Anästhesie bei Neu- und Frühgeborenen - worauf kommt es an?

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Aktuelles Wissen für Anästhesisten                                                                         Refresher Course Nr. 46

Anästhesie bei Neu- und Frühgeborenen – worauf kommt es an?
Anaesthesia in newborns and premature infants – what is important?
F. Fideler

Zusammenfassung                                                            Einleitung
Die perioperative Versorgung von Früh- und Neugeborenen
stellt ein seltenes Ereignis dar. Mit dem Ausmaß der Frühge-               Als neugeboren zählen Kinder bis zu einem Lebensalter von
burtlichkeit steigen die Häufigkeit neugeborenenspezifischer               vier Wochen. Ungefähr 10% aller Neugeborenen kommen
Vorerkrankungen und begleitender Grunderkrankungen. Damit                  vor der 37. Schwangerschaftswoche (SSW), also frühgeboren,
steigt auch der Grad der Komplexizität der Versorgung. Für den             auf die Welt. Davon zeigen überproportional viele (1,25% vs.
behandelnden Anästhesisten ist es deshalb wichtig, pharmako-               0,5% bei Reifgeborenen) kardiovaskuläre Missbildungen [1].
logische, anatomische und physiologische Besonderheiten wie                Für das Überleben dieser Kinder ist das Gestationsalter, das
die Kreislaufumstellung nach der Geburt zu kennen. Periopera-              Alter vom ersten Tag der letzten Regelblutung bis zur Geburt,
tiv stellen pulmonale Vorerkrankungen wie bronchopulmonale                 entscheidender als das Geburtsgewicht. Dennoch erhöht sich
Dysplasie oder Atemnotsyndrom des Neugeborenen ebenso                      bei sehr untergewichtigen (
Refresher Course Nr. 46                                                              Aktuelles Wissen für Anästhesisten

                                                                        Anteil ermüdungsresistenter Typ I-Muskelfasern enthält. Eine
     Anatomische und physiologische Besonderheiten
                                                                        effektive Zwerchfellarbeit wird zudem durch die elastische
                                                                        Thoraxwand erschwert. Der Atemantrieb wird durch den
     Zentrales Nervensystem (ZNS)
                                                                        Sauerstoffpartialdruck in carotidalen peripheren Chemore-
     Zum Zeitpunkt der Geburt dauern Neuronenwachstum und               zeptoren, aber auch durch zentrale pCO2-Rezeptoren der
     Synapsenbildung des ZNS noch an. Hierbei spielen das dopa-         Medulla oblongata getriggert. Im Gegensatz zu Erwachsenen
     minerge System sowie NMDA-Rezeptoren eine wichtige Rolle.          ist der Sauerstoffpartialdruck der primäre Trigger, sodass die
     Keimregion für das Wachstum ist die sogenannte germinale           Gabe hoher Sauerstoffkonzentrationen die Atmungsaktivität
     Matrix, eine stark vaskularisierte, zelldichte Keimschicht, die    Neugeborener beeinträchtigen kann.
     sich periventrikulär, subependymal in der thalamostriatalen
     Region befindet. Sie bildet sich früh während der Embryoge-        Herz
     nese und ist der Ort der glialen und neuronalen Differenzie-       Das Neugeborenenmyokard weist eine niedrigere Dichte
     rung. Ab der 32. SSW ist die Keimmatrix fast nur noch in der       kontraktiler Elemente auf, ist empfindlicher gegenüber myo-
     kaudothalamischen Grube vorhanden und nach der 35–36.              karddepressiven Medikamenten (inkl. Anästhetika) und spricht
     SSW weitestgehend verschwunden. Das Blutungsrisiko aus             weniger auf inotrop wirkende Medikamente an. Dabei ist
     den dünnwandigen, fragilen, mit einschichtigem Endothel            die diastolische Funktion noch eingeschränkt und der linke
     ausgekleideten Gefäßen der germinalen Matrix nimmt ab [10].        Ventrikel weniger kompliant als bei größeren Kindern. Damit
     Sehr viel geringer ist die Gefäßdichte in der weißen Substanz.     kann das Herzzeitvolumen (HZV) nur um ca. 30% gesteigert
     Dies scheint eine Erklärung für die erhöhte Inzidenz von peri-     werden, im Vergleich zu 300% beim Erwachsenen. Es hängt
     ventrikulären Leukomalazien bei Frühgeborenen zu sein [10].        entscheidend von der Herzfrequenz ab. Diese steigt aufgrund
                                                                        einer noch unreifen Autoregulation bei Frühgeborenen bei
     Die noch geringe Konzentration an Serotoninrezeptoren
                                                                        Hypovolämie aber nicht wie gewohnt an.
     könnte der Grund für selteneres postoperatives Erbrechen
     (POV) in diesem Alter sein.                                        Auch auf schmerzhafte Stimulationen wie Intubation, oropha-
                                                                        ryngeales Absaugung oder Magensondenplatzierung reagiert
     Da GABA-Rezeptoren während der Embryonalzeit zum Teil
                                                                        das unreife sympathische Nervensystem eher mit einer Brady-
     auch exzitatorische Funktionen haben, sind paradoxe Reakti-
                                                                        kardie als mit der erwarteten Tachykardie.
     onen und Krämpfe nach Benzodiazepingaben bei Früh- und
     Neugeborenen wahrscheinlich darauf zurückzuführen.                 Glukosehomöostase
     Hautrezeptoren und periorale sensorische Nerven finden sich        Da mit der Geburt die Blutzuckerzufuhr über die Plazenta
     beim Feten bereits ab der siebten SSW. Ab der 22. SSW sind         wegfällt, muss das Neugeborene in den ersten Lebensstunden
     dann auch afferente (Schmerz-) Bahnen in Rückenmark und            von den vorhandenen Zucker- und Glykogenreserven zehren,
     Gehirn anatomisch und funktionell angelegt. Frühgeborene           während die hepatische Glukogenese einsetzt. Hypoglykä-
     reagieren bereits ab diesem Zeitpunkt (trotz inkompletter          mien bis zu 30 mg/dl bleiben hier nicht selten asymptomatisch.
     Myelinisierung) ähnlich schnell auf Schmerzreize wie größere       Wahrscheinlich, weil das Gehirn zu diesem Zeitpunkt noch
     Kinder.                                                            ohne Adaptation Ketonkörper und Laktat verstoffwechseln
     Da die deszendierenden inhibitorischen Signalwege (DIS) erst       kann.
     ab der 32. SSW vollständig ausreifen, empfinden Frühgeborene       Aufgrund sehr begrenzter Leber-Glykogenspeicher und der
     Schmerzen sogar eher stärker als ältere Patienten.                 eingeschränkten Möglichkeit zur Ketogenese und Lipolyse ist
                                                                        die Glukosehomöostase jedoch insgesamt sehr labil.
     Lunge
                                                                        Besonders hypoglykämiegefährdet sind Kinder diabetischer
     Die Bildung von Bronchioli respiratorii und die Produktion von
                                                                        Mütter sowie Kinder mit einem Gewicht unter der 10. Perzen-
     Surfactant beginnen mit der 24. SSW. Mit der 28. SSW bilden
                                                                        tile, bezogen auf das Gestationsalter.
     sich dann erste Alveolen. Zum Zeitpunkt der Geburt beträgt de-
     ren Zahl 20–50% der Erwachsenenwerte. Typ II-Pneumozyten,          Leichte Hyperglykämien (145–200 mg/dl) sollten wegen der
     die Hauptproduzenten von Surfactant, entwickeln sich ab ca.        Gefahr einer Hypoglykämie eher toleriert statt therapiert wer-
     der 24. SSW, sind aber erst ab der 34–36. SSW voll funktions-      den. Stärkere Hyperglykämien können aufgrund der Hyper-
     fähig. Somit bleibt die Surfactantkonzentration oft bis zur 36.    osmolarität zu intraventrikulären Blutungen (IVH), osmotischer
     SSW unzureichend.                                                  Diurese und Dehydratation führen [11,12].

     Bei Frühgeborenen der 30. SSW beträgt die Gasaustauschflä-         Hämatologisches System
     che deshalb auch nur 0,3 m2, verteilt auf wenige Millionen         Frühgeborene zwischen der 26.–28. SSW haben einen Hämo-
     Alveolen, gegenüber 4 m2 beim reifen Neugeborenen mit ca.          globinwert (Hb) von 13–15 g/dl, 70–80% davon sind fetales
     50 Millionen Alveolen und 50–100 m2 beim Erwachsenen.              Hämoglobin. Das Blutvolumen beträgt 100–110 ml/kgKG. Bei
     Auch erschöpfen sich Früh- und Neugeborene respiratorisch          reifen Neugeborenen steigt der Hb auf 16–20 g/dl, das Blutvo-
     schneller als Erwachsene, da ihr Zwerchfell einen geringeren       lumen sinkt auf ungefähr 80–85 ml/kgKG.

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Aktuelles Wissen für Anästhesisten                                                                             Refresher Course Nr. 46

Sowohl Vitamin K als auch Vitamin K-abhängige Gerinnungs-                     Akute-Phase-Protein ist es jedoch erhöht bei Infektion, Stress,
faktoren sind bei Frühgeborenen noch erniedrigt. In der                       Entzündungen oder Neoplasien [15,16].
30. – 36. SSW liegt der Quick bei 35–115%. Ebenfalls kann die                 Die begrenzte Kapazität der Nierentubuli zur Bikarbonatre-
Thrombozytenzahl erniedrigt sein.                                             sorption erklärt die bei Neugeborenen „normale“ Azidose.
Eine gezielte Gerinnungsanamnese inklusive der Elternana-                     Da die Fähigkeit zur effektiven Natriumrückresorption erst
mnese kann hier zur Beurteilung der Gerinnungsfunktion                        nach der 32. SSW entsteht, die distale tubuläre Antwort auf Al-
hilfreich sein.                                                               dosteron bis zur 34. SSW niedrig bleibt und der ADH-Spiegel
Bei gegebener Transfusionsindikation ist eine Bestrahlung von                 hoch ist, besteht bei Frühgeborenen eine Prädisposition zur
Erythrozyten- und Thrombozytenkonzentraten mit Gamma-                         Hyponatriämie (Abb. 1; Tab. 1).
Strahlen von 30 Gy bei Frühgeborenen bis zur Vollendung der
                                                                              Aufgrund durchlässigerer Organbarrieren erfolgt die Medi-
37. SSW sowie bei Neugeborenen mit Verdacht auf Immun-
                                                                              kamentenverteilung zwischen einzelnen Organen insgesamt
defizienz oder bei einer Austauschtransfusion erforderlich.
                                                                              schneller. Dadurch besteht aufgrund der relativen Größe des
Weitere Indikationen wären eine Hochdosis-Chemotherapie
                                                                              ZNS und einer durchlässigeren Blut-Hirn-Schranke bei lipo-
bei Leukämie und soliden Tumoren.
                                                                              philen Pharmaka eher das Risiko einer Akkumulation im ZNS
Zur Reduktion von Transfusionsreaktionen, Hypocalzämien                       mit zentralnervösen Nebenwirkungen (z.B. Lokalanästhetika,
und Hyperkaliämien sollten Blutprodukte möglichst frisch sein                 Propranolol, Propofol, Thiopental) [17,18].
und nur langsam appliziert werden [13,14].
                                                                              Die Verteilung der applizierten Medikamente ist auch abhän-
                                                                              gig vom HZV (bei Früh- und Neugeborenen ca. 250 ml/kgKG/
Pharmakokinetik und Besonderheiten typischer                                  min). Bei Neonaten zirkuliert das Blutvolumen (80 ml/kgKG)
Medikamente                                                                   ungefähr dreimal pro Minute, beim Erwachsenen dagegen
                                                                              nur einmal. Hierdurch wird die Verteilung eines Medikaments
Pharmakologische Besonderheiten                                               beim Früh- und Neugeborenen beschleunigt und es entstehen
Aufgrund der Organunreife von Leber und Nieren haben                          geringere Maximalkonzentrationen am Wirkort. Ein Großteil
Früh- und Neugeborene eine stark veränderte Pharmakokinetik                   des HZV geht zudem in Gewebe mit guter Durchblutung,
von Medikamenten. Da die Medikamentenverteilung aus dem                       sodass hier schnell eine Sättigungskinetik des applizierten
Blut in die nachfolgenden Kompartimente von deren Durch-                      Medikaments erreicht wird [19–23].
blutung, Fett- und Wassergehalt abhängt, bestehen schon hier                  Nach einer Untersuchung der FDA waren
Refresher Course Nr. 46                                                                                                                                                         Aktuelles Wissen für Anästhesisten

     Anästhetika zu einem zügigen Anstieg der alveolären Kon-                                                                                Verteilungskoeffizienten wie Halothan oder Isofluran geht bei
     zentration. Dies geschieht trotz des großen HZV: ein großer                                                                             Früh- und Neugeborenen die inhalative Einleitung schneller als
     Teil des HZV fließt in die gut durchbluteten Organe, wo es                                                                              bei Erwachsenen.
     schnell zu einer Sättigung kommt. Daher kommt frühzeitig                                                                                Sevofluran
     venöses Blut mit einer hohen Anästhetikum-Konzentration von                                                                             Von allen verfügbaren volatilen Anästhetika ist es am besten
     der Peripherie zurück, was wiederum dazu führt, dass nur eine                                                                           zur inhalativen Einleitung geeignet. Nur selten kommt es zu
     minimale zusätzliche Menge des Inhalationsanästhetikums                                                                                 einer Reizung der Atemwege. Es kann jedoch zu relevanten
     aus dem Alveolarbereich aufgenommen werden kann. Nicht                                                                                  Blutdruckabfällen kommen, so dass immer ein engmaschiges
     nur moderne Inhalationsanästhetika wie Sevofluran fluten so                                                                             Blutdruckmonitoring zur rechtzeitigen Erkennung von Blut-
     schnell an, auch bei volatilen Anästhetika mit hohem Blut-Gas-                                                                          druckabfällen notwendig ist.

      Abbildung 1

             A                                   Changes in Metabolic Capacity                                                                                                       E                 Integumentary Development
                                         180
          Percentage of Adult Activity

                                         160        CYP3A4                                                                                                                           Thickness
                                         140        CYP1A2
                                         120        CYP2D6                                                                                                                           Perfusion
                                         100        UGT2B7
                                          80
                                          60                                                                                                                                         Hydration
                                          40                                                                                                                                              Body-
                                          20                                                                                                                                             surface
                                                                                                                                                                                           area-
                                           0                                                                                                                                             weight
Aktuelles Wissen für Anästhesisten                                                                              Refresher Course Nr. 46

Der MAC-Wert und die Induktionszeit scheinen mit zuneh-                       lich. Hierzu existieren auch zahlreiche Publikationen. Eine
mender Frühgeburtlichkeit zu sinken [27].                                     Zulassung für eine Anwendung bei Kindern unter einem Monat
                                                                              besteht weiterhin nicht, sodass die Eltern der Neugeborenen
iv-Anästhetika
                                                                              diesbezüglich gesondert aufgeklärt werden müssen. Mit Propo-
Die Pharmakokinetik unterscheidet sich beim Neugeborenen                      fol 0,5% ist der Injektionsschmerz praktisch kein Thema mehr.
deutlich von der des Erwachsenen: nach Applikation werden
sie durch das große HZV sehr schnell verteilt und die Plas-                   Ein kardialer Rechts-links-Shunt kann durch Propofol neu
maspiegel fallen rasch ab. Um gleich hohe Wirkortkonzent-                     auftreten bzw. verstärkt werden.
rationen zu erreichen wie Erwachsene, brauchen Früh- und                      Succinylcholin
Neugeborene höhere Dosen der Einleitungshypnotika, aber
                                                                              Aufgrund häufig noch nicht diagnostizierter Muskelerkrankun-
geringere Dosen als Säuglinge und Kleinkinder. Der maximale
                                                                              gen bietet der Einsatz erhebliche Unsicherheiten hinsichtlich
klinische Effekt durch ausreichende Wirkortkonzentrationen
                                                                              hyperkaliämischer Komplikationen, deren Mortalität mit bis zu
wird aber dennoch oft später als vermutet erreicht.
                                                                              50% angegeben wird. Erste Behandlungsoption ist Adrenalin
Midazolam                                                                     (5–10 µg/kgKG), da es die Na-K-Pumpe stimuliert.
Die Eliminations-HWZ von Midazolam beträgt aufgrund der
noch nicht ausgereiften Hydroxylierung durch CYP3A4 und                       Bikarbonat
CYP3A5 bei Neugeborenen 4–6 h und bei Frühgeborenen                           Plötzliche Veränderungen der Blut-Osmolarität können zu
sogar bis zu 22 h, später nur noch 1,9 h.                                     intrakraniellen Blutungen führen. Bikarbonat sollte deshalb
                                                                              immer 1:1 mit Aqua dest. verdünnt und nicht schneller als mit
Wegen des Auftretens choreaformer Bewegungen bei langfris-
                                                                              1 ml/kgKG/min verabreicht werden.
tiger Gabe wird Midazolam häufig nicht mehr zur Sedierung
von Frühgeborenen verwendet.                                                  NSAR
Thiopental                                                                    Sie führen zu einem Verschluss eines persistierenden Ductus
Neugeborene benötigen aufgrund der geringeren Proteinbin-                     arteriosus. Bei ductus-abhängigen Vitien sind sie deshalb
dung nur bis zu 3 mg/kgKG. Die Wirkung tritt rasch ein. Die                   kontraindiziert.
Wirkungsbeendigung ist abhängig von der Umverteilung, die
aufgrund des erhöhten HZV schneller erfolgen kann als bei                     Wärmehaushalt
Erwachsenen. Da die Umverteilung ins Fettgewebe jedoch
nicht im gleichen Ausmaß wie beim Erwachsenen möglich ist                     Früh- und Neugeborene sind im OP-Saal besonders gefährdet
und bei den noch unreifen Metabolisierungswegen der Abbau                     auszukühlen. Dazu tragen die relativ größere Körperoberflä-
in der Leber verzögert ist, kann die Wirkung dennoch länger                   che, eine unreife Haut mit geringerer Hautdicke und stärkerer
anhalten als im späteren Lebensalter. Bei versehentlicher intra-              Perfusion, wenig subkutanes Fettgewebe, ein größerer Körper-
arterieller Applikation kann es zu einem Vasospasmus und zu                   wasseranteil sowie noch schwach entwickelte metabolische
einer Nekrose des Armes kommen (pH-Wert 10,6).                                Kompensationsmechanismen bei. Der Wärmeverlust erfolgt
                                                                              durch Konvektion, Konduktion, Evaporation sowie Radiation
Ketamin                                                                       (Tab 2).
Bedacht werden müssen pharyngeale Hypersekretion und                          Mechanismen zur Gegenregulation setzen unter Anästhetika
-reflexie mit der Gefahr eines Laryngospasmus. Ein kardialer                  wie Propofol und Sevofluran deutlich später ein. Die Ther-
Links-rechts-Shunt kann durch Ketamin weiter verstärkt werden.                moregulationszone, der Temperaturbereich um 37°C, ab dem
Propofol                                                                      gegensteuernde Reaktionen einsetzen, wird von 0,4°C auf
Nach einer Umfrage beim Arbeitskreis Kinderanästhesie im                      3–4°C verbreitert.
Juni 2019 verwenden mittlerweile 65% der Befragten Propofol                   Volatile Anästhetika hemmen zudem die Thermogenese aus
routinemäßig bei Neugeborenen zur Einleitung, 20% gelegent-                   braunem Fettgewebe.

 Tabelle 2
 Mögliche Wege des Wärmeverlustes.

  Konvektion                           Konduktion                          Evaporation                         Radiation
  • große Körperoberfläche in         • geringe Hautdicke vor 32. SSW    • stark hydrierte unreife Haut ( bis zu • 
                                                                                                                      kühle Wände und andere Ober­
     Relation zum Gewicht                                                     15-fache Erhöhung des Verdun-           flächen
                                                                              stungswasserverlustes)
                                       • wenig subkutanes Fett            • offenes Abdomen
                                                                           • Atemwege

Anästhesie bei Neu- und Frühgeborenen – worauf kommt es an? · F. Fideler                                                                             63
Refresher Course Nr. 46                                                                           Aktuelles Wissen für Anästhesisten

     Als Kompensationsmechanismus steht initial aber hauptsäch-                     Ventrikel zu 90% durch den Ductus arteriosus Botalli und
     lich die metabolisch aufwendige Wärmeproduktion durch Li-                      versorgt mit einer SpO2 von 45% über die Aorta descendens
     polyse des braunen Fettgewebes (non shivering Thermogenese)                    den restlichen Körper (via dextra) [28].
     ab kurz nach der Geburt zur Verfügung. Muskelzittern zur                       Während der Geburt beginnt die Umstellung auf den seriellen
     Thermogenese ist Kindern erst ab einem Alter von ca. 6 Jahren                  Kreislauf. Die fetale Lungenflüssigkeit muss für eine problem-
     möglich. Die Patientenrisiken, die sich durch die Hypothermie                  lose postnatale Adaptation unter der Geburt durch das Lunge-
     ergeben, sind in Tabelle 3 dargestellt.                                        nepithel resorbiert werden. Entscheidend dafür sind hohe Kon-
     Zur Minimierung eines Wärmeverlustes durch Konduktion                          zentrationen fetaler Stresshormone (v.a. Adrenalin, Kortisol und
     bzw. Konvektion soll das Kind bestmöglich unterpolstert und                    Trijodthyronin), die während der Geburt ausgeschüttet werden.
     zugedeckt werden. Ein warmer OP-Saal mit warmen Wänden
     verringert den Verlust durch Radiation. Der Verlust durch Eva-
     poration über die Beatmung kann durch HME-Filter oder aktive                     Tabelle 3
     Wärmung reduziert werden (Tab. 2–4).                                             Hypothermiefolgen.
     Infusionen und Blutprodukte sollten vor der Applikation er-
                                                                                       verlängerte Medikamenten­            Intraventrikuläre Blutung
     wärmt werden, um ein Auskühlen zu verhindern.                                     wirkung
     Die Temperatur des Versorgungsraumes sollte bei 23–25°C, bei                      vermehrte Apnoe + Atemunter-         Gerinnungsstörungen, Nach­
     Kindern vor der 28. SSW sogar bei über 25°C liegen.                               stützung                             blutungen
                                                                                       Hypoglykämie                         Bradykardie
      Durch Kälte hervorgerufene Stressreaktionen bewirken ei-
      ne Noradrenalinausschüttung und führen zu erhöhtem
      Sauerstoffverbrauch mit Hypoxie und (Laktat-) Azidose.
      Dies begünstigt einen Rückfall in die fetale Zirkulation.                       Tabelle 4
                                                                                      Aktive versus passive Atemwegserwärmung und -befeuchtung.

                                                                                       Kaskade                              Künstliche Nasen
                                                                                       + ausreichend hohe Feuchtigkeit     + keine Überhitzung
     Transition des Neugeborenen                                                          in den Leitungen (44mg H2O/l
                                                                                          Luft)
     Der Übergang von der fetalen zur postnatalen Phase ist mit
     einer einzigartigen Umstellung der Blutzirkulation verbunden                      + beliebige Einstellmöglichkeiten   + einfache Handhabung möglich
                                                                                          von Luftfeuchtigkeit und
     (Tab. 5). Pränatal besteht ein Parallelkreislauf. Hierbei fließt                     Gastemperatur
     aus der Plazenta das sauerstoffreichste Blut des Feten (paO2 30
                                                                                       + kein zusätzlicher Totraum          ± liefert ausreichende Luftfeuch-
     mmHg, SpO2 60–65%) über die Vena umbilicalis, den Ductus                                                                  tigkeit
     venosus arantii und die untere Hohlvene zum rechten Vorhof.
                                                                                       - Infektions- und Überhitzungs­     - Blockierung durch abgelagerte
     Von dort fließt es dank Crista dividens vorwiegend durch das                         risiko                               Sekrete (hoher Strömungs­
     Foramen ovale und den linken Vorhof in den linken Ventrikel                                                               widerstand)
     und versorgt Herz und Gehirn (via sinistra). Das sauerstoffär-                                                         - Totraumerhöhung
     mere Blut aus der oberen Hohlvene fließt durch den rechten

      Tabelle 5
      Kreislaufumstellungen mit der Geburt.

                            vor Transition                                                  nach Transition
       Atemwege             • Flüssigkeitsakkumulation durch Chloridsekretion pulmonaler   • Flüssigkeitsclearance
                               Epithelzellen                                                • NO, PGI2 aus Endothel steigen
                            • steife, unreife Alveoli mit wenig Elastin                    • O2 -Verbrauch steigt
       Lungenstrom-bahn     • PAPmean 40-60mmHg                                             • PAPmean anfangs noch bis >30mmHg
                            • geringer Blutfluss                                            • Widerstandsabfall durch O2-Anstieg
       S pO 2               max. 65%, unter Geburt bis 30% ohne Azidose                     1. min: 60–70%
                                                                                            10. min: >90%
       Zirkulation          • Parallelkreislauf                                             Seriell, Anstieg des SVR durch Katecholamine
                            • RV: 60% des komb. Output
       Foramen ovale        offen                                                           funktioneller Verschluss durch erhöhten LA-Druck
       Ductus arteriosus    RL-Shunt                                                        Transitorischer LR-Shunt
                                                                                            funktioneller Verschluss nach 48-72h

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Aktuelles Wissen für Anästhesisten                                                                            Refresher Course Nr. 46

Damit beginnt die über drei bis vier Tage graduell verlaufende
                                                                           Präoperative Evaluation
Normalisierung des Lungenwiderstandes. Mit Zunahme des
pulmonalen Blutflusses steigt auch der venöse Rückfluss von
                                                                           Vorbemerkungen
den Lungen in den linken Vorhof. Zusammen mit einer zügigen
Erhöhung des systemischen Widerstands führt dies wenige                    Eine umfängliche Anamnese sowie körperliche Untersuchung
Minuten nach der Geburt zu einem funktionellen Verschluss                  aller Organsysteme, inklusive Abklärung genetischer Syndrome
des Foramen ovale. Der anatomische Verschluss des Foramen                  und damit verbundener Anomalien, ist zur Risikoeinschätzung
ovale erfolgt in der Regel innerhalb des ersten Lebensjahres.              vor jeder Narkose essentiell.
In bis zu 20% ist es allerdings auch im Erwachsenenalter noch              Anamnestisch erfragt werden sollen auch die in Tabelle 7
echokardiographisch nachzuweisen [29,30].                                  aufgeführten Parameter.
Der Ductus arteriosus verschließt sich bei gesunden Neuge-                 Bei der körperlichen Untersuchung muss insbesondere auf
borenen innerhalb der ersten 24 bis 72 Lebensstunden funkti-               Hautturgor, Schleimhäute, Fontanellenniveau, Urinproduktion
onell aufgrund des erhöhten Sauerstoffpartialdruckes und des               sowie anästhesierelevante Begleiterkrankungen (z.B. kraniofa-
Wegfalls von Prostaglandin E2. Sechs Stunden nach der Geburt               ziale Anomalien, angeborene Herzerkrankungen, chronische
ist der RL-Shunt von 90% auf 20% abgefallen. Die Inzidenz                  Lungenerkrankungen), geachtet werden.
eines persistierenden Ductus arteriosus (PDA) steigt mit abneh-
mendem Gestationsalter und liegt bei einem Geburtsgewicht                   Vor Narkosebeginn soll sich der behandelnde Anästhesist
Refresher Course Nr. 46                                                                Aktuelles Wissen für Anästhesisten

     Für einen Elektiveingriff sollten ehemalige Frühgeborene des-
                                                                          Atemweg und Beatmung des Früh- und Neugeborenen
     halb mindestens 44, besser 60 Wochen Gestationsalter erreicht
     haben. Es sollten bei der Terminfindung die Risiken, die mit
                                                                         Der Atemweg
     einer Verschiebung des Eingriffs verbundenen sind, gegen das
     Apnoerisiko, unter Berücksichtigung institutioneller Ressour-       Neugeborene sind obligatorische Nasenatmer, sodass eine Cho-
     cen, abgewogen werden.                                              analatresie lebensbedrohlich sein kann. Die neonatale Glottis
                                                                         liegt bei C4 (im Gegensatz zu C5 bei Erwachsenen), wodurch
     Bei dringlichen Operationen vor 60 Wochen Gestationsalter ist
                                                                         der Winkel zwischen Oropharynx und Laryngopharynx kleiner
     eine Apnoe- und Bradykardieüberwachung inklusive Pulsoxy-
                                                                         ist. Zusammen mit einer schmäleren, längeren Epiglottis er-
     metrie und EKG über Nacht anzuraten.
                                                                         schwert dies die direkte Stimmbandvisualisierung. In der Regel
     Treten während der ersten 12 h der Überwachungszeit Apno-           werden zur Atemwegssicherung so lange ungeblockte Tuben
     ephasen auf, ist eine Weiterbeobachtung auf Intensivstation         verwendet, bis von der Größe her ein passender ‚high Volume
     geboten.                                                            low pressure Cuff‘-Tubus zur Verfügung steht [34]. Auch ein
     Nüchternzeiten                                                      Tubus ohne Cuff sollte aber ab einer Überdruckbeatmung von
                                                                         20–25 cmH2O eine Leckage aufweisen (Tab. 9) [35].
     Eine Einhaltung kürzest möglicher Nüchternzeiten, also vier
     Stunden nach der letzten Milchmahlzeit oder eine Stunde nach
     klarer Flüssigkeit, geht perioperativ mit stabileren Blutzucker-      Faustregel: Tubustiefe ab Zahnfleischrand: 6 cm + 1 cm/
     spiegeln, einer niedrigeren Rate an Ketonkörperbildung sowie          kgKG [36].
     höheren Blutdruckwerten einher [32].

                                                                         Der schwierige Atemweg
     Zugänge und Bakterienfilter
                                                                         Meist beruht der schwierige Atemweg auf offensichtlichen
     Zur Detektion peripherer Venen ist der Einsatz von Kaltlicht-       Atemwegsanomalien wie beispielsweise einer Pierre-Robin-
     quellen möglich. Unter sonographischer Kontrolle können             Sequenz oder einem Goldenhar-Syndrom.
     auch bei Früh- und Neugeborenen mit gutem Erfolg die V.             Eine unerwartet schwierige endotracheale Intubation kommt
     mediana antebrachii, alternativ auch die V. saphena magna           bei Früh- und Neugeborenen praktisch nicht vor.
     punktiert werden. Es empfiehlt sich ein walk down in der
                                                                         Unter Einsatz einer Larynxmaske, respektive eines Nasopha-
     short axis, out of plane Technik. Ebenfalls geeignet ist dieses
                                                                         ryngealtubus, bei dem das andere Nasenloch und der Mund
     Verfahren für die Anlage zentraler Venenkatheter (Vv. jugularis
     interna, femoralis) oder die Anlage arterieller Katheter (Aa.       zugehalten werden, kann der schwierige Atemweg in aller
     radialis, dorsalis pedis, femoralis).                               Regel bewältigt werden.

     Zur Senkung Gefäßkatheter-assoziierter Blutstrominfektionen         Für verbleibende unerwartete Probleme empfiehlt sich ein
     sollten partikelfiltrierende Systeme (0,2 μm Filtermembran          Vorgehen nach Abbildung 2.
     für wässrige Lösungen; 1,2 μm Filtermembran für lipidhaltige
     Lösungen) im Infusionssystem eingesetzt werden (Effekte: Luft-
     abscheidung, geringere systemisch inflammatorische Reaktion,
     vermindertes Risiko pulmonal-vaskulärer Granulome) [33].
                                                                           Abbildung 2
      Bei Verwendung eines Nabelarterienkatheters ist auf eine
                                                                                                    Basismaßnahmen:
      korrekte Lage zu achten. Metaanalysen unterstützen über-
                                                                                         Adäquate Anästhesietiefe / Muskelrelaxation
      wiegend die hohe Position (Th 6–10) gegenüber der tiefen                                       BURP-Manöver
      (L3–L5), da Thrombosen, Nierenarterienstenosen, Dar-                                          (max. 2 Versuche)
      mischämien, Harnblasenwandnekrosen, Aneurysmenbil-
      dung und Infektionen seltener auftreten.                                                      Larynxmaske oder:
                                                                                                    Optisches Verfahren
                                                                                                     (max. 2 Versuche)

      Tabelle 9                                                                                  Platzierung einer Larynxmaske
      Größe ungeblockter Tuben und Insertionstiefe.                                    ggf. fiberoptische Intubation durch Larynxmaske

                     Tubusgröße        Insertionstiefe   Spatelgröße
                                       oral                                                   falls weiterhin Larynxmaske:
                                                                                    Aufwachenlassen / alternativ Fortführung des Eingriffs
       Frühgeboren   2,5 ID            6–8 cm
Aktuelles Wissen für Anästhesisten                                                                        Refresher Course Nr. 46

                                                                           so schnell geleert, dass die Sättigung ohne Präoxygenierung
 Ziel ist die suffiziente Oxygenierung ohne Traumatisierung
                                                                           schon nach 7 Sekunden auf 90% fällt. Selbst mit einer Präoxy-
 der Atemwege. Blutungen und Schwellungen durch frust-
                                                                           genierung von drei Minuten wird dies nach ca. einer Minute
 rane Intubationsversuche können weitere Maßnahmen
                                                                           der Fall sein.
 unmöglich machen.
                                                                           Auch die Closing Capacity, die bis zu einem Alter von sechs
                                                                           Jahren größer als die FRC bleibt und somit am Ende jeder Ex-
Bei schwieriger Beatmung oder unzureichender Oxygenierung
                                                                           spiration für einen Teilverschluss der Alveolen sorgt, verstärkt
trotz liegendem Endotrachealtubus empfiehlt sich ein schritt-
                                                                           die Gefahr einer Entsättigung [39]. Um dieses Kollabieren
weises Ausschließen von Problemen anhand des Akronyms
                                                                           der Alveolen zu verhindern (und damit eine Zunahme eines
DOPES:
                                                                           pulmonalen Rechts-links Shunts) soll immer mit PEEP beatmet
    Dislokation des Tubus                                                  werden. Dies gilt insbesondere auch für die Maskenbeatmung
    Obstruktion des Tubus                                                  während der Narkoseeinleitung. Werte zwischen 3,5 und 8
    Pneumothorax                                                           mbar sind in den meisten Situationen adäquat.
    Equipmentversagen (z.B. Leckage der Schläuche, techni-
    sche Geräteprobleme, etc.)                                              Faustregel zur Einstellung des PEEP beim beatmeten Kind:
                                                                            PEEP (cmH2O) = FiO2 x 10
    Stomach und spezielles (Maskenbeatmung führt häufig zu
    stark geblähtem Magen)
                                                                           Das Füllungsvolumen der Lunge während der Inspiration,
Modifizierte bzw. kontrollierte Rapid Sequence                             ebenso wie das ausgeatmete Volumen während der Exspira-
Induction (mRSI)                                                           tion folgen Exponentialfunktionen. Für eine altersgerechte
Die Verhinderung von lebensbedrohlichen Hypoxien hat                       Einstellung von In- und Exspirationszeiten spielt bei Früh- und
Priorität im Vergleich zu den seltenen Aspirationsereignissen.             Neugeborenen die Zeitkonstante τ, das Produkt aus Resistance
Letztere haben selten schwerwiegende Morbidität [37].                      und Compliance, eine wichtige Rolle. Sie beschreibt die Zeit,
Die mRSI beinhaltet eine suffiziente Präoxygenierung,                      nach der eine 63%ige Volumenänderung stattgefunden hat.
Narkoseinduktion und Relaxation (nicht depolarisierende
Muskelrelaxantien, ev. in leicht erhöhter Dosis) zur Vermeidung             3 – 5 Zeitkonstanten sind für eine vollständige Inspiration
von Regurgitationen während den Atemwegsmanipulationen.                     und Exspiration mindestens notwendig.
Nach der Induktion wird ohne Krikoidgriff mit maximal 10–12
cmH2O maskenbeatmet.
                                                                           Da die exspiratorische Resistance, und damit deren Zeitkon-
Bei gastrointestinaler Obstruktion soll vor Einleitungsbeginn
                                                                           stante τ, praktisch immer höher sind als die inspiratorische
eine Magensonde gelegt werden, um einen effektiven Ver-
                                                                           Resistance, sollte die Exspirationszeit in der Regel länger sein
schluss des unteren Ösophagussphinkters wieder herzustellen.
                                                                           als die Inspirationszeit.
Die Sonde kann zum kontinuierlichen Absaugen von Sekret
und/oder Luft auch während der Einleitung belassen werden                  Bei einer zu kurzen Exspiration kann es zu Air Trapping mit
[38].                                                                      sukzessiver Überblähung und Volutrauma der Lunge kommen.
                                                                           Um mit möglichst kleinen Tidalvolumina auszukommen, sollte
 Bei kritischen Situationen im Atemwegsmanagement sowie                    die Exspirationszeit aber auch nicht länger als nötig sein.
 bei der mRSI soll die technisch einfachere orale Intubation               Eine unvollständige Inspiration führt zu einem erniedrigten
 durchgeführt werden. Bei Bedarf kann im Anschluss naso-                   Tidalvolumen mit einem relativ höheren Totraum-Anteil der
 tracheal umintubiert werden.                                              Atemluft und verursacht damit eine verminderte Sauerstoff-
                                                                           aufnahme über die Alveolen. Eine lange Inspirationszeit kann
                                                                           die Oxygenierung verbessern, stellt aber eine mechanische
Beatmung                                                                   Belastung der Lunge dar.
Obwohl die funktionelle Residualkapazität (FRC) mit 25–30
ml/kgKG ebenso wie der Totraum mit 1,5 ml/kgKG in allen
                                                                            Faustregel für die Inspirationszeit Ti: Frühgeborene
Refresher Course Nr. 46                                                                  Aktuelles Wissen für Anästhesisten

     Zur Minimierung von Scherkräften werden Tidalvolumina                  Es scheint, dass die Abgabe von Atemgas mit einer absoluten
     von 4–6 ml/kgKG angestrebt. Für ein adäquates Atemminu-                Feuchtigkeit von 30 mg H2O/l und einer relativen Feuchtigkeit
     tenvolumen sind daher relativ hohe Beatmungsfrequenzen                 von 80–90% bei mindestens 30°C ausreichend ist [40]. In den
     erforderlich.                                                          USA wird eine Temperatur von 32–34°C bei mehr als 30 mg
                                                                            H2O/l empfohlen.
      Faustregel Beatmungsfrequenz: AF=Atemminutenvolumen                   Eine übermäßige Anfeuchtung der Atemluft kann durch Kon-
      (200 ml/kgKG) x Körpergewicht (kg) / Tidalvolumen (VT)                denswasserbildung und dessen rezidivierende Aspirationen die
                                                                            Beatmung beeinträchtigen.
     Biologisch-physikalisch sind der Beatmungsfrequenz, abhän-             Die verfügbaren Systeme werden in beheizte aktive Luftbe-
     gig von den mechanischen Eigenschaften der Lunge (Tab. 10)             feuchter (HHs) und passive Wärme- und Feuchtigkeitstauscher
     sowie vom Tubusdurchmesser Grenzen gesetzt.                            (HMEs) eingeteilt. Letztere gehen mit geringer Totraumerhö-
                                                                            hung und leichtem Anstieg des Atemwegswiderstands einher
                                                                            (Tab. 4) [41].
      Jedes Einbauteil, das den Totraum vergrößert, wird die
      CO2-Auswaschung verschlechtern, was über ein größeres                 Anforderungen an ein Beatmungsgerät für FG/NG: [42,43]
      Tidalvolumen mit einer erhöhten beatmungsbedingten                    • Fähigkeit zu schnellen Druckänderungen im Beat­mungs­-
      Lungenschädigung „bezahlt“ werden muss. Optimal ist                      schlauchsystem
      eine hohe Beatmungsfrequenz mit noch ausreichender Ex-                • Minimierung des kompressiblen Volumens (Verwendung
      spirationszeit, kombiniert mit dem niedrigst möglichen                   kleiner Schlauchdurchmesser (insbesondere bei volumen-
      Inspirationsdruck (PIP) zur Erreichung der Blutgasziele.                 kontrollierter Beatmung) und kleiner Befeuchtertöpfe =
                                                                               Totraumminimierung) um eine rasch ansprechende Druck-
                                                                               regulation durch das Beatmungsgerät zu ermöglichen.
     Das Atemnotsyndrom des Neugeborenen (ANS), auch hyalines               • frei einstellbarer Frischgasfluss: zur Vermeidung einer
     Membransyndrom, beruht auf einer unzureichenden Corti-                    Rückatmung soll der Frischgasfluss das Dreifache des
     solproduktion der Nebennierenrinde, die eine verminderte                  AMV betragen. Durch Erhöhung kommt es zu vermehrten
     Surfactantbildung in Typ II-Pneumozyten nach sich zieht. Es               Scherkräften innerhalb der Atemwege mit dem Risiko von
     betrifft 90% der Säuglinge, die in der 26. SSW geboren wurden             interstitiellem Lungenemphysem oder Pneumothorax.
     (Tab. 10).                                                             • schnell arbeitende pneumatische Technik
     Die bronchopulmonale Dysplasie (BPD) ist durch einen er-               • FiO2 frei regelbar
     höhten Sauerstoffbedarf bzw. eine Atemunterstützung gekenn-            • Atemzugvolumina von ≤2ml müssen garantiert werden
     zeichnet. Die Diagnose erfolgt retrospektiv. Die Häufigkeit ist        • Möglichkeit zum Einsatz von HHs bei längerer Beatmung
     abhängig vom Geburtsgewicht (Tab. 10).
                                                                            Sauerstoff
      Anders als beim unbehandelten Atemnotsyndrom, müssen                  Zahlreiche Publikationen haben gezeigt, dass ein zu liberaler
      nach Surfactant-Gabe wegen ansteigender Compliance                    Umgang mit Sauerstoff für Früh- und Neugeborene nachteilig
      und gleichzeitig hoher Resistance In- und Exspirationszeit            sein kann. Der zerebrale Blutfluss sinkt, oxidativer Stress und
      für einige Stunden eher hoch gewählt werden.                          freie Sauerstoffradikale nehmen zu (Tab. 11) [44,45].
                                                                            Sauerstoff sollte deshalb immer bedarfsgerecht und zielgerich-
                                                                            tet mit Blick auf die angestrebte periphere Sättigung appliziert
     Atemgasbefeuchtung und Erwärmung                                       werden.
     Da trockene, kühle Atemluft dem Kind durch Verdunstungskälte
     in den Atemwegen sehr viel Wärme entziehen kann und durch                Die Messung der Sauerstoffsättigung soll bei Früh- und
     Eintrocknung von Sekret in den kleinen Endotrachealtuben                 Neugeborenen prä- und postduktal erfolgen. Das Ziel bei
     die Gefahr einer Tubusobstruktion besteht, ist eine adäquate             Frühgeborenen liegt bei einer SpO2 von 88–94% [46–49].
     Wärmung und Befeuchtung der Atemluft äußerst wichtig.

      Tabelle 10                                                              Tabelle 11
      Lungenerkrankungen, bei denen die veränderte Zeitkonstante für die      Experimentell nachgewiesene Folgen erhöhter FiO2.
      Respiratoreinstellung beachtet werden muss.
                                                                               Wiederholt hohe FiO2-Werte:
       Erkrankungen mit erniedrigter     Erkrankungen mit verlängerter
                                                                               • in Tierstudien Hinweise für erhöhte Neuroapoptose
       Zeitkonstante                     Zeitkonstante
                                                                               • direkte Lungenschädigung mit Metaplasien, Ödemen, Wachstums-
       Atemnotsyndrom, Lungenhypo-       Pneumonie, BPD, bronchiale
                                                                                  inhibition
       plasie                            Spastik, Tracheobronchomalazie
       restriktive Ventilationsstörung                                         • direkte und indirekte konstringierende Wirkung auf Gefäße

68                                                                         Anästhesie bei Neu- und Frühgeborenen – worauf kommt es an? · F. Fideler
Aktuelles Wissen für Anästhesisten                                                                        Refresher Course Nr. 46

CO2-Monitoring                                                              Die Gewebeperfusion kann über die Rekapillarisationszeit
Die Messung des endtidalen Kohlenstoffdioxid-Partialdrucks                  beurteilt werden. Eine Zeit >2 s ist Ausdruck einer redu-
ist bei Früh- und Neugeborenen schwieriger als bei größeren                 zierten peripheren Perfusion.
Kindern. Sowohl Nebenstrom- als auch Hauptstrom-Messung
tendieren zu falsch niedrigen Werten und unterschätzen damit
                                                                           Die Kombination aus Hypotension und Hypokapnie führte
den arteriellen pCO2. Eine Hauptstrommessung vergrößert
                                                                           tierexperimentell zu erkennbaren Veränderungen der zereb-
zudem das Totraumvolumen, herstellerbedingt um ca. 0,5–1,5
                                                                           ralen Perfusion, Zeichen neuronaler Dysfunktion und früher
ml [50,51].
                                                                           neuronaler Ischämie und soll deshalb sorgfältig vermieden
Mehrfach hat sich die transkutane Messung (tcpCO2), meist in               werden [64].
Kombination mit einer Messung des Sauerstoffpartialdrucks,
                                                                           Die Breite der Blutdruckmanschette soll für eine korrekte Mes-
gegenüber der endtidalen Messung als exakter erwiesen
                                                                           sung gemäß den AHA-Empfehlungen mindestens 40 Prozent
[52,53]. Da tcpO2 und tcpCO2 im Sensor elektrochemisch                     des Umfangs der Oberarmmitte betragen.
gemessen werden, bestehen perioperativ allerdings relevante
Limitationen. So dauert eine Kalibration 10–15 min, ein                    Bei invasiver Messung hilft ein geschlossenes System, Luftin-
                                                                           jektionen mit potentiell deletären Folgen zu vermeiden. Der
Wechsel ist alle 2–4 h erforderlich und nur bei guter Perfusion
                                                                           Spüldruck muss blutdruckabhängig so eingestellt werden, dass
und einer Hyperämie durch Erwärmung auf 44°C können
                                                                           kein retrograder Spüllösungsfluss bis nach intrakraniell auftre-
überhaupt arterialisierte Werte erzielt werden.
                                                                           ten kann (Gefahr zerebraler Ischämien).
                                                                           Die Urinausscheidung als Zeichen einer suffizienten renalen
 Bei Vorliegen einer BPD ist jede Kapnographieform wegen
                                                                           Perfusion ist perioperativ nur sehr begrenzt verwertbar. Normal
 des V/P-Mismatches nicht verlässlich [54]. Der paCO2 soll
                                                                           sind 1–2 ml/kgKG/h, die aber in den Leitungen kaum messbar
 konstant 45–55 mmHg betragen. Dies hilft, Scherkräfte
                                                                           sind.
 auf die germinale Matrix zu vermeiden und eine ausrei-
 chende zerebrale Perfusion zu gewähren [55,56].                           Nahinfrarot-Spektroskopie (NIRS)
                                                                           Eine Cochrane-Analyse konnte bei mehr als acht Wochen
Eine Hyperventilation (paCO2
Refresher Course Nr. 46                                                               Aktuelles Wissen für Anästhesisten

     dehnung des Blutvolumens in die benachbarten Seitenventrikel        erheblich geringer als beim Erwachsenen. So liegt die Dichte
     entsteht dann eine IVH. Ursächlich ist die Fragilität der Gefäße    an Opioidbindungsstellen im Hippocampus des reifen Neuge-
     in der germinalen Matrix. Inzidenz und Schwere korrelieren          borenen bei weniger als 14% der Dichte des Erwachsenen, im
     mit dem Gestationsalter (25% aller Frühgeborenen mit einem          Hirnstamm selbst dagegen bei fast 40%. Dadurch wirken Opi-
     Geburtsgewicht
Aktuelles Wissen für Anästhesisten                                                                             Refresher Course Nr. 46

ist damit erhöht [77]. So sollten Bupivacain und Ropivacain
                                                                                 Typische Eingriffe und ihre Besonderheiten
mit weniger als 3 mg/kgKG dosiert werden. Bei Chlorprocain
ist die Akkumulationsgefahr durch den Abbau durch unspe-                        Grundsätzlich zu beachten sind die eingangs erwähnten
zifische Esterasen am geringsten. Bei kontinuierlicher Zufuhr                   kardialen Grunderkrankungen wie ventrikulärer oder atrialer
bietet Ropivacain hinsichtlich der Gefahr einer systemischen                    Septumdefekt, Aortenisthmusstenose, Fallottetralogie oder
Intoxikation Vorteile gegenüber Bupivacain [78]. Prilocain                      Pulmonalklappenstenose. Diese liegen zum Zeitpunkt der
wird wegen der Met-Hb Bildung bei Frühgeborenen nicht                           anästhesiologischen Versorgung häufig noch unversorgt vor
empfohlen, als EMLA-Salbe sollte zumindest auf die Dosierung
                                                                                und erhöhen das perioperative Risiko.
geachtet werden (Tab. 13). Maximaldosen sollten hinsichtlich
der Toxizität additiv gesehen werden.                                           Kongenitale Zwerchfellhernie
Bei Spinalanästhesien ist aufgrund eines relativ größeren                       Aufgrund einer Zwerchfelllücke befinden sich Darm, Magen
Liquorvolumens und der vergrößerten Oberfläche der Ner-                         und/oder Leberanteile intrathorakal. Die Lunge der betroffenen
venwurzeln eine relativ höhere Lokalanästhetikum-Dosis                          Seite, meist links, ist hypoplastisch. Der Abdominalinhalt wird
erforderlich. Die Wirkungsdauer ist im Vergleich zu älteren                     meist per querer Oberbauchlaparatomie, an einigen Zentren
Kindern und Erwachsenen geringer. Die Hämodynamik wird
                                                                                auch thorakoskopisch, reponiert und das Zwerchfell direkt
jedoch durch den niedrigen vasomotorischen Tonus und die
                                                                                oder mittels Patch verschlossen [82].
verminderte vagale Aktivität aufrechterhalten.
                                                                                Eine ausgeprägte pulmonale Hyperreaktivität kann jederzeit
Nicht-Opioid-Analgetika (NOPA)                                                  einen Vasospasmus auslösen. Verstärkt durch die reduzierte
Nichtsteroidale antiinflammatorische Medikamente (NSAID)                        Anzahl an Lungengefäßen kann dies zu einer pulmonalen
können zu einem Verschluss eines Ductus arteriosus führen                       Hypertension (PAH) führen.
sowie eine NEC oder IVH befördern. NSAIDs sind in dieser
                                                                                Bei einigen Kindern findet sich zunächst eine sogenannte
Altersklasse zur Schmerztherapie zudem nicht zugelassen.
                                                                                „Honeymoon-Phase“. Dabei geht es dem Neugeborenen
Eingesetzt werden darf Acetaminophen (Paracetamol), für                         unmittelbar postnatal relativ gut, bis unerwartet eine massive
das auch große Erfahrung für die postoperative Analgesie bei                    pulmonale Hypertension mit Hypoxie auftritt.
Frühgeborenen besteht. Bei rektaler Applikation bestehen
große Variationen hinsichtlich der Resorption, bei ohnehin                      Der optimale OP-Zeitpunkt soll interdisziplinär festgelegt
schon großer interindividueller Variabilität hinsichtlich der                   werden: idealerweise ist vor der Operation der pulmonalarte-
Bioverfügbarkeit. Um die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden                       rielle Druck im Normbereich und der Ductus arteriosus Botalli
bedarf es ausreichend hoher Plasmaspiegel. Dieser kann bei                      verschlossen.
Früh- und Neugeborenen um den Faktor 3 variieren, die Zeit
bis zum Erreichen dieses Wertes zwischen 60 und 240min                           Eine forcierte Maskenbeatmung bei der Einleitung ist zu
liegen (Tab. 13) [79,80].                                                        vermeiden, da eine Zunahme des Luftgehalts in Magen und
Für wenig schmerzhafte Prozeduren sowie als ergänzende                           Darm die Oxygenierung akut verschlechtern kann.
Maßnahme sollten auch nichtinvasive Verfahren wie Breastfee-
ding, nicht-nutritives Saugen, direkter Haut-zu-Haut-Kontakt,
Halten in Froschstellung (facilitated tucking), Einwickeln                      Bei konventioneller Beatmung werden Beatmungsdrücke
(Swaddling) oder Glucosegabe zur Schmerzreduktion genutzt                       ≤25 cmH20, Atemfrequenzen zwischen 40–60/min, ein PEEP
werden. Der genaue Wirkmechanismus ist hier oft noch nicht                      von ≤5 cm H2O, ein präduktaler paO2 >60 mmHg, ein paCO2
geklärt. In der Diskussion sind Wirkungen auf Opiat-, Gluta-                    7,20
mat- und GABAA-Rezeptoren, vermehrte Dopaminfreisetzung                         angestrebt. Weitere Optionen stellen die iNO-Applikation (in
und Wirkung über ACh-Freisetzung ebenso wie eine fehlende                       Einzelfällen auch Sildenafil, Bosentan, Iloprost, Flolan), HFOV
Cortisolfreisetzung [81].                                                       und ECMO dar [83].

 Tabelle 13
 Dosierungsempfehlung zur Optimierung des analgetisch möglichen Effekts von Paracetamol [88,89].

                            Initialdosis mg/KGkg    Erhaltungsdosis         Dosierungsintervall    Tageshöchst-dosis    Dauer max. Tages-
                                                    mg/KGkg                 mg/KGkg                mg/KGkg              höchstdosis (h)
  28.–32. SSW               20                      15                      12                     30                   48
  33.–36. SSW               20–30                   20                      8–12                   45                   48
  37. SSW–1. LM             30                      20                      8                      60                   48

Anästhesie bei Neu- und Frühgeborenen – worauf kommt es an? · F. Fideler                                                                          71
Refresher Course Nr. 46                                                               Aktuelles Wissen für Anästhesisten

                                                                         Vor Narkoseeinleitung empfiehlt sich eine gastrointestinale
      Pulmonale Hypertonie und Hypoxie führen zur Persistenz
                                                                         Dekompression über eine Magensonde.
      des Ductus arteriosus Botalli mit Rechts-links-Shunt. Es
      folgt ein Circulus vitiosus mit Zunahme der Hypoxämie,
                                                                           Bei der Verlagerung des Darms nach intraabdominell kann
      vermindertem HZV und Azidose, weiterer pulmonaler Wi-
                                                                           es zu einem erhöhten intraabdominellen Druck bis hin zu
      derstandserhöhung und Zunahme des Rechts-links-Shunts
                                                                           einem Kompartmentsyndrom sowie zu einem Anstieg der
      (Therapie siehe Tab. 12).
                                                                           Beatmungsdrücke kommen.

     Durch die für den Platzbedarf unterentwickelte Bauchhöhle
     kommt es postoperativ zu einem erhöhten intraabdominellen           Ein Anstieg des ZVD um 4 mmHg ist mit einer deutlichen
     Druck bis hin zum abdominellen Kompartmentsyndrom. Durch            Reduktion des HZV assoziiert.
     das hochstehende Zwerchfell bei prallem Abdomen wird jetzt          Der Blutdruck muss auch eine ausreichende Perfusion der
     auch der Gasaustausch der kontralateralen Lunge behindert.          Darmschlingen über Bauchdeckenniveau garantieren. Der
                                                                         perioperative Flüssigkeitsbedarf kann sehr groß sein [86,87].
     Ösophagusatresie und Tracheoösophageale Fisteln
     (TEF)                                                               Nekrotisierende Enterokolitis (NEC), Fokal
     Aufgrund des Aspirationsrisikos soll die Versorgung innerhalb       intestinale­Perforation (FIP)
     der ersten 24 h nach Diagnosestellung erfolgen. Chirurgisch         Eine NEC findet sich hauptsächlich bei Frühgeborenen
     geschieht dies durch rechtsseitige Thorakotomie oder thorako-       (Inzidenz ca. 7%, Mortalität 15–30%). Ätiologisch spielen
     skopisch.                                                           auch Hypoxie und Austauschtransfusion, PDA mit L/R-Shunt,
     Die Narkoseeinleitung erfolgt unmittelbar vor OP-Beginn, um         frühzeitige Ernährung mit Formulamilch und Kolonisation mit
                                                                         pathogenen Keimen, Indomethacin- und Kortikosteroidthera-
     den Zeitraum, in dem durch die Ventilation Luft in den Magen
                                                                         pie eine Rolle.
     gelangen kann, so kurz wie möglich zu halten.
                                                                         Intubation und Beatmung können aufgrund der abdominellen
      Bei der initialen Maskenbeatmung kann sich der Magen               Distension mit konsekutiver Reduktion der FRC erschwert sein.
      schnell über die tracheale Fistel mit Luft füllen (Typ III b       (siehe modifizierte RSI) Entscheidend für den Verlauf sind eine
      und c nach Vogt), die nicht entlastet werden kann. Im Ext-         adäquate frühzeitige antiinfektive Therapie, die präoperative
      remfall kann dies eine notfallmäßige Nadelstichinzision            Kreislaufunterstützung mithilfe eines massiven Volumener-
      des Magens zur Luftentlastung und Wiederermöglichung               satzes und positiv inotroper sowie vasopressorischer Medika-
      von mechanischer Beatmung und venösem Rückfluss er-                mente.
      forderlich machen [84].                                            Elektrolytverschiebungen, Hypovolämie und Eiweißverluste
                                                                         müssen auch im Notfall vor Anästhesiebeginn bestmöglich
                                                                         ausgeglichen werden.
     Vor der Intubation sollte eine Bronchoskopie zur Fistellokalisa-
     tion erfolgen. Bei großer Fistel (>3 mm) an der Carina oder un-     Massive spontane Leberblutungen bei NEC sind möglich.
     mittelbar oberhalb kann ev. ein Fogarty-Embolektomiekatheter
     durch die Fistel in den Magen platziert, und die Fistel durch
     Aufblasen und Zurückziehen des Ballons im Magenbereich
     okkludiert werden. Die Tubusspitze soll bei der anschließen-          Tabelle 12
     den Intubation möglichst distal der Fistel, aber proximal der         Therapie des erhöhten pulmonalarteriellen Widerstandes beim
                                                                           beatmeten Neugeborenen bzw. Maßnahmen, um Sättigungsabfall und
     Carina platziert werden. Rutscht der Tubus hierbei komplett in        pCO2-Anstieg mit der Gefahr des Rückfalls in eine fetale Zirkulation
     die Fistel, ist trotz sicherer endotrachealer Lage eine Beatmung      zu verhindern.
     unmöglich! Nach Intubation empfiehlt sich deshalb eine er-
                                                                            Allgemeine Maßnahmen
     neute fiberoptische Lagekontrolle [84,85].
                                                                            • Sedierungsoptimierung, bzw. Relaxierung
     Bauchwanddefekte (Omphalozele, Gastroschisis)                          • Vermeidung von Blutdruckanstiegen bei invasiven Maßnahmen
                                                                            • Optimierung der Sauerstoffsättigung
     Eine frühzeitige operative Versorgung durch Bauchdeckenver-            • ggf. Senkung des pCO2
     schluss oder Anlage von Patch/Schusterplastik/Silo Bag hebt            • Behandlung einer metabolischen Azidose nach Ursache:
     die Minderperfusion des Darms auf und verhindert weitere               • HZV-Steigerung (z.B. Dobutamin)
                                                                            • inotrope Unterstützung des rechten Ventrikels (z.B. Milrinon)
     Flüssigkeitsverluste und Auskühlung. Bei einer Gastroschisis           • Pufferlösungen
     oder rupturierten Omphalozele müssen präoperativ freilie-
                                                                            Vasoaktive Medikamente
     gende Darmanteile steril und feucht abgedeckt werden, um
                                                                            • Stickstoffmonoxid (NO) in der Einatmungsluft
     Flüssigkeitsverluste und Auskühlung zu verhindern. Eine Sei-           • Nitroglycerin (meistens wenig effektiv)
     tenlagerung des Patienten kann das Risiko einer Darmischämie           • Magnesium
     durch abknickende Gefäße vermindern.

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Aktuelles Wissen für Anästhesisten                                                                               Refresher Course Nr. 46

 Erschwert wird das perioperative anästhesiologische Ma-                   Pylorusstenose
 nagement durch das häufig gleichzeitige Vorliegen extre-                  Präoperativ muss auf einen ausgeglichenen Volumen- und
 mer Frühgeburtlichkeit sowie hämodynamischer Instabili-                   Säure-Basen-Status sowie Elektrolythaushalt geachtet werden.
 tät, Azidose, respiratorischem Versagen, Sepsis,                          Der Magen soll vor Einleitung über eine Magensonde entlastet
 Koagulopathie (DIC), Elektrolytentgleisungen und einem                    werden.
 persistierenden Ductus arteriosus.
                                                                           Postoperative Phase
Persistierender Ductus Arteriosus Botalli (PDA)                            Postoperativ gilt es vor allem, Apnoen frühzeitig zu erkennen
Die operative Unterbindung erfolgt in der Regel in Rechtssei-              und gegebenenfalls zu therapieren. Eine Apnoe- und Bradykar-
tenlage über eine Thorakotomie im 3. ICR links. Der freiprä-               dieüberwachung inklusive Pulsoxymetrie und EKG über Nacht
parierte DAB kann von ähnlich großem Durchmesser wie die                   ist deshalb großzügig anzuraten. Treten während der ersten
Aorta sein. Hier kann ein Pulsoxymeter am Fuß helfen, eine                 12 h der Überwachungszeit Apnoephasen auf, ist sogar eine
versehentliche Ligatur der Aorta frühzeitig zu entdecken.                  Weiterbeobachtung auf Intensivstation geboten.
Bei Narkoseeinleitung liegt häufig eine Hypovolämie vor, die               Zur Prophylaxe einer postoperativen Apnoe nach Vollnarkose
zu einem Blutdruckabfall führen kann. Intraoperativ ist trotz-             kann Koffein eingesetzt werden. Der therapeutische Bereich
dem eine möglichst restriktive Flüssigkeitszufuhr notwendig,               ist deutlich breiter und die Nebenwirkungsrate bedeutend
da es mit dem operativen Verschluss des DAB zu einer akuten                geringer als bei Theophyllin.
Volumenzunahme im Systemkreislauf mit Blutdruckanstieg                     Das Auftreten interventionspflichtiger Apnoen kann mittels
und Gefahr einer konsekutiven intrakraniellen Blutung kommt.               taktiler Stimulation, Atemunterstützung wie CPAP oder Mas-
Es empfiehlt sich eine Narkosevertiefung vor der Ligatur des               kenbeatmung bis hin zu invasiver Beatmung und der Therapie
Ductus.                                                                    in Tabelle 8 genannter Faktoren behandelt werden.
Die Herzfrequenz fällt meist leicht ab. Zudem kann durch                   Bislang existieren eingriffsunabhängig keine wissenschaftli-
operative Reizung des N. vagus eine Bradykardie ausgelöst                  chen Daten, ab welchem Alter ein ehemaliges Frühgeborenes
werden. Vor Verschluss sollte die Sauerstoffsättigung zwischen             ambulant versorgt werden kann. Bei einem Postkonzeptions-
85–95% und der paC02 bei 35–40 mmHg gehalten werden, um                    alter unter 56–60 Wochen sollte solange überwacht werden,
den hohen pulmonalen Blutfluss zu reduzieren.                              dass ein apnoe-freies 12h-Intervall garantiert ist. Nach Errei-
                                                                           chen der 60. Woche post konzeptionem können Kinder, die
Neuralrohrdefekte                                                          keine Apnoen mehr haben, ambulant versorgt werden. Die
Bei einer Meningomyelozele mit freiliegender Neuralplatte                  Beobachtungszeit vor Entlassung in die häusliche Umgebung
oder einer Meningozele mit membranartig verdünnter Haut                    muss soweit ausgedehnt werden, dass die Kinder völlig wach
sind notfallmäßige Versorgungen notwendig.                                 und erholt sind und selbständig trinken können.
Aufgrund hoher Allergisierungsraten ist ein latexfreies Vorge-
hen geboten. Die Intubation erfolgt entweder in Rückenlage,
gelagert auf ein großes Schaumgummikissen mit geeigneter
Aussparung (‚Donut’-Ring), oder gegebenenfalls in Seitenlage,
um eine große Zele nicht zu beschädigen. Wenn intraoperativ
ein Nervenstimulator zum Aufsuchen von Nervenwurzeln                        Tabelle 8
zum Einsatz kommt, muss intraoperativ auf Muskelrelaxantien                 Risikosteigernde Faktoren auf das Apnoerisiko Frühgeborener.
verzichtet werden.
                                                                             vorbestehend
Ein Hydrozephalus internus kann aufgrund der Gefahr
                                                                             Gestationsalter            Atemwegsobstruktion
eines erhöhten Hirndrucks direkt postnatal die Anlage eines
Ventrikel-Shunts zur Liquorableitung erforderlich machen. Bei                bronchopulmonale           Wachstums- und
                                                                             Dysplasie                  Entwicklungsretardie-
Verdacht auf einen erhöhten intrakraniellen Druck (ICP), sind                                           rung
ICP-steigernde Faktoren wie volatile Inhalationsanästhetika,
                                                                             Herzinsuffizienz           endokrine oder
Hypoventilation, höherer PEEP oder Oberkörpertieflagerung                                               metabolische
zu meiden. Eine modifizierte RSI muss erwogen werden.                                                   Erkrankung
Unabhängig vom Vorliegen einer Arnold-Chiari-Malformation                    intrakranielle Blutungen   Medikamente
scheint ein Teil dieser Patienten eine Entwicklungsstörung im                subglottische Stenose      Sepsis
Bereich des Hirnstamms zu haben, die sich durch gehäufte                     perioperativ
Sättigungsabfälle und vermindertes Ansprechen auf einen                      Anämie (Hk
Refresher Course Nr. 46                                                                     Aktuelles Wissen für Anästhesisten

                                                                               20. Anderson BJ: Pharmacology in the very young: anaesthetic
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