Alpenverein Graz Nachrichten - u.v.m - 2/2019 www.alpenverein.at/graz
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Alpenverein Graz 2/2019 Nachrichten www.alpenverein.at/graz erge h idie B n n dlic l tf r eu m w e U ta n d V o rs us er g h a Neu b en b er t e S tu Upd a .v.m . u
Herzlich willkommen bei uns! ✔ Versicherung / www.alpenverein.at/versicherung ✔ Kletterhallen ✔ Verleih von Alpinausrüstung Deiner Mitgliedschaft ✔ Wetter & Tourenplanung ✔ Rabatte bei Vorteilspartnern beim Alpenverein ✔ Ermäßigung auf Hütten ✔ Ausbildung für Bergsportler VORTEILE ✔ Einsatz für den Natur- und Umweltschutz ✔ Karten, Bücher und Magazine ✔ umfangreiches Jugend- und Familienprogramm Alle Details unter www.alpenverein.at/vorteile. Hypo Steiermark Pro Fit Aquatic Fitness erhältst du zahlreiche ERMÄSSIGUNGEN Gigasport Nova Spa Graz Northland Als Mitglied Bergfuchs Your Target Inhalt siehe: https://www.alpenverein.at/graz/service/Kooperationen/index.php Alpentherme Gastein Bergwelten Tauern Spa und Zerum Hypoxia Medical Center SunnyBAG Bergsteigerdörfer CEWE FOTOBUCH Sportgigant Artrock VORTEILSPARTNER JUFA Hotels WOOFSHACK Zerum Österr. Jugendherbergswerk Vertragshäuser Hyphen Sports Physiotherm jollydays Grimming Therme österreichweite 4betterdays.com Panoramaknife COOEE Alpin Hotels alpensepp.com Therme Laa TOMTOM Outdoor Adventure GPS Uhr Weitere Aqua Dome ELECTRIC-WAYS SFA Sprachreisen Ompura 2 www.alpenverein.at/vorteilspartner Alpenverein Graz, Nachrichten 2/2019
Liebe Mitglieder, liebe Freunde, BITTE VORMERKEN EINLADUNG zum WANDERN! das vorliegende Heft widmet sich dem Schwerpunktthema „Umweltfreundlich in die Berge“. Dazu haben Günter Aufer- Wir planen unser diesjähriges Schöcklfest, bauer, Roswitha Tambour und Adi Reiter jeweils einen Arti- beim Stubenberghaus, kel gestaltet. Lasst euch inspirieren! am Sonntag, 29. September 2019 und Hervorheben möchten wir außerdem den Brief unseres neu- freuen uns wiederum, wenn viele Mitglieder en Ersten Vorsitzenden, Günter Riegler, sowie das Update mit uns wandern und kommen! zur Spendenaktion für unser Stubenberghaus am Schöckl. Vielleicht schaffen wir es zudem, noch weitere Wanderun- Alles Weitere entnehmt bitte dem Inhaltsverzeichnis. Tou- gen zu anderen Hütten an diesem Tag gemeinsam mit der renberichte, Veranstaltungstipps, Tourentipps und vieles WOCHE Steiermark zu organisieren. mehr warten. Konkrete Infos dazu folgen in Kürze auf unserer Website Wir wünschen viel Freude beim Lesen der vorliegen- und liegen dann auch in unserer Geschäftsstelle auf. den Ausgabe unserer Alpenvereinsnachrichten und beenden das Vorwort diesmal gleich mit einer Euer AV-Redaktionsteam persönlichen Einladung Inhaltsverzeichnis TOP-Thema „Umweltfreundlich in die Berge“ Schladminger-Tauern-Höhenweg.................................................................................................................................................... 4 Mit Rad und Bahn vom Raabtal ins Murfeld................................................................................................................................. 7 Mit Rowitha Tambour mit Bus und Bahn in die Berge............................................................................................................... 7 Brief des Ersten Vorsitzenden .................................................................................................................................................................8 100 Jahre Österreichische Alpenvereinsjugend...................................................................................................................................9 Diran – 50 Jahre danach..........................................................................................................................................................................10 Fitnessprogramm.....................................................................................................................................................................................17 Tourenprogramm.....................................................................................................................................................................................18 Klettern im City Adventure Center Graz............................................................................................................................................21 Update Dachsanierung Stubenberghaus..............................................................................................................................................22 Der Alpenverein und das Mountainbiken...........................................................................................................................................23 Ankündigungen: Bergandacht der Religionen...................................................................................................................................25 Inhalt Ankündigungen: Inselhüpfen Kroatien..............................................................................................................................................25 Naturkunde: Neophyten.........................................................................................................................................................................26 Steckbrief...................................................................................................................................................................................................27 Tourentipp: Großer Weg über das Tote Gebirge................................................................................................................................28 Skitouren, Skitouren, Skitouren...........................................................................................................................................................30 Bücher.........................................................................................................................................................................................................31 Frühjahrsputzaktion der Alpenvereinsjugend Graz.........................................................................................................................32 Ausblick......................................................................................................................................................................................................35 Allgemeiner Hinweis für die Tourenplanung „Bitte, Schneelage beachten! Infolge zögerlicher Schneeschmelze in höheren Lagen können dort situierte Steige, Wege und Übergänge mitunter nur erschwert oder eingeschränkt passierbar sein. Das Queren auf Hartschneefeldern – Ach- tung! Absturzgefahr! – erfordert grundsätzlich hochalpine Ausrüstung. Zu aktuellen Wegverhältnissen nachfragen auf Schutzhütten." Foto am Cover: Aus dem Preuneggsattel, 1955 m, über den Oberen Giglachsee Richtung Rotmandlspitze, 2453 m, und Sauberg, 2520 m. (c) Günter Auferbauer Alpenverein Graz, Nachrichten 2/2019 3
Einfach klassisch – klassisch einfach: Der Schladminger-Tauern-Höhenweg Aich-Assach – Obertauern Die flächenmäßig größte Gebirgs- ÖV-affine Logistik Von Ost nach West gereiht, passen fol- gruppe der Ostalpen sind die Niede- Vorab: Um Schladming und Haus im gende Bus-Endhaltestellen und Stütz- ren Tauern; innerhalb dieser sind die Ennstal wird das landesweit best- punkte gut zusammen: Schladminger Tauern die populärste organisierte ÖV-affine Transportsys- • „Gössenberg Parkplatz Steirischer Berggruppe. Deren Hauptkamm tem angeboten. Mit stabilem Preis- Bodensee“ und Hans-Wödl-Hütte; verläuft, in West-Ost-Richung, von Leistungs-Verhältnis, „Schladming- • „Riesachfall“ und Preintalerhütte, der Obertauern-Passhöhe (Salzburg) Dachstein-SommerCard“ inklusive. Gollinghütte, Landawirseehütte; zum Sölkpass (Steiermark). Fünf Buslinien, fünf Seilbahnen und • „Eschachalm“ und Keinprechthütte, Die klassische Transversale, der das „Taxi Heli“ bedienen geläufige Landawirseehütte, Ignaz-Mattis-Hütte; „Schladminger-Tauern-Höhenweg“, Touren-Ausgangspunkte bzw. Touren- • „Hopfriesen“ und Ignaz-Mattis- wird westwärts begangen: von Aich- Endpunkte. Im Sommer 2019 verkeh- Hütte, Giglachseehütte; Assach in Richtung Obertauern. ren die Busse der Planai-Gesellschaft • „Ursprungalm“ und Giglachseehüt- Acht Teilstrecken verbinden von ab dem 29. Mai bis einschließlich 13. te, Ignaz-Mattis-Hütte, Oberhütte Schutzhütte zu Schutzhütte. Alle lo- Oktober. Auf der Bodensee-Linie (Li- am See; gistisch relevanten Zusammenhänge nie 976) gilt der Verbund-Tarif ab 1. Juli • „Obertauern Passhöhe“ und Ober- sind im Wanderführer „Schladmin- 2019. Fahrkarten können durchgängig hütte am See, Ursprungalm, Gig- ger-Tauern-Höhenweg“ beschrieben. gebucht werden. lachseehütte. Schladminger-Tauern-Höhenweg • Die klassische Strecke: Aich-Assach – Obertauern Liezen Selzthal D a c h s t e i n g e b i r g e eB 320 Graz raß Regiobus 976 Stein t Ramsau am Dachstein Haus im Ennstal Aich-Assach 698 694 Grafenwirt E n n s tals an der Enns t a l Gröbming Regiobus 900 902 972 n n s i Ennstalbahn Pruggern Haus • H O b e r e s - 973 974 976 - E H i 774 H Hauser-Kaibling-Bahn Tälerbus 946 e B 320 Schladming • Schladminger- Seew raß Bahnhof Tauern- l alst Pichl bei Seehöhe 739 m • Schladminger- ta nnst Mandling Tauern-Bahn Höhenweg Bischofshofen E ahn • Schladming igta stalb • i • H Planet • Enn Gleiming Rohrmoos Planai 1840 Taxi Regiobus 976 • Endhaltestelle Gössenberg lk l H Scharfetter Heli Krummholzhütte• Moar- 1330 Pla K l e i n s ö Radstadt • 832 Gipfelbahn- H nai H Parkplatz Steirischer Bodensee Talstation We Forstau st S• Schladminger Hauser alm Stangl- 1143 Seewigtalstüberl • 1118 Hütte h 1157 Forellenhof Untertal uttle Kaibling 2016 alm n Verkehrsverbund H • felbah Dorf 1906 Steirischer Bodensee Steiermark TOP-Thema Strickbrücke Planai Rossfeldsattel Gip Zonengrenze: Radstadt Hoch- Moaralm- 1528 Hans-Wödl-Hütte 1097 H wurzen- U nte Seescharte see Hüttensee rta Mauts Ta Höchstein Fo Regiobuslinien (Auswahl) hütte l 1672 Obersee Preu negg Ob 2543 Filz- ura 280 Radstadt – Obertauern ... 1849 rst a scharten )( 2347 Neualmscharte traße 900 Stainach – Schladming Wilde ert Hochwildstelle chtal ) ( 1792 Regiobus 974 Wasser 2747 902 Schladming – Radstadt utal Latterfußsattel Riesachfall H Höll Riesach- al 972 Schladming – Ursprungalm Wildlochscharte tal Almgasthaus ) ( 2460 Tälerbus 946 1079 see 973 Schladming – Eschachalm Schaubergwerk 1062 H Breitlahnhütte 974 Schladming – Riesachfall Regiobus 280 Taxi Bromriesen H Hopfriesen Untere Regiobus 972 1657 Preintalerhütte 1070 Klafferscharte 976 Schladming – Steir. Bodensee Ursprungalm H Regiobus 973 2286) ( Sonntagskarseen 1604 Ignaz- Zeichenerklärung H Untertauern 1383 Eschachalm Klaffer- Waldhorn Vögeialm Mattis- Giglach- Hütte Rotmandl- 1010 H 2326 Bahnhof samt spitze 2453 1213 Eschachhütte kessel ) ( 2283 2702 ) ( Rettingscharte N a t u r p a r k Bushaltestelle und Steirische see- 1986 1641 ) ( 2681 P+R Kalkspitze 2459 hütte 1955 - Keinprecht- Gollinghütte hütte 2237 Gollingscharte 2618 Greifenberg horn- Wald- Kieseck Schwarzensee S ö l k t ä l e r H Bushaltestelle Oberhütte 1869 ( Giglachn 1872 2326 törl )( e )( )( Oberhüttensee s e 2303 Gollingwinkel )( Wegpunkt, Weggabel 1866 )( )( Seekarscharte 2471 2437 ) ( 1985 ) ( Sattel, Scharte 2022 ) ( Lungauer 2059 Vettern- Landawirsee- 2862 Seekarspitze Znach- 2442 Einkehrstätte 2350 Kalkspitze sattel scharte Zinkwand hütte Hochgolling e r n Schutzhütte Grünwaldsee Seekar Zinkwand- Landawirseen Hundsfeldsee T a u Gasthof Durchgang Obertauern i Schladminger- S c h l a d m i n g e r )( H Gipfel Tauern- 2862 Seehöhe Passhöhe 1738 Höhenweg Regiobus 280 Radstädter Tweng Weißpriachtal Lignitztal Göriachtal Lessachtal 3,75 km e e i t Mauterndorf Mariapfarr Tamsweg Tauern St. Michael im Lungau Tamsweg T a jeweils Tälerbus n n s G. Auferbauer u e r n - S o © 2019 4 Alpenverein Graz, Nachrichten 2/2019
Schladminger-Tauern- Höhenweg Von Aich-Assach nach Obertauern Günter und Luise Auferbauer Planai Regionalbus 974, Untertal, Bus-Endhaltestelle Riesachfall Touren und Strecken-Kombinatio- scharten – Höchstein, 2543 m – Kal- nen sonder Zahl tenbachschulter – Neualm – Prein- Voran steht die Hans-Wödl-Hütte. talerhütte. Unabhängig davon, ob die Tourenwo- Vorschlag zu einer Fünf-Tage-Tour che am Hauser Kaibling beginnt oder 1. Tag: Anreise. Ab der Bahnhaltestelle in Aich oder am Steirischen Bodensee: Aich-Assach bzw. Bushaltestelle „Aich Am Schladminger-Tauern-Höhenweg Grafenwirt“ oder ab der Bus-Endhalte- Von den Bergstationen sind etliche dient die Hans-Wödl-Hütte als der ers- stelle „Gössenberg Parkplatz Steirischer Schutzhütten bzw. Stützpunkte er- te Stützpunkt in Gehrichtung Prein- Bodensee“ zur Hans-Wödl-Hütte (Ü). reichbar: talerhütte, Klafferkessel, Gollinghütte 2. Tag: Hans-Wödl-Hütte – Neualm- • Von der „Schladminger-Tauern- usw. scharte – Hochwildstelle, 2747 m – Seilbahn“ der Berggasthof Scharfet- Akklimatisationstouren und Vari- Trattenkar – Preintalerhütte. Oder ter, die Krummholzhütte, das ante samt Höchstein über die Neualmscharte direkt zur Schutzhaus Kaiblingalm sowie die „Sepp Schweigers Schnuppertouren“ Preintalerhütte (Ü). Hans-Wödl-Hütte und die Prein- leiten ab der Hans-Wödl-Hütte zur 3. Tag: Entspannend ist ein Ausflug zu talerhütte. Zusätzlich verkehrt die Pfannseehöhe, 2080 m, zusätzlich den Sonntagskarseen, eventuell samt Achter-Gondelbahn, die anschlie- Richtung Filzscharten und Höchstein, der Rettingscharte. Oder in das Läm- ßende Sesselbahn verbindet bis auf 2543 m. merkar, Richtung Kapuzinersee, Wald- Höhe des Senders (Mo, Mi, Do, So). Übergang, von Hütte zu Hütte, samt horntörl. Zurück zur Preintalerhütte Höchstein: Hans-Wödl-Hütte – Filz- (Ü). • Von der „Hochwurzen-Gipfelbahn“ TOP-Thema die Hochwurzenhütte, der Hoch- wurzen-Höhenweg Richtung Ig- naz-Mattis-Hütte, Giglachseehütte oder Ursprungalm. • Im Sommer 2019 wird die Planai- bahn neu errichtet. Ersatzweise verkehrt ab Schladming die Berg- bahn „Planai West“. Ab deren Berg- station (auf Höhe der Mautstelle am Fastenberg) verkehren Shuttlebusse zum Hotel „Planaihof“; nahe davon Fotos: © Günter Auferbauer steht die Schladminger Hütte, 1828 m. Kurz ist der Weg zum Gipfel- kreuz auf der Planai – zugleich öffnen sich Überblicke zum Kern- bereich der Schladminger Tauern. Im Klafferkessel. Blickrichtung Steinkarhöhe (2380 m), Untere Klafferscharte (2280 m) Alpenverein Graz, Nachrichten 2/2019 5
4. Tag: Die Königsetappe, Preintaler- hütte – Klafferkessel – Greifenberg, 2618 m – Gollinghütte (Ü). 5. Tag: Von der Gollinghütte Richtung Hochgolling, 2862 m. Vom individu- ellen Wendepunkt absteigen zur Gol- linghütte und zur Bushaltestelle „Rie- sachfall“. Rückreise. Hans-Wödl-Hütte, 1528 m, und Hochwildstelle, 2747 m Die Keinprechthütte, 1872 m Westwärts, im Zeitraffer. Über die Gollingscharte zur Landawirseehütte. Preintalerhütte, 1657 m: E-Mail: ignazmattishuette@aon.at – Samt Scharnock, Pietrach oder Sam- ab 30. Mai bewirtschaftet; Wolfgang www.alpenvereinaktiv.com spitze zur Keinprechthütte. Durch die und Rita Höflehner, Tel. 0664-1448 Giglachseehütte; 1955 m: Zinkwand oder über die Rotmandl- 881; E-Mail: tonner@tonner.at – www. ab 8. Juni bewirtschaftet; Gerhard und spitze zur Ignaz-Mattis-Hütte bzw. preintaler.at Elisabeth Pekoll, Tel. 0664-9088 188; Giglachseehütte. Über die Lungauer Gollinghütte, 1641 m: E-Mail: info@giglachsee-huette.at – und die Steirische Kalkspitze samt ab 7. Juni bewirtschaftet; Hertha und www.giglachsee-huette.at (Bild: Seite 35) dem Meeregg zur Oberhütte am See. Herwig Reiter, Tel. 0676-5336 288; E- Oberhütte am See: Abschließend, eventuell samt der See- Mail: info@gollinghuette.com – www. ab 7. Juni bewirtschaftet; Franz und karspitze, zur Passhöhe in Obertauern. preintaler.at Julia Oberkofler, Tel. 0664-9169 728; Mit dem Bus nach Radstadt; Rückreise. Landawirseehütte, 1985 m: www.oberhuette.at Ende gut, alles gut. Der Schladmin- ab 9. Juni bewirtschaftet; Josef Schiestl, ger-Tauern-Höhenweg entlockt seinen Tel. 0676-7785 375; E-Mail: josef. Touren mit Auto, Bus und Zug Bewunderern den Vorsatz: „Bald kom- schiestl@gmx.net – www.landawirsee- Fahrplanauskünfte: men wir wieder.“ huette.com verbundlinie.at Keinprechthütte, 1872 m: Planai-Wanderbus: ab Mitte Juni bewirtschaftet; Erhard Bushotline 03687-22042 117 Fischbacher, Tel. 0664-4330 346; E- www.planai.at/wanderbus Aich-Assach – Obertauern: Mail: keinprechthuette@fischbacher- Taxi Heli: Von Hütte zu Hütte rohrmoos.at – www.keinprechthütte.at Anruftaxi, verkehrt planmäßig, Haus – Hans-Wödl-Hütte, 1528 m: Bitte, die Schneelage beachten! Moaralm – Haus; Tel. 0664-2004 444. ab 30. Mai bewirtschaftet; Sepp und Ignaz-Mattis-Hütte, 1986 m: Tourismus Haus-Aich-Gössenberg: Karin Schweiger, Tel. 0664-7638 908 – ab 8. Juni bewirtschaftet; Matthi- www.haus.at www.preintaler.at as Keinprecht, Tel. 0664-4233 823; Tourismus Schladming: www.schladming.com, sommercard.info. Park and Ride: vorteilhaft im Nahbereich von Bahn- höfen. Bitte, beim Rückholen des TOP-Thema Fahrzeugs beachten: Ab den Endhalte- stellen fahren Planai-Wanderbusse um spätestens zirka 16.45/17.00 Uhr in Richtung Schladming. Wanderportale: Mit Touren-Grafiken; Standorte, zu- gleich Treffpunkte: Hochwurzen- Bergstation, Hochwurzen-Talstation, Kraiter-Talbachklamm („Wilde Was- ser“), Obertal-Eschachalm, Ober- tal-Hopfriesen, Pichl-Freizeitsee, Planai-Bergstation, Reiteralm, Rohr- Fotos: © Günter Auferbauer moos-Zentrum, Seeleiten-Riesachwas- serfall, Untertal-Dorf, Ursprungalm u.a. Gipfelkreuz auf der Steirischen Kalkspitze (2459 m) Günter und Luise Auferbauer, Graz 6 Alpenverein Graz, Nachrichten 2/2019
Mit Rad und Bahn, vom Raabtal ins Murfeld Die Anreise dieser Radtour erfolgt den uns schon im Murfeld und gelan- umweltfreundlich: mit der S-Bahn. Ab gen nach Diepersdorf zum Murradweg dem Bahnhof Feldbach orientieren R2, bis hierher haben wir bereits 45 wir uns am gutbezeichneten Gnastal- km zurückgelegt. Die Weiterfahrt am Radweg Nr. 32, weiter geht es auf einer Murradweg führt vorbei am Murturm wenig befahrenen Straße, bald errei- (Bild), Röcksee bis nach Mureck. Hier chen wir den Ort Oedt. Nach kurzem entscheiden wir, ob wir mit dem Rad Anstieg und kurzer Abfahrt geht es bis Spielfeld weiterfahren oder vom rechts hinauf zum Angerberg und zur Bahnhof Mureck mit dem Zug die Gleichenberger Bahn, der wir bis zur Heimfahrt antreten. Mit dem Rad sind Haltestelle Gnas entlangfahren. Nun es noch ca. 15 km nach Mureck. Die gibt es eine kurze Abfahrt in den neu Murmühle lädt zu einer Rast ein. Dann gestalteten Ort Gnas, wo eine Rast geht es weiter bis zur Murfähre in Wei- eingeplant ist. Weiter über Feld- und tersfeld und durch einige kleine Orte Wiesenwege entlang dem Gnastal- nach Spielfeld. Hier ist die Rundtour Radweg. Es säumen hier viele interes- beendet. Die Freytag & Bernd Wan- Foto: © Adi Reiter sante Schautafeln den weiteren Weg derkarte Nr. 412 kann bei dieser Toure in Richtung Deutsch-Goritz, die zum sehr hilfreich sein. kurzen Verweilen einladen. Wir befin- Euer Radguide Adi Reiter Mit Roswitha Tambour mit Bus und Bahn in die Berge Nachdem ich über viele Jahre bei der wählt werden. So erleben wir manch Sektion Graz des Alpenvereins mit- schöne Überschreitung. wanderte und selbst über 40 Jahre Mit der Bahn zu reisen hat auch den AV-Mitglied bin, übernahm ich 2012 Vorteil, dass ich mich nicht auf den TOP-Thema die Wandergruppe meines Vorgängers Verkehr konzentrieren muss. Vielmehr Hans Hütter. Für diese Entscheidung, kann ich entspannt die Hin- und Rück- eine Wandergruppe zu übernehmen, fahrt genießen, mich mit den Mitwan- benötigte ich etwas Zeit, denn wenn, derern unterhalten, etwas lesen oder dann wollte ich es richtig machen! Und auch schlafen, ganz wie es für mich so wandere ich nun schon seit einigen passt! Daneben belaste ich auch die Jahren mit meiner Gruppe, was mir Umwelt viel weniger als mit dem PKW. Der einzige Nachteil meiner Wande- viel Freude und Spaß bereitet. Ich setze Wir wandern zu jeder Jahreszeit, also rungen ist, dass der Weg vom jeweiligen also die über fast 20-jährige Tradition auch im Winter, und nützen sehr gerne Bahnhof zum Beginn des eigentlichen "Mit Bus und Bahn in die Berge" fort. das vom Verkehrsverbund angebotene Wanderweges oft kein Wanderweg ist Die Wanderungen werden sehr gut an- FREIZEIT TICKET um 11.- Euro pro und bei meinen Erkundungen vorher genommen. Ein Grund dafür ist, dass Person! Es gilt das ganze Jahr über, an auch nicht immer leicht zu finden ist. Foto: © Roswitha Tambour durch die An- und Abreise mit öffent- Samstagen, Sonntagen sowie Feierta- Da fehlt es oft an Hinweistafeln. lichen Verkehrsmitteln die Wanderung gen auf Regionalzügen, Bus und Bim. Ich hoffe, ich habe Euch Lust gemacht, nicht dort enden muss, wo sie begon- Die Mitwanderer sind stets begeistert es auch einmal „Mit Bus und Bahn in nen hat. Vielmehr können der An- und und immer wieder kommen neue Leu- die Berge“ zu probieren. Ich freue mich Abstieg unabhängig voneinander ge- te dazu, was mich sehr freut! auf Euch. Roswitha! Alpenverein Graz, Nachrichten 2/2019 7
Begeisterung, Trittsicherheit und Teamgeist Brief des Ersten Vorsitzenden Liebe Bergfreunde, Eltern mitgegeben – nahezu jeden frei- en Samstag und Sonntag verbrachten am 12. März 2019 wurde in der Haupt- wir am Schöckl und auf vielen anderen versammlung der Sektion Graz ein Bergen des Grazer Berglandes und der neuer Vorstand gewählt. Das neue Vor- Obersteiermark. sitzteam besteht aus meiner Wenigkeit als erstem Vorsitzenden, aus Gudrun Beruflich bin ich seit 25 Jahren als Kreuzwirth als zweiter und aus Rein- Betriebswirt, Steuerberater und Wirt- hold Matejka als drittem Vorsitzenden. schaftsprüfer tätig – aktuell trage ich Gemeinsam mit dem Gesamtvorstand, hauptberuflich die Verantwortung für der sich insgesamt aus 26 ehrenamt- die Grazer Stadtfinanzen. Mit einigen Vorstand Vorsitzende ab März 2019 lichen Mitgliedern zusammensetzt, Vorstandsmitgliedern bin ich seit vie- chen Umbrüche eine besonders große werden wir die Verantwortung für die len Jahren befreundet – hier sind ins- Verantwortung dafür haben, dass wir Sektion Graz übernehmen und tragen. besondere Hanns und Christof Schell Menschen umsichtig und auf Nachhal- Helmut Kreuzwirth bleibt uns weiter- zu nennen, die ich seit der Schulzeit tigkeit besonnen mit unseren Lebens- hin im Vorstandsteam erhalten – er kenne, und deren Freundschaft mir grundlagen sorgfältig umgehen und möchte aber aus beruflichen Gründen sehr viel bedeutet. Gleiches gilt für das Gemeinsame – Teamgeist! – vor (viele Auslandsreisen!) etwas kürzer unseren bisherigen ersten Finanzre- das Trennende stellen. treten. Ich möchte ihm an dieser Stelle ferenten Fritz Möstl, mit dem ich seit für seinen Einsatz in den vergangenen meiner Schulzeit eng befreundet bin. Das Vorstandsteam und die Vorsit- Jahren namens des Vorstandes herzlich Gemäß meinen beruflichen Prinzipien zenden sind sich der großen Verant- danken! trete ich die neue Aufgabe mit Begeis- wortung bewusst. Wir werden in den terung und Teamgeist an. Trittsicher- nächsten Jahren mit Begeisterung und Gestatten, dass ich mich vorstelle: heit habe ich aus meiner bisherigen Teamgeist weiter für den Alpenverein, Mein Name ist Günter Riegler, ich bin Berg- und Managementerfahrung. seine Mitglieder, seine Hütten und verheiratet, habe eine Tochter und bin Wichtig sind mir die enge Abstim- Wege arbeiten! 53 Jahre alt. Im Vorstand bin ich schon mung mit meinen Vorstandskollegen seit 2011 – in früheren Vorstandsperi- Gudrun und Reinhold sowie dem ge- Ich wünsche Euch namens des Vorsitz- oden war ich unter anderem Finanzre- samten Vorstandsteam. Ich glaube, teams ein herzliches „Bergauf“! ferent und Schriftführer. Meine Liebe dass wir als Alpenverein in Zeiten des Vorstand zu den Bergen wurde mir von meinen Klimawandels und der gesellschaftli- Euer Günter Fotos: © AV Graz & Günter Riegler Vorstand ab März 2019 aus meiner Kindheit (am Schöckl) 8 Alpenverein Graz, Nachrichten 2/2019
100 Jahre Österreichische Alpenvereinsjugend Foto: © Anael Wirtl Vor gut einem Jahr hatten mein Seil- dann auch alle anderen Mitstreiter ein sieht Graz ganz anders aus, ungewohnt partner Lukas Zölss und ich die Idee und es kann endlich losgehen. und doch so schön. unsere Stadt kletterisch zu erobern. Nach und nach kommen auch alle an- Das Erste, was uns da einfiel, war na- Ich übernehme den Vorstieg und lege deren herauf und wir genießen die türlich das Lichtschwert vor der Oper. die ersten Bandschlingen. Der Stahl schöne Aussicht. Lukas und ich haben Nach vielen Mails und vielen Fragen, gibt besseren Halt als erwartet und zu aber noch etwas vor: Wir wollen ganz die geklärt werden mussten, bekamen meiner Überraschung gibt es auch kei- hinauf, bis zum Schwert. wir Anfang April tatsächlich die Ge- ne scharfen Kanten. Ich arbeite mich Dort angekommen ist das Gefühl des nehmigung für unser Unterfangen. recht schnell nach oben, die letzte Erfolgs noch stärker. Nach fast einem Bandschlinge ist befestigt und ich rich- Jahr Arbeit und viel Einsatz stehen wir 06. April 13:30: Ich bin vor Ort und te mich auf, um den wunderschönen nun direkt am Schwert und sind über- sperre alles ab. Um etwa 14:00 treffen Ausblick zu genießen. Von hier oben glücklich. Anael Wirtl Berichte & Erfolgsgeschichten Foto: © Eva Schrofler Foto: © AV Graz Erfolgreiche Bekletterung des Lichtschwerts am Next Liberty in Graz Alpenverein Graz, Nachrichten 2/2019 9
Diran, 7.266 m – Fünfzig Jahre danach Steil ragt der Schneegrat in den tief- stalten. War es 1966 der letzte Sieben- die ganze Ausrüstung und Bergver- blauen Himmel. Rudi führt diese Seil- tausender im Hauptkamm des Hindu- pflegung aus Österreich mitgebracht länge und wir müssen den Kopf ganz kusch gewesen, den Rainer und ich, werden. So war es üblich, sich einen schön in den Nacken legen, damit wir begleitet von meiner Frau, als Zweier- Kleintransporter zu besorgen, das Ge- ihn bei der Spurarbeit beobachten kön- team bestiegen, wollten 1968 Rudolf päck darin zu verstauen, eine Sperr- nen. Rainer und ich hoffen, dass nach Pischinger, Rainer Göschl und ich den holzplatte darüber zu legen, das Ganze dieser Seillänge die Plagerei endlich Kampire Dior, einen wunderschönen, mit den Schlafmatten zu polstern und ein Ende nimmt und wir am Gipfel noch jungfräulichen Siebentausender- dann Tag und Nacht anzureisen. Rudi angekommen sind. Wir steigen nach Gipfel in der Baturakette, nahe Gilgit, und ich waren berufstätig, nur Rainer und müssen enttäuscht zur Kenntnis versuchen. hatte als Student mehr Zeit. Ich hatte nehmen, dass der höchste Punkt auf aber das Glück, diese anstrengenden diesem überraschend großen und nun Kampire Dior, ein jungfräulicher Anreisen mit dem Auto und damit ver- folgenden flachen Gipfelplateau noch Gipfel in der Baturakette bundenen tollen Erlebnisse öfters im ziemlich weit entfernt ist. Der Abreisetag war mit 12. Juli fest- Laufe der Jahre machen zu können. gelegt. Rudis Gattin und meine Frau Ab der Mitte der Türkei gab es fast nur Zwei Tage zuvor verbrachten wir in un- erwarteten genau zu diesem Zeitpunkt Schotterstraßen, die wir mit geringem serem Lager II auf 5.800 m eine unru- Babys, deren Geburt wir natürlich ger- Tempo befahren mussten, da unser hige Nacht mit Sturm aus dem Süden. ne noch vor unserer Abreise miterle- VW-Bus für höhere Geschwindigkei- Dabei wurde viel Schnee verfrachtet, ben wollten. Unsere tapferen Frauen ten auf derartigen Rumpelpisten mit was uns jetzt am flachen Gipfelplateau waren aber einverstanden, dass wir zahllosen Schlaglöchern nicht ausge- viel Kraft kostet. Bis zu den Knien ein- dieses Bergabenteuer im fernen Hin- legt war. Dadurch hatte man aber das sinkend, spuren wir im späten Licht dukusch/Karakorum trotzdem unter- Glück, die Landschaft in wirklich be- über eine halbe Stunde zum höchsten nehmen sollten. schaulicher Fahrt genießen zu können Punkt hinauf. Wir fallen einander in Pünktlich, fast wie bestellt, erblickten und bei den vielen Zwischenstopps die Arme. Glücksgefühle überman- Rudis Bub Gerald und meine Tochter kam man mit den Einheimischen wun- nen mich, war es uns doch als kleines Andrea das Licht der Welt. So konn- derbar in Kontakt. Dreierteam gelungen, diesen Eisriesen ten wir uns zwar wehmütig, aber doch In allen Ländern, die wir durchquer- in nur 14 Tagen erstmals zu besteigen. erleichtert, verabschieden und auf die ten, wurden wir als Gäste willkommen Vier Expeditionen, auch große Teams, große Reise machen. Zu diesem Zeit- geheißen. Hass, überspitzte Religiosität hatten diesen Berg vergeblich vor uns punkt gab es nur sehr spärliche, tele- oder menschliche Ablehnung waren versucht. fonische Verbindungsmöglichkeiten, unbekannt. Wir fühlten uns auch nie kein Satellitentelefon, keine Flugret- unsicher. Rückblickend kann ich nur Wie war es eigentlich zu dieser Be- tung und auch kaum ärztliche Versor- mehr mit großem Bedauern an diese Berichte & Erfolgsgeschichten steigung gekommen? gung. wunderbare Zeit zurückdenken. Der In den 1960er-Jahren war es Standard Gerwalt Pichler begleitete uns als un- größte Vorteil einer Anreise am Land- und üblich, im Hindukusch Berge zu terstützender Autofahrer bis Rawal- weg war aber, dass einem dadurch die besteigen, ohne den offiziellen, un- pindi. Vor 50 Jahren war es sehr teuer, riesige Entfernung bewusst wurde und glaublich zeit- und kostenintensiven mit dem Flugzeug anzureisen. Da es wie weit das hohe, asiatische Gebirge Behördenweg einzuschlagen. vor Ort nur möglich war, die Grund- von Europa entfernt liegt. Besonders Österreicher und Polen wa- nahrungsmittel zu erwerben, musste ren auf diesen Gebirgszug spezialisiert In Persien wurden wir von einer auf- und konnten auch schöne Erfolge nach geschlossenen, offenen Gesellschaft Hause bringen. empfangen. Die Mädchen und Frauen Lange bevor das einfache Bergsteigen waren zumindest in den großen Städ- in Kleinstteams „modern“ wurde, wa- ten westlich gekleidet, ein Kopftuch ren wir schon vor dieser Zeit mit ge- war nicht obligatorisch, eine Verschlei- ringstem Aufwand unterwegs und be- erung undenkbar. Erst die Besitznah- wiesen, dass man auch mit diesem Stil me Persiens durch die Mullahs verän- erfolgreich sein kann, ohne darüber derte die Gesellschaft zwangsweise. einen großen Presserummel zu veran- Ansicht Rakaposhi Die Afghanen dagegen waren wesent- 10 Alpenverein Graz, Nachrichten 2/2019
plante. Er erzählte uns, dass er schon finanziert hatten, sondern weil sich 6 Wochen Sonderurlaub in seiner Hei- strategische Motive dahinter verbar- mat verbringe und so glücklich sei, gen. Für uns war es 1968 aber eine rie- endlich wieder mit jemandem Deutsch sige Fahrerleichterung, denn auf dieser reden zu können. Seine Familie wur- Straße konnten wir nun ein ordentli- de von ihm schon vorher von unserer ches Tempo vorlegen. Ankunft unterrichtet und empfing uns mit einem köstlichen Mahl. Während der Nachtfahrt musste man Straße nach Pakistan trotzdem höllisch aufpassen, kamen Das Haus war riesig und sehr gepflegt, uns doch unbeleuchtete oder einäugi- lich zurückgezogener und in ihren Hi- die Böden mit kostbaren Turkme- ge LKWs entgegen, außerdem hob man erarchien verankert, aber noch keines- nen-Teppichen ausgelegt. Wie sich von Zeit zu Zeit Straßenzölle ein. Dies wegs radikal und sehr gastfreundlich. herausstellte, waren wir in eine der geschah ohne Vorankündigung mittels Bei all diesen Reisen hatte ich nie das ranghöchsten Familien Persiens ein- einer über die Straße gespannten Kette. Gefühl einer Bedrohung. Es war ein geladen worden, die direkten Kontakt So war auch während der Nachtfahr- Vergnügen, diese Länder zu bereisen. zur Shah-Familie hatte. Während un- ten ständig für Abwechslung gesorgt. Heute dagegen würde ich es nicht wa- ser Gastgeber sehr euphorisch wirkte, gen, meinen Fuß auf afghanischen Bo- war die Familie sichtbar nicht davon In Kabul verbrachten wir leider nur den zu setzen. angetan, dass sie mitten in der Nacht kurze Zeit, an eine Besichtigung der aufstehen musste, um uns willkommen Band e Amir-Seen oder Buddha-Statu- Unsere Reiseroute führte uns über zu heißen. en im Bamiyan-Tal war aus Zeitmangel Belgrad, Nis und Sofia nach Istanbul, nicht zu denken. Heute, wo die Statu- wo wir den Bosporus noch mit der Nachdem diese dem Shah nahestehen- en gesprengt sind und das Land nicht Fähre überquerten, weiter über Anka- den Personen nach der Machtüber- mehr bereisbar ist, denke ich mit gro- ra, Samsun nach Trabzon und auf die nahme der Mullahs meistens liquidiert ßem Bedauern an diese versäumten anatolische Hochebene, nach Erzurum wurden, ist zu befürchten, dass dieses Möglichkeiten zurück. und zur persischen Grenze mit Blick Schicksal auch diese Familie ereilte. zum mächtigen Ararat. Über Täbriz er- Glück dürfte der uns einladende Arzt In Rawalpindi waren die heißen Tage reichten wir schon nach einer viertägi- gehabt haben. Da seine Frau, als nicht ausgefüllt mit Einkäufen diverser Le- gen Tag- und Nachtreise die Hauptstadt zum Clan gehörend, von der Familie bensmittel und Kochutensilien und Persiens. Hier musste es zwangsläufig abgelehnt worden war, wollte er sein dem ständigen Kampf, einen Flug nach einen mehrstündigen Stopp geben, weiteres Leben in Deutschland gestal- Gilgit zu bekommen. Unser allererstes, hatte ich doch schon bei meinen zwei ten. ursprüngliches Ziel im Karakorum, der letzten Reisen im Bazar von Teheran Siebentausenderriese Malubiting war wunderschöne, kleine Vorhangschlös- Unsere Route führte uns zur hei- ser gefunden. Natürlich hoffte ich auch ligen Stadt Meshed, wo wir von ei- bei dieser Reise, für unser Schloss- und nem Insider geführt, einen Blick auf Schlüsselmuseum auf viele Schätze im die Moschee werfen konnten. Bevor Bazar zu stoßen. Der Autoverkehr in wir die von den Russen und im Ostteil Teheran war unglaublich, wer schnel- von Amerikanern erbaute neue Stra- ler reagierte oder rücksichtsloser fuhr, ße in Afghanistan benutzen konnten, „siegte“. Wir waren richtig erleichtert, musste noch eine ganz unbedeutende als wir diesen Hexenkessel verlassen Nebenstraße Richtung Grenze befah- konnten und vorbei am noch tiefver- ren werden. Prompt fuhren wir an der schneiten Demawend das Kaspische Abzweigung vorbei und hatten uns, bis Meer erreichten. wir es bemerkten, einen bedeutenden Mehraufwand an Nachtfahrzeit einge- Auf der Weiterfahrt nach Gorgan hielt handelt. uns mitten in der Nacht ein Mercedes- fahrer auf und lud uns in sein Haus ein, Erst Jahre später, als die Sowjetunion das wir dann um 2 Uhr früh erreichten. in Afghanistan einfiel und der ultima- Der Mann war Arzt, arbeitete in einer tive Auslöser für die Destabilisation in Klinik in Düsseldorf und war, welch Afghanistan war, wurde mir klar, dass Zufall, Kollege eines Bergfreundes, der weder die Sowjetunion noch Ameri- mit uns eine zukünftige Expedition ka aus edlen Motiven den Straßenbau Das Dreierteam und der Diran Alpenverein Graz, Nachrichten 2/2019 11
wären wir in der Lage gewesen, jeder- Wir wanderten am Nachmittag zum zeit abzuspringen. Besonders „tröst- alten Baltit-Schloss des Mir hinauf, das lich“ für uns war die Feststellung des schon ziemlich dem Verfall preisgege- Fahrers, dass man noch nie einen Jeep, ben war. Es ist dem jetzigen Aga Khan der in diese reißenden Flussmassen (Karim Aga Khan IV) zu danken, dass gestürzt war, jemals wiedergefunden das Schloss renoviert wurde und heute hatte. eine örtliche Touristenattraktion dar- stellt. Karim Khan, ein schwerreicher, Fahrt nach Hunza Die 100 km lange Fahrt wurde immer in Europa lebender Geschäftsmann, wieder unterbrochen, da ständig am war auch ein guter Skiläufer und star- für uns nicht mehr möglich, da eine Fahrzeug etwas zu reparieren war. So tete sogar für den Iran bei den olympi- englische Gruppe die offizielle Bewil- kamen wir im Nirgendwo in die Nacht. schen Spielen. Für sein „Volk“ spendete ligung für diesen Berg erhalten hatte. Da das Fahrzeug auch über kein Licht er Millionen, ließ schon damals in je- verfügte, packten wir unsere Schlafsä- dem größeren Dorf eine Schule bauen, Wer hätte damals daran gedacht, dass cke aus und schliefen am Straßenrand. auch Krankenhäuser. Im Gegensatz wir den Malubiting drei Jahre spä- Am nächsten Morgen hatten wir dann zum benachbarten Nagar lebten die ter genehmigt bekämen und uns die ein weiteres Aha-Erlebnis. In einem Frauen in Hunza ziemlich frei, nicht Erstbesteigung gelingen würde. Im Reifen war keine Luft mehr und der weggesperrt. Die Jugend sprach größ- Nachhinein war es ein Glücksfall, dass Fahrer hatte weder Ersatzreifen noch tenteils ein passables Englisch. wir diesen Berg 1968 nicht als Dreier- Wagenheber. Da ich mir die asiatische mannschaft versuchen konnten. Vom Ruhe und Mentalität schon halbwegs Nach unserer Rückkehr ins Rasthaus Zeitaufwand her hätten wir den Gipfel zugelegt hatte, setzten wir uns auf ei- wurden wir schon von einem Gesand- sicher nicht erreicht. nen Stein und warteten. Nach längerer ten des Mir erwartet. Er überbrachte Zeit kam uns dann ein Jeep entgegen, uns die Einladung zu einem Frühstück Gilgit: Wie immer war der Flug mit der uns selbstlos seinen Reservereifen im Hause des Mir. Voller Erwartung einer kleinen Fokker nach Gilgit ein lieh und auch den Reifenwechsel vor- kamen wir am nächsten Morgen der Erlebnis. nahm. Einladung nach und wurden in den Besonders der Nanga Parbat, an dessen Zu dieser Zeit war es wirklich noch so, Salon eines überraschend großen, im Nordseite man entlang fliegt, liegt zum dass man den Gipfel schon zu 70 Pro- englischen Landhausstil erbauten Ge- Greifen nahe vor dem Betrachter. zent erreicht hatte, wenn man bis ins bäudes geführt. Anwesend war nicht Basislager kam, da auch die Lastenträ- nur der Mir selbst, sondern auch sein Hunzatal: Da uns der Zugang als ger vom Streiken „lebten“. Tourist zu dem Gebiet, wo unser Ziel, Kampire Dior, stand, verwehrt wurde, Baltit: Endlich waren wir in Baltit, der entschlossen wir uns, einen Berg vom „Hauptstadt“ des Hunza-Landes an- Hunzatal aus zu versuchen. Wir belu- gekommen und bezogen im örtlichen den einen altersschwachen Jeep der Rasthaus Quartier. Das Hunzaland ehemaligen amerikanischen Armee so wird seit 900 Jahren von einer Famili- Berichte & Erfolgsgeschichten sehr, dass der geschockte Fahrer bei endynastie geführt, wobei der jeweilige der Polizeistation stoppte und lauthals Mir (Fürst) nicht immer durch demo- verlangte, dass wir noch ein zweites kratische Wahlen Oberhaupt wurde. Gefährt zu mieten hätten. Schließlich Während auf der anderen Seite des einigten wir uns darauf, doch nur mit Flusses strenggläubige Sunniten leben, dem einen Jeep zu fahren. herrscht im Hunzaland eine gemäßigte Form des Islams. Die Ismaeliten ha- Zu dieser Zeit gab es den berühmt, ben als obersten Propheten den Aga berüchtigten „Karakorum-Highway“ Khan, während an zweiter Stelle schon noch nicht. Um den tosenden Was- der Mir von Hunza steht. Dieser re- sermassen auszuweichen, musste die giert absolut, spricht auch die Urteile, abenteuerliche Jeepstraße an vielen zu dieser Zeit gab es weder Polizisten Stellen in senkrechte Felswände ge- noch Militär. Allerdings hatten die Pa- schlagen werden. Die Fahrt war so kistani schon eine Art Oberhoheit und abenteuerlich, dass wir meistens auf beide Fürstentümer wurden, wie auch der hinteren Stoßstange standen und allen anderen, 1975 endgültig dem pa- uns am Gepäck festklammerten. So kistanischen Staat zugeordnet. Flussüberquerung Shinshal 12 Alpenverein Graz, Nachrichten 2/2019
serviert wurden, verabschiedeten wir Im Zusammenhang mit dieser Granit- uns herzlich. nadel gibt es unter den Einheimischen Wie wir im Gespräch erfahren hatten, auch zwei Definitionen über die Di- besuchte der Mir auch schon Öster- mension der Ewigkeit. reich, wo er eine prächtig gefertigte Auf der Bergspitze soll eine alte Frau Jagdbüchse in Ferlach abholte. sitzen, die einen Sack voll Korn be- wacht. Mit ihr ist auch eine Henne, die Fast alle Siebentausender und alle 100 Jahre aus dem Sack ein Korn Sechstausender waren noch unbe- pickt. Ist der Sack leer, müssen die alte stiegen Frau und die Henne sterben und die Da ich das Gefühl hatte, dass uns das Welt geht unter. vorgesehene Ziel, der Siebentausender Ultar Peak, zu schwierig werden könn- Noch anschaulicher ist für mich die te, ging ich im Tal ziemlich weit hinaus, andere Version. Alle 100 Jahre kommt um mir auch andere Perspektiven des ein Vogel, der seinen Schnabel drei Mal Berges anzusehen. Nach eingehender an der obersten Spitze wetzt. Dadurch Beratung fassten wir den Entschluss, wird der Berg langsam abgetragen. den Ultar Peak nicht zu versuchen Wenn die Bergnadel komplett ver- und uns stattdessen dem prächtigen Mir of Hunza schwunden ist, wird eine Sekunde der Eisberg Diran oder Minapin Peak, Ewigkeit vergangen sein. 7.266 m, zuzuwenden, der uns im ge- genüberliegenden Tale schon lange ins Bruder, seine Frau (mit dem Titel Rani Dieser Berg wurde vor einigen Jahren Auge stach. angesprochen), sein zweiter Sohn, der auch über eine schwere Kletterroute Medizin studierte, und weitere Hono- erstiegen. Die Einheimischen nennen Wie sich viel später herausstellte, hat- ratioren. Neben dem gereichten Tee ihn Bubulating. In den letzten Jahren, ten wir gar nicht den Ultar Peak, son- gab es verschiedene Happen und Köst- als viele Touristen kamen, wurde die dern einen niederen Sechstausender im lichkeiten. Leider waren wir damals zu Nadel zum Ladys Finger, da sich die Auge gehabt! Man muss sich vorstellen, schüchtern, um zu fotografieren, was Fremden diesen Namen leichter mer- welche paradiesischen Verhältnisse zu heute als Dokumentation schon his- ken konnten. dieser Zeit für „hungrige“ Bergsteiger torischen Erinnerungswert hätte. Wir dort herrschten. Der Großteil aller müssen einen guten Eindruck hinter- Wir deponieren einige Ausrüstungs- Siebentausender und fast alle Sechs- lassen haben, da uns der Mir auch zum gegenstände, darunter ein Kletterseil, tausender dieses Gebietes waren noch Abendessen einlud. beim Hirten auf der Alm und eilen unbestiegen, manche allerdings mehr- ins Tal, da wir ja zum Abendessen fach versucht. Bubulating: Vorerst stiegen wir aber, beim Mir eingeladen sind. In diesem vorbei am alten Baltitschloss und steil Jahr waren wir vielleicht die einzigen bergauf, durch eine Schlucht zu wun- Fremden, die sich in Baltit aufhielten Berichte & Erfolgsgeschichten derschönen Almböden, die sich un- und deshalb wurde uns die große Ehre terhalb unseres Berges an die Hänge einer fürstlichen Einladung zuteil. schmiegten. Der vorgesehene Berg bricht fast senk- Der Empfang beim Mir war über- recht mit Granitwänden ab, bekrönt wältigend. Wahrscheinlich die ganze mit weit ausladenden Wechten-For- nähere Verwandtschaft und viele Ho- mationen. noratioren waren zu Gast. Wir nah- men an der festlich geschmückten Ta- Links vom Berg ragt eine eindrucks- fel Platz. In mehreren Gängen wurden volle Granitnadel in den Himmel. Ge- köstliche Speisen kredenzt, wir fühlten trennt werden die beiden Berge durch uns wie in „Tausend und einer Nacht“. ein steiles Eiscouloir, über das wir hof- Alle hatten ihr Festtagskleid angelegt, fen, den ausgewählten Gipfel erreichen wir kamen uns mit unserer einfachen zu können. Die Granitnadel ist auch Bergkleidung richtig deplatziert vor. vom Tal gut zu sehen und es ranken Zwei Stunden später, nachdem uns als sich viele Sagen und Mythen um die- Nachtisch noch die wunderbar schme- sen Berg. ckenden Hunza-Marillen und Pfirsiche Gipfeltag Alpenverein Graz, Nachrichten 2/2019 13
Ich erbot mich, unser Depot auf der So konnten wir eigentlich völlig legal stan ist so arid, dass eine dauerhafte Alm zu holen, während die Freunde für auch die umliegenden Berge besteigen. Lebensmöglichkeit und Besiedelung nächsten Tag einen Jeep organisieren Trotzdem rief ich über ein vorsintflut- nur durch kunstvolle, künstliche Be- wollten und die Traglasten zusammen- liches Telefon den Mir of Nagar an – wässerung möglich ist. Wir erreichten stellten. Auf der Alm wollte der Hirte er residierte im 20 km entfernten Ort das Ziel der Tagesetappe schon am von einem Depot nichts wissen und ich Nagar – und fragte ihn, ob wir diesen frühen Nachmittag, was Rudi, Rai- hatte den stundenlangen Aufstieg um- Berg, der in seinem „Hoheitsgebiet“ lag, ner und mich bewog, noch weiter 400 sonst gemacht. Ziemlich zornig sprach besteigen dürfen. Der Mir, dessen Gäs- Höhenmeter aufzusteigen, um einen ich beim Sekretär des Mir vor. Das te wir 1964 für mehrere Tage bei der Überblick über die morgige Etappe Wort des Mir genügte, dass jemand Besteigung des Momhil Sar, 7. 414 m zu bekommen und schöne Blicke auf noch in der Nacht auf die Alm gesandt waren, erteilte uns sofort die Erlaubnis unseren Berg zu erhaschen. Hier oben wurde. Die Ausrüstung, die wir für die dazu. hatte sich ein herrlicher Wald gebildet. geplante Besteigung unbedingt benö- Uralte, niemals kultivierte Bäume rag- tigten, wurde uns dann am nächsten Obwohl zu dem Zeitpunkt diese Ge- ten weit in den Himmel. Es roch herr- Morgen freudestrahlend übergeben. biete offiziell noch autonom waren, lich und die gesamten Sinneseindrücke wurden die Bergbewilligungen aller- rundum stimmten uns euphorisch. Die Abfahrt zum Shimshalfluss war dings schon von der pakistanischen lebensgefährlich Regierung vergeben. So sahen wir uns Tagaferi, ein himmlischer Ort Am späten Nachmittag kam endlich aber berechtigt, ganz legal den Berg Am nächsten Tag führte der Weg einen der bestellte Jeepfahrer. Wir konnten besteigen zu können. Dazu kam noch, steilen Hang entlang, was uns bewog, das Fahrzeug beladen und einige Kilo- dass Durani wie ein Offizier wirkte für die Träger auf einer besonders ab- meter zur Abzweigung der Flussfähre und man uns daher keinerlei Schwie- schüssigen Passage ein Seilgeländer zu zurückfahren. Die Abfahrt zum Shims- rigkeiten im Dorf machte. errichten. Schon nach relativ kurzer hal-Fluss war lebensgefährlich, einmal Der Aufstieg ins Basislager ist nur ein Marschzeit betraten wir eine riesi- mussten wir den Jeep sogar entladen. eineinhalbtägiger Fußmarsch und so ge, ebene und grüne Fläche, genannt Dieser Fluss wird mittels Drahtseil durch die leichte Erreichbarkeit bevor- Tagaferi. Hier weideten viele Tiere, be- überspannt, wo man sich in die einge- zugt. Trotzdem hatten wir Bedenken, wacht von wenigen Hirten. Tagaferi ist hängte Transportkiste setzt und sich ob mit den Trägern alles glatt gehen ein unglaublicher, ja himmlischer Ort. selbst an einem Zugseil ans andere würde, da die Nagari berüchtigt dafür Das weite Grün, darüber die mächtige, Ufer befördert. sind, zusätzliche Tage zu schinden und ebenmäßige Gestalt des Diran. Wenn Zusätzlich waren hier aber noch zwei des Öfteren zu streiken. es ein Paradies gibt, dann möchte ich weitere Drahtseile gespannt, an denen in so einer Umgebung aufgehoben sein. eine Der erste Anmarschtag war sehr ab- Plattform hängt, worauf gerade ein Jeep wechslungsreich. Er führte auf schma- Der Name Diran hat sich erstaunli- Platz hat. Wir verluden aber nur unsere len Wegen durch eine Schlucht und cherweise durchgesetzt, obwohl es sich gesamte Ausrüstung. Inzwischen war zwischendurch über saftige, künstlich bei diesem Namen nur um eine schwer es fast dunkel geworden. Als gerade das bewässerte Wiesen. Ganz Nordpaki- zugängliche Alm im Süden des Berges letzte Stück auf der Plattform landete Berichte & Erfolgsgeschichten und ich diese betreten wollte, setzte sich das Gefährt in Bewegung. Hät- te ich nur Sekundenbruchteile später den Schritt auf die Plattform getan, ich wäre fast senkrecht in den reißenden Fluss gefallen und Geschichte gewesen. Die Nacht verbrachten wir auf der an- deren Seite des Shimshal-Flusses. Am nächsten Morgen kamen die Träger und wir marschierten vielbeachtet im Dorf ein. In Baltit hatten wir einen net- ten pakistanischen Studenten namens Durani kennengelernt, der uns bis zum Basislager des Diran begleiten wollte. Wir hatten ein Touristenvisum für alle Punkte und Orte bis Baltit und Nagar. Abstieg mit schweren Lasten 14 Alpenverein Graz, Nachrichten 2/2019
handelt, während der Ort Minapin ja wendiger Ausrüstung und Verpflegung wir schon nach elf Tagen mit dem be- direkt unter dem Diran-Rakaposhi- heraufzutragen. Rainer und ich erkun- nötigten Gepäck den Sattel auf 5.800 Gebirgszug liegt. deten dann noch den Weiterweg und m. Wir stellten unser kleines Zelt di- schafften noch tausend Höhenmeter rekt unter der Gratwechte auf – was Unsere 17 angeheuerten Träger legten ins Lager 1. als Schutz gedacht war, sich aber als ihre Last ab und erklären uns, dass hier Fehler herausstellen sollte. Das Wet- das Basislager wäre. Ich protestierte Mir ist erst jetzt beim Durchlesen des ter wurde richtig schlecht, es begann heftig, da mir sofort klar war, dass wir Tagebuchs bewusst geworden, was für zu schneien und der kräftige Süd- uns noch viel zu weit weg von der Auf- ein eingespieltes und einsatzbereites sturm lud Unmengen von Schnee auf stiegsbasis befanden und dieses tief ge- Team wir damals waren. Jeder tat, was unserem Zelt ab. Während der Nacht legene Basislager auch ein Grund war, notwendig war. mussten wir immer wieder die Schuhe dass hier vier Expeditionen vor uns Keiner hatte Angst, vielleicht aus fal- anziehen und ins Freie klettern, um die scheiterten. Schließlich mussten wir schem Einsatz den Gipfel zu versäu- Schneemassen vom Zelt zu entfernen. die Träger doch auszahlen, konnten men. Denn bei den vorangegangenen, aber sechs von ihnen motivieren, ein- von mir organisierten Expeditionen Es stürmte den ganzen Tag weiter. Wir mal Lasten für uns ins vorgeschobene war es immer gelungen, alle Teilneh- rationierten unser Essen, da wir nicht Basislager zu tragen. mer gemeinsam auf den Gipfel zu brin- wussten, wie lange das Schlechtwet- gen. ter uns hier gefangen halten würde. Während ich mich stundenlang mit Die 1.500 m hohe Eisflanke ist nach den Trägern abplagte, gingen Rudi und Lager I und II Neuschneefällen nämlich eine richtige Rainer weiter, um einen geeigneten Die derzeit nicht benötigten Lasten Mausefalle und erlaubt es nicht, gleich Lagerplatz zu erkunden. Rainer fand blieben in Tagaferi, bewacht von einem nach einem Schönwetterfenster abzu- nach vier Stunden Aufstieg dann tat- weiteren, angeheuerten Träger, wäh- steigen, da riesige Lawinen über die sächlich eine nicht sehr bequeme, aber rend wir uns in den nächsten Tagen mit Steilflanke donnern können. brauchbare Stelle, um unser Hauptla- sehr hartem Einsatz bemühten, Lager I Im Laufe der letzten 50 Jahre ist der Di- ger auf 3 900 m zu errichten. und II aufzubauen. Die gigantische Eis- ran dank seiner guten Erreichbarkeit flanke mit sehr steilen Passagen war an und nicht zu schwierigen Bedingungen Mit den verbliebenen Trägern erreich- vielen Stellen von riesige Querspalten ein beliebtes Ziel für Höhenbergsteiger ten wir nach Stunden – uns immer durchzogen. An einer Stelle fanden wir geworden. Bedauerlicherweise hat er am aperen Gletscher bewegend – un- nur mit sehr viel Glück einen Durch- auch schon einige Lawinentote gefor- ser Ziel. Rainer, der beste Träger Mo- schlupf ganz knapp am Rande des dert. hammed Ali und ich errichteten das Gletscherabbruches. Basislager. Rudi begleitete die Träger Am Abend begann der Luftdruck stark nach Tagaferi, um am nächsten Tag Trotz des zeitweise schlechten Wetters zu steigen und wir schöpften neue drei weitere Lasten mit dringend not- und Regens bis hoch hinauf erreichten Hoffnung. Tatsächlich war das Wet- ter am nächsten Morgen sehr schön, aber bitter kalt. Es kostete viel Über- windung, sich anzuziehen, genügend Berichte & Erfolgsgeschichten Schnee zu schmelzen und das karge Frühstück einzunehmen. Wir bauten das nun sehr schwere, vereiste Zelt ab (ein damals übliches Zelt mit Mittel- stange, schwer und unhandlich, das man heute nicht einmal mehr zum Kampieren verwenden würde), schul- terten die sauschweren Rucksäcke, die eher an Kartoffelsäcke als an die heute modernen ergonomischen Rucksäcke erinnern, und zogen los. Ein Steilhang leitete uns auf den Grat und gewährte einen eindrucksvollen Blick zum Rakaposhi. Ich halte die- sen Berg neben dem Shispare für den Glücklich wieder im Basislager_von links Göschl. Pischinger. Schell schönsten, hohen Berg, den ich ken- Alpenverein Graz, Nachrichten 2/2019 15
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