Wirtschaftsreport September 2019 - Titelthema: Wer sorgt dafür, dass andere glänzen? - IHK-Siegen
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Wirtschaftsreport Sep 19 1 Editorial Ohne Handel veröden die Zentren Der stationäre Handel durchläuft schwierige Zeiten. Die Online-Konkurrenz ist mittlerweile ein ernst zu nehmender Gegenspieler. Vor zehn Jahren wurden deutschlandweit 15,6 Mrd. € online umgesetzt. Heute sind es schon 58,5 Mrd. €. Das entspricht einer jährlichen Wachstumsrate von durchschnittlich 14 %. Im selben Zeitraum verringerte sich die Zahl der Einzelhandelsunternehmen im IHK-Bezirk von 6100 auf 5200, um ebenfalls 14 %. Der Online-Handel nimmt dem stationären Einzelhandel also zu- nehmend Umsatzanteile ab, der – und das ist schon bemerkenswert – den- noch zuletzt seine Verkaufsflächen deutlich ausweitete. Insbesondere die großen Ketten lieferten sich über Jahre hinweg ein Wettrennen bei der Eröffnung neuer Filialen, während „Tante Emma“ ganz andere Probleme hat. In Deutschland stieg die Verkaufsfläche in den vergangenen zwölf Jahren von 116 auf 124 Mio. m². Das wiederum bedeutet, dass die Flächen- produktivität abnimmt. Im Modehandel beispielsweise führte auch dieser Wettbewerb dazu, dass selbst große Traditionshäuser in Schwierigkeiten gerieten. Auch die Warenhauskrise ist in keinster Weise ausgestanden. Das alles ist ein Umfeld, das für etliche Händler schwierig geworden ist. Ein florierender Einzelhandel ist jedoch nicht allein um seiner selbst willen wich- tig. Es werden im Bezirk der IHK Siegen immer noch etwa 14 % der Auszu- bildenden im Einzelhandel ausgebildet und immerhin etwa 6 % der sozial- versicherungspflichtig Beschäftigten sind in Verkaufsberufen tätig. Dazu kommen noch die Beschäftigten im Automobilhandel. Zumeist verschafft der Handel seiner Stadt oder seinem Ort Frequenz. Und er prägt zugleich das Gesicht des Zentrums. Denn lebendige Innenstädte und Ortszentren sind Aus- hängeschilder und zugleich Sinnbild für attraktive Wirtschafts- und Wohn- standorte. Ohne stationären Handel sind lebhafte Zentren kaum vorstellbar. Das bedeutet zugleich: Krempelt die fortschreitende Digitalisierung den Ein- zelhandel weiter derart um wie in den letzten Jahren, werden zusätzliche auch soziale Netzwerke nutzt. Daran führt kein Weg mehr vorbei. Es reicht Auswirkungen auf unsere Innenstädte und Ortskerne nicht ausbleiben. We- heute eben nicht mehr aus, nur zu informieren. Der Händler sollte vielmehr niger Kunden in den Zentren bedeuten zugleich einen Verlust an Vitalität. mit dem Kunden in den Dialog treten – analog wie digital. Die Konsu- menten tauschen sich längst über Produkte und Anbieter aus, sie bewer- Es hilft indessen nicht, die Digitalisierung zu dämonisieren. Starrt man auf ten Shops und deren Leistungen. Dabei kann der Handel verdeutlichen: sie wie das Kaninchen auf die Schlange, hat man das Spiel schon verloren, Die analoge Einkaufswelt bietet immer noch Vorteile gegenüber der digi- bevor es angepfiffen wurde. Der stationäre Einzelhändler muss sich die neu- talen: das Einkaufserlebnis, die persönliche und fachkundige Beratung en Medien zunutze machen. Die Digitalisierung darf jedenfalls nicht als sowie die direkte Verfügbarkeit der Ware. Diese Qualitäten des stationären Bedrohung, sie muss als Chance verstanden werden. Zugleich sollte der in- Handels sind ein Mehrwert, den es auch nach außen zu verkaufen gilt. Die habergeführte Handel den Glauben an seine eigenen Stärken nicht verlieren. Imagekampagne „Heimat shoppen“ knüpft hier an und schafft eine Prä- Er ist häufig innovativer als man es ihm nachsagt. Er ist eigeninitiativ, au- sentationsplattform für die lokalen Einkaufsstandorte. Abermals beteili- thentisch und kann persönlich auf Kunden zugehen. Diese Alleinstellungs- gen sich rund 800 Händler daran. Deutlich wird: Der örtliche Handel und merkmale gilt es auszuprägen, um am Markt mithalten zu können. Heute die IHK setzen sich gemeinsam für lebendige Innenstädte ein. Das ist gut mehr denn je und morgen noch stärker als heute. Denn auch das Verhältnis so, und das wird auch so bleiben. ! zwischen Handel und Kunde verändert sich. Der Kunde hat die Wahl. Er entscheidet über das Wo, Wann, Wie und Was des Einkaufs und wählt dabei die für ihn passende Variante. Darauf muss sich der Händler einstellen. In diesem Sinne grüßt Sie herzlich Entscheidend ist dabei, dass man in der digitalen Welt präsent ist. Dazu Jost Schneider gehört beispielsweise, dass man bei Suchmaschinen auffindbar ist und IHK-Vizepräsident
2 Sep 19 Wirtschaftsreport Inhaltsverzeichnis Titelthema 4 Reinigungsservice für Unternehmen: Wer sorgt dafür, dass andere glänzen? Saubere Immobilien und Grundstücke sind für Unternehmen genauso wichtig wie für private Haushalte – wenn nicht sogar wichtiger. Denn regelmäßige Reinigung und Pflege dienen nicht nur der Werterhaltung ... Titelseite: Foto: Heiner Morgenthal 24 SAB Sägewerksanlagen GmbH Innovation 32 Ehrenamtliche Mentoren Programm bringt 40 Standort Siegen Hauptstadt aus Leidenschaft konkreten Nutzen der Sprengtechnik Impressum Der WIRTSCHAFTSREPORT ist das offizielle Organ der IHK Siegen Herausgeber Layout und wird den kammerzugehörigen Unternehmen im Rahmen Industrie- und Handelskammer Siegen, Manfred Jung, Christian Reeh ihrer beitragspflichtigen Mitgliedschaft ohne besonderes Be- Hauptgeschäftsstelle, Druck, Anzeigen und Verlag zugsentgelt geliefert. Im freien Verkauf jährlich EURO 25,20 Postfach 10 04 51, 57069 Siegen, Vorländer GmbH & Co. KG + Porto und MwSt. Einzelheft EURO 2,10 + Porto und MwSt. Koblenzer Straße 121, 57072 Siegen Buch- und Offsetdruckerei · Verlag · Werbeagentur Bestellung nur durch den Verlag. Telefon 0271 3302-0, Telefax 0271 3302-400 Obergraben 39, 57072 Siegen, Telefon 0271 5940-0 E-Mail: si@siegen.ihk.de, Internet: http://www.ihk-siegen.de Erscheinungsweise: jeweils am 1. jedes Monats. Anzeigenannahme: Günter Chojetzki Druckauflage: 22 267 Exemplare Geschäftsstelle Olpe, Postfach 14 46, 57444 Olpe, Telefon 0271 5940-338, Telefax 0271 5940-373 Quartal 2/2019 In der Trift 11, 57462 Olpe, Telefon 02761 9 44 50, E-Mail: wirtschaftsreport@vorlaender.de A 4791 Telefax 02761 9445-40, E-Mail: oe@siegen.ihk.de Zustellung Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung Redaktion: Boris Edelmann: 0271 3302-319, Für Fragen, die die Zustellung betreffen, wenden Sie sich des Verfassers, nicht unbedingt die Meinung der IHK Siegen Patrick Kohlberger: 0271 3302-317, bitte an zustellung@siegen.ihk.de oder 0271 3302-273. wieder. Nachdruck mit Genehmigung des Herausgebers und Ann-Kristin Spies: 0271 3302-318 Quellenangabe sowie fotomechanische Vervielfältigung für E-Mail: presse@siegen.ihk.de Beilagenhinweis innerbetrieblichen Bedarf gestattet. Für unverlangt eingesand- Dieser Ausgabe liegt ein Prospekt der Fa. Metten Fleischwaren te Manuskripte und Fotos wird keine Gewähr übernommen. Mitarbeiter dieser Ausgabe: GmbH & Co. KG, 57413 Finnentrop, bei. Der WIRTSCHAFTSREPORT ist keine auf Erwerb ausgerichtete Christina Spill, Katja Sponholz, Brigitte Wambsganß, Veröffentlichung. Monika Werthebach Zurzeit gültige Anzeigenpreisliste Nr. 58
Wirtschaftsreport Sep 19 3 IHK online » Die Titelgeschichte, alle Berichte sowie gekürzte Pressemeldungen finden Sie zusätzlich zur Printausgabe nun auch online unter www.ihk-siegen.de. Dazu geben Sie bitte die dem Text beigefügte ID in das Suchfeld unserer Website ein. « » 4 Titelthema 10 | Nachrichten » 60 Jubiläen 24 | Berichte » 10 Interview mit Prof. Burckhart » 61 Bücher » 24 Innovation aus Leidenschaft » 14 Ausbilder-Akademie 60 | Börsen » 28 Beton-Design mit Mehrwert » 17 Schulleitung übergeben » 60 Recyclingbörse » 32 Programm bringt konkreten » 50 Digitalisierung im Fokus » 61 Unternehmensnachfolgebörse Nutzen » 54 Insolvenzantrag gestellt » 63 Handels- und » 34 Keine Angst vor großen Teilen » 55 Pascal Walz vereidigt Genossenschaftsregister » 37 Leidenschaft und Verantwortung 70 | Kultur » 40 Hauptstadt der Sprengtechnik » 70 Georgia Krawiec » 44 Offen und wandelbar » 72 Veranstaltungskalender 0/59#171 #31 /83*4* (*46,#-&1/8' ! +-&8*99#'"*#1 /83*4 ./)145' ! $4)5&4/8' /83*4* +174"*2 /)AA +D; I!)M A@-# A!-#9 K8 ;)#)A !;9H L!;;)A L!=H L@ ); M!)%9F 7227 51
Wirtschaftsreport Sep 19 5 Saubere Immobilien und Grundstücke sind für Unternehmen genauso wichtig wie für private Haushalte – wenn nicht sogar wichtiger. Denn regelmäßige Reinigung und Pflege dienen nicht nur der Werterhaltung. Sie repräsentieren die Firma auch nach außen und sorgen so für ein optimales Image. Ähnlich sieht es bei professionell genutzten Textilien aus: Saubere Berufsbekleidung hinterlässt einen bleibend guten Eindruck. Der WIRTSCHAFTSREPORT stellt drei Unternehmen vor, die sich auf den Reinigungsservice für Firmen spezialisiert haben. Text: Christina Spill | Fotos: Heiner Morgenthal (5), Werkfoto (1) » Die Fassade eines Firmengebäudes ist oft schon aus der Ferne zu sehen. Sie markiert den ersten Eindruck, den ein Unter- nehmen bei Kunden und Geschäftspartnern hinterlässt. Einen glänzenden Auftritt sollen die Produkte und Schulungsange- gungstechnik und Reinigungsmitteln hat ein eigenes System entwickelt, mit dem Gebäudereiniger, Immobilienmakler, Stu- ckateure und Malerbetriebe ihren Kunden die Fassadenreini- gung als Alternative zum Neuanstrich anbieten können. „Mak- bote der Hermes Fassadenreinigung GmbH mit Sitz in Kirch- ler beispielsweise schaffen mit einer gereinigten Fassade eine hundem-Brachthausen ermöglichen. Der Hersteller von Reini- Wertsteigerung von 8 bis 12 %“, erklärt Marketingleiterin Petra Hennemann. Das Unternehmen hat innerhalb weniger Jahre einen rasanten Verlauf genommen – vom kleinen Fassa- denreiniger hin zum Hersteller, der europaweit mit mehr als 40 Partnern kooperiert. Treibende Kraft dabei ist von Beginn an Gründer und Geschäftsführer Sebastian Hermes. Auch ein Zufall hatte Anteil am heutigen Erfolg. „Mit der Entwicklung und dem Bau der ersten Hauswaschanlage hat mein Vater 1981 den Grundstein gelegt“, berichtet der Jungunternehmer. „Das war schon ein sehr abenteuerliches Konstrukt“, schmun- zelt er. Einige Jahre lang war Alois Hermes als Putzfassaden- reiniger im Siegerland und Sauerland unterwegs. Er gab das Geschäft aber Ende der 80er Jahre wieder auf und verkaufte seine Waschanlage nach Ostdeutschland. „1999, da war ich gerade im zweiten Lehrjahr in meiner Ausbildung zum Elektro- techniker, hat mein Vater den neuen Besitzer samt Anlage zufällig an einer Tankstelle in Siegen getroffen – und die An- lage zurückgekauft.“ Als junger Azubi freute sich Sebastian Hermes damals über die Möglichkeit, die Anlage als Nebenjob zu betreiben. Anfangs verdiente er sich damit nur in der Nach- barschaft etwas dazu. 2007 gründete er ein Einzelunterneh- men: Unter dem Firmennamen „Sebastian Hermes“ entwickelte er sein erstes eigenes Produkt, eine Hochdruckteleskoplanze. In enger Zusammenarbeit mit Daniel Jaspers, der heute die Leitung der chemischen Entwicklung im Unternehmen inne- hat, entstand ein spezielles Fassadenreinigungsmittel, dessen optimierte Version bis heute zum Produktportfolio gehört. Zu Beginn agierte Sebastian Hermes noch von seiner Wohnung aus. Als er 2010 mit dem Bau seines Hauses begann, sollte die Firma in der neuen Garage ihren Platz finden. Sie nahm aber schnell mehr Raum als geplant ein. 2015 gründete Hermes die bis heute bestehende GmbH. Ein Jahr später kaufte er die alte Brachthausener Grundschule. Hier bauen die Mitarbeiter die unterschiedlichen Reinigungsboxen zusammen. Mittlerweile sind europaweit mehr als 65 dieser Anlagen für die Fassaden- reinigung im Einsatz. Momentan gibt es drei unterschiedliche Boxen. Bei der Kombibox etwa handelt es sich um eine autar- ke Einheit, mit der eine Arbeitskraft alleine die komplette Fas- sade reinigen kann. Sie besteht aus Einzeltanks für Frischwas-
6 Sep 19 Wirtschaftsreport einer Reinigung zu unterziehen und darf nicht einfach in der Kanalisation verschwinden. „Gesetzlich geregelt ist das schon lange. Bislang hat es aber kaum jemand überprüft, und ein- heitlich geregelt ist das Ganze auch nicht“, unterstreicht Pet- ra Hennemann. Derzeit würden noch viele Betriebe nach dem Motto „Wo kein Kläger, da kein Richter“ verfahren, aber es tue sich etwas in Sachen Kontrollen. Für Überprüfungen verant- wortlich sind die Untere Wasserbehörde, die zuständige Bau- aufsicht oder auch das Ordnungsamt. „Bei einer großen Messe in Köln hatten wir zum Beispiel unglaublich viele Maler an unserem Stand. Sie waren sehr interessiert an unserer Auf- fangwanne für Schmutzwasser, die am Gebäudesockel hoch- gestellt wird.“ In Verbindung mit einer mobilen Schmutzwas- seraufbereitungsanlage möchte Hermes den Kunden damit eine saubere Lösung bieten. Immerhin sei so eine Wasser- ersparnis von bis zu 50 % zu erreichen. Seit Sommer 2018 konzentriert sich das Sauerländer Unter- nehmen auf die Vermarktung und Weiterentwicklung des eige- nen Reinigungssystems. Es delegiert Reinigungsaufträge nun an seine Partner. Mit einem eigenen Service-Portal für Fassa- denreiniger bietet Hermes vor allem den kleineren Partnerbe- trieben, die sich mit Vertrieb und Marketing schwertun, eine Plattform: Über die Homepage können interessierte Kunden den passenden Dienstleister in ihrer Nähe finden. Ein weiteres Standbein bilden Web-Seminare für Partner: Über eine pass- wortgeschützte Homepage können sie verschiedene Lernmo- dule abarbeiten. Gestartet war die GmbH im Jahr 2015 mit zweieinhalb Mitarbeitern. Heute hat Sebastian Hermes 15 Angestellte. Und nun sind auch in der ehemaligen Grundschu- Geschäftsführer le alle räumlichen Kapazitäten ausgeschöpft, weshalb die Ver- Sebastian Hermes ser, Reinigungs- und Desinfektionsmittel sowie einem antwortlichen einen 1250 m² großen Anbau planen. Im kom- und sein Unter Auffangbehälter für das anfallende Schmutzwasser samt Klär- menden Jahr soll alles fertig sein. Zehn neue Arbeitsplätze nehmen haben in anlage. „Vor allem das Thema Schmutzwasser bzw. die Frage, möchte das Unternehmen dann in den Bereichen „Entwicklung den vergangenen wie man es richtig auffängt und recycelt, beschäftigt unsere von Reinigungsprodukten“ und „Engineering für Reinigungs- Jahren eine beein Branche gerade sehr“, verdeutlicht Sebastian Hermes. Was an technologie“ bieten. Das rasante Wachstum freut den Gründer druckende Ge Abwasser bei der Fassadenreinigung anfällt, ist grundsätzlich sehr. Auch Petra Hennemann ist zufrieden: „Es macht einfach schichte geschrieben. Spaß, hier zu arbeiten. Obwohl es uns schon etwas länger gibt, herrscht hier noch immer eine gewisse Start-up-Mentalität. Zahlen, Daten, Fakten Wir sind auf Vollgas eingestellt.“ Eine Wertsteigerung von 8 bis 12 % erzielen Makler für Immobilien mit zuvor Vollgas gibt Jens Achinger auch gerne – im Auto allerdings nur gereinigter Fassade. da, wo es die Straßenverkehrsordnung erlaubt. Mittlerweile Eine Wasserersparnis von bis zu 50 % möchte die Hermes Fassadenreinigung verbringt er sehr viel Zeit im Wagen auf dem Weg zu seinen GmbH den Kunden mit ihren Schmutzwasserauffangwannen plus Aufbereitungs- Kunden. Sein braungebranntes Gesicht verrät dennoch, dass anlage ermöglichen. der 54-Jährige noch immer viel im Freien zu tun hat. Seit 1993 Mehr als 550 Wildbienenarten gibt es in Deutschland. Allerdings verschwinden ist er Teil des Familienunternehmens, der Dietrich Achinger immer mehr von ihnen, weil sie zu wenige Futterpflanzen finden. Auch Unter- Garten- und Landschaftsbau GmbH, die sein Vater 1958 in Bad nehmen können mit der entsprechenden Bepflanzung dazu beitragen, die ge- Berleburg gründete. fährdeten Arten zu schützen. Rund 7000 m² Rasen pro Stunde kann der ferngesteuerte Rasenmäher der Heute leitet er gemeinsam mit seinem vormaligen Mitarbeiter Dietrich Achinger Garten- und Landschaftsbau GmbH unter Idealbedingungen und inzwischen gleichberechtigten Geschäftsführer, dem bearbeiten. Landschaftsgärtnermeister Thorsten Krämer, die Geschicke. Zu Etwa 200.000 Kleidungsstücke im Monat bearbeitet das Team der Elis Textil- den Aufgaben sind im Laufe der Jahre immer mehr Bereiche management GmbH in Siegen. wie etwa die Planung und Ausführung von Naturpools oder der Straßen- und Tiefbau hinzugekommen. Anfang der 70er Jahre, Hinzu kommen monatlich 8000 Schmutzfangmatten, die die Mitarbeiter rei- als das Unternehmen schon mehr als 30 Mitarbeiter beschäf- nigen, trocknen und bei Bedarf ausbessern. tigte, erwirtschaftete es einen Jahresumsatz von umgerechnet
Wirtschaftsreport Sep 19 7 Die Mitarbeiter der Hermes Fassaden reinigung GmbH legen bei ihrer Arbeit größte Sorgfalt an den Tag. Die beiden Ge schäftsführer Jens Achinger (l.) und Thorsten Krämer ge hen auf individuelle Kundenwünsche ein. 1,5 Mio. €. Heute, mit 28 Angestellten, freuen sich die Ge- schäftsführer über einen Jahresumsatz von 2,5 Mio. €. „In- zwischen haben wir viel bessere technische Möglichkeiten“, erklärt Achinger. Sein Team bearbeitet zum Beispiel innerhalb einer Stunde 7000 m² Rasenfläche mit einem ferngesteuerten Mäher. Zwei Meter hohe Wiesen mähen die Mitarbeiter dank Mulchmäher in einem Durchgang. Ebenfalls imposant: An ei- nem Hang, an dem früher acht Angestellte beschäftigt ge- wesen wären, arretieren die Verantwortlichen heute einen Rasenmäher an der Böschung. Das Spezialgerät arbeitet sich – am Seil hängend – ganz allein den Berg hinauf. Den Service der Wittgensteiner Firma nehmen Betriebe und Privathaus- halte gleichermaßen in Anspruch. Die Anteile am Umsatz kön- nen aber von Jahr zu Jahr stark variieren, erklärt Jens Achinger. 90 % seiner Arbeit bestehen aus klassischem Garten- und Landschaftsbau, 10 % sind Straßen- und Tiefbau, Baumpflege sowie der ausschließlich für Privatkunden vorgesehene Bau von Naturpools. Für einen Siegerländer Kunden ist ganzjährig eine Kolonne von drei bis vier Mitarbeitern praktisch im Dauer- einsatz. Jens Achinger und Thorsten Krämer bedienen mehrere wichti- ge Industriekunden. Die Aufträge sind vielfältig: Baumkartie- rungen vornehmen, alte Baumbestände pflegen, Totholz ent- fernen und vieles mehr. „Wir haben sogar zwei Kletterer im Unternehmen“, erklärt Achinger. Mit den Anforderungen gro- ßer Konzerne kämen beide gut zurecht, auch wenn diese zum Teil umfangreiche Dokumentationen der erledigten Arbeiten erwarteten. Kleinere Unternehmen buchten die Dienstleistun- gen aber ebenfalls regelmäßig. Viel zu tun haben die Garten- und Landschaftsbauer mit ihren Industriekunden vor allem im Herbst, wenn das Laub möglichst schnell von den Rasenflächen verschwinden soll, und im Frühjahr, wenn es gilt, die Schäden von Frost und Stürmen aus der Welt zu schaffen. „Und auch
8 Sep 19 Wirtschaftsreport unsere Beratung zum Thema Rasenroboter findet großen An- in der folgenden Dekade der Nutzgarten modern. Ab den 90er klang“, ergänzt Jens Achinger. Für einige seiner Kunden über- Jahren waren coole, saubere Designergärten gefragt.“ Heute nimmt er die Ganzjahrespflege und erledigt die anfallenden setze sich zunehmend eine Art Retrotrend durch – weg von Gartenarbeiten den Jahreszeiten entsprechend. Aber sein Ge- Fieberglas und Edelstahl hin zu Naturmaterialien. Hinzu kom- schäft besteht nicht nur aus der Pflege des Bestands, sondern me aber, vor allem im privaten Bereich, immer mehr die Be- auch aus der Planung neuer Garten- und Parkanlagen. Dazu deutung der zeitlichen Komponente. „Pflegeleicht soll es sein, gehört die elektronische Vermessung von Grundstücken mit- und immer häufiger muss ich die Diskussion darüber führen, tels CAD-Technik. Noch in diesem Jahr möchte Jens Achinger ob bei 100 m² Rasen ein Roboter wirklich sinnvoll ist.“ Außer- außerdem eine 3D-Visualisierung einführen, um seinen Kun- dem würden immer mehr Flächen versiegelt. Kies- und Schot- den noch greifbarere Eindrücke ihrer zukünftigen Gärten und terbeete riefen natürlich kaum Arbeit hervor, aber blühende Grünflächen vermitteln zu können. Gärten seien für das Klima in einer Stadt sowie als Versicke- rungsfläche für Regenwasser und auch in puncto Nahrungs- Nicht nur Kunden und Besucher von Firmen sind Nutznießer angebot für Bienen sehr wichtig. „Reine Kiesbeet-Aufträge einer gepflegten Gartenanlage rund um den Firmensitz, weiß lehnen wir daher ab. Wir versuchen immer, unsere Kunden von der Geschäftsführer. Der Faktor „Mitarbeiter“ werde immer einer anderen Lösung zu überzeugen.“ wichtiger für Unternehmen: „Hochausgebildete Arbeitskräfte zu finden und zu binden, ist ja auch für uns selbst enorm Die hohen Ansprüche des Unternehmers erfüllt auch Mitge- wichtig. Eine ansprechende Umgebung kann einen Teil dazu schäftsführer Thorsten Krämer, der gleichermaßen für die Pla- beitragen, dass sich Angestellte wohlfühlen.“ Für einen Betrieb nung, Bauleitung, Kalkulation und Abrechnung im Bereich in Bad Berleburg hat Achinger beispielsweise mehrere Innen- Garten- und Landschaftsbau verantwortlich ist und ebenso höfe geplant und umgesetzt, die die Mitarbeiter in den Pausen den Geschäftsbereich „Achinger Gärten und Freiräume“ führt. Bunte Farben nutzen können. Der 38-Jährige soll das Ruder übernehmen, wenn sich Jens erwarten die Be Achinger in gut einem Jahrzehnt in den Ruhestand verabschie- sucher der Dietrich Sein Berufszweig orientiere sich sehr deutlich am Mainstream, det. Bis dahin hat er allerdings noch jede Menge Pläne, zum Achinger Garten konstatiert Jens Achinger. Er gibt einen kurzen Abriss der Gar- Beispiel für einen Mehrgenerationenpark oder die Umgestal- und Landschaftsbau tentrends der vergangenen Jahrzehnte zum Besten: „Nachdem tung des alten Friedhofs Ederfeld in Erndtebrück. Mittlerweile GmbH bereits im man in den 70er Jahren noch in sibirischen Fichten dachte, war verbringt Jens Achinger mehr Zeit im Büro als in Vorgärten. Außenbereich. Privat aber ist ihm der grüne Daumen noch immer sehr wich- tig. „Mein Garten ist Ausgleich und Ruheoase für mich.“ Au- genzwinkernd fügt er hinzu: „Ich werde mir also definitiv kei- nen Rasenroboter anschaffen.“ Ob ein Roboter den Rasen rund um die Elis Textilmanagement GmbH in Kaan-Marienborn gemäht hat, ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Im Inneren der großen Halle im Weißtal wirkt es in jedem Fall fast so, als flögen die Latzhosen, Hemden und Westen wie von Zauberhand durch die Luft. Dabei hat hier alles seine Ordnung, und der unaufhörliche Kleiderreigen in luftiger Höhe folgt einem ausgeklügelten System. Das Unter- nehmen bietet seinen Kunden Leasing und Reinigung von Be- rufsbekleidung sowie von sogenannten Schmutzfangmatten – also von dünnen Teppichen, die im Eingangsbereich Schmutz und Feuchtigkeit von den Schuhsohlen der Mitarbeiter und Besucher aufnehmen und so die Böden rein halten. Hervor- gegangen ist der Betrieb aus der 1907 von Oskar Klarner in Siegen gegründeten Färberei und chemischen Reinigung, die ab Dezember 2009 zur Berendsen-Gruppe gehörte. 2017 hat sie der französische Textildienstleistungskonzern Elis über- nommen. Das Unternehmen hat also eine Entwicklung vom selbstständigen Mittelständler hin zur Niederlassung eines Weltkonzerns vollzogen. Das deutsche Elis-Hauptquartier be- findet sich in Hamburg. An diesem heißen Sommervormittag geht es im Warenein- gangsbereich der großen Halle noch ruhig zu. Doch das wird sich schnell ändern: Ab dem Mittag steuern die rund 15 „Ein- satzfahrzeuge“ der Textilmanagement GmbH nach und nach die großen Tore an und laden die Schmutzwäsche sowie die
Wirtschaftsreport Sep 19 9 Schmutzfangmatten der Kunden in Containern ab: Hemden und Blusen von Supermarktmitarbeitern gehören ebenso dazu wie Blaumänner und andersfarbige Arbeitshosen, Schweißer- monturen oder aber auch persönliche Schutzausrüstung (PSA). Niederlassungsleiter Dirk Schreinemacher erklärt beim Rund- gang: „Die Industrieunternehmen leasen in der Regel drei Sät- ze Arbeitskleidung für ihre Mitarbeiter. Einen Satz tragen die Beschäftigten, einer ist immer bei uns zur Reinigung und einen dritten brauchen sie am Tag des Wechsels.“ Wo Angestellte täglich saubere Kleidung brauchten, etwa im Supermarkt, ver- miete man entsprechend elf Teile, damit immer genügend saubere Sachen zur Verfügung stünden. An den Tischen im Wareneingang sortieren die Mitarbeiterinnen (ein Großteil der rund 100 Beschäftigten in der Siegener Niederlassung ist weib- lich) die Schmutzwäsche nach Waschladungen, also nach Ma- terial, Farbe und Verschmutzungsgrad. Gerade belädt ein Elis-Mitarbeiter eine der vier großen Industriewaschmaschinen mit Schmutzwäsche. Stattliche 120 Kilogramm Fassungsver- mögen haben diese jeweils zu bieten. Aus den darüber ange- brachten Behältern zieht sich die Maschine je nach gewähltem Programm die erforderlichen Waschsubstanzen. Gegenüber hat die riesige Taktwaschanlage zum Schleudergang angesetzt: Die kontinuierlich arbeitende Maschine, im Prinzip ein langes Rohr, ist im Inneren in Kammern aufgeteilt. Das Rohr wird durch Motoren hin- und her geschwenkt und transportiert die Wä- sche sukzessive zum Ausgang der Maschine. Saubere Schmutzfangmatten gilt es nach einem kurzen Auf- enthalt im Trockner zu sortieren und den Packlisten entspre- chend wieder für die Touren am nächsten Tag in Containern zusammenzustellen. Die saubere Arbeits- und Schutzkleidung wandert nun in den zweiten Hallenabschnitt zum Aufbügeln: Die Mitarbeiter hängen die noch feuchte Kleidung auf Bügel. Anschließend landet die Berufsbekleidung mithilfe moderner Fördertechnik im sogenannten Finisher, der die Kleidungsstü- ElisNiederlassungs cke mit Sprühdampf glättet und dann trocknet. Danach erhält lager. Einen Großteil der vorsortierten Textilien gilt es vor der leiter Dirk Schreine der Kleiderbügel noch einen Adapter, auf dem später alle re- Auslieferung noch zu falten – entweder von Hand oder in der macher und seine levanten Informationen zum Kleidungsstück gespeichert sind. Faltmaschine, der neuesten Anschaffung bei Elis in Kaan-Ma- Mitstreiter kümmern Trocken und glatt geht es für die T-Shirts, Hosen und Hemden rienborn. Im Anschluss wartet die frischgewaschene Kleidung sich um die Reini dann weiter durch den Luftraum in Richtung Kontrolle: Eine dann je nach Kundenwunsch in Säcken, Containern oder Boxen gung von Berufsbe Mitarbeiterin inspiziert die vorbeiziehenden Kleidungsstücke darauf, dass der Fahrer sie wieder einsammelt. kleidung. auf Sauberkeit und Beschädigungen. Die Beschäftigten scan- nen im Anschluss den sogenannten Patch auf der Innenseite Das Einzugsgebiet der Siegener Niederlassung umfasst das jedes Kleidungsstücks: Das ist eine mit Hitze fixierte Etikette, Siegerland und Sauerland sowie das Bergische Land, den Wes- auf der sich der Name des Unternehmens und des Mitarbeiters terwald, Köln und Teile Hessens. Elis übernimmt auch die re- sowie ein Barcode befinden. Letzterer legt wiederum genau gelmäßige Überprüfung der Ableitfähigkeit bestimmter Texti- fest, in welches Fach oder Regal im Betrieb die Kleidung später lien: Firmen, die elektronisch sensible Bauteile herstellen, wieder einzusortieren ist. Der Scanvorgang überträgt die In- müssen diese vor elektrostatischer Entladung schützen. Des- formationen vom Patch auf den Adapter am Bügel. Von hier halb muss die Kleidung ihrer Mitarbeiter bestimmte Eigen- aus geht es dann in den Speicher, wo die Kleidungsstücke bis schaften bezüglich Antistatik und elektrostatischer Entladung auf Schrankfachebene automatisch sortiert werden, oder – bei aufweisen. Leitfähige Fäden im Gewebe ermöglichen dies. Nachbesserungsbedarf – in die Näherei respektive in die so- Auch die Hydrophobierung von Schutzkleidung, also das Be- genannte Einrichtung. Ziel hier ist, die Patches zu erneuern, schichten mit einem wasserabweisenden Schutzfilm, gehört Ärmel und Hosenbeine bei Bedarf zu kürzen oder auch Klei- zu den Serviceleistungen der Siegener Niederlassung. Dies gilt dungsstücke aus dem Verkehr zu ziehen, weil sie verschlissen ebenso für die Überprüfung von Reflektoren und Feuerfestig- sind, vielleicht nicht mehr passen oder der betreffende Mit- keit professioneller Arbeitsbekleidung. ! arbeiter gekündigt hat. Was noch gut erscheint, aber gerade nicht benötigt wird, landet erst einmal im Gebrauchtwaren- Diesen Bericht finden Sie auch unter www.ihk-siegen.de, Seiten-ID 3079.
10 Sep 19 Wirtschaftsreport Interview mit Prof. Dr. Holger Burckhart, Rektor der Universität Siegen: „Stärken der Universität weiter ausbauen“ Mit überzeugender Mehrheit bestätigte die Siegen auch über das Jahr 2025 hinaus im na- Hochschulwahlversammlung Prof. Dr. Holger tionalen und internationalen Wettbewerb be- Burckhart als Rektor der Universität Siegen. haupten kann. Die äußeren Rahmenbedingun- Damit geht der Philosophie-Professor in seine gen wurden und werden dabei auf europäischer dritte Amtszeit, die bis zum 30. September und auf Bundesebene geschaffen: durch Bolog- 2023 läuft. Anlässlich seiner Wiederwahl na 2020, die im Frühjahr verabschiedeten Pakte blickt er auf die Entwicklungen der vergan- zur Hochschulfinanzierung und die jüngsten genen Jahre zurück. Gleichzeitig zeigt er auf, Entscheidungen im Zuge der Exzellenzstrategie. worin künftig die bedeutendsten Herausfor- Hier gilt es, im Sinne unseres Leitsatzes „Zukunft derungen liegen. menschlich gestalten“ Gestaltungsspielräume zu nutzen, um die Stärken unserer Universität Sie sind seit dem 1. Oktober 2009 Rektor der weiter auszubauen und sich strategisch klug in Universität Siegen. Wenn Sie auf die vergan Forschung und Lehre aufzustellen. genen zehn Jahre zurückblicken – wie hat sich die Hochschule in dieser Zeit verändert? Welche konkreten Handlungsfelder definie Sehr stark: Die Universität Siegen hat ihr For- ren Sie für die Entwicklung der Universität schungs- und Lehrprofil geschärft und wird in Siegen? der Region, aber auch auf nationaler und inter- Für die zukünftige Entwicklung sind mehrere nationaler Ebene, immer stärker wahrgenom- Handlungsfelder von besonderer Bedeutung: men. Strukturell sind zwölf Fachbereiche zu vier Angefangen bei einer fokussierten Forschung, Fakultäten zusammengewachsen, mit der Le- über die universitätsweite Etablierung einer Werkfoto benswissenschaftlichen Fakultät ist 2017 eine Qualitätskultur, eine noch bessere und individu- fünfte dazugekommen. Gleichzeitig konnten wir ellere Gestaltung der Lehre mit mehr Orientie- in der Forschung deutlich zulegen: Es sind aktu- Prof. Dr. Holger Burckhart bleibt bis 2023 Rektor der rungsangeboten für Studierende bis hin zur ell mehr Projekte zeitgleich in Arbeit als je zu- Universität Siegen. baulichen Entwicklung. Hier gilt es, den geplan- vor. Auch die Zahl der Studierenden ist deutlich ten Umzug von zwei weiteren Fakultäten in die gestiegen, sie liegt aktuell bei knapp 20.000. denken“ auf den Weg zu bringen – ein bundes- Innenstadt gemeinsam mit den Verantwortli- Durch den Umzug der Fakultät „Wirtschaftswis- weit beachtetes Pilotprojekt für eine digital chen in Politik und Stadtverwaltung gut und für senschaften, Wirtschaftsinformatik, Wirtschafts unterstützte gesundheitliche Versorgung der alle gewinnbringend umzusetzen – und dabei recht“ in das Untere Schloss und die Neugestal- Menschen auf dem Land. Was die bauliche Bürgerinnen und Bürger mitzunehmen. Zwei tung der Innenstadt ist Siegen als Studienort Entwicklung unserer Universität angeht, war Themenfelder möchte ich zusammen mit der deutlich attraktiver geworden. Zur dynamischen die feierliche Eröffnung des „Campus Unteres Hochschulleitung und den Gremien übergrei- Entwicklung der Universität gehört auch der Schloss“ 2017 prägend. fend weiterentwickeln: Diversität, Gleichstel- stete Ausbau des Studienangebots, zum Beispiel lung und Internationalität auf der einen, Digita- durch den gemeinsamen Medizin-Studiengang Gab es darüber hinaus Momente, die Ihnen lisierung und künstliche Intelligenz auf der mit der Universität Bonn. In diesem Winterse- besonders in Erinnerung geblieben sind? anderen Seite. mester startet außerdem das Bachelor-Angebot Ein besonderer Moment war sicherlich der Jah- „Digital Biomedical and Health Sciences“, ein resempfang unserer Universität 2018, bei dem Wie schätzen Sie das Verhältnis zwischen bundesweit einmaliger Studiengang im medi- wir als Ehrengäste den NRW-Ministerpräsiden- Universität, Politik und Wirtschaft ein? zinnahen Bereich. ten Armin Laschet und den Chemie-Nobelpreis- Die Universität Siegen ist sehr stark in der Re- träger und gebürtigen Siegener Prof. Dr. Joa- gion verankert und versteht es als ihre Aufgabe, Was waren die größten Meilensteine während chim Frank begrüßen durften. In besonderer vor Ort gesellschaftliche Verantwortung zu Ihrer beiden bisherigen Amtszeiten? Erinnerung geblieben sind mir aber auch die übernehmen. Das möchten wir auch in Zukunft Im Bereich der Forschung war ein wichtiger Hilfsbereitschaft und das Engagement für ge- tun, indem wir gemeinsam mit der Region Lö- Meilenstein die Einrichtung des Sonderfor- flüchtete Menschen im Jahr 2015. Sehr viele sungen für die drängenden Fragen unserer Zeit schungsbereichs „Medien der Kooperation“ durch Studierende und auch Mitarbeiterinnen und entwickeln und vor Ort erproben – die Industrie die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Jahr Mitarbeiter haben sich für die Geflüchteten in 4.0 und die künftige ärztliche Versorgung auf 2016 – die Forschung im Bereich der Medien- den Uni-Notunterkünften eingesetzt. Das hat dem Land sind dafür nur zwei Beispiele. Auf wissenschaften befindet sich hier auf höchstem mich sehr beeindruckt. überregionaler Ebene ist es natürlich so, dass Niveau. Aber auch in der Lehrerbildung haben Universitäten politisch für ihre Interessen wir mit den Schwerpunkten „Förderpädagogik“ Worin liegen Ihrer Meinung nach die bedeu kämpfen müssen. Die Universität Siegen arbei- und „Inklusion“ Alleinstellungsmerkmale ge- tendsten Herausforderungen für Ihre Arbeit tet dazu eng mit der Hochschulrektorenkonfe- schaffen. Ich freue mich außerdem sehr, dass es als Rektor in den kommenden Jahren? renz als wichtigste Interessenvertretung zusam- gelungen ist, mit unseren Partnern in der Region In den kommenden Jahren geht es darum, die men. und darüber hinaus das Projekt „Medizin neu Weichen so stellen, dass sich die Universität Interview: Boris Edelmann
EIN KEMPER FILM POWERED BY DES WAHNSINNS FETTE BEUTE & FILMAKADEMIE BADEN WÜRTTEMBERG PRODUCED BY FOURMAT FILM REGIE MATTHIAS KRETER PRODUKTION NICOLAS KRONAUER KAMERA MARC TRESSEL-SCHMITZ PRODUKTIONSDESIGN ANNA-LUISA VIEREGGE, CHRISTOPH MAGNUS MUSIK VICTORIA HILLESTAD SCHNITT FRIEDERIKE HILMER LICHT MAX FREUTEL TON ANTOINE SCHWEITZER MASKE FENIA GARBE www.kemper-olpe.de/was-am-ende-zaehlt FOURMAT FILM
12 Sep 19 Wirtschaftsreport Energieumfrage Wirtschaft fehlt Vertrauen in deutsche Energiepolitik Wie beurteilen Sie, mit Blick auf den Wirtschaftsstandort, mentiert IHK-Präsident Felix G. Hensel die zen- Welches Modell erscheint aus Ihrer Sicht am die aktuell diskutierten Pläne, den CO2-Ausstoß tralen Ergebnisse der Umfrage. ehesten umsetzbar und tragfähig, um den Ausstoß zu bepreisen? Die geplante Bepreisung von CO2 stellt ... von CO2 zu reduzieren? 3,15% 6,08% Im sogenannten Klimakabinett berät die Bun- 8,33% desregierung, wie der künftige klimapolitische 17,57% Fahrplan aussehen soll. Zentrales Element zur 29,50% 23,87% Erreichung der Klimaziele soll eine wirksame Reduzierung des CO2-Ausstoßes sein. Um dies 12,39% zu erreichen, werden aktuell zwei Modelle dis- 45,95% kutiert: eine neue CO2-Steuer oder eine Auswei- tung des etablierten europäischen Emissions- 15,77% 37,39% handels. Um die Akzeptanz zu erhöhen, betonen ... kein Risiko für den Wirtschaftsstandort dar. CO₂-Steuer Politiker immer wieder, dass der Staat steigende ... ein geringes Risiko für den Wirtschaftsstandort dar. Emissionshandel (Ausweitung auf die Sektoren Verkehr und Gebäude) Kosten rückerstatten werde. Nicht mehr staat- Eine Kombination von beiden Modellen. ... ein großes Risiko für den Wirtschaftsstandort dar. liche Einnahmen seien das Ziel, sondern eine Kein Modell ist geeignet. ... ein sehr großes Risiko für den Wirtschaftsstandort dar. Steuerungswirkung zu klimafreundlichem Ver- keine Antwort keine Antwort halten. Die Antworten der IHK-Umfrage ver- 91 % der heimischen Unternehmen glauben deutlichen, dass sich die regionale Wirtschaft giepolitik aus einem Guss jedenfalls ist nicht den politischen Aussagen nicht, dass die Erträ- mehrheitlich gegen eine CO2-Bepreisung aus- erkennbar. Mit immer größerem Aufwand reali- ge aus der derzeit in Berlin diskutierten CO2-Be- spricht. Felix G. Hensel: „Zwei Drittel der Unter- siert der Staat immer zweifelhaftere Erträge. preisung komplett an Unternehmen und Privat- nehmen geben an, dass eine CO2-Bepreisung Effizientes und verlässliches staatliches Han- haushalte zurückgeführt werden. 85 % nicht zielführend sei, den Ausstoß von CO2 nach- deln fühlt sich anders an.“ sprechen sich gegen weitere finanzielle Belas- haltig zu reduzieren. Ebenfalls zwei Drittel der tungen durch eine CO2-Bepreisung aus. Drei Betriebe sehen in ihr ein großes oder sogar sehr Gefragt nach den wesentlichen Risiken, befürch- Viertel der befragten Firmen lehnen zudem großes Risiko für den Wirtschaftsstandort.“ Da tet fast jedes zweite Unternehmen (47 %), dass nationale Alleingänge in der Klimapolitik ab. die regionale Wirtschaft den energiepolitischen ein nationales Vorgehen die Wettbewerbsfähig- Das sind die wesentlichen Ergebnisse einer ak- Bekundungen aus Berlin offensichtlich nur noch keit gefährden wird. 75 % der Unternehmen tuellen Unternehmensumfrage der Industrie- sehr wenig Glauben schenkt, verwundern die lehnen eine CO2-Bepreisung daher auch ab, und Handelskammer Siegen, an der sich ins- Befragungsergebnisse die Kammer nicht. IHK- wenn sich kein europaweites Prozedere abzeich- gesamt 444 Unternehmen beteiligten. „Wenn Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener: „Wir ste- net. Nur 19 % würden einen „nationalen Allein- neun von zehn Unternehmen nicht an eine cken als Staat seit Jahren unzählige Mrd. € in gang“ in dieser Frage akzeptieren. Ein Drittel der kostenneutrale CO2-Bepreisung glauben, ist das den Ausbau erneuerbarer Energien, verfehlen Unternehmen sieht die Gefahr, dass bei einem mit Blick auf die Glaubwürdigkeit der deut- gleichzeitig unsere klimapolitischen Ziele je- rein nationalen Vorgehen Branchen oder Produk- schen Energie- und Umweltpolitik ein nieder- doch immer eklatanter. Mit Vernunft hat das tionszweige in Länder mit weniger strengen Auf- schmetterndes Ergebnis. Weite Teile der Wirt- wenig zu tun. Die Energiewende hat uns ein lagen verlagert werden. Felix G. Hensel: „Das ist schaft können offenbar mit dem in den letzten nahezu undurchschaubares Geflecht an Steuern eine deutliche Botschaft. Der Klimawandel ist Jahren praktizierten Wackelkurs der Bun- und Abgaben beschert. Dieses Geflecht wird nicht im staatlichen Klein-Klein zu bewältigen. desregierung nichts anfangen. Auch die klare nicht dadurch besser, dass man es noch kompli- Wir müssen hier europäische und globale Lösun- Warnung vor mehr Kosten durch die neue Kli- zierter ausgestaltet, um noch mehr Finanzmittel gen finden und auch mitfinanzieren. Notwendig mapolitik ist ein deutlicher Fingerzeig“, kom- umverteilen zu können.“ Es sei für die IHK daher sind weltweite Aufforstungsprogramme, der auch nicht überraschend gewesen, dass sich fast Stimmen Sie der folgenden Aussage zu: In Deutschland die Hälfte (46 %) der Firmen weder für die Aus weiten Teilen der Politik sind Aussagen zu vernehmen, sollte auch dann eine CO2-Bepreisung umgesetzt werden, dass die „Erträge“ aus der CO2-Bepreisung komplett wenn sich kein europaweites Vorgehen abzeichnet. CO2-Steuer noch für die Erweiterung des Emis- an Unternehmen und Privathaushalte zurückgeführt sionshandels begeistern könne. Schließlich zah- werden sollen. Glauben Sie daran? 6,08% le die deutsche Wirtschaft schon heute die 3,60% 5,41% 19,37% höchsten Strompreise in Europa. Weiter steigen- de Stromkosten würden die Wettbewerbsfähig- keit unserer zu großen Teilen exportorientierten Unternehmen schmälern. Die Gesamtbelastung der Firmen müsse sinken, nicht aber steigen. Klaus Gräbener: „Wir sind dabei, den Bogen zu überspannen. Kernenergie und Kohle sind ver- 74,55% pönt, Gas aus Russland will man auch nicht und 90,99% der Ausbau von Stromtrassen wird kraftvoll blo- ja nein keine Antwort ckiert. Das alles verwirrt. Eine Klima- und Ener- glaube ich glaube ich nicht keine Antwort
Wirtschaftsreport Sep 19 13 Ausbau der Forschungsmittel und vor allem ein international konzertiertes Vorgehen. Das bringt deutlich mehr als nationale Alleingänge, die al- lenfalls dazu führen, dass wir demnächst unse- ren Energiebedarf verstärkt aus französischen 8$6 1DEE#>,80D6@4*,2# )8M!5
14 Sep 19 Wirtschaftsreport Ausbilder-Akademie Fit für wachsende Herausforderungen Eine beeindruckende Statistik legt das Berufs- erfolgreich abgeschlossen und bringt nun um- bildungszentrum (bbz) der IHK Siegen vor: Seit fangreiches Fachwissen und methodische 2004 führten die Verantwortlichen mehr als Kompetenzen in der Firma ein. Bei einem Be- 2100 Tagesseminare zu gut 280 verschiedenen such im SUMMIT, dem neuen High-Tech-Zen- Themen durch – mit knapp 25.000 Seminarteil- trum im Siegener Gewerbegebiet Martinshardt, nehmern. Das Spektrum reicht von Unterneh- berichtete sie von ihren Erfahrungen. Mit rund mensführung über Außenwirtschaft bis zu Se- 400 Stunden sei diese Fortbildung recht zeit- minaren für Ausbilder. „Wir bieten unseren intensiv, doch sie wisse um den Mehrwert für Kunden ständig neue Inhalte im Bereich der sich, ihr Unternehmen und vor allem die Aus- Tagesseminare, denn in vielen Handlungsfel- zubildenden. „Sie sind die besten Fachkräfte, dern ist es wichtig, sein Wissen regelmäßig zu die wir bekommen können“, unterstreicht sie. aktualisieren“, betont Silke Meffert vom bbz. Deswegen sei es notwendig, in die Ausbildung Bei den Ausbilder-Seminaren wird dies derzeit und damit in die Zukunft des Unternehmens zu besonders deutlich, denn vier von sechs Lehr- investieren. Im Laufe der vergangenen Jahre gängen sind neu. Von der Azubi-Akquise über hat sich in diesem Bereich bei der GIB mbH die „Generation Z“ bis zum Methodenseminar einiges getan. bietet das bbz aktuelle und wesentliche Themen an. „Ich habe aus den Seminaren viele Dinge mit- genommen, die ich in der Ausbildung umge- Ein innovatives Angebot ist die Ausbilder-Aka- setzt habe – und ich habe auch noch einiges demie der IHK Siegen, für deren Organisation auf meiner To-do-Liste“, resümiert sie. Wenn Tamara Knipp verantwortlich zeichnet. Die es etwa um Feedback-, Konflikt- oder Ab- dreistufige Fortbildung reagiert auf die immer schlussgespräche gehe, hätten ihr die Kommu- komplexeren Anforderungen, mit denen Aus- nikationstrainings und -seminare viel gehol- Werkfoto bilder konfrontiert sind. Knipp kennt die fen. Das Wissen aus den Methodenseminaren Situation auf dem Ausbildungsmarkt sehr gut: gibt sie in Form von Leitfäden und Workshops „Lehrlinge starten heute mit sehr unterschied- Deborah Mailinger hat als erste Teilnehmerin alle an ihre Kollegen, die Ausbildungsbeauftragten lichen Voraussetzungen in das Berufsleben. drei Stufen der AusbilderAkademie erfolgreich ab der einzelnen Abteilungen, weiter. So setzt sie Vor allem schwächere Azubis gilt es individuell geschlossen. gezielt Qualitätsstandards in der Ausbildung. zu fördern. Zusätzlich müssen sich Ausbil- Neben den „tollen Seminaren“, die Mailinger dungsverantwortliche auf ein verändertes sem Hintergrund entstand 2013 die Ausbil- beim bbz Siegen und auch bei anderen Anbie- Lern- und Sozialverhalten einstellen.“ Vor die- der-Akademie, bei der die Fachleute genau das tern in Frankfurt, Stuttgart oder Dortmund ab- lernen, was sie in der betrieblichen Praxis be- solviert hat, gab es für sie auch ein Manko bei nötigen. Ziel sei, die Kompetenzen der Aus- der Fortbildung: „Ich habe Zeit verloren, weil bilder nachhaltig zu stärken und sie auf die einige Seminare aufgrund geringer Teilneh- aktuellen Herausforderungen vorzubereiten, merzahlen nicht stattfinden konnten. Das war unterstreicht Tamara Knipp. Die Ausbilder- schade.“ Auch deshalb sei es ihr wichtig, noch Seminare des bbz lassen sich ebenso wie der einmal aufzuzeigen, welch großen Mehrwert Vorbereitungslehrgang auf die Ausbildereig- die Ausbilder-Akademie und die zahlreichen nungsprüfung für die circa 400-stündige Fort- Seminare haben. Gerade in Zeiten des Fach- bildung anrechnen. kräftemangels und stagnierender oder gar rückläufiger Azubizahlen lohne sich für Unter- Als die Ausbilder-Akademie 2014 bei einer nehmen die Investition in eine qualitativ hoch- IHK-Veranstaltung vorgestellt wurde, war De- wertige Ausbildung. borah Mailinger dabei. Die geprüfte Wirt- schaftsfachwirtin hatte im selben Jahr die Alle Qualifizierungen und Seminare für Ausbilder Ausbildereignungsprüfung abgelegt und sich finden Interessierte unter www.bbz-siegen.de. gemeinsam mit ihrem Unternehmen dazu ent- Ansprechpartnerin ist Silke Meffert, Tel.: 0271 schlossen, die Ausbilder-Akademie zu absol- 89057-19, E-Mail: meffert@bbz-siegen.de. Alle vieren. Sie ist bei der GIB mbH, einem Siegener weiteren Informationen zur Ausbilder-Akade- Softwareunternehmen, angestellt und be- mie der IHK Siegen gibt es unter http://www.ihk- zeichnet sich selbst als Ausbilderin mit Herz- ausbilder-akademie.com/ausbilder-akademie. blut. Seit diesem Jahr ist sie „Geprüfte Aus- Ansprechpartnerin ist Tamara Knipp, Telefon: bildungsexpertin“. Denn Mailinger hat als 0271 3302-210, E-Mail: tamara.knipp@siegen. Erste alle drei Stufen der Ausbilder-Akademie ihk.de. !
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16 Sep 19 Wirtschaftsreport Industrieumsätze Anstieg trotz getrübter Konjunkturstimmung Unternehmen wachsen die Herausforderungen im selben Ausmaß wie die internationalen Spannungen zunehmen. Nun wissen wir auch, dass steigende Umsätze noch nichts über die Unternehmenserträge aussagen. Dennoch ist das um 5 % gestiegene Auslandsgeschäft der heimischen Firmen ein sehr positives Signal.“ Die Industrieumsätze fallen im IHK-Bezirk auch spürbar besser aus als insgesamt in Nord- rhein-Westfalen. Landesweit sind sowohl der Inlands- (- 0,6 %) als auch der Auslandsumsatz (- 0,4 %) im negativen Bereich. Für den Kreis Siegen-Wittgenstein fällt die Umsatzbilanz mit Carsten Schmale einem Anstieg von 4 % etwas besser aus als für den Kreis Olpe (+ 2,1 %). Während im Kreis Sie- gen-Wittgenstein die Steigerung der Exporte Die Industrieumsätze steigen trotz der getrübten Konjunkturstimmung weiterhin. (+ 8,1 %) für das gute Gesamtergebnis verant- wortlich zeichnet, ist es im Kreis Olpe das deut- In Teilen der heimischen Industrie trübt sich die nisse „am laufenden Band“ und massiver Sorgen lich bessere Inlandsgeschäft (+3,5 %). Stimmung ein. Einige Unternehmen befassen um die weitere Entwicklung der Automobil- sich derzeit mit dem Instrument der Kurzarbeit. industrie samt deren Zulieferern legten die re- Bei den in Siegen-Wittgenstein dominierenden Der Auftragseingang zieht seit Monaten nicht gionalen Industrieunternehmen – entgegen dem Industriezweigen fallen die Umsatzzahlen sehr im erhofften Ausmaß wieder an. „Während das Landestrend – weiter zu. Das sei zunächst ein- unterschiedlich aus. IHK-Konjunkturexperte Konjunkturklima immer rauer wird, wachsen die mal beachtlich und verdeutliche, dass zur Panik- Stephan Häger: „In der Metallerzeugung und Umsätze der heimischen Industrie jedoch wei- mache derzeit kein Grund bestehe, wenngleich -bearbeitung – hierunter fallen zum Beispiel die ter. Die Industrieunternehmen mit mehr als 50 die Unsicherheit auf den internationalen Märk- Gießereien und Rohrhersteller – stieg der Ge- Mitarbeitern setzten bis Ende Mai satte 6,3 ten weiterhin sehr hoch sei. samtumsatz bis Mai 2019 deutlich um 8,1 %. Mrd. € um. Das sind 3,2 % mehr als im Vorjah- Verantwortlich für die guten Zahlen ist der sehr reszeitraum. Mit dieser positiven Entwicklung Während im IHK-Bezirk der Inlandsumsatz im gute Auslandsumsatz. Im heimischen Maschi- hatten wir nicht gerechnet“, kommentiert Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,7 % auf nen- und Anlagenbau verhält es sich genau um- IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener die 3,5 Mrd. € zulegen konnte, stieg der Auslands- gekehrt. Aufgrund eines deutlich schwächeren aktuellen Umsatzdaten des Statistischen Lan- umsatz um beachtliche 5,2 % auf 2,8 Mrd. €. Auslandsumsatzes fiel hier der Gesamtumsatz desamtes. Sowohl die Inlands- als auch die Aus- Klaus Gräbener: „Fast jeder zweite Arbeitsplatz um 1,2 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum.“ landsumsätze entwickelten sich weiter positiv. in unserer Industrie hängt von einem florieren- Bei den im Kreis Olpe dominierenden Herstellern Trotz des Brexits, internationaler Handelshemm- den Export ab. Für die stark ausfuhrabhängigen von Metallerzeugnissen – vor allem handelt es sich dabei um Automobilzulieferer – stieg der Gesamtumsatz um 3,6 %. In diesem Industrie- zweig liegen sowohl der Inlands- als auch der Auslandsumsatz im positiven Bereich. Diese positiven Umsatzzahlen spiegeln sich der- zeit auch noch auf dem Arbeitsmarkt wider. Im Vergleich zum Vorjahr stieg in unserer Region die Zahl der sozialversicherungspflichtig Be- schäftigten in den Industrieunternehmen mit 50 und mehr Beschäftigten um 1,7 % auf knapp 56.000. Stephan Häger: „Damit hat der Beschäf- tigtenstand innerhalb der Industrie wieder das hohe Niveau von Anfang der 1990er Jahre er- reicht. Auch die Zahl der Arbeitslosen ging bei uns leicht zurück. Die Arbeitslosenquote sank um 0,1 Prozentpunkte auf 4,0 %. Aber auch hier kann sich die konjunkturelle Abkühlung bald be- merkbar machen, weil die Verhältnisse auf den internationalen Märkten so instabil sind.“ !
Wirtschaftsreport Sep 19 17 Berufskolleg Wirtschaft und Verwaltung Bremer übergibt Schulleitung an Nussbickel Nach elf Jahren als Schulleiter des Berufskollegs Wirtschaft und Verwaltung in Siegen ist Ober- studiendirektor Karl-Heinz Bremer im August in den Ruhestand getreten. Den Staffelstab über- reichte er an seinen bisherigen Stellvertreter Bardo Nussbickel. Unter der Leitung Bremers öffnete sich das Berufskolleg über die geografi- schen Grenzen hinweg – mit dem Fokus auf den Ausbau des Sprachenangebots und den interkul- turellen Austausch. Mittlerweile unterhält die Bildungseinrichtung mehrere Schulpartnerschaf- ten im Ausland. Gemeinsam mit der IHK Siegen haben die Verantwortlichen die Zusatzqualifika- tionen „Europakaufmann/-frau“ und „Asienkauf- mann/-frau“ etabliert. In einer Feierstunde er- Werkfoto hielten die diesjährigen Absolventen kürzlich ihre Zertifikate. Zwei Jahre drückten sie parallel zur Berufsausbildung die Schulbank. Das Berufs- KarlHeinz Bremer (l.) hat die Schulleitung an seinen bisherigen Stellvertreter Bardo Nussbickel übergeben. kolleg ist als Europaschule zertifiziert. „Schule ohne Rassismus“. Sein Nachfolger Bardo Berufswelt weiterhin Rechnung tragen.“ Erste Auf schwierige Situationen angesprochen, nennt Nussbickel sieht neben Weltoffenheit, berufli- Schritte sind eingeleitet. So integriert das Be- Bremer die Flüchtlingskrise im Jahr 2015. „Das cher Handlungskompetenz und sozialer Verant- rufskolleg das Modul I für die Weiterbildung war eine Herausforderung. Mittlerweile läuft wortung einen weiteren künftigen Schwerpunkt zum/zur E-Commerce Manager/-in (IHK) in sie- das in ruhigen Gewässern.“ Daraus resultierte in der Digitalisierung: „Wir müssen insbeson- ben verschiedenen Ausbildungsberufen in den die erfolgreiche Bewerbung um das Zertifikat dere der stattfindenden Transformation in der Unterricht. ! Hochbau Tiefbau Leitungsbau Schlüsselfertigbau Projektentwicklung Immobilien Wir stellen Weichen für gute Qualität. Berge-Bau GmbH & Co. KG Leimstruther Weg 7 - 9 | 57339 Erndtebrück | Fon 0 27 53 - 59 49 - 0 Fax 0 27 53 - 59 49 39 | mail info@berge-bau.de | www.berge-bau.de
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