A L T Amt für Lebensmittelsicherheit und Tiergesundheit - Kanton Graubünden

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A L T Amt für Lebensmittelsicherheit und Tiergesundheit - Kanton Graubünden
Amt für Lebensmittelsicherheit und Tiergesundheit
                     Uffizi per la segirezza da victualias e per la sanadad d'animals
                     Ufficio per la sicurezza delle derrate alimentari e la salute degli animali

ALT
Jahresbericht 2020

                     Amt für Lebensmittelsicherheit
                     und Tiergesundheit
A L T Amt für Lebensmittelsicherheit und Tiergesundheit - Kanton Graubünden
Inhalt
       Vorwort                                                       3

       Sichere Lebensmittel auch in Zeiten der Pandemie              4

       Neue Räumlichkeiten für unsere Laboratorien                   6
       Milchqualität                                                 9

       IBR-Fall in Graubünden                                        10

       Varroamilbe – eine grosse Herausforderung                     11

       Vollzugsmassnahmen im Hundewesen                              12

       Sachkundenachweis für schmerzhafte Eingriffe                  13

       Laborumzug ins Verwaltungszentrum Sinergia                    14

       Erhöhter Schutz                                               15

       Kleinhandel mit gebrannten Wassern                            17

       Das Amt in Kürze                                              18

    Bild auf der Frontseite: © ALT
    Bild auf dieser Seite: © Christophe Fourquin - stock.adobe.com

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A L T Amt für Lebensmittelsicherheit und Tiergesundheit - Kanton Graubünden
Vorwort

           «Erfolg besteht darin, dass man genau die Fähigkeiten hat,
                          die im Moment gefragt sind»

                  Henry Ford, 1863 - 1947, Gründer der Ford Motor Company

Liebe Leserin, lieber Leser

"Das Jahr 2020 werde ich wohl nicht so schnell vergessen." Diese Aussage könnte so in-
terpretiert werden, dass ziemlich alles verkehrt gelaufen ist. Dies ist aber nicht so. Das
vergangene Jahr war anspruchsvoll, sehr anspruchsvoll sogar, hat mich und uns gefordert.
COVID-19 hat uns gelehrt, was es heisst, flexibel zu sein, sich anzupassen, rollend zu pla-
nen, Ressourcen umzudisponieren und kurzfristig zu beschaffen. COVID-19 hat uns auch
gelehrt, Projekte zu konkretisieren, welche schon Jahre lang "schubladisiert" waren und in
dieser Intensität und Schnelligkeit nie umgesetzt worden wären: neue Kommunikationsmit-
tel und neue Führungsmethoden, Telefonkonferenzen statt Sitzungen, Homeoffice statt Bü-
ropräsenz, Vertrauen statt Kontrolle. COVID-19 hat neue Facetten an unseren Mitmen-
schen erkennen lassen: von grosser Angst bis grenzenlosem Vertrauen, von Panik bis Zu-
versicht, von Pessimismus bis Optimismus.

Mitte September durften wir in das neue Verwaltungszentrum sinergia zügeln. Auch hier
war Flexibilität gefragt, musste doch der erste Umzugstermin wegen COVID-19 um vier
Monate nach hinten verschoben werden. Die Dienststelle war besonders gefordert mit der
Vorbereitung und mit dem Umzug der Laboratorien. Auch die Zusammenarbeit mit der Bau-
herrschaft erwies sich als anspruchsvoll. Die Räumlichkeiten mussten an die speziellen
Anforderungen angepasst werden und mit Kühlzellen, Sektionsräumen und Lüftungskapel-
len ausgestaltet werden. Verschiedene Gase, Wasser, Elektrizität und Lüftung mussten
flexibel verteilt werden. Heute können alle mit Stolz feststellen, dass sich die intensiven
Sitzungen, Diskussionen und Interventionen gelohnt haben. Frei nach Henry Ford kann das
Kantonale Labor aktuell leisten, was gefordert wird.

Die Reorganisation der Dienststelle konnte erfolgreich abgeschlossen werden und führte
zu einer Optimierung der Abläufe, welche trotz vieler altersbedingter Personalabgänge,
trotz COVID-19 und trotz oder gerade wegen sinergia bereits erstaunlich gut funktioniert.

Nebenbei mussten die anspruchsvollen Tagesgeschäfte erledigt werden, termingerecht
und zielführend notabene. Dies haben wir gerne gemacht, im Wissen, dass wir in diesem
wirtschaftlich schwierigen Jahr privilegiert waren und nicht um Einkommen und Anstellung
bangen mussten.

Ich durfte auf tolle Mitarbeitende zählen, die sich engagierten und ihre ganze Persönlich-
keit für die Sache eingebracht haben. Auf sie alle bin ich stolz und bedanke mich ganz
herzlich für ihren unermüdlichen und vorbildlichen Einsatz.

Dr. Giochen Bearth, Amtsleitung

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Lebensmittelinspektorat

    Sichere Lebensmittel auch in Zeiten der Pandemie

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    Was für ein verrücktes Jahr! Zweimal, im Frühjahr             Somit wird gewährleistet, dass nur sichere Lebensmittel
    und Herbst, musste ausgerechnet die Gastronomie,              in den Verkehr gelangen und die Konsumentinnen und
    welche rund die Hälfte aller gemeldeten Lebensmittel-         Konsumenten nicht getäuscht werden. Auch nicht in Pan-
    betriebe in Graubünden und Glarus ausmacht, auf-              demiezeiten.
    grund des Pandemieverlaufs in den Lock-down. Aus-
    nahmen gab es für Take-away-Angebote sowie für die            53.5 % aller Inspektionen verliefen ohne Beanstandung.
    Bewirtung von Hotelgästen.                                    Die nachfolgende Grafik deckt sich mit jener des Vorjah-
                                                                  res. Im Berichtsjahr konnten 1'424 bzw. 63 % der kontrol-
    Das stellte die Lebensmittelkontrolle vor grosse Heraus-      lierten Betriebe der tiefsten Gefahrenklasse GK 1 zuge-
    forderungen. Zum einen, weil viele Betriebe für eine Kon-     ordnet werden. Lediglich zwei Betriebe fielen in die
    trolle nicht mehr zur Verfügung standen, zum anderen,         höchste Gefahrenklasse GK 4, weswegen diese in der
    weil Kontrollen in Krisenzeiten nicht immer auf Verständ-     Grafik nicht erscheinen.
    nis stossen. Von höchster Stelle, dem Bundesamt für Le-
    bensmittelsicherheit und Veterinärwesen, wurden die Le-
    bensmittelvollzugsbehörden angewiesen, mit der Kon-
    trolltätigkeit fortzufahren, jedoch mit der nötigen Umsicht
    und unter Befolgung der Hygiene- und Verhaltensregeln
    des Bundesamtes für Gesundheit. Auch galt es, die indi-
    viduellen Covid-19-Schutzkonzepte der zu kontrollieren-
    den Lebensmittelbetriebe zu respektieren. Kontrollen
    wurden somit nicht mehr als nötig, aber so gut wie eben
    möglich durchgeführt, um auch in der Pandemie die Si-
    cherheit der produzierten und in Verkehr gebrachten Le-
    bensmittel garantieren zu können. Durch die Anordnung
    von Homeoffice mussten die Kontrollen zum Teil ins In-        Boomender Internethandel
    ternet verlagert werden. Insbesondere während der Pan-
    demie hat der Internethandel mit Lebensmitteln nochmals       Die Corona-Krise lässt das Konsumverhalten der Ver-
    zugelegt. Insgesamt liegt die Zahl der im Jahr 2020 durch-    braucher nicht unberührt. Um das Social Distancing-Ge-
    geführten Inspektionen naturgemäss etwas unter jenen          bot einzuhalten, haben sich viele Konsumenten dafür ent-
    der letzten Jahre.                                            schieden, Lebensmittel online einzukaufen. Sowohl bei
                                                                  den Verbrauchern wie auch bei den Anbietern war Flexi-
    Im Berichtsjahr wurden unter erschwerten Bedingungen          bilität gefordert. Das Angebot von Lebensmitteln im Inter-
    2'357 Betriebskontrollen in 2'267 von insgesamt 5'726 in      net ist sprunghaft angestiegen. Aufgrund dieser Verände-
    Graubünden und Glarus gemeldeten Lebensmittelunter-           rungen war auch die Lebensmittekontrolle gefordert.
    nehmen durchgeführt. Eine Inspektion vor Ort hat zum
    Ziel, das Qualitätsmanagement, die Infrastruktur, die Ar-     Im Internet gelten, von einigen wenigen Ausnahmen ab-
    beitsprozesse und die Fertigprodukte eines Betriebes den      gesehen, bei der Deklaration dieselben Vorgaben wie
    rechtlichen Anforderungen gegenüberzustellen und zu           beim Verkauf in der Selbstbedienung im Laden. So müs-
    bewerten. Im Falle von Abweichungen werden Beanstan-          sen bei den angepriesenen Produkten beispielsweise die
    dungen ausgesprochen und Massnahmen verfügt. Die              verwendeten Zutaten (mit oder ohne allergenem Poten-
    Betriebsverantwortlichen haben dann innerhalb einer de-       tial), Herkunftsangaben, Gehaltsangaben, Nährwertanga-
    finierten Frist den rechtskonformen Zustand wiederherzu-      ben, der Alkoholgehalt usw. korrekt deklariert werden.
    stellen.

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A L T Amt für Lebensmittelsicherheit und Tiergesundheit - Kanton Graubünden
Lebensmittel- und Umweltanalytik

Bild: © nicolas_stock - stock.adobe.com

Zum Zeitpunkt des Kaufentscheides müssen den Käufern         Im Zeitraum vom 19. Juni bis 15. September 2020 wurden
alle notwendigen Angaben, die den Kaufentscheid beein-       von den Lebensmittelkontrolleuren des ALT flächende-
flussen, einsehbar sein. Zudem darf es keine unerlaubten     ckend 23 Trinkwasserversorgungen in Graubünden und
Heilanpreisungen wie "Vorbeugende Wirkung gegen              Glarus überprüft, die von 15 Alpkäsereien, sieben Berg-
Corona-Erkrankung" geben.                                    restaurants und einer SAC-Hütte betrieben werden. Die
                                                             Anlagen befinden sich grösstenteils in alpinem Gebiet,
Insgesamt wurden im Berichtsjahr 79 Internetanbieter         welches grosse Herausforderungen an eine hygienische
kontrolliert. Bei vier von fünf Überprüfungen traten teils   Trinkwassergewinnung, -speicherung und -beförderung
massive Mängel zu Tage. Es hat sich herausgestellt, dass     mit sich bringt, da der Untergrund zumeist felsig, die
einige Anbieter mit der neuen Situation noch nicht gut zu-   Überdeckung gering und die Wasservorkommen beschei-
rechtkommen. Sie sind bezüglich Deklaration häufig           den sind. Nichtsdestotrotz gilt es, auch unter erschwerten
überfordert. Die fehlbaren Anbieter wurden aufgefordert,     Bedingungen einwandfreies Trinkwasser für die Produk-
die Mängel innert Frist zu beheben. Unter Berücksichti-      tion von Lebensmitteln bereitzustellen.
gung der schwierigen Lage wurde auf Strafanzeigen ver-
zichtet. Während der nächsten Corona-Welle wird die          Die Trinkwasserversorgungen von drei Restaurants, ei-
Mängelbehebung nachgeprüft. Sollten die Anbieter die         ner Alpkäserei und der SAC-Hütte wiesen keine Mängel
beanstandeten Mängel noch immer nicht behoben haben,         auf. Bei 18 Anlagen zeigte sich indessen, dass eine ge-
müssen sie mit einer Strafanzeige rechnen.                   zielte Kontrolle nötig war. Die häufigsten Mängel betrafen
                                                             undichte Brunnenstuben, ungesicherte, bodenebene Ein-
Der Internethandel hat im Berichtsjahr deutlich an Bedeu-    stiegsdeckel, rostige Armaturen, fehlenden Schutz vor
tung gewonnen. Es ist zu erwarten, dass dieser Trend an-     dem Eindringen von Insekten und Amphibien sowie einen
halten wird. Aufgrund dessen werden zukünftig mehr           nicht ausreichenden Quellschutz vor weidendem Vieh.
Ressourcen für derartige Kontrollen eingesetzt werden        Dem Unterhalt der Anlagen wurde offensichtlich zu wenig
müssen. Die Arbeit hat sich damit vermehrt an den            Beachtung geschenkt.
Schreibtisch, oder wie bei vielen in unserem Land, gar ins
Homeoffice verlagert.                                        Die Betreiber wurden aufgefordert, ihrer Selbstkontrolle,
                                                             d. h. der Wartung und dem Unterhalt der Anlagen besser
                                                             nachzukommen und die baulichen Mängel zu beheben.

Private Trinkwasserversorgungen
Lebensmittelbetriebe sind nicht immer an die kommunale
Trinkwasserversorgung angeschlossen, insbesondere
dann nicht, wenn sie sich ausserhalb der Bauzone befin-
den. In diesem Fall müssen sie selbst dafür sorgen, eine
Trinkwasserversorgungsanlage nach dem Stand der
Technik einzurichten und zu betreiben. Schwerpunkt ei-
ner im Sommer 2020 durchgeführten Inspektionskam-
pagne war somit die Kontrolle privater Trinkwasserversor-
gungsanlagen in Graubünden und Glarus.

                                                             Bild: © ALT – mangelhafter Quellschacht

                                                                                                                          5
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Lebensmittel- und Umweltanalytik

    Neue Räumlichkeiten für unsere Laboratorien

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    Im September 2020 konnte das Labor die neuen                  Im Jahr 2020 wurden 997 Proben erhoben, wovon 238
    Räumlichkeiten des Verwaltungszentrums SINERGIA               (23.9 %) aufgrund ihrer mikrobiologischen Beschaffenheit
    in der Ringstrasse 10 in Chur beziehen. Der Termin-           zu beanstanden waren. Mit 70 Nachkontrollen wurden
    plan sah dafür eigentlich den Monat Mai vor. Durch            Betriebe mit besonders schlechten Resultaten innerhalb
    den Lock-down im Frühjahr musste dieser Plan aber             angemessener Frist nochmals angegangen, um zu über-
    kurzfristig aufgegeben werden. Die Aufrechterhal-             prüfen, ob sie sich verbessert haben. Hier mussten er-
    tung der Dienstbarkeiten für vornehmlich amtliche,            freulicherweise nur noch acht Proben (11.4 %) bean-
    aber auch private Probenehmer stellte das Labor da-           standet werden. Zu guter Letzt erfolgten noch 17 ausser-
    mit zeitweise vor grosse Herausforderungen. Trotz-            planmässige Verdachtsproben, von denen acht (47.1 %)
    dem konnten nach nur kurzem Unterbruch von zwei               zu beanstanden waren. Insgesamt wurden somit 1'084
    Zügelwochen sämtliche Laborleistungen wieder voll-            Proben erhoben, von denen 254 die mikrobiologischen
    umfänglich angeboten werden, sodass im Berichts-              Kriterien der Branchenleitlinie nicht erfüllten (23.4 %).
    jahr die Gesamtzahl aller Untersuchungen nur wenig            Das ergibt immerhin ein etwas besseres Resultat als im
    unter jener der Vorjahre liegt.                               Vorjahr, als die Beanstandungsquote bei 24.5 % lag.

    Für die amtliche Lebensmittelkontrolle sind das
    1‘516 Lebensmittel, 759 Trinkwässer und 14 Bedarfs-
    gegenstände, die in Graubünden und Glarus amtlich             Käse aus Graubünden und Glarus
    erhoben und in den Laboratorien des ALT überprüft
    wurden. Von den insgesamt 2‘289 Proben mussten 388            Die Käseherstellung auf Alpen und im Talgebiet hat so-
    (17.0 %, Vorjahr: 19.0 %) beanstandet werden.                 wohl in Graubünden wie auch in Glarus eine lange Tradi-
                                                                  tion. In Graubünden gibt es rund 120 milchverarbeitende
    Für private Probenehmer wurden 2‘267 Trinkwässer,             Alp- und 50 Talbetriebe, in Glarus ca. 40 milchverarbei-
    316 Lebensmittel sowie 746 Umweltproben analysiert,           tende Alp- und fünf Talbetriebe. Anlässlich einer im Jahr
    davon 483 für das Amt für Natur und Umwelt Graubün-           2018 durchgeführten Untersuchungskampagne mussten
    den.                                                          68 % der erhobenen Halbhart-, Weich- und Frischkäse
                                                                  beanstandet werden, die meisten aufgrund mangelhafter
                                                                  Deklaration. Ziel der Untersuchungen im Jahr 2020 war
                                                                  es, zu überprüfen, ob sich die Situation verbessert hat.
    Dem Koch in den Topf geschaut
                                                                  Im Frühjahr und Sommer haben die Lebensmittelkontrol-
    Über das Jahr verteilt erheben die sieben Lebensmittel-       leure der Kantone Graubünden und Glarus zehn Halb-
    kontrolleure der Kantone Graubünden und Glarus regel-         hart-, acht Weich- und fünf Frischkäse in konsumreifem
    mässig Hygieneproben in Verpflegungsbetrieben, und            Zustand erhoben. 17 Proben stammten aus Talsenne-
    zwar prioritär solche, welche aufgrund ihrer Zusammen-        reien und sechs aus Alpkäsereien. Im Labor des ALT wur-
    setzung am ehesten zum Verderb neigen. Werden die             den die Proben mikrobiologisch und chemisch unter-
    Grundregeln der Hygiene betreffend Personal, Infrastruk-      sucht. Zudem wurden aufgrund der chemischen Resul-
    tur, Rohstoffe, Zubereitung, Aufbewahrung, Temperatur-        tate die Angaben zum Fettgehalt, zur Festigkeitsstufe und
    führung und Entsorgung beachtet, resultieren sichere Le-      zur Hitzebehandlung überprüft.
    bensmittel, und die mit der Branchenleitlinie für eine Gute
    Verfahrenspraxis im Gastgewerbe (GVG) gesetzten mik-          Insgesamt erwiesen sich 13 von 23 Proben als nicht kon-
    robiologischen Höchstwerte werden nicht überschritten.        form (57 %), davon eine wegen mangelhafter mikrobiolo-

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Lebensmittel- und Umweltanalytik

Bild: © nortivision - stock.adobe.com

gischer Qualität und zwölf wegen Kennzeichnungsmän-          Im Laufe des Jahres 2020 wurden in Graubünden und
geln: Bei fünf Proben stimmte die deklarierte mit der ana-   Glarus insgesamt 654 Proben an Laufbrunnen auf öffent-
lytisch nachgewiesenen Hitzebehandlung nicht überein,        lichem Grund erhoben und mikrobiologisch untersucht. In
fünf Käse mussten wegen eines falsch deklarierten Fett-      50 Proben (7.6 %) wurden Fäkalkeime festgestellt, was
gehaltes und drei Käse wegen einer falsch deklarierten       zu Beanstandungen führte. Die Wasserversorger wurden
Festigkeitsstufe beanstandet werden. Die Käseproduzen-       aufgefordert, umgehend wirksame Massnahmen zu er-
ten wurden aufgefordert, die Deklaration anzupassen          greifen.
bzw. Optimierungen bei der Herstellung einzuleiten.
                                                             306 der 654 Trinkwasserproben wurden zudem hinsicht-
Gegenüber der Untersuchungskampagne im Jahr 2018             lich des radioaktiven Edelgases Radon untersucht. Nur
ist die Beanstandungsquote im Berichtsjahr zwar tiefer       eine Trinkwasserprobe überschritt den Höchstwert von
ausgefallen. Allerdings ist bei der Deklaration der Käse     100 Becquerel pro Liter. Massnahmen zur Reduktion des
nach wie vor ein grosses Problem zu orten. Erfreulich je-    Radongehaltes wurden von der betroffenen Gemeinde
doch der Umstand, dass ungeachtet dessen die mikrobio-       bereits in Angriff genommen.
logische Qualität der untersuchten Käse sehr gut war.

                                                             Zusammensetzung von Spirituosen
Radon und Bakterien in Trinkwasser
                                                             Wenn auch geschmacklich einwandfrei, entsprechen die
Routinemässig werden jedes Jahr ohne Vorankündigung          im Handel anzutreffenden Spirituosen nicht immer den le-
Brunnen auf öffentlichem Grund amtlich beprobt, um de-       bensmittelrechtlichen Anforderungen, die die Geträn-
ren mikrobiologischen Status festzustellen. Etwa die         keverordnung an die verschiedenen umschriebenen Spi-
Hälfte der Proben wurde 2020 auch hinsichtlich des Geh-      rituosenkategorien wie Obstbrand, Enzian und Eierlikör
altes an Radon getestet.                                     stellt. Denn wer kennt schon den Unterschied zwischen
                                                             einem Eierlikör und einem Likör mit Eizusatz? Des Rät-
Graubünden und Glarus beziehen ihr Trinkwasser über-         sels Lösung findet man in der Getränkeverordnung des
wiegend aus Kluft- und Karstgestein. Kluftwasser fliesst     Bundes: Eierlikör muss neben Zucker einen Alkoholgeh-
entlang von Störungen, Klüften und feinen Rissen im Ge-      alt von 14 % vol sowie mindestens 140 g Eigelb pro Liter
stein. Das Wasser bewegt sich rascher als im Lockerge-       enthalten, ein Likör mit Eizusatz aber nur 70 g pro Liter.
stein und eine schützende Bodenschicht fehlt häufig.         Häufig werden Liköre im Privathaushalt hergestellt und
Noch rascher fliesst das Wasser im Karst. Oft besteht        auf Weihnachtsmärkten, Bazaren oder via Internet ver-
eine direkte Verbindung zur Erdoberfläche, die Wasser-       marktet. Den Anforderungen an die Zusammensetzung
qualität ist besonders empfindlich gegenüber dem Eintrag     und Deklaration wird oft zu wenig Beachtung geschenkt.
von Mikroorganismen und kann witterungsbedingt stark
schwanken. Wenn Zuströmbereiche von Quellfassungen           Im Herbst 2020 wurden 14 überwiegend in den Kantonen
im Nutzungsbereich landwirtschaftlicher Aktivitäten lie-     Graubünden und Glarus produzierte Spirituosen amtlich
gen, können Fäkalien von Nutztieren wie Rindern oder         erhoben und im Labor des ALT untersucht. Hinsichtlich
Schafen bei langanhaltendem oder starkem Regen abge-         des untersuchten Fuselalkohols Methanol und des bei
schwemmt und somit verdünnt ins Trinkwasser gelangen.        Steinobstbränden analysierten Hydrogencyanids wurden
Das kann zu gesundheitlichen Problemen beim Konsum           die Höchstwerte der eidgenössischen Kontaminantenver-
des Wassers führen, da die Ausscheidungen nicht selten       ordnung von allen Proben eingehalten. Wegen mangel-
pathogene Keime enthalten. Für Fäkalkeime gilt dem-          hafter Deklaration mussten aber sechs Beanstandungen
nach eine Nulltoleranz in Trinkwasser.                       ausgesprochen werden, oft aufgrund der Tatsache, dass

                                                                                                                          7
A L T Amt für Lebensmittelsicherheit und Tiergesundheit - Kanton Graubünden
Lebensmittel- und Umweltanalytik

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    der deklarierte Alkoholgehalt mit dem analysierten nicht    werte der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikro-
    übereinstimmte. Zudem erfüllten zwei Eierliköre nicht den   biologie zugrunde.
    gesetzlich geforderten Mindesteigelbgehalt, und auf ei-
    nem Obstbrand wurde auf der Zutatenliste ein Zusatz von     Die Glace-Produktion und -Abgabe ist und bleibt hygie-
    Aromen ausgelobt, obwohl deren Verwendung in Obst-          nisch anspruchsvoll. Die Betriebe wurden angehalten,
    bränden nicht erlaubt ist.                                  den möglichen Ursachen der Verunreinigungen nachzu-
                                                                gehen und im Rahmen der Selbstkontrolle Verbesserun-
    Die Untersuchungskampagne hat gezeigt, dass die             gen einzuleiten.
    Selbstkontrolle häufig vernachlässigt wird. Aufgrund der
    unbefriedigenden Situation werden die Spirituosenher-
    steller im Fokus der amtlichen Kontrolle bleiben.
                                                                Bündnerfleisch – des Bündners Stolz
                                                                Wer aus Rindfleisch ein echtes Bündnerfleisch produzie-
    Eiskalt, süss und intensiv untersucht                       ren will, muss dafür zertifiziert sein. Dadurch wird gewähr-
                                                                leistet, dass die Vorgaben des Pflichtenheftes eingehal-
    Glace, Softeis und Sorbet sind aufgrund der verwendeten     ten werden. Für Bio-Bündnerfleisch muss zudem noch
    Zutaten und des Herstellungsprozesses anfällig für mik-     eine Zertifizierung nach den Vorgaben der eidgenössi-
    robielle Belastungen. Durch eine ausreichende Pasteuri-     schen Bio-Verordnung vorliegen.
    sierung der Grundmischung können Krankheits- und Ver-
    derbniserreger abgetötet werden. Mangelhafte Kühlung        Zu Beginn des Jahres 2020 wurde bei jedem Bündner-
    der Roh- und Zwischenprodukte, Verwendung unpasteu-         fleisch-Produzenten ein entsprechend zertifiziertes Er-
    risierter Rohstoffe oder eine unvollständige Pasteurisie-   zeugnis amtlich erhoben, um es im Amt für Lebensmittel-
    rung können mikrobiologische Schwachstellen in der          sicherheit und Tiergesundheit hinsichtlich seiner physika-
    kleingewerblichen Glace-Produktion sein. Auch ein unhy-     lischen (Wasseraktivität), chemischen (Pökelstoffe) und
    gienischer Umgang bei der Herstellung sowie unzu-           mikrobiologischen Eigenschaften (Listeria monocytoge-
    reichend gereinigte Arbeitsflächen und -geräte oder un-     nes, Salmonellen, koagulasepositive Staphylokokken,
    genügende Personalhygiene können zu einem Keimein-          Escherichia coli) zu überprüfen. Bei den vorverpackten
    trag in die Glace führen. Nicht zuletzt stellt die Abgabe   Produkten wurde auch deren Lebensmittelkennzeich-
    offener Glace ein erhöhtes Verkeimungsrisiko dar.           nung beurteilt. Es ergaben sich gesamthaft 21 Proben,
                                                                von denen nur eine einzige nach Bio-Standards produ-
    Im August 2020 wurden 340 Glacen aus kleingewerbli-         ziert worden war.
    cher Herstellung in den Kantonen AG, AI, AR, GL, GR,
    LU, NW, OW, SG, SH, SZ, TG, TI, UR, ZG und ZH amtlich       Sehr erfreulich ist der Umstand, dass alle Produzenten
    erhoben und bezüglich ihrer mikrobiellen Beschaffenheit     den Nachweis erbringen konnten, Bündnerfleisch nach
    untersucht. Von den 21 Proben aus GL und GR, die im         den lebensmittelrechtlichen Vorgaben herstellen zu kön-
    Mikrobiologielabor des ALT untersucht wurden, mussten       nen. Die Laborwerte gaben zu keiner Beanstandung An-
    acht aufgrund von Überschreitungen mikrobiologischer        lass. Und auch bei der Etikettierung sah es diesmal bes-
    Höchstwerte beanstandet werden. Über alle 340 Proben        ser aus: Nachdem 2011 noch 80 % und 2018 die Hälfte
    lag die Beanstandungsquote bei 21 %. Der Beurteilung        aller Erzeugnisse betreffend Deklaration beanstandet
    lagen die Lebensmittelsicherheitskriterien der Hygiene-     werden musste, lagt die Quote im Berichtsjahr mit zwei
    verordnung, die Richtwerte der Branchenleitlinie des Bä-    Beanstandungen bei nur 10 % und damit so tief wie noch
    cker-Confiseur-Gewerbes sowie die Richt- und Warn-          nie. Die zwei fehlbaren Betriebe mussten dem ALT ent-
                                                                sprechende Musteretiketten nachliefern.

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Primärproduktion

Milchqualität

                                                                                                    Bild: © ALT

1999 wurde die Tierverkehrsdatenbank (TVD) einge-               sind oder noch unter Absetzfristen stehen. Die Absetzfrist
führt. In der Schweiz gibt es rund 550'000 Milchkühe            bezeichnet die Zeit, in der Tiere oder deren Produkte
sowie 37'000 Milchziegen und 14'500 Milchschafe.                nach einem Tierarzneimitteleinsatz nicht als Lebensmittel
Während die Anzahl der Milchkühe in den letzten 20              verwendet werden dürfen.
Jahren rückläufig war, konnte bei den Milchziegen
und Milchschafen eine Zunahme verzeichnet werden.               Der Betrieb ist verpflichtet, vor jedem Melken eines Tieres
Vom landwirtschaftlichen Betrieb an sorgen ver-                 die Milch im Vormelkbecher auf optische Abweichungen
schiedene Mechanismen für eine einwandfreie Quali-              zu überprüfen. Ausserdem muss er monatlich die Zellzahl
tät der knapp 3.4 Millionen Tonnen Milch pro Jahr.              jeder Kuh prüfen. Bei der Zellzahl handelt es sich um die
                                                                Anzahl körpereigene Zellen. Sie gibt Auskunft über eine
Diese Milchmenge stellt einen bedeutenden Anteil                mögliche Entzündung des Euters. Der Betrieb kann die
(19.7 %) des landwirtschaftlichen Produktionswerts dar.         Milch mittels des sogenannten Schalmtests selbst über-
Etwas lokaler betrachtet, leben in Graubünden etwa              prüfen oder erhält die Zellzahl aus den Laboruntersu-
15'500 Milchkühe auf 717 Betrieben (ca. 22 Kühe/Betrieb)        chungen der Milchleistungsprüfungen, die bei Mitgliedern
und in Glarus 4'500 Milchkühe auf 271 Betrieben mit             der Zuchtverbände durchgeführt werden.
Milchproduktion (ca. 17 Kühe/Betrieb) (Quelle: Milchsta-
tistik 2019).                                                   Wird die Milch zur Weiterverarbeitung abgeliefert, so wird
                                                                zweimal monatlich unangemeldet eine Milchprüfung
Unverarbeitete Verkehrsmilch (Milch zur Verwendung als          durchgeführt. Nach den Vorgaben der VHyMP werden die
Lebensmittel) ist ein Primärprodukt wie alle Pflanzen,          Kriterien Zellzahl, Keimzahl und Hemmstoffe geprüft. Die
Tiere und die daraus gewonnenen Erzeugnisse, die zur            Keimzahl ist ein Indikator für die Hygiene bei der Milch-
Verwendung als Lebensmittel oder Futtermittel bestimmt          produktion. Zu den Hemmstoffen zählen Antibiotika, Rei-
sind. Betriebe mit Primärproduktion sind von Haus aus           nigungsmittel und andere keimhemmende Stoffe, die un-
verpflichtet, alles Erforderliche für die Sicherheit der Fut-   erwünscht sind. Monatliche Mittelwerte von über 80'000
termittel und der produzierten Lebensmittel zu unterneh-        Keimen oder 350'000 Zellen pro Milliliter werden bean-
men. Darunter fallen unter anderem die Gesundheit und           standet. Bei mehrfacher Überschreitung der Mittelwerte
Hygiene des Personals, der Schutz vor Kontamination,            oder bereits bei einem einmaligen Hemmstoffnachweis
eine einwandfreie Lagerung, die Berücksichtigung von            spricht das ALT eine Milchliefersperre aus, die erst wieder
Untersuchungsergebnissen, Vorkehrungen gegen Anste-             aufgehoben wird, wenn die Qualitätsmängel behoben
ckungen beim Tierverkehr, die Rückverfolgbarkeit der            wurden.
Produkte sowie die Verpflichtung, bei Gefährdung der
menschlichen Gesundheit die Behörden zu informieren             Alle vier Jahre findet eine veterinäramtliche Primärpro-
und die Gefahr zu beseitigen.                                   duktionskontrolle in den Bereichen Hygiene, Tierarznei-
                                                                mittel, Tiergesundheit und Tierverkehr statt. Bei Betrieben
Der Bereich Verkehrsmilch wird durch die Verordnung             mit Verkehrsmilch wird zusätzlich die Milchhygiene nach
des EDI über die Hygiene bei der Milchproduktion                den Vorgaben der VHyMP kontrolliert.
(VHyMP) präzisiert. So werden die Anforderungen an die
Räumlichkeiten, die Haltung der Tiere, deren Fütterung,         Daneben gibt es auch privatrechtliche Qualitätskontrollen
die Behandlungen mit Tierarzneimitteln, die Personalhy-         sowie Auszeichnungen für einwandfreie Qualität. So zei-
giene, das Melken, die Melkanlage sowie das Filtrieren,         gen die häufig an Stallwänden angebrachten Plaketten
Kühlen und Lagern der Milch vorgegeben. Auch darf               (siehe Foto), dass die Milch im angegebenen Zeitraum
Milch unter bestimmten Voraussetzungen nicht als Le-            keine Beanstandung hatte.
bensmittel verwendet werden, z. B. wenn die Tiere krank

                                                                                                                              9
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Tierseuchen

     IBR-Fall in Graubünden

                                                                     Bild: © Bulent - stock.adobe.com

     Die Infektiöse bovine Rhinotracheitis (IBR) befällt vor         Erhöhte Wachsamkeit
     allem Rinder. Der Erreger, ein Herpes-Virus, wird
     durch direkten Tierkontakt aber auch indirekt übertra-          Dank einer aktiven und frühzeitigen Kommunikation an
     gen (Geräte, Luft). IBR ist nicht heilbar und infizierte        alle praktizierenden Tierärzte in Graubünden und Glarus,
     Tiere müssen getötet werden. Nach einem intensiven              alle Kantonstierärzte sowie die Medien konnte eine er-
     zehnjährigen Ausrottungsprogramm gilt die Schweiz               höhte Wachsamkeit für diese seit 30 Jahren äusserst sel-
     seit 1993 als amtlich frei von IBR. Die Krankheit ist für       tene und somit in Vergessenheit geratene Seuche er-
     Menschen ungefährlich.                                          reicht werden.

     Damit dieser Status beibehalten werden kann, läuft jähr-        Durch zielgerichtete Medienberichte wurden die Tierhal-
     lich ein Überwachungsprogramm. Zusätzlich werden                ter sensibilisiert, auf erste Symptome zu achten und sol-
     Tiere, welche verworfen haben, importierte Tiere, sowie         che zu melden. Lieber zu früh als zu spät.
     Tiere, welche an nationalen und internationalen Ausstel-
     lungen teilnehmen, auf IBR untersucht. Bei einer solchen
     Abortuntersuchung wurde im Dezember 2020 in der Re-
     gion Prättigau-Davos ein IBR-Seuchenfall diagnostiziert.        Entwarnung
                                                                     Gestützt auf die umfangreichen Laboruntersuchungen
                                                                     und nach Ausschluss anderer möglicher Eintragsquellen
     Abklärungen und Massnahmen                                      wie importierte Tiere, handelte es sich bei der positiv ge-
                                                                     testeten Kuh um einen sogenannten "singleton reactor"
     Aufgrund des positiven Ergebnisses leitete das ALT in en-       (Einzeltierreagent). Solche Fälle sind auch in Europa be-
     ger Zusammenarbeit mit dem BLV und mit dem Referenz-            kannt. Daraus folgt, dass keine Einschleppung von IBR
     labor des Instituts für Virologie der Universität Zürich, die   stattgefunden hat. Alle Sperren konnten folglich aufgeho-
     nötigen Laboruntersuchungen und epidemiologischen               ben werden. Es gelten keine weiteren Einschränkungen
     Abklärungen ein. Da sich eine Tierseuche durch den re-          für den Tierverkehr und die diesjährige Sömmerung. Die
     gen Viehhandel in der Schweiz rasch ausbreiten kann,            Schweiz gilt weiterhin als IBR-frei.
     musste das ALT umfangreiche präzise Abklärungen und
     zeitnah einschränkende Massnahmen einleiten.

     Für fünf Betriebe wurde deshalb die Sperre ersten Grades        Seuchenfrei-Status
     verfügt. Dies bedeutet, dass der Tierverkehr vom und
     zum Hof untersagt wird. Die Betriebe wurden umgehend            Es ist unbestritten, dass die Schweizer Landwirtschaft
     unter die Lupe genommen. Eine zehnjährige Kuh musste            von einem Seuchenfrei-Status profitiert und dass man al-
     geschlachtet werden.                                            les unternehmen muss, diesen Status zu halten. Entspre-
                                                                     chend müssen auf Stufe Bund auch Diagnostikmöglich-
                                                                     keiten und gesetzliche Rahmenbedingungen zur Verfü-
                                                                     gung stehen, welche mit verhältnismässigem Aufwand
                                                                     diese Seuchenfreiheit bestätigen lassen.

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Tierseuchen

Varroamilbe – eine grosse Herausforderung

                                                            Bild: © shocky - stock.adobe.com

Der aus Asien im Jahre 1984 eingeschleppte Parasit,         Von 4'275 eingewinterten Bienenvölkern haben 459 den
die Varroamilbe (Varroa destructor), gilt als der be-       Winter nicht überlebt. Dies entspricht 10.7 %. Kleinere
deutsamste Bienenschädling weltweit. Auch unsere            Betriebe hatten am meisten Winterverluste.
Imker/-innen stellt er vor grosse Herausforderungen.

Die Milben ernähren und vermehren sich in der Brut. Bei
den adulten Bienen ernähren sie sich vom Fettkörper.
Dies kann auf die Winterbienen und auf ihre Überwinte-
rungsfähigkeit fatale Folgen haben. Des weiteren übertra-   Königinnenverluste wurden als häufigste Ursache für die
gen die Varroamilben verschiedene Viren, die zusätzlich     Winterverluste angegeben (44 %). Alle anderen Gründe
die Bienen schwächen. Geschwächte Völker sind für die       sind sicher oder möglicherweise auf die zu hohe Varroa-
anzeigepflichtige Faul- und Sauerbrut viel anfälliger.      belastung zurückzuführen.

Varroakonzept
Um die Belastung der Varroamilbe für die Bienenvölker
möglichst tief zu halten, hat der Kanton Graubünden im      14 % der Imker/-innen konnten z. T. aufgrund der zu ho-
Jahr 2013 das Varroakonzept eingeführt. Dieses sieht        hen Temperaturen (Kontraindikation für die Behandlung
eine koordinierte Varroa-Behandlung vor und senkt           mit Ameisensäure) die erste Sommerbehandlung nicht
dadurch die Wahrscheinlichkeit, dass unbehandelte Bie-      termingerecht durchführen. Diese Imker/-innen gefährden
nenvölker behandelte wieder anstecken. Dieses Phäno-        mit den nicht behandelten Bienenvölkern die behandelten
men wird im Fachjargon Rückinvasion genannt.                Stände.

                                                            Biotechnische Massnahmen wie Brutstopp, Brutentfer-
Kantonale Umfrage                                           nung oder das Bannwabenverfahren stellen die einzige
                                                            Möglichkeit dar, die Varroabelastung im Hochsommer
Um festzustellen, wie die Imker/-innen mit der Varroa-Si-   temperaturunabhängig zu reduzieren. Leider wenden zu
tuation zurechtkommen, wird seit Jahren eine nationale      wenige Imker/-innen solche Massnahmen an (12 %).
Umfrage durchgeführt, wobei nur etwa 7% der Bündner
und Glarner Imker/-innen daran teilnehmen.
                                                            Fazit
Um einen besseren und repräsentativeren Überblick zu
erhalten, hat das ALT im Jahre 2020 in den zwei Kanto-      Auch wenn die Winterverluste in Graubünden im Ver-
nen zusätzlich eine eigene Umfrage gestartet. Das Ziel      gleich zu anderen Kantonen unter dem Durchschnitt lie-
war, mehr Imker/-innen zu erreichen und Informationen       gen, benötigt es weitere Anstrengungen, um gesunde, vi-
für die Überprüfung des Varroakonzeptes zu erhalten.        tale Bienenvölker zu erhalten.

386 von insgesamt 802 Bündner Imker/-innen haben an         Eine erfolgreiche Bienenhaltung zu betreiben, benötigt
der Umfrage teilgenommen. Dies entspricht einer Rück-       viel Fachwissen und Erfahrung. In Zusammenarbeit mit
laufrate von 48 %.                                          dem Plantahof und dem Bündner Bienenzüchterverband
                                                            werden weiterhin Weiterbildungskurse angeboten, um die
                                                            imkerliche Praxis zu verbessern.

                                                                                                                      11
Tierschutz

     Vollzugsmassnahmen im Hundewesen

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     In den Jahren 2017 bis 2020 stieg in den Kantonen             Hund permanent in seiner Bewegungsfreiheit einge-
     Graubünden und Glarus die Anzahl der Hundebiss-               schränkt werden muss. Dies benötigt eine gezielte Schu-
     meldungen und der Meldungen über Hunde mit er-                lung des Teams (Hundehalter/Hund), damit sie als Team
     höhtem Aggressionspotential von rund 200 auf mehr             auftreten und einander durch ihre Stärken und Schwä-
     als 300 Vorfälle bei einer tendenziell eher rückläufi-        chen ergänzen. Zu diesem Zweck erarbeitete das ALT zu-
     gen Anzahl registrierter Hunde. Die Gründe dafür sind         sammen mit Hundeausbildnern die Kynologischen Aus-
     vielfältig und multifaktoriell. Deshalb gilt es, jeden        bildungslehrgänge (KAL) 1 und 2. Wird eine KAL-Ausbil-
     Vorfall individuell abzuklären, damit die bestmögliche        dung angeordnet, ist der Ausbildner dazu verpflichtet, das
     Lösung zur Wahrung der öffentlichen Sicherheit ge-            ALT über die Fortschritte des Teams zu informieren, da-
     funden werden kann, ohne dass das Wohl des Hun-               mit spätestens nach Abschluss des Lehrgangs bei Bedarf
     des darunter leidet. Denn jeder Hund hat das Anrecht          weitere notwendige Massnahmen ergriffen werden kön-
     auf eine tierschutzkonforme Haltung.                          nen. Zeigt die Ausbildung nicht den gewünschten Erfolg
                                                                   oder reicht diese Massnahme nicht aus, kann das ALT
     Die eidgenössische und kantonale Veterinärgesetzge-           eine generelle oder partielle Leinenpflicht zum Beispiel im
     bung regelt die Verantwortungspflicht des Hundehalters        bewohnten Gebiet anordnen, je nach Bedarf kombiniert
     für seinen Hund und zeigt Massnahmen auf, welche              mit der Pflicht, einen Maulkorb zu tragen. Verhält sich der
     durch die Behörde ergriffen werden kann, damit Vorfälle       Hund unter der Führung von verschiedenen Personen un-
     mit Hunden verhindert werden. So                                                     terschiedlich, kann angeordnet wer-
     ist es die Pflicht jedes Hundehalters,                                               den, dass er nur durch bestimmte
     Vorkehrungen zu treffen, damit sein                                                  Personen ausgeführt werden darf.
     Hund Menschen und Tiere nicht ge-                                                    Um das Aggressionspotential der
     fährdet. Gesetzlich definierte Perso-                                                Hunde nicht noch zusätzlich zu stei-
     nengruppen wie z. B. Ärzte und Tier-                                                 gern, kann es untersagt werden,
     ärzte sind dazu verpflichtet, Vorfälle                                               den Hund für gewisse Ausbildungs-
     dem Veterinäramt zu melden. Die                                                      und Einsatzrichtungen auszubilden
     zuständige kantonale Stelle über-                                                    oder zu verwenden. Bei zeitlich be-
     prüft nach Eingang einer Meldung                                                     fristeten Problemen kann die vo-
     den Sachverhalt. Ergibt die Überprüfung, welche z. B. an-     rübergehende Unterbringung in ein Tierheim oder in eine
     hand eines Wesenstests durchgeführt werden kann, dass         andere geeignete Tierhaltung angeordnet werden, aber
     ein Hund ein übermässiges Aggressionsverhalten zeigt,         auch die definitive Neuplatzierung durch den Hundehalter
     so ordnet sie die erforderlichen Massnahmen zum Schutz        oder die entschädigungslose Enteignung kann angeord-
     von Mensch und Tier an. Bei der Bestimmung der Mass-          net werden. Als strengste aller Massnahme gilt die Tötung
     nahmen ist die Behörde in jedem Fall verpflichtet, verhält-   des Tieres, welche glücklicherweise im Jahre 2020 nicht
     nismässig zu agieren und nur die geringsten notwendigen       angeordnet werden musste.
     Vorgaben zum nachhaltigen Schutz der Umgebung zu
     treffen, damit die Freiheit des Halters und seines Hundes     Der Tierhalter muss für alle Kosten, die ihm im Zusam-
     nur soweit nötig eingeschränkt wird.                          menhang mit den angeordneten Massnahmen und bei
                                                                   deren Umsetzung entstehen, selber aufkommen. Zudem
     Um dieses Ziel zu erreichen, müssen häufig mehrere            hat er im Falle einer Beschlagnahmung kein Recht auf
     Massnahmen gleichzeitig angeordnet werden. Wenn der           Entschädigung. Bei einem Verstoss gegen die Auflagen
     Hundehalter lernt, mit seinem Hund und dessen Defiziten       werden strafrechtliche Abklärungen eingeleitet.
     besser umzugehen, kann er situationsbedingt richtig han-
     deln und somit weitere Vorfälle verhindern, ohne dass der

12
Tierschutz

Sachkundenachweis für schmerzhafte Eingriffe

Bild: © ALT

Wollen Tierhalter/-innen ihre Jungtiere selber kastrie-      für die Eingriffe erfüllt sind. Das Tierschutzgesetz schreibt
ren oder enthornen, müssen sie vorher einen aner-            vor, dass solche Eingriffe nur unter Schmerzausschaltung
kannten Kurs mit Sachkundenachweis absolvieren.              von einer fachkundigen Person vorgenommen werden
Damit soll sichergestellt werden, dass die Eingriffe         dürfen. Fachkundigkeit besitzen in diesem Fall nicht nur
fachgerecht und für das Tier möglichst schonend              Tierärzte, diese können sich auch Tierhalter aneignen,
durchgeführt werden.                                         wenn sie eine entsprechende dreistufige Ausbildung
                                                             durchlaufen. In der ersten Stufe besuchen die Tierhalter/-
Weshalb werden in der heutigen Zeit die Kälber               innen einen vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit
überhaupt enthornt oder Lämmer, Gitzi, Ferkeln und           und Veterinärwesen anerkannten Theoriekurs, der ihnen
Kälber kastriert? Seit die Laufstallhaltung in der Schweiz   das Wichtigste in Bezug auf die gesetzlichen Grundlagen,
Einzug gehalten hat, ist die Enthornung von Rindern weit     die Belastung eines solchen Eingriffes für die Tiere, den
verbreitet, um die Verletzungsgefahr für Tiere und           Umgang mit Medikamenten, Anatomie und die
Betreuende zu verringern und den Platzbedarf der Tiere       Durchführung des Eingriffs vermittelt. Dieser Kurs muss
im Stall etwas zu reduzieren. Kastrationen von               mit einer Lernkontrolle erfolgreich abgeschlossen
männlichen Tieren werden vorgenommen, weil sie mit           werden, damit die Tierhalter/-innen im Rahmen der
dem Erreichen der Geschlechtsreife durch Treiben und         zweiten Stufe den Eingriff unter Anleitung und Aufsicht
Deckversuche grosse Unruhe in eine Herde bringen und         ihres Bestandestierarztes auf dem eigenen Hof üben
zum Teil unerwünschte Trächtigkeiten verursachen.            dürfen. Können die Tierhalter/-innen nach Einschätzung
                                                             des Bestandestierarztes den Eingriff selbständig korrekt
Beide Eingriffe sind für das Tier äusserst schmerzhaft und   ausführen, meldet dieser die Tierhalter/innen zur
dürfen deshalb nur unter Schmerzausschaltung                 Überprüfung der erworbenen Fertigkeit bei Fachstelle
vorgenommen werden. Dabei muss so schonend wie               Tierschutz Nutztiere an. Bestehen die Tierhalter/-innen
möglich vorgegangen werden, weil Stress und Angst die        die dritte Stufe in Form der praktischen Prüfung, dürfen
Schmerzwahrnehmung verstärken. Eine fachgerecht              sie ab diesem Zeitpunkt die benötigten Tierarzneimittel
durchgeführte Anästhesie und Analgesie verhindert die        beziehen und den Eingriff selbständig durchführen.
Schmerzwahrnehmung während des Eingriffs und
unterdrückt die Entstehung von Schmerzen in der ersten       Die Fachstelle Tierschutz Nutztiere bildet sowohl
Zeit danach. Indem ein hygienisches und sorgfältiges         angehende Landwirt/-innen als Bestandteil ihrer EFZ-
Vorgehen beim Eingriff einen minimalen Gewebeschaden         Ausbildung wie auch erfahrene Tierhalter/-innen im
verursacht, können entzündungsbedingte Schmerzen             Rahmen der ersten Stufe theoretisch aus und überprüft
und grössere Schäden vermindert werden.                      ihr Können nach Anmeldung durch ihren Tierarzt. Jährlich
                                                             erhalten so in den beiden Kantonen Graubünden und
Möchten Tierhalter/-innen die eigenen Kälber, Lämmer         Glarus rund 20 Tierhalter/-innen den Sachkundnachweis.
oder Gitzi bis zum Alter von maximal zwei Wochen selber
unter Anästhesie mittels Anbringen eines Gummirings          Im Rahmen von amtliche Betriebskontrollen wird stets
kastrieren bzw. die eigenen Kälber bis zum Alter von         überprüft, ob sich die Tierhalter/innen bei der
maximal drei Wochen unter Anästhesie durch                   Durchführung schmerzhafter Eingriffe an die gesetzlichen
Ausbrennen der Hornanlage selber enthornen, dürfen sie       Vorgaben halten. Besteht Verdacht auf eine nicht
dies tun, sofern mit dem Bestandestierarzt eine              fachgerechte oder nicht berechtigte Durchführung solcher
Tierarzneimittel-Vereinbarung     zum     Bezug    von       Eingriffe, hat dies eine strafrechtliche Abklärung zur
Tierarzneimitteln vorliegt und die Rahmenbedingungen         Folge.

                                                                                                                             13
Veterinärdiagnostik

     Laborumzug ins Verwaltungszentrum Sinergia

     Im vergangenen Jahr war der Umzug nach Sinergia                Ein schweizweites Novum des Sektionsraums ist ein Ab-
     das grosse Ereignis und Herausforderung zugleich               wasserrückhaltesystem, welches bei Seuchenverdacht
     für das Labor für Veterinärdiagnostik. Es galt, den Un-        aktiviert werden kann. Dadurch besteht die Möglichkeit,
     terbruch in der Routinediagnostik möglichst kurz zu            das Abwasser vor Abfluss in die Kanalisation zu desinfi-
     halten, zumal sich die Proben von tierischen Patien-           zieren.
     ten nur bedingt planen oder gar steuern lassen.
                                                                    Im Jahr 2020 hat das Labor für Veterinärdiagnostik
     Im Berichtsjahr ist das Labor für Veterinärdiagnostik in die   36'000 Proben untersucht. Der mit rund 29'000 Proben
     neuen Räumlichkeiten im kantonalen Verwaltungsge-              grösste Anteil basiert auf der serologischen Diagnostik.
     bäude Sinergia umgezogen. Dieser komplexe Ablauf hat           Mittels des Nachweises von Antikörpern oder Antigenen
     dank dem grossen Einsatz aller Beteiligten reibungslos         im Blut sind diese Untersuchungen ein wichtiger Pfeiler
     funktioniert. Das Ziel, die Labordiagnostik nicht länger als   der nationalen Strategie zur Bekämpfung von Tierseu-
     fünf Tage auszusetzten, konnte eingehalten werden. Die         chen. Allein 18'000 der 29'000 serologischen Untersu-
     Auswirkungen auf die Auftraggeber unseres Labors konn-         chungen stehen im Zusammenhang mit dem Bekämp-
     ten dadurch minimal gehalten werden und die Routinedi-         fungsprogram der bovinen Virusdiarrhoe (BVD), mit wel-
     agnostik konnte termingerecht wieder aufgenommen wer-          cher schon vor über zehn Jahren begonnen wurde. Für
     den.                                                           das Bekämpfungsprogramm der Moderhinke in Graubün-
                                                                    den wurden über 3'000 PCR-Reaktionen zum Nachweis
     Die neuen Laborräumlichkeiten sind optimal an die Be-          des Bakterium Dichelobakter nodosus durchgeführt. Mit
     dürfnisse des Labors angepasst und erhöhen nicht nur           dem durch das BLV angekündigten nationalen Bekämp-
     den Arbeitskomfort, sondern auch die Arbeitssicherheit         fungsprogramm der Moderhinke ist in diesem Bereich für
     der Mitarbeitenden. Eine besondere Aufwertung erhielt          die nächsten Jahre mit einer weiteren starken Zunahme
     der neue Sektionsraum. Das einzige Angebot in Graubün-         zu rechnen.
     den für pathologische Untersuchungen in Graubünden
     kann nun unter verbesserten Umständen durchgeführt
     werden.
                                 Bild: © Ingo Rasp

14
Chemikaliensicherheit

Erhöhter Schutz

                                                              Bild: © Андрей Яланский - stock.adobe.com

Bauherren werden bei einem Baugesuch auf die Ra-              2019 hat die Abteilung Chemikaliensicherheit (CS) das
donproblematik aufmerksam gemacht und in Schu-                kantonale Projekt "RADON 2019" gestartet. Die Ziele
len, Kindergärten und Kitas wird die Radongaskon-             sind, alle Bauämter über die Neuerungen der revidieren
zentration flächendeckend gemessen. Ein neuer 16-             StSV zu informieren, in allen schulischen Einrichtungen
stelliger Code auf Zubereitungen, Biozidprodukten             die Radonbelastung ermitteln zu lassen und wo nötig
und Düngern ermöglicht den Gift-Notrufzentralen               Massnahmen anzuordnen.
eine schnelle und sichere Identifizierung der Zusam-
mensetzung bei einem Vergiftungsfall. Händedesin-             Im Berichtsjahr konnten alle Bündner Gemeinden über
fektionsmittel müssen auch im öffentlichen Bereich            die Neuerungen informiert und eine Bestätigung über die
minimale Anforderungen erfüllen und entsprechend              erfolgte Anpassung der Baubewilligungsverfahren an die
gekennzeichnet werden.                                        neuen Auflagen der StSV eingeholt werden. Das erste
                                                              Projektziel konnte somit erfolgreich erreicht werden.

Radon                                                         Wie berichtet, startete 2019 die Kampagne "Radon in
                                                              Schulen, Kindergärten und weiteren Erziehungseinrich-
Radon, ein natürlich vorkommendes radioaktives Edel-          tungen". Diese zielt darauf ab, die Radonkonzentration in
gas, ist unsichtbar, geruch- und geschmacklos. Es ent-        allen öffentlichen und privaten Schulen, Kindergärten,
steht durch den radioaktiven Zerfall von Uran, welches        Kitas, Heimen und Sonderschulen im Kanton zu bestim-
überall in Böden und Gesteinen vorkommt. An Radon             men. Hierfür wurden alle Trägerschafen aufgefordert, bis
sterben in der Schweiz jährlich 200 bis 300 Menschen. Im      zum 30. April 2022 Radon in ihren Einrichtungen messen
Vergleich dazu zählte die Schweiz im Jahr 2019 total 187      zu lassen und den Messbeginn anzugeben. Bis Ende
Strassenverkehrstote.                                         2020 sind 189 Rückmeldungen eingegangen, was einer
                                                              Rückmeldequote von 96% entspricht. Eine Nachfrist
                                                              wurde kommuniziert.

                                                              Bis im Frühjahr 2022 sollten in Graubünden von allen
                                                              Schulen, Kindergärten und Kitas aktuelle Radonmessun-
                                                              gen vorliegen. Den Einrichtungen mit Referenzwertüber-
                                                              schreitungen wird der Kanton ab Sommer 2021 gemäss
                                                              Art. 166 der StSV die Sanierungen anordnen. Über den
                                                              Fortschritt der Kampagne wird laufend berichtet.

                                                              Zusätzliche Infos finden Sie unter www.ch-radon.ch.
Bild: © Bundesamt für Gesundheit, 2018
Wahrscheinlichkeit in %, den Referenzwert von 300 Bq/m3 Ra-
don in Gebäuden zu überschreiten

Im Jahresbericht 2019 wurde über das Inkrafttreten der
revidierten Strahlenschutzverordnung (StSV, SR 814.501)
und die auf die Gemeinden und schulischen Einrichtun-
gen zukommenden Auflagen berichtet.

                                                                                                                          15
Chemikaliensicherheit

                                                                        Hand-Desi
                                                                        Händedesinfektionsmittel
                               UFI: E600-30P1-S00Y-5079                 Wirkstoff: Ethanol 70 %
                                                                        Einwirkzeit gegen
                                                                        Coronaviren 30 sec

                                                                                 Gefahr
     Bilder: © BabyQ - stock.adobe.com; © chemsuisse.ch

     UFI (Rezepturidentifikator)                                   Händedesinfektionsmittel

     Der Unique Formula Identifier (UFI) oder eindeutiger Re-      Händedesinfektionsmittel, die zur Verwendung durch
     zepturidentifikator ist ein 16-stelliger Code, der nach be-   Kundeninnen oder Passanten in öffentlichen Bereichen
     stimmten Vorgaben auf der Verpackung von gefährlichen         wie Einkaufszentren, Läden, Restaurants oder Transport-
     Produkten angebracht und bei den entsprechenden "Gift-        stationen bereitgestellt werden, müssen folgenden mini-
     Notrufzentralen" hinterlegt werden muss.                      malen Anforderungen genügen:
                                                                    Das Mittel ist für die Handdesinfektion vorgesehen und
     Der UFI-Code erhöht die Sicherheit im Umgang mit ge-             erfüllt die entsprechenden Anforderungen der Allge-
     fährlichen chemischen Produkten aller Art. Er ermöglicht         meinverfügung (Ausnahmebewilligung) des BAG oder
     der Tox Info Suisse, eine schnelle Identifizierung der Zu-       ist zur Händedesinfektion zugelassen (Biozidprodukt,
     sammensetzung bei einem Vergiftungsfall und unterstützt          Produkteart 1)
     somit eine zielgerichtete Behandlung von Patienten.            Das Produkt ist wirksam gegen behüllte Viren und die
                                                                      minimale Einwirkzeit ist bekannt.
     In der Schweiz wird der eindeutige Rezepturindikator für       Bei Spendersystemen ist sicherzustellen, dass die mi-
     Zubereitungen, Biozidprodukte und Dünger eingeführt,             nimale Dosierung der Desinfektionsmittel eingehalten
     die aufgrund der von ihnen ausgehenden Gesundheits-              wird, in der Regel sind dies 3 - 4 ml
     gefahren oder physikalischen Gefahren als gefährlich ein-
     gestuft sind.                                                 Nicht erlaubt bzw. nicht geeignet sind:
                                                                    Handreiniger, Handreinigungs- oder Hygiene-Gels und
     Für Produkte, die nur in der Schweiz und nicht in der EU        andere kosmetische Mittel
     in Verkehr gebracht werden, kann der UFI mit dem Pro-          Flächendesinfektionsmittel und Produkte ohne klare
     gramm des Bundesamtes für Gesundheit (Generator für             Angaben zur Wirkung oder zur Anwendung
     eindeutige Rezepturidentifikationen) unter Verwendung
     der Schweizer Mehrwertsteuernummer generiert werden.          Gebinde, die zur Verwendung bereitgestellt werden, müs-
                                                                   sen mindestens nachfolgende Kennzeichnungsvorschrif-
     Hingegen kann für Produkte, die aus der EU importiert         ten erfüllen:
     werden, der bestehende UFI aus der EU auch in der              Bezeichnung des Produkts (Handelsname), Verwen-
     Schweiz verwendet werden.                                        dungszweck (Händedesinfektionsmittel), Angaben
                                                                      zum Wirkstoff (Ethanol, Propanol etc.), Prozentgehalt
     Für neu in der Schweiz in Verkehr gebrachte Zubereitun-        Gegebenenfalls Informationen zu Allergene (z. B. Duft-
     gen, Biozidprodukte und Dünger, die für private Verwen-          stoffe)
     derinnen bestimmt sind, muss der UFI ab dem 1. Januar          Gefahrenpiktogramm "Flamme" (falls zutreffend) und
     2022 angebracht und gemeldet werden.                             Signalwort "Gefahr"
                                                                    Einwirkzeit gegen Coronaviren (typischerweise 30 Se-
     Alle Zubereitungen, Biozidprodukte und Dünger, die auf-          kunden)
     grund der von ihnen ausgehenden physikalischen Gefah-
     ren oder Gesundheitsgefahren als gefährlich eingestuft
     werden, müssen ab dem 1. Januar 2026 mit dem UFI ge-
     kennzeichnet werden.

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Gastwirtschaftswesen/Gebrannte Wasser

Kleinhandel mit gebrannten Wassern

Die Abteilung Gastwirtschaftswesen/Gebrannte Was-              Forderungsverluste
ser verzeichnete im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr
leicht höhere Steuereinnahmen.                                 Die Forderungsverluste erhöhten sich im Vergleich zum
                                                               Vorjahr um geringe 5.25 % und betrugen 0.41 % der Steu-
Im Kanton Graubünden waren zum Jahresende 2’434                ereinnahmen. In Anbetracht der angespannten finanziel-
Personen Inhaber einer Ausschank- oder Kleinhandels-           len Lage zahlreicher Betriebe ist dies ein erfreuliches Re-
bewilligung. Es wurden 375 neue Ausschank- und Klein-          sultat. Es gingen 20 Verlustscheine ein. Sieben Forderun-
handelsbewilligungen ausgestellt. Zudem wurden 135             gen wurden abgeschrieben.
Festwirtschaftsbewilligungen erteilt.

                                                               Ausblick
Umsatz
                                                               Das erfreuliche Resultat der Steuereinnahmen im Be-
Das Total der besteuerten Betriebe erhöhte sich gegen-         richtsjahr darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass infolge
über dem Vorjahr um 101 Betriebe. Die Steuereinnahmen          der Pandemie der Verkauf gebrannter Wasser in zahlrei-
erhöhten sich gegenüber dem Vorjahr um 1.7 %.                  chen Betrieben stark rückläufig ist, sei dies im Zusam-
                                                               menhang mit temporären Betriebsschliessungen oder mit
Diese Zunahme mag in Anbetracht der mehrwöchigen               dem Ausbleiben der Kundschaft. Es werden Betriebe für
Schliessung der Gastronomiebetriebe im März/April 2020         immer geschlossen bleiben. Ob diese mit Neueröffnun-
aufgrund der Massnahmen zur Eindämmung der Corona-             gen kompensiert werden können, ist nicht abschätzbar.
Pandemie auf den ersten Blick erstaunen. Zumal jedoch
die Veranlagungsverfügungen und Rechnungen bereits             Die Auswirkungen der Pandemie auf den Umsatz der
im Januar zugestellt werden und sich die Steuern bei den       Steuern auf gebrannte Wasser werden sich somit erst in
Gastronomiebetrieben auf die bereits angekaufte Menge          der Zukunft bemerkbar machen. Es muss jedoch mit ei-
stützt, relativiert sich der direkte Einfluss der temporären   nem Umsatzrückgang gerechnet werden.
Betriebsschliessungen im Berichtsjahr.

Ein ausserordentlicher Rückgang um 68 % wurde bei der
Anzahl der bewilligten Festwirtschaften, Messen und
Märkte mit Verkauf gebrannter Wasser verzeichnet.
Zumal diese Pauschalabgaben jedoch grundsätzlich nur
einen kleinen Teil der Steuereinahmen ausmachen, fiel
dieser Rückgang umsatzmässig nicht ins Gewicht. Diese
Mindereinnahmen konnten durch die Steuern der über
hundert neuen Betriebe wettgemacht werden.

                                                               Bild: © Cavan - stock.adobe.com

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Kennzahlen

Das Amt in Kürze
 Lebensmittelsicherheit GR und GL                    GR       GL    Kontrollen GR   Kontrollen GL

 Industriebetriebe                                    91      19              43               5

 Gewerbebetriebe                                     868     150             331              47

 Handelsbetriebe                                     844     164             345              44

 Verpflegungsbetriebe                               2’618    413            1’289            117

 Trinkwasserversorgungen                             349      52              65               5

 Untersuchte Trinkwasserproben                          -       -            662              97

 Untersuchte Lebensmittelproben                         -       -           1’353            163

 Tiergesundheit GR und GL                            GR       GL    Kontrollen GR   Kontrollen GL

 Nutztierhaltungen inkl. Bienen und Aquakulturen    3'588    703                -               -

          Grundkontrollen Primärproduktion              -       -            476              90

          Grundkontrollen Tierschutz                    -       -            565              79

 Registrierte Hunde                                13'905   2'641               -               -

          Bissvorfälle                                  -       -            235              47

 Tierschutzkontrollen aufgrund von Meldungen            -       -            156              43

          in Nutztierhaltungen                          -       -             96              19

          in Heim- und Wildtierhaltungen                -       -             60              24

 Schlacht- und Wildbearbeitungsbetriebe               52      13              38               6

 Untersuchte Schlachttierkörper                         -       -          23'929           4'409

 Untersuchte Laborproben                                -       -         36'003*               -

 Chemikaliensicherheit GR und GL                     GR       GL    Kontrollen GR   Kontrollen GL

 Badebetriebe                                        202      13             169              18

 Chemikalienbetriebe                                 180      30              16               2

 Chemikalien/Zubereitungen                              -       -            171               8

 Gastwirtschaftswesen/Gebrannte Wasser GR            GR       GL    Kontrollen GR   Kontrollen GL

 Betriebe mit Jahresbewilligung                     2’434       -               -               -

 Neu erteilte Jahresbewilligungen                    375        -               -               -

 Erteilte Festwirtschaftsbewilligungen               135        -               -               -

*) GR/GL gesamt
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