Antragsbuch DIGITALER PROGRAMMPARTEITAG AM 23.01.2021 - SPD Rheinland-Pfalz
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Digitaler Programmparteitag 2021 - zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz Mainz - Halle 45, 23.01.2021 Anträge Inhaltsverzeichnis A - Arbeit, Wirtschaft und Finanzen Bezeichner Titel · Antragsteller/in · Empfehlung Seite A01 Nachhaltige Volks- und Betriebswirtschaft 9 AG 60 Plus Überweisung an den Bundesparteitag A02 Forderungen zur Finanzpolitik für das SPD-Wahlprogramm zur 10 Bundestagswahl 2021 OV Bretzenheim Überweisung an die Bundesprogrammkommission 1 / 46
Digitaler Programmparteitag 2021 - zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz Mainz - Halle 45, 23.01.2021 B - Bildung Bezeichner Titel · Antragsteller/in · Empfehlung Seite B01 Mehr Stellen für Sozialarbeiter und technische Fachkräfte an den 13 Schulen durch den Schulträger AG 60 Plus Erledigt durch das Programm 2 / 46
Digitaler Programmparteitag 2021 - zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz Mainz - Halle 45, 23.01.2021 E - Europa und Internationales Bezeichner Titel · Antragsteller/in · Empfehlung Seite E01 Asyl- und Migrationspolitik in der EU und Deutschland 14 AG 60 Plus Überweisung an den Bundesparteitag E02 Europäische Wirtschaft stärken 16 AG 60 Plus Weiterleitung zum Bundesparteitag und an die SPE-Fraktion E03 Medikamente und medizinische Hilfsmittel in EU 17 AG 60 Plus Weiterleitung zum Bundesparteitag und an die SPE-Fraktion E04 Neue Friedenspolitik 18 AG 60 Plus Überweisung an den Bundesparteitag E05 Gemeinsame Verteidigungs- und Entwicklungspolitik 19 AG 60 Plus Überweisung an den Bundesparteitag 3 / 46
Digitaler Programmparteitag 2021 - zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz Mainz - Halle 45, 23.01.2021 G - Gesundheit Bezeichner Titel · Antragsteller/in · Empfehlung Seite G01 Rekommunalisierung des Gesundheitssystems 20 AG 60 Plus Überweisung an den Landesparteirat G02 Lehren aus der Coronakrise für das Gesundheitswesen 21 SPD Mainz Erledigt durch das Programm und Überweisung an den Bundesparteitag G03 Lehren aus der Coronakrise für die Arbeits- und Sozialpolitik 23 SPD Mainz Erledigt durch das Programm und Überweisung an den Bundesparteitag 4 / 46
Digitaler Programmparteitag 2021 - zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz Mainz - Halle 45, 23.01.2021 GS - Gesellschafts- und Sozialpolitik Bezeichner Titel · Antragsteller/in · Empfehlung Seite GS01 Bürgerversicherung für alle 26 AG 60 Plus Überweisung an die Bundesprogrammkommission GS02 Einmalige Vermögensabgabe auf große Vermögen 27 AG 60 Plus Überweisung an den Bundesparteitag GS03 Gleichwertige Lebensverhältnisse für Stadt und Land 29 AG 60 Plus Überweisung an die Landtagsfraktion GS04 Kindergrundsicherung 31 AG 60 Plus Überweisung an den Bundesparteitag 5 / 46
Digitaler Programmparteitag 2021 - zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz Mainz - Halle 45, 23.01.2021 K - Kommunal- und Landespolitik Bezeichner Titel · Antragsteller/in · Empfehlung Seite K01 Digitalisierung als Grundprinzip 32 AG 60 Plus Erledigt durch das Programm K02 Stadtteilbüros und Ähnliches 33 AG 60 Plus Überweisung an die SGK und die Bundestagsfraktion 6 / 46
Digitaler Programmparteitag 2021 - zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz Mainz - Halle 45, 23.01.2021 R - Resolution Bezeichner Titel · Antragsteller/in · Empfehlung Seite R01 Situation geflüchteter Menschen in Lagern an den Außengrenzen 34 Europas ASF Rheinland-Pfalz Annahme 7 / 46
Digitaler Programmparteitag 2021 - zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz Mainz - Halle 45, 23.01.2021 AP - Anträge zum Programm Bezeichner Titel · Antragsteller/in · Empfehlung Seite AP01 Erhöhung des Personals in Finanzämtern 36 OV Mainz-Altstadt Erledigt durch das Programm AP02 Wir brauchen einen starken Staat: Personelle Situation in der Justiz 37 weiter verbessern ASJ Rheinland-Pfalz Erledigt durch das Programm AP03 Leerstände von Wohnraum bekämpfen 39 OV Mainz-Altstadt Ablehnung AP04 Einsatz von Open Source Software / Public Money – Public Code 40 OV Mainz-Altstadt Annahme in der Version der Antragskommission :„Im Land Rheinland-Pfalz wird auf Landes- und Kommunalebene bereits auf vielen Ebenen freie und offene Software (Open Source) eingesetzt und weiterentwickelt. Der Einsatz von Open Source Software soll, wo immer es sinnvoll ist, verstärkt werden. AP05 Universitätsmedizin Mainz 41 KV Bad Kreuznach Erledigt durch das Programm AP06 Rheinland Pfalz gegen Armut 42 OV Unkel Annahme in der Version der Antragskommission : "Familien mit Kindern die SGB oder ALG Leistungen beziehen, darf im Rahmen der Grundversorgung weder Wasser noch Gas noch Strom abgestellt werden, ohne Zustimmung einer Sozialeinrichtung ,wie z.B. Job Center, soziale Einrichtungen oder rechtlich eingesetzten Betreuer." AP07 Forderungen zum Ausbau des Innovationsstandorts Rheinland-Pfalz 43 OV Unkel Erledigt durch das Programm AP08 Mehr Geld für finanzschwache Kommunen! 44 OV Oberes Appeltal Erledigt durch das Programm 8 / 46
Digitaler Programmparteitag 2021 - zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz Mainz - Halle 45, 23.01.2021 Antrag A01: Nachhaltige Volks- und Betriebswirtschaft Antragsteller/in: AG 60 Plus Antragskommission: Überweisung an den Bundesparteitag Sachgebiet: A - Arbeit, Wirtschaft und Finanzen 1 Die Volks- und Betriebswirtschaftswissenschaft muss ihre gesellschaftliche 2 Verantwortung wahrnehmen und Konzepte für folgende Themen entwickeln: 3 Mehrdimensionaler Wertekanon für die Volkswirtschaft und die Unternehmen unter 4 Berücksichtigung der 17 SDGs. 5 Ein Wirtschaftssystem, dass ohne monetäres Wachstum auskommt und unter 6 Berücksichtigung endlicher Ressourcen (Effizienz und Suffizienz) einen 7 auskömmlichem Wohlstand generiert. 8 Kleine, autarke und robuste Wirtschaftskreisläufe als Gegenentwurf zur 9 Globalisierung, Beispiel Energiewaben 10 https://energiewaben-gr.eu/start 11 . 12 Minimierung der Wertschöpfungsketten über der Erdball hinweg ohne 13 Protektionismus. 14 Ausgeglichene Handelsbilanz (Z.Z. sind wir noch Exportweltmeister. Wie kann das 15 kompensiert werden?) Ermittlung systemrelevanter Gesellschaftsgruppen/Branchen als Garant für den Erhalt und Fortbestand unseres Staates z.B. bei Pandemien. Begründung In den (Elite-)Schulen für die Betriebswirtschaftslehre wurden Generationen von Schülern/ Studenten (auch spätere Chefs von Großfirmen) getrimmt, an 1. Stelle wirtschaftlichen Erfolg zu treiben und den Hauptwachstumszielen: „Mehr Auftragseingang, mehr Umsatz, mehr Gewinn“ zu frönen. Dass die Erde ein endliches System mit endlichen Ressourcen ist, war den Professoren wohl egal. Auch dass Betriebswirtschaft ein wesentlicher Teil der Volkswirtschaft ist und es einen Art. 14 GG gibt, bei dem auch die Allgemeinheit wichtig ist, spielte offensichtlich keine große Rolle. Wettbewerb und damit Egoismen wurde als alleinige unternehmerische Antriebskraft gelehrt und gepflegt. Die Krönung dieser Lehre ist die Globalisierung, bei der Nationen und Arbeitnehmer gegeneinander ausgespielt werden, um den Profit der beteiligten Unternehmen zu maximieren. Das ist eine Ideologie, die nur kurzfristigen Erfolg haben kann und letztlich sowohl in der Betriebswirtschaft als auch in der Volkswirtschaft mittel- bis langfristig scheitern wird! 9 / 46
Digitaler Programmparteitag 2021 - zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz Mainz - Halle 45, 23.01.2021 Antrag A02: Forderungen zur Finanzpolitik für das SPD- Wahlprogramm zur Bundestagswahl 2021 Antragsteller/in: OV Bretzenheim Antragskommission: Überweisung an die Bundesprogrammkommission Sachgebiet: A - Arbeit, Wirtschaft und Finanzen 1 Die Einkommens- und Vermögensverteilung ist in den letzten drei Jahrzehnten in 2 Deutschland, aber auch international, immer ungleicher geworden. Es ist in der SPD 3 mittlerweile einheitlicher Konsens, dass ein Umsteuern in der Steuer- und 4 Haushaltspolitik dringend erforderlich ist. Hierzu hat der letzte SPD-Parteitag im 5 Dezember 2019 bereits umfangreiche Beschlüsse gefasst. Diese gilt es in der Corona- 6 Krise mit Blick auf die mittel- und langfristig erforderlichen finanzpolitische Ziele 7 zu ergänzen und weiter zu entwickeln. Zentrale Ansatzpunkte sind hierfür ein 8 stärkeres finanzielles Heranziehen einkommens- und vermögensstarker Schichten, 9 Maßnahmen zur Bekämpfung der Steuerflucht und der Wirtschaftskriminalität sowie einer 10 wirksamen Bekämpfung der Geldwäsche. 11 Für die Erreichung dieser Ziele kommen für die SPD für die Wahlperiode 2021-2025 des 12 Deutschen Bundestages insbesondere folgende Maßnahmen in Betracht: 13 1. Steuerpolitik: 14 Abschaffung des Solidaritätsbeitrags und dessen Integration in die 15 Einkommenssteuer durch Verstärkung der Steuerprogression für obere 16 Einkommensbezieher bei gleichzeitiger Entlastung kleinerer und mittlerer 17 Einkommensbezieher und Erhöhung des Spitzensteuersatz auf 53 % 18 Abschaffung der Abgeltungssteuer auf Zinserträge mit dem heute unabhängig von 19 der Einkommenshöhe pauschalen Steuersatz von 25% und Integration der Besteuerung 20 der Zinseinkünfte in die Progressionstarif der allgemeinen Einkommenssteuer 21 Streichung der steuerlichen Abzugsfähigkeit von gewinnabhängigen 22 Vergütungsbestandteilen (z.B. Bonuszahlungen) bei Geschäftsführung und 23 Management von Unternehmen und Einbeziehung in die Bemessungsgrundlagen der 24 Gewinnbesteuerung von Unternehmen 25 Wiedereinführung einer laufenden Vermögenssteuer entsprechend dem Beschluss des 26 SPD- Bundesparteitages vom Dezember 2019 für Vermögen ab 2 (Ledige) bzw. 4 Mio. 27 Euro (Verheiratete) und gestaffelten Steuersätzen von 1 %, Anstieg auf 1,5 % für 28 von Vermögen bis zu 20 Mio. Euro, auf 1,75 % ab 100 Mio. Euro und einem 29 Höchssteuersatz von 2 % ab 1 Mrd. Euro (Hinweis: ist Landessteuer) 30 einmalige Erhebung einer enstprechend gestaffelten Corona-Vermögensabgabe im 31 Jahr 2023 - Erhöhung der Steuersätze in der Erbschaftssteuer und Wegfall des 32 Mehrfachbegünstigungsprinzips (= Nutzung der steuerlichen Freibeträge über 33 Schenkungen alle zehn Jahre) in der Schenkungssteuer 10 / 46
Digitaler Programmparteitag 2021 - zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz Mainz - Halle 45, 23.01.2021 34 Abschaffung des heutigen Ehegattensplittings in der Einkommenssteuer und 35 Verwendung der Mehreinnahmen zur steuerlichen Familienförderung 36 Einführung einer Planungswertausgleichsabgabe auf planungsbedingte, durch 37 Beschlüsse der Kommunalparlamente zur baurechtlichen Umwidmung von Grund und 38 Boden ausgelöste Wertsteigerungen 39 Übernahme der kommunalen Altschulden (Kassenkredite) durch den Bund, da diese 40 wesentlich Folge überproportional gestiegener Soziallasten der Kommunen sind 41 Einführung einer umfassenden Finanztransaktionssteuer 42 internationale Vereinbarung von substanziellen Mindeststeuersätzen für 43 international tätige (Digital-) Konzerne 44 2. Bekämpfung der Steuerflucht: 45 intensivere Bekämpfung der Steuerflucht bzw. mißbräuchlicher steuerlicher 46 Gestaltungen durch massive personelle Verstärkungen der 47 Steuerfahndungsabteilungen in den Finanzämtern der Länder 48 Schwächung internationaler Steueroasen durch Änderung der Vergabeverordnung und 49 Bindung öffentlicher Aufträge bzw. Koppelung staatlicher Subventions-, Ausgaben- 50 und Beteiligungsprogramme an die Erklärung von Unternehmen, keine Aktivitäten in 51 Steueroasen (mehr) zu unterhalten und rechtlich bindender Verpflichtungen zur 52 transparenten Veröffentlichung transnationaler konzerninterner Liquiditäts- und 53 Kapitalflüsse („country-to-country“-Reporting) abzugeben 54 3. Bekämpfung der Geldwäsche: 55 Bekämpfung der Geldwäsche durch Umkehr der rechtlichen Beweislast bei Nachweis 56 der Legalität von Einkommens- und Vermögensquellen und frühzeitige 57 Beschlagnahmungen bei fehlenden/unklaren Nachweisen; 58 weitere personelle Stärkung der Bundeszollbehörden bei der Überwachung von Geld 59 und Vermögenstransfers 60 nachhaltige Verschärfung der rechtlichen Überwachungs- und Eingriffskompetenzen 61 der staatlichen Finanz-, Börsen-, Unternehmens- und Wirtschaftsprüfungs-Aufsicht 62 und Prüfung, in wie weit auf EU-Ebene eine einheitliche Aufsichtsbehörde nach 63 dem Modell der US-amerikanischen Wertpapieraufsicht (SEC) etabliert werden kann. Begründung Der Ausbruch der Covid 19- Pandemie („Corona- Krise“) hat bewiesen, wie notwendig die Gesellschaft auf einen finanz-, wirtschafts-und sozialpolitisch aktiven und handlungsfähigen Staat angewiesen ist. Ohne einen solchen Staat, der kurzfristig unter Mobilisierung großvolumiger finanzieller Ressourcen reagiert hat, wären die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen der größten Wirtschafts- und Finanzkrise seit dem zweiten Weltkrieg ohne nachhaltige Gefährdung unseres demokratischen Gemeinwesens nicht zu bewältigen. Diese finanzpolitische Antwort auf die Corona-Krise markiert zugleich auch das Ende des jahrzehntelang vorherrschenden neoliberalen ideologischen Zeitgeistes. Diesem zufolge hat der Staat 11 / 46
Digitaler Programmparteitag 2021 - zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz Mainz - Halle 45, 23.01.2021 grundsätzlich in allen Bereichen seine Handlungsmöglichkeiten dem Markt zu überlassen, wenn es auch nur ansatzweise privat ausnutzbare Gewinnmöglichkeiten gibt. Damit in Verbindung hatten in der Finanzpolitik die Themen einer nach oben umverteilenden Steuerpolitik und einer auf „Schwarze Null“ und „Schuldenbremse“ fokussierten Haushaltspolitik eine hohe politische Priorität. Der mit der Corona-Krise in der Finanzpolitik eingetretene Paradigmenwechsel eröffnet zugleich auch für die Sozialdemokratie politisch und programmatisch die Chance, beginnend mit der Wahlperiode 2021 - 2025 des Deutschen Bundestages das wirtschafts- und finanzpolitisch Erforderliche mit grundlegenden gesellschaftspolitischen Zielperspektiven und Lösungsansätzen zu verbinden. Maßgeblich auch durch die sozialdemokratischen Mitglieder der Bundesregierung initiiert haben Bund, Länder und Kommunen auf den Ausbruch der Corona-Krise und dem damit in Verbindung stehenden Lockdown im Frühjahr/- sommer 2020 finanzpolitisch in mehreren aufeinander aufbauenden Schritten reagiert: In einem ersten Schritt wurden kurzfristig mit einem umfangreichen finanziellen Schutzschirm von Unterstützungen, Krediten und Garantien im Volumen von > 1,2 Billionen Euro die unmittelbaren wirtschaftlichen Auswirkungen des Lockdowns auf einzelne Beschäftigungsgruppen (Arbeitnehmer, Selbständige) und Wirtschaftsunternehmen (Großunternehmen, Mittelstand, Selbstständige) gemildert. In einem zweiten Schritt wurde zur Stabilisierung der Volkswirtschaft mit einem massiven Konjunktur- und Krisenbewältigungsprogramm im Volumen von 130 Mrd. Euro in den Jahren 2020/2021 nicht nur das Wirtschaftswachstum gefördert, sondern auch strukturelle Schritte zur industriellen Transformation in eine klimaneutrale Wirtschafts- und Industriepolitik eingeleitet. Auch zur dauerhaften Stärkung der öffentlichen Investitionen soll eine Kompensation von Gewerbesteuerausfällen in 2020 und eine nachhaltige finanzielle Stärkung der Kommunen durch Übernahme von Kosten in der Grundsicherung erfolgen. Dabei bleibt für die SPD die von CDU/ CSU abgelehnte Übernahme kommunaler Altschulden (Kassenkredite) weiter mit hoher Priorität auf der politischen Tagesordnung stehen. In einem dritten Schritt werden diese primär binnenwirtschaftlich bzw. nach innen wirkende Programme flankiert durch zwei finanzielle Solidarprogramm auf EU- Ebene im Volumen von zusammen über 1 Billionen Euro. Besonders zu begrüßen ist dabei die die Schaffung eines EU- Wiederaufbaufonds in Höhe von 750 Mrd. Euro, der insbesondere über Zuschüsse (390 Mrd. Euro) und Kredite (360 Mrd. Euro) den besonders von der Corona- Krise betroffenen EU- Mitgliedern zugute kommen soll. Es wird gegenwärtig davon ausgegangen, dass diese finanzpolitischen Maßnahmen in Deutschland zu einem Anstieg der Schuldenquote (=Verhältnis des öffentlichen Schuldenstandes zum Bruttoinlandsprodukt) von unter 60 % in 2019 auf mittelfristig über 80-85 % führen wird. Es werden deshalb in den nächsten Jahren, quasi in einem vierten Schritt, finanzpolitisch die Konsolidierung der öffentlichen Haushalte und die Rückführung der Verschuldungsquote im Vordergrund stehen. Anders als dies von neoliberaler und konservativer Seite propagiert wird, steht in dieser zu führenden Diskussion für Sozialdemokraten nicht die Rückkehr zur Finanzpolitik der „Vor Coronazeit“ im Vordergrund. Vielmehr steht für Sozialdemokraten - beginnend mit der Wahlperiode 2021 - 2025 - die mittelfristige Konsolidierung der öffentlichen Haushalte im unmittelbaren Einklang mit dem Ziel der Steuergerechtigkeit. 12 / 46
Digitaler Programmparteitag 2021 - zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz Mainz - Halle 45, 23.01.2021 Antrag B01: Mehr Stellen für Sozialarbeiter und technische Fachkräfte an den Schulen durch den Schulträger Antragsteller/in: AG 60 Plus Antragskommission: Erledigt durch das Programm Sachgebiet: B - Bildung 1 Wir fordern für den Bereich Bildung von den Schulträgern die Einstellung von mehr 2 ausgebildeten Sozialarbeiterinnen/Sozialarbeitern für die Unterstützung bei der 3 Sozialerziehung. 4 Für die Medienarbeit in den Schulen fordern wir den verstärkten Einsatz von 5 technischen Fachkräften in den Schulen. Begründung Obwohl Bildung als Hauptaufgabe für eine in die Zukunft weisende Politik angesehen wird, liegt die letzte durchgreifende Schul- und Bildungsreform etwa ein halbes Jahrhundert zurück. Gewachsen sind die Anforderungen an die Bildungsstätten, zu einem angemessenen Sozialverhalten zu führen. Hinzugekommen ist die Notwendigkeit, Sicherheit im Umgang mit den neuen Medien zu gewinnen. Beides verlangt Maßnahmen, die verhindern, dass Kinder und Jugendliche abgehängt werden, und die Lehrerinnen/ Lehrer und Erzieherinnen/ Erzieher entlasten. 13 / 46
Digitaler Programmparteitag 2021 - zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz Mainz - Halle 45, 23.01.2021 Antrag E01: Asyl- und Migrationspolitik in der EU und Deutschland Antragsteller/in: AG 60 Plus Antragskommission: Überweisung an den Bundesparteitag Sachgebiet: E - Europa und Internationales 1 1. Abschaffung des Dublin-Vertrages 2 2. Streichung im EU-Migrationspakt: 3 „Ausweitung der freiheitsentziehenden Maßnahmen in grenznahen Infrastrukturen 4 der Internierung und Abschiebung“. Was nichts anderes bedeutet, als die 5 Ausweitung der seitherigen unmenschlichen Internierungslager-Praxis. 6 3. Das Modell von sogenannten „Abschiebepatenschaften“ für Staaten wie Ungarn, 7 Polen und weitere Länder, die sich weigern Flüchtlinge aufzunehmen, ist 8 abzulehnen. 9 4. Deutschland muss entsprechend seiner Größe und Wirtschaftskraft seinen Anteil 10 von Flüchtlingen aufnehmen. Begründung zu 1. Mit großer Sorge sehen wir, dass das Asylrecht in dem EU-Migrationspakt der Kommission weiter bis zur Unkenntlichkeit ausgehöhlt wird. Entgegen der Ankündigung von Frau von der Leyen und Frau Merkel wurde der Dublin- Vertrag nicht abgeschafft. Dieser Vertrag gehört zu den Grundübeln der EU – Migrationspolitik und ist extrem ungerecht. Wir fordern, dass die SPD- Führung sich energisch dafür einsetzt den Dublin- Vertrag ersatzlos zu streichen. zu 2. Diese Maßnahmen haben schon bisher nicht funktioniert ((siehe Moria), widersprechen den EU- Standards der Menschenrechte und Menschenwürde, und sollen jetzt noch ausgeweitet werden. zu 3. Es ist grotesk, dass gerade die Staaten der EU, die eine Menschenunwürdige Asylpolitik betreiben, nun die Vollstrecker der Abschiebung sein sollen! zu 4. Bei uns in Deutschland verbietet unser „christlicher“ Innenminister Städten und Kommunen, die dazu bereit und in der Lage sind, notleidende Menschen aus Moria und ähnlichen Lagern aufzunehmen. Wir fordern, dass die SPD dringend Mittel und Wege sucht, dieses zu ändern. Die Parteiführung soll sich dafür einsetzen, dass das ewige Verstecken hinter der fehlenden “EU-Einigkeit“ ein Ende 14 / 46
Digitaler Programmparteitag 2021 - zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz Mainz - Halle 45, 23.01.2021 hat. Dies ist beschämend und moralisch inakzeptabel 15 / 46
Digitaler Programmparteitag 2021 - zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz Mainz - Halle 45, 23.01.2021 Antrag E02: Europäische Wirtschaft stärken Antragsteller/in: AG 60 Plus Antragskommission: Weiterleitung zum Bundesparteitag und an die SPE-Fraktion Sachgebiet: E - Europa und Internationales 1 Ähnlich wie es in der Luftfahrtindustrie mit Airbus gelungen ist, brauchen wir 2 in Europa auch für Elektronik-Chips, PCs, Smartphones, Serverfarmen, digitale 3 Dienstleistungen etc. potente Firmen. Das können auch europäische 4 Zusammenschlüsse sein. Hierzu muss die EU mit ihren Mitgliedsstaaten die 5 gesetzlichen Rahmenbedingungen schaffen und die finanziellen Mittel 6 bereitstellen. 7 Nationale Investitionen sollen auch national, am besten in der entsprechenden 8 Region, ausgeschrieben werden. Bei europäischen Investitionen muss auch 9 europäisch ausgeschrieben werden. Begründung In der immer stärker werdenden digitalen Welt spielt sowohl die Vernetzung (Glasfaser bis in Haus zu den Endgeräten), die Entwicklung der Elektronik- Chips (Mikroprozessoren), die Speicherung von Daten (Serverfarmen) als auch digitale Dienste (Suchmaschinen, soziale Netzwerke etc.) eine entscheidende Rolle. Was die Elektronik- Chips, die Speicherung von Daten und auch die Bereitstellung von digitalen Diensten angeht, haben US-Firmen und -Standorte eine weltweit beherrschende Rolle: Intel, Microsoft, Apple, Google, Facebook und Amazon, um nur ein paar zu benennen. Diese Know-How- und Marktbeherrschung führt zu großen Abhängigkeiten, die sich auch bei internationalen Konflikten auswirken, z.B. bei einem Embargo. Ein innereuropäisches Ärgernis, ist die EU- Vorgabe bei größeren Investitionen im regionalen Bereich (mit unterschiedlichen Wertgrenzen) wie z.B. Bau einer Schule, einer Festhalle etc. europaweite Ausschreibungen zu organisieren. Diese Bestimmungen entsprechen den unsinnigen Vorstellungen der Großkonzerne in der Globalisierung aber nicht den regionalen Märkten. 16 / 46
Digitaler Programmparteitag 2021 - zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz Mainz - Halle 45, 23.01.2021 Antrag E03: Medikamente und medizinische Hilfsmittel in EU Antragsteller/in: AG 60 Plus Antragskommission: Weiterleitung zum Bundesparteitag und an die SPE-Fraktion Sachgebiet: E - Europa und Internationales 1 Die für alle EU-Bürger notwendigen Medikamente und Wirkstoffe sowie medizinische 2 Hilfsmittel (Geräte und Materialien) müssen in der EU hergestellt und gelagert 3 werden. Dies muss auf EU-Ebene gesetzlich sichergestellt werden. Begründung Der größte Anteil an Medikamenten, die in der Welt benötigt werden, werden heute in Fernost produziert. Skandalös dabei ist, dass die notwendigen Wirkstoffe zu 80% in China und Indien hergestellt werden. Das bedeutet, dass fast alle Länder der Erde mit ihren Gesundheitssystemen von zwei „Quellländern“ abhängen. Dies hat uns die Gier der Globalisierung beschert, denn die Entscheidungen zu diesem Sachverhalt haben die weltweit agierenden Pharmazie- Konzerne, vorbei an den Nationalstaaten, getroffen! Den gesetzlichen Auftrag für robuste Versorgungssichert haben die Regierungen und Parlamente, nicht nur in der EU, in die Hände des „allumsorgenden Marktes“ gelegt. Eine sträfliche Vernachlässigung und Zuwiderhandlung des Amtseides von Regierungen und Parlamenten! 17 / 46
Digitaler Programmparteitag 2021 - zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz Mainz - Halle 45, 23.01.2021 Antrag E04: Neue Friedenspolitik Antragsteller/in: AG 60 Plus Antragskommission: Überweisung an den Bundesparteitag Sachgebiet: E - Europa und Internationales 1 Die Bundesregierung und der Bundestag, müssen mit unseren Nato-Partnern und den 2 möglichen Konfliktpartnern Russland und China wieder in Abrüstungsverhandlungen 3 treten. Hier müssen die Sozialdemokraten wieder eine führende Rolle, wie damals Willy 4 Brand und Egon Bahr bei den Ost-Verträgen mit „Wandel durch Annäherung“, übernehmen! Begründung Mit der Auflösung des Warschauer Vertrages von 1991 wurde das Ende des kalten Krieges besiegelt.Danach wurden viele Verträge und Abkommen zwischen den ehemaligen Kontrahenten des Kalten Krieges geschlossen, die glücklicher Weise u.a. die Wiedervereinigung von Deutschland zur Folge hatten. Man konnte meinen, dies sei der Beginn eines langanhaltenden Weltfriedens. Doch mit Putin, Busch jr., Trump, Xi Jinping und Erdogan wurde die Friedensordnung der Welt empfindlich gestört. Nichteinhaltung und Aufkündigung von Abrüstungsverträgen, die geografische Ausdehnung der Nato nach Osten sowie der islamistische Terrorismus sind die Ursachen von gravierenden Auswirkungen in der Weltordnung! Wir als BRD müssen aufpassen, dass wir nicht, mit unseren Bestrebungen dem 2%-Ziel der Nato nachzukommen, einen Beitrag zur Destabilisierung leisten. Insbesondere, wenn es um Kampfjets aus den USA geht, mit der Fähigkeit atomare Waffensysteme zu tragen! 18 / 46
Digitaler Programmparteitag 2021 - zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz Mainz - Halle 45, 23.01.2021 Antrag E05: Gemeinsame Verteidigungs- und Entwicklungspolitik Antragsteller/in: AG 60 Plus Antragskommission: Überweisung an den Bundesparteitag Sachgebiet: E - Europa und Internationales 1 Verteidigungs- und Entwicklungspolitik müssen gemeinsam gedacht und geplant werden, 2 wobei die Entwicklungspolitik im Vordergrund stehen muss! Begründung „Ein Leben in Freiheit, Würde und Sicherheit für alle Menschen, ohne Armut, Furcht und ökologische Zerstörung – die deutsche Entwicklungspolitik hat das Ziel, diesem Ideal ein Stück näher zu kommen. Wichtige Leitprinzipien sind dabei der Schutz der Menschenrechte und die Stärkung von Eigenverantwortung und Selbsthilfekräften in den Entwicklungsländern“, so ist das Ziel der Bundesregierung kurz formuliert. International hierzu wurde 2016 die „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung (17 Sustainable Development Goals ‚SDGs‘)“ von der UN beschlossen. Um nun diese Ziele zu erreichen, müssen von den Mitgliedsstaaten entsprechende Mittel bereitgestellt werden. Bereits 1970 wurde vor der UN- Vollversammlung das formulierte Versprechen von den Industriestaaten abgegeben, mindestens 0,7 %/ a des Bruttonationaleinkommens (BNE) für Entwicklungshilfe aufzuwenden. Diese „Öffentliche Entwicklungszusammenarbeit (Official development assistance, ‚ODA‘)“ wird durch die OECD jährlich mit der ODA-Quote berichtet. In 2018 wurden folgende Werte gemeldet: - D: 0,61% - USA: 0,17% Die Administration der USA wäre gut beraten, wenn sie mit der gleichen Vehemenz, die sie bei den Nato-Zielen den Mitgliedsstaaten abfordert, auch ihre eigenen ODA-Ziele verfolgen würde! Im Lichte dieser Zahlen muss man sich fragen: Wo ist die öffentliche Empörung, insbesondere bei den Medien, wenn man die Aufwendungsziele für Militärausgaben (Nato: 2% vom BIB) und Entwicklungsausgaben (UN: 0,7 % vom BNE) gegenüberstellt und dabei bedenkt, dass die viel größere Zahl für Zerstörung und die kleinere Zahl für Frieden und Menschlichkeit steht? Übrigens: In der Vergangenheit wurde häufig die deutsche Entwicklungspolitik als verlängerter Arm der deutschen Wirtschaftspolitik gesehen und damit regionale Märkte in den Entwicklungsländern negativ beeinflusst. 19 / 46
Digitaler Programmparteitag 2021 - zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz Mainz - Halle 45, 23.01.2021 Antrag G01: Rekommunalisierung des Gesundheitssystems Antragsteller/in: AG 60 Plus Antragskommission: Überweisung an den Landesparteirat Sachgebiet: G - Gesundheit 1 Das Gesundheitssystem gehört zur Daseinsvorsorge und muss deshalb durch die 2 „öffentliche Hand“ sichergestellt sein! Die Gesundheitseinrichtungen (Krankenhäuser, 3 Pflegeheime, Pflegedienste, etc.) müssen rekommunalisiert werden! Hierzu muss die 4 SPD-RLP ein entsprechendes Konzept erarbeiten. Begründung Mit dem Einzug des Neoliberalismus in unserer Gesellschaft wurde auch das Gesundheitssystem mit seinen Einrichtungen privatisiert und damit kommerzialisiert. Das betrifft Krankenhäuser wie Helios-, Asklepios- oder Sana Klinikketten, Alten- und Pflegeheime wie Korian-Gruppe, Alloheim- Senioren-Residenzen oder Victors-Pro-Seniore, sowie ambulante Pflegedienstketten wie Bonitas- Holding, Augustinum-Kette oder Curanum-Kette. In manchen Einrichtungen und Arztpraxen werden Patienten zu „Kunden“ umbenannt. Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) werden in Arzt- Warteräumen mit Bildschirmen wie Produkte in einem Warenhaus angeboten. Damit wurde die Gesundheit zur Ware gemacht! Das Gesundheitssystem wurde durch Politik und Krankenversicherungen (warum gibt es überhaupt so viele davon?) einem Sparzwang unterzogen und darüber hinaus im stationären Bereich den Technikleistungen Vorrang gegenüber den Pflegeleistungen eingeräumt. Das Gesundheitssystem muss wieder zu dem zurückkehren, was im Grundgesetz Artikel 2 (2) garantiert ist: „Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.“ 20 / 46
Digitaler Programmparteitag 2021 - zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz Mainz - Halle 45, 23.01.2021 Antrag G02: Lehren aus der Coronakrise für das Gesundheitswesen Antragsteller/in: SPD Mainz Antragskommission: Erledigt durch das Programm und Überweisung an den Bundesparteitag Sachgebiet: G - Gesundheit 1 Der Parteitag möge beschließen: 2 Unser Gesundheitswesen muss (wieder) zu einem zentralen Teil der staatlichen 3 Daseinsvorsorge werden! Die immer stärkere privatwirtschaftliche Ausrichtung hat im 4 Hinblick auf die Vorsorge vor und der Reaktion auf die Pandemie versagt. Trotz eines 5 vor etwa 8 Jahren entwickelten Pandemie-Notfallplans waren bei der eminent wichtigen 6 Bevorratung von Schutzausrüstung für die Beschäftigten in Krankenhäusern, 7 Pflegeeinrichtungen, Arztpraxen, ambulanten Pflegediensten u. a. keine annähernd 8 hinreichenden Vorkehrungen getroffen worden. Auch bei der Ausstattung mit 9 entsprechenden Intensivbetten mussten zu immensen Kosten kurzfristig die fehlenden 10 Geräte beschafft werden. In erheblichem Umfang wurden andere eigentlich geplante 11 intensivmedizinische Behandlungen verschoben mit heute noch nicht absehbaren 12 Auswirkungen. Deshalb gilt es jetzt die Weichen für eine Neuausrichtung der 13 Gesundheitspolitik zu stellen. Dazu gehören 14 Ein sofortiges Moratorium für bereits geplante Krankenhausschließungen, die 15 Rückabwicklung erfolgter Privatisierung von Krankenhäusern und ihre 16 Rekommunalisierung bzw. anderweitige Überführung in gemeinnützige 17 Trägerschaften. 18 Die flächendeckende Einführung von Versorgungsverbünden, in die möglichst alle 19 stationären und ambulanten Akteure der Gesundheitsversorgung eingebunden sind. 20 Sicherung einer modernen Ausstattung aller Krankenhäuser aus öffentlichen 21 Mitteln. 22 Flächendeckende und allgemeinverbindliche Tarifverträge für alle Beschäftigten 23 im Gesundheitswesen, insbesondere auch bei privaten Einrichtungen und 24 Pflegediensten. 25 Abschaffung von Finanzierungsmodellen, die sich ausschließlich an 26 wirtschaftlicher Rentabilität orientieren, insbesondere den Fallpauschalen, 27 zugunsten einer Orientierung am gesellschaftlichen Auftrag der optimalen 28 Gesundheitsvorsorge und Krankheitsbehandlung für alle Bürgerinnen und Bürger. 29 Um den Arbeits- und Gesundheitsschutz in Unternehmen, Betrieben, Einrichtungen 30 und Institutionen zu überwachen ist eine deutliche Stärkung der personellen 31 Ressourcen der Landesbehörden für Arbeitsschutz, der Gesundheitsämter, der 32 Gewerbeaufsicht und anderer Aufsichtsbehörden notwendig. Nur durch regelmäßige 21 / 46
Digitaler Programmparteitag 2021 - zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz Mainz - Halle 45, 23.01.2021 33 und engmaschige Kontrollen kann die Umsetzung gesetzlicher Normen in diesem 34 Bereich gewährleistet werden. 35 Rückholung der Produktion strategischer wichtiger Arzneimittel in die EU. 36 Einführung einer Bürgerversicherung damit auch das wohlhabendste Zehntel der 37 Einkommensbezieher sich adäquat an der solidarischen Finanzierung der 38 Gesundheitskosten beteiligt. 22 / 46
Digitaler Programmparteitag 2021 - zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz Mainz - Halle 45, 23.01.2021 Antrag G03: Lehren aus der Coronakrise für die Arbeits- und Sozialpolitik Antragsteller/in: SPD Mainz Antragskommission: Erledigt durch das Programm und Überweisung an den Bundesparteitag Sachgebiet: G - Gesundheit 1 Der Parteitag möge beschließen: 2 Die Corona-Krise hat erhebliche Defizite in unserem Arbeits- und Sozialsystem 3 aufgezeigt. Folgende Bereiche müssen dringend reformiert werden: 4 1. Beschäftigung in systemrelevanten Bereichen 5 Auf eindrucksvolle Art sind die Beschäftigungs- und Einkommensbedingungen der 6 Arbeitsnehmerinnen und Arbeitnehmer ins Blickfeld einer breiteren Öffentlichkeit 7 gerückt, die in systemrelevantenBereichen beschäftigt sind. Es handelt sich um 8 Pflegekräfte, Beschäftigte im Einzelhandel und im Transportgewerbe, Sicherheitskräfte 9 u. a. m. Gerade in diesen Bereichen, in denen überwiegend Frauen arbeiten, sind die 10 Einkommen und Arbeitsbedingungen überwiegend schlecht. Die Zahlung einer Prämie für 11 Pflegekräfte darf nur ein erster Schritt sein; nachhaltige Verbesserungen sind 12 notwendig. 13 Eine Einstufung der systemrelevanten Bereiche darf nicht Sache der einzelnen 14 Bundesländer sein, sondern muss bundesweit einheitlich festgelegt werden. 15 Die Einkommens- und Arbeitsbedingungen müssen durch flächendeckende und 16 allgemeinverbindliche Tarifverträge deutlich verbessert werden. Dafür bedarf es 17 öffentlichen Drucks und entsprechender staatlicher Rahmensetzungen. Berufliche 18 Qualifizierungsmaßnahmen müssen werden erweitert und verbessert werden. 19 Der Einsatz von Subunternehmen in systemrelevanten Bereichen ist zu unterbinden. 20 2. Systeme der sozialen Sicherung reformieren 21 Die sozialen Sicherungssysteme, insbesondere Renten- und Kranken- und 22 Arbeitslosenversicherung und Kurzarbeitergeld sowie Grundsicherung werden reformiert. 23 Die Beiträge zu den Sozialversicherungssystemen sind hälftig von Arbeitnehmern und 24 Arbeitgebern zu tragen. Ziel der Reformen muss es sein, im Bedarfsfall die 25 Absicherung des Lebensstandards zu garantieren. 26 Das System des Bezuges von Kurzarbeitergeld hat sich grundsätzlich bewährt. Es muss 27 jedoch reformiert und die Bezugsdauer erweitert werden. Die Bezugsdauer wird 28 entfristet und die Höhe der Leistung ab dem ersten Monat auf 90 % angehoben. Während 29 des Bezuges von Kurzarbeitergeld sind grundsätzlich nur außerordentliche Kündigungen 30 (aus verhaltens- oder personenbedingten Gründen) möglich. 31 Arbeitslosengeld I und II: Um Beschäftigte, die durch die wirtschaftlichen Folgen der 23 / 46
Digitaler Programmparteitag 2021 - zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz Mainz - Halle 45, 23.01.2021 32 Coronakrise arbeitslos werden, vor sozialem Abstieg zu bewahren, muss das ALG I 33 dauerhaft länger als ein Jahr gezahlt werden; das ALG II muss erhöht und von 34 diskriminierenden Voraussetzungen befreit werden, wie durch die aktuellen, zeitlich 35 eng befristeten Regeln der Corona-Grundsicherung bereits eingeleitet. 36 Soloselbständige werden in die Systeme der sozialen Sicherung aufgenommen und 37 erhalten, bei Wegfall ihrer Betätigungsmöglichkeiten, Kurzarbeitergeld. (Im Laufe der 38 Krise gibt es einigen Bundesländern ergänzende Förderungen, die aber meist nicht für 39 alle Solo-Selbstständigen, sondern nur als Sondermittel für bestimmte Berufe -meist 40 Kulturberufe- vergeben werden. Es handelte sich um freiwillige Leistungen ohne 41 Rechtsanspruch.) 42 Für Studierende, deren existenzsichernde Beschäftigungsmöglichkeiten gerade 43 wegbrechen, muss ein Zugang zu einer auffangenden Grundsicherung ermöglicht werden. 44 3. Neue Ordnung am Arbeitsmarkt 45 Das Unwesen von Scheinselbstständigkeit, Beschäftigung über Kaskaden von 46 Subunternehmen, absurder Definition von Werkverträgen, permanenter Befristungen und 47 anderer prekärer Beschäftigungsverhältnisse muss beendet werden. Das gilt auch für 48 häufig ausländische Beschäftigte in der Landwirtschaft, der Bauwirtschaft und der 49 Fleischindustrie, deren überwiegend skandalösen Arbeits- und Entlohnungsbedingungen, 50 wiewohl lange bekannt, im Zuge der Coronakrise einer breiten Öffentlichkeit bekannt 51 geworden sind. Als erstem Schritt muss eine wirksame Nach-Unternehmer-Haftung 52 realisiert werden. 53 4. Recht auf Homeoffice 54 Vielen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern war es während des Shut-down möglich, ihre 55 berufliche Tätigkeit zu Hause im Homeoffice zu erledigen. Das bereits in der 56 Diskussion befindliche Recht auf Home-Office ist eine sinnvolle und notwendige 57 Maßnahme. Regelungsbedarf besteht hinsichtlich der Einrichtung von 58 Bildschirmarbeitsplätzen durch den Arbeitgeber, Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie 59 Datenschutz. 60 5. Ausbildung - Weiterbildung 61 Um möglichst viele betroffene Beschäftigte zur Weiterbildung zu motivieren, müssen 62 die entsprechenden Förderungen der Agentur für Arbeit ausgeweitet und qualitativ 63 verbessert werden, z. B. durch mehr qualifizierte Berufsbildungsmaßnahmen statt 64 kurzfristiger Trainings. 65 Um zu verhindern, dass Auszubildende durch die wirtschaftlichen Folgen der 66 Coronakrise ihre Ausbildung gar nicht oder nur mit verminderter Ausbildungsqualität 67 abschließen können, müssen wirksame Vorkehrungen getroffen werden: 68 Ausbildungsverbünde, überbetriebliche Ausbildungsabschnitte u. ä. mehr. 69 6. Einsatz von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern aus anderen Ländern der EU 70 In Deutschland müssen für diese ArbeitnehmerInnen die gleichen Rechte und Pflichten 71 gelten wie für inländische. Die Sozialversicherungspflicht zur Krankenversicherung, 72 Pflegeversicherung, Rentenversicherung und Arbeitslosenversicherung beginnt für alle 73 Beschäftigten mit der Aufnahme ihrer Beschäftigung gegen Lohn oder Gehalt. 24 / 46
Digitaler Programmparteitag 2021 - zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz Mainz - Halle 45, 23.01.2021 74 In der Corona-Krise haben Vorfälle in der Fleischindustrie gezeigt, dass neben den 75 unter 4. beschriebenen Veränderungen der arbeitsrechtlichen Situation auch die 76 Unterbringung grundsätzlich neu geregelt werden muss. Eine menschenwürdige Unterkunft 77 muss sichergestellt werden. Quartiere mit mehr als 4 Betten in einem Raum sind 78 verboten. Ausreichende Wasch- und Sanitärbereiche sowie Sozialräume werden 79 vorgeschrieben. Die Einhaltung gesetzlicher Mindeststandards muss streng und 80 regelmäßig überprüft werden. 81 7. Erhöhung des Mindestlohnes 82 Die Einkommen im Niedriglohnsektor müssen rasch auf ein den Lebensstandard sicherndes 83 Niveau erhöht werden. Gewerkschaften und Arbeitgeber sind gefordert, in den 84 jeweiligen Branchentarifverträgen ausreichende Löhne zu vereinbaren. Diese sind vom 85 Gesetzgeber als allgemein verbindlich zu verankern. Diese Allgemeinverbindlichkeit 86 ist im öffentlichen Interesse und deshalb bei Bedarf auch ohne die Einwilligung der 87 Unternehmer festzulegen. 88 Der gesetzliche Mindestlohn muss rasch auf 12 € erhöht werden. Durch wirksame 89 Kontrollen muss sichergestellt werden, dass er auch bei den Beschäftigten in dieser 90 Höhe ankommt. Manipulationen bei der Arbeitszeit, überteuerte Kosten für 91 Unterbringung und Verpflegung u. ä. müssen durch wirksame Kontrollen verhindert 92 werden. 25 / 46
Digitaler Programmparteitag 2021 - zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz Mainz - Halle 45, 23.01.2021 Antrag GS01: Bürgerversicherung für alle Antragsteller/in: AG 60 Plus Antragskommission: Überweisung an die Bundesprogrammkommission Sachgebiet: GS - Gesellschafts- und Sozialpolitik 1 Die SPD muss dieses Thema wieder in das Wahlprogramm 2021 aufnehmen und den 2 BürgerInnen im Wahlkampf vermitteln, wie wichtig diese Versicherung für alle ist. Begründung Gerade auch jetzt in der Corona-Krise zeigt sich, wie notwendig eine einzige Bürgerversicherung für alle BürgerInnen wäre. Z.B. Solo- Selbständige fallen nach kurzer Zeit in die Armut und verlieren ihre Mitgliedschaft in ihrer privaten Versicherung. Bereits bei der Bundestagswahl 2013 wurde im „Augsburger Wahlprogram“ der SPD die Bürgerversicherung gefordert, doch mit der Union ist das nicht umzusetzen. 26 / 46
Digitaler Programmparteitag 2021 - zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz Mainz - Halle 45, 23.01.2021 Antrag GS02: Einmalige Vermögensabgabe auf große Vermögen Antragsteller/in: AG 60 Plus Antragskommission: Überweisung an den Bundesparteitag Sachgebiet: GS - Gesellschafts- und Sozialpolitik 1 Zur Bewältigung der Folgekosten der Corona-Krise fordern wir die Einführung einer 2 kurzfristigen, einmaligen Vermögensabgabe auf große Vermögen, noch in dieser 3 Legislaturperiode. Begründung Die bereits beschlossenen und noch zu erwartenden Hilfspakete der Bundesregierung, sowie die absehbaren Steuer- und Beitragsausfälle belasten in der näheren Zukunft die Haushalte von Bund, Ländern, Kommunen und Sozialkassen in erheblichem Maße. Durch diese Einnahmeausfälle dürften bereits beschlossene und weitere dringend erforderliche Maßnahmen zur mittel- und langfristigen Zukunftssicherung der gesamten Volkswirtschaft nicht mehr realisiert und bewährte Leistungen gestrichen werden, wenn nicht umgehend ein Ausgleich herbeigeführt wird. Die Folgen der Corona- Krise tragen bisher jedoch vor allem nur Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und kleine Selbständige. Besitzer großer Vermögen sind jedoch von vergleichbaren neuen Belastungen und Ausfällen nicht betroffen. Großvermögende sind, wie bekannt, sogar seit 1997 von der Vermögenssteuer vollkommen verschont. Dagegen hat sich die Belastung kleiner und mittlerer Einkommen (Lohn- und Einkommensteuer) uneingeschränkt weiter entwickelt. Das Bundesverfassungsgericht hat am 22. Juni 1995 die Erhebung der Vermögenssteuer in der damaligen Form ab 1997 ausgesetzt, da diese das Immobilienvermögen gegenüber anderem Vermögen besser behandelte. Statt Immobilien, wie im Urteil gefordert, höher zu bewerten und damit stärker zu besteuern, entschied die damalige Bundesregierung, die Vermögensteuer nicht mehr zu erheben. Hierdurch hat in der Zeit danach nach einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) aus dem Januar 2016 die betroffene Personengruppe von unter 1 % an der Bevölkerung jährlich zwischen 10 bis 20 Milliarden jährlich zusätzlich erhalten. Das Grundgesetz sieht jedoch im § 106 ausdrücklich die Vermögenssteuer vor und dass ihr Aufkommen den Ländern zusteht. Der Verzicht auf diese Mittel hat dazu geführt, dass eine Mini-Personengruppe heute weit über 50 % des Volksvermögens verfügt und dass sich die Schere des Besitzes zwischen großen und kleinen 27 / 46
Digitaler Programmparteitag 2021 - zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz Mainz - Halle 45, 23.01.2021 Vermögen weiter vergrößert, statt verringert hat. Bei der in den letzten Jahrzehnten gängigen Praxis ist hingegen zu befürchten, dass erneut wieder nur Einkommensschwache, wie Alleinerziehende, Beschäftigte im Niedrig- oder Mindestlohnsektor, Hartz- IV – Empfänger/ innen und Rentner/ innen über, Verbrauchssteuern, minimierte Versorgungs- anpassungen und Kürzungen von Sozialleistungen zum Ausgleich der Corona-Lücken voll herangezogen werden. Das ist nicht nur unsozial, sondern auch volkswirtschaftlich schädlich! Hingegen ist eine kurzfristige, in ihren Auswirkungen moderate einmalige Vermögensabgabe als Lastenausgleich gerecht und volkswirtschaftlich sogar empfehlenswert. Damit könnte auch verhindert werden, dass die nachfolgenden Generationen für die Folgen der Pandemie einstehen müssten. Allein mit der eingesparten Vermögenssteuer ließe sich eine kurzfristige Vermögensabgabe locker finanzieren!!!! Detaillierte Ausführungsbestimmungen sind so zu fassen, dass es durch die Erhebung dieses Lastenausgleichs auf Vermögensgewinne zu keinen Substanzverlusten und unzumutbaren Härten kommt. So sollten selbstbewohnte Wohnungen und Häuser von der Besteuerung ganz ausgenommen werden. Durch die Einführung einer Freistellungsgrenze von bis zu 2 Millionen Euro kann auch sichergestellt werden, dass nur die höheren Vermögen für die Besteuerung herangezogen werden. 28 / 46
Digitaler Programmparteitag 2021 - zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz Mainz - Halle 45, 23.01.2021 Antrag GS03: Gleichwertige Lebensverhältnisse für Stadt und Land Antragsteller/in: AG 60 Plus Antragskommission: Überweisung an die Landtagsfraktion Sachgebiet: GS - Gesellschafts- und Sozialpolitik 1 Aufgrund der demografischen Entwicklung und den daraus resultierenden negativen 2 Auswirkungen auf vielen Feldern der Daseinsvorsorge, stellt der Landesvorstand AG 60 3 plus Rheinland - Pfalz nachstehenden Antrag: 4 Das zuständige Ministerium für Inneres in Rheinland - Pfalz, wird aufgefordert, dafür 5 Sorge zu tragen, dass in allen, im Hauptamt geführten, Gebietskörperschaften die 6 Stelle eines / einer Demografie-Beauftragten eingerichtet wird, mit der Maßgabe, für 7 gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land in Rheinland - Pfalz zu sorgen. 8 Aufgabe der Amtsinhaberin / des Amtsinhabers ist es, in regelmäßigen Abständen den 9 Ratsgremien und den in der Senioren -, Jugend - und Familienarbeit Tätigen, über 10 bestehende Defizite zu berichten und Maßnahmen zu deren Behebung vorzuschlagen. Begründung Die Verantwortung für die Lebensverhältnisse in der Fläche ist ein Kernelement des Sozialstaates (Art. 20 GG). Für die "Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse" in bestimmten Bereichen liegt das Gesetzgebungsrecht beim Bund (Art. 72 GG). Instrumente zur Sicherstellung der Einheitlichkeit der Lebensverhältnisse sind Länderfinanzausgleich und Bundesergänzungszuweisungen (§ 106 GG). Die "Einheitlichkeit der Lebensverhältnisse im Bundesgebiet" ist konkretisiert im Raumordnungsgesetz des Bundes. Hier steht in § 2 Abs. 2 Nr. 1 ROG: "Im Gesamtraum der Bundesrepublik Deutschland und in seinen Teilräumen sind ausgeglichene soziale, infrastrukturelle, wirtschaftliche, ökologische und kulturelle Verhältnisse anzustreben." Länderverfassungen und Landesplanungsgesetze zitieren den Begriff ihrerseits. Hieraus ergibt sich die Verpflichtung zu einer entsprechenden Strukturpolitik und Entwicklung im Bereich des jeweiligen Landesgebietes. Bund und Länder gewährleisten gleichwertige Lebensverhältnisse z. B. dadurch, dass sie die Aufgabenträger im Bereich der öffentlichen Daseinsfürsorge gesetzlich zur Vorhaltung einer Grundversorgung verpflichten. Während die Ver- und Entsorgungsinfrastruktur flächendeckend sicherzustellen ist, sind Einrichtungen der sozialen Infrastruktur in zentralen Orten zu bündeln (§ 2 Abs. 2 Nr. 3 ROG), in deren Verflechtungsbereichen der ländliche Raum mitversorgt wird. Der Landesvorstand AG 60 plus Rheinland - Pfalz stellt fest, dass von gleichwertigen Lebensverhältnissen in Rheinland - Pfalz kaum noch gesprochen werden kann. Die Qualität der 29 / 46
Digitaler Programmparteitag 2021 - zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz Mainz - Halle 45, 23.01.2021 Lebensverhältnisse in städtischen und ländlichen Regionen unseres Landes driftet zunehmend auseinander. Davon betroffen sind insbesondere ältere Menschen und junge Familien mit Kindern. Bei älteren Menschen ist insbesondere die gesundheitliche Versorgung in ländlichen Bereichen ein erhebliches Problem. Durch den zunehmenden Mangel an niedergelassenen Ärzten im ländlichen Raum, ist die ambulante medizinische Versorgung dort nicht mehr gewährleistet. Auch die ambulante pflegerische Versorgung ist wegen Personalmangel in ländlichen Bereichen zunehmend nicht mehr gewährleistet. Längere Wege und höherer Zeitaufwand machen die Versorgung im ländlichen Raum für ambulante Pflegedienste unattraktiv. Gleichzeitig ist für ältere Menschen die Versorgung mit den Dingen des täglichen Lebens, bei gleichzeitiger Ausdünnung der entsprechenden Angebotsinfrastruktur, zunehmend problematisch. Altersbedingte Einschränkungen der Mobilität, in Verbindung mit dem nahezu völligen Fehlen eines barrierefreien ÖPNV - Angebotes, erschweren in erheblichem Umfang das Leben älterer Menschen in ländlichen Bereichen. Ähnlich, aber auf andere Art problematisch, ist das Leben junger Familien mit Kindern auf dem Land. Vor dem Hintergrund, dass gute Arbeitsplätze mit entsprechenden Verdienstmöglichkeiten fast nur noch in den Ballungszentren angeboten werden, was für Arbeitnehmer aus ländlichen Bereichen lange Anfahrwege, mit entsprechenden Problemen, bedeutet, verbessert sich die Infrastruktur für junge Familien mit Kindern im ländlichen Bereich kaum merklich. Insbesondere das Bildungsangebot mit Kitas und einem differenzierten Schulangebot, in gut erreichbarer Entfernung und in Verbindung mit umfassender Digitalisierung, ist dringend zu optimieren. Es muss auch ein Konzept entwickelt werden, mit dessen Hilfe die Arbeitsplatzstruktur im ländlichen Bereich verbessert wird. Die wesentliche Ursache der festzustellenden Entwicklung besteht darin, dass der zunehmenden Bildung von Ballungszentren und der gleichzeitigen infrastrukturellen Ausdünnung im ländlichen Bereich, auch in Rheinland - Pfalz, politisch - strukturell kaum etwas entgegengesetzt wird. Dabei besteht dringender Handlungsbedarf. 30 / 46
Digitaler Programmparteitag 2021 - zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz Mainz - Halle 45, 23.01.2021 Antrag GS04: Kindergrundsicherung Antragsteller/in: AG 60 Plus Antragskommission: Überweisung an den Bundesparteitag Sachgebiet: GS - Gesellschafts- und Sozialpolitik 1 Kinder gehören nicht in den Bezug von Hartz IV, sondern müssen eine eigene 2 verlässliche Geldleistung erhalten, die sich an den Bedürfnissen der Mitte der 3 Gesellschaft orientiert. 4 Deshalb fordert wir eine gesetzlich abgesicherte „Kindergrundsicherung“, die allen 5 Kindern das gleiche Recht auf gute Bildung und soziale Teilhabe einräumt. Begründung Sechs Millionen Kinder in Deutschland leben in Armut, eine Schande für ein so reiches Land! In den Medien und damit in der Öffentlichkeit wird dieses Problem kaum wahrgenommen. Jeremias Thiel, ein junger Sozialdemokrat aus Kaiserslautern, hat hierzu ein sehr beeindruckendes Buch geschrieben: „Kein Pausenbrot, keine Kindheit, keine Chance: Wie sich Armut in Deutschland anfühlt und was sich ändern muss“. Er schildert aus eigener Erfahrung, was Armut für ein Kind bedeutet und zeigt auf wie unsere Gesellschaft davon betroffen ist. 31 / 46
Digitaler Programmparteitag 2021 - zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz Mainz - Halle 45, 23.01.2021 Antrag K01: Digitalisierung als Grundprinzip Antragsteller/in: AG 60 Plus Antragskommission: Erledigt durch das Programm Sachgebiet: K - Kommunal- und Landespolitik 1 Wir fordern von der Landesregierung, dass Digitalisierung als Grundprinzip in allen 2 Schulstufen und Erziehungsformen eingeführt wird, um die Alltäglichkeit ihres 3 Einsatzes zu erreichen. Begründung Die Notwendigkeit, Sicherheit im Umgang mit den neuen Medien zu gewinnen, verlangt Maßnahmen, die verhindern, dass Kinder und Jugendliche abgehängt werden. 32 / 46
Digitaler Programmparteitag 2021 - zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz Mainz - Halle 45, 23.01.2021 Antrag K02: Stadtteilbüros und Ähnliches Antragsteller/in: AG 60 Plus Antragskommission: Überweisung an die SGK und die Bundestagsfraktion Sachgebiet: K - Kommunal- und Landespolitik 1 In Kommunen sind Stadtteilbüros, Quartiermanagements und ähnliche Einrichtungen zu 2 schaffen, um als Anlaufstelle und Ansprechpartner mit Hilfsangeboten und 3 Informationen bereit zu stehen und Treffpunkte zu sein mit meist ehrenamtlichen 4 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und gern in Verbindung mit Organisationen und 5 Vereinen. Begründung Damit Hilfsbedürftigkeit nicht in die Isolierung führt, muss ein Netz von Einrichtungen ausgebaut werden, dass in zumutbarer Nähe ein Angebot bereithält, um am Leben im Umfeld vielfältig teilzunehmen. 33 / 46
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