Arbeitshilfe zur Umwandlung von Präsenzseminaren in Online-Angebote - für Dozent*innen und Referent*innen
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Bundesverband e.V. Arbeitshilfe zur Umwandlung von Präsenzseminaren in Online-Angebote für Dozent*innen und Referent*innen AWO BUNDESAKADEMIE & AWO DIGITAL
ARBEITSHILFE ZUR UMWANDLUNG VON PRÄSENZSEMINAREN IN ONLINE-ANGEBOTE Impressum AWO Bundesverband e. V. Blücherstr. 62/63 10961 Berlin Telefon: (+49) 30 – 263 09 – 0 Telefax: (+49) 30 – 263 09 – 325 99 E-Mail: info@awo.org Internet: awo.org Verantwortlich: apl. Prof. Dr. jur. habil. Jens M. Schubert, Vorsitzender des Vorstandes Redaktion: Juliana Abel, Bildungsreferentin für Mediendidaktik, juliana.abel@awo.org Satz und Layout: Linda Kutzki, www.textsalz.de Lektorat: Anne Vonderstein, www.die-textprofis.de Grafiken: Erfurth Kluger Infografik GbR, www.infografiker.com Bildnachweis Abb. 1 und 9: J. Abel; J. Abel CC BY-SA 3.0 Abb. 2, 5, 6, 8, 11, 13, 14, 15, 17 und 18: J. Abel, Redesign von Erfurth Kluger Infografik GbR CC BY-SA 3.0 Abb. 3: Martin Lehner: Didaktische Reduktion, 2. Auflage, Haupt Verlag Bern 2020, S. 121 Abb. 4, 7, 10, 12 und 19: J. Abel, Redesign von Linda Kutzki CC BY-SA 3.0 Abb. 16: Rdb, Vergessenskurve, Redesign von Linda Kutzki CC BY-SA 3.0 © AWO Bundesverband e. V., Berlin. Texte und mit CC BY-SA 3.0 gekennzeichnete Illustrationen sind freigegeben als Open Educational Resources unter der Creative-Commons-Lizenz CC-BY-SA 3.0 DE. Unter der Bedingung, dass Autor*in und Herausgeber*in sowie die Lizenz als „Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE“ einschließlich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden, dürfen diese Inhalte vervielfältigt, weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden, auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form. Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusätzlichen Bedingung, dass das neu entstandene Werk als Bearbeitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veröffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird. Die vollständigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL https://creativecommons.org/ licenses/by/3.0/de/legalcode. Eine vereinfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/. Diese Arbeitshilfe ist das Ergebnis einer Kooperation des Projekts AWO digital und der AWO Bundesakademie. Mai 2021 2
Vorwort Vorwort Die Umstellung von Präsenzveranstaltungen auf Das Jahr 2020 hat uns allen reichhaltige Distanzlernen in Zeiten von Corona stellt viele Gelegenheit geben, den Umstieg von Präsenz- Lehrende vor die Frage, wie sie die Lernenden seminaren auf Online-Formate zu erproben, bestmöglich betreuen und die Inhalte anspre- Methoden zu vertiefen und Erfahrungen zu chend und gut verständlich vermitteln können. sammeln. Diese Erkenntnisse haben Eingang in Dieser Leitfaden will ihnen Orientierung für den unseren Leitfaden gefunden. Einstieg und Anleitungen für den technischen und didaktischen Aufbau der Online-Lehre Neue Wege mussten wir vor allem beschreiten, geben. wenn es darum ging, affektive Lerninhalte in das Online-Format hinüberzuretten. Bei jedem Die Umstellung der Online-Lehre mag zwar neuen Online-Durchlauf zeigte sich – und wird „aus der Corona-Not“ geboren sein, aber sich weiterhin zeigen –, was geändert, ange- digitale Fernkurse auf der Basis der Technologie passt und ggf. ganz neu gedacht werden muss. des Internets und digitaler Programmanwen- Der virtuelle Lehrraum erfordert also nicht nur dungen bieten durchaus auch manche Vorteile: die Beherrschung neuer Werkzeuge bzw. Sie ermöglichen ein Lernen an jedem Ort und digitaler Tools, sondern immer wieder modifi- zu jeder Zeit. Gleichfalls werden gemeinsame zierte und innovative Denkansätze in Didaktik Online-Phasen von Theorie entlastet und auf und Methodik. Er verlangt anders gesagt ein die Klärung von praxisrelevanten Fragen und hohes Maß an pädagogischer Kompetenz und der gemeinsamen Einübung des Wissens eine gehörige Portion Geduld. Das ist eine gute fokussiert. Nachricht, denn es bedeutet: Die wichtigsten Voraussetzungen für gelingende Online-Lehre Wie das gelingen kann, dazu gibt die folgende bringen Sie bereits in Ihrer Person mit. Was Arbeitshilfe viele anschauliche Tipps. Sie zeigt sonst noch wichtig ist, erfahren Sie bei der Ihnen, wie Sie Formen der Präsenzlehre Schritt Lektüre dieser Handreichung. Wir wünschen für Schritt in digitale Angebote umsetzen Ihnen dabei viel Spaß und freuen uns über können. Natürlich kommt die digitale Lehre Anregungen, Fragen und Rückmeldungen. nicht ohne eine Reihe von digitalen Werkzeu- gen aus. Wie jedes Werkzeug erfordern auch digitale Tools einen gekonnten Umgang – und folglich modifizierte Methoden. Dabei hängt es von den Beteiligten, den Inhalten und den geforderten Zielstellungen ab, auf welche Werk- zeuge und Methoden Sie aus der zur Verfügung Brigitte Döcker stehenden Vielzahl am besten zurückgreifen. Vorstandsmitglied AWO Bundesverband e.V. 3
ARBEITSHILFE ZUR UMWANDLUNG VON PRÄSENZSEMINAREN IN ONLINE-ANGEBOTE Inhaltsverzeichnis Vorwort3 Voraussetzungen und Medienkompetenz 6 Hardware/Technik6 Voraussetzungen für die Softwareanwendungen 7 Sinnvolle Regeln 7 Stufe 1 Schritt für Schritt: Von der Präsenzlehre zum Online-Angebot 8 Analyse der Präsenzseminare 8 Inhaltsanalyse für Online- und Selbstlernphasen 8 Grobkonzept9 Feinkonzept10 Didaktische Stoffreduktion für Online- und Selbstlernphasen 12 Inhaltliche und zeitliche Planung von Online- und Selbstlernphasen 16 Lernpfadaufbau 19 Reflexion der Online-Seminare 22 Ablaufplan Tagesseminar 22 Zusammenfassung24 Stufe 2 Nutzung zusätzlicher digitaler Medien 25 Digitale Lernmedien und -interaktionen 25 Ranking der digitalen Lernmittel nach Umsetzbarkeit und Verfügbarkeit 26 Digitale Kommunikation und Zusammenarbeit 28 Funktionen von Videokonferenz-Tools 29 Überblick über geläufige Videokonferenz-Tools 30 Einsatz von kollaborativen Gruppeneditoren 31 Kollaborative Gruppeneditoren und was sie können 32 Inhaltliche und zeitliche Ablaufplanung mit digitalen Lernmedien und Werkzeugen 33 Vom Frontalunterricht zur Online-Lernbegleitung 34 4
Inhaltsverzeichnis Stufe 3 Professionalisierung digitaler Lehr- und Lernformen 36 Blended Learning 36 Flipped Classroom 38 Microlearning41 Stufe 4 Lernplattformen – LMS/LXP 44 Was ist ein Learning Management System (LMS)? 44 Learning Experience Plattformen LXP (Lernerfahrungs-Plattform) 44 Kriterien für den Einsatz eines LMS/LXP 46 Glossar48 5
ARBEITSHILFE ZUR UMWANDLUNG VON PRÄSENZSEMINAREN IN ONLINE-ANGEBOTE Voraussetzungen und Medienkompetenz Hier erfahren Sie zunächst alles über die — Vor Durchführung/Beitritt in Online-Veran- grundlegenden technischen Anforderungen für staltung ➙ Technik testen guten Online-Unterricht. Achten Sie bei der Einrichtung des Arbeitsplatzes darauf, dass Sie — Bildschirm: Moderator*innen/Dozent*innen in störungsfreier, ruhiger Umgebung arbeiten, sollten über 2 Bildschirme verfügen (siehe um Hintergrundgeräusche zu vermeiden. Abbildung – beide großen Bildschirme an Dasselbe gilt für die Teilnehmenden (TN). einem Rechnersystem) — Kamera: auf Augenhöhe ausrichten Hardware/Technik — Für gute Sichtbarkeit sorgen: keine direkte — Computer nicht älter als 10 Jahre (Arbeits- Licht- oder Sonneneinstrahlung auf die speicher, Prozessorleistung, Grafikleistung, Kamera ➙ sonst Überbelichtung Browser auf aktuellem Stand) — (System-)Einstellungen/Windows ➙ Daten- — Schnelle, stabile Internetverbindung (LAN schutzeinstellungen – Zugriff auf Kamera mit Ethernet-Kabel); bei WLAN in Router- und Mikrofon aktivieren Nähe arbeiten — ggf. in Firewall/Antiviren-Software – Zugriff — Headsets (Kopfhörer mit Mikrofon): um auf Kamera und Mikrofon den Anwendungs- Rückkopplungen und Umgebungsgeräusche zugriff aktivieren zu vermeiden, in den (System-)Einstellungen und/oder entsprechende Einstellungen im Referent*innen/Moderator*innen einer Online- Videokonferenz-Tool aktivieren Sitzung sollten idealerweise zwei Bildschirme an einem Rechner anschließen: Der erste Bild- — Integrierte Kamera oder externe Webcam. schirm zeigt das Meeting-Fenster, der zweite Wichtig: Bei externer Kamera und Headset die freizugebende Präsentation. Empfehlens- sollte das Mikrofon der internen Kamera wert ist auch die Verwendung eines zweiten (in den (System-)Einstellungen und/oder Rechners, etwa eines Laptops. Über diesen Einstellungen im Videokonferenz-Tool) können sich die Referent*innen/Moderator*innen deaktiviert werden selbst als Teilnehmende (TN) einloggen und deren Perspektive sehen, die sich von der der — VPN (Virtual Private Network) – Verbindung Moderator*innen unterscheidet. beenden (in den (System-)Einstellungen – Netzwerk-Internet-Verbindung) Abbildung 1 Technische Ausstattung für Moderator*innen (Host, Co-Host) bei einer Online-Sitzung 6
Voraussetzungen und Medienkompetenz Voraussetzungen für die Software Sinnvolle Regeln anwendungen — Beim Eintritt in ein Online-Meeting sollte die — Alle Softwareanwendungen und Tools Moderation alle Teilnehmenden (TN) stumm- (Programm-Werkzeuge) vor Live-Schaltung schalten; ggf. zusätzlich auch die Videoüber- mehrfach testen und Funktionen prüfen tragung ausschalten – das empfiehlt sich vor allem dann, wenn viele der Teilnehmenden — Beherrschung der Bildschirmfreigabemög- WLAN verwenden. Bei manchen Video lichkeiten (z. B. Whiteboard) und Einrichtung konferenz-Tools müssen die Teilnehmenden von Breakout-Gruppen das Ausschalten von Mikro und Kamera selbst vornehmen. Bitte teilen Sie den — Anleitung/Einweisung der Teilnehmenden Teilnehmenden das vor Beginn der Sitzung mit. Das spart erstaunlich viel Zeit! — Zusätzlich zum Videokonferenz-Tool max. 2 zusätzliche Tools einsetzen ➙ Tools müssen für — TN sollten bei Anmeldung bzw. nach Eintritt die Teilnehmenden intuitiv bedienbar sein in die Online-Konferenz Vor- und Nachna- men und ggf. auch ihre Institution/Organi- — Wenn möglich, alle Tools/Apps auch für sation eintragen. mobile Endgeräte testen (PC, Mac, Tablet mit den jeweiligen Betriebssystemen, iPad, — Auch bei Vorträgen/Präsentationen seitens Smartphone, iPhone) ➙ um bei Nachfragen der Moderation – alle TN stumm schalten von Teilnehmenden Bedienungshinweise und ggf. ohne Videoübertragung. geben zu können — Zu Beginn klären: Wann können Fragen — Beherrschung digitaler Anwendungen zur gestellt werden (während oder nach dem Dokumenterstellung und -anzeige für Vortrag/Präsentation)? späteren Dateiaustausch und deren Bild- schirmfreigabe (z. B. für MS-Office-, PDF- — Bei gewünschten Wortmeldungen/Fragen und Bild-Dateien) müssen die TN sich entweder über Chat, Handzeichen oder Fragebereich bemerkbar — ggf. DSGVO-konforme Cloud mit Passwortzu- machen. Die Moderation kann dann der gang oder Learning Management System LMS betreffenden Person das Mikro und die für Dateiaustausch bzw. Dateiablage nutzen Kamera zuschalten bzw. freigeben. Die Softwareanwendungen und Tools erfordern — Bei Diskussionsrunden hat nur der*die das eine Lern- und Übungsphase – nicht nur für Mikro an, der*die spricht – alle anderen sind die Moderator*innen/Dozent*innen, sondern ausgestellt (außer Moderator*in). für alle Beteiligten. Deshalb wichtig: Machen Sie sich gründlich mit der Technik vertraut, — Bei eingeschaltetem Mikro sind Nebengeräu- bevor Sie mit dem Unterricht beginnen. Vor sche zu vermeiden. dem ersten Online-Unterricht empfiehlt sich ein Testlauf unter Realbedingungen. Planen Sie — Hinweise zum Umgang miteinander ➙ Du außerdem ausreichend Zeit ein für die Einwei- oder Sie? sung der Teilnehmenden. Dabei ist nicht nur an die Erläuterung und Einweisung in die Technik — Aufzeichnung kann nur mit Zustimmung zu denken, bevor die Sitzung beginnt. Oft aller Teilnehmer*innen erfolgen. ergeben sich auch erst im konkreten Ablauf Bei Videokonferenz-Tools darauf achten, ob noch Nachfragen und die Notwendigkeit, die diese den Präsentationsbildschirm oder die Teilnehmenden mit erneuten Hinweisen zu gesamte Programmoberfläche aufzeichnen. unterstützen. Daher: Die ersten Unterrichtsein- Wenn möglich, sollte nur der Präsentations- heiten sollten genügend Luft lassen, bis der bereich aufgezeichnet werden, so dass die Umgang mit der Technik bei allen „sitzt“. Dann Videobilder der TN nicht sichtbar sind. steht der Konzentration auf die Inhalte nichts mehr im Wege! 7
ARBEITSHILFE ZUR UMWANDLUNG VON PRÄSENZSEMINAREN IN ONLINE-ANGEBOTE Stufe 1 Schritt für Schritt: Von der Präsenzlehre zum Online-Angebot Analyse der Präsenzseminare „Ablaufplan Tagesseminar“) und im Methoden einsatz von digitalen Medien und Tools. Was macht einen guten Online-Unterricht aus? Wie stelle ich sicher, dass mein Präsenzseminar Es erfordert weniger Aufwand, wenn ein auch online gelingt? Online-Angebot auf der Grundlage einer vorhandenen Präsenzschulung erstellt werden Grundsätzlich gilt: Die inhaltliche Planung von kann. Online-Lehr- und Lernangeboten entspricht der Planung von Präsenzkursen. Die Vorbereitung Wenn Sie ein komplett neues Online-Angebot erfolgt anhand folgender Analyseschritte: erarbeiten, gehen Sie vor, wie in den links aufgeführten Analyseschritten. Planen Sie dafür 1. Analyse der Zielgruppe ausreichend Zeit ein! 2. Recherche und Zusammenstellung von Inhalten Inhaltsanalyse für Online- und Selbstlernphasen 3. Definition der Lernziele Online-Angebote stellen alle Beteiligten vor 4. Grobstruktur der Inhalte neue Herausforderungen: 5. Analyse der Lehr- und Lernmethoden — Höhere Anforderung an die Konzentrations- und Prüfungen/Tests fähigkeit Vor der Umstellung eines Präsenzseminars auf — Nicht alle Lernkanäle können aktiviert ein Online-Angebot sollten Sie das vorhandene werden (kommunikatives Lernen ist in Konzept für die Präsenzlehre noch einmal Breakout-Gruppen und kollaborativen Tools anschauen, die obigen Punkte auf ihre Aktuali- nur eingeschränkt möglich; motorische und tät hin überprüfen und Recherchelücken schlie- haptische Lernerfahrungen fehlen weitge- ßen. Eventuell empfiehlt es sich, Lernziele neu hend) zu definieren und Inhalte an das neue Format anzupassen. — Neue Formen der Zusammenarbeit und des Austausches zwischen den Beteiligten Denn natürlich gibt es auch gewaltige Unter- müssen eingeübt werden schiede zwischen herkömmlicher Lehre und virtuellen Seminaren. Der wichtigste: Es ist — Wie können affektive Lerninhalte vermittelt unsinnig, ein Präsensseminar 1:1 auf die und transferiert werden? Online-Lehre zu übertragen. Vielmehr gilt es zu überlegen: Welche Inhalte eignen sich für die — Es gibt technische Hard- und Software- Digitalisierung der Lehre, welche müssen Voraussetzungen, und digitale Medien wegfallen oder umstrukturiert werden? Was ist kompetenz aller Beteiligten ist notwendig zu beachten, wenn ich Schulungsinhalte aus der Präsenzlehre für die digitale Vermittlung Dies alles erfordert ein Umdenken in Hinblick aufbereiten will? Der Hauptunterschied besteht auf Inhalte und ihre Vermittlung. Wichtig ist vor also in der Online-Ablaufplanung (siehe Kapitel allem der Wechsel von Vorträgen im Plenum sowie Einzel- und Gruppenarbeiten. 8
Stufe 1 – Schritt für Schritt: Von der Präsenzlehre zum Online-Angebot Als Faustregel gilt: Nicht länger als 20 min Diese Überlegungen fließen ein in die Erstellung Input ohne Gelegenheit zur Interaktion. eines Grobkonzeptes mit einer Strukturierung Überfordern Sie Ihre Zielgruppe nicht mit zu der Inhalte und Funktionen für den Lern langen Vorträgen und zu viel Information am prozess. Stück! Nach einem Input können Selbstlernaufgaben, Gruppenarbeiten oder Übungen stattfinden. Danach treffen sich alle Grobkonzept wieder im Plenum für Rücksprachen, Auswertung oder Reflexionen. Aus diesem Im Grobkonzept werden die folgenden Punkte Grund sind die Zeiteinheiten neu zu festgehalten: überdenken. Bei 60 min Unterrichtseinheiten sollten daher nicht mehr als 2 Themen-Inputs Inhalt (Hier geht es um die zu vermittelnden erfolgen, im jeweiligen Wechsel von 10 bis Inhalte und Medien): 20 min Gruppenarbeit oder Selbstlernphasen. Und nicht zuletzt ist der Einsatz digitaler — Welche Inhalte sollen gelernt bzw. vermittelt Werkzeuge für Umfragen, Quizabfragen, werden? Whiteboard und digitale Pinnwände für die Interaktion mit den Teilnehmenden ratsam — Welche Medien eignen sich dazu am besten? (siehe ab Kapitel „Digitale Kommunikation und Zusammenarbeit“). Aufbau (Hier geht es um die Lernaktivitäten): Für die Planung von Online-Angeboten emp- fiehlt es sich also, die inhaltlichen und zeitli- — Wie kann die aktive Auseinandersetzung der chen Abläufe der bisherigen Präsenzphasen zu Lernenden mit dem Lernstoff gefördert überarbeiten und sich dabei an folgenden werden? Themenschwerpunkten zu orientieren: — Welche Tätigkeiten und Befähigungen 1. Vortrag, Präsentation, Diskussion etc. im werden von den Lernenden in der Praxis Plenum: Zielstellungen, Themen, Zeiteinhei- erwartet? ten, Methoden, Arbeitsmaterialien Kommunikation (Hier geht es um Fragen der 2. Einzel- und Gruppenarbeiten: Aufgaben- Zusammenarbeit und der Betreuung): stellung, Zielstellung, Zeiteinheiten, Metho- den der Gruppenarbeit, Gruppengröße und — Sollen Fakten gelernt oder neue Einsichten ggf. personelle Zusammensetzung, Arbeits- gefördert werden? materialien — Kann der Lernfortschritt von den Lernenden 3. Wechsel/Kombination zwischen Plenum und selbst überprüft werden und/oder sind Einzel- bzw. Gruppenarbeit Hilfen notwendig? 4. Bisherige zeitliche Verteilung zwischen Plenum und Einzel- bzw. Gruppenarbeit der einzelnen Tage und aller Tage (bei mehrtägi- gen Seminaren) 9
ARBEITSHILFE ZUR UMWANDLUNG VON PRÄSENZSEMINAREN IN ONLINE-ANGEBOTE Kommu- Lernziele nikation Lern- Betreuung inhalte Fein- konzeption Lern- Lern- pfade medien Alternative Lerninter- Lernwege aktionen Abbildung 2 Elemente eines Feinkonzepts Feinkonzept Es lohnt sich, Zeit in die Entwicklung eines Grob- und Feinkonzepts zu stecken, denn das Das Feinkonzept leitet sich aus dem Grob erleichtert Absprachen mit dem Auftraggeber, konzept ab. Dieses wird um erste konkrete Anpassungen und Varianten für verschiedene Lerninhalte ergänzt. Es enthält die detaillierte Zielgruppen sowie die Umsetzung. Projektplanung und dient als Grundlage für die Inhaltserstellung und die Seminar Das Feinkonzept enthält auch die Festlegung ablaufplanung. und detaillierte Beschreibung von Lernzielen mit überprüfbarer Ergebniskomponente. Hier ein Beispiel aus einer Online-Lehreinheit zum Thema „Strategien der Konfliktlösung“: Beispiel für ein Feinkonzept „Strategien der Konfliktlösung“ Lernziele Bedingungen Überprüfbares Ergebnis Selbstreflexion der eigenen Die wesentlichen Strategien Eigene Strategie erkennen Konfliktstrategie und der der Konfliktlösung kennen und reflektieren. Fähigkeit, „Konsens“ zur und Konfliktthemen und Die Gegenstrategie erkennen. Konfliktlösung herbeiführen Dynamiken unterscheiden Wege des Verhandelns und zu können können Konsens erkennen und Lösungsstrategien entwickeln — Lerninhalte können ➙ Konfliktszenarien analysieren ➙ die Interessen und Ziele der Konfliktparteien Grundmuster des Konfliktverhaltens kennenler- erkennen ➙ Gesprächstechniken lernen und nen ➙ eigene Konfliktstrategie erkennen und einsetzen ➙ Rollenspiele mit Perspektivwechsel erweitern ➙ Konfliktthemen unterscheiden ➙ eigene Strategie und Taktik ausbauen 10
Stufe 1 – Schritt für Schritt: Von der Präsenzlehre zum Online-Angebot — Geplante Lernmedien mit Skizzierung — Überprüfung der Ergebnisse für die Umsetzung In den Lernpfadstufen regelmäßig Tests/ Lernskripte mit aufeinander aufbauenden Feedbackvarianten für die Selbstkontrolle Lernanweisungen; Video-Tutorials mit jeweils anbieten; Methoden und Testformen im Plenum konkreten Konfliktsituationen; Videos mit oder Gruppensettings bereitstellen; Rollenspiele verschiedenen Strategien der Konfliktlösung im mit Beobachtungs- und Bewertungskriterien; Alltag; Selbsttest der eigenen Konfliktstrategie interaktive Fragebögen mit Auswertungs schemata — Alle Lerninteraktionen — Kommunikative Elemente Übungen und Transferaufgaben; Video-Tutorials; interaktive Aufgaben-/ Austausch mit anderen Lernenden über Quiz-Abfragen; Selbsttest und Testabfragen zur kollaborative Tools, wie Videomeetings, Chat, Überprüfung der Lernziele Whiteboard, Arbeitsgruppen, Foren und weitere Online-Möglichkeiten – und nach Corona auch Beispiele für Videos zum Thema Konfliktarten: wieder persönliche Treffen https://www.youtube.com/ watch?v=YYBCaGXN0FU — Betreuungselemente https://www.youtube.com/watch?v=VEZsjxlPPDg Lernbegleitung durch Moderator*innen/ Dozent*innen/Tutor*innen/Lernbegleiter*innen Simples Beispiel für interaktive Abfrage – „Wel- per Chat, Video-Konferenz, Video-Arbeitsgrup- cher Konflikttyp bist du?“, eingebunden in ein penbetreuung, Konsultationen, ggf. Kurzde- Learning Management System (LMS) monstrationen etc. https://moodle.awo.org/moodle/course/view. Die Ablaufplanung für digitale Lerneinheiten php?id=11§ionid=57 erfordert also intensive Vorbereitung, wie dieses Beispiel zeigt. Dies sollten Sie bei Ihrer „Anmelden als Gast“ ➙ Gastzugangsschlüssel = Zeitplanung unbedingt berücksichtigen! Gast eintragen und bestätigen Weiterführende Links — Alternative Lernwege „Effektives Lernen per Video“ in 5 Schritten Hinweise zu aufbauenden und weiterführenden zum nachhaltigen Erfolg (Pink University): Lernquellen und Übungen; Lernende suchen in https://www.youtube.com/watch?v=g- Selbstlernphasen nach ergänzenden Lernquel- pyedDBwwQ len (z. B. YouTube; andere Lernplattformen; Lernmaterialien) und können diese auch den „Online-Lernen – Das Stufenmodell von Gilly anderen Lernenden als Anregung zur Verfügung Salmon“ (wb-web – ein Projekt des Deutschen stellen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE)): https://www.wb-web.de/material/methoden/ — Lernpfade das-aktive-online-lernen-und-lehren-das- stufenmodell-von-gilly-salmon.html Strukturierte Wege durch eine Reihe von aufeinander abgestimmten Arbeitsaufträgen, mit denen die Lernenden in Selbstlernphasen eigenverantwortlich arbeiten und üben kön- nen, sowohl im Seminar als auch zu Hause; Lernpfade möglichst in kurze Sequenzen („Learning Nugget“) unterteilen (ideal: max. 15 min) 11
ARBEITSHILFE ZUR UMWANDLUNG VON PRÄSENZSEMINAREN IN ONLINE-ANGEBOTE Didaktische Stoffreduktion für Online- das Wissen schnell in der Praxis umgesetzt und Selbstlernphasen und konkret angewendet werden? Eine Faustregel für die Unterrichtsplanung Didaktische Stoffreduktion gliedert sich also in lautet: Die Stoffmenge steht in umgekehrtem zwei Elemente: Einerseits die quantitative Verhältnis zum Lernerfolg. Anders gesagt: In Reduktion und Konzentration des Lernstoffes in Seminaren, in denen weniger Inhalte vermittelt gut dosierte „Lernhappen“ (Abstraktion). werden, haben Teilnehmende das Gefühl, viel gelernt zu haben. Andererseits die qualitative Reduktion dieser „Lernhappen“ in pointiert formulierte und Wer allein vor dem Bildschirm sitzend anschaulich visualisierte Darstellungen der Online-Vorträgen folgt oder an Web-Kursen Sachverhalte (Konkretisierung). teilnimmt, muss sehr viel mehr Konzentration aufbringen als in einer Präsenzveranstaltung. Die vier wichtigsten Vorgehensweisen bei der Es werden weniger Aufnahmekanäle aktiviert didaktischen Reduktion1: – man wird zum Stillsitzen und konzentrierten Hinschauen oder Hinhören „verdonnert“. — Elementarisierung: Reduzieren auf grundle- gende Strukturen, Gesetzmäßigkeiten und Daher sollten komplexe Unterrichtsinhalte auf Begriffe die wesentlichen und praxisrelevanten Ele- mente reduziert und in einfachere Sachver- — Schlüsselbegriffe: Reduzieren auf bestimmte halte, Zusammenhänge und Problemstellungen Themenkreise überführt werden. Leitfragen bei der Stoff reduktion sind: Was haben die Teilnehmenden — Verwendungssituationen: Reduzieren auf die im „echten Leben“ von Ihrer Lehrveranstal- wichtigsten Praxissituationen tung? Was eignet sich für den Transfer in den Berufsalltag? — Exemplarische Auswahl: Inhaltsbearbeitung anhand von Fällen und Beispielen. Um möglichst viele Sinne anzusprechen und die Lernenden bei der Stange zu halten, ist Dabei helfen folgende Fragestellungen: Abwechslung von passiven und aktiven Ele- menten in überschaubaren Sequenzen daher — Welche Voraussetzungen bringt die Ziel- das erste Gebot in der Online-Lehre bzw. im gruppe mit? Online-Lernen (siehe die Kapitel „Ablaufplan Tagesseminar“ und „Inhaltliche und zeitliche — Welche Begriffe, Aspekte, Elemente sind Ablaufplanung mit digitalen Lernmedien und zentral für den zu vermittelnden Inhalt? Werkzeugen“). — Welche Inhalte sind praxisrelevant? Haben Sie dabei immer Ihre Zielgruppe genau im Auge: Welche Vorkenntnisse sind bei den — Welche grundlegenden Zusammenhänge Lernenden vorhanden – wo können Sie müssen die Lernenden erkennen? ansetzen? — Welche Beispiele, Analogien, Erläuterungen, — Je weniger Vorwissen über die Inhalte in der Visualisierungen tragen zu einem besseren Zielgruppe bekannt ist, umso mehr müssen Verständnis bei? Sie sich in der Vermittlung darauf konzen trieren, WARUM diese Inhalte wichtig sind — Wie viel Differenzierung, Problematisierung (Praxisbezug). oder Perspektivenvielfalt ist wirklich not- wendig? — Verfügen die Teilnehmenden über Vorwissen, richtet sich Ihr Fokus auf das WIE: Wie kann — Woran sind die Lernenden interessiert? 1 Vgl. Siebert, H.: Didaktisches Handeln in der Erwachsenenbildung. 4. Aufl. München 2003 12
Stufe 1 – Schritt für Schritt: Von der Präsenzlehre zum Online-Angebot — Welche Inhalte sind im gegebenen Kontext Nützliche Beispiele für die Umsetzung von nicht wesentlich und können ausgefiltert Lerngegenständen/Lerninhalten mithilfe von werden? Lernvideos, Zuordnungsaufgaben, Quiz- und Abfragefunktionen zu bestimmten Themen — Wie viel Zeit steht zur Verfügung? finden Sie anschaulich aufbereitet auf der AWO-moodle-Plattform: https://moodle.awo. Grundsätzlich gilt: Insbesondere konkrete org/moodle/login/index.php Beispiele und Fallbesprechungen verbessern und ermöglichen das Verständnis komplexer Sach- Anmelden als Gast ➙ unter Kurse: „Freie verhalte und tragen zur Anschaulichkeit bei. Kursaktivitäten“ anklicken ➙ bei „Gastschlüssel“ Gast eintragen und mit Praktische Bezüge helfen, theoretische Sachver- „speichern“ bestätigen. halte anschaulicher und transparenter zu gestalten. Aus konkreten Fällen können Ein Klassiker in der reduzierten und visualisier- allgemeine Rückschlüsse, Zusammenfassungen ten Stoffvermittlung sind Power-Point-Präsen- und Erkenntnisse erarbeitet und nachhaltiger tationen. Die Regeln für eine gute und über- verankert werden. sichtliche Präsentation sind dieselben wie für eine gute didaktische Reduktion. Ab der ➙ Kurz: Nutzen Sie die Praxis, um Theorien Office-Version 2016 können solche PPT-Präsen- transparent zu machen! tationen als Video mit Sprachaufnahme aufgezeichnet werden. Für eine griffige Veran- schaulichung der Lerngegenstände/Lerninhalte in digitalen Lerneinheiten eignen sich aber auch Lernvideos, kurze interaktive Lernformen, Quiz-Angebote und/oder Gamification etc. Didaktische Transformation Fachlichkeit Fasslichkeit fachwissenschaftliche Begriffe, didaktische rekonstruierte Begriffe, Aussagen und Strukturen Aussagen und Strukturen Konzentration auf das Wesentliche Zerlegen und Lern- Anordnen gegen- Inhalte Auswahl Verstehen und stände Abbildung 3 erinnerbar machen Prinzipien der Reduktion von komplexen Themen auf anschauliche Reduktion der Reduktion der Lehrinhalte Stofffülle Vereinfachung inhaltlichen des Komplizierten Quelle: Martin Lehner: Komplexität Didaktische Reduktion, 2. Auflage, Bern 2020, S.121 Um einen Lehrgegenstand an konkreten als Einzelfall für große Bereiche eines Sachge- Beispielen aufzuzeigen, empfiehlt es sich, biets dienen. Nach Wolfgang Klafki lassen sich einfache und grundlegende Sachverhalte solche Fallbeispiele in sieben Kategorien auszuwählen, die über sich hinausweisen und unterteilen: 13
ARBEITSHILFE ZUR UMWANDLUNG VON PRÄSENZSEMINAREN IN ONLINE-ANGEBOTE Tabelle 1 Formen des Elementaren nach Klafki Fundamentales Nur als Erlebnis existent und Selbsterfahrung in einer erfahrbar. Grenzsituation Exemplarisches Allgemeines wird am Besonderen An einem fallenden Gegenstand, erfahren. z. B. Schlüssel das Fallgesetz Typisches Allgemeines wird im Besonderen Im Kölner Dom beim Betrachten erfahren. usw. – der gotische Baustil Klassisches Allgemeines wird als Wert An der Geschichte des barmher- erfahren. zigen Samariters – die Nächs- tenliebe Repräsentatives Allgemeines wird als An einer Windmühle in einer Vergegenwärtigung erfahrbar. alten Stadt wird Vergangenheit lebendig Einfache Zweckform Allgemeines (Form) und Durch Lesen das Lesen lernen Besonderes (Zweck) fallen (Lesefertigkeit) zusammen. Quelle: reduktion_oeco- Das Allgemeine wird durch das nomix_referendariat_ein- Tun des Besonderen erlernt. bindung_im_studiense- minar_-_reduktion-_ziel- Einfache ästhetische Allgemeines und Besonderes An einem speziellen Bild der gruppenadaequate_ver- Form fallen zusammen. „Goldene Schnitt“ einfachung_von_themen. Das Allgemeine wird durch das pdf; AR Dr. M. Beutner; Einmalige anschaubar. S. 6; 2008 Eine mögliche Form der anschaulich visualisier- Format-Kombinationen und deren Zusammen- ten Stoffreduktion ist die mehrstufige Gliede- hang untereinander. Die Demonstration und rung. Die folgenden Abbildungen zeigen dies am Übung erfolgt anhand eines einfachen Beispiels Aufbau eines Seminars zur Textformatierung. in einem Zeitumfang von ca. 4 Stunden. Ausgehend von einer allgemeinen Übersicht in ca. 20 min wird in vertiefenden Anwendungs- In der dritten Ebene (Anwendungsfunktionen) beispielen die konkrete Handhabung praxis (siehe Abbildung 4.3) wird auf spezielle relevant innerhalb eines Zeitrahmens von bis Anwendungsbeispiele und deren Komplexität zu 3 Tagen demonstriert und geübt. verwiesen. Hier ist es besonders wichtig, mit unterschiedlichen branchenbezogenen Fallbei- Die erste Ebene (siehe Abbildung 4.1) gibt spielen den effizienten und professionellen einen allgemeinen Überblick zu den Hauptthe- Umgang der Textformatierung zu erlernen und men und Bereichen der Textformatierung. Die auszubauen. Je nach Branche und deren Formatierung wird exemplarisch in 15–20 min speziellen Anforderungen kann dafür ein mit einfachen und allgemein verständlichen Zeitumfang von 3 Tagen benötigt werden. Beispielen demonstriert. Dabei kann bereits kurz auf darauffolgende spezielle branchen Weiterführende Links bezogene Anwendungsbeispiele hingewiesen werden. Einfache Übungen dienen dem Didaktische Reduktion: Ein Ausweg aus dem funktionalen Grundverständnis und der Stoffmengenproblem (wb-web – Projekt des Orientierung im Textprogramm. Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE)): https://wb-web.de/wissen/lehren- In der zweiten Ebene (Grundlagen) (siehe lernen/didaktische-reduktion.html Abbildung 4.2) werden zu den 4 Hauptthemen branchentypische und häufig vorkommende Anwendungsbeispiele gezeigt und geübt. Zielstellung ist das Erlernen der ersten 14
Stufe 1 – Schritt für Schritt: Von der Präsenzlehre zum Online-Angebot 20 Min. 1. Ebene: übersicht – einführende Funktionen Abbildung 4.1 Schrift–Format Absatz–Format Seiten–Format Objekt–Format Erste Ebene: Überblick zu den 4 Funktionsbereichen der Textformatierung 4 Std. 2. Ebene: grundlegende Funktionen Schriftart Ausrichtung Hoch- oder Tabellen Querformat Schrifteffekte Einzug Seitenränder Bilder, Formen Abbildung 4.2 Zweite Ebene: Grundlagen 3 Tage 3. Ebene: vertiefende Funktionen Rahmen und Schriftfont Zeilenabstand Schattierungen Größe Schriftschnitt Nummerierung Formatgröße Farbe, Fläche, Linien Schriftgröße Gliederung Spalten Positionen Unterstreichung Rahmen und Abschnitte Schattierungen Schriftfarbe Aufzählung Inhaltsverzeichnis Hoch- und Kopf- und Tiefgest. Absatz-Abstand Fußzeilen Zeichenabstand Abbildung 4.3 Zeichenposition Dritte Ebene: kombinierte und branchentypische Anwendungsfunktionen „Kennen Sie schon … Didaktische Reduktion?“ www/Downloads/Themen/Lehre_im_Dialog__ (FernUniversität Hagen): https://ekoo.fernuni- Veranstaltungen/Symposium_Lehre/Lehner.pdf hagen.de/kennen-sie-schon-didaktische- reduktion/ „Toolbox der Reduktion“ (Prof. Dr. Martin Lehner): https://fd.phwa.ch/wordpress/ https://www.youtube.com/watch?v=6stJUYTNopY wp-content/uploads/2015/02/Toolbox_ Reduktion_Lehner.pdf „Viel Stoff – wenig Zeit“: Mit Stoffreduktion Freiräume schaffen (Prof. Dr. Martin Lehner): Yvo Wüest, Spezialgebiet Didaktische Reduktion: https://www.lehren.tum.de/fileadmin/w00bmo/ https://didacticalreduction.com/ 15
ARBEITSHILFE ZUR UMWANDLUNG VON PRÄSENZSEMINAREN IN ONLINE-ANGEBOTE Inhaltliche und zeitliche Planung Beispielfragen: von Online- und Selbstlernphasen Wer bin ich und was will ich hier? Was war der beste Job, den ich je hatte? Das bisher Gesagte soll nun an einem prakti- Welche Sache würde ich am liebsten aus schen Beispiel für ein mehrtägiges Online-Se- meinem beruflichen Alltag entfernen? minar veranschaulicht werden. Die folgenden Hinweise geben Orientierungshilfe bei der Für diese 4 Punkte sollte bei einer neuen Ablaufplanung und der inhaltlichen Stoffvertei- Seminarveranstaltung deutlich mehr Zeit als in lung, stellen aktivierende Methoden und den Präsenzveranstaltungen eingeplant werden Einsatz von Lehr- und Lernmitteln vor und (1,5–3 Stunden je nach Gruppengröße und richten den Fokus auf die wichtigsten Unter- Seminardauer, vor allem für Seminare aus schiede zur Präsenzlehre. mehreren Modulen, die über einen längeren Zeitraum verteilt sind.) Erster Tag Input/inhaltliche Vermittlungsphasen 1 Vor Beginn sollten Sie genügend Zeit zum Einloggen, zur Technikprüfung und zum 1 Input, Vorträge, Präsentationen im Kennenlernen des Videokonferenz-Tools Plenum nicht länger als max. 15–20 min einplanen. Der Zeitrahmen richtet sich nach Größe der Gruppe und den technischen • ggf. an die Teilnehmenden vor dem Vorkenntnissen der Teilnehmenden – das kann Vortrag inhaltliche Fragestellungen oder vorab durch E-Mail-Abfragen oder Online-Um- Aufgaben verteilen – wer beobachtet, wer fragen eruiert werden. Legen Sie vorher fest, protokolliert, wer kommentiert … (kann was die Teilnehmenden mit dem Tool umset- auch gruppenweise erfolgen, durchzäh- zen sollen (Bildschirmfreigabe, Arbeit in len, bestimmen, freiwillig melden Breakout-Gruppen, Whiteboard …) und sorgen lassen …) Sie dafür, dass alle Teilnehmenden mit den dafür relevanten Funktionen vertraut sind und Beispiel: Bitte beobachten Sie … diese beherrschen – und zwar nur diese! Je Was ist neu für mich? schlanker die technischen Details, umso Was ist schwer für mich umsetzbar? schneller und genüsslicher kann es an die Was möchte ich unbedingt umsetzen? usw. Inhalte gehen! 2 Nutzen Sie die Möglichkeit von Online- 2 Planen Sie für die Vorstellungsrunde der Umfragen (siehe ab Kapitel „Digitale Kommuni- Teilnehmenden Vorstellungsfragen oder kation und Zusammenarbeit“), um ein Mei- -themen/Kennenlernspiele ein bzw. lassen Sie nungs- bzw. Wissensbild zu erstellen diese den Teilnehmenden vorab zukommen. (anonym). Das können etwa Fragen sein, die Geben Sie eine Zeitbegrenzung für die Vorstel- man während eines Präsenz-Vortrages als lung an. offene Frage an die Plenumsrunde richten würde. 3 Kennen sich die Teilnehmenden bereits, treffen sich aber erst nach einer längeren Zeit a) Was vermuten Sie … wieder? Planen Sie auch dann einen längeren b) Was schätzen Sie … Zeitraum für ein virtuelles Wiedersehen und c) Wie beurteilen Sie … Austausch ein als in Präsenz. Geben Sie bei- spielsweise Fragen vor. (Wie geht es Ihnen? Wie 3 Bei kleinerer Gruppengröße haben Sie die Zeit verbracht? …) (max. 12–16 TN) können solche Fragen auch ins Plenum gegeben werden und wechselseitige 4 Auch Arbeitsgruppen können ein guter Rückmeldungen/Diskussionen erfolgen. Einstieg in die Vorstellungsrunde sein. Hier lernen sich die Teilnehmenden in kleinerem 4 Immer im Wechsel zwischen Plenum und Rahmen (Breakout-Rooms) kennen und können Arbeitsgruppen/Einzelarbeit planen danach im Plenum durch vorgegebene Frage- stellungen einander vorstellen (z. B. in 4er-Gruppen 20 min–30 min). 16
Stufe 1 – Schritt für Schritt: Von der Präsenzlehre zum Online-Angebot Plenum Gruppenarbeit Plenum Einzelarbeit Gruppenarbeit Plenum Plenum Einzelarbeit & Tests Plenum Gruppenarbeit & Tests Plenum Abbildung 5 Plenum Gruppenarbeit & Tests Plenum Gruppenarbeit & Tests Plenum Kombinationen von Online-Phasen 1 Arbeitsgruppen (z. B. in Breakout- 2 Einzelarbeit Rooms): je nach Thema immer wieder neu mischen oder mit fester Zusammen- a) Einzelarbeit kann in Vorbereitung auf das setzung Seminar erfolgen und bietet einen guten Einstieg in das Online-Seminar. a) Gruppengröße zwischen 2 bis max. Voraussetzung: Sie senden den Teilneh- 7 Personen menden die erforderlichen Unterlagen, Lern-Tutorials und Aufgabenstellungen b) Gruppenarbeit mit konkreten Fragestel- zu. Mit konkreten Fragestellungen sorgen lungen anbieten. Zeitrahmen: je nach Sie dafür, dass die Teilnehmenden sich Thema/Methode zwischen 5 min bis vorab mit grundlegenden Informationen max. 50 min, wenn länger, dann mit und Inhalten befassen. Erläutern Sie Pausenregelungen dabei auch schon die Arbeitsweise und den Ablauf des Seminars. Im Online- c) Kollaborative Werkzeuge nutzen lassen: Plenum kann man sich dann auf das Whiteboard, Mentimeter, CryptPad, zuvor Erarbeitete beziehen. Conceptboard, Padlet (siehe Kapitel Wichtig: Bei berufsbegleitenden Fort- und „Einsatz von kollaborativen Gruppenedi- Weiterbildungen sollten Sie zuvor mit den toren“), Cloud-Nutzung für Dateiaus- Teilnehmenden klären, ob für eine solche tausch Selbstlernphase auch die zeitlichen Kapazitäten zur Verfügung stehen! d) Bieten Sie nicht mehr als 1 bis 2 kollabo- rative Tools an, die leicht verständlich für b) Einzelarbeit kann auch als Vorbereitung alle sind. So stellen Sie sicher, dass die auf die Gruppenarbeit erfolgen. Dabei Teilnehmenden nicht überfordert sind verschafft sich jede Person zunächst allein und sich die Ergebnisdarstellung über- einen Überblick über das zu bearbeitende sichtlich gestaltet. Auch die Auswertung Thema/die Aufgabenstellung. Anschlie- und Speicherung der Ergebnisse bleibt so ßend werden Kleingruppen gebildet leicht bedienbar und übersichtlich. (Breakout-Rooms), um Ergebnisse in der Gruppe zu erarbeiten bzw. zu diskutieren. Kalkulieren Sie je nach Thema zwischen 17
ARBEITSHILFE ZUR UMWANDLUNG VON PRÄSENZSEMINAREN IN ONLINE-ANGEBOTE 15 min–45 min (nach 45 min Einzelarbeit Die aktive Einbindung der Teilnehmenden ist eine Pause von ca. 10–15 min, dann besonders im Online-Setting wichtig. Länger als Gruppenarbeit). 20 min fällt die Konzentration allein vor dem Bildschirm schwer. Gute Möglichkeiten für die c) Im Sandwich-Wechsel: Einzel-Gruppen- Einbindung bieten offene, einfache und kurze Einzelarbeit oder Gruppen-Einzel- Aktivierungsübungen im Plenum. Diese Aktivi- Gruppenarbeit (pro Arbeitsphase zwi- täten müssen nicht immer unmittelbar mit den schen 15 min–60 min). Wichtig: Pausen Vermittlungsthemen in Beziehung stehen, nicht vergessen! (spätestens nach 60 min) sondern können auch körperliche Lockerungs- übungen sein oder der gedanklichen Auflocke- 3 Mit Tests, kleinen Prüfungen, Quizfor- rung dienen: von der Einbindung visueller men, Umfragen können Sie den erarbeiteten Materialien (Videos) über Podcasts bis hin zu Wissenstand zwischenzeitlich abfragen und Abstimmungen etc. kontrollieren und zugleich für Abwechslung sorgen. Insbesondere bei Selbstlernphasen soll- ten diese Abfragen für die Teilnehmenden eigenständig aufrufbar sein. So können die Teilnehmenden ihren Lernerfolg selbstständig testen, um ggf. Aufgaben zu wiederholen. 4 Auswertungen, Ergebnispräsentationen, Feedback, Diskussionen, Fallbesprechungen im Plenum (max. 50 min – danach eine Pause). Dabei sollte gleich zu Beginn einer Online- Veranstaltung geklärt werden, wie Wortmel- dungen, Fragen und die Anrede erfolgen sollen, wann der Chat verwendet wird und wann das Einschalten des Mikrofons gestattet ist. a) Abwechslung durch Wechsel: Präsentation ➙ Diskussion/Feedback b) Abwechslung durch Quiz-Formen und Umfragen im Plenum c) Abwechslung durch Fragen bzw. auch Thesen, Behauptungen im Plenum – ggf. auch etwas provokativ, paradox: • Wie gelingt es Ihnen, Ihre Mitarbeiter*innen zu demotivieren? • Wie fördern Sie Konflikte im Team? • Was können Sie unternehmen, damit sich niemand für Ihre Produkte interessiert? 18
Stufe 1 – Schritt für Schritt: Von der Präsenzlehre zum Online-Angebot Lernpfadaufbau Alle oben genannten Elemente und Schritte fließen ein in den Aufbau eines Lernpfades: Aus der inhaltlichen und zeitlichen Planung unter Berücksichtigung der Stoffreduktion und der Kombination kleiner Lehr- und Lerneinheiten können Sie eine Lernpfadstruktur entwickeln. Lektion Start Selbststudium Lehrpfadanweisungen Videos Austausch Test 1 Transferübungen Gruppenarbeit Task 2 Test 2 Task 1 Test 3 Transferübungen Test 4 Auswertung Reflexion Abschluss- Transferübungen Feedback prüfung (Test-)Ergebnis Ende Abbildung 6 Nächste Lektion Schematischer Überblick eines beispielhaften Lernpfadaufbaus 19
ARBEITSHILFE ZUR UMWANDLUNG VON PRÄSENZSEMINAREN IN ONLINE-ANGEBOTE An zwei konkreten Beispielen sei das im 1 Aufgabenstellung für ein 4-seitiges Folgenden verdeutlicht: Dokument und Anzeige des Ergebnisses: Wie soll das Dokument am Ende aussehen? Beispiel 1 Lernpfad zum Erstellen einer PowerPoint- 2 Einrichten des Seiten- bzw. Dokument- Präsentation Formates – Hinweis/Link zu entsprechendem Video-Tutorial oder Anleitungsmaterial 1 Einen Überblick über das Programm bekommen 3 Fragen und Tests zu Varianten und Einsatz verschiedener Seiten-Formate 2 Eine Vorlage auswählen 4 Erfassen der ersten Textseite 3 Einfügen von Elementen 5 Schrift- und Absatzformatierung erstel- 4 Animationen len – Hinweis/Link zu entsprechenden Video-Tutorials oder Anleitungsmaterial 5 Übergänge gestalten 6 Fragen und Test zur Textformatierung 6 Grundregeln einer guten Animation 7 Demonstration zur Erstellung von Format- Quelle: https://lernpfad.ch/pfad/pyp90m3xlksb/ vorlagen für Zeichen und Absätze – Hinweis/ vorschau Link zu entsprechenden Video-Tutorials oder Anleitungsmaterial Beispiel 2 Lernpfadplanung für einen Word-Kurs 8 Erfassen der Textseiten 2–3 „Textformatierungen“ 9 Anwenden der Formatvorlagen Lernpfad Ebene 1 10 Fragen und Tests zu Formatvorlagen 1 Übersicht der Formatfunktionen auf der Programmoberfläche 11 Demonstration – Einfügen von Grafiken und Fotos – Hinweis/Link zu entsprechendem 2 Einteilung und Erläuterung der Format Video-Tutorial oder Anleitungsmaterial bereiche (Schrift-Format, Absatz-Format, Seiten-Format) 12 Lernen, die Größe und Position der Grafiken festzulegen 3 Unterschied zwischen Schrift- und Absatz-Format 13 Grafiken in das Übungsdokument einfü- gen und entsprechend nach Vorbild formatie- 4 Was wird beim Seiten-Format festgelegt ren 5 Allgemeines Beispiel für Textformatierung 14 Demonstration der Erstellung einer auf einer DIN-A4-Seite – Demonstration einfachen Tabelle in Word und deren Formatie- und Übung rung – Hinweis/Link zu entsprechendem Video-Tutorial oder Anleitungsmaterial 6 Überblick zu Möglichkeiten der Objekt-Formatierung 15 Auf der 4. Seite entsprechend der Vorgabe eine Tabelle erstellen und formatieren Die Beispiele sollten zusammenhängende Formatierungen und Variationen z. B. zwischen 16 Fragen und Tests zu Text-Tabellen in Word Schrift- und Absatz-Format aufweisen. Dabei sind branchenübliche Fallbeispiele der Ziel- gruppe zu berücksichtigen. Der Ablauf eines entsprechenden Lernpfades für Ebene 2 könnte folgendermaßen verlaufen: 20
Stufe 1 – Schritt für Schritt: Von der Präsenzlehre zum Online-Angebot 20 Min. 1. Ebene: übersicht – einführende Funktionen Schrift–Format Absatz–Format Seiten–Format Objekt–Format Abbildung 7.1 Lernpfadinhalte für Ebene 1 4 Std. 2. Ebene: grundlegende Funktionen Schriftart Ausrichtung Hoch- oder Tabellen Querformat Abbildung 7.2 Schrifteffekte Einzug Seitenränder Bilder, Formen Lernpfadbeispiel(e) für eine grundlegende Textformatierung (Ebene 2) 3 Tage 3. Ebene: vertiefende Funktionen Rahmen und Schriftfont Zeilenabstand Schattierungen Größe Schriftschnitt Nummerierung Formatgröße Farbe, Fläche, Linien Schriftgröße Gliederung Spalten Positionen Unterstreichung Rahmen und Abschnitte Schattierungen Schriftfarbe Aufzählung Inhaltsverzeichnis Hoch- und Kopf- und Tiefgest. Absatz-Abstand Fußzeilen Zeichenabstand Zeichenposition Abbildung 7.3 Vertiefende und spezielle Formatierungen In der Ebene 3 erfolgen spezialisierte und In Videos können bestimmte Techniken gezeigt fortgeschrittene Techniken. werden, die die Lernenden in den Fallbeispie- len anwenden sollen. In den jeweiligen Für diese vertiefenden und speziellen Forma- Lernpfaden ermöglicht ein Link den Aufruf tierungen sollte ein Pool von Übungsbeispielen dieser Video-Tutorials. mit unterschiedlichen Schwerpunkten zur Verfügung gestellt werden. Für jedes Fallbei- spiel wird eine Vorgehensweise vorgeschlagen (Lernpfad) und notwendiges Material (z. B. Grafiken, Fotos, Text) angeboten. 21
ARBEITSHILFE ZUR UMWANDLUNG VON PRÄSENZSEMINAREN IN ONLINE-ANGEBOTE Reflexion der Online-Seminare — Muss ggf. inhaltlich umstrukturiert werden bzw. sind andere oder weiterführende Nach jedem Online-Seminar – bei mehrtägigen Schwerpunkte in den Unterricht einzubezie- Seminaren auch nach jedem Tag – sollte der hen? Ablauf reflektiert werden. Folgende Fragestel- lungen bieten sich dafür an: — Waren die Aufgabenstellungen für Einzel- und Gruppenarbeit verständlich und in der — Hat die Technik funktioniert und konnten vorgegebenen Zeit umsetzbar? alle mit einer stabilen Verbindung teilneh- men? — Hatten die Teilnehmenden genügend Zeit zum Austausch? Welche Methoden könnten — Konnten alle der Bedienung und Funktiona- oder müssten dafür angepasst werden? lität der angewendeten Tools folgen? — Sind weitere Aktivitäten nötig, um die — War für die angegebenen Lehr- und Lern Aufmerksamkeit zu erhalten? einheiten genügend Zeit eingeplant? — usw. — Welche Rückmeldungen gibt es von den Teilnehmenden? Ablaufplan Tagesseminar — Welche Kritik gab es? Sind die Punkte schnell zu beheben? Was muss längerfristig geändert Dieses Beispiel aus der Praxis gibt Ihnen eine werden? grobe Orientierung für den zeitlichen Ablauf eines Tagesseminars. Die Umsetzung im — Wie gut war die technische und die inhaltli- konkreten Fall kann je nach Größe und Vor- che Moderation? kenntnissen der Zielgruppe, je nach Inhalten und Zielstellung variieren. Uhrzeit Inhalt/Thema Sichtbarkeit Aktion 08:00–08:10 Beitritt Warteraum Hinweis „Warteraum“ TN warten auf Zugang 08:10–08:45 Check von Mikro, Ton, Webcam, Symbole für Handzeichen, Ein/Aus Mikro Video, Chat, TN-Liste Mikro, Plenum und Video; Bildschirm freigabe testen. TN-Liste einblenden und sich ggf. umbenennen, Chat nutzen 08:45–08:50 Vorstellung Moderator Webcam, Plenum TN-Mikro stumm 08:50–09:05 Verortung der Teilneh- Link im Chat z. B. Link auf eine externe menden anhand einer Padlet – dann zurück Landkarte – TN tragen sich Landkarte ins Plenum dort ein; Ergebnis kann abgespeichert und freige- schaltet werden 09:05–09:45 Vorstellung der TN; Webcam; im Plenum Moderator*in weist dem*- ca. 1,5 min/pro TN der TN Mikro zu; Moderator*in gibt Vorgaben zur Vorstellung (Name, Ort, Funktion) 09:45–10:15 Videokonferenz- Bildschirmfreigabe Bildschirmfreigabe mit Software (Desktop-Sharing), allen üben, White- vorstellen Whiteboard aus dem board-Übungen und Plenum Abspeicherung 22
Stufe 1 – Schritt für Schritt: Von der Präsenzlehre zum Online-Angebot Uhrzeit Inhalt/Thema Sichtbarkeit Aktion 10:15–10:30 Pause 10:30–10:45 Thema vorstellen Präsentation im Plenum 10:45–11:00 Erwartungen der TN Webcam, Chat, Umfra- Chat, Umfrage-Tools, Quiz abfragen, Vorwissen ge-Tools, Quiz im muss vorbereitet sein – ggf. ermitteln Plenum Link zu externem Tool 11:00–11:15 Vortrag Wissensinput z. B. Nur Moderator*in – andere mit Präsentation im Aktivitäten sind zuvor Plenum abzuklären (Chat-Fragen, Handzeichen, Mikro einschalten usw.) 11:15–11:25 Einweisung Selbstlern- Webcam; Gruppen- Ggf. Breakout-Räume phasen und/oder räume = Breakout- einrichten; auf Lernmittel Gruppensetting mit Räume verweisen; Dokumente/ Transferübungen; Lernaktivitäten freigeben; Hinweis auf Lernmittel Links für Tutorials 11:25–12:00 Selbstlern- bzw. Gruppen unter sich Selbstlern- und Gruppen- Gruppenlernphase, Webcam; Tests, setting; Moderator*in kann Transferübungen Teil I Übungen, Aufgaben, sich bei Bedarf zuschalten Whiteboard; externe oder z. B. per Chat kontak- Tools tiert werden; Ergebnisse Breakout-Gruppen mit Whiteboard oder externen Tools gemeinsam erstellen 12:00–13:00 Pause 13:00–13:30 Klärung von Verständ- Alle wieder im Web- ggf. Rollenzuweisung an TN nisfragen, Diskussion, Plenum; Webcam als Referent*innen oder Reflexion zum Lern- Präsentator*innen prozess Teil I 13:30–14:00 Selbstlern- bzw. Gruppen unter sich Selbstlern- und Gruppen- Gruppenlernphase, Webcam; Tests, setting; Moderator*in kann Transferübungen, Übungen, Aufgaben, sich bei Bedarf zuschalten Teil II Whiteboard, externe bzw. per Chat kontaktieren; Tools Ergebnisse mit Whiteboard Breakout-Gruppen oder externen Tools gemeinsam erstellen 14:00–14:15 Pause 14:15–15:00 Klärung von Verständ- Alle wieder im Web- ggf. Rollenzuweisung an TN nisfragen, Ergeb- Plenum; Webcam als Referent*innen/ nispräsentationen; Präsentator*innen Diskussion, Reflexion zum Lernprozess Teil II 15:00–15:15 Abschluss; Feedback Plenum, Webcam Gesamtreflexion zum Online-Seminar, Umfra- ge-Tool, Feedback-(bögen) Teilnehmer*innen-Anzahl = 16; Teilnehmer*innen kennen sich nicht 23
ARBEITSHILFE ZUR UMWANDLUNG VON PRÄSENZSEMINAREN IN ONLINE-ANGEBOTE Zusammenfassung Weiterführende Links 1 Alle Beteiligten (Lehrende und Lernende) Yvo Wüest – Spezialgebiet Didaktische Reduk sollten sich vorab mit den digitalen Tools tion; äußerst empfehlenswerte Webseite mit vertraut machen können. vielen Informationen, Tipps und hilfreichen Links zu anschaulichen Übersichten und 2 Konzentrierte Formate für Stoffvermitt- Zusammenfassungen: lung (max. 20 min) – d. h. Inhalte auf Kern- https://didacticalreduction.com/ aussagen reduzieren und mit begleitenden Visualisierungen veranschaulichen. Übersichtliche Seite mit vielen Informationen und Zusammenfassungen zum Thema Online- 3 Umfangreichen Input auf praktische Lehre: Beispiele oder Fallbesprechungen reduzieren. e-teaching.org Aus dem Konkreten allgemeine Rückschlüsse und Erkenntnisse ziehen. So kann der Stoff von Die Pädagogische Hochschule Schwyz bietet den Teilnehmenden besser nachvollzogen, eine Plattform mit zahlreichen Hilfestellungen verstanden und rekapituliert werden. zum „LernenTrotzCorona“: https://www.lernentrotzcorona.ch/ 4 Mehr Zeit für Einzel- und Gruppenarbeit Lernentrotzcorona/WebHome und für kollaborativen Austausch berücksichti- gen. Eine „Digitale Schatzkiste“ findet sich auf der Webseite Hochschuldidaktik-Online an: 5 Verschiedene Methoden und Tools der https://hochschuldidaktik-online.de/ kollaborativen Arbeit verwenden – Voraus schatzkiste-digitale-lehre/ setzung: Alle können damit umgehen (z. B. Whiteboard oder Padlet). Für Coaching und Supervisionsangebote gibt es ein interaktives Tool mit der Möglichkeit, 6 Digitale Lernmedien einbeziehen (Erklär- Aufstellungen auch online durchzuführen: videos, Quiz, Umfragen, interaktive Tutorials). https://www.online-systembrett.com/ Für den Transfer einer Präsenzveranstaltung in Der Deutsche Bildungsserver hat Übersichten ein Online-Format verschiebt sich die Ablauf- und Anleitungen zur Online-Lehre zusammen planung also auf folgende Punkte: mehr gestellt: Methodenvielfalt; kürzere Zeiteinheiten; https://www.bildungsserver.de/Praesenzkurse- Schwerpunkte setzen; mehr Pausen einplanen; in-Onlinekurse-umwandeln-12769-de.html regelmäßig Feedback einholen. Nützlich auch die Webseite von wb-web.de – ein Projekt des Institutes für Erwachsenen bildung (DIE): https://wb-web.de/dossiers/Digitalisierung-in- der-Erwachsenenbildung-1.html 24
Sie können auch lesen