AFCEA 2013 Fraunhofer FKIE - Behörden Spiegel-Gruppe in Zusammenarbeit mit AFCEA Bonn e.V - AFCEA Bonn eV
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AFCEA 2013 Fraunhofer FKIE ISBN 978-3-934401-15-0 Behörden Spiegel-Gruppe in Zusammenarbeit mit AFCEA Bonn e.V.
Vorwort AFCEA Bonn, April 2013 Sehr geehrte Damen und Herren, vor zwei Jahren habe ich im Jubiläumsjahr von AFCEA Bonn e.V. erstmals die Schirmherrschaft über die Fachausstellung übernehmen dürfen. Es ist mir eine große Freude, die Veranstaltung auch in diesem Jahr als Schirmherr zu begleiten. Die AFCEA-Fachausstellung hat sich seit ihrer Premiere im Jahre 1986 zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt, die nun mit der 27. Fachausstellung ihre Fortsetzung findet. Die kontinuierlich gestiegene Zahl ausstellender Firmen und das große Publikumsinteresse verdeutlichen die besondere Bedeutung der AFCEA-Fachausstellungen sowohl für die nationale Informations- und Telekommunikationstechnik (ITK)-Branche als auch für die Bundeswehr. Darüber hinaus gewinnt die Fachausstellung für den internationalen ITK-Bereich zunehmend an Attraktivität. Dies belegt die Zahl der Anmeldungen ausländischer Firmen. Was erwartet Sie in diesem Jahr in der Stadthalle Bonn-Bad Godesberg? Auf 1.800 Quadratmetern Fläche werden erneut mehr als 100 Firmen vertreten sein und ihre Produktvielfalt präsentieren. Dies reicht vom mittelständischen Kleinbetrieb bis zum Großkonzern, von der IT-Beratungsfirma über den Anbieter von IT-Ausbildung bis hin zum Lieferanten hoch spezieller Softwareanwendungen für Informations- und Materialmanagement und IT-Sicherheit. Die Vortragsreihe der diesjährigen Fachausstellung steht unter der Überschrift “IT-Services – Enabler in multinationalen Koalitionen”. Unternehmen, Behörden und nicht zuletzt auch die Streitkräfte sind heute wesentlich von moderner, leistungsfähi- ger und vernetzter ITK abhängig, um ihre jeweiligen Organisationsziele zu erreichen. Die ITK beeinflusst den Erfolg der Organisation durch die Verzahnung mit dem Kerngeschäft und die übergreifende Unterstützung der Geschäftsprozesse. Es kommt also darauf an, die zur Unterstützung der Führungs- und Arbeitsprozesse erforderlichen ITK-Dienstleistungen als IT-Services zuver- lässig und in der notwendigen Qualität verfügbar zu machen. Welche Anforderungen sich daraus an die Leistungsfähigkeit von IT-Services und deren Bereitstellung durch Service Provider der ITK-Branche sowie der Bundeswehr und der NATO ergeben, wird Ihnen aus unterschiedlichen Blickwinkeln im Rahmen von Vorträgen kenntnisreicher Redner vorgestellt werden. Ich bin sicher, dass auch diese 27. Fachausstellung mit ihrem vielfältigen Angebot Ihre Erwartungen erfüllen wird. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, sehr geehrte Damen und Herren, einen informativen Besuch der Fachausstellung, aufschlussreiche Vorträge sowie anregende Gespräche und Diskussionen. Hierzu darf ich Ihnen auch die Lektüre des Begleitheftes “AFCEA 2013” empfehlen, welches mit dem Themenschwerpunkt “Fraunhofer FKIE” einen Überblick über die Aktivitäten des Fraunhofer-Instituts in Wachtberg bietet. Mit freundlichen Grüßen Stéphane Beemelmans Staatssekretär im Bundesministerium der Verteidigung AFCEA 2013
AFCEA Inhalt AFCEA 2013 1. AFCEA Bonn e.V. – Diensteorientierung in der IT AFCEA Bonn e.V. – gemeinnützig im Dienste der IT für Bundeswehr und BOS Generalmajor Erich Staudacher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 6 Die Neuausrichtung der Bundeswehrplanung als Dienstleistung und Steuerung für die Bundeswehr Generalmajor Dr. Ansgar Rieks . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 9 Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) – Ein neuer Gesamtverantwortlicher auch für die IT der Bundeswehr Direktor BAAINBw Hans-Ulrich Schade . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 11 Das Fraunhofer-FKIE als Dienstleister für die Forschung und Entwicklung im Bereich ITK Dr.-Ing. Michael A. Wunder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 13 Die NATO Communications & Information Agency – ein neuer Ansatz für IT-Dienstleistungen der NATO Wolfgang Taubert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 16 Wandler zwischen den Welten – Nutzerakzeptanz als Ausgangspunkt für SOA Hartmut Jäschke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 19 Die IKT der BOS – Dienstleistungen für die Innere Sicherheit Polizeioberrat Tobias Schönherr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 23 Der ZVEI – ein Industrieverband der Hightech-Branche für vernetzte Sicherheit Oberst a.D. Friedrich W. Benz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 25 Young AFCEANs – Die Digital Natives bestimmen die Zukunft! Jochen Reinhardt, Ralph Michel, Katja Frintrop . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 28 2. Fraunhofer FKIE – Cyber Security “Cyber Security – Herausforderungen und Lösungsansätze” Prof. Dr. Peter Martini, Prof. Dr. Michael Meier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 31 Prävention und Verfolgung der Cyberkriminalität im Landeskriminalamt (LKA) Nordrhein-Westfalen Leitender Kriminaldirektor Markus Röhrl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 32 Verwendung von Infektionsmarkern zur Immunisierung gegen Schadsoftware André Wichmann, Dr. Elmar Gerhards-Padilla . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 34 SEAMAN – Sicherheit in MANETs für zukünftige Funkübertragungsverfahren Dr.-Ing. Marc Adrat, Thomas Bosch, Harald Bongartz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 36 Schutz kritischer Daten – Lösungen für den Ernstfall Dr. Carsten Rudolph, Dr.-Ing. Martin Steinebach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 39 Neue Sicherheitskonzepte für Kritische Infrastrukturen der Zukunft Dr. Rüdiger Klein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 44 AFCEA 2013
Inhalt AFCEA Die Botnetze von morgen schon heute erkennen Jonathan P. Chapman, Dr. Felix Govaers und Dr. Elmar Gerhards-Padilla . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 48 Kooperatives Monitoring zum Schutz kritischer Infrastrukturen Till Elsner, Arnold Sykosch, Matthias Wübbeling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 50 Transferpotential der Fusionstechnologie für Cyber Defence Privat-Dozent Dr. Wolfgang Koch, Sabine Schreiber-Ehle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 54 Informationsauswertung aus offenen Textquellen Prof. Dr. Ulrich Schade . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 56 Balanced HSI (Human Systems Integration) und kooperative Automation für eine nutzerorientierte, ausbalancierte Integration von Mensch und Technik in Cyber Defense Prof. Dr.-Ing. Frank Flemisch, Susan Träber, Dr. Carsten Winkelholz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 58 Strategische Krisenmanagement-Übung “LÜKEX 11” – Weiterentwicklung der Sicherheit in der Informationstechnik Oberst a.D. Werner Baach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 60 Allianz für Cyber-Sicherheit – Plattform für den Informations- und Erfahrungsaustausch Dr. Harald Niggemann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 65 3. Beitrag aus der Industrie Harmonisierung der Führungsinformationssysteme Dipl.-Inform. Jörn Becker, Dipl.-Ing. Dipl.-Wirtsch.-Ing. Hubert Geml . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 69 4. AFCEA-Fachausstellung Ausstellerliste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 72 Standplan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 73 Symposium: IT-Services – Enabler in multinationalen Koalitionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 74 Firmenprofile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 75 Impressum: Sonderheft Behörden Spiegel “AFCEA 2013” Redaktionelle Leitung: Reimar Scherz, Behörden Spiegel, Telefon 0228 / 970 97-83 Herausgeber (presserechtlich verantwortlich): R. Uwe Proll, Behörden Spiegel-Gruppe Verlegt von der ProPress Verlagsgesellschaft mbH, Berlin/Bonn Anzeigen: Beatrix Lotz, Helga Woll Herstellung: Spree Service- und Beratungsgesellschaft mbH, Berlin Satz und Layout: Birte Schulz, Behörden Spiegel Fotos: Autoren, AFCEA Bonn e.V., Fraunhofer FKIE, Behörden Spiegel Archiv Druck: Heider Druck GmbH, Bergisch Gladbach Heftpreis: 7,50 Euro ©Alle Beiträge (Wort und Bild) in diesem Heft sind urheberrechtlich geschützt. Eine Weitergabe – auch digital – bedarf der Einwilligung des Verlages. www.behoerdenspiegel.de AFCEA 2013
AFCEA AFCEA Bonn e.V. – Diensteorientierung in der IT AFCEA Bonn e.V. – gemeinnützig im Dienste der IT für Bundeswehr und BOS Generalmajor Erich Staudacher, Vorsitzender AFCEA Bonn e.V. Dienen – was für ein altertüm- Dies verlangt zumindest beim durchschnittlichen Nutzer liches Wort! Dienstorientierung nach dem Gefühl, nicht von der IT als der heimlichen Domi- – welch sperrige Formulierung! nierenden seines Tuns getrieben zu sein, sondern diese als Und dennoch besitzen beide selbstverständliche Dienst- und Unterstützungsleistung zu Begriffe eine ungebrochene beherrschen. Aktualität und Gültigkeit, gera- Dienstorientierung geht aber weit über diesen Handha- de in unserer heutigen “Servi- bungsaspekt von IT hinaus! Mit dem international etablier- ce”-orientierten Gesellschaft. ten Verständnis der “Service-orientierten Architektur” exis- Nicht nur im neuen Marken- tiert ein Gestaltungsprinzip für das Design von IT-Anwen- claim der Bundeswehr, dungen wie auch für die Organisation von Fähigkeiten und “Wir.Dienen.Deutschland.”, Aktivitäten. In der Verknüpfung beider Aspekte kann so ein Generalmajor Erich Stau- kommt ein gleichermaßen tra- flexibler, ressourcensparender Organisations- wie Operati- dacher ditionelles wie modernes onsansatz entstehen, der uns in hohem Grade anpassungs- Selbstverständnis zum Aus- fähig an noch unbekannte Herausforderungen künftiger druck. Auch in unserem Verhältnis zur Informationstechno- Einsätze sein lässt. Gerade diese Chance jetzt zu ergreifen, logie rückt derzeit die dienende Funktion wieder stärker in scheint mir das Gebot der Stunde zu sein! den Mittelpunkt. Doch wer dient hier wem? Nach der bishe- Dabei fällt unser Blick nach allen Erfahrungen aus den rigen, langjährigen Schlagwort-Charakterisierung der IT als jüngsten Einsätzen fast zwangsläufig auf international stan- “enabler”, als komplexer Unterstützer im Erreichen (unge- dardisierte Lösungen. Die überaus positiven Erfahrungen ahnter) Möglichkeiten, vor allem auf dem Gefechtsfeld, ha- des Afghan Mission Networks, sowohl in der zur Anwen- ben wir jetzt vielleicht wieder verstärkt das Bedürfnis, Herr dung kommenden Technik als auch – viel bedeutsamer der fortgeschrittenen Systeme und Anwendungen im Alltag noch – das für seine Nutzung notwendige neue Grundver- zu werden, den Nutzen der IT nicht mehr nur als Möglich- ständnis des “need-to-share”, eröffnen neue Horizonte ei- keit und Versprechen, sondern real und sofort zu erfahren. ner interoperablen, effizienten IT-Nutzung im Bündnis wie national. Der begonnene Ausbau eines Future Mission Net- works der NATO ist ein Beispiel. Überhaupt beobachte ich ein gestiegenes Bedürfnis nach Zusammenarbeitsfähigkeit über Nationen- und Organisati- onsgrenzen hinweg. Vielleicht kommt hierbei ein fortent- wickeltes Verständnis der Grundidee des “pooling and sha- ring” zum Ausdruck, nämlich nicht langfristig eine bessere Einsatzfähigkeit über eine wechselseitige Spezialisierung in den Fähigkeiten (mit all ihren Abhängigkeiten, Begrenzun- gen oder bewussten Einschränkungen) anzustreben, son- dern die bessere Durchhaltefähigkeit und Flexibilität durch eine leichtere Ablösefähigkeit von nationalen Kontingenten in Einsätzen zu erzielen. Letzteres bedingt selbstverständ- lich ein höheres Maß an technischer Interoperabilität und Vizeadmiral Rühle, Generalmajor Staudacher und der inzwi- Verfahrensvereinheitlichung, die aber politisch und finanzi- schen beförderte Generalmajor Dr. Rieks (von links nach ell leichter realisierbar sein dürfte als der bisher versuchte, rechts) freuen sich über die AFCEA-Fachausstellung 2012. schwierige endgültige Verzicht auf ganze Fähigkeiten. AFCEA 2013
7 Beeinflussen Service-orientierte Architektur-Ansätze schon Vorstand AFCEA Bonn e.V. 2013 unsere heutigen Organisationsstrukturen, wie dies klar in der prozessorientierten Neuausrichtung der Bundeswehr Geschäftsführender Vorstand zum Ausdruck kommt, so erwachsen aus der immer selbst- Vorsitzender verständlicher werdenden Nutzung der “Social Media” im Erich Staudacher privaten Bereich noch ganz andere Einflüsse auf unsere ge- Stellvertretender Vorsitzender und Leiter Programmbeirat wachsenen Aufbau- und Ablauforganisationen. Klassische Reimar Scherz Entscheidungs- und Führungsprozesse mit Aufgabenspeziali- Stellvertretender Vorsitzender und Sprecher Industriebeirat sierung und Informationszuteilung dürften bald zunehmend Joachim Mörsdorf durch ein anderes IT-Anwenderverhalten, das auf dem Beauftragter für internationale Angelegenheiten Grundgedanken des “need-to-share” beruht, und durch ent- und Programmbeirat sprechende Erwartungen der IT-Nutzer herausgefordert Hans-Ulrich Schade sein. Ich bin überzeugt, gerade unsere jüngeren AFCEA-Mit- Geschäftsführer glieder könnten in den auch in Behörden und Streitkräften Rolf-Dieter Zeckai entstehenden Diskussionsprozess ihre Sichtweisen und Er- fahrungen nutzenstiftend einbringen. Es ist das Anliegen Erweiterter Vorstand (Beisitzer) von AFCEA Bonn e.V., ihnen hierfür Diskussions- und (Mit-) Leiter AFCEA-Fachausstellung Friedrich W. Benz Gestaltungsmöglichkeiten zu bieten. Bei allem mutigen Be- schreiten neuer Wege und Berücksichtigen der modernen Industriebeirat Ansprüche wird aber immer wieder auch den Aspekten der Andreas Höher IT-Sicherheit der fällige Tribut zu zollen sein. Industriebeirat AFCEA Bonn e.V. möchte unter dem diesjährigen Jahresthema Hartmut Jäschke der “Dienstorientierung in der IT – Motor für flexible Anwen- Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) Dietrich Läpke dungen” in gewohnter Weise dem Informationsaustausch, der Vermittlung von Ideen und Lösungen, dem Artikulieren Programmbeirat und Young AFCEANs von Bedürfnissen ohne Eigennutz Raum und Rahmen bieten. Ralph Michel Dies verstärkt für ein breiter werdendes Publikum, das aus Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Anwendern und Entscheidern der Behörden und Organisatio- Repäsentant im Young AFCEANs Advisory Council Jochen Reinhardt nen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) und der Bundeswehr auf Seiten der Ressourcenbereiche wie der Streitkräfte, in Mini- Programmbeirat Dr. Ansgar Rieks sterien wie Kommandobehörden und Truppe besteht. Aus vielen Gesprächen wurde mir deutlich, wieviele Chancen in Internationale Angelegenheiten und Regional Vice-President (RVP) Central Europe der gegenseitigen gedanklichen Befruchtung liegen. Aller- Wolfgang Taubert dings müssen erst noch überkommene Vorbehalte im Dialog Schriftführer abgebaut werden. Noch wird AFCEA zu sehr als “militär”-aus- Kurt D. Wachsmuth gerichtet angesehen. Schon aber die deutsche Bezeichnung Nachwuchsförderung unseres “Anwenderforums….” sollte deutlich machen, dass es Dr.-Ing. Michael Wunder uns nicht nur um militärische Nutzanwendungen geht. Insbe- sondere das diesjährige Jahresthema eröffnet breiten Raum Mitwirkende Vorstandsgäste für einen Erfahrungsaustausch aller mit Sicherheitsfragen be- Programmbeirat fassten Organisationen und ermöglicht am Ende hoffentlich Karin Börsch eine bessere “Interoperabilität”, wo sie notwendig und zuläs- Programmbeirat und Young AFCEANs sig ist. Notwendig erscheint sie mir allemal, denn die bud- Katja Frintrop getären Rahmenbedingungen sind auch für die Realisierung Programmbeirat von IT-Lösungen bei allen öffentlichen Auftraggebern schwie- Tobias Schönherr riger geworden sind. Nicht nur thematisch, auch in regionaler Hinsicht ist ein Programmbeirat Götz Stuck größer gewordener Bereich abzudecken. Im Gefolge der AFCEA 2013
8 Themen zu interessieren. Diesen Weg werden wir fortset- zen. Wir sind zuversichtlich, auch dieses Jahr mit unserem Jah- resthema Ihr Interesse wecken und befriedigen zu können und dabei weiterhin die Brücke in IT-Anwenderfragen zwi- schen Amtsseite, Forschung, Industrie und Lehre bilden zu können. Auch weiterhin steht AFCEA Bonn e.V. mit seinem ehrenamtlichen, gemischten Team des Vorstandes und der bewährten Zusammenarbeit mit ZVEI und BITKOM Ihren Wünschen und Anregungen wie stets offen gegenüber. Ich möchte Sie ermuntern, ganz im Sinne einer breiten Nutzung der Social Media uns noch stärker Ihre Auffassungen und Stolze AFCEA-Studienpreisträger 2012 Kommentare zugänglich zu machen. Lieber Leser, in diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Ver- Neuausrichtung der Bundeswehr haben wir von AFCEA Bonn gnügen mit der Lektüre dieses Heftes und sehe den Ge- e.V. nun auch in Berlin erfolgreich begonnen, Angehörige sprächen mit Ihnen z.B. anlässlich unserer Fachausstellung, der Bundeswehr und der BOS, die eng mit den Organisatio- unserer Fachtagung oder unserer Fachveranstaltungen in nen und Einrichtungen der “Rheinschiene” verknüpft sind, Bonn, Köln, Koblenz oder Berlin mit Freude entgegen. dort “abzuholen” und für unsere – nein besser: für Ihre – Wir von AFCEA Bonn e.V. stehen zu Ihren Diensten! AFCEA 2013
9 Die Neuausrichtung der Bundeswehrplanung als Dienstleistung und Steuerung für die Bundeswehr Generalmajor Dr. Ansgar Rieks, Vorstand AFCEA Bonn e.V. Im Zuge der Neuausrichtung ständigkeiten und zu einer Reduzierung von Schnittstel- der Bundeswehr ist Steuerung len. Der Abteilungsleiter Planung verantwortet das für die eine wesentliche Dienstleis - Aufgabenwahrnehmung erforderliche Handlungs- und Leis- tung, die durch die neue Pla- tungsvermögen der Bundeswehr und plant die zu dessen nung in der Bundeswehr er- Erreichung erforderlichen Maßnahmen. Die Ressourcenab- bracht wird. Steuerung bedeu- teilungen sind für die Bereitstellung der benötigten Res- tet entscheidungsorientiertes sourcen zuständig. und zukunftsbezogenes Han- Der Integrierte Planungsprozess ist darauf ausgelegt, die deln, das dem Erreichen von drei Fragen der Planung zu beantworten: Die Zukunftsent- Zielen dient. Es ist ein Gestal- wicklung beschreibt das “Was?”, das Fähigkeitsmanagement tungsauftrag. das “Wie?” und die Planungsumsetzung das “Womit?” Kon- Generalmajor Dr. Ansgar Es sind im Wesentlichen drei sequenterweise sind auch die Strukturen der Abteilung Pla- Rieks Entwicklungen, die eine nung und das Planungsamt der Bundeswehr für diese Neuausrichtung der Bw erfor- Dienstleistung ausgerichtet. derlich machten: Die Verstetigung der Sicherheitslage in Eu- Die Zukunftsentwicklung gewährleistet eine permanente ropa, die in den Einsätzen gemachten Erfahrungen und das Anpassung an ein sich schnell änderndes strategisches Si- Neue Strategische Konzept der NATO. Daneben hat die La- cherheitsumfeld als kontinuierlicher zielgerichteter Prozess gefeststellung und Analyse im Vorfeld der Neuausrichtung zur Gestaltung und Weiterentwicklung der Bundeswehr. aber auch ergeben, dass Organisation und Prozesse der Hierbei werden aus unterschiedlichen Perspektiven Maß- Bundeswehr für die Auftragserfüllung angepasst werden nahmen zur Weiterentwicklung des Handlungsvermögens müssen. Deshalb wurde u.a. der Planungsprozess neu ge- der Bundeswehr entwickelt. U.a. werden Initiativen und Im- staltet. pulse zur Weiterentwicklung aus der Truppe und den Bisher waren Bundeswehrplanung, Haushalt und Control- Einsätzen systematisch aufgegriffen. Hier kann sich auch ling drei getrennt ablaufende Prozesse mit unterschiedli- die Wirtschaft und Industrie mit ihren Erkenntnissen und chen Datenerhebungen. Das Vorgehen in den jeweiligen Vorschlägen einbringen. Dann erfolgen eine ministerielle Prozessen war nicht immer zielgerichtet aufeinander abge- stimmt, was meist zu langwierigen Abstimmungsprozessen führte. Im Integrierten Planungsprozess, kurz IPP, wurden nunmehr diese drei Prozesse zusammengeführt. Damit werden die Bereiche strategische Zielsetzung, mittelfristige Planung und Fähigkeitsentwicklung sowie die Aktivitäten zur Aufstellung des Haushaltes eng miteinander verbun- den und von Anfang an in Einklang gebracht. “Planung für die Bundeswehr” im Zuge des IPP orientiert sich damit noch stärker am Machbaren. Durch mehrere “Filter” im Sinne schrittweiser eingrenzender Bewertungen erfolgt ei- ne an Zielen und Mitteln ausgerichtete Priorisierung. Be- reits sehr früh wird identifiziert, welche Maßnahmen finan- ziell realisierbar sind und folglich weiter betrachtet wer- den. Die Neugestaltung des planerischen Prozesses für die AFCEA Fachausstellung 2012 – Vizeadmiral Rühle und Gene- gesamte Bundeswehr im IPP führt zudem zu klaren Zu- ralmajor Dr. Rieks auf dem Stand der BWI AFCEA 2013
10 können. Gleiches gilt für die Kapazitäten des zivilen Be- reichs. In der Planungsumsetzung greift die Finanzbedarfsanalyse einige Elemente des bisherigen Bundeswehrplans auf und ergänzt diese mit weiteren haushalterischen Aspekten. Die mittel- bis langfristigen Aspekte des ehemaligen Bundes- wehrplans werden durch die Mittelfristplanung aufgegriffen. Die Planungsumsetzung führt die erforderlichen Daten früh- zeitig in einer gemeinsamen, konsistenten Datenbasis zu- sammen. Abschließendes Produkt ist der Ressourcenplan. AFCEA-Schulförderung – Generalmajor Dr. Rieks und Herr Er wird in Detaillierung und formaler Gestaltung so ent- Reinhardt (Mitte) mit Lehrern und Schülern des Bornheimer wickelt, dass er den technischen Anforderungen einer titel- Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums scharfen Gesamtanmeldung zum Haushalt entspricht. Haus- halts-, Finanz- und Ressourcenplanung erfolgen aus einer konzeptionelle Bewertung sowie die Prüfung der Aufnahme Hand. in die neu eingerichtete Mittelfristplanung. Nach Erfüllung Alle für die spätere Aufstellung des Haushalts erforderlichen dieser Kriterien werden daraus Projekte für die Planung Informationen liegen somit zentral, umfassend, transparent und Bedarfsdeckung entwickelt. Das gesamte Leistungspro- und nachvollziehbar für die Prozessbeteiligten bereit. Eine fil der Bundeswehr wird planerisch einbezogen, d.h. die gemeinsame, einheitliche Datenbasis für alle Prozessanteile Fähigkeiten der Streitkräfte und die Kapazitäten des zivilen über den gesamten Bearbeitungszeitraum bis zum Haus- Bereichs. haltsvoranschlag stellt dies sicher. Der IPP umfasst damit Die Mittelfristplanung ist das verbindende Element zwi- als ganzheitlicher Planungsprozess den Weg von der Idee schen den konzeptionellen Grundlagen und dem jährlichen bis zur Umsetzung im Haushalt und parallel die Begleitung Planungszyklus. Sie bildet ein Scharnier zwischen der Zu- durch das Controlling. kunftsentwicklung und dem Fähigkeitsmanagement sowie Deutschland benötigt einsatzbereite und bündnisfähige der Finanzbedarfsanalyse, Ressourcenplanung und Haus- Streitkräfte. Ein wesentliches Gestaltungselement hierfür ist haltsaufstellung. Für die Steuerung setzt sie konkrete pla- die im IPP neu ausgerichtete Planung für die Bundeswehr. nerische Ziele für das Leistungsspektrum der Bundeswehr, Es geht darum, die Kräfte auf die relevanten Aufgaben zu insbesondere auch für die Fähigkeitsentwicklung und die konzentrieren. Auf weniger Relevantes wird verzichtet. Im Planungsumsetzung. Das Fähigkeitsmanagement zielt darauf Kern kommt es darauf an, die Bundeswehr schlanker, ab, das für die Aufgabenwahrnehmung der Streitkräfte er- robuster und effizienter zu machen. All dies dient dem ge- forderliche Fähigkeitsprofil zu erreichen und dauerhaft zu samtplanerischen Ziel, die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr erhalten. zu verbessern. Wesentliche Leistung der Planung ist es, Die Betrachtungen im Rahmen des Fähigkeitsmanagements konkrete Schritte zu diesem gesamtplanerischen Ziel zu erfolgen von Beginn an bundeswehrgemeinsam und ganz- entwickeln und dafür die Steuerung vorzugeben. Dabei heitlich mit Blick auf alle Planungskategorien: Personal, kommt es darauf an, im vorgegebenen Rahmen gestalteri- Rüs tung, Infrastruktur, Organisation und Betrieb. Die Pla- schen Handlungsspielraum zu schaffen und zu nutzen. Im nungskategorien werden dabei wesentlich stärker als bisher Fokus stehen gleichermaßen die Fähigkeiten der Streitkräf- “miteinander” verknüpft. te und die Kapazitäten des zivilen Bereichs, also das ge- Für die Streitkräfteplanung legen wir einen umfassenden samte Leistungsspektrum der Bundeswehr. Gleichzeitig Fähigkeitsbegriff zu Grunde. Entlang des bekannten Drei- wird dadurch ein wesentlicher Beitrag zur langfristigen Si- klangs “Ziele – Wege – Mittel” setzen sich Fähigkeiten zu- cherheitsvorsorge geleistet. Mit dieser Dienstleistung trägt sammen aus den Komponenten: Ziele, Funktionalitäten und die Planung wesentlich dazu bei, der Politik in einem we- Ressourcen. Diese Systematik wird klare Aussagen darüber nig vorhersehbaren sicherheitspolitischen Umfeld vielfältige ermöglichen, welche Aufgaben der Bundeswehr mit welchen Handlungsoptionen zu bieten, der Rolle und Verantwortung Fähigkeiten und mit welchen zugeordneten Ressourcen hin- Deutschlands in den Bündnissen gerecht zu werden und terlegt sind – also auch, welcher finanzielle Aufwand betrie- für unsere Bündnispartner ein verlässlicher Partner zu blei- ben werden muss, um bestimmte Aufgaben wahrnehmen zu ben. AFCEA 2013
11 Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) – Ein neuer Gesamtverantwortlicher auch für die IT der Bundeswehr Hans-Ulrich Schade, Direktor BAAINBw, Vorstand AFCEA Bonn e.V. Die im Rahmen der Neuaus- • Wegfall des Sonderverfahrens für “Einsatzbedingten So- richtung der Bundeswehr be- fortbedarf” durch Integration entsprechender Maßnahmen auftragte Schaffung eines in den neuen Ausrüstungs- und Nutzungsprozess als “So- neuen effizienten und ein- fortinitiative für den Einsatz”. heitlichen Ausrüstungs- und Nutzungsprozesses mit der Parallel zur Erarbeitung dieser prozessualen Vorgaben wur- Vorgabe, die Beschaffung den entsprechende aufbauorganisatorische Maßnahmen ge- und die Materialverantwor- plant und umgesetzt. In diesem Zusammenhang sind insbe- tung für die Einsatzreife in sondere die Gründung des Bundesamtes für Ausrüstung, In- einem zentralen Ausrüs - formationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) tungs- und Nutzungsamt zu- zum 1. Oktober 2012 sowie die Aufstellung des Planungs- Hans-Ulrich Schade sammen zu führen, hat zu amtes der Bundeswehr und der Kommandobehörden der erheblichen aufbau- und Teilstreitkräfte zu erwähnen. ablauf organisatorischen Ver- änderungen in den Organisationsbereichen der Bundes- Vornehmlich das Zusammenspiel zwischen dem Planungs- wehr geführt. amt, dem im ersten Teil der Analysephase Verantwortung für die organisationsbereichsübergreifende Bedarfsermitt- Auf der Grundlage konzeptioneller Überlegungen zum neu- lung zugeordnet ist, und dem BAAINBw, das die durchgän- en Ausrüstungs- und Nutzungsprozess wurden die Verfah- gige Verantwortung von der Erarbeitung materieller Lösun- rensbestimmungen für die Bedarfsermittlung, Bedarfs- gen (Produkte, Dienstleistungen) über deren zeit- und kos- deckung und Nutzung in der Bundeswehr – der novellierte tengerechte Realisierung und Nutzungssteuerung – hier die CPM (Costumer Product Management) – erarbeitet. Materialverantwortung für die Einsatzreife – bis hin zur Aus- sonderung und Verwertung von Wehrmaterial trägt, ist für Wesentliche Merkmale des am 1. Januar 2013 in Kraft ge- den Erfolg des neuen Ausrüstungs- und Nutzungsprozesses setzten novellierten CPM sind: von besonderer Bedeutung. • drei statt vier Phasen, nämlich Analysephase, Realisie- rungsphase und Nutzungsphase, Die in meinem Artikel zur AFCEA Fachausstellung 2012 mit • Einrichtung von Integrierten Projektteams (IPT) während Planungsstand Februar 2012 dargestellte Organisation des des gesamten Lebenswegs von Produkten und Dienstleis- BAAINBw mit zehn Abteilungen und einer Sonderorganisati- tungen, on wurde so in Kraft gesetzt. Demzufolge findet die IT orga- • klare Trennung zwischen ministeriellen Steuerungs- und nisatorisch insbesondere ihren Niederschlag in den Abtei- ämterseitigen Durchführungsaufgaben, lungen Informationstechnik und IT-Unterstützung sowie in • eindeutige Zuordnung von Verantwortlichkeiten und Ent- der Sonderorganisation HERKULES (siehe Abbildung). Dabei scheidungskompetenzen mit einer deutlichen Stärkung wurden alle Aufgaben der einsatzbezogenen IT-Systeme der Position des Projektleiters, (Kommunikationssysteme, Führungsinformationssysteme) • weitgehender Verzicht auf umfängliche Phasendokumente sowie Fachaufgaben der technologischen Weiterentwick- und Mitzeichnungsgänge, lung, der IT-Sicherheit und Cyber Defence der Abteilung In- • deutliche Reduzierung der Schnittstellen bei Bedarfser- formationstechnik (I) zugeordnet. Die Zuständigkeit für Auf- mittlung, Bedarfsdeckung und Nutzung, gaben aus den Bereichen der Fachinformationssysteme – AFCEA 2013
12 Das neue BAAINBw und die besondere Rolle der Informations- und Kommunikationstechnik einschließlich der Realisierung von SASPF – liegt in der Ab- rektor und IT-Sicherheitsbeauftragter der Bundeswehr. In teilung Informationstechnik-Unterstützung (G). Die IT-Aus- letzterer Funktion wird er durch seinen Stellvertreter im stattung im Heimatland ist weiterhin Hauptaufgabe der BAAINBw – in Person des militärischen Vizepräsidenten des Sonderorganisation HERKULES (H). Amtes – unterstützt. Weitere Aufgaben mit strategischer Ausrichtung im Umfeld Die Einsätze der Bundeswehr sowie die rasche technische der Informationstechnik (z.B. IT-System der Bundeswehr, Fortentwicklung mit ihren immer kürzer werdenden Innova- Architekturen, Netzwerkbasierte Operationsführung, Intero- tionszyklen machen schnelle und flexible aufbau- und ab- perabilität) sind der Abteilung Ausrüstungsmanagement lauforganisatorische Rahmenbedingungen erforderlich. Der und Strategie (P) zugeordnet. Die waffensystembezogene neue Ausrüstungs- und Nutzungsprozess sowie die neue Informationstechnik ist jeweils den Abteilungen Kampf, gemischt zivil/militärisch besetzte Beschaffungsorganisation Luft, Land-Unterstützung und See zugeordnet, wobei die der Bundeswehr richten sich – auch im Bereich der Infor- Abteilung P im Rahmen ihrer Zuständigkeit für das IT-Sys- mationstechnik – konsequent an diesen Anforderungen tem der Bundeswehr koordinierende Aufgaben wahrnimmt. aus. Aktuelle Organigramme des Amtes und der Abteilungen sind auf der Homepage des BAAINBw unter www.baain.de Für AFCEA Bonn e.V. ist das BAAINBw mit seiner umfassen- zu finden. den Zuständigkeit – auch im Bereich der Informationstech- nik – und seiner zivil/militärisch geprägten Kompetenz einer Die ministerielle Fachaufsicht für die Aufgaben der Informa- der wichtigsten Partner, um dem Anspruch als fachliches tionstechnologie liegt in der Unterabteilung IV der Abtei- Forum und “Brückenbauer” zwischen Planern, Anwendern, lung Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung (AIN) Industrie und Wissenschaft im Umfeld der Informationstech- im BMVg. Der Unterabteilungsleiter AIN IV ist zugleich IT-Di- nik gerecht werden zu können. AFCEA 2013
13 Das Fraunhofer-FKIE als Dienstleister für die Forschung und Entwicklung im Bereich ITK Dr.-Ing. Michael Wunder, Vorstand AFCEA Bonn e.V. Das Fraunhofer-Institut für gen für den zivilen Bereich. Dieser Prozess erfolgt aber so, Kommunikation, Informations- dass die Identität des Instituts als Dienstleister für den Be- verarbeitung und Ergonomie reich Verteidigung und Sicherheit beibehalten wird. Dabei betreibt Forschung für Vertei- wird darauf geachtet, dass die F&T-Arbeiten sogenannte digung, Sicherheit und Krisen- “Brückentechnologien” ermöglichen, also im Sinne eines reaktion. Stets geht es dabei “Dual-Use” für beide Anwendungsbereiche nutzbar sind. um die Analyse, Entwicklung Die bei der Auflösung der FGAN und Integration des Insti- und Verbesserung von Techno- tuts in die Fraunhofer-Gesellschaft anfänglich herrschende logien zur Erkennung, Auf- Skepsis der Belegschaft ist schnell verschwunden, da sich klärung und Abwehr von Ge- die Bundeswehr als sehr starker und verlässlicher Partner fahren. So entstehen innovati- zeigt und umfangreich auf die Forschungs- und Beratungs- Dr.-Ing. Michael Wunder ve Methoden und Verfahren für angebote des FKIE zurückgreift. Informations- und Kommunika- Das Institut ist in sechs hochspezialisierte Organisationsein- tionssysteme, die ein gemein- heiten gegliedert, die je nach Projektanforderungen inter- sames Ziel verfolgen: Menschen im Einsatz unterstützen. disziplinär zusammenarbeiten. Wohltuend für alle Beteilig- Mit über 350 Mitarbeitern arbeitet das FKIE in erster Linie ten ist dabei, dass im Institut ein über lange Jahre gepfleg- für die Bundeswehr. Darüber hinaus werden Forschungs- tes Klima des gegenseitigen Vertrauens herrscht – eine we- und Entwicklungsvorhaben für zivile Sicherheitsbehörden sentliche Basis für zielgerichtete und ergebnisorientierte und die Industrie durchgeführt. Die Entwicklung anspruchs- Kooperation zum Wohle des Kunden und nicht zuletzt auch voller Methoden und Algorithmen zum Beherrschen sicher- wichtig für die Arbeitszufriedenheit der Belegschaft. heitskritischer Prozesse steht dabei im Vordergrund. Alleinstellungsmerkmal des Instituts ist, dass es sowohl auf Der Ursprung des heutigen Instituts liegt im Jahr 1963, als der Systemebene als auch an allen Stellen in der Verarbei- das Forschungsinstitut für Funk und Mathematik (FFM) in- tungskette bei Führungs- und Aufklärungssystemen sub- nerhalb der Forschungsgesellschaft für Angewandte Natur- stanzielle Beiträge leistet. wissenschaften (FGAN) gegründet wurde. Das FFM ging • Dabei wird die Erfassung komplexer Daten im Rahmen schließlich im Jahr 1999 nach einigen organisatorischen An- der Fernmeldeaufklärung unterstützt, passungen im heutigen FKIE auf. Seit 50 Jah- ren betreibt das Institut angewandte For- schung, es unterstützt seine Kunden bei Be- darf aber auch mit kurzfristigen Systemlö- sungen. Das Vorantreiben von Zukunftstech- nologien bis zur Anwendungsnähe und die engagierte Mitarbeit in internationalen Gre- mien sind auch heute noch unverzichtbar für den Erhalt der Urteils- und Beratungsfähig- keit für die Bundeswehr. Im Jahre 2009 wur- de das Institut nach einer vorausgegangenen Evaluation durch den Wissenschaftsrat der Bundesregierung in die Fraunhofer Gesell- schaft aufgenommen. Damit verbunden ist eine weitere Öffnung der Forschungsleistun- Forschungsstandort Wachtberg Quelle: Fraunhofer FKIE AFCEA 2013
14 digitalen Vernetzung ergeben, werden entwickelt und • die technischen Grundlagen für den Einsatz von unbe- mannten Systemen in Situationen, die für Menschen ex- treme Gefahren bergen, werden geschaffen. Bei allen Forschungsaktivitäten werden im Sinne eines “Tech- nology Watch” verfügbare und sich entwickelnde Technologi- en beobachtet, ausprobiert und weiterentwickelt, sowie hin- sichtlich der Nutzbarkeit für die Verteidigung und Sicherheit bewertet. Weiterhin werden Empfehlungen für vertiefende Forschungsarbeiten gegeben. Hilfreich dafür ist einerseits die enge Einbindung des Instituts in laufende Projekte bei der Bundeswehr und zivilen Organisationen sowie andererseits Operationszentrale der Zukunft die Präsenz bei internationalen F&T-Aktivitäten, wie EU-Pro- jekten, bei der EDA und bei der NATO-Science and Technolo- gy Organisation (STO, ehemals RTO). Die intensivsten Verbin- • es werden Verfahren für deren effiziente und sichere dungen hat das FKIE dabei mit der NATO STO. Die Instituts- Übertragung entwickelt, mitarbeiter sind als deutsche Vertreter in mehreren Panels, • die Datenkonsistenz bei der Verteilung wird sicherge- mehrheitlich im Information Systems Technology Panel (IST), stellt, als Mitglieder in Arbeitsgruppen oder deren Leiter tätig und • es werden Daten zur Erzeugung von Lagebildern unter so auch in der Lage, im internationalen Kontext eine Stan- Einbeziehung komplexer Datenfusions- und Sprachverar- dortbestimmung bei der wehrtechnischen F&T vorzunehmen. beitungsverfahren verarbeitet, Natürlich muss noch erwähnt werden, dass zahlreiche Mitar- • Darstellungsmöglichkeiten, die auch unter schwierigen beiter des Instituts seit den Anfangszeiten von AFCEA Bonn Einsatzbedingungen effektiv sind, werden untersucht, e.V. aktive Vereinsmitglieder sind und auf vielen AFCEA Veran- • Soldaten werden bei der schnellen und sicheren Lageer- staltungen ihre Fachbeiträge geleistet haben. In dem Viererdis- fassung und Entscheidungsfindung unterstützt, kurs (von Nutzer, Bedarfsdecker, Industrie und Wissenschaft) • Schutzmechanismen gegen Bedrohungen, die sich aus der unterstützen sie damit eine der vier Säulen von AFCEA. AFCEA 2013
16 Die NATO Communications & Information Agency – einer neuer Ansatz für IT-Dienstleistungen der NATO Wolfgang Taubert, Vorstand AFCEA Europe und Regional Vice President Central Europe AFCEA International Die NATO Reform schreitet vor- In der Vergangenheit haben fünf Einrichtungen die IT-Leis- 1.) 2.) an. Im Jahre 2010 haben die tungen für die NATO bereitgestellt – die NC3A , NACMA , 3.) 28 NATO Nationen und der und das BMD Programme Office für den Projektbereich 4.) 5.) NATO Generalsekretär die Rich- und die NCSA sowie ICTM für den IT-Betrieb. Seit dem 1. tung vorgegeben – kleiner, ef- Juli sind diese fünf Einrichtungen Geschichte und Teil der fektiver und effizienter (und neuen NATO Communications & Information Agency (NCI ein wenig sparsamer natürlich) Agency). Aber zuerst zum Stichwort Größe – die fünf Ein- soll es werden. Zwanzig Pro- richtungen haben etwa 3.800 Dienstposten an 34 Standor- zent Einsparung bei einer Stei- ten eingebracht. Die Projektarbeit an den zentralen Stan- gerung des Servicelevels steht dorten Brüssel, Den Haag, Mons und Glons wird von zivilen auf dem Wunsch-(besser Vor- Mitarbeitern, der Betrieb an den dezentralen Standorten Wolfgang Taubert gabe-)zettel der Nationen. Ein von militärischen dominiert. Schwerpunkt ist dabei der Be- Eine weitere Herausforderung ist die Kombination von fünf reich Informationstechnik – de- sehr unterschiedlichen Kulturen und Geschäftsprozessen. ren Entwicklung, Beschaffung und Betrieb. Zusammenlegung und daraus resultierende Größe ist nun Deutlich mehr als 50% der NATO Investitionen gehen in den kein Garant für Effektivität und Effizienz. Das Ganze er- erweiterten Bereich der Informationstechnik – C4ISR (Com- scheint als wahrlich herkuleanische Aufgabe. Jede Reform mand, Control, Communications, Computers, Intelligence, dieser Dimension bedarf eines oder besser mehrerer “game Surveillance and Reconnaissance). C4ISR ist der Stoff (bes- changer”. Einfach weiter so mit neuen Namen aber ver- ser Klebstoff – “glueware”), der die NATO technisch zusam- gleichbaren Prozessen, Strukturen und Personal führt ledig- menhält. Im wesentlichen definiert sich die NATO bekannt- lich zur Neudekorierung der Schaufenster. “Game changer” lich über die nationalen Beiträge ihrer Mitglieder. C4ISR ist im Sinne der Reform der NATO IT sind zwei Dinge – voller hierbei die große Ausnahme von der Regel. Lebenszyklussupport und ein kundenfinanziertes Finanzregi- me (customer funding). Die IT-Unterstützung der NATO war vor der Reform strikt unterteilt in so etwas wie Bedarfsträger und Be- darfsdecker. Der neue Ansatz einen lebenzyklusübergreifenden Ansatz zu implementieren, ist aus Sicht der Bundeswehr keine überraschen- de und neue Entwicklung. Die Her- ausforderungen, bei der NATO dies zu realisieren, liegen sehr stark in den bestehenden Genehmigungs- und Finanzierungsprozeduren. Die- se sind traditionell stark auf Einzel- projekte und deren Investitions- und Betriebsmittel orientiert. NCI Agentur Mitarbeiter bei ISAF Quelle: NCI Agency – Creative Media Centre Das Prinzip der Kundenfinanzierung AFCEA 2013
17 ist für die Bundeswehr terra incognita. Die meisten NATO- Die NCI Agentur ist nunmehr Agenturen werden aus dem allgemeinen NATO-Haushalt fi- im zehnten Monat ihrer Exi- nanziert (28 Nationen, “common funded”) – das entspricht stenz und hat im Januar 2013 im wesentlichen den Finanzierungsprinzipien einer deut- ihre Zielstruktur eingenommen. 6.) schen Behörde – jährliche Mittelzuweisung. Zwei der alten Die Hauptaufgaben liegen im NATO Agenturen verfügten über ein sogenanntes Kundenfi- Augenblick in den Bereichen nanzierungsmodell (“customer funded”) – die finanziellen • ISAF-Unterstützung (Projekte Mittel liegen bei den Kunden (Hauptquartiere, Nationen) und wie AMN – Afghanistan Mis- werden bei Projektauftrag bzw. Projektende den Agenturen sion Network und FMN – Fu- überwiesen. Diese wiederum begleichen alle ihre Ausgaben ture Mission Network) (Gehälter, laufender Betrieb, Dienstreisen, …) aus einem Auf- • Raketenabwehr – das NATO schlag auf die Projektkosten. Das erlaubt Flexibilität und BMD (Ballistic Missile Defen- Major General (rtd) Koen führt zu Leistungsdruck. Mangelhafte oder unpünktliche Pro- ce) Programm; Gijsbers, General Manager jektarbeit und folgerichtiges Ausbleiben von “Folgeaufträ- • Cyber Defence NCI Agency gen” führt konsequent zu Defiziten im Budget der entspre- • Joint ISR chenden Agentur. Die Konsequenzen sind (nicht nur theore- • IT Unterstützung für die NATO Kommandostruktur und tisch) die Kürzungen bei Personal und anderen Ausgaben. das NATO Hauptquartier. Die ehemalige NC3A war nach diesem Prinzip finanziert. Die Synergieeffekte mit der Bundeswehr liegen auf der Hand – Nationen haben entschieden, dass die neue NATO Communi- Projektergebnisse der NCI Agentur “gehören” allen 28 NATO cations & Information Agency das als effizient und effektiv Nationen und können von diesen frei genutzt werden. Um bewährte Prinzip des “customer funding” anzuwenden hat. diesen Prozess zu vereinfachen und zu beschleunigen, hat
18 Übergabe Erstbefähigung Raketenabwehr – u.a. MajGen (ret) Sandro Pera (NCI Agentur, Programm Direktor NATO BMD) und Generalleutnant Dieter Naskrent. Quelle: NCI Agency – Creative Media Centre das BMVg und die NCI Agentur die Unterzeichnung eines Dieser kurze Steckbrief zeigt Größenordnung und Bedeu- Memorandum of Agreement (Rahmenvertrag) vereinbart. tung der NCI Agentur im NATO Kontext. Die deutsche Prä- Zum Abschluss noch einige Zahlen, um die Größenordnung senz bei Personal und insbesondere bei der industriellen der NCI Agentur zu verdeutlichen: Teilhabe liegt deutlich unter dem finanziellen Beitrag • aktuelle Anzahl Dienstposten – ca. 3.800; davon mi- Deutschlands zur NATO (ca. 15%). Ein erhebliches Potential litärisch – ca. 2.200 und zivil – ca.1.600; für deutschen politischen Einfluss auf Dinge wie Cyber De- • aktuelle Mitarbeiterzahl – ca. 3.000; davon militärisch – fence und Raketenabwehr, für die Präsenz von deutschem ca. 1.600 und zivil – ca.1.400; Personal und zu guter Letzt für die Teilhabe deutscher • aktuelle Anzahl deutsche Mitarbeiter – militärisch ca. 190 Industrie liegen auf der Hand. Durch eine verstärkte Koope- (ca. 12%) und zivil ca. 120 (ca. 8%); ration hat die Bundeswehr ein klares Gewinnpotenzial. Die • Anzahl Dienstposten in der Zielstruktur der NCI Agentur – NCI Agentur wird im Rahmen der Umsetzung der NATO Re- ca. 2.500; form effizienter und effektiver werden – das Prinzip der • Anzahl der Projekte – ca. 600; Kundenfinanzierung bietet hierfür klare Anreize jenseits po- • Jährliches Vergabevolumen – ca. 600 Mio. Euro (Anteil litischer Rhetorik. Für die Bundeswehr wird sich der Trend deutscher Auftragnehmer – unter 3%). einer strategischen Partnerschaft verstärken – es geht zu- nehmend weniger um ausschließlich Geben (Ressourcen) als um ein Geben und Nehmen (Partizipieren an und Übernah- me von strategischen Projekten wie AMN, FMN, BMD und ICC). 1.) NATO Consultation, Command and Control Agency 2.) NATO Air Command and Control Management System Agency 3.) Ballistic Missile Defence 4.) NATO Communication and Information Systems Services Agency 5.) NATO HQ Information and Communication Technology Service Angehörige der NCI Agentur unterstützen ISAF 6.) NC3A und NAMSA AFCEA 2013
19 Wandler zwischen den Welten – Nutzerakzeptanz als Ausgangspunkt für SOA Hartmut Jäschke, Mitglied der Geschäftsleitung und Vice President Marketing & Sales, Thales Deutschland; Vorstand AFCEA Bonn e.V. Viele IT-Systeme verstehen ver change a running system” kann in Zeiten tausender einander einfach nicht. Und Apps mit praktisch täglichen inkrementellen Updates und der Nutzer noch weniger. War- Funktionserweiterungen kein Dogma mehr sein. um der Ausgangspunkt für Das gilt bislang für die private und in Grenzen auch kom- serviceorientierte Architektur merzielle Nutzung von vernetzter Informationstechnik. Im (SOA) der Nutzer sein muss. Bereich von Sicherheit und Verteidigung sowie bei zivilen Über die Philosophie des Fort- kritischen Großsystemen und Entscheidungsketten sieht das schritts in der Informations- (noch) ganz anders aus. Das Beharren auf stark spezialisier- technik und Vernetzung zu ten, unabhängig eingeführten, intensiv erprobten Systemen sprechen oder zu schreiben, und Strukturen hat hier einen guten Grund: alles muss für ist im Grunde überflüssig. Die sich reibungslos und verlässlich jederzeit funktionieren. Hartmut Jäschke dem Nutzer nahen Systeme, Denn von jedem dieser einzelnen Systeme hängen wichtige ob Computer, Smartphones, Entscheidungsketten, Güter und sogar Menschenleben ab. Tablets oder sogar Haushalts- Geändert wird hier oft nur, wenn es nicht mehr anders geht. geräte, sind omnipräsent. Es ist für Experten wie auch für Realistisch betrachtet kann das Auseinanderdriften dieser gewöhnliche Nutzer ein rasanter Prozess, der neue Wege beschriebenen beiden Welten auf Dauer nicht gut gehen. findet und neue Pfade ebnet. Aber alles funktioniert (meist) Nutzerakzeptanz entsteht neben anderen Aspekten vor al- irgendwie miteinander. lem aus der Leichtigkeit von Zugang und Bedienung und Dieser Fortschritt ist aber nur auf den ersten Blick von der natürlich dem Mehrwert der Dienste und Systeme. Es ist Technologie und der zu Grunde liegenden Architektur ge- nicht nur das “ob”, es ist immer mehr auch das “wie”. Und trieben – Hardware, Netzwerken, Protokollen. Denn es ist in hier gibt es eine Menge Nachholbedarf in den Bereichen Si- Wirklichkeit der Nutzer, der hier kräftig treibt und seinen In- cherheit und Verteidigung. Die rasante Verbreitung von formationsraum ständig ausdehnt. Und zwar durch seine Weboberflächen mit hochauflösenden Multi-Touchscreens Akzeptanz und die Bereitschaft, die vorhandenen Systeme hat breitbandig einen Wandel an der Mensch-Maschine- zu nutzen, auszuprobieren und auch neu zusammenzufü- Schnittstelle und einen Zugang zu komplexesten Funktionen gen. Die jüngere Geschichte besteht natürlich nicht nur aus gebracht. Weder Kommandozeile noch durchdachteste solchen Erfolgen, sondern ist auch voll von gescheiterten Menümasken ermöglichten jemals eine so sichere gleichzei- oder schnell vom Markt verschwundenen Ideen. Aber nicht, weil diese technisch schlecht waren. Sondern, weil sie nicht die volle Nutzerakzeptanz fanden. Informationstechnik kommt nur zur Wirkung, wenn sie Mehrwert bringt und gleichzeitig auch angenommen wird. Sie ist nämlich längst keine Herrschaftswissenschaft mehr, die in abgeschotteten Spezialistenzirkeln mit Schnittstellendogmen praktiziert wird – die Einbindung der (End)anwender in die in der Re- gel IT-technologielastigen Projektorganisationen tut drin- gend Not. Etwas setzt sich durch, wenn es die breite Nutzerschaft wirklich will und mitmacht. Und zwar mit der Bereitschaft, AFCEA-Fachausstellung 2012 – Wichtiger Besuch auf dem ständige Updates und Produktwechsel zu durchleben – “Ne- Thales-Stand AFCEA 2013
20 Die Koblenzer IT-Tagung – seit vielen Jahren ein Highlight des AFCEA-Programms tige Information und Bedienung auch in komplexen Situa- bung wandelt, sowie der Applikationsserver als orchestrie- tionen. rendes Prozesssteuerungselement. Thales Deutschland hat Nicht nur zur Gewinnung und Überzeugung von Nutzern und hier mit dem Hypervisor als Plattform für die Formatierung Bedienern, sondern auch bei der effizienten Aggregation der Informationen und zur Vereinheitlichung von Entschei- von Informationen aus bisher inselartigen Systemen spielen dungsabläufen anhand existierender Einsatzregeln schon ei- diese technischen Verbesserungen eine entscheidende Rol- nige Zeit eine solche übergreifende Lösung mit eingebauter le. Deshalb müssen sie auch in kritische und komplexe Sys- Sicherheitsarchitektur entwickelt, die zivil wie militärisch teme Einzug halten. Und zwar zügig. Anwendung findet. Und hier kommt die Serviceorientierte Architektur (SOA) ins Bei dem SOA Framework und den Services des Hypervisors Spiel. Stark vereinfacht zieht SOA eine Abstraktionsebene beginnend, lässt sich eine Parallele zu den Vorhaben “Ein- ein, die als Wandler, Vermittler und Steuermann zwischen satzunterstützender Systemverbund Aufklärung Führung den Welten wirkt. Nämlich zwischen den existierenden insel- Wirkung” (EiS-A-F-W) und “Referenzumgebung Dienste” artigen, spezialisierten und in ihren kritischen Funktionen (RuDi) der Bundeswehr ziehen. Ziel von EiS-A-F-W ist es, hochsicher ausgelegten Systemen sowie der Bedien-, Dar- einen auf den Bedarf der Bundeswehr zugeschnittenen Sys- stellungs- und Prozessebene. Dafür braucht an den beste- temdemonstrator detailliert zu entwerfen, unter Nutzung der henden Systemen nicht einmal etwas geändert werden. “Referenzumgebung Dienste” aufzubauen und dessen Nut- Mehr noch: Sie können später sogar ausgetauscht und ak- zen nachzuweisen. RuDi ähnlich dem Thales Hypervisor, ba- tualisiert werden, ohne das Gesamtsystem oder andere In- siert dabei auf dem Open Source SOA-Framework Apache seln zu stören. Über die Abstraktionsebene werden sie ange- CXF. Der Systemdemonstrator EiS-A-F-W untersucht konkret bunden an die moderne Bedien- und Darstellungsebene so- einen streitkräftegemeinsamen, Führungsebenen übergrei- wie an die komplexen Prozessabläufe – und bleiben den- fenden Systemverbund unter Betrachtung der gesamten noch gekapselt. Das bringt vielfachen Mehrwert: Auswahl Funktionskette Aufklärung-Führung-Wirkung. und Zulassung werden vereinfacht, Kosten reduziert und das Wie aktuelle Einsatzerfahrungen zeigen, sind Erfassung, Be- Gesamtsystem lässt sich so schrittweise modern halten. Als wertung und Priorisierung sowie die Informationsvermitt- Nebeneffekt kommt eine Trainings- und Simulationsmöglich- lung schon in ruhigen Zeiten komplex und brauchen Kon- keit mit echten Systemfunktionen im Offlinebetrieb hinzu. zentration. Im Einsatzstress ist diese Kette kaum noch zu Möglich machen dies neben der SOA-Philosophie zwei Kom- bewältigen, so dass hier nicht noch komplizierte (Drehstuhl-) ponenten: der Systemaufsatz (SOA connector), der zwi- Schnittstellen stören dürfen. SOA kann hier als Bindeglied schen der System- und der protokollkonformen SOA-Umge- die Informationsverarbeitung der Einzelsysteme so zusam- AFCEA 2013
21 men wirken lassen, dass trotz voller Verlässlichkeit und ho- hem Meldeaufkommen nichts verloren geht und die wirklich AFCEA Veranstaltungs- wichtigen Dinge zuerst getan werden. Mit Hilfe des Hypervisor erhalten komplexe Entscheidungs- kalender 2013 prozesse, die auf den Informationen unterschiedlicher 21. Januar Fachveranstaltung: Diensteorientierung in der IT – Führungssysteme und Quellen beruhen, eine einheitliche ein neuer Hype oder ein sinnvoller Ansatz? Benutzeroberfläche. Vorteile sind Akzeptanz, Bedienung, 28. Februar Verständnis und Konzentration auf das Wesentliche. Wie Sonderveranstaltung BOS das alles zusammen spielt, merkt der Nutzer nicht. Denn Die Strukturen und der Technologiebedarf der deutschen bei konsequenter SOA sieht er immer die ihm vertraute und Sicherheitsbehörden gut trainierte Oberfläche mit den jeweils relevanten Infor- 08. März mationen und Optionen. AFCEA-Forum CeBIT 2013: Diensteorientierung in der IT – ressortübergreifende Nutzung von Services Auch auf der taktischen Ebene bleibt das Prinzip wirksam: Hier sind oft viele Geräte in Nutzung, die gar keine IP- 25. März Fachveranstaltung: Funktionalität, geschweige denn Serviceorientierung, ha- Diensteorientierung – aber mit Management ben, weil sie nur für die Bedienung direkt durch den loka- 24. April len Nutzer ausgelegt sind. Beispiel Einsatzfahrzeug: Es Young AFCEANs: Karrierestarterforum trägt verschiedene Sensoren für Nachtfahren, Navigation, 24./25. April Feuerleitung mit jeweils eigenem Benutzerinterface. Funk- Fachausstellung: und Datenverbindungen bestehen auf Gruppen- und Zug - Symposium: IT-Services – Enabler in multinationalen ebene mit wenig Bandbreite. Die einzelnen Geräte spielen Koalitionen derzeit wenig oder gar nicht zusammen und erfordern viel 14. Mai Denk- und manuelle Koordinationsarbeit, um die relevan- Info-Veranstaltung Young AFCEANs: Bring Your Own Device – Ein unaufhaltsamer Trend? ten Lageinformationen allen Beteiligten zugänglich zu ma- chen. TSBI, das Tactical Service Bus Interface von Thales, 24. Mai Mittagsforum: AFCEA-Mitgliedsfirmen stellen sich vor ermöglicht hier als militärischer “SOA-Connector in a Box” eine Interaktion solcher originär unabhängigen Systeme 11. Juni BOS-Tagung: über eine schlanke Schnittstelle unter Verwendung von IT-Services für Polizeibeamte im Einsatz auf der Straße Web Services. Mit dem TSBI und der zughörigen Software- 27. Juni Entwicklungsumgebung können Hersteller ihre Geräte ohne Mitgliederversammlung AFCEA Bonn e.V. Offenlegung der inneren Arbeitsweise und der externen 04. Juli Schnittstellen SOA-fähig machen, ohne sich selbst mit SOA Fachveranstaltung AFCEA/ZVEI/Bw: Diensteorientierung befassen zu müssen. Damit erfahren bestehende und in in der IT – unter dem Schirm der IT-Sicherheit ihren Teilen einfache, im Zusammenwirken aber sehr kom- 29. August plexe Plattformen eine erhebliche Steigerung der Fähigkei- Koblenzer IT-Tagung 2013: IT-Serviceorientierung – wieder- belebter Hype oder Blaupause für die Bundeswehr? ten im Verbund der Systeme – bei spürbar vereinfachter Nutzung. 23. September Info-Veranstaltung Young AFCEANs: Dass das technische Prinzip der Service-Orientierung funk- Apps der öffentlichen Verwaltung – Dienste für mobile tioniert und nutzbringend ist, hat der Einsatz im zivilen Um- Anwendungen feld auch in kritischen Anwendungen längst bewiesen. Und 11. Oktober dass die Nutzerakzeptanz heute unabdingbar für den Nut- Mittagsforum: AFCEA-Mitgliedsfirmen stellen sich vor zungserfolg ist, kann nicht mehr länger ignoriert werden. 23. Oktober Wie beides aber in der sehr speziellen Welt von Sicherheit Zukunfts- und Technologieforum IT & Verteidigung umgesetzt werden kann, dass ist noch nicht 18. November geklärt. Bei konsequenter und stärkerer Verwendung des Fachveranstaltung: MOTS-Store – der einfachere Weg? Instrumentes CD&E im Zusammenwirken von Nutzer und In- III. Quartal dustrie sollte eine erfolgreiche Umsetzung und Einführung Gespräch im Park Social Media aber schneller und einfacher als gedacht eintreten. AFCEA 2013
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