Als Gotte im Einsatz - Pfarreiforum
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09/2021 Pfarrblatt Bistum St.Gallen www.pfarreiforum.ch Als Gotte im Einsatz Warum engagiert sich Donata Kinderchöre singen in der Züger (siehe Bild) aus St.Gallen Kathedrale Seite 7 als Gotte beim Patenschafts projekt «mit mir»? Kleinod im Estrich entdeckt Seiten 3 – 6 Seite 10
Editorial Inhalt Fast alle haben in ihrem Leben Erfahrungen mit Pa- THEMA tenschaften gemacht. Als Kind gehören dazu etwa Ausflüge mit dem Gotti oder Götti und das Wissen, Jemanden eine Zeit das solche Momente ihm ganz alleine gewidmet sind. lang nur für sich Für Erwachsene wiederum gibt es nichts Schöneres, haben Seiten 3 – 5 als die unbekümmerte Freude eines Kindes miterle- ben zu können. Zunehmend entwickelt sich das Sys- Pflegeeltern sind tem der Patenschaft aber weg von einer familiären gesucht Seite 6 Aufgabe hin zu einem gesellschaftlichen Engagement. Vor allem Kinder, die von Armut betroffen sind oder Ein Stück für alle deren Eltern an einer psychischen Erkrankung leiden, Altersstufen sind auf Patinnen und Paten als Stütze in ihrem Leben Seite 7 angewiesen. Wie wichtig das ist, hat 2005 eine Studie der Zürcher Hochschule für Soziale Arbeit belegt. Sie Die Chance zeigte auf, wie sehr Kinder psychisch kranker Eltern nutzen Seite 8 durch die zusätzliche Belastung Entwicklungsrisiken ausgesetzt sind. In den vergangenen Jahren hat sich Missbrauchs einiges getan. Schweizweit entstehen Angebote, um betroffene haben Kinder und Jugendliche mit einer Patenschaft zu un- etwas zu sagen Seite 9 terstützen. Auch in St.Gallen und Appenzell sind mit der Caritas und dem St.Gallischen Hilfsverein zwei Heilige Drei Könige Organisationen dabei, bistumsweit Patenschaftspro- und Shiva im jekte aufzubauen. Sich darauf einzulassen und neue Flammenkranz Perspektiven einzunehmen, ist nicht nur für Kinder, Seiten 10 – 11 sondern gerade auch für Erwachsene bereichernd. Leserfrage Seite 11 Kinderseite Seite 12 Nachrichten Seite 13 Medientipps & Agenda Seiten 14 – 15 Nina Rudnicki Meine Sicht Titelbild: Ana Kontoulis Redaktorin Seite 15 rudnicki@pfarreiforum.ch Zu Besuch in … Seite 16 2 P FA R R E I F O RUM
PATENSCHAFT Jemanden eine Zeit lang nur für sich haben Wer beim Karten- → spiel verliert, bekommt einen Punkt aufgemalt: Bei Regenwetter ist das eine der liebsten Beschäf- tigungen von Donata Züger und ihrem Patenkind Mosana. Text: Nina Rudnicki Bilder: Ana Kontoulis Ob Bräteln, ein Museumsbesuch oder eine Velofahrt: Regelmässig treffen sich Mosana (9) und Donata Züger im Rahmen des Patenschaftsprojektes «mit mir», um gemeinsam Zeit zu ver- bringen. Freiwillige, die sich als Patinnen und Paten engagieren, werden immer wichtiger. A arau, Lenzburg, Sommerlager, Luzern, in der Wohnung. Regelmässig treffen sich die bei- Für Patenschaft angefragt Verkehrshaus!» Die neunjährige Mosana den im Rahmen des Patenschaftsprojekts «mit «Die Idee des Projektes ist, dass die Kinder eine sitzt auf einem Gymnastikball, hüpft hoch mir» von der Caritas St. Gallen-Appenzell und den Zeit lang jemanden nur für sich haben», sagt Do- und runter und ruft bei jedem Hüpfer Erlebnisse katholischen Sozialdiensten St. Gallen. In diesem nata Züger. Dann erzählt die 76-Jährige, wie sie ihrer Sommerferien durch den Raum. Dann steht engagieren sich Freiwillige für benachteiligte Kin- Mosana und ihre Familie vor zwei Jahren ken- sie auf und rennt davon in ihr Geheimversteck, das der und schenken ihnen Zeit und Aufmerksamkeit. nenlernte. Damals wurde sie von den katholi- sie niemandem verraten möchte. «So geht das im- Oft gehen Donata Züger und Mosana zusammen schen Sozialdiensten der Stadt St. Gallen ange- mer. Sie ist ein richtiger Wirbelwind», sagt die in den Wald und machen ein Feuer, fahren zum Fe- fragt, ob sie nicht Interesse an einer Patenschaft St. Gallerin Donata Züger. Draussen regnet es. Da- rienhäuschen in Lömmenschwil, spielen Federball, hätte. Donata Züger hatte sich einige Zeit zuvor her verbringen sie ihren gemeinsamen Nachmittag schlitteln oder besuchen ein Museum. als Freiwillige gemeldet. Nach einem ersten Ken- 3
PATENSCHAFT → Während eines Spiels die Regeln ändern: Das ge- hört zu Mosanas liebsten Tricks. nenlernen zusammen mit einer Sozialarbeiterin Anfragen von weitherum In St. Gallen werden die Patenschaften durch die besuchte Donata Züger die Familie in ihrem «mit mir» habe in jüngster Zeit stark angezogen, katholischen Sozialdienste St. Gallen offiziell Quartier. Mosana zeigte ihr den Hort, die Schu- sagt Romana Haas von den Katholischen Sozial- während drei Jahren begleitet. Mitmachen kön- le, die Migros und stellte ihre beste Freundin vor. diensten St. Gallen. Sie leitet das Projekt zusam- nen Kinder ab drei Jahren sowie Paten und Pa- men mit einer Kollegin im Lebensraum St. Gal- tinnen ab 25 Jahren. Letztere verpflichten sich Andere Lebenswelten len. «Lange Zeit haben wir im Schnitt zehn unter anderem, zwei Mal im Jahr an einem Aus- Mittlerweile kennen sich die Familie und Dona- Patenschaften pro Jahr begleitet. Diese nehmen tausch- sowie an einem Weiterbildungsanlass ta Züger so gut, dass sie auch bei den Elternge- nun aber deutlich zu», sagt sie. Anfragen interes- teilzunehmen. Die Erfahrungen aus dem mittler- sprächen an der Schule mit dabei ist oder hin sierter Freiwilliger bekommt Romana Haas mitt- weile siebzehnjährigen Angebot zeigen, dass die und wieder nach Hause eingeladen Patenschaften meistens länger als wird. «Das ist aber nicht Teil des drei Jahre bestehen. Wertvoll ist das Projektes, sondern hat sich einfach «Ich mag es, mich auf das laut Romana Haas gerade deshalb, so ergeben», sagt Donata Züger Verspielte von Kindern weil die Paten und Patinnen die Ju- und fügt an, dass nicht nur Mosa- gendlichen in herausfordernden Le- na, sondern auch sie selbst von einzulassen. Da bin ich voll benssituationen wie die Lehrstellen- «mit mir» profitieren würde. Frü- und ganz in der Gegenwart.» suche mit ihren eigenen Erfahrungen her hütete Donata Züger, die zu- unterstützen können. nächst als Sozialarbeiterin und später als selbst- lerweile aus dem ganzen Bistum. Leben die Inte- ständige Supervisorin gearbeitet hatte, ressierten in der Region St. Gallen, nimmt sie Neue Regeln erfinden regelmässig die Kinder ihrer Nichte. Da diese selbst Kontakt mit den jeweiligen Personen auf. Mittlerweile hat Mosana beschlossen, dass es Zeit nun älter seien und da sie selbst keine eigenen Alle übrigen Anfragen leitet sie an die Caritas für ein Kartenspiel sei. Wer verliert, bekommt Enkelkinder habe, sei die Anfrage zum richti- St. Gallen-Appenzell weiter. Diese plant, das Pro- mit einem angekokelten Korkzapfen russige gen Zeitpunkt gekommen. «Ich mag es, mich jekt in diesem Herbst auf das ganze Bistum aus- Punkte auf das Gesicht gemalt. Nach zwei Run- auf das Lebendige und das Verspielte von Kin- zuweiten, zunächst in der Region Sargans. Ziel den ist Mosana die eindeutige Gewinnerin, be- dern einzulassen. Da macht man Dinge, die man ist es, benachteiligten Kindern Zeit und Aufmerk- tupft begeistert zunächst die Verliererin Donata schon lange nicht mehr getan hat und ist voll samkeit zu schenken. In der Schweiz sind gemäss Züger und dann sich selbst. «Es gibt eine neue Re- und ganz in der Gegenwart präsent», sagt sie. Caritas rund 230 000 Kinder von Armut betrof- gel. Wer gewinnt bekommt die meisten Punkte Ausserdem tue es ihr gut, sich auf andere Le- fen. Das Projekt «mit mir» helfe, den Kindern und aufgemalt», ruf sie und lacht. Oft versuche Mo- benswelten einzulassen. deren Eltern aus dieser Situation auszubrechen. sana die Regeln zu ihren Gunsten zu ändern, sagt 4 P FA R R E I F O RUM
PATENSCHAFT Donata Züger. Und Mosana fügt an, dass sie in AUCH «MIA & MAX» SUCHT der Schule immer dann flüstere und mit anderen rede, wenn eigentlich alle ruhig eine Aufgabe lö- PATINNEN UND PATEN sen sollen. «Aber dafür hatte ich eine 5 in Mathe», sagt sie stolz. Nebst «mit mir» befindet sich mit «Mia & Max» ein weiteres Patenschafts projekt in der Aufbauphase. Initiiert hat es der St. Gallische Hilfsverein Berührt von Lebensgeschichte SGHV. Es unterscheidet sich insofern von «mit mir», dass es ausschliesslich Gegenseitiges Vertrauen haben und die andere Kinder von Eltern mit einer psychischen Beeinträchtigung unterstützt. Laut Kultur respektieren, das gehört zu den Grundsät- André C allegari, Mitarbeiter Kommunikation und Fundraising beim St. Galli- zen des Patenschaftsprojektes «mit mir». Mosa- schen Hilfsverein, wird damit eine Lücke im Angebot geschlossen. «Es gibt nas Familie stammt aus Eritrea, gehört einer keine spezifische Unterstützung für diese Kinder. Aus der Forschung wissen christlichen Kirche an und spricht die Landespra- wir aber, dass gerade Kinder von Eltern mit einer psychischen Beeinträchti- che Tigrinya. Mosana ist als mittleres von drei gung spezielle Prävention bräuchten, um nicht selbst zu erkranken», sagt er. Kindern in der Schweiz geboren. Ihr Vater, der Betroffenen K indern fehle oftmals Kontinuität. Tragf ähige, langfristig ange- in Eritrea als Lehrer und Schulleiter gearbeitet legte Beziehungen zu Nicht-Betroffenen mindern das Risiko. Das Paten- hatte, war einst über das Mittelmeer in die schaftsprojekt «Mia & Max» wird von OST – Ostschweizer Fachhochschule Schweiz geflüchtet. «Wenn ich sehe, wie positiv wissenschaftlich begleitet. Im Idealfall verbringen die Paten und Patinnen die Familie trotz harter Lebensgeschichte einge- einen Nachmittag pro Woche mit dem Kind und nehmen sich bewusst Zeit, stellt ist, dann berührt mich das sehr», sagt Do- auf es einzugehen. Dadurch sollen die Kinder neue Sichtweisen erhalten und nata Züger und erzählt, wie gut sich die Familie Aktivitäten wie Backen, Basteln oder Ausflüge in die Natur nachgehen kön- integriert habe, deutsch spreche und versuche, nen, für die Zuhause womöglich die Zeit fehlt. Während drei Jahren beglei- hier etwas aufzubauen. Aus dem Nebenzimmer tet eine Fachperson die Patenschaften. «Mia & Max» befindet sich derzeit in erklingt ein Klavierstück. Mosana sitzt konzent- der Pilotphase. Ziel ist, innerhalb von fünf Jahren 30 Patenschaften vermit- riert vor dem Instrument und übt die Melodie. telt zu haben. Ausserdem soll «Mia & Max» auf den ganzen Kanton ausge- «Eigentlich spiele ich ja Geige», sagt sie. «Aber weitet werden. auf dem Klavier möchte ich spielen können wie Donata.» → www.miaundmax.ch www.caritas-stgallen.ch/was-wir-tun/mit-mir Eigentlich spielt → Mosana Geige. Sie übt aber auch Klavier, um spie- len zu können wie Donata Züger. 5
PATENSCHAFT Pflegeeltern sind gesucht Die Kinder- und Jugendhilfe St. Gallen, ein Sozialwerk des Bistums St.Gallen, sucht Pflege familien. Diese sollen Kindern und Jugendlichen nebst Langzeitplätzen auch Notaufenthalte für ein paar Tage oder Monate anbieten. haft, jedoch nicht Bedingung. Interessierte Per- → Katharina Weber und ihr Team von sonen oder Familien werden vom Team der der Kinder- und Jugendhilfe Kinder- und Jugendhilfe St. Gallen sorgfältig ab- St. Gallen ver geklärt. Nach einem positiven Verfahren bean- mitteln pro Jahr tragen wir die Eignungsbewilligung beim kan- für sechs bis zehn Kinder eine tonalen Amt für Soziales», erläutert Katharina P flegefamilie. Weber das Prozedere. «Interessierte Personen, Paare und Familien können gerne mit uns Kon- takt aufnehmen.» Längere Aufenthalte Momentan leben 37 Kinder und Jugendliche in Pflegefamilien der Kinder- und Jugendhilfe St. Gallen. Ein Aufenthalt in einer Pflegefamilie kann von wenigen Tagen bis zu mehreren Jah- ren dauern. «Die aktuelle Tendenz geht hin zu eher längeren Aufenthalten. Dies unter anderem, weil die Unterbringung eines Kindes in einer Pflegefamilie oft der letzte Schritt ist, nachdem andere Unterstützungsmassnahmen für Eltern nicht genügen, wie zum Beispiel Begleitung der Eltern zu Hause, was ebenfalls ein Angebot von uns ist.» Neu auch Notaufenthalte «Wir unterscheiden zwischen Langzeit- und Kurzzeitaufenthalten. Neu bieten wir auch Not- aufenthalte an. Von Langzeitaufenthalten spre- chen wir, wenn ein Kind über mehrere Jahre, oft bis zu dessen Volljährigkeit oder bis zum D ie Gründe, weshalb ein Kind oder ein ist es möglich, bis zu drei Pflegekinder aufzu- Abschluss der Ausbildung in der Pflegefamilie Teenager vorübergehend oder langfris- nehmen. Die Pflegefamilien entscheiden gemein- lebt und es nicht zu seiner Herkunftsfamilie zu- tig in einer Pflegefamilie lebt, sind viel- sam mit der Kinder- und Jugendhilfe St. Gallen, rückkehren kann», so Katharina Weber. Kurz- fältig. Katharina Weber, Leiterin der Pflegefami- wie viele Kinder sie aufnehmen möchten und in zeitaufenthalte können zwischen drei bis zu lien-Begleitung bei der Kinder- und Jugendhilfe welchem Alter diese sein können. Potenzielle sechs Monaten dauern. Hierbei gilt es in erster St. Gallen dazu: «Es gibt Eltern, die eine stationä- Pflegeeltern müssen eine stabile und belastbare Linie, die Situation und die Perspektive des re Behandlung in einer psychiatrischen Klinik Familiensituation vorweisen können. Elementa- Kindes und seiner Familie genau zu klären, da- oder im Spital brauchen und kein mit die zuweisende Stelle eine se- tragfähiges Netz für die Betreuung «Die Unterbringung in riöse Entscheidungsgrundlage hat, ihres Kindes haben. Eine Fremdplat- ob eine Rückkehr zu den Eltern zierung wird ebenfalls veranlasst, einer Pflegefamilie ist oft möglich ist oder ob weiterhin eine wenn Kinder und Jugendliche psy- der letzte Schritt.» Fremdunterbringung angezeigt chische, physische oder sexuelle Ge- ist. Die Notaufenthalte in Pflegefa- walt in ihrem Elternhaus erleben. Und dann gibt re Voraussetzungen sind zudem Einfühlungsver- milien sind eine Ergänzung für die Notunter- es noch den umgekehrten Fall, dass Jugendliche mögen in die besondere Lebenssituation eines künfte im Kanton St. Gallen. In diesem Bereich selbst in einer äusserst schwierigen Lebenspha- Pflegekindes, physische und psychische Gesund- kann ein Aufenthalt wenige Tage bis zu drei se stecken und mit einer Platzierung in einer Pfle- heit, ein respektvoller Umgang mit dem Her- Monaten dauern. Auch für dieses neue Angebot gefamilie die restliche Familie entlastet und die kunftssystem und die Bereitschaft, Verantwor- sucht die Kinder- und Jugendhilfe aktuell noch Situation deeskaliert wird.» tung zu übernehmen, ohne das Sorgerecht zu Familien. haben. Zeitliche Präsenz, räumliche Möglichkei- Pflegeeltern sind gesucht ten und die Bereitschaft der gesamten Familie www.kjh.ch Bei der Kinder- und Jugendhilfe St. Gallen sind für das Zusammenleben mit einem Pflegekind 39 Pflegefamilien angestellt, die insgesamt sind weitere Faktoren. «Eine soziale, pädagogi- Text: Rosalie Manser 51 Pflegeplätze anbieten. Im Kanton St. Gallen sche oder pflegerische Ausbildung ist vorteil- Bild: www.kjh.ch 6 P FA R R E I F O RUM
AKTUELL Ein Stück für alle Altersstufen Kinderchöre aus dem ganzen Bistum treffen sich am 25. September in der Kathedrale St. Gallen. Rund 90 Kinder kommen dann zusammen, um am 4. Kinderchortreffen das Stück «Halleluja! – Was denn sonst?» uraufzuführen. Im Bistum gibt es derzeit rund 15 kirchliche Kin- derchöre. Dass in diesem Jahr nur vier Chöre am Kinderchortreffen mitmachen sei der Pandemie geschuldet. Nichtsdestotrotz ist die Vorfreude gross: Derzeit proben die Kinderchöre die Kom- position separat. Die gemeinsame Hauptprobe wird am Nachmittag des 25. Septembers, also kurz vor der Messe, sein. Auf diesen ambitionier- ten Ablauf angesprochen, lacht Raphael Holen stein. «Kinder sind lernfähig und nehmen Neues schnell auf», sagt er. Als Komponist habe er den Umfang der Tonhöhe so gewählt, dass dieser zu Kinderstimmen passe. Zudem gingen die Texte, die die St. Galler Seelsorgerin Barbara Walser ge- schrieben hat, feinfühlig auf die Sprache der Kin- der ein. «Es braucht gereimte Texte und f rische Melodien, dann ist mit Kindern viel m öglich.» Text: Nina Rudnicki Bilder: zVg. Am Kinderchortreffen singen Kinder und Jugendliche aus dem ganzen Bistum → zusammen – wie zuletzt 2016 in Jona. V oller Witz und Schalk soll ein Stück für möglich sein, auch nur einzelne Sätze der Kom- einen Kinderchor sein und aus fröhli- position in eine Messe einzubinden. chen, aber auch besinnlichen Teilen be- stehen. So beschreibt Kirchenmusiker und Chor- «Sinnvolle Jugendarbeit» leiter Raphael Holenstein seine für das 4. Ursprünglich sollte das Kinderchortreffen im ver- Bistums-Kinderchortreffen geschriebene Kom- gangenen Jahr Teil des 150-Jahr-Jubiläums des position. «Halleluja! – Was denn sonst?» heisst Kirchenmusikverbands Bistum St. Gallen sein. das Stück, das am 25. September in der Kathed- Wegen der Pandemie wurde es auf diesen Herbst rale St. Gallen uraufgeführt wird. 90 Kinder der verschoben. «Die Idee hinter dem Kinderchor- Chöre Singbox Wil, Cuorini Buchs, der Musik- treffen ist, die Jugend zu fördern und die Kinder- schule Appenzeller Mittelland und der Domsing- chöre untereinander zu vernetzen», sagt Thomas schule St. Gallen treten Halter, Präsident Kir- dann in der Messe um «Es braucht ch en mu si k verb a nd Raphael Holenstein 17.30 Uhr auf. Bistum St. Gallen. Er Chorleiter gereimte Texte und betont, wie motivie- Für Klavier rend es für Kinder sei, «Die besondere Her- frische Melodien, mit anderen Chören ausforderung für mich dann ist mit Kindern singen zu können. war einerseits, ein «Ausserdem ist es ein Stück zu schreiben, viel möglich.» einmaliges Erlebnis, an das für die verschiede- einem Ort wie der Ka- nen Altersstufen der Primarschulkinder nutzbar thedrale aufzutreten.» Währen das 1. Bistums- ist. Andererseits sollte die Komposition sowohl Kinderchortreffen ebenfalls in der Kathedrale für grössere Kinderchöre wie auch für kleinere stattfand, ging es 2012 nach Wil und 2016 nach Chöre in den Pfarreien geeignet sein», sagt Ra- Jona. Das Kinderchortreffen soll laut Halter aber phael Holenstein, der auch als Musiklehrer am auch Pfarreien aufzeigen, dass es sich lohnt, in Gymnasium in Appenzell arbeitet. Zu den Vorga- einen Kinderchor zu investieren. «Das ist sinn- ben für die zwanzigminütige Komposition gehör- volle Jugendarbeit. Ausserdem singen Personen, te zudem, dass diese statt mit Orgel auch mit Kla- die als Kind Erfahrungen in einem Chor gemacht Thomas Halter vier gespielt werden kann. Zudem sollte es haben, als Erwachsene eher in einem mit.» Präsident Kirchenmusikverband Bistum SG 7
AKTUELL «Die Chance nutzen» Papst Franziskus will alle Gläubigen in die Vorbereitung für die Bischofssynode 2023 e inbinden und hat dafür einen Synodalen Prozess gestartet. Wie beteiligt sich das Bistum St. Gallen? der Frage zu stellen, wie es um die Mitwirkung → Franz Kreissl leitet das der Gläubigen bei uns an der Basis bestellt ist: Pastoralamt des Bistums St. Gallen Wie funktioniert sie auf Bistumsebene und in den und ist Teil der Seelsorgeeinheiten, wo gibt es noch Potenzial? Bistumsleitung. Für die Familiensynode machte das Bistum eine grossangelegte Befragung. Wird das wieder so sein? Eine Umfrage in diesem grossen Umfang ist die- ses Mal nicht möglich. Der Zeitplan ist viel zu eng getaktet: Der synodale Prozess startet mit einem Eröffnungsgottesdienst im Oktober, in St. Gallen wird er am 17. Oktober in der Kathedrale statt- finden. Die Bistümer müssen die Ergebnisse schon bis März einreichen. Wir werden bei der Umfrage und der Auswertung mit dem Schwei- zerischen Pastoralsoziologischen Institut (SPI) in Franz Kreissl, können Gläubige zu teilen. Also nicht nachher wieder alle Ent- St. Gallen zusammenarbeiten. Das hat sich schon nun dem Papst ihre Meinung scheide aufheben. bei der Umfrage bei der Familiensynode b ewährt. zu den heissen Eisen m itteilen? Franz Kreissl: Papst Franziskus hat für Herbst Wie beteiligt sich das Bistum Wie kann ich mich als Mitglied 2023 eine Bischofssynode zum Thema Synodali- St. Gallen an diesem Prozess? der katholischen Kirche beim tät in Rom angekündigt. Wie schon bei der Fami- Wir möchten diese Chance nutzen und den Ball, Synodalen Prozess einbringen? liensynode oder Jugendsynode setzt er auf eine den uns Papst Franziskus zuspielt, aufnehmen. Uns ist es wichtig, nicht Einzelstimmen zu sam- breitangelegte Vorbereitung und will möglichst Die Fragen wollen wir so stellen, dass die Kirche meln. Das wäre auch nicht die Idee der Synodali- viele Stimmen einbauen. Gemeinschaft, Partizi- und die Menschen im Bistum St. Gallen davon tät. Wir wünschen uns, dass die Fragen in Grup- pation und Mission sind für ihn Kernanliegen. Es profitieren. Deshalb werden wir sie in erster Li- pen von mindestens drei Personen bearbeitet geht in erster Linie nicht um Themen, sondern nie in bestehenden Gruppen und Anlässen ins werden. Deshalb wollen wir die Fragen gezielt um die Erfahrung der Synodalität: Alle Gläubi- Spiel bringen; wie zum Beispiel in den pastora- mit bestehenden Gremien im Bistum bearbeiten: gen sind miteinander unterwegs und lassen sich len Räten, beim Pastoralforum, am Tag des Ge- mit Pfarreiräten, dem Seelsorgerat, Jubla-Scha- ein auf einen Prozess des gegenseitigen Hörens. weihten Lebens oder bei der Tagung der Jugend- ren usw. Interessierte, die nicht Teil eines solchen seelsorgerinnen und -seelsorger. Wir sehen in Gremiums sind, empfehle ich, sich an den Pfar- Um welche Fragen geht es? diesem Prozess eine Chance, die Bedeutung die- reirat in ihrer Pfarrei zu wenden. Wir freuen uns, Das wissen wir zum jetzigen Zeitpunkt noch ser Gremien neu aufzuzeigen. Es soll sichtbar wenn Interessierte mit anderen eine Gruppe bil- nicht. Wie es aussieht, bekommen wir die Frage- werden, dass die Idee der Partizipation in der Kir- den und gemeinsam die Fragen bearbeiten. stellungen erst im September. Doch im Gegen- che im Bistum St. Gallen fest verankert und schon satz zu den bisherigen Synoden gibt es dieses Mal lange Teil des kirchlichen Alltags ist. Text: Stephan Sigg Bild: Regina Kühne keinen Fokus auf ein bestimmtes Thema, die Fra- gestellung ist allgemein gehalten. Wie zeigt sich das? Die Partizipation wird sowohl auf Ebene Bistums- SYNODALER WEG Die katholische Kirche in leitung als auch auf Ebene der Pfarreien gelebt. Deutschland eröffnete 2019 Ich denke etwa an den Seelsorgerat, der vor über Das Zentralkomitee der deutschen Katho- den Synodalen Weg*. Aus der 50 Jahren in der Folge des Konzils gegründet liken (ZdK) und die Deutsche Bischofs- anfänglichen Euphorie wurde wurde. Hier werden Delegierte aus den Seelsor- konferenz starteten 2019 den Synodalen schnell Resignation. Ist auch geeinheiten in die Prozesse und Projekte des Bis- Weg. Dieser Gesprächsprozess soll zwei beim Synodalen Prozess der tums eingebunden. In den Pfarreien sind es die Jahre dauern. Es geht um Themen wie Frust nicht vorprogrammiert? Pfarreiräte, die sich partizipativ an der Entwick- Macht und Gewaltenteilung in der Kir- Man darf von solchen Prozessen nicht zu viel er- lung der Pfarrei beteiligen. Es gibt Pfarreien, in che, Frauen in Diensten und Ämtern in warten. Es ist eine weltweite Befragung. Deshalb denen sich der Pfarreirat bewusst dafür entschie- der Kirche oder Liebe leben in Sexualität ist es uns wichtig, keine falschen Erwartungen den hat, eine gastfreundliche Pfarrei zu sein. Das und Partnerschaft. Dass Papst Franziskus zu wecken. Vor dem Synodalen Weg in Deutsch- wurde im Leitbild verankert und schlägt sich nie- einen Synodalen Prozess lanciert hat, land hat der Provinzial der Jesuiten betont, dass der auf Angebote der Pfarrei, aber auch auf die wertet das ZdK laut Medienberichten als ein Synodaler Weg ein geistlicher Weg sein muss räumliche Gestaltung von Pfarreizentren. Der Sy- «bestätigendes Zeichen». – und die Bischöfe müssen bereit sein, die Macht nodale Prozess kann auch Impulse bieten, sich 8 P FA R R E I F O RUM
AKTUELL Missbrauchsbetroffene haben etwas zu sagen Die «Interessengemeinschaft für Missbrauchsbetroffene im kirchlichen Umfeld» ist neu gegründet. Zu den Initianten gehören der Solothurner Albin Reichmuth und Vreni Peterer aus dem Bistum St.Gallen. Beide sind selbst Betroffene. W ir Betroffene haben etwas Wichtiges Konkret unterstützen ler Missbrauch im kirchlichen Umfeld nicht ver- beizutragen zur Aufarbeitung von Die IG steht am Anfang ihrer Arbeit. Neben gessen wird», sagt sie und sieht den Beitrag der Missbrauch und zur Prävention», Reichmuth als Präsident engagieren sich aktuell IG darin, «dass wir dranbleiben und darauf auf- sagt Albin Reichmuth. Auf seine Initiative hin zwei Vorstandsmitglieder. Einer davon ist Chris- merksam machen, auch in der Öffentlichkeit.» Pe- wurde im März eine Interessengemeinschaft ge- toph Wettstein, Spitalseelsorger in Zürich. «Ich terer berichtet, dass sie in den letzten Jahren gründet, die Betroffene vernetzen will und sol- will Betroffene konkret unterstützen», sagt er, auch vertrauenswürdige Seelsorgende kennen ge- che, die sich mit ihren Anliegen solidarisieren. der im Jahr 2019 mit anderen Seelsorgenden ein lernt habe, sodass sie jetzt an einem Punkt sei, Die IG ist ein gemeinnütziger Verein, dessen öffentliches Zeichen gegen Missbrauch gesetzt sich als «Zeugin des Erlebten» in der Prävention Zweck kurz mit den Stichworten Unterstützen, hat. Ob seine kirchliche Anstellung mit einem ihres Bistums St. Gallen zu engagieren. Kürzlich Vertreten und Vernetzen umschrieben werden Engagement im Vorstand der IG zusammengehe, hat sie ihre Geschichte zum ersten Mal im Rah- kann. Während sich im Welschland der Verein wolle er mit den Mitgliedern besprechen, sobald men einer Veranstaltung erzählt. «Ich möchte, «Groupe SAPEC» bereits seit einem Jahrzehnt da- sich der Verein vergrössert habe. Dass der Verein dass jene, die in die Seelsorge einsteigen, von den rin engagiert, ist dieses Anliegen mit der IG nun nun seine Arbeit aufnehmen könne, sei aber Gefahren der Grenzverletzungen wissen und das auch in der Deutschschweiz verwirklicht. wichtig, gerade im Blick auf die unabhängige Stu- Gesicht eines Opfers kennen.» die, die die Bischofskonferenz zur Aufarbeitung Jahre des Schweigens der Missbrauchsfälle in der Schweiz angekündigt Albin Reichmuth wundert sich, warum Betroffe- Für Albin Reichmuth hat es Bedeutung, «wir Be- habe. «Wenn dadurch wieder Bewegung entsteht, ne für die Präventionsarbeit bislang kaum ange- troffene» sagen zu können. Er weiss, wie lange könnten weitere Betroffene einen Raum für ihre fragt wurden. «Wir haben doch das Wissen, wir es braucht, sich dem erlebten Missbrauch stellen Erfahrungen suchen. Dann ist die IG da.» können eine authentische Geschichte erzählen!» zu können und sich mit anderen zu vernetzen. Mit der Gründung der IG haben sie selbst einen Reichmuth wurde als Jugendlicher von seinem Aufmerksam machen Schritt gesetzt: Betroffenen bleibt nicht mehr nur Heimatpfarrer missbraucht. Jahre des Schwei- Weiter engagiert sich Vreni Peterer aus dem Bis- zu warten, sie möchten handeln und sprechen. gens und des Verdrängens folgten, bis zum Zu- tum St.Gallen. Auch sie hat Missbrauch erlebt, sammenbruch. Heute ist vieles anders: er hat Me- weswegen sie sich als Überlebende und nicht als Text: Veronika Jehle, forum - Pfarrblatt Kanton ZH thoden gefunden, mit dem Schmerz und der Wut Betroffene bezeichnet. «Ich möchte, dass sexuel- Bild: Regina Kühne zu arbeiten, hat andere Betroffene kennen gelernt und dank Unterstützung der Kontaktstelle Selbsthilfe Kanton Solothurn eine Selbsthilfe- gruppe gegründet. Vreni Peterer → setzt sich dafür ein, dass sexueller Wissen zur Verfügung stellen Missbrauch nicht Im Umgang mit kirchlichen Stellen habe er «schö- vergessen wird. ne Worte» gehört und ambivalente Erfahrungen gemacht, zum Beispiel wünsche er sich bis heu- te vergeblich deren Unterstützung bei der Be- kanntmachung der Selbsthilfegruppe. Als er sich hingegen an seine Heimatpfarrei in Trimbach (SO) wandte – jenen Ort, an dem die Übergriffe passierten – setzten die Verantwortlichen klare Schritte, um aufzuklären. «Ich möchte, dass das Standard wird», sagt er und nennt damit eine Mo- tivation, die IG zu gründen: Betroffene und ihr Umfeld sollen nicht mehr bei null anfangen müs- sen. Die IG möchte Wissen und Erfahrungen zur Verfügung stellen – für Betroffene selbst und für jene, die mit ihren Anliegen gut und kompetent umgehen wollen. Ziel ist es auch, sich einzuset- zen, dass mit den Anliegen von Betroffenen im kirchlichen Umfeld kompetent umgegangen wer- den muss. 9
AKTUELL Heilige Drei Könige und Shiva im Flammenkranz Das Historische und Völkerkundemuseum St. Gallen (HVM) ist seit hundert Jahren eine Institution für Zeitzeugnisse aus aller Welt. In der Dauerausstellung ist jetzt ein Kleinod aus der St.Galler Klosterkirche zu sehen. Dieses entdeckte Kuratorin Monika Mähr erst vor ein paar Jahren im Estrich des Museums. Seit diesem Frühling ist das HVM im Besitz Das Prunkstück der imposanten → → der «Anbetung der Heiligen Drei Könige», ein Glasgemälde-Sammlung ist diese Wappen- Ölbild auf Holz, das um 1460 gemalt wurde. scheibe des Stifts St. Gallen von 1581. D ie sakralen Werke des HVM sind stille Sammlung noch im alten Museum untergebracht, alterliche Mensch eingespannt ist und im Lauf Zeugen der tiefen Frömmigkeit des Spät- dem heutigen Kunstmuseum. Auch wenn das seines Lebens sinnbildlich Höhen und Tiefen mittelalters und vermögen uns noch Gros der sakralen Objekte sich bereits seit meh- erlebt. heute zu berühren. Erst kürzlich hat das HVM reren Jahrzehnten im Besitz des HVM befindet, neue Forschungen durch Albrecht Miller, Spezi- gelingt es auch heute noch ab und zu qualitätvol- Spätgotisches Kleinod alist für Sakralkunst, erstellen lassen. Diese er- le Werke anzukaufen. So erwarb das St. Galler Eine besondere Entdeckung machte Monika gaben, dass viel mehr Figuren aus dem Museums- Museum diesen Frühling eine Anbetung der Hei- Mähr vor ein paar Jahren im Estrich des Muse- fundus als bisher angenommen aus der Zeit um ligen Drei Könige aus der Zeit um 1460. ums: «Die Herkunft des stark beschädigten 1500 stammen. In einer neu erschienenen Publi- Stücks, einst Bekrönung eines Chorgestühls, war kation des HVM wurden diese Ergebnisse kom- Imposante Glasgemälde vorerst unklar. Recherchen ergaben, dass es aus primiert zusammengefasst. Die meisten der sak- Das HVM besitzt schweizweit eine der grössten der spätgotischen St. Galler Klosterkirche stam- ralen Bildwerke sind bereits zu Beginn des 20. und schönsten Glasgemälde-Sammlungen. Abso- men muss, dem Vorgängerbau der heutigen Ka- Jahrhunderts in die Museumssammlung gelangt. lutes Prunkstück und besonders wertvoll ist ein thedrale. Zu sehen ist das Wappen der Abtei mit Es waren mehrheitlich Ankäufe von Antiquaren, grosses Glasgemälde, das Fürstabt Joachim Op- dem Bären und das persönliche Wappen von vereinzelt auch Schenkungen. «Damals wurde ser gewidmet ist. Es wurde 1581 vom Wiler Glas- Fürstabt Ulrich Rösch. Die beiden Dreschflegel vieles aus Kirchen veräussert und es sprach sich maler Niklaus Wirt angefertigt und zeigt die verweisen auf seine Herkunft als Bäckerssohn – wohl herum, dass das Museum seine Abteilung Wappen der Ämter und Vogteien der Fürstabtei Rösch war der erste Abt bürgerlicher Herkunft.» für Kirchenkunst ausbauen wollte», resümiert St. Gallen. Zu den ältesten Stücken zählt ein Chor- Der Fund ist deshalb besonders spektakulär, da Monika Mähr, stellvertretende Direktorin des gestühl aus dem Kloster Magdenau von 1290. Ein in der Zeit der Reformation die Klosterkirche ei- HVM. Von 1877 bis 1921 war die historische Teilstück zeigt ein Lebensrad, in das der mittel- nen verheerenden Bildersturm erlebte. «Irgend- 10 P FA R R E I F O RUM
LESERFRAGE Warum ist Pilgern so beliebt? jemand konnte dieses Stück 1529 vor den Flam- Haftete dem Begriff Pilgern noch vor rund dreissig Jahren men retten.» Diese Bekrönung des Chorgestühls etwas eher Überkommenes oder Verstaubtes an, hat sich wurde für die aktuelle Ausstellung sorgfältig res- dies grundlegend geändert. Spricht jemand davon, bald tauriert, ohne die Spuren der einstigen Zerstö- pilgern zu gehen, kommt gleich Interesse auf. Etwas rung, der Hiebe und Brüche zu überdecken. Faszinierendes verbirgt sich hinter dem Pilgern. Diese Faszination in Worte zu fassen, ist gar nicht so einfach. König des Tanzes Zudem ist sie persönlich gefärbt. Neben dem Christentum sind auch die anderen Weltreligionen im HVM vertreten. Es gibt Regi- Diese Woche schrieb mir eine Frau per Mail, mit der ich via Jugendarbeit in den 80er-Jahren onen und Religionen, aus denen aufgrund des Kontakt hatte: «Ich bin an einem Wendepunkt in meiner Beziehung angelangt und plane enormen Bilderkults mehr Schätze den Weg ins eine Pilgerreise, um Klarheit zu bekommen.» Es sind oft Lebenskrisen wie die eben Museum gefunden haben. Dazu gehören der Bud- geschilderte, die jemanden auf den Weg schicken. Oder wie es die Redewendung sagt: dhismus und der Hinduismus. Aus dem islami- «Wenn nichts mehr geht, dann geh.» schen Raum ist etwas weniger erhalten. I nnerhalb der HVM-Jubiläumsausstellung «Entdeckungen – «Ja klar», könnte hier eingewendet werden, «das verstehe ich. Aber wieso dann Pilgern Highlights der Sammlung» ist aktuell eine beson- und nicht irgendeine Wanderung auf einen Berg oder an einen See?» dere Preziose zu sehen: die Darstellung des Hin- du-Gottes Shiva als König des Tanzes im «Wandern plus» Flammenkranz. Die Figur symbolisiert die sich Es hat sich dank des Jakobswegs herumgesprochen, dass beim Pilgern etwas mitschwingt, ewig ändernde Lebenskraft und stammt aus dem das beim Wandern nicht unbedingt da ist. Ich spreche deshalb davon, dass Pilgern «Wandern frühen 18. Jahrhundert. plus» ist. Mit dem Plus ist der spirituelle Aspekt gemeint. Das Pilgern gibt der Spirituali- tät in besonderer Weise Raum. Wobei klar ist, dass mit Spiritualität ein Feld angesprochen Text: Rosalie Manser ist, das sehr weit und offen ist. Aber gerade darum geht es oft: Aus der begrenzten Sicht Bilder: www.hvmsg.ch oder Alltagserfahrung möchten die Pilgerin und der Pilger in die Weite aufbrechen. Wie es schon ein Psalmist schreibt: «Er führte mich hinaus ins Weite…» (Psalm 18, 20). Lebens- fragen, religiös-spirituelle Fragen, Sinnfragen und sozial-politische Fragen werden auf Die sakrale Sammlung des HVM umfasst Pilgerwegen ohne Wenn und Aber angesprochen. Es herrscht eine Offenheit, die sonst nur → Objekte aus verschiedenen Religionen, selten erlebbar ist. Nebst den wertvollen Kontakten mit anderen Pilgerinnen und Pilgern wie Gott Shiva im Flammenkranz. unterwegs hilft auch die Natur, sich neu zu erden. Die Schöpfung wird mit allen Sinnen erfahren. Sie hilft, «sinn-voll» zu leben. Beim Pilgern ist der Himmel in bestimmten Augenblicken ganz nah. Pilgern erdet und himmelt. Älteste Form des religiösen Ausdrucks Es ist darum wunderbar, dass sich in den letzten Jahrzehnten ein riesiges Netz von Pilger- wegen etabliert hat. Ein Grossteil davon ist auf der Webseite «camino-europe.eu» einseh- bar. Zu Fuss oder per Fahrrad zu pilgern stellt eine Kontrasterfahrung her zu den üblichen Reisen per Auto, Bahn oder Flugzeug. Die verlangsamte Art des Reisens lässt die Seele aufatmen. Nicht zu schweigen von der ökologischen Komponente, die bei dieser Art des Reisens mitschwingt. In meinem Buch «Pilgern erdet und himmelt» habe ich noch viele Antworten formuliert, warum das Pilgern heute so beliebt ist. Aber nicht nur heute: Das Pilgern gehört zur ältesten Form des religiösen Ausdrucks von Menschen in allen Erdteilen und Religionen der Welt. Josef Schönauer pilgern.ch 11
Der Glücksfrage auf der Spur Kinder, Jugend liche und rplatz, Erwachsene k Eine Zeltstadt auf dem Kloste önnen im Zelt mitten in der Stadt – in jedem September be geht es um eine andere Frag e: Was im Respect- Camp in St.Ga kannst du machen, wenn du mal llen mehr übe schon das friedliche r richtig sauer bist? Hast du dir Miteinander mal überlegt, wie tolerant du herausfinden. en bist? Das Pfarreifo- gegenüber anderen Religion rum hat es vo Aber zuerst mal ins Zelt rab g etestet. «Zufriedenheit». «Was macht dich glücklich?», werden die Besucherinnen un Besucher in diesem Zelt gefra d gt. Keine einfache Frage. Kö du sie sofort beantworten? nn tes t Zum Glück kannst du dich im mit anderen über die Frage Zelt unterhalten. Und an der Wa hängen Bilder und Texte mit nd Antworten von Menschen au Ostschweiz. Für jeden ist Glü s de r ck etwas anderes: Für die ein sind es Freundinnen und Freu en nde, für die anderen sind es Menschen, die man nach lan ger Zeit endlich wieder sieht Und manche geben an: «Ich . bin immer zufrieden und glü cklich.» ht, tut ein bisschen Bevor es ins nächste Zelt ge «Chillout-Tipi» zum Erholung gut. Ab ins grosse dest du im Entspannen … Und danach fin Konflikte ganz nächsten Zelt heraus, wie du ohne Gewalt lösen kannst. Text: Stephan Sigg, Bilder: DAJU, Das Respect-Camp steht vom 14. bis 17. September 2021 im Rahmen der Interreligiösen Aktions- und Dialogswoche (ida-Woche) auf dem Klosterplatz St. Gallen. Die Zeltstadt will für Gewaltlosigkeit und Toleranz motivieren. Infos: www.respect-camp.ch
NACHRICHTEN Mini-Tag mit Krimi-Wettbewerb Region. Eigentlich sollte dieses Jahr in St. Gallen mit über 8000 Ministrantinnen und Ministranten das Mini- fest stattfinden. Coronabedingt fällt es aus und wurde auf 2025 verschoben. Als Alternative gibt es am 12. Sep- tember den «Bärenstarken Minitag 21». Bei Redaktionsschluss Mitte August hatten sich bereits 700 Teilnehme- rinnen und Teilnehmer angemeldet. «Wir würden uns riesig freuen, wenn wir die Tausender-Grenze knacken könnten», sagt Nicole Burri, die die Ministranten-Arbeit der Deutschschweiz koordiniert. Highlight des Mini- tags sei ein Krimispiel mit Wettbewerb. Dieses entführt die Minis in ein spannendes Abenteuer: Die Teilneh- menden lösen gemeinsam einen kniffligen Fall. Es gibt eine Minikrimibox mit Krimispiel, Spielzubehör und Fanartikeln. Der Minitag findet in den jeweiligen Pfarreien statt. Die Scharen können sich noch bis Ende Au- gust auf damp.ch anmelden. (kath.ch/nar) BISTUM ST. GALLEN Gossau St.Gallen Rapperswil «Die Erschaffung Adams» als Graffiti St. Gallen. Ein Fenster zum Himmel wird in der Offenen Kir- Flüchtlinge che St. Gallen mit den Mitteln des Graffiti-Künstlers Stefan Tschirren geöffnet. Dieses soll die Pilger zu ihrer wahren Hei- schliessen Lehre ab mat führen. Den Auftrag bezeichnet Stefan Tschirren als gute Gossau. Der Friedegg-Treff Gossau hat neun Werbung für sich. Seit 28 Jahren ist er als Graffiti-Künstler Flüchtlinge während ihrer Berufsausbildung im unterwegs. Dazu gehören auch Porträts, die der gelernte The- Rahmen eines Mentoring-Programms begleitet. atermaler mit Pinsel und Farbstiften kreiert. «Das Malen in ei- Nun haben alle neun ihre Lehrabschlussprüfung ner Kirche ist etwas Neues», sagt der St. Galler. Das Sujet wur- bestanden, wie der Friedegg-Treff auf seiner Face- de von Theodor Pindl vorgegeben, dem Intendanten der bookseite schreibt. Einer der Flüchtlinge ist Mor- Offenen Kirche in St. Gallen. Es handelt sich um das berühm- taza Mohamadi, der als 16-Jähriger aus Afghanis- te Bild von Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle: «Die Er- tan in die Schweiz geflüchtet war. Der heute schaffung Adams». Das Bild projizierte Tschirren mit einem 22-Jährige hat seinen Lehrabschluss als Haus- Beamer an die Decke der Kirche. Dann übertrug er die Grund- technikpraktiker mit der Note 5,1 bestanden und risse von Gott und Adam auf die Oberfläche. Er füllte die ist somit Zweitbester. Das Mentoring-Programm Zeichnung anschliessend im Erwachsenen-Comic-Stil mit haben Christa Koller und Klaus Fischer vom Spray-Farben aus. Tschirrens Deckenbild gliedert sich in die Friedegg-Treff vor einem Jahr zusammen mit der Installation «Die Pilger» des Tessiner Künstlers Johann Kra- Stadt Gossau initiiert. Mentoren unterstützen die lewski ein. Dieser stellt noch bis zum 24. September in der Of- Lernenden etwa beim Schulstoff oder den Haus- fenen Kirche St. Gallen 17 lebensgrosse Skulpturen aus. Sie aufgaben. (nar) sollen zum Innehalten einladen. (kath.ch/nar) Mit dem Rollstuhl auf den Jakobsweg Rapperswil. Der Verein Jakobsweg.ch plant einen Pilgerweg für Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer von Konstanz, Schaffhausen, Rheinau, Winterthur, Rapperswil zum vorläufigen Endpunkt Einsiedeln. Bislang endete in Kons- tanz der über 550 Kilometer führende Pilgerweg für Rollstuhlfahrer von Koblenz. Diesen hatte die Initiative «Pil- gern bewegt e.V.» ins Leben gerufen. Nun erweitern die Schweizer Kolleginnen und Kollegen den Weg um wei- tere 150 Kilometer. 2023 soll der Weg durchgehend befahrbar sein. Ein erstes T eilstück bis Schaffhausen soll gemäss der Projektgruppe b ereits im Frühjahr 2022 fertig gestellt werden. Auf der Homepage Jakobsweg.ch wer- den dann die GPS-Koordinaten sowie alle notwendigen Informationen über die Beschaffenheit der Strecke, Ser- viceleistungen und Sehenswürdigkeiten bereitstehen. Die Initianten planen auch die Herausgabe einer Broschü- re zur Vorbereitung und Orientierung auf dem Weg. Der rollstuhlgängige Jakobsweg soll mehrheitlich den Velowegen entlang führen. Beraten wird die Projektgruppe von Procap, dem Verband von und für Menschen mit einer Behinderung in der Schweiz. (pd/nar) Bilder: Graffiti Tschirren: zVg./Theodor Pindl; Rollstuhl: zVg.; Flüchtlinge: zVg.; Mini-Tag: zVg. 13
MEDIENTIPPS & AGENDA Tipp Mit Glauben gegen Armut? Zahlreiche Veranstaltungen der interreligiösen Dialogs- und Aktionswoche (ida-Woche) des Kantons St. Gallen beschäftigen sich mit der Rolle der Religionsgemeinschaften in der Gesellschaft. Am 2. September, 17.30 Uhr, wird im Kantonsrats- saal St. Gallen mit Referaten und einer Diskussion die Rolle der Religionen im Umgang mit dem Thema Armut beleuchtet: Welche Bedeutung haben sie für die soziale Frage? Eine Veranstaltungsreihe im Historischen und Völkerkundemuseum St. Gallen setzt sich mit der Bedeutung der Frauen in den Reli- gionen auseinander. Übersicht Anlässe der ida-Woche: www.pfarreiforum.ch Fernsehen Radio Gartenglück Christlich und grün Die Lust auf Gärten und am Gärtnern ist seit der Pandemie stark gestie- Die kirchliche Aktion «Schöpfungszeit» im Mo- gen. Noch nie gab es bei Schrebergärten so lange Wartelisten wie der- nat September hat sich bereits etabliert. Seit zeit, vor allem von jungen Familien. Was steckt hinter diesem Bedürfnis, Jahren schon klären kirchliche Hilfswerke über zu gärtnern? Neueste Forschungen weisen auch auf Parallelen zwischen Raubbau an Natur und Mensch weltweit auf, der Funktionsfähigkeit eines gesunden menschlichen Gehirns und den vom Amazonas bis zu den Palmölplantagen Wachstumsprozessen in der Natur hin. In Grossbritannien sprechen Me- Borneos, Malaysias und Indonesiens. Kirchge- diziner von «Green Care». Gärten gelten als Räume, die Zuflucht und meinden rüsten umwelttechnisch um und er- Frieden bieten. halten fürs Strom- und Heizung-Sparen den → Sonntag, 5. September, ZDF, 9.03 Uhr «Grünen Güggel». Seit dem Frühjahr sensibili- siert das freikirchliche Aktionsbündnis StopAr- Amur senza fin mut für das Thema Wasser, um unseren ver- Nach 20 Ehejahren knistert es zwischen Mona (Rebecca Indermaur) und schwenderischen Umgang mit Wasser Gieri (Bruno Cathomas) nur noch leise. Mona sucht Hilfe bei Nanda Shar- einzudämmen. Die Sendung «Perspektiven» ma (Murali Perumal), dem neuen Gemeindepfarrer mit indischen Wur- portraitiert diese breite christliche Umweltbe- zeln. Er ermutigt sie, sich weltlichen Mitteln zu bedienen und sich in der wegung und fragt nach ihren theologisch-bibli- Liebeskunst zu üben. Die Komödie ist der erste professionelle rätoroma- schen Grundlagen. nische Fernsehfilm, welcher die rätoromanische Sprache einem breiten → Sonntag, 29. August, SRF2Kultur, 8.30 Uhr und Publikum näherbringen will. Die Geschichte setzt sich mit Bündner Tra- anschliessend als Podcast auf srf.ch ditionen und gesellschaftlichen Entwicklungen auseinander. → Sonntag, 5. September, SRF1, 20.05 Uhr Ist die Mode noch zu retten? Die Welt der Mode: ausschweifend und unbekümmert. Das war einmal! Seit knapp zehn Jahren sieht sich die Mode von politischer, ethischer und moralischer Seite mit einer Flut an Vorwürfen konfrontiert: Ökozid, Überproduktion, Wegwerf-Mentalität, kulturelle Aneignung, Rassismus und mangelnde Vielfalt. Anschuldigungen, die durch die Corona-Krise und die daraus resultierende Wirtschaftskrise noch verschärft wurden. Die Mode ist unter Beschuss wie nie zuvor und muss sich der Kritik stel- len. Wird sie sich neu erfinden können – oder untergehen? Bild: Augustin Saleem, Bettag St.Gallen 2019 → Freitag, 24. September, ARTE, 22 Uhr Bilder: pixabay.com (1, 3) / Amur senza fin: SRF 14 P FA R R E I F O RUM
MEINE SICHT Agenda Menschsein «Was mache ich hier?» Es heisst, es gebe Menschen, die ihr ganzes Leben nie ufleben nach der Krise – A von dieser Frage berührt werden. Man Vortrag und Podium geht arbeiten, diskutiert Sportresultate, Samstag, 18. September, 9.30 bis 12.30 Uhr kocht das Mittagessen, verschlingt das Gekochte, bringt Kinder zum Musik unterricht, holt sie wieder, plant Ferien Corona wirft grundlegende Fragen auf. Die Pandemie rückt Verborge- und sorgt sich um Angehörige und die nes, ja Verfemtes ans Licht. Könnte es sein, dass sich Stärke entwickelt Gesundheit. Das und vieles mehr reicht aus «Schwäche zeigen und verletzlich sein»? Dem Vortrag von Prof. aus für ein volles L eben. Dr. H ildegund Keul, Universität Würzburg, Theologin, Religionswissen- schafterin und Germanistin, folgt ein Podium mit Bischof Markus Büchel Dann gebe es eine andere Gattung Menschen. Solche, denen es und weiteren Persönlichkeiten. Die öffentliche Matinée will «Mutma- nicht selbstverständlich sei, auf der Welt zu sein. Sie tragen die cher» für persönliches und gesellschaftliches Handeln aufzeigen. Suche nach einer Antwort auf diese Frage stets mit sich. Infos, Programm und A nmeldung (bis 11. September): kab-sg@bluewin.ch oder Telefon 079 342 91 50; www.kab-sg@ch. Zufälligkeit der Existenz → Pfalzkeller, Klosterbezirk St. Gallen Vielleicht aber sind dies auch Phasen in ein und demselben Menschsein. Bei mir zum Beispiel werden Phasen der Selbstver- ständlichkeit abrupt unterbrochen, wenn ich Astrophysikerin- Führung mit Wanderung nen zuhöre. Wie zufällig die Existenz von Leben erscheint, wenn zum Paxmal sie über den Anbeginn des Kosmos berichten. Was wäre über- haupt da, wenn es unseren Planeten und uns nie gegeben hätte? Sonntag, 12. September, 11.00 Uhr Was geschähe mit den religiösen Antworten, die uns heute bei dieser Frage Orientierung schenken? Und wo in dieser unvorstell- Das Museum Bickel lädt zu einer Führung durch die aktuelle Ausstellung. baren zeitlichen und räumlichen Ausdehnung wäre Gott ohne Die beiden Künstler Carla Hohmeister und Patrick Kaufmann werden den Menschen? ebenfalls vor Ort sein. Anschliessend folgt die gemeinsame Fahrt nach Walenstadtberg und die einstündige Wanderung zum Paxmal. Bei Schwindlig und melancholisch Süssmost und Früchtebrot geniessen die Teilnehmerinnen und Teilneh- Gedankenschlaufen, die schwindlig machen und mich melancho- mer den einmaligen Ausblick auf den Walensee und die Churfirsten. lisch stimmen. Schon fast tröstend, wenn mein Schwager – auch Infos: www.museumbickel.ch Astrophysiker – meint: Angesichts der enormen Grösse des Alls → Museum Bickel, Zettlereistrasse 9, Walenstadt steige doch auch die Wahrscheinlichkeit, woanders auf Ähnli- ches zu stossen. Meine Gedanken heben ab und erinnern sich der Paralleluniversen und Dystopien aus meiner letzten Romanlek- Krisen als Innovationstreiber? türe. Zum Glück piepst es dann penetrant: «Bitte aufhängen», ab Montag, 27. September, 9.30 Uhr meint die Waschmaschine. Was bedeutet Innovation? Was unterscheidet sie von der Erfindung? Wel- che Kräfte hemmen sie, welche Rahmenbedingungen sind ihr förderlich? Was dürfen wir uns von einer neuen Generation sozialen Unternehmer- tums erhoffen? Braucht es es eine kulinarische Revolution? Und was ma- chen Wandel und Fortschritt mit uns selbst? Die generationenübergrei- fende Vorlesungsreihe des Montagsforums durchleuchtet mit Expertinnen und Experten wie dem bekannten Soziologen Harald Wel- zer innovative Prozesse. Infos und Anmeldung: www.montagsforum.ch → Pfalzkeller, St.Gallen und online via Video-Übertragung eborgenheit in Krisenzeiten G Donnerstag, 9. September 2021 Gregor Scherzinger Die Corona-Pandemie hat viele weltweit in eine Krise gestürzt, ob Caritas St. Gallen-Appenzell wirtschaftlich, finanziell, familiär oder auch psychisch. Pater Kentenich liefert in Krisenzeiten wichtige Hinweise, sie zu überwinden und in eine neue Qualität von Geborgenheit zu finden. Schwester Dr. M. Doria Schlickmann gibt in einem Referat Impulse, wie man die Angst überwin- den, den Alltag in Krisenzeiten leichter meistern und in eine tiefe Gebor- genheit zurückfinden kann. Anmeldung bis 1. September: Telefon 079 389 17 34 oder gastbetreuung@neuschoenstatt.ch. → Zentrum Neu-Schönstatt, Quarten Bild: zVg. / Peter Dotzauer 15
ZU BESUCH IN ... 9425 Patricia Eichmann → gründete in Thal SG eine Kinder bibelgruppe. Adressänderungen: bitte wenden Sie sich 9. Ausgabe 2021, 1. bis 30. September 2021 Auflage 122 930, erscheint 12 mal im Jahr. Hier tanken zu uns Menschen spricht oder uns berührt». «Ich kann von den Erfahrungen anderer profitieren», so Patricia Eichmann. Kinder auf In ihr sei durch diese Gespräche, aber auch durch ihre persön- lichen Erfahrungen immer mehr das Grundvertrauen gewach- direkt an Ihr Pfarramt. sen, dass «Gott uns leitet». Das sei ihr in der Corona-Zeit neu bewusst geworden: «Aufgrund der Schutzmassnahmen konn- Schon als Jugendliche entdeckte ten wir uns eine Zeitlang nur virtuell austauschen. Auch wenn Patricia Eichmann (46) aus Thal SG durch die physische Nähe fehlte, war doch auch auf diese Weise die die Bibelgruppe Immanuel die Faszi Verbundenheit erfahrbar. Eine Teilnehmerin meinte am Ende nation an der Bibel. Trotzdem brauchte eines Treffens: Gott wirkt auch durch Zoom.» sie als junge Erwachsene drei Jahre lang Abstand von Gott und der Kirche. Mit allen Sinnen Auf Gott vertrauen und Neues wagen, das hat die Thalerin vor Gestaltungskonzept: Die Gestalter AG, St.Gallen Der Tag beginnt für Patricia Eichmann jeweils mit Bibel-Lek- drei Jahren motiviert, in ihrer Heimatpfarrei eine Kinderbibel- türe. Manchmal liest die Thalerin die Stelle, die ihr die Smart- gruppe zu gründen. «Ich möchte den Kindern nicht nur Wis- phone-App für diesen Tag anzeigt. Manchmal öffnet sie die sen über Jesus vermitteln, sondern ihnen helfen, eine lebendi- Druck: Niedermann Druck AG, St.Gallen Bibel einfach an irgendeiner Stelle. «Ich nehme dann die Bot- ge Beziehung zu ihm aufzubauen.» Die Gruppe trifft sich am schaft dieser Stelle mit in den Tag», erzählt sie. Viele tun sich Freitagnachmittag direkt nach der Schule. «Hier können die heute schwer, offen über ihren Glauben zu sprechen. Nicht so Kinder auftanken. Sie sollen erfahren, dass Gott sie liebt – und Layout: Cavelti AG, Gossau Patricia Eichmann. Im Gespräch mit dem Pfarreiforum bei ihr zwar ohne etwas dafür leisten zu müssen.» Meistens wird eine zuhause im Garten erzählt sie ganz offen und unverkrampft Bibelstelle kreativ erarbeitet. Aber auch die Pflege der Gemein- von ihrem Glaubensweg und Gott. schaft ist ein wichtiger Bestandteil. «Wir möchten den Kin- dern vermitteln, dass Gott immer mit uns ist.» Kinderbibel- Abstand von der Kirche gruppen gab es bereits in anderen Pfarreien, ob es auch in Thal «Als Jugendliche nahm ich an einem Lager der Immanuel-Be- auf Resonanz stösst, war völlig offen. Inzwischen wird das An- wegung teil, ich habe mich dort sofort willkommen gefühlt», gebot parallel für zwei Altersgruppen angeboten. erinnert sich Patricia Eichmann. Trotzdem kam für sie als jun- ge Erwachsene der Bruch: «Mein Mann und ich lebten drei Text: Stephan Sigg Jahre lang im Kanton Aargau. Da habe ich bewusst die Ver- Bild: Ana Kontoulis Herausgeber: Verein Pfarrblatt im Bistum St.Gallen bindungen zur Bibelgruppe und der Kirche abgebrochen.» Sie sei mit der Kirche gross geworden, einige Jahre war sie auch Ministrantin. «Für mich stellte sich irgendwann die Frage, ob ich einfach nur dabei bin, weil ich es nicht anders kenne. Ich CHRISTSEIN IN GEMEINSCHAFT Webergasse 9, Postfach, 9004 St.Gallen wollte wissen: Wie ist das, ohne Kirche zu leben?» Dieser T 071 230 05 31, info@pfarreiforum.ch Das Christsein im Alltag leben, füreinander da sein, Redaktion: Stephan Sigg (Leitung), Schritt sei notwendig gewesen, um sich als Erwachsene neu und bewusst für Gott zu entscheiden. «Ich habe dann sehr Gottes Wort lesen und vertiefen, gemeinsam Gott lo- Rosalie Manser, Nina Rudnicki bald gespürt, dass mir die Beziehung zu Gott fehlt.» Zurück ben und beten – das ist das Motto der Bibelgruppen in der Ostschweiz wird die Bibelgruppe wieder zum fixen Teil Immanuel. Die katholische Bewegung ist ökumenisch ihres Alltags: «Sich mit anderen über eine Bibelstelle auszu- offen und in über dreissig Pfarreien im Bistum St. Gal- tauschen, miteinander zu beten und die Gemeinschaft im Glau- len präsent. Neben Weiterbildungskursen und Treffen ben zu erfahren, habe ich immer als sehr bereichernd erlebt». zur Glaubensvertiefung für Erwachsene gibt es auch Angebote für Kinder und Jugendliche. Ein grosses Geschenk Oft werde einem erst im Austausch mit anderen bewusst, wie www.bibelgruppen-immanuel.ch viel in einer Bibelstelle drin sei und «wie Gott unterschiedlich
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