Amphibien und ihre Helfer*innen - Pro Natura Baselland

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Amphibien und ihre Helfer*innen - Pro Natura Baselland
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                    Baselland

Amphibien und
ihre Helfer*innen
                          Baselland
Amphibien und ihre Helfer*innen - Pro Natura Baselland
30 Jahre Amphibiengruppe
                                                                             «Die Frösche haben aus den Dolen nach uns gerufen»

                                                                             Wie ist es zur Gründung gekommen?               Was sind andere wichtige Tätigkeiten?                         helferkröte schlecht dran, im Baselland aber                             ein Lebensraum für Amphibien entstehen
                                                                             Bethli: Ich hörte damals die Amphibien aus      Michael: Wir setzten uns von Beginn an                        sind es die Unken. Die Gründe liegen darin,                              könnte, wo sie nicht gestört werden.
                                                                             den Dolen rufen. Ich fragte mich, was ist da    sehr für Ausstiegshilfen ein, auch bei Klär­                  dass die Lebensräume weniger dynamisch                                   Petra: Natürlich sind auch das Weiherinven­
                                                                             los? Niemand wusste Bescheid. Wir haben         anlagen. Wir organisierten z.B Weiterbil­                     geworden sind. In einigen Kiesgruben gibt                                tar und das Inventar der Zugstellen ein Er­
                                                                             dann die Tiere rausgeholt und wir dachten:      dungen für Kläranlagenbeauftragte. Auch                       es nur in einer Ecke Naturschutzweiher, der                              folg. Diese Daten sind jetzt öffentlich. Wenn
                                                                             Da muss man doch etwas machen! Solche           wurden Merkblätter erstellt und verteilt.                     Rest ist wasserfrei. Früher waren da über­                               z. B. eine neue Strasse erstellt werden soll,

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Foto: Ökoskop, Basel
                                                                             rufenden Frösche waren der Anstoss, um          Bethli: Randsteine und Strassenschächte                       all Glunggen, in welchen sich die Unken                                  merken die Planer schon am Anfang: «Ou,
                                                      Foto: Dieter Thommen

                                                                             am 12. Januar 1990 in Liestal eine kantona­     waren immer ein Thema. In vielen Dolen                        wohlfühlten. Unken brauchen Gewässer,                                    da hat es ja einen Weiher!» Heute kommen
                                                                             le Amphibiengruppe zu gründen.                  verenden Amphibien. Jetzt werden da ver­                      die auch austrocknen. Man müsste wieder                                  dann die Leute meist von sich aus auf uns
                                                                                                                             mehrt Böschungsmatten hineingehängt.                          mehr Dynamik in diese Gebiete reinbringen.                               oder andere Stellen zu, sodass frühzeitig       Michael Dipner, Gründer und Mitglied Amphibien-
Bethli Stöckli, Gründerin und Leiterin Amphibien-                            Was war über all die Jahre der Fokus der        Petra: Das ist ein dreidimensionales Gewe­                    Michael: Gerade die seltenen Arten brau­                                 Massnahmen geplant werden können.               gruppe in den ersten Jahren
gruppe Pro Natura Baselland                                                  Amphibiengruppe?                                be, das als Ausstiegshilfe in die Dole ge­                    chen temporäre Gewässer, wie zum Beispiel                                Michael: Die Amphibien werden heute viel
                                                                             Petra: Eine wichtige Arbeit der Gruppe war      hängt wird. Es ist günstig und funktioniert                   auch die Kreuzkröte oder eben die Unken.                                 mehr wahrgenommen und in der Planung
                                                                             und ist das Zusammenstellen, Betreuen           sehr gut. Solche Projekte können Natur­                                                                                                berücksichtigt. Der Kontakt mit den zustän­
                                                                             und Weiterentwickeln der Zugstellen. Heu­       schutzvereine zusammen mit den Werkhö­                                                                                                 digen Stellen des Kantons hat sich intensi­
                                                                             te sind das etwa 180 Zugstellen. Diese Da­      fen durchführen, mit unserer Untrstützung.                                                                                             viert. Ausserdem haben wir in 30 Jahren
                                                                             ten werden dann auch dem Kanton, den            Bethli: In Arlesheim zum Beispiel hat man                                                                                              unzählige Amphibien direkt gerettet v.a. an
                                                                             Gemeinden und den Werkhöfen weitergege­         aktuell 500 Dolen damit bestückt!                                                                                                      den Zugstellen. Ohne diese langjährige Ar­
                                                                             ben. Heute betreuen wir die Zugstellen mit                                                                                                                                             beit zusammen mit vielen Helferinnen und

                                                                                                                                                                                                                                           Foto: Benedikt Schmidt
                                                                             vielen Freiwilligen, den Werkhöfen, den Ge­     Geht es den Amphibien jetzt besser als                                                                                                 Helfern wäre der Rückgang der Amphibien
                                                                             meinden und dem Strassenbau.                    vor dreissig Jahren?                                                                                                                   noch viel schlimmer.
                                                                                                                             Bethli: Früher wurden die Frösche als lärm­
                                                                             Wie werden die Zugstellen betreut?              verursachende Tiere wahrgenommen. Heu­                                                                                                 Gibt es auch noch Mysterien?
                                                                                                                                                                                           Petra Ramseier, Mitglied Amphibiengruppe und
                                                                             Bethli: Die Arbeiten sind je nach Zugstel­      te haben sie mehr Aufmerksamkeit. Es gibt                                                                                              Bethli: Nach dem Laichen ziehen sich die
                                                                                                                                                                                           Vertreterin Karch BL                                                                                                      Zugstellen
                                                                             le sehr unterschiedlich. An einigen werden      vermehrt auch Anfragen aus Gemeinden                                                                                                   Amphibien wieder aus den Gewässern zu­
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Ende Februar/Anfang März wandern Amphibien
                                                                             immer noch Zäune aufgestellt und die Am­        oder von Privaten, die Rat suchen.                                                                                                     rück. Über diesen Rückzug wissen wir sehr
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     zu ihren Laichgewässern. Oft müssen sie dabei
Impressum                                                                    phibien nachts von Freiwilligen in Kesseln      Michael: Die Sensibilisierung hat zugenom­                    Was sind die Erfolgsgeschichten?                                         wenig, er geschieht im Verborgenen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Verkehrswege überqueren. Dabei sind gewisse
Mitgliederzeitschrift von Pro Natura Baselland                               über die Strasse getragen. Wichtig dabei ist    men, das Geld ebenfalls, die Amphibien da­                    Michael: Zum Beispiel die Zugstelle Rothen­                              Petra: Der Zeitpunkt des Rückzuges ist mehr
4-mal jährlich, davon einmal als Sonderausgabe                                                                                                                                                                                                                                                                       Strassenabschnitte in der Nähe von Laichge-
                                                                             der richtige Zeitpunkt für das Aufstellen der   gegen haben abgenommen.                                       fluh beim Naturschutzgebiet Tal!                                         verteilt. Es gibt keine Massenwanderung
Herausgeberin:                                                                                                                                                                                                                                                                                                       wässern besonders betroffen. Ohne Massnah-
Pro Natura Baselland, Kasernenstrasse 24                                     Zäune etc..                                     Petra: Es geht ihnen nicht besser. Was man                    Bethli: Dort hat es fast zu viele Amphibi­                               mehr. Man findet weniger überfahrene Tie­
Postfach, 4410 Liestal, Telefon: 061 921 62 62                                                                                                                                                                                                                                                                       men würden an diesen Zugstellen massenhaft
E-Mail: pronatura-bl@pronatura.ch                                            Petra: Es hat immer mehr Zugstellen, die        heute als viele Frösche wahrnimmt, ist ge­                    en (lacht).                                                              re. Vielleicht ziehen die Tiere auch später
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Amphibien überfahren.
IBAN: CH24 0900 0000 4000 8028 8                                             saniert sind. Es wurden z.B. permanen­          genüber früher nichts. Die Leute freuen sich                  Michael: Oder das Brunnbachtal bei Nuglar.                               in der Nacht, wenn der Verkehr geringer ist.
Redaktion                                                                    te Durchlässe unter der Strasse eingebaut.      an einem Grasfrosch in der Wiese, früher                      Da war vorher viel standortfremder Wald                                  Vielleicht nehmen sie auch einen anderen
Astrid Schönenberger, Thomas Fabbro, Sabine Lerch,
Silja Jermann                                                                Diese Zugstellen funktionieren eigentlich al­   war die Landschaft voller Amphibien!                          und ein teilweise verlegter Bach. Hier konn­                             Weg für den Rückzug. Ich weiss von Feuer­
Gestaltung und Satz                                                          leine. Aber der regelmässige Unterhalt ist                                                                    te ein ganzes Tal neugestaltet werden mit                                salamandern, die auf dem Weg zum Laich­
Astrid Schönenberger, Thomas Fabbro
                                                                             sehr wichtig und wird in der Regel von den      Welche Arten brauchen mehr Aufmerk-                           Weihern und dem Bach wurde Platz ge­                                     gewässer Mauern herunterkommen, welche
Titelbild
Weiherpflege Baach, Foto: Alice Killenberger                                 Werkhöfen oder von den Leuten des Stras­        samkeit?                                                      geben. Dieser neu geschaffene Lebensraum                                 sie nie im Leben wieder hochkommen.
Druck:			                                                                    senunterhalts durchgeführt. Da hat es vie­      Bethli: Unken kommen immer zu kurz! Es                        fasziniert mich. Die Erfolge sind hier schon                             Bethli: Auch nach über 30 Jahren erstaunen
Steudler Press AG, Basel
                                                                             le sehr engagierte Leute, die wertvolle Ar­     bräuchte nicht viel für Unken und trotzdem                    nach kurzer Zeit in Form von anwesenden                                  mich die Amphibien immer wieder und vie­
Auflage:
10'000                                                                       beit leisten. Die Zusammenarbeit mit dem        hat es im Baselbiet nicht viele.                              Amphibien eingetreten. Ich glaube, es gäbe                               les bleibt unergründlich.
                                                                             Tiefbauamt ist vorbildlich.                     Petra: Gesamtschweizerisch ist die Geburts­                   noch mehr solche Potenzialgebiete, wo

           Ueli Berchtold       Daniela Villaume     Tom Wernli                            Susi Otthofer    Rolf Fricker      Arthur Rohrbach   Anita Brunner     Toni Waldner   Katharina Vogt    Benedikt Schmidt   Dieter Thommen      Alice Killenberger                     Heidi Polt        Heinz Wagner      Martin Küng        Catherine Lasagni      Daniel Niederhauser

2 | Pro Natura Lokal 2/2020
                     2/2017                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Pro Natura Lokal 2/2020 | 3
Amphibien und ihre Helfer*innen - Pro Natura Baselland
Weiherinventar Baselland                                                                                                                           Weiherinventar Baselland
                                                                                                                                                   Gemeinde: Blauen
                                                                                                                                                   Objekt:   Stelli

                                                                                                                                                   Inventar-Nr. Weiherinventar BL                           509
                                                                                                                                                   Karch ID1      26773      Karch Objekt-Nr.            BL940
                                                                                                                                                   Karch ID2                 Karch Teilobj.-Nr

                                                                                                                                                   Nr. Gewässerverzeichnis BL

                                                                                                                                                   Gemeinde       Blauen
                                                                                                                                                   Bezirk         Laufen
Das Weiherinventar −                           nicht so schlecht bestellt ist. Ein genaue­           bienbestände stärkt.
                                                                                                                                                   Koordinaten (LV95)                2606534 / 1256190
ein Arbeitsinstrument                          rer Blick ins Inventar zeigt allerdings, dass    • mit Kursen und Informationsmaterial              Grstk Nr       1497

Pro Natura BL hat seit 2012 systematisch       längst nicht alle Weiher wirklich «amphi­             den Engagierten in den Gemeinden              Eigentümer     Burgerkorporation Blauen

alle Weiher im Kanton erfasst und stellt die   biengerecht» sind. Sei es, weil sie nicht re­         hilft, selbst aktiv zu werden und den
entsprechenden Informationen allen Inte­       gelmässig gepflegt werden und daher stark             Amphibien neue oder bessere Lebens­           Baujahr                 2018       Anzahl Gewässer             1
                                                                                                                                                                                                                      Zustand und Gefährdung (Datum Beurteilung: 10.04.2019 )
                                                                                                                                                   Bautyp         Folie mit Ablass
ressierten auf seiner Homepage zur Verfü­      verlanden, oder sei es, weil sie als karge            räume zu schaffen.                            Speisung       Niederschlag
                                                                                                                                                                                                                                                                            Bemerkungen
                                                                                                                                                                                                                      Sanierungsbedarf                                      Förderprojekt „Perlenkette Blauen“ für Glögglifrosch
gung (www.pronatura-bl.ch > Inventare).        «Inseln» ohne vielfältiges Umfeld und ohne       Möchten auch Sie sich engagieren? Melden           Fläche (m2)                                                   50   Gefährdungen

                                               Vernetzungsachsen nur isolierte Populati­        Sie sich bei pronatura-bl@pronatura.ch             Amphibienvorkommen                                                 Verlandung
Pro Gemeinde werden die Weiher in einer                                                                                                            Quelle: Karch, Stand April 2018                 aktuellstes        (schwach, mittel, stark, trocken)
                                                                                                                                                    Art                                 Rote Liste Fundjahr           Beschattung                    starker Bewuchs
Übersichtskarte dargestellt und anschlies­     onen enthalten.
                                                                                                                                                                                                                      Fischbestand                    inv. Neophyten
send folgen die Datenblätter der einzelnen     Beidem möchte die Weiher-Arbeitsgrup­                Arthur Rohrbach und Matthias Knecht                                                                               Stellenwert und Unterhalt
                                                                                                                                                                                                                      Bedeutung                                             Durchgeführte Massnahmen und Pflegeeingriffe
Standorte (siehe Beispiel). Die Informati­                                                                                                                                                                            (l: lokal, r: regional, n: national)             l?
                                                                                                                                                                                                                      Schutzstatus
onen sind auch im Geoinformationssys­          pe von Pro Natura BL entgegenwirken, in­                                                                                                                               (INV: kantonal, kom.      kom. NSZ / INV
                                                                                                                                                                                                                      NSZ: kommunal)
tem des Kantons hinterlegt (www.geo­           dem sie:                                                                                                                                                               Zuständigkeit Kanton, Fachstelle N+L

view.bl > Thema Natur u. Landschaft).          • bei Weihern mit ungenügender Pflege                                                                                                                                  Zielarten             Geburtshelferkröte

Das Inventar der Weiherbiotope dient nicht          die Zuständigen zu einer verbesser­
                                                                                                                                                   Version Mai 2019                                                   Nachführung durch Pro Natura Baselland: pronatura-bl@pronatura.ch; www.pronatura-bl.ch/weiherinventar
nur der Dokumentation des aktuellen Zu­             ten Pflege oder gar einer umfassenden
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Beispiel eines Inventarblattes.
stands. Es ist ein wertvolles Arbeitsinstru­        Sanierung motiviert, damit der Stand­
ment für den Kanton, die Gemeinden und              ort auch längerfristig seine wichtige
lokalen Naturschutzgruppen.                         Funktion für die Amphibien erfüllen
                                                    kann.
Nutzen Sie dieses Angebot, um sich einen       • Anstösse für die Aufwertung des Weiher­
Überblick über die Weiher in Ihrer Regi­            umfeldes und eine Verbesserung der
on zu verschaffen und helfen Sie mit, die           Vernetzung (allenfalls auch durch
Angaben mit eigenen Rückmeldungen ak-­              neue Weiher) gibt und so die Amphi­
tuell und vollständig zu halten (Mail an
pronatura-bl@pronatura.ch).

Viele Weiher brauchen unsere Hilfe
Die Karte mit den gut 400 Weiherstand­
                                                                                                                                                                                                                                                                            Weiher Richtacker, Waldenburg mit einer vielfäl-
orten in Baselland (ohne Gartenweiher)                                                                                                                                                                                                                                      tigen Umgebung innerhalb einer früheren Grube.
erweckt vielleicht den Eindruck, dass es
um die Lebensräume der Amphibien gar

                                                                                                  Auf der Karte sind alle 448 Weiher aus dem In-
                                                                                                  ventar dargestellt. Die Weiher sind mit zuneh-
                                                                                                  mender Bedeutung (lokal/regional/national)
                                                                                                  stärker hervorgehoben.

                                                                                               Dieser Weiher mit akutem Sanierungsbedarf
                                                                                               führt fast kein Wasser mehr.

4 | Pro Natura Lokal 2/2020                                                                                                                                                                                                                                                                                        Pro Natura Lokal 2/2020 | 5
Amphibien und ihre Helfer*innen - Pro Natura Baselland
Ausstiegshilfen in Strassen-                                                                                                                                                                              Herausforderungen
schächten und ARAs                                                                                                                                                                                        im Garten
                                                                sehr viele Amphibien gefallen sind, hat
                                                                man auch Ausstiegsrampen, -leitern oder
                                                                Kessel konstruiert und sie in die Schäch­
                                                                te gehängt. Diese wurden jedoch vom an­
                                                                geschwemmten Schmutz sehr rasch ver­
                                                                stopft und mussten immer wieder gereinigt
                                                                werden.
                                                                In den letzten beiden Jahren hat die Am­
                                                                phibiengruppe zusammen mit dem Na­
                                                                tur- und Vogelschutzverein das System von
                                             Foto: Tom Wernli

                                                                Jean-Baptiste Evard mit Böschungsmatten

                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Foto: Ueli Berchtold
                                                                als Klettermatten verbreitet und viele po­
Ausstiegshilfe in der ARA Therwil                               sitive Erfahrungen damit gesammelt. Be­
                                                                reits sind es über 20 Gemeinden, die dieses
Viele Amphibien ziehen nicht nur jedes                          kostengünstige System in Schächten mon­                                                                                                   Viele Gartenbesitzer träumen vom              tiere im Siedlungsgebiet nur, wenn sie
Jahr zu ihren Laichgewässern, sondern                           tiert haben.                                                                                                                              eigenen Weiher, an dem sie Frösche,           nicht unnötigen Gefahren ausgesetzt
wandern auch zu ihren Sommer- und Win­                                                                                                                                                                    Molche und Kröten beobachten kön-             sind. Für Amphibien heisst dies, dass es
terquartieren. Auf diesen Reisen müssen                         Abwasserreinigungsanlagen                                                                                                                 nen und womit sie gleichzeitig etwas          im Gartenweiher keine Goldfische ha­
sie viele Hindernisse und Fallen überwin­                       Wenn die Amphibien im Abwasserleitsys­                                                                                                    Gutes für die Natur tun.                      ben darf, dass Todesfallen wie Licht­
den. Dazu zählen nicht nur die Strassen,                        tem gelandet sind, werden sie im besten                                                                                                                                                 schächte und Strassendolen saniert wer­
sondern auch die Randsteine, Strassendo­                        Fall bis in die nächste Abwasserreinigungs­                                                                                               Neben den Weihern ausserhalb des Sied­        den und dass ihre jährlich Wanderung
len und Abwasserreinigungsanlagen.                              anlage (ARA) gespült. Dort werden beacht­                                                                                                 lungsgebiets (siehe Weiherinventar) gibt es   nicht über gefährliche Strassen führt.
                                                                liche Mengen an Tieren angeschwemmt.                                                                                                      in unserer Region unzählige Gartenweiher
Randsteine                                                      Mittlerweile haben die Mitarbeiter in diver­                                                                                              – vom sterilen Wasserbecken mit Spring­       Wo die Bedingungen stimmen, kommen
Senkrechte Randsteine verhindern, dass                          sen ARAs (z.B. Therwil, Birsfelden) Aus­                                                                                                  brunnen bis zum naturnahen Laichgewäs­        die Tiere von selbst

                                                                                                                                                                Foto: Jean-Baptiste Evard/Susi Otthofer
Amphibien, die eine Strasse überqueren,                         stiegshilfen für die Amphibien konstruiert                                                                                                ser für Amphibien. Ebenso unterschiedlich     Wenn sich die Amphibien nicht von al­
rasch wieder von der Strasse wegkom­                            und retten so jedes Jahr viele Tiere. Oft                                                                                                 sind wohl die Erwartungen der Gartenbe­       leine einfinden, dann dürfen sie nicht an­
men. Sie wirken zudem als Leitlinien in                         sind es Rampen oder Flosse, die sich dem                                                                                                  sitzer. Wir können daher nur Tipps geben,     gesiedelt werden, denn Amphibien sind
den nächsten Strassenschacht. Bei neuen                         Wasserstand in den Abwasserbecken an­                                                                                                     wie ein Gartenweiher zu einer kleinen Na­     geschützte Tiere, das gilt auch für ihren
Strassenprojekten oder Sanierungen sollte                       passen. Die Amphibien gelangen von dort                                                                                                   turoase werden kann. Dabei sind es kei­       Laich! Igel, Vögel, Bienen, Libellen, Was­
auf flach ausgebildete Randsteine geachtet                      entweder direkt ins Freie oder werden von                                                                                                 neswegs nur die Amphibien, welche von         serläufer, Wasserschnecken, Käfer und an­
werden, weil diese von den Tieren leichter                      den ARA-Mitarbeitern eingesammelt. Ide­                                                                                                   einem Gartenweiher profitieren können,        dere Gäste am Weiher bringen auch ein
überwunden werden können.                                       alerweise werden die Tiere in einen Wei­                                                                                                  sondern auch zahlreiche Vögel, Insekten       spannendes Stück Natur in den Garten.
                                                                her auf dem Areal der ARAs freigelassen                                                                                                   und andere Kleintiere.
Strassendolen am Strassenrand                                   und nicht willkürlich an verschiedenen Or­                                                                                                                                              In diesem Sinne wünschen wir Ihnen
Wenn die Amphibien in eine Strassendo­                          ten wieder ausgesetzt, da sie verschiedene                                                                                                Die Umgebung ist entscheidend                 zahlreiche   interessante   Beobachtun­
le fallen, kommen sie ohne fremde Hilfe                         Krankheiten übertragen können.                                                                                                            Der Stellenwert eines Gartenweihers für       gen und viel Freude am eigenen Garten­
nicht mehr hinaus und werden entweder                           Positive Rückmeldungen ermuntern uns,                                                                                                     die Natur wird ganz wesentlich durch          weiher. Und wenn Sie mehr tun möch­
in das Abwassersystem gespült, ertrinken                        weitere Gemeinden zu sensibilisieren. Zu­                                                                                                 sein Umfeld mitbestimmt. Dieses sollte        ten: setzen Sie sich in Ihrer Gemeinde für
oder verhungern elendiglich im Schacht.                         sätzliche Informationen und die Monta­                                                                                                    möglichst naturnah, vielfältig und für die    die Schaffung neuer Feuchtgebiete in na­
Die Amphibiengruppe hat mit verschie­                           geanleitung sind auf unserer Homepage                                                                                                     Tiere sicher sein. Kleinstrukturen wie Ast-   turnahen Zonen und deren Pflege ein.
denen Informationsanlässen interessier­                         aufgeschaltet. Bei Interesse bietet die Am­                                                                                               und Steinhaufen, einheimische Sträucher,
te Werkhöfe der Gemeinden und des Kan­                          phibiengruppe von Pro Natura Baselland                                                                                                    Stauden und Kräuter sowie der Verzicht              Arthur Rohrbach und Bethli Stöckli,
                                                                                                                                                                Foto: Stefan Grichting

tons instruiert, welche Verbesserungen                          auch weitere Demonstrationen an, melden                                                                                                   auf Fadenmäher, Mähroboter und Gift ge­                Amphibiengruppe Pro Natura BL
möglich sind. Als einfachste Massnahmen                         Sie sich auf der Geschäftstelle.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Foto: Bethli Stöckli
                                                                                                                                                                                                          ben vielen Kleintieren einen Lebensraum
wurden früher temporäre Gitter unter die                                                       Tom Wernli,                                                                                                innerhalb des Siedlungsraumes zurück.
                                                                                                               Montieren einer Böschungsmatte in eine Dole in
Dolendeckel gespannt. Für Dolen, in die                                   Amphibiengruppe Pro Natura BL        Sissach                                                                                    Dauerhaft überleben können viele Klein­

6 | Pro Natura Lokal 2/2020                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Pro Natura Lokal 2/2020 | 7
Amphibien und ihre Helfer*innen - Pro Natura Baselland
Die Erdkröte

                                                                                                                                                               Foto: Andreas Meyer
                                                                                       Ein Porträt

Wann haben Sie zuletzt eine Erdkröte gesehen                                   Regen und nach Einbruch der Dunkelheit und legen        Die Erdkröte wird erst mit 3−5 Jahren geschlechts-
und tief in ihre kupferroten Augen mit den waag-                               dabei eine Strecke von bis zu einem Kilometer zu-       reif, und die meisten Weibchen, die dieses Alter er-
rechten Pupillen geschaut?                                                     rück. Auf der Wanderung springen die Männchen,          reichen, suchen den Laichplatz nur einmal in ihrem
                                                                               die deutlich in der Überzahl sind, jedes sich bewe-     Leben auf, die Männchen häufiger.
Die Erdkröte, Bufo bufo, gehört nicht gerade zu den                            gende Objekt von passender Grösse an, sodass die
gängigen Lieblingstieren und lebt, ausser zur Laich-                           meisten Weibchen bereits mit einem Männchen auf         Gefährdung in der Schweiz
zeit, im Verborgenen. Sie hat eine gedrungene Gestalt                          dem Rücken am Laichplatz eintreffen.                    Mit rund 2500 bekannten Standorten in der Schweiz
mit warziger Haut, kurzen Hinterbeinen und stump-                                                                                      ist die Art zuzeit nicht stark gefährdet, gilt aber den-
fer Schnauze. Die Hautfarbe wechselt je nach Jah-                              Lebensraum                                              noch als rückläufig.
reszeit und Häutungszyklus von hellgelb bis gegen                              Die Erdkröte hat eine starke Bindung an «ihren»         Den Erdkröten kommt zugute, dass ihre für das Lai-
schwarz. Jungtiere sind oft rötlich. Unter den vie-                            Laichplatz, dem sie selbst dann treu bleibt, wenn er    chen genutzten Weiher und Seeuferabschnitte auch
len Hautdrüsen sind die «Ohrdrüsen» (Parotiden)                                ungeeignet geworden ist.                                dem Menschen reizvoll erscheinen und deshalb öf-
hinter den Augen auffällig; aus ihnen scheidet die                             Bei Fehlen von permanenten Weihern oder Seeufern        ters geschützt sind. Ihre Ortstreue macht es aber bei
Kröte bei Misshandlung ein weissliches, giftiges Se-                           laichen Erdkröten aber auch in Kiesgruben, Flussauen    der Zerstörung von Laichgewässern sehr schwierig.
kret aus, das die Schleimhäute eines Feindes − auch                            oder Restpfützen zerstörter Weiher. Die Erdkröte be-    Ein wichtiger Gefährdungsfaktor ist der Strassentod.
des Menschen− stark reizen kann. Warzen bekommt                                vorzugt aber dauerhafte, grössere, über 50 cm tiefe     Er hängt mit der Ortstreue in Verbindung mit der
man aber nicht durch die Berührung einer Erdkröte                              und mehrheitlich sonnige Gewässer einschliesslich       grossen Distanz zwischen Laich- und Sommerplatz
− trotzdem sollte man, wie bei allen Amphibien, die                            Seeufer. Zur Befestigung der Laichschnüre benötigt      zusammen. Hinzu kommt, dass Erdkröten nicht hüp-
Tiere nur im Notfall in die Hand nehmen.                                       sie Äste, Wasserpflanzen u.ä. Strukturen. Nach dem      fen, sondern eher langsame Wanderer sind. Oft nut-
                                                                               Laichen wandern die Kröten in die Wälder zurück, wo     zen sie die Strasse zum Jagen oder als Pausenplatz.
                                                                               sie ab Mai in Regennächten mit 12 °C und darüber
                                                                               vor allem Gliederfüssler und Regenwürmer jagen.         Quelle: Karch.ch
                                                        Foto: Dieter Thommen

                                                                               Der «Jägerschreck»
                                                                               In den stabilen Gewässern, wo die Erdkröten innert
                                                                               weniger Tage «explosiv» ihren Laich ablegen, kön-
                                                                               nen die pechschwarzen Kaulquappen grosse Schwär-
Weibchen als Lasteselin                                                        me bilden. Sie haben in der Haut einen Schreckstoff,
Der Ruf der Männchen ist mangels äusserer Schall-                              der bei Verletzungen z.B. durch Fressfeinde frei wird
blase leise. Die Weibchen sind stumm und mit fast                              und die anderen zum Fliehen veranlasst. Deshalb ist
80 mm deutlich grösser als die etwa 15 mm kleine-                              die Erdkröte dank der Ungeniessbarkeit ihres Laichs
ren Männchen.                                                                  und ihrer Larven als einzige Art wenig empfindlich
Die meisten im Mittelland vorkommenden Erdkrö-                                 gegenüber Fischbeständen.
ten treffen sich im März oder April für 2−3 Wochen                             Bis Ende Juni ist die Entwicklung der Kaulquappen
in der Uferzone eines dauerhaften Weihers oder in                              abgeschlossen. Die jungen Krötchen sind nach der
einem bestimmten Abschnitt eines Seeufers zur Fort-                            Metamorphose knapp 1 cm gross. Jetzt schwärmen
pflanzung. Bei solchen oft grossen Populationen ist                            sie auch bei Tag und in «guten» Jahren in Massen vom
                                                                                                                                                                                                                   Foto: Andreas Meyer

die nächtliche Wanderung zum Laichplatz beeindru-                              Gewässer weg und nehmen nach wenigen Wochen
ckend. Dabei wandern die Kröten ab 5 Grad meist bei                            die nächtliche Lebensweise der Alten im Wald an.

                                                                                                                                                                                     Pro Natura Lokal 2/2020 | 8
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