Gesundheit Sicherheit in der Ausbildung - Spezial - BG ETEM
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&gesundheit 12512 Ausgabe 4 | 2017 arbeit Das Magazin für Sicherheitsbeauftragte Sicherheit in der Ausbildung Spezial Ergonomisch und aktiv im Büro. Mit Aushang Assistenzsysteme Sicheres Führen von Fahrzeugen Unfallversicherung Schutz bei Pflege von Angehörigen
inhalt 3 Editorial 4 Meldungen 6 „Azupoly“ Penny-Märkte binden Azubis spielerisch in die Arbeits- Ihre Erfahrungen sind sicherheit ein uns wichtig. Schreiben Sie uns, was Sie als 12 Sicherer Schulweg Sicherheitsbeauf- Projekte, um die Sicherheit auf dem tragte beschäftigt. Fotos: Dehli-News/Frank Dehlis; Thinkstock/shironosov, Wavebreakmedia Ltd, shutterstock/Zoart Studio Weg zur Schule zu verbessern redaktion@dguv-aug.de 14 Verhalten im Brandfall Feuerlöscher richtig einsetzen 15 – 18 SPEZIAL Der Extrateil zum Herausnehmen mit diesen Themen: • Ergonomische Gestaltung von Büro- und Bildschirmarbeitsplätzen • Bewegungsförderung im Büro Mit Aushang zum Thema „So sitzen Sie richtig“ ... ab Seite 6 Impressum » Es gilt, junge Leute früh- arbeit & gesundheit, 69. Jahrgang, erscheint zweimonatlich. Bezugsentgelt der Zeitschrift im Mitgliedsbeitrag enthalten. zeitig für die Sicherheit Herausgegeben von: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV), Glinkastraße 40, zu sensibilisieren. « 10117 Berlin, www.dguv.de Redaktionsbeirat: Jens Ackermann, Milena Bähnisch, Renate Bantz, Rike Bouvet, Joachim Sylvia Weigel, Fachkraft für Arbeits- Förster, Dr. Frauke Jahn, Ina Neitzner, Michael sicherheit, Präventionsberatung und Quabach, Alexander Seeger, Dr. Ronald Unger, Gesundheitsmanagement bei Penny. Dr. Thorsten Wiethege, Holger Zingsheim Chefredaktion: Dr. Dagmar Schittly (verantw.), Kathrin Baltscheit (Stellvertretung), DGUV 4|2017 arbeit & gesundheit
editorial Kennzeichnung für gefährliche Stoffe und Gemische → Seite 28 Liebe Leserinnen, liebe Leser, „Früh übt sich, was ein Meister 19 werden will!“ – diese Redensart Briefe an die Redaktion wird oft strapaziert, aber der tiefe- 6 Expertinnen und Experten re Sinn bleibt dennoch erhalten. beantworten Ihre Zuschriften Sicherlich gibt es kaum jemanden unter Ihnen, der bei der Arbeit im 20 Betrieb nicht zumindest hin und Häusliche Pflege wieder mit jungen Menschen zu tun Arbeitssicherheit Wie Auszubildende Unfallversicherungsschutz bei hat, die sich noch in der Ausbildung von Beginn an integriert werden der Pflege von Angehörigen befinden. Das Ausbildungssystem, das es in Deutschland praktisch 22 jeder Berufseinsteigerin und jedem Verkehrssicherheit Einsteiger ermöglicht, sich einen 12 Fahrerassistenzsysteme können hochgeschätzten Expertenstatus Unfallzahlen senken zu erarbeiten, sucht international seinesgleichen. Aber wie sieht es 24 bei aller Fachkompetenz eigentlich Versicherungsschutz mit den Themen Arbeitssicherheit Während eines Praktikums und Gesundheitsschutz als Ausbil- oder Ferienjobs sind junge dungsinhalt aus? Es gibt Betriebe, Leute unfallversichert die hier mit gutem Beispiel voran- Sicherer Schulweg Wie Verkehrserzie- gehen: In unserer Reportage ab hungsprojekte die Sicherheit verbessern 26 Seite 6 konzentrieren wir uns auf Aktuelle Vorschriften eine große Einzelhandelskette, aber selbstverständlich gelten die meis- 27 24 Neue Informationsangebote ten der dort getroffenen Aussagen für viele Branchen. Wenn Sie zumindest einen Teil 28 Ihrer Arbeitszeit am Schreibtisch Meldungen verbringen, haben Sie es vielleicht schon buchstäblich am eigenen 30 Leib erfahren, wie nützlich der ein Unterhaltung oder andere Tipp zum ergo- Quiz zu den Themen Sicherheit nomischen Sitzen sein und Gesundheit bei der Arbeit mit kann. Könnten davon Praktikum und Ferienjob Wie die gesetz- Gewinnspiel, Sudoku, Cartoon und vielleicht auch die liche Unfallversicherung geregelt ist „Das Allerletzte“ Kolleginnen und Kollegen in Ihrem Betrieb profitieren? Der Aushang, den Sie wie immer in der Redaktion: Kai Stiehl (Redaktionsleiter), Druck: Bonifatius GmbH Druck-Buch-Verlag, Heftmitte finden, ist Markus Fischer, Lena Markmann, Karl-Schurz-Straße 26, 33100 Paderborn dafür ein gutes Mittel. Manuela Müller Grafisches Konzept: Telefon: 0800 888 5440 CW Haarfeld GmbH, Hürth Fax: 0800 888 5445 Titelbild dieser Ausgabe: Eine angenehme Lektüre Leserservice: redaktion@dguv-aug.de Frank Dehlis wünscht Ihnen Bitte geben Sie bei Adressänderungen, Stand dieser Ausgabe: Abbestellungen o. Ä. wenn möglich Ihre 20. Juni 2017 Berufsgenossenschaft oder Unfallkasse an. Dr. Jens Jühling Verlag: CW Haarfeld GmbH, ein Unternehmen der Wolters Kluwer Deutschland GmbH, Robert-Bosch- Die nächste Ausgabe erscheint Straße 6, 50354 Hürth, ww.cwh.de am 20. September 2017. arbeit & gesundheit 4|2017 3
meldungen Hätten Sie’s gewusst? 1.006.000 Personen waren im Juni 2016 in Deutschland in Leiharbeit sozialversicherungspflichtig oder geringfügig beschäftigt. Bundesagentur für Arbeit: Aktuelle Entwicklungen der Zeitarbeit. → Lasersicherheit auf → Manipulationen → Läuft wie einen Blick verhindern geschmiert? Aktualisiertes Plakat. Für das Arbeiten Schutzeinrichtungen. Bei der Arbeit Umgang mit Kühlschmierstoffen. Ob in mit Lasertechnologie gibt es eine ganze an Maschinen besteht ein hohes Ge- Werkstätten oder Produktionsbetrieben: Reihe von Vorschriften und Richtlinien, fährdungspotenzial. Um Beschäftigte Beim Bohren, Drehen, Schleifen oder der die einzuhalten sind. Um stets den bestmöglich zu schützen, gibt es an Arbeit mit Werkzeugmaschinen kommen Überblick zu behalten, empfiehlt sich als Maschinen Schutzeinrichtungen. Doch Kühlschmierstoffe oft in größeren Mengen Informationsmedium das Plakat mit dem häufig lässt sich beobachten, dass diese zum Einsatz. Diese können chemische Titel „Vorschriften und Maßnahmen zur Einrichtungen manipuliert werden. Das Zusätze, sogenannte Additive, enthalten, Lasersicherheit“ der BG ETEM. Darauf sind kann zu schweren Unfällen führen, hohe sie können wassermischbar oder nicht neben den europäischen Richtlinien auch Kosten verursachen und die Verfügbarkeit wassermischbar sein. Wichtig ist, dass Be- Gesetze und Verordnungen sowie Normen der Maschinen einschränken. Um dazu schäftigte die möglichen Gesundheitsge- und die entsprechenden erforderlichen beizutragen, dass das Thema offen von fahren beim Arbeiten mit Kühlschmierstof- Arbeitsschutzmaßnahmen übersichtlich Herstellern, Betreibern und Händlern fen kennen und sich davor schützen. Wie und vereinfacht zusammengefasst. Jetzt kommuniziert wird, hat die Sektion das geht, erklärt in übersichtlicher Form wurde dieses sogenannte Laserplakat ak- Maschinen- und Systemsicherheit der eine Broschüre der BG ETEM. Sie enthält tualisiert. Es kann kostenlos aus dem Netz Internationalen Vereinigung für So- die 15 wichtigsten Tipps. Die Broschüre heruntergeladen werden. ziale Sicherheit (IVSS) die Website „Sicher arbeiten mit Kühlschmierstoffen“ stop-defeating.org geschaffen. Unter Be- steht zum kostenlosen Download auf der www.bgetem.de Webcode: 17415564 teiligung diverser Partner, unter anderem Website der BG ETEM zur Verfügung. Alter- der Berufsgenossenschaft Holz und Metall nativ kann sie in gedruckter Form bestellt (BGHM), der Berufsgenossenschaft Han- werden. Die Bestellnummer lautet T 021. del und Warenlogistik (BGHW) und des www.bgetem.de Instituts für Arbeitsschutz der DGUV (IFA), Webcode: 17485099 will die IVSS dazu beitragen, Manipulatio- nen von Schutzeinrichtungen an Maschi- nen zu verhindern. stop-defeating.org 4 4|2017 arbeit & gesundheit
→ Arbeitssicherheit an → Tödliche Auszubildende vermitteln Absturzunfälle Medien-Pakete. Mit ihren Medien-Paketen • Energie- und Wasserwirtschaft Statistik. Von Januar 2009 bis Dezember für Ausbildungsbetriebe möchte die • Druck und Papierverarbeitung 2016 hat die Bundesanstalt für Arbeits- BG ETEM Unternehmen unterstützen, neu • Textil und Mode schutz und Arbeitsmedizin (BAuA) in eingestellte Auszubildende für sicheres • Büro/Verwaltung Deutschland 1.499 tödliche Arbeitsunfälle Arbeiten zu gewinnen. Auch in diesem erfasst. Rund 28 Prozent dieser Arbeitsun- Jahr erhalten Mitgliedsbetriebe, die Die Medien-Pakete sind auch außerhalb fälle sind auf Abstürze zurückzuführen. In einen oder mehrere Azubis einstellen, des Aktionszeitraums bestellbar. Ab 423 Fällen stürzten die tödlich verunfallten Fotos: shutterstock/VoodooDot, Aha-Soft, Rashad Ashurov, goodluz, psyGa; Thinkstock/Rawpixel, Emevil bis 31. Oktober wieder je ein kostenloses dem zweiten Paket bezahlen Mitglieds- Personen, die zu 99,5 Prozent männlich Medien-Paket nach Wahl. Zu den Paketen betriebe der BG ETEM einen gestaffelten waren, unmittelbar von Gerüsten, Leitern, gehören Aktionsplakate, Broschüren und Sonderpreis von maximal 10 Euro pro Bauwerksdächern oder Maschinen – oder Film-Module, etwa zu den Themen elektri- Medien-Paket. Für Nicht-Mitgliedsbetriebe sie brachen durch Bauteile hindurch. Die scher Strom, Gefahrstoffe, Lärm oder Ver- kosten die Pakete je 55 Euro zuzüglich meisten Absturzunfälle passierten auf kehrssicherheit. Die Infomedien sind eine Versandkosten. Baustellen (269 Unfälle), gefolgt von Ab- gute Einstiegshilfe für Auszubildende. stürzen bei Fertigungs- und Montagearbei- www.bgetem.de Denn es gilt: Wer die Gefährdungen am Webcode: 12644577 ten (106), Demontagetätigkeiten (52) und Arbeitsplatz und mögliche Schutzmaß- Transportarbeiten (40). 64,2 Prozent der nahmen kennt, hat die besten Voraus- Verunglückten verfügten bereits über eine setzungen für einen sicheren Start in mindestens dreijährige Berufserfahrung. den Beruf. Routine bewahrt also nicht vor Absturzun- Alle Informationen sind praxisnah fällen. Deswegen sind situationsgerechte aufbereitet und behandeln grundlegende und aktuelle Gefährdungsbeurteilungen Aspekte der Arbeitssicherheit. Medien- sowie geeignete Arbeitsschutzmaßnah- Pakete sind erhältlich für die Bereiche: men für das Arbeiten in der Höhe uner- • Feinmechanik lässlich. • Elektrohandwerk/elektrotechnische www.baua.de Industrie → Absturzunfälle arbeit & gesundheit 4|2017 5
Auszubildende für Sicherheit begeistern Gerade im Umgang mit Auszubildenden, die sich im neuen Arbeitsumfeld erst noch orientieren müssen, ist ein lockerer Umgang wichtig. Deswegen setzt Penny mit „Azupoly“ auf Spaß und Spannung, wenn es um die Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit geht. M ichael Wagner ist konzentriert. Karton anhebt, erinnert er sich an die Folien Die Papierpresse im hinteren mit den Haltungstipps. Er achtet darauf, in die Teil des Penny-Marktes im säch- Knie zu gehen und aus einem geraden Rücken sischen Annaberg, die entfernt heraus zu heben. Auch die Auszubildende an einen Altkleidercontainer erinnert, arbeitet Celine Winkler aus dem Markt in Chemnitz einwandfrei. Der Auszubildende tat sich zu- weiß seit dem „Azupoly“-Seminar, wie sie nächst schwer damit, das Gerät zu bedienen, Kartons sicher öffnet. Beim „Azupoly“-Spielen doch mittlerweile geht er sicher mit der Presse im Grundseminar hat sie einen Film gesehen, um. Er weiß: Ein Fehlgriff kann unangenehme der genau zeigt, wie das Sicherheitsmesser zu Folgen haben. Denn die Pappballen, die die halten und zu führen ist – und dass kein ande- Presse unten ausspuckt, sind mit einem Draht res Messer benutzt werden sollte. „Denn die umspannt. Liegt dieser nicht richtig an, muss Klinge schnappt automatisch zurück, wenn er mit der Hand nachgezogen werden. „Das ist man das Messer aus dem Karton heraus- » Etwa beim manchmal etwas schwierig“, sagt der 19-Jäh- zieht“, erklärt die 20-Jährige. Nachziehen von rige. Vorsicht ist also angesagt. Der Film beschreibt das Arbeiten mit dem Sicherheitsmesser im Detail – nicht ohne Drähten ist Vor- Unterhaltung mit Anspruch. Der Auszubil- Grund, wie Sylvia Weigel berichtet: Als Fach- sicht angesagt. « dende weiß genau, wo er anfassen kann, ohne kraft für Arbeitssicherheit, Präventionsberatung Michael Wagner (19), dass ihm etwas passiert. Denn der bewusste und Gesundheitsmanagement war sie maßgeb- Auszubildender und sichere Umgang mit einer Maschine ist lich an der Entwicklung des „Azupoly“-Semi- zum Einzelhandels- etwas, auf das die Penny-Märkte bei ihren nars beteiligt. Sie erklärt: „Der Umgang mit kaufmann. Azubis Wert legen. Seit drei Jahren vermittelt neuen Geräten und Situationen birgt ein → der Lebensmitteldiscounter die Themen Si- cherheit und Gesundheit bei der Arbeit spie- lerisch und interaktiv. Ein Arbeitskreis, der sich mit der Weiterentwicklung von Schulungs- unterlagen beschäftigt, hat in Anlehnung an den Bestseller „Monopoly“ das digitale Spiel „Azupoly“ entwickelt. Mit dem Unterschied, dass die Straßen durch Themen aus der Ar- beitssicherheit und Gesundheitsförderung Fotos: Dehli-News/Frank Dehlis; Shutterstock/RedlineVector ersetzt wurden. In Filmen oder Minipräsenta- tionen werden die Inhalte vermittelt und bei Gruppenarbeiten werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer immer wieder aktiv eingebun- den. Am Ende des „Azupoly“-Seminars testen die Auszubildenden bei einem „Quizduell“ noch einmal als Lern- und Erfolgskontrolle ihr Wissen. Spielend sicher. Bei Michael Wagner hat das „Azupoly“-Seminar einen bleibenden Ein- druck hinterlassen. Wenn er einen schweren arbeit & gesundheit 4|2017 7
titelthema Nachwuchs- ideen Tipps und Ideen von Jugendli- chen und Auszubildenden, wie sich Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit verbessern las- » Der Umgang sen, sind gefragt: mit neuen Gerä- ten und Situa- → Die Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik tionen birgt ein (BGHW) ruft mit dem „Azu- hohes Gefahren- bi-Sonderpreis“ junge Be- schäftigte auf, ihre Ideen potenzial. « für sichere und gesunde Die Fachkraft für Arbeitsplätze einzurei- Arbeitssicherheit Sylvia chen. Weigel sensibilisiert die Auszubildenden für den www.diegoldenehand.de sicheren Umgang mit → Azubi-Sonderpreis dem Backofen. → Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) motiviert Auszubildende in der Pflege, Ideen für ein gesundes Berufsleben zu entwickeln. Sie stiftet dazu ab 2018 im Rahmen des Deutschen Pflegepreises den BGW Nachwuchspreis. hohes Gefahrenpotenzial. Hierfür wollen wir Wissenschaftlich fundiert. Die Wissen- unsere Azubis sensibilisieren.“ schaft stützt den Ansatz, mit dem das Un- www.deutscher- Die Herausforderung, der sich die Exper- ternehemen seine Auszubildenden und die pflegepreis.de tinnen und Experten hierbei gestellt haben, BGHW überzeugt. Die Studentin Anne Op- war nicht ganz einfach: Sie wollten jungen permann arbeitet im Bereich „Arbeit und → Mit dem Deutschen Ju- gend-Arbeitsschutz-Preis Menschen eine trockene Materie auf interes- Gesundheit“ bei der Rewe-Group in Köln, (JAZ) zeichnet die Fachver- sante Art und Weise erlebbar machen. „Bei zu der die Penny-Märkte gehören. Sie hat einigung Arbeitssicherheit einer üblichen Unterweisung bleibt oft nicht „Azupoly“ im Rahmen ihres Masterstudi- e. V. (FASI) Einfälle von Ju- viel hängen“, erläutert Weigels Kollege Eck- engangs Wirtschaftspsychologie für den gendlichen aus, die den hard Held. Bei einem Spiel ist das anders. Einsatz an Bildschirmarbeitsplätzen in der Arbeits- und Gesundheits- Das kann die angehende Einzelhandelskauf- Rewe-Group-Zentrale angepasst. Die Wirt- schutz im eigenen Unter- frau Celine Winkler nur bestätigen: „Mir hat schaftspsychologin zieht ein positives Fazit: nehmen verbessern. ‚Azupoly‘ riesigen Spaß gemacht und ich „Die interaktive und kreative Form erzeugt Teilnehmen können Einzel- konnte mir die Inhalte wirklich gut merken.“ nicht nur ein besseres Verständnis, sondern personen oder Gruppen. Die positiven Reaktionen der Auszubilden- vergrößert auch deutlich die Akzeptanz der den zeigen, dass die Verantwortlichen ihr Regelungen.“ Spielerisches Lernen trage au- www.jugend- arbeitsschutz-preis.de Ziel erreicht haben. 2015 wurde Penny von ßerdem dazu bei, dass die Teilnehmer nicht der Berufsgenossenschaft Handel und Wa- so schnell ermüden. Zentral ist für Anne Op- renlogistik (BGHW) für sein Konzept deshalb permann eine Studie, die belegt, „dass wir auch mit dem Präventionspreis ausgezeichnet. nur 10 Prozent der Informationen behalten, 8 4|2017 arbeit & gesundheit
Tipps • Bei der Schulung von Aus- zubildenden empfiehlt es sich, auf Augenhöhe zu kommunizieren. Die Be- rufseinsteigerinnen und -einsteiger sollten von Be- ginn an als wichtige und wertgeschätzte Arbeits- kräfte angesprochen wer- den. • Praktisches Handeln und Üben sind in aller Regel besser als ausschließlich theoretische Unterwei- sungen. wenn wir sie lesen, 90 Prozent jedoch, wenn entstehen Unfälle auch oft durch Unacht- • Indem Auszubildende wir sie in der Praxis umsetzen“. Beim „Azu- samkeit. Die DGUV verzeichnete für das den sicheren Umgang poly“-Spielen werden die Auszubildenden Jahr 2015 mehr als 120.000 meldepflichtige mit einer bestimmten Ma- selbst aktiv, dies erklärt auch, warum sie Arbeits- und Wegeunfälle bei jungen Berufs- schine erklären – ohne sich an zahlreiche Details erinnern können. tätigen bis 25 Jahre. Das sind fast 16 Prozent dass ihr Wissen bewertet wird –, lässt sich auf spie- aller meldepflichtigen Unfälle. lerische Art und Weise ihr Unbekannte Gefahren. Die Wichtigkeit Wissensstand abfragen. von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit Verantwortung übernehmen. Penny in- frühzeitig ins Bewusstsein zu rufen, ist ein tegriert seine Auszubildenden nicht ohne • Die Auszubildenden kön- Anliegen der Rewe-Group. Jugendliche sind Grund von Beginn an in die Arbeitssicher- nen im Rahmen eines Pro- im Beruf und in der Freizeit besonders ge- heit: Denn das Unternehmen bildet junge jekts neue sicherheitsre- fährdet, weil sie oft eine hohe Risikobereit- Menschen mit der Perspektive aus, dass levante Maßnahmen ent- schaft besitzen. Zudem können sie Gefahren diese selbst einmal Führungspositionen in- wickeln. Auf diese Weise häufig noch nicht richtig einschätzen. Dass nehaben. „Da ist es wichtig, dass sie früh werden die jungen Men- Fotos: Dehli-News/Frank Dehlis man beim Bedienen des Backofens Schutz- lernen, Verantwortung für sich und andere schen für die Themen Si- handschuhe tragen muss, um sich nicht zu zu übernehmen“, schildert die Sachgebiets- cherheit und Gesundheit verbrennen, war Michael Wagner beispiels- leiterin Learning/Human Resources National sensibilisiert und leisten einen eigenen Beitrag. weise klar. Dass man sich jedoch auch an Nadja Lehmann. Das Thema Verantwortung der Tiefkühltheke verbrennen kann, das war spielt deshalb in allen Bereichen eine große ihm nicht bewusst. Außer durch Unwissen Rolle. Darüber hinaus hat das Unter- → arbeit & gesundheit 4|2017 9
Präventions- programm für Azubis „Jugend will sich-er-leben“ (JWSL) ist ein Programm für Auszubildende zur Prävention in den Bereichen Arbeitssicher- heit und Gesundheitsschutz. Es wird über die Landesverbände der DGUV allen Berufsschulen in Deutschland angeboten. JWSL widmet sich jährlich wechselnden Themen. Derzeit steht das Thema „Lärm“ im Vor- dergrund, und das aus gutem Grund: Eine repräsentative Um- frage für das Programm JWSL hat ergeben: 78 Prozent der un- ter 25-Jährigen klagen über Lärm am Arbeitsplatz. Gehör- schädigender Lärm entsteht vor allem beim Einsatz von Ma- schinen oder Werkzeugen. In der Umfrage gaben 38 Prozent an, von diesem Lärm betroffen zu sein. Genauso viele Befragte gaben an, bei der Arbeit regel- mäßig oder ab und zu Gehör- nehmen seine Azubis in das gesamte Be- nicht einer bestimmten Gefahr ausgesetzt schutz zu tragen. Die jungen triebliche Gesundheitsmanagement (BGM) war. Michael Wagner erinnert sich in diesem Menschen wünschen sich in ih- eingebunden. „Alle Programme richten sich Zusammenhang an ein Video zum Thema rer Ausbildung Informationen auch an unsere Auszubildenden“, berichtet Brandschutz: Der Film zeigte, wie man sich und Aufklärung über Lärmmin- Roland Kraemer, Funktionsbereichsleiter Ar- im Ernstfall zu verhalten hat und wie wich- derung und Gehörschutz. beitssicherheit und Gesundheitsschutz bei tig es ist, sich rechtzeitig in Sicherheit zu www.jwsl.de der Rewe-Group. bringen. Ein Thema, mit dem er bisher noch nichts zu tun hatte, das ihm jetzt jedoch Im Rahmen des Präventions- Lockere Atmosphäre. Mit „Azupoly“ er- präsent ist. programms fand der Krea- reichen die Verantwortlichen zudem einen tivwettbewerb „Schilder- weiteren Effekt: Wenn Sylvia Weigel oder Gefahren erläutern. „Wenn die Basis session“ zum Thema Krach unter Kontrolle Eckhard Held einen Markt besuchen, wer- stimmt, merken die Azubis, dass alles ei- statt. Viele Jugend- den sie von den Azubis in der Regel sofort gentlich ganz locker ist“, sagt Eckhard Held. liche haben ihre erkannt. Die Basis für dieses Vertrauen Genau diese Basis hat viel mit Kommunika- kreativen Ideen legen die Fachkräfte für Arbeitssicher- tion zu tun. Einem jungen Menschen eine eingereicht. heit vor allem im Grundlagensemi- Anweisung zu geben, ohne dass dieser den nar. „Azupoly“ hilft ihnen hierbei Sinn oder die Notwendigkeit erkennt, geht in Fotos: Dehli-News/Frank Dehlis, BGHM ungemein. Die spielerische Atmo- der Regel am Ziel vorbei. Sylvia Weigel dreht sphäre während der Seminare und deswegen oft den Spieß um und lässt sich Schulungen erzeugt Spaß und Spannung, von den Auszubildenden die Arbeitsweise obwohl es sich um ein ernsthaftes Thema einer Maschine beschreiben und die Ge- handelt. fahren erläutern. „Wenn ein Azubi ein Gerät In den Seminaren stellt sich zudem erklären kann, dann ist er dabei“, sagt sie. oftmals ein Aha-Effekt ein, wenn Gefahren Dies hat sie übrigens auch so mit Michael erkannt werden, obwohl man selbst noch Wagner an der Papierpresse gemacht. 10 4|2017 arbeit & gesundheit
titelthema Die Auszubildende Celine Wink- ler (20) profitiert im Arbeitsalltag Interview von dem Wissen, das sie beim „Azupoly“-Spielen erworben hat. mit ... Ulrich Zilz Koordinator des Präventions- programms „Jugend will sich-er-leben“ beim Landesverband Mitte der DGUV und Ausbildungsreferent der Berufs- genossenschaft Holz und Metall (BGHM). Herr Zilz, Sie sind Koordinator des Präventionspro- gramms „Jugend will sich-er-leben“. Welches Ziel verfolgt das Programm? Es geht uns in erster Linie darum, dass Auszubildende den rich- tigen Umgang mit den Risiken der Arbeitswelt erlernen. Dies ist umso wichtiger, als Gefahren zur Arbeitswelt dazugehören. Wenn ein Zimmermann alle Richtlinien einhält, hat er gute Vorausset- zungen dafür, ein Leben lang gesund zu arbeiten. Entsprechend wichtig ist es, dass Auszubildende lernen, welch hohe Bedeu- tung das Thema Arbeitsschutz hat. Grundsätzlich gelten für die Arbeit in diesem Zusammenhang drei Regeln: sicher, richtig und gut arbeiten. Wie holen Sie die jungen Menschen ab? Wir bieten anschauliche Unterrichtsmaterialien und führen in jedem Jahr zwei Wettbewerbe, einen Sicherheits- und einen Kreativwettbewerb, durch. Bei beiden Wettbewerben loben wir Geldpreise aus, auch für die Berufsschulen. Hierdurch ist die Beteiligung sehr gut. Beim Kreativpreis können die Auszubil- denden gemeinsam mit ihrer Klasse und/oder ihrer Lehrkraft aus zwei Aufgaben wählen. Im vergangenen Jahr konnten sie entweder als Regisseure aktiv werden und sich mit ihrer Klasse an der YouTube-Challenge beteiligen oder originelle Ideen für die „Schildersession“ entwickeln. Unser Fazit lautet: Indem wir im Rahmen des Präventionsprogramms Wettbewerbe veranstalten sowie Medien und Unterrichtseinheiten erstellen, die von den Lehrkräften in den Berufsschulen verwendet werden, erreichen wir Auszubildende aller Unternehmensgrößen. Die Resonanz belegt das. Warum sind insbesondere junge Leute bei der Arbeit unfallgefährdet? Grundsätzlich wird zwischen zwei Aspekten unterschieden: dem sogenannten Jugendlichkeitsrisiko und dem Neulingsrisi- ko. Während das Neulingsrisiko auch auf Ältere zutrifft, greifen beim Jugendlichkeitsrisiko ganz besondere Umstände. Ein Beispiel ist die Pubertät: Jugendliche befinden sich in einer besonderen Lebensphase. Sie müssen sich orientieren, wollen sich ausprobieren. Außerdem ist der Übergang vom Kind zum Erwachsenen mit sehr viel Stress verbunden, es gibt viele Brü- che und Unsicherheitsfaktoren. Viele wollen sich dann einfach nicht die Blöße geben, nachzufragen. Die Penny-Märkte bauen auf eine lockere Arbeitsatmosphäre. arbeit & gesundheit 4|2017 11
verkehrserziehung Zu Fuß zur Schule? Aber sicher! Verkehrssicherheit Der Schulweg ist für viele Kinder der erste längere Weg, den sie im Verkehr alleine zurücklegen. Dabei sind sie im Straßenverkehr einer Menge Gefahren ausgesetzt. Zwei Verkehrserziehungsprojekte der Unfallkasse Rheinland-Pfalz zeigen, wie die Sicherheit auf dem Schulweg verbessert werden kann. K inder sind im Straßenverkehr klar benachteiligt: und die DGUV unterstützen sie mit Informationsmaterialien, Zum einen haben sie wegen ihrer Körpergröße eine Projekten und Aktionen. eingeschränkte Sicht und können beispielsweise nicht über parkende Autos hinwegsehen. Zum an- Wegweisende Füße. Den Schülerinnen und Schülern der deren sind sie aufgrund ihres Entwicklungsstandes oftmals Gebrüder-Grimm-Grundschule im rheinland-pfälzischen Rhein- noch nicht in der Lage, Geschwindigkeiten und Situationen breitbach helfen gelbe Fußabdrücke, um möglichst sicher zur richtig einzuschätzen. Schulen, Eltern sowie die Schülerinnen Schule zu kommen. Die aufgebrachten Markierungen stellen und Schüler selbst können eine Menge dazu beitragen, den eine Empfehlung für den Schulweg der Kinder dar und helfen Schulweg sicherer zu gestalten. Auch die Unfallkassen vor Ort ihnen, Gefahrensituationen zu umgehen. „Gehende“ Symbole 12 4|2017 arbeit & gesundheit
Konkret Unterstützung für zeigen ihnen die Laufrichtung, die Schulen verhindern Eltern, die ihre Kinder zur Schule bei „stehenden“ Füßen wissen Mobilitäts- und Verkehrs- chauffieren, dass diese beim eigenständi- die Kinder, dass sie stoppen erziehung ist nach einer gen Zurücklegen des Schulwegs die Ver- müssen. Bevor sie die Straße Empfehlung der Kultusminis- kehrsregeln verinnerlichen und es lernen, überqueren, müssen sie sich terkonferenz eine übergrei- sich sicher im Straßenverkehr zu bewegen. vergewissern, ob diese frei ist. Das fende Bildungs- und Erzie- hungsaufgabe. Das Sachge- Verkehrssicherheitsprojekt der Unfall- Leuchtende Schulkinder. Kinder, die biet Verkehrssicherheit der kasse Rheinland-Pfalz (UK RLP) stößt zu Fuß unterwegs sind, werden vor allem DGUV unterstützt Lehrerin- in Rheinbreitbach auf große Resonanz. nen und Lehrer mit verschie- in der dunklen Jahreszeit vermehrt in Un- Neben der Schule beteiligen sich zwei Kitas denen bundeslandüber- fälle verwickelt. Kinder im Straßenverkehr an der Aktion. Darüber hinaus profitiert das greifenden Medienangebo- besser sichtbar zu machen – und damit vor Projekt von der engen Zusammenarbeit ten, wie zum Beispiel Druck- Unfallgefahren zu schützen – ist Ziel des zwischen Kommune, Polizei, Schule, Kitas, schriften, Flyern, Postern und Verkehrssicherheitsprojekts „Leuchtende Eltern und der UK RLP. Filmen. So sollen die Schüle- Schulkinder“. Die Idee, an den Schulran- rinnen und Schüler lernen, zen blinkende LED-Leuchten anzubringen, Sichere Schulwegführung. Bereits vor sich im Straßenverkehr si- hatte Thomas Schmitz, Fachberater für dem offiziellen Gelbe-Füße-Start machte cher zu Fuß, mit dem Rad, Verkehrserziehung im Kreis Cochem-Zell. per Bus oder Bahn zu bewe- Nadine Engebrecht, Verkehrssicherheits- Mit Unterstützung der UK RLP und der Po- gen. Einen guten Überblick beraterin bei der Polizeiinspektion Linz, lizeiinspektion Cochem startete ein auf sowie Material für die Ver- vier Schulklassen aus Rheinbreitbach mit ein halbes Jahr ausgelegtes Pilotprojekt kehrssicherheitsarbeit in den Gelben Füßen vertraut. Über 80 Kinder Schulen bietet die DGUV auf an der Petrus-Mosellanus-Grundschule aus dem ersten und zweiten Schuljahr übten ihrer Website unter: in Bruttig-Fankel. „Unsere Schülerinnen mit der Verkehrsexpertin die neue Schulweg- und Schüler sind – ob sie nun mit dem www.dguv.de führung. „Eltern unterstützten mich beim Webcode: d1067255 Bus, zu Fuß oder mit dem Elterntaxi zur Verkehrssicherheitstraining. Sie hatten sich Schule kommen – eine Zeit lang im öffent- an den markierten Stellen positioniert und Projekt „Gelbe Füße“ lichen Verkehrsbereich unterwegs. Durch standen den Kindern dort helfend zur Seite. der UK RLP: die blinkenden Leuchten sind die Kinder In den anschließenden Gesprächen gaben www.ukrlp.de besonders in der dunklen Jahreszeit gut Webcode: b418 sie mir durchweg ein positives Feedback“, zu sehen“, erklärt Schulleiterin Monika freut sich die Verkehrsberaterin. Neunheuser-Etzkorn. 60 Kinder erhielten die LED-Leuchten, die morgens zu Hause angeschaltet und Gefahrenquelle Elterntaxi. „Das Projekt bedeutet nicht in der Schule wieder ausgeschaltet werden – ein wahrhaft nur, an Gefahrenpunkten die Markierungen zu platzieren. Wir leuchtendes Beispiel für gelebte Sicherheit. haben es auch geschafft, auf dem kleinen Dienstweg positive Veränderungen zur Sicherheit der Kinder im Straßenverkehr zu Meldepflichtige Straßenverkehrsunfälle von bewirken“, berichtet Schulleiterin Patricia Schon-Ohnesorge. Schülerinnen und Schülern auf dem Schulweg Eine dieser positiven Veränderungen hat Christoph Heck auf den Weg gebracht. Er ist in der Verbandsgemeinde Unkel Leiter Gesamtzahl im Jahr 2014 Fotos: Thinkstock/shironosov; shutterstock/Jovanovic Dejan des Ordnungsamtes und war von Anfang an in das Projekt ein- 55.353 gebunden. Heck setzte sich für eine Einbahnstraßenregelung an der Schule ein. So konnte die unübersichtliche Verkehrs- situation, die durch die vielen „Elterntaxen“ entstanden war, Fahrrad 27.389 entschärft werden. Pkw 9.679 Diese Lösung ist zwar kein Patentrezept für alle Schulen, verdeutlicht aber die Problemstellung: Eltern, die ihre Kinder Fußgänger 5.082 mit dem eigenen Wagen, dem sogenannten Elterntaxi, zur Motorisiertes Zweirad 4.899 Schule bringen, halten oft verkehrswidrig vor Schulen und Quelle: DGUV Schulbus 2.165 behindern so andere Verkehrsteilnehmerinnen und -teilneh- mer. Vor allem zur „Rushhour“ herrscht häufig Verkehrschaos Sonstiges bzw. ohne Angabe 6.139 und es entstehen Gefahren beim Ein- und Aussteigen. Zudem arbeit & gesundheit 4|2017 13
arbeitssicherheit Feuerlöscher richtig einsetzen Das Plakat gibt es zum Download unter: Anleitung Wenn es brennt, bricht schnell Panik aus. Um www.dguv.de/publikationen → auf solch eine Gefahrensituation gut vorbereitet zu sein, → DGUV Information sollte man wissen, wo man den nächsten Feuer- 205-025 Ausgabe Mai 2016 löscher findet und wie man richtig mit ihm umgeht. 14 4|2017 arbeit & gesundheit
spezial Mehr als ein passender Bürostuhl Ergonomie Bildschirm- und Büroarbeitsplätze sind aus der heutigen Arbeitswelt nicht mehr wegzudenken. Unternehmen sind verpflichtet, diese ergonomisch zu gestalten, um den Beschäftigten ein gesundheitsgerechtes Arbeitsumfeld zu schaffen. J e ergonomischer die Bildschirm- und Büroarbeitsplät- Tastatur und Maus: Die Tastatur ist vom Bildschirm ge- ze der Beschäftigten angeordnet und ausgestattet trennt und besitzt helle Tasten mit dunkler Beschriftung. sind, desto geringer sind körperliche und auch psy- Mäuse sind der Handgröße angepasst und ermöglichen chische Belastungen. Tipps für alle Beschäftigten zum ein Auflegen des Handballens. ergonomischen Sitzen gibt es auf der Innenseite dieses Beleuchtung: Arbeitsräume verfügen über Fenster, durch Spezials. Darüber hinaus bieten die folgenden Punkte eine die Tageslicht einfällt. Die Beleuchtung ist im ganzen Raum praktische Hilfe für Betriebe zur ergonomischen Gestaltung ausreichend hell und verursacht keine störenden Reflexio- von Arbeitsplätzen. So soll es sein: nen auf Arbeitsflächen und Bildschirmen. it. Bildschirm: Die Monitore verfügen über helle Gehäuse, Umgebung: Die Raumtemperatur beträgt zwischen 20 und haben eine matte Anzeige und lassen sich in der Höhe und 22 Grad. Der Geräuschpegel sollte bei überwiegend geisti- Foto: Thinkstock/Jörg Hüttenhölscher, NOKFreelance; DGUV Neigung verstellen. Der Bildschirm ist so positioniert und gen Tätigkeiten, wie im Büro, bei höchstens 55 dB liegen. it. geneigt, dass sich der Blick beim Betrachten um 30 bis Software: Programme sind an die Kenntnisse der Beschäf- 35 Grad senkt und senkrecht auf die Oberfläche fällt. tigten angepasst. Software ist gebrauchstauglich – die Ar- beitsaufgaben lassen sich effektiv und effizient erledigen. Weitere Infos: www.dguv.de/publikationen → DGUV Information 215-410 „Bildschirm- und Büroar- beitsplätze – Leitfaden für Für das die Gestaltung“ Einrichten eines ergonomisch gestal- teten Bildschirmarbeits- AUSHANG FÜRS platzes gelten ganz bestimmte SCHWARZE BRETT gesetzliche Regelungen. Die wich- Nehmen Sie die folgende Doppelseite tigsten sind im Arbeitsschutz- aus dem Heft und hängen Sie diese gesetz sowie in der Arbeits- gut sichtbar auf. stättenverordnung → festgelegt. arbeit &arbeit gesundheit & gesundheit 4|2017 1|2017
→ Gesund arbeiten: So sitzen Sie richtig ... Stuhl, Je besser die Sitzergonomie an Ihrem Arbeits- Tisch und Bild- platz ist, desto geringer ist das Risiko für schirm so ange- gesundheitliche Probleme wie beispielsweise ordnet sind, dass Sie beim verspannte Muskeln, Rücken- und Nacken- Blick auf den Monitor Ihren schmerzen oder Augenprobleme. Kopf sowie die Hals- und Achten Sie darauf, dass … Lendenwirbelsäule nicht verdrehen müssen. ... der Stuhl so eingestellt ist, dass Ihre Füße flach auf dem Boden stehen. Ober- und Unter- schenkel bilden einen 90-Grad-Winkel. Nutzen ... der Büro- Sie die gesamte Sitz- stuhl eine körper- fläche und auch die gerecht geformte Sitz- beweglich eingestellte fläche und Rückenlehne Rückenlehne. hat und höhen- verstellbar ist. ... der Ab- stand zwischen Illustration: Thinkstock/reportman1985; Fotolia/elenabsl Augen und Bildschirm ... die 50 bis 80 Zentimeter beträgt, Tischfläche so hoch ist, je nach Bildschirmgröße. Die dass Ihr Ober- und Unterarm oberste Zeile auf dem Bild- einen Winkel von mindes- schirm sollte maximal auf tens 90 Grad bilden, wenn Augenhöhe sein, besser Sie den Handballen vor etwas tiefer. die Tastatur legen. Diesen Aushang finden Sie zum Download unter: aug.dguv.de
50 – 80 cm
spezial Aktiv im Büro Bewegungsarmut Viele Beschäftigte sitzen täglich mehrere Stunden am Schreibtisch. Um gesundheitlichen Problemen wie Rückenschmerzen vorzubeugen, ist es wichtig, dass sie den Büroalltag aktiv gestalten. Die Vorgesetzten können sie dabei unterstützen. S tarres Sitzen vor dem Computer und die damit ver- Tipps für den Büroalltag. Mit verschiedenen Maßnahmen bundene Bewegungsarmut bedeuten für den Körper können Unternehmen die Beschäftigten dabei unterstützen, der Beschäftigten eine große Belastung. Viele sitzen den Berufsalltag aktiver zu gestalten und Gesundheitsproble- lange Zeit in derselben Position und bewegen höchs- men vorzubeugen: tens ihre Hände, um die Maus oder die Tastatur zu bedienen. → Höhenverstellbare Tische können es ermöglichen, zwischen- Das kann zu Verspannungen der Rücken-, Nacken- und Schul- durch im Stehen zu arbeiten. Das entlastet die stark beanspruch- termuskulatur führen und den Druck auf die Bandscheiben ten Haltemuskeln im Rücken. erhöhen, wodurch sie Schaden nehmen können. Auch Über- → Die Anordnung der Büromöbel und Geräte kann zu mehr gewicht, Herz-Kreislauf-Probleme und Stoffwechselstörungen Aktivität beitragen, zum Beispiel durch das Unterbringen des können Folgen von langfristigem Bewegungsmangel sein. Druckers in einem anderen Raum. → Bewegungsangebote während der Arbeitszeit bieten einen Anreiz, den Tag aktiver zu gestalten. → Dynamische Arbeitsstationen, die Schreibtischarbeit mit Gehen oder Radfahren verbinden, ermöglichen es den Be- schäftigten, leichte körperliche Aktivitäten mit der Tätigkeit am Computer zu kombinieren. Unternehmen können den Beschäftigten zudem Tipps an die Hand geben, wie sie selbst den Büroalltag aktiver gestalten können, beispielsweise indem sie öfter die Treppe anstelle des Aufzugs nehmen und ihre Pausen nutzen, um einen kurzen Spaziergang zu machen. IFA Report zur Untersuchung von dynamischen Büroarbeitsplätzen: www.dguv-lug.de → I FA Report 4/2014 18 4|2017 arbeit & gesundheit
fragen & antworten An die Redaktion Bitte schreiben Sie uns Ihre Fragen an: redaktion@dguv-aug.de Zuschriften aus der Leserschaft In dieser Rubrik haben Sie, liebe Leserinnen und Leser, die Mög- lichkeit, Fragen rund um die Themen Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit zu stellen. Exper- tinnen und Experten von der gesetzlichen Unfallversicherung antworten. → Gekennzeichnete Notausgänge → Digitales Magazin „Notausgänge werden mit den bekannten grünen Schildern gekennzeich- „Gibt es die Möglichkeit, das Magazin ‚ar- net. Meine Frage bezieht sich konkret auf Notausgänge in Produktionshal- beit & gesundheit‘ als PDF herunterzula- len: Genügen dort die einfachen Schilder oder muss die Kennzeichnung den? Das würde Papier sparen und käme der Notausgänge beleuchtet sein?“ dem Umweltschutz zugute.“ Adrien Meinel, Dresden Andreas Bielefeld, Düsseldorf Rolf Rieger, Experte für Sicherheitskennzeichnung im DGUV Sachgebiet „Grundlegende Themen der Organisation des Arbeitsschutzes“: Für alle Sicherheitszeichen gilt: Sie müssen deutlich erkennbar und dauerhaft angebracht sein. Der Ausdruck „deutlich erkennbar“ meint unter anderem, dass Sicherheitszeichen in geeigneter Höhe anzubringen sind und dass die Beleuchtung – ob sie nun durch das Tageslicht oder künstliches Licht erfolgt – am jeweiligen Anbringungsort ausreichend ist. Wenn aber keine Beleuchtung vorhanden ist oder auch, wenn die Allgemeinbeleuchtung ausfällt, so muss auf Dr. Dagmar Schittly, DGUV, Chefredakteurin Fluchtwegen dennoch die Erkennbarkeit der Rettungs- und Brandschutzzeichen von „arbeit & gesundheit“: sichergestellt sein. Und zwar mindestens für den Zeitraum, der für die Flucht Ein sorgsamer Umgang mit Ressourcen ist ganz in einen gesicherten Bereich notwendig ist. Dafür gibt es Sicherheitszeichen in unserem Sinne. Außerdem ist es natürlich Fotos: Thinkstock/InnaKalyuzhina, Huntstock; shutterstock/Adam Radosavljevic, ambrozinio aus sogenanntem langnachleuchtenden Material. Damit diese Zeichen im Falle schön, wenn die „arbeit & gesundheit“ eine eines Falles auch wirklich zu erkennen sind, muss sichergestellt werden, dass große Verbreitung findet. Dafür eignet sich die die Schilder unter normalen Bedingungen einer natürlichen oder künstlichen Online-Version besonders gut. Unter der Adres- Lichtquelle ausgesetzt sind, durch die sie zum Nachleuchten angeregt werden. se aug.dguv.de finden Sie viele Beiträge aus der Druckversion, auch von älteren Ausgaben ab Nr. 1/2017. Durch einen Klick auf den Eintrag „Magazin-Ausgaben“ in der Hauptnavigation gelangen Sie in den Downloadbereich. Dort ste- hen die einzelnen Heftausgaben als praktisches E-Paper zur Verfügung. Sobald Sie ein E-Paper geladen haben, können Sie dieses bequem am Bildschirm durchblättern oder es auf Ihrem Rechner als PDF speichern. Übrigens freuen wir uns, wenn Sie das Magazin auch Ihren Kollegin- nen und Kollegen zur Verfügung stellen. Hierfür können Sie ganz einfach den Link aug.dguv.de weiterleiten oder – falls dies in Ihrem Unterneh- men gewünscht und zulässig ist – auch das PDF in Ihr Intranet übernehmen. arbeit & gesundheit 4|2017 19
versicherungsschutz Unfallversicherungsschutz für Pflegende 20 4|2017 arbeit & gesundheit
Häusliche Versorgung Die Gesellschaft wird immer älter – und damit steigt die Zahl der pflegebedürftigen Menschen. Viele Angehörige übernehmen Aufgaben der häuslichen Pflege, auch neben dem Beruf. Die Träger der gesetzlichen Unfallversicherung unterstützen sie dabei. L aut Statistischem Bundesamt wurden 2015 giene und beim Essen zu unterstützen. Der Versiche- rund 1,38 Millionen Pflegebedürftige von rungsschutz erstreckt sich zudem auf Berufskrank- Angehörigen häuslich versorgt. Dies kann heiten, die aufgrund der Pflegetätigkeit entstehen. insbesondere dann eine große Belastung dar- Nicht abgedeckt sind hingegen stellen, wenn die Pflegeperson berufstätig ist. Daher Unfälle bei Tätigkeiten, die nicht hat der Gesetzgeber verschiedene Möglichkeiten für unmittelbar mit der Pflege und der Ihr Unfallversicherungsträger informiert: Unfallversicherungsschutz von häuslichen Pflegepersonen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer geschaffen, Haushaltsführung zu tun haben. Da- Wer ist bei uns versichert? Wir leisten bei: um für Unterstützung zu sorgen. Folgende Modelle zu zählen beispielsweise Freizeitak- kognitiven und kommunikativen Alle nicht erwerbsmäßig tätigen häusli- Fähigkeiten Arbeitsunfällen chen Pflegepersonen (z. B. Familienange- z. B. Hilfeleistung: beim Lesen der Uhrzeit Das sind Unfälle, die mit der Pflegetätig- hörige, Freunde, Nachbarn) sind bei den oder des Datums, bei Lernspielen, Puzz- keit zusammenhängen. Unfallversicherungsträgern im kommuna- les oder Gedächtnisspielen. len Bereich beitragsfrei versichert, wenn Wegeunfällen gibt es: tivitäten wie Spaziergänge und Ki- sie eine pflegebedürftige Person mit min- Verarbeitung von psychischen Das sind Unfälle auf dem Weg zum oder destens Pflegegrad 2 im Sinne der §§ 14 Problemlagen vom Ort der Pflegetätigkeit. und 15 Abs. 3 des Sozialgesetzbuches XI z. B. Schutz der pflegebedürftigen Perso- nicht erwerbsmäßig in häuslicher Umge- nen vor selbstschädigendem Verhalten, Berufskrankheiten © Wolfgang Bellwinkel/DGUV bung pflegen. Dabei muss die Pflegetätig- Beruhigung bei Angstzuständen, Sinnes- Das sind bestimmte Erkrankungen, die nobesuche. keit wenigstens zehn Stunden wöchent- täuschungen oder Wahnvorstellungen. durch gesundheitsschädigende Einwirkun- lich, verteilt auf regelmäßig mindestens gen während der Pflegetätigkeit entstehen zwei Tage in der Woche, betragen. Selbstversorgung und die in der Berufskrankheiten-Liste als z. B. Unterstützung: während des Wa- Anlage zur Berufskrankheiten-Verordnung Die Pflegebedürftigkeit mit mindestens Pfle- schens, Duschens oder Badens der pfle- aufgeführt sind (z. B. Infektionskrankhei- gegrad 2 im Sinne der §§ 14 und 15 Abs. 3 gebedürftigen Person, bei der mundge- ten oder Hauterkrankungen). →K urzzeitige Arbeitsverhinderung: Berufstätige des Sozialgesetzbuches XI wird durch die rechten Zubereitung der Nahrung, beim Pflegekassen mit Bescheid festgestellt. Essen und Trinken, bei dem An- und Aus- kleiden der pflegebedürftigen Person, bei Was ist nach einem Unfall zu tun? „nicht erwerbsmäßig“ der Benutzung einer Toilette oder eines Wenn die Pflegeperson nach einem Unfall bedeutet, dass die Pflegepersonen für Toilettenstuhls oder bei der Benutzung ärztliche Hilfe in Anspruch nimmt, sollte sie können der Arbeit im Falle einer akut auftreten- Verhalten nach Unfall. Ereignet ihre Tätigkeit keine finanzielle Zuwendung eines Katheters/Urostoma. dem Arzt oder der Ärztin unbedingt sagen, Unfallversicherungsschutz erhalten, die das gesetzliche Pflegegeld Bewältigung von krankheits- und thera- dass sie den Unfall bei der Pflege erlitten bei der häuslichen Pflege übersteigt. Bei nahen Familienangehöri- hat und die zu pflegende Person als pfle- gen wird im Allgemeinen angenommen, piebedingten Anforderungen und Belas- gebedürftig anerkannt ist. Außerdem muss dass die Pflege nicht erwerbsmäßig ist. tungen sowie der Förderung des selbst- der Unfall innerhalb von drei Tagen dem ständigen Umgangs damit zuständigen Unfallversicherungsträger ge- den Pflegesituation bis zu zehn Arbeitstage pro sich doch einmal ein Unfall während „häusliche Umgebung“ z. B. Begleitung auf Hin- und Rückwegen zu meldet werden. Tödliche Unfälle sind sofort bedeutet, dass die Pflege entweder im Arzt- oder Therapiebesuchen, Hilfen beim anzuzeigen. Für den Fall, dass es der pfle- Haushalt der pflegebedürftigen Person Katheterwechsel, der Entleerung des Sto- gebedürftigen Person – etwa aus Alters- (auch in einer eigenen Wohnung in einem ma oder beim Anlegen einer Prothese. oder Gesundheitsgründen – nicht möglich Seniorenheim), der Pflegeperson oder im ist, den Unfall selbst zu melden, kann dies Jahr fernbleiben. der versicherten Tätigkeit, dann soll- Haushalt einer dritten Person geleistet wird. Gestaltung des Alltagslebens und sozia- auch von Familienangehörigen oder von ler Kontakte der Pflegeperson übernommen werden. z. B. Planung des Tagesablaufs, Hilfe bei Versichert sind Pflegetätigkeiten der Interaktion mit anderen Personen, im Bereich der: Organisation von sozialen Kontakten wie Was leisten wir? te die pflegende Person einen Durch- Mobilität beispielsweise dem Schreiben von Brie- Pflegepersonen erhalten nach einem Un- z. B. Unterstützung: beim ins Bett bringen fen oder E-Mails. fall oder bei einer Berufskrankheit die im der pflegebedürftigen Person, beim Lau- Gesetz vorgesehenen Leistungen: fen oder beim Halten oder Korrigieren ei- Hilfen bei der Haushaltsführung umfassende Heilbehandlung ner Sitz- oder Liegeposition innerhalb des z. B. auf den Wegen von und zu Be- z. B. ärztliche Behandlung, Arznei- und Wohnbereichs. hörden und Banken oder während der Heilmittel, Transport- und Fahrtkosten, → P flegezeit: In Unternehmen mit mehr als 15 Be- gangsarzt der Berufsgenossenschaf- Hausarbeiten. schäftigten können sich Arbeitnehmerinnen und ten und Unfallkassen aufsuchen. Informationsmaterialien der Arbeitnehmer bis zu sechs Monate teilweise oder Wichtig ist, anzugeben, dass sich DGUV zur häuslichen Pflege. vollständig für die Pflege freistellen lassen. der Unfall während der häuslichen Pflege ereignet hat. Außerdem sollten Pflegende den → Familienpflegezeit: Beschäftigte in Unterneh- zuständigen Träger der Unfallversicherung informie- men mit mehr als 25 Angestellten können bis zu ren. Diese Meldung erfolgt über die Verwaltung der 24 Monate Familienpflegezeit in Anspruch neh- örtlichen Gemeinde. men. Die Mindestarbeitszeit beträgt dann 15 Stun- den pro Woche. Prävention. Einige Unfallversicherungsträger bieten spezielle Unterstützungsmaßnahmen an, Versicherungsschutz. Menschen, die sich unent- um Unfällen und Berufskrankheiten vorzubeugen. geltlich um eine pflegebedürftige Person kümmern, Zum Beispiel hat die Unfallkasse Nordrhein-Westfalen sind in vielen Fällen gesetzlich unfallversichert. das Internetportal www.sicheres-pflegen-zuhause.de Grundsätzlich gilt: Unfallversichert ist, wer eingerichtet. Hier können pflegende Angehörige sich darüber informieren, wie sie die häusliche Umgebung → eine pflegebedürftige Person mit mindestens Pfle- der zu Pflegenden sicher gestalten und worauf sie gegrad 2 achten müssen, um nicht ihre eigene Gesundheit zu → nicht erwerbsmäßig gefährden. → regelmäßig mindestens zehn Stunden pro Woche Generell ist es zum Beispiel wichtig, dass Pfle- an wenigstens zwei Wochentagen gende auf korrektes Heben und Tragen der Pflege- → in häuslicher Umgebung pflegt. bedürftigen achten. Auch die psychische Belastung Fotos: DGUV/Wolfgang Bellwinkel; DGUV ist oft hoch, weswegen Pflegende es nicht aus dem Versicherte Tätigkeiten. Von der Versicherung Auge verlieren sollten, weiterhin soziale Kontakte zu abgedeckt sind beispielsweise auch Fahrten zur unterhalten, sich ausreichend Freiräume zu schaffen Wohnung der pflegebedürftigen Person, notwendige und sich rechtzeitig selbst Hilfe zu holen. Begleitung zu Arztbesuchen, das Helfen bei der Haus- Weitere Infos zur häuslichen Pflege: haltsführung und anderen alltäglichen Verrichtungen. Dazu gehört etwa auch, die pflegebedürftige Person ww.dguv.de w bei Behördengängen zu begleiten oder sie bei der Hy- Webcode: d1754 arbeit & gesundheit 4|2017 21
verkehrssicherheit Sicher unterwegs mit Assistenzsystemen Unfallzahlen Sicherheit im Straßenverkehr ist für Berufskraftfahrerinnen und -fahrer ein wichtiges Thema. Sie sind jeden Tag dem Risiko ausgesetzt, in einen Verkehrsunfall verwickelt zu werden. Die Kampagne „SICHER: FÜR DICH: FÜR MICH“ hat gezeigt: Fahrerassistenzsysteme können die Unfallzahlen signifikant senken. L aut Statistischem Bundesamt gab es im Jahr Assistierende Technik. Die Art der Unfälle zeigt: 2015 insgesamt 29.480 Unfälle mit Personen- Viele ließen sich durch ein anderes Fahrverhalten schaden, bei denen mindestens ein Güter- verhindern. Die EU-Kommission verfolgt ebenso wie kraftfahrzeug beteiligt war. Welche Ursachen der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) die Stra- hinter tödlichen Straßenverkehrsunfällen stecken, tegie der „Vision Zero“. Das bedeutet: Bis 2050 soll die während einer beruflichen Tätigkeit geschehen, es auf europäischen Straßen nahezu keine Verkehrs- erfasste die Berufsgenossenschaft Verkehrswirtschaft toten mehr geben. Dieses Ziel soll auch mithilfe von Post-Logistik Telekommunikation (BG Verkehr). Die Fahrerassistenzsystemen (FAS) erreicht werden. Die meisten Verkehrsunfälle mit Todesfolge entstehen automatischen Hilfen sollen Kraftfahrzeugführende demnach aufgrund von Auffahrunfällen, also von dabei unterstützen, ihre Fahrzeuge sicherer zu führen. Zusammenstößen mit einem anderen Fahrzeug, das Dazu zählen unter anderem der Notbremsassistent, vorausfährt, anhält, wartet oder steht. Danach folgen Spurassistent (auch „Spurhaltewarnsystem“) sowie Frontalzusammenstöße, das Abkommen von der Fahr- das elektronische Stabilitätsprogramme ESP. Dass bahn sowie seitliche Zusammenstöße mit Fahrzeu- FAS die Unfallzahlen tatsächlich senken können, zeigt gen, die in die gleiche Richtung fahren. die Kampagne „SICHER: FÜR DICH: FÜR MICH“, die von 22 4|2017 arbeit & gesundheit
2008 bis 2012 von der BG Verkehr, dem Bundesverband Schulungen für die Beschäftigten. Das zukünftige Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung e. V. (BGL) automatisierte Fahren sollte schließlich auch, bei- und den KRAVAG Versicherungen durchgeführt wurde. spielsweise mithilfe spezialisierter Fahrschulen, trai- niert werden und zum festen Bestandteil der Aus- und Weniger Unfälle. Für die Kampagne statteten die Weiterbildung von Kraftfahrzeugführenden gehören. Mitgliedsunternehmen neue Lkw und Busse mit drei As- Künftig wird es bereits in der Führerscheinausbildung sistenzsystemen aus: Spurhaltewarnsystem, Abstands- berücksichtigt werden. Die Fahrerinnen und Fahrer regeltempomat und ESP. Gleichzeitig verglich eine For- sollten die FAS als Unterstützung sehen und nicht als schergruppe über zwei Jahre 350 Millionen gefahrene Einschränkung. So können Firmen auch verhindern, Kilometer von Fahrzeugen mit und ohne FAS. Die Ergeb- dass die Fahrzeugführenden sich zu sehr auf die Tech- nisse zeigen: Werden alle drei Sicherheitsmaßnahmen nik verlassen und dabei die Grenzen des Systems aus- zusammen angewendet, sinkt die Anzahl der Unfälle reizen – oder es sogar abschalten. pro eine Million gefahrene Kilometer um 34 Prozent ge- genüber den Fahrzeugen, in denen kein FAS installiert Automatische Sicherheit. Die BG Verkehr und der ist. Mithilfe von FAS lassen sich die Unfallzahlen also BGL haben schon vor einigen Jahren die Forderung ge- senken. Um das Ziel der „Vision stellt: FAS, die sich deaktivieren Zero“ zu erreichen, müssten die lassen, sollten sich nach festge- FAS im Straßenverkehr konsequent Konkret legten Zeitintervallen automatisch eingesetzt werden. wieder einschalten. Der Gesamt- verband Verkehrsgewerbe Nieder- Akzeptanz fördern. Das hat sachsen (GVN) setzt sich zudem auch die Politik erkannt. So sind Übersicht Fahrer- dafür ein, dass Abbiegeassisten- seit November 2015 Notbremsas- assistenzsysteme ten bei Nutzfahrzeugen verpflich- sistent, Spurhaltewarnsystem tend werden. Zur Sicherheit ihrer Aktuell gibt es eine Vielzahl und ESP für Nutzfahrzeuge ge- Beschäftigten können Unterneh- Foto: Thinkstock/welcomia von FAS, die sowohl in Nutz- setzlich vorgeschrieben. Wichtig men auch andere und ältere Fahr- fahrzeugen als auch Pkw ist zudem, dass Unternehmen die installiert werden können: zeuge, zum Beispiel Dienstwagen, Akzeptanz der Systeme bei den mit FAS ausstatten lassen. So kön- Kraftfahrzeugführenden erhöhen. → Notbremsassistent nen sie das Risiko für Arbeits- und → Abstandsregler/Abstands- Dazu eignen sich unter anderem Wegeunfälle verringern helfen. regeltempomat → Spurhaltewarnsystem → Spurwechselassistent → Müdigkeitswarner → Nachtsichtassistent → Lichtassistent → Einparkassistent Weitere Infos unter: www.bester-beifahrer.de arbeit & gesundheit 4|2017 23
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