbeitet. Damit beschließen wir Allein durch Die Gebetswoche ist seit Jahrzehnten auch gleichzeitig das Jubiläumsjahr der ein fester Bestandteil in unserem Gemein- Reformation. Gnade deleben und gehört damit eindeutig zur Die erfahrene Gemeinschaft findet auch Tradition – zu einer guten! Tradition über- darin ihren Ausdruck, dass wir ein beson- zeugt immer dann, wenn sie stets neu mit deres finanzielles Opfer geben. Hier sind Leben gefüllt wird, ohne dabei abzunutzen. wir als deutsche Gemeinden weltweit füh- Eine Woche im Jahr – diesmal 18.–25. rend – ein weiterer Beleg, dass Tradition November – wird als eine besondere Zeit gerade bei uns mit Leben gefüllt wird. in der Gemeinde hervorgehoben, um mit Mit diesen Gaben bringen wir unsere So- den Glaubensgeschwistern ins Gespräch zu lidarität mit der weltweiten Kirche zum kommen und mit Gott zu reden. Vielleicht Ausdruck, die mit diesen Mitteln viele könnt ihr euch als Gemeinde ja in den missionarische und soziale Projekte ver- Wunsch der Jünger Jesu einreihen: „Herr, wirklichen konnte. Aber auch ohne eure Die Lesungen zur Gebetswoche entsprechen lehre uns beten.“ (Lk 11,1) Damit gebt ihr Heimatmissionsgaben könnten wir vieles der Novemberausgabe von Adventist World, Gott die Chance, direkt auf eure unmittel- nicht auf den Weg bringen und manche die deshalb nicht diesem Adventisten heute bare Gemeindesituation zu reagieren. kreative Idee würde liegen bleiben. beigefügt ist. Im Dezember erscheint Adven- Das Sprechen verbindet uns – im wahrs- Danke für eure Großzügigkeit, dass ihr tist World wieder in gewohnter Weise. ten Sinne des Wortes bindet es uns mit eure Herzen weit macht und Gott durch Gott zusammen. Die dadurch entstehende euer Opfer lobt. nutzt und irgendwann ungelesen entsorgt Gemeinschaft wird jeder Gemeinde einen Nehmt euch für die Gebetswoche Gro- wurden. Wir reagieren aus ökologischer kräftigen geistlichen Schub geben, mit dem ßes vor und betet nicht kleinlich, denn: und wirtschaftlicher Verantwortung und sie neue Impulse für ihr Leben setzen kann. „Sollte dem Herrn etwas unmöglich haben dieses Jahr weniger Hefte gedruckt. So verbindet sich Tradition mit der Gegen- sein?“ (1 Mo 18,14) Wir glauben, dass wir damit einen rich- wart, weil wir nur gemeinsam und mit Gott tigen Schritt gegangen sind. Sollten tat- dafür gerüstet sind, unsere „Mission der Für jeden Haushalt ein Heft sächlich in einer Gemeinde zu wenig Ex- Hoffnung“, das Reich Gottes zu verkünden Ein anderer Aspekt soll an dieser Stelle emplare der Gebetslesung vorhanden sein, und Menschen in die Nachfolge Jesu zu ru- nicht verschwiegen werden. In den letzten so meldet euch bitte beim Advent-Verlag, fen, kraftvoll in die Tat umzusetzen. Jahren ist einigen haupt- und ehrenamt- damit reagiert werden kann. Das Thema „Allein durch Gnade“ stellt lichen Mitarbeitern aufgefallen, dass viele Johannes Naether, Norddeutscher Verband das Zentrum des Evangeliums in den Mit- Lesungshefte zur Gebetswoche nicht ge- Werner Dullinger, Süddeutscher Verband Dokument zum Schlichtungsverfahren vertagt 2016 wurde Vorgehen beschlossen, falls Weltkirchenbeschlüsse nicht umgesetzt würden Die Mitglieder der Jahressitzung (Annual cil) fand vom 5. bis 11. Oktober in Silver verwiesen, der es erarbeitet hatte. Zu Be- Council) des Exekutivausschusses der ad- Spring, Maryland/USA statt. denken Anlass gebend waren Loyalitätsfor- ventistischen Weltkirchenleitung (General Das 14-seitige Dokument wurde dem derung via Unterschrift, Schwachstellen im Conference Executive Committee), haben Ausschuss erst in der Sitzung ausgeteilt, um Dokument und zu wenig Vorbereitungszeit. am 9. Oktober das vorgelegte Dokument Leaks zu verhindern, und dort vorgelesen. Alle Sitzungen der Jahreskonferenz konn- zum Schlichtungsverfahren kirchlicher Das Dokument zum Schlichtungsverfahren ten per Livestream übers Internet mitver- Angelegenheiten, Phase II, nach sechs- kirchlicher Angelegenheiten, mit dem Titel folgt werden. „Das Gremium hat gespro- stündiger Sitzung mit einem Stimmen- „Verfahren zur Versöhnung und Einhaltung chen, „, sagte Ted N. C. Wilson, Präsident verhältnis von 184 zu 114 in geheimer der Kirchenrichtlinien, Phase II“ („Proce- der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten, Abstimmung an den vorbereitenden Aus- dures for Reconciliation and Adherence in nach der Abstimmung und drückte seine schuss zur Überarbeitung zurückgewiesen. Church Governance: Phase II”), wurde nach Hoffnung aus, einen Weg zu finden, das Eine redigierte Version wird laut Ted Wil- ausführlicher und in sachlichem Ton geführ- Dokument zu überarbeiten und wieder vor- son, wahrscheinlich bei der Jahressitzung ter Diskussion zurück an den „Ausschuss legen zu können. (APD/nsp) 2018 wieder zur Abstimmung vorgelegt. zur Überprüfung der Einheit in der Mission“ Der vollständige Artikel kann auf der Home- Die Jahressitzung 2017 (Annual Coun- („Unity in Mission Oversight Committee“) page des Advent-Verlags abgerufen werden. adventisten heute | November 2017 | 5
Re po r t #GYLC18 – die Welt in Kassel zu Hause Weltjugendleiterkongress vom 31. Juli – 4. August 2018 M it dem Slogan „Die Welt in Kassel zu Hause“ ressierte eine fünftägige Tour zu den Stätten der wirbt die documenta-Stadt um Besucher. Im Reformation angeboten. Es ist nachzuvollziehen, nächsten Jahr werden diesem Motto etwa dass auf die Intereuropäische Division (EUD) und 1700 adventistische Jugendleiter aus der ganzen Deutschland als Gastgeberland eine Menge Arbeit Welt folgen und sich zu einem Kongress mit dem zukommt. Viele freiwillige Helfer werden benötigt. Titel „Impact Europe 2018 Germany“ versammeln. Sie können sich bei der Jugendabteilung der Ver- Zur Vorbereitung dieses Ereignisses trafen sich in bände melden und sollten sich bewusst sein, dass diesem Sommer (27./28.6.) die Jugendvertreter der sie nicht am eigentlichen Kongressgeschehen teil- 13 Divisionen (teilkontinentale Kirchenleitungen) nehmen können, sondern bis zu sieben Stunden vor Ort, in der im Jahr 913 erstmals urkundlich er- täglich für das Wohl der Teilnehmer sorgen. wähnten, drittgrößten Stadt Hessens. Beim Generalthema „Pass it on – Equip, Enga- Das Treffen diente zwei Anliegen. Zum einen ge, Empower“ geht es darum, eine Generation vom war es eine erste Begegnung mit dem aus dem Heiligen Geist erfüllter Leiter auszubilden, zu be- US-Bundesstaat Maine stammenden, neuen Welt- vollmächtigen und zu ermutigen, das Vermächtnis jugendleiter der Siebenten-Tags-Adventisten, Gary der Reformation weiterzutragen. Gemeinsam mit Blanchard, der zuletzt in Texas tätig war. Auf der den Jugendleitern soll Gottes Gnade gefeiert, das anderen Seite war die Zeit gefüllt mit intensivem Erbe der Reformation angenommen und der Fokus Planen und Vorbereiten des Kongresses im nächsten auf Leiterschaft auf allen Gebieten der Arbeit mit Jahr. Ruben Grieco, einer der beiden Bundesleiter Jugendlichen bewusst gemacht werden. der Adventjugend in Deutschland, bemerkte dazu: Die Anmeldung für diesen Kongress hat bereits „Wenn wir uns als erweitertes Planungsteam treffen, begonnen. Der offizielle Hashtag lautet: #GYLC18. dann sitzen da Verantwortliche aus 13 Divisionen Kassel wartet auf die Jugendleiter der Freikirche der an einem Tisch. Dann sind nicht nur verschiedenste Siebenten-Tags-Adventisten aus der ganzen Welt. ■ Sprachen zu hören und Kulturen zu erleben, son- dern da ist auch 13 Mal volle Leidenschaft für die Arbeit mit jungen Menschen zu spüren. 13 Kollegen und die Verantwortlichen der Generalkonferenz, die sich für die Leiter der Jugendarbeit einsetzen, um den Kongress zu ermöglichen. Solch eine Vielfalt begeistert und motiviert mich. Welch ein Privileg, dass wir für diese Kollegen mit ihren Delegationen 1 2 © alle Fotos: Stephan G. Brass/ADAMS in Deutschland Gastgeber sein dürfen!“ Ein prall gefülltes Arbeitspensum war an diesen beiden Tagen zu bewältigen. Der Austragungsort, das Kongress Palais Kassel, ist den Verantwortlichen aus Deutschland durch die beiden vorangegange- nen deutschen E1NS-Jugendkongresse bestens ver- traut. Jetzt wurde es von den Jugendleitern aus al- 3 Stephan G. Brass ler Welt in Augenschein genommen. Zudem wurden 1 Gary Blanchard, neuer Jugendabteilungsleiter der verantwortlich für Kom- Übernachtungs- und Verpflegungsmöglichkeiten Generalkonferenz (Weltkirchenleitung). 2 Das Pla- munikation der Freikir- erkundet, über 40 Workshops zusammengetragen nungsteam mit den Jugendleitern der Generalkonfe- che in Deutschland. Er und Verantwortlichkeiten festgelegt. Auch wurde renz und der Divisionen verabschiedet Jonatan Tejél ist auch verantwortlich ein grober Programmablauf und die Anzahl der als Weltpfadfinderleiter. Er amtiert nun als Jugendab- für Kommunikation, PR- Teilnehmerkontingente für jede Division festgelegt teilungsleiter der EUD (s. Meldung Juliausgabe, S. 4). und Öffentlichkeit beim sowie der karitative Einsatz in der Stadt (IMPACT) 3 Das Planungsteam bei der Arbeit unter der Leitung Jugendleiterkongress. überdacht. Vor dem Kongress wird auch für Inte- von Gary Blanchard. 6 | adventisten heute | November 2017
Ko l u m n e Leben mit „Meer-Mentalität“ Weder das Surfen noch das Leben lernt man auf dem Trockenen E s ist, als durchjagen tausend kleine Nadelstiche des Lebens befindet. meine Füße, als ich langsam durch das kalte Er wundert sich nicht Wasser wate. Meine Füße schmerzen. Gegen über die stürmischen die Wellen ankämpfend schiebe ich mein riesiges Zeiten mit hohem Wel- Anfängersurfbrett weiter aufs Meer hinaus. Die an lengang, sondern kann Land eingeübten Trockenübungen haben mir Si- sich auf die Wellen ein- cherheit gegeben. Doch im Wasser scheint mein stellen. Damit hat er © pixelbelichter – Fotolia.com Kopf wie ausgeschaltet zu sein – ich kann mich der „Strand-Mentalität“ plötzlich an nichts mehr erinnern. Mit der Zeit habe drei wesentliche Punk- ich den Dreh raus – aufs Brett legen, Welle abwar- te voraus: ten, paddeln (paddeln, paddeln!), „Take Off“ (die Erstens: Das Surf- Gesamtheit mehrerer Bewegungsabläufe, die mich brett. Mit dem Brett stehend auf das Brett katapultieren sollen) – und kann er die Welle rei- dann möglichst lange auf dem weißen Schaum der ten, anstatt sich von Welle reiten. Zwei Wochen habe ich in diesem Jahr ihr überrollen zu lassen und Wasser zu schlucken. Leben ist Meer … auf einem Surfbrett verbracht. Zwei Wochen, in de- Die Bibel kann so ein Surfbrett sein. An Gottes nen ich nicht nur das Wellenreiten gelernt habe, Wort kann ich mich klammern, wenn Herausforde- sondern auch, das Leben neu zu verstehen. Draußen rungen kommen und hohe Wellen schlagen. Gottes auf dem Meer zählt nur der Moment: die Bewegun- Versprechen, die er uns in seinem Wort gegeben gen des Meeres, die heranrauschende nächste Welle, hat, gelten immer und allezeit – auch und gerade die eigene Technik auf dem Brett. Es braucht mei- in den stürmischen Zeiten des Lebens. ne volle Konzentration, damit ich nicht unbemerkt Zweitens: Die Surftechnik. Auf dem Trockenen mit der Strömung ins offene Meer hinausgetrieben die Technik zu lernen, ist die beste Basis für eine oder von einer großen Welle überrascht werde. Kei- erfolgreich genommene Welle. Dann ist der Kopf ne Zeit zum Grübeln über ungelöste Probleme oder auch nicht leer, so wie es mir bei meinen ersten die lange To-Do-Liste, die nach dem Urlaub im Büro Surfversuchen ergangen ist. Wenn die Bewegungs- wartet. Ich liebe diese Momente. Denn in denen bin abläufe automatisch funktionieren, die Arme genug ich ganz eins mit dem Meer und meinem Schöpfer. Muckis haben und jeder Handgriff sitzt, nimmt das Beim Surfen gibt es viele Analogien, die sich auf der Welle ihre Kraft und beängstigende Wirkung. das Leben übertragen lassen. Eingeübte Techniken können zum Beispiel wertvol- Früher bin ich im übertragenen Sinn davon aus- le Gewohnheiten wie feste Zeiten zum Bibellesen gegangen, mein Leben würde sich am „Strand“ ab- und fürs Gebet sein oder der regelmäßige Besuch in spielen. Dort, wo es trocken ist und ungefährlich, einem Hauskreis. Zu wissen, wie Gott ist, ist ebenso wo man eine schöne Aussicht genießt und entspan- wertvoll, um nicht an ihm zu (ver-)zweifeln, wenn nen kann, wo mir ab und an ein Wellenausläufer wir mit belastenden schwierigen Situationen kon- Elisabeth Schoft nasse Füße beschert. In Wirklichkeit spielt sich das frontiert sind. Solche guten Gewohnheiten gilt es arbeitet im Verlagswesen Leben im „Wasser“, auf dem Meer ab. Das Leben einzuüben, bevor die Welle kommt. (Marketing und Presse) funktioniert in Wellen. Hohe Wellen kommen – He- Drittens: Die Finne. Unter jedem Surfbrett gibt und kann dort dafür rausforderungen, Probleme, Schicksalsschläge und es eine bis drei sogenannte „Finnen“, die dem Brett sorgen, dass gute und geistliche Kämpfe –, das liegt in der Natur der Din- Stabilität und Richtung geben. Jesus ist wie eine geistliche Inhalte gelesen ge. Zwischen jeder Welle gibt es Ruhephasen – Zei- Finne. Ohne Finne gelingt kein Surfversuch. Und werden. Das tut sie in ten, in denen wir mit beiden Beinen fest im Leben ohne Gott gelingt kein Leben, das in Fülle gelebt ihrer Freizeit auch als stehen und es uns gut geht. werden will. Christus schenkt Richtung, Verläss- Chefredakteurin von Für Menschen mit einer „Strand-Mentalität“ lichkeit und Wegweisung. Mögen wir das Leben und Youngsta, der Zeitschrift kommen die Wellen überraschend. Doch jemand mit seine Wellen mit der „Meer-Mentalität“ zu surfen der Adventjugend „Meer-Mentalität“ weiß, dass er sich in den Wogen wissen. ■ Deutschland. adventisten heute | November 2017 | 7
T he m a d e s M o na ts Rettungsringe aus Papier Wie Einsichten aus Büchern meinen Glauben schützten A ls ich nicht mehr wusste, ob ich noch an die dieser Gesprächspartner wussten überhaupt nichts Existenz Gottes glauben kann, hatte mein von meiner Not! Theologiestudium gerade erst begonnen. Einige unbeantwortete Fragen hatten zu grundle- Vernunft allein bringt es nicht genden Zweifeln geführt. Der Tiefpunkt dieser Ent- Unter den theologischen Werken (z. B. von Francis wicklung wurde erreicht, als mir ein Unfall mehrere Schaeffer, der Studenten in Glaubenskrisen betreu- Tage strikte Bettruhe einbrachte. Erst jetzt, allein te) stach ein Buch hervor: Gott sucht den Menschen, und ohne die übliche Ablenkung, spürte ich die von Abraham Heschel. Im Mittelteil geht der Rabbi- Wucht meiner beunruhigenden Gedanken. Bisher ner der Frage nach, was für die göttliche Herkunft konnte ich Krisen ja mit Gott teilen und auf seinen der Bibel spricht. Dabei kritisiert er die mangeln- Beistand hoffen. Nun aber war ich mir nicht mehr de Überzeugungskraft jener Beweise, die man der sicher, ob meine Gebete lediglich Selbstgespräche Bibel oft abverlangt; Glaubwürdigkeit ließe sich waren; ob der Beruf, auf den ich mich vorbereitete, dort nicht finden. „Die Vernunft in sich selbst ist nur um eine Sammlung jüdischer Märchen kreiste. außerstande, in jener Region, aus der die Prophe- Gott reagierte. In den folgenden Wochen kam es tie kommt, ein Urteil zu fällen. […] Man kann die zu Begegnungen, die sich als äußerst hilfreich er- Schönheit der Musik einem Menschen, der taub und wiesen. Ich durfte die Bekanntschaft einiger Men- empfindungslos ist, nicht beweisen.“1 Einsichten aus Büchern schen machen, die mir die Lektüre bestimmter Bü- Gleichzeitig weist er die Kritik jener zurück, können das Leben cher empfahlen – Bücher, die sich meinem Dilemma die den biblischen Propheten unterstellen, ihre verändern. widmeten. Was daran so bemerkenswert ist: Einige Botschaft sei Geltungssucht und Machthunger ent- © Sergey Nivens – Fotolia.com 8 | adventisten heute | November 2017
Die Zukunf t des L e s e n s sprungen. Heschel zeigt auf: Im Hinblick auf die da- raus resultierenden Konflikte gab es keinen Anreiz, Online-Umfrage: Adventistische Lektüre wird geschätzt einen Akt göttlicher Offenbarung zu erfinden. Im Im September konnte man sich auf der Facebookseite des Advent-Verlags Namen Gottes zu sprechen führte zu dramatischen an einer Umfrage zum eigenen Leseverhalten beteiligen. Erfragt wurde die persönlichen Nachteilen und konnte die Zuhörer- Häufigkeit des Lesens, die bevorzugten Lektüregenres (christliche/nicht- schaft nur überaus selten positiv prägen. Vielmehr christliche Sachbücher bzw. Romane) und welche Zeitschriften und Bücher waren die Berufenen versucht, sich Gott zu entzie- konkret in den letzten zwölf Monaten gelesen wurden. Auch wenn sich nur hen und ihrem Auftrag den Rücken zu kehren. 33 Personen (überwiegend zwischen 30 und 60 Jahren) an der Umfrage be- Diese Sichtweise war mir neu. Abraham Heschel teiligt haben, geben die Ergebnisse einige Anhaltspunkte zum Leseverhalten thematisierte meine Befürchtungen und hielt ih- von Adventisten in Deutschland. nen Argumente entgegen, die ich als eine große Danach herrscht bei den Genres ein relativ ausgewogenes Verhältnis zwi- Hilfe empfand. Bis heute gehört er zu den Autoren, schen Sachbüchern und Romanen sowie zwischen christlicher und nicht- die ich am liebsten lese; wenn ich mich geistlich christlicher Lektüre. Bei Sachbüchern haben christliche Titel leicht die Nase „vertrocknet“ fühle, ist er einer der Ersten, zu des- vorn, bei Romanen nichtchristliche Werke. Bei der Frage nach konkreten sen Werken ich greife. Titeln wurde bei den Zeitschriften am häufigsten (von jedem zweiten) Ad- ventisten heute angegeben, auch present ist im Kommen. Daneben wird eine Wenn atheistische Naturwissenschaftler an sich große Bandbreite von nichtchristlichen und einigen christlichen Zeitschrif- zweifeln ten gelesen. Doch mindestens genauso wichtig waren naturwis- Fast alle Teilnehmer haben in den letzten zwölf Monaten Bücher aus dem senschaftliche Bücher und Aufsätze. Immer wieder Advent-Verlag gelesen (24 Buchtitel wurden genannt). Bei den Themenwün- rang ich mit der Frage, wie sich die Entstehung von schen für Bücher aus dem Advent-Verlag wurden am häufigsten Sachbücher Naturgesetzen und Lebewesen ohne Gott erklären mit einem Bezug zu Aspekten des praktischen Christseins genannt, aber ließe. Warum gibt es überhaupt etwas? Im Zentrum auch Lebensratgeber, Bücher zu zeitgemäßem Gemeindeaufbau, zum Ver- des gängigsten Modells steht der Urknall, der auch schenken (missionarisch) und mit inspirierenden Geschichten. tl als unendlich hohe Energie auf unendlich kleinem Raum definiert wird. Vielleicht ist es typisch für den westlichen Kulturkreis, ursächlich zu denken – aber Dadurch scheint sich das Problem einer ersten Ur- wie ist diese Energie entstanden? Neben anderen sache lediglich zu verschieben. Titeln las ich zweimal Stephen Hawkings Bestseller Obwohl es gewiss nicht die Absicht dieser Au- Eine kurze Geschichte der Zeit. Der atheistische As- toren war, haben ihre Ausführungen meinen Glau- trophysiker vertritt ein Modell zur Entstehung des ben belebt und mich von der Notwendigkeit eines Universums, das ohne einen Anfang und ohne einen Schöpfers überzeugt. Damit war noch längst nicht Schöpfer auskommt. Trotzdem ist er fair genug, Ar- geklärt, was Gott umtreibt und ob er sich über- gumente zu diskutieren, die für die Existenz eines haupt mitteilt. Aber von nun an durfte ich wie- gezielten Schöpfungsaktes sprechen. der mit der Anwesenheit eines Größeren rechnen; So lässt sich im gesamten Universum und spe- Autoren mit unbändigem Wissensdurst hatten mir ziell auf der Erde das Phänomen der sogenannten eröffnet, dass der Himmel nicht leer ist. Seitdem „Feinabstimmung“ beobachten. Unsere Naturgeset- plädiere ich dafür, Naturwissenschaftlern unsere ze erwecken den Eindruck, exakt auf die Existenz Aufmerksamkeit zu schenken – selbst (gerade?) von Menschen zugeschnitten zu sein. Wären einige dann, wenn sie unser Weltbild nicht teilen sollten. Faktoren – wie z. B. die Entfernung der Erde zur Ihre Neugier wird uns bereichern! Sonne – nur geringfügig anders, könnten Men- schen nicht existieren. Hawking hält fest: „Wäre Gestärkt und gerettet die Expansionsgeschwindigkeit eine Sekunde nach Gott hatte also geantwortet und mir geholfen, in- dem Urknall nur um ein Hunderttausendmillionstel dem er mich auf die passende Literatur stoßen ließ. Millionstel kleiner gewesen, so wäre das Universum Natürlich war es damit nicht getan: Es bedurfte vie- wieder in sich zusammengefallen, bevor es seine ler Debatten und noch mehr einsamer Spaziergän- gegenwärtige Größe erreicht hätte.“2 Wer vergleich- ge, in denen ich meine Gedanken sortieren musste. bare Umstände nicht Gott zuschreibt, muss von ei- Rückblickend kann ich sagen, dass intensive Lek- ner „Reihe verblüffender Zufälle“3 ausgehen. türe und der anschließende Austausch über das Andere populärwissenschaftliche Veröffentli- Gelesene meinen Glauben enorm gestärkt haben. chungen auf dem Gebiet der theoretischen Physik Wahrscheinlich wurde er dadurch sogar gerettet. ■ zeigen: Das „Nichts“, aus dem das Universum her- Rinaldo G. Chiriac 1 Abraham J. Heschel, Gott sucht den Menschen: Eine Philosophie des Juden- vorgegangen sein soll, stellt durchaus etwas ande- tums, 5. Auflage, Berlin, 2000, S. 179. Pastor für die Advent- res dar, als wir Laien in der Regel annehmen. Selbst 2 Stephen Hawking, Eine kurze Geschichte der Zeit, 21. Auflage, Reinbek bei gemeinden Darmstadt- Hamburg, 2002, S. 159. hier, in der vermeintlichen Leere, setzen manche 3 Stephen Hawking & Leonard Mlodinow, Der große Entwurf: Eine neue Erklä- Eberstadt und Rüssels- die Existenz kleinster Partikel (Quanten) voraus. rung des Universums, 3. Auflage, Reinbek bei Hamburg, 2010, S. 160. heim. adventisten heute | November 2017 | 9
T he m a d e s M o na ts Im Niedergang? Wie sich das Leseverhalten von Jugendlichen verändert hat H uch – ein Buch!“ oder „Buchdurst“ – mit sponnen hatte. Das war einfach toll! Ich las, wo solchen Slogans versuchen wir Schülerinnen immer es möglich war: im Bus, auf Bahnreisen und und Schüler des Schulzentrums Marienhöhe langen Autofahrten in den Urlaub. Während mein zum Lesen zu begeistern. Die Mediathek und die Vater am Steuer saß, segelte ich in Gedanken mit Schule unternehmen viel, um ihnen zu zeigen, wie Kapitän James Cook in der Südsee und entdeckte Bücher nicht nur ihren Schulalltag, sondern auch mit ihm neue Inseln, und natürlich „zitterte“ ich ihr Privatleben bereichern. Aber warum muss man auch mit Fletcher Christian bei der Meuterei auf der Wie wär‘s mit einem Jugendlichen, die doch von Natur aus wissens Bounty. Buch? durstig, wenn nicht gar lernbegierig sein müss- ten, das Lesen wieder Praktische Neuerungen durch die Digitalisierung schmackhaft machen? Aber – wie schon gesagt – diese Zeiten sind lan- Ich glaube, dass die ge vorbei! Was für mich damals in den 1960er und Antwort vielschichtig 1970er Jahren wichtig war, gilt für heutige Jugend- ist. Auch ein Blick zu- liche längst nicht mehr. Bücher werden eher aus rück in die Vergangen- sortiert, heimische Regale geleert. Waren wir vor et- heit kann helfen. lichen Jahren noch stolze Besitzer des 25-bändigen Wenn ich an meine Meyers enzyklopädischen Lexikons, leinengebunden Kindheit und Jugend und mit Goldschnitt, müssen wir heute feststellen, denke – ich bin Jahr- dass solche Werke einem bei antiquarischen Buch- gang 1958 – dann war läden und sogar auf Flohmärkten für wenige Euro für mich die Welt der verramscht werden. Die Informationen braucht man Bücher eine ganz be- nicht mehr nachschlagen, keine dicken Bücher wäl- sondere, ja einzigar- zen, ein paar Klicks im Internet genügen und man tige. Bereits während ist auf dem neusten Stand der Forschung. Wozu also meiner Grundschulzeit Lexika, deren Inhalt wahrscheinlich sowieso längst erschloss sich mir mit veraltet ist?! Natürlich stimmt das – und trotzdem der Lektüre von z. B. weigere ich mich, unseren „liebgewonnenen Meyer“ Alice im Wunderland abzustoßen. ein Reich der Phanta- Anders verhält es sich mit der sogenannten „Ge- sie, in dem ich träumen brauchs- und Verbrauchsliteratur“. Wie erwähnt, konnte und mich in die habe ich mir früher alle Romane, die ich lesen woll- Hauptfigur hineinver- te, in Buchform zu Gemüte geführt, sie entweder setzte. Als ich etwas äl- aus Büchereien ausgeliehen oder gekauft. Meine ter war, hörte ich beim Kinder haben später davon profitiert – das heißt, Lesen mitunter an ei- sie konnten sich die Bücher aus dem Regal nehmen ner spannenden Stelle und loslesen. Durch unsere Arbeit und unsere Kin- auf, legte mein Buch der haben mein Mann und ich unser Leseverhalten zur Seite und malte mir im Laufe der Zeit verändert. Es gibt eine Fülle von aus, wie die Handlung Informationen, die wir uns selbstverständlich aus weitergehen könnte. dem Internet holen, Urlaubslektüren können wir Ich versuchte, die Pro- uns als E-Books besorgen und so unser Reisegepäck bleme meiner „Helden“ entlasten. So schön, so gut. © juniart – Fotolia.com in meiner Phantasie zu Wenn es bei einem veränderten Leseverhalten lösen und las erst dann tatsächlich nur darum ginge, von einem veralteten nach, wie der Autor den Medium (nämlich dem Buch) zu einem moderneren roten Faden weiterge- und effektiveren digitalen Medium zu wechseln, 10 | adventisten heute | November 2017
Die Zukunf t des L e s e n s wäre wohl alles in Ordnung. Leider sieht die Wirk- Schüler im verantwortungsbewussten Umgang mit lichkeit ganz anders aus. den modernen Medien. Wir lassen sie zu vorgege- benen Themen im Internet (zu Hause oder in der Immer weniger Literaturerfahrung bei Jugend- Schulmediathek) recherchieren und Präsentationen lichen mittels PowerPoint im Unterricht halten. Und na- Hier kommt mein Schulalltag ins Spiel. Ich kann türlich leistet das Internet in vielen Fächern unver- heute im Deutsch- und Fremdsprachenunterricht zichtbare Dienste – vor allem in der gymnasialen nicht mehr auf Leseerfahrungen, wie ich sie in mei- Oberstufe und bei der Vorbereitung auf das Abitur. ner Jugend gemacht habe (und ich war bestimmt Ob man sich über die Tagesereignisse informieren, kein Einzelfall), zurückgreifen. Heutige Schülerin- die Vergangenheit erforschen, Interpretationen zu nen und Schüler beherrschen den Umgang mit den literarischen Werken durchforsten will, stets wird aktuellen Medien nahezu perfekt. Aber wie steht man auf das Internet zurückgreifen. es um ihre Literaturkenntnis? Ich kann nicht mehr Und trotzdem: Obwohl es die Tageszeitung heute selbstverständlich auf Werke wie Robinson Crusoe online gibt, ich mein E-Book aus der Handtasche eingehen und dabei voraussetzen, dass jeder, der ziehen kann und mein Handy internetfähig ist, den Mittelstufenunterricht besucht, seine Leseer- möchte ich eine Lanze für das gute alte Buch (mit fahrungen zu diesem Abenteuerroman einbringen ansprechendem Einband und Seiten aus echtem kann. Papier) brechen. Wir werden unser – zugegebener- maßen veraltetes – Meyers-Lexikon mit Goldschnitt behalten; natürlich wird auch die leinengebunde- Szene aus dem Unterricht ne, mit deutlichen Gebrauchsspuren versehene, alt- Lehrerin: „Hat jemand Erfahrungen mit ame- ehrwürdige Bibel meines Vaters ihren besonderen rikanischer Literatur?“ Platz in unserem Bücherregal behalten. Und dann Schüler (knapp 17 Jahre alt): „Ja. Lucky sind da noch die Bilderbücher aus meiner Kindheit, Luke.“1 in denen sich auch unsere inzwischen erwachse- Lehrerin: „Nicht dein Ernst!“ nen Kinder, mit dem einen oder anderen Fettfleck Schüler (etwas irritiert): „Doch. Wieso?“ verewigt haben … Niemals möchte ich diese Erin- Lehrerin ratlos. nerungen missen, da mag sich das Leseverhalten in der Gesellschaft ruhig verändern. Manche Dinge haben einen bleibenden Wert. Tatsache ist: Jugendliche haben heute kaum mehr eigene Leseerfahrungen. Die modernen Medien ha- ben zu einer Reizüberflutung geführt. Man liest Wie wir das Lesen fördern können nicht mehr die Primärliteratur, man sieht sich • S ich bei einer Bücherei anmelden und vielleicht die Verfilmung an – und auch nur, wenn dort Bücher für die Freizeitbeschäftigung sie hochspannend ist. Das verdirbt die Entwick- ausleihen. lung eigener Phantasie. Jugendliche verlernen zu •Ä lteren Menschen oder kleinen Kindern träumen, sie konsumieren hauptsächlich das, was vorlesen. auf dem Bildschirm angeboten wird. Die Fähigkeit, • L eserituale einhalten (z. B. jeden Abend lösungsorientiert zu denken, wird kaum mehr ge- eine gemütliche Lesestunde). fördert, denn alles ist bereits vorgegeben. Hinzu • Sich mit anderen über gelesene Bücher kommt eine gewisse Oberflächlichkeit im Umgang austauschen. mit Problemen und – was noch gravierender ist – • Gelesene Bücher weiterverleihen. eine Verharmlosung von Gewalt. Es ist zuweilen • Anderen (begeisterte) Leseempfehlungen unglaublich, im Unterrichtsgespräch zu erfahren, geben. welche Filme Schüler, die noch keine 16 Jahre alt • Sich an der ansprechenden Aufmachung sind, bereits gesehen haben. eines Buches erfreuen. • Lesewettbewerbe abhalten. Ich möchte Bücher nicht missen Ursula Herget Moderne Medien sind natürlich im Fachunterricht unterrichtet Englisch nicht mehr wegzudenken. Auch wir nutzen in den Diese Aufzählung ließe sich noch erweitern. (derzeit Fachspreche- Klassen täglich „Smartboards“, holen uns jederzeit Nicht zuletzt lernen gerade Schüler durch häufiges rin) und Deutsch am Informationen, Übungs- und Anschauungsmate- Lesen eine bessere Rechtschreibung und einen gu- Gymnasium des Schul- rial aus dem Internet und können so den Schü- ten Schreibstil. Auch ihre Phantasie und die Fähig- zentrums Marienhöhe lern wichtige Lehrinhalte schneller und aktueller keit, problemlösend zu denken, werden gefördert. ■ in Darmstadt. Verhei- präsentieren, als dies früher mit Tafeln und Krei- ratet, zwei erwachsene de möglich war. Ebenso unterstützen wir unsere 1 Eine Comicreihe. Söhne. adventisten heute | November 2017 | 11
T he m a d e s M o na ts Ein Traumberuf Aus dem Alltag eines Autors E rlebe ich etwas Schönes, ist mein erster Im- rin aufgesucht und mir von ihr ausführlich zeigen puls, es aufzuschreiben, damit ich es nie wie- lassen, wie man Uhren repariert. Seitdem bin ich der vergesse. Deshalb beginnt mein Roman fasziniert davon, wie Uhren funktionieren. Das Mysterium damit, dass eine Schnecke über die Hand des Protagonisten kriecht und mit ihren fei- Spannung aufbauen nen Raspelzähnchen an seiner Haut nagt. Ich versuche, eine Geschichte so zu erzählen, dass Ungute Erfahrungen halte ich genauso fest. Als die Leser sie vor lauter Neugier kaum weglegen Kind erlebte ich ein „Schulgericht“ mit. Ein Jun- können. ge aus meiner Klasse hatte in der Kaufhalle eine Ein bestimmtes Weihnachtsfest werde ich nie ver- Batterie und eine Tafel Schokolade gestohlen. Dar- gessen. Ich hatte in der Vorweihnachtszeit im Klei- aufhin wurde ein Nachmittag einberufen, bei dem derschrank meiner Mutter nach meinen Geschenken wir als Schüler an den Rändern des Klassenzimmers geforscht und sie gefunden. Damit war die Frage Platz zu nehmen hatten, während er, der „Ange- beantwortet: „Was werde ich wohl bekommen?“ Das klagte“, allein in der Mitte saß. An der Frontseite Fest war für mich ruiniert. Spannung ist das Her- des Raumes saßen Eltern und Lehrer als die Richter beisehnen von Antworten. Die Kunst des Au- an Tischen. Nie werde ich vergessen, wie sie den tors besteht darin, die Antworten so lange Jungen in die Mangel nahmen. wie möglich hinauszuzögern, und nie Es war nicht richtig gewesen, zu stehlen. Das zuzulassen, dass an einem Punkt der wusste ich. Aber die Art, wie ihn sechs Erwach- Geschichte alle Fragen gelöst sind. sene fertigmachten, kam mir unfair vor. Etwas in Ist eine Frage beantwortet, muss mir zog sich zusammen vor Qual, und ich empfand sich eine neue, noch entscheiden- Mitleid mit ihm. dere ergeben. Idealerweise hält der Als ich für meinen Roman Der Tag X ein Schulge- Autor zwei, drei Fragen auf ver- richt niederschrieb, habe ich an die Empfindungen schiedenen Ebenen offen (ein per- von damals angeknüpft, auch wenn die Tatsachen, sönliches Geheimnis, eine drohende die dem Roman zugrunde liegen, aus einem frühe- äußere Gefahr etc.). Erst am Schluss ren Abschnitt der DDR-Geschichte stammen. Erich der Geschichte dürfen die letzten Fra- Honecker gab am 15. April 1953 die „Liquidierung gen zu einer Auflösung gebracht werden, der Jungen Gemeinden“ als Ziel aus. Die Jugendar- wobei die eine oder andere Frage auch über © ArTo – Fotolia.com beit der Kirchen war der Partei ein Dorn im Auge. den Text hinausweisen darf, ja sollte. Daraufhin wurden in Schulgerichten über dreitau- Eine solche Spannung ist ohne Protagonisten send Schüler niedergemacht und – teils kurz vor nicht möglich. Sie kann nur aufgebaut werden, dem Abitur – von der Schule geworfen. wenn es jemanden gibt, um den die Leser sich Sor- Aber nicht alles lässt sich aus eigenen Empfin- gen machen. Die spannende Handlung sorgt dafür, dungen schöpfen. Die Recherche ist ein wichtiger dass das Buch gekauft wird. Aber erst schillernde, Aspekt meiner Arbeit. Der Tag X gipfelt im Arbeiter- glaubwürdige Figuren lassen die Leser das Buch lie- aufstand vom 17. Juni 1953. Um die Geschehnisse ben und weiterempfehlen. richtig wiedergeben zu können, vor allem einen abs- Auch im 21. Jahrhundert sind Menschen das © Sandra Frick trusen Fall in Halle an der Saale, über den die Betei- Faszinierendste, Überraschendste und Seltsamste ligten bis 1989 schweigen mussten, habe ich im Lan- auf diesem Planeten. Eine Fundgrube für uns Auto- deshauptarchiv in Merseburg die Polizeiakten von ren, ein Leben lang! Titus Müller damals studiert. Ich habe Zeitzeugen befragt und Deshalb liebe ich die Begegnungen, wenn ich zu Autor historischer Niederschriften der Betroffenen gelesen. So versuche etwa 60 Lesungen im Jahr durch das Land reise. Romane und Kurzge- ich, der Wahrheit so nahe wie möglich zu kommen. Interviews und die Sendung „Auserlesen“ im Hope schichten. Mehr unter Weil im Roman ein Uhrmacher eine entscheiden- Channel gehören ebenfalls zu meinen Aufgaben. www.titusmueller.de. de Rolle spielt, habe ich außerdem eine Uhrmache- Ein Traumberuf! ■ 12 | adventisten heute | November 2017
Die Zukunf t des L e s e n s „Erst gerollt, dann gestapelt, gebunden und gescrollt“ Was ein Lektor über Bücher sagt – und mit ihnen macht B ücher haben es in sich! Thomas Lobitz wollte für die Arbeit in der Kirche (z. B. Handbücher oder wissen, warum. Deshalb interviewte er seinen kircheninterne Diskussionsbeiträge). Ein weiterer, Kollegen aus dem Büro gegenüber: Daniel traditionsreicher Schwerpunkt sind die Überset- Wildemann, den Buchlektor des Advent-Verlags. zungen der Schriften Ellen Whites. In der Vergangenheit war der Saatkorn Verlag Alle gucken Filme, überall. Sind Bücher noch ein sehr stark im Kinderbuchsektor. Diese „goldenen zeitgemäßes Medium? Jahre“ liegen lange hinter uns und es ist unser An- Ich möchte das einmal so beantworten: Das Buch liegen, mit dem neuen Team wieder mehr Angebote ist ein ewiges Medium. für Familien mit Kindern in unser Programm auf- Bücher haben eine sehr lange Kulturgeschichte, zunehmen. die sich in einem Satz zusammenfassen lässt: „Erst Alles, was in dieses oben beschriebene Verlags- gerollt, dann gestapelt, dann gebunden, dann ge- profil passt, ist uns grundsätzlich willkommen. Daniel Wildemann, scrollt.“ Das Buch machte von der Schriftrolle an Lektor des Advent- eine Entwicklung durch. Als Pergamentrolle aus- Wie offen ist der Verlag dabei für neue Wege? Verlags. gewickelt, wurde es zum Kodex (Sammlung Als Traditionsverlag (1895 in Hamburg gegründet, von Handschriften, zwischen Holzde- seit 1994 in Lüneburg ansässig) fühlen wir uns mit ckeln zu einer Art Buch zusammen- den ursprünglichen Werten noch immer verbunden. gefügt), dem klassisch gebundenen Doch veränderte Lesegewohnheiten und die Her- bzw. geleimten Buch bis hin zum ausforderung, die „Tugend des Lesens“ stets neuen digitalen E-Book. Glauben wir der Generationen weiterzugeben, erfordern auch ein biblischen Weisheitsliteratur, wird stetiges Mit- und Umdenken sowie die Bereitschaft, es so schnell nicht aussterben: neue Buchprojekte oder -reihen zu entwickeln und „…des vielen Büchermachens zu experimentieren. Darin sehen wir als neues ist kein Ende“ (Pred 12,12). Gott Team auch einen Auftrag. selbst wählte dieses Medium und ließ sein Wort aufschreiben (Bibel Jemand kommt und sagt: „Ich habe eine Buch von griech. biblion, „Buchrolle“); die idee. Was muss ich tun, damit sie eine Chance Bibel berichtet von Gottes eigenen Bü- auf Veröffentlichung hat?“ chern (vgl. Phil 4,3; Offb 3,5; Dan 7,10). Der beste Weg ist, uns ein Exposé zu schicken, Ich selbst habe das Buch erst spät, nach in dem die wichtigsten Eckdaten der Projektidee meiner Bekehrung, schätzen gelernt. Lesen und steckbriefartig erfasst sind, etwa: Inhalt, Umfang, glauben haben eine bemerkenswerte, innige Ver- Zielgruppe, erste Gliederung. Idealerweise liegt die- bindung. Der (Vor-)Leser wird in der Bibel glücklich ser Einführung bereits ein Probekapitel bei. Nähere gepriesen: „Selig ist, der da liest…“ (Offb 1,3). In Infos dazu haben wir auch auf unserer Homepage dieser Tradition steht natürlich auch der Advent- hinterlegt.1 Verlag: Segen durch Lesen. Die besten Chancen auf Veröffentlichung haben Bücher, die wir als Verlag mitentwickeln können – Welche Bücher veröffentlicht der Advent-Verlag? da entsteht eine „Win-Win-Win-Situation“ für alle Über die Jahre hat sich ein gewisses Verlagsprofil Beteiligten: den Autor, den Verlag und den Leser, in unseren Buchpublikationen geschärft. Wir ver- deren Interessen ich als Lektor zu gleichen Teilen suchen eine gute Mischung aus Büchern mit fol- vor Augen habe. genden Schwerpunkten zu finden: Inspiration für den persönlichen Glauben (Andachtsbücher, Bibel, Wie lange dauert es vom Exposé bzw. adventistische Biografien), vertiefende theologi- Manuskript zum fertigen Buch? sche Studienbücher (biblisch, theologisch und ge- Länger als man denkt! (lacht) Das ist natürlich sehr schichtlich) und Arbeits- und Orientierungshilfen unterschiedlich, da jedes Buch und jedes Projekt adventisten heute | November 2017 | 13
T he m a d e s M o na ts anders ist. Zwischen 6 und 24 Monaten ist produkt verantwortlich. Bei uns im Haus da alles dabei. Größere Projekte können sogar noch länger dauern. Wir haben bei- geschieht das in enger Absprache mit der Verlagsleitung. Inspiration! spielsweise viele Übersetzungen aus dem Englischen im Programm. Sie stellen eine Du warst ja zuvor als Pastor tätig. Wo ist Dreimal im Jahr! besondere Herausforderung dar. Hier muss der pastoral-geistliche Bezug bei deiner Der Leserkreis Advent-Verlag – der Lektor Übersetzungen in gutes Deutsch jetzigen Aufgabe? die Flatrate für gute Bücher übertragen helfen, ohne dabei den (Wort-) Sehr gute Frage! Das bin ich so auch schon sinn des Originals zu entstellen. einmal von einem empörten Gemeinde- Ist das Buch schon wieder durchgele- Vereinfacht gesagt gibt es bei Überset- glied in Leitungsfunktion gefragt worden. sen, kaum dass du so richtig eintau- zungen zwei Extreme: entweder sie sind Seit den Anfängen unserer Kirche war chen konntest? Beschwert sich dein genau oder sie sind schön. Die Balance die Verlagsarbeit ein „geistliches Amt“ und Partner, weil du die ganze Nacht lang zwischen schön und genau zu erzielen, es gibt sogar eine Zusammenstellung von das Licht brennen lässt wegen der ist die Kunst! Übersetzungen sind not- Aussagen Ellen Whites zur Verlags- und spannenden Lektüre? Und findest du gedrungen immer auch Übertragungen, Redaktionsarbeit.2 Zunächst leuchtet das kaum Zeit, dich mit neuer, guter Lite- da jede Sprache ihre Besonderheiten hat. gar nicht ein. Was qualifiziert einen Pastor ratur zu versorgen, weil du die Bücher Auch wenn wir bereits mit einer Vielzahl zur Verlagsarbeit? so schnell verschlingst? von freiberuflichen und „ehrenamtlichen“ Da ist natürlich das theologische Arbei- Ja? Dann bitte den kommenden Übersetzern zusammenarbeiten, sind wir ten. Im Advent-Verlag liegen meine Ar- Absatz überspringen und unten wei- als Verlag immer auf der Suche nach gu- beitsschwerpunkte derzeit auf dem Buch- terlesen. ➔ ten, professionellen Übersetzern. lektorat und der Bearbeitung des Bibel- Nein? Dann bitte hier weiterlesen: Bevor ich zum Verlag kam, hatte ich die studienheftes (Standardausgabe), die ich Du hast zwar Lesen gelernt, aber vage Vorstellung, dass Verlage nur darauf mir mit der Verlagsleiterin Jessica Schult- findest kaum mehr Zeit für gute warten, ein eingereichtes Manuskript zu ka teile. Beide Arbeiten erfordern, neben Lektüre? Du möchtest gern über ak- veröffentlichen. Sobald sie es erhalten, Sprachgefühl, eine hohe theologische tuelle theologische Entwicklungen kann es gedruckt werden. Ich glaube, das Wachsamkeit und Kompetenz. informiert bleiben? Oder eine inspi- beschreibt ganz gut den Anteil des Autors „Pastoral“ im weitesten Sinne ist auch rierende und berührende Lebensge- am Herstellungsprozess. Das Buch ist da- die Tatsache, dass der Verlag für die Frei- schichte lesen? Oder brauchst du ein mit aber noch keinesfalls „fertig“. Der Text kirche in Deutschland da ist. Neben kultu- Weihnachts-/Geburtstagsgeschenk für ist ein Medium, mit dem ein Autor seine rellen und geografischen Besonderheiten Partner, Mama, Papa, Oma, Opa, Gedanken zu einem Leser transportiert. haben wir auch theologisch unterschied- Schwester, Bruder oder Freund? Dann Der Lektor (lat. lector, „Leser“, „Vorleser“) liche Gewichtungen in Deutschland. Es … bitte hier weiterlesen. soll dafür sorgen, dass dieser Vorgang bleibt eine Herausforderung, für das ge- ➔ Für genau deine Situation haben so geschmeidig und unmissverständlich samte Spektrum unserer Gemeinde präsent wir den Leserkreis ins Leben gerufen. wie möglich gestaltet werden kann und und ansprechbar zu sein. Das ist auch eine Für nur 60 Euro im Jahr bekommst du sprachliche oder inhaltliche Störgeräusche Erfahrung, die jeder Ortspastor und jede drei Bücherlieferungen. Wir bemühen beseitigt werden. Ortsgemeinde machen dürfte. Ich glaube uns jedes Jahr aus Neue um ausgewo- mit dem Entweder-oder-Denken, dass uns gene Lektüre zwischen Theologie und Und was macht nun der Lektor ganz kon- als Kirchen befallen hat (konservativ oder Biografie, zwischen anspruchsvoller, kret? Zerpflückt er das Manuskript? liberal) sind wir in eine lähmende und denklastiger und eher inspirierend- Ich hoffe nicht! Das wäre weder in sei- letztlich destruktive Sackgasse geraten, unterhaltsamer Lektüre. Als Leser- nem eigenen noch im Interesse des Au- aus der uns nur Gott durch seinen Geist kreismitglied musst du dich um nichts tors! Müssen Manuskripte zu aufwendig und unter Gebrauch unseres gesunden mehr kümmern; die Bücher landen di- bearbeitet werden, lohnt es sich aus ver- Menschenverstandes retten kann. rekt bei dir zu Hause (Postlieferung) legerischer Sicht nicht mehr, sie heraus- Als Verlag informieren wir, bieten Ori- oder deinem Büchertisch. Und als be- zugeben. Im Idealfall nimmt der Lektor entierung zu aktuellen wie theologischen sonderes Highlight gibt es noch ein nur noch kleinere sprachliche Bearbeitun- Grundfragen und „predigen das Wort zur Jahrespräsent, mit dem wir uns bei gen vor. Zeit und zur Unzeit“ (2 Tim 4,2) – wenn unseren treuen Leserkreismitgliedern Insgesamt hat er aber eine Vielzahl an auch schriftlich. Wir wünschen uns aber bedanken. Aufgaben. Als Projektkoordinator zieht er letztlich eine mündige Leserschaft im Sin- Überzeugt und noch nicht mit von nicht nur neue Projekte „an Land“, son- ne des „Priestertums aller Gläubigen“ – die der Partie? dern übernimmt bei laufenden Projekten im Umgang mit dem Wort und den Men- Mit wenigen Klicks kannst du bei- die gesamte redaktionelle Leitung. Er ist schen den Glauben im Kontext des Alltags treten: www.advent-verlag.de/leser- die Schnittstelle zwischen Autor und Ver- deutet (also liest) und lebt. ■ kreis im Internet oder per Telefon lag, beauftragt Übersetzer, Designer, Gra- (0800 2383680), E-Mail: leserkreis@ 1 Shortlink: http://bit.ly/2yxsRkQ fiker für den Satz, prüft die ausgeführten 2 Ellen White, Counsels to Writers and Editors, Nashville, advent-verlag.de. js Arbeiten und ist letztlich für das End- Tennessee, 1946. 14 | adventisten heute | November 2017
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