Anlagepolitik - Q 33 | 2021 - Vertrauen - Luzerner Kantonalbank
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Anlagepolitik Vertrauen Unsere Markteinschätzung Seite 7 Fokusthema: US-Tapering fordert die Finanzmärkte heraus Q 3 | 2021 Seite 10
Vertrauen Vertrauen in uns selbst und in andere Menschen und Situationen ist ein wertvolles Gut. Dank Vertrauen gehen wir gelassener durchs Leben, es schenkt uns ein Gefühl von Sicherheit und Zuversicht. Vertrauen macht mutig und setzt Kräfte frei. Vertrauen führt Menschen zusammen und ist eine Grundvoraus- setzung für positiv geprägte Beziehungen. Beziehungen zwischen Menschen oder auch zu Institutionen wie einer Bank. IMPRESSUM: Erscheint vierteljährlich | Erscheinungsdatum: 2. Juli 2021 | Redaktionsschluss: 25. Juni 2021 | Gesamtauflage: 2’500 Herausgeber/Redaktion: Luzerner Kantonalbank AG, Investment Office, +41 (0) 844 822 811, anlagepolitik@lukb.ch | Realisation: grip-agency.ch Druck: beagdruck | Titelbild: Grafilu | Porträtillustrationen: Janine Wiget | Bilder: shutterstock, istock (S.5), gettyimages (S.12) | lukb.ch/anlagepolitik
EDITORIAL Geschätzte Investorin, geschätzter Investor Mit dem Sommer kehrt auch ein wenig Normalität in unseren Alltag zurück. Das spiegelt sich in der freund- lichen Entwicklung von Wirtschaft und Finanzmärkten wider. Zunehmende Normalität heisst aber ebenfalls, dass die für Krisenzeiten vorgesehenen Hilfsprogramme nach und nach beendet werden könnten. «Der US-Fed muss die Grat- Björn Eberhardt Leiter Investment Office wanderung gelingen, die Märkte auf steigende Zinsen einzustimmen, ohne Turbulenzen auszulösen.» Das gilt zum einen für staatliche Unterstützungs- programme, zum anderen für die noch immer sehr lockere Geldpolitik. Als bedeutendste Notenbank bereitet die US-Fed die Märkte daher auf den Anfang vom Ende ihrer Wertpapierkäufe (Tapering) vor. Dabei muss sie jedoch äusserst behutsam vorgehen. Die Erfahrung zeigt, dass schon kleine Überraschun- gen für die Finanzmärkte grössere Turbulenzen INHALT auslösen können, gerade an den Anleihe- und Roh- 4 | Highlights stoffmärkten. Ob der Fed dies gelingt, wird eines der 6 | Basisszenario grössten Marktthemen in diesem Sommer sein. 7 | Markteinschätzung 8 | Konjunktur und Geldpolitik 10 | Fokus: Risiko Fed-Tapering In unserem Fokustext widmen wir uns daher dem 14 | Festverzinsliche Anlagen Fed-Tapering und zeigen, was die Auswirkungen auf 16 | Aktienmärkte verschiedene Anlageklassen sein könnten. 19 | Rohstoffe 20 | Immobilien Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen. 22 | Marktüberblick 23 | Makroprognosen Ihr Björn Eberhardt Leiter Investment Office ANLAGEPOLITIK | 3. Quartal 2021 | 3
HIGHLIGHTS MAKRO- UND RISIKOUMFELD Unsere Indikatoren zeigen, dass die Risikoneigung der Marktteilnehmer weiter angestiegen ist. Diese wird gestützt von einer immer noch grosszügigen Liquiditätsversorgung und einer zunehmenden Wachstumsdynamik. Der globale Inflationsdruck bleibt mittelfristig erhöht. ¢ 1. Quartal 2021 ¢ 2. Quartal 2021 LIQUIDITÄT RISIKOUMFELD Die globale Liquiditätsversorgung ist etwas Die erfolgreichen Impfkampagnen vieler Län- zurückgegangen, bleibt aber immer noch der, die sich aufhellende Konjunktur sowie die grosszügig und stützt damit die Vermögens- lockere Geldpolitik haben zu einer erneuten preise an den Finanzmärkten. Zunahme des Risikoappetits geführt. WACHSTUM INFLATION Die Lockerungsmassnahmen in Europa tragen Die Inflation hat ihren vorläufigen Höhepunkt zu einem Anstieg der globalen Wachstums- durchlaufen. Der zugrunde liegende Preis- dynamik bei, während das Tempo in den USA druck dürfte aber bestehen bleiben und Geld- bereits hoch ist. politik sowie Marktpreise beeinflussen. UNSERE POSITIONIERUNG Liquidität Festverzinsliche Anlagen Aktienmärkte Nicht-traditionelle Anlagen Positionierung vorher ¢ stärker untergewichtet ¢ leicht untergewichtet ¢ neutral ¢ leicht übergewichtet ¢ stärker übergewichtet 4 | ANLAGEPOLITIK | 3. Quartal 2021
FOKUSTHEMA: US-Tapering fordert die Finanzmärkte heraus Die robuste Konjunkturerholung wird bald zu einer weniger expansiven US-Geldpolitik führen. Das beeinflusst auch den Ausblick für die Finanz- märkte und stellt grosse Anforderungen an die Fed- Kommunikation. Wir zeigen die möglichen Aus- wirkungen, insbesondere auf Schwellenländer. AKTIEN Im 2. Quartal setzte sich die Rekordjagd an etlichen Aktienmärkten fort. Die Bewertungen sind dadurch unverändert erhöht. Der Rückgang bei den Anleiherenditen sowie steigende Gewinnerwartungen stützen jedoch die relative Attraktivität von Aktien. ANLEIHEN ROHSTOFFE Das unattraktive Bild bei festver- zinslichen Anlagen hat sich kaum Gold ist für uns im Portfolio- verändert. Die Renditen von kontext aus Diversifikations- CHF- und EUR-Staatsanleihen gründen sinnvoll. Das Risiko sind weiterhin negativ, während die Risikoprämien für Unterneh- von Realzinssteigerungen und mensanleihen Rekordtiefs errei- eher rückläufiger Inflation chen. Gleichzeitig besteht das beschränken jedoch das Kurs- Risiko eines erneuten Renditean- stiegs. Trotz Fed-Tapering erach- potenzial. Öl und Industrie- ten wir Schwellenländeranleihen metalle dürften von der Wachs- als attraktivere Alternativen. tumsbelebung profitieren. IMMOBILIEN Im Bereich der Immobilienanlagen setzen wir vor allem auf Schweizer Immobilienfonds, mit einem Fokus auf gemischte Fonds. Hierbei sehen wir weiteres Kurspotenzial. Bei ausländischen Immobilienanlagen bevorzugen wir EUR-Immobilien aufgrund der guten europäischen Wachstumsperspektiven. ANLAGEPOLITIK | 3. Quartal 2021 | 5
BASISSZENARIO Die Weltwirtschaft sollte weiter an Dynamik gewinnen. Grund hierfür ist einerseits, dass sich die Verfügbarkeit und Verteilung von Impfstoffen in den kommenden Monaten weiter verbessern sollte. Damit dürfte die Coronavirus- Pandemie beherrschbarer werden. Andererseits bleiben die expansive Geld- und Fiskalpolitik als Stützen des Wachstums erhalten. Die Inflation dürfte vielfach ihr Jahreshoch erreicht haben und in den nächsten Quartalen allmählich abnehmen. Erwartete Marktauswirkungen: Unser Basisszenario stützt den mittelfristigen Ausblick von Aktien und Unternehmensanleihen. Bei Staatsanleihen besteht dagegen das Risiko steigender Renditen. Die Reflationierung der Wirtschaft dürfte sich fortsetzen, wobei in der nächsten Phase vor allem Rohstoffe profitieren sollten. ALTERNATIVSZENARIEN 1. Globale Rezession Ausgelöst z.B. durch neue Wellen der Coronavirus-Pandemie, eine Eskalation geo- 2. Inflationärer Boom Ausgelöst z.B. durch ein erfolgreiches Zurückdrängen der Pandemie bei einer politischer Konflikte, eine neue Schuldenkrise gleichzeitig zu lange zu expansiven globalen oder eine zu restriktive Geldpolitik. Geld- und Fiskalpolitik. Erwartete Marktauswirkungen: Erwartete Marktauswirkungen: Positiv für Gold, Schweizer Franken, Staats- Positiv für Aktien, Risikoprämien von anleihen von «safe haven»-Staaten; negativ für Unternehmen und Schwellenländern, Gold, Aktien, Rohstoffe, den Euro und Vermögens- Rohstoffe, Hartwährungen und inflationsge- werte aus den Schwellenländern. schützte Anleihen; negativ für Staatsanleihen. Wirtschaftswachstum und Inflation in den Industrieländern seit 2008 6 2021 (S) 2022 (S) 4 Wachstum in % gegenüber Vorjahr Stand der Weltwirtschaft 2 Ende 2020 inkl. Entwicklung seit 2008 2008 0 Erwarteter Stand der Weltwirtschaft Ende 2022 Durchschnittswerte seit 2000 –2 (S) LUKB-Schätzwerte –4 2020 –6 0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5 4 Inflation in % gegenüber Vorjahr 6 | ANLAGEPOLITIK | 3. Quartal 2021
MARKTEINSCHÄTZUNG Wir gehen von einer anhaltend robusten Konjunktur bis Finanzwerten. Anleihen bleiben als Anlageklasse ins- in das Jahr 2022 aus. Eine zunehmende Kapazitätsaus- gesamt unattraktiv, weshalb wir sie untergewichten. lastung sowie eine langsam weniger lockere Geldpoli- Im Bereich der nicht-traditionellen Anlagen bauen wir tik bergen das Risiko steigender Renditen. Wir belassen unsere Position in breit diversifizierten Rohstoffanlagen daher die Aktienquote übergewichtet und empfehlen weiter aus, da wir in einem positiven Konjunkturumfeld auf Sektorenebene eine Übergewichtung von globalen steigende Rohstoffpreise erwarten. Markteinschätzungen und Positionierung per 2. Juli 2021 Anlageklasse Kommentar Wir empfehlen eine erhöhte Liquiditätsquote zur Ausnutzung von Liquidität Marktopportunitäten Aufgrund der z.T. negativen Renditen und des anhaltenden Risikos eines Festverzinsliche Anlagen Zinsanstiegs gewichten wir festverzinsliche Anlagen unter CHF-Staatsanleihen rentieren zumeist negativ und sollten daher deutlich CHF untergewichtet werden. Das Zinsanstiegsrisiko ist aber geringer als beim USD Auch EUR-Staatsanleihen höchster Bonität sind negativ verzinst. EUR Das Renditeanstiegspotenzial ist ähnlich wie beim CHF begrenzt Die GBP-Renditen bewegten sich zuletzt seitwärts. Der Ausblick für Geld- GBP politik und Inflation deutet jedoch auf Risiken eines Renditeanstiegs hin USD-Anleihen profitierten jüngst von sinkenden Renditen. Zinsanstiegsrisiken USD ergeben sich vor allem aus dem kommenden Ende der lockeren Geldpolitik CNY-Anleihen bieten sowohl von Währungs- als auch Zinsseite gutes CNY Diversifikationspotenzial Breit diversifizierte Lokalwährungsanleihen sind ein attraktiver Portfolio- Schwellenländer bestandteil und dürften von der globalen Konjunkturerholung profitieren Trend, Liquidität, Risikobereitschaft und Wachstum unterstützen trotz Aktienmärkte erhöhter Bewertung die Aktienmärkte Wir behalten das Übergewicht im Schweizer Markt bei, da trotz hoher Be- Schweiz wertung die Qualität und der Ausblick auf Unternehmensebene überzeugen Der zyklisch ausgerichtete Markt der Eurozone sollte auch weiterhin im Eurozone Umfeld der globalen Konjunkturerholung outperformen Aus Bewertungsperspektive ist der UK-Aktienmarkt attraktiv. Der höhere Grossbritannien Anteil an Rohstoffwerten macht ihn im aktuellen Umfeld interessant Die Bewertung des US-Marktes ist relativ hoch, weshalb wir im Vergleich zu USA anderen Aktienmärkten eine neutrale Positionierung bevorzugen Der japanische Markt hatte zuletzt unter neuen Lockdowns gelitten. Er sollte Japan aber vom globalen Konjunkturaufschwung besonders profitieren Das Potenzial für Schwellenländeraktien ist begrenzt durch das Risiko einer Schwellenländer restriktiveren Geldpolitik Chinas und die hohe Bewertung von Tech-Aktien Die Quote der nicht-traditionellen Anlagen erhöhen wir auf neutral Nicht-traditionelle Anlagen über einen Aufbau von breit diversifizierten Rohstoffanlagen Schweizer Immobilienfonds sind hoch bewertet, aber weiterhin eine Immobilien Schweiz attraktive Alternative zu CHF-Obligationen Die Konjunkturerholung in der Eurozone dürfte den REITs-Märkten in den Immobilien Eurozone kommenden Monaten Rückenwind verleihen Industriemetalle und Energie bieten im Umfeld von Reflation und wachsender Rohstoffe (ohne Agrar) Konjunkturdynamik anhaltende Chancen, weshalb wir die Position aufstocken Wir belassen die Goldposition unverändert als Absicherung gegen unerwartete Gold Marktereignisse. Steigende Realzinsen stellen das Hauptrisiko dar Positionierung vorher ¢ stärker untergewichtet ¢ leicht untergewichtet ¢ neutral ¢ leicht übergewichtet ¢ stärker übergewichtet ANLAGEPOLITIK | 3. Quartal 2021 | 7
Konjunktur und Geldpolitik Konjunkturampel steht auf Grün: Globale Wirtschaft wächst 2021 kräftig Wir erwarten für 2021 ein kräftiges Wachstum der 2021 erwarten wir einen kräftigen globalen Wirtschaftsleistung (BIP) von real (um die Aufschwung. Zentralbanken dürften Inflation bereinigt) 6.6% gegenüber dem Vorjahr. 2022 2022 die quantitativen Massnahmen dürfte sich das Tempo auf 4.5% verlangsamen. Die Inflationsraten sollten in den meisten der von uns beob- wegen positiver Konjunktur und achteten Länder ihr Jahreshoch im 2. Quartal erreicht höherer Inflation allmählich drosseln. haben. Für die nächsten Quartale rechnen wir mit einem allmählichen Rückgang. Die Stimmung in der Wirtschaft hat sich weltweit verbessert. Darauf deuten u.a. die viel beachteten Um- US-Konjunktur boomt fragen bei den Einkaufsmanagern der Industrie und Die US-Wirtschaft sollte ihrer Rolle als Wachstumsloko- des Dienstleistungssektors hin. Die daraus ermittelten motive der Welt 2021 mehr als gerecht werden. Denn Einkaufsmanagerindizes erreichten teilweise Rekord- wir gehen davon aus, dass sie real um fast 7% wachsen niveaus. Andere Stimmungsindikatoren, wie Deutsch- wird. Als Wachstumsträger sehen wir dabei den priva- lands ifo Geschäftsklimaindex und das KOF-Kon- ten Konsum. Hierbei dürfte die positive Beschäftigungs- junkturbarometer der Schweiz, stützen das Bild einer und Einkommensentwicklung, die wir für die näch- starken Konjunkturerholung. Auch Konsumenten sten Monate erwarten, den privaten Verbrauch stützen. blicken wieder zuversichtlicher in die konjunkturelle Auch die Unternehmen sollten wieder verstärkt inves- Zukunft. tieren. Zumal die Regierung Joe Bidens ein Infrastruktur- programm im Volumen von rund USD 2.3 Bio. plant. Pandemie hat an Schrecken verloren Es soll durch die Anhebung von Steuern finanziert wer- Zur Euphorie trägt bei, dass die Coronavirus-Pandemie den. Wird es umgesetzt, könnte es das BIP-Wachstum an Schrecken verloren hat. Denn viele Länder haben kurzfristig deutlich erhöhen. Der langfristige Effekt wäre das Impftempo erhöht. Hinzu kommt, dass die Ausbrei- allerdings geringer. Denn die Steuererhöhungen dürften tung des Coronavirus saisonal bedingt im Sommer die Investitionen und den Konsum dämpfen. geringer zu sein scheint. Die Kontakt- und Mobilitäts- einschränkungen, die vor allem Dienstleistungsbran- Euroraum nimmt Fahrt auf chen, wie die Hotellerie, belasteten, werden wieder Die Wirtschaft des Euroraums ist zwar schwach ins gelockert. Jahr gestartet, das Blatt hat sich jedoch konjunkturell gesehen zum Positiven gewendet. Das liegt einerseits SECO-Indikator und Wachstum US-Inflationsrate in % gegenüber Vorjahr in % gegenüber Vorjahr, gepunktete Linie = LUKB-Prognose 10 5.0 8 6 4.0 4 2 3.0 0 –2 2.0 –4 –6 1.0 –8 –10 0 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017 2019 2021 2019 2020 2021 2022 SECO-Index wöchentliche Wirtschaftsaktivität Reales BIP Inflationsrate 8 | ANLAGEPOLITIK | 3. Quartal 2021
daran, dass das Impftempo deutlich zugenommen hat. Zusammen mit den fallenden Infektionszahlen konnten die Restriktionen gelockert werden. Andererseits flies- sen bald auch die Gelder aus dem Wiederaufbaufonds. Diese kommen vor allem den Staaten zugute, die am meisten unter der Pandemie gelitten haben. Insgesamt erwarten wir für dieses und für das nächste Jahr ein BIP-Wachstum von 4.6% respektive 4.5%. Schweizer Wachstumsfundament wird breiter Brian Mandt Wichtige Frühindikatoren wie der SECO-Index zur Chefökonom wöchentlichen Wirtschaftsaktivität deuten auf einen kräftigen Aufschwung hin (Abb. S. 8, links). Gleichzeitig sollte das Fundament der Konjunkturerholung breiter Geldpolitik steht auf dem Prüfstand. Denn die Kon- werden. Bislang ist es vor allem die Industrie, die das junkturaussichten haben sich deutlich verbessert und Wachstum stützt. Von ihr erwarten wir auch weiterhin damit ist das Risiko eines anhaltenden Inflationsan- positive Impulse. Sie profitiert davon, dass die globale stiegs gestiegen. Nachfrage steigt. Doch auch der Servicesektor kommt in Schwung. Per Saldo prognostizieren wir für 2021 ein Die Diskussionen über einen Ausstieg aus der expansi- BIP-Wachstum von 3.6%. 2022 dürfte es sich auf 3.1% ven Geldpolitik nehmen jedenfalls zu. Die US-Noten- verlangsamen. bank (Fed) hat bereits signalisiert, dass sie den Leitzins 2023 wieder anheben könnte. Wir halten es für mög- In China setzt sich die Erholung fort lich, dass sie bereits im Spätsommer ankündigen könn- Chinas Konjunktur befindet sich weiterhin auf dem te, dass sie ihre Ankäufe von Vermögenswerten (derzeit Erholungspfad. Doch längst nicht alles läuft rund im ca. USD 120 Mrd. pro Monat) ab 2022 reduzieren wird. Reich der Mitte. Lieferengpässe haben die Industriepro- Auch die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte 2022 duktion zuletzt beeinträchtigt. Die Einkaufsmanager- ihre Anleihekäufe verringern. Die Leitzinsen wird sie indizes weisen jedoch auf eine solide Entwicklung der auf Jahressicht aber unverändert lassen. Die Schweize- Wirtschaft hin. Somit erwarten wir ein BIP-Wachstum rische Nationalbank (SNB) wird daher ihre Leitzinsen von knapp 9% in diesem Jahr. Nächstes Jahr dürfte sich ebenfalls unverändert belassen müssen. Bei Bedarf das Wachstum auf 5.4% verlangsamen. sollte sie jedoch am Devisenmarkt intervenieren. ¢ Inflationshoch bald erreicht In den letzten Wochen hat die Inflation viel von sich Reden gemacht. Das gilt insbesondere für die US-Infla- tion, die im Mai auf 5% kletterte. Auch in der Schweiz und im Euroraum war der Trend nach oben gerichtet. Vor allem Einmaleffekte sorgten für den Teuerungs- schub. Diese sollten in den kommenden Monaten jedoch auslaufen, so dass die Inflationsraten allmählich IN KÜRZE wieder etwas zurückgehen dürften. Beispielsweise Die Konjunkturampel steht auf Grün erwarten wir für die US-Inflation für 2022 im Schnitt Die globale Wirtschaft sollte sich 2021 kräftig erholen 2.7% nach 3.8% in diesem Jahr. Die Inflation dürfte vielerorts ihr Hoch bald erreicht Zentralbanken könnten Geldfluss drosseln haben Die Notenbanken der USA und Europas halten die Die Zentralbanken dürften 2022 ihre quantitativen Geldschleusen zwar noch geöffnet, doch die expansive Massnahmen verringern ANLAGEPOLITIK | 3. Quartal 2021 | 9
FOKUS Tapering: US-Notenbank wird bald Fuss vom Gaspedal nehmen Die US-Notenbank dürfte in der zweiten Jahres- hälfte ein allmähliches Ende der lockeren Geldpolitik ankündigen. Anleger sollten sich der Chancen und Risiken daraus für die Finanzmärkte bewusst sein. Björn Eberhardt Leiter Investment Office Eine der derzeit wichtigsten Investorenfragen ist die was wie schnell von der Fed vorgenommen wird, darü- nach dem Ausblick für Wachstum, Inflation und Geld- ber besteht verständlicherweise grosse Unsicherheit. politik, speziell in den USA. Die Inflationssorgen, die den Markt im 2. Quartal zeitweise stark bewegten, scheinen Fed-Sitzung vom Juni sorgte für Volatilität sich beruhigt zu haben. Insofern sieht es so aus, als Einen ersten Vorgeschmack auf mögliche Anpassungs- hätten die Marktteilnehmer die Argumentation der prozesse bei der Geldpolitik gab die jüngste Sitzung Notenbanken akzeptiert, dass der grösste Teil des Infla- der US-Notenbank vom Juni. Die Fed deutete an, dass tionsanstiegs vorübergehend sei. Aber auch diese Ein- sie die Leitzinsen früher und etwas schneller anheben schätzung von Markt und Notenbanken kann sich mit könnte als bis anhin erwartet. Darauf folgte ein Rendi- den Konjunkturdaten der kommenden Monate ändern. teanstieg bei gleichzeitig sinkenden Inflationserwartun- gen, d.h. die inflationsbereinigten Renditen (Realrendi- Eines ist klar: sollte sich die Wirtschaft wie erwartet ten) stiegen so etwas mehr an. Daraus resultierte eine weiter erholen, wird die US-Notenbank ihre Wert- Aufwertung des US-Dollars und ein deutlicher Rückset- papierkäufe früher oder später reduzieren (sogenanntes zer bei Vermögenswerten, die sensibel auf Änderungen «Tapering») und nach dem Ende der Käufe – soweit des Realzinses reagieren, wie z.B. der Goldpreis oder möglich – mit Zinserhöhungen beginnen. Aber wann inflationsgeschützte Anleihen (TIPS). Realrendite in USD, Laufzeit 10 Jahre Leistungsbilanzsalden der «Fragile Five» in % in % des BIP, Schnitt der letzten 4 Quartale 1.5 Türkei 1.0 Südafrika 0.5 0 Brasilien –0.5 Indonesien –1.0 Indien –1.5 –6.0 –5.0 –4.0 –3.0 –2.0 –1.0 0.0 1.0 2.0 3.0 Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez 2013 2021 Q4 2012 Q4 2020 10 | ANLAGEPOLITIK | 3. Quartal 2021
Fed hat vom Taper Tantrum 2013 gelernt Inflation 2013 deutlich unter dem Zielwert von 2% lag, Der Realzinsanstieg weckt Erinnerungen an eine ähn- liegt sie 2021 signifikant darüber. Die Lage am Arbeits- liche Marktperiode vor ziemlich genau acht Jahren. markt erscheint dagegen 2021 schlechter: waren die Auch zu jener Zeit führte die US-Notenbank monatli- USA 2013 knapp 2 Mio. Arbeitsplätze vom Vorkrisen- che Wertpapierkäufe in grossem Stil durch, um der niveau der Beschäftigung entfernt, sind es 2021 knapp US-Wirtschaft nach der globalen Finanzkrise wieder 7.5 Mio., was die höhere Inflation 2021 relativiert. auf die Füsse zu helfen. Durch die lockere Fed-Politik Insofern erscheint die Argumentation der Fed in bei- waren die US-Zinsen zwischen 2009–2013 stark gefallen den Fällen plausibel, dass ein Tapering primär erfolgt, und viel Kapital auf der Suche nach Rendite in andere weil die US-Konjunktur weniger Stimulus benötigt, Märkte geflossen, u.a. in jene der Schwellenländer. und nicht, um eine bereits akute Inflationsgefahr zu Im Frühjahr 2013 hatte die US-Wirtschaft aber wieder bekämpfen. Diese Unterscheidung ist bedeutend für auf einen robusten Wachstumspfad gefunden. Aus den Ausblick für die Anlageklassen. diesem Grund erschien der US-Fed ein Tapering der Wertpapierkäufe angemessen. Allerdings kam das erste Aktienmärkte wohl weniger tangiert Signal des damaligen Fed-Chefs Ben Bernanke für die Die Aktienmärkte selbst waren vom Taper Tantrum im Märkte überraschend. Es folgte das Jahr 2013 sowie vom 2014 folgenden sogenannte «Taper Tantrum» (auf Start des Tapering nicht gross tan- Deutsch: der «Taper-Wutanfall») – giert, da das Wirtschaftswachstum eine Marktreaktion rapide steigen- «Ein Tapering sehr robust war. Sowohl 2013 (+30%) der Realrenditen und Dollarstärke aufgrund robusten als auch 2014 (+13%) waren sehr gute insbesondere gegenüber den Schwel- Jahre für den amerikanischen Aktien- lenländerwährungen. Am Ende des Wachstums dürfte markt gemessen am S&P 500. Die Jahres 2013 lagen die 10-jährigen für die Aktien- grössten Marktrücksetzer in beiden USD-Realrenditen um ganze 130 Ba- Jahren lagen bei vergleichsweise sispunkte höher als zu Jahresbeginn. märkte kein Pro- geringen 5–6%. Auch der Schweizer Natürlich hat die Fed aus dieser blem darstellen.» Markt lieferte in beiden Jahren sehr gute Ergebnisse ab. Episode gelernt und versucht, durch ihre Kommunikation die Erwartun- Dank der guten Wachstumsperspek- gen des Marktes frühzeitig zu steuern. Aber selbst dann tiven und der trotz des erwarteten Tapering insgesamt können die Märkte auf dem falschen Fuss erwischt wer- immer noch lockeren Geldpolitik gehen wir für dieses den, wie die Fed-Sitzung vom Juni vor Augen führte. und das kommende Jahr davon aus, dass die Aktien- märkte sich weiterhin positiv entwickeln. Im Gegensatz Ausgangslagen für Fed vergleichbar zu 2013 sind die Bewertungsniveaus allerdings deutlich Tapering ist eine Reduktion von geldpolitischem Stimu- höher. Das begrenzt einerseits das Renditepotenzial, lus und hat damit den Charakter restriktiverer Geldpoli- andererseits scheint damit auch das Rückschlagpoten- tik. Deshalb ist es so entscheidend zu wissen, warum ein zial heute höher. Tapering erfolgt. Es gibt prinzipiell zwei Hauptmotive: 1. Die Wirtschaft wächst robust und braucht weniger Grössere Risiken bei den Anleihemärkten Stimulus, Inflation ist nicht der Haupttreiber. Bei den Anleihemärkten sah die Entwicklung 2013 deut- 2. Inflation ist der Hauptgrund und die Fed will eine lich negativer aus. Am stärksten unter Druck gerieten Abkühlung der Wirtschaft bewusst herbeiführen, inflationsgeschützte Anleihen aufgrund des markanten um steigenden Preisdruck zu brechen. Realzinsanstiegs. So verloren USD-TIPS mit einer Laufzeit von 5–10 Jahren über das Jahr 2013 knapp 9%, Konjunkturell weisen 2013 und 2021 gewisse Paralle- während vergleichbare US-Staatsanleihen nur 4.5% len auf. Beide Jahre zeichnen sich durch einen robusten nachgaben. Die Performance der Anleihemärkte drehte Erholungskurs der US-Wirtschaft aus. Während die im Jahr 2014 aber schon wieder ins Plus, gerade als die ANLAGEPOLITIK | 3. Quartal 2021 | 11
Das Abebben der Liquiditätsflut schafft neue Perspektiven und Herausforderungen.
Anleihekäufe effektiv auf null zurückgeführt wurden. Transparente Fed-Politik entscheidend für Dabei half ein ausgeprägter Rückgang der Inflations- Schwellenländer erwartungen u.a. aufgrund eines enormen Einbruchs Die globale Situation im Jahr 2021 weist jedoch wich- der Ölpreise. tige Unterschiede gegenüber 2013 auf. Zu den bedeutend- sten zählen, dass viele Schwellenländer in den letzten Zurzeit spricht die erhöhte Kerninflation tendenziell Jahren Leistungsbilanzüberschüsse erzielt haben, weiter dafür, dass die Fed nach einem Tapering nicht allzu Devisenreserven aufbauen konnten und z.T. auch ihre lange mit Zinsschritten warten wird, vorausgesetzt, der Gläubigerstruktur etwas mehr auf das Inland auszurich- Arbeitsmarkt hat sich bis dahin weitgehend normalisiert. ten vermochten. Auch von der Inflationsseite stehen Die aktuellen markbasierten Inflationserwartungen auf etliche Schwellenländer besser da. Dies trägt dazu bei, Sicht von 10 Jahren von ca. 2.3% erscheinen angemessen, dass die Stabilität der Schwellenländer in der Summe weshalb diesmal weniger Spielraum für einen Rückgang heute insgesamt höher wirkt als vor acht Jahren. Hinzu der Inflationserwartungen bestehen dürfte. Gleichzeitig kommt, dass die US-Notenbank schon seit geraumer sind sowohl das US-Fiskaldefizit für dieses und nächstes Zeit recht klar signalisiert, dass eine Reduktion der Jahr als auch die Gesamtverschuldung deutlich höher. monatlichen Wertpapierkäufe nur eine Frage der Zeit Von daher deuten etliche Faktoren eher in die Richtung ist. Das Vorgehen vor acht Jahren kann den Finanz- steigender US-(Real-)Renditen hin. Die Anleihemärkte märkten zudem als Blaupause dienen, wie die Fed von könnten damit ähnlich wie 2013 einer Reduktion der Liquiditätszu- negativ performen. fuhr allmählich zu einer strafferen Geldpolitik übergehen kann. Schwellenländer kamen 2013 «Für die Schwellen- stark unter Druck länder wird entschei- Dennoch stehen auch heute eini- Einige der signifikantesten ge Schwellenländer vor besonderen Marktentwicklungen im Zusam- dend sein, dass die Herausforderungen, die oft eine menhang mit dem Taper Tantrum US-Notenbank mög- Kombination aus länderspezifi- von 2013 fanden in den Schwellen- schen Faktoren und den Auswir- ländern statt. Diese hatten in den lichst transparent kungen der Pandemie sind. Dazu Jahren vor 2013 einen enormen zählt unter anderem die Türkei, Kapitalzufluss aus den Industrielän- kommuniziert.» welche derzeit ein hohes Leistungs- dern mit ihren Nullzinsen erlebt, bilanzdefizit und gleichzeitig eine welcher zu einem Anstieg der Prei- erhöhte Inflation aufweist. Eine se von Vermögenswerten sowie einer übergewichteten systemische Schwellenländerkrise ist aufgrund der sehr Allokation solcher Anlagen in vielen Portfolios führte. länderspezifischen Faktoren aber kaum zu erwarten. Der überraschende Richtungswechsel der Fed 2013 Risikoanlagen dürften Tapering besser überstehen sowie die steigenden US-Renditen machten die USA für Insgesamt lassen sich aus dem Vergleich mit 2013 eini- Investoren nach Jahren des Booms der Schwellenländer ge interessante Schlüsse für den Ausblick in diesem Jahr und bei Rohstoffanlagen wieder interessanter. Mittel- ziehen. So erscheint eine weitgehende Wiederholung abflüsse in Richtung der US-Finanzmärkte setzten ein. der Marktentwicklungen von 2013 eher unwahrschein- Damit kamen die Währungen etlicher Länder unter lich, da sich die Ausgangslage in vielen Märkten unter- Druck, was Zentralbanken dort zu Zinserhöhungen scheidet. Das gilt insbesondere für die Schwellenländer. und Devisenmarktinterventionen zwang. Bei den Aktien gehen wir auch diesmal davon aus, dass ein Tapering keine grössere Belastung sein wird. Die er- Betroffen waren vor allem Staaten, deren Investitions- höhten Bewertungen stellen aber einen Risikofaktor dar. wachstum stark auf ausländische Geldzuflüsse ange- Für die Staatsanleihen der Industrieländer besteht aus wiesen war, die ein Leistungsbilanzdefizit, eine recht unserer Sicht dagegen mehr Gegenwind. Entsprechend hohe Verschuldung in USD sowie erhöhte Inflations- empfehlen wir in gemischten Portfolios weiterhin eine raten aufwiesen. Dazu zählten v.a. Indien, Brasilien, Übergewichtung von Aktien und eine Untergewichtung Südafrika, die Türkei und Indonesien – die sogenannten festverzinslicher Anlagen. ¢ «Fragile Five» (Fragilen Fünf). ANLAGEPOLITIK | 3. Quartal 2021 | 13
Festverzinsliche Anlagen Konjunkturaufschwung und erhöhte Inflation sprechen für steigende Zinsen. Der Renditeanstieg dürfte moderat ausfallen. Opportunitäten sehen wir bei Schwellenländeranleihen. Die Inflation steigt, der Zins sinkt. Diese Aussage trifft zumindest für die USA zu. Denn dort sind die Staatsanleihenrenditen seit Anfang des 2. Quartals per Saldo gesunken. Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen (Treasuries), die im 1. Quartal noch kräftig gestiegen war, ist seit Ende März von 1.74% auf gut Brian Mandt Chefökonom 1.5% gesunken. Dagegen nahm die US-Inflation signifikant auf 5% im Mai zu, das höchste Niveau seit fast 13 Jahren. Diesseits des Atlantiks ist die Lage nicht wesentlich besser. Die 10-jährigen Staatsanleihenrenditen der Schweiz und Deutschlands stiegen zwar um knapp 20 bzw. 17 Basispunkte. Sie befinden sich aber beide mit –0.17% bzw. –0.2% im negativen Bereich. Inflation bleibt im Visier Das beherrschende Thema an den Rentenmärkten ist nach wie vor die Ent- der Rentenmärkte wicklung der Inflation. Kopfzerbrechen bereitet den Marktakteuren, ob es sich beim kräftigen Anstieg der Teuerungsraten um ein vorübergehendes Phäno- men handelt, oder ob wir uns künftig auf anhaltend höhere Inflationsniveaus einstellen müssen. Daran knüpft sich die Frage, ob die Zentralbanken rascher als allgemein erwartet die Geldhähne zudrehen werden. Die mittelfristigen Inflationserwartungen der Marktteilnehmer sind in den letzten Wochen aber nicht mehr gestiegen. In den USA haben sie sich bei etwa 2½% eingependelt. Tapering dürfte kommen Die Marktakteure scheinen sich bereits darauf eingestellt zu haben, dass die Zentralbanken ihre quantitativen Massnahmen drosseln könnten. Die Noten- banken haben schon vorsichtige Hinweise auf ein mögliches Tapering gege- ben, d.h. auf eine schrittweise Reduktion der monatlichen Käufe von Wert- Leitzins und Rendite 10-j. Staatsanleihen Schweiz Risikoprämien Unternehmens- ggü. Staatsanleihen in % in Basispunkten 0.50 450 0.25 400 350 0.00 300 –0.25 250 –0.50 200 150 –0.75 100 –1.00 50 –1.25 0 2018 2019 2020 2021 2022 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 10-jährige Staatsanleihen Leitzins LUKB-Prognosen USA Eurozone 14 | ANLAGEPOLITIK | 3. Quartal 2021
papieren. Die Betonung liegt aber noch auf vorsichtig. Die amerikanischen Währungshüter deuteten zudem an, dass sie den Leitzins 2023 erstmals wie- der anheben wollen. Vorausgesetzt die Konjunktur erholt sich weiter, halten wir ein Tapering im kommenden Jahr sowohl bei der Fed als auch bei der EZB für wahrscheinlich. Ein kräftiger Renditeanstieg ist auch deshalb ausgeblieben, weil die grossen Konjunkturüberraschungen Konjunkturüberraschungen vor allem in den USA in den letzten Wochen aus- halten sich in Grenzen blieben. Die Stimmungsindizes aus verschiedenen Bereichen der Wirtschaft haben zwar immer neue Rekordstände gerissen, jedoch konnten die funda- mentalen Wirtschaftsdaten nicht immer Schritt halten. Das wiederum spricht dafür, dass die Notenbanken, wenn überhaupt, nur behutsam auf die geld- politische Bremse treten sollten. Die Renditestrukturkurven in der Schweiz, im Euroraum und in den USA Zinskurve sollte steiler sind in den letzten Wochen trotz anhaltender Konjunkturerholung nicht stei- werden ler geworden. Grund hierfür dürfte u.a. sein, dass ein Teil der Marktteilneh- mer die erhöhte Inflation als temporär ansehen und wieder vermehrt Anlei- hen mit höherer Duration gekauft haben. Wir gehen davon aus, dass die Kapitalmarktzinsen auf Sicht von 12 Monaten steigen werden. Grund hierfür ist u.a., dass das Angebot an Staatsanleihen in den USA und im Euroraum wegen der Fiskalprogramme wachsen sollte. Der Renditeanstieg dürfte zwar moderat ausfallen. Da wir aber auf Jahressicht stabile Geldmarktzinsen erwarten, sollten die Zinsstrukturkurven beider- seits des Atlantiks wieder steiler werden (Abb. S. 14, links). Die Corporate Spreads, die Renditedifferenzen zwischen den Unternehmens- Potenziale bei Schwellen- anleihen und den als Benchmark geltenden Staatsanleihen, haben sich im länderanleihen Trend der letzten Monate eingeengt. Hierzu hat vor allem die robuste Erholung der Wirtschaft beigetragen (Abb. S. 14, rechts). Eine ähnliche Entwicklung be- obachteten wir auch bei den Spreads zwischen Schwellenländeranleihen und Benchmark-Bonds. Auch hier macht sich die positive Konjunkturentwicklung bemerkbar. Für die kommenden Monate sehen wir auf historischer Basis nur noch be- IN KÜRZE grenztes Einengungspotenzial für Corporate Spreads. Das dürfte insbesonde- re bei Anleihen im Investment-Grade-Bereich der Fall sein. Bei den Risiko- Inflation und Geldpolitik im Visier prämien der Schwellenländeranleihen ist hingegen noch etwas Luft nach der Rentenmärkte unten vorhanden. Daher sehen wir dieses Segment weiterhin als attraktives Moderate Renditeanstiege bei Engagement innerhalb der Anlageklasse der festverzinslichen Anlagen an. Staatsanleihen der Hauptwährun- Hingegen empfehlen wir, das Untergewicht bei CHF- und EUR-Anleihen auf- gen auf Jahressicht wahrscheinlich recht zu halten. Zwar rechnen wir mit einem Renditeanstieg, jedoch bleiben Schwellenländeranleihen in lokaler die Zinsen noch einige Zeit im negativen Bereich. Bei USD-Anleihen empfeh- Währung bieten Ertragschancen len wir, eine neutrale Gewichtung beizubehalten. Insgesamt halten wir das Staatsanleihen der Hauptwäh- Chance-Risiko-Verhältnis der Anlageklasse Anleihen im Vergleich zu jener rungen CHF, EUR und GBP unter- der Aktien für ungünstig und gewichten sie daher weiterhin unter. ¢ gewichtet lassen ANLAGEPOLITIK | 3. Quartal 2021 | 15
Aktienmärkte Viele Indizes haben neue Höchststände erreicht. Die guten Konjunkturaussichten und die damit einhergehenden positiven Gewinnrevisionen spre- chen für zyklische Aktien. Daran sollte auch eine weniger expansive Geldpolitik nichts ändern. Aktienmärkte im Umfeld weniger expansiver Geldpolitik Die US-Notenbank nähert sich vorsichtig einer Reduktion der Anleihekäufe Reto Lötscher (Tapering) und deutet in der Ferne mögliche Leitzinserhöhungen an. Die Frage, Leiter Finanzanalyse die sich den Aktieninvestoren stellt, ist: Wie reagieren die Aktienmärkte, wenn die Geldpolitik weniger expansiv bzw. irgendwann sogar restriktiver werden sollte? Es lohnt sich ein Blick in die Vergangenheit. Im Mai 2013 hat der damalige US-Notenbankpräsident Ben Bernanke zum ersten Mal die Möglichkeit erwähnt, die monatlichen Anleihekäufe der Fed zu reduzieren. Daraufhin hat die Volatilität am US-Markt vorübergehend an- gezogen und die globale Aktienmarktperformance war kurzzeitig negativ. Aber bereits zum Ende des zweiten Monats lagen die Aktienmärkte wieder über dem Niveau von vor der Ankündigung. Als im Dezember 2015 die erste Leitzinserhöhung in den USA erfolgte, war die Reaktion dieselbe. Die Vola- tilität stieg an und die US-Aktienmarktperformance war negativ. Dieses Mal dauerte es länger bis die Volatilität wieder sank (Abb. S.16, rechts, siehe grüner Block). Bereits nach sechs Monaten lag der US-Aktienmarkt wieder auf dem Niveau von vor der ersten Leitzinsanhebung (Abb. S. 16, links). Der Rückblick zeigt einerseits, dass zwischen den ersten Diskussionen über eine straffere Geldpolitik und der effektiven Anhebung der Leitzinsen einige Zeit vergehen kann, in der die Aktienmärkte weiter grosszügig mit Liquidität versorgt werden. Andererseits legen die Märkte den Fokus rasch wieder auf Performance von Aktien Welt Volatilität von Aktien Welt in %, Gesamtrenditen in USD ab Dezember 2015 nach erster Fed-Leitzinserhöhung im Dezember 2015 25 Monate 30 25 13 Monate 20 6 Monate 15 10 3 Monate 5 2 Monate 0 Okt 2015 Nov 2015 Dez 2015 Jan 2016 Feb 2016 Mär 2016 Apr 2016 Mai 2016 Jun 2016 Jul 2016 Aug 2016 Sep 2016 1 Monat –15 –10 –5 0 5 10 15 20 25 30 35 16 | ANLAGEPOLITIK | 3. Quartal 2021
fundamentale und konjunkturelle Faktoren. Diese sprechen auch 2021 für ein Engagement in Aktien. Um die Finanzmärkte nicht zu überraschen, dürften die Notenbanken eine frühzeitige und vorsichtige Kommunikationspolitik betreiben. Bleiben sie zu lange untätig, riskieren sie, dass die Märkte sie ange- sichts des hohen Wirtschaftswachstums als zu zögerlich einstufen. Trotzdem stellt sich die schwierige Frage, ab wann sich höhere Zinsen stark negativ auf Aktien auswirken könnten. Eine Umfrage der Bank of America zeigt, dass ein Grossteil der befragten professionellen Investoren damit rech- net, dass eine bedeutende Aktienmarktkorrektur erst ab einem Zinsniveau von 2.5% bei US-Staatsanleihen ausgelöst wird. Wir gehen nicht davon aus, dass dieses Niveau in den nächsten zwölf Monaten erreicht wird. Solange die Märkte frühzeitig über Änderungen der Geldpolitik informiert und Überraschungen vermieden werden, besteht weiteres Kurspotenzial. Gemes- sen an der Risikoprämie bleiben die Aktienmärkte trotz historischer Höchst- stände fair bewertet. Für den US-Markt liegt die Risikoprämie beispielsweise bei rund 3%, was dem langjährigen Durchschnitt entspricht. Steigende Gewinnerwartungen stützen Aktienmärkte Die Stimmung der Weltwirtschaft hat sich kontinuierlich verbessert. Wir rechnen damit, dass sich die globale Wirtschaft, angeführt von den USA, kräf- tig erholen wird. Das widerspiegelt sich auch in den globalen Gewinnerwar- tungen für Aktien. Diese haben die Vorkrisenniveaus von Anfang 2020 be- reits übertroffen. Auch die Gewinnrevisionen sind positiv. Für den globalen Aktienmarkt (gemessen am MSCI World) sind zurzeit 66% aller Gewinnrevi- sionen positiv. Verglichen mit einer 20-jährigen Historie, wo im Durchschnitt rund 50% der Gewinnrevisionen positiv waren, ist das ein hoher Wert. Aus Sektorsicht weisen zyklische Sektoren wie Grundstoffe, Energie oder Indus- triewerte überdurchschnittlich positive Gewinnrevisionen auf. Eher defensive Sektoren wie Kommunikation, Versorger, das Gesundheitswesen oder Immo- bilien liegen zwar auch über der wichtigen 50%-Marke, sind aber deutlich weniger dynamisch. Sektoreinstufung Sektor LUKB-Einstufung Energie übergewichten IN KÜRZE Finanzen übergewichten Aktien im Vergleich zu Obligatio- Gesundheitswesen neutral nen attraktiv Immobilien neutral Industrie übergewichten Weniger expansive Geldpolitik Informationstechnologie neutral nur ein vorübergehender Belas- tungsfaktor Kommunikation neutral Nicht-zyklischer Konsum untergewichten Konjunkturelle Rahmenbedingun- Roh- und Grundstoffe übergewichten gen bleiben konstruktiv Versorger untergewichten Überzeugende Gewinnrevisionen Zyklischer Konsum neutral bei zyklischen Sektoren ANLAGEPOLITIK | 3. Quartal 2021 | 17
Zyklische Sektoren bleiben gefragt Unsere bevorzugten zyklischen Sektoren sind Energie, Industrie, Roh- und Grundstoffe sowie Finanzen. Mit zunehmender Normalisierung des sozialen und wirtschaftlichen Alltags eröffnet sich für den Energiesektor Potenzial. Die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen bleibt intakt, auch wenn der Druck auf die Energiekonzerne steigt, sich nachhaltigeren Geschäftsmodellen zuzu- wenden. Die soliden Bilanzen und hohen Cashflows erlauben nebst der Neu- ausrichtung der Unternehmen weiterhin eine attraktive Ausschüttungspolitik. Im Industriesektor lohnt sich ein selektives Vorgehen. Während «die Flut» in einer ersten Phase «alle Boote» angehoben hat, fokussieren wir uns nun auf Unternehmen, die stark wachsende Endmärkte bedienen. Dazu gehören Indus- trieunternehmen, die mit ihren Produkten von Themen wie der Urbanisie- rung, dem Onlinehandel oder der Halbleiterproduktion profitieren. Der Sektor Roh- und Grundstoffe ist im Vergleich zum Gesamtmarkt attraktiv bewertet. Innerhalb des Sektors bevorzugen wir Bergbauunternehmen, die in stabilen Regionen (Australien oder Nordeuropa) tätig sind und über eine starke Bilanz verfügen. Die Umstellung auf neue Energieformen, die Elektro- mobilität, die Herstellung von Speicherkapazitäten (Batterien) sowie der Bedarf an neuen Stromnetzen wird die Nachfrage nach verschiedenen Rohstoffen langfristig treiben. Im Bereich der Finanzwerte gehören die Banken zu den Gewinnern. Die Er- wartung höherer Renditen und eine steiler werdende Zinskurve begünstigen die Zinsmargen, eine bessere Konjunkturentwicklung lässt die Rückstellungen für notleidende Kredite sinken und führt generell zu höherer Kreditnachfrage, was für steigende Erträge bei den Banken sorgt. Heute kommt bei Banken noch eine weitere Komponente zum Tragen: die hohe Anzahl an Fusionen, Übernah- men und Börsengängen. Davon profitieren die Investmentbanken. ¢ Gewinnerwartungen Aktien weltweit Anteil positiver Gewinnrevisionen globaler Sektoren in USD über die nächsten 12 Monate über die letzten 4 Wochen in % 160 Roh- & Grundstoffe Technologie 150 Energie 140 Finanzwerte Industrie 130 Aktien Welt 120 defensiver Konsum zyklischer Konsum 110 Kommunikation Versorger 100 Gesundheitswesen Jan 2019 Apr 2019 Jul 2019 Okt 2019 Jan 2020 Apr 2020 Jul 2020 Okt 2020 Jan 2021 Apr 2021 Immobilien 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 18 | ANLAGEPOLITIK | 3. Quartal 2021
Rohstoffe Eine weiterhin steigende Nachfrage bei gleichzei- tig verhaltenem Ausblick für das Angebotswachs- tum dürfte den Ölpreis mittelfristig stützen. Industriemetalle wie Kupfer sollten von der laufen- den Konjunkturerholung profitieren. Der Erdölpreis hat dieses Jahr eine eindrückliche Preissteigerung erfahren und notiert mittlerweile rund 50% höher als zum Jahresbeginn. Der Ölmarkt hat sich viel schneller vom letztjährigen Einbruch erholt, als dies irgend- Andrew Portmann Analyst Rohstoffe jemand erwartet hätte. Die globalen Ölmärkte befinden sich aktuell in einem Angebotsdefizit, was sich in steigenden Preisen, sinkenden Lagerbeständen und einer zunehmenden Backwardation in den Futures-Preisen zeigt (d.h. Terminpreise unter den Kassapreisen). Letztere ist ein Hinweis auf knappe Preisentwicklung Kupfer & Rohöl physische Vorräte, bei denen Händler bereit sind, einen Aufschlag für eine indexiert, Jan 2020 = 100, in USD prompte Lieferung zu zahlen. 180 160 Das Angebot hat noch nicht auf diese Situation reagiert. Die OPEC und 140 Verbündete wie Russland halten freie Lieferkapazitäten seit letztem Jahr 120 100 zurück, während die US-Schieferölproduktion Anzeichen einer nachhal- 80 tigen Erschöpfung aufweist. Zudem haben sich die Investitionen in neue 60 Kapazitäten global verlangsamt (von USD 400 Mrd. p.a. vor fünf Jahren 40 auf USD 100 Mrd. im Jahr 2019). Es gibt daher berechtigte Sorgen auf der 20 0 Angebotsseite. Die globale Ölnachfrage wird dagegen gemäss der US- Jan 2020 Jul 2020 Jan 2021 Energiebehörde voraussichtlich bis 2030 weiter wachsen. Diese Kombina- tion untermauert die Erdölpreise von einer fundamentalen Seite. Kupfer Rohöl Eine vergleichbare Situation des Nachfrageüberhangs zeigt sich bei den Industriemetallen. Chinas jüngste regulatorische Interventionen haben die chinesische Nachfrage und damit auch den Preisanstieg verschiedener Rohstoffe zuletzt aber vorläufig gebremst. Dennoch bleibt der Rohstoffmarkt angespannt und mit einem kurzfristigen Versorgungsrisiko behaftet. Dazu trägt u.a. nach den Wahlen in Chile und Peru eine Konfrontation der neuen Regierungen mit den Bergbauunternehmen bei. Auf längere Sicht stellen die Umstellung auf neue Energieformen, die Elek- IN KÜRZE tromobilität, die Herstellung von Batterien sowie der Bedarf an neuen Strom- Ölpreise profitieren vom globalen netzen die wichtigsten langfristigen Treiber der Rohstoffnachfrage dar. Wirtschaftswachstum und von Diese sogenannte «grüne industrielle Revolution» benötigt grosse Mengen der daraus folgenden steigenden an Basismetallen. Nachfrage Auch Basismetalle bleiben wegen Das aktuelle wirtschaftliche Umfeld bleibt unserer Meinung nach günstig sinkender Lager und partieller für höhere Rohstoffpreise. Wir erwarten, dass breit diversifizierte Rohstoff- Lieferengpässe weiterhin im Fokus indizes in den nächsten Monaten eine positive Rendite erzielen werden, Wir empfehlen Rohstoffexponie- auch in einem Umfeld des Fed-Tapering. ¢ rung in breit diversifizierter Form im Portfoliokontext ANLAGEPOLITIK | 3. Quartal 2021 | 19
Immobilien Die Lage am Schweizer Markt für die günstigen Finanzierungskonditionen. Nachdem die Hypothekarmarktzinsen zu Jahresbeginn einen Anstieg Wohneigentum bleibt von einem verzeichnet haben, sind sie in den letzten beiden Mona- preistreibenden Nachfrageüberhang ten wieder zurückgegangen. Wenn auch das tiefe Niveau geprägt. Auch der Anlagennotstand von 2020 bislang nicht wieder erreicht wurde, bleiben die Finanzierungskonditionen über alle Laufzeiten hin- dürfte den Schweizer Immobilien- weg dank der flachen Zinsstrukturkurve sehr attraktiv. fonds Rückenwind verleihen. Wir er- Das heisst, dass ein Kreditnehmer nur mit einem geringen achten zudem europäische Immobi- Aufschlag (derzeit rund 30 bis 40 Basispunkte) eine zehn- statt eine fünfjährige Hypothek abschliessen kann. Da wir lienaktien als interessant. lediglich von einem moderaten Renditeanstieg bei den Staatsanleihen ausgehen, dürften die Hypothekarmarkt- Die Nachfrage nach Einfamilienhäusern und Eigen- zinsen und somit die Finanzierungskonditionen in den tumswohnungen ist in der Schweiz weiterhin hoch. nächsten Monaten günstig bleiben. Neben dem Wunsch nach einem idyllischen Haus im Grünen mit Balkon und Garten sind auch die günstigen Knappes Angebot von Wohneigentum führt Finanzierungskonditionen ein wichtiger Nachfragefak- zu Preissteigerungen tor. Auf der anderen Seite ist das Angebot an Wohneigen- Auf der Angebotsseite sieht es auch im laufenden Jahr tum rückläufig. Der Fokus auf raumplanerische Mass- nicht nach einer Trendwende aus. Zum einen bleiben nahmen, Verdichtungstrends und renditeträchtige Miet- ältere Menschen infolge der Coronavirus-Pandemie der- wohnungen hat in den letzten Jahren die Bautätigkeit von zeit länger in ihren Häusern und Wohnungen und zögern Eigentumswohnungen und Einfamilienhäusern zuguns- einen Umzug in ein Altersheim möglichst lange hinaus. ten von Renditeobjekten reduziert. Eine robuste Nachfra- Zum anderen werden immer weniger Eigentumswoh- ge nach Wohneigentum trifft auf ein limitiertes Angebot. nungen und Einfamilienhäuser gebaut. Das freistehende Die Folge davon sind steigende Preise. Einfamilienhaus passt nicht mehr in das Verdichtungs- szenario einiger Gemeinden. Zudem hat sich der Markt Günstige Finanzierungskonditionen stützen in den letzten Jahren auf den Bau von renditeträchtigen Nachfrage Mietwohnungen konzentriert. Die Folge der intakten Einer der Gründe, warum die Nachfrage nach Wohn- Nachfrage und des limitierten Angebots sind Preisstei- eigentum trotz hoher Preise ungebrochen gross ist, sind gerungen. Preiswachstum für Einfamilienhäuser Entwicklung von Schweizer Immobilienfonds in % gegenüber Vorjahr. Stand: 1. Quartal 2021 Gesamtrendite, indexiert, Jan 2021 = 100 110 105 100 95 90 Jan 2021 Mär 2021 Mai 2021 Jul 2021 Logistik (CS LogisticsPlus) Wohnimmobilien (Swisscanto Ifca) 2.5 – 3.5 3.5 –4.5 4.5 – 5.5 5.5 – 6.5 6.5 – 7.5 Immobilienfonds CH gesamt Gewerbeimmobilien (UBS Swissreal) (2.5,3.5] (3.5,4.5] (4.5,5.5] (5.5,6.5] (6.5,7.6] 20 | ANLAGEPOLITIK | 3. Quartal 2021
Im Mai erhöhten sich die Preise für Einfamilienhäuser im Vergleich zum Vormonat um 1.1%. Binnen Jahres- frist stiegen die Preise um 6.5%. Eigentumswohnungen verteuerten sich im Vergleich zum Vormonat um 0.8% und zum Vorjahresmonat um 5.6%. Am knappen Angebot dürfte sich nicht so schnell was ändern. So sind die Bauge- suche für Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser in den ersten Monaten des Jahres weiter rückläufig, was auf eine abnehmende Neubautätigkeit hinweist. Tom Eyer Schweizer Immobilienanlagen weiterhin attraktiv Analyst Immobilienanlagen Nach einem geringen Rücksetzer im 1. Quartal 2021 hat sich das Gros der Schweizer Immobilienfonds in den letzten Wochen positiv entwickelt. Zum einen stieg die Auf die mittlere Frist erwarten wir, dass auf Wohnen Nachfrage nach zyklischen Immobilienfonds aus dem fokussierte Immobilienunternehmen von der anhal- Gewerbe- und Logistiksegment an. Die konjunkturel- tend starken Nachfrage nach Wohnraum in städtischen le Belebung durch die Öffnung der Wirtschaft bietet Gebieten Europas profitieren. In vielen Grossstädten Opportunitäten, da das Risiko von Mietausfällen bzw. Deutschlands beispielsweise herrscht trotz neu gebau- Leerständen sinkt. Zum anderen hat die Meldung, dass tem Wohnraum ein Nachfrageüberhang. Dieser Nach- verschiedene grosse Finanzinstitute die Schwelle für frageüberhang führt dazu, dass die Mietpreise weiteren Negativzinsen senken wollen, zu einer erhöhten Nach- Aufwertungsdruck spüren. Angesichts der anziehenden frage nach Schweizer Immobilienfonds geführt. Davon Wirtschaft bleibt das Umfeld für europäische REITs aus profitierten auch defensive Immobilienfonds, die sich unserer Sicht konstruktiv. ¢ auf das Segment Wohnen fokussieren. Angesichts des anhaltenden zinsbedingten Anlagenot- stands und der beschränkten Anlagealternativen bieten Schweizer Immobilienfonds mit einer geschätzten Aus- schüttungsrendite von 2.4% attraktive Möglichkeiten, um das Portfolio zu diversifizieren. Opportunitäten sehen wir aktuell bei gemischten Immobilienfonds, die über ei- nen gewissen Gewerbeanteil verfügen, und bei Gewerbe- immobilienfonds. Auch bei Logistikimmobilienfonds se- hen wir Chancen. Europäische REITs profitieren von Öffnung Europäische Immobilienunternehmen (Real Estate Invest- ment Trusts) haben nach einem durchzogenen Jahresstart in den letzten Wochen an Dynamik zugelegt. Die Fort- IN KÜRZE schritte bei den Impfungen ermöglichen in vielen euro- CH-Immobilienfonds interessante Alternative zu CHF- päischen Ländern eine allmähliche Öffnung der Wirt- Anleihen guter Bonität schaft. Davon profitieren die von den Marktteilnehmern Gemischte Schweizer Immobilienfonds bevorzugen während der Coronavirus-Pandemie geschmähten Ak- tien von Immobilienunternehmen mit Fokus auf Einzel- Interessante Opportunitäten bei Schweizer Geschäfts- handel (Retail), Freizeit, Hotellerie und Büroflächen. Die und Logistikimmobilienfonds Sektorrotation hin zu zyklischeren Immobiliensektoren EUR-Immobilienanlagen profitieren von europäischem dürfte noch eine Weile anhalten. Konjunkturaufschwung ANLAGEPOLITIK | 3. Quartal 2021 | 21
MARKTÜBERBLICK Das abgelaufene Quartal war trotz zwischenzeitlicher war dagegen uneinheitlicher: Märkte, die im 1. Quartal Volatilitäten insgesamt ein recht freundliches für die besonders von einem Renditeanstieg betroffen waren, Finanzmärkte. Mit Ausnahme Japans haben sich die entwickelten sich relativ freundlich. In der Eurozone Aktienmärkte in den meisten Industrieländern sehr und der Schweiz belastete dagegen ein weiterer Anstieg positiv entwickelt. Der Schweizer Markt zählte dabei der Renditen. Die Risikoprämien von Unternehmensan- zu den besten. Auch die Schwellenländer zeigten eine leihen sanken auf neue Rekordtiefs. Bei den Rohstoffen gute Performance. Die Entwicklung der Anleihemärkte waren Erdöl und Kupfer die grössten Gewinner. Performance ausgewählter Finanzmarktindizes Die dargestellten Renditezahlen sowie Erwartungen beziehen sich auf die jeweilige Lokalwährung. Performance–Rückblick Unsere Erwartung 25.06.21 2021 2020 2019 1 Jahr 5 Jahre 10 Jahre in 6–9 Monaten Geldmarkt Geldmarkt CHF 3 Mt. 115.5 –0.2 –0.5 –0.5 –0.5 –2.3 –2.9 n Staatsanleihen Schweiz (CHF) 191.4 –4.7 2.1 4.4 –3.7 –1.7 22.5 n Eurozone (EUR) 251.5 –4.1 4.2 4.8 –2.6 4.1 39.8 n Grossbritannien (GBP) 297.8 –6.3 8.9 7.1 –7.4 13.3 59.2 n USA (USD) 2’482.2 –3.0 8.0 6.9 –3.5 11.4 30.0 n USA inflationsgeschützt (USD) 356.7 1.3 11.0 8.4 6.0 23.0 38.3 n China (CNY) 201.4 2.1 3.2 5.1 3.0 20.1 54.7 x Unternehmensanleihen Denominiert in CHF 186.6 –0.1 0.5 2.4 1.6 3.0 18.9 n Global (USD) 301.5 –1.9 10.4 11.5 5.7 24.7 45.8 n EM–Anleihen Hartwährung (USD) 464.0 –1.0 7.1 12.1 7.0 27.9 64.2 n Lokalwährung (USD) 150.7 –0.8 5.3 9.5 8.0 23.6 22.2 n Aktienindizes SMI 11’999.7 15.2 4.4 30.2 22.5 82.4 176.7 n SPI 15’420.5 15.7 3.8 30.6 23.7 83.7 179.6 n USA (USD) 4’280.7 14.8 18.4 31.5 41.0 131.3 313.8 n UK (GBP) 7’136.1 12.5 –11.6 17.3 20.1 41.1 83.1 x Eurozone (EUR) 4’120.7 18.2 –2.6 29.3 31.5 73.6 117.3 x Japan (JPY) 1’962.7 9.8 7.4 18.1 28.4 82.5 193.0 x China, Schanghai (CNY) 5’240.0 1.2 29.9 39.2 28.9 89.4 112.8 n Welt (USD) 3’024.9 13.6 16.5 28.4 40.6 111.3 204.2 n Schwellenländer (USD) 1’379.6 7.9 18.7 18.9 40.5 95.5 62.5 n Immobilien Schweizer Immobilienfonds 216.2 6.9 10.8 20.7 25.2 46.3 96.9 n REITs Global (USD) 165.9 18.0 –8.3 22.9 37.5 40.6 107.0 n Rohstoffe Breiter Rohstoffindex (USD) 1’629.5 22.8 2.3 9.8 52.4 41.1 –14.5 x Gold (USD) 1’781.0 –6.2 24.8 18.7 1.2 35.6 18.2 n Öl (Brent) (USD) 76.3 47.0 –21.8 24.8 85.3 56.5 –28.2 n Devisen EUR/CHF 1.095 1.2 –0.5 –3.5 2.9 1.8 –7.8 n USD/CHF 0.918 3.7 –8.5 –1.4 –3.2 –5.7 10.1 n EUR/USD 1.195 –2.3 9.0 –1.8 6.6 7.5 –15.6 n GBP/USD 1.391 1.8 3.2 4.0 12.2 2.1 –12.9 n USD/JPY 110.775 7.3 –5.0 –0.9 3.3 8.4 37.7 n USD/CNY 6.472 –1.0 –6.0 1.2 –8.6 –2.2 0.0 n ¢ 20% Pfeile für die Markteinschätzung: bei Aktien Abweichung von mehr als ±5%, bei allen anderen Anlagen: ±3% 22 | ANLAGEPOLITIK | 3. Quartal 2021
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