PLATZ DA! WIE WOLLEN WIR RAUM IN DER STADT NUTZEN? - NR. 3 / 2018 OKTOBER BIS JUNI 2019 - SUNRISE BREMEN
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Bremen Bremerhaven Nordwest-Niedersachsen Nr. 3 / 2018 Oktober bis Juni 2019 www.adfc-bremen.de Platz da! Wie wollen wir Raum in der Stadt nutzen? mit pedal- Gesundheitstipps der
2 Inhalt 4 Parkraum in Bremen ADFC-Geschäftsführer Sven Eckert meint „Es reicht: Bremen braucht die Verkehrswende“. 11 16 19 "Platz da!" Pro und Kontra Erfolgreiche Kennedybrücke Fahrraddemo Die Studentinnen Milena Schulte und Bremerhavener Politiker*innen sowie Mitte September sind wieder Tausende Sonja Gerling sind Teil einer neuen Ini- Mitarbeiter*innen des Stadtplanungs- bei der ADFC-Hochstraßentour mitge- tiative, die sich mit Parkraum in Bremen amts und ADFC nehmen Stellung zur fahren, um für mehr Platz fürs Fahrrad beschäftigt. Kennedybrücke. in der Stadt zu demonstrieren. pedal 3 • 2018
Inhalt 3 In diesem Heft Vorwort SCHWERPUNKT: raumverteilung in der stadt Liebe Leserin, lieber Leser, Foto: © Hannah Grundey, ADFC FOTO.TEAM „Wo soll ich denn sonst parken?“ 4-5 Falschparken in Findorff 6-7 Raum wird zunehmend zu einem stark um- kämpften und seltenen Gut in deutschen Groß- EU-Projekt SUNRISE 8-9 städten. In Folge von Urbanisierung, Wegzug Initiative „Platz da!" 10-11 vom Land und steigender Geburtenraten Bündnis für die Verkehrswende 12-13 braucht es mehr Fläche zum Wohnen, zum Arbeiten, zum Spielen, zur Erholung – sprich VERKEHR zum Leben. Nicht umsonst beeinflusst die Ge- PLUSMINUS 14-15 staltung des öffentlichen Raums maßgeblich die Lebensqualität einer Stadt. Bonnie Fenton Pro und Kontra Kennedybrücke 16-17 Vorsitzende ADFC Wie fahrradfreundlich ist Bremen? 18 Landesverband Bremen Umso überraschender erscheint die gängige Meinung, wenn sich die öffentliche Diskussi- on der Flächenverteilung auf den Straßen und dem Thema Parkraum PROJEKTE widmet. Plötzlich laufen die Gemüter heiß und Verlustängste treten an ADFC-Hochstraßentour und Mobilitätstage 19 die Stelle von sachlichen Argumenten. Denn Tatsache ist: Kostenfreie ADFC-Projekte. Was macht eigentlich….? 20-21 Parkplätze direkt vor der Haustür sind ein Relikt der Bundesrepublik Deutschland. Dass Besitzer*innen eines privaten PKW, der circa 12 m² öffentliche Fläche einnimmt, auch für die Nutzung dieser Fläche SERVICE & GESUNDHEIT bezahlen müssen und diese Gebühren mit Zentrumsnähe stetig zu- pedal-Gesundheitstipps der AOK 24 nehmen, ist in anderen europäischen Großstädten längst gang und ADFC Mitgliedervorteile 26 gäbe. Es wird Zeit, dass wir das große Paradigma „eigener Parkplatz“ ADFC-Service & ADFC-Treffpunkte 27 verwerfen und nach einem umfassenden, nachhaltigen Konzept für innerstädtische Mobilität suchen. ADFC KIDS Radeln und Rätseln Diese Ausgabe des pedals beschäftigt sich mit verschiedenen Mei- 22 nungen, Positionen und Anregungen rund um das Thema Lebensraum und Parken in Bremen. Auf den Seiten 12-13 wird das Konzept und KURZ UND KNAPP die anstehende Konferenz des neu gegründeten Bremer Bündnisses Meldungen & Termine 28-29 Verkehrswende (bestehend aus ADFC, BUND, VCD und Fuß e.V.) unter dem Titel „Flächendeckende Parkraumbewirtschaftung“ vorgestellt. ADFC KOMPAKT Des Weiteren beschreibt ADFC-Landesgeschäftsführer, Sven Eckert, (M)ein ökologisches Jahr beim ADFC 25 wie er das Thema Parkraum in Bremen sieht (S. 4-5) und eine Bilderse- KONTAKT-Adressen 30 rie zeigt, welche Auswirkungen illegales Parken im Stadtteil Findorff hat (S. 6-7). In einem Interview erzählen die Aktivistinnen der neuen Fördermitglieder, Beitrittserklärung 31 Initiative „Platz da!“ was sie bewegt (S.10-11) und SUNRISE-Projekt- leiterin Susanne Findeisen erklärt, welche Rolle Raumverteilung in den angrenzenden Nachbarschaften zum neuen Hulsbergviertel ein- nimmt (S. 8-9). Ich wünsche viel Spaß beim Lesen! Auf dem Titel: Dieser Fahrradbügel aus Rostock veran- Bonnie Fenton schaulicht, wie viele Fahrräder auf die Fläche eines Autos passen. Foto: © ADFC Rostock IMPRESSUM pedal pedal@adfc-bremen.de, www.adfc-bremen.de Anzeigenredaktion: Hannah Simon Regionales Magazin des ADFC für Bremen und Heft 3/2018, Auflage: 8.000 Stück Layout: STV Grafik Bremerhaven sowie Delmenhorst und die Landkreise Abonnements: 10 Euro/Jahr. ADFC Mitglieder in Für Mitglieder der herausgebenden ADFC-Glieder- Ammerland, Cuxhaven, Diepholz, Osterholz, Verden Bremen und Nordwest-Niedersachsen erhalten das ungen ist der Bezug im Jahresbeitrag enthalten. und Wesermarsch – für alle ADFC-Mitglieder in pedal direkt mit der Radwelt ins Haus (im Mit- Nachdruck nur mit Erlaubnis des ADFC Bremen. Nordwest-Niedersachsen. gliedsbeitrag erhalten). Das pedal ist außerdem an Die nächsten pedal -Hefte: Herausgeber: mehr als 200 Auslagestellen in der Region erhältlich. Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club (ADFC) - Redaktion: Hannah Simon (Verantwortlich i.S.d.P.), Anzeigenschluss: pedal 1/19 Landesverband Bremen e. V., Bahnhofsplatz 14 A, Brigitte Breyling, Sven Eckert, Bonnie Fenton, Hannah als Sonderausgabe pedal SPEZIAL 4. Januar 28195 Bremen, 0421 5177882-0, Grundey, Tobias Wolf Erscheint Mitte Februar 2019 pedal 3 • 2018
4 Raumverteilung in der Stadt „Wo soll ich denn sonst parken?“ Absurde Normalität in der städtischen Raumverteilung ADFC-Landesgeschäftsführer Sven Eckert ärgert sich über stehendes Blech in Bremens Straßen W o soll ich denn sonst par- empfunden wird, wenn Radwege zuge- tät für alle ermöglichen; gerade auch für ken?“ Das war die Ant- parkt werden und sich Radfahrende im- die Schwächsten unter uns. Normal ist, wort, die ich bekommen mer wieder in verkehrsgefährdender Art dass mobilitätseingeschränkte Menschen habe, als ich bei mir im und Weise in den Automobilverkehr ein- am gesellschaftlichen Leben teilnehmen Quartier eine junge Frau angesprochen fädeln müssen. können, weil sie sich einfach durch die habe, die ihr Cabrio direkt vor mir auf Stadt bewegen können; Eltern mit dem den Radweg lenkte. Und mit diesem Kom- Sichere und uneingeschränkte Kinderwagen, Senioren mit dem Rollator mentar verschwand sie in einem der Ge- Mobilitätsfreiheit für alle und Menschen im Rollstuhl. Normal ist, schäfte. dass Kinder sicher die Bürgersteige und Ja, in der Tat, es war kein Parkplatz frei. Es ist normal geworden, dass Fußwege Radwege benutzen können und gefahrlos Der Straßenraum stand voll mit Autos; halb zugeparkt werden, sodass es Men- zur Schule, zu Freunden, zum Spielplatz Autos der Anwohner*innen, Autos von schen mit Kinderwagen, Rollatoren oder oder zum Sportverein kommen. Normal Kund*innen der Geschäfte und Autos Rollstühlen oftmals unmöglich ist, die- ist eine Stadt, die für Bürgerinnen und von Pendler*innen, die sich das Geld für se zu benutzen. Es ist normal geworden, Bürger gebaut ist und nicht für Autos! das Innenstadtparkhaus gespart hatten. dass so dicht an die Kreuzungen heran Also der gewohnte und daher ‚normale‘ geparkt wird, dass Kinder die Straße „Ich bin ja gezwungen Anblick – wo soll man denn parken? betreten müssen, um den Verkehr über- hier zu parken ...“ Wenn man mit offenen Augen durch die haupt sehen zu können. Es ist normal Stadt geht oder fährt – egal, ob in der In- geworden, dass die Straßen unserer Nein, niemand zwingt. Falschparker* nenstadt oder in den Quartieren rechts Städte so voller Autos stehen, dass Ret- innen verhalten sich aus Bequemlichkeit Foto: ADFC Bremen / HaS und links der Weser – erkennt man leicht: tungswagen und Feuerwehrfahrzeuge und/oder aus Geiz rücksichtslos und ge- Die Stadt ist voll, übervoll sogar. Voll mit nicht mehr durchkommen. Ich will diese fährden damit andere. Sie parken direkt Kraftfahrzeugen; parkende Autos, wohin ‚Normalität‘ nicht mehr – weil es eben vor der Tür ihrer Wohnung oder ihres man schaut. Es ist so normal geworden, nicht normal ist! Normal ist es, dass Arbeitsplatzes, weil es möglich ist. Da dass es nicht einmal mehr als Unrecht Städte sichere und komfortable Mobili- es in dieser Stadt schon so lange nichts pedal 3 • 2018
Raumverteilung in der Stadt 5 kostet, sein Auto zu parken, wird der Gratis-Parkplatz von den Autofahrenden mittlerweile als Grundrecht angesehen. Eine Absurdität. Wer bezahlt den „kostenlosen“ Parkraum? Kostenloser Parkraum ist eine Beschlag- nahme von öffentlichem Raum. Es muss Foto: ADFC Bremen / HaS in die Köpfe hinein, dass das kostenlose Abstellen von tonnenschwerem Privat- eigentum auf öffentlichem Raum ein Relikt aus vergangenen Zeiten ist. Zu- mal es „kostenlose“ Parkplätze gar nicht gibt – auch wenn man unmittelbar nichts dafür bezahlen muss. Parkplätze kosten Oben: Leider werden Radwege schnell eigen- mächtig zu Parkplätzen umfunktioniert. – sie kosten den Raum der Bürgerinnen und Bürger und sie kosten Unterhaltung. Links: Bis zu zehn Räder passen auf die Fläche Bezahlen tut in den meisten Fällen die eines Autos – wie viel Platz darf Parkraum Allgemeinheit und nicht der Kostenver- einnehmen? ursacher, sprich der oder die Parkende. Foto: ADFCRostock Dies muss sich ändern! Immer mehr Unten: Zwischen Lieferverkehr, Autos und Städte und Kommunen erkennen das und Gleisen – bei zugeparkten Wegen wird es oft gefährlich eng. nutzen das Instrument der Parkraum- bewirtschaftung als eines der Hebel- instrumente für eine Neuverteilung des Verkehrsraums. Der ADFC Bremen engagiert sich zusam- men mit dem VCD, dem BUND und Fuß e.V. im Bündnis Verkehrswende, welches eine flächendeckende Parkraumbewirt- schaftung (und damit einhergehende Parkraumüberwachung) in Bremen for- dert. Und dies ist in einer Großstadt nicht nur durchführbar, es ist zwingend not- wendig! Europäische Hauptstädte machen es vor: Foto: ADFC Bremen / HaS Beispielhaft zu nennende Städte wären Madrid, Paris oder London – hier gibt es ein ganz klares Ziel: Soweit wie möglich raus mit den privaten Autos! In Paris wurde als wichtige Maßnahme zur Ver- besserung der Luftqualität am 1. Januar 2018 eine umfassende Parkraumreform bühren zu schaffen. Pro Jahr gingen der gen auf das soziale Miteinander in einer für die 141.000 öffentlichen Parkplätze Stadt Paris dadurch Einnahmen von 300 Stadt hat. Moderne innerstädtische Mo- in Kraft gesetzt. Diese verfolgt primär Millionen Euro verloren. Gelder, die man bilitätskonzepte müssen anders aussehen zwei Ziele: Zum einen soll der vorhande- auch in Bremen erheben könnte, um die – wir brauchen eine Verkehrswende. Dies ne Parkraum möglichst effizient genutzt seit langem fälligen Investitionen in den bedeutet, Bremen muss den Umweltver- werden. Dies bedeutet, dass Anreize ge- Umweltverbund aus ÖPNV, Fahrrad- und bund aus ÖPNV, Rad- und Fußverkehr in setzt werden, einen Parkplatz nur so lan- Fußverkehr zu tätigen! quantitativer und qualitativer Hinsicht ge wie unbedingt notwendig zu nutzen. ausbauen – unter anderem mit einer Rad- Dadurch wird die Anzahl freier Park- Verkehrswende für verkehrsinfrastruktur, die so sicher und plätze erhöht und der Parksuchverkehr lebenswerte Städte komfortabel ist, dass Menschen von 8 bis verringert. Zum anderen soll es mehr 80 Jahren diese gerne nutzen. Gerechtigkeit bei der Entrichtung von Der motorisierte Individualverkehr mit Parkgebühren geben. Sowohl Kontroll- seinen selten fahrenden und meistens Für ein lebenswertes Bremen – dichte als auch Bußgelder waren viel zu parkenden Fahrzeugen beeinflusst die Verkehrswende jetzt! gering, um Anreize für die ordnungsge- Lebens- und Aufenthaltsqualität in den Sven Eckert, mäße Entrichtung der fälligen Parkge- Städten extrem negativ, was Auswirkun- ADFC-Landesgeschäftsführer pedal 3• 2018
6 Raumverteilung in der Stadt p a r k in mein „Ic h er W e w id e w ie e lt, w id e s mir ge Alltagsszenen im Jahr 2018 fällt“ Die Fotos auf diesen Seiten sind während einer ein- stündigen Radtour durch „meinen“ Stadtteil Findorff entstanden. Ich musste nicht auf Motivsuche gehen, sondern einfach nur fotografieren, was mir in den Blick fiel. Dabei war es völlig egal durch welche Straßen ich gefahren bin, fast überall herrschte die gleiche Situation. Die Selbstverständlichkeit und die Dreistig- keit, mit der der Lebensraum der Mitmenschen einge- engt wird, ist erschreckend – dass dies auch noch allseits toleriert und nicht sanktioniert wird, macht mich fassungslos. ADFC-Vorstandsmitglied Tobias Wolf wohnt und arbeitet in Findorff. Jetzt wird‘s sportlich: Wer den Hin- dernisparcours aus Mülltonne, Fahr- rad, Schild und aufgesetztem Parken schafft, hat sich eine Medaille ver- dient. Fotos: ADFC Bremen / TW „Hier gehe ich lieber auf der Straße. Nicht nur, weil ich auf Trotz engem Bordstein ist hier aufgesetztes Parken erlaubt. Da- dem Fußweg nicht durchkomme, mit auch wirklich niemand an den Autos vorbeikommt, versperrt sondern auch wegen der unebe- zusätzlich ein Schildermast den Weg. Wenn schon, denn schon. nen Gehwegplatten." - Rainer B. pedal 3 • 2018
Raumverteilung in der Stadt 7 Auszug aus § 12 StVO: Das Parken ist unzulässig 1. vor und hinter Kreuzungen und Einmündungen bis zu je 5,00 m von den Schnittpunkten der Fahrbahnkanten 2. wenn es die Benutzung gekennzeichneter Parkflächen verhindert 3. vor Grundstücksein- und -ausfahrten, auf schmalen Fahrbahnen auch ihnen ge- genüber „Mit so einem schicken Mercedes darf ich parken, 4. über Schachtdeckeln und wo ich will.“ Ne, ist klar. anderen Verschlüssen, wo Kinder zwischen Zaun und Blech: Lisa K. mit durch Zeichen 315 oder eine Rune und Mascha. „Hier ist kein Durchkommen Parkflächenmarkierung (Anla- mehr – und selbst zwischen den parkenden ge 2 Nummer 74) das Parken Autos ist zu wenig Platz, um wenigstens auf auf Gehwegen erlaubt ist die Straße zu kommen.“ Lisa K. 5. vor Bordsteinabsenkungen „Wenn ich jetzt auf der Straße weiter- Illegal: fahre, hupt mich wahrscheinlich gleich Die schlaue Art zu parken? wieder einer an.“ Lotta W. Nichts Halbes und nichts Ganzes – Kreati- Parkgebühren & Bußgelder ves Slalom-Parken auf im Vergleich Bremens Radwegen, • Bußgeld Falschparken: 10 ¤ damit den Menschen • Bußgeld bei konkreter Behin- auf dem Rad ja nicht zu derung, Parkzeit über 3 Stun- langweilig wird. den: 30 ¤ • Bußgeld Parken auf Geh- oder Radweg: 20-30 ¤ • Garagenmiete: ca. 50 ¤/Monat • Parkscheinautomat Hemm- straße: 0,50 pro halbe Stunde In allen vier Ecken sollen Autos drin stecken? • Parkhaus am Brill: 0,90 ¤ pro Dieses Modell liegt…äh, steht… besonders gut halbe Stunde, max. 10 ¤ pro Tag in der Kurve. Für Rechner: Vier Knöllchen pro Monat können günstiger Zebrastreifen, sein als eine Garage zu mieten. Fahrbahn, Alleine in Findorff könnten pro Bürgersteig, Tag über 10.000 ¤ an Bußgel- Radweg – dern eingenommen werden. ist doch alles dasselbe! pedal 3 • 2018
8 Raumverteilung in der Stadt (c) GeoInformation Bremen EU-Projekt SUNRISE Nachhaltige Mobilität rund ums Hulsberg-Viertel S eit 2017 beteiligt sich die SUNRISE ins Leben gerufen und was Gemeinsam mit unseren Partnerstädten Stadt Bremen als eine von erhofft sich die Stadt Bremen von ei- – Malmö, Southend-on-Sea, Budapest, sechs Städten bei dem eu- ner Beteiligung? Thessaloniki und Jerusalem – will Bre- ropäischen Forschungspro- Findeisen: Bei SUNRISE steht nachhalti- men untersuchen, wie der Straßenraum jekt SUNRISE. Bei SUNRISE ge Mobilität im Fokus. Zwar findet dieses besser genutzt werden kann und welche – kurz für “Sustainable Urban Neigh- Thema im öffentlichen Diskurs bereits Prozesse notwendig sind, um Maßnah- bourhoods: Research and Implemen- viel Verbreitung und Zuspruch – die Re- men gemeinsam mit den Betroffenen zu tation Support in Europe” – geht es alität in den Straßen vieler europäischer entwickeln und umzusetzen. Konkret um die Entwicklung nachhaltiger Städte sieht jedoch oft noch anders aus. sollen in Bremen Lösungen für die Um- Mobilitätslösungen auf Quartiers- gebung des Neuen Hulsberg-Viertels und ebene, unter intensiver Beteiligung des Klinikum Bremen-Mitte entwickelt von Anwohnerinnen und Anwohnern und beispielhaft umgesetzt werden. und sonstigen Interessengruppen. Die Nutzung und Verteilung öffentlichen Diese pedal-Ausgabe beschäftigt sich Foto: © Matthias Holthaus Raums spielt dort eine zentrale Rol- mit der Frage nach öffentlicher Raum- le. pedal-Redakteurin Hannah Simon verteilung in der Stadt und die Aus- sprach mit Projektleiterin Susanne wirkungen, die diese Verteilung auf Findeisen vom Senator für Umwelt, die Lebensqualität haben kann. In- Bau und Verkehr. wieweit ist Flächenverteilung/-ge- Susanne Findeisen vom Senator für Umwelt, Bau rechtigkeit bei SUNRISE ein Thema? pedal: Warum wurde das Projekt und Verkehr Alle sechs teilnehmenden Städte leiden – pedal 3 • 2018
Raumverteilung in der Stadt 9 Befragung und Gesprächen an unserem SUNRISE-Straßenstand an acht Termi- nen haben wir versucht, möglichst vielen Fotos: © Susanne Findeisen Menschen eine Beteiligung zu ermögli- chen. Dabei sind rund 380 Beiträge von Anwohner*innen, von Berufstätigen im Viertel, von Kund*innen und Gästen zu- sammengekommen. Nachdem wir diese Beiträge ausgewertet haben sind wir nun Hier wird es eng - Ein Leiterwagen der Feuerwehr dabei, daraus Handlungsoptionen zu for- Bürgerdialog an acht Terminen, mit dem mobilen würde hier nicht mehr durchpassen. mulieren und weiter abzustimmen. Stand unterwegs, hier: Am Hulsberg auch wenn sie zum Teil ganz unterschied- Welche Erkenntnisse konnten Sie aus sichtlich im November vorliegen. liche Ausgangslagen haben – an ähnli- den Beteiligungsprozessen bereits chen Mobilitätsproblemen. Ein Grund- ziehen? Lassen sich schon erste Pro- Welche Lösungsansätze werden zu problem ist zumeist die Nutzung des be- bleme für das Quartier identifizieren? der Thematik diskutiert? Welche grenzten Straßenraums durch parkende Ja, tatsächlich scheint die problemati- Maßnahmen könnten folgen? Autos. Nur die „Restflächen“ bleiben für sche Parksituation ein großer gemeinsa- Ich möchte dem Maßnahmenplan nicht die anderen Straßennutzer*innen, wie mer Nenner bei den befragten Personen vorgreifen – alle Handlungsoptionen, Fußgänger*innen und Radfahrer*innen, zu sein. Viele ärgern sich über die Masse die wir auf Basis der Umfrageergebnis- übrig. So verhält es sich auch in vielen an parkenden Autos und über zugeparkte se erarbeiten, werden zunächst in einem Straßen in der Nachbarschaft von Huls- Radwege und Bürgersteige. Aber natür- zweiten Schritt mit den Bürger*innen berg, die wir als SUNRISE-Modellquar- lich gibt es auch die Menschen, die sich und dem Projektbeirat diskutiert und tier ausgewählt haben. eine bessere Verfügbarkeit von Parkplät- abgestimmt. Aber es gibt schon einige zen für ihr Fahrzeug wünschen. Weite- Ideen, die wir mit großer Wahrschein- Wie eng steht SUNRISE mit der Pla- re, oft genannte Probleme sind schlechte lichkeit weiter verfolgen werden. Dazu nung des Neuen Hulsberg-Viertels in Querungssituationen, z.B. an der Ein- gehört beispielsweise ein Ausbau des Zusammenhang? mündung Humboldtstraße/Sankt-Jür- Car-Sharing-Angebots, die Weiterent- Konkreter Anlass für die Auswahl des gen-Straße, die vielen „Fremdparker“ in wicklung von Fahrradstraßen oder Maß- bremischen „SUNRISE-Quartiers“ war den Wohnstraßen (Besucher*innen, Gäs- nahmen, um Parken zu ordnen. die Entwicklung des neuen Wohnviertels te und Mitarbeiter*innen des Kranken- Als EU-Projekt werden wir gemeinsam mit bis zu 2500 neuen Anwohner*innen hauses und des Viertels) oder auch Pro- mit unseren Projektpartnern die von uns und die Neuaufstellung des Klinikum bleme in der „Fahrradstraße“ Humbold- entwickelten Lösungen zu Mobilitätsfra- Bremen-Mitte. Denn damit verbunden tstraße. Die Ergebnisse der Befragung gen und die gewonnenen Erkenntnisse gibt es Befürchtungen, dass der Verkehrs- haben wir zusammengestellt und kön- über Beteiligungsverfahren auswerten und auch Parkdruck für die Bestands- nen auf unserer Projekt-Webseite (www. und als Leitfäden anderen Städten zur quartiere drum herum noch einmal sunrise-bremen.de) abgerufen werden. Verfügung stellen. zunehmen könnten. In SUNRISE selbst beschäftigen wir uns aber ausschließlich Wurden neben den Befragungen wei- Wann soll es an die Umsetzung gehen? mit den angrenzenden Nachbarschaften tere Untersuchungen im Quartier In welchem Umfang können über- vom Neuen Hulsberg-Viertel. Aber na- durchgeführt? haupt konkrete Maßnahmen reali- türlich gibt es viele Schnittstellen mit Im August haben wir eine Feuerwehr- siert werden? dem Neubauprojekt und einen engen Testfahrt durchgeführt, bei der deutlich Bis Ende des Projektzeitraums 2021 sol- Austausch, damit Forderungen, die aus wurde, dass Einsatzfahrzeuge an vie- len einige Maßnahmen pilothaft umge- der Nachbarschaft kommen, in den Mo- len Stellen von illegal parkenden Kraft- setzt werden. Natürlich lassen sich in so bilitätskonzepten des neuen Quartiers fahrtzeugen behindert werden, sodass einem kurzen Zeitraum und bei begrenz- und der Klinik Berücksichtigung finden die Feuerwehr im Notfall nicht zu ihrem ten finanziellen Mitteln nicht alle Ideen können. Dazu sind auch Vertreter*innen Einsatzort käme. Um die Parksituation kurzfristig verwirklichen. Bei SUNRISE der GEG (der Grundstücksentwicklung mit Zahlen und Fakten zu hinterlegen ha- geht es aber auch darum, einen Prozess Klinikum Bremen-Mitte GmbH & Co KG) ben wir im Juni zusätzlich eine Studie in anzustoßen, der über das Projekt hin- und des Klinikum Bremen-Mitte mit im Auftrag gegeben. Die Untersuchung soll aus fortwirkt, so dass Maßnahmen auch SUNRISE-Projektbeirat vertreten. unter anderem Antworten auf die Fragen noch mittel- und langfristig umgesetzt geben „Wie viele Autos stehen zu welchen werden. Wie ist der aktuelle Stand? Was wur- Tageszeiten in den Straßen in der Umge- de bereits gemacht? bung des Neuen Hulsberg-Viertels?“ und Seit dem Projektstart Mitte 2017 haben „Wo gibt es eher Langzeit- oder Kurz- Über den aktuellen Stand von SUNRISE können wir diverse Bürgerbeteiligungsformate zeitparken?“ Dazu wurden an mehreren sich Interessierte über die Projekt-Webseite durchgeführt, um Probleme und Bedar- Tagen im August Daten mittels Fahrrad- (www.sunrise-bremen.de) informieren. Hier fe im Quartier zu ermitteln. Mit einer befahrungen und Videoaufzeichnungen kann auch ein Newsletter abonniert werden. Auftaktversammlung, einer Online- erhoben. Die Ergebnisse werden voraus- pedal 3 • 2018
10 Raumverteilung in der Stadt „Platz da!“ Weniger Parkplätze für mehr Lebensqualität Fotos: Platz da! und ADFC Bremen/HaS Sonja Gerling (links) und Milena Schulte setzen sich für eine gerechte Verteilung des öffentlichen Raums ein. Die beiden Studentinnen Sonja Gerling und Milena verkehr behindert – eine Kontrolle von Falschparkern geschieht Schulte haben sich Anfang 2018 zusammen mit einigen oft nicht. Jeder kann sein Auto kostenlos im öffentlichen Raum Freund*innen, Akteur*innen und Bekannten zur Initiative abstellen, gleichzeitig sind gebührenpflichtige Parkhäuser in „Platz da!“ zusammengeschlossen. Im Fokus der Initiative, der Bremer Innenstadt nur selten ausgelastet. die sich für nachhaltige Mobilität stark macht, steht die Sonja: „Platz da!“ setzt sich für eine Umverteilung des öffent- Umsetzung eines Bürgerantrags zum Thema Parkraum- lichen Raums zugunsten nachhaltiger Verkehrsmittel und Or- Bewirtschaftung. pedal-Redakteurin Hannah Simon hat ten der Begegnung ein. Wir wollen den Raum, der sonst bis zu sich mit ihnen getroffen. 23 Stunden am Tag von stehendem Privateigentum blockiert wird, nutzen, um mehr gemeinschaftlichen Platz für Spiel, pedal: Bei euch scheint der Name Spaß, Bewegung und Leben in der Stadt Programm zu sein: Nach Angaben zu schaffen. Damit unser Anliegen in auf eurer Webseite fordert „Platz der Bremischen Bürgerschaft thema- da!“ mehr Platz für Begegnung, für tisiert wird und konkrete Maßnahmen Spaß, für Sicherheit, für Recht und ergriffen werden können, wollen wir für nachhaltige Mobilität. Wie soll einen Bürgerantrag zur Förderung der das gehen? Radinfrastruktur und Umsetzung eines Milena: Uns geht es hauptsächlich um flächendeckenden Parkraummanage- eine Neustrukturierung – ein Neuden- ments ins Leben rufen. ken – des Parkraums und der Flächen- Wie genau soll das aussehen? Was verteilung in der Stadt. Die Situation in sind die Inhalte des Antrags? Großstädten ist oft dieselbe: Es mangelt Milena: In unserem Antrag haben wir an Wohn- und Lebensraum, die Straßen drei Kernforderungen: Als Erstes erwar- sind vollgeparkt. Fußgänger*innen mit ten wir, dass das bestehende Recht an- Buggy oder Rollator, Radfahrende und gewendet und Falschparken konsequent Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr werden Mit ihrer „Einpack-Aktion“ hat „Platz da!“ auf illegales geahndet wird. Das hieße eine Aufsto- von illegal stehenden Autos im Straßen- Parken an Kreuzungen hingewiesen ckung des Kontrollpersonals, sodass pedal 3 • 2018
Raumverteilung in der Stadt 11 1808 Anzeige Amb.Char.Gesch 90x120mm 12.08.18 15:34 Seite 1 stadtweite Kontrollen – auch in weniger zentralen Quartie- ren – durchgeführt werden könnten. Der zweite Punkt ist die Erstellung eines flächendeckenden Konzepts zur Parkraum- bewirtschaftung. Und als letztes fordern wir, dass die Ein- nahmen, die aus dieser Bewirtschaftung entstehen, in den Rad- und Fußverkehr investiert werden. Kopenhagen inves- www.vhs-bremen.de tiert zum Beispiel 35 Euro pro Kopf und Jahr, während es in Tel. 0421 361-12345 Bremen gerade mal 6,70 Euro sind. Volkshochschule Wie genau sähe so ein Parkraumkonzept aus? Adult Education Center Sonja: Es gibt bereits verschiedene Ideen, die das Bremer Bündnis für die Verkehrswende in einem Positionspapier for- Université Populaire muliert hat. Wir sind im engen Austausch mit dem Bündnis und schließen uns inhaltlich an. Eine Möglichkeit wäre bei- spielsweise die Errichtung von Quartiersparkhäusern oder Die schönste Gier die Auslagerung von Autos an den Stadtrand bei gleichzeiti- gem Ausbau des Park & Ride-Angebots. Wir setzen auf Mul- ist die Neugier. timodalität oder Intermodalität, auf Sharing-Angebote und auf Stärkung und Ausbau des Radwege- und ÖPNV-Netzes. Mit uns mehr Milena: Gemäß der Push&Pull-Studie, durchgeführt von der entdecken. Europäischen Union, muss es für die Umsetzung einer Ver- kehrswende auf der einen Seite sogenannte Push-Maßnah- men geben, die das Autofahren unattraktiver machen, wie die Wegnahme von Parkraum, und gleichzeitig Pull-Faktoren, die hofAtelier, Bremen Anreize schaffen, um das Radfahren und den Fußverkehr at- traktiver zu gestalten. Daher auch die zweckgebundene Nut- zung der durch Parkraumbewirtschaftung generierten Kos- ten – gerade auch mit Blick auf den Bremer Finanzhaushalt. Wie weit seid ihr im Antragsprozess? Was ist euer aktueller Stand? Sonja: Wir haben bei der europäischen Woche der Mobilität angefangen Unterschriften zu sammeln. Insgesamt brauchen wir mindestens 4.000 Stimmen. Dann ist die Stadtbürger- schaft verpflichtet, sich mit dem Antrag zu beschäftigen. Die Forderungen haben wir gemeinsam mit Teilnehmer*innen unseres ersten Vernetzungstreffens formuliert mit Input vom Bremer Bündnis für die Verkehrswende. Milena: Um das Thema etwas mehr in die Öffentlichkeit zu tragen, machen wir in unregelmäßigen Abständen kreative, künstlerische Aktionen, wie das „Verpacken“ von falsch par- kenden Autos oder die Umgestaltung eines Parkplatzes zu ei- nem Straßencafé während des internationalen Parking Days. Plant ihr weitere Vernetzungstreffen? Wie kann man bei euch aktiv werden? Sonja: Interessierte sind herzlich eingeladen, an den Vernetzungstreffen teilzunehmen, bei Aktionen mitzuma- chen oder Unterschriften zu sammeln. Aktuelle Informatio- nen zu unseren Veranstaltungen und Aktivitäten findet man auf unserer Webseite platzda-bremen.de oder unserer Face- book-Seite. Bei Interesse kann man uns auch gerne eine Mail schreiben oder sich zu unserem Newsletter anmelden. Der ADFC Bremen unterstützt den Bürgerantrag von "Platz da!" Wenn auch Sie sich für mehr Parkraumbewirtschaftung und eine Stärkung des Radverkehrs in Bremen einsetzen möch- ten, können Sie den Antrag in der Geschäftsstelle des ADFC unterschreiben. Dort finden Sie auch Listen zum Mitnehmen, um selber weitere Unterschriften zu sammeln. pedal 3 • 2018
12 Raumverteilung in der Stadt Bündnis für die Verkehrswende Fachtagung ‚Parkraumbewirtschaftung‘ am 23. Oktober E in sperriges Wort, diese Als Parkraum für Autos und Transpor- veröffentlicht und am 23. Oktober richtet ‚ Pa rk r au m be w i r t scha f- ter oder als Lebensraum für Menschen?“ das Bündnis eine Fachtagung zu diesem tung‘. Ebenso sperrig sind Thema aus. Kernthese ist, dass die syste- allerdings die Probleme, die Der ADFC Bremen hat zusammen mit matische Neustrukturierung des Parkens der ruhende KFZ-Verkehr in dem BUND Bremen, dem VCD Bremen in ganz Bremen überfällig ist. Die stärks- den Städten verursacht – in Bremen wie und dem Fuß. e.V. das Bündnis Ver- ten Mittel, dem Parkdruck zu begegnen in (fast) allen deutschen und europäi- kehrswende ins Leben gerufen, um Im- und den Autoverkehr einzudämmen, sind schen Großstädten. Wie in den vorausge- pulse und Forderungen an Bremens Parkraummanagement und eine konse- gangenen Seiten beschrieben, geht es im Bürger*innen und die politisch Handeln- quente Gebührenerhebung auf Parken Kern um die Frage „Wie wollen wir den den zu geben! Dafür wurde Anfang des im öffentlichen Raum. städtischen öffentlichen Raum nutzen? Jahres ein gemeinsames Positionspapier Malte Halim (VCD Bremen e.V.) „Die Rückeroberung des öffentlichen Raums vom Autoverkehr ist die zentrale Voraussetzung für sichere und bequeme Mobilität im Alltag; für lebendige Quartiere und ein gesundes Lebensumfeld. Parkraum- bezogene Maßnahmen haben erwiesener- maßen einen großen Einfluss auf Pendler- ströme aus dem Umland in die Stadt und stellen eine wesentliche Stellschraube für nachhaltige Mobilität dar. Die Gebühren- höhe für einen Bewohnerparkausweis sollte angehoben werden, um den tatsächlichen Foto: ADFC FOTO.TEAM Wert des knappen öffentlichen Raums widerzuspiegeln.“ Manuel Warrlich (ADFC Bremen e.V.) „Bei begrenztem Verkehrsraum bedeutet mehr Raum für Rad- und Fußverkehr eben auch weniger Platz für das zurzeit dominie- rende und kostenlos im öffentlichen Raum stehende private Auto. Daher ist Parkraum- bewirtschaftung – also die Bepreisung der Nutzung dieses öffentlichen Raums – ein Foto: © VCD Bremen wichtiger Ansatz das Ungleichgewicht an- zugehen und nutzt im Endeffekt allen Bür- gerinnen und Bürgern dieser Stadt.“ pedal 3 • 2018
Raumverteilung in der Stadt 13 Georg Wietschorke (BUND Bremen e.V.) „Innovatives Parkraummanagement ist ein wichtiger Schritt in Richtung eines nach- haltigen Mobilitätsverhaltens und muss daher Teil der strategischen Verkehrs- planung sein. Parkraumbewirtschaftung ist allerdings auch ein sehr emotionales Thema. Die Einführung bedarf eines gu- ten Kommunikationskonzepts sowie einer intensiven Öffentlichkeitsarbeit mit einer nachvollziehbaren Botschaft. Nur so kön- nen gute Gründe für Maßnahmen in der Öffentlichkeit rechtzeitig und umfassend Foto: © Fuß e.V. vermittelt werden. Eine flächendeckende Parkraumbewirtschaftung bietet überdies die Möglichkeit, Einnahmen zu erzielen, die Angelika Schlansky (FUSS e.V.) dann in den Umweltverbund und die Stadt- „Fußgänger brauchen die Bürgersteige als gestaltung reinvestiert werden können. Das Verkehrsfläche; in viel stärkerem Maß gilt so etwas funktioniert, zeigt z.B. die Stadt das für alle Menschen, die auf einen Roll- Amsterdam, die von der Größe mit Bremen stuhl angewiesen sind oder nicht sehen vergleichbar ist.“ können. Die Bürgersteige müssen von Hin- dernissen, parkenden Autos und Fahrrädern freigehalten werden. Park- raumbewirtschaftung trägt dazu bei, das Parken im öffentlichen Raum auf ein straßenverträgliches Maß zu reduzieren und Platz zu schaffen für andere Nutzun- Foto: © BUND Bremen gen, z.B. Kinderspiel in Wohnstraßen und Fahrradbügel auf Parkstreifen am Fahrbahnrand." Platz für Menschen Parkraumbewirtschaftung als Schlüssel • „Parkraumbewirtschaftung – • „Parken, Pendler, Planung - Wie die Freie für eine lebenswerte Stadt die Königsdisziplin der Verkehrswende" Hansestadt Bremen Mobilität steuert“ Uta Bauer, Deutsches Institut für Urbanistik Gunnar Polzin, Leiter Verkehrsabteilung beim Bremer Fachtag am 23. Oktober 2018 (DIFU), Berlin Senator für Umwelt, Bau und Verkehr, Bremen 15:00 - 19:30 Uhr Wallsaal der Stadtbibliothek • „Der Weg zur Arbeit - • Podiumsgespräch Am Wall 201, 28195 Bremen Pendeln in Gegenwart und Zukunft“ • Abschluss / Gespräche / kleines Buffet bis Dr. Dominik Santner, Arbeitnehmerkammer ca. 21 Uhr Bremen Mit den Vorträgen: Das Bündnis für die Verkehrswende lädt herz- • „Mehr Mobilität mit weniger Autoverkehr - • „Unterwegs in der Stadt von morgen: Wandel lich ein! Anmeldung unter: bremen@vcd.org Die Zukunft urbaner Mobilität" von Mobilitätskultur und Aufenthaltsqualität“ Weitere Informationen zum Positionspapier Prof. Dr. Heiner Mohnheim, Verkehrswissen- Dr. Jutta Deffner, Institut für sozial-ökologi- und zur Fachtagung finden Sie auf dem Blog: schaftler, raumkom-Institut, Bonn sche Forschung (ISOE), Frankfurt www.bremenize.de pedal 3 • 2018
14 Verkehr Lob und Tadel in Bildern und Worten sprechen auf diesen Seiten für sich. ADFC-Aktive zeigen und kommentieren – manchmal aus persönlicher Sicht – was bei alltäglich radfahrenden Menschen gut ankommt und was deutlich zu wünschen übrig lässt. PLUS Geheimtipp verraten Bremen-Ostertor. Eine wichtige Zu- ADFC führt das Amt für Straßen und bringerroute in die Stadt führt in Ver- Verkehr jetzt mit Hinweiszeichen und längerung der Humboldtstraße über vorbildlicher Markierung auch allen den Imre-Nagy-Weg zur Bischofsna- ortsunkundigen Menschen mit dem del. Bis vor kurzem war der Fahrt- Fahrrad den Weg in die Stadt deutlich richtungswechsel von 'Auf den Häfen' vor Augen. nach links (bei der Michael-Kirche) eher ein Geheimtipp und lediglich allen denen vertraut, die dort schon immer fuhren. Auf Anregung des PLUS Lückenschluss auf Fahrradachse Bremen-Vahr. Eine Fahrradhauptroute sort, den Umweltbetrieben Bremen die über einen Gehweg führt? Geht und dem ASV für ein verträgliches gar nicht! Zwischen der Neuen Vahr Miteinander von Fußgänger*innen und und Oberneuland war dies bei der Radfahrenden gesorgt. Gustav-Radbruch-Straße seit Jahr- zehnten jedoch der Fall – inklusive sperrigem Umlaufgitter. Nun ist dort das Radfahren legal und komfortabel möglich. ADFC und Beirat haben Hand in Hand mit dem Verkehrsres- Und täglich grüßt das Sperrschild Bremen-Bahnhofsvorstadt. Seit An- LKW-Verkehr an der Baustelle des fang 2017 werden Radfahrende in City-Gate. Die große Mehrheit ent- Texte & Fotos: ADFC Bremen & Bremerhaven, Foto: gustav-radbruch-str nach ehmckstr1 Stefan Matthäus Richtung City ausgebremst: Kurz vor scheidet sich jedoch gegen zusätz- Erreichen der Innenstadt sollen Sie liche Ampelwartezeiten und fährt an der Baustelle City-Gate auf die geradeaus weiter. Für sie wäre eine linke Seite wechseln und dort die Einfädelspur in Richtung Fahrbahn Hochstraße Richtung ‚Auf der Brake‘ ein gutes Angebot – der ADFC for- unterqueren. Begründet wurde die derte bisher vergeblich Verbesse- (Irr-)Wegeführung mit glitschigem rung! Bodenaushub und dem gefährlichen PLUS Grüne Welle fürs Rad Bremen-Mitte. Wer tagein-tagaus Freigabe für den Autoverkehr zu sein. dieselbe Strecke fährt, beginnt irgend- Nicht so in der Remberti-Fahrrad- wann, die Abfolge der Grünzeit 'seiner' Straße: Hier gewährleistet das ASV Ampeln auswendig zu lernen. Um durch aufwendige Neuprogrammierung möglichst wenige Zwangsstopps in Kauf zwischen „An der Weide“ und Rem- zu nehmen, wird dann mal schnell, mal bertiring eine Grüne Welle für alle, die langsam gefahren. Die Grünphasen für mit 18-22 km/h Fahrrad fahren. „Geht Radfahrende scheinen dabei wenig auf- doch“, meinen die Fahrrad-Experten einander abgestimmt, sondern vielmehr vom ADFC und wünschen dieses tolle das Abfallprodukt einer koordinierten Angebot für viele, weitere Strecken. pedal 3 • 2018
Verkehr 15 Aus der Kurve geflogen Bremen-Utbremen Am Nordwestkno- muss hier eine Mittellinie, die die ten gibt es eine beinahe rechtwinklige beiden Fahrtrichtungen trennt und Kurve auf dem Beidrichtungsradweg mit Richtungspfeilen deutlich auf den zwischen Breitenweg und Utbremen/ Gegenverkehr hinweist. Walle. Stadteinwärts wird diese daher gerne geschnitten – durch das etwas abfallende Gelände oft auch mit hoher Geschwindigkeit. Das kann allerdings gefährlich für die stadtauswärts Fahrenden werden. Abhilfe schaffen PLUS Stufenlos zum Buntentor Bremen-Neustadt. Treppen schränken Südervorstadt bzw. dem Buntentor nicht nur die Barrierefreiheit ein, son- eröffnet worden. dern sind für Menschen mit dem Rad meist schlecht benutzbar. Da trifft es sich gut, dass an der Osterstraße (Süd) die Treppe durch den Bau ei- ner Rampe ersetzt wurde. So ist für den Radverkehr eine interessante Abkürzung zwischen dem Anschluss der Wilhelm-Kaisen-Brücke und der Voll daneben Bremen-Findorff. Eine Hauptroute parkenden Autos, direkt vor die zur für den Radverkehr erhält Stück Admiralstraße rechts abbiegenden für Stück ihr neues Aussehen. Der Autos. Geradeaus zu fahren ist zwar Schutzstreifen auf der Findorffstra- erlaubt, aber nicht selbsterklärend. ße, der in die Stadt führt, ist bis zur Jetzt wird es zur Mutprobe, die drän- Kreuzung Admiralstraße/Theodor- gelnden Autos hinter sich zu ignorie- Heuss-Allee fertig markiert. Nein ren, den Schutzstreifen zu verlassen – leider nicht ganz: Eine Querstraße und geradeaus weiter zur Kreuzung vorher wird das Fahrrad auf den zu fahren, um nach links abzubiegen. Radweg geführt. Versteckt hinter Warten auf die Willkommens-Ampel Bremen-Mitte. Ein Ampelstopp ist tives Signal an die nachhaltigsten immer lästig, häufig aber notwendig. Verkehrsteilnehmer*innen senden. Die Ampel über die Violenstraße Nähern sich Bus oder Bahn, erhielten zeigt den Radpendlern und den zahl- sie passgenau und kurz die Freiga- reichen Fußgänger*innen jedoch be. Lieferverkehr und Privat-PKW grundsätzlich immer erst einmal müssten sich ihr 'Grün' über Fahr- 'rot'. Warum das Ganze nicht um- bahn-Anmeldeschleife bestellen und kehren? Ein 'Immergrün' zwischen gegebenenfalls auch einmal etwas Bischofsnadel und Domshof würde warten ... den Fluss erleichtern und ein posi- pedal 3 • 2018
16 Verkehr Fotos: Christian Peters Pro & Kontra: Die Kennedybrücke A ls eine der wenigen Über- der Brücke sollen sich Menschen mit forderung dar. Um allen Verkehrsteil- querungen der Geeste ist dem Fahrrad plötzlich ihren Weg mit nehmern gerecht zu werden, stehen die Kennedybrücke ein zen- Busfahrgästen, flanierenden Touristen, wir hinter der gefundenen Lösung. Bei traler Verkehrsknotenpunkt Kindern und all denjenigen teilen, die der Beschlussfassung am 02.05.2018 in Bremerhaven. Sechs Spu- über die neuen Rampen kommend die Ausschuss war uns die Sicherheit aller ren stehen dabei dem motorisierten Ver- Geeste queren. Und das im Schritttem- Verkehrsteilnehmer und besonders die kehr zu Verfügung – Personen, die mit po – auch bergab. Das ist weder sicher, mit dem höchsten Schutzpotential ein dem Rad oder zu Fuß unterwegs sind, noch komfortabel. Der ADFC appelliert besonderes Anliegen.“ müssen sich hingegen den Bordstein tei- deshalb an die Politik: Bevor mit einer len. Mit den Sanierungsarbeiten in 2017 endgültigen Markierung die Konflikte wurde das Konzept der Brücke zwar heiß zwischen den schwächsten Verkehrs- Thorsten Raschen, diskutiert, doch schlussendlich fast eins teilnehmer*innen festgeschrieben wer- CDU: zu eins nachgebaut. Hier sehen Sie die den, lassen Sie sich von Planerinnen und „Unverändert sind unterschiedlichen Meinungen zur Ken- Planern den Stand der Technik zeigen.“ nach der Sanierung nedybrücke von Politikern, Stadtplanung der gemeinsame Fuß- und ADFC. und Radweg und Torsten von die Fahrbahnen Haaren, SPD: der Kennedybrücke Albrecht Genzel, „Die Kennedybrücke geblieben. Seit Jahrzehnten teilen sich, ADFC Bremen: ist, neben der Lloyd- ohne Konflikte, Fußgänger und Rad- „So sieht die Ken- straße, eine der fahrer den breiten Streifen neben der nedybrücke nach beiden Hauptein- Fahrbahn. Die Idee einer Fahrspur nur Abschluss der Sanie- fahrtsstraßen in für Radfahrer auf der Fahrbahn lehnen rung aus: Vor der den touristischen Innenstadtbereich. wir ab, weil das Ausweichen auf die Brücke gibt es zwei Hier sind Fußgänger, Radfahrer, Kraft- mittlere Fahrbahn im Bereich der Bus- Fahrstreifen auf der Fahrbahn, auf der fahrzeuge und der ÖPNV zu betrachten. haltestelle hohe Gefahren birgt. Die Mit- Brücke plötzlich drei. Vor der Brücke Besonders der ÖPNV mit seiner Halte- nutzung der regulären Fahrbahn gibt es einen separaten Radstreifen, auf stelle stellt hier eine besondere Heraus- ist zusätzlich möglich.“ pedal 3 • 2018
Verkehr 17 Günter Matthiessen, Bike & Ride DIE LINKE: Modernisierung der Bahnstation „Der Fahrradver- Bremerhaven-Wulsdorf kehr auf der Kenne- dy-brücke muss in Bike+Ride-Angebote sind ein entschei- jeder Richtung eine dender Baustein für ein multimodales eigene Spur haben. Verkehrssystem, in dem letztlich alle Dieses gilt auch für Verkehrsmittel miteinander verknüpft die Columbus-Straße, wo derzeit vom sind. Häufig fehlt es jedoch an wetter- Elbinger Platz bis zur Brücke eine un- geschützten und abschließbaren Ab- zumutbare Situation für Radfahrer ist. stellmöglichkeiten – so auch am Bahnhof Die Kennedy-Brücke ist auch für Rad- Bremerhaven-Wulsdorf. fahrer eine wichtige Verbindung in die Innenstadt. Für Kfz sind zwei Streifen Das soll sich nun ändern: Die Bahnsta- pro Fahrtrichtung ausreichend.“ tion Bremerhaven-Wulsdorf soll ab 2019 Keine eindeutige Fahrradspur aber mit Hindernissen. durch die Deutsche Bahn AG modernisiert werden. Neben barrierefreien Zugängen Prof. Dr. Hauke zum Bahnsteig und Modernisierung der Hilz, FDP: alle Expert*innen gesagt. Mit ihrer Ausstattungselemente, wird auch die „Wir Freie Demokra- Entscheidung, Radfahrer*innen auf Situation für Park-and-Ride- (P+R) und ten sind für einen den Fußweg zu verbannen, bremsen Bike-and-Ride- (B+R) Angebote bedarfs- separaten Fahr- SPD und CDU den Radverkehr aus. gerecht angepasst. Vor dem ehemaligen radstreifen auf der Jetzt erwartet uns ein Radfahren im Bahnhofsgebäude soll eine überdachte Kennedybrücke. Mit Schritttempo, womöglich im Slalom um Fahrradabstellanlage errichtet werden sechs Autospuren Laternenpfähle und Fußgänger*innen. (etwa 30 Abstellmöglichkeiten mit Fahr- ist sie derzeit viel zu breit angelegt. Die Das ist langsam und gefährlich.“ radbügeln). Ferner soll ein paar Meter Geschwindigkeitsunterschiede sind in weiter nordöstlich eine überdachte, be- der Steigung zwischen Autos und Fahr- leuchtete und verschließbare Fahrrad- rädern und in der Abfahrt zwischen Stefan Rößler, sammelgarage geschaffen werden (etwa Fußgängern und Fahrrädern zu groß, Stadtplanungsamt 20 Abstellmöglichkeiten mit Doppelstock- um sich einen Streifen zu teilen.“ Bremerhaven: parkern). Solch eine Fahrradsammelgara- „Die Empfehlung ge, am besten mit einem elektronischen des Radverkehrs- Schließsystem, bietet Schutz vor Witte- Doris Hoch, konzeptes lautet: rung, Vandalismus und Diebstahl. Die GRÜNEN: Einpassung großzü- „Räder sind ein gig dimensionierter Auch die Wegesituation im Zugang zu schnelles, gesundes Radverkehrsanlagen – durch Reduzie- den Radabstellangeboten wird durch eine und platzsparen- rung der Fahrstreifen für den Kfz-Ver- Neugestaltung einschließlich einer Ver- des Verkehrsmittel kehr – mit einer Breite von mindestens breiterung der Nebenanlagen attraktiver. für die Stadt. Der 2 Metern (z.B. Radfahrstreifen). Die Der Runde Tisch Radverkehr Bremerha- Radverkehr auf der Geschäftsführung und die Beteiligten ven ist in die Planungen eingebunden und Kennedybrücke gehört auf eine eige- des Runden Tisch Radverkehr teilen unterstützt diese. Jürgen Pieper, Stadt- ne Spur auf die Fahrbahn. Das haben diese fachliche Einschätzung.“ planungsamt Bremerhaven DIE UNIKATBAUER NEW 2019 CUSTOM DESIGN MADE IN GERMANY Individuell konfigurieren unter WWW.POISON-BIKES.DE DAS GELÄNDE-RENNRAD ARGENTUM | TITAN CRAVEL 29” | KETTE pedal 3 • 2018
18 Verkehr Wie fahrradfreundlich ist Bremen? Jetzt abstimmen beim ADFC-Fahrradklima-Test 2018! Foto: ADFC Noch bis zum 30. November können Radfahrende ihre Städte im ADFC-Fahrradklima-Test bewerten S eit dem 1. September läuft die und Bürgern an? Nehmen Sie sich bitte tuation in über 500 Städten beurteilt. Umfrage zum großen ADFC- ein paar Minuten Zeit für die Fragen auf Bremen lag dabei auf dem vierten Platz, Fahrradklima-Test 2018. Der www.fahrradklima-test.de. Es lohnt Bremerhaven landete auf Platz 26 in der Fahrrad-Club ruft gemeinsam sich!“ jeweiligen Größenklassen. Besonders po- mit dem Bundesverkehrsmi- sitiv bewerteten die Bremer*innen die nisterium wieder hunderttausende Rad- Macht Radfahren in Bremen Präsenz von Radfahrenden im Stadtbild fahrerinnen und Radfahrer dazu auf, die Spaß oder Stress? und die Erreichbarkeit des Stadtzent- Fahrradfreundlichkeit von Städten und Bei der Online-Umfrage werden 32 Fra- rums. Bemängelt wurden vor allem die Gemeinden zu bewerten. Der Test hilft, gen zur Fahrradfreundlichkeit gestellt Sicherheit und der Komfort beim Radfah- Stärken und Schwächen der Radver- –beispielsweise, ob das Radfahren Spaß ren. Die Bewertungen vom letzten Durch- kehrsförderung zu erkennen. In diesem oder Stress bedeutet, ob Radwege von gang gibt es auf www.fahrradklima-test. Jahr ist die Familienfreundlichkeit des Falschparkern freigehalten werden und de/karte beim Klick auf Bremen/Bremer- Radverkehrs das Schwerpunktthema. ob sich das Radfahren auch für Familien haven. mit Kindern sicher anfühlt. Auch der ADFC Bremen bittet Bremer* Mehr als 120.000 Bürgerinnen und Bür- Bis 30. November bewerten! innen und Bremerhavener*innen um ih- ger haben 2016 mitgemacht und die Si- Die Umfrage findet zwischen 1. Septem- re Teilnahme. „Das Fahrrad ist in Bre- ber und 30. November 2018 über die In- men mehr als nur ein Verkehrsmittel ternetseite www.fahrradklima-test.de – es ist ein Teil der Kultur, des Alltags statt. Die Ergebnisse werden im Frühjahr und der Lebensart“, meint Sven Eckert, 2019 präsentiert. Ausgezeichnet werden Landesgeschäftsführer des ADFC Bre- die fahrradfreundlichsten Städte und men. „Gerade deshalb bietet das Rad- Gemeinden nach sechs Einwohner-Grö- fahren in Bremen täglich Grund zur ßenklassen sowie diejenigen Städte, die Freude, aber auch Grund zum Frust. seit der letzten Befragung am stärksten Umso wichtiger ist die Frage: Was läuft aufgeholt haben. schon gut – was nicht? Kommen die Ver- besserungen auch bei den Bürgerinnen Hannah Simon pedal 3 • 2018
Verkehr 19 Hochstraßentour & Dinner 4000 Radfahrende demonstrieren für nachhaltige Mobilität M ehr Platz fürs Fahr- trationszug in diesem Jahr am Ludwig- tätswoche. Neben der Hochstraßentour rad in der Stadt! Unter Franzius-Platz (Europahafen). Die etwa luden verschiedenste Programmpunkte diesem Motto hat der 20 km lange Tour führte quer durch Bre- von Podiumsdiskussionen und Vorträ- Allgemeine Deutsche men – Highlights waren die Streckenab- gen, über Fahrradkino bis hin zu einer Fahrrad-Club Bremen schnitte auf der B6 und der Hochstraße multimodalen Rallye dazu ein, sich mit am Sonntag, 16. September zum 13. Mal am Breitenweg, die eigens für die Veran- dem Thema nachhaltige Mobilität ausei- zur Fahrraddemonstration auf Bremens staltung gesperrt wurden. Die Fahrrad- nander zu setzen. Hannah Simon Hochstraßen aufgerufen. Knapp 4.000 demo endete beim Straßenfest „Dinner Menschen folgten dem Appell und mach- auf dem Wall“. Rund um die Wallmühle ten sich auf Straßen, die sonst dem mo- konnten sich die Tourenteilnehmer*innen torisierten Verkehr vorbehaltenen sind, bei vielfältigen Essensständen stärken stark für eine gerechtere Aufteilung des und bei verschiedenen Initiativen und Straßenraums. Vereinen mehr über nachhaltige Mobili- tät erfahren. Bestes Wetter und musika- Schluss mit „Wir freuen uns, dass die Hochstraßen- tour auch in diesem Jahr so gut besucht lische Begleitung luden zum entspannten Verweilen ein. Für etwas Action sorgten Antriebslosigkeit ist“, berichtet Bonnie Fenton, Vorsitzende währenddessen verschiedenste Aktivitä- des Landesverbands Bremen. „Es zeigt: ten von Stand-Up Paddeln, über Volley- Wir sind nicht alleine mit unserer For- ball bis hin zum Salsa-Tanz. derung nach mehr Platz fürs Fahrrad im öffentlichen Raum. Die Hochstraßentour Kristin Klimbert vom ADFC zeigte sich bildungen, bietet die seltene Gelegenheit für Breme- äußerst zufrieden: „Ohne unser größ- 85-2413-8, rinnen und Bremer jeden Alters, sowohl tenteils ehrenamtliches Orga-Team und ihre Stadt als auch urbane Mobilität die über 70 freiwilligen Helferinnen und S., zahlr. farbige Ab iert, ISBN 978-3-80 entspannt und komfortabel zu erleben. Helfer hätten wir die Tour so nicht aus- Die Begeisterung der Teilnehmer*innen richten können. Herzlichen Dank dafür!“ beweist jedes Jahr aufs Neue, dass mehr Fläche fürs Rad nicht nur mehr Sicher- Die Hochstraßentour und das „Dinner 3. Auflage 2018, 208 heit bringt, sondern vor allem viel Spaß auf dem Wall“ waren auch in diesem 17 x 24 cm, brosch bereitet und die Lebensqualität einer Jahr Teil einer Veranstaltungsreihe von Stadt steigert.“ ADFC, VCD und dem Verein Autofreier € 28,00 Mit neuer Strecke startete der Demons- StadTraum zur Europäischen Mobili- m/ www.facebook.co europa-lehrmittel Fachwissen E-Bike Technik der Leicht-Elektrofahrzeuge Das Buch befasst sich mit Aufbau, Wirkungsweise und Betriebsverhalten von Elektrofahrrädern. Ein Ratgeber für Fachleute und Bastler. Preis gültig bis 31.03.2019 Foto: © ADFC Bremen www.europa-lehrmittel.de info@europa-lehrmittel.de Telefon: 02104 6916-0, Telefax: -27 Knapp 4.000 Menschen machen sich stark für mehr Platz fürs Fahrrad in der Stadt. pedal 3 • 2018
20 Projekte ADFC-Projekte Vorschau 2018 - eigentlich Was macht ...? Neben der verkehrspolitischen Lobbyarbeit und dem umfangrei- chen Tourenangebot, engagiert sich der ADFC in Bremen mit diversen Projekten rund ums Rad. Dabei ste- hen immer wieder neue Aspekte im Vordergrund, um das Radfahren in Bremen in allen Situationen, für alle Menschen zu fördern – sei es beim Einkauf, beim Schul- und Arbeits- weg oder anderen alltäglichen Stre- cken. Das pedal gibt einen Über- blick über neuste Entwicklungen. … „Mit dem Rad zur Arbeit“? So viele Teilnehmer*innen wie noch nie! „Auf den Sattel, fertig, los!“ Diesem Auf- Foto: © WFB/ Jonas Ginter ruf der Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit 2018“ von AOK und ADFC sind auch in diesem Jahr viele Arbeitnehmer*innen aus dem Land Bremen gefolgt. Wie in den vergangenen Jahren konnten alle Perso- nen, die zwischen dem 1. Mai und dem Auf die Plätze, fertig, los! Das sportliche Fietje-Modell beim Lastenradrennen von Bremen BIKE IT! 31. August an mindestens 20 Tagen mit dem Rad zur Arbeit gefahren sind, an der … Fietje? Neue Stationen – neue Räder mit einer Transportbox ausgestattet ist, großen Gewinnverlosung teilnehmen. – neue Modelle wurde bei dem in der Neustadt stehenden 2018 war für die Aktion besonders erfolg- Erst seit Ende März auf den Straßen Rad sowohl auf die Kiste als auch auf reich, denn mit über 6.000 Teilnehmen- Bremens unterwegs und schon mit weit die Unterstützung durch einen E-Motor den konnten fast 1.000 Personen mehr mehr als 450 registrierten Nutzer*innen verzichtet. So ist dieses Fietje, mit einem als noch 2017 zum Mitmachen motiviert viel zu oft ausgebucht: Fietje, das freie Eigengewicht von nur 18 kg besonders werden. Im Aktionszeitraum von Mai bis Lastenrad des ADFC Bremen. Um die leicht zu fahren und flott unterwegs. August wurden in Bremen und Bremer- Buchungssituation zu entlasten, konnte haven fast 1,5 Millionen Kilometer gera- das Fietje-Team eine Erweiterung der Das ADFC-Team würde sich sehr freuen, delt, was einem Kalorienverbrauch von Lastenrad-Flotte schon im September wenn die Fietje-Flotte wachsen und in 35 Millionen Kilokalorien entspricht. realisieren. Drei weitere Fietje- weiteren Stadtteilen angeboten werden Gut für die Gesundheit und mit einer Lastenräder können jetzt über die könnte – doch hierfür benötigt das Projekt CO2-Einsparung von über 290.000 Kilo Webseite in den Stadtteilen Hemelingen finanzielle Unterstützung. Sprich: gramm auch gut fürs Klima! Allen (Bürgerhaus Hemelingen), Neustadt (Café Der ADFC sucht Sponsoren, die bei der Teilnehmer*innen ein herzliches Dan- Pour Pour) und Schwachhausen (Vinum) Beschaffung neuer Räder helfen, oder die keschön fürs Mitmachen. gebucht werden. Kosten für Wartung und Unterhaltung Kristin Klimbert eines Fietje übernehmen: Dies können Beim Einkauf der drei neuen Räder setzt Firmen oder Privatpersonen sein, auch das Fietje-Team jetzt nicht nur auf das eine Förderung durch die Ortsämter der auch schon in anderen Städten bewährte einzelnen Stadtteile wäre sehr hilfreich. bakfiets sondern freut sich, den Denn Fietje soll möglichst weiterhin ein Foto: @ ADFC Bremen Nutzer*innen die deutlich sportlicheren kostenfrei nutzbares Angebot bleiben. Räder Karó des Herstellers VeloLab – einer Bremer Fahrradmanufaktur – Interessierte oder Menschen die ent- anbieten zu können. Während das Modell sprechende mögliche Ansprechpartner* mit Elektrounterstützung (zu finden bei innen kennen, können Kontakt aufneh- Mit dem Rad zu Arbeit: Über 6.000 Teilnehmer*innen Vinum in Schwachhausen) wiederum men unter: kontakt@fietje-lastenrad.de pedal 3 • 2018
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