Wirtschaftsreport November 2019 - Titelthema: Viel Geld in die Hand genommen - IHK-Siegen

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Wirtschaftsreport November 2019 - Titelthema: Viel Geld in die Hand genommen - IHK-Siegen
Wirtschaftsreport
               November 2019

            Titelthema:
            Viel Geld in die
            Hand genommen
Wirtschaftsreport November 2019 - Titelthema: Viel Geld in die Hand genommen - IHK-Siegen
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Wirtschaftsreport November 2019 - Titelthema: Viel Geld in die Hand genommen - IHK-Siegen
Wirtschaftsreport        Nov 19            1

                                                     Editorial
                                        Angst ist immer ein schlechter Ratgeber
Knapp zehn Jahre dauerte der Aufschwung in unserem Land an. Es sieht so
aus, als nähere er sich dem Ende. Dass es nicht endlos bergauf gehen konn­
te, war klar. Es scheint jedoch, als nähmen große Teile der Öffentlichkeit nur
langsam, erstaunt, ja fast ungläubig wahr, dass zahlreiche Indikatoren jetzt
wirklich nach unten zeigen. Der Auftragseingang ist in weiten Teilen der
Industrie rückläufig. Das Auslandsgeschäft hapert. Im Inland sieht es nicht
viel besser aus. Die Lohnstückkosten stiegen zuletzt erheblich. Die interna­
tionalen Krisenherde verdeutlichen täglich, wie verletzbar die deutsche Wirt­
schaft wegen ihrer erheblichen Exportorientierung ist. Unser Wirtschafts­
raum bekommt dies angesichts seiner Industriedominanz doppelt stark mit.
Rechnet man die produktionsnahen Dienstleister mit hinzu, sind in den Krei­
sen Siegen­Wittgenstein und Olpe derzeit sicherlich deutlich über 80.000
Menschen in der Industrie oder industrienah beschäftigt. Unsere Export­
quote liegt bei rund 46 %. Insbesondere die heimischen Unternehmen pro­
fitierten in den vergangenen zehn Jahren von einem florierenden Export, der
hohen Nachfrage in Europa und Fernost, aber auch von weitgehend offenen
Märkten. Brechen diese Vorteile auf breiter Front weg, nehmen sie Schaden.
So sicher wie das Amen in der Kirche.

Dennoch: Von der Gemengelage nach dem Lehman­Zusammenbruch 2008
sind wir weit entfernt. Das Beschäftigungsniveau klettert auf bisher unge­
ahnte Höhen. Über 179.000 Menschen sind in Siegen, Wittgenstein und Ol­
pe in Lohn und Brot. 35.000 mehr als noch vor 14 Jahren. Nie gab es zwischen
Sieg und Lenne mehr Beschäftigte als heute. Der Lehrstellenmarkt belegt
ebenfalls: Die Unternehmen stellen nach wie vor deutlich mehr junge Men­
schen ein als vor 20 oder 25 Jahren. Die Nachfrage nach Investitionskrediten
steigt nach Auskunft der regionalen Kreditwirtschaft. Und auch bei der Di­
gitalisierung, die seit etlichen Jahren pausenlos als Beschäftigungsgespenst      beschriebenen strukturellen Probleme endlich beherzt anzupacken und eine
an die Wand gemalt wird, gilt: Alle Welt redet darüber, dass den Menschen         Agenda 2035 zu entwerfen, könnte die sich abzeichnende Rezession durch­
die Arbeit ausgeht. Was indes steigt, sind die Beschäftigtenzahlen.               aus befruchtend wirken. Roman Herzog forderte 1997, es müsse endlich „ein
                                                                                  Ruck“ durch Deutschland gehen. Dieser „Ruck“ scheint heute nötiger denn
Das bedeutet nicht, dass das alles ewig so bleibt und unsere strukturellen        je! Brauchen wir wirklich 16 Bundesländer? Wäre es nicht an der Zeit, die
Probleme nicht evident wären. Und derer gibt es nicht wenige. Sie beginnen        komplexen Finanzbeziehungen zwischen Bund, Ländern und Gemeinden zu
bei einem Staat, dem es nicht gelingt, die Schienen­, Straßen­, Schul­ und        entflechten? Müsste man nicht endlich eine Umwelt­ und Energiepolitik aus
Breitband­Infrastruktur in einen funktionsfähigen Zustand zu versetzen. Und       einem Guss formulieren, anstatt eine Vielzahl kleinteiliger, sich zum Teil
dies, obwohl er im vergangenen Jahr 252 Mrd. € (!) mehr einnahm als noch          widersprechender „Progrämmchen“ zum Gebot der Stunde zu erheben? Und
2009. Andere Staaten bauen einen Flughafen in vier Jahren, während es uns         warum eliminieren wir die Ungerechtigkeiten der „kalten Progression“ nicht
mittlerweile an Erinnerungsvermögen mangelt, wann das Berliner Flughafen­         endlich durch eine Steuerreform für Bürger und Unternehmen, die ihren Na­
drama begann. Egal, ob Windkraft, Straßenbau, Stromtrassen oder Schienen­         men wirklich verdient? Mit Maßnahmen wie diesen ließen sich die hausge­
stränge: Unsere Planungsverfahren dauern zu lange und es wird zu viel ge­         machten Wachstumsbremsen beiseite fegen und privatwirtschaftliche Ini­
klagt, auch weil die Klagemöglichkeiten zu ausgeprägt sind. Dass unsere           tiative von Neuem entfesseln. Hierfür benötigt man Mut, denn Angst ist
Unternehmenssteuern im internationalen Vergleich viel zu hoch sind, scheint       immer ein schlechter Ratgeber. Und es bedarf einer Politik, die den Primat
in Berlin fast niemanden wirklich zu stören. Wir leisten es uns, das Auto und     der Sozialpolitik endlich bricht und nicht weiter verdrängt, dass man zuvor
den Diesel kaputt zu diskutieren, und nehmen erstaunt zur Kenntnis, dass          erwirtschaften muss, was man hernach ausgibt. Die internationalen Konflik­
sich das auch auf die heimischen Automobilzulieferer auswirkt. Und schließ­       te können wir nicht beseitigen. Die Stellschrauben im eigenen Land indessen
lich steigen wir nahezu gleichzeitig aus Atomenergie und Kohleverstromung         sollten schleunigst neu justiert werden. !
aus, verschweigen jedoch, dass die erforderliche Grundlast dann aus franzö­
sischer Kernkraft und polnischen Kohlekraftwerken gesichert wird. Und bei
alledem fühlen sich weite Teile unserer Gesellschaft sichtlich wohl.
                                                                                              In diesem Sinne grüßt Sie herzlich
Klar ist: Wird die nachlassende Konjunktur allein auf internationale Um­
stände reduziert, die man defätistisch zur Kenntnis nimmt, lähmt das eher
als dass es beflügelt. Wählen wir diese Variante, sollten wir uns sicher in den
kommenden Jahren warm anziehen. Verstehen wir sie jedoch als Chance, die                                       Klaus Gräbener
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                           Inhaltsverzeichnis
                                                                                                                                                     Titelthema

                                                                                                                                                            4
                                                                                                                                     Wirtschaftliche Investitionen
                                                                                                                                Viel Geld in die Hand genommen

                                                                                                                                 Wenn Unternehmen neue Produktions­
                                                                                                                                   kapazitäten realisieren, bestehende
                                                                                                                                   Anlagen modernisieren oder in neue
                                                                                                                                  Geschäftsbereiche investieren, sichern
                                                                                                                                und schaffen sie nicht nur Arbeitsplätze …

                                                                                                                                                     Titelseite:
                                                                                                                                              Foto: Christian Wickler

24          Rieke Germany GmbH
            Qualität und                                         31          Weber Maschinentechnik GmbH
                                                                             Weiter auf Erfolgskurs                             40          Gemeinde Kirchhundem
                                                                                                                                            „Vielfalt in Einheit“
            Nachhaltigkeit

Impressum
Der WIRTSCHAFTSREPORT ist das offizielle Organ der IHK Siegen    Herausgeber                                                    Layout
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ihrer beitragspflichtigen Mitgliedschaft ohne besonderes Be­     Hauptgeschäftsstelle,                                          Druck, Anzeigen und Verlag
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Druckauflage: 22 467 Exemplare                                   Geschäftsstelle Olpe, Postfach 14 46, 57444 Olpe,              Telefon 0271 5940­338, Telefax 0271 5940­373
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Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung             Redaktion: Boris Edelmann: 0271 3302­319,                      Für Fragen, die die Zustellung betreffen, wenden Sie sich
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wieder. Nachdruck mit Genehmigung des Herausgebers und           Ann­Kristin Spies: 0271 3302­318
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Der WIRTSCHAFTSREPORT ist keine auf Erwerb ausgerichtete         Anke Bösenberg, Julia Montanus, Katja Sponholz,
Veröffentlichung.                                                Frank Steinseifer, Monika Werthebach                           Zurzeit gültige Anzeigenpreisliste Nr. 58
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 » 4 Titelthema                                 10 | Nachrichten                                  » 58 Jubiläen/Bücher
 24 | Berichte                                  » 10 Konjunkturumfrage                            58 | Börsen
 » 24 Qualität und Nachhaltigkeit               » 14 Container­Terminal                           » 58 Recyclingbörse
 » 28 Mit einer smarten Idee                    » 20 „Olper Stammtisch“                           » 60 Unternehmensnachfolgebörse
      zum Erfolg                                » 45 Projekt DALES                                » 62 Handels­ und
 » 31 Weiter auf Erfolgskurs                    » 47 Business­Programm JMEC                            Genossenschaftsregister
 » 34 Wohnen und genießen                       » 48 Regionen vernetzen sich                      70 | Kultur
      mit allen Sinnen
                                                                                                  » 70 Jürgen Armenat
 » 37 Nur Licht und Ton
                                                                                                  » 72 Veranstaltungskalender
      waren gestern“
 » 40 „Vielfalt in Einheit“
 » 42 Gastlichkeit in historischem
      Ambiente

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Wirtschaftsreport November 2019 - Titelthema: Viel Geld in die Hand genommen - IHK-Siegen
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                                     Wirtschaftliche Investitionen

     Viel Geld in die
    Hand genommen
Wenn Unternehmen neue Produktionskapazitäten realisieren, bestehende Anlagen modernisieren oder
in neue Geschäftsbereiche investieren, sichern und schaffen sie nicht nur Arbeitsplätze. Sie legen auch
  den Grundstein für zukünftiges Wachstum. Traditionsreiche Familienunternehmen sind sich der Ver­
antwortung für ihre Mitarbeiter bewusst und sehen im eigenen Interesse die Notwendigkeit, ihren Be­
 trieb für anstehende Herausforderungen gut aufzustellen. Aus diesem Grund nutzen sie die historisch
 niedrigen Zinsen für beträchtliche Aufwendungen am heimischen Standort. Davon profitiert letztlich
                                          die gesamte Region.

                                    Text: Monika Werthebach   |   Fotos: Christian Wickler
Wirtschaftsreport November 2019 - Titelthema: Viel Geld in die Hand genommen - IHK-Siegen
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    In Deutschland besteht weiterhin hoher Investitionsbedarf,
    sowohl auf staatlicher als auch auf privater Seite: Laut einer
    Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung
    (DIW) müsse zuerst der Staat deutlich mehr Geld in die Hand
    nehmen, um durch öffentliche Investitionen in die Infrastruk­
    tur private Aufwendungen zu stimulieren. Das DIW spricht
    von einem sogenannten Crowding­in­Effekt: Investiere der
    Staat beispielsweise 1 Mrd. €, könne das den Berechnungen
    zufolge die privaten Investitionen um bis zu 2 Mrd. € in den
    darauffolgenden fünf Jahren ansteigen lassen.

    Insbesondere die Kommunen geben inzwischen wieder mehr
    Geld aus. Allerdings beschränken laut DIW in vielen Regionen
    hohe Schulden und Sozialausgaben die Spielräume. Und
    selbst dort, wo Geld vorhanden sei, verhinderten vielerorts
    fehlende Kapazitäten in Bau­ und Planungsämtern sowie die
    hohe Auslastung der Baubranche die dringend notwendigen
    Investitionen.

    Auch in der heimischen Wirtschaft kühlt sich das Konjunktur­
    klima merklich ab. Dies geht aus der jüngsten Umfrage der                                                                          Marketingleiter Jan
    IHK Siegen hervor. Über alle Branchen hinweg hat der Opti­       an Mitarbeitern jetzt in drei Schichten arbeiten können. Die      Saßmannshausen
    mismus der Betriebe nachgelassen. Verursacht wird der Ab­        effizientere Produktion führt zu höheren Ausstoßmengen und        sieht die Bikar­
    schwung insbesondere durch die pessimistischen Geschäfts­        trägt damit zur Sicherung der Arbeitsplätze bei.“ Für den         Metalle GmbH auf
    aussichten. Auch die Einschätzung zum Exportgeschäft ist         Lückenschluss zwischen den Werken II und III hat Bikar vor­       einem sehr guten
    verhalten: Die durch die US­Regierung ausgelösten interna­       wiegend vorhandene eigene Flächen genutzt, für die Zufahrt        Weg.
    tionalen Zoll­ und Handelsstreitigkeiten, die nachlassende       und weitere Parkplätze hinter Werk III hat die Firma angren­
    Konjunktur in China, der wachsende Protektionismus und der       zende Grundstücke hinzugekauft.
    Brexit sorgen für gedämpfte Prognosen. Dennoch bleibt die
    Investitionsbereitschaft weiterhin auf einem relativ hohen       Die Tatsache, dass die Belegschaft in den vergangenen zehn
    Niveau: 73 % der Industrieunternehmen wollen in den kom­         Jahren von 80 auf rund 600 Arbeitnehmer angewachsen ist,
    menden Monaten die Investitionen im Inland auf demselben         machte zudem den Neubau eines Bürogebäudes erforderlich.
    Level halten oder sogar noch einmal steigern.                    „Zurzeit verteilen sich die Büros auf sechs Standorte. Die Si­
                                                                     tuation ist aufgrund des rasanten Wachstums teilweise recht
    Und das aus gutem Grund: „Wenn wir jetzt nicht investieren,      beengt“, beschreibt Saßmannshausen. Er ergänzt: „Ursprüng­
    bleiben wir langfristig nicht wettbewerbsfähig“, begründet       lich waren nur zwei Etagen vorgesehen, doch bereits während
    Jan Saßmannshausen, Marketingleiter der Bikar­Metalle            der Planungsphase haben wir das Bauvorhaben auf fünf
    GmbH, die umfassenden Baumaßnahmen am Standort                   Stockwerke erweitert.“ Der Neubau wird Raum für 130 mo­
    Bad Berleburg. Die familiengeführte Bikar­Gruppe beschäf­        derne Büroarbeitsplätze beinhalten, die nach ergonomischen
    tigt inzwischen mehr als 600 Mitarbeiter in der Odebornstadt     Gesichtspunkten komplett neu ausgestattet und durch meh­
    und im Werk Korbußen/Thüringen. Sie ist einer der weltweit       rere Kommunikationsinseln ergänzt werden. Ein durchdach­
    führenden Anbieter für Platten, Bleche, Zuschnitte sowie         tes Lichtkonzept und ein angenehmes Ambiente sollen zur
    Stangen, Rohre und Profile aus Aluminium, Kupfer, Messing        Wohlfühlatmosphäre beitragen. Jede Etage bekommt zudem
    und anderen Werkstoffen. Mit einem Investitionsvolumen           eine großzügige Küche für die Mitarbeiter. Im obersten
    von 40 Mio. € erweiterte das Unternehmen seine Kapazitäten       Stockwerk entsteht ein Kundenzentrum mit Konferenzräu­
    in Wittgenstein. Zusätzliche Hallen, ein modernes Hochregal­     men, die neben zeitgemäßer Präsentationstechnik sowohl
    lager mit Zuschnittzentrum für Stangen und Profile sowie         den Überblick auf das gesamte Werk als auch eine herrliche
    eine zentrale und überdachte Verladelogistik ersetzen seit       Aussicht in die Natur bieten werden. Die Fertigstellung ist für
    Herbst 2018 die bis dato umständliche Lagerung und opti­         2020 anvisiert. „Mit dem Neubau möchten wir zum einen die
    mieren die Abläufe. „Die Vergrößerung unserer Lagerkapazi­       interne Kommunikation und die Gesamtsituation verbessern.
    täten erlaubt es uns nun, größere Mengen zu folglich besse­      Der Geschäftsleitung ist es aber zudem vor allem ein Anlie­
    ren Konditionen einzukaufen“, erläutert Saßmannshausen die       gen, attraktive Arbeitsplätze zu bieten und neue Fachkräfte
    Vorteile: „So können wir flexibler agieren und unseren Kun­      anzuziehen“, erklärt der Marketingleiter.
    den schnellere Lieferzeiten und günstigere Preise anbieten.“
    Im nächsten Schritt haben die Verantwortlichen die Arbeits­      Doch damit nicht genug: Um in jeder Hinsicht für kommende
    abläufe an vielen Stellen automatisiert und gleichzeitig wei­    Aufgaben vorbereitet zu sein, treibt das Unternehmen auch
    tere Sägen und Fräsen angeschafft. „Das hat bewirkt, dass wir    die Digitalisierung konsequent voran. Die IT­Abteilung hat
    alle Arbeitsplätze erhalten haben und mit derselben Anzahl       sich von vier auf 20 Mitarbeiter vergrößert. Zudem ist ein
Wirtschaftsreport November 2019 - Titelthema: Viel Geld in die Hand genommen - IHK-Siegen
6            Nov 19     Wirtschaftsreport

    Die Bikar­Metalle
         GmbH treibt
 am hochmodernen
     Standort in Bad
Berleburg zahlreiche
        wegweisende
      Prozesse voran.

                        ausgelagertes Programmierbüro in Siegen entstanden. Mit          beschäftigt insgesamt mehr als 4300 Mitarbeiter in Deutsch-
                        Dr. Jan Wolf akquirierte die Führung einen qualifizierten Ex-    land, Polen, Ungarn, Spanien, Mexiko, den USA, China und
                        perten, der über gute Kontakte zur Universität Siegen und        Indien. Die Investition in „Askay II“ im Industriegebiet Atten-
                        zum Kompetenzzentrum Mittelstand verfügt. Die internen           dorn-Ennest soll einen weiteren Beschäftigungszuwachs mit
                        IT-Spezialisten haben im Rahmen gemeinsamer Projekte ein         sich bringen. Bis zu 25 Tonnen schwere Stahl-Coils werden
                        auf die Bedürfnisse des Unternehmens abgestimmtes Waren-         zukünftig vom Lkw entladen und laufen dann voll automati-
                        wirtschaftssystem entwickelt. „Durch ein überarbeitetes Be-      siert in das neue Platinenschneidzentrum. Hier werden die
                        standsmanagement und eine neue Produktionsplanung kön-           großen Bandstahlrollen in allen gängigen Güten, Längen und
                        nen wir die internen Prozesse optimieren. In der Zukunft         Breiten zugeschnitten. Die Mitarbeiter prüfen sie anschlie-
                        möchten wir das Arbeiten 4.0 auch in weiteren Unterneh-          ßend auf ihre kritischen Qualitätsmerkmale. Im nächsten
                        mensbereichen implementieren“, freut sich Saßmannshau-           Schritt gilt es, die für die Produktion der Karosserieteile be-
                        sen. Die Investition am Stammsitz sei für die in Bad Berleburg   nötigten Platinenzuschnitte aufzunehmen und in der neuen
                        fest verwurzelte Inhaberfamilie Bikar ein klares Bekenntnis      Hotforming-Linie auf mehr als 900 Grad zu erhitzen. Durch
                        zur Region: „Viele Menschen aus dem unmittelbaren Umfeld         den Einsatz des hoch innovativen TemperBox®-Verfahrens
                        haben hier einen sicheren Arbeitsplatz. Darum setzen wir auf     gelingt es, die benötigten Platinen dann partiell zu temperie-
                        weiteres Wachstum, damit wir gut aufgestellt in die Zukunft      ren, bevor eine effiziente, servohydraulische Presse sie um-
                        blicken können.“                                                 formt. „Um unsere Produkte stets an die Anforderungen des
                                                                                         Automobilmarktes anzupassen und langfristig am personal-
                        Diese Sichtweise teilt Jürgen Hillesheim, Vertreter der Fami-    kostenintensiven Stammsitz in Deutschland konkurrenzfähig
                        liengesellschafter der GEDIA Automotive Gruppe, die am           zu bleiben, gehen wir mit dem Bau unseres neuen Werkes
                        Standort Attendorn in direkter Nachbarschaft zur bestehen-       einen Schritt weiter in Richtung Zukunft. Wir erweitern damit
                        den Firmenzentrale auf rund 11.000 m² Produktionsfläche          unsere eigene Wertschöpfungskette“, erläutert Helmut Hin-
                        einen Neubau für ein Platinenschneidzentrum errichtet sowie      kel, Geschäftsführer der GEDIA Automotive Gruppe: „Darüber
                        die Installation weiterer Laseranlagen und einer ersten hoch-    hinaus streben wir die Technologieführerschaft im Bereich
                        innovativen TemperBox®-Hotforming-Fertigungslinie für            von Karosserieleichtbau und Schweißbaugruppen an.“ Die
                        warmumgeformte, hochkomplexe Karosserieteile vornimmt.           direkte Nachbarschaft zu den zentralen Technikbereichen
                        „Es handelt sich um die größte Einzelinvestition in der Fir-     sowie die hohe Fachkompetenz und Erfahrung, insbesondere
                        mengeschichte der GEDIA Gruppe. Sie unterstreicht die be-        im Prototypen-, Werkzeug- und Vorrichtungsbau, sprechen
                        sondere strategische Bedeutung des Standorts Attendorn“,         für die Investition am Standort in Südwestfalen.
                        ordnet Hillesheim ein.
                                                                                         Dank des patentierten Tailored-Tempering-Verfahrens mit
                        Im Juni 2018 fiel der Startschuss für den Bau des neuen Pro-     der GEDIA TemperBox® und der servohydraulischen Presse
                        duktionswerkes „Askay II“, in das GEDIA 40 Mio. € investiert.    produziert das Unternehmen besonders energie- und mate-
                        Bereits heute entwickelt und produziert die GEDIA Gebrüder       rialsparend. Das Ergebnis sind maßgeschneiderte Karosserie-
                        Dingerkus GmbH mit rund 950 Angestellten in Attendorn            komponenten mit geringerem Gewicht und einer deutlich
                        Strukturteile und Zusammenbauten für den automobilen Ka-         höheren Crashsicherheit. GEDIA erfüllt damit nicht nur die
                        rosserieleichtbau. Sie ist Teil der GEDIA Automotive Gruppe,     hochgesteckten Ziele der Automobilindustrie, sondern auch
                        die weltweit an acht Standorten agiert. Das Unternehmen          die Ansprüche einer eigenen nachhaltigen Unternehmens-
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Wirtschaftsreport         Nov 19               7

entwicklung. Durch die Kapazitätsausweitung in Attendorn
erwarten sich die Verantwortlichen nach einer entsprechen­
den Lernphase zudem Effekte in den Auslandsstandorten.

Da es sich hierbei um die erstmalige großtechnische Anwen­
dung dieser innovativen Technologie handelt und die Anlage
damit Demonstrationscharakter hat, unterstützt das Bundes­
umweltministerium das Projekt mit fast 2 Mio. €. Die Bau­
maßnahme schreitet stetig voran. Im Spätsommer waren der
Rohbau und die Gebäudehüllen fertig errichtet, sodass nun
der technische Ausbau und der Innenausbau begonnen ha­
ben. Das Fundament der APT­Warmumformungslinie ist ge­
legt. Die Fertigstellung und die offizielle Eröffnung sind für
März 2020 geplant.

Auch in Kreuztal­Buschhütten erfolgen Investitionen im gro­
ßen Stil: 3,5 Mio. € nimmt der Maschinen­ und Anlagen­
bauer Achenbach Buschhütten GmbH & Co. KG für ein neues
Technologiezentrum auf dem eigenen Betriebsgelände an der                                                                          Jürgen Hillesheim (l.)
Siegener Straße in die Hand. Das Gebäude wird 50 hochmo­         leistet dabei als eines der besonders wichtigen Qualitätskri­     und Helmut Hinkel
derne Büroarbeitsplätze sowie eine Montagelinie für Techno­      terien für Walzprodukte die optimale Planheit der auf Achen­      sehen gezielte Inves­
logiekomponenten im Bereich Walzwerkanlagen umfassen.            bach­Walzwerken bis auf eine Stärke von 0,0045 mm                 titionen als wesent­
Ziel: Digitalisierung, Forschung und Entwicklung weiter for­     gewalzten Folien.                                                 lichen Schlüssel
cieren und gleichzeitig ein optimales Arbeitsumfeld für die                                                                        für den Erfolg ihres
Mitarbeiter schaffen.                                            Hinzu kommt ein Forum, das Mitarbeiter aus unterschiedli­         Unternehmens.
                                                                 chen Abteilungen für projektbezogenen Austausch nutzen
Angrenzend an die ortsbildprägende Backstein­Montagehal­         werden. „Für die Kunden entsteht ein Präsentationsraum, in
le, in der die Vormontage sowie die weitgehende Vorinbe­         dem die Digitalisierung durch die direkte Nähe zu interessan­
triebnahme aller Achenbach­Maschinen und ­Anlagen statt­         ten Technologiekomponenten aus Walzwerk­ und Schneid­
finden, entsteht derzeit ein Neubau mit 1600 m² Fläche. Die      maschinenbau direkt erlebbar wird“, berichtet der Geschäfts­
nach neuesten Erkenntnissen gestaltete Montagelinie für          führende Gesellschafter André E. Barten. „Unser Walzwerk­
eine der wichtigsten Technologiekomponenten im Geschäfts­        simulator, der mit ins Forum einziehen wird, informiert nicht
bereich Walzwerkanlagen wird über zwei Prüfstände für den        nur über die neuesten Entwicklungen in der Walzwerktech­
Ausgangstest verfügen – nahezu unter Realbedingungen. Die        nik, sondern bietet den Besuchern zudem die attraktive Mög­
UniFlat­Bandplanheits­Messrolle von Achenbach gewähr­            lichkeit, virtuell selbst zu walzen“, ergänzt er. 3D­Simulatio­

                                                                                                                                   Den Blick immer
                                                                                                                                   nach vorn gerichtet:
                                                                                                                                   Die Mitarbeiter der
                                                                                                                                   GEDIA Automotive
                                                                                                                                   Gruppe stellen das
                                                                                                                                   Unternehmen gut
                                                                                                                                   für die Zukunft auf.
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8           Nov 19      Wirtschaftsreport

Stärken gemeinsam
    den heimischen
          Standort:
Dr. Gabriele Barten
           mit (v.l.)
    André E. Barten,
      Axel E. Barten
    und Roger Feist.

                        nen erlaubten es schließlich, Achenbach­Maschinen und            Dass die Inhaberfamilie Barten auch über den Tellerrand
                        ­Anlagen vor allem in Bezug auf maßgeschneiderte Lösungen        hinausschaut, zeigt das jüngste Projekt, der „Campus Busch­
                        künftig noch stärker bereits im Vorfeld ihrer Herstellung zu     hütten“. In die historischen Hallen der ehemaligen Gießerei
                        testen. Wegweisend ist das neue Technologiezentrum auch          zieht bald neues Leben ein: Geplant ist, mit der „SDFS“ (Smar­
                        deshalb, weil es hochpräzise mechanische Konstruktions­          te Demonstrationsfabrik Siegen) einen Ort für Innovation,
                        und Fertigungslösungen mit einzelanlagenübergreifenden           Forschung und Demonstration moderner Produktionstechnik
                        cloudbasierten Lösungen zusammenführt.                           mit Fokus auf die digitale Transformation zu schaffen. Hier
                                                                                         kommen der Lehrstuhl „International Production and Engi­
                        In das neue Technologiezentrum werden deshalb die Mit­           neering Management“ (IPEM) der Universität Siegen und
                        arbeiter der Walzwerkautomatisierungstechnik und des             regionale Industrieunternehmen unter einem Dach zusam­
                        neuen Geschäftsbereiches „Digital Solutions“ einziehen.          men. „Mit dem Campus Buschhütten möchten wir ein ideales
                        „Wir entwickeln für unsere Kunden Instrumente, die die           Umfeld schaffen, um Fachkräfte für unsere Region zu be­
                        Stärken und Schwächen ihres Gesamtproduktionsprozesses           geistern, indem dort mit Fokus auf modernste Produktions­
                        – auch über mehrere Anlagenteile oder Standorte hinweg           technik völlig neue Arbeitsbeziehungen zwischen Wissen­
                        – sichtbar machen und so neue Optimierungspotenziale             schaft und Praxis möglich werden und attraktive Angebote
                        aufzeigen“, erklärt Roger Feist, Leiter dieses Geschäftsberei­   an Aus­ und Weiterbildung entstehen“, erläutert Axel E. Bar­
                        ches. Damit beschreitet Achenbach seinen Weg als Techno­         ten, Initiator des Campus und Geschäftsführender Gesell­
                        logie­ und Qualitätsführer für Maschinen und Anlagen zur         schafter der Achenbach Holding GmbH.
                        Produktion erstklassiger gewalzter und geschnittener Bän­
                        der sowie dünnster Folien aus Nicht­Eisen­Metallen konse­        Es zeichnet sich deutlich ab, dass es in erster Linie die Familien­
                        quent weiter.                                                    unternehmen sind, die bewusst am regionalen Standort in­
                                                                                         vestieren. Neben dem Streben nach wirtschaftlichem Erfolg
                        „Unser Unternehmen hat verinnerlicht, dass Vorsprünge in         besteht oft eine starke Solidarität mit den Menschen. Die
                        Produkten und Know­how letztlich immer Vorsprünge durch          Unternehmerfamilien identifizieren sich mit der Region und
                        einzelne Menschen – also unsere Mitarbeiter – sind“, erklärt     fühlen sich auch über den rein rationalen Bereich hinaus für
                        Marketingleiterin Dr. Gabriele Barten, „und in Bezug auf die     ihre Belegschaft verantwortlich. In vielen Fällen unterstützen
                        hochkomplexe Technologie von Walzwerkanlagen und Fo­             sie regionale soziale Projekte. Häufig fungieren sie als Sponsor
                        lienschneidmaschinen gilt dies umso mehr.“ In der Region         in den Bereichen Sport und Kultur. Die Firmen bieten verläss­
                        findet das Familienunternehmen Achenbach, das auf eine           liche Arbeitsplätze. Arbeitnehmer mit gesichertem Einkommen
                        567­jährige Geschichte zurückblicken kann, seit jeher einen      verfügen über Kaufkraft, die bestenfalls Handel, Handwerk
                        Großteil seiner qualifizierten Beschäftigten und entwickelt      oder Gastronomie zugutekommt: Geht es der heimischen Wirt­
                        mit diesen weltweit anerkannte Maschinen­ und Anlagen­           schaft gut, profitieren auch die Menschen in der Region. !
                        technologie. Die Planung des neuen Technologiezentrums
                        erfolgte daher unter enger Beteiligung der Belegschaft.          Diesen Bericht finden Sie auch unter www.ihk­siegen.de, Seiten­ID 3146.
Wirtschaftsreport   Nov 19   9
10           Nov 19     Wirtschaftsreport

Konjunkturumfrage
Geschäftsaussichten auf Talfahrt
                                                                                                               großer Sorge blicken wir auf die erneut rück­
 Konjunkturklimaindex im IHK-Bezirk Siegen
                                                                                                               läufigen Auftragseingänge. Wenn inzwischen
                                                                                                               41 % der Unternehmen fallende Auftragsein­
                                                                                                               gänge angeben und nur 19 % steigende, ist das
                                                                                                               ein deutlich vernehmbares Warnsignal. Trotz­
                                                                                                               dem sollten wir den Teufel nicht an die Wand
                                                                                                               malen. Nach wie vor ist ein Großteil unserer
                                                                                                               Betriebe zufriedenstellend bis gut beschäftigt.
                                                                                                               Die Geschäftslage ist im Großen und Ganzen
                                                                                                               noch halbwegs passabel.“ Etwa ein Drittel der
                                                                                                               hiesigen Unternehmen bewerten ihre Ge­
                                                                                                               schäftslage als gut, etwa die Hälfte als befriedi­
                                                                                                               gend. Der Anteil negativer Lagemeldungen ist
                                                                                                               mit 16 % zwar steigend (plus 5 Prozentpunkte
                                                                                                               gegenüber der Frühjahrsumfrage), aber ver­
Der Konjunkturklimaindex im IHK­Bezirk Siegen wird nach einer für alle IHKs bundesweit einheitlichen Methode   gleichsweise noch gering.
berechnet. Er schwankt zwischen 0 und 200 Punkten. Das Konjunkturklima gibt die subjektive Einschätzung der
aktuellen Geschäftslage und der Erwartungen der Unternehmen zum Zeitpunkt der Umfrage (September 2019)         Die insgesamt kritischen Zukunftserwartungen
wieder.                                                                                                        sind einerseits auf die rückläufigen Auftrags­
                                                                                                               eingänge zurückzuführen. Andererseits sind die
„Das Konjunkturklima der regionalen Wirtschaft          Der IHK­Konjunkturklimaindex – er ergibt sich
                                                                                                               Konjunkturrisiken weiterhin beachtlich. Haupt­
kühlt sich spürbar ab. Die konjunkturelle Hoch­         aus Lagebeurteilung und Erwartungen – fällt um
                                                                                                               grund für die hohe Unsicherheit und die mög­
phase der vergangenen Jahre ist vorbei. Ange­           weitere 13 Punkte auf 99 Punkte merklich ab.
                                                                                                               lichen Abwärtsrisiken bleiben die internationa­
sichts der weiter schwelenden internationalen           Innerhalb von einem Jahr sinkt der Index damit
                                                                                                               len Handelskonflikte. Auch die nach wie vor
Handelskonflikte befinden sich die Geschäftser­         um 27 Punkte auf den niedrigsten Stand seit
                                                                                                               nicht absehbaren Brexitfolgen schlagen ins
wartungen im Sinkflug, vor allem in unserer ex­         Januar 2010. Er liegt mittlerweile unter dem
                                                                                                               Kontor. IHK­Hauptgeschäftsführer Klaus Grä­
portorientierten Industrie und dem Großhandel.          langfristigen Mittelwert der letzten 20 Jahre.
                                                                                                               bener: „Womöglich kommen wir 2019 noch mit
Zudem beginnt die angespannte konjunkturelle            Verursacht wird der Rückgang insbesondere
                                                                                                               einem blauen Auge davon. Sollte es aber im
Lage der Industrie nun auch die Geschäftser­            durch die pessimistischen Geschäftsaussichten.
                                                                                                               nächsten Jahr so weitergehen, müssen wir uns
wartungen der anderen Branchen zu lähmen.“              Inzwischen gehen 29 % der befragten Firmen
                                                                                                               warm anziehen.“ Bisher konnte die Konjunktur
Mit diesen Worten kommentiert IHK­Präsident             von schlechteren Geschäften in den kommen­
                                                                                                               durch die starke Binnennachfrage gestützt
Felix G. Hensel die Ergebnisse der aktuellen Kon­       den Monaten aus, eine Steigerung von 7 Pro­
                                                                                                               werden. Dass diese nachlassen könnte, wird in­
junkturumfrage, an der sich 536 Unternehmen             zentpunkten gegenüber der Frühjahrsumfrage.
                                                                                                               zwischen als größtes wirtschaftliches Risiko
aus Industrie, Bauwirtschaft, Handel und                Nur noch 13 % erwarten bessere Geschäfte.
                                                                                                               gesehen. 58 % der befragten Unternehmen
Dienstleistungen in den Kreisen Siegen­Witt­            Felix G. Hensel: „Den konjunkturellen Gegen­
                                                                                                               machen dies geltend. Etwas mehr als die Hälf­
genstein und Olpe beteiligten.                          wind spüren unsere Unternehmen deutlich. Mit
                                                                                                               te der Betriebe nennen den Fachkräftemangel
                                                                                                               als zweitgrößtes Konjunkturrisiko. Als dritt­
                                                                                                               größte Unwägbarkeit (49 %) werden die wirt­
 Lagebeurteilungen und Erwartungen aller Unternehmen im IHK-Bezirk Siegen
                                                                                                               schaftspolitischen Rahmenbedingungen gese­
                                                                                                               hen.

                                                                                                               Die Lagebeurteilung der heimischen Industrie
                                                                                                               sinkt weiter, wenn auch nicht mehr so rasant
                                                                                                               wie noch im Frühjahr. Nur noch 27 % der In­
                                                                                                               dustrieunternehmen geben eine gute Ge­
                                                                                                               schäftslage an. Innerhalb eines Jahres stürzte
                                                                                                               der Saldowert um 38 Prozentpunkte ab. Klaus
                                                                                                               Gräbener: „Dieser Rückgang ist eklatant. Aber
                                                                                                               wir müssen uns bei der Beurteilung immer auch
                                                                                                               vor Augen führen, dass wir gerade in der ex­
                                                                                                               portstarken Industrie etliche Jahre des Auf­
                                                                                                               schwungs erlebt haben. Die Umsätze im verar­
                                                                                                               beitenden Gewerbe sind seit den Krisenjahren
                                                                                                               2008/2009 um mehr als 4 Mrd. € gestiegen. Der
Saldo aus positiver und negativer Einschätzung.                                                                Zuwachs betrug satte 34 %. Ewig konnte es so
Wirtschaftsreport        Nov 19           11

nicht weitergehen. Wegen der internationalen         Stimmungsbarometer im IHK-Bezirk Siegen nach Wirtschaftszweigen
Verflechtungen sind unsere Industrieunterneh­
men anfälliger für globale Krisen. Schließlich ist
es wie immer im Leben: Wer hoch klettert, kann
auch tief fallen.“ Dennoch ist die aktuelle Pro­
duktionsauslastung auf einem guten Niveau,
wenn auch etwas rückläufig. 78 % der Indust­
rieunternehmen sind zu über 70 % ausgelastet,
4 Prozentpunkte weniger als noch im Frühjahr.
Die Spitzenauslastung von über 85 % liegt
gegenüber der letzten Umfrage unverändert bei
39 %. Felix G. Hensel: „Die Beschäftigung ist
entgegen aller Hiobsbotschaften weiterhin auf        Das Stimmungsbarometer gibt die subjektive Einschätzung der aktuellen Geschäftslage und der Erwartung der
einem Spitzenniveau. Über 179.000 Menschen           Unternehmen zum Zeitpunkt der Umfrage (September 2019) wieder (nach Wirtschaftszweigen).
sind in unserer Region sozialversicherungs­
pflichtig beschäftigt. In den Industriebetrieben     „Das spüren natürlich auch unsere Automobil­          Die Stimmung der Großhändler trübt sich weiter
mit 50 und mehr Beschäftigten standen im Ju­         zulieferer deutlich. Vor diesem Hintergrund ist       ein. Die Lageeinschätzung ist aber im Großen
li mehr als 56.000 Menschen in Lohn und Brot.        es nicht verwunderlich, dass die Lagebeurtei­         und Ganzen noch positiv. Etwa jeder dritte
Dass sind 1,2 % mehr als vor einem Jahr. Zu­         lung und die Erwartungen der Industrie beson­         Großhändler meldet eine gute Geschäftslage,
gleich liegt die aktuelle Arbeitslosenquote bei      ders im Kreis Olpe nach unten zeigen.“                etwa jeder sechste eine schlechtere. Zahlreiche
4,2 %. Das sind weiterhin Spitzenwerte, die                                                                Großhändler begründen die sinkende Lageein­
verdeutlichen, dass unsere größtenteils fami­        Die Lage im Baugewerbe ist weiterhin sehr gut.        schätzung mit den Auftragsrückgängen der In­
liengeführten Unternehmen auch in wirtschaft­        Zwar sinkt die Lagebeurteilung um 12 Prozent­         dustrie und im Besonderen der Automobilindus­
lich unruhigen Zeiten zu ihrer sozialen Verant­      punkte, bleibt aber bei einem Wert in der Spit­       trie. Jeder zweite Großhändler gibt ein
wortung stehen.“                                     zengruppe. 71 % der befragten Baubetriebe             zurückhaltendes Kaufverhalten seiner Kunden
                                                     geben eine gute Lage an, 6 % eine schlechte. 8        an. Entsprechend der schwierigen globalen wirt­
Für die zukünftige Wirtschaftsentwicklung            von 10 Unternehmen sind zu über 85 % aus­             schaftlichen Rahmenbedingungen sinken die
sind die Auftragseingänge wegweisend. Diese          gelastet. Zudem geben 3 von 5 Unternehmen             Erwartungen im Großhandel deutlich. Nur noch
sind erneut rückläufig. Nur noch 17 % geben          einen hohen Auftragsbestand an, nochmals eine         13 % gehen von zukünftig besseren Geschäften
steigende Auftragseingänge an, 46 % fallende.        Steigerung gegenüber der letzten Umfrage. Ste­        aus, ein Drittel von schlechteren. Im Frühjahr
Insbesondere die Inlandsnachfrage geht zu­           phan Häger: „Dieses hohe Niveau erklärt, dass         waren noch 23 % positiv und „nur“ 16 % nega­
rück. IHK­Konjunkturexperte Stephan Häger:           die Unternehmen nicht von einer weiteren              tiv gestimmt. Trotz aller Unwägbarkeiten gehen
„Bei einer solch negativen Entwicklung ver­          Nachfragesteigerung ausgehen.“                        83 % von gleichbleibenden oder sogar steigen­
wundert es nicht, dass sich die Geschäftser­                                                               den Investitionen im Inland aus. Das ist weiter­
wartungen in weiten Teilen der heimischen            Der Einzelhandel profitiert weiter vom starken        hin ein sehr guter Wert.
Industrie auf Talfahrt befinden. Nur noch 13 %       Konsum. Ein Drittel der Einzelhändler gibt eine
erwarten in den kommenden Monaten bessere            gute Lage an, nur 8 % eine schlechte. Die Lage­       In der Dienstleistungsbranche ist die Lagebeur­
Geschäfte, 55 % gleichbleibende und 32 %             beurteilung steigt auf den dritthöchsten Wert         teilung weiterhin gut. 41 % berichten von einer
schlechtere. Vor einem Jahr zeigte sich noch         der vergangenen fünf Jahre. Die Rahmenbedin­          guten Geschäftslage, 45 % von einer gleichblei­
ein umgedrehtes Bild. Setzt sich dieser Ab­          gungen für den Einzelhandel sind weiterhin gut.       benden und 14 % von einer schlechten. Damit
wärtstrend auch 2020 weiter fort, gehen wir          39 % der Händler konnten ihre Umsätze stei­           fällt der Saldowert zwar um 12 Prozentpunkte,
schwierigen Zeiten entgegen.“ Erfreulich sei         gern, nur 18 % melden fallende Umsätze. Die           bleibt aber auf einem guten Niveau. Besonders
jedoch, dass sich die deutlich eingetrübte           erwartete Geschäftslage fällt dahingegen ver­         das Gastgewerbe profitiert, wie der Einzelhan­
Stimmung nicht in dem Maße bei den Investi­          haltener aus. 18 % erwarten bessere Geschäfte,        del, von der guten Konsumlaune. Jedes zweite
tionserwartungen niederschlägt. Immerhin             26 % schlechtere. Somit fällt der Saldowert bei       Unternehmen gibt eine gute Geschäftslage an,
rechnen 73 % mit steigenden bzw. gleichhohen         den Erwartungen auf den niedrigsten Stand seit        nur 4 % eine schlechte. Die Zimmerauslastung
Investitionen im Inland.                             Januar 2015. Felix G. Hensel: „Als Hauptgründe        ist weiterhin auf einem hohen Niveau. 80 %
                                                     für die pessimistischen Erwartungen nennen            geben eine gestiegene oder gleichbleibend gute
Insbesondere die Automobilindustrie hat mit          uns die Unternehmen die Sorge vor einem Kon­          Auslastung an. Klaus Gräbener: „Die Geschäfts­
den schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbe­           junkturabschwung, der sich auf den Arbeits­           aussichten werden sowohl in der gesamten
dingungen zu kämpfen. Der Autoabsatz in Euro­        markt und somit auf die Kaufkraft sowie das           Dienstleistungsbranche als auch im Gastgewer­
pa sank im August um 8,4 % im Vergleich zum          Kaufverhalten auswirken könnte. Aber auch die         be jedoch skeptischer gesehen. Wie in den an­
Vorjahr. Die Pkw­Produktion in Deutschland           große Konkurrenz durch den Online­Handel be­          deren Branchen überschattet die Gefahr eines
sank im ersten Quartal 2019 um 10 % und im           reitet insbesondere den kleinen Händlern Sor­         Konjunktureinbruchs die Geschäftserwar­
zweiten Quartal um 13,4 %. Klaus Gräbener:           gen.“                                                 tungen.“ !
12           Nov 19      Wirtschaftsreport

IHK­Außenwirtschaftsausschuss
„Beschweren Sie sich mehr!“
                                                                                                                              der Gesellschafter des Schwermaschinenbauers
                                                                                                                              DANGO & DIENENTHAL aus Siegen, sogleich
                                                                                                                              nach. Der Bundesregierung attestierte er massi­
                                                                                                                              ve Unzulänglichkeiten im Bezug darauf, der
                                                                                                                              Wirtschaft adäquate Rahmenbedingungen zu
                                                                                                                              schaffen: „Was wir zurzeit erleben, ist eine poli­
                                                                                                                              tische Farce. Die Entscheidungsträger sind nur
                                                                                                                              noch mit sich selbst beschäftigt.“

                                                                                                                              Gemeinsam mit ihren Zuhörern diskutierte Ger­
                                                                                                                              trud Traud zudem über mögliche neue Märkte
                                                                                                                              und Zielländer. André E. Barten, Geschäftsfüh­
                                                                                                                              render Gesellschafter der Achenbach Buschhüt­

                                                                                                            Carsten Schmale
                                                                                                                              ten GmbH & Co. KG aus Kreuztal, unterstrich in
                                                                                                                              diesem Kontext, dass etwa die Zusammenarbeit
                                                                                                                              mit Indien eine immer größere Bedeutung ein­
                                                                                                                              nehme – gerade in der für sein Unternehmen
Tauschten sich über aktuelle Themen aus: (v.l.) Burkhard Braach (Sparkasse Siegen), Klaus Gräbener (IHK Siegen),
                                                                                                                              relevanten Branche des Maschinen­ und Anla­
Dr. Gertrud Traud (Landesbank Hessen­Thüringen) und Ausschussvorsitzender Rainer Dango.
                                                                                                                              genbaus. Diese Einschätzung erfuhr breite Zu­
„Der Brexit ist noch gar nicht da, aber seine             de. Die Folgen seines Handelns seien weltweit                       stimmung unter den Vertretern des Ausschusses.
realwirtschaftlichen Konsequenzen sind schon              offenkundig.                                                        Rainer Dango ergänzte seine eigenen Erfahrun­
jetzt zu spüren“, unterstrich Dr. Gertrud Traud,                                                                              gen auf dem indischen Markt und bestätigte,
Chefvolkswirtin der Landesbank Hessen­Thü­                Für die heimische Wirtschaft werde sich indes                       dass das Land auch für seine Firma eine wach­
ringen, bei der jüngsten Sitzung des Außenwirt­           insbesondere der Zeitgeistwandel in der Auto­                       sende Relevanz besitze.
schaftsausschusses der Industrie­ und Handels­            mobilbranche zu einer Herausforderung entwi­
kammer Siegen (IHK). Die Mitglieder trafen sich           ckeln. Die derzeit auf Verunsicherung basieren­                     Jens Brill, Leiter des Außenhandelsressorts der
in den Räumlichkeiten des Gründerwerks der                de Kaufzurückhaltung sei ein durch Politik und                      IHK Siegen, brachte anschließend noch weitere
Sparkasse Siegen. In ihren Ausführungen the­              Automobilindustrie „weitgehend hausgemach­                          aktuelle Themen zur Sprache, unter anderem die
matisierte die Gastreferentin verschiedene poli­          tes Problem“, konstatierte Ausschussmitglied                        leidige Diskussion über die sogenannte A1­Be­
tische und wirtschaftliche Entwicklungen sowie            Markus Schaumburg. Der Geschäftsführer der                          scheinigung, die Unternehmen im Fall einer Mit­
deren mittel­ und langfristige Folgen für die             GEDIA Automotive Group aus Attendorn merkte                         arbeiterentsendung ins Ausland ausfüllen müs­
Betriebe des heimischen Kammerbezirks: „Sie               an, dass der Einfluss der rückläufigen Automo­                      sen. Die Regelung sorgt für großen Unmut unter
vertreten eine sehr industriestarke Region mit            bilproduktion auf die europäische und vor allem                     den Verantwortlichen heimischer Firmen. Frie­
vielen erfolgreichen Unternehmen“, beschei­               die deutsche Wirtschaft gravierend sei. Gertrud                     der Spannagel, Geschäftsführer der in Siegen
nigte Traud zunächst ihrem Auditorium. Doch               Traud pflichtete dem Unternehmer bei.                               ansässigen Gontermann­Peipers GmbH, verwies
auch für die hiesigen Firmen seien die Spannun­                                                                               darauf, dass vor allem Österreich und Frankreich
gen im internationalen Geschehen ein enormes              Trotz aller vorhandenen Schwierigkeiten appel­                      das Reglement sehr streng auslegten. IHK­
Risiko.                                                   lierte die Referentin, die Sachlage differenziert                   Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener fand deut­
                                                          und ohne Hektik zu betrachten. In Deutschland                       liche Worte: „Was hier passiert, ist das Gegenteil
Die Ökonomin identifizierte das im Sommer                 herrsche zurzeit zweifelsfrei „eine Industrie­Re­                   von Bürokratieabbau.“ Die beiden EU­Abkom­
2016 durchgeführte Referendum der Briten über             zession“. Der in erster Linie durch den Immobi­                     men mit Südamerika und Vietnam indes betref­
den Austritt aus der Europäischen Union und die           lienmarkt getriebene Aufschwung sei jedoch                          fen die hiesigen Unternehmen bislang allenfalls
wenige Monate später erfolgte Wahl Donald                 noch nicht vorbei: „Wir gehen davon aus, dass                       sekundär.
Trumps zum Präsidenten der Vereinigten Staa­              die Wachstumsrate von 0,6 % für das Jahr 2019
ten als Kernauslöser der vielfach ersichtlichen           das Tief markiert und es im kommenden Jahr                          Welche primäre Rolle hingegen das am Rande
Verunsicherung. Die Auswirkungen auf die Kon­             wieder bergauf geht“, ordnete Traud ein.                            der Oberstadt gelegene Gründerwerk der Spar­
junktur und die Aktienmärkte seien erst mit                                                                                   kasse Siegen in den kommenden Jahren für die
einer gewissen zeitlichen Verzögerung augen­              Deutschland müsse dennoch aufpassen, im in­                         gesamte Region einnehmen werde, erläuterte
scheinlich geworden. Nachdem sich die expan­              ternationalen Vergleich nicht den Anschluss zu                      Burkhard Braach, Vorstand des Kreditinstituts.
sive Fiskalpolitik Trumps 2017 positiv auf die            verlieren. „Alle anderen Länder sprechen von                        Vor nunmehr sechs Monaten gegründet, habe
Weltkonjunktur ausgewirkt habe, hätten die ab             Steuersenkungen und setzen diese auch um. Das                       der neue Kristallisationspunkt für Start­up­Ak­
2018 verhängten Zölle diese belastet. Der oft­            ist auch in der Bundesrepublik zwingend erfor­                      tivitäten bereits mehr als 1500 Besucher angezo­
mals unberechenbar anmutende Präsident störe              derlich. Mein Appell: Beschweren Sie sich wieder                    gen: „Wir können gemeinsam mit unseren Kun­
sich merklich daran, dass sich China an der               mehr!“ Dieser Aufforderung kam der Ausschuss­                       den lernen, was Zukunft bedeutet – und diese
Schwelle zur größten Wirtschaftsnation befin­             vorsitzende Rainer Dango, geschäftsführen­                          dann gemeinsam gestalten.“ !
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14          Nov 19     Wirtschaftsreport

Container­Terminal Südwestfalen
EEW profitiert von Umschlaganlage in Kreuztal
                                                                                                             gewinnenden Klimaschutzes wichtig, weniger
                                                                                                             CO2 zu verbrauchen. Der Kombinierte Verkehr
                                                                                                             ermögliche eine Minderung des Treibhausgases
                                                                                                             um zwei Drittel gegenüber dem alleinigen Weg
                                                                                                             über die Straße. Nicht zuletzt schlage die Neu­
                                                                                                             orientierung natürlich auch finanziell zu Buche,
                                                                                                             ergänzt Moritz Jung, der bei EEW für den Be­
                                                                                                             reich Marketing verantwortlich ist: „Wenn wir
                                                                                                             die Schiene benutzen, müssen wir dementspre­
                                                                                                             chend keine Transitgebühren zahlen. Zudem
                                                                                                             agiere die Firma nun deutlich effizienter, da sie
                                                                                                             pro Fahrt vom Container­Terminal 17 % mehr
                                                                                                             Ladung transportiere als mit dem Lkw. „Dadurch
                                                                                                             sparen wir über den gesamten Zeitraum unseres
                                                                                                             Großprojektes etwa 700.000 € in der Fracht
                                                                                                             ein“, verdeutlicht Ingo Roth. Auch die sonn­ und
                                                                                                             feiertäglichen Fahrverbote entfielen auf der
                                                                                                             Schiene.

                                                                                                      EEW
Das Container­Terminal in Kreuztal bietet EEW eine enorme Erleichterung beim Warentransport.                 Zwar sei das Unternehmen auch schon vor der
                                                                                                             Eröffnung der hochmodernen Anlage in Kreuztal
Im Mai dieses Jahres offiziell eröffnet, hat sich      modaler Schienenverkehre in Europa. Durch das         intermodal unterwegs gewesen. Jedoch habe
das Container­Terminal Südwestfalen bereits            Terminal eröffnen sich zahlreichen heimischen         man seinerzeit auf die deutlich weiter entfern­
jetzt absolut bewährt. Die moderne Umschlag­           Firmen bisher ungeahnte Perspektiven und              ten Terminals in Kassel und Köln zurückgreifen
anlage für Kombinierten Verkehr (KV) in Kreuz­         Chancen.                                              müssen. Dass sich dann in diesem Jahr die neue
tal bietet hervorragende Möglichkeiten für eine                                                              Perspektive im Siegerland ergab, habe sich als
dauerhafte Entlastung der Straßen. Beim Be­            Zu den Profiteuren zählt die Erndtebrücker            echter Glücksfall erwiesen. „Für uns kam das
trieb steht der KSW Kreisbahn Siegen­Wittgen­          Eisenwerk GmbH & Co. KG (EEW). Die Wittgen­           Ganze genau zum richtigen Zeitpunkt“, konsta­
stein GmbH die Kombiverkehr Deutsche Gesell­           steiner arbeiten seit März 2018 an einem Groß­        tiert Moritz Jung. Da die Premierenstrecke exakt
schaft für kombinierten Güterverkehr GmbH &            projekt, das nun kurz vor dem Abschluss steht:        in die für EEW relevante Richtung verlaufe, sei
Co. KG mit Sitz in Frankfurt am Main zur Seite.        Am heimischen Standort fertigen sie hochtech­         die Entscheidung, zu partizipieren, schnell ge­
Das Unternehmen verfügt über enormes Know­             nologische Leitungsrohre, die für eine Unter­         fallen.
how in der Organisation und Vermarktung inter­         wasser­Gas­Pipeline im Nahen Osten vorgese­
                                                       hen sind. Diese verbindet eine Offshore­Plattform     Der konkrete Ablauf hat sich in den vergangenen
                                                       mit dem Festland. Insgesamt 13.000 Rohre              Monaten bereits sehr gut eingespielt. Geschul­
                                                       – umgerechnet 158 km – produzieren die Ver­           tes Fachpersonal verlädt die für den Nahen Os­
                                                       antwortlichen über den Projektzeitraum von 22         ten gedachten Rohre in Erndtebrück. Danach
                                                       Monaten hinweg. Für eine besondere Betonbe­           fährt der Lkw bis Kreuztal. Dort gilt es, den kom­
                                                       schichtung der Rohre ist ein Unternehmen aus          pletten Sattelauflieger zu verladen. Die La­
                                                       der norditalienischen Stadt Adria verantwort­         dungssicherung bleibt dabei vollends unange­
                                                       lich.                                                 tastet – ein ausschlaggebendes Argument,
                                                                                                             denn so können die Verantwortlichen das Scha­
                                                       An diesem Punkt kommt für EEW das Contai­             denspotenzial minimieren. „Bisher hat es beim
                                                       ner­Terminal ins Spiel, wie Logistikleiter Ingo       Wareneingang noch keine einzige Reklamation
                                                       Roth unterstreicht. Das Unternehmen fahre die         gegeben“, freut sich Ingo Roth. Insgesamt fällt
                                                       Ware per Lkw zur Umschlaganlage und verlade           sein Fazit zum Container­Terminal Südwestfa­
                                                       sie dort entsprechend. „So ist es möglich, etwa       len nach einem halben Jahr sehr positiv aus:
                                                       85 % der Gesamtstrecke bis Venetien auf der           „Für uns ist es ein perfektes Paket: die richtige
                                                       Schiene zurückzulegen – für uns ein enormer           Strecke zur richtigen Zeit, verbunden mit erheb­
                                                       Gewinn in vielerlei Hinsicht.“ In erster Linie sei­   lichen Einsparmöglichkeiten.“ Das derzeitige
                                                       en die rein logistischen Auswirkungen nicht zu        Projekt für die Unterwasser­Pipeline läuft in
                                                       übersehen. So gelinge es, die Verkehrsbelastung       einigen Wochen aus. Sollte die Umschlaganlage
                                                       auf den Straßen signifikant zu senken und somit       in Zukunft weitere Strecken zu für die Wittgen­
                                                       Staus zu reduzieren. Darüber hinaus sei es gera­      steiner attraktiven Zielgebieten offerieren, sind
                                                       de vor dem Hintergrund des stetig an Bedeutung        weitere Zusammenarbeiten geplant. !
Wirtschaftsreport                      Nov 19                  15

Umfrage zum Azubi­Ticket
„Mehr Strecken und höherer
Takt sind Voraussetzung“
                                                               2$0 ,
16           Nov 19     Wirtschaftsreport

MAPPEI­Organisationsmittel
Erneut zum Office Star gekürt
Zum wiederholten Male stand die MAPPEI­Orga­             orientierte Beratung, die schnellen Lieferzeiten                   sorgen, nach verschiedenen Service­ und Leis­
nisationsmittel GmbH & Co. KG aus Siegen ganz            und die Betreuung der Bestandskunden wussten                       tungsmerkmalen sowie Aspekten der Kundenbin­
oben auf dem Siegertreppchen. In einer Leserum­          zu überzeugen. „Der erneute Spitzenplatz bestä­                    dung. Ein speziell entwickelter Korrekturfaktor
frage der Fachzeitschrift working@office und des         tigt unseren hohen Qualitätsanspruch“, unter­                      macht unterschiedliche Branchen miteinander
unabhängigen Umfrageinstituts Service Value              streicht Geschäftsführer Jürgen Jung. Die Befrag­                  vergleichbar. MAPPEI behauptete sich gegenüber
überzeugte nicht nur die durchdachte Ablageme­           ten bewerteten Hersteller und Dienstleister, die im                zahlreichen anderen Marktführern mit dem besten
thode für Papierdokumente. Vor allem die kunden­         Büroalltag für einen reibungslosen Arbeitsablauf                   Ergebnis für Serviceorientierung. !

Botschafter für den Klimaschutz
„Energie-Scouts“ ausgezeichnet
                                                                                                                            der Betriebskultur seither eine ganze Menge ver­
                                                                                                                            ändert habe. Genau diesen Aspekt hob die Jury
                                                                                                                            um Organisator Roger Schmidt (IHK Siegen), Julia
                                                                                                                            Reifenrath (EnergieAgentur.NRW) und Markus
                                                                                                                            Schumacher (Effizienz­Agentur NRW) hervor.
                                                                                                                            Die Experten attestierten dem Vorhaben der Bur­
                                                                                                                            bacher ein hohes Maß an Praktikabilität und Vor­
                                                                                                                            bildcharakter für andere Firmen.

                                                                                                                            Auf dem zweiten Rang landeten die Auszubil­
                                                                                                                            denden der GEDIA Automotive Group aus Atten­
                                                                                                                            dorn, die ebenfalls sehr praxisorientiert agier­
                                                                                                                            ten. Sie fanden heraus, dass ihr Unternehmen
                                                                                                                            durch eine konsequente Reduzierung des Papier­
                                                                                                          Carsten Schmale

                                                                                                                            verbrauchs beim Etikettendruck erhebliche Res­
                                                                                                                            sourcen einzusparen vermag. Auch die Gruppe
                                                                                                                            der in Neunkirchen ansässigen SCHÄFER Werke
                                                                                                                            GmbH überzeugte die Jury. Ihr Vorhaben legte
Das Team der IPG Laser GmbH aus Burbach erzielte den ersten Platz beim Abschlussworkshop der „Energie­Scouts“.
                                                                                                                            dar, wie durch eine Temperaturminderung der
Neun von zehn Unternehmen in der Bundesre­               Arbeiten vor. Eine fachkundige Jury sowie die                      Wärmewagen die Energiekosten im Bereich der
publik befürworten zusätzliche Maßnahmen                 Teilnehmer der jeweils anderen Gruppen bewer­                      Behälterfertigung zu senken sind. Moderator
beim Klimaschutz. Diese Zahl geht aus einer ak­          teten abschließend die Vorträge und Konzepte.                      Patrick Kohlberger von der IHK Siegen würdigte
tuellen Befragung des DIHK hervor. Wie Betriebe                                                                             die siegreichen Projekte, aber auch alle weiteren
ganz konkret etwas bewirken und zielführende             Den ersten Platz erzielte das Team der IPG Laser                   vorgestellten Maßnahmen. Als besonders impo­
Vorhaben umsetzen können, stellten nun erneut            GmbH aus Burbach. Es hatte sich dem Thema                          sant stufte er ein, dass sich viele der Arbeiten
die Teilnehmer des Projektes „Energie­Scouts“            Umweltschutz unter dem markanten Projekttitel                      betriebsintern bereits in der Umsetzung befän­
unter Beweis. Zum zweiten Mal hatte die Indus­           „Verbrenne Kalorien statt Strom“ gewidmet und                      den und es den Mitwirkenden gelungen sei, als
trie­ und Handelskammer Siegen (IHK) eine sol­           dabei die gesamte Belegschaft in seiner Firma                      Botschafter innerhalb des eigenen Unterneh­
che Workshop­Reihe im Rahmen der Mittel­                 begeistert. Die Auszubildenden untersuchten das                    mens für die Themen Energie­ und Ressourcen­
standsinitiative Energiewende und Klimaschutz            Energieaufkommen im laufenden Arbeitsalltag                        effizienz zu sensibilisieren.
durchgeführt – wie schon bei der Premiere im             und analysierten, wie effizient sich der Strom­
Vorjahr mit einer sehr positiven Resonanz: Mehr          verbrauch – speziell in Bezug auf die Verwen­                      Neben den drei bestplatzierten Teams und einer
als 40 Auszubildende aus dem Kammerbezirk                dung des Aufzuges – sowie dadurch letztlich die                    Formation der gastgebenden Krombacher Brau­
eigneten sich in den vergangenen Monaten fun­            Kosten reduzieren lassen. Sie motivierten ihre                     erei Bernhard Schadeberg GmbH & Co. KG ha­
diertes theoretisches Wissen an und setzten in           Kollegen, häufiger die Treppe zu wählen. Dies ist                  ben sich Teilnehmer folgender Betriebe am
kleinen Übungen das Erlernte um. Durch eigene            eine Entscheidung mit gleich mehreren Effekten,                    Abschlussworkshop beteiligt: Heinrich Eibach
Projekte machten sie sich in der Folge auf die           wie die Vortragenden eindrucksvoll zu schildern                    GmbH, SSI Schäfer – Fritz Schäfer GmbH, Georg
Suche nach entsprechenden Einsparpotenzialen             wussten. Sowohl auf die Gesundheit der Be­                         Menshen GmbH & Co. KG, KAF Falkenhahn
und zukunftsweisenden Pfadänderungen im ei­              schäftigten als auch auf die finanzielle Bilanz                    Unternehmensgruppe, Hering GmbH & Co. KG,
genen Unternehmen. Bei der Abschlussveran­               und im Hinblick auf die Nachhaltigkeit wirke sich                  Slawinski & Co. GmbH. Bereits im kommenden
staltung in den Räumlichkeiten der Krombacher            ein solches Umdenken aus. Dem Auditorium beim                      Jahr wird die IHK Siegen die nächste Auflage der
Brauerei stellten die Nachwuchskräfte ihre               Abschlussworkshop versicherten sie, dass sich in                   „Energie­Scouts“­Reihe organisieren. !
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