A L T Amt für Lebensmittelsicherheit und Tiergesundheit - Kanton Graubünden
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Amt für Lebensmittelsicherheit und Tiergesundheit Uffizi per la segirezza da victualias e per la sanadad d'animals Ufficio per la sicurezza delle derrate alimentari e la salute degli animali ALT Jahresbericht 2020 Amt für Lebensmittelsicherheit und Tiergesundheit
Inhalt Vorwort 3 Sichere Lebensmittel auch in Zeiten der Pandemie 4 Neue Räumlichkeiten für unsere Laboratorien 6 Milchqualität 9 IBR-Fall in Graubünden 10 Varroamilbe – eine grosse Herausforderung 11 Vollzugsmassnahmen im Hundewesen 12 Sachkundenachweis für schmerzhafte Eingriffe 13 Laborumzug ins Verwaltungszentrum Sinergia 14 Erhöhter Schutz 15 Kleinhandel mit gebrannten Wassern 17 Das Amt in Kürze 18 Bild auf der Frontseite: © ALT Bild auf dieser Seite: © Christophe Fourquin - stock.adobe.com 2
Vorwort «Erfolg besteht darin, dass man genau die Fähigkeiten hat, die im Moment gefragt sind» Henry Ford, 1863 - 1947, Gründer der Ford Motor Company Liebe Leserin, lieber Leser "Das Jahr 2020 werde ich wohl nicht so schnell vergessen." Diese Aussage könnte so in- terpretiert werden, dass ziemlich alles verkehrt gelaufen ist. Dies ist aber nicht so. Das vergangene Jahr war anspruchsvoll, sehr anspruchsvoll sogar, hat mich und uns gefordert. COVID-19 hat uns gelehrt, was es heisst, flexibel zu sein, sich anzupassen, rollend zu pla- nen, Ressourcen umzudisponieren und kurzfristig zu beschaffen. COVID-19 hat uns auch gelehrt, Projekte zu konkretisieren, welche schon Jahre lang "schubladisiert" waren und in dieser Intensität und Schnelligkeit nie umgesetzt worden wären: neue Kommunikationsmit- tel und neue Führungsmethoden, Telefonkonferenzen statt Sitzungen, Homeoffice statt Bü- ropräsenz, Vertrauen statt Kontrolle. COVID-19 hat neue Facetten an unseren Mitmen- schen erkennen lassen: von grosser Angst bis grenzenlosem Vertrauen, von Panik bis Zu- versicht, von Pessimismus bis Optimismus. Mitte September durften wir in das neue Verwaltungszentrum sinergia zügeln. Auch hier war Flexibilität gefragt, musste doch der erste Umzugstermin wegen COVID-19 um vier Monate nach hinten verschoben werden. Die Dienststelle war besonders gefordert mit der Vorbereitung und mit dem Umzug der Laboratorien. Auch die Zusammenarbeit mit der Bau- herrschaft erwies sich als anspruchsvoll. Die Räumlichkeiten mussten an die speziellen Anforderungen angepasst werden und mit Kühlzellen, Sektionsräumen und Lüftungskapel- len ausgestaltet werden. Verschiedene Gase, Wasser, Elektrizität und Lüftung mussten flexibel verteilt werden. Heute können alle mit Stolz feststellen, dass sich die intensiven Sitzungen, Diskussionen und Interventionen gelohnt haben. Frei nach Henry Ford kann das Kantonale Labor aktuell leisten, was gefordert wird. Die Reorganisation der Dienststelle konnte erfolgreich abgeschlossen werden und führte zu einer Optimierung der Abläufe, welche trotz vieler altersbedingter Personalabgänge, trotz COVID-19 und trotz oder gerade wegen sinergia bereits erstaunlich gut funktioniert. Nebenbei mussten die anspruchsvollen Tagesgeschäfte erledigt werden, termingerecht und zielführend notabene. Dies haben wir gerne gemacht, im Wissen, dass wir in diesem wirtschaftlich schwierigen Jahr privilegiert waren und nicht um Einkommen und Anstellung bangen mussten. Ich durfte auf tolle Mitarbeitende zählen, die sich engagierten und ihre ganze Persönlich- keit für die Sache eingebracht haben. Auf sie alle bin ich stolz und bedanke mich ganz herzlich für ihren unermüdlichen und vorbildlichen Einsatz. Dr. Giochen Bearth, Amtsleitung 3
Lebensmittelinspektorat Sichere Lebensmittel auch in Zeiten der Pandemie Bild: © Marina Zlochin - stock.adobe.com Was für ein verrücktes Jahr! Zweimal, im Frühjahr Somit wird gewährleistet, dass nur sichere Lebensmittel und Herbst, musste ausgerechnet die Gastronomie, in den Verkehr gelangen und die Konsumentinnen und welche rund die Hälfte aller gemeldeten Lebensmittel- Konsumenten nicht getäuscht werden. Auch nicht in Pan- betriebe in Graubünden und Glarus ausmacht, auf- demiezeiten. grund des Pandemieverlaufs in den Lock-down. Aus- nahmen gab es für Take-away-Angebote sowie für die 53.5 % aller Inspektionen verliefen ohne Beanstandung. Bewirtung von Hotelgästen. Die nachfolgende Grafik deckt sich mit jener des Vorjah- res. Im Berichtsjahr konnten 1'424 bzw. 63 % der kontrol- Das stellte die Lebensmittelkontrolle vor grosse Heraus- lierten Betriebe der tiefsten Gefahrenklasse GK 1 zuge- forderungen. Zum einen, weil viele Betriebe für eine Kon- ordnet werden. Lediglich zwei Betriebe fielen in die trolle nicht mehr zur Verfügung standen, zum anderen, höchste Gefahrenklasse GK 4, weswegen diese in der weil Kontrollen in Krisenzeiten nicht immer auf Verständ- Grafik nicht erscheinen. nis stossen. Von höchster Stelle, dem Bundesamt für Le- bensmittelsicherheit und Veterinärwesen, wurden die Le- bensmittelvollzugsbehörden angewiesen, mit der Kon- trolltätigkeit fortzufahren, jedoch mit der nötigen Umsicht und unter Befolgung der Hygiene- und Verhaltensregeln des Bundesamtes für Gesundheit. Auch galt es, die indi- viduellen Covid-19-Schutzkonzepte der zu kontrollieren- den Lebensmittelbetriebe zu respektieren. Kontrollen wurden somit nicht mehr als nötig, aber so gut wie eben möglich durchgeführt, um auch in der Pandemie die Si- cherheit der produzierten und in Verkehr gebrachten Le- bensmittel garantieren zu können. Durch die Anordnung von Homeoffice mussten die Kontrollen zum Teil ins In- Boomender Internethandel ternet verlagert werden. Insbesondere während der Pan- demie hat der Internethandel mit Lebensmitteln nochmals Die Corona-Krise lässt das Konsumverhalten der Ver- zugelegt. Insgesamt liegt die Zahl der im Jahr 2020 durch- braucher nicht unberührt. Um das Social Distancing-Ge- geführten Inspektionen naturgemäss etwas unter jenen bot einzuhalten, haben sich viele Konsumenten dafür ent- der letzten Jahre. schieden, Lebensmittel online einzukaufen. Sowohl bei den Verbrauchern wie auch bei den Anbietern war Flexi- Im Berichtsjahr wurden unter erschwerten Bedingungen bilität gefordert. Das Angebot von Lebensmitteln im Inter- 2'357 Betriebskontrollen in 2'267 von insgesamt 5'726 in net ist sprunghaft angestiegen. Aufgrund dieser Verände- Graubünden und Glarus gemeldeten Lebensmittelunter- rungen war auch die Lebensmittekontrolle gefordert. nehmen durchgeführt. Eine Inspektion vor Ort hat zum Ziel, das Qualitätsmanagement, die Infrastruktur, die Ar- Im Internet gelten, von einigen wenigen Ausnahmen ab- beitsprozesse und die Fertigprodukte eines Betriebes den gesehen, bei der Deklaration dieselben Vorgaben wie rechtlichen Anforderungen gegenüberzustellen und zu beim Verkauf in der Selbstbedienung im Laden. So müs- bewerten. Im Falle von Abweichungen werden Beanstan- sen bei den angepriesenen Produkten beispielsweise die dungen ausgesprochen und Massnahmen verfügt. Die verwendeten Zutaten (mit oder ohne allergenem Poten- Betriebsverantwortlichen haben dann innerhalb einer de- tial), Herkunftsangaben, Gehaltsangaben, Nährwertanga- finierten Frist den rechtskonformen Zustand wiederherzu- ben, der Alkoholgehalt usw. korrekt deklariert werden. stellen. 4
Lebensmittel- und Umweltanalytik Bild: © nicolas_stock - stock.adobe.com Zum Zeitpunkt des Kaufentscheides müssen den Käufern Im Zeitraum vom 19. Juni bis 15. September 2020 wurden alle notwendigen Angaben, die den Kaufentscheid beein- von den Lebensmittelkontrolleuren des ALT flächende- flussen, einsehbar sein. Zudem darf es keine unerlaubten ckend 23 Trinkwasserversorgungen in Graubünden und Heilanpreisungen wie "Vorbeugende Wirkung gegen Glarus überprüft, die von 15 Alpkäsereien, sieben Berg- Corona-Erkrankung" geben. restaurants und einer SAC-Hütte betrieben werden. Die Anlagen befinden sich grösstenteils in alpinem Gebiet, Insgesamt wurden im Berichtsjahr 79 Internetanbieter welches grosse Herausforderungen an eine hygienische kontrolliert. Bei vier von fünf Überprüfungen traten teils Trinkwassergewinnung, -speicherung und -beförderung massive Mängel zu Tage. Es hat sich herausgestellt, dass mit sich bringt, da der Untergrund zumeist felsig, die einige Anbieter mit der neuen Situation noch nicht gut zu- Überdeckung gering und die Wasservorkommen beschei- rechtkommen. Sie sind bezüglich Deklaration häufig den sind. Nichtsdestotrotz gilt es, auch unter erschwerten überfordert. Die fehlbaren Anbieter wurden aufgefordert, Bedingungen einwandfreies Trinkwasser für die Produk- die Mängel innert Frist zu beheben. Unter Berücksichti- tion von Lebensmitteln bereitzustellen. gung der schwierigen Lage wurde auf Strafanzeigen ver- zichtet. Während der nächsten Corona-Welle wird die Die Trinkwasserversorgungen von drei Restaurants, ei- Mängelbehebung nachgeprüft. Sollten die Anbieter die ner Alpkäserei und der SAC-Hütte wiesen keine Mängel beanstandeten Mängel noch immer nicht behoben haben, auf. Bei 18 Anlagen zeigte sich indessen, dass eine ge- müssen sie mit einer Strafanzeige rechnen. zielte Kontrolle nötig war. Die häufigsten Mängel betrafen undichte Brunnenstuben, ungesicherte, bodenebene Ein- Der Internethandel hat im Berichtsjahr deutlich an Bedeu- stiegsdeckel, rostige Armaturen, fehlenden Schutz vor tung gewonnen. Es ist zu erwarten, dass dieser Trend an- dem Eindringen von Insekten und Amphibien sowie einen halten wird. Aufgrund dessen werden zukünftig mehr nicht ausreichenden Quellschutz vor weidendem Vieh. Ressourcen für derartige Kontrollen eingesetzt werden Dem Unterhalt der Anlagen wurde offensichtlich zu wenig müssen. Die Arbeit hat sich damit vermehrt an den Beachtung geschenkt. Schreibtisch, oder wie bei vielen in unserem Land, gar ins Homeoffice verlagert. Die Betreiber wurden aufgefordert, ihrer Selbstkontrolle, d. h. der Wartung und dem Unterhalt der Anlagen besser nachzukommen und die baulichen Mängel zu beheben. Private Trinkwasserversorgungen Lebensmittelbetriebe sind nicht immer an die kommunale Trinkwasserversorgung angeschlossen, insbesondere dann nicht, wenn sie sich ausserhalb der Bauzone befin- den. In diesem Fall müssen sie selbst dafür sorgen, eine Trinkwasserversorgungsanlage nach dem Stand der Technik einzurichten und zu betreiben. Schwerpunkt ei- ner im Sommer 2020 durchgeführten Inspektionskam- pagne war somit die Kontrolle privater Trinkwasserversor- gungsanlagen in Graubünden und Glarus. Bild: © ALT – mangelhafter Quellschacht 5
Lebensmittel- und Umweltanalytik Neue Räumlichkeiten für unsere Laboratorien Bild: © Hochbauamt Graubünden Im September 2020 konnte das Labor die neuen Im Jahr 2020 wurden 997 Proben erhoben, wovon 238 Räumlichkeiten des Verwaltungszentrums SINERGIA (23.9 %) aufgrund ihrer mikrobiologischen Beschaffenheit in der Ringstrasse 10 in Chur beziehen. Der Termin- zu beanstanden waren. Mit 70 Nachkontrollen wurden plan sah dafür eigentlich den Monat Mai vor. Durch Betriebe mit besonders schlechten Resultaten innerhalb den Lock-down im Frühjahr musste dieser Plan aber angemessener Frist nochmals angegangen, um zu über- kurzfristig aufgegeben werden. Die Aufrechterhal- prüfen, ob sie sich verbessert haben. Hier mussten er- tung der Dienstbarkeiten für vornehmlich amtliche, freulicherweise nur noch acht Proben (11.4 %) bean- aber auch private Probenehmer stellte das Labor da- standet werden. Zu guter Letzt erfolgten noch 17 ausser- mit zeitweise vor grosse Herausforderungen. Trotz- planmässige Verdachtsproben, von denen acht (47.1 %) dem konnten nach nur kurzem Unterbruch von zwei zu beanstanden waren. Insgesamt wurden somit 1'084 Zügelwochen sämtliche Laborleistungen wieder voll- Proben erhoben, von denen 254 die mikrobiologischen umfänglich angeboten werden, sodass im Berichts- Kriterien der Branchenleitlinie nicht erfüllten (23.4 %). jahr die Gesamtzahl aller Untersuchungen nur wenig Das ergibt immerhin ein etwas besseres Resultat als im unter jener der Vorjahre liegt. Vorjahr, als die Beanstandungsquote bei 24.5 % lag. Für die amtliche Lebensmittelkontrolle sind das 1‘516 Lebensmittel, 759 Trinkwässer und 14 Bedarfs- gegenstände, die in Graubünden und Glarus amtlich Käse aus Graubünden und Glarus erhoben und in den Laboratorien des ALT überprüft wurden. Von den insgesamt 2‘289 Proben mussten 388 Die Käseherstellung auf Alpen und im Talgebiet hat so- (17.0 %, Vorjahr: 19.0 %) beanstandet werden. wohl in Graubünden wie auch in Glarus eine lange Tradi- tion. In Graubünden gibt es rund 120 milchverarbeitende Für private Probenehmer wurden 2‘267 Trinkwässer, Alp- und 50 Talbetriebe, in Glarus ca. 40 milchverarbei- 316 Lebensmittel sowie 746 Umweltproben analysiert, tende Alp- und fünf Talbetriebe. Anlässlich einer im Jahr davon 483 für das Amt für Natur und Umwelt Graubün- 2018 durchgeführten Untersuchungskampagne mussten den. 68 % der erhobenen Halbhart-, Weich- und Frischkäse beanstandet werden, die meisten aufgrund mangelhafter Deklaration. Ziel der Untersuchungen im Jahr 2020 war es, zu überprüfen, ob sich die Situation verbessert hat. Dem Koch in den Topf geschaut Im Frühjahr und Sommer haben die Lebensmittelkontrol- Über das Jahr verteilt erheben die sieben Lebensmittel- leure der Kantone Graubünden und Glarus zehn Halb- kontrolleure der Kantone Graubünden und Glarus regel- hart-, acht Weich- und fünf Frischkäse in konsumreifem mässig Hygieneproben in Verpflegungsbetrieben, und Zustand erhoben. 17 Proben stammten aus Talsenne- zwar prioritär solche, welche aufgrund ihrer Zusammen- reien und sechs aus Alpkäsereien. Im Labor des ALT wur- setzung am ehesten zum Verderb neigen. Werden die den die Proben mikrobiologisch und chemisch unter- Grundregeln der Hygiene betreffend Personal, Infrastruk- sucht. Zudem wurden aufgrund der chemischen Resul- tur, Rohstoffe, Zubereitung, Aufbewahrung, Temperatur- tate die Angaben zum Fettgehalt, zur Festigkeitsstufe und führung und Entsorgung beachtet, resultieren sichere Le- zur Hitzebehandlung überprüft. bensmittel, und die mit der Branchenleitlinie für eine Gute Verfahrenspraxis im Gastgewerbe (GVG) gesetzten mik- Insgesamt erwiesen sich 13 von 23 Proben als nicht kon- robiologischen Höchstwerte werden nicht überschritten. form (57 %), davon eine wegen mangelhafter mikrobiolo- 6
Lebensmittel- und Umweltanalytik Bild: © nortivision - stock.adobe.com gischer Qualität und zwölf wegen Kennzeichnungsmän- Im Laufe des Jahres 2020 wurden in Graubünden und geln: Bei fünf Proben stimmte die deklarierte mit der ana- Glarus insgesamt 654 Proben an Laufbrunnen auf öffent- lytisch nachgewiesenen Hitzebehandlung nicht überein, lichem Grund erhoben und mikrobiologisch untersucht. In fünf Käse mussten wegen eines falsch deklarierten Fett- 50 Proben (7.6 %) wurden Fäkalkeime festgestellt, was gehaltes und drei Käse wegen einer falsch deklarierten zu Beanstandungen führte. Die Wasserversorger wurden Festigkeitsstufe beanstandet werden. Die Käseproduzen- aufgefordert, umgehend wirksame Massnahmen zu er- ten wurden aufgefordert, die Deklaration anzupassen greifen. bzw. Optimierungen bei der Herstellung einzuleiten. 306 der 654 Trinkwasserproben wurden zudem hinsicht- Gegenüber der Untersuchungskampagne im Jahr 2018 lich des radioaktiven Edelgases Radon untersucht. Nur ist die Beanstandungsquote im Berichtsjahr zwar tiefer eine Trinkwasserprobe überschritt den Höchstwert von ausgefallen. Allerdings ist bei der Deklaration der Käse 100 Becquerel pro Liter. Massnahmen zur Reduktion des nach wie vor ein grosses Problem zu orten. Erfreulich je- Radongehaltes wurden von der betroffenen Gemeinde doch der Umstand, dass ungeachtet dessen die mikrobio- bereits in Angriff genommen. logische Qualität der untersuchten Käse sehr gut war. Zusammensetzung von Spirituosen Radon und Bakterien in Trinkwasser Wenn auch geschmacklich einwandfrei, entsprechen die Routinemässig werden jedes Jahr ohne Vorankündigung im Handel anzutreffenden Spirituosen nicht immer den le- Brunnen auf öffentlichem Grund amtlich beprobt, um de- bensmittelrechtlichen Anforderungen, die die Geträn- ren mikrobiologischen Status festzustellen. Etwa die keverordnung an die verschiedenen umschriebenen Spi- Hälfte der Proben wurde 2020 auch hinsichtlich des Geh- rituosenkategorien wie Obstbrand, Enzian und Eierlikör altes an Radon getestet. stellt. Denn wer kennt schon den Unterschied zwischen einem Eierlikör und einem Likör mit Eizusatz? Des Rät- Graubünden und Glarus beziehen ihr Trinkwasser über- sels Lösung findet man in der Getränkeverordnung des wiegend aus Kluft- und Karstgestein. Kluftwasser fliesst Bundes: Eierlikör muss neben Zucker einen Alkoholgeh- entlang von Störungen, Klüften und feinen Rissen im Ge- alt von 14 % vol sowie mindestens 140 g Eigelb pro Liter stein. Das Wasser bewegt sich rascher als im Lockerge- enthalten, ein Likör mit Eizusatz aber nur 70 g pro Liter. stein und eine schützende Bodenschicht fehlt häufig. Häufig werden Liköre im Privathaushalt hergestellt und Noch rascher fliesst das Wasser im Karst. Oft besteht auf Weihnachtsmärkten, Bazaren oder via Internet ver- eine direkte Verbindung zur Erdoberfläche, die Wasser- marktet. Den Anforderungen an die Zusammensetzung qualität ist besonders empfindlich gegenüber dem Eintrag und Deklaration wird oft zu wenig Beachtung geschenkt. von Mikroorganismen und kann witterungsbedingt stark schwanken. Wenn Zuströmbereiche von Quellfassungen Im Herbst 2020 wurden 14 überwiegend in den Kantonen im Nutzungsbereich landwirtschaftlicher Aktivitäten lie- Graubünden und Glarus produzierte Spirituosen amtlich gen, können Fäkalien von Nutztieren wie Rindern oder erhoben und im Labor des ALT untersucht. Hinsichtlich Schafen bei langanhaltendem oder starkem Regen abge- des untersuchten Fuselalkohols Methanol und des bei schwemmt und somit verdünnt ins Trinkwasser gelangen. Steinobstbränden analysierten Hydrogencyanids wurden Das kann zu gesundheitlichen Problemen beim Konsum die Höchstwerte der eidgenössischen Kontaminantenver- des Wassers führen, da die Ausscheidungen nicht selten ordnung von allen Proben eingehalten. Wegen mangel- pathogene Keime enthalten. Für Fäkalkeime gilt dem- hafter Deklaration mussten aber sechs Beanstandungen nach eine Nulltoleranz in Trinkwasser. ausgesprochen werden, oft aufgrund der Tatsache, dass 7
Lebensmittel- und Umweltanalytik Bild: © Kristina Blokhin - stock.adobe.com der deklarierte Alkoholgehalt mit dem analysierten nicht werte der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikro- übereinstimmte. Zudem erfüllten zwei Eierliköre nicht den biologie zugrunde. gesetzlich geforderten Mindesteigelbgehalt, und auf ei- nem Obstbrand wurde auf der Zutatenliste ein Zusatz von Die Glace-Produktion und -Abgabe ist und bleibt hygie- Aromen ausgelobt, obwohl deren Verwendung in Obst- nisch anspruchsvoll. Die Betriebe wurden angehalten, bränden nicht erlaubt ist. den möglichen Ursachen der Verunreinigungen nachzu- gehen und im Rahmen der Selbstkontrolle Verbesserun- Die Untersuchungskampagne hat gezeigt, dass die gen einzuleiten. Selbstkontrolle häufig vernachlässigt wird. Aufgrund der unbefriedigenden Situation werden die Spirituosenher- steller im Fokus der amtlichen Kontrolle bleiben. Bündnerfleisch – des Bündners Stolz Wer aus Rindfleisch ein echtes Bündnerfleisch produzie- Eiskalt, süss und intensiv untersucht ren will, muss dafür zertifiziert sein. Dadurch wird gewähr- leistet, dass die Vorgaben des Pflichtenheftes eingehal- Glace, Softeis und Sorbet sind aufgrund der verwendeten ten werden. Für Bio-Bündnerfleisch muss zudem noch Zutaten und des Herstellungsprozesses anfällig für mik- eine Zertifizierung nach den Vorgaben der eidgenössi- robielle Belastungen. Durch eine ausreichende Pasteuri- schen Bio-Verordnung vorliegen. sierung der Grundmischung können Krankheits- und Ver- derbniserreger abgetötet werden. Mangelhafte Kühlung Zu Beginn des Jahres 2020 wurde bei jedem Bündner- der Roh- und Zwischenprodukte, Verwendung unpasteu- fleisch-Produzenten ein entsprechend zertifiziertes Er- risierter Rohstoffe oder eine unvollständige Pasteurisie- zeugnis amtlich erhoben, um es im Amt für Lebensmittel- rung können mikrobiologische Schwachstellen in der sicherheit und Tiergesundheit hinsichtlich seiner physika- kleingewerblichen Glace-Produktion sein. Auch ein unhy- lischen (Wasseraktivität), chemischen (Pökelstoffe) und gienischer Umgang bei der Herstellung sowie unzu- mikrobiologischen Eigenschaften (Listeria monocytoge- reichend gereinigte Arbeitsflächen und -geräte oder un- nes, Salmonellen, koagulasepositive Staphylokokken, genügende Personalhygiene können zu einem Keimein- Escherichia coli) zu überprüfen. Bei den vorverpackten trag in die Glace führen. Nicht zuletzt stellt die Abgabe Produkten wurde auch deren Lebensmittelkennzeich- offener Glace ein erhöhtes Verkeimungsrisiko dar. nung beurteilt. Es ergaben sich gesamthaft 21 Proben, von denen nur eine einzige nach Bio-Standards produ- Im August 2020 wurden 340 Glacen aus kleingewerbli- ziert worden war. cher Herstellung in den Kantonen AG, AI, AR, GL, GR, LU, NW, OW, SG, SH, SZ, TG, TI, UR, ZG und ZH amtlich Sehr erfreulich ist der Umstand, dass alle Produzenten erhoben und bezüglich ihrer mikrobiellen Beschaffenheit den Nachweis erbringen konnten, Bündnerfleisch nach untersucht. Von den 21 Proben aus GL und GR, die im den lebensmittelrechtlichen Vorgaben herstellen zu kön- Mikrobiologielabor des ALT untersucht wurden, mussten nen. Die Laborwerte gaben zu keiner Beanstandung An- acht aufgrund von Überschreitungen mikrobiologischer lass. Und auch bei der Etikettierung sah es diesmal bes- Höchstwerte beanstandet werden. Über alle 340 Proben ser aus: Nachdem 2011 noch 80 % und 2018 die Hälfte lag die Beanstandungsquote bei 21 %. Der Beurteilung aller Erzeugnisse betreffend Deklaration beanstandet lagen die Lebensmittelsicherheitskriterien der Hygiene- werden musste, lagt die Quote im Berichtsjahr mit zwei verordnung, die Richtwerte der Branchenleitlinie des Bä- Beanstandungen bei nur 10 % und damit so tief wie noch cker-Confiseur-Gewerbes sowie die Richt- und Warn- nie. Die zwei fehlbaren Betriebe mussten dem ALT ent- sprechende Musteretiketten nachliefern. 8
Primärproduktion Milchqualität Bild: © ALT 1999 wurde die Tierverkehrsdatenbank (TVD) einge- sind oder noch unter Absetzfristen stehen. Die Absetzfrist führt. In der Schweiz gibt es rund 550'000 Milchkühe bezeichnet die Zeit, in der Tiere oder deren Produkte sowie 37'000 Milchziegen und 14'500 Milchschafe. nach einem Tierarzneimitteleinsatz nicht als Lebensmittel Während die Anzahl der Milchkühe in den letzten 20 verwendet werden dürfen. Jahren rückläufig war, konnte bei den Milchziegen und Milchschafen eine Zunahme verzeichnet werden. Der Betrieb ist verpflichtet, vor jedem Melken eines Tieres Vom landwirtschaftlichen Betrieb an sorgen ver- die Milch im Vormelkbecher auf optische Abweichungen schiedene Mechanismen für eine einwandfreie Quali- zu überprüfen. Ausserdem muss er monatlich die Zellzahl tät der knapp 3.4 Millionen Tonnen Milch pro Jahr. jeder Kuh prüfen. Bei der Zellzahl handelt es sich um die Anzahl körpereigene Zellen. Sie gibt Auskunft über eine Diese Milchmenge stellt einen bedeutenden Anteil mögliche Entzündung des Euters. Der Betrieb kann die (19.7 %) des landwirtschaftlichen Produktionswerts dar. Milch mittels des sogenannten Schalmtests selbst über- Etwas lokaler betrachtet, leben in Graubünden etwa prüfen oder erhält die Zellzahl aus den Laboruntersu- 15'500 Milchkühe auf 717 Betrieben (ca. 22 Kühe/Betrieb) chungen der Milchleistungsprüfungen, die bei Mitgliedern und in Glarus 4'500 Milchkühe auf 271 Betrieben mit der Zuchtverbände durchgeführt werden. Milchproduktion (ca. 17 Kühe/Betrieb) (Quelle: Milchsta- tistik 2019). Wird die Milch zur Weiterverarbeitung abgeliefert, so wird zweimal monatlich unangemeldet eine Milchprüfung Unverarbeitete Verkehrsmilch (Milch zur Verwendung als durchgeführt. Nach den Vorgaben der VHyMP werden die Lebensmittel) ist ein Primärprodukt wie alle Pflanzen, Kriterien Zellzahl, Keimzahl und Hemmstoffe geprüft. Die Tiere und die daraus gewonnenen Erzeugnisse, die zur Keimzahl ist ein Indikator für die Hygiene bei der Milch- Verwendung als Lebensmittel oder Futtermittel bestimmt produktion. Zu den Hemmstoffen zählen Antibiotika, Rei- sind. Betriebe mit Primärproduktion sind von Haus aus nigungsmittel und andere keimhemmende Stoffe, die un- verpflichtet, alles Erforderliche für die Sicherheit der Fut- erwünscht sind. Monatliche Mittelwerte von über 80'000 termittel und der produzierten Lebensmittel zu unterneh- Keimen oder 350'000 Zellen pro Milliliter werden bean- men. Darunter fallen unter anderem die Gesundheit und standet. Bei mehrfacher Überschreitung der Mittelwerte Hygiene des Personals, der Schutz vor Kontamination, oder bereits bei einem einmaligen Hemmstoffnachweis eine einwandfreie Lagerung, die Berücksichtigung von spricht das ALT eine Milchliefersperre aus, die erst wieder Untersuchungsergebnissen, Vorkehrungen gegen Anste- aufgehoben wird, wenn die Qualitätsmängel behoben ckungen beim Tierverkehr, die Rückverfolgbarkeit der wurden. Produkte sowie die Verpflichtung, bei Gefährdung der menschlichen Gesundheit die Behörden zu informieren Alle vier Jahre findet eine veterinäramtliche Primärpro- und die Gefahr zu beseitigen. duktionskontrolle in den Bereichen Hygiene, Tierarznei- mittel, Tiergesundheit und Tierverkehr statt. Bei Betrieben Der Bereich Verkehrsmilch wird durch die Verordnung mit Verkehrsmilch wird zusätzlich die Milchhygiene nach des EDI über die Hygiene bei der Milchproduktion den Vorgaben der VHyMP kontrolliert. (VHyMP) präzisiert. So werden die Anforderungen an die Räumlichkeiten, die Haltung der Tiere, deren Fütterung, Daneben gibt es auch privatrechtliche Qualitätskontrollen die Behandlungen mit Tierarzneimitteln, die Personalhy- sowie Auszeichnungen für einwandfreie Qualität. So zei- giene, das Melken, die Melkanlage sowie das Filtrieren, gen die häufig an Stallwänden angebrachten Plaketten Kühlen und Lagern der Milch vorgegeben. Auch darf (siehe Foto), dass die Milch im angegebenen Zeitraum Milch unter bestimmten Voraussetzungen nicht als Le- keine Beanstandung hatte. bensmittel verwendet werden, z. B. wenn die Tiere krank 9
Tierseuchen IBR-Fall in Graubünden Bild: © Bulent - stock.adobe.com Die Infektiöse bovine Rhinotracheitis (IBR) befällt vor Erhöhte Wachsamkeit allem Rinder. Der Erreger, ein Herpes-Virus, wird durch direkten Tierkontakt aber auch indirekt übertra- Dank einer aktiven und frühzeitigen Kommunikation an gen (Geräte, Luft). IBR ist nicht heilbar und infizierte alle praktizierenden Tierärzte in Graubünden und Glarus, Tiere müssen getötet werden. Nach einem intensiven alle Kantonstierärzte sowie die Medien konnte eine er- zehnjährigen Ausrottungsprogramm gilt die Schweiz höhte Wachsamkeit für diese seit 30 Jahren äusserst sel- seit 1993 als amtlich frei von IBR. Die Krankheit ist für tene und somit in Vergessenheit geratene Seuche er- Menschen ungefährlich. reicht werden. Damit dieser Status beibehalten werden kann, läuft jähr- Durch zielgerichtete Medienberichte wurden die Tierhal- lich ein Überwachungsprogramm. Zusätzlich werden ter sensibilisiert, auf erste Symptome zu achten und sol- Tiere, welche verworfen haben, importierte Tiere, sowie che zu melden. Lieber zu früh als zu spät. Tiere, welche an nationalen und internationalen Ausstel- lungen teilnehmen, auf IBR untersucht. Bei einer solchen Abortuntersuchung wurde im Dezember 2020 in der Re- gion Prättigau-Davos ein IBR-Seuchenfall diagnostiziert. Entwarnung Gestützt auf die umfangreichen Laboruntersuchungen und nach Ausschluss anderer möglicher Eintragsquellen Abklärungen und Massnahmen wie importierte Tiere, handelte es sich bei der positiv ge- testeten Kuh um einen sogenannten "singleton reactor" Aufgrund des positiven Ergebnisses leitete das ALT in en- (Einzeltierreagent). Solche Fälle sind auch in Europa be- ger Zusammenarbeit mit dem BLV und mit dem Referenz- kannt. Daraus folgt, dass keine Einschleppung von IBR labor des Instituts für Virologie der Universität Zürich, die stattgefunden hat. Alle Sperren konnten folglich aufgeho- nötigen Laboruntersuchungen und epidemiologischen ben werden. Es gelten keine weiteren Einschränkungen Abklärungen ein. Da sich eine Tierseuche durch den re- für den Tierverkehr und die diesjährige Sömmerung. Die gen Viehhandel in der Schweiz rasch ausbreiten kann, Schweiz gilt weiterhin als IBR-frei. musste das ALT umfangreiche präzise Abklärungen und zeitnah einschränkende Massnahmen einleiten. Für fünf Betriebe wurde deshalb die Sperre ersten Grades Seuchenfrei-Status verfügt. Dies bedeutet, dass der Tierverkehr vom und zum Hof untersagt wird. Die Betriebe wurden umgehend Es ist unbestritten, dass die Schweizer Landwirtschaft unter die Lupe genommen. Eine zehnjährige Kuh musste von einem Seuchenfrei-Status profitiert und dass man al- geschlachtet werden. les unternehmen muss, diesen Status zu halten. Entspre- chend müssen auf Stufe Bund auch Diagnostikmöglich- keiten und gesetzliche Rahmenbedingungen zur Verfü- gung stehen, welche mit verhältnismässigem Aufwand diese Seuchenfreiheit bestätigen lassen. 10
Tierseuchen Varroamilbe – eine grosse Herausforderung Bild: © shocky - stock.adobe.com Der aus Asien im Jahre 1984 eingeschleppte Parasit, Von 4'275 eingewinterten Bienenvölkern haben 459 den die Varroamilbe (Varroa destructor), gilt als der be- Winter nicht überlebt. Dies entspricht 10.7 %. Kleinere deutsamste Bienenschädling weltweit. Auch unsere Betriebe hatten am meisten Winterverluste. Imker/-innen stellt er vor grosse Herausforderungen. Die Milben ernähren und vermehren sich in der Brut. Bei den adulten Bienen ernähren sie sich vom Fettkörper. Dies kann auf die Winterbienen und auf ihre Überwinte- rungsfähigkeit fatale Folgen haben. Des weiteren übertra- Königinnenverluste wurden als häufigste Ursache für die gen die Varroamilben verschiedene Viren, die zusätzlich Winterverluste angegeben (44 %). Alle anderen Gründe die Bienen schwächen. Geschwächte Völker sind für die sind sicher oder möglicherweise auf die zu hohe Varroa- anzeigepflichtige Faul- und Sauerbrut viel anfälliger. belastung zurückzuführen. Varroakonzept Um die Belastung der Varroamilbe für die Bienenvölker möglichst tief zu halten, hat der Kanton Graubünden im 14 % der Imker/-innen konnten z. T. aufgrund der zu ho- Jahr 2013 das Varroakonzept eingeführt. Dieses sieht hen Temperaturen (Kontraindikation für die Behandlung eine koordinierte Varroa-Behandlung vor und senkt mit Ameisensäure) die erste Sommerbehandlung nicht dadurch die Wahrscheinlichkeit, dass unbehandelte Bie- termingerecht durchführen. Diese Imker/-innen gefährden nenvölker behandelte wieder anstecken. Dieses Phäno- mit den nicht behandelten Bienenvölkern die behandelten men wird im Fachjargon Rückinvasion genannt. Stände. Biotechnische Massnahmen wie Brutstopp, Brutentfer- Kantonale Umfrage nung oder das Bannwabenverfahren stellen die einzige Möglichkeit dar, die Varroabelastung im Hochsommer Um festzustellen, wie die Imker/-innen mit der Varroa-Si- temperaturunabhängig zu reduzieren. Leider wenden zu tuation zurechtkommen, wird seit Jahren eine nationale wenige Imker/-innen solche Massnahmen an (12 %). Umfrage durchgeführt, wobei nur etwa 7% der Bündner und Glarner Imker/-innen daran teilnehmen. Fazit Um einen besseren und repräsentativeren Überblick zu erhalten, hat das ALT im Jahre 2020 in den zwei Kanto- Auch wenn die Winterverluste in Graubünden im Ver- nen zusätzlich eine eigene Umfrage gestartet. Das Ziel gleich zu anderen Kantonen unter dem Durchschnitt lie- war, mehr Imker/-innen zu erreichen und Informationen gen, benötigt es weitere Anstrengungen, um gesunde, vi- für die Überprüfung des Varroakonzeptes zu erhalten. tale Bienenvölker zu erhalten. 386 von insgesamt 802 Bündner Imker/-innen haben an Eine erfolgreiche Bienenhaltung zu betreiben, benötigt der Umfrage teilgenommen. Dies entspricht einer Rück- viel Fachwissen und Erfahrung. In Zusammenarbeit mit laufrate von 48 %. dem Plantahof und dem Bündner Bienenzüchterverband werden weiterhin Weiterbildungskurse angeboten, um die imkerliche Praxis zu verbessern. 11
Tierschutz Vollzugsmassnahmen im Hundewesen Bilder:© esbuka - stock.adobe.com; Mari_art - stock.adobe.com In den Jahren 2017 bis 2020 stieg in den Kantonen Hund permanent in seiner Bewegungsfreiheit einge- Graubünden und Glarus die Anzahl der Hundebiss- schränkt werden muss. Dies benötigt eine gezielte Schu- meldungen und der Meldungen über Hunde mit er- lung des Teams (Hundehalter/Hund), damit sie als Team höhtem Aggressionspotential von rund 200 auf mehr auftreten und einander durch ihre Stärken und Schwä- als 300 Vorfälle bei einer tendenziell eher rückläufi- chen ergänzen. Zu diesem Zweck erarbeitete das ALT zu- gen Anzahl registrierter Hunde. Die Gründe dafür sind sammen mit Hundeausbildnern die Kynologischen Aus- vielfältig und multifaktoriell. Deshalb gilt es, jeden bildungslehrgänge (KAL) 1 und 2. Wird eine KAL-Ausbil- Vorfall individuell abzuklären, damit die bestmögliche dung angeordnet, ist der Ausbildner dazu verpflichtet, das Lösung zur Wahrung der öffentlichen Sicherheit ge- ALT über die Fortschritte des Teams zu informieren, da- funden werden kann, ohne dass das Wohl des Hun- mit spätestens nach Abschluss des Lehrgangs bei Bedarf des darunter leidet. Denn jeder Hund hat das Anrecht weitere notwendige Massnahmen ergriffen werden kön- auf eine tierschutzkonforme Haltung. nen. Zeigt die Ausbildung nicht den gewünschten Erfolg oder reicht diese Massnahme nicht aus, kann das ALT Die eidgenössische und kantonale Veterinärgesetzge- eine generelle oder partielle Leinenpflicht zum Beispiel im bung regelt die Verantwortungspflicht des Hundehalters bewohnten Gebiet anordnen, je nach Bedarf kombiniert für seinen Hund und zeigt Massnahmen auf, welche mit der Pflicht, einen Maulkorb zu tragen. Verhält sich der durch die Behörde ergriffen werden kann, damit Vorfälle Hund unter der Führung von verschiedenen Personen un- mit Hunden verhindert werden. So terschiedlich, kann angeordnet wer- ist es die Pflicht jedes Hundehalters, den, dass er nur durch bestimmte Vorkehrungen zu treffen, damit sein Personen ausgeführt werden darf. Hund Menschen und Tiere nicht ge- Um das Aggressionspotential der fährdet. Gesetzlich definierte Perso- Hunde nicht noch zusätzlich zu stei- nengruppen wie z. B. Ärzte und Tier- gern, kann es untersagt werden, ärzte sind dazu verpflichtet, Vorfälle den Hund für gewisse Ausbildungs- dem Veterinäramt zu melden. Die und Einsatzrichtungen auszubilden zuständige kantonale Stelle über- oder zu verwenden. Bei zeitlich be- prüft nach Eingang einer Meldung fristeten Problemen kann die vo- den Sachverhalt. Ergibt die Überprüfung, welche z. B. an- rübergehende Unterbringung in ein Tierheim oder in eine hand eines Wesenstests durchgeführt werden kann, dass andere geeignete Tierhaltung angeordnet werden, aber ein Hund ein übermässiges Aggressionsverhalten zeigt, auch die definitive Neuplatzierung durch den Hundehalter so ordnet sie die erforderlichen Massnahmen zum Schutz oder die entschädigungslose Enteignung kann angeord- von Mensch und Tier an. Bei der Bestimmung der Mass- net werden. Als strengste aller Massnahme gilt die Tötung nahmen ist die Behörde in jedem Fall verpflichtet, verhält- des Tieres, welche glücklicherweise im Jahre 2020 nicht nismässig zu agieren und nur die geringsten notwendigen angeordnet werden musste. Vorgaben zum nachhaltigen Schutz der Umgebung zu treffen, damit die Freiheit des Halters und seines Hundes Der Tierhalter muss für alle Kosten, die ihm im Zusam- nur soweit nötig eingeschränkt wird. menhang mit den angeordneten Massnahmen und bei deren Umsetzung entstehen, selber aufkommen. Zudem Um dieses Ziel zu erreichen, müssen häufig mehrere hat er im Falle einer Beschlagnahmung kein Recht auf Massnahmen gleichzeitig angeordnet werden. Wenn der Entschädigung. Bei einem Verstoss gegen die Auflagen Hundehalter lernt, mit seinem Hund und dessen Defiziten werden strafrechtliche Abklärungen eingeleitet. besser umzugehen, kann er situationsbedingt richtig han- deln und somit weitere Vorfälle verhindern, ohne dass der 12
Tierschutz Sachkundenachweis für schmerzhafte Eingriffe Bild: © ALT Wollen Tierhalter/-innen ihre Jungtiere selber kastrie- für die Eingriffe erfüllt sind. Das Tierschutzgesetz schreibt ren oder enthornen, müssen sie vorher einen aner- vor, dass solche Eingriffe nur unter Schmerzausschaltung kannten Kurs mit Sachkundenachweis absolvieren. von einer fachkundigen Person vorgenommen werden Damit soll sichergestellt werden, dass die Eingriffe dürfen. Fachkundigkeit besitzen in diesem Fall nicht nur fachgerecht und für das Tier möglichst schonend Tierärzte, diese können sich auch Tierhalter aneignen, durchgeführt werden. wenn sie eine entsprechende dreistufige Ausbildung durchlaufen. In der ersten Stufe besuchen die Tierhalter/- Weshalb werden in der heutigen Zeit die Kälber innen einen vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit überhaupt enthornt oder Lämmer, Gitzi, Ferkeln und und Veterinärwesen anerkannten Theoriekurs, der ihnen Kälber kastriert? Seit die Laufstallhaltung in der Schweiz das Wichtigste in Bezug auf die gesetzlichen Grundlagen, Einzug gehalten hat, ist die Enthornung von Rindern weit die Belastung eines solchen Eingriffes für die Tiere, den verbreitet, um die Verletzungsgefahr für Tiere und Umgang mit Medikamenten, Anatomie und die Betreuende zu verringern und den Platzbedarf der Tiere Durchführung des Eingriffs vermittelt. Dieser Kurs muss im Stall etwas zu reduzieren. Kastrationen von mit einer Lernkontrolle erfolgreich abgeschlossen männlichen Tieren werden vorgenommen, weil sie mit werden, damit die Tierhalter/-innen im Rahmen der dem Erreichen der Geschlechtsreife durch Treiben und zweiten Stufe den Eingriff unter Anleitung und Aufsicht Deckversuche grosse Unruhe in eine Herde bringen und ihres Bestandestierarztes auf dem eigenen Hof üben zum Teil unerwünschte Trächtigkeiten verursachen. dürfen. Können die Tierhalter/-innen nach Einschätzung des Bestandestierarztes den Eingriff selbständig korrekt Beide Eingriffe sind für das Tier äusserst schmerzhaft und ausführen, meldet dieser die Tierhalter/innen zur dürfen deshalb nur unter Schmerzausschaltung Überprüfung der erworbenen Fertigkeit bei Fachstelle vorgenommen werden. Dabei muss so schonend wie Tierschutz Nutztiere an. Bestehen die Tierhalter/-innen möglich vorgegangen werden, weil Stress und Angst die die dritte Stufe in Form der praktischen Prüfung, dürfen Schmerzwahrnehmung verstärken. Eine fachgerecht sie ab diesem Zeitpunkt die benötigten Tierarzneimittel durchgeführte Anästhesie und Analgesie verhindert die beziehen und den Eingriff selbständig durchführen. Schmerzwahrnehmung während des Eingriffs und unterdrückt die Entstehung von Schmerzen in der ersten Die Fachstelle Tierschutz Nutztiere bildet sowohl Zeit danach. Indem ein hygienisches und sorgfältiges angehende Landwirt/-innen als Bestandteil ihrer EFZ- Vorgehen beim Eingriff einen minimalen Gewebeschaden Ausbildung wie auch erfahrene Tierhalter/-innen im verursacht, können entzündungsbedingte Schmerzen Rahmen der ersten Stufe theoretisch aus und überprüft und grössere Schäden vermindert werden. ihr Können nach Anmeldung durch ihren Tierarzt. Jährlich erhalten so in den beiden Kantonen Graubünden und Möchten Tierhalter/-innen die eigenen Kälber, Lämmer Glarus rund 20 Tierhalter/-innen den Sachkundnachweis. oder Gitzi bis zum Alter von maximal zwei Wochen selber unter Anästhesie mittels Anbringen eines Gummirings Im Rahmen von amtliche Betriebskontrollen wird stets kastrieren bzw. die eigenen Kälber bis zum Alter von überprüft, ob sich die Tierhalter/innen bei der maximal drei Wochen unter Anästhesie durch Durchführung schmerzhafter Eingriffe an die gesetzlichen Ausbrennen der Hornanlage selber enthornen, dürfen sie Vorgaben halten. Besteht Verdacht auf eine nicht dies tun, sofern mit dem Bestandestierarzt eine fachgerechte oder nicht berechtigte Durchführung solcher Tierarzneimittel-Vereinbarung zum Bezug von Eingriffe, hat dies eine strafrechtliche Abklärung zur Tierarzneimitteln vorliegt und die Rahmenbedingungen Folge. 13
Veterinärdiagnostik Laborumzug ins Verwaltungszentrum Sinergia Im vergangenen Jahr war der Umzug nach Sinergia Ein schweizweites Novum des Sektionsraums ist ein Ab- das grosse Ereignis und Herausforderung zugleich wasserrückhaltesystem, welches bei Seuchenverdacht für das Labor für Veterinärdiagnostik. Es galt, den Un- aktiviert werden kann. Dadurch besteht die Möglichkeit, terbruch in der Routinediagnostik möglichst kurz zu das Abwasser vor Abfluss in die Kanalisation zu desinfi- halten, zumal sich die Proben von tierischen Patien- zieren. ten nur bedingt planen oder gar steuern lassen. Im Jahr 2020 hat das Labor für Veterinärdiagnostik Im Berichtsjahr ist das Labor für Veterinärdiagnostik in die 36'000 Proben untersucht. Der mit rund 29'000 Proben neuen Räumlichkeiten im kantonalen Verwaltungsge- grösste Anteil basiert auf der serologischen Diagnostik. bäude Sinergia umgezogen. Dieser komplexe Ablauf hat Mittels des Nachweises von Antikörpern oder Antigenen dank dem grossen Einsatz aller Beteiligten reibungslos im Blut sind diese Untersuchungen ein wichtiger Pfeiler funktioniert. Das Ziel, die Labordiagnostik nicht länger als der nationalen Strategie zur Bekämpfung von Tierseu- fünf Tage auszusetzten, konnte eingehalten werden. Die chen. Allein 18'000 der 29'000 serologischen Untersu- Auswirkungen auf die Auftraggeber unseres Labors konn- chungen stehen im Zusammenhang mit dem Bekämp- ten dadurch minimal gehalten werden und die Routinedi- fungsprogram der bovinen Virusdiarrhoe (BVD), mit wel- agnostik konnte termingerecht wieder aufgenommen wer- cher schon vor über zehn Jahren begonnen wurde. Für den. das Bekämpfungsprogramm der Moderhinke in Graubün- den wurden über 3'000 PCR-Reaktionen zum Nachweis Die neuen Laborräumlichkeiten sind optimal an die Be- des Bakterium Dichelobakter nodosus durchgeführt. Mit dürfnisse des Labors angepasst und erhöhen nicht nur dem durch das BLV angekündigten nationalen Bekämp- den Arbeitskomfort, sondern auch die Arbeitssicherheit fungsprogramm der Moderhinke ist in diesem Bereich für der Mitarbeitenden. Eine besondere Aufwertung erhielt die nächsten Jahre mit einer weiteren starken Zunahme der neue Sektionsraum. Das einzige Angebot in Graubün- zu rechnen. den für pathologische Untersuchungen in Graubünden kann nun unter verbesserten Umständen durchgeführt werden. Bild: © Ingo Rasp 14
Chemikaliensicherheit Erhöhter Schutz Bild: © Андрей Яланский - stock.adobe.com Bauherren werden bei einem Baugesuch auf die Ra- 2019 hat die Abteilung Chemikaliensicherheit (CS) das donproblematik aufmerksam gemacht und in Schu- kantonale Projekt "RADON 2019" gestartet. Die Ziele len, Kindergärten und Kitas wird die Radongaskon- sind, alle Bauämter über die Neuerungen der revidieren zentration flächendeckend gemessen. Ein neuer 16- StSV zu informieren, in allen schulischen Einrichtungen stelliger Code auf Zubereitungen, Biozidprodukten die Radonbelastung ermitteln zu lassen und wo nötig und Düngern ermöglicht den Gift-Notrufzentralen Massnahmen anzuordnen. eine schnelle und sichere Identifizierung der Zusam- mensetzung bei einem Vergiftungsfall. Händedesin- Im Berichtsjahr konnten alle Bündner Gemeinden über fektionsmittel müssen auch im öffentlichen Bereich die Neuerungen informiert und eine Bestätigung über die minimale Anforderungen erfüllen und entsprechend erfolgte Anpassung der Baubewilligungsverfahren an die gekennzeichnet werden. neuen Auflagen der StSV eingeholt werden. Das erste Projektziel konnte somit erfolgreich erreicht werden. Radon Wie berichtet, startete 2019 die Kampagne "Radon in Schulen, Kindergärten und weiteren Erziehungseinrich- Radon, ein natürlich vorkommendes radioaktives Edel- tungen". Diese zielt darauf ab, die Radonkonzentration in gas, ist unsichtbar, geruch- und geschmacklos. Es ent- allen öffentlichen und privaten Schulen, Kindergärten, steht durch den radioaktiven Zerfall von Uran, welches Kitas, Heimen und Sonderschulen im Kanton zu bestim- überall in Böden und Gesteinen vorkommt. An Radon men. Hierfür wurden alle Trägerschafen aufgefordert, bis sterben in der Schweiz jährlich 200 bis 300 Menschen. Im zum 30. April 2022 Radon in ihren Einrichtungen messen Vergleich dazu zählte die Schweiz im Jahr 2019 total 187 zu lassen und den Messbeginn anzugeben. Bis Ende Strassenverkehrstote. 2020 sind 189 Rückmeldungen eingegangen, was einer Rückmeldequote von 96% entspricht. Eine Nachfrist wurde kommuniziert. Bis im Frühjahr 2022 sollten in Graubünden von allen Schulen, Kindergärten und Kitas aktuelle Radonmessun- gen vorliegen. Den Einrichtungen mit Referenzwertüber- schreitungen wird der Kanton ab Sommer 2021 gemäss Art. 166 der StSV die Sanierungen anordnen. Über den Fortschritt der Kampagne wird laufend berichtet. Zusätzliche Infos finden Sie unter www.ch-radon.ch. Bild: © Bundesamt für Gesundheit, 2018 Wahrscheinlichkeit in %, den Referenzwert von 300 Bq/m3 Ra- don in Gebäuden zu überschreiten Im Jahresbericht 2019 wurde über das Inkrafttreten der revidierten Strahlenschutzverordnung (StSV, SR 814.501) und die auf die Gemeinden und schulischen Einrichtun- gen zukommenden Auflagen berichtet. 15
Chemikaliensicherheit Hand-Desi Händedesinfektionsmittel UFI: E600-30P1-S00Y-5079 Wirkstoff: Ethanol 70 % Einwirkzeit gegen Coronaviren 30 sec Gefahr Bilder: © BabyQ - stock.adobe.com; © chemsuisse.ch UFI (Rezepturidentifikator) Händedesinfektionsmittel Der Unique Formula Identifier (UFI) oder eindeutiger Re- Händedesinfektionsmittel, die zur Verwendung durch zepturidentifikator ist ein 16-stelliger Code, der nach be- Kundeninnen oder Passanten in öffentlichen Bereichen stimmten Vorgaben auf der Verpackung von gefährlichen wie Einkaufszentren, Läden, Restaurants oder Transport- Produkten angebracht und bei den entsprechenden "Gift- stationen bereitgestellt werden, müssen folgenden mini- Notrufzentralen" hinterlegt werden muss. malen Anforderungen genügen: Das Mittel ist für die Handdesinfektion vorgesehen und Der UFI-Code erhöht die Sicherheit im Umgang mit ge- erfüllt die entsprechenden Anforderungen der Allge- fährlichen chemischen Produkten aller Art. Er ermöglicht meinverfügung (Ausnahmebewilligung) des BAG oder der Tox Info Suisse, eine schnelle Identifizierung der Zu- ist zur Händedesinfektion zugelassen (Biozidprodukt, sammensetzung bei einem Vergiftungsfall und unterstützt Produkteart 1) somit eine zielgerichtete Behandlung von Patienten. Das Produkt ist wirksam gegen behüllte Viren und die minimale Einwirkzeit ist bekannt. In der Schweiz wird der eindeutige Rezepturindikator für Bei Spendersystemen ist sicherzustellen, dass die mi- Zubereitungen, Biozidprodukte und Dünger eingeführt, nimale Dosierung der Desinfektionsmittel eingehalten die aufgrund der von ihnen ausgehenden Gesundheits- wird, in der Regel sind dies 3 - 4 ml gefahren oder physikalischen Gefahren als gefährlich ein- gestuft sind. Nicht erlaubt bzw. nicht geeignet sind: Handreiniger, Handreinigungs- oder Hygiene-Gels und Für Produkte, die nur in der Schweiz und nicht in der EU andere kosmetische Mittel in Verkehr gebracht werden, kann der UFI mit dem Pro- Flächendesinfektionsmittel und Produkte ohne klare gramm des Bundesamtes für Gesundheit (Generator für Angaben zur Wirkung oder zur Anwendung eindeutige Rezepturidentifikationen) unter Verwendung der Schweizer Mehrwertsteuernummer generiert werden. Gebinde, die zur Verwendung bereitgestellt werden, müs- sen mindestens nachfolgende Kennzeichnungsvorschrif- Hingegen kann für Produkte, die aus der EU importiert ten erfüllen: werden, der bestehende UFI aus der EU auch in der Bezeichnung des Produkts (Handelsname), Verwen- Schweiz verwendet werden. dungszweck (Händedesinfektionsmittel), Angaben zum Wirkstoff (Ethanol, Propanol etc.), Prozentgehalt Für neu in der Schweiz in Verkehr gebrachte Zubereitun- Gegebenenfalls Informationen zu Allergene (z. B. Duft- gen, Biozidprodukte und Dünger, die für private Verwen- stoffe) derinnen bestimmt sind, muss der UFI ab dem 1. Januar Gefahrenpiktogramm "Flamme" (falls zutreffend) und 2022 angebracht und gemeldet werden. Signalwort "Gefahr" Einwirkzeit gegen Coronaviren (typischerweise 30 Se- Alle Zubereitungen, Biozidprodukte und Dünger, die auf- kunden) grund der von ihnen ausgehenden physikalischen Gefah- ren oder Gesundheitsgefahren als gefährlich eingestuft werden, müssen ab dem 1. Januar 2026 mit dem UFI ge- kennzeichnet werden. 16
Gastwirtschaftswesen/Gebrannte Wasser Kleinhandel mit gebrannten Wassern Die Abteilung Gastwirtschaftswesen/Gebrannte Was- Forderungsverluste ser verzeichnete im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr leicht höhere Steuereinnahmen. Die Forderungsverluste erhöhten sich im Vergleich zum Vorjahr um geringe 5.25 % und betrugen 0.41 % der Steu- Im Kanton Graubünden waren zum Jahresende 2’434 ereinnahmen. In Anbetracht der angespannten finanziel- Personen Inhaber einer Ausschank- oder Kleinhandels- len Lage zahlreicher Betriebe ist dies ein erfreuliches Re- bewilligung. Es wurden 375 neue Ausschank- und Klein- sultat. Es gingen 20 Verlustscheine ein. Sieben Forderun- handelsbewilligungen ausgestellt. Zudem wurden 135 gen wurden abgeschrieben. Festwirtschaftsbewilligungen erteilt. Ausblick Umsatz Das erfreuliche Resultat der Steuereinnahmen im Be- Das Total der besteuerten Betriebe erhöhte sich gegen- richtsjahr darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass infolge über dem Vorjahr um 101 Betriebe. Die Steuereinnahmen der Pandemie der Verkauf gebrannter Wasser in zahlrei- erhöhten sich gegenüber dem Vorjahr um 1.7 %. chen Betrieben stark rückläufig ist, sei dies im Zusam- menhang mit temporären Betriebsschliessungen oder mit Diese Zunahme mag in Anbetracht der mehrwöchigen dem Ausbleiben der Kundschaft. Es werden Betriebe für Schliessung der Gastronomiebetriebe im März/April 2020 immer geschlossen bleiben. Ob diese mit Neueröffnun- aufgrund der Massnahmen zur Eindämmung der Corona- gen kompensiert werden können, ist nicht abschätzbar. Pandemie auf den ersten Blick erstaunen. Zumal jedoch die Veranlagungsverfügungen und Rechnungen bereits Die Auswirkungen der Pandemie auf den Umsatz der im Januar zugestellt werden und sich die Steuern bei den Steuern auf gebrannte Wasser werden sich somit erst in Gastronomiebetrieben auf die bereits angekaufte Menge der Zukunft bemerkbar machen. Es muss jedoch mit ei- stützt, relativiert sich der direkte Einfluss der temporären nem Umsatzrückgang gerechnet werden. Betriebsschliessungen im Berichtsjahr. Ein ausserordentlicher Rückgang um 68 % wurde bei der Anzahl der bewilligten Festwirtschaften, Messen und Märkte mit Verkauf gebrannter Wasser verzeichnet. Zumal diese Pauschalabgaben jedoch grundsätzlich nur einen kleinen Teil der Steuereinahmen ausmachen, fiel dieser Rückgang umsatzmässig nicht ins Gewicht. Diese Mindereinnahmen konnten durch die Steuern der über hundert neuen Betriebe wettgemacht werden. Bild: © Cavan - stock.adobe.com 17
Kennzahlen Das Amt in Kürze Lebensmittelsicherheit GR und GL GR GL Kontrollen GR Kontrollen GL Industriebetriebe 91 19 43 5 Gewerbebetriebe 868 150 331 47 Handelsbetriebe 844 164 345 44 Verpflegungsbetriebe 2’618 413 1’289 117 Trinkwasserversorgungen 349 52 65 5 Untersuchte Trinkwasserproben - - 662 97 Untersuchte Lebensmittelproben - - 1’353 163 Tiergesundheit GR und GL GR GL Kontrollen GR Kontrollen GL Nutztierhaltungen inkl. Bienen und Aquakulturen 3'588 703 - - Grundkontrollen Primärproduktion - - 476 90 Grundkontrollen Tierschutz - - 565 79 Registrierte Hunde 13'905 2'641 - - Bissvorfälle - - 235 47 Tierschutzkontrollen aufgrund von Meldungen - - 156 43 in Nutztierhaltungen - - 96 19 in Heim- und Wildtierhaltungen - - 60 24 Schlacht- und Wildbearbeitungsbetriebe 52 13 38 6 Untersuchte Schlachttierkörper - - 23'929 4'409 Untersuchte Laborproben - - 36'003* - Chemikaliensicherheit GR und GL GR GL Kontrollen GR Kontrollen GL Badebetriebe 202 13 169 18 Chemikalienbetriebe 180 30 16 2 Chemikalien/Zubereitungen - - 171 8 Gastwirtschaftswesen/Gebrannte Wasser GR GR GL Kontrollen GR Kontrollen GL Betriebe mit Jahresbewilligung 2’434 - - - Neu erteilte Jahresbewilligungen 375 - - - Erteilte Festwirtschaftsbewilligungen 135 - - - *) GR/GL gesamt
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